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der gemeinderat SPEZIAL 7/2016

Dieses SPEZIAL der Fachzeitschrift "der gemeinderat" beschäftigt sich mit dem Breitbandausbau in Deuschland.

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Praxis<br />

Praxis<br />

DER AUTOR<br />

Olaf Tölke ist Leiter Bereich Kommunalund<br />

Infrastrukturfinanzierungen bei <strong>der</strong><br />

Investitionsbank Schleswig-Holstein in<br />

Kiel (www.ib-sh.de)<br />

Best Practice<br />

Solidarisch zum Ziel<br />

Kommunale Projekte sind <strong>der</strong> Schlüssel für den flächendeckenden Ausbau des<br />

Glasfasernetzes im nördlichsten Land <strong>der</strong> Bundesrepublik. Die Unterstützung<br />

aller Marktteilnehmer durch die Investitionsbank Schleswig-Holstein ermöglicht<br />

die zügige Umsetzung <strong>der</strong> Breitbandstrategie des Landes.<br />

In Partnerschaften <strong>der</strong> Kommunen untereinan<strong>der</strong><br />

und mit privatwirtschaftlichen<br />

Marktteilnehmern werden in<br />

Schleswig-Holstein aktuell bereits große<br />

Teile des überwiegend ländlichen Raumes<br />

mit FTTB-Anschlüssen (FTTB; Fibre<br />

to the Building, Glasfaser bis ins Gebäude)<br />

ausgebaut. Weitere Projekte sind in Planung.<br />

Hinzu kommen eigene Projekte <strong>der</strong><br />

mehrheitlich öffentlichen Stadt- und Gemeindewerke.<br />

Sie alle verfolgen das Ziel<br />

einer flächendeckenden Versorgung <strong>der</strong><br />

Bevölkerung und <strong>der</strong> Unternehmen mit<br />

schnellen Internetanschlüssen, wie es in<br />

<strong>der</strong> Strategie <strong>der</strong> Landesregierung „Breitband<br />

2030“ fixiert ist.<br />

Grundsätzlich ist es nach wie vor<br />

schwierig, die im Vergleich zu einem Ausbau<br />

bis zum Verteilerkasten <strong>der</strong> Deutschen<br />

Telekom (KVZ-Anbindung, FTTC, Fibre to<br />

the curb) hohen Investitionskosten in ein<br />

FTTB-Glasfasernetz finanziell zu verkraften.<br />

Die höheren Kosten lassen sich nur<br />

bei einer sehr langfristigen Betrachtung<br />

sowohl bei <strong>der</strong> Finanzierung als auch bei<br />

<strong>der</strong> Abschreibung tragen. Hier kommen<br />

die kommunalen Partnerschaften ins Spiel.<br />

Je größer ein Ausbaugebiet im ländlichen<br />

Raum ist, umso eher lassen sich die<br />

etwas dichter besiedelten Gebiete mit den<br />

sehr dünn besiedelten Gebieten mischen.<br />

Nach dem Solidarprinzip kann dann ein<br />

insgesamt noch umsetzbares Projekt entstehen.<br />

Als Organisationsform wählen die<br />

Kommunen in Schleswig-Holstein meist<br />

einen Zweckverband.<br />

Zunächst wird festgestellt, ob in <strong>der</strong> betreffenden<br />

Region ein eigenwirtschaftlicher<br />

Ausbau eines Marktteilnehmers geplant<br />

ist. Ist dies nicht <strong>der</strong> Fall, wird über eine<br />

europaweite Ausschreibung ein Betreiber<br />

für ein Breitbandnetz gesucht, das dieser<br />

für Rechnung des Zweckverbandes auch<br />

erstellt. Der Betreiber dieser passiven Infrastruktur<br />

wird anschließend auch <strong>der</strong><br />

Ersteller und Betreiber des aktiven Netzes.<br />

Die Pachtvereinbarung für das passive<br />

Netz zwischen dem Zweckverband und<br />

dem Betreiber sieht auch vor, dass eine bestimmte<br />

Quote an Kundenverträgen innerhalb<br />

eines festzulegenden Clusters vorliegen<br />

muss, noch bevor <strong>der</strong> Zweckverband<br />

die Baufreigabe erteilt. Damit sichern sich<br />

beide Seiten dagegen ab, eine Infrastruktur<br />

zu erstellen, die niemand nutzt.<br />

Gleichwohl ist die Anfangsphase solcher<br />

Projekte sehr schwierig, da die späteren<br />

Nutzer beziehungsweise Kunden erst nach<br />

<strong>der</strong> Bauzeit und dem Ablauf <strong>der</strong> Kündigungsfrist<br />

beim vorherigen Internetanbieter<br />

an die Partner <strong>der</strong> Kommunen zahlen.<br />

Die För<strong>der</strong>produkte <strong>der</strong> Investitionsbank<br />

Schleswig-Hostein setzen an genau diesen<br />

beiden kritischen Punkten an: Die Tilgung<br />

erfolgt lediglich in <strong>der</strong> Höhe, in <strong>der</strong> auch<br />

abgeschrieben wird, also kalkulatorisch<br />

über 40 Jahre. In einer fünfjährigen Anfangsphase<br />

wird die Tilgung komplett<br />

ausgesetzt. Damit kann <strong>der</strong> Zweckverband<br />

seinem Betreiber zugestehen, auch selbst<br />

in dieser Phase noch keine volle Pacht<br />

zu bezahlen, da ihm die Einnahmen bei<br />

den Kunden fehlen. Nur so ist es möglich,<br />

überhaupt Bieter zu finden, die sich um<br />

die Umsetzung des Projektes bewerben<br />

und dennoch ein Angebot machen, dass<br />

es <strong>der</strong> Kommune gestattet, langfristige<br />

Wirtschaftlichkeit zu erreichen.<br />

durch den Zweckverband für die passive<br />

Infrastruktur beantragt werden. Das ausführende<br />

Unternehmen (Betreiber) kann<br />

zusätzlich einen Antrag auf ein Breitband-<br />

För<strong>der</strong>darlehen Unternehmen (acht Jahre<br />

Laufzeit und Zinsbindungsfrist) für die<br />

Aktivtechnik stellen.<br />

Der zusätzliche Vorteil <strong>der</strong> Breitband-<br />

För<strong>der</strong>darlehen Kommunen und Unternehmen<br />

ist die Senkung des ohnehin günstigen<br />

Zinssatzes für die ersten fünf Jahre um<br />

1,5 Prozentpunkte.<br />

Die vom Bundesministerium für Verkehr<br />

und Infrastruktur (BMVI) bereitgestellten<br />

För<strong>der</strong>mittel aus dem Bundesför<strong>der</strong>programm<br />

werden in die Finanzierungen<br />

einbezogen. Bei <strong>der</strong> Beantragung von<br />

Bundesför<strong>der</strong>mitteln ist <strong>der</strong> Breitband-<br />

För<strong>der</strong>mittelcheck <strong>der</strong> Investitionsbank<br />

hilfreich: Der vorbereitete Antrag wird<br />

überprüft und es werden gegebenenfalls<br />

Hinweise zur Optimierung gegeben.<br />

Die Bank unterstützt die Kommunen bei<br />

<strong>der</strong> Herstellung <strong>der</strong> Finanzierbarkeit, beim<br />

Erkennen von Chancen und Risiken und<br />

informiert über Aufbau und Inhalt eines<br />

Businessplans. Das sind wichtige Bestandteile<br />

des kostenlosen Beratungsangebotes.<br />

Zusammen mit den Beratungsangeboten<br />

des Breitbandkompetenzzentrums<br />

GLASFASER-STRATEGIE<br />

Die Strategie <strong>der</strong> schleswig-holsteinischen<br />

Landesregierung für den<br />

Breitbandausbau sieht vor, das Land<br />

bis 2030 flächendeckend mit einem zukunftssicheren<br />

Glasfasernetz auszurüsten.<br />

Bereits heute verfügen 23 Prozent<br />

<strong>der</strong> Haushalte in Schleswig-Holstein<br />

über Glasfaseranschlüsse. Damit liegt<br />

das nördlichste deutsche Bundesland<br />

weit über dem Bundesdurchschnitt von<br />

etwa fünf Prozent.<br />

Das Land unterstützt die Glasfaseraktivitäten<br />

von Stadtwerken, Breitbandnetzgesellschaften<br />

und kommunalen Breitband-Zweckverbänden<br />

mit Beratung<br />

und Koordinierung, insbeson<strong>der</strong>e durch<br />

das kommunal getragene Breitband-<br />

Kompetenzzentrum (BKZSH). Auch die<br />

Investitionsbank (IBSH) begleitet diesen<br />

Prozess als Finanzierungsmotor und<br />

Projektberater.<br />

Fotos: Breitband-Zweckverband Dithmarschen; Stihl024/Fotolia<br />

FÖRDERDARLEHEN FÜR KOMMUNEN<br />

Zudem erfolgt die Zinsfestschreibung nahezu<br />

analog zur Dauer des Pachtvertrages,<br />

innerhalb dessen die Zahlungen an den<br />

Zweckverband feststehen. So erhalten die<br />

dem Zweckverband zugehörigen Gemeinden<br />

die Sicherheit, nicht nach Ablauf <strong>der</strong><br />

Zinsbindungsfrist übermäßige Einschussverpflichtungen<br />

übernehmen zu müssen.<br />

In den Projekten, die nicht aus an<strong>der</strong>en<br />

Quellen (insbeson<strong>der</strong>e dem Bundesför<strong>der</strong>programm)<br />

bereits investiv geför<strong>der</strong>t werden,<br />

kann ein Breitband-För<strong>der</strong>darlehen<br />

Kommunen (20 Jahre Zinsbindungsfrist)<br />

und des Wirtschaftsministeriums ermöglicht<br />

die Investitionsbank also die für das<br />

Land so wichtigen Investitionen in eine<br />

flächendeckende Glasfaserinfrastruktur.<br />

Dies kann beson<strong>der</strong>s dort, wo die kommunale<br />

Familie eine aktive Rolle übernimmt,<br />

zum Erfolg werden. Olaf Tölke<br />

Erster Spatenstich im März <strong>2016</strong> mit<br />

Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Frank Nägele<br />

(2. v. li.): Der Breitband-Zweckverband<br />

Dithmarschen gehört zu den kommunalen<br />

Kooperationen in Schleswig-<br />

Holstein, die zinsverbilligte För<strong>der</strong>mittel<br />

<strong>der</strong> Investitionsbank des Landes nutzen.<br />

<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at spezial<br />

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