Wirtschaftszeitung_24102016
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20 GELD &<br />
Plädoyer für eine<br />
360-Grad-Sicht<br />
Vermögens- und Nachfolgeplaner Jörg Tylla weiß, wie schlimm es ausgehen<br />
kann, wenn jeder Einzelne „nur das Beste“ für den Mandanten will.<br />
„Ich möchte das ganze Puzzle<br />
lösen.“<br />
Jörg Tylla<br />
In zigtausendFamilienunternehmen<br />
steht in den nächsten Jahren die<br />
Übergabe an. Genaue Zahlen sind<br />
zwar schwer zu ermitteln, doch<br />
schaut man auf die Gewerbean- und<br />
-abmeldungen, lässt sich die Dimension<br />
zumindest erahnen: Im ersten<br />
Halbjahr 2016 registrierte das Statistische<br />
Bundesamt deutschlandweit<br />
rund 27 000 Übernahmen durchVerkauf,<br />
Verpachtung und Erbschaft.<br />
Sind die Unternehmen daraufvorbereitet?<br />
„Viele nicht. In gut einem<br />
Viertel der Fälle kommt der Zeitpunkt<br />
der Übergabe unerwartet.Wer<br />
dann nicht umfassend vorbereitet<br />
ist, hat mitunter katastrophale Folgen<br />
zu tragen“, sagt Jörg Tylla.<br />
Der Münsteraner kennt aus<br />
seinem beruflichen Alltag<br />
alsVermögens- und Unternehmensnachfolgeplaner<br />
Fälle, bei denen falsche<br />
Weichenstellungen am Ende zu nachteiligen<br />
und völlig ungewollten Ergebnissen<br />
führten. Tylla ärgert dies: „Jahrzehnte<br />
arbeitet man für sein Lebenswerk. Da<br />
darfesnicht sein,<br />
dass am Ende falsche<br />
Formulierungen<br />
in einem<br />
Gesellschaftervertrag<br />
oder missverständliche<br />
Aussagen in<br />
einem Testament<br />
dieses Lebenswerk zunichtemachen.“ Oft<br />
mündeten solche Fälle in Streitigkeiten<br />
zwischen den Erben.<br />
Der Diplom-Kaufmann plädiert für eine<br />
360-Grad-Sichtweise. Es gehe am Ende<br />
nicht nur um die reinen Vermögens- und<br />
Unternehmenswerte, sondern auch um<br />
die persönlichen Einstellungen und Positionen<br />
sowie die Familiensituation.<br />
Hausbank, Steuerberater, Notar und Anwalt<br />
können laut Jörg Tylla in diesen<br />
zentralen Fragen nur eine optimale Beratung<br />
gewährleisten, wenn sie miteinander<br />
vernetzt sind.<br />
„Es treten regelmäßig Fälle auf, in denen<br />
jeder für sich nur das Beste für den Klienten<br />
will. Doch es fehlt, wenn es der Betroffene<br />
nicht selbst leistet, der Gesamtblick.<br />
Ich weiß, dass solche nicht koordinierten<br />
Beratungen viele Dinge verschlimmbesssern<br />
können.“ Detailverliebt<br />
würde in manchen Fällen jeder Experte<br />
für sich optimale Lösungen suchen und<br />
Verabredungen formulieren. Tylla: „Und<br />
dies, obwohl ein Steuerberater und ein<br />
Rechtsanwalt nicht jeden Begriff zu 100<br />
Prozent gleich verstehen und anwenden.“<br />
Konsequenz: Die Terminologie ist<br />
strittig, der Streit programmiert.<br />
Untersuchungen haben in den vergangenen<br />
Jahren mehrfachgezeigt. dass Testamentehäufig<br />
Mängel aufweisen. Abgesehen<br />
davon, dass die meisten Deutschen<br />
auf einen formulierten letzten Willen verzichten<br />
und sich offenbar voll und ganz<br />
auf eine gesetzliche Erbfolge verlassen,<br />
sind auch ausgearbeitete Testamente<br />
mitunter fehlerhaft. Tylla: „Vor allem,<br />
wenn sie viele Jahre alt sind und nicht<br />
mehr die wirkliche Vermögenssituation<br />
abbilden. Damit beginnen oft schon die<br />
Probleme.“<br />
Wastun? Für den Münsteraner,der selbst<br />
dem Netzwerk der Certified EstatePlaner<br />
(CEP) und dem entsprechenden deutschen<br />
Verein (www.vepd.de) aktiv angehört,<br />
muss man als Berater den Menschen<br />
in all seinen Facetten kennenlernen,<br />
um ihn wirklich beraten und begleiten<br />
zukönnen. Jörg Tylla: „Ich muss die<br />
Motive kennen, die hinter den ersten Aussagen<br />
zur Vermögensplanung stehen.<br />
Nur dann habe ich die Möglichkeit, umfassend<br />
Rat zugeben und Fragestellungen<br />
richtig einzuordnen.“<br />
Dies erfordereZeit, aber die Mühe lohne<br />
sich. Denn gedacht werde nicht an Produkte,<br />
sondern an Lösungen, die für<br />
einen Menschen wichtig sind. Für den<br />
Berater spiele deshalb auch die offene<br />
Kommunikation eine zentrale Rolle. „Ich<br />
möchte nicht einen Stein in ein Puzzle<br />
einsetzen, sondern das ganze Puzzle lösen.“<br />
Allein? Jörg Tylla winkt ab und verweist<br />
auf das Netzwerk, das Berater heuteaufweisen<br />
sollten. Es gehe nicht darum,<br />
einenmit Zahlen und Fakten hinterlegten<br />
Zwischenstand zu ermitteln, sondern<br />
ausgehend von dieser Basis steuerliche,<br />
geschäftliche und unternehmerische Ziele<br />
zu formulieren und die Gestaltungsmöglichkeiten<br />
zu erkennen.<br />
Tylla rät dazu, alle Beteiligten an einen<br />
Tisch zu holen, um nach der Diagnose<br />
wie in einem Team mit verschiedenen<br />
Medizinern über die optimale Behandlungzusprechen.<br />
Im Laufeseiner beruflichen<br />
Selbstständigkeit hat er damit<br />
stets gute Erfahrungen gemacht.<br />
Dem Verein gehören bundesweit rund<br />
500Mitglieder an, die eine entsprechende<br />
Ausbildung aufweisen: Rechtsanwälte,<br />
Steuerberater, Notare, Mediatoren,<br />
Testamentsvollstrecker,Stiftungsberater,<br />
Betreuer,CoachesimBereich der Vermögens-<br />
und Unternehmensnachfolge.<br />
Dabei sehen sich die Etate Planer vor allem<br />
auch inder Rolle des Koordinators,<br />
der während des Aufbaus der Vermögensmanagements<br />
den Beratungsprozess<br />
steuert. Die Mitglieder verpflichten<br />
Am runden Tisch, so sagt Jörg Tylla, können in Vermögensfragen am besten<br />
sich, entsprechende Berufsgrundsätze<br />
einzuhalten. Am Ende soll im Land der<br />
Erben, wie Deutschland manchmal auch<br />
bezeichnet wird, Vermögen mit einem<br />
guten Gefühl von der einen zu anderen<br />
Hand weitergegeben werden –und dies<br />
trotz eines enormen Wandels bei erbschafts-,<br />
steuer- und gesellschaftsrechtlichen<br />
Rahmenbedingungen. wk<br />
„Ring frei zum Gründen“<br />
Vom 14. bis 20. November findet bundesweit die Gründerwoche 2016 statt -auch das Münsterland macht mit.<br />
Karriere als Unternehmerin<br />
oder Unternehmer? Obwohl<br />
gerade kleine und mittlere<br />
Unternehmen eine herausr<br />
Rolle für den Wirt-<br />
Kagende<br />
schaftsstandort Deutschland spielen, ist<br />
die berufliche Selbstständigkeit für viele<br />
Menschen keine selbstverständliche<br />
Perspektive. Die Gründerwoche Deutschland<br />
möchtedas ändern. Die bundesweite<br />
Aktionswoche unter Federführung des<br />
Bundesministeriums für Wirtschaft und<br />
Energie (BMWi) möchte dem Gründergeist<br />
auf die Sprünge helfen.<br />
Als Teil der internationalen Global Entrepreneurship<br />
Week findet die nächste<br />
Gründerwoche Deutschland vom 14. bis<br />
20. November statt –auch imMünsterland,<br />
wo zahlreiche Initiatoren und Partner<br />
mit einer Fülle verschiedener Veranstaltungen<br />
animieren und informieren.<br />
„Münster gründet!“ heißt das Motto in<br />
der Stadt Münster, woinder Aktionswoche<br />
täglich Workshops, Veranstaltungen<br />
und Seminare angeboten werden<br />
(www.muenster-gruendet.de). Schon<br />
am 26.Oktober wird ineiner gemeinsamen<br />
Veranstaltung des Münsterland e.V.,<br />
der Wirtschaftsförderungen im Münsterland,<br />
der IHK Nord Westfalen und der<br />
Handwerkskammer das Projekt Gründergeist@Münsterland<br />
vorgestellt. Das Projekt<br />
mit einem Fördervolumen von rund<br />
800 000 Euromobilisiert und unterstützt<br />
münsterlandweit Gründungswillige von<br />
der Ideenfindung bis hin zu einem geschäftstüchtigen<br />
Businessplan.<br />
Allgemeine Informationen zur Gründerwoche<br />
2016 gibt es unter:<br />
www.gruenderwoche.de.<br />
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