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der gemeinderat SPEZIAL 7/2016

Dieses SPEZIAL der Fachzeitschrift "der gemeinderat" beschäftigt sich mit dem Breitbandausbau in Deuschland.

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Perspektiven<br />

Perspektiven<br />

Gigabit-Gesellschaft<br />

Wie gelingt Deutschland <strong>der</strong><br />

Sprung in die Zukunft?<br />

Der Kommunikationsstandard 5G ist die Voraussetzung für das „Internet <strong>der</strong><br />

Dinge“ und smarte Anwendungen von intelligenter Mobilität über optimierte<br />

Energieeffizienz bis zu Industrie 4.0. Um die Potenziale hier zu heben, muss die<br />

Politik beim internationalen Wettlauf ins neue Internet-Zeitalter Gas geben.<br />

Während mit <strong>der</strong> vierten Generation<br />

des Mobilfunks (4G) gerade<br />

erst die Grenzen zwischen<br />

Festnetzanschluss und mobiler Umgebung<br />

fallen, ist mit 5G bereits ein Kommunikationsstandard<br />

in <strong>der</strong> Entwicklung, <strong>der</strong> das<br />

Tor zu einem neuen Internet-Zeitalter öffnen<br />

soll. Denn bisherige Mobilfunkgenerationen<br />

konzentrierten sich ausschließlich<br />

auf die mobile Kommunikation von Menschen.<br />

5G zielt dagegen auf die 50 Milliarden<br />

Endgeräte ab, die ab 2020 im „Internet<br />

<strong>der</strong> Dinge“ erwartet werden. Schon ihre<br />

bloße Menge macht eine neuartige Kommunikationstechnologie<br />

erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Das Hauptziel von 5G ist aber höher gesteckt.<br />

Es geht darum, potenziell je<strong>der</strong>zeit<br />

und überall alles mit allem und jedem in<br />

Echtzeit zu vernetzen. Möglich werden<br />

soll das echtzeitfähige sichere Steuern und<br />

Regeln <strong>der</strong> Kommunikationsknoten im Internet<br />

und erstmals eine flächendeckende<br />

Infrastruktur für die Fernsteuerung von<br />

realen und virtuellen (mobilen) Objekten<br />

mit einer drahtlosen Punkt-zu-Punkt-Verbindung.<br />

Dabei wird sich 5G verstärkt mit<br />

<strong>der</strong> Kommunikation mit o<strong>der</strong> zwischen<br />

Maschinen, Sensoren, Kontrollnetzen beschäftigen<br />

– eben mit den „Dingen“<br />

im „Internet <strong>der</strong> Dinge“.<br />

Um zu je<strong>der</strong> Zeit und überall verfügbare<br />

breitbandige Kommunikation in Echtzeit<br />

möglich zu machen, muss 5G ein Vielfaches<br />

mehr als bisherige Mobilfunkgenerationen<br />

bieten: eine 100-fach höhere<br />

Datenrate als heutige LTE-Netze (also bis<br />

zu 1 GBit/s), die Versorgung von 100-mal<br />

so vielen Nutzern auf gleicher Fläche, extrem<br />

niedrige Latenzzeiten (Verzögerungszeiten),<br />

2000-fach geringerer Energieverbrauch<br />

<strong>der</strong> Netze und wesentlich längere<br />

Laufzeiten von Geräteakkus. Bildlich<br />

gesprochen: Nicht nur die Breite <strong>der</strong> Autobahn<br />

wird entscheidend sein, son<strong>der</strong>n<br />

auch, wie effizient wir zukünftiges<br />

Verkehrsaufkommen technologisch<br />

bewältigen.<br />

Dieses Leistungsprofil ist kein<br />

Selbstzweck. Vielmehr ermöglicht<br />

5G so den Durchbruch smarter<br />

Anwendungen von Smart<br />

Home bis Smart Energy, von<br />

autonomer Mobilität bis zu<br />

Industrie 4.0. Bei den Anwendungsszenarien<br />

auf 5G-Basis<br />

sind<br />

<strong>der</strong> Fantasie keine Grenzen gesetzt. Sie<br />

reichen von hochauflösenden Video-Inhalten<br />

bis zum fahrerlosen Autofahren. Im<br />

Smart Home übertragen Sensoren zum<br />

Beispiel Daten für die Alarmanlage o<strong>der</strong><br />

die Heizung rasend schnell. Menschen<br />

können Roboter ohne Verzögerung auf<br />

Distanz an Orten steuern, die für sie<br />

selbst zu gefährlich<br />

sind.<br />

Ein<br />

Foto: Hermann/Fotolia<br />

für Deutschland mit seinen Stärken im<br />

Automobil-, Maschinen- und Anlagenbau<br />

beson<strong>der</strong>s wichtiges Anwendungsfeld ist<br />

Industrie 4.0 und die damit verbundene<br />

Vernetzung <strong>der</strong> Produktion und Logistik.<br />

Das alles zeigt: Es geht bei 5G um die Zukunft<br />

<strong>der</strong> Industrie- und Informationsgesellschaft<br />

– und damit um die Zukunft des<br />

Standorts Deutschland. 5G sollte Gesamt-<br />

Geschäftsmodellansätze för<strong>der</strong>n und nicht<br />

zellulare Hot-Spot-Technologie sein.<br />

Umso wichtiger ist die Frage, wie<br />

Deutschland in diesem Innovationswettlauf<br />

abschneiden wird. Die Voraussetzungen<br />

für einen Spitzenplatz sind gut. Die<br />

Bundesrepublik hat eine gute Forschungsposition,<br />

wie das Beispiel 5G Lab Germany<br />

an <strong>der</strong> TU Dresden zeigt. Deutsche<br />

„Hidden Champions“ <strong>der</strong><br />

Elektro- und Informationstechnik<br />

mischen auch bei<br />

5G-relevanten Themen<br />

ganz oben mit. Und Deutschland verfügt<br />

über effiziente Strukturen. So arbeiten Unternehmen<br />

und Verbände wie <strong>der</strong> VDE mit<br />

Hochdruck daran, 5G zu realisieren.<br />

Aber die Hürden sind hoch. Technische<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen liegen zum Beispiel bei<br />

Innovationen in <strong>der</strong> Luftschnittstelle, in<br />

<strong>der</strong> Flexibilität <strong>der</strong> Netzarchitekturen und<br />

bei hohen Anfor<strong>der</strong>ungen bezüglich neuer<br />

Frequenzbän<strong>der</strong> und <strong>der</strong> Anbindung <strong>der</strong><br />

Netzknoten. Hinsichtlich <strong>der</strong> IT-Sicherheit<br />

gilt es, Geschäftspotenziale ungehin<strong>der</strong>t<br />

zu ermöglichen – bei gleichzeitig maximalem<br />

Schutz des Informationsaustauschs.<br />

Wenn die Hürden genommen werden, eröffnet<br />

sich eine Riesenchance: 5G kann<br />

Wachstumsmotor <strong>der</strong> EU werden.<br />

Aber Eile ist geboten. Denn auch an<strong>der</strong>norts<br />

treibt man das Zukunftsprojekt<br />

entschlossen voran. So investiert Korea<br />

Milliardenbeträge in die neue Technologie<br />

und will die Olympischen Spiele 2018<br />

in Pyeongchang mit 5G-Mobilfunk verbinden.<br />

China hat vor, 2018 mit Testläufen <strong>der</strong><br />

5G-Netze zu beginnen, die USA wollen<br />

bereits <strong>2016</strong> starten.<br />

Der Ball liegt also im Feld <strong>der</strong> Politik.<br />

Von ihr for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> VDE eine europäische<br />

Agenda für 5G und das Internet<br />

<strong>der</strong> Dinge. Wichtige Eckpunkte<br />

sind dabei die Verstärkung<br />

von Infrastrukturinvestitionen,<br />

Erleichterungen bei <strong>der</strong><br />

Frequenzfreigabe, ein europäisches<br />

Digitalisierungskonzept<br />

aus einem Guss, eine konzertierte<br />

För<strong>der</strong>ung für Mikroelektronik<br />

und Informations- und<br />

Kommunikationstechnik sowie<br />

die Schaffung eines rechtlichen<br />

Rahmens zum Beispiel für<br />

autonome Mobilität. So<br />

schafft Deutschland den<br />

digitalen Wandel in einer<br />

internationalen Spitzenposition.<br />

Es ist höchste<br />

Zeit. Ansgar Hinz<br />

MOBILFUNKGENERATION 5G<br />

Das Mobilnetz <strong>der</strong> Zukunft, 5G<br />

(„G“ steht für „Generation“, „5G“ meint<br />

also die fünfte Generation) soll intelligenter,<br />

schneller und verzögerungsfreier<br />

werden als sein Vorgänger LTE. Es<br />

eröffnet ungeahnte Möglichkeiten für<br />

Industrie und Verbraucher. Noch ist es<br />

allerdings überwiegend Gegenstand von<br />

Forschung und Entwicklung, die Marktreife<br />

soll 2020 erreicht sein. Die hohe<br />

Leistung bedingt (nach LTE) neue Milliardeninvestitionen<br />

<strong>der</strong> Netzbetreiber.<br />

Da 5G in deutlich höheren Frequenzen<br />

als LTE arbeitet, hat das Konsequenzen<br />

für die Zahl <strong>der</strong> Antennenstandorte.<br />

Sie wird stark steigen, da mit einem<br />

dichteren Antennennetz <strong>der</strong> Nachteil <strong>der</strong><br />

geringeren Reichweite hoher Frequenzen<br />

ausgeglichen werden kann.<br />

DER AUTOR<br />

Ansgar Hinz ist Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong><br />

des Verbands <strong>der</strong> Elektrotechnik,<br />

Elektronik, Informationstechnik (VDE)<br />

mit Sitz in Frankfurt am Main<br />

(www.vde.com)<br />

Mensch und Maschine: Der Wettlauf ins<br />

neue Internet-Zeitalter ist in Gang. Mobilfunk<br />

nach dem 5G-Standard wird die<br />

Kommunikation mit o<strong>der</strong> zwischen<br />

Maschinen, Sensoren und<br />

Kontrollnetzen<br />

beflügeln.

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