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Rosenkreuzer und Tempelritter Juan Maler Die grosse ... - Square7

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<strong>Rosenkreuzer</strong> <strong>und</strong> <strong>Tempelritter</strong><br />

<strong>Juan</strong> <strong>Maler</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>grosse</strong> Rebellion gegen Gott <strong>und</strong> die Natur<br />

- Auszug -<br />

Gott, Gnostizismus <strong>und</strong> die <strong>Rosenkreuzer</strong><br />

Schon 1878 sagte Lord Disraeli: <strong>Die</strong> Geschichte Europas kann nur der schreiben <strong>und</strong> verstehen, der in die<br />

Geheimnisse der Logen eingeweiht ist."<br />

<strong>Die</strong> 1717 in London eingeleitete Weltveränderung hat erst mit den technischen Möglichkeiten unserer Zeit<br />

den Weg bis in die abseitigste Hütte gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> das Wort "Krise" bis ins letzte Tal getragen. Kehrten sich<br />

vor 200 Jahren nur einige "Aufgeklärte" ab von Gott <strong>und</strong> der Natur, so geht heute erst die eigentliche<br />

Massenbekehrung zu dem "Gott der Philosophen" vor sich, wird eine religiöse Krise heraufbeschworen . . .<br />

Eine heillose Verwirrung ist um den Begriff GOTT in Europa <strong>und</strong> dort insbesondere im deutschen<br />

Sprachgebiet eingetreten. Das kam offen zum Ausdruck, als die Freimaurerei (<strong>und</strong> zwar die des Groß<br />

Orients) ansetzte, der Welt einzureden, dass es überhaupt keinen Gott mehr gibt, sondern nur noch einen<br />

Grossen Architekten, eine Art Oberingenieur, der ihre "technische Welt" dirigiert. Da hatte man nämlich das<br />

bekannte Nietzsche - Wort wieder ausgegraben <strong>und</strong> schrie auf einmal in allen verfügbaren Publikationen,<br />

deutlich auf Kommando: "Gott ist tot".<br />

Sofort aber trat ein Christ, nämlich der uns bereits bekannte Heidelberger Professor Georg Picht auf den<br />

Plan <strong>und</strong> stellte klipp <strong>und</strong> klar fest, dass dieser Gott ja gar nicht GOTT ist, sondern nur das Gottesbild der<br />

Philosophen, (Frau Prof. Hunke ist jedoch anderer Meinung, bezieht Nietzsches Wort auf den Christengott)<br />

denn:<br />

"Der Gott, von dem Nietzsche verkündet, er sei tot, ist der Gott der Philosophie bis Hegel, <strong>und</strong> dieser Gott ist<br />

seiner geschichtlichen Herkunft nach der Gott der griechischen Philosophie... Der Gr<strong>und</strong> des Seins <strong>und</strong> der<br />

Wahrheit, die Idee des Guten, das ist der Gott der Philosophen." (Picht).<br />

Kam aber dieser Gottesmord wirklich so überraschend? War er nicht schon in jenem Augenblick<br />

vorauszusehen, da man diesen Gott schuf? Trugen nicht von Anfang an seine Erfinder das Zeichen auf der<br />

Stirn, welches schon Kain trug?<br />

Soweit sich die Philosophie bei ihrem langen menschlichen Irrweg in die Nähe der christlichen Offenbarung<br />

begab, setzen wir ihre verschiedenen philosophischen <strong>und</strong> pseudoreligiösen Äußerungen von jener ab<br />

unter dem Begriff des Gnostizismus. Seines hat sich daher die christliche Kirche immer wieder zu erwehren<br />

<strong>und</strong> hat die blutigsten Verfolgungen für notwendig bef<strong>und</strong>en, um den eigenen Glauben reinhalten zu können.<br />

Wenn heute wieder in mannigfaltiger Form gnostisches Gedankengut an die Oberfläche gespült wird, nicht<br />

zuletzt die Freimaurerei selbst einen Teil ihres Wurzelwerks von dorther nährt, so kann es wohl helfen,<br />

diese Fäden kurz aufzuzeigen.<br />

Der Gnostizismus ist viel mehr als nur eine einfache philosophisch-religiöse Bewegung. Durch seine<br />

keineswegs immer rationellen, untergründigen Verbindungen mit der Alchimie, dem Hermetismus <strong>und</strong><br />

anderen Strömungen steht er in engem Zusammenhang mit den jeweiligen politischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />

Veränderungen der Zeit. So wird der Gnostizismus indirekt zum Indiz für einen Zustand der Unsicherheit<br />

<strong>und</strong> der Unbeständigkeit auf der Welt. Nicht zufällig sagt daher Picht auch gerade für unsere Zeit:<br />

"Technische Welt <strong>und</strong> Sicherheit sind also Begriffe, die sich wechselseitig ausschließen."<br />

Der Gnostizismus ist immer dualistisch: der gute Gott <strong>und</strong> der böse Gott, Licht <strong>und</strong> Schatten, die sichtbare


Welt <strong>und</strong> die unsichtbare, Für <strong>und</strong> Wider, These <strong>und</strong> Antithese. In diesem Sinne sind Gnostiker Platon <strong>und</strong><br />

Plotin, Paul Adam <strong>und</strong> Montherlant, Hegel <strong>und</strong> Marx. <strong>Die</strong> Gefahr des Gnostizismus liegt in der Anarchie, in<br />

welche eine auf dem Dualismus aufgebaute Welt verfallen kann.<br />

Von Gnostikern sprechen wir seit etwa 100 v. Chr. Etwa h<strong>und</strong>ert verschiedene Strömungen können wir<br />

feststellen, die alle damals auf dem Dualismus aufbauten. Sie alle mischten die Lehren eines Pythagoras<br />

mit denen eines Platon, die griechischen Götter mit denen Ägyptens, oder besser gesagt: den Symbolismus<br />

dieser beiden Welten, die guten Mythen mit den bösen. Der Hexenkessel, in welchem diese Suppen<br />

gebraut wurden, hieß Alexandria. Jüdische Kabbalisten traten hinzu <strong>und</strong> es sind dann diese "hellenisierten''<br />

Rabbiner, die aus dem rächenden Jehova einen Gott der Gerechtigkeit machen wollen. Jeder Anhänger der<br />

Kabbala aber gab eine andere Erklärung, so daß wir H<strong>und</strong>erte von Sekten erleben, deren Lebensdauer<br />

kaum die ihres Verkünders überdauerte.<br />

Wir mögen aber drei Gruppen unterscheiden: Jene, die Gott dem Teufel überordnen, jene, die beiden<br />

gleiche Macht zusprechen <strong>und</strong> jene, die Gott dem Teufel unterordnen. In der letzten Gruppe wieder dürfen<br />

wir wohl grob unterscheiden zwischen jenen, die dem Teufel das Regiment zusprechen (Satanisten) <strong>und</strong><br />

jenen, die an die Stelle des Teufels den Menschen setzen, diesen also Gott überordnen (Prometheus -<br />

Idee).<br />

<strong>Die</strong> Freimaurerei hat sich von ihrem ursprünglichen gnostischen Deismus im Rahmen ihrer ''loges<br />

rationalistes" in langsamer Entwicklung zu dieser prometheischen Weltanschauung hin verändert. Sie hat<br />

die Bibel ersetzt durch die Verfassung Andersons <strong>und</strong> sich (mit Ausnahme allerdings der englischen<br />

Freimaurerei, die weiterhin zur Bibel steht) damit klar von der christlichen Religion getrennt, hat damit einen<br />

Kurs eingenommen, der ihr von Anfang an inhärent war <strong>und</strong> der enden muß wie der Flug des Ikarus.<br />

(Vergleichen Sie nur: einst unternahm Dr. Faust noch alles, um seine Geliebte zu retten <strong>und</strong> wurde selbst<br />

errettet. Heute setzt er sie in einen Cadillac <strong>und</strong> ersäuft sie. Mephisto muss seine helle Freude daran haben.)<br />

Jede menschliche Geschichte ist die Geschichte eines Tempelordens, sofern sie nicht hegelianisch ist",<br />

meint Pauwels zu solcher Entwicklung.<br />

Wichtiger Beleg für die deutliche Abwendung der Freimaurerei vom Christentum ist die Tatsache, die Wichtl<br />

(Weltfreimaurerei. Weltrevolution. Weltrepublik., S.39) erwähnt, dass nämlich der französische Groß-Orient<br />

am 10. September 1877 alles, was an das Dasein Gottes erinnert, aus seiner Verfassung ausgemerzt hat.<br />

Italienische Freimaurer taten dasselbe <strong>und</strong> erklärten wiederholt ganz offen, Gott sei als Herrscher abgesetzt.<br />

Und in der freimaurerischen Zeitschrift "Orient" (Budapest 1893 N° 10) wird Christus kurz bezeichnet als der<br />

"historisch berühmt gewordene Nazarener Zimmermann".<br />

<strong>Die</strong> katholische Kirche wurde in diesem Wirbel von Ideen geboren. <strong>Die</strong> großen ''Kirchenväter", St. Irenius,<br />

Origenes, Klemens von Alexandria, Epiphanius, Ephräm der Syrer usw. standen den Kampf mit diesen<br />

Gedanken durch <strong>und</strong> verhinderten die Anarchie. Von Paulus, der manches aus Alexandria mitbrachte bis zu<br />

Augustin, dem Geistesfre<strong>und</strong>e Platons, bis zu Thomas von Aquin, dem Aristoteliker, ist die Kirche Roms in<br />

vielem griechisch geblieben bei einem im Übrigen oft jüdischen Dekorum. Lateiner <strong>und</strong> Kelten <strong>und</strong><br />

Germanen geben dem Werk noch manche weitere zusätzliche Note, so daß schon lange vor dem Bau der<br />

gotischen Kathedralen mit ihrem mächtigen Symbolismus Europa im Katholizismus das Erbe seiner alten<br />

religiösen Vorstellungen wiederfinden konnte. Nur so erklärt sich die schnelle Verbreitung des<br />

Katholizismus in der westlichen Welt. Der Orient <strong>und</strong> das Judentum haben bei der Form Pate gestanden,<br />

weniger aber beim Inhalt.<br />

<strong>Die</strong>ses Wenige aber ist jedoch immer noch genug gewesen, um den europäischen Menschen immer wieder<br />

aufstehen zu lassen gegen das auch im Christentum fortlebende "dualistische Weltgefühl des<br />

Morgenländers" (Spengler, Untergang des Abendlandes, S. 25).<br />

"Der europäische Gedanke der Einheit von Gott, Welt <strong>und</strong> Mensch" zeigt sich kontinuierlich von Meister<br />

Eckehart bis Teilhard de Chardin, in der Auseinandersetzung mit der gemeinsamen christlichen Tradition"<br />

(Hunke, S. 160).<br />

Es war auch bei Nietzsche "nichts anderes als das, woran alle europäischen Ketzer gelitten, wogegen sie<br />

sich mit allen Kräften ihrer gläubigen Seele gewehrt haben, <strong>und</strong> was ihren Widerspruch herausgefordert hat:<br />

der Dualismus, die Verabsolutierung der Gegensätze als Wertgegensätze, die Zerklüftung des Daseins, die<br />

immer auf Kosten der einen Seite geht, immer Lebensfeindlichkeit, Entwertung der Erde zum Jammertal,


Entwürdigung des Menschen, Diffamierung des Leibes, die Sündigkeitserklärung der Natürlichkeit<br />

bedeutet." (Hunke, S.398).<br />

Doch, trieb das Christentum in den Augen dieser Ketzer hin zur "Entwürdigung des Menschen", treibt die<br />

Freimaurerei hin zu seiner Heiligung; bedeutete jenen Ketzern das Christentum "Diffamierung des Leibes",<br />

schwelgt man heute in seiner pornographischen Anbetung; spricht Hunke von der "Sündigkeitserklärung<br />

der Natürlichkeit", frönt man heute der Perversität.<br />

Ist der Mensch wirklich reif, in die freie Natur entlassen zu werden? Warnt nicht unsere Gegenwart stündlich<br />

davor? Rufen nicht gerade diese Antichristen lauthals <strong>und</strong> froh: "Gott ist tot!"? <strong>und</strong> meinen damit jedweden<br />

Gott?, lenken unsere Welt in die Anarchie? Einmal meinen sie damit den Gott der Christen, ein andermal<br />

den Gott der Philosophen.<br />

Ersetzen wollen sie ihn durch "den Menschen", "die Menschheit", etwas, was es überhaupt nicht gibt.<br />

An die Stelle des christlichen Abendlandes möchten sie ihre selbstherrliche Homokratie ( heute Demokratie<br />

genannt - H.K.) setzen, an die Stelle des Vatikans <strong>und</strong> der Jesuiten die Freimaurerei. Das schon von allen<br />

Gnostikern als wirkende Kraft anerkannte Irdische soll fortan allein bestimmen.<br />

Stand der Gnostizismus mit seinem unüberw<strong>und</strong>enen Dualismus <strong>und</strong> seiner Gefahr der Anarchie bereits<br />

am Anfang des Christentums, so blieb er bis heute hin die ständige Gefahr für unsere Zivilisation. Immer<br />

wieder erleben wir es dabei in der abendländischen Geschichte, dass man in der Form von<br />

Geheimgesellschaften <strong>und</strong> von der Wirtschaft her versucht, den Hebel anzusetzen, der die Welt aus den<br />

Angeln heben soll. . .<br />

Uns interessieren hier nun weiter die Templer, von denen wir dann später so viel bei den Freimaurern<br />

hören. . . (Siehe unter Rebellion gegen Gott, www.horst-koch.de)<br />

<strong>Die</strong> <strong>Tempelritter</strong> glaubten im übrigen nicht an den "leidenden" Christus, sondern an den "siegreichen"<br />

Christus, dessen Ebenbild ihnen der bestirnte Himmel war. Deshalb ließen sie die Neulinge aufs Kruzifix<br />

spucken. Es ist die alte Behauptung der Gnostiker, dass Christus niemals Menschengestalt angenommen<br />

<strong>und</strong> "dass das Kreuz nichts anderes ist als ein Stück Holz".<br />

<strong>Die</strong> <strong>Rosenkreuzer</strong> übernehmen dann dreih<strong>und</strong>ert Jahre später dieses Thema <strong>und</strong> verdienen eine<br />

ausführlichere Würdigung. Obwohl man immer wieder auf diese Geheimgesellschaft stößt, sobald man vom<br />

Ursprung der Freimaurerei <strong>und</strong> von den Quellen anderer Gruppen spricht (man hat auch die<br />

Thule-Gesellschaft hier anknüpfen wollen), gibt es bis heute unseres Wissens keine wissenschaftlich<br />

einwandfreie geschlossene Darstellung.<br />

Um dem Leser daher eine weitere Tür zum Verständnis unserer Zeit aufzustoßen, möchte ich kurz<br />

einschalten, was von Harting darüber schreibt.<br />

Von Harting schreibt, daß die Bewegung der <strong>Rosenkreuzer</strong> nichts anderes ist, als der Angriff des<br />

alexandrinischen Gnostizismus (der von Rom 1000 Jahre vorher erfolgreich niedergekämpft worden war)<br />

<strong>und</strong> zwar zuerst gegen das lutherische Christentum <strong>und</strong> dann gegen den biblischen Calvinismus,<br />

insbesondere auf englischem Boden. Ihre triumphalste Leistung ist die Schöpfung der Freimaurerei in<br />

diesem Geiste 1717 in London... Heute jedoch steht die Hauptmacht der <strong>Rosenkreuzer</strong> in Nordamerika . . .<br />

Fast alle Gnostiker kannten einen Schlangenkult. "<strong>Die</strong> Schlange lehrt die Weisheit, die Wissenschaft vom<br />

Guten <strong>und</strong> vom Bösen". Man spricht von der weißen <strong>und</strong> der schwarzen Schlange. Wir sehen sie in Merkurs<br />

Heroldstab, um den sie sich schlängeln <strong>und</strong> dann mit den Köpfen gegenüberstehen. Immer wieder finden<br />

wir das Symbol der Schlange bei den Gnostikern, manchmal siebenmal um sich selbst gerollt, <strong>und</strong> so die<br />

sieben Planetenbahnen wiedergebend, denen die sieben Stufen zur Erkenntnis entsprechen sollen.<br />

Zahlen spielen ebenfalls in diesem Rahmen eine bedeutende Rolle. <strong>Die</strong> Magie der Zahlen ist uralt, <strong>und</strong> rührt<br />

aus den verschiedensten Quellen her. Da ist z.B. die Zahl 22, die doppelte elf. Es ist die heilige Zahl der<br />

Wikinger. Niemals fuhren mehr als 22 Boote unter dem gleichen Führer aus. Zugleich ist es die Gesamtzahl<br />

aller Buchstaben des hebräischen Alphabets, das seinerseits seinen nicht semitischen Ursprung bei den<br />

Hethitern hat. Heute noch bedeutet "vingt deux" im französischen Volksm<strong>und</strong> soviel wie "Gefahr", "Polizei".<br />

Und Hitler wartete für seinen Angriff auf Rußland auf den 22. Juni. Zufall? Und die Quersumme von 1939 ist


22. Zufall für dieses schicksalsschwere Jahr, in welchem Hitler es für richtig hielt, den ihm von den Feinden<br />

des Reiches hingeworfenen Handschuh aufzuheben?<br />

Andererseits liebt die Freimaurerei die Zahl 33, die Höchstzahl ihrer Grade. Das Ende des I.Weltkrieges<br />

wurde von ihr festgelegt auf den 11. Tag des 11. Monats um 11 Uhr, macht zusammen 33.<br />

Doch zurück zu den <strong>Tempelritter</strong>n. Geschichtlich fest stehen die Beziehungen derselben zu den<br />

Hermetisten (Anhänger des Hermes) zu den Alchimisten. . .<br />

<strong>Die</strong> Beziehungen der Templer zu den Alchimisten sind auffallend...<br />

<strong>Die</strong> Suche nach Gold, sei es auf direktem Wege oder mit den Methoden der Alchimie, wurde in einer ganzen<br />

Reihe von Templerburgen gepflogen...<br />

Reich werden um jeden Preis, sei es mit der Goldmachung, sei es aber auch durch Wucher, durch<br />

Finanztransaktionen, durch Handel selbst mit den Feinden ihrer jeweiligen Staaten oder ihrer Religion, der<br />

Landraub, das wird zum einzigen Ziel des Ordens um die Mitte des XIII. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

Das religiöse Ziel ist verschw<strong>und</strong>en (welches gerade eben in jenem anderen Orden, dem der Deutschritter<br />

unter Hermann von Salza so große Früchte im Osten zeitigte). Es hatte einem erschreckenden<br />

Merkantilismus <strong>und</strong> Materialismus Platz gemacht.<br />

<strong>Die</strong> Templer sind so das genaue Original für ihre heutige Kopie, die Freimaurerei, <strong>und</strong> ihre freimaurerischen<br />

Brudergenossenschaften wie die Rotary, die Lion Clubs, die Bilderberger, B’nai-B’rith <strong>und</strong> B'nai Mosche.<br />

In beiden geschichtlichen Beispielen ist der Ausgangspunkt der Gnostizismus, die Lehre vom Dualismus<br />

auf unserer Welt, sei es, dass diese vom Satan regiert wird, wie es die Templer lehrten, sei es, dass sie vom<br />

Menschen gelenkt wird, wie es unsere Anhänger der "technischen Welt" behaupten.<br />

In beiden Fällen ist Zunichtemachen aller Unabhängigkeit das Ziel <strong>und</strong> grausamste Unterdrückung der in<br />

Dependenz Gebrachten das Ergebnis. Nicht eine Brücke, nicht eine Autobahn, nicht eine Fabrik wird heute<br />

mehr in Europa gebaut, die nicht ihren Platz hat in dieser Errichtung der "technischen Welt", von der ein<br />

Wissender feststellt, dass sie "die Welt in eine Wüste verwandeln wird".<br />

Wir sehen, wir können die heutige Entwicklung Europas überhaupt nicht verstehen, gehen wir nicht ein<br />

wenig zurück <strong>und</strong> sehen uns diese Zusammenhänge etwas näher an. Nicht die Tatsache, dass eine Brücke<br />

gebaut wird, ist ausschlaggebend, sondern, warum sie gebaut wird, in welchem Weltbild sie zu stehen<br />

kommen soll, wem sie dienen soll. Nicht damit also wäre gedient, den Brückenbau zu verhindern, sondern<br />

nur damit, die Planer abzulösen. Prometheus muss wieder in Fesseln gelegt werden, <strong>und</strong> wir müssen<br />

wenigstens versuchen es zu tun. Denn der Fortschritt ist dabei, die Fratze des Satans anzunehmen.<br />

Denn, was anderes ist es, wenn ein Professor Picht als Gr<strong>und</strong>lage seiner ganzen Ausführungen ein Beispiel<br />

heranzieht?: die drohende Hungersnot für große Teile der Menschheit.<br />

Und wenn wir wissen, dass eine derartige Gefahr überhaupt nicht besteht. Wenn wir erfahren, dass<br />

Professor Picht sein Tatsachenmaterial vom Präsidenten der Rockefeller Fo<strong>und</strong>ation <strong>und</strong> der Zeitschrift<br />

Time entnimmt, also ausgesprochenen Freimaurerinstitutionen. Wenn wir also feststellen müssen, dass ein<br />

Wissenschaftler in seinem besten Glauben von diesen Kreisen betrogen, angelogen wird <strong>und</strong> dann zu<br />

Feststellungen kommt, die ihn selbst erschrecken, denn sie fordern die Verwüstung unserer Erde!<br />

Wenn wir also erleben müssen, dass unsere ureigene wissenschaftliche Führung dem Teufel selbst auf den<br />

Leim geht <strong>und</strong> uns ins Verderben jagt, sehenden Auges. So aber ist es um uns bestellt, weil wir die<br />

Kommandostellen in unserer Wissenschaft jenen überantworteten, die keinen Gott mehr kennen, die sich<br />

selbst an Gottes Stelle setzten. Ist es wohl wichtiger, das wir bald auf Asphaltstrassen in die fernsten<br />

Urwalddörfer fahren können, oder dass wir glücklich sind <strong>und</strong> uns sicher fühlen? Ist es wohl schöner, in<br />

einer künstlichen "humanen" Gesellschaft zu leben oder unter Gottgläubigen in einem heimatverb<strong>und</strong>en<br />

ausgerichteten Staatswesen?<br />

Müssen Menschen wirklich die letzte Instanz sein? Können sie es überhaupt? <strong>Die</strong> Erfahrung unseres<br />

kurzen Lebens antwortet uns mit einem tausendfachen NEIN !<br />

Doch das will <strong>und</strong> will man nicht wahrhaben. Der Mensch soll dennoch oberste Instanz bleiben. So schreibt<br />

ein anderer, Professor Karl Steinbuch (Programm 2000, S. 34):<br />

"Der Schlüssel zur Lösung unserer gesellschaftlichen Probleme ist die Bildungsreform ... Das<br />

Bildungssystem ist das Objekt politischer Entscheidungen... Das Bildungssystem ist die Quelle politischer<br />

Entscheidungen... Wir müssen das Bildungssystem so organisieren, dass unsere Kinder <strong>und</strong> Enkel aus<br />

ihrer historischen Situation das Beste machen können.


<strong>Die</strong> autoritäre Position scheint mir als Erziehungsprinzip falsch, als Philosophie antiquiert, rechtlich<br />

unhaltbar <strong>und</strong> als politisches Prinzip unklug:<br />

Als Erziehungsprinzip falsch: <strong>Die</strong>se autoritäre Position verhindert die subjektive Einschaltung des jungen<br />

Menschen in den Entscheidungsprozeß, das Engagement in der gesellschaftlichen Kommunikation <strong>und</strong> es<br />

erzeugt Immobilität durch juristische Perfektion. Es erzeugt letztendlich geistige Impotenz, die selbst bei<br />

rein ökonomischer <strong>und</strong> technokratischer Betrachtungsweise nicht wünschenswert ist.<br />

Als Philosophie antiquiert: <strong>Die</strong>se autoritäre Position geht von der Existenz <strong>und</strong> Verbindlichkeit "Ewiger<br />

Wahrheiten" aus, endet notwendigerweise im Dogmatismus <strong>und</strong> verhindert den gesellschaftlichen<br />

Lernprozeß...<br />

Rechtlich unhaltbar: Der Bezug auf "Ewige Wahrheiten" steht im Widerspruch zu unserem Gr<strong>und</strong>gesetz,<br />

das ideologisch neutral ist <strong>und</strong> den Bezug auf Ewige Wahrheiten nicht deckt.<br />

Als politisches Prinzip unklug: <strong>Die</strong>se autoritäre Position übersieht, dass eine Gesellschaftsform nur durch<br />

fortwährende Weiterentwicklung ihrer politischen Prinzipien langfristig stabil ist. <strong>Die</strong> Unterdrückung<br />

notwendiger Veränderungen ist die wirkungsvollste Vorbereitung revolutionärer Veränderungen..." Soweit<br />

Prof. Steinbuch.<br />

"Ewige Wahrheiten" <strong>und</strong> "soziale Veränderungen", das sind doch zwei völlig verschiedene Ebenen. Ewige<br />

Wahrheiten sind unberührt von den jeweiligen sozialen Ungerechtigkeiten. <strong>Die</strong>se aber nehmen in der<br />

homologistischen Welt der Freimaurerei in dem Maße zu, als sich das prometheische Prinzip durchsetzt<br />

<strong>und</strong> gar noch mit jenem Verlust des Gleichgewichts, das als stete Gefahr dem Dualismus anhängt, zum<br />

Satanismus, zur Teufelsherrschaft sich weiterentwickelt.<br />

Das, was wir in dem immer schrecklicher werdenden Terror in den Jahren der Französischen Revolution<br />

erlebten (bis dann ein Robespierre die Freimaurer selbst unter die Guillotine schickte), diese Eskalation der<br />

"künstlichen Welt", dieser Feuerschein der Hölle, der unsere Welt heute schon anstrahlt, er wird nicht rasten,<br />

bevor nicht alles in ihm lodert. <strong>Die</strong> Natur wird jenen Menschen dann zum Gegenstand ihrer Gier, ja, zum<br />

unvollkommenen Objekt, das man zu beseitigen <strong>und</strong> zu ersetzen hat, Gott zum Kinderschreck der so<br />

fürchterlich rückständigen <strong>und</strong> unvernünftigen Vorfahren . . .<br />

"<strong>Die</strong> Flucht vor der Wirklichkeit ist die Realität, die Entdeckung der Wirklichkeit ist unsere Hoffnung", ruft<br />

Georg Picht, jener andere Apostel solcher von den Menschen zu konstruierenden Zukunft. Es spielt gar<br />

keine Rolle, wenn der eine oder andere bisher der Hölle dienstbare Geist ausscheidet, weil sein Gewissen<br />

ihm ein Halt zuruft... (Man denke beispielsweise nur daran, wie man mit einem John F. Kennedy umsprang...<br />

Earl Warren verfügte einfach, daß die Unterlagen über den Mord an seinem Präsidenten 75 Jahre lang<br />

versiegelt im Höchsten Gericht aufbewahrt bleiben... Rechtsstaat à la Freimaurerei.) Es finden sich immer<br />

wieder genügend andere Himmelsstürmer, die an deren Stelle treten.<br />

Fort mit aller Autorität!, unter diesem Schreckensruf errichtet die blanke Gewalt dann ihr Regiment. Hoch<br />

die Sonderziehungsrechte! Hoch die Pornographie! Prometheus regiert! Der Mensch sucht nach<br />

vernünftigen Lösungen! . . .<br />

<strong>Die</strong> gnostische Schlange ist es, die alle Geheimgesellschaften jener Zeit vereint. "Im Allerheiligsten sitzt ein<br />

Heidengott" schreibt Maurice Bardeche von unserer heutigen Welt. Bei den Templern hieß diese Figur<br />

Baphomet. Nur in den Versammlungen der Kommandeure zeigte man ihn. Jahrh<strong>und</strong>ertelang hat man sich<br />

um eine Klärung dieses Namens bemüht.<br />

Harting gibt uns die folgende Erklärung:<br />

Wir zergliedern das Wort: Ba PHo Me T. <strong>Die</strong> ersten beiden Buchstaben entstammen dem Wort BASILEUS,<br />

soviel wie König, Kommando (griechisch). Pho haben wir umzudrehen zu Oph <strong>und</strong> zu ergänzen zu OPHIS.<br />

<strong>Die</strong> Ophiten aber waren Gnostiker <strong>und</strong> Ophis war der Name der Schlange. <strong>Die</strong> beiden Buchstaben Me<br />

müssen wir ergänzen zu MEQUIST (griechisch: der Grosse, der Heilige). Das T am Ende wird angefügt, um<br />

die heilige Zahl 7 zu erreichen. Dann aber ist dieser Baphomet, das eingebildete höchste Wesen der<br />

Templerritter der Hermes Tri Megist der Hermetiten <strong>und</strong> der Alchimisten. Jener Hermes der Griechen, der<br />

zum Merkur der Römer wurde, der Götterbote mit dem Befehlsstab mit den beiden Schlangen in Händen,<br />

der Gott der Kaufleute, aber auch der <strong>Die</strong>be <strong>und</strong> der Bankiers, der seinen Namen dann demjenigen Metall


gab, aus welchem man das Gold zu gewinnen hoffte (mercurium = Quecksilber). Ein solches Sinnbild aber<br />

paßt hervorragend zu der Religion der Templer. Und die Fahne der Templer, der "Bauceant", in den Farben<br />

schwarz <strong>und</strong> weiss der Gnostiker, entspricht exakt der der UN in den Farben der Freimaurerlogen.<br />

Dreih<strong>und</strong>ert Jahre nach der Vernichtung des Templerordens erscheint (1604) ein Buch: "<strong>Die</strong> schwarze<br />

Kabbala <strong>und</strong> die weiße Kabbala". Sein Verfasser ist der geschichtlich nachweisbare Alchimist Dr. Faust. Er<br />

spricht in diesem Buch von seinen Beziehungen zu Megistopheles, einem der sieben planetarischen<br />

Geister, <strong>und</strong> zwar dem des Planeten Merkur. <strong>Die</strong>ser Name aber setzt sich zusammen aus Megist Ophiel,<br />

wobei Ophiel die Bedeutung des Merkur/Hermes hat.<br />

Goethe hat dann, sehr versiert in Dingen der Kabbala, aus diesem Megistopheles den Mephistopheles<br />

seines Dramas gemacht. Mephistopheles eröffnet dann im Drama dem Dr. Faust die Möglichkeit der<br />

Piraterie <strong>und</strong> des Reichtums. Piraterie, Handel <strong>und</strong> Krieg sind die drei untrennbaren Seiten eines Dreiecks,<br />

verkündet er.<br />

Zweih<strong>und</strong>ert Jahre nach Goethe hat sich daran nichts geändert. Mephistopheles ex Baphomet ist<br />

keineswegs tot, wie Gott es sein soll. <strong>Die</strong> Weltfreimaurerei verfolgt eiskalt seinen Rat: Piraterie <strong>und</strong> Handel<br />

- Wucher <strong>und</strong> Banken - Krieg <strong>und</strong> Waffenhandel haben einen Zustand geschaffen, in welchem alles dem<br />

Teufel verfällt. Der Prometheismus gleitet weiter ab <strong>und</strong> wird in unseren Tagen zum Satanismus. Nicht etwa<br />

irgendwo in Moskau oder in Peking sitzen seine Anhänger, sondern in den großen Städten der westlichen<br />

Welt, in Frankfurt etwa <strong>und</strong> in New York.<br />

Europa wurde derart von den überstaatlichen Mächten von New York aus überspielt, dass zahlreiche<br />

Persönlichkeiten <strong>und</strong> gar ganze Organisationen, die man in jenem feindlichen Lager vermuten sollte, nicht<br />

rechtzeitig die Drehung mitmachten <strong>und</strong> ausgesprochen falsch lagen. Man lese dazu nur bei Bronder<br />

(<strong>Die</strong>trich Bronder, Bevor Hitler kam) nach, wie viele Juden noch im XX. Jahrh<strong>und</strong>ert ausgesprochen<br />

deutsch national dachten, bis weit in die Zeit des III. Reiches hinein sogar noch in Einzelfällen. Und wie viele<br />

Logenbrüder (wie etwa ein von Tirpitz), ja ganze "Feldlogen" national eingestellt waren, als längst mit<br />

Völkerb<strong>und</strong> <strong>und</strong> Versailles <strong>und</strong> St. Germain das Verdikt der Weltfreimaurerei über Europa gesprochen<br />

worden war. Es ist ihnen allen überhaupt nicht zu Bewußtsein gekommen, dass die eigentliche Weltpolitik<br />

längst vom Hudson aus gemacht wurde. Dort sah man kalt rechnend über derartige "Kleinigkeiten" hinweg,<br />

Juden als Kleingeld der großen Politik, <strong>und</strong> ging ja nach dem II. Weltkrieg so weit, diejenigen<br />

Volksgenossen, die immer noch nicht begriffen hatten, dass es Europa zu zerstören galt, zu z w i n g e n,<br />

eine politische Waffe wie die sogenannte "Wiedergutmachung" in die Hand zu nehmen. So mancher, uns<br />

gut bekannter Jude wurde von diesen New Yorker Organisationen unter schwersten Drohungen<br />

aufgefordert, hohe Summen von der BRD zu fordern. Es gehört zur Tragik des jüdischen Volkes, dass es<br />

seitdem identifiziert wird mit den politischen Kräften der Zionisten, so wie man einen Russen als<br />

Kommunisten zu bezeichnen pflegt <strong>und</strong> deutsch synonym geworden ist für eine Mischung aus unmoralisch,<br />

charakterlos, geldgierig, gemeinschaftsfeindlich, unverschämt <strong>und</strong> eingebildet.<br />

Wir erleben heute den Versuch einer regelrechten Flurbereinigung, nämlich eine vollständige<br />

Kapitalumschichtung in der Welt. Sie wird von der Freimaurerei gesteuert. Das heißt, es werden einerseits<br />

neue Kapitalien künstlich geschaffen <strong>und</strong> diese durch steuerliche <strong>und</strong> organisatorische Massnahmen den<br />

gewünschten Personenkreisen zugeschoben. Und es werden andererseits bestehende Kapitalien zerstört<br />

oder in ihrer bisherigen Bedeutung relativisiert. <strong>Die</strong>se Massnahmen werden dabei getarnt mit einer Reihe<br />

von Angriffen gegen "das Kapital der katholischen Kirche" <strong>und</strong> ebenso damit, dass man Bemerkungen<br />

antisemitischer Natur über die großen "Rothschildschen Vermögen" <strong>und</strong> ähnliche weitergibt. Beide<br />

Faktoren haben ganz sicher bestanden <strong>und</strong> bestehen sicher auch heute noch, doch haben sie bereits ihre<br />

ausschlaggebende Kraft verloren. Denn es ist ja im Rahmen der heutigen Zentralisation (heute:<br />

Globalisierung) wichtig zu erkennen, dass nur der größte Haufen Geld noch zählt. Alles andere ist von<br />

diesem abhängig.<br />

Im Schatten der Ereignisse im Nahen Osten, der Bischofskonferenzen über das Zölibat, das heißt, unter<br />

Hinlenkung der Aufmerksamkeit der alerten Personen auf die bisher so sehr geschützten Bezirke des<br />

Judentums <strong>und</strong> der katholischen Kirche ist die Weltfreimaurerei dabei, ihre Weltherrschaft erst in diesen<br />

Jahren w e s e n t l i c h zu begründen. <strong>Die</strong> Höhe der Summen, die heute ihren Herren wechseln, ist weitaus<br />

größer als alles das, was bisher schon im Zuge von Kriegen, Beschlagnahmen, Wiedergutmachungen <strong>und</strong><br />

ähnlichem an Vermögensverschiebungen auf der Welt vor sich gegangen ist.


Und was im großen durch Sonderziehungsrechte <strong>und</strong> die bekannten Weltbankkreditmaßnahmen bewegt<br />

wird, wird im kleinen durch steuerfreie Stiftungen <strong>und</strong> andererseits gigantische Steuererhöhungen bei den<br />

übrigen erreicht... Der Nichtfreimaurer wird so systematisch verarmt, der Freimaurer systematisch reicher<br />

gemacht. Das ist heute die Arbeit eines raffiniert über die Welt gespannten Netzes von Tausenden von<br />

staatlichen <strong>und</strong> nichtstaatlichen Organisationen. Ihre Präsidenten werden wie Staatsoberhäupter auf ihren<br />

Weltreisen behandelt...<br />

Sitzen also die eigentlichen Unterdrücker dieser Welt heute in den Logen, so wäre es falsch, die<br />

Hauptmacht auf den Katalaunischen Feldern gegen die Hilfstruppen des Feindes zu lenken, <strong>und</strong> den<br />

eigentlichen Gegner einer "glücklichen Menschheit" ungeschoren zu lassen. Eine völlige Umdisposition<br />

unserer angreifenden Kräfte ist daher erforderlich. Sie hat auch bereits überall auf der Welt ihren Anfang<br />

genommen. <strong>Die</strong> heterogensten Lager beginnen mit der Waffenruhe auf den Nebenkriegsschauplätzen der<br />

Geschichte <strong>und</strong> gruppieren sich um zu einer gemeinsamen Front gegen die eigentlichen Feinde Gottes <strong>und</strong><br />

der Natur, um zu verhindern, dass unsere Welt zur Hölle wird für die auf ihr Lebenden.<br />

Unter diesen Umständen wird der Leser Verständnis dafür haben, wenn wir in dem folgenden Kapitel<br />

(Europa vor dem Eisernen Vorhang) noch ausführlicher auf den Vielen so unbekannten Komplex der<br />

Freimaurerei eingehen. Wir legen dabei eine Reihe von Tatsachen vor, die bisher im deutschen<br />

Sprachbereich nicht veröffentlicht wurden, <strong>und</strong> hoffen, dass auch dem Neuling in diesen Dingen die<br />

Aktualität <strong>und</strong> die Bedeutung der vielleicht auf den ersten Blick abseitig liegenden Vorgänge erkennbar wird.<br />

Aus <strong>Die</strong> <strong>grosse</strong> Rebellion gegen Gott <strong>und</strong> die Natur von <strong>Juan</strong> <strong>Maler</strong> , Buenos Aires, 1971<br />

Horst Koch, Herborn, im Oktober 2006<br />

Ergänzend zum Thema:<br />

1. <strong>Juan</strong> <strong>Maler</strong>, Europa vor dem Eisernen Vorhang<br />

2. <strong>Juan</strong> <strong>Maler</strong>, <strong>Die</strong> Sowjetunion<br />

3. <strong>Juan</strong> <strong>Maler</strong>, <strong>Die</strong> Vereinigten Staaten von Amerika<br />

4.<strong>Juan</strong> <strong>Maler</strong>,Das Vereinigte Königreich von Grossbritannien<br />

ANHANG:<br />

<strong>Die</strong> <strong>Rosenkreuzer</strong> - aus biblischer Sicht<br />

<strong>Die</strong> <strong>Rosenkreuzer</strong> nennen sich einen Bruderschaftorden. Der vollständige Name des Ordens lautet:<br />

Antiquus Mysticus Ordo Rosae Crucis. <strong>Die</strong>se lateinische Bezeichnung heißt übersetzt: Alter mystischer<br />

Orden vom Rosenkreuz. Sitz der Internationalen Körperschaft ist in San Jose in Kalifornien.<br />

<strong>Die</strong> Selbstdarstellungen der <strong>Rosenkreuzer</strong> ergeben ein farbenprächtiges, schillerndes Bild. Seine Wurzeln<br />

will dieser Orden in den mystischen Schulen Ägyptens zur Zeit von Pharao Amenophis IV. (1350 v. Chr.)<br />

haben. Auch in Israel sollen sie schon in der Zeit Moses wirksam geworden sein. Beim Bau des<br />

salomonischen Tempels wollen sie mitgewirkt haben.<br />

Als Symbol haben die <strong>Rosenkreuzer</strong> das Kreuz mit der Rose. Ihre Bedeutung wird in dem Aufsatz 17 -<br />

herausgegeben von der deutschen Großloge, Sitz in Baden-Baden - in folgender Weise erklärt:<br />

Das Kreuz symbolisiert den menschlichen Körper mit ausgestreckten Armen als ein Gruß an die<br />

aufgehende Sonne. <strong>Die</strong> Rose in der Mitte des Kreuzes bedeutet die Seele des Menschen. <strong>Die</strong>sem Symbol<br />

geben die <strong>Rosenkreuzer</strong> das Leitmotiv: Ad rosam per crucem, ad crucem per rosam = Zur Rose über das<br />

Kreuz, zum Kreuz über die Rose.<br />

In der Lehre wollen sich die <strong>Rosenkreuzer</strong> freihalten von jeglicher rassischen, politischen, religiösen<br />

Festlegung.


Was lehrt der Orden? Ein von Baden-Baden herausgegebenes Merkblatt antwortet: „Der Orden lehrt ein<br />

System metaphysischer <strong>und</strong> naturwissenschaftlicher Philosophie zur Erweckung der im Menschen<br />

ruhenden Fähigkeiten, wodurch der Mensch seine naturgegebenen Talente besser verwerten kann, um ein<br />

glücklicheres <strong>und</strong> nützlicheres Leben zu führen."<br />

Eine aufschlußreiche Anleitung, den Orden kennenzulernen, wird in der Broschüre Meisterung des Lebens<br />

gegeben. <strong>Die</strong>se Schrift ist von der Großloge herausgegeben <strong>und</strong> gibt natürlich kein objektives Bild.<br />

Was sagen unvoreingenommene Historiker zum Orden der <strong>Rosenkreuzer</strong>? Der Zusammenhang mit den<br />

ägyptischen Geheimbünden <strong>und</strong> gar mit Mose <strong>und</strong> Salomo ist nicht bewiesen.<br />

Der Orden tritt mit zwei Veröffentlichungen Anfang des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts ins Blickfeld. Es handelt sich um<br />

die Schriften: fama fraternitatis (1604) = die Überlieferung der Bruderschaft, <strong>und</strong> Confessio fraternitatis<br />

(1614) = das Bekenntnis der Bruderschaft. <strong>Die</strong>se Veröffentlichungen werden von den <strong>Rosenkreuzer</strong>n<br />

Francis Bacon zugeschrieben. Es fehlt aber auch hier der Nachweis. <strong>Die</strong> Historiker nennen andere Namen.<br />

Das Reader's Digest Lexikon nennt kurzerhand die <strong>Rosenkreuzer</strong> „eine theosophische Geheimgesellschaft<br />

aus dem 16. Jahrh<strong>und</strong>ert."<br />

Der Kleine Brockhaus nennt die <strong>Rosenkreuzer</strong> „Mitglieder geheimer Gesellschaften des 17.-18.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts. Der Orden der deutschen Gold- <strong>und</strong> <strong>Rosenkreuzer</strong>, um 1760 in Süddeutschland gegründet,<br />

war freimaurerisch."<br />

<strong>Die</strong> RGG (Religion in Geschichte <strong>und</strong> Gegenwart) sagt in Band IV, Seite 2108, folgendes: „<strong>Die</strong> Gold- <strong>und</strong><br />

<strong>Rosenkreuzer</strong> sind als Mysterienb<strong>und</strong> auf magisch-kabbalistischer <strong>und</strong> alchimistischer Gr<strong>und</strong>lage seit 1757<br />

nachweisbar. 1767 <strong>und</strong> 1777 neu organisiert, entfalteten sie eine wirkungsvolle Propaganda in der<br />

Freimaurerei."<br />

Für den Christen, der sein Leben nach der Bibel richten will, sprechen alle diese Hinweise für sich selbst.<br />

Wir erhalten aber aus der Broschüre Meisterung des Lebens weitere Aufschlüsse.<br />

Auf Seite 19 wird folgendes Zitat von Albert Magnus wiedergegeben:<br />

„Suche nicht zu eifrig nach der Gnade der Hingabe oder dem tränenvollen Ertragen. Lasse es vielmehr<br />

deine erste Pflicht sein, innerlich mit Gott vereint zu bleiben durch guten Willen im denkenden Teil deiner<br />

Seele."<br />

Bevor wir mit Gott vereint bleiben können, muß erst das Vereintwerden vollzogen werden. Und das geschah<br />

durch Jesus Christus am Kreuz. Wir erleben es, wenn wir Jesus Christus als unseren Erlöser <strong>und</strong> Herrn<br />

annehmen. Durch unseren guten Willen können wir weder mit Gott vereint werden noch vereint bleiben.<br />

Noch deutlichere Hinweise erhalten wir auf Seite 15 der Broschüre. <strong>Die</strong> Seite ist überschrieben:<br />

„<strong>Die</strong> geheimnisvolle Welt in uns. - Fähigkeiten, die wir kennen <strong>und</strong> nutzen sollten."<br />

Von welchen Fähigkeiten wird hier gesprochen?<br />

1. „Das Berühren von Briefen oder anderen Gegenständen kann schmerzliche Botschaften vermitteln." -<br />

Das ist psychometrisches Hellfühlen.<br />

2. „Gedanken oder Sinneseindrücke können in die Ferne übertragen werden." - Das ist eine okkult bedingte<br />

Mentalsuggestion.<br />

3. „Unser Bewußtsein kann blitzartig weitentfernte Orte oder Vorgänge wahrnehmen." - Das ist Hellsehen<br />

aufgr<strong>und</strong> medialer Fähigkeiten.<br />

4. „Manche Menschen offenbaren durch magnetische Ausstrahlung ihren wahren Charakter." - Das ist das<br />

spiritistische Erfassen der sogenannten Aura.<br />

Der Orden der <strong>Rosenkreuzer</strong> gibt also in dieser Broschüre Meisterung des Lebens den Anstoß, den Impuls,<br />

mediale oder okkulte Praktiken zu betreiben. Damit ist die Situation klar.<br />

Ein Christ, der eine Wiedergeburt durch den Heiligen Geist erlebt hat, kommt durch eine Mitgliedschaft in<br />

diesem Orden geistlich zu Schaden.<br />

Einem Namenchristen schadet es nicht. Er merkt die Bindungen erst dann, wenn er sich Christus ausliefern<br />

will.


-----<br />

Antichristl. Revolution der Freimaurerei<br />

Manfred Adler<br />

DIE ANTICHRISTLICHE REVOLUTION DER FREIMAUREREI<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

I. DIE "GROSSE" REVOLUTION<br />

1. Das Signal zum Sturm<br />

2. <strong>Die</strong> Französische Revolution (1789 - 1799)<br />

II. DIE REVOLUTIONÄRE FREIMAUREREI<br />

1. "<strong>Die</strong> große Unbekannte" <strong>und</strong> "die große Revolution“<br />

2. Pluralität <strong>und</strong> Universalität der Logen<br />

3. Das utopische Endziel der freien Welt Maurer<br />

4. Freimaurerei <strong>und</strong> Kommunismus<br />

III. FREIMAUREREI UND RELIGION<br />

1. <strong>Die</strong> Freimaurerei eine antichristliche Ideologie<br />

2. <strong>Die</strong> antichristliche Kulturrevolution<br />

3. Vom ökumenischen Dialog zur Ökumene der Religionen<br />

- DEN HIRTEN UND SCHAFEN DER KIRCHE, BESONDERS DEN OPFERN DER ANTICHRISTLICHEN<br />

GNOSIS, IN BRÜDERLICHER SORGE ZUGEEIGNET -<br />

VORWORT<br />

Der Verfasser, der als Priester im Schuldienst tätig war, möchte mit diesem Buch einem schwerwiegenden<br />

Informationsnotstand begegnen. Wenn ein Jesuit in einer Propagandaschrift für die Freimaurerei diese als<br />

"Elite der Welt" <strong>und</strong> gleichzeitig als die "Große Unbekannte" bezeichnet, ist unser Problem schon deutlich<br />

genug angesprochen. In der Tat ist das Wissen über die Freimaurerei in breitesten Schichten unserer<br />

Bevölkerung - die Intellektuellen nicht ausgenommen - sehr gering. +<strong>Die</strong>ser Mangel wirkt sich in vieler<br />

Hinsicht äußerst negativ aus <strong>und</strong> macht sich besonders auch im Hinblick auf die vielen Gespräche <strong>und</strong><br />

Verhandlungen bemerkbar, die im Zeitalter des Dialogs von seiten der Kirchen mit Vertretern der<br />

Freimaurerei geführt werden.<br />

Bedauerlicherweise werden die Gespräche, mit Vertretern der kath. Kirche fast ganz unter Ausschluß der<br />

Öffentlichkeit geführt, wenn man von wenigen Zeitungsnotizen über öffentliche oder halböffentliche<br />

Veranstaltungen absieht, bei denen überdies die Tendenz allzu plump hervorsticht, als gäbe es zwischen<br />

Freimaurerei <strong>und</strong> Kirche keine Gegensätze mehr.<br />

Einem solchen verhängnisvollen Irrtum muß energisch widersprochen werden. Der Verfasser tut dies aus<br />

Gewissenspflicht. Er weist nach, daß die Ideologie der Freimaurerei, der autonome Humanismus, mit dem


echtverstandenen christlichen Glauben absolut unvereinbar ist <strong>und</strong> stellt dabei einige antichristliche<br />

Aspekte heraus, die aus dem innersten Wesen der Freimaurerei hervorgehen <strong>und</strong> nicht einfach als rein<br />

zufällig betrachtet werden dürfen.<br />

Sollte der Titel des Buches manche Leser schockieren so beweist das einmal mehr, wie groß die Ignoranz<br />

bezüglich des Freimaurerproblems tatsächlich ist. Sowohl Freimaurer als auch ihre Gegner wissen, daß die<br />

Prinzipien der Freimaurerei nicht nur zur Revolution führen, sondern selbst schon Revolution sind. Der<br />

Hinweis auf die antichristliche Tendenz der Freimaurer - Revolution ist angesichts illusionärer<br />

Annäherungs- <strong>und</strong> Verbrüderungsbestrebungen zwischen Christen <strong>und</strong> Freimaurern in der Gegenwart von<br />

besonders dringlicher Aktualität.<br />

<strong>Die</strong> Schrift beginnt folgerichtig mit der Großen Französischen Revolution, die allgemein als "Werk" oder<br />

"Erfolg" der Freimaurerei angesehen wird <strong>und</strong> endet mit der antichristlichen Kulturrevolution unserer Tage,<br />

die sich mitten durch den "ökumenischen Dialog" hindurchzieht <strong>und</strong> mit dem gleichen Ziel wie die "große<br />

Revolution", wenn auch mit anderen, subtileren <strong>und</strong> raffinierteren Methoden, durchgeführt wird.<br />

Dazwischen wird ein breites Spektrum von Informationen über die Freimaurerei geboten... Schließlich wird<br />

das Verhältnis von Freimaurerei <strong>und</strong> Islam ebenso angeschnitten wie das Zusammenspiel von Freimaurern<br />

<strong>und</strong> Kommunisten in jüngster Vergangenheit <strong>und</strong> Gegenwart.<br />

Miriam-Verlag Jestetten<br />

EINLEITUNG<br />

Mancher Leser, der die vorliegende Schrift zur Hand nimmt, wird sich vielleicht fragen, warum es heute im<br />

deutschen Sprachraum kaum eine Schrift gibt, die sich eingehend in kritischer Weise mit der Freimaurerei<br />

befaßt, von der die meisten Zeitgenossen ohnehin nur sehr unklare Vorstellungen haben. Dafür gibt es in<br />

der Tat einige Gründe. Da besteht zunächst einmal bei Autoren <strong>und</strong> Verlegern eine nicht unbegründete<br />

Furcht vor der Freimaurerei, deren Macht leider immer noch größer ist als ihre Bekanntheit in der breiten<br />

Bevölkerung.<br />

Was der militante Freimaurerbruder Albert Buddecke, Oberst a. D., im April 1928 in der "Allgemeinen<br />

Logenzeitung" schrieb, scheint auch heute noch auf viele abschreckend zu wirken:<br />

"Wer die Freimaurerei angreift, der muß wissen, daß er damit die Ethik bekämpft, die wir verkörpern wollen,<br />

<strong>und</strong> daß er einer Kulturmacht den Krieg erklärt. Auf den muß es aus der Freimaurerei von allen Seiten so<br />

niederblitzen <strong>und</strong> hageln, daß er die Waffen strecken muß <strong>und</strong> vor der Öffentlichkeit als ein Unwürdiger <strong>und</strong><br />

Unsittlicher dasteht, der ein Heiligtum entweiht hat."<br />

Wir, Autor <strong>und</strong> Verleger, sind der Meinung, daß wir nur Gott zu fürchten haben <strong>und</strong> daß es unsere heilige<br />

Pflicht ist, die Wahrheit zu sagen <strong>und</strong> zu schreiben, sei sie gelegen oder ungelegen. Wer nämlich die<br />

Wahrheit aus Feigheit verschweigt, ist ein Feind der Freiheit. Denn nach wie vor gilt das Christuswort, daß<br />

uns "die Wahrheit freimachen wird" (Joh. 8,32). Schließlich geht es in dieser Schrift letztlich um die Wahrheit,<br />

die Jesus Christus ist <strong>und</strong> verkündet hat.<br />

Allerdings wäre es vermessen, hier den Anspruch zu erheben, die ganze Wahrheit über die Freimaurerei<br />

sagen zu wollen. Wir beschränken uns vielmehr auf das Wagnis, einige Wahrheiten über die Freimaurerei<br />

mitzuteilen, <strong>und</strong> zwar solche, die gegenwärtig besonders aktuell sind.<br />

Bekanntlich hat die Freimaurerei viele Gesichter. Der Philanthrop Henri Dunant, der Gründer des Roten<br />

Kreuzes, war Freimaurer. Und nicht wenige Freimaurer - vor allem in den niederen Graden der<br />

Johannismaurerei - leisten heute vorbildliche caritative, humanitäre <strong>und</strong> soziale Arbeit im kommunalen,<br />

staatlichen <strong>und</strong> überstaatlichen Bereich. Das wird allgemein anerkannt.<br />

Doch ist damit die Funktion der Freimaurerei keineswegs erschöpft. Der Massenmörder von Hiroshima <strong>und</strong><br />

Nagasaki (1945), der ehemalige US Präsident Harry S. Truman, war auch Freimaurer, <strong>und</strong> zwar<br />

Hochgradfreimaurer. <strong>Die</strong>ser "rauhe Stein" bezeichnete bereits 1961/62 seinen Freimaurerbruder <strong>und</strong>


späteren Nachfolger Richard Nixon als "schlitzohrigen, gottverdammten Lügner" <strong>und</strong> "Hurensohn", wie M.<br />

Miller in seinem 1973 in Washington erschienenen Buch "Plain Talk" ("offen gesagt") berichtet. Auch der<br />

gescheiterte Marxist Salvador Allende, der Chile in ein politisches <strong>und</strong> soziales Chaos geführt hat, war<br />

Freimaurer. Über die zahlreichen politischen Verbrechen, die der Freimaurerei angelastet werden, ist schon<br />

vor Jahrzehnten viel geschrieben worden, besonders vor, während <strong>und</strong> nach dem I. Weltkrieg. <strong>Juan</strong> <strong>Maler</strong><br />

bringt dazu in seinen Werken "<strong>Die</strong> Große Rebellion" (1972), "Gegen Gott <strong>und</strong> die Natur" (1971) <strong>und</strong> "<strong>Die</strong><br />

sieben Säulen der Hölle" (1974), die in Buenos Aires erschienen sind, eine Menge wissenswerter<br />

Einzelheiten <strong>und</strong> Zusammenhänge aus neuerer Zeit. <strong>Die</strong>se Bücher haben hohen politischen<br />

Informationswert.<br />

Uns interessiert hier jedoch vorwiegend der antichristliche Aspekt der Freimaurerei, wobei freilich von<br />

vornherein die Einschränkung zu machen ist, daß es überheblich wäre, in dieser Schrift das ganze<br />

antichristliche Gesicht der Freimaurerei aufleuchten lassen zu wollen. Wir sind weniger anspruchsvoll <strong>und</strong><br />

möchten nur einige antichristliche Gesichtszüge der revolutionären Freimaurerwelt aufzeigen.<br />

<strong>Die</strong> von führenden Freimaurern schon seit längerer Zeit versuchte Infiltration der Katholischen Kirche mit<br />

dem Ziel, diese von innen heraus zu zerstören, hat nach dem II. Vatikanischen Konzil zu einem Einbruch<br />

freimaurerischen Ideengutes in die Kirche geführt, der in höchstem Grade besorgniserregend genannt<br />

werden muß. Schon aus diesem Gr<strong>und</strong> ist es dringend notwendig, die geistige Welt der Freimaurerei <strong>und</strong><br />

deren Unvereinbarkeit mit dem christlichen Glauben exakt zu analysieren <strong>und</strong> offenzulegen.<br />

Was sich seit dem II. Vatikanum im Bereich von Freimaurerei <strong>und</strong> katholischer Kirche abgespielt hat, soll<br />

hier nur an einigen wenigen Tatsachen angedeutet werden. Der einzige Bischof, der auf dem Konzil selbst<br />

den zweimal erfolglosen Versuch unternahm, das Thema Freimaurerei <strong>und</strong> Kirche zur Sprache zu bringen,<br />

war Msgre. Méndez Arceo von Cuernavaca (Mexiko). Das Problem "Freimaurerei" wurde aber auf dem<br />

Konzil nicht erörtert <strong>und</strong> das Wort "Freimaurerei" erscheint deshalb auch in keinem einzigen<br />

Konzilsdokument.<br />

Inzwischen hat der freimaurerfre<strong>und</strong>liche Bischof Méndez Arceo - ob er selbst Freimaurer ist, wissen wir<br />

nicht - seinen Einfluß nicht immer segensreich geltend gemacht. Nur ein Beispiel sei hier angeführt. Im April<br />

1972 fand in Santiago de Chile das erste Treffen der Christen für den Sozialismus statt, das von Bischof<br />

Méndez Arceo gesteuert war. "400 Delegierte aus 28 Ländern sprachen sich zugunsten eines Sozialismus<br />

aus, der das Eigentum an den Produktionsmitteln vollständig beseitigt. Sie unterstützten den Klassenkampf,<br />

legten an der Statue "Che" Guevaras einen Kranz nieder <strong>und</strong> verherrlichten den Apostaten <strong>und</strong> Guerilla<br />

Chef, den Expriester Camilo Torres" (Der Fels, März 1974).<br />

<strong>Die</strong> Unterstützung des Freimaurers <strong>und</strong> Marxisten Allende durch Bischof Méndez Arceo <strong>und</strong> besonders<br />

auch durch die Jesuiten, deren Provinzial P. Manuel Segura nach der Wahl Allendes zum Präsidenten (am<br />

4. 11. 70) seine Mitbrüder aufrief, an dem Programm von Allendes "Volksfront" (UP) aktiv mitzuwirken, hat<br />

sich ebenso als verhängnisvoller Fehlschlag erwiesen, wie auch jedes andere Experiment scheitern wird,<br />

die das Heil von der Kooperation mit Freimaurern <strong>und</strong> Marxisten erwarten.<br />

Sowohl die Hierarchie in Chile als auch der Vatikan haben zu den genannten Vorgängen in Chile nicht nur<br />

geschwiegen. <strong>Die</strong> französischen Zeitschriften "Itinéraires" <strong>und</strong> "L'Ordre Francais" haben ausführlich über<br />

die vielfältige Unterstützung berichtet, die der gestürzte Freimaurer <strong>und</strong> Marxist Allende aus allen Kreisen<br />

des Klerus erhalten hatte. Andererseits wurde die große katholische Bewegung T.F.P. (Vereinigung zur<br />

Verteidigung von Tradition, Familie <strong>und</strong> Eigentum) schon 1968 von dem Erzbischof <strong>und</strong> Kardinal von<br />

Santiago gerügt, weil sie sich energisch gegen die Linksinfiltration katholischer Kreise zur Wehr setzte. Im<br />

gleichen Jahr richtete die Bewegung T.F.P. eine Botschaft an Papst Paul VI., in der er gebeten wurde,<br />

"dringend Maßnahmen gegen das Einsickern von Kommunisten in katholische Kreise zu treffen. <strong>Die</strong>se<br />

öffentliche Bittschrift trug die Unterschriften von 121.000 Chilenen. <strong>Die</strong> Antwort: Keine Antwort.<br />

<strong>Die</strong> Mitglieder des Nationalrates der T.F.P. richteten zusammen mit anderen Aktivisten am 8. 10. 1970 ein<br />

Schreiben an Paul VI. in der Gewißheit, ein Wort seinerseits würde genügen, um zu verhindern, daß die<br />

christdemokratischen Parlamentarier den Sieg Allendes im Kongreß besiegeln. <strong>Die</strong> Antwort des Papstes<br />

war wiederum Schweigen!" (Der Fels, März 1974).<br />

Bezeichnend für die ideologische Anpassung der katholischen Kirche ist ein Wort Allendes in der New


YorkTimes vom 27. Oktober 1970:<br />

"Es ist bekannt, daß die alte Unvereinbarkeit zwischen der Freimaurerei <strong>und</strong> der Kirche überholt ist. Was<br />

noch bedeutsamer ist: die katholische Kirche hat f<strong>und</strong>amentale Wandlungen durchgemacht ... Ich glaube<br />

nicht, daß die Kirche ein Widerstandsfaktor gegenüber der Volksfrontregierung sein wird. Im Gegenteil, sie<br />

wird ein Element zu unseren Gunsten sein..."<br />

Sie war es dank der "progressiven" Änderungen, die sich nicht zuletzt auch in Rom mehr <strong>und</strong> mehr<br />

durchsetzten. Darüber finden wir einige wichtige Hinweise in dem Buch von L. de Poncins: La F:. M:. d'après<br />

ses documents secrets, das 1972 in vierter Auflage in Chire en-Montreuil erschienen ist. Im Vorwort dieser<br />

Auflage schreibt der Verfasser, der unbestritten zu den bestinformierten <strong>und</strong> hervorragendsten<br />

Freimaurerforschern Frankreichs zählt:<br />

" ... <strong>Die</strong> neuen Methoden hinterlistiger Beeinflussung (penetration) erlauben der Freimaurerei die Kirche zu<br />

infiltrieren, wo sie in den Milieus der Progressisten tatkräftige Unterstützung findet ...<br />

Gegenwärtig übt die Freimaurerei ihren Einfluß hauptsächlich auf religiösem <strong>und</strong> philosophischem Gebiet<br />

aus. Man kann ohne Übertreibung sagen, daß der Progressismus, der die katholische Kirche seit dem II.<br />

Vatikanischen Konzil tiefgründig überflutet, ein Ergebnis des philosophischen Einflusses der Freimaurerei<br />

auf die Kirche ist. Zwischen der Maurerei <strong>und</strong> dem Progressismus besteht enge verwandtschaftliche<br />

Beziehung hinsichtlich der geistigen Konzeption. Das erklärt die hartnäckigen <strong>und</strong> erbitterten<br />

Anstrengungen, die von theologischen Progressisten unternommen werden, um beim Vatikan die Revision<br />

<strong>und</strong> Annullierung der Verurteilungen (der Freimaurerei) zu erreichen, die von allen Päpsten, angefangen<br />

von der ersten päpstlichen Verurteilung durch Clemens XII. im Jahre 1738, bis zu Pius XII. einschließlich,<br />

ausgesprochen wurden. Seit dem von Papst Johannes XXIII. einberufenen II. Vatikanischen Konzil ist in<br />

Rom bezüglich der Freimaurerei ein heftiger Kampf zwischen Traditionalisten <strong>und</strong> Progressisten<br />

entbrannt ...“<br />

Ähnliche Beobachtungen sind auch in Deutschland gemacht worden. So brachte die "Bruderschaft", die<br />

Zeitschrift der Freimaurer in Deutschland, im März 1974 einen "Bericht über das Gespräch mit der<br />

evangelischen Kirche", der mit den Worten beginnt:<br />

"Nachdem der offizielle Dialog zwischen einer Kommission der katholischen Kirche <strong>und</strong> einer vom Senat<br />

der Vereinigten Großlogen von Deutschland berufenen bisher so überraschend gute Ergebnisse erbracht<br />

hatte, kam es zu drei offiziellen Gesprächen auch mit der evangelischen Kirche . . ."<br />

Bezeichnend ist, daß der Verfasser des genannten Berichtes in der "Bruderschaft" auf die gezielte Anfrage,<br />

wer an diesem "offiziellen Dialog" teilnahm, wo er stattfand <strong>und</strong> worin die "so überraschend guten<br />

Ergebnisse" bestehen, keine Antwort gab. Ein für das Gespräch mit den Kirchen zuständiger führender<br />

Bruder bestätigte nur "freimütig, daß solche Gespräche schon seit einer Reihe von Jahren stattfinden <strong>und</strong><br />

daß sie zu einem guten Erfolg geführt haben. <strong>Die</strong>ser Erfolg war nur möglich, weil es sich bei diesem Dialog<br />

um einen solchen vertrauensvoller <strong>und</strong> vertrauter Art handelt, den die Gesprächspartner nur in<br />

beiderseitigem Einvernehmen vor die Öffentlichkeit bringen wollen ..." - Man fragt sich nun: Wem nützt ein<br />

solcher "vertrauensvoller <strong>und</strong> vertrauter" Dialog? Wer hat hier etwas zu verbergen?<br />

Ein katholischer Dialogpartner meinte dazu, daß das Kirchenvolk von den hier angesprochenen Fragen<br />

sowieso nichts verstehe <strong>und</strong> daß bei einer öffentlichen Diskussion über "Kirche <strong>und</strong> Freimaurerei" nur<br />

unnötiger Krach zu erwarten sei von seiten der "Konservativen".<br />

So ist das also! Einerseits stilisiert man die vielbeschworene "Mündigkeit" der Christen fast zur Ideologie<br />

hoch, andererseits ist das "Volk" doch noch viel zu dumm <strong>und</strong> muß einfach überfahren werden, indem man<br />

auf dem Weg der "Geheimdiplomatie" vollendete Tatsachen schafft, die das unmündige Volk dann im<br />

Gehorsam gegen Papst <strong>und</strong> Kirche zu akzeptieren hat. - Wir wehren uns mit aller Entschiedenheit gegen<br />

diese Art von Dialog.<br />

Nicht zuletzt wurde dieses Buch deshalb geschrieben, weil wir der Überzeugung sind, daß es höchste Zeit<br />

ist, der "diskreten" Geheimniskrämerei ein Ende zu setzen. Wir müssen in diesem Zusammenhang auch


daran erinnern, daß Jesus Christus seine Jünger nicht zum Dialog, sondern zur Mission ausgesandt hat.<br />

Der Missionsauftrag des Herrn lautet nicht: "Geht hinaus in alle Welt <strong>und</strong> führt nette Dialoge miteinander",<br />

sondern: "Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel <strong>und</strong> auf Erden. Geht darum hin <strong>und</strong> machet alle Völker zu<br />

Jüngern, indem ihr sie tauft auf den Namen des Vaters <strong>und</strong> des Sohnes <strong>und</strong> des Heiligen Geistes <strong>und</strong> sie<br />

lehrt, alles zu halten, was ich euch aufgetragen habe. Seht ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der<br />

Welt" (Matth. 28).<br />

Wie verlautet, soll Kardinal König im Herbst 1968 in Wien eine dreiköpfige Kommission deutschsprachiger<br />

Freimaurer zu einem ersten Gespräch empfangen haben, an dem auch drei Vertreter aus der katholischen<br />

Kirche teilnahmen. Weitere Zusammenkünfte sollen vereinbart worden sein. <strong>Die</strong> besorgte Frage ist aber die,<br />

ob sich die katholischen Partner bei all diesen Gesprächen <strong>und</strong> Konferenzen stets des Missionsauftrags<br />

Jesu bewußt waren? Haben sie den Mut gehabt, die Heilsbotschaft Jesu mit ihrem unverkürzten<br />

Missionsanspruch den Freien Maurern zu verkünden? <strong>Die</strong> "überraschend guten Ergebnisse" des Dialogs,<br />

von denen die deutschen Freimaurer sprechen, stimmen uns jedenfalls nicht optimistisch. Ob es dieser<br />

Schrift gelingen wird, in dem Dialog mit der Freimaurerei neue Akzente zu setzen? Gott gebe es!<br />

Pfingsten 1974 - Manfred Adler<br />

I. DIE GROSSE REVOLUTION<br />

1. Das Signal zum Sturm<br />

Revolutionen beginnen nicht erst, wenn Schüsse fallen <strong>und</strong> Blut fließt. Sie haben vielmehr eine lange<br />

Vorgeschichte, eine Zeit der geistigen Vorbereitung <strong>und</strong> wirken noch weit hinein in den Raum der Zukunft.<br />

<strong>Die</strong>ses Gesetz gilt auch für die antichristliche Weltrevolution, die im Zeitalter der Aufklärung begann <strong>und</strong> bis<br />

zum Ende der Zeiten dauern wird, bis der Herr Jesus Christus bei seiner Wiederkunft den Antichristen<br />

entmachten <strong>und</strong> durch den Hauch seines M<strong>und</strong>es vernichten wird (2. Thessalonicher 2,8).<br />

Wie jeder Revolution, gehen auch der endzeitlichen, antichristlichen Revolution Ideen voraus,<br />

antichristliche Ideen, die von antichristlichen Denkern propagiert <strong>und</strong> von antichristlichen Mächten in die Tat<br />

umgesetzt <strong>und</strong> in die Gesellschaft hineingetragen werden. Versteht man Revolution in diesem<br />

umfassenden Sinn als geistige <strong>und</strong> blutige Umsturzbewegung, dann findet man die geistigen Wurzeln der<br />

antichristlichen Weltrevolution bereits in der Zeit der Renaissance, in der die geistige Welt der heidnischen<br />

Antike eine Wiedergeburt erlebte.<br />

<strong>Die</strong> mittelalterliche Geisteswelt mit ihrer Hinordnung auf den transzendenten Gott als Zentrum <strong>und</strong> Maß<br />

aller Dinge wurde abgelöst vom Zeitalter eines neu aufbrechenden vorchristlichen Humanismus. Jetzt wird<br />

der Mensch wie zur Zeit der Sophisten das Maß aller Dinge, ein "Gott auf Erden". Später werden in der Zeit<br />

der Aufklärung die neuheidnischen Ideen der Renaissance Humanisten zum autonomen <strong>und</strong><br />

antichristlichen Humanismus weiterentwickelt <strong>und</strong> der Mensch, seine Vernunft <strong>und</strong> Natur, zum alleinigen<br />

Maß aller Dinge <strong>und</strong> zum Gegen Gott gemacht.<br />

Durch die Verabsolutierung der Vernunft im Rationalismus <strong>und</strong> der Natur im Naturalismus wird schließlich<br />

der sich offenbarende persönliche Gott überflüssig <strong>und</strong> zum Gott des Deismus reduziert.<br />

Der Deismus sieht in Gott nur noch den symbolischen Baumeister der Welten, den großen Welt Architekten<br />

(Demiurg), der die Welt zwar geschaffen hat, sich jetzt aber nicht mehr um sie kümmert <strong>und</strong> nicht mehr in<br />

den Lauf ihrer Geschichte eingreift. Gott <strong>und</strong> Welt sind nach der Schöpfung ohne Beziehung zueinander.<br />

Das All mit seinen unabänderlichen Gesetzen ist eine mechanisch perfekt funktionierende Maschinerie, die<br />

man schließlich in einem weiteren Schritt mit dem unpersönlichen Gott des Deismus identifiziert. Zuletzt<br />

glaubt man auf diesen Mechanismus Gott auch noch verzichten zu können der deistische Gott ist in der Tat<br />

ein überflüssiger Gott <strong>und</strong> gelangt so entweder zum Pan Theismus (Alles ist Gott) oder zum nackten<br />

Materialismus (Alles ist Materie) <strong>und</strong> damit zum A Theismus (Gott ist Nichts) oder Nihilismus.<br />

Endstation dieser geistigen Entwicklung ist also ein atheistischer Humanismus. Der Mensch ohne Gott ist


hier nicht nur das Maß aller Dinge, sondern sogar das "höchste Wesen für den Menschen", weil der Mensch<br />

ohne ein "höchstes Wesen" unmöglich leben kann.<br />

<strong>Die</strong>sem Humanismus ohne Gott sind nicht nur die theoretischen <strong>und</strong> praktischen Atheisten zuzurechnen,<br />

sondern auch die zahlreichen sog. "atheistischen Christen", für die das Wort "Gott" nur noch eine<br />

Leerformel für Mitmenschlichkeit oder Solidarität ist. Das alles sind die Früchte des neuzeitlichen<br />

Aufklärungshumanismus, der den Menschen Schritt für Schritt dem persönlichen <strong>und</strong> dreieinigen Gott<br />

entfremdet bis hin zum radikalen atheistischen Nihilismus.<br />

Für den persönlichen Gott der christlichen Offenbarung, für den Gott Abrahams, Isaaks <strong>und</strong> Jakobs, den<br />

Gott <strong>und</strong> Vater unseres Herrn Jesus Christus, der in seinem Sohn in unsere Welt kam, um Gottes<br />

Herrschaft <strong>und</strong> Reich aufzurichten <strong>und</strong> alle Menschen aus Sünde <strong>und</strong> Gottentfremdung zu erlösen, der sein<br />

Wort <strong>und</strong> Heilswerk in der Kirche Jesu Christi <strong>und</strong> durch sie den Menschen offenbart <strong>und</strong> vermittelt, der<br />

Glaube, Hoffnung <strong>und</strong> Liebe sowohl den Menschen schenkt als auch von ihnen fordert, der durch Christus<br />

ewiges Leben gibt, alle Menschen an sich ziehen will <strong>und</strong> alle Menschen richten wird: für diesen christlichen<br />

Gott hat der Geist der Aufklärung kein Verständnis. Ein solcher Gott ist ein Fremdkörper in ihrer autonomen<br />

Geisteswelt <strong>und</strong> wird als solcher abgelehnt, lächerlich gemacht oder gehaßt.<br />

Dasselbe Schicksal widerfährt selbstverständlich auch der Kirche, die diesen Gott verkündet <strong>und</strong> in seinem<br />

Namen wirkt. Sie wird verfolgt bis zur Vernichtung.<br />

Voltaire, der einflußreichste Denker der französischen Aufklärung, hat die Parole zur Ausrottung der Kirche<br />

ausgerufen. Der ehemalige Jesuitenschüler, ausgestattet mit glänzender Begabung <strong>und</strong> gefeiert als Dichter<br />

<strong>und</strong> Schriftsteller, Historiker <strong>und</strong> Philosoph, trug die aufgeklärten <strong>und</strong> antichristlichen Ideen unermüdlich<br />

<strong>und</strong> außerordentlich erfolgreich in die Massen. Man hat ihn als Propagator des radikalen englischen<br />

Deismus <strong>und</strong> Patriarch des französischen Rationalismus bezeichnet. Hirschberger schreibt über ihn <strong>und</strong><br />

seine Zeit:<br />

„<strong>Die</strong> französische Aufklärung ist negativ, kalt, überkritisch eitel <strong>und</strong> hochmütig. Man kämpft gegen den<br />

Zwang der Dogmen der Kirche <strong>und</strong> gegen den Aberglauben der Metaphysik. Typisch ist Voltaire (1694<br />

1778), das größte schriftstellerische Genie der Franzosen <strong>und</strong> ihr großer Vorkämpfer für Vernunft, Toleranz<br />

<strong>und</strong> Menschenrechte, für Freiheit, Gleichheit <strong>und</strong> Brüderlichkeit. Voltaire war weder ein schöpferischer noch<br />

ein exakter Denker, aber er verstand es, die Menschen zu fesseln. Dem Mann hat nur noch der R<strong>und</strong>funk<br />

gefehlt."<br />

Während der französischen Revolution, am 10. Juli 1791 wurde Voltaires Leiche aus der Abtei Selliers in<br />

das Pantheon zu Paris überführt. Am 11. Juli war die feierliche Beisetzung. <strong>Die</strong> Feierlichkeiten zu Ehren<br />

Voltaires dauerten indes bis zum 27. August 1791 fort. Bailly, einer der führenden Revolutionäre, feierte<br />

Voltaire in der Nationalversammlung als den "größten Mann, den Frankreich geboren hat". Voltaire war<br />

nicht nur ein zeitweiliger Fre<strong>und</strong> des Preußenkönigs Friedrich II., auch Alfred Rosenberg, der<br />

Rassentheoretiker der Nazi Ideologie <strong>und</strong> Verfasser des "Mythos des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts" (1930) schätzte ihn<br />

sehr <strong>und</strong> nannte ihn sogar seinen geistigen Ahnherrn.<br />

Zuletzt sei noch vermerkt, daß die Freimaurer aller Richtungen heute auf ihren Bruder Voltaire nicht minder<br />

stolz sind als sie es in der Vergangenheit waren, obwohl Voltaire erst in seinem letzten Lebensjahr von<br />

Benjamin Franklin in die Pariser Loge "Les Neufs Soeurs" feierlich eingeführt wurde.<br />

Voltaire ist für uns deshalb so bedeutsam <strong>und</strong> wichtig, weil er das Signal zum Sturm auf die Kirche gegeben<br />

<strong>und</strong> die antichristliche Weltrevolution eingeleitet hat. Sein fanatischer Haß gegen Kirche <strong>und</strong> Christentum ist<br />

in die Geschichte eingegangen unter der Parole: "Ecraséz l'infame!" „Rottet sie aus, die Verruchte!" -<br />

Gemeint ist die Kirche.<br />

Voltaires Haß hat Schule gemacht <strong>und</strong> die geistige Atmosphäre seiner Zeit entscheidend beeinflußt. Andere<br />

führende Köpfe der Aufklärung wollten ihm nicht nachstehen. So stammt von Diderot (1713 1784) einem<br />

der Herausgeber der großen französischen Enzyklopädie, der unter dem Einfluß des englischen<br />

Empirismus vom Deismus zum krassen Naturalismus, Materialismus <strong>und</strong> Atheismus der französischen<br />

Aufklärung kam, das entsetzliche Wort:


"<strong>Die</strong> Welt wird nicht eher glücklich, bis der letzte König mit den Gedärmen des letzten Priesters erwürgt ist."<br />

In Holbachs "System der Natur", dem Hauptwerk des französischen Materialismus, wird die Religion als<br />

Hauptursache des menschlichen Elends bezeichnet. Montesquieu (1689 1755) zeichnete in seinen<br />

sozialkritischen "Persischen Briefen" (1721) ein Zerrbild der Kirche <strong>und</strong> spottete über den „Zauberer, der die<br />

Leute glauben machte, daß drei eins, <strong>und</strong> das Brot, das man verspeise dennoch kein Brot <strong>und</strong> Wein, den<br />

man trinke, dennoch kein Wein sei".<br />

Rousseau (1712 1778), der die Erbsünde leugnete, warf dem Christentum vor, es gebe den "Menschen<br />

zwei Gesetzgebungen, welche ihnen Pflichten auferlegen, die miteinander in Widerspruch stehen <strong>und</strong> es<br />

den Menschen unmöglich machen, zu gleicher Zeit fromm <strong>und</strong> gute Bürger zu sein".<br />

<strong>Die</strong>se wenigen Zeugnisse lassen deutlich genug den antichristlichen Geist der Aufklärung <strong>und</strong> ihrer<br />

maßgeblichen Vertreter erkennen, deren Haß auch heute noch Geschichte macht.<br />

2. <strong>Die</strong> Französische Revolution (1789 - 1799)<br />

<strong>Die</strong> Saat, die von Voltaire <strong>und</strong> den übrigen Wegbereitern <strong>und</strong> Propagandisten der Aufklärungsideologie<br />

ausgestreut wurde, trug erste Früchte in der Französischen Revolution, die von manchen Historikern mit<br />

dem Prädikat "große Revolution" ausgezeichnet wurde <strong>und</strong> als solche auch in die Geschichtsbücher<br />

eingegangen ist. Sicher sind in politischer Hinsicht durch diese Revolution die Weichen für kommende<br />

Jahrh<strong>und</strong>erte neu gestellt <strong>und</strong> Impulse zu großen Fortschritten <strong>und</strong> entscheidenden Veränderungen in der<br />

Gesellschaft gegeben worden. Denken wir nur an die Beseitigung des korrupten Absolutismus des sog.<br />

"ancien regime", an die Durchsetzung des demokratischen Staatsgedankens, die Proklamation der<br />

Menschenrechte, die erstmals in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776 <strong>und</strong> in Europa<br />

von der französischen Nationalversammlung in der Erklärung vom 27. August 1789 staatsrechtlich<br />

verankert wurden, an die Überwindung des Hexenwahns <strong>und</strong> die Abschaffung der Folter bei<br />

Gerichtsprozessen.<br />

Dennoch müssen wir heute feststellen, daß die negativen <strong>und</strong> zerstörerischen Wirkungen, die von der<br />

"großen Revolution" von 1789 ausgegangen sind, vor allem der von ihr <strong>und</strong> durch sie eingeleitete kulturelle<br />

Zerfall <strong>und</strong> der Verlust der christlichen Wertordnung, bei weitem all das überwiegen, was durch die<br />

Revolution der Aufklärung an positiven <strong>und</strong> bleibenden Werten errungen werden konnte.<br />

Besonders die Erschütterungen <strong>und</strong> Katastrophen der beiden Weltkriege <strong>und</strong> der kommunistischen<br />

Weltrevolution, die noch lange nicht abgeschlossen ist, haben uns bitter enttäuscht. Wie sind doch die<br />

großen Schlagworte der Revolution: Freiheit, Gleichheit <strong>und</strong> Brüderlichkeit mißbraucht worden <strong>und</strong> wie sehr<br />

werden bis heute Menschenrechte <strong>und</strong> Menschenwürde in weltweitem Ausmaß mißachtet <strong>und</strong> verletzt!<br />

Letztlich ist diese unmenschliche Entwicklung der Tatsache zuzuschreiben, daß die Französische<br />

Revolution eben doch nur vordergründig eine politische <strong>und</strong> soziale Umsturzbewegung war. In ihrem<br />

innersten Kern ist sie eine antichristliche Revolution gewesen <strong>und</strong> bis heute geblieben. In der Tat: Mit der<br />

Französischen Revolution hat nicht nur das Zeitalter der Revolutionen, sondern die universale <strong>und</strong><br />

permanente Revolution selbst begonnen.<br />

In den folgenden Ausführungen geht es im wesentlichen darum, diese These durch Tatsachen zu belegen,<br />

wobei ich mich bewußt auf den religiösen Bereich beschränken <strong>und</strong> einige Gedanken über den<br />

antichristlichen Charakter dieser weltweiten Revolution darlegen möchte.<br />

Beginnen wir mit den Vorgängen von 1789. <strong>Die</strong> näheren Umstände <strong>und</strong> Ursachen, die den gewaltsamen<br />

<strong>und</strong> blutigen Tumult auslösten, sind die Mißstände der absolutistischen Regierungsherrschaft, die<br />

Wühlarbeit der Freidenker <strong>und</strong> Freimaurer <strong>und</strong> die Frivolität <strong>und</strong> Sittenlosigkeit der höheren Stände<br />

gewesen. Unmittelbarer Anlaß zur Revolution war die Finanznot des Staates. . .<br />

Als König Ludwig XVI. (1772 1792) die seit 1614 nicht mehr versammelten Reichsstände (Adel, Klerus <strong>und</strong>


Bürgerschaft) zum 5. Mai 1789 nach Versailles berief, wo die Bürger schließlich die Führung an sich rissen<br />

<strong>und</strong> sich am 23. Juni 1789 als Nationalversammlung konstituierten, um eine neue Verfassung zu schaffen,<br />

stand die französische Kirche, die etwa 1/10 des gesamten Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Bodens besaß, nicht gerade in<br />

gutem Ansehen. <strong>Die</strong> antikirchliche Propaganda der Aufklärer <strong>und</strong> der Haß, der allenthalben gegen den<br />

privilegierten Klerus geschürt wurde, waren nicht ohne Wirkung geblieben. Zwar haben sich vier Bischöfe<br />

<strong>und</strong> 149 Pfarrer am 23. Juni 1789 dem revolutionären <strong>und</strong> siegreichen "dritten Stand" angeschlossen <strong>und</strong><br />

mit der Masse der in der Nationalversammlung repräsentierten Staatsbürger vereinigt. Aber schon vor dem<br />

4./5. August 1789, als der Klerus in der sog. "Opfernacht" auf seine sozialen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Privilegien<br />

verzichtete (wie etwa auf das Lehnswesen <strong>und</strong> den Kirchenzehnten) <strong>und</strong> mit dem Adel in der Preisgabe<br />

seiner alten Feudalrechte zugunsten der Bauern <strong>und</strong> Bürger wetteiferte, sind schon Kirchen <strong>und</strong> Klöster<br />

niedergebrannt worden.<br />

Nachdem die gesamte mittelalterliche Feudalordnung der katholischen Kirche in Frankreich<br />

zusammengebrochen <strong>und</strong> zerstört war <strong>und</strong> es keine Standesunterschiede mehr gab, sind am 27. August<br />

1789 die Bürger <strong>und</strong> Menschenrechte in der Nationalversammlung feierlich proklamiert <strong>und</strong> zum<br />

Staatsgesetz erhoben worden. Artikel 10 dieser Deklaration garantiert die Gewissens <strong>und</strong> Kultfreiheit. Er<br />

lautet:<br />

"Niemand darf wegen seiner Überzeugungen, auch nicht der religiösen, behelligt werden, vorausgesetzt,<br />

daß ihre Betätigung die durch das Gesetz gewährleistete öffentliche Ordnung nicht stört." - <strong>Die</strong>ser Artikel<br />

war kaum in Kraft, als durch die Französische Revolution das Gr<strong>und</strong>recht der Gewissens <strong>und</strong><br />

Religionsfreiheit schon aufs schwerste verletzt wurde.<br />

Doch bevor die blutige Verfolgung ausbrach, hat die Nationalversammlung das gesamte Kirchengut<br />

enteignet, um die Finanznot des Staates zu decken. Am 2. November 1789 wurde auf Antrag des liberalen<br />

<strong>und</strong> ehrgeizigen Bischofs Charles Maurice de Talleyrand von Autun beschlossen, das Kirchengut der<br />

Nation zur Verfügung zu stellen, was am 14. April 1790 durch das Gesetz über die Enteignung <strong>und</strong><br />

Säkularisierung des gesamten Kirchengutes endgültig durchgeführt wurde. Vorher, am 13. Februar 1790,<br />

waren schon alle religiösen Orden <strong>und</strong> Kongregationen, die nicht der Krankenpflege, der Erziehung oder<br />

dem wissenschaftlichen Fortschritt dienten, - die also nach der Auffassung der damaligen Zeit keine<br />

"nützlichen Orden" waren -, aufgehoben worden. Dann folgte mit der "Constitution civile du clerge"<br />

(Zivilkonstitution des Klerus) vom 12. Juli 1790 der schwerste Schlag gegen die katholische Kirche in<br />

Frankreich, die sich dadurch in den Gr<strong>und</strong>lagen ihrer Existenz tödlich bedroht sah <strong>und</strong> deshalb dieser<br />

neuen Verfassung energischen Widerstand entgegensetzen mußte. Eine regelrechte Kirchenverfolgung<br />

begann.<br />

<strong>Die</strong> Zivilkonstitution des Klerus sah vor, daß zunächst die 134 Bistümer Frankreichs entsprechend der<br />

neuen Departementseinteilung auf 83 reduziert werden, mehr als 50 Bischöfe mußten also entlassen<br />

werden. <strong>Die</strong> Besetzung der Kirchenämter (Bischofsstühle <strong>und</strong> Pfarreien) sollte durch politische<br />

Wahlgremien der Departements erfolgen. <strong>Die</strong> kanonische Visitation der Bischöfe wurde den Metropoliten,<br />

die der Pfarrer den Bischöfen übertragen. Alle Kirchenstellen ohne Seelsorge (Dignitäten, Priorate,<br />

Kanonikate <strong>und</strong> Benefitien an Dom <strong>und</strong> Kollegiatkirchen) wurden aufgehoben. <strong>Die</strong> französische Kirche<br />

sollte auf rein nationaler Gr<strong>und</strong>lage neu konstituiert, vom Papsttum getrennt <strong>und</strong> dem Staat untergeordnet<br />

werden. Das war nichts anderes "als der Versuch einer vollständigen Unterdrückung der katholischen<br />

Kirche in Frankreich. Denn die durch die Konstitution aufgerichtete Kirche war vollkommen schismatisch.<br />

Der gallikanische Gedanke war in ihr konsequent bis zu Ende geführt; <strong>und</strong> er besagte in dieser Form nicht<br />

weniger als die Zerstörung des sakramentalen Priestertums. <strong>Die</strong> gr<strong>und</strong>legende Idee der Zivilkonstitution ist<br />

nämlich die radikal durchgeführte Gr<strong>und</strong>idee der Aufklärung von der Identität aller Religionen. Nicht nur<br />

sollen die Priester <strong>und</strong> Bischöfe als einfache Staatsbeamte wie Parlamentarier gewählt werden<br />

(Demokratische Tendenzen; vgl. Konstanz <strong>und</strong> Basel), sondern an dieser Wahl sollen sich alle Bürger,<br />

Juden wie Protestanten, zu beteiligen das Recht haben. Das war vollkommen unchristlich. <strong>Die</strong> alleinige<br />

Wahrheit des Christentums <strong>und</strong> die aus der apostolischen Sendung erfließende Autorität des Priestertums<br />

waren geleugnet.<br />

Im November 1790 wurde in einem weiteren Dekret der Nationalversammlung von allen Geistlichen der Eid<br />

auf die Zivilkonstitution verlangt. Mirabeau hatte in einer seiner Sturmreden angekündigt, wenn die Priester<br />

diesen Eid verweigern sollten, müßte die Nation daran zweifeln, daß die Priester noch brauchbare Bürger


werden könnten <strong>und</strong> alle Kirchenämter für erledigt erklären. Aber nur etwa die Hälfte der Pfarrgeistlichen<br />

(25 000 bis 30 000), ein Drittel des Gesamtklerus, leisteten den Eid. 60 000 bis 70 000 Priester <strong>und</strong> alle<br />

Bischöfe, mit Ausnahme von vier Diözesan- <strong>und</strong> drei Weihbischöfen, verweigerten den Eid.<br />

Der katholische Glaube bewies seine Macht, aber die französische Kirche war durch einen tiefen Riß<br />

gespalten. <strong>Die</strong> eidverweigernden Priester, die den größeren Teil des Volkes auf ihrer Seite hatten, wurden<br />

verfolgt. Papst Pius VI. (1775 1799) hatte aus Gründen der päpstlichen Gesamtpolitik einige Zeit gezögert,<br />

bis er dem französischen Klerus durch eine eindeutige Erklärung zu Hilfe kam. Erst am 13. April 1791<br />

verwarf er durch das Breve "Caritas quae docente Paulo" die Zivilkonstitution als haeretisch <strong>und</strong><br />

schismatisch, suspendierte die vereidigten Geistlichen ("jureurs", "assermentes"), wenn sie nicht innerhalb<br />

von 40 Tagen widerrufen würden, <strong>und</strong> lobte die treugebliebenen, eidverweigernden Priester ("non jureurs",<br />

"insermentes"). Für die Ausgewiesenen sorgte der Papst so gut er konnte <strong>und</strong> nahm viele von ihnen in den<br />

Kirchenstaat auf. <strong>Die</strong> Nationalversammlung nahm dem Papst darauf die Grafschaften Avignon <strong>und</strong><br />

Venaissin, die zum Kirchenstaat gehörten. Pius VI. protestierte dagegen, aber die geraubten Besitzungen<br />

blieben für immer verloren.<br />

Im Spätjahr 1791 versuchte die "Gesetzgebende Nationalversammlung", den Widerstand der Geistlichen<br />

mit Gewalt zu brechen. Den eidverweigernden Priestern wurde Gehalt <strong>und</strong> Pension entzogen <strong>und</strong> der<br />

Aufenthalt im Lande unmöglich gemacht. Das Tragen der geistlichen Kleidung war ihnen verboten worden,<br />

die noch bestehenden religiösen Genossenschaften wurden unterdrückt, etwa 40.000 Priester sind<br />

eingekerkert, deportiert oder hingerichtet worden.<br />

Mit den Septembermorden 1792 in den Gefängnissen von Paris, denen etwa 1400 Menschen, darunter<br />

mehr als 200 Priester <strong>und</strong> drei Bischöfe zum Opfer fielen, begann die erste größere Terrorwelle der<br />

Revolution, die Zeit der sog. "Schreckensherrschaft", die bis zum Oktober 1795 dauerte.<br />

Unter dem Druck der Verfolgung verließen etwa 30 000 40 000 Priester das Land (2. Emigration). Der<br />

Nationalkonvent (1792 1795) vollendete den radikalen Umsturz, das Königtum wurde am ersten Tag der<br />

Konventsherrschaft (21. September 1792) abgeschafft, Frankreich zur Republik erklärt <strong>und</strong> Ludwig XVI. am<br />

21. Januar 1793 als "Verräter an Staat <strong>und</strong> Nation" hingerichtet. - Im Oktober folgte ihm Königin Marie<br />

Antoinette.<br />

Nach der Ermordung Marats am 13. Juli 1793 übernahm Robespierre die Herrschaft des Grauens. <strong>Die</strong><br />

Guillotine liquidierte die Gegner der Republik, Opfer wurden massenweise erschossen oder ertränkt, die<br />

Ehescheidung ist erleichtert, die obligatorische Zivilehe eingeführt, das Zölibatsgesetz aufgehoben, die<br />

christliche Zeitrechnung abgeschafft <strong>und</strong> durch den Republikanischen Kalender verdrängt worden. An die<br />

Stelle der Sonntagsfeier wurde die Dekade gesetzt <strong>und</strong> die christlichen Feste sind durch republikanische<br />

ersetzt worden. Mit blindem <strong>und</strong> durchdachtem Haß versuchten die antichristlichen Revolutionäre, das<br />

Christentum <strong>und</strong> seine Geschichte radikal <strong>und</strong> total auszulöschen. Durch Dekret wurde schließlich am 10.<br />

November 1793 das Christentum offiziell abgeschafft <strong>und</strong> der Kult der Vernunft <strong>und</strong> Natur eingeführt. <strong>Die</strong><br />

Verwirklichung von Voltaires "Ecrasez l'infame!" durch die entfesselte Revolution schien greifbar nahe. -<br />

Damals geschah in Paris etwas Ungeheuerliches. Extreme Revolutionäre, die von dämonischem Wahnsinn<br />

besessen zu sein schienen, führten die Hure <strong>und</strong> Schauspielerin Madame Maillard in gotteslästerlicher<br />

Prozession zum altehrwürdigen Gotteshaus "Notre Dame" <strong>und</strong> setzten sie mitten auf den Hochaltar, genau<br />

dorthin, wo früher der Tabernakel stand. Hier empfing sie die Huldigung der Republik... - Der<br />

Revolutionsfanatiker P. G. Chaumette betete sie sogar an...<br />

Das Bild der Heiligen Jungfrau Maria war vom Altar entfernt <strong>und</strong> durch die "Statue der Freiheit" ersetzt<br />

worden. <strong>Die</strong> antichristlichen Funktionäre hatten sich des Heiligtums bemächtigt <strong>und</strong> es durch schmutzige<br />

Lieder <strong>und</strong> Orgien, die man nicht beschreiben kann, entweiht...<br />

Mit diesem sakrilegischen Geschehen, das der Geschichtsschreiber Schuck "eines der schauerlichsten<br />

Ereignisse der Weltgeschichte" nennt, nahm der moderne Kult mit den Huren <strong>und</strong> die sexuelle Revolution<br />

ihren Anfang, eine in ihrem tiefsten Wesen antihumane <strong>und</strong> antigöttliche Revolution, die nicht mit dem<br />

"Tode Gottes", sondern mit dem totalen Untergang des Menschlichen im Menschen enden wird.


Wir dürfen dieses entscheidende <strong>und</strong> an geschichtlichen Konsequenzen kaum zu überschätzende Datum<br />

der Französischen Revolution nicht vergessen. Denn hier hat sich unter dem hemmungslosen Terror der<br />

Jakobiner "erstmals ein Staat nicht nur von der Kirche, sondern von jeder christlichen Überlieferung<br />

losgesagt. Er wollte selbst an die Stelle der Religion treten <strong>und</strong> schaffte sich seinen eigenen Kultus mit<br />

Dogma <strong>und</strong> Ritus.<br />

Wohl konnte Robespierre im Frühjahr 1794 die Terrorherrschaft der blutrünstigen Jakobiner brechen die<br />

nach ihrem Versammlungsort, dem Kloster St. Jakob in Paris, benannt werden - <strong>und</strong> vom Konvent an Stelle<br />

des atheistischen Vernunftkultes den deistischen Kult des "höchsten Wesens" <strong>und</strong> die Unsterblichkeit der<br />

Seele dekretieren <strong>und</strong> proklamieren lassen. Das gehässige Wüten gegen Royalisten <strong>und</strong> Priester ging<br />

jedoch weiter.<br />

Als am 28. Juli 1794 auch Robespierre unter dem Fallbeil starb, hörte die Schreckenszeit auf. Ein<br />

fünfköpfiges Direktorium übernahm nun die Herrschaft (1795 -1799). Unter dem Druck einer immer stärker<br />

werdenden religiösen Gegenbewegung sah sich der Konvent gezwungen, am 21. Februar 1795 die völlige<br />

Trennung von Kirche <strong>und</strong> Staat zum Gesetz zu erheben. Damit war ein entscheidender Schritt zur<br />

Verbesserung der religiösen Situation getan. <strong>Die</strong> Priester durften wieder zelebrieren, Kultfreiheit wurde<br />

verkündet <strong>und</strong> die noch nicht veräußerten Kirchen konnten wieder für den Gottesdienst benutzt werden.<br />

Trotzdem aber war damit der Religionshaß in der öffentlichen Meinung noch nicht überw<strong>und</strong>en. Es kam<br />

immer wieder zu Verfolgungen <strong>und</strong> Deportationen von Priestern...<br />

In den folgenden Jahren bot sich Napoleon im Zuge der siegreichen Koalitionskriege die Gelegenheit,<br />

Rache an Pius VI. zu nehmen <strong>und</strong> die Ideen der Französischen Revolution in weite Teile Europas<br />

hineinzutragen.<br />

Nachdem Bonaparte 1796 in Italien bedeutende Siege gegen Österreich errungen hatte, stürzte er sich auf<br />

den schwachen Kirchenstaat. Bologna, Ravenna, Ferrara, Imola <strong>und</strong> Faenza konnte er ohne<br />

Schwertstreich einnehmen. Im Waffenstillstand von Bologna (1796) mußte der Papst die Legationen von<br />

Bologna <strong>und</strong> Ferrara abtreten, die Festung von Ancona übergeben, 20 Millionen Lire zahlen <strong>und</strong> 500<br />

wertvolle Handschriften <strong>und</strong> 100 Kunstwerke ausliefern. <strong>Die</strong> harten Bedingungen veranlaßten den Papst,<br />

mit Österreich Verbindung aufzunehmen <strong>und</strong> mit Neapel ein Bündnis zu schließen. Aber im Frühjahr 1797<br />

drang Napoleon in den Kirchenstaat ein <strong>und</strong> zwang den Papst zum Frieden von Tolentino. Der Papst mußte<br />

außer Avignon <strong>und</strong> Venaissin auch noch die Romagna abtreten <strong>und</strong> weitere 15 Millionen Lire zahlen. <strong>Die</strong><br />

schönsten Kunstwerke, wie der Apoll von Belvedere <strong>und</strong> die Laokoon Gruppe, wurden nach Paris<br />

geschleppt...<br />

Am 10. Februar 1798 rückte der französische General Berthier in Rom ein, wo am 15. Februar die Republik<br />

ausgerufen wurde. 300 "Patrioten" erklärten auf dem Forum den Papst für abgesetzt. Der achtzigjährige<br />

Pius VI. wurde in die Verbannung geschleppt, zuerst nach Siena, dann am 30. Mai 1798 nach Florenz. Als<br />

1799 der zweite Koalitionskrieg begann, brachte man ihn über Parma, Tortona <strong>und</strong> Turin nach Briancon,<br />

Grenoble <strong>und</strong> endlich nach Valence, wo er am 14. Juli todkrank ankam. Am 29. August 1799 setzte dann<br />

der Tod seinem Leidensweg ein Ende. <strong>Die</strong> Malachiasweissagung aus dem Jahre 1590, die ihn „peregrinus<br />

apostolicus" nennt, behielt auch hier recht: Er starb als Gefangener in der Fremde.<br />

Das Papsttum schien jetzt wirklich am Ende zu sein. Leichenreden wurden ihm gehalten <strong>und</strong> Grabsteine<br />

gesetzt. Vor der Engelsburg in Rom stand die "Göttin der Freiheit" mit der päpstlichen Tiara unter ihren<br />

Füßen. Aber dennoch konnte auch die "große Revolution" mit dem konzentrierten Haß der antichristlichen<br />

Aufklärer den Felsenmann in Rom nicht überwinden. <strong>Die</strong> Funktionäre der Revolution von damals sind tot.<br />

<strong>Die</strong> Geschichte ist über sie hinweggegangen. Das Papsttum <strong>und</strong> die Kirche sind jedoch geblieben. Sie<br />

haben sogar im 19. <strong>und</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>ert einen geistigen <strong>und</strong> moralischen Aufstieg erlebt, der in der<br />

Geschichte der Kirche seit dem Zeitalter der römischen Märtyrer ohne Beispiel ist. <strong>Die</strong> Kirche hat in der<br />

Französischen Revolution zwar viel gelitten, aber die Revolution hat ihr auch großen Gewinn gebracht <strong>und</strong><br />

den Weg in eine wenn auch nicht bessere, so doch größere Zukunft eröffnet.<br />

II. DIE REVOLUTIONÄRE FREIMAUREREI


1. "<strong>Die</strong> große Unbekannte" <strong>und</strong> "die große Revolution"<br />

Obwohl das Schrifttum über die Freimaurerei in den letzten zweieinhalb Jahrh<strong>und</strong>erten fast unübersehbar<br />

geworden ist, gibt es kaum eine weltanschaulich relevante Gruppe unserer Gesellschaft, über die so wenig<br />

zuverlässige <strong>und</strong> allgemein bekannte Informationen vorliegen wie gerade über die Freimaurerbewegung.<br />

Im Angesichts dieser Tatsache kann man es nur als beachtenswertes Kuriosum werten, wenn ein<br />

niederländischer Jesuit 1968 in einem deutschen Freimaurerverlag ein Werk über die Freimaurerei<br />

veröffentlichte mit dem Untertitel „<strong>Die</strong> große Unbekannte" (M. <strong>Die</strong>rickx S.J.: Freimaurerei – <strong>Die</strong> große<br />

Unbekannte, Bauhüttenverlag, Frankfurt-Hamburg, 1968)<br />

Ob auf diese Weise „die große Unbekannte" der breiten Öffentlichkeit besser bekanntgemacht werden kann,<br />

darf freilich mit guten Gründen bezweifelt werden. Der Hauptgr<strong>und</strong>, weshalb die Freimaurerei weithin fremd<br />

<strong>und</strong> unbekannt ist, darf wohl in dem Geheimnischarakter <strong>und</strong> der Geheimdisziplin gesehen werden, die den<br />

Logen von jeher anhaften <strong>und</strong> von ihrem eigentlichen Wesen anscheinend nicht zu trennen sind. Selbst<br />

viele Mitglieder deutscher Logen, vor allem aus der jüngeren Generation, haben heute kaum noch<br />

Verständnis für die traditionelle "Geheimniskrämerei" der Maurerbrüder, an der sie nicht zuletzt deshalb<br />

auch Kritik üben, weil sie hauptsächlich für das oft schiefe <strong>und</strong> verzerrte Bild <strong>und</strong> für die nebulosen,<br />

phantastischen <strong>und</strong> manchmal sogar absurden Vorstellungen über die Freimaurerbewegung<br />

mitverantwortlich sind. (Zum Ganzen, Der Spiegel, Nr.15, 1963)<br />

Außerdem versteht es die im allgemeinen publizitätsscheue Freimaurerei vortrefflich, die Masse des<br />

freimaurerischen wie des weniger zahlreichen freimaurerfeindlichen Schrifttums für sich zu konsumieren.<br />

<strong>Die</strong>se Art von Literatur wird nämlich vorwiegend nur von Freimaurern gelesen oder gekauft, bzw. aufgekauft.<br />

Letzteres kann dann der Fall sein, wenn ein für die Freien Maurer unangenehmes oder gar gefährliches<br />

Buch auf dem Markt erscheint.<br />

Ein Buch dieser Art war zweifellos das 1952 in England erschienene Werk des anglikanischen Geistlichen<br />

W. Hannah Darkness visible (Sichtbare Finsternis), das der Frage nachgeht, ob die englische Freimaurerei<br />

mit dem Christentum vereinbar ist. W. Hannah, der sein Buch „eine Enthüllung <strong>und</strong> Deutung" nennt, kommt<br />

mit seinem überzeugenden, sachlich nicht zu widerlegenden Tatsachenmaterial zu dem zwingenden<br />

Schluß, daß Christentum <strong>und</strong> Freimaurerei schlechthin unvereinbar sind.<br />

Darkness visible erlebte in vier Monaten drei Auflagen <strong>und</strong> wurde von den englischen Freimaurern sofort mit<br />

Gegenschriften beantwortet, deren wichtigste von einem anonymen Verfasser mit dem Decknamen<br />

„Vindex" stammt <strong>und</strong> unter dem Titel Light invisible (Unsichtbares Licht) herausgegeben wurde. „Vindex"<br />

beginnt seine Ausführungen mit einem umfangreichen Katalog von Schmähungen, bringt aber keinen<br />

einzigen sachlichen Gegenbeweis, der die von W. Hannah belegten Argumente im einzelnen hätte<br />

erschüttern können.<br />

Ein weiterer Gr<strong>und</strong>, warum die „<strong>Die</strong>ner der königlichen Kunst" - wie die Freimaurer gern genannt werden -<br />

bei den „Profanen" so wenig bekannt sind, besteht in der von ihnen meisterhaft beherrschten Kunst, in ihren<br />

Publikationen die Wirklichkeit zu verschleiern oder durch nichtssagende bis widersprüchliche<br />

Formulierungen, die oft nur mehr oder weniger unwichtige Gegebenheiten betreffen, von den eigentlich<br />

bedeutsamen Fakten abzulenken, bzw. diese unkenntlich zu machen.<br />

Dazu nur folgendes Muster-Beispiel. Nach dem II. Weltkrieg versuchten etwa 6000 deutsche Freimaurer<br />

das Logenleben in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland wieder in Bewegung zu setzen. Ihre Stuhlmeister<br />

fanden sich erstmals 1949 in der Frankfurter Paulskirche zusammen, um über den Wiederaufbau <strong>und</strong> die<br />

Vereinigung der verschiedenen Logen in Deutschland zu beraten. Nachdem es 1958 endlich gelungen war,<br />

die zwei großen Gruppierungen der deutschen Maurerei, die sog. „humanitären Logen" (unter dem<br />

offiziellen Titel: „Alte Freie <strong>und</strong> Angenommene Maurer" = A. F. u. A. M.) <strong>und</strong> die sog. „christlichen Logen"<br />

(genannt Freimaurer-Orden... bzw. Freimaurer von Deutschland = FvD) zu den Vereinigten Großlogen von<br />

Deutschland - Bruderschaft deutscher Freimaurer (VGLvD) zusammenzuschließen, geriet die so vereinigte<br />

Maurerei schon sehr bald in eine ernste Existenz- <strong>und</strong> Führungskrise. Es war gerade zu der Zeit, als die<br />

Vereinigten Großlogen, nach deren Gr<strong>und</strong>gesetz (Charta) die Freimaurerei „ein ethischer, kein politischer<br />

B<strong>und</strong> ist", ihre größten „außenpolitischen" bzw. ,,internationalen Erfolge" zu verzeichnen hatten. Damals


entstand ein sehr heftiger Streit um die Person des Altgroßmeisters Theodor Vogel, dem<br />

„Nachkriegs-Einiger" <strong>und</strong> „Patriarch der Herren im Schurz". <strong>Die</strong> unzufriedenen Brüder warfen Vogel vor:<br />

„Eitelkeit, die sich gleichermaßen in leerem Posieren <strong>und</strong> hektischer Betriebsamkeit äußere;<br />

Machtmißbrauch, der bis zur persönlichen Verunglimpfung von Brüdern gehe, die im Wege stehen;<br />

Inkonsequenz, weil Vogel zuerst um die Gruppe der abseits stehenden Logen des sog. Schottischen Ritus<br />

gebuhlt habe <strong>und</strong> später dann, als sie sich nicht seiner Zentral-Organisation anschlossen, zu einer ganz<br />

unmaurerischen Kampagne gegen die „Schotten" ausholte, sowie schließlich die Stagnation der deutschen<br />

Freimaurerei überhaupt, an der Vogel insofern schuld sei, als ihm nur Freimaurer-Politik, nicht aber die<br />

praktisch Freimaurerarbeit in der Stille interessiere (Der Spiegel, Nr.15, April 1963).<br />

<strong>Die</strong> Kritik an Altgroßmeister Vogel war angesichts der personellen Notlage innerhalb der deutschen Logen<br />

verständlich: Das Durchschnittsalter der Brüder lag bei 55 Jahren, über die Hälfte der r<strong>und</strong> 400 deutschen<br />

Logen konnten im abgelaufenen Freimaurerjahr - vom Herbstkonvent 1960 bis zum Herbstkonvent 1961 -<br />

keinen einzigen Lehrling aufnehmen, zahlreiche Logen existierten nur noch auf dem Papier. <strong>Die</strong> Großlogen<br />

mußten den Schrumpf-Logen, deren Mitglieder nicht mehr praktizierten, die Legitimation entziehen. Es<br />

schien, als sollte die Freimaurerei mit ihren Feinden auch zugleich ihre Fre<strong>und</strong>e verlieren.<br />

Theodor Vogel war es nicht gelungen, die deutsche Öffentlichkeit - <strong>und</strong> vor allem die Jugend - für die<br />

Königliche Kunst zu interessieren. <strong>Die</strong> publizistische Werbung hieb ohne den gewünschten <strong>und</strong> erhofften<br />

Erfolg, nicht zuletzt deshalb, weil die stereotypen Formeln der freimaurerischen Begriffssprache<br />

(Terminologie) für Nichteingeweihte nur schwer verständlich oder gar nichtssagend sind. Mehrere Logen,<br />

die an Universitäten errichtet worden waren, gingen wieder ein oder verliefen sich.<br />

Dazu kam die Kritik an Vogels autokratischem Regierungsstil. „Tatsächlich pflegte der bärtige Patriarch<br />

lästige Mitmaurer jeweils rasch vom Gerüst zu jagen, so etwa die Großmeister Ehmke <strong>und</strong> Mohr. Der<br />

hannoversche Chirurg Ehmke war 1954 zum AFAM-Großmeister gewählt worden <strong>und</strong> glaubte nun, den<br />

Ansichten Vogels nicht mehr strikte Observanz zu schulden. Vogel ließ ihn kurzerhand abwählen.<br />

Der stellvertretende Großmeister Mohr geriet 1958 in die Vogel-Linie. Er sollte mit den Hochgrad-Maurern<br />

verhandeln. Vogel warf ihm anschließend Fälschung des Verhandlungsprotokolls vor <strong>und</strong> setzte gegen den<br />

Bruder ein Ehrengerichtsverfahren durch.<br />

Als Mohrs Fre<strong>und</strong>e nach dessen Rehabilitierung nun den Fabrikanten (gemeint ist Vogel, d. Verf.) wegen<br />

falscher Anschuldigung vor den Vereins-Kadi bringen wollten, mobilisierte Vogel den<br />

AFAM-Großbeamtenrat. Eisern beschlossen die Würdenträger, daß kein Verfahren durchgeführt werden<br />

könnte, ehe nicht sie selbst dazu die Genehmigung erteilt hätten. Niemand wagte, sich auf eine<br />

Interpretation der Statuten einzulassen. Das Verfahren fiel aus.<br />

Tatsächlich hat sich Theodor Vogel mittlerweile nahezu unangreifbar verschanzt.<br />

In der von ihm geschaffenen Dachorganisation wechseln zwar jährlich die Großmeister, die von Vogel als<br />

dem ersten Großmeister berufenen Amtsträger pflegen jedoch ihre Positionen beizubehalten. Vogel blieb<br />

Präsident des Großmeister-Amtes der VGL, des Quasi Kabinetts, <strong>und</strong> leitet in dieser Behörde überdies<br />

noch das „Amt für brüderliche Beziehungen" unmittelbar, das Außenministerium der deutschen<br />

Freimaurerei.<br />

<strong>Die</strong> AFAM, seine Hausmacht, dirigiert Altgroßmeister Vogel über den sogenannten Distriktsmeistertag, eine<br />

Konstruktion, die er sich selbst zurechtgemauert hat.<br />

Als Altgroßmeister ist er Vorsitzender des Distriktmeistertages, der laut AFAM-Verfassung „die<br />

Durchführung von Anordnungen des Landesgroßmeisters aussetzen" kann. Wer immer AFAM-Großmeister<br />

ist - der Distriktsmeistertag unter der Hammerführung des Theodor Vogel bestimmt, was die humanitäre<br />

Großloge unter¬nimmt.<br />

Gestützt auf die AFAM <strong>und</strong> seines Einflusses in der VGL sicher, startete der Altgroßmeister schließlich<br />

immer kühnere Unternehmen; er wollte nicht nur Großmeister der Johannis-Freimaurer, sondern auch<br />

„Souveräner Großkommandeur" <strong>und</strong> damit Chef der schottischen Hochgrad-Freimaurer werden, <strong>und</strong> er


setzte es durch, daß die VGL die brüderlichen Beziehungen zur Grande Loge de France abbrach.<br />

Der plötzliche Hochgrad-Ehrgeiz ihres Großmeisters konsternierte die dreigradigen AFAM-Maurer nicht<br />

wenig.<br />

Andererseits hatte die christliche Gruppe, deren Ritus ebenfalls neun Grade aufweist, kein Verständnis für<br />

die Offensive gegen die Hochgrade, die Vogel einleitete, nachdem ihn die Schotten hatten abblitzen lassen.<br />

Der gekränkte Obermaurer scheute sich nicht einmal davor, die stolzen Schotten in der für jedermann<br />

käuflichen „Bruderschaft" anzukratzen. In den vertraulichen Mitteilungen - „Nur für Brüder Meister" -<br />

schwang er die Kelle noch wilder ... <strong>Die</strong> AFAM-Logen erbitterte schließlich, daß sich ihr Altgroßmeister in<br />

die historische Auseinandersetzung zwischen angelsächsischen <strong>und</strong> französischen Freimaurern<br />

hineinziehen ließ.<br />

Einziger Gr<strong>und</strong> für den drastischen Bruch mit den Franzosen: <strong>Die</strong> Grande Loge de France war <strong>und</strong> ist nicht<br />

bereit, ihre Bindungen zum Grand Orient de France zu lösen. Der Grand Orient wiederum, Frankreichs<br />

größte Freimaurer-Vereinigung, wird seit 1877 von der angelsächsischen Freimaurerei boykottiert, weil er<br />

nicht gemäß den „Alten Pflichten" die Anerkennung eines höchsten Baumeisters zur Voraussetzung der<br />

Aufnahme macht.<br />

Das unbrüderliche Ende der brüderlichen Verbindungen zwischen deutschen <strong>und</strong> französischen Maurern<br />

brachte dem Theodor Vogel lediglich einige wohlwollende Händedrücke englischer Brüder ein, die von<br />

ihrem festungsartigen Bau in der Londoner Great Queen Street aus mit strengen Blicken darauf achten, daß<br />

ihre Boykott-Bestimmungen möglichst uneingeschränkt auch von den übrigen Großlogen durchgeführt<br />

werden ...<br />

Bei den Humanitären, auf deren Kommandobrücke Theodor Vogel nach wie vor agierte, bahnte sich die<br />

offene Meuterei an. Auf dem Berliner Freimaurer-Konvent des Jahres 1961 verweigerten erstmals an die 80<br />

Logen dem Vogel die Gefolgschaft. Nur mühsam konnte der Riß verputzt werden.<br />

Wie brüchig der Mörtel war, zeigte sich ein Jahr später auf dem Paulskirchen-Konvent. In den Orgelpausen<br />

flüsterten sich die Brüder zu, der Altgroßmeister habe soeben beim Landgericht Frankfurt gegen den<br />

AFAM-Beschluß geklagt, ein neues Vereinskonto zu errichten. <strong>Die</strong> AFAM-Logen hatten sich mit diesem<br />

Beschluß kurz zuvor dagegen gewehrt, daß ihnen ihr Patriarch die Verfügung über das alte Konto entzogen<br />

hatte.<br />

<strong>Die</strong> „Bruderschaft" beschrieb später die weiteren Vorgänge so: „Es hatten sich in den letzten Monaten<br />

innerhalb der Großen Landesloge AFAM divergierende Kräfte geltend gemacht, die über deren Reihen<br />

hinaus die Einheit der Vereinigten Großlogen mit einer Hypothek zu belasten schienen ... <strong>Die</strong> Einsicht <strong>und</strong><br />

die Arbeit einer Reihe von Brüdern, die sich für die Einheit verantwortlich fühlten, hat die lastende Bürde<br />

noch während des Fünften Konvents von der Bruderschaft genommen."<br />

Und, als Gipfelleistung maurerisch-humaner Berichterstattung: „Wen w<strong>und</strong>ert es, daß der Einiger der<br />

deutschen Freimaurer, Dr. Theodor Vogel, auch bei der Lösung dieser krisenhaften Zustände in der AFAM<br />

die Initiative ergriffen hat."<br />

Tatsächlich traten die streitenden Gruppen, nachdem sie sich mittags im Hotel nicht hatten verständigen<br />

können, am Abend erneut gegeneinander an.<br />

Fazit des Gesprächs, das im Morgengrauen endete <strong>und</strong> bis heute als freimaurerisches Geheimnis<br />

allerhöchsten Grades behandelt wird:<br />

„Der Altgroßmeister mußte seine Klage gegen die Landesgroßloge zurückziehen, <strong>und</strong> eine Kommission aus<br />

acht prominenten Brüdern soll Vogels Funktionen <strong>und</strong> Politik mit den Interessen der Bruderschaft<br />

abstimmen." (Der Spiegel, Nr.15, S.54-57).<br />

Das vielfarbige <strong>und</strong> vielsagende Spiegel-Bild, das uns hier gezeichnet wird, „enthüllt" <strong>und</strong> beleuchtet nicht


nur ein Stück Zeitgeschichte deutscher Freimaurerei. Es macht auch deutlich, wie unsachlich es wäre,<br />

pauschal <strong>und</strong> vereinfachend von der Freimaurerei schlechthin zu reden. Es gibt die Freimaurerei nur als<br />

zerrissene <strong>und</strong> zerstrittene „pluralistische Gesellschaft" <strong>und</strong> man muß deshalb, wenn im konkreten Fall von<br />

„Freimaurerei" die Rede ist, immer sorgfältig <strong>und</strong> gewissenhaft differenzieren, was um so mehr zu beachten<br />

ist, wenn Aussagen über die „Welt-Freimaurerei" gemacht werden. Außerdem bestätigt besonders der<br />

Vergleich der Zitate aus der Freimaurer-Zeitschrift „Bruderschaft" mit den wirklichen Vorkommnissen die<br />

Behauptung, daß die Freimaurer die Kunst, wirkliche Gegebenheiten zu verschleiern, meisterhaft<br />

beherrschen. Und das ist, wie schon gesagt, auch ein entscheidender Gr<strong>und</strong> dafür, weshalb die<br />

Freimaure¬rei bis heute für viele „die große Unbekannte" geblieben ist.<br />

Nach diesen klärenden Vorbemerkungen können wir nun an die Frage herangehen, welche Rolle die<br />

französische Freimaurerei des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts in der Französischen Revolution von 1789 spielte, mit der<br />

ja nach unserer Auffassung die „große <strong>und</strong> permanente Revolution" der Neuzeit <strong>und</strong> Endzeit begann. <strong>Die</strong><br />

Auffassungen darüber gehen sowohl innerhalb wie außerhalb der Freimaurerei auseinander, manchmal<br />

liegen die Unterschiede allerdings nur in subtilen Nuancen <strong>und</strong> Akzentsetzungen. Um die Mitte des 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts wurde in deutschen Freimaurerkreisen die These verbreitet, daß die Französische Revolution<br />

„nur ein Werk der Freimaurer war, denn alle hervorragenden Männer jener Zeit waren Freimaurer"<br />

(Deutsche Freimaurerzeitung vom 24. Dezember 1864).<br />

Daß diese Behauptung eine - für das 19. Jahrh<strong>und</strong>ert typische - freimaurerische Übertreibung ist, liegt auf<br />

der Hand. <strong>Die</strong> heutigen Freimaurerbrüder sind von dem großspurigen Pathos ihrer Vorfahren abgerückt <strong>und</strong><br />

nüchterner geworden. Richtig ist, daß viele bedeutende Persönlichkeiten zur Zeit der Französischen<br />

Revolution Freimaurerlogen angehörten. Bei den führendеп Enzyklopädisten z. B. war das durchweg der<br />

Fall. Allein in Paris gab es 1789 nicht weniger als 65 Logen.<br />

Dennoch waren aber auch viele „hervorragende Männer jener Zeit" keine Freimaurer. Übereinstimmung<br />

besteht bei den Kennern der Geschichte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts freilich darin, daß ohne die subversive <strong>und</strong><br />

offene Agitation der französischen Freimaurer die Französische Revolution, wie sie sich tatsächlich<br />

abgespielt hat, nicht möglich gewesen wäre. Wenn in einem neueren französischen Werk die Formel<br />

aufgestellt wird: „<strong>Die</strong> Freimaurerei macht nicht die Revolutionen; sie bereitet sie vor <strong>und</strong> sie setzt sie fort“, so<br />

wird diese Meinung von den geschichtlichen Ereignissen nicht bestätigt. <strong>Die</strong> fanatischen <strong>und</strong> brutalen<br />

Jakobinerklubs, die in der Zeit des Konvents (1792 -1794) maßgeblich die revolutionäre<br />

„Schreckensherrschaft" ausübten, waren nämlich nach einem Bericht, der am 13. April 1883 der Loge von<br />

Nantes vorgelegt wurde, nichts anderes als Freimaurerlogen, die man in aktive politische Klubs<br />

umgewandelt hatte.<br />

Dafür spricht unter anderem die Tatsage, daß diese Klubs die Titel von Logen beibehielten. Auch in anderen<br />

Ländern gab es geheime Verschwörungsgesellschaften, die mit den Jakobinern in Paris in Verbindung<br />

standen, so in Ungarn <strong>und</strong> Süddeutschland. Der Name „Jakobiner" geht zurück auf das Dominikanerkloster<br />

St. Jacques (St. Jakob) in der Rye Saint-Honoré, wo sie im November 1789 bretonische Deputierte der<br />

Nationalversammlung, die im Klub „Breton" vereinigt waren, niederließen. Von diesem Versammlungsort<br />

stammt der Name „Jakobinerklub". Anfänglich nannten sich seine Mitglieder „Société des amis de la<br />

constitution". Sehr schnell breiteten sich die politischen (demokratisch-republikanischen) <strong>und</strong><br />

antikirchlichen Ideen dieses Klubs in der Pariser Bevölkerung <strong>und</strong> im ganzen Land aus. Der Pariser<br />

Mutterklub zählte 1792 schon 760 Tochtervereine. <strong>Die</strong> rasche Verbreitung ging entscheidend auf die<br />

Mitgliedschaft der Frauen zurück, die immer eifriger <strong>und</strong> zahlreicher an den Versammlungen teilnahmen,<br />

die viermal in der Woche (von 18 - 22 Uhr) stattfanden.<br />

Der revolutionäre Fanatismus <strong>und</strong> das Bestreben der Jakobiner, alle Lebensbereich zu politisieren, ihre<br />

radikale Abkehr von Offenbarungschristentum <strong>und</strong> Kirche zugunsten einer natürlichen Aufklärungsreligion<br />

mit eigenen Kultformen, waren bereits erste Signale, die den modernen totalitären Staat ankündigten.<br />

Für die Tatsache, daß Freimaurer die Französische Revolution nicht nur vorbereitet <strong>und</strong> fortgesetzt,<br />

sondern аuch aktiv in ihr mitgewirkt haben, spricht ferner die Rolle, die von den beiden großen<br />

Revolutions-Parteien gespielt wurde. <strong>Die</strong> Girondisten <strong>und</strong> die Bergpartei vertraten in der Tat die zwei<br />

Hauptrichtungen der französischen Freimaurerei des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts. <strong>Die</strong> erstere war liberal <strong>und</strong><br />

individualistisch orientiert, die letztere huldigte einem schwärmerischen Sozialismus.


Wenn diese Parteien auch manchmal sehr gegensätzliche Positionen einnahmen, so widerspricht das<br />

keineswegs der Tatsache, daß sie beide von Freimaurern geführt wurden. Freimaurer waren <strong>und</strong> sind<br />

Individualisten, die das Ideal der Freiheit nicht immer einmütig <strong>und</strong> eindeutig auslegen <strong>und</strong> verstehen. So<br />

erklärte beispielsweise bei der Gründung der Taunusloge „Zur Freiheit" im Orient Bad Homburg am 12. Mai<br />

1973 der Festredner: „Es ist eine alte Weisheit, daß zwei Freimaurer mindestens drei verschiedene<br />

Ansichten über den rechten Weg der Freimaurerei haben, fast könnte man sagen, weil sie Freimaurer sind,<br />

müsse das auch so sein. Noch weiter aber gehen die Ansichten unter Freimaurern auseinander, wenn es<br />

sich um die innere Ordnung ihres B<strong>und</strong>es handelt.“ (<strong>Die</strong> Bruderschaft, Juli 1973).<br />

Wer diese innere Welt der Freimaurerei nur einigermaßen kennt, wird auch die Feststellung des belgischen<br />

Sozialdemokraten Hendrik de Man akzeptieren, der in seinen Erinnerungen berichtet, daß schon vor dem I.<br />

Weltkrieg „die Politik der sozialistischen Parteien von den gleichen Logen gelenkt wurde wie die Politik ihrer<br />

scheinbaren Gegner, der bürgerlichen Liberalen. <strong>Die</strong> intellektuellen Führer beider ,feindlichen Lager', die<br />

einander auf der Strasse bekämpften, seien im Gr<strong>und</strong>e von den gleichen Hochgradmaurern dirigiert<br />

worden." (E. Franzel, Groß-Loge im Angriff, Augsburg, S.6)<br />

Wenden wir uns nun noch diesen nicht unwichtigen Bemerkungen wieder der Französischen Revolution zu.<br />

Inzwischen hat maurerische Formulierungskunst eine neue Erklärung für das Verhältnis von Freimaurerei<br />

<strong>und</strong> Revolution gef<strong>und</strong>en. So schrieb 1964 ein eingeweihter <strong>und</strong> erleuchteter Autor über die<br />

freimaurerischen „Erfolge" zwei Sätze, die meines Erachtens zum Besten gehören, was je über die<br />

Freimaurerei geschrieben wurde:<br />

„Zu den freimaurerischen ,Erfolgen’ kann man auch die Französische Revolution rechnen. Zwar wurde sie<br />

nicht von den Freimaurern ausgelöst (die Freimaurerei will in sich selbst eine Revolution sein, sie will keine<br />

Revolutionen beginnen), aber zum ersten Mal wurden die Ideale der Freimaurerei in unübertrefflicher<br />

Prägnanz formuliert: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit". (H. Lohfeldt, <strong>Die</strong> königliche Kunst – Freimaurerei<br />

in Deutschland, in „Kristall“ Nr. 10, 1964).<br />

Wir bew<strong>und</strong>ern die Bescheidenheit des Verfassers, der die wichtigste Aussage in Klammern setzt: „<strong>Die</strong><br />

Freimaurerei will in sich selbst Revolution sein." Was heißt das? Wenn ich es richtig verstehe, besagt dieses<br />

Wort soviel wie: Zum Wesen der Freimaurerei gehört notwendig das revolutionäre Element. Wenn<br />

Freimaurerei <strong>und</strong> Revolution identisch sind, ist es unlogisch <strong>und</strong> zwecklos darüber zu streiten, ob die<br />

Freimaurer Revolutionen nur planen <strong>und</strong> vorbereiten, oder ob sie diese beginnen <strong>und</strong> durchführen oder sie<br />

auch noch fortsetzen. <strong>Die</strong> Gleichsetzung von Freimaurerei <strong>und</strong> Revolution schließt alle diese Aspekte in<br />

sich ein, weil der Begriff „Revolution" inhaltslos wäre, wenn er nicht sowohl die notwendige Planung <strong>und</strong><br />

Vorbereitung als auch den Beginn <strong>und</strong> die Durchführung in sich vereinigte. Weiter ergibt sich aus der<br />

genannten Gleichung die wichtige Erkenntnis, dаß die Freimaurerei Revolutionen nicht nur fortsetzt,<br />

sondern sie ist selbst die fortgesetzte oder permanente Revolution. Solange die Freimaurerei existiert, ist<br />

sie Revolution. Und das heißt wiederum: Es ist ihre beständige <strong>und</strong> unaufhörliche Aufgabe, Revolutionen zu<br />

planen <strong>und</strong> vorzubereiten, zu beginnen <strong>und</strong> durchzuführen <strong>und</strong> sie auch fortzusetzen. Nocheinmal: „<strong>Die</strong><br />

Freimaurerei will in sich selbst eine Revolution sein." Eine bessere Formel über das Wesen der<br />

Freimaurerei gibt es wahrscheinlich nicht.<br />

Sieht man das Problem Freimaurerei <strong>und</strong> Revolution unter dieser Perspektive, dann scheint es nicht<br />

übertrieben, wenn ein Religionswissenschaftler meint: „Es darf behauptet werden, die Freimaurerei hatte in<br />

allen geistigen, wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen Revolutionen der letzten zwei Jahrh<strong>und</strong>erte, doch nicht in<br />

der bolschewistischen ihre Hand im Spiel." Das ist gewiß keine Übertreibung, wohl aber eine<br />

Unterschätzung der freimaurerischen „Erfolge". Denn zu den unbestreitbaren „Erfolgen" gewisser<br />

Freimaurer zählt auch die bolschewistische Revolution, <strong>und</strong> zwar deshalb, weil Lenin <strong>und</strong> Trotzky, die Väter<br />

der russischen Oktoberrevolution nicht nur leidenschaftliche Kommunisten, sondern auch erleuchtete<br />

Freimaurer waren. Sie gehörten dem 33. (das ist der höchste) Grad des sog. Schottischen Ritus an. Als die<br />

bolschewistische Oktoberrevolution 1917 siegreich vollzogen war, hielt Bruder Rozières in der Loge „Art et<br />

Travail" am 24. Dezember 1917 in Paris eine große Lobrede auf die ruhmreichen russischen<br />

Hochgradbrüder. Nebenbei sei noch erwähnt, daß auch Bela Khun (= Cohn), der „Bluth<strong>und</strong> von Ungarn",<br />

Kurt Eisner, der durch den Spartakistenputsch in München bekannt wurde, <strong>und</strong> Sun-Yat-Sen, der 1912 die<br />

Revolution in China durchgeführt hat, dem 33. Grad des „Schottischen Ritus" angehörten.


2. Pluralität <strong>und</strong> Universalität der Logen<br />

In der liberalen Geisteshaltung, die für Freimaurer aller Richtungen charakteristisch ist, dürfte der<br />

Hauptgr<strong>und</strong> dafür liegen, daß es trotz intensiver Bemühungen bis heute noch nicht gelungen ist, eine<br />

einheitlich organisierte Weltfreimaurerei zu schaffen. Eine freimaurerische Weltbewegung in Form einer<br />

Weltloge auf internationaler Basis gibt es nicht. Zwar schrieb ein so liberaler Dichter <strong>und</strong> Schriftsteller wie<br />

Thomas Mann im Jahre 1918 in seinen Betrachtungen eines Unpolitischen: „<strong>Die</strong> Geschichtsforschung wird<br />

lehren, welche Rolle die Freimaurer-Weltloge ... bei der geistigen Vorbereitung <strong>und</strong> wirklichen Entfesselung<br />

des Weltkrieges gespielt hat."<br />

Doch bei allen „Erfolgen", die man den Freimaurern im Hinblick auf die Veränderung der Weltgesellschaft<br />

durch Kriege <strong>und</strong> Revolutionen gewiß nicht absprechen kann: eine Freimaurer-Weltloge war bisher von den<br />

Geschichtsforschern deshalb noch nicht zu entdecken, weil den Freien Maurern der „Erfolg" einer<br />

Welt-Einheits-Loge bis zur St<strong>und</strong>e versagt geblieben ist. „In den Zwanziger Jahren gab es zwar hier <strong>und</strong><br />

dort Freimaurerische Bestrebungen, eine ,blaue Internationale`, einen Zusammenschluß der wichtigsten<br />

Logenverbände in der Welt, zu gründen. Aber dazu ist es nie gekommen."<br />

Nicht einmal in einzelnen Ländern ist es möglich, die verschiedenen Großlogen unter einer großen<br />

Dachorganisation zusammenzufassen. So sind zum Beispiel in den „Vereinigten Großlogen von<br />

Deutschland-Bruderschaft der deutschen Freimaurer" (VGLvD) die etwa 200 „humanitären Logen" der<br />

Großen Landesloge A.F.u.A.M. mit den traditionellen drei Johannisgraden (Lehrling, Geselle, Meister) <strong>und</strong><br />

die r<strong>und</strong> 80 „christliche Logen" umfassende Große Landesloge der Freimaurer von Deutsch¬land (GLLFvD),<br />

die außer den Johannisgraden noch die sog. Andreas-Grade (4. <strong>und</strong> 5. Grad) <strong>und</strong> die Kapitel-Hochgrade<br />

kennt, zusammengeschlossen. Außerdem gehören die Große National-Mutter-Loge „Zu den drei<br />

Weltkugeln" (GNML3W) mit r<strong>und</strong> 25 Logen, die Province of British Freemasons mit r<strong>und</strong> 10 Logen <strong>und</strong> die<br />

American-Canadien Provincial Grand Loge, A.F.u.A.M. mit r<strong>und</strong> 40 Logen als Provinzialgroßlogen der<br />

VGLvD an. Außerhalb dieser Vereinigten Großlogen stehen im wesentlichen folgende Logen:<br />

1. Der Schottische Ritus (mit 33 Graden unter einem Großkommandeur),<br />

2. Der Rektifizierte Schottische Ritus (4 Stufen, Schottenloge, Innerer Orient unter einem Großprior),<br />

3. Der York Ritus (5 Stufen = 33 Grade, Markmeister, Altmeister, Kapitel, Großrat <strong>und</strong> Komturei unter einem<br />

Großkomtur) <strong>und</strong> einige Sondergruppen wie etwa der „Großorient von Deutschland" <strong>und</strong> der „Droit Humain",<br />

der auch Frauen in seine Tempel aufnimmt.<br />

Auf dem Großlogentag der A.F.u.A.M. 1973 in München sagte der Großmeister dieser Großloge, Bruder H.<br />

Hinterleitner, in seinem Grußwort: „Auch das Jahr 1972/73 hat uns der einigen <strong>und</strong> einzigen Deutschen<br />

Großloge keinen Schritt nähergebracht, wir werden uns damit abfinden müssen."<br />

Der Berichterstatter, Bruder R. Appel, bemerkt dazu: „Wer die Hauptversammlungen dieser Großloge in<br />

den vergangenen Jahren verfolgt hat, der weiss, daß den energischen Impulsen nach mehr Einheit stets<br />

auch die Entschiedenheit nach Kündigung der Magna Charta gegenüberstand."<br />

Auf die Kritik, die während der Versammlung an der Entwicklung der Vereinigten Großlogen von<br />

Deutschland geübt wurde, antwortete deren Großmeister, Bruder F. Heller, <strong>und</strong> bat um Geduld. Auch gab er<br />

zu, daß von manchen die Aufgaben <strong>und</strong> Probleme der VGLvD unterschätzt worden seien.<br />

<strong>Die</strong> anschließende Diskussion - die ganze Bandbreite von den Vertretern der einen Großen Loge bis zu<br />

denen der Aufkündigung der Magna Charta wurde sichtbar - schälte die Frage heraus, ob nicht anstelle der<br />

Magna Charta ein besserer Vertrag treten solle. Altgroßmeister Bruder Theodor Vogel bat darum, solche<br />

Überlegungen nicht anzustellen <strong>und</strong> gab eine längere Ausführung über die Entwicklung der Freimaurerei in<br />

Deutschland von 1945 bis 1958 ... Dann gab Br. Hinterleitner die neuen Leitgedanken aus: Wer die<br />

Vereinigten Großlogen von Deutschland zerstört, der zerstöre auch die GLA.F.u.A.M. Es gelte, sich von den


Illusionen zu befreien. <strong>Die</strong> Erfahrung der vergangenen Jahre habe gelehrt, daß zu wenig Information über<br />

die Partner der Magna Charta vorhanden gewesen sei, was zu manchen Fehlschlüssen geführt habe. Eine<br />

Großloge dürfe nicht von Wunschdenken geleitet werden. ’Meine Brüder', sagte er, respektiert die GLLFvD<br />

wie auch wir respektiert werden wollen. Das ist die rechte Partnerschaft. Er fragte weiter, warum es denn<br />

unbedingt die eine Große Loge von Deutschland sein müsse, wenn die Möglichkeiten brüderlichen,<br />

aufrichtigen Zusammenwirkens noch nicht ausgeschlüpft seien. <strong>Die</strong> Aufgaben der VGLvD seien klar: <strong>Die</strong><br />

Beziehungen zu den anderen Großlogen der Welt zu pflegen <strong>und</strong> für das Inland den Rahmen zu bieten, in<br />

dem sich heute Freimaurerei in Deutschland darstelle" (<strong>Die</strong> Bruderschaft, Jhrg. 15, S.158).<br />

Aus einer freimaurerischen Selbstdarstellung wie dieser, kann auch der „profane“ Leser mancherlei<br />

Erkenntnisse gewinnen. Vor allem jene, daß es bei aller organisatorischen Zersplitterung <strong>und</strong> Pluralität der<br />

Auffassungen innerhalb der Großlogen doch so etwas wie eine universale Solidarität aller Freimaurer gibt, d.<br />

h. ein weltweites brüderliches Zusammenstehen <strong>und</strong> Zusammenwirken. Das gilt auch für die beiden großen<br />

Richtungen der Weltfreimaurerei, die seit 1877 aus religiösen Gründen gespalten sind: die “reguläre<br />

Freimaurerei", die mit der englischen Mutter Loge an dem Bekenntnis zu dem deistisch verstandenen<br />

"Baumeister der Welten" festhält <strong>und</strong> die “irreguläre Freimaurerei", die unter der Führung des Groß Orient<br />

von Frankreich vor allem in den romanischen Ländern <strong>und</strong> in Lateinamerika arbeitet, als militante Anti<br />

Kirche auch Atheisten aufnimmt <strong>und</strong> jede religiöse Bindungspflicht ablehnt. Trotz solcher ideologischer<br />

Differenzen arbeiten Vertreter dieser beiden Richtungen in gewissen Bereichen brüderlich miteinander<br />

zusammen. Francis Viaud erklärte als Großmeister des Groß Orients von Frankreich auf der<br />

Generalversammlung im Jahre 1952 ausdrücklich, daß der Groß-Orient sich nicht darauf einlassen werde,<br />

von seinen Mitgliedern den Glauben an "Gott" zu verlangen, er werde aber in bestimmten Aktionen mit allen<br />

Freimaurern zusammenarbeiten.<br />

Um ein Bild über die weltweite Freimaurersolidarität gewinnen zu können, ist ein kurzer Rückblick auf die<br />

geschichtliche Entwicklung <strong>und</strong> Ausbreitung der Logen notwendig.<br />

Der Name "Freimaurer" stammt ursprünglich aus dem Mittelalter <strong>und</strong> bezeichnete dort die Mitglieder einer<br />

großen kirchlichen Bruderschaft, die als Maurer wie andere Handwerker auch, in Zünften organisiert, jedoch<br />

nicht an den örtlichen Zunftzwang geb<strong>und</strong>en waren, sondern als freie Maurer von Ort zu Ort zogen <strong>und</strong> ihre<br />

Bauhütten (Logen) errichteten. Sie arbeiteten als Architekten, Bildhauer <strong>und</strong> Steinmetzen an den großen<br />

Domen <strong>und</strong> Kirchen des Mittelalters <strong>und</strong> verfügten über große fachliche Kenntnisse, die sie<br />

Außenstehenden gegenüber geheimhielten. Durch geheimnisvolle symbolische Zeichen (Bilder, Worte,<br />

Griffe <strong>und</strong> Handlungen) <strong>und</strong> Riten führten sie ihre Mitglieder stufenweise als Lehrlinge, Gesellen <strong>und</strong><br />

Meister in die Baukunst ein. Zur Zeit der Renaissance <strong>und</strong> der Glaubensspaltung ("Reformation") gerieten<br />

die kirchlichen Freimaurerbruderschaften mehr <strong>und</strong> mehr in Verfall oder sie verwandelten sich in reine<br />

Geselligkeitsklubs, die seit 1614 auch Angehörige anderer Gesellschaftskreise, besonders aus dem Adel,<br />

aufnahmen. Das war vor allem in dem konservativen England der Fall. Damals ging die Werkmaurerei in die<br />

Geistesmaurerei über. <strong>Die</strong> alten Bezeichnungen blieben, bekamen aber einen neuen Inhalt. Der<br />

Versammlungsort dieses Klubs, meist ein Gasthaus, war nun zur Loge (lodge = Bauhütte) geworden.<br />

Später verstand man unter "Loge" die Vereinigung der freien Maurer selbst, die gewöhnlich den Namen<br />

ihres Versammlungslokals zur Bezeichnung ihrer "Loge" wählten.<br />

Aus den mittelalterlichen Steinmetzgilden sind im Laufe der Zeit neue brudersdiaftlidie Vereinigungen<br />

geworden, die für ihre geistige Maurerarbeit die Begriffe <strong>und</strong> Zeichen der alten Maurerbünde übernahmen,<br />

ihnen jetzt aber symbolisdie Bedeutung gaben. <strong>Die</strong> Geburt der "symbolischen oder spekulativen Maurerei"<br />

war damit eingeleitet. Nachdem anfangs Geselligkeit <strong>und</strong> Bruderhilfe im Vordergr<strong>und</strong> ihrer Bestrebungen<br />

standen, drangen in die Logen nach <strong>und</strong> nach immer stärker weltanschaulidie Ideen ein. In dem<br />

konfessionell zersplitterten England des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts konnten sich besonders die Gedanken des<br />

Deismus <strong>und</strong> Rationalismus ausbreiten <strong>und</strong> mit ihnen die Ideale der Aufklärung, die eine universale<br />

Menschheitsverbrüderung <strong>und</strong> Einheitsreligion herbeiführen <strong>und</strong> damit dem Streit der Religionen <strong>und</strong><br />

Konfessionen <strong>und</strong> allen Kriegen ein Ende setzen sollten. Der ebenso grandiose wie utopische Traum vom<br />

"ewigen Frieden" hat in diesem Aufklärungsoptimismus seine Wurzeln.<br />

Im Mutterland der Freimaurerei, in England, schlossen sich am 24. Juni 1717, am kirchlichen Festtag des<br />

Heiligen Johannes des Täufers, vier Londoner Logen zur ersten Freimaurer Großloge zusammen. <strong>Die</strong>ser<br />

Gründungstag, der als offizieller Geburtstag der Freimaurerei allgemein anerkannt wird andere


Altersangaben haben nur legendären Charakter wurde gewählt, weil Johannes der Täufer Schutzpatron<br />

der mittelalterlichen Werkbruderschaften war. (Es wurde auch daran erinnert, daß der 24. Juni der längste<br />

Tag des Jahres ist, auf den die kürzeste Nacht des Jahres folgt, was für mystisch oder symbolisch<br />

denkende Maurer vielleicht nicht ohne geistige Bedeutung ist.) Von daher sind auch die Bezeichnungen<br />

"Johannis-Freimaurerei" <strong>und</strong> "Johannis Logen" zu verstehen. Auf ihren drei Graden bauen alle später<br />

entstandenen Hochgradsysteme auf. <strong>Die</strong> Johannis-Maurerei wird auch "blaue Freimaurerei" genannt, weil<br />

sie in ihren Abzeichen die blaue Farbe trägt. Religionsgeschichtlich sei noch daran erinnert, daß genau 200<br />

Jahre nach der abendländischen Glaubensspaltung die von Martin Luther proklamierte "Freiheit des<br />

Christenmenschen", besonders seine Absage an Papsttum <strong>und</strong> kirchliches Lehramt, in den negativen<br />

Freiheitsbegriff der Freimaurerei umgeschlagen ist.<br />

<strong>Die</strong> Logen haben sich radikal freigemacht von der göttlichen Offenbarung <strong>und</strong> dem ihr eigenen<br />

Freiheitsbegriff, der in der Wahrheit gründet, die Christus ist <strong>und</strong> die er in seiner Kirche <strong>und</strong> durch sie<br />

verkündet. Anstelle der göttlichen Wahrheit, die frei macht (Joh. 8,32) sucht der aufgeklärte <strong>und</strong> freie<br />

Maurer nun das Heil im Aufbau einer neuen Welt, in der nicht mehr Gott, sondern die menschliche Vernunft<br />

über Wahrheit <strong>und</strong> Freiheit entscheidet <strong>und</strong> verfügt. <strong>Die</strong> Geschichte des Turmbaus zu Babel wiederholt sich<br />

aufs neue. <strong>Die</strong> Tragödie des "Humanismus ohne Gott" nimmt ihren Lauf <strong>und</strong> führt schließlich zur totalen<br />

Unfreiheit im gottlosen Bolschewismus, der 200 Jahre nach dem Ereignis von 1717 die letzte Konsequenz<br />

der Entfremdung von Gottes Wahrheit offenbart <strong>und</strong> mit revolutionärem Fanatismus seinen Weg in die<br />

Geschichte beginnt.<br />

<strong>Die</strong> schnell sich ausbreitende Freimaurerei hat diese Entwicklung entscheidend beeinflußt <strong>und</strong><br />

vorangetrieben. Schon 1725, zwei Jahre nach der Einführung des Konstitutionsbuches mit den "Alten<br />

Pflichten", die der englische Theologe James Anderson, Prediger an der schottischen Presbyterianerkirche<br />

in London als Glaubensbekenntnis der Freimaurer formulierte, entstanden die Großloge von Irland <strong>und</strong> die<br />

erste Loge in Paris. Drei Jahre später, 1728, wurde die erste Loge in Madrid gegründet, 1730 entstand die<br />

erste englische Kolonialloge in Kalkutta <strong>und</strong> die erste Loge in den USA. Hier kam es 1733 zur Bostoner<br />

Großloge. Benjamin Franklin gab 1734 die Konstitutionen von Anderson für die USA heraus.<br />

In Lissabon, Den Haag <strong>und</strong> Stockholm sind 1735 erste Logen gebildet worden, 1736 folgten die Großloge<br />

von Schottland <strong>und</strong> die Großloge von Frankreich, die seit 1773 "Grand Orient de France" genannt wird <strong>und</strong><br />

in der Folgezeit beherrschenden Einfluß auf die Loge in den romanischen Ländern <strong>und</strong> auch in<br />

Lateinamerika gewann. Im Jahr 1737 wurde erstmals ein Mitglied des englischen Königshauses in die<br />

Freimaurerei aufgenommen.<br />

<strong>Die</strong> erste deutsche Loge konstituierte sich am 6. Dezember des gleichen Jahres in Hamburg <strong>und</strong> gab sich<br />

die Bezeichnung "Absalom zu den drei Nesseln". Schon acht Monate später nahm Stuhlmeister Baron von<br />

Oberg in einer mitternächtlichen Zeremonie das 31. Mitglied dieser Loge auf: den jungen Kronprinzen<br />

Friedrich von Preußen, den späteren Friedrich II.<br />

Weitere Logengründungen folgten. In Berlin: 1740 die Loge "Zu den drei Weltkugeln", die seit 1744 als<br />

Großloge besteht. <strong>Die</strong> „Großloge der Freimaurer von Deutschland" entstand 1770 ebenfalls in Berlin. Sie<br />

entwickelte sich später zu dem „christlichen Freimaurer Orden" (FO). Heute trägt sie den Namen "Große<br />

Landesloge der Freimaurer von Deutschland". <strong>Die</strong> "Großloge von Preußen genannt Royal York zur<br />

Fre<strong>und</strong>schaft" wurde erst 1798 in Berlin gegründet.<br />

Im Jahr 1757 ist die Großloge der Niederlande, 1760 die Große Landesloge von Schweden, 1775 die erste<br />

Schwarzen Loge in den USA, 1784 der Großorient von Polen <strong>und</strong> Litauen, 1815 die Großloge von Rußland,<br />

1822 die erste südamerikanische Großloge in Brasilien, 1824 die erste mittelamerikanische Großloge in<br />

Haiti, 1833 die Großloge von Belgien errichtet worden. In der Schweiz begann die Großloge 1844, in<br />

Luxemburg 1849, in Kanada 1855, in Dänemark 1858, in Portugal 1859, in Italien 1861, in Griechenland <strong>und</strong><br />

Spanien 1868, in Ungarn 1870/ 1871, in Australien 1884, in Norwegen 1891, in Jugoslawien 1909, in der<br />

Tschechoslowakei 1920, in Polen 1921 <strong>und</strong> in Rumänien 1923.<br />

Schon früh wurde die Ausbreitung der Freimaurerei durch Verbote in mehreren Ländern erheblich<br />

erschwert. So gab es Verbote in den Niederlanden (1735), in Frankreich (1737), in Hamburg (1738), das<br />

erste kirchliche Verbot durch Papst Clemens XII. (28. 4. 1738), in Florenz (1739), in Wien <strong>und</strong> Lissabon


(1743), in Bern (1745), in der Türkei (1748), in Rußland (1796), in Spanien (1813), in Ungarn (1820), in den<br />

USA (1826). Heute ist die Freimaurerei in der Sowjetunion <strong>und</strong> den Ostblockstaaten sowie in Spanien,<br />

Ägypten, Pakistan <strong>und</strong> in den übrigen islamischen Staaten verboten.<br />

<strong>Die</strong> Konferenz der moslemischen Weltorganisation "Motamar Al Munazzamat Al Islami" hat 1974 die<br />

Mitgliedschaft von Moslems in Freimaurerlogen sowie in Rotary- <strong>und</strong> Lions Clubs als mit dem Islam<br />

unvereinbar erklärt <strong>und</strong> untersagt. Bereits 1973 war die Freimaurerei in Pakistan verboten worden. Unter<br />

dem Titel: Das "Licht ist erloschen" teilt ein anonymer Autor dazu unter anderem folgende Einzelheiten mit:<br />

"<strong>Die</strong> Regierung Pakistans hat im Zusammenwirken mit dem nationalen Islamkonzil die Freimaurerei im<br />

Bereich der Islamischen Republik verboten. <strong>Die</strong>se Erklärung gab am 7. Juni dieses Jahres (1973)<br />

Innenminister Abdul Oayyum Khan vor der Nationalversammlung in Islamabad ab. Abdul Oayyum Khan<br />

führte dabei aus, der Bann gegen die Freimaurerei sei auf einen Antrag hin ausgesprochen worden, den<br />

das Parlament des B<strong>und</strong>esstaates Pandschab am 6. Dezember 1972 vorgelegt habe. <strong>Die</strong> Logengebäude in<br />

ganz Pakistan würden beschlagnahmt <strong>und</strong> in Schulen <strong>und</strong> andere Unterrichtsstätten umgewandelt. Islam<br />

<strong>und</strong> Freimaurerei seien unvereinbar ... Da Pakistan als moslemische Führungsmacht anerkannt ist, kann<br />

nun mit einem Bann seitens der internationalen Hohen Islambehörden gerechnet werden, die im Dezember<br />

1973 <strong>und</strong> Januar 1974 in Beirut <strong>und</strong> in Mekka zusammentreten werden. Um die Hintergründe der<br />

pakistanischen Maßnahmen nochmals ins Gedächtnis zu rufen, hier der Wortlaut des pandschabischen<br />

Antrages, aus dem man bereits die Ansätze zu einem generellen Verbot herauslesen kann: Unser Volk so<br />

heißt es da u. a. hat den Eindruck, daß die Freimaurerlogen eine Unterorganisation des internationalen<br />

Zionismus sind. Sie arbeiten daher gegen die Interessen unseres pakistanischen Volkes. Deshalb stellt das<br />

Parlament des Pandschab den Antrag, die Freimaurerlogen in der islamischen Republik zu verbieten.' <strong>Die</strong><br />

pakistanisehe Regierung ist am 7. Juni dieses Jahres, am Vorabend des Todestages des Propheten<br />

Mohammed, diesem Antrag aus dem Pandschab gefolgt. Ein spektakuläres Datum; denn der Prophet des<br />

Islam spielt in der uralten Tempelbaulegende eine zentrale Rolle als Empfänger des adamschen<br />

Meisterschurzes <strong>und</strong> die alte orientalische Maurerei sieht in ihm ihren Stifter."<br />

Der Verfasser hat vorausgesehen, daß die anderen Moslemstaaten dem Beispiel Pakistans folgen werden<br />

<strong>und</strong> stellt im Anschluß daran "nach freier Maurer Art" seinen Maurerbrüdern in Deutschland einige ebenso<br />

unbefangene wie aufschlußreiche Fragen. "Es war gut <strong>und</strong> brüderlich", schreibt er, "daß unsere Großloge<br />

dem israelischen Großmeister nach dem Verbrechen in München eine Beileidsbek<strong>und</strong>ung zugehen ließ.<br />

Wo aber blieb ein tröstendes Wort gegenüber dem libanesischen Großmeister, als Israelis im ’Gegenschlag'<br />

oder zu anderer Gelegenheit arabische Kinder <strong>und</strong> Mütter mordeten? Drängt sich hier nicht die Frage auf,<br />

ob der eine Mörder eben Mörder ist <strong>und</strong> der andere - trotz Mord - ein Gentleman? Oder billigt die<br />

Freimaurerei in der Nahost-Frage gar das inhumanitäre ’Auge um Auge, Blut um Blut'? Warum hält unsere<br />

Großloge, prädestiniert durch leidvolle Erfahrung, die Großmeister in der nahöstlichen Welt nicht an, mutig<br />

gegen die Greueltaten gegenseitigen Völkermordes aufzustehen, sich brüderlich zu begegnen - dem Haß<br />

mit Liebe entgegenzutreten? Deutsche Freimaurer stifteten für die Hinterbliebenen der Opfer von München,<br />

sie betreuen israelische Jugendgruppen. Gut. Wo aber bleibt das humanitäre Gewissen deutscher<br />

Freimaurer gegenüber den Opfern von Beirut, die ja obendrein noch Christen waren? Gibt es eine doppelte<br />

Moral? Wir werden aufgefordert, Bäume für den Märtyrerwald in Israel zu stiften. Gut, stiften wir. Aber<br />

würden wir das auch für einen arabischen Märtyrerwald tun? Oder sind die Ermordeten dort keine<br />

Märtyrer?"<br />

Er ruft dann seinen Brüdern ins Bewußtsein, daß "diese Versäumnisse sicherlich mit zum Verbot führten",<br />

möchte aber nicht mißverstanden werden, denn, so schreibt er, "zu viele Juden sind meine Brüder".<br />

Schließlich zitiert er aus dem Brief eines alten <strong>und</strong> erfahrenen deutschen Freimaurers vom April 1973<br />

folgende Sätze:<br />

"<strong>Die</strong> einseitige Stellungnahme der deutschen Freimaurerei zugunsten Israels bedrückt mich. Helfen Sie<br />

also, mit dem Gebrauch der Wasserwaage, das Gleichgewicht maurerischer Toleranz im Bereich der<br />

deutschen Bruderschaft wieder herzustellen." Im Anschluß an dieses Zitat fragt er: "Wenn das schon einem<br />

deutschen Bruder auffällt, sollte diese Tendenz dann dem Islam verborgen bleiben?“ (<strong>Die</strong> Bruderschaft,<br />

Jhrg. 15, Nr. 8/9).<br />

Der angeführte Bericht läßt - wie durch einen schmalen Spalt hindurch einen gewissen Einblick gewinnen


in die internationale Verflechtung <strong>und</strong> Solidarität freimaurerischer Aktivitäten, über alle Grenzen von<br />

Religionen <strong>und</strong> Rassen hinweg. Außerdem deutet er das besonders seit der Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts weit<br />

über Deutschland hinaus bemerkbare starke Gewicht <strong>und</strong> die einflußreiche Macht des jüdischen Elements<br />

innerhalb der Freimaurerei an. Der anonyme Verfasser rechnet nämlich damit, daß seine mutigen Fragen<br />

eine Protestwelle gegen ihn auslösen könnten. Ein weiteres Zeugnis für die beispielhafte Welt Bruderkette,<br />

die Freimaurer aus allen Erdteilen miteinander verbindet, war am 29. September 1962 auf dem 5.<br />

Deutschen Freimaurerkonvent in der Frankfurter Paulskirche aus dem M<strong>und</strong>e des weitestgereisten <strong>und</strong><br />

meistfotografierten deutschen Freimaurers, des Altgroßmeisters Theodor Vogel, zu vernehmen. Er erklärte<br />

stolz:<br />

"Es lohnt sich nicht, die Liste aller Großlogen des Erdballs aufzuzählen, mit denen die Vereinigte Großloge<br />

heute Vertretungen austauscht. Es genügt, die Großlogen zu nennen, mit denen sie noch keine regulären<br />

Beziehungen unterhält: Island, Pennsylvanien, Utah, Britisch-Kolumbien, Neuseeland." Ein anderes Vogel<br />

Zitat:<br />

"Ich war mit schwarzen, braunen <strong>und</strong> gelben Maurern an der Logentafel gesessen, ich habe mit dem Bruder<br />

aus Tokio <strong>und</strong> Manila, aus Reykjavik <strong>und</strong> Tucson, aus Teheran <strong>und</strong> Ankara, aus Algier <strong>und</strong> Tel Aviv, aus<br />

Sao Paulo <strong>und</strong> Dublin, aus Korsika <strong>und</strong> von den Antillen beim festlichen Mahl das Brot gebrochen.“ (Der<br />

Spiegel, S.54)<br />

Wenn nun in der islamischen Welt das "Licht" der Logen ganz erloschen ist, so ist dadurch die weltweite<br />

Bruderkette gewiß um viele wichtige Glieder ärmer geworden.<br />

Es ist dies ein schwerer Schlag <strong>und</strong> ein schmerzlicher Verlust für die Vertreter der "Königlichen Kunst",<br />

deren weltumspannender Tempelbau dadurch einen erheblichen Rückschlag erlitten hat. Doch damit wird<br />

ihre Position als Weltmacht <strong>und</strong> das ist die Freimaurerei trotz aller Zerrissenheit <strong>und</strong> Krisen <strong>und</strong> trotz<br />

zahlreicher gegenteiliger Behauptungen nach wie vor wahrscheinlich nicht entscheidend verändert.<br />

Ein "Geheimb<strong>und</strong>" - heute spricht man von "geschlossener Gesellschaft" - wie die edle Maurerzunft hat<br />

doch im Laufe der Jahrh<strong>und</strong>erte reiche Erfahrungen mit der "Schwarzarbeit" im Untergr<strong>und</strong> gesammelt. <strong>Die</strong><br />

Sache der Freien Maurerei wird anderswo um so besser weitergehen, die Anstrengungen können zur<br />

Erreichung anderer, schon lange abgesteckter Ziele verstärkt werden. Mit konzentrierter Kraft kann nun die<br />

antichristliche Revolution weitergeführt werden.<br />

4. Freimaurerei <strong>und</strong> Kommunismus<br />

Papst Leo XIII. veröffentlichte am 20. April 1884 die heute noch lesenswerte Enzyklika "Humanum<br />

genus“ gegen die Freimaurerei seiner Zeit. Er forderte darin die Bischöfe auf, "den Freimaurern ihre Masken<br />

vom Gesicht zu reißen, damit man sie als das erkenne, was sie sind". Der Papst sieht in dem<br />

Vernichtungskampf, der damals gegen die Kirche Christi <strong>und</strong> die von ihr geschaffene Kultur tobte, das<br />

Reich Satans am Werk, „unter dessen Herrschaft alle jene stehen, die dem ewigen göttlichen Gesetz den<br />

Gehorsam verweigern, die über Gott hinweggehen oder gegen ihn etwas unternehmen".<br />

Seiner Meinung nach scheinen die Feinde Gottes <strong>und</strong> seiner Kirche "miteinander verschworen zu sein zu<br />

einem überaus erbitterten Kampf unter der Leitung <strong>und</strong> Hilfe des B<strong>und</strong>es der sogenannten Freimaurer.<br />

Ohne ihre Pläne zu verheimlichen, stacheln sie gegen die Majestät Gottes auf. Offen <strong>und</strong> unverhohlen<br />

arbeiten sie daran, die heilige Kirche zu vernichten, <strong>und</strong> zwar in der Absicht, die christlichen Völker aller<br />

jener Güter völlig zu berauben, die ihnen durch unseren Heiland Jesus Christus zuteil geworden sind".<br />

Der Papst stellt fest, daß "es eine Reihe von Sekten gibt, die voneinander nach Namen, Gebräuchen, Form<br />

<strong>und</strong> Herkunft verschieden sind, aber durch die Gleichheit ihrer Ziele <strong>und</strong> die Ähnlichkeit ihrer Gr<strong>und</strong>sätze<br />

miteinander <strong>und</strong> mit dem B<strong>und</strong> der Freimaurer in engem Zusammenhang stehen; dieser ist gleichsam das<br />

Zentrum, von dem alle ausgehen <strong>und</strong> zu dem alle zurückkehren".<br />

Wenn dieses sicher nicht leichtfertige Urteil des Papstes zutrifft, war die Freimaurerei des letzten


Jahrh<strong>und</strong>erts die antichristliche Weltmacht, von der die übrigen kirchenfeindlichen Gruppen inspiriert <strong>und</strong><br />

gesteuert wurden. "Das letzte <strong>und</strong> hauptsächliche Ziel ihrer Pläne ist unverkennbar: die gesamte vom<br />

Christentum geschaffene religiöse <strong>und</strong> bürgerliche Ordnung zu stürzen <strong>und</strong> nach ihrem Plan durch eine<br />

andere zu ersetzen, deren Gr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> Gesetze auf dem Naturalismus beruhen ... Darin sollen die<br />

menschliche Natur <strong>und</strong> die menschliche Vernunft in allem die höchsten Lehrer <strong>und</strong> Herrscher sein." Im<br />

Anschluß daran nennt der Papst die Bestrebungen der Freimaurer im einzelnen, u. a. die Leugnung jeder<br />

göttlichen Offenbarung, den Kampf gegen die katholische Kirche, die Trennung von Kirche <strong>und</strong> Staat, die<br />

Förderung des religiösen Indifferentismus <strong>und</strong> der laizistischen Erziehung, der Ehescheidung <strong>und</strong> des<br />

staatlichen Atheismus.<br />

Man wird heute dagegen einwenden: <strong>Die</strong> Freimaurerei des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts ist nicht mehr die des 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts. Sie hat sich inzwischen sehr stark gewandelt, wobei die leidvollen Erfahrungen der zwei<br />

Weltkriege <strong>und</strong> der in unserem Jahrh<strong>und</strong>ert überall sich durchsetzende ökumenische Gedanke <strong>und</strong> der<br />

auch im Bereich der Weltanschauungen <strong>und</strong> Religionen sich vollziehende Abbau des Fre<strong>und</strong> Feind<br />

Denkens maßgeblich zu einer Verbesserung des Verhältnisses von Freimaurerei <strong>und</strong> Kirche beigetragen<br />

haben. An dieser Auffassung ist sicher richtig, daß sich in der Freimaurerei ebenso wie in der Kirche <strong>und</strong><br />

anderswo manches gewandelt hat. So haben sich zweifellos die Methoden der Freimaurerei im Kampf<br />

gegen das Bekenntnischristentum geändert. <strong>Die</strong> offene <strong>und</strong> brutale Revolution gegen die katholische<br />

Kirche wurde aufgegeben, weil sie nicht zum erstrebten Ziel führte. Heute versucht die Freimaurerei mit<br />

einer der modernen Zeit besser entsprechenden Methode ihre Pläne zu verwirklichen. Das geschieht durch<br />

eine neue revolutionäre Methode, die ich "Revolution auf leisen Sohlen" oder "Revolution mit fre<strong>und</strong>licher<br />

Miene" nennen möchte. Man versucht die Anwendung dieser Methode besonders seit dem II. Vatikanischen<br />

Konzil, genauer seit der Ankündigung dieses Konzils durch Papst Johannes XXIII. Es wäre aber eine sehr<br />

gefährliche, wenn nicht gar eine geradezu katastrophale Naivität, wenn jemand ernsthaft glauben wollte,<br />

daß die Freimaurerei ihre von Anfang an gesteckten Ziele aufgegeben hätte. Ihre Methoden mögen sich<br />

geändert haben, ihre Ziele sind die gleichen geblieben. Wer diesen unverrückbaren <strong>und</strong> unabdingbaren,<br />

vom Wesen der Freimaurerei unablösbaren Tatbestand nicht erkennt, ist wirklichkeitsfremd <strong>und</strong> kennt die<br />

eigentlichen "Geheimnisse" der Freimaurerei eben noch nicht. <strong>Die</strong>se Feststellung, die keineswegs einem<br />

blinden Freimaurerhaß entspringt, sondern im Verlauf der folgenden Gedankengänge sachlich belegt<br />

werden wird, scheint nicht zuletzt im Hinblick auf gewisse Entwicklungen in der sog. nachkonziliaren Zeit<br />

sehr wichtig zu sein. Gibt es doch in unserem Jahrh<strong>und</strong>ert nicht nur im Bereich der Politik, sondern auch im<br />

Raum der Kirche allzu viele von jenen Figuren, die Lenin einmal "nützliche Idioten" nannte. –<br />

Papst Pius XII. gehörte jedenfalls nicht zu ihnen. Er sprach am 24. Juli 1958 einige Monate vor seinem Tod<br />

anläßlich der 8. Pastoralen Bildungswoche über die "Wurzeln des modernen Glaubensabfalls" <strong>und</strong> nannte<br />

in diesem Zusammenhang "den wissenschaftlichen Atheismus, den dialektischen Materialismus, den<br />

Rationalismus, den Laizismus <strong>und</strong> die Freimaurerei, die gemeinsame Mutter aller jener".<br />

Der klarsichtige Papst sprach hier ein außerordentlich gewichtiges Wort über die geistesgeschichtlichen<br />

Hintergründe, die u. a. auch das auf gewissen Sektoren der Politik <strong>und</strong> Kultur tatsächlich bestehende<br />

Zusammenspiel von Freimaurerei <strong>und</strong> Kommunismus allein erklären können. In der Tat darf die<br />

Freimaurerei als geistige Mutter des wissenschaftlichen Atheismus <strong>und</strong> des dialektischen Materialismus,<br />

der die Philosophie des Kommunismus darstellt, betrachtet werden, wenngleich die meisten Mitglieder der<br />

sog. "regulären Freimaurerei" keine Atheisten sind <strong>und</strong> den Kommunismus nicht unterstützen, sondern<br />

Männer, die an ein "höheres Wesen" unter dem Symbol des "Großen Baumeisters des Universums"<br />

glauben, wie es in Punkt 2 der sog. "basis principles", die zuletzt 1929 neu gefaßt wurden, gefordert wird,<br />

<strong>und</strong> als solche den atheistischen <strong>und</strong> diktatorischen Kommunismus ablehnen.<br />

Man darf allerdings nicht übersehen, daß die "irreguläre Freimaurerei", die im wesentlichen von den<br />

Bestimmungen in Artikel 2 <strong>und</strong> 3 der "basic principles" abweicht, auch militante Atheisten in ihre Logen <strong>und</strong><br />

Großlogen aufnimmt. Viele Freimaurer sehen überdies in den genannten Forderungen der Allgemeinen<br />

Gr<strong>und</strong>sätze (basic principles) einen Verstoß gegen das im Kapitel 1 der "Allgemeinen Pflichten" von 1723<br />

ausgesprochene Gr<strong>und</strong>prinzip der Toleranz, welches besagt, es sei ratsam, die Freien Maurer "nur zu der<br />

Religion zu verpflichten, in der alle Menschen übereinstimmen <strong>und</strong> je¬dem seine besonderen<br />

Überzeugungen selbst zu belassen". <strong>Die</strong>se gewiß problematischen Gr<strong>und</strong>sätze haben schon manche<br />

heftigen Diskussionen unter Freimaurern ausgelöst <strong>und</strong> neben anderen Gründen auch dazu geführt, daß<br />

selbst "reguläre" amerikanische Logen entgegen den verbindlichen Forderungen der “Alten Pflichten“ schon


seit Jahrzehnten "eine bedeutende Zahl entschiedener Ungläubiger zu ihren Mitgliedern zählen".<br />

Wie es scheint, gibt es auch in deutschen Logen die Möglichkeit, daß ein Bruder "im Hinblick auf die<br />

moderne Wissenschaft ernsthaft an der Existenz Gottes als des Baumeisters, d. h., als einer geistigen <strong>und</strong><br />

willensmäßigen hinter dem Aufbau der Welt stehenden Kraft zweifelt", wie Bruder K. Saur in einem Aufsatz<br />

über den Großen Baumeister in der deutschen "Bruderschaft" andeutet. Er bemerkt dazu: "Wenn hier die<br />

Betonung auf ,ernsthaft' liegt, gehört dieser Bruder unbedingt in unsere Reihen. Allerdings werden wir von<br />

ihm verlangen, daß er sich mit der Frage nach Gott <strong>und</strong> dem, was die Wissenschaft dazu in Wirklichkeit zu<br />

sagen hat, gründlich auseinandersetzt." Das heißt im Klartext: Ein Bruder, der an der Existenz des<br />

"Allmächtigen Baumeisters aller Welten" ernsthaft zweifelt, kann auch in Deutschland Freimaurer sein, er<br />

gehört sogar "unbedingt in unsere Reihen". (<strong>Die</strong> Bruderschaft, Nr. 15)<br />

Wie dem auch sein mag, folgendes steht jedenfalls fest: Es gibt sowohl in der regulären" als auch in der<br />

"irregulären" Maurerei nicht wenige Mitglieder, die Atheisten sind. Als Atheisten haben sie den Atheismus<br />

mit den Kommunisten gemeinsam. Damit ist ihnen notwendig auch ein Nein zum Glauben der Kirche<br />

gemeinsam <strong>und</strong> nicht selten verbindet beide auch eine gemeinsame Frontstellung gegen die Kirche. Wenn<br />

sie auch die Dogmen des dialektischen Materialismus nicht unbedingt mit den Kommunisten teilen, so<br />

stehen doch alle Freimaurer seien sie nun gläubig oder ungläubig mit den Kommunisten gemeinsam auf<br />

dem Boden des Rationalismus <strong>und</strong> Laizismus, d. h. sie betrachten die menschliche Vernunft (ratio) als<br />

höchste Instanz ihres Erkennens <strong>und</strong> Wollens <strong>und</strong> sie sind bestrebt, den Einfluß der Kirche aus dem<br />

öffentlichen Leben auszuschalten (Laizismus). Freimaurer <strong>und</strong> Kommunisten haben schließlich ein<br />

gemeinsames politisches Endziel: Der eine Welt Staat unter einer Welt Regierung.<br />

Das Endziel des revolutionären Kommunismus ist die bolschewistische Weltrevolution, die etappenweise<br />

zu einer sozialistischen Welt Republik führen soll. Der britische Politiker John Strachey, der in seiner<br />

Laufbahn Antifaschist, verschiedene Male ein Konservativer, dann ein unabhängiger Labourmann, dann ein<br />

führender Mann des Kommunismus <strong>und</strong> nach dem II. Weltkrieg schließlich sozialistischer Minister in<br />

England war, schrieb bereits 1937 in seinem Buch Der kommende Kampf um die Macht, "daß die einzig<br />

mögliche Zukunft für Großbritannien darin liegt, sich zuerst als freie Republik in einen B<strong>und</strong> der<br />

europäischen Völker <strong>und</strong> später der weltumspannenden Gemeinschaft der Sowjetrepubliken<br />

einzureihen".(D.Reed, Der große Plan der Anonymen)<br />

Gut informierte politische Kreise in Europa kennen schon seit Jahren das politische Ziel der Sowjetunion, in<br />

Europa eine "Union der sozialistischen Staaten" zu schaffen. Es ist bemerkenswert, daß Moskau diesen<br />

Begriff offiziell zum ersten Mal in der sowjetischen Parteizeitung "Prawda" vom 17. Oktober 1973 eingeführt<br />

hat. Das Fernziel der zur gleichen Zeit stattfindenden "Konferenz für Sicherheit <strong>und</strong> Zusammenarbeit in<br />

Europa" ist damit genau abgesteckt. Wann diese vom Kreml geplante "Union der Sozialistischen Staaten<br />

Europas" Wirklichkeit werden wird, ist heute noch ungewiß. Politische Experten nehmen an, daß der Tag,<br />

an dem Europa oder doch wenigstens der größte Teil unseres Kontinents in der Hand der sog.<br />

„Imperialisten“ sein wird, nicht mehr allzu fern ist.<br />

<strong>Die</strong> meisten Zeitgenossen wissen freilich nicht, daß ein konkreter Plan zur Sowjetisierung bzw.<br />

Sozialisierung Europas schon seit gut 30 Jahren besteht, ein Plan, der von einem der prominentesten<br />

Freimaurer unseres Jahrh<strong>und</strong>erts zusammen mit dem kommunistischen Massenschlächter Stalin<br />

ausgearbeitet wurde. Leider ist der Weltöffentlichkeit dieser Plan aus dem Jahr 1943 erst 1962 bekannt<br />

geworden, als die aufsehenerregende Biographie des amerikanischen Kardinals Spellman erschien. Aus<br />

der Biographie, die ein zeitgeschichtlich äußerst wertvolles Dokument darstellt <strong>und</strong> besonders für die<br />

Europäer aufschlußreich ist, geht hervor, daß der Hochgradfreimaurer F. D. Roosevelt 1943 bereit war,<br />

ganz Europa dem Kreml auszuliefern. <strong>Die</strong> genannte Biographie enthält die Gedächtnisaufzeichnung eines<br />

Gesprächs, das Präsident Roosevelt 1943 mit Kardinal Spellman führte. Dabei teilte der Präsident dem<br />

Kardinal mit, daß nach vorliegendem Plan die Welt zwischen den USA, China, Großbritannien <strong>und</strong> der<br />

Sowjetunion aufgeteilt werde. Während den Vereinigten Staaten die Herrschaft im Pazifik zufallen soll, wird<br />

China die Hegemonie über den Fernen Osten erhalten. England, das vorwiegend koloniale Interessen<br />

verfolge, bekommt Afrika, <strong>und</strong> Moskau den europäischen Kontinent als Herrschaftsgebiet.<br />

Vermutlich hat der damalige Kardinal von New York gegen diese entsetzliche "Friedensordnung", die das<br />

alliierte Frankreich ebenso wie den Vatikan der Sowjetdiktatur unterwerfen sollte, Einwände erhoben bzw.


protestiert. Denn er verschweigt in seiner Notiz nicht, welchen "Trost" ihm der Präsident zu bieten versuchte.<br />

Spellman referiert wörtlich: "Es ist natürlich, daß die europäischen Länder sich fürchterlichen<br />

Veränderungen unterziehen müssen, um sich Rußland anzupassen, aber er (Roosevelt) hofft, daß die<br />

europäischen Einflüsse binnen zehn oder zwanzig Jahren die Russen dahin bringen, daß sie weniger<br />

barbarisch sind. Mag dem sein wie auch immer, die USA <strong>und</strong> Großbritannien können nicht gegen die<br />

Russen kämpfen ... Er hofft, daß aus der erzwungenen sich bald eine wirkliche <strong>und</strong> dauerhafte<br />

Fre<strong>und</strong>schaft entwickelt. <strong>Die</strong> europäische Bevölkerung wird einfach die russische Herrschaft in der<br />

Hoffnung ertragen müssen, daß sie in zehn oder zwanzig Jahren in der Lage sein wird, gut mit den Russen<br />

zusammenzuleben..." (Kath. Nachrichten-Agentur (KNA) vom 23. 5. 1962)<br />

Präsident Roosevelt unterhielt damals mit dem Vatikan sog. "fre<strong>und</strong>schaftliche Beziehungen". Später wurde<br />

bekannt, daß einer seiner ersten Berater ein kommunistischer Agent war. Ob der Präsident geistig zu naiv<br />

war, um die Doppelgesichtigkeit <strong>und</strong> das Doppelspiel seiner verwerflichen Politik zu erkennen?<br />

Oder sollte er diesen Plan mit kaltem Zynismus vorgelegt haben? - Wir werden darauf wahrscheinlich<br />

keine klare Antwort finden.<br />

An der Tatsache, daß der Plan existiert, besteht jedoch kein Zweifel. Ebenso ist sicher, daß der Plan nur<br />

zum Teil verwirklicht ist, denn Europa ist erst zur Hälfte dem russischen Machtbereich unterstellt. <strong>Die</strong><br />

Unterwerfung der noch freien Hälfte Europas wird gegenwärtig durch fieberhafte Aktivität vorbereitet. Das<br />

Schlagwort vom Frieden, der in Europa "sicherer" gemacht werden soll, bedeutet nach sowjetischem<br />

Verständnis nichts anderes als die Herrschaft der Kremlimperialisten über das ganze Europa. Denn erst<br />

wenn sie dieses ganz in ihrer Hand haben, wird der Friede "sicherer" sein, als er es zur Zeit ist. Nicht wenige<br />

Europäer aber befürchten angesichts jüngster amerikanisch sowjetischer Abmachungen auf höchster<br />

Ebene, daß der Freimaurer Richard Nixon oder ein anderer ihm folgender Bruder auf den Spuren des<br />

brüderlichen Vorgängers Roosevelt einen ähnlichen Verrat an Europa üben könnte, wie jener ihn 1943<br />

versucht habe.<br />

Wenden wir uns nach diesem weltpolitischen Exkurs nun dem eigentlich antikirchlichen Komplott von<br />

Freimaurern <strong>und</strong> Kommunisten zu. Obwohl in der sowjetischen Machtsphäre alle Logen verboten sind <strong>und</strong><br />

die meisten Freien Maurer den Kommunismus sowjetischer Prägung nicht anerkennen, gibt es doch auch<br />

Logen, die mit den Kommunisten sich verschworen haben zum gemeinsamen Kampf gegen die Kirche. Wie<br />

wir bereits wissen, hatten die Väter der russischen Oktoberrevolution Beziehungen zu französischen Logen.<br />

<strong>Die</strong> politischen Verschwörer hatten fast alle in irgendeiner Form Verbindungen mit geheimen<br />

Gesellschaften <strong>und</strong> Zirkeln, die ihrerseits wieder mit den eigentlichen Freimaurerlogen Kontakte pflegten.<br />

Wie die Freimaurerei kam auch der Kommunismus ursprünglich aus dem Untergr<strong>und</strong>. <strong>Die</strong> betont<br />

antikirchliche Tradition großer Teile der französischen Freimaurerei macht die gegenwärtige De<br />

facto-Allianz mehrerer französischer Logen mit dem Kommunismus verständlich.<br />

Ein Beispiel aus Südamerika, wo der Einfluß des Grand-Orient sehr stark ist, mag die Zusammenarbeit von<br />

Freimaurern <strong>und</strong> Kommunisten etwas beleuchten. Vom 26. bis 28. März (Gründonnerstag bis Karsamstag)<br />

1959 fand in Montevideo ein Freimaurerkongreß statt, der sog. "Zweite Internationale Kongreß für die<br />

Allgemeine Brüderlichkeit". Zur Warnung vor dessen Bestrebungen veröffentlichte der argentinische<br />

Episkopat am 20. Februar 1959 ein gemeinsames Hirtenwort. Darin wiesen die argentinischen Bischöfe im<br />

Einklang mit den Päpsten auf die “satanische Verschwörung ... über der Menschheit hin" <strong>und</strong> erklärten u. a.:<br />

"Bei der 4. Interamerikanischen Freimaurerkonferenz 1958 in Santiago de Chile wurde verkündet, daß ’der<br />

Orden seinen Adepten Hilfe leistet, damit sie in der Öffentlichkeit ihrer Nationen oberste Stellungen<br />

erringen'. Das Thema hieß ’Verteidigung des Laizismus', <strong>und</strong> die entwickelte neue Taktik traf sich mit den<br />

jüngsten Parolen des Internationalen Kommunismus. <strong>Die</strong> Freimaurer sollen den Laizismus in allen<br />

Bereichen vorantreiben die Kommunisten sollen die soziale Ordnung untergraben. Als Parole wurde<br />

ausgegeben: ’Auf dem Weg über alle beeinflußten politischen Parteien ist die laizistische Kampagne zu<br />

verstärken. Es muß versucht werden, die Warnrufe der katholischen Kirche zu besänftigen, indem wir<br />

direkte freimaurerische Aktionen vermeiden. <strong>Die</strong> Aktionen zur Spaltung der Arbeiterbewegung sind zu<br />

vermehren, um dann deren Überrumpelung voranzutreiben. Freimaurerei <strong>und</strong> Kommunismus verfolgen<br />

gegenwärtig in Lateinamerika die gleichen Ziele, deshalb ist auf gleichlaufende Aktionen zu achten, wobei<br />

das Bündnis öffentlich nicht in Erscheinung tritt.’


Der bevorstehende Zweite Internationale Kongreß für die Allgemeine Brüderlichkeit in Montevideo ist eine<br />

Probe all dieser Bestrebungen. Es ist ein Freimaurerkongreß unter kommunistisdier Inspiration, der die<br />

freimaurerische Phrase von der allgemeinen Brüderlichkeit der Ausbreitung des internationalen<br />

Kommunismus dienstbar machen will. Er gibt vor, ’für die menschliche Verbrüderung <strong>und</strong> den Frieden der<br />

Welt' kämpfen zu wollen. Zwei Schlagworte, die die ruchlosen Ziele der Freimaurerei <strong>und</strong> des<br />

Kommunismus verbergen sollen!"<br />

<strong>Die</strong> Bischöfe gingen dann auf das Verhältnis von Marxismus <strong>und</strong> Freimaurerei ein <strong>und</strong> fuhren fort:<br />

"Marxismus <strong>und</strong> Freimaurerei haben das gemeinsame Ideal der irdischen Glückseligkeit. Ein Freimaurer<br />

kann die philosophischen Ideen des Marxismus ohne Abstriche annehmen. Wie der Großmeister der Loge<br />

von Paris bestätigt, ist zwischen den Prinzipien des Marxismus <strong>und</strong> der Freimaurerei kein Widerspruch<br />

denkbar.<br />

Um ihre Ziele zu erreichen, bedient sich die Freimaurerei der Hochfinanz, der hohen Politik <strong>und</strong> der<br />

Weltpresse, während der Kommunismus im sozialen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Bereich eine Revolution gegen<br />

Vaterland, Familie, Eigentum, Moral <strong>und</strong> Religion vorantreibt. <strong>Die</strong> Freimaurer betreiben ihre Ziele mit<br />

geheimen subversiven Mitteln, die Kommunisten mit offenen. <strong>Die</strong> Freimaurerei bewegt die sektiererischen<br />

politischen Minderheiten der Kommunismus stützt sich auf eine Politik der Massen, indem er die<br />

Sehnsucht nach sozialer Gerechtigkeit ausbeutet ...<br />

Katholizismus <strong>und</strong> Freimaurerei sind Dinge, die sich absolut widersprechen <strong>und</strong> ausschließen, so wie<br />

Christus <strong>und</strong> Antichrist. Jeder soll auch wissen, daß Liberalismus <strong>und</strong> Laizismus in allen ihren Formen die<br />

ideologische Ausprägung der Freimaurerei datstellen. Es tut nicht viel zur Sache, daß viele Liberale keine<br />

Freimaurer sind: es gibt bewußte Instrumente <strong>und</strong> blinde Instrumente. Entscheidend ist, daß der Sache<br />

nach die einen wie die anderen zusammenhelfen, um die Kirche Christi <strong>und</strong> die katholische Ordnung<br />

unserer Republik zu zerstören.<br />

Was die Freimaurer in ihrer Tätigkeit antreibt, ist letztlich der Haß gegen Christus <strong>und</strong> gegen alles, was in<br />

den menschlichen Seelen <strong>und</strong> den menschlichen Einrichtungen seinen Namen trägt. Ihr endgültiges Ziel ist<br />

die Zerstörung alles Christlichen <strong>und</strong> alles dessen, was sich an der biblischen Lehre ausrichtet ...<br />

Wir klagen Freimaurerei <strong>und</strong> Kommunismus als Feinde unserer überkommenen Werte <strong>und</strong> unserer Zukunft<br />

an als Feinde, die es darauf abgestellt haben, alles Edle <strong>und</strong> Heilige in unserem Land auszurotten."<br />

Der Text der bischöflichen Verlautbarung enthält Aussagen, die zum Teil nur für militante antichristliche<br />

Logen um den Grand Orient zutreffen, aber auch solche, die für die gesamte Weltfreimaurerei<br />

charakteristisch sind, wie etwa die Feststellung, daß sich die Freimaurerei zur Erreichung ihrer Ziele "der<br />

Hochfinanz, der hohen Politik <strong>und</strong> der Weltpresse bedient" <strong>und</strong> "daß Liberalismus <strong>und</strong> Laizismus in allen<br />

ihren Formen die ideologische Ausprägung der Freimaurerei darstellen".<br />

Durch ihre Machtpositionen <strong>und</strong> Schlüsselstellungen in der Hochfinanz, in der hohen Politik sowie im<br />

Nachrichten- <strong>und</strong> Pressewesen ist die liberale <strong>und</strong> elitäre Maurerei in der Lage, wie keine Macht dieser Welt<br />

die Öffentlichkeit mit den von ihr propagierten Ideen <strong>und</strong> Zielen des Liberalismus zu beeinflussen. <strong>Die</strong> auf<br />

diesem Gebiet von ihr gesteuerte geistige Revolution mit dem Ziel, die Welt zu verweltlichen <strong>und</strong> das<br />

Christentum zu entchristlichen wie der moderne Säkularisierungsprozeß auf eine knappe Formel gebracht<br />

werden kann hat bereits solche weltweiten "Erfolge" <strong>und</strong> Einbrüche in den christlichen Raum, vorwiegend<br />

in die christliche Theologie des Westens hinein erzielt, daß die von manchen katholischen Autoren<br />

heruntergespielte Bedeutung der Freimaurerei als antichristliche Kraft nicht gerechtfertigt erscheint. So<br />

meinte beispielsweise K. Algermissen: "Mit dem weltanschaulichen Liberalismus hat auch die Freimaurerei,<br />

trotz Zunahme an Mitgliedern, ihre Blütezeit hinter sich. Ihre Geschichte im ganzen wie in den einzelnen<br />

Ländern ist erfüllt von Auseinandersetzungen der Großlogen untereinander. Ihre zum Teil große caritative<br />

Tätigkeit ist anzuerkennen, allerdings weithin auf die Unterstützung bzw. Protektion bedürftiger<br />

Logenbrüder gerichtet. <strong>Die</strong> religiös geistigen Kämpfe der Gegenwart <strong>und</strong> Zukunft werden wesentlich<br />

zwischen Christentum <strong>und</strong> Marxismus durchgeführt. Mag die Freimaurerei, besonders in den romanischen


Ländern, auch weiterhin die antikirchliche Tätigkeit fortsetzen, so ist sie doch nicht als der Hauptfeind des<br />

Christentums anzusehen."<br />

Wenn diese vor dem II. Vatikanischen Konzil geschriebenen Sätze schon nicht der vorkonziliaren Situation<br />

gerecht werden, so erst recht nicht derjenigen nach dem großen Konzil. Noch weniger kann eine<br />

nachkonziliare Verharmlosung der freimaurerischen Bestrebungen akzeptiert werden, wie sie die "Herder<br />

Korrespondenz" 1969 vertrat. Da wird nämlich behauptet: "<strong>Die</strong> Freimaurerei stellt heute keine Großmacht<br />

mehr dar, die der Kirche gefährlich werden könnte oder auch nur möchte. In ihrem überwiegenden Teil<br />

handelt es sich um eine tolerant gesinnte Gesellschaft, in der Geselligkeit <strong>und</strong> Clubleben eine ebenso große<br />

Rolle spielen wie weltanschauliche Fragen <strong>und</strong> sittliche Verantwortung. <strong>Die</strong> alte Gegnerschaft entbehrt<br />

heute der Gr<strong>und</strong>lage.”<br />

Ein solches Urteil mag wohl den Intentionen der Logen entgegenkommen, die ja bestrebt sein müssen, den<br />

Eindruck der Gefährlichkeit <strong>und</strong> Feindschaft gegenüber der Kirche nicht aufkommen zu lassen oder von<br />

sich zu weisen. Es ist jedoch schlichtweg falsch <strong>und</strong> wird von den Tatsachen widerlegt, wenn der<br />

Freimaurerei die "Großmacht" Stellung <strong>und</strong> "Gegnerschaft" zur Kirche abzusprechen versucht wird. Auch<br />

der Hinweis auf die Auseinandersetzungen, die innerhalb der Großlogen stattfinden, ist kein<br />

überzeugendes Argument gegen die Weltfreimaurerei als liberale Führungsmacht. Trotz aller<br />

Meinungsverschiedenheiten <strong>und</strong> kleinlicher Streitereien innerhalb der Logen <strong>und</strong> Großlogen besteht doch<br />

überall in der Freimaurerei eine geschlossene ideologische Einheitsfront gegen die katholische Kirche <strong>und</strong><br />

ihren Anspruch, als hierarchisch verfaßte Gemeinde von Jesus Christus mit dem Auftrag gegründet zu sein,<br />

die von Gott geoffenbarte Heilsbotschaft allen Menschen unfehlbar zu verkünden <strong>und</strong> ihnen das durch den<br />

Sohn Gottes gewirkte Heil zu vermitteln. Freimaurerei <strong>und</strong> Kommunismus verfolgen überall das Ziel, durch<br />

liberale bzw. atheistische Propaganda <strong>und</strong> "Aufklärung" die gläubigen Christen aller Konfessionen vom<br />

Offenbarungsglauben abzubringen oder ihn zu verfälschen, d. h. zu zerstören, wenn auch ihre jeweiligen<br />

Mittel <strong>und</strong> Methoden, mit denen sie dieses Ziel zu erreichen hoffen, verschieden sind. Das gleichgerichtete<br />

antichristliche Ziel beider Großmächte erklärt z. B. auch, warum die liberale, weitgehend von Freimaurern<br />

beherrschte Presse des Westens, zwar gegen die Unfreiheit <strong>und</strong> Unterdrückung von Intellektuellen in der<br />

Sowjetunion mehr oder weniger engagiert Stellung nimmt, über die brutale <strong>und</strong> unerbittliche Verfolgung der<br />

Christen im sowjetischen Machtbereich jedoch kaum berichtet, geschweige denn dagegen protestiert. Nicht<br />

zu Unrecht hat man in diesem Zusammenhang von einem "Komplott des Schweigens" gesprochen.<br />

III. FREIMAUREREI UND RELIGION<br />

1. <strong>Die</strong> Freimaurerei eine antichristliche Ideologie<br />

<strong>Die</strong> wichtigste Frage, die in diesem Kapitel zu besprechen ist, betrifft die Religiosität der Freimaurerei <strong>und</strong><br />

läßt sich in zwei Teilfragen gliedern:<br />

Ist die Freimaurerei eine Religion oder nur ein ethisches System?<br />

Ist die Freimaurerei mit dem Christentum vereinbar?<br />

Über diese Gr<strong>und</strong>fragen wird besonders seit dem II. Weltkrieg <strong>und</strong> mit Schwerpunkt seit dem II.<br />

Vatikanischen Konzil engagiert gestritten. <strong>Die</strong> Antworten, die bisher von Freimaurern <strong>und</strong> ihren Gegnern auf<br />

diese Fragen gegeben wurden, sind unbefriedigend <strong>und</strong> verwirrend. Bei den heutigen Freimaurern fällt die<br />

Tendenz auf, die Freimaurerei nicht als Religion zu betrachten. Wie schon W. Hannah (1952) bemerkte,<br />

verwenden sie gern die Formel: "Freimaurerei ist nicht eine Religion, sondern ist Religion." Manchmal<br />

sagen sie auch: "Freimaurerei ist nicht eine Religion, sondern sie ist religiös."<br />

Fast dieselbe Formulierung findet sich in einer deutschen Freimaurerschrift (1970), wo gesagt wird: "Mit der


geheimnisvollreligiösen Bedeutung der Symbole hat es eine besondere Bewandtnis. In der letzten<br />

Unausdeutbarkeit <strong>und</strong> Vielfalt eines Symbols ergreift der Betrachter religiösen Bereich. Freimaurerei ist<br />

darum religiös; sie ist aber keine Religion."<br />

M. <strong>Die</strong>rickx schreibt, daß die Freimaurerei "keine Religion ist, wohl aber ein ethisches System". Mit dieser<br />

Behauptung, die für ihn "unverrückbar feststeht", will er dem nach seiner Meinung "bedeutsamsten<br />

Vorbehalt gegen die Freimaurerei" begegnen, nämlich der "Gefahr des Synkretismus", <strong>und</strong> er hofft damit,<br />

viele Einwände, die z. B. Hannah <strong>und</strong> Whalen machen, entkräften zu können."<br />

Doch dazu muß leider gesagt werden, daß M. <strong>Die</strong>rickx die Freimaurerei nicht gründlich genug studiert hat.<br />

Gegen seine Auffassung spricht schon das erste <strong>und</strong> wichtigste Kapitel der "Alten Pflichten" von 1723, die<br />

nach wie vor als allgemein anerkanntes Gr<strong>und</strong>gesetz der "regulären Freimaurerei" gelten. Ganz im<br />

Einklang mit den Aussagen dieses Kapitels der "Alten Pflichten", hat die Großloge von England im Jahr<br />

1950 die Großloge von Uruguay förmlich exkommuniziert, als diese die Glaubensformel so weit faßte, daß<br />

sie von Gläubigen <strong>und</strong> Ungläubigen angenommen werden konnte, <strong>und</strong> erklärt: "<strong>Die</strong> wahre Freimaurerei ist<br />

eine Religion. Der Glaube, den man haben muß, besteht darin, daß man dem Gott der Christen eine<br />

wirkliche Ehrung erweist. <strong>Die</strong> Freimaurerei ist vom Glauben des Mittelalters inspiriert <strong>und</strong> muß ihm die<br />

Treue wahren ... Da Sie unseren Weisungen nicht Folge geleistet haben, trifft Sie dasselbe Schicksal, das<br />

wegen desselben Verbrechens den Groß Orient von Frankreich getroffen hat. Wir erkennen Sie <strong>und</strong> alle,<br />

die Ihnen folgen, nicht mehr als rechtmäßige Freimaurer an.”<br />

Was die englischen Maurer unter dem "Glauben" an den "Gott der Christen" verstehen, werden wir im<br />

folgenden näher zu analysieren haben. Doch zuvor soll noch ein anderer prominenter Freimaurer aus<br />

England zu unserer Frage Stellung nehmen.<br />

Sir J. Codeburn, ehemaliger Groß Diakon von England <strong>und</strong> stellvertretender Großmeister von Australien<br />

gibt dazu folgende Erklärung:<br />

"<strong>Die</strong> Frage, ob die Freimaurerei eine Religion ist, ist heftig diskutiert worden. Aber die Kontroverse scheint<br />

nur ein Wortgefecht zu sein. Vielleicht ist es der beste Weg zu einem Abschluß, wenn man zunächst die<br />

Punkte aufzählt, die den meisten Religionen gemeinsam sind, <strong>und</strong> dann untersucht, inwieweit die<br />

Freimaurerei sich von ihnen unterscheidet. Religion befaßt sich mit der Beziehung zwischen dem<br />

Menschen <strong>und</strong> seinem Schöpfer <strong>und</strong> flößt vor allem Ehrfurcht vor dem Schöpfer ein. <strong>Die</strong> Religionen sind<br />

reich an gottesdienstlichen Formen des Gebetes <strong>und</strong> Lobpreises. Sie geben ferner Verhaltensregeln, indem<br />

sie einen Gott oder einen Helden als Muster zur Nachahmung vorstellen ... Es würde schwer fallen, zu<br />

sagen, welche dieser charakteristischen Merkmale der Freimaurerei fehlen. Ganz gewiß besitzt sie alle in<br />

reicher Fülle. Ihre Zeremonien sind ausgearbeitet <strong>und</strong> unübertroffen an Schönheit <strong>und</strong> Sinntiefe. Sie sind<br />

durchsetzt von Gebet <strong>und</strong> Danksagung ... Wenn der Titel einer Religion der Freimaurerei versagt würde,<br />

könnte sie wohl mit Recht als eine Vereinigung von Religionen bezeichnet werden."<br />

Es könnten noch mehrere Urteile dieser Art hier angeführt werden. Doch es gibt keinen besseren Beweis für<br />

die These, daß die Freimaurerei eine Religion ist, als der Text der offiziellen "Alten Pflichten" selbst, der<br />

ganz klar in der Freimaurerei "die Religion" sieht, "in der alle Menschen übereinstimmen". Eine sachliche<br />

Auseinandersetzung mit dieser These macht es notwendig, sie im Zusammenhang mit dem ganzen ersten<br />

Kapitel der "Alten Pflichten" zu sehen. Der Text dieses Kapitels, das die Überschrift trägt "Von Gott <strong>und</strong><br />

Religion", lautet:<br />

"Der Maurer ist als Maurer verpflichtet, dem Sittengesetz zu gehorchen; <strong>und</strong> wenn er die Kunst recht<br />

versteht, wird er weder ein engstirniger Gottesleugner, noch ein bindungsloser Freigeist sein. In alten Zeiten<br />

waren die Maurer in jedem Lande zwar verpflichtet, der Religion anzugehören, die in ihrem Lande oder Volk<br />

galt, heute jedoch hält man es für ratsamer, sie nur zu der Religion zu verpflichten, in der alle Menschen<br />

übereinstimmen, <strong>und</strong> jedem seine besonderen Überzeugungen selbst zu belassen. Sie sollen also gute <strong>und</strong><br />

redliche Männer sein, von Ehre <strong>und</strong> Anstand, ohne Rücksicht auf ihr Bekenntnis oder darauf, welche<br />

Über¬zeugungen sie sonst vertreten mögen. So wird die Freimaurerei zu einer Stätte der Einigung <strong>und</strong> zu<br />

einem Mittel, wahre Fre<strong>und</strong>schaft unter Menschen zu stiften, die einander sonst fremd geblieben wären.”


Aus dem vorliegenden Text ist folgendes zu entnehmen:<br />

<strong>Die</strong> Freimaurer sind nicht mehr verpflichtet, der Religion anzugehören, die in ihrem Land oder Volk galt; für<br />

sie gilt nach dem Konstitutionenbuch von 1723 nur "jene Religion, in der alle Menschen übereinstimmen!"<br />

Was heißt das? Als die Verfasser der Konstitutionen diesen Satz niederschrieben, waren in den Logen noch<br />

nicht Mitglieder verschiedener Religionen, sondern nur Christen verschiedener Konfessionen vereinigt. Will<br />

man also den Begriff "Religion" im ersten Teil des Satzes richtig deuten, muß man ihn korrekt als<br />

"Konfession" im Sinne einer christlichen Kirche oder Gemeinschaft verstehen, denn in nichtchristliche<br />

Länder <strong>und</strong> zu anderen Religionen (Islam, Buddhismus) kam die Freimaurerei erst später. <strong>Die</strong> Konfession<br />

also, die der einzelne Maurer früher gehabt hat, darf jetzt sein Leben <strong>und</strong> Wirken in der Loge nicht mehr<br />

bestimmen. Er muß seine persönlichen religiösen Überzeugungen "vor der Logentür zurücklassen", wie ein<br />

deutscher Freimaurer schrieb. "Auf diese Weise hat es in der Freimaurerloge der Mensch mit nichts<br />

anderem als nur mit seinem Mitmenschen zu tun, wie er sich darstellt, wenn man ihn aller besonderen<br />

Überzeugungen, Vorurteile <strong>und</strong> zeitlichen Titel entkleidet." (St . Zickler, Was ist Freimaurerei, S.11). Ein<br />

ehrliches Eingeständnis also. <strong>Die</strong> Freimaurerei "entkleidet" ihre Mitglieder "aller besonderen<br />

Überzeugungen, Vorurteile <strong>und</strong> zeitlichen Titel".<br />

Und womit wird der entblätterte oder entlaubte Baum geschmückt?, so möchte man jetzt gern wissen. Er<br />

wird mit einer neuen Religion beschenkt, er empfängt das freimaurerische "Licht" <strong>und</strong> er wird gleichzeitig<br />

auf diese neue Super Religion verpflichtet <strong>und</strong> nur auf sie. Der Ausdruck Super Religion ist berechtigt, weil<br />

nach freimaurerischer Meinung diese Religion des nackten Humanismus hoch über allen Konfessionen<br />

steht. Als Einheitsideologie, die vom Menschen nur noch gelten läßt, "was an ihm Mensch ist, allein das<br />

allen Menschen Gemeinsame", soll diese "Religion, in der alle Menschen übereinstimmen", das befreiende<br />

<strong>und</strong> erlösende Element für die bessere Welt sein, die allein von den Meistern der "Königlichen Kunst" erbaut<br />

werden kann. <strong>Die</strong> Freimaurerei ordnet das religiöse Bekenntnis ursprünglich irgendein christliches<br />

Bekenntnis, heute kann es faktisch auch jedes nichtchristliche Bekenntnis sein ihrer Ideologie oder<br />

Religion des nackten Humanismus wie ich sie nennen möchte unter. In freimaurerischer Diktion heißt das:<br />

Der "Mensch" steht über der "Sache".<br />

Für James Anderson war diese humanistische Religion, die er an Stelle der überholten früheren<br />

"Religionen" (=Konfessionen) als neue verpflichtende Religion setzte, nichts anderes als ein besseres<br />

"Christentum", das man im großen <strong>und</strong> ganzen mit dem Deismus identifizieren kann, das aber jedenfalls<br />

nichts mehr mit dem echten, von Jesus Christus gestifteten Christentum zu tun hat.<br />

Das authentische Christentum, das sich auf Christus beruft, ist mit dem "Logenchristentum" absolut<br />

unvereinbar. Und zwar deshalb, weil Christus von seinen Jüngern das Bekenntnis fordert. Echtes<br />

Christentum war, ist <strong>und</strong> bleibt wesentlich Bekenntnischristentum oder Konfessionschristentum. Es lebt von<br />

Jesus Christus, "dem Gesandten <strong>und</strong> Hohenpriester unseres Bekenntnisses (Hebräer 3,1), der "unter<br />

Pontius Pilatus Zeugnis gab im herrlichen Bekenntnis" (1. Tim. 6,13), <strong>und</strong> der seine Zeugen in alle Welt<br />

sandte, damit sie ihn "vor den Menschen bekennen". Ja er macht dieses Bekenntnis sogar zur<br />

Voraussetzung für das ewige Heil, wenn er sagt:<br />

"Ein jeder nun, der sich zu mir bekennt vor den Menschen, zu dem werde auch ich mich bekennen vor<br />

meinem Vater im Himmel; wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den werde auch ich verleugnen vor<br />

meinem Vater im Himmel. Denket nicht ich sei gekommen, Frieden auf die Erde zu bringen; ich bin nicht<br />

gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert" (Mt 10,32ff).<br />

Der Herr wußte, daß das Bekenntnis für ihn die Menschen entzweien <strong>und</strong> Kampf <strong>und</strong> Streit zur Folge haben<br />

werde. Seine Forderung bleibt aber dennoch bestehen. <strong>Die</strong> Freimaurerei wollte von Anfang an mit ihrer<br />

Humanismus-Religion den sogenannten "Religionskriegen" <strong>und</strong> jeglichem Konfessionshader ein Ende<br />

setzen. Sie wählte für dieses Ziel aber bedauerlicherweise das untauglichste Mittel: die Ausschaltung des<br />

christlichen Glaubensbekenntnisses, das für jeden gläubigen Christen unverzichtbar ist.<br />

Der christliche Bekenner kann <strong>und</strong> darf seine persönliche Glaubensüberzeugung auf keinen Fall "vor der<br />

Logentür zurücklassen", er muß sie auch in der Loge als "freier" Mann frei bekennen dürfen. Wenn ihm die<br />

Loge diese positive Bekenntnisfreiheit verweigert <strong>und</strong> ihm einen religiös verbrämten Einheits Humanismus


zur Pflicht machen will, dann muß er die Loge ablehnen.<br />

Als Glaubender steht er unter dem Wort Christi <strong>und</strong> dem Glaubensgehorsam. Der Heilige Paulus beschreibt<br />

die Bekenntnispflicht in Röm 10,10 so: "Aus dem Herzen kommt der Glaube, der zur Gerechtigkeit führt, <strong>und</strong><br />

aus dem M<strong>und</strong>e das Bekenntnis zum Heil."<br />

Das heißt: Der Christ darf seinen Glauben nicht im Herzen verstecken, er muß ihn in den M<strong>und</strong> nehmen <strong>und</strong><br />

bekennen: das ist sein Heil. Inhalt des christlichen Bekenntnisses ist jesus Christus, der einzige <strong>und</strong><br />

natürliche Sohn Gottes. "Wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater. Das ist der Antichrist, der den Vater<br />

leugnet <strong>und</strong> den Sohn." So steht es im 1. Johannesbrief (2, 22. Darf man von diesem Schriftwort ausgehend,<br />

eine Religion, die das Bekenntnis zu Jesus Christus, dem Sohn Gottes, ablehnt <strong>und</strong> aus ihren Tempeln<br />

verbannt, nicht eine unchristliche Religion nennen?<br />

Und hat die Katholische Kirche <strong>und</strong> jede andere christliche Kirche, die unwandelbar am Bekenntnis Jesus<br />

Christi festhält, nicht die Pflicht, eine solche Religion als unvereinbar mit dem Bekenntnis zu jesus Christus<br />

zu verurteilen? Nach freimaurerischer Sprachregelung sind alle dogmatischen Religionen <strong>und</strong><br />

Konfessionen intolerant. Kirchen, die sich als bekennende Kirchen verstehen, als<br />

Konfessionsgemeinschaften, sind von der Freimaurerei immer als intolerant verschrien <strong>und</strong> bekämpft<br />

worden.<br />

Der frühere Kultusminister von Baden Württemberg, Dr. Gotthilf Schenkel, der am 4. 10. 1959 auf einer<br />

K<strong>und</strong>gebung der Bruderschaft der Deutschen Freimaurer in der Frankfurter Paulskirche über "<strong>Die</strong><br />

Gegenwartsaufgaben der Freimaurerei" sprach, schilderte kurz die Gründung der ersten Großloge im Jahr<br />

1717, die sich gegen die Intoleranz der Kirchen <strong>und</strong> Konfessionen gewendet habe <strong>und</strong> sagte, der Kampf<br />

gegen Intoleranz sei auch heute noch ein wesentlicher Gr<strong>und</strong>zug der Freimaurerei <strong>und</strong> die Toleranz ein<br />

entscheidendes Prinzip. (FAZ, 5. Okt. 1959).<br />

Demnach ist also die Freimaurerei wesentlich ein Kampfb<strong>und</strong> gegen die "Intoleranz der Kirchen <strong>und</strong><br />

Konfessionen".<br />

Wenn aber die von Christus gestiftete <strong>und</strong> in seinem Namen auftretende Kirche ihrem Wesen nach eine<br />

konfessionelle Gemeinschaft ist, wenn echtes Christentum nur im Bekenntnis existieren kann, dann ist die<br />

Freimaurerei als religiöse Gegenbewegung zu diesem Christentum antichristlich orientiert.<br />

Ist diese Freimaurerei nach ihrem eigenen Gr<strong>und</strong>gesetz darüber hinaus auch noch eine eigentliche Religion,<br />

dann ist sie nach den Gesetzen der Logik eben eine antichristliche Religion. Zu dieser Erkenntnis muß jeder<br />

kommen, der das innere Wesen der Freimaurerei gründlich er¬forscht <strong>und</strong> seinen Verstand nicht vor der<br />

Logentür zurück läßt oder ihn in der Loge abgibt. Es ist kein Zufall, wenn außerhalb der Katholischen Kirche<br />

auch andere Kirchen bzw. Kirchliche Gemeinschaften zu der Überzeugung gelangt sind, daß Freimaurerei<br />

<strong>und</strong> Christentum schlechthin unvereinbar sind. So erklärten um nur ein Beispiel zu nennen die Bischöfe<br />

der griechisch orthodoxen Kirche auf ihrer Konferenz am 12. Oktober 1933 u. a.: "Freimaurerei ist eine<br />

Mysterienreligion, sie ist vom christlichen Glauben völlig verschieden, ihm entgegengesetzt <strong>und</strong> fremd. Wie<br />

die Mysterienkulte, trotz scheinbarer Toleranz <strong>und</strong> Anerkennung fremder Götter, zum Synkretismus führen,<br />

das Vertrauen zu anderen Religionen untergraben <strong>und</strong> allmählich ins Wanken bringen, so ist die heutige<br />

Freimaurerei; sie möchte nach <strong>und</strong> nach alle Menschen umfassen <strong>und</strong> sittlich vervollkommnen, das<br />

Erkennen der Wahrheit fördern <strong>und</strong> sich zu einer Art Über Religion erheben, wobei sie auf alle andere<br />

Religionen (die christliche nicht ausgenommen) als etwas Minderes herabsieht. Während das Christentum,<br />

das als eine geoffenbarte Religion im Besitz der mit der Vernunft erfaßbaren <strong>und</strong> der darüber<br />

hinausgehenden Dogmen <strong>und</strong> Wahrheiten ist, zuerst <strong>und</strong> vor allem Glauben fordert <strong>und</strong> seine moralische<br />

Auffassung auf die übernatürliche göttliche Gnade gründet, hat die Freimaurerei nur eine natürlidie<br />

Wahrheit <strong>und</strong> bringt ihre Eingeweihten zum freien Gedanken <strong>und</strong> zur freien Forschung durch die Vernunft<br />

allein. <strong>Die</strong> Struktur ihrer Moral fußt allein auf den natürlichen Kräften des Menschen <strong>und</strong> dient nur natürlidien<br />

Zwecken. Unlängst hat die Interorthodoxe Kommission, die auf dem Berge Athos zusammenkam <strong>und</strong> an<br />

der die Verantwortlichen aller unabhängigen orthodoxen Kirchen beteiligt waren, die Freimaurerei als ein<br />

falsches <strong>und</strong> antichristlidies System charakterisiert."


Mit Genehmigung der Bischofskonferenz gab dann Erzbischof Chrysostomos von Athen folgende<br />

Beschlüsse bekannt: "<strong>Die</strong> Freimaurerei kann absolut nicht mit dem Christentum in Einklang gebracht<br />

werden, weil sie eine Geheimorganisation ist, die im dunkeln <strong>und</strong> geheimen arbeitet <strong>und</strong> lehrt sowie den<br />

Rationalismus vergöttert ... Daher kann einem Geistlichen nicht erlaubt werden, Mitglied dieser Gesellschaft<br />

zu werden. Ich meine, daß jeder Geistliche, der es dennoch tut, ausgestoßen zu werden verdient ... Wir<br />

erklären, daß alle gläubigen Kinder der Kirche außerhalb der Freimaurerei bleiben müssen ... Es ist unrecht,<br />

zu Christus zu gehören <strong>und</strong> Erlösung sowie seelische Vervollkommnung außer denn bei Ihm zu suchen.“ (M.<br />

<strong>Die</strong>rickx, a.a.O. S.182)<br />

Das Urteil der Interorthodoxen Kommission, wonach die Freimaurerei ein "antichristliches System" ist, deckt<br />

sich voll <strong>und</strong> ganz mit der Argumentation, die an Hand der Analyse des ersten Kapitels der "Alten Pflichten"<br />

in dieser Schrift vorgetragen wurde. <strong>Die</strong> Verurteilungen, die seitens der Römisch Katholischen Kirche seit<br />

1738 ausgesprochen wurden bisher sind über 12 Verbote der Freimaurerei durch Päpste erlassen worden<br />

<strong>und</strong> r<strong>und</strong> 200 päpstliche Interventionen gegen Freimaurerei <strong>und</strong> andere geheime Gesellschaften erfolgt<br />

gehen von der Gr<strong>und</strong>tatsache des antichristlichen Charakters der Freimaurerei aus <strong>und</strong> sollten von daher<br />

auch verstanden werden. Dabei steht eindeutig fest, daß sich die betreffenden Verurteilungen nicht nur auf<br />

die militant antikirchliche "irreguläre Freimaurerei" beziehen, sondern ebenso die "reguläre"<br />

angelsächsische Richtung treffen.<br />

<strong>Die</strong> Meinung von M. <strong>Die</strong>rickx, daß die im Kanon 2335 des Kirchlichen Gesetzbuches (1918) für Mitglieder<br />

der Freimaurerei verhängte Exkommunikation nicht den "regulären Logen" gilt, weil diesen ja keine<br />

Verschwörung gegen die Kirche zur Last gelegt werden könne, geht an der Wirklichkeit leider vorbei <strong>und</strong><br />

beruht auch dann auf falschen Voraussetzungen, wenn mehrere Theologen <strong>und</strong> Kirchenrechtler in dieser<br />

Frage die Ansicht von M. <strong>Die</strong>rickx teilen." (M. <strong>Die</strong>rickx, a.a.O. S.192)<br />

Angesehene <strong>und</strong> führende Freimaurer sehen im ökumenischen Dialog nach dem II. Vatikanischen Konzil<br />

die große Chance oder sie hegen zumindest die Hoffnung, daß die Katholische Kirche ihre Haltung<br />

gegenüber der Freimaurerei revidiere. Sie selbst wollen aber die Freimaurerei in ihrem Wesen nicht<br />

verändert wissen, wenngleich sie auch einige unwesentliche kosmetische Reformen in ihrem Ritual <strong>und</strong><br />

Brauchtum für notwendig erachten, heute manchmal mit der Absicht, dadurch die Logen für Katholiken als<br />

akzeptabel erscheinen zu lassen. Ihre kluge Taktik hat sich als erfolgreich herausgestellt, obwohl sich das<br />

innere Wesen der Freimaurerei nicht im geringsten geändert hat.<br />

Altgroßmeister F. A. Pinkerneil äußerte 1961 seine ganz aufrichtige Meinung darüber, wenn er schreibt: "Es<br />

erscheint unmöglich, die Gegnerschaft der Katholischen Kirche auch nur zu mildern. Wir können nichts<br />

mehr tun <strong>und</strong> das werden wir tun als eine bedauerliche Wandlung der Katholischen Kirche seit der Zeit,<br />

wo Bischöfe <strong>und</strong> Prälaten führende <strong>und</strong> angesehene Freimaurer waren, festzustellen <strong>und</strong> den Gründen<br />

nachzugehen. jedenfalls haben wir Freimaurer uns in den beiden Jahrh<strong>und</strong>erten nicht gewandelt. Wir<br />

erstreben in dieser Hinsicht eine faire, geistig hochstehende Auseinandersetzung." Wer die Freimaurerei<br />

kennt, kann voraussagen, daß sie sich auch in der Zukunft nicht wandeln wird, jedenfalls nicht in ihrer<br />

Haltung gegenüber der Katholischen Kirche, sofern sie ihrem Bekenntnis <strong>und</strong> ihrer Sendung treu bleibt.<br />

Da die Kirche aber keinen Verrat an dem von ihrem göttlichen Stifter stammenden Heilsauftrag üben darf,<br />

wird die ersehnte <strong>und</strong> erstrebte geistige Ökumene mit der Freimaurerei solange nicht möglich sein, als die<br />

"dogmenlose Freimaurerei" die katholische Kirche, "die auf dem Dogma beharren muß" (Delters) nicht<br />

anerkennt <strong>und</strong> zu ihr zurückkehrt. Wie sehr aber einerseits das wirkliche Wesen der Katholischen Kirche<br />

mißverstanden werden kann <strong>und</strong> wie tief andererseits der Graben ist, der die Freimaurerei von der Kirche<br />

trennt, zeigen folgende Äußerungen eines vielzitierten Freimaurers. Er meint, "daß die Kirche Roms<br />

weniger eine katholische, das heißt allgemeine Kirche ist, als vielmehr eine römische, die mit dem<br />

imperialen Anspruch auf absolute Führung des vergangenen Roms auftritt. Das Imperium Romanum ist<br />

verschw<strong>und</strong>en, untergegangen. Doch der Geist Roms verkörperte sich in der Kirche, die aus einer<br />

katholisch allgemeinen zu einer römischen wurde ...<br />

Rom beruft sich stets auf das seinem ersten Bischof, dem Apostel Petrus, vom Erlöser übertragene<br />

Hirtenamt. Darin <strong>und</strong> in der ununterbrochenen Sukzession des Bischofamtes von Rom liegt zweifellos ein<br />

Quell der Stärke der römischen Kirche. In allen Wandlungen, denen sie unterlag, blieb ihr Machtanspruch<br />

auf die Seelenführung der Menschen bestehen. <strong>Die</strong>sen Anspruch versucht sie mit allen ihr zu Gebote


stehenden Mitteln zu erhalten <strong>und</strong> zu mehren. Für sie bleibt der Mensch ein der Führung bedürftiges,<br />

sündiges Geschöpf.<br />

Nun bleibt die Menschheit als Ganzes ebensowenig stehen, wie der Einzelne. Wie das Kind <strong>und</strong> der<br />

jugendliche Mensch der Mündigkeit entgegenreifen, so auch die Menschheit.<br />

<strong>Die</strong> Freimaurerei steht auf dem Standpunkt, daß viele Menschen die Schwelle der Mündigkeit, der geistigen<br />

Mündigkeit, überschritten haben, ja sogar, daß die Menschheit als Ganzes sich mehr <strong>und</strong> mehr der<br />

Schwelle der Mündigkeit nähert. Der geistig mündige Mensch soll aus eigener Kraft seinen Weg suchen <strong>und</strong><br />

finden ... Wie das Kind einmal selbständig gehen lernt <strong>und</strong> sich von Rockschoß der Mutter löst, so muß auch<br />

der Mündige sich einmal von der geistig seelischen Bevorm<strong>und</strong>ung durch die Kirche lösen ...<br />

Aus dem Machtanspruch, den die römische Kirche insbesondere auf die Seelen der Gläubigen erhebt,<br />

ergibt sich, daß sie nicht tolerant sein kann ...<br />

Was die römische Kirche im Kult <strong>und</strong> den Sakramenten den Gläubigen zu spenden hat, gehört zum<br />

Gewaltigen. Stünde dahinter nicht eine aus römisch juristischem Denken geborene Dogmatik <strong>und</strong> als<br />

Inspirator derselben das Machtgespenst der Caesaren, würde man sie, nicht zuletzt im Hinblick auf ihren<br />

Sakramentalismus, als die katholische, das heißt als die umfassende, allgemeine Kirche anerkennen<br />

können. Und das ist es, was die römische Kirche <strong>und</strong> Freimaurerei in ihrem Wesen trennt."<br />

(Herderkorrespondez, HK, 1953, Heft 12, S.570)<br />

Man muß diesen Text, der 1958 veröffentlicht wurde, mit Bedacht lesen, um die tiefe Kluft, die Freimaurerei<br />

<strong>und</strong> römisch katholische Kirche voneinander trennt, richtig erkennen zu können. Wie klar hat der Verfasser<br />

doch gerade den Wesensunterschied zwischen freimaurerischer Mündigkeitsideologie <strong>und</strong> der "Dogmatik"<br />

der Mutter Kirche herausgestellt.<br />

Fast möchte man meinen, daß der erst nach dem II.Vatikanischen Konzil spürbar gewordene Aufbruch zur<br />

Mündigkeit in der Kirche mit der Tendenz, sich "vom Rockschoß der Mutter" Kirche zu lösen, mit der<br />

freimaurerischen Mündigkeit geistig verwandt sei.<br />

Und was sagt der Herr Jesus Christus dazu? Er stellte seinen Aposteln <strong>und</strong> Jüngern ein Kind vor Augen.<br />

<strong>Die</strong>ses Kind ist Vorbild für alle, die vor Gott mündig, d. h. vollkommen werden <strong>und</strong> in das Reich Gottes<br />

eingehen wollen. Und er sandte unserem mündigen Jahrh<strong>und</strong>ert, in dem bis heute schon mehr Kinder<br />

gemordet wurden als in der Gesamtgeschichte der Menschheit, immer wieder große Heilige, die in<br />

vorbildlicher Weise uns den Weg der „geistigen Kindheit“ als den Weg des Evangeliums vorgelebt haben.<br />

Wer die beiden Wege kennt <strong>und</strong> miteinander vergleicht, wird zur Einsicht <strong>und</strong> Überzeugung gelangen, daß<br />

zwischen freimaurerischer Mündigkeit <strong>und</strong> geistiger Kindschaft des Christen ein Abgr<strong>und</strong> klafft, der<br />

unüberbrückbar ist. Wenn ein katholischer Jurist wie A. Mellor <strong>und</strong> ein Kirchengeschichtler wie M. <strong>Die</strong>rickx<br />

<strong>und</strong> manche gutwilligen Ökumeniker mit ihnen den Versuch machen wollen, die beiden extremen Anti<br />

Thesen <strong>und</strong> Anti-Mächte, die hinter ihnen stehen, miteinander versöhnen zu wollen, so mag ihr Versuch<br />

zwar gut gemeint sein, er ist aber genauso unrealistisch <strong>und</strong> unmöglich wie die Quadratur des Kreises.<br />

Wir haben bei der bisherigen Argumentation stets die Unvereinbarkeit der "regulären Freimaurerei" mit dem<br />

Bekenntnis Christentum der katholischen Kirche im Blick gehabt. Wenn schon hier eine akzentuiert<br />

antichristliche Spiritualität festzustellen war, so tritt dieselbe Geisteshaltung bei der "irregulären<br />

Freimaurerei" noch viel auffallender in Erscheinung. Der Grand Orient von Frankreich <strong>und</strong> die unter seiner<br />

Führung stehenden Logen können geradezu als Anti Kirche bezeichnet werden. Ihr Haß gegen alles<br />

Christliche <strong>und</strong> Katholische erinnert an den antichristlichen Agitator Voltaire, dessen Geist besonders in der<br />

romanischen Maurerei weiterlebt. Es genügt schon ein Blick in die Protokolle des Grand Orient, um diesen<br />

antichristlichen Haß zu erkennen. Im folgenden greifen wir aus den Protokollen der Generalversammlungen<br />

von 1951 <strong>und</strong> 1952 einige charakteristische Aussagen heraus." (Aus La documentatio catholique,<br />

Herderkorrespondenz, Heft 12, 1952)<br />

Der Berichterstatter Cheval legte das gesellschaftspolitische Programm der Freimaurerei des französischen<br />

Groß Orients dar, von dem sich die Groß Loge von Frankreich wohl in der Tonart der Formulierungen, nicht<br />

aber in der Sache unterscheidet, <strong>und</strong> sprach dabei als Endziel des Grand Orient die vollständige Laisierung


an, das heißt die totale Verdrängung der Kirche aus allen öffentlichen Bereichen.<br />

Er sagte in diesem Zusammenhang ein Wort, das wir nicht vergessen sollten: "<strong>Die</strong> Idee des Laizismus ist für<br />

uns nicht eine objektive Idee, sie ist unser Wesen...<br />

Folgende drei Entschließungen wurden vom Konvent einstimmig angenommen: "Der Konvent des Groß<br />

Orients von Frankreich stellt fest, daß die menschliche Freiheit durch die klerikalen Umtriebe des Vatikan in<br />

Frankreich, den überseeischen Gebieten der Union Francaise <strong>und</strong> in der ganzen Welt bedroht ist. Er<br />

beschließt, um der Kirche die Stirn zu bieten:<br />

1. mit allen Mitteln das verborgene Spiel der Staatssekretarie des Vatikans zu enthüllen, deren Ziel es ist,<br />

der ganzen Menschheit die entehrende Vorm<strong>und</strong>schaft der politischen, wirtschaftlichen <strong>und</strong> religiösen<br />

Diktatur aufzuerlegen;<br />

2. alle Freimaurer des Groß Orient von Frankreich aufzufordern, daß sie zu jeder St<strong>und</strong>e <strong>und</strong> an jedem Orte<br />

am Zusammenschluß aller Laien arbeiten, <strong>und</strong> von jenen, die wichtige Stellungen innehaben, zu verlangen,<br />

daß sie das Ideal der Laieninstitutionen mit demselben Eifer verteidigen;<br />

3. in dem unversöhnlichen Kampf gegen den römischen Klerikalismus alle Bündnisse zu schließen, die mit<br />

dem freimaurerischen Ideal vereinbar sind."<br />

Am Schluß bekräftigte der Konvent seine Entschließungen mit folgendem Eid, der nach den Worten des<br />

Großmeisters nicht zur Abstimmung gestellt, sondern um der größeren Feierlichkeit willen ohne Diskussion<br />

von allen Anwesenden mit einem feierlichen "Wir versprechen es" angenommen wurde: "Wir Freimaurer<br />

des Groß Orients von Frankreich übernehmen die feierliche Verpflichtung, mit allen unseren Kräften, zu<br />

jeder St<strong>und</strong>e <strong>und</strong> an jedem Orte das Ideal <strong>und</strong> die Institution des Laientums zu verteidigen, die der höchste<br />

Ausdruck der Gr<strong>und</strong>sätze der Vernunft, der Toleranz <strong>und</strong> der Brüderlichkeit sind, denen wir Treue<br />

geschworen haben, als wir die Erleuchtung empfingen."<br />

Auf dem Kongreß des Jahres 1952 findet man in einer der letzten Reden eine ausführliche Definition über<br />

den Begriff "Geist des Laientums" ("Esprit laique"). Der Redner Jolly erklärte dazu:<br />

"Laie sein, das heißt nicht, das menschliche Denken auf den sichtbaren Horizont begrenzen oder dem<br />

Menschen verbieten, daß er von der Suche nach Gott träume. Es heißt, für das gegenwärtige Leben die<br />

pflichtgemäße Anstrengung fordern. Es heißt, die Gewissen derer, die noch vom Zauber alter Gläubigkeit<br />

gehalten sind, nicht verletzen wollen <strong>und</strong> nicht verachten. Es heißt, den Religionen, die vorübergehen, das<br />

Recht verweigern, die Menschheit zu regieren, die unvergänglich ist. Es heißt, daran glauben, daß das<br />

Leben der Mühe wert ist, gelebt zu werden, dieses Leben lieben, dieses Tränental von der Erde wegweisen,<br />

nicht zugeben, daß diese Tränen notwendig <strong>und</strong> wohltätig sind oder daß das Leiden providentiell ist: es<br />

heißt, für kein Elend Partei ergreifen. Es heißt, dem Übel im Namen der Gerechtigkeit den Kampf liefern.<br />

Laie sein, das heißt drei Tugenden besitzen: Caritas, das ist Liebe zu den Menschen; Hoffnung, das ist das<br />

wohltuende Gefühl, daß ein Tag kommen wird, an dem sich die Träume der Gerechtigkeit, des Friedens <strong>und</strong><br />

des Glücks erfüllen werden; Glaube, das ist der Wille, an den sieghaften Sinn unaufhörlicher Anstrengung<br />

zu glauben ... <strong>Die</strong>s ist es, dem jeder unserer Brüder sich verbünden muß."<br />

Mit Recht hat ein Kommentator zu der vorliegenden Definition bemerkt: "In diesen Worten wird wohl das<br />

wahre Glaubensbekenntnis der freimaurerischen Religion <strong>und</strong> Sozialethik treffender ausgedrückt sein als in<br />

den Riten <strong>und</strong> Zeremonien der Loge. Sie zeigen mit eine geradezu erschütternden Deutlichkeit, daß<br />

Freimaurerei, europäischer Liberalismus, Laizismus <strong>und</strong> Marxismus weltanschaulich, wenn auch mit<br />

gewissen Unterschieden, die gleiche Haltung zum Ausdruck bringen, die man als die vollendete Perversion<br />

des christlichen Glaubens wird bezeichnen müssen."<br />

<strong>Die</strong> Glaubensauffassung <strong>und</strong> Weltanschauung des Grand-Orient, so wird mancher einwenden, kann doch<br />

nicht als normgebend <strong>und</strong> typisch für die gesamte Freimaurerei hingestellt werden. Und doch, so muß<br />

diesem Argument entgegengehalten werden, läßt sich auch in vielen angelsächsischen Logen, vorwiegend<br />

in der neuen Welt, bei allen sonstigen Unterschieden, eine verblüffende Übereinstimmung mit dem Groß<br />

Orient hinsichtlich laizistischer Bestrebungen beobachten ...


Auch die amerikanische Freimaurerei kann in ihrer Gesamtheit keinesfalls als kirchenfre<strong>und</strong>lich betrachtet<br />

werden. <strong>Die</strong> amerikanischen Logen haben in letzter Zeit zunehmend Atheisten aufgenommen, nachdem<br />

der Großmeister der Großloge des Südens erklärt hatte, daß die amerikanische Freimaurerei der in den<br />

"Alten Pflichten" enthaltenen Glaubensformel nur unter der Bedingung zustimme, "daß sie die Achtung vor<br />

jeder Glaubensüberzeugung ausdrücken <strong>und</strong> ein Zeichen für die Verbindung zwischen Gläubigen <strong>und</strong><br />

Ungläubigen sein soll". <strong>Die</strong> amerikanischen Freimaurer sind wie alle anderen davon überzeugt, daß sie<br />

über jede "partikularistische Religion" erhaben sind <strong>und</strong> erstreben, wie ihre Konferenz von Washington es<br />

bereits 1912 formulierte, "eine universale Religion auf der Gr<strong>und</strong>lage der Liebe zur Menschheit".<br />

<strong>Die</strong> amerikanische Freimaurerei ist zwar in zahlreiche selbständige Logen gegliedert <strong>und</strong> hält im<br />

allgemeinen an ihrem englischen bzw. schottischen Ursprung fest. Das hindert sie jedoch nicht, in<br />

Glaubensfragen den englischen Freimaurern religiöse Enge <strong>und</strong> zu großen Konservatismus vorzuwerfen.<br />

Es gibt auch in den USA Logen, die ganz im Stil des Groß Orients eine militant antikirchliche Propaganda<br />

betreiben <strong>und</strong> den Einfluß der katholischen Kirche aus dem gesellschaftlichen Leben ausschalten wollen,<br />

was sich in jüngster Zeit besonders im Zusammenhang mit der Frage der katholischen Privatschulen<br />

beobachten läßt, worüber wir uns später eingehender zu befassen haben. Schon im Jahr 1949 warnte das<br />

Informationsblatt des schottischen Ritus "Scottish Rite News" entschieden "vor den Umtrieben der römisch<br />

katholischen Kirche <strong>und</strong> des Kommunismus, die zwei große Bedrohungen für die Demokratie darstellen, die<br />

uns teuer ist.“<br />

In diesem Blatt waren alle Vorwürfe gegen die Kirche zu finden, wie sie der Groß Orient nur immer<br />

vorgetragen hat, angefangen von dem Märchen, Hitler, Mussolini <strong>und</strong> Franco seien "Agenten des Vatikans"<br />

gewesen bis zu der verleumderischen Behauptung, Rom wolle durch einen dritten Weltkrieg ein<br />

katholisches Europa wiederherstellen, aus dessen Führungsstellen die Freimaurer von Katholiken bereits<br />

verdrängt seien. <strong>Die</strong> römisch katholische Kirche wird zum eigentlichen Feind Amerikas gestempelt. Doch<br />

genug davon.<br />

Es ist nun an der Zeit, unter die Ausführungen dieses Kapitels einen Strich zu ziehen <strong>und</strong> zu fragen, wie es<br />

angesichts der in unserer Analyse aufgezeigten Unvereinbarkeit von Freimaurerideologie <strong>und</strong> jeder Form<br />

von Bekenntnischristentum zu erklären ist, daß, wie M. <strong>Die</strong>rickx mitteilt, "vier bedeutende Kardinal<br />

Erzbischöfe Westeuropas einigen Freimaurern, die sich zum Katholizismus bekehrten oder ihn wieder<br />

ausüben wollten, erlaubten, in den Logen zu verbleiben... Wir persönlich kennen mehrere Katholiken, die es<br />

mit ihrem Glauben ernst nehmen <strong>und</strong> doch Freimaurer sind".<br />

Erst recht stellt sich uns diese Frage, wenn die Meldung zutrifft, daß der praktizierende Katholik Mellor in die<br />

Pariser Loge ’Esperance’ aufgenommen werden konnte, ohne daß Rom Einspruch erhob. Alec Mellor<br />

arbeitet schon seit mehr als zehn Jahren für seine "getrennten Brüder, die Freimaurer“. (A.Mellor, Unsere<br />

getrennten Brüder, die Freimaurer, Verlag Styria,Graz, Wien, Köln, 1964)<br />

Wie der deutsche Freimaurer F. Bolle schreibt, ist Mellor "ein gläubiger Sohn seiner Kirche <strong>und</strong> Anwalt am<br />

Kassationshof in Paris; im März 1969 wurde er Freimaurer". <strong>Die</strong> Frage, wie solche Vorgänge zu erklären<br />

sind, ist gestellt <strong>und</strong> bleibt im Raum stehen, in der Hoffnung, daß die Betroffenen <strong>und</strong> Verantwortlichen sie<br />

zu gegebener Zeit beantworten werden. Für alle gläubigen Katholiken, die dem Selbstzerstörungsprozeß<br />

der Kirche entgegenwirken wollen, bleibt indessen die heilige Pflicht, ihren Hirten die Gaben des Heiligen<br />

Geistes zu erflehen, besonders die der "Unterscheidung der Geister", damit von ihnen keine<br />

Entscheidungen getroffen werden, die der Kirche schaden <strong>und</strong> dem Heil der Menschen <strong>und</strong> der Menschheit<br />

abträglich sind.<br />

Wenn die Reform des Kirchlichen Gesetzbuches abgeschlossen sein wird, dürfte die Freude in allen Logen<br />

der Welt wenigstens in einem Punkt sehr groß sein. Denn dann wird die jetzt noch auf dem Papier des alten<br />

Kodex stehende, in der Praxis jedoch bereits mehrfach unterlaufene Exkommunikation für Katholiken, die<br />

Mitglieder einer Freimaurerloge sind, nicht mehr zu finden sein. Unter Berufung auf die Katholische<br />

Nachrichten Agentur (KNA) brachte "<strong>Die</strong> Bruderschaft", das Organ der Freimaurer in Deutschland, in Nr. 8/9<br />

(September) 1973 folgende Notiz:


"<strong>Die</strong> Exkommunikationen gegen katholische Freimaurer soll aufgehoben werden. Ein entsprechender Erlaß<br />

ist bereits vor zwei Jahren von der Glaubenskongregation ausgearbeitet worden. Wann er veröffentlicht<br />

wird, steht allerdings noch nicht fest. In Rom wird vermutet, daß die Veröffentlichung erst zusammen mit<br />

dem neuen Kirchenrecht erfolgt, an dem zur Zeit gearbeitet wird. <strong>Die</strong> Bischöfe von England <strong>und</strong> Wales<br />

haben die Geistlichen ihres Landes von dieser bevorstehenden Erleichterung unterrichtet. Wahrscheinlich<br />

werde man dabei von Rom aus jeder nationalen Bischofskonferenz die Entscheidung darüber zugestehen,<br />

ob den Laien künftig gestattet sein soll, der Gemeinschaft der Freimaurer anzugehören."<br />

Abschließend sei dazu nur soviel bemerkt: <strong>Die</strong> Aufhebung der Exkommunikation hebt die Unvereinbarkeit<br />

von Freimaurerei <strong>und</strong> katholischem Glauben nicht auf.<br />

Es ist <strong>und</strong> bleibt für einen Katholiken unmöglich, ein "gläubiger Sohn seiner Kirche" <strong>und</strong> gleichzeitig ein<br />

wirklicher Freimaurer zu sein. Wenn M. <strong>Die</strong>rickx meint, die letzten Hindernisse zwischen Freimaurerei <strong>und</strong><br />

Kirche könnten "nur durch eine aktive Teilnahme von Katholiken am Logenleben beseitigt werden" <strong>und</strong> zur<br />

Begründung auf die Situation in der Vereinigten Großloge von England <strong>und</strong> in Skandinavien verweist, wo<br />

durch Bischöfe <strong>und</strong> Pfarrer als Logenmitglieder ein positiver Einfluß auf die Logen ausgeübt werde, wenn er<br />

weiter den englischen Freimaurer <strong>und</strong> anglikanischen Geistlichen J. L. C. Dart zitiert, nach dem Geistliche<br />

<strong>und</strong> Laien Mitglieder der Freimaurerei werden müssen, damit diese "nicht den Feinden der Religion in die<br />

Hände fällt“, wenn er schließlich schreibt, es komme ab <strong>und</strong> zu vor, daß "ein katholisch getaufter, der sich<br />

später der Religion entfremdete, durch die Freimaurerei <strong>und</strong> die Arbeit in der Loge zu seinem Glauben<br />

zurückfindet ... Persönlich haben wir ein Dutzend französische Freimaurer kennengelernt, die (auf's neue)<br />

katholisch geworden sind“, so ist darauf folgendes zu erwidern: Alle Versuche dieser Art Propaganda sind<br />

nicht überzeugend. Zunächst haben die genannten Bischöfe <strong>und</strong> Geistlichen den Prozeß der<br />

Entchristlichung in ihren Ländern auch als Mitglieder der Logen nicht aufhalten können. In Schweden z. B.,<br />

das schon lange vor England eine unmenschliche <strong>und</strong> unverantwortliche Abtreibungsgesetzgebung<br />

einführte, hat man es erreicht, daß christliche Prinzipien im öffentlichen <strong>und</strong> kulturellen Leben, in der Justiz,<br />

Schule, Hochschule, Erziehung, Sitte, Sexualität, Ehe, Familie so gut wie außer Spiel gesetzt sind." (R.<br />

Braun, Was geht in Schweden eigentlich vor, Nürnberg, S.7)<br />

Hätten Bischöfe <strong>und</strong> Geistliche in den betreffenden Ländern für die Forderungen des Evangeliums <strong>und</strong><br />

gegen die religiösen <strong>und</strong> sittlichen Auflösungstendenzen der Liberalen gekämpft, dann hätten sie ihrem<br />

Volk <strong>und</strong> ihrer Kirche wahrscheinlich einen besseren <strong>Die</strong>nst erwiesen als durch ihre Mitarbeit in den Logen.<br />

Eine ihrem Wesen nach antichristliche Institution kann durch christliche Mitglieder nicht verchristlicht<br />

werden, wohl aber werden selbst viele Christen von ihr aufgesaugt. Das ist eine geschichtliche Erfahrung,<br />

die im Bereich der Religion ebenso gemacht wurde wie in dem der Politik. Und was die Behauptung betrifft,<br />

daß ehemalige Getaufte durch die Freimaurerei <strong>und</strong> das Leben in der Loge ihren ursprünglichen Glauben<br />

wiedergef<strong>und</strong>en haben, so überzeugt sie ebenfalls nicht. Im Falle von Y. Marsaudon, dem «Staatsminister«<br />

des Obersten Rates von Frankreich, der hier als Musterbeispiel genannt wird, darf sogar mit guten Gründen<br />

¬bezweifelt werden, daß er den katholischen Glauben wirklich wiedergef<strong>und</strong>en hat. Einige Äußerungen in<br />

seinem Buch «L'Oecumenisme vu par un Franc Macon de Tradition« sprechen dagegen. Falsch ist z. B.<br />

seine von <strong>Die</strong>rickx zitierte Behauptung, daß "diese gewaltige Institution" (Kirche) ... echt freimaurerisch ist,<br />

daß "das Wesen des Freimaurers <strong>und</strong> das eines gläubigen Christen einander nicht widerstreiten" <strong>und</strong> daß<br />

"Christentum etwas anderes ist als die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kirche" (M. <strong>Die</strong>rickx).<br />

Einige andere Sätze, die <strong>Die</strong>rickx nicht zitiert, wiegen allerdings noch schwerer. So ist es mit dem römisch<br />

katholischen Glauben schlechthin unvereinbar, wenn Y. Marsaudon schreibt: "Eines Tages muß die<br />

dogmatische Kirche verschwinden oder sich angleichen <strong>und</strong>, um sich anzugleichen, zu den Quellen<br />

zurückkehren" (S. 120). Auch das andere Wort von ihm, das wir bereits kennen, wonach die Namen der<br />

verschiedenen Religionen <strong>und</strong> Konfessionen "bei uns nur Vornamen sind, unser Familienname ist<br />

Freimaurerei" (S. 126), kann mit dem katholischen Glauben nicht in Einklang gebracht werden. Der Versuch,<br />

Freimaurerei <strong>und</strong> Kirche, antichristliche <strong>und</strong> christliche Religion auf einen Nenner zu bringen, gelingt nicht.<br />

2. <strong>Die</strong> antichristliche Kulturrevolution<br />

Im Jahr 1963 wurde F. A. Pinkerneil, der damalige Großmeister der VGLvD, in einem Interview gefragt, ob


er bereit sei, "die Freimaurerei als ein religiöses Bekenntnis anzusprechen". Seine Antwort: "Ich bin<br />

dagegen, zu sagen, Freimaurerei ist eine Ersatzreligion. Ich bekenne aber, daß ich die Freimaurerei<br />

tatsächlich für ein religiöses Bekenntnis ansehe, weil in ihrem Mittelpunkt die Fühlung mit Gott steht" (Der<br />

Spiegel, Nr.15, 1963).<br />

Wie läßt sich dieses Bekenntnis eines angesehenen deutschen Freimaurers mit der Meinung von A.<br />

Mirgeler vereinbaren, die Freimaurerei sei "nicht zu verstehen als eine neue, dritte oder vierte Konfession<br />

neben den bestehenden, auch nicht als die Ablösung des traditionalen Glaubens durch einen militanten<br />

Deismus, Atheismus oder Indifferentismus. Sie tendiert vielmehr auf einen weltanschauungsfreien Raum, in<br />

dem nach den Religionskriegen eine friedliche Koexistenz überhaupt erst wieder möglich wird"? (<strong>Die</strong><br />

Freimaurerei – Eine geistesgeschichtliche Untersuchung, in „Hochland“, Juni 1963)<br />

Wo in der Welt gibt es einen "weltanschauungsfreien Raum" für Menschen, in deren "Mittelpunkt die<br />

Fühlung mit Gott steht", oder um mit dem ehemaligen Großredner der Landesgroßloge A.F.u.A.M., Senator<br />

a. D. Yström (Bremen) zu sprechen, das Streben nach verfeinertem Menschentum, das keine Utopie,<br />

sondern das Credo zur Humanität ist?" Hildesheimer Allg. Zeitung, 19.11.1982, Bericht über die<br />

200-Jahrfeier der Loge „Pforte zum Tempel des Lichts“ in Hildesheim).<br />

Nein, die Freimaurer sind keine "weltanschauungsfreien" Gesellen. Ihr Bekenntnis ist in der Tat ein "Credo<br />

zur Humanität" <strong>und</strong> dieses ist nach den Worten eines dänischen Freimaurers die "universelle,<br />

moralphilosophische Religion, die rein moralische Humanitäts Religion" der Freimaurerei." (F. Hilling, zitiert<br />

aus Europäische Freimaurerzeitung, vom Juni 1964).<br />

Genau die Religion also, die wir im vorhergehenden Kapitel eingehend als antichristliche Religion analysiert<br />

haben. Über den Gottesdienst <strong>und</strong> die Dogmatik, die gnostischen <strong>und</strong> synkretistischen Elemente der<br />

maurerischen "Humanitäts Religion" brauchen hier keine näheren Einzelheiten dargelegt zu werden.<br />

Darüber haben andere Autoren bereits ausführlich <strong>und</strong> gründlich genug geschrieben.<br />

Uns interessiert vielmehr die Frage, wie die vielgerühmte freimaurerische Toleranz der Kirche Jesu Christi<br />

begegnet, die den Anspruch erhebt, allein zur Verkündigung der von Gott geoffenbarten Heilsbotschaft von<br />

ihrem Herrn Jesus Christus zu allen Völkern gesandt zu sein mit dem Auftrag, die Menschen zu Glauben<br />

<strong>und</strong> Taufe zu rufen <strong>und</strong> ihnen ewiges Leben im Reiche Gottes zu vermitteln. Wer dieser Frage nachgeht,<br />

muß leider feststellen, daß die "Humanitäts Religion" der Logen für die katholische Kirche, die nach dem II.<br />

Vatikanischen Konzil "in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen <strong>und</strong> Werkzeug für die<br />

innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit ist", weder Verständnis noch die<br />

geringste Toleranz aufbringt. Im Gegenteil: <strong>Die</strong> Freimaurer treten dieser nach ihrem Vokabular "intoleranten<br />

Kirche" <strong>und</strong> ihren "Dogmen" mit aller Entschiedenheit entgegen.<br />

Th. Vogel, der Patriarch der deutschen Freimaurer, sagte 1955 in Essen: "Da der Freimaurer jeden<br />

Dogmaglauben ablehne, werde er auch in seiner eigenen Organisation ein Dogma nicht dulden." Kurz <strong>und</strong><br />

gut: <strong>Die</strong> Freimaurer geben zu, gegen jedes dogmatische Bekenntnis, das mit ihrer eigenen "Humanitäts<br />

Religion" nicht übereinstimmt, <strong>und</strong>uldsam, d. h. intolerant zu sein: Sie "dulden" kein (fremdes) Dogma in<br />

ihrer "eigenen Organisation".<br />

Ihr leidenschaftlicher <strong>und</strong> unerbittlicher Kampf gegen das weltumfassende Bekenntnischristentum gilt von<br />

jeher in erster Linie der Bekenntnisschule. Christliche Erziehung ist ihrem Wesen nach immer<br />

bekenntnisgeb<strong>und</strong>en, weil Christentum notwendig Bekenntnis ist <strong>und</strong> nur in Bekenntnissen (Konfessionen)<br />

existiert. Ein Christentum "hoch über allen Konfessionen", wie es liberale Kulturkämpfer wollen, ist kein<br />

echtes Christentum mehr. Ein solches verfälschtes "Logen Christentum" wäre vielmehr mit der<br />

antichristlichen "Humanitäts Religion" identisch. Da nun die katholische Kirche nicht bereit ist, sich selbst<br />

auflösen <strong>und</strong> entkonfessionalisieren zu lassen, da sie die bedingungslose Nivellierung <strong>und</strong> Einschmelzung<br />

in die freimaurerische Humanitätsideologie nicht mitmacht <strong>und</strong> das Recht auf christliche Erziehung, die vor<br />

allem in der katholischen Schule vermittelt wird, verteidigt, wird sie von der Freimaurerei dadurch zu<br />

vernichten versucht, daß man die katholischen Schulen auf politischem Weg liquidiert oder sie langsam<br />

sterben läßt, indem man ihnen die finanzielle oder wirtschaftliche Basis entzieht. Im letzten Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

wurde dieses Ziel, die Kirche über die konfessionslose Schule zu zerstören, von den Freimaurern ganz<br />

offen <strong>und</strong> ehrlich verkündet. So ist zum Beispiel am 11. Juni 1879 auf dem Hauptkonvent aller Logen in


Neapel die "Entchristlichung mit allen Mitteln, vorzüglich durch Vernichtung des Katholizismus",<br />

beschlossen worden. Damals wußte man auch schon, wie dieses Ziel am schnellsten erreicht werden kann:<br />

"In acht Jahren wird man durch konfessionslose Schulen eine Generation ohne Glauben haben...", so hieß<br />

es wörtlich im Jahr 1879 in Neapel." (A. J. Fava, Le secret de la Franc-Massonerie, 1883).<br />

Im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert werden die freimaurerischen Pläne nicht mehr mit solcher Ehrlichkeit proklamiert. Heute<br />

formuliert man die unveränderten Ziele fre<strong>und</strong>licher <strong>und</strong> mit mehr diplomatischem Geschick. So wurde auf<br />

der Generalversammlung des Groß Orients von Frankreich im Jahr 1952 erklärt: "In einer Demokratie, die<br />

darum besorgt ist, die Persönlichkeit des Kindes <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>sätze der Gerechtigkeit, Freiheit <strong>und</strong><br />

Brüderlichkeit zu achten, die ihre Devise sind, darf es nur eine einzige nationale Schule geben, die allen die<br />

gleichen Möglichkeiten zur Entwicklung unter den gleichen Bedingungen gibt. Man muß die Jugend lehren,<br />

miteinander zu leben, sich zu verstehen <strong>und</strong> sich zu lieben. Nur auf den Bänken ein <strong>und</strong> derselben einzigen<br />

Schule werden sie das tun können." Doch in der folgenden Begründung kommt der kulturrevolutionäre Geist<br />

wieder offen zum Vorschein, wenn es heißt: "<strong>Die</strong>s um so mehr, als die apostolische <strong>und</strong> römische Kirche in<br />

Verfolgung ihrer Pläne zur Unterjochung des Geistes unter ihre Dogmen, moralischen <strong>und</strong> materiellen<br />

Interessen das gegenwärtige Klima der Verwirrung <strong>und</strong> Unsicherheit, in dem wir uns befinden, gründlich<br />

ausbeutet. Es ist ihr gelungen, sich eine genügende parlamentarische Mehrheit zu verschaffen. In<br />

Erwartung der großen Revanche, die wir kraftvoll vorbereiten <strong>und</strong> erreichen müssen, müssen wir den<br />

Gr<strong>und</strong>satz der Verstaatlichung der Erziehung <strong>und</strong> folgerichtig der Unterdrückung der Privatschulen<br />

aufrechterhalten. <strong>Die</strong> Nation muß das gesamte Erziehungswesen übernehmen, das vollständig laisiert <strong>und</strong><br />

dreigliedrig verwaltet wird (Staat, Delegierte der Lehrerschaft, Delegierte der Eltern)."<br />

A. Giraud, der 1951 einen Bericht namens der Kommission für das Schulproblem erstattete, sprach dabei<br />

den denkwürdigen Satz: "Im Westen gibt es nicht mehr Sozialisten, Kommunisten <strong>und</strong> Radikale, es gibt nur<br />

noch, <strong>und</strong> zwar mit Gr<strong>und</strong>, Antiklerikale: der Antiklerikalismus macht einen Teil unserer Rasse aus.<br />

Entschuldigen Sie uns."<br />

<strong>Die</strong> Kommission sollte für den Konvent im folgenden Jahr ein genaues Programm für die Entwicklung der<br />

laizistischen Erziehung ausarbeiten, wobei ihr der Gedanke als Richtschnur dienen sollte, daß die<br />

Freimaurerei sich schon immer "gegen den Pluralismus auf dem Gebiet der Schule" <strong>und</strong> für das<br />

Staatsschulmonopol im <strong>Die</strong>nste des Laizismus ausgesprochen habe.<br />

Das Projekt der Schulkommission wurde der Generalversammlung 1952 vorgelegt. Darin wird unter<br />

Berufung auf das Prinzip der Gleichheit aller Menschen eine totale Demokratisierung der Erziehung, d. h.<br />

die schon erwähnte Verstaatlichung des gesamten Erziehungswesens gefordert, was identisch ist mit der<br />

Liquidierung aller konfessionellen Schulen, die in Frankreich ohnehin nur als Privatschulen bestehen. Aus<br />

der staatlichen Einheitsschule müssen alle konfessionellen <strong>und</strong> sozialen Unterschiede verschwinden.<br />

Der Staat soll bereits den Kindern von vier Jahren an Gelegenheit zu vorschulischer Erziehung bieten, ein<br />

Gedanke, der in Deutschland erst 15 Jahre später zaghaft in die Öffentlichkeit getragen wurde, Einzige<br />

Leitungsbehörde für die gesamte Staatserziehung soll das Ministerium für nationale Erziehung sein. In<br />

einem anderen Teil wird schließlich auch die Nationalisierung der Freizeit <strong>und</strong> Feriengestaltung sowie der<br />

Erwachsenenbildung behandelt. Das umfassende Programm endet mit Entschließungen, die nichts<br />

anderes als Kampfmaßnahmen gegen jeglichen Einfluß der Kirche auf das Erziehungswesen beinhalten.<br />

Daß im Zuge dieser Maßnahmen auch die Verjagung der religiösen Orden gefordert wurde, überrascht<br />

nicht." (M. <strong>Die</strong>rickx)<br />

Eine sachkritische Würdigung dieses freimaurerischen Erziehungsprogramms kommt zu folgendem<br />

Schluß:<br />

Im Namen von Freiheit <strong>und</strong> Gleichheit wird hier eine totale Kulturdiktatur angestrebt, die sich ihrem Wesen<br />

nach von der in den kommunistisch beherrschten Staaten praktizierten Kollektiverziehung in nichts<br />

unterscheidet. Mögen die Erziehungsinhalte hier <strong>und</strong> dort verbal verschieden sein, im Endeffekt haben sie<br />

das gleiche kulturrevolutionäre Ziel, das schon in der Französischen Revolution angestrebt wurde: die<br />

Vernichtung des Christentums als der Wurzel der persönlichen Freiheiten, besonders der Glaubens <strong>und</strong><br />

Gewissensfreiheit.


Wenn es gelingen sollte, dieses Ziel zu erreichen, dann wäre auch noch der letzte Rest von wahrer<br />

Demokratie im Westen beseitigt. <strong>Die</strong>se Erkenntnis hat niemand klarer ausgesprochen als der große<br />

europäische Demokrat Robert Schuman, der in seinem Buch Pour l'Europe schreibt:<br />

"<strong>Die</strong> Demokratie wird christlich sein oder sie wird nicht sein. Eine antichristliche Demokratie ist eine<br />

Karikatur, die in der Tyrannei oder in der Anarchie endet" (S. 70).<br />

<strong>Die</strong> größte <strong>und</strong> heimtückischste Bedrohung unserer demokratischen Gesellschaftsordnung kommt<br />

allerdings weniger von der kommunistischen Politik <strong>und</strong> Unterwanderungsstrategie, von außen also, als<br />

vielmehr von der inneren Zersetzung der demokratischen Ordnung durch die extremen liberalen<br />

Kulturrevolutionäre, deren geistige Verwandtschaft mit den roten Kulturdiktatoren nirgendwo so deutlich in<br />

Erscheinung tritt als gerade auf dem Feld ihrer gemeinsamen antichristlichen Kulturpolitik.<br />

<strong>Die</strong> antikatholischen Bestrebungen des Grand Orient beschränken sich keineswegs nur auf Frankreich.<br />

Man darf nach der kulturpolitischen Entwicklung der letzten Jahrzehnte feststellen, daß die radikalen<br />

Parolen der französischen Maurer auch im Bereich der angelsächsischen Logen aufgegriffen wurden <strong>und</strong> in<br />

verschiedenen Ländern Schule gemacht haben.<br />

In Deutschland sind die Forderungen der Generalversammlung des Groß Orients von 1952 in ähnlichen,<br />

fast gleichlautenden Formulierungen während des Wahlkampfs im Jahr 1953 wieder aufgetaucht. <strong>Die</strong><br />

Schlagworte vom "Politischen Katholizismus" <strong>und</strong> "Konfessionalismus" wurden damals von führenden<br />

Freimaurern wie Thomas Dehler (F.D.P.)<strong>und</strong> Reinhold Maier, vom Deutschen Industrieinstitut <strong>und</strong> vom<br />

Pressedienst der SPD propagandistisch hochgespielt. Dehler behauptete, das Wesen der Demokratie<br />

schließe "jeden Anspruch auf absolute Gültigkeit aus". Er warf der katholischen Kirche vor, sie mache die<br />

Frage der staatlichen Konfessionsschule zum Anlaß politischer Auseinandersetzungen <strong>und</strong> schaffe<br />

dadurch "politisches Unheil". Der Katholik, der sich der Kirche unterwerfe <strong>und</strong> sich konfessionell binde,<br />

könne deshalb kein guter Demokrat sein.<br />

Ähnliche Behauptungen sind in Deutschland immer wieder von der sog. "Humanistischen Union" aufgestellt<br />

worden. So erklärte beispielsweise der Heidelberger Psychologe Prof. A. Mitscherlich auf einer<br />

Versammlung der "Humanistischen Union" am 28. Januar 1962 in Frankfurt, Bekenntnisschulen <strong>und</strong><br />

konfessionelle Lehrerbildung seien unvereinbar mit dem Gr<strong>und</strong>gesetz der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Er<br />

wandte sich gegen die sog. "Konfessionalisierung des öffentlichen Lebens" <strong>und</strong> forderte u. a.: die<br />

Abschaffung des konfessionellen Religionsunterrichts an den öffentlichen Schulen <strong>und</strong> die Einführung eines<br />

religionsk<strong>und</strong>lichen Unterrichts allgemeiner Art, da der Offenbarungsglaube nicht zu letzter Toleranz fähig<br />

sei, wie er meinte. "Weil aber in der B<strong>und</strong>esrepublik starke Tendenzen zur Intoleranz <strong>und</strong> zur Mißachtung<br />

der pluralistischen Struktur in der modernen Gesellschaft zu beobachten seien, brauche die Demokratie<br />

eine starke Organisation, die für die Wahrung der demokratischen Prinzipien eintrete." <strong>Die</strong>se Aufgabe habe<br />

sich die "Humanistische Union" Dr. Szczesnys gestellt."<br />

Als in Bayern zu Beginn des Jahres 1968 nach drei Volksbegehren endlich ein Schulkompromiß zustande<br />

gekommen war, der für den Freistaat Bayern eine einzige öffentliche Schule vorsieht, in der "nach den<br />

Gr<strong>und</strong>sätzen der christlichen Bekenntnisse" unterrichtet werden soll, nahm der Vorsitzende der<br />

"Humanistischen Union" am 20. Februar 1968 in München dagegen Stellung <strong>und</strong> erklärte, daß durch die<br />

geplante Einführung dieser Schule "ein Gewissensterror wie in den kommunistischen Staaten" ausgeübt<br />

würde. <strong>Die</strong> Einigung der Parteien bedeute keinen Kompromiß, sondern eine "Kapitulation der SPD <strong>und</strong><br />

F.D.P. vor den Kirchen". Vor einem solchen "Diktat einer unbelehrbaren Minderheit" müsse man warnen.<br />

Gleichzeitig mit dieser Erklärung Szczesnys gab Rechtsanwalt E. Fischer in München bekannt, daß die<br />

"Humanistische Union" gegen das derzeitige bayerische Volksschulgesetz Klage beim<br />

B<strong>und</strong>esverfassungsgericht eingereicht habe, die auch dann aufrechterhalten bleibe, wenn einem<br />

Volksbegehren der Parteien oder der Kompromißformel in einem Volksentscheid entsprochen würde.<br />

<strong>Die</strong> Konzeption <strong>und</strong> Zielsetzung der militanten "Humanistischen Union" stimmt im wesentlichen mit den<br />

Bestrebungen der freimaurerischen Humanitätsideologie überein. Der Einfluß der elitären Freimaurerei ist<br />

deshalb so stark, weil viele Schlüsselpositionen im Bereich der Hochfinanz, der Presse <strong>und</strong> des<br />

Nachrichtenwesens in den meisten westlichen Ländern von Mitgliedern der Logen besetzt sind. Dadurch<br />

wird besonders die öffentliche oder veröffentlichte Meinung entscheidend von den Ideen der liberalen


Kulturkämpfer geprägt <strong>und</strong> überall eine für die autonome Geisteswelt der Freimaurerei charakteristische<br />

Atmosphäre geschaffen.<br />

Wenn der Freimaurer <strong>und</strong> Pressekonzern Chef Axel Springer einen Großteil der deutschen Presse<br />

kontrolliert <strong>und</strong> der Stuhlmeister der ältesten Hamburger <strong>und</strong> deutschen Loge gleichzeitig Chef vom <strong>Die</strong>nst<br />

in der Zentrale einer großen deutschen Presseagentur ist" (FAZ, 10.12.1962, Bericht über die<br />

225-Jahresfeier der Loge Absalom zu den drei Nesseln), dann versteht man, wie die in den Nachrichten<br />

Agenturen gefilterten <strong>und</strong> durch die Massenmedien in die Bevölkerung geschleusten Informationen <strong>und</strong><br />

Nachrichten die Öffentlichkeit entscheidend im Geiste der Freimaurerideologie beeinflussen, manipulieren<br />

<strong>und</strong> programmieren können.<br />

Inzwischen ist es den offenen <strong>und</strong> verborgenen Feinden des Christentums <strong>und</strong> der Kirche gelungen, die<br />

katholische Bekenntnisschule in Deutschland fast vollständig zu beseitigen. Sie haben damit ein<br />

langumkämpftes Ziel ereicht <strong>und</strong> wahrscheinlich einen ihrer größten Siege in unserem Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

errungen. Es wäre aber eine unverzeihliche Fehleinschätzung der antichristlichen Kulturkämpfer, wenn<br />

man annehmen sollte, sie gäben sich mit diesem Sieg zufrieden. Das ist nicht der Fall.<br />

Denn die fast kampflose Kapitulation der deutschen Katholiken, deren geistliche Führungsspitze im Jahr<br />

1967 - als der Liquidierungsprozeß der Konfessionsschulen begann - die Parole "Kein Schulkampf" ausgab,<br />

wird die liberalen Kulturrevolutionäre jetzt um so mehr ermutigen, ihre antichristliche Aggression zu<br />

gegebener Zeit fortzusetzen <strong>und</strong> ihre nächsten <strong>und</strong> fernsten Ziele noch rücksichtsloser als bisher<br />

anzusteuern. Durch die progressive Zerstörung von Glaube <strong>und</strong> Moral, die von aufgeklärten,<br />

rationalistischen <strong>und</strong> modernistischen Theologen innerhalb der Kirche mächtig vorangetrieben <strong>und</strong> von den<br />

Verantwortlichen in der Kirche in unverantwortlicher Weise hingenommen wird, durch die von den<br />

"humanen" Antichristen <strong>und</strong> ihren christlichen Nachbetern uns eingeimpfte Überwindung des "Fre<strong>und</strong> Feind<br />

Denkens" in der Kirche die dadurch leichter umfunktioniert werden kann ist inzwischen ein erheblicher<br />

Verlust an Glaubenssubstanz <strong>und</strong> ein Klima der Entchristlichung entstanden, das es den antichristlichen<br />

Funktionären immer leichter macht, ihre Pläne zu verwirklichen.<br />

Was auf uns zukommt ist schon in einer Resolution der Freireligiösen Gemeinde Bayerns vom 26. März<br />

1962 in aller Deutlichkeit ausgesprochen worden: die völlige Trennung von Staat <strong>und</strong> Kirche, die<br />

Beseitigung des christlichen Charakters der Gemeinschaftsschulen <strong>und</strong> höheren Schulen, die<br />

Ausschaltung des kirchlichen Einflusses in Verwaltung <strong>und</strong> Justiz, die Abschaffung der Säuglingstaufe <strong>und</strong><br />

schließlich die Überprüfung aller Gesetze zum Zwecke der Beseitigung der Bevorzugung der Kirchen <strong>und</strong><br />

kirchlichen Organisationen. Zu der öffentlichen K<strong>und</strong>gebung der Freireligiösen Gemeinde, auf der diese<br />

Resolution gefaßt wurde, hatte der Vorsitzende der bayerischen Landesgemeinde besonders den<br />

dama¬ligen Leiter des Sonderprogramms beim Bayerischen R<strong>und</strong>funk, Dr. G. Szczesny, begrüßt.<br />

Ein ähnliches Entchristlichungsprogramm wird einige Jahre später von dem ehemaligen evangelischen<br />

Theologen I. Kahl in dem antichristlichen Pamphlet Das Elend des Christentums oder Plädoyer für eine<br />

Humanität ohne Gott entworfen. <strong>Die</strong> Schrift, deren Gehässigkeit kaum noch zu überbieten ist, erschien mit<br />

einer Einführung von Gerhard Szczesny erstmals 1968 als Taschenbuch im Rowohlt Verlag, Reinbek bei<br />

Hamburg.<br />

Unter dem Titel Postchristliche Perspektiven, Religionsfreiheit fordert der Verfasser eine "emanzipierte<br />

Gesellschaft..., die sich am Glück aller orientiert" (S. 119), eine "humane Gesellschaft", in der die<br />

Religionsfreiheit wie er <strong>und</strong> seine antichristlichen Gesinnungsgenossen sie verstehen, endlich verwirklicht<br />

werden soll. Dazu ist notwendig, daß zuerst die Kindertaufe abgeschafft wird, denn so schreibt er wörtlich<br />

"die Kindertaufe ist verfassungswidrig" (S. 121). Mit Entschiedenheit verlangt er die "Trennung von Staat<br />

<strong>und</strong> Kirchen" (S. 122), die "Trennung von Universität <strong>und</strong> Kirchen", d. h. die Beseitigung der theologischen<br />

Fakultäten an den Universitäten (S. 125) <strong>und</strong> zuletzt die "Trennung von Schule <strong>und</strong> Kirchen", d. h. die<br />

Abschaffung des konfessionell gegliederten christlichen Religionsunterrichts an den staatlichen<br />

Gemeinschaftsschulen (S. 127).<br />

<strong>Die</strong> konzentrierte Aktion der organisierten <strong>und</strong> gesteuerten antichristlichen Kulturrevolutionäre wurde<br />

systematisch <strong>und</strong> geplant weitergeführt <strong>und</strong> erreichte einen spektakulären Höhepunkt im Jahr 1973. <strong>Die</strong><br />

westdeutsche Drei Punkte Partei (F.D.P.), "zu der sich die Freimaurer, sofern sie sich politisch betätigen,


auf Gr<strong>und</strong> der liberalen Geisteshaltung besonders hingezogen fühlen", veröffentlichte in der "Frankfurter<br />

R<strong>und</strong>schau“ vom 23. August 1973 den Entwurf eines Gr<strong>und</strong>satzpapiers Freie Kirche im freien Staat Thesen<br />

zum Verhältnis von Staat <strong>und</strong> Kirche. <strong>Die</strong>ser Entwurf wurde von einem im Frühjahr 1973 durch den<br />

B<strong>und</strong>esvorstand der F.D.P. berufenen Sonderausschuß für das Verhältnis von Staat <strong>und</strong> Kirche unter<br />

Vorsitz der B<strong>und</strong>estagsvizepräsidentin <strong>und</strong> EKD Synodalin Liselotte Funcke ausgearbeitet <strong>und</strong> vorgelegt.<br />

Der F.D.P. B<strong>und</strong>esvorstand hat am 26. August 1973 die Vorlage als "geeignete Gr<strong>und</strong>lage für die<br />

Diskussion in der Partei" freigegeben. Ursprünglich war auch eine Diskussion der "Thesen" auf dem<br />

B<strong>und</strong>esparteitag der F.D.P. (vom 11. bis 14. November) in Wiesbaden geplant, doch fand die Diskussion<br />

dort aus begreiflichen Gründen nicht statt. <strong>Die</strong> Proteste <strong>und</strong> ablehnenden Reaktionen, die aus der<br />

Öffentlichkeit gegen dieses Kirchenpapier laut wurden, ließen es den Parteistrategen ratsam erscheinen,<br />

das antikirchliche Machwerk vorerst auf Eis zu legen <strong>und</strong> auf günstigere Zeiten für einen neuen Vorstoß zu<br />

warten, bzw. erst einmal den Fortgang der Diskussion mit den Kirchen <strong>und</strong> der Öffentlichkeit abwartend zu<br />

verfolgen. Da der Text des Entwurfs programmatisch die Ziele der antichristlichen Kulturkämpfer, die wir<br />

bereits kennengelernt haben, zusammenfaßt <strong>und</strong> in einigen Punkten konkrete Neuansätze formuliert, soll er<br />

hier im vollen Wortlaut zitiert werden. (Erhältlich bei info@horst-koch.de).<br />

Im Oktober 1974 haben die Delegierten des F.D.P. Parteitages in Hamburg den nur unwesentlich<br />

geänderten Entwurf mit überwältigender Mehrheit angenommen. Nach einjähriger Diskussion <strong>und</strong> teils<br />

heftigen Auseinandersetzungen mit den Kirchen wurden die antikirchlichen Thesen mit 262 gegen 82<br />

Stimmen bei vier Enthaltungen verabschiedet.<br />

3. Vom ökumenischen Dialog zur Ökumene der Religionen<br />

Mit Papst Johannes XXIII. begann eine neue Ära der Kirchengeschichte. <strong>Die</strong> universale Brüderlichkeit, die<br />

dieser Papst aller Welt vorlebte, weckte auch in der Welt der Freimaurerei große Erwartungen. Man hoffte<br />

auf einschneidende <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>legende Änderungen <strong>und</strong> Wandlungen im Verhältnis von Katholischer Kirche<br />

zur Freimaurerei. Der gütige Roncalli Papst, den man in Frankreich besonders gut kannte <strong>und</strong> sehr schätzte,<br />

gab gerade durch seinen brüderlichen Stil nicht zuletzt dem Groß-Orient von Frankreich Anlaß, die primitive<br />

<strong>und</strong> militante antiklerikale <strong>und</strong> antikirchliche Kampagne durch eine bessere revolutionäre Methode<br />

abzulösen. <strong>Die</strong> gehässigen Töne gegen die Kirche verstummten. <strong>Die</strong> Parole hieß nun: Ökumenischer<br />

Dialog. Der Dialog erlaubte es schließlich, mehr <strong>und</strong> mehr aus der subversiven Untergr<strong>und</strong>aktivität<br />

aufzutauchen <strong>und</strong> an das Licht der Öffentlichkeit zu treten. <strong>Die</strong> Revolutionäre des Groß Orient begannen<br />

eine Offensive der brüderlichen Umarmung, sie zeigten plötzlich ein fre<strong>und</strong>liches Gesicht. <strong>Die</strong> antichristliche<br />

Revolution sollte auf leisen Sohlen <strong>und</strong> mit fre<strong>und</strong>licher Miene <strong>und</strong> mittels des ökumenischen Dialogs<br />

größere Fortschritte machen <strong>und</strong> noch bessere Erfolge erzielen. Soweit man heute die Situation<br />

überblicken kann, hat sich die neue maurerische Taktik als erfolgreich erwiesen.<br />

<strong>Die</strong> erste sensationelle <strong>und</strong> spektakuläre Aktion, die das Zeitalter des Dialogs mit der Katholischen Kirche<br />

einleitete, war die Einladung des ehemaligen Kanzelredners von Notre Dame in Paris, Pater Riquet S. J., zu<br />

einem Vortrag vor Freimaurern in der Loge Volney in Laval (Westfrankreich), einer Loge des Groß Orient.<br />

Der Vortrag fand am 18. März 1961 statt. Marius Lepage, der Meister vom Stuhl der Volney Loge, schrieb<br />

dazu am 16. .März 1961 in der Pariser “Le Monde":<br />

„<strong>Die</strong> Mitglieder der Loge von Laval, die sich ausschließlich auf den philosophischen <strong>und</strong> theologischen<br />

Bereich beschränken, haben gewünscht, daß eine besonders qualifizierte geistliche Persönlichkeit ihnen<br />

auseinandersetze, welches die doktrinäre Stellung der Kirche dem atheistischen Problem gegenüber sei.<br />

Unter diesen Mitgliedern gibt es Gläubige, Ungläubige <strong>und</strong> Agnostiker. Sie alle stimmen darin völlig überein,<br />

ihrem Meister vom Stuhl jene Schritte zuzutrauen, die dieser für unerläßlich hält, damit ihnen, soweit das<br />

möglich ist, Genugtuung verschafft werde. Unter diesen Umständen ist es geschehen, daß ausnahmsweise<br />

P. Riquet ermächtigt wurde, über dieses Problem zu uns zu sprechen.<br />

Jeder Gedanke des ’Widerspruchs’ war <strong>und</strong> bleibt bei diesem Vortrag etwas, was nicht in Frage kommt:<br />

dieser Vortrag ist eine rein private Angelegenheit, die, wie es bei allen freimaurerischen Veranstaltungen<br />

geschieht, nicht als Gelegenheit eines Widerspruchs benutzt wird. Eine Freimaurerloge wie immer sie


auch eingestellt sein mag ist nicht mit einem ’Vorstadtklub' (einem Debattierklub) zu vergleichen.<br />

Für jeden denkenden Menschen ist das Problem des Glaubens <strong>und</strong> des Unglaubens in sich schon ohnehin<br />

schmerzlich genug, so daß es mit der menschlichen Würde als unvereinbar angesehen werden müßte,<br />

wollte man eine solche Gelegenheit zu leidenschaftlichen Auseinandersetzungen benutzen.<br />

Historisch steht es nun einmal einwandfrei fest, daß seit zweih<strong>und</strong>ert Jahren niemals ein Priester seine<br />

Füße über die Schwelle einer Freimaurerloge gesetzt hat - wenigstens nicht in Frankreich. Es ist mir ganz<br />

beson¬ders angenehm, dem Schicksal einer Loge vorzustehen. deren sämtliche Mitglieder wie immer<br />

auch ihre philosophischen, persönlichen Gefühle sein mögen den Wert einer sicheren Aufklärung zu<br />

schätzen wissen.<br />

Ich bin glücklich, mit tiefer Ehrfurcht alle jene zu begrüßen, Geistliche <strong>und</strong> Laien, die in ähnlicher Weise<br />

überstanden haben, daß die ’Liebe’ sich auf alle Menschen zu erstrecken hat, auf Gläubige <strong>und</strong> Ungläubige<br />

<strong>und</strong> daß Gott allein es ist, ’der die Herzen der Menschen durchforscht'." (Aus: Zimmer-Korrespondenz,<br />

Nr.778, 21.3.1961)<br />

Am gleichen Tag meldete die Katholische Nachrichtenagentur KNA, abweichend von der Erklärung M.<br />

Lepages, daß am Samstag, 18. März, erstmals seit zwei Jahrh<strong>und</strong>erten. ein katholischer Priester mit<br />

Billigung seiner kirchlichen Obrigkeit eine Freimaurer Loge in Frankreich betreten werde, um dort "vor<br />

einem ausschließlich aus Freimaurern bestehenden Auditorium die Gegenrede zum Thema ’Atheismus’ zu<br />

halten. Es ist der berühmte französische Jesuitenpater <strong>und</strong> Prediger Michel Riquet, langjähriger Dom <strong>und</strong><br />

Fastenprediger in Notre Dame (Paris), der die Volney Loge in Laval zu seiner Kanzel machen wird. <strong>Die</strong><br />

Aufforderung zu einem Streitgespräch kam von einem Freimaurer, <strong>und</strong> man rechnet mit der Anwesenheit<br />

namhafter Freimaurer aus den verschiedenen Gegenden Frankreichs" (KNA/PD – 61/III/212).<br />

Eine "Gegenrede" oder ein "Streitgespräch" war indes nicht geplant <strong>und</strong> fand auch nicht statt. Am 22. März<br />

1961 berichtete KNA:<br />

"Als ein historisches Ereignis in der Geistesgeschichte Frankreichs wurde in einem gemeinsamen<br />

Kommunique das Auftreten eines katholischen Geistlichen in der Freimaurerloge von Laval bezeichnet. Mit<br />

Billigung seiner kirchlichen Vorgesetzten sprach am Sonntagabend der bekannte Domprediger Pater<br />

Riquet vor aus allen Gegenden Frankreichs zu dieser ungewöhnlichen Sitzung versam¬melten Freimaurern<br />

über die Einstellung der Kirche zu den verschiedenen Formen von Atheismus.<br />

In der nur Freimaurern zugänglichen geschlossenen Sitzung hob Pater Riquet, dem Kommunique zufolge,<br />

hervor, daß über die natürlichen Meinungsunterschiede hinweg eine Übereinstimmung der Herzen<br />

geschaffen werden müsse. Das von der Loge <strong>und</strong> Pater Riquet gemeinsam herausgegebene Kommuniqué<br />

gibt der Hoffnung Ausdruck, daß, wenn auch beim gegenwärtigen Stand der Geister nicht von einem<br />

Einvernehmen zwischen Kirche <strong>und</strong> Freimaurerei gesprochen werden könne, doch alle Menschen guten<br />

Willens zu einer gegenseitigen Achtung gelangen können, zum Segen der Gesellschaft".<br />

Damit war ein Anfang gesetzt. Schon ein Jahr später wurde dem Kapuzinerpater N. M. Wildiers von seinem<br />

Fre<strong>und</strong>, dem Freimaurer N. E. van der Laaken, die Gelegenheit geboten zu einem Vortrag vor den<br />

versammelten Logen von Amsterdam. P. Wildiers, der durch seine Studien <strong>und</strong> Vorträge über Teilhard de<br />

Chardin bekannt geworden war, sprach vor den Freimaurern in Amsterdam über Teilhard.<br />

Im Juni 1971 wurde erstmals ein Bischof in eine Loge der Grand Loge de France (GLDF) eingeladen.<br />

Bruder Dr. Pierre Simon, der von 1969 1971 Großmeister der GLDF war <strong>und</strong> dieses Amt 1973 wieder<br />

übernahm, lud den Weihbischof von Paris, Msgre Pezeril, in die GLDF ein. Nach einer Freimaurer Zeitung<br />

"war es das erste Mal seit der französischen Revolution, daß ein amtierender Bischof offiziell in einer<br />

Freimaurerloge empfangen wurde.<br />

Im Frühjahr 1961, noch rechtzeitig vor dem Konzil, erschien aus der Feder des angesehenen<br />

Rechtsgelehrten Alec Mellor mit dem Imprimatur der Erzdiözese Paris das aufsehenerregende Werk "Nos<br />

frères séparés, les francs macons" ("Unsere getrennten Brüder, die Freimaurer"), das in "Le Monde" eine


"leidenschaftliche Studie über die Freimaurerei <strong>und</strong> den Katholizismus" genannt wurde <strong>und</strong> heftige<br />

Auseinandersetzungen <strong>und</strong> Diskussionen bei Katholiken <strong>und</strong> Freimaurern auslöste.<br />

So hieß es in einer Leserzuschrift an "La France Catholique": " ... <strong>Die</strong> Wahrheit war <strong>und</strong> ist, daß die<br />

Freimaurerei <strong>und</strong> sie hat das niemals verheimlicht gegen die Kirche ist, wie geheim das auch immer<br />

geschehen mag <strong>und</strong> ganz besonders in Frankreich nicht aufhören wird, es weiterhin zu tun, also gegen den<br />

Katholizismus zu arbeiten."<br />

Aber auch von seiten der Freimaurer regte sich Widerspruch. Ein aufrichtiger <strong>und</strong> ehrlicher Bruder, ein<br />

gewisser Universitätsprofessor Sélam Voize, schrieb in "Le Monde" vom 11. 7. 1961: “...Wir sind keine<br />

getrennten Brüder wir gehören einer anderen Familie an: der Familie der autonomen Geisteswelt <strong>und</strong><br />

beanspruchen das Recht, als Bahnbrecher in unserem Leben zu wirken ... Der Freimaurergeist ist kein<br />

Geist der Unterwerfung, weder unter eine überalterte Hierarchie, noch eine sonstige überholte Institution. In<br />

der Freimaurerei herrscht der Geist der Freiheit." –<br />

Der Jesuit F. Hillig ist in einer besonnenen <strong>und</strong> ausgewogenen Abhandlung dieser f<strong>und</strong>amentalen Frage<br />

nachgegangen. Selbst da, wo die Logen weniger radikal sind <strong>und</strong> sich in Glaubensdingen zurückhalten, ist<br />

das ganze von Deismus, Relativismus <strong>und</strong> Indifferentismus bestimmte Klima, das in ihnen herrscht, einer<br />

klaren Glaubenshaltung abträglich. Wie zur Zeit des Kulturkampfes, als Papst Leo XIII. sein R<strong>und</strong>schreiben<br />

"Humanum genus" gegen die Freimaurerei veröffentlichte (1884), "steht die Kirche heute genau der<br />

gleichen Feindseligkeit <strong>und</strong> den gleichen Tendenzen <strong>und</strong> Schachzügen gegenüber wie damals. Man<br />

braucht etwa nur die letzten Jahrgänge der Herderkorrespondenz durchzusehen. Immer wieder werden dort<br />

zum Beispiel Meldungen aus Mittel- <strong>und</strong> Lateinamerika registriert, aus Brasilien, Chile, Ecuador, Guatemala,<br />

den Philippinen über: "Freimaurerische Aktivität gegen die katholischen Schulen, Drohungen, Schließungen,<br />

Schikanen; Großloge gründet eigenen Zweig zur Förderung des Laizismus <strong>und</strong> des antiklerikalen Kampfes;<br />

Einführung der Zivilehe, der Ehescheidung; Kircheneigentum beschlagnahmt, Einreiseverbot für Priester<br />

<strong>und</strong> ähnliches mehr. Nicht nur in Lateinamerika, in allen Ländern lateinischer Kultur ist die<br />

Kirchenfeindlichkeit der Logen besonders kraß <strong>und</strong> hartnäckig ...<br />

Selbst die Maurerei in den Vereinigten Staaten, zahlenmäßig der größte Zweig der Weltmaurerei, darf nicht<br />

einfach für weltanschaulich harmlos angesehen werden. Zwar haben sich sowohl Roosevelt wie Truman,<br />

die wie viele andere Präsidenten der USA der Loge angehörten, zum Heiligen Stuhl fre<strong>und</strong>lich gestellt; aber<br />

danach allein kann man nicht urteilen. Joseph Berteloot hat gezeigt, daß die Maurerei der Vereinigten<br />

Staaten ein doppeltes Gesicht besitzt. Es fehlt auch hier nicht an antikatholischen Scharfmachern, zumal<br />

sich in den Logen der USA immer mehr ein heftiger Patriotismus durchsetzt. Ganz im Stil der Nazis werden<br />

die Katholiken verdächtigt, daß sie keine guten Patrioten sein könnten, da sie einem ausländischen<br />

Oberhaupt Gehorsam gelobt hätten, wobei Vatikan <strong>und</strong> römische Kirche als eine dunkle Macht der<br />

Weltunterjochung erscheinen. .."<br />

F. Hillig bringt dann aus der "Europäischen Freimaurerzeitung", Jahrgang 1964, einige Zitate deutscher <strong>und</strong><br />

ausländischer Freimaurer, von denen hier nur ein Ausschnitt aus einer Abhandlung über "Glanz <strong>und</strong> Elend<br />

der Konzile" wiedergegeben werden soll. Es heißt da: "Den persönlichen Primat des Papstes zu brechen,<br />

wäre Voraussetzung für die Unio sancta <strong>und</strong> für die Zusammenführung der Kirche. Mit ziemlicher<br />

Sicherheit glauben wir sagen zu können, daß die Unfehlbarkeit des Papstes <strong>und</strong> sein Primat gegenüber<br />

dem Konzil auch 1964 nicht gebrochen werden wird. Das Mittelalter wird auf dem Gebiet der kirchlichen<br />

Verfassung nach wie vor in unsere Zeit hineinragen wir meinen: nicht zum Nutzen der Kirche <strong>und</strong> der<br />

modernen Probleme, die zu bewältigen sind. Und solange die persönliche Vorherrschaft eines einzelnen in<br />

der Kirchenverfassung nicht beseitigt ist, solange wird unserer Ansicht nach auch jede Reform auf anderen<br />

Gebieten scheitern. <strong>Die</strong> verfassungs¬mäßige Macht des Papstes <strong>und</strong> seiner von ihm ernannten Kardinäle<br />

ist das institutionelle Hindernis jeder besseren Einsicht <strong>und</strong> Reform. . ." (F. Hillig).<br />

Bischof R. Graber (Regensburg) hat neuerdings diese Zitate aus dem Jahr 1964 ergänzt durch Äußerungen<br />

vorwiegend aus dem Bereich der französischen Maurerei aus dem fahr 1968, die in dieselbe Richtung<br />

tendieren <strong>und</strong> wir werden in den folgenden Ausführungen von einem prominenten Freimaurer erfahren, was<br />

er im Jahr 1973 zu der Frage "Kirche heute <strong>und</strong> morgen" geschrieben hat.


Man wird F. Hillig zustimmen müssen, wenn er sich dem unkritischen Optimismus eines A. Mellor mag er<br />

auch von ihm gut gemeint sein nicht anschließen kann <strong>und</strong> die Frage: "Haben sich die Freimaurer<br />

gewandelt?" nicht bejaht.<br />

Nun ist inzwischen (1968) das hier schon mehrfach erwähnte Werk des Jesuiten M. <strong>Die</strong>rickx über "die große<br />

Unbekannte" erschienen. Bringt uns der Historiker M. <strong>Die</strong>rickx auf dem Weg des Dialogs den "getrennten<br />

Brüdern" in der Freimaurerei näher? Signalisiert seine pro-maurerische Schrift einen Durchbruch zur<br />

brüderlichen Ökumene mit den Freimaurern, oder kann sie wenigstens durch überzeugende Argumente<br />

eine Neubesinnung <strong>und</strong> Neugestaltung im Verhältnis von Freimaurerei <strong>und</strong> Kirche einleiten <strong>und</strong> bewirken?<br />

Auffallend <strong>und</strong> aufsehenerregend zugleich ist das Lob, mit dem das Buch von M. <strong>Die</strong>rickx von seiten<br />

katholischer <strong>und</strong> freimaurerischer "Ökumeniker" bedacht wurde <strong>und</strong> die Unterstützung, die der Autor für<br />

dieses Buch von beiden Seiten erfahren hat.<br />

Im Vorwort von H. Vorgrimler, Schüler von Karl Rahner, Prof. für Katholische Dogmatik an der Universität<br />

Münster (Westfalen) <strong>und</strong> Consultor des Sekretaria¬tes für die Nichtglaubenden, heißt es:<br />

". . . Es gibt in der katholischen Literatur kein vergleichbares Werk über Geschichte, Lehre, Symbolik <strong>und</strong><br />

Aufbau des Freimaurertums ... Als Vertreter einer objektiven Wissenschaft, der Historik, spricht der<br />

Verfasser den Wunsch <strong>und</strong> die Hoffnung aus, die Katholische Kirche möge ihren Standpunkt gegenüber<br />

dem Freimaurertum, wie er vor allem in der Kirchlichen Gesetzgebung zum Ausdruck kommt, revidieren. Er<br />

steht damit heute nicht allein da. <strong>Die</strong> hochstehende katholische Kulturzeitschrift La revue nouvelle (Brüssel)<br />

zum Beispiel hat sich im April <strong>und</strong> Oktober 1968 ebenso geäußert. Ich möchte mich diesen Initiativen von<br />

katholischer Seite anschließen ... Mit der Hochschätzung der Gewissensfreiheit, mit der Respektierung der<br />

Überzeugung eines jeden Menschen, auch des Atheisten, wie sie feierlich vom letzten Konzil proklamiert<br />

wurden, hat die römisch katholische Kirche auf einen Weg zurückgef<strong>und</strong>en, der für sie lange im Dunkeln lag<br />

<strong>und</strong> auf dem die Freimaurer ihr vorangegangen sind ... <strong>Die</strong> Kirche läßt sich nicht in herablassender Geste<br />

herbei, mit dem Andersdenkenden zu sprechen <strong>und</strong> ihm Anteil an ihrer Weisheit zu gewähren, sondern sie<br />

weiß, daß er in Theorie <strong>und</strong> Praxis Einsichten hat, über die sie nicht genug verfügt, die aber auch für sie<br />

wesentlich sind. Zu lange hat die katholische Kirche ignoriert, was ihr das Freimaurertum werbend oder in<br />

herber Kritik zu sagen hatte . . ."<br />

Unkritische Sätze, wie sie hier von einem katholischen Dogmatiker geschrieben wurden, fordern nicht<br />

zuletzt deswegen eine kritische Stellungnahme heraus, weil der gelehrte Theologe zugleich als Consultor<br />

eines wichtigen römischen Sekretariats über besonderen Einfluß verfügt. Hier sei nur folgendes festgestellt:<br />

Eine gründliche Analyse des freimaurerischen <strong>und</strong> des kirchlichen Verständnisses von "Gewissensfreiheit"<br />

kommt zu dem Schluß, daß beide Seiten unter Gewissensfreiheit etwas je wesentlich verschiedenes<br />

meinen. <strong>Die</strong> Freimaurer haben in der Theorie <strong>und</strong> in den von ihnen entscheidend geprägten<br />

demokratischen Verfassungen <strong>und</strong> Menschenrechtsdeklarationen die Gewissensfreiheit zwar proklamiert,<br />

aber sie haben von jeher den Respekt vor der Gewissensüberzeugung offenbarungsgläubiger Christen in<br />

der Tat vermissen lassen. Ähnlich wie die totalitären Ideologien des Faschismus <strong>und</strong> Kommunismus haben<br />

die liberalen Kulturdiktatoren Gewissensfreiheit auf dem Papier stets groß geschrieben - auch in der<br />

sowjetischen Verfassung von 1936 wird Gewissensfreiheit garantiert - , in der Praxis jedoch haben alle<br />

Antichristen leidenschaftlich gegen das Wirksamwerden christlicher Gewissensüberzeugung in der<br />

Gesellschaft gekämpft <strong>und</strong> es zu verhindern versucht. Oder ist die Feststellung, daß das Schulgebet in den<br />

USA verfassungswidrig ist, ein Beweis für freimaurerische Achtung vor der Gewissensfreiheit gläubiger<br />

Staatsbürger? Ist das laizistische Programm der liberalen Maurer, die Tendenz, eine entchristlichte<br />

Gesellschaft aufzubauen <strong>und</strong> alle konfessionellen Schulen auch die Privatschulen abzubrechen <strong>und</strong><br />

niederzureißen etwa ein Zeichen von "Hochschätzung der Gewissensfreiheit" christlicher Menschen? Wenn<br />

die Kirche auch in der Vergangenheit im guten Glauben gegen die Gewissensfreiheit Andersdenkender in<br />

unheilvoller Weise verstoßen hat, so kann sie doch heute nicht der Freimaurerei auf einem Weg folgen, auf<br />

dem diese ihr eben nicht vorangegangen ist, sie kann auch von den andersdenkenden Maurern nicht<br />

Einsichten übernehmen, die diese gar nicht haben. –<br />

Dem Vorwort von H. Vorgrimler folgt in dem Buch von M. <strong>Die</strong>rickx ein Geleitwort des schon genannten<br />

Kapuziners N. M. Wildiers, der durch die "Begegnung mit verschiedenen führenden Mitgliedern der<br />

Freimaurerei in Holland", wie er schreibt, veranlaßt wurde, sich eingehender mit der Freimaurerei zu<br />

beschäftigen <strong>und</strong> sie umfassender zu studieren, wobei ihm einige Umstände zu Hilfe kamen, "nicht zuletzt


die Gespräche ... mit dem Pariser Anwalt Alec Mellor..."<br />

N. M. Wildiers schreibt wörtlich: "<strong>Die</strong> Frage, mit der uns das Buch konfrontiert, ist die, ob wir unter den<br />

heutigen Verhältnissen unseren Standpunkt gegenüber der Freimaurerei nicht gründlich revidieren müssen.<br />

Sie einfach abzulehnen, als sei die Freimaurerei weiter nichts als eine Gemeinschaft von Menschen, die<br />

sich gegen Kirche <strong>und</strong> Staat verschwören wollen, wie es noch im kirchlichen Gesetzbuch heißt, ist nicht nur<br />

lächerlich, sondern auch gr<strong>und</strong>verkehrt. Was auch immer bei einigen irregulären Logen vorgekommen sein<br />

mag, in der regulären <strong>und</strong> von der Vereinigten Großloge von England anerkannten Freimaurerei ist davon<br />

bestimmt keine Spur zu entdecken. Infolge mangelnder Kenntnis, die zum Teil auf ungenügende objektive<br />

Unterrichtung zurückzuführen ist, werden häufig Urteile gefällt, sie sich bei genauerer Prüfung als ungerecht<br />

herausstellen müssen ... Wenn es darüber hinaus noch zu einem offenen Gespräch, zur Beseitigung von<br />

Vorurteilen <strong>und</strong> letztlich zum besseren gegenseitigen Verständnis beitragen sollte, dann wäre dem Ideal<br />

von Weisheit, Stärke <strong>und</strong> Schönheit, dem wir doch alle nachstreben müssen, ein großer <strong>Die</strong>nst erwiesen" (S.<br />

7f).<br />

Zu diesen kräftigen Behauptungen <strong>und</strong> Vorurteilen hier nur eine Frage: Stammen diese Sätze, die sich nach<br />

unseren bisherigen Ausführungen als offensichtlich falsch <strong>und</strong> wirklichkeitsfremd entlarven, von einem<br />

wirklich gut informierten gläubigen Christen oder von einem Mann, der an der Wahrheit vorbei – bewußt<br />

oder unbewußt einseitig <strong>und</strong> tendenziös Werbung für die Freimaurerei betreibt?<br />

Das dritte Wort, das der Einleitung des Verfassers selbst vorausgeht, kommt aus der Feder <strong>und</strong> dem<br />

Herzen des Freimaurers P. J. van Loo, der als Großsekretär des Großostens der Niederlande zeichnet. Er<br />

bescheinigt dem Buch von M. <strong>Die</strong>rickx, daß "es zweifellos das beste Werk ist, das ein Nichtfreimaurer über<br />

dieses umfassende Thema geschrieben hat" <strong>und</strong> macht im Hinblick auf den zweiten Teil des Buches die<br />

nicht unwichtige Bemerkung, daß der Verfasser hier "nicht nur den Verstand, sondern auch das Herz<br />

mitsprechen läßt, zweifellos die natürliche Folge eines sich über Monate erstreckenden Umgangs mit<br />

Freimaurern im Haus der Großloge in den Haag..."<br />

Getreu seiner freimaurerischen Humanitätsreligion schließt P. J. van Loo seine Einleitung mit den Worten:<br />

"<strong>Die</strong> Freimaurer trachten danach, das zu überwinden, was die Geister <strong>und</strong> Seelen trennt, <strong>und</strong> das zu<br />

suchen, was die Menschen verbindet. <strong>Die</strong>ser Gr<strong>und</strong>satz zieht sich ebenfalls wie ein roter Faden durch das<br />

ganze Werk von Prof. <strong>Die</strong>rickx. Deshalb allein schon muß der Herausgabe seines Werkes von Herzen<br />

zugestimmt werden" (S. 9).<br />

<strong>Die</strong>sem aufrichtigen Bekenntnis ist nichts hinzuzufügen. Der Dialog erfolgt ganz im Sinne der Freimaurerei.<br />

–<br />

<strong>Die</strong>selbe Linie kann man auch in anderen Veröffentlichungen der jüngsten Zeit beobachten. So ist in einem<br />

Bericht der Herderkorrespondenz zu dem Thema "Gewandeltes Verhältnis zur Freimaurerei" der<br />

vielsagende Satz zu lesen: "<strong>Die</strong> ’irenische’ Einstellung, wie sie Mellor <strong>und</strong> <strong>Die</strong>rickx in ihren Schriften<br />

vertreten, wird eher zu einer Annäherung führen als die Fortsetzung unfruchtbarer Polemik <strong>und</strong> das<br />

Beharren auf katholischen Prämissen. <strong>Die</strong>ser Satz, der genau so gut in irgendeiner "Freimaurer<br />

Korrespondenz" stehen könnte, besagt nicht mehr <strong>und</strong> nicht weniger, als daß die katholische Kirche sich<br />

wandeln muß, wenn es zu einer Annäherung kommen soll. Und das heißt sie muß ihre "Prämissen", ihre<br />

eigentümliche Lehre (Dogmatik) aufgeben, was letztendlich heißt: die Kirche muß sich selbst aufgeben.<br />

Verständlich ist es, wenn Prof. <strong>Die</strong>rickx am Anfang seiner so vielbelobten Schrift für empfangene Hilfen <strong>und</strong><br />

Anregungen dankt. Er nennt u. a. "auch andere niederländische, französische <strong>und</strong> belgische Freimaurer, so<br />

Michel Riquet S.J. <strong>und</strong> Alec Mellor," die ihm "zahlreiche interessante Hinweise" gaben (S. 14).<br />

"Nicht zuletzt" dankt er "ehrerbietig S. E. L. J. Kardinal Suenens, Erzbischof von Mecheln Brüsell, <strong>und</strong> S. E.<br />

Dr. B. J. Alfrink, Erzbischof von Utrecht, für die Unterstützung <strong>und</strong> Förderung", die sie ihm angedeihen<br />

ließen, erklärt aber ausdrücklich, "von keiner Seite beauftragt" worden zu sein, "dieses oder ein ähnliches<br />

Buch zu schreiben" (S. 15).<br />

Nachdem wir uns mit einigen f<strong>und</strong>amentalen Thesen seines Buches bereits kritisch auseinandergesetzt<br />

haben, ist es zum Schluß notwendig, wenigstens noch ein Buch zu erwähnen, das 1973 erschienen ist <strong>und</strong>


einen in Fragen Theologie <strong>und</strong> Religion außerordentlich belesenen <strong>und</strong> informierten Autor zum Verfasser<br />

hat. (J. Böni, Kirche heute <strong>und</strong> morgen, Quo vadis, Ecclesia? Verlag Fritz Meili, CH 9043 Trogen.a.Rh.,<br />

1973)<br />

Das Buch von J. Böni ist deshalb besonders aufschlußreich <strong>und</strong> wertvoll, weil in ihm das Wort<br />

“Freimaurerei" nicht ein einziges Mal vorkommt. Auch läßt der Verfasser nicht ausdrücklich erkennen, daß<br />

er selbst Freimaurer ist. Wohl teilt er mit, sich jahrzehntelang intensiv mit theologischen Problemen<br />

beschäftigt <strong>und</strong> ein Studium der vergleichenden Religionsgeschichte absolviert zu haben. Er war acht Jahre<br />

als katholischer Geistlicher tätig <strong>und</strong> wirkt im Anschluß daran seit 35 Jahren als reformierter Pfarrer. Das<br />

alles erleichterte es ihm, "ein Bild von der gegenwärtigen Lage in der christlichen Welt zu entwerfen;<br />

aufzuzeigen, welche Wege sich in der augenblicklichen Krise anbieten <strong>und</strong> schließlich einen Ausblick in die<br />

Zukunft zu wagen.<br />

Da wir alle zur Entscheidung herausgefordert sind, wendet meine Schrift sich auch an alle" (S. 6).<br />

Der Schweizer Altgroßmeister J. Böni, Bern, behandelt auf den 296 Seiten seines Buches in fünf<br />

Abschnitten die Themen: Glaube in der Krise, Gr<strong>und</strong>werte jeder Gemeinschaft, Kirche in der Krise, Wege<br />

aus der Krise - Quo vadis ecclesia? <strong>und</strong> zuletzt: Zu neuen Ufern Ökumene der Religionen.<br />

<strong>Die</strong>ses letzte Kapitel ist für uns deshalb von großer Bedeutung, weil hier der Verfasser sein Freimaurerherz<br />

weit öffnet <strong>und</strong> uns tiefen Einblick in eine neue Variation des alten Traums von der “Religion, in der alle<br />

Menschen übereinstimmen", gewährt.<br />

Nach dem kurzen theologischen Lebenslauf, den der gelehrte Altgroßmeister anfangs enthüllt hat, wird<br />

kaum ein Leser über die betont antikatholische Einstellung J. Bönis überrascht sein. Er weist zunächst<br />

darauf hin, daß der römische Katholizismus "in seinem ganzen reaktionären Juridismus, seiner<br />

absolutistischen hierarchischen Struktur" im Widerspruch zum Evangelium steht <strong>und</strong> deshalb nicht<br />

akzeptiert werden kann (S. 17).<br />

Dagegen betrachtet er es als Pflicht, den "progressiven Kräften in der römischen Kirche" zu helfen, die etwa<br />

als Theologen die "Mängel <strong>und</strong> Schwächen der absolutistischen Papstkirche zugeben" oder als "Priester<br />

sich gegen das unevangelische Gesetz wehren, mit welchem sie der ’unauslöschliche Charakter' <strong>und</strong> das<br />

Zölibatsversprechen fesseln" (S. 19).<br />

Er zitiert u. a. seinen Landsmann Hans Küng, um in einem bestimmten Punkt seine "nie verhohlene<br />

Überzeugung von römisch katholischer Seite bestätigt" zu finden (S. 20) oder um sich über "Wahrheit <strong>und</strong><br />

Wahrhaftigkeit" belehren zu lassen (S. 49; 53). Da er zwischen logischer <strong>und</strong> ontologischer Wahrheit nicht<br />

zu unterscheiden versteht, behauptet er, daß es in der Welt des Glaubens Wahrheit im Sinn von Richtigkeit<br />

oder richtiger Lehre nicht geben kann, sondern nur Wahrheit im Sinne von ganz persönlicher Erfahrung mit<br />

dem Numinosen (Göttlichen), weshalb für "jeden Menschen nur die Glaubensaussagen wahr sind, die er<br />

selbst erlebt hat <strong>und</strong> daher nachvollziehen kann. Sie gelten für ihn absolut (S. 46)<br />

... Kirche kann Wahrheit nicht haben, nicht darstellen, sie kann sie nur bezeugen. Dabei ist sie in der Gefahr,<br />

die dem Evangelium entnommenen Wahrheiten zu einer Lehre zu vergewaltigen, sie für allgemeingültig zu<br />

erklären, um daran dann christliche Kirchen zu messen, die einem anderen Verständnis der Heiligen Schrift<br />

anhän¬gen. Je statischer ihr Wahrheits Lehr Gefüge ist, um so intoleranter wird nach innen <strong>und</strong> außen die<br />

betreffende Institution. Dabei wird nur allzu oft vergessen, daß wir aller Wissenschaft zum Trotz immer noch<br />

keinen ’Indikator’ haben, der uns anzeigt, was am biblischen Text sprachliches Gewand, urchristliches<br />

Kerygma, frühchristliche Tradition <strong>und</strong> was darin oder dahinter wirklich Gottes Wort ist" (S. 50).<br />

Obwohl J. Böni dem ihm in etwa geistesverwandten H. Küng viel Verständnis entgegenbringt, lehnt er doch<br />

dessen "Ideal" einer Kirche" ab, da dieses "eine Diktatorenkirche ist" (S. 57).<br />

Im Abschnitt III: Kirche in der Krise, behandelt J. Böni u. a. neben der "Theologie der Bewahrung" sehr<br />

ausführlich die "Theologie der Befreiung" (S. 77 96) mit den Untertiteln: Sozialisierung, Demokratisierung,<br />

Humanisierung, Nationalisierung, Dezentralisierung <strong>und</strong> Politisierung. Darin erwähnt er u. a. die weltweit


emerkbar gewordenen Spannungen zwischen "der römischen Kirchenleitung <strong>und</strong> nationalen<br />

Bischofsgruppen" im Zusammenhang mit dem Holländischen Katechismus, "der von Rom heftig bekämpft,<br />

doch vom Holländischen Pastoralkonzil mit Billigung von Kardinal Alfrink gestützt wurde" (S. 89). Den<br />

Primas von Belgien, Kardinal Suenens, nennt er "Exponent einer Dezentralisation" (S.92).<br />

Zur "Theologie der Erneuerung" zitiert er Alvarez Bolado: "<strong>Die</strong> theologische Richtung, die wir Kirche der<br />

Erneuerung genannt haben, besteht auf der kirchlichen Neuformulierung des Glaubensinhaltes, auf der<br />

Reformierung der Strukturen <strong>und</strong> auf dem Wert der contestation' als wirkungsvoller Form der innerhalb <strong>und</strong><br />

außerhalb der Kirche notwendigen Kritik <strong>und</strong> Veränderung ... <strong>Die</strong>se Theologie besteht vorzugsweise auf<br />

einer tastenden <strong>und</strong> schöpferischen Orthopraxis (rechtes Tun) anstelle einer Orthodoxie ("rechte" Lehre)<br />

der Wiederholung oder einer anpaßlichen Neo Orthodoxie. Aber in ihrem Bestehen auf der Orthopraxis legt<br />

sie den Akzent auf die Orthopraxis des christlichen Gemeinschaftsverhaltens, von dem allein sie glaubt, es<br />

könne ein sichtbares Zeichen des Volkes Gottes sein.. ." (S. 97).<br />

Besonders allergisch ist J. Böni gegen das sog. "sacrificium intellectus", das Opfer des Verstandes, das<br />

dem Gläubigen abverlangt wird, wenngleich ihm die Kirche nie etwas un¬- oder widervernünftiges zu<br />

glauben auferlegt. Für ihn <strong>und</strong> viele Christen des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts ist es intellektuelle Unredlichkeit <strong>und</strong><br />

Meinungszwang, wenn ein "sacrificium intellectus" gefordert wird. Seine Sympathie gehört deshalb dem<br />

"B<strong>und</strong> für Freies Christentum, in welchem sich Evangelische mit katholischen Gleichgesinnten treffen".<br />

Im Blatt "Freies Christentum" vom September 1971 war in einem Aufsatz über <strong>Die</strong> Annäherung der<br />

Konfessionen <strong>und</strong> das freie Christentum u. a. zu lesen: " ... Wenn wir uns gegen die Ausübung eines<br />

demoralisierenden Meinungszwanges in den kommunistischen Ländern wenden, so dürfen wir die etwaige<br />

Restauration eines dogmatisch f<strong>und</strong>ierten kirchlichen Meinungszwanges ebensowenig dulden ... <strong>Die</strong> aus<br />

der antiken Welt übernommenen ‚offiziellen' Glaubenslehren können gar nicht mehr als verbindlich<br />

angesehen werden. Das ‚freie Christentum (kath)' wehrt sich gegen jede autoritäre Bevorm<strong>und</strong>ung, auch<br />

gegen diejenige des Papstes <strong>und</strong> der Bischöfe ... Kein freier Christ evangelischer oder katholischer<br />

Herkunft wird bereit sein, alle überlieferten Dogmen als verbindliche Lehren anzuerkennen, die auch dann<br />

im ‚Gehorsam des Glaubens' bejaht werden müßten, wenn sie der ernsthaften persönlichen Überzeugung<br />

schroff entgegenstehen ... Wir leben einer dritten Kirche der Zukunft zu" (S. 104ff).<br />

Wenn man solche Sätze liest, kommt unwillkürlich die Frage auf, ob dieses sog. "Freie Christentum" nicht<br />

genau so richtig "Freimaurer Christentum" genannt werden könnte.<br />

In dem darauffolgenden IV. Abschnitt: Wege aus der Krise - Quo vadis ecclesia? befaßt sich J. Böni mit der<br />

Bewegung des Ökumenismus. Wie er meint, regierten die Päpste in den 300 Jahren nach dem Konzil von<br />

Trient (1545 1563) die "römische Kirche absolutistisch, d. h. ohne Konzil bis zum I.Vatikanum, 1869/1870,<br />

das wie man längst eingesehen hat mit dem fatalen Unfehlbarkeitsdogma <strong>und</strong> dem Primat die gesamte<br />

christliche Welt in eine scheinbar oder gar anscheinend ausweglose Lage gebracht hat" (S. 113). "Weitab<br />

vom Beispiel Jesu Christi" endete die römische Kirche "im unfehlbaren Absolutismus des Papstes <strong>und</strong> der<br />

vollkommenen Gesetzlichkeit des Codex juris canonici von 1918" (S. 158).<br />

Aber auch am ökumenischen Rat der Kirchen übt er Kritik, da er nach seiner Meinung "Demokratie in<br />

Organisation <strong>und</strong> Führung sowie Toleranz" vermissen läßt (S. 159).<br />

Unter der Überschrift: Das ewig gleiche Rom, bezeichnet J. Böni den "Mythus der römischen Unfehlbarkeit"<br />

als Gr<strong>und</strong>lage für das "exklusive Identitätsverständnis <strong>und</strong> die ganze konservativ rückschrittliche<br />

Selbstherrlichkeit" der katholischen Kirche (S. 203). Er stellt sodann fest, daß auch aus den Reihen der<br />

katholischen Kirche Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Primats als einziger maßgeblicher Autorität in<br />

Sachen des Glaubens <strong>und</strong> der Sitte laut wird <strong>und</strong> zitiert an dieser Stelle aus einem Aufsatz von P. J. David<br />

in der Orientierung vom 15. Februar 1971 einige charakteristische Sätze (S. 204ff).<br />

Im Anschluß daran kritisiert er den "Nimbus der Irrtumslosigkeit" <strong>und</strong> das geplante "neue Gr<strong>und</strong>gesetz der<br />

römischen Kirche", das dem Bestreben dienen soll, "das ewig gleiche Rom für die Zukunft in seiner heutigen<br />

Struktur, als juridisch politische absolutistische Machtkirche, zu festigen" (S. 210). Mit dem katholischen<br />

Theologen J. B. Metz, Münster, ist J. Böni einig, wenn er zitiert: "Fortschritte in den ökumenischen


Beziehungen kann es nur geben, wenn eben die Lebenspraxis der Kirche <strong>und</strong> die Strukturen, in denen sie<br />

sich vollzieht, selbst gewandelt werden ... Theologie als Instanz kritischer Freiheit der Kirche kann <strong>und</strong> muß<br />

dabei zu einem Ort der Emanzipation von bestimmten Praxen <strong>und</strong> Strukturen der Kirche werden (S. 228).<br />

J. Böni sieht in dem "ewig gleichen Rom" das Haupthindernis für alle ökumenischen Bestrebungen, denn "in<br />

der römischen Hierarchie ist der Wille zur Erhaltung der Macht <strong>und</strong> des päpstlichen Absolutismus immer<br />

noch größer als jegliche Einsicht" (S. 233).<br />

Da eine Ökumene der christlichen Kirchen <strong>und</strong> Gemeinschaften wenig oder gar keine Aussicht hat jemals<br />

verwirklicht werden zu können, bleibt als Ausweg aus dem ökumenischen Dilemma nur eine Ökumene der<br />

Religionen als Endziel einer universalen religiösen Ökumenismus Bewegung. Das ist das große <strong>und</strong><br />

eigentliche Thema des Buches, das im IV. Kapitel: Zu neuen Ufern Ökumene der Religionen, dargelegt<br />

wird (S. 242 292).<br />

Nach einer theologisch total abwegigen Exegese von Galater 6,15 (Denn in Christus Jesus gilt weder<br />

Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern eine neue Schöpfung) im Anschluß an eine<br />

Interpretation von Paul Tillich, nach der es "nicht auf das Besondere in der Religion ankommt" <strong>und</strong> "sogar<br />

die Frage ob Christentum oder kein Christentum ganz belanglos <strong>und</strong> letztlich ein Nichts ist", entdeckt der<br />

Verfasser endlich seine eigentliche religiöse Zielvorstellung wie einen „Silberstreifen am Horizont".<br />

Das intolerante Christentum, für das Nicht-Christen "nach wie vor Objekte der Mission" sind, <strong>und</strong> die<br />

westliche Kirchtumstheologie erscheinen jetzt als große Hindernisse auf dem Weg zu einem<br />

partnerschaftlichen Dialog nützt anderen Religionen auf der Basis der Gleichwertigkeit. Besonders "das<br />

bestehende Selbstverständnis <strong>und</strong> die intolerante Ekklesiologie der römischen Kirche machen jegliche<br />

gleichwertige Partnerschaft mit anderen Religionen, ja selbst anderen Konfessionen unmöglich" (S. 249).<br />

<strong>Die</strong> Aufteilung der Menschen in solche erster <strong>und</strong> zweiter Klasse, die auf der "wesensmäßigen Intoleranz<br />

aller Offenbarungsreligionen" beruht, muß überw<strong>und</strong>en werden (S. 266).<br />

Wir spüren von nun an, wie das freimaurerische Ideengut immer deutlicher in den Gedankengängen Bönis<br />

zum Ausdruck kommt <strong>und</strong> konsequent auf das Endziel der Freimaurerei hinsteuert: in aller Welt jener<br />

Religion zum Durchbruch <strong>und</strong> zum Sieg zu verhelfen, in der alle Menschen übereinstimmen.<br />

Der erste Theologe, der um 1650 dieses große Ziel eines religiösen Menschheitsb<strong>und</strong>es verkündete, war<br />

Comenius, der Bischof der Böhmischen Brüder, Philosoph, Pädagoge <strong>und</strong> Sozialreformer. Von ihm schreibt<br />

J. Böni: "Er wollte ’ein universales Licht' entzünden, die ’Religion, in der alle Menschen übereinstimmen’“(S.<br />

271).<br />

Seine Menschheitsb<strong>und</strong> Vision fiel zwar dem Dreißigjährigen Krieg zum Opfer, wagte sich aber in der<br />

Aufklärungszeit erneut ans Licht, jetzt im Gewande des Rationalismus. "Wir finden sie wieder in Lessings<br />

Drama Nathan der Weise, in welchem zum Schluß Christ, Mohammedaner <strong>und</strong> Jude geschwisterlich <strong>und</strong><br />

fre<strong>und</strong>schaftverpflichtet <strong>und</strong> verb<strong>und</strong>en sind.<br />

Mit der bekannten Ringparabel symbolisiert der Dichter seine Auffas¬sung, daß Christentum, Judentum<br />

<strong>und</strong> Islam als geschichtliche Wahrheiten nur zufällige sind, die alle gleichermaßen die ewige notwendige<br />

Wahrheit verhüllen" (S.271).<br />

Das ist reinrassische Freimaurerideologie: die geschichtlich gewordenen religiösen Sonderformen<br />

(Religionen) "sind nur von relativer Dauer <strong>und</strong> ebensolcher Bedeutung" (S. 272).<br />

Mit diesem ehrlichen Zeugnis hat Bruder J. Böni den Ökumenikern aller Richtungen einen unschätzbaren<br />

<strong>Die</strong>nst erwiesen. Es bleibt nur zu hoffen, daß sie sein Buch unvoreingenommen <strong>und</strong> mit demselben Ernst<br />

lesen, in dem es geschrieben wurde. Dann müssen schließlich auch manche schwachsichtig gewordenen<br />

christlichen Ökumeniker erkennen, daß es zwischen dem Offenbarungs <strong>und</strong> Bekenntnischristentum, dem<br />

sich die Kirche Jesu Christi verpflichtet weiß, <strong>und</strong> dem der Freimaurerideologie verhafteten "Freien<br />

Christentum" bzw. dem "Weltb<strong>und</strong> für religiöse Freiheit", dem bereits 10 Millionen Menschen aus<br />

verschiedenen Kirchen <strong>und</strong> Religionen angehören, eine gemeinsame Basis mit dem Ziel einer brüderlichen


Gemeinschaft in Christus nicht geben kann. Es gibt bis heute noch kein einziges Anzeichen dafür, daß die<br />

Freimaurerei auch nur in einem einzigen wesentlichen Punkt den geringsten Abstrich an ihrer<br />

Humanitätsideologie <strong>und</strong> ihren religiösen Zielvorstellungen vorgenommen hätte. Sie ist bei allen taktischen<br />

Manövern sich selbst konsequent treu geblieben, während sie von allen Andersdenkenden unablässig<br />

Anpassung <strong>und</strong> Aufgabe ihrer "Intoleranz" fordert. –<br />

SCHLUSSWORT<br />

Überzeugt von der unumstößlichen Tatsache, daß die Freimaurerei ihr innerstes Wesen, wie es in dem<br />

Gr<strong>und</strong>gesetz der "Konstitutionen" von 1723 gr<strong>und</strong>gelegt ist, niemals ändern kann <strong>und</strong> wird, geben wir das<br />

letzte Wort dieser Schrift einem Freimaurer, der ohne Übertreibung zu den einflußreichsten Vertretern der<br />

internationalen Freimaurerei im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert gezählt werden darf: Quartier la Tente. Er war<br />

protestantischer Pfarrer, Großmeister der Schweizer Großloge "Alpina" <strong>und</strong> zeitweilig Leiter der<br />

freimaurerischen Weltgeschäftsstelle in Genf. 27 Jahre lang war er überdies Staatsrat <strong>und</strong> Leiter des<br />

Departements für Unterricht <strong>und</strong> Kultur in der Schweiz.<br />

Er schreibt über die Versöhnung von Freimaurerei <strong>und</strong> Christentum: "<strong>Die</strong> Versöhnung ist nicht mehr möglich.<br />

Es kann daher nur Kampf geben, einen Kampf ohne Gnade, der mit dem Sieg der Wissenschaft <strong>und</strong> des<br />

Gewissens enden wird ... Der Maurer ist ein freier Mensch; der Katholik ist ein Sklave, der einer<br />

erzwungenen Disziplin des Geistes unterworfen ist. Und nichts ist unverträglicher mit freimaurerischem<br />

Geist." (Quartier la Tente: Two Centuries of Freemasonry, Bern, 1917)<br />

In der Tat ist jeder wahre Christ ein Sklave (<strong>Die</strong>ner) Jesu Christi. Im Neuen Testament wird das oftmals<br />

bezeugt, besonders in den Paulusbriefen. <strong>Die</strong>se Sklaverei aber, die nichts anderes ist als der unbedingte<br />

Glaubensgehorsam gegenüber dem Herrn Jesus Christus, nimmt der Christ in freier Liebe auf sich, weil er<br />

davon überzeugt ist, daß nur Christus allein uns zur wahren Freiheit befreit.<br />

Ungehorsam gegen Jesus Christus führt in die Sklaverei der Sünde: das heißt in die Unmenschlichkeit <strong>und</strong><br />

Barbarei.<br />

<strong>Die</strong> Wissenschaft der Freimaurerei die Aufklä¬rung hat die gesamte Menschheit in eine Sackgasse<br />

geführt. Der autonome Humanismus hat nicht Freiheit für alle, sondern eine neue Form der Sklaverei für<br />

viele geschaffen, aus der nur Jesus Christus <strong>und</strong> seine Gnade befreien kann.<br />

<strong>Die</strong>ser Beitrag entstammt dem Buch DIE ANTICHRISTLICHE FREIMAUREREI, erhältlich beim<br />

Miriam-Verlag in 79798 Jestetten, Brühlweg 1<br />

<strong>Die</strong> Hervorhebungen wurden von mir vorgenommen. Horst Koch, Herborn, im Oktober 2006<br />

------<br />

Ev. Allianz <strong>und</strong> Freimaurertum<br />

Erich Brüning<br />

Evangelische Allianz <strong>und</strong> Freimaurertum<br />

In christlichen Kreisen herrscht über diese Zusammenhänge eine erschreckende Unkenntnis, so daß die<br />

freimaurerische Ideologie das christliche Lager zu korrumpieren vermochte. Obwohl die Heilige Schrift mit<br />

aller Deutlichkeit auf diese endzeitlichen Gefahren hinweist, befinden sich viele Kirchen, Freikirchen <strong>und</strong><br />

Missionswerke in dem ideologischen “Bereich des blauen Schattens”, dem Freimaurertum.


Das große Ziel des Freimaurertums ist die Eliminierung das Christentums.<br />

Darüber existiert ein weit über h<strong>und</strong>ert Jahre alter “Plan”, der höchsten Persönlichkeiten aus Kirche <strong>und</strong><br />

Politik bekannt war. Papst Leo XIII. nahm in seiner Enzyklika “Humanum genus” vom April 1884 dazu<br />

Stellung.<br />

Der Siegeszug freimaurerischen Einflusses setzt sich gegenwärtig im evangelikalen Lager fort. Nachdem<br />

Charismatiker, Pfingstler, Adventisten, Protestanten, Orthodoxe <strong>und</strong> Katholiken, sich unter dem Papstwort:<br />

“Uns eint mehr als uns trennt”! bei missionarischen Aktionen zusammenfinden, ist das freimaurerische<br />

Pluralitäts- <strong>und</strong> Toleranzdenken auch der Deutschen Evangelischen Allianz längst nicht mehr fremd. Das ist<br />

nicht verw<strong>und</strong>erlich.<br />

Waren doch außer dem Mitbegründer <strong>und</strong> Freimaurer Thomas Chalmers, auch manch anderem<br />

Allianzglied die freimaurerischen Maximen nicht unbekannt. ,,Wir Freimaurer der Tradition gestatten uns<br />

das Wort eines berühmten Staatsmannes zu verdeutlichen <strong>und</strong> zu akzentu ieren (transposer), indem wir es<br />

den Umständen angleichen: Katholiken, Orthodoxe, Protestanten, Muselmanen, Hinduisten, Buddhisten,<br />

Freidenker <strong>und</strong> gläubige Denker sind bei uns nur Vornamen. Unser Familienname ist Freimaurerei.”<br />

Christliche Akzente im Freimaurertum<br />

Daß es eine Art “Christliche Freimaurerei” gibt, ist wenig bekannt.<br />

<strong>Die</strong> “Christliche Freimaurerei” stammt aus dem Vorstellungskreis christlicher Ritterorden im 18.Jh. Dazu<br />

gehört u.a. das Schwedische - bzw. Zinnendorfsche System mit den Großlogen von Schweden, Norwegen,<br />

Dänemark.<br />

Dazu gehört die Große Landesloge von Deutschland, sowie die Hochgrade der Großen National-Mutterloge<br />

“Zu den drei Weltkugeln” in Berlin.<br />

<strong>Die</strong> Ordenslehre betont den Charakter eines christlichen Ritterordens, wobei man den Glauben an Gott <strong>und</strong><br />

an die Unsterblichkeit der Seele als Postulate der Vernunft versteht. Das System gründet sich auf die reine<br />

Lehre Jesu, wie sie in den Evangelien dargeboten wird. <strong>Die</strong> Bibel gilt als “das größte Licht aller Lichter”. Das<br />

“Christliche System” zeigt besonders in den Hochgraden den mystisch-theosophischen Einfluß<br />

Swedenborgs.<br />

Das Freimaurer-Lexikon schreibt hierzu:“<strong>Die</strong> streng christlich-mystische Lehrart mit ihrer die Erziehung der<br />

Mitglieder zu innerlich freien Menschen (“Freiheit von Geb<strong>und</strong>enheit”) anstrebenden Ordensregeln, mündet<br />

in einer formschönen <strong>und</strong> mit der symbolischen Darstellung religiöser Erlebnisse stark durchsetzten<br />

Ritualistik in der Person des eigentlich unsichtbaren Obermeisters Christus, der die gesamte<br />

Ritterbruderschaft in ihrer Gotteskindschaft vereinigt”. Das höchste Ziel des Ordens liegt in den beiden<br />

höchsten Graden <strong>und</strong> der Vereinigung der Brüder untereinander zu einer geistigen, christlichen Ritterschaft<br />

unter der Kreuzesfahne <strong>und</strong> der Vereinigung mit Gott (Unio mystica) als Mittelpunkt der ewigen Liebe.<br />

Der Abschnitt zeigt deutlich, wie differenziert im Gr<strong>und</strong>e die Logensysteme des Freimaurertums sind <strong>und</strong><br />

wie schwer übersehbar. Sektiererische Züge sind hierbei unverkennbar.<br />

Eine erschöpfende Darstellung des freimaurerisch Christlichen Systems, kann hier nicht erfolgen. Es würde<br />

den Rahmen der Darlegung sprengen.<br />

Bedeutsam ist, auch hier ist der Gebrauch biblisch christlicher Begriffe angezeigt. Das System ist bewußt<br />

religiös mit mystisch-magischen Akzenten.<br />

<strong>Die</strong> Evangelische Kirche <strong>und</strong> das Freimaurertum<br />

In den Jahren 1972 <strong>und</strong> 73 kam es zu mehreren Gesprächen zwischen Vertretern der Evangelischen Kirche<br />

<strong>und</strong> Freimaurern, die zur Klärung des Verhältnisses zwischen Freimaurern <strong>und</strong> der evangelischen Kirche<br />

dienen sollten. Kirchliche Teilnehmer bei der Arnoldshainer Konferenz, war die VELKD (Vereinigte<br />

Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands) <strong>und</strong> die EKD (Evangelische Kirche Deutschland). Von<br />

freimaurerischer Seite war es Dr. Theodor Vogel, Alt-Großmeister der Vereinigten Großlogen Deutschlands.<br />

Das Gespräch wurde in neun Punkten zusammengefaßt.


Unter Punkt 6 heißt es: Ein genereller Einwand gegen eine Mitgliedschaft evangelischer Christen in der<br />

Freimaurerei kann nach Meinung der evangelischen Gesprächsteilnehmer nicht erhoben werden.<br />

Unter Punkt 7 heißt es: Falls es in einzelnen evangelischen Landeskirchen Ordnungen geben soll te, die<br />

diesen Feststellungen entgegenstehen, sollten sie aufgehoben werden.<br />

Der Punkt 8 lautet: <strong>Die</strong> kirchlichen Vertreter baten die Freimaurer, in geeigneter Weise dazu beizu tra gen,<br />

daß ein höheres Maß von Information vermittelt wird, um Vorurteile abzubauen.<br />

<strong>Die</strong> wohlwollende <strong>und</strong> positive Gr<strong>und</strong>haltung der Kirchenmänner dem Freimaurertum gegenüber war<br />

unverkennbar. Das Internationale Freimaurer Lexikon schreibt z.B. über den bekannten Freimaurer Dr.<br />

theol. Gotthilf Schenkel, daß er sich bemühte, die “wesenhafte <strong>und</strong> schicksalhafte Verb<strong>und</strong>enheit zwischen<br />

Freimaurertum <strong>und</strong> Protestantismus” aufzuzeigen. Beide entspringen im letzten Gr<strong>und</strong>e der gleichen<br />

geistigen Quelle, nämlich dem freien Gewissen <strong>und</strong> der frommen Innerlichkeit...”<br />

Der Protestantismus fordert keine starre unbedingte Glaubensbindung sondern er gesteht seinen<br />

Bekennern das Recht zu, den Glauben zu einer rein persönlichen Angelegenheit zu machen. Das entspricht<br />

genau der Auffassung des Freimaurertums, das ihren Mitgliedern dieses Recht zuspricht.<br />

Ähnlich heißt es in R.G.G. (Religion in Gegenwart <strong>und</strong> Geschichte) Bd.2, S.1117:<br />

“Protestantismus <strong>und</strong> Freimaurertum werden in der katholischen Polemik gerne zueinander in Beziehung<br />

gebracht, weil beide das Prinzip der freien eigenen Gewissensverantwortung betonen”.<br />

Der Jesuit Dr. H. Brauweiler betont ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Protestantismus <strong>und</strong><br />

Freimaurertum wenn er schreibt:<br />

“Man kann sagen, daß die Freimaurerei, wie sie auf protestantischem Boden entstanden ist <strong>und</strong> in der<br />

Gestaltung die sie in Deutschland gef<strong>und</strong>en hat, ganz vom protestantischen Geist beeinflußt ist”.<br />

Konser vative Katholiken behaupten sogar: “Ohne 1517 kein 1717”.<br />

Das heißt im Klartext, Luthers Thesenanschlag um das Jahr 1517 war mehr oder weniger Auslöser der<br />

Entstehung <strong>und</strong> Gründung der Großloge in England 1717.<br />

So gesehen könnte man sagen, die Reformation hat zumindest die Voraussetzung für eine Entwicklung des<br />

Freimaurertums gefördert.<br />

Das soll jedoch nicht heißen, daß die Freimaurerei eine beabsichtigte Folge der Reformation war. Durch sie<br />

wurden lediglich Kräfte frei, begünstigt durch die Glaubenskriege, die durch die Reformation ausgelöst<br />

wurden, die ein Verlangen nach Frieden <strong>und</strong> Toleranz förderten. Darin lagen günstige Voraussetzungen zur<br />

Gründung der Freimaurerei.<br />

Martin Hohl bemerkt in seiner Geschichtsarbeit an der damaligen FETA/Basel, daß bei den in seinen<br />

Ausführungen berücksichtigten Autoren darin weitgehend Übereinstimmung herrsche, daß die zentralen<br />

Ideen der Glau bens- <strong>und</strong> Gewissensfreiheit, sowie der Toleranz, ihren Ursprung im Protestantismus haben.<br />

Das stimmt mit der Auffassung des “Allgemeinen Handbuchs der Freimaurerei” / Leipzig 1900) überein, in<br />

dem es heißt, daß “der Freimaurerb<strong>und</strong> das Resultat der Reformation ist”.<br />

Zusammenfassend kann zumindest gesagt werden, daß die Reformation die Entwicklung des<br />

Freimaurertums positiv beeinflußt hat.<br />

Einen beachtlichen Einfluß auf evangelischem Territorium, erreichte das Freimaurertum innerhalb der<br />

größten protestantischen Kirche in den USA, den Südlichen Baptisten.<br />

Hier hat man keine Bedenken gegenüber einer Mitgliedschaft in den Freimaurerlogen. Daher ist es nicht<br />

verw<strong>und</strong>erlich, daß von den 3,5 Millionen Freimaurern in den USA, allein 1,3 Millionen Baptisten sind.<br />

Hinzu kommen aus dem evangelikalen Lager der EmK (Evangelisch methodistische Kirche) eine<br />

unbekannte Zahl, die sich zum Freimaurertum bekennen. Das verw<strong>und</strong>ert weiter nicht. War doch bei dem<br />

Begründer des Methodismus, John Wesley, universalistisches Denken <strong>und</strong> Weltbürgertum nicht fremd. So<br />

ist es nachvollziehbar, daß ihn diese Anschauung später veranlaßte, Mitglied der Loge in England zu<br />

werden.


Im Laufe der Geschichte bekannten sich mehr <strong>und</strong> mehr kirchliche <strong>und</strong> evangelikale Persönlichkeiten zum<br />

Freimaurertum. Durch sie entstanden christliche Vereinigungen, Bünde <strong>und</strong> Clubs, die eine schnelle<br />

Verbreitung des freimaurerischen Universalismus <strong>und</strong> der “Weltbürgeridee” ermöglichten. Zu solchen<br />

Gründungen gehören u.a. die Evangelische Allianz, der CVJM (Christliche Verein Jun ger Männer), der<br />

Lyons-Club <strong>und</strong> der Rotary-Club usw.<br />

Es ist unverständlich, daß sich bibelgläubige Christen mit dem freimaurerischen Mystizismus einlassen, der<br />

in letzter Konsequenz in Gott lediglich ein “regulatives Prinzip” versteht. Paulus sagte warnend, man kann<br />

nicht an zwei Tischen sitzen, am Tisch der Dämonen <strong>und</strong> am Tisch des Herrn. Unbegreiflich ist jedoch, daß<br />

Männer, die sich in christlichen Missionen verdient gemacht haben, einreihten in die weltweite “Bruderkette<br />

des Freimaurertums”.<br />

Zu ihnen gehörte, wie später gezeigt wird u.a. John Wesley, Henry Dunant, Prof. Schenkel, Dr. Schenkel,<br />

Lord Shaftesbury, Thomas Chalmers, Graf Zinzendorf etc. Ausführliche Personenbeschreibung findet sich<br />

in Kap.8. –<br />

Daß die freimaurerische Philosophie Einfluß auf die gegründeten Bewegungen hatte, liegt auf der Hand.<br />

Schon die Heiligungslehre Wesleys verlangte ein persönliches Mitwirken bei der Heiligung <strong>und</strong><br />

Vervollkommnung, die ein Prinzip freimaurerischer Philosophie ist.<br />

<strong>Die</strong> Evangelikalen <strong>und</strong> das Freimaurertum.<br />

Wer sich zum Freimaurertum bekennt, bekennt sich zum Mystizismus, zum Okkultismus, zu<br />

freimaurerischem Symbolwesen <strong>und</strong> Maximen Humanität, Toleranz, Pluralismus, Relativismus <strong>und</strong><br />

Pragmatismus. Wer sich zum Freimaurertum bekennt, unterstützt wissentlich oder unwissentlich, den Plan<br />

Luzifers, nämlich die Liquidierung des Christentums.<br />

Wie weit die unten erwähnten Männer sich dessen bewußt gewesen sind, wiewohl sie sich in der<br />

christlichen Mission verdient gemacht haben, kann <strong>und</strong> soll hier nicht beurteilt werden.<br />

<strong>Die</strong> Frage lautet: Was bewog die Männer sich der Freimaurerei zuzuwenden? Wer waren nun diese<br />

Männer?<br />

John Wesley<br />

John Wesley (1703-1791) war Begründer des Methodismus in England. <strong>Die</strong>se Bewegung wurde zur<br />

größten Kirchenbildung in der Geschichte der Christenheit. In der Broschüre “Methodismus in Dokumenten”,<br />

schreibt Lic. theol. D. D. Theophil Spörri über Wesley:<br />

“Wir wollen nicht vergessen, daß wir zu der irdischen Gefolgschaft eines Mannes gehören, der sich als<br />

Christ dazu bekannte, auch “Weltbürger” (Citizen of the World) zu sein”.<br />

Weltbürgertum <strong>und</strong> Weltbürgersinn sind Charakteristiken des Freimaurertums. Der Philosoph Fichte sagt<br />

vom Freimaurer: “Vaterlandsliebe ist seine Tat, Weltbürgersinn sein Gedanke”.<br />

John Wesley bekannte sich auf Gr<strong>und</strong> seines Weltbürgersinns in seinem späteren Leben zum<br />

Freimaurertum. Das Intern. Freimaurer Lexikon schreibt auf S. 1697:<br />

“Wesley, John, englischer Geistlicher (1703 -1791) Begründer der Methodistengemeinschaft, wurde in<br />

hohem Alter Mitglied der Union Lodge of St. Patrick Nr.367 in Downpatrick / Irland”.<br />

Was zog Wesley noch am Ende seines Lebens zu dieser Philosophie?<br />

In dem 1. Hauptstück des Konstitutionsbuches, einer normativen Schrift der Freimaurer, verfaßt von dem<br />

schottischen Theologen <strong>und</strong> Freimaurer James Anderson, heißt u. a:<br />

“So hält man es doch jetzt für ratsam, sich (Freimaurer) bloß zu der Religion zu verpflichten, in welcher alle<br />

Menschen übereinstimmen <strong>und</strong> jedem seine besondere Meinung zu lassen”. <strong>Die</strong>se Schrift lag bereits im<br />

Jahre 1723 vor.<br />

Warum ließ sich Wesley trotzdem in die Loge aufnehmen? Denn mit seinem Eintritt bekannte er sich zur<br />

Symbolik <strong>und</strong> zum Ritual <strong>und</strong> deren mystisch-okkulten Konsequenzen.<br />

Unbegreiflich! Ein gesegneter Evangelist begibt sich freiwillig in den “Bereich des blauen Schattens”.


Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf<br />

Daß Zinzendorf Freimaurer war, ist wenigen bekannt. Sein Hang zum Mystischen kommt besonders bei<br />

seiner Passionsbetrachtung zum Ausdruck. Darin zeigen sich unbestritten mystisch-spiritualistische<br />

Elemente. Von daher war der Schritt in eine Loge für ihn kein großes Problem. Einen zwar knappen Bericht<br />

über Zinzendorfs Logenzugehörigkeit, bringt Eugen Lennhoff, Mitverfasser des Intern. Freimaurer Lexikon.<br />

Graf Ludwig von Zinzendorf erscheint im Personenverzeichnis seiner Schrift “<strong>Die</strong> Freimaurer”. Darin zitiert<br />

Lennhoff das “Journal für Freimauer” aus dem Jahre 1784. Darin wurde berichtet, daß in der Burg des<br />

Grafen Hodwitz “Loge gehalten wurde”. Lennhoff schreibt:<br />

“Der ´Bauhütte` (Loge) gehörten zumeist Angehörige des höchsten Adels an; die Logenlisten verzeich<br />

neten den Prinzen von Hessen-Rheinfels ... Zinzendorf, also lauter Herren, die bei Hofe ein- <strong>und</strong><br />

auszugehen pflegten”.<br />

Mit diesem sehr knappen Bericht soll eigentlich nur gezeigt werden, daß das freimaurerische Wesen selbst<br />

auf christlich engagierte Personen Einfluß hat. Der Kardinalgedanke der Darlegung ist auf gar keinen Fall<br />

Zinzendorf als einen Freimaurer “aufzubauen”, sondern vielmehr zu zeigen, wie groß der Ein fluß <strong>und</strong> die<br />

Anziehungskraft des geistig-mystischen Logenlebens auch auf christliche Männer gehabt hat. Daß bei<br />

Zinzendorf gewisse weltanschauliche Tendenzen vorhanden waren, zeigt der Auszug aus den Statuten von<br />

Herrnhut. Zitat:<br />

“Herrnhut ... soll in beständiger Liebe mit allen Brüdern <strong>und</strong> Kindern Gottes in allen Religionen stehen, kein<br />

Beurteilen, Zanken oder etwas Ungebührliches gegen Andersgesinnte vornehmen, wohl aber sich selbst ...<br />

<strong>und</strong> die Gnade unter sich zu bewahren suchen”.<br />

Kann es in allen Religionen Kinder Gottes geben? <strong>Die</strong>se Auffassung wird heute gerne vertreten, um damit<br />

den ökumenischen Gedanken mehr <strong>und</strong> mehr zu realisieren.<br />

Zum Beispiel in den Aktionen von ProChrist <strong>und</strong> den Bestrebungen der Evangelischen Allianz, die<br />

Zusammenarbeit möglichst aller Denominationen zu bewerkstelligen. <strong>Die</strong> Statuten offenbaren durchaus<br />

ökumenisches Verständnis. Sie weisen auf ein “universales” Denken hin, ähnlich dem Weltbürgerdenken<br />

Wesleys.<br />

Henri Dunant (1828-1910)<br />

Als 1847 in Genf die Schweizerische Evangelische Allianz gegründet wurde, berief man Henri Dunant in die<br />

Stellung des Sekretärs. Dunant war Freimaurer <strong>und</strong> Begründer des Internationalen Roten Kreuzes. Das<br />

Intern. Freimaurer Lexikon würdigt seine humanitäre Leistung als die eines verdienten Freimaurers. Es muß<br />

erwähnt werden, daß freimaurerische Humanität <strong>und</strong> Toleranz prinzipiell nicht mit christlicher Motivation<br />

gleichzusetzen ist. Das Wesen freimaurerischer Humanität ist an anderer Stelle beschrieben. Als<br />

Freimaurer wußte Dunant um das Wesen der Mystik, der Symbolik <strong>und</strong> des Rituals. Unsere Frage ist – ohne<br />

das Verdienst H. Dunants zu schmälern – wie kam dieser Mann aus dem evangelikalen Hintergr<strong>und</strong> in die<br />

Bruderkette der Loge?<br />

Prof. Dr. Daniel Schenkel<br />

Daniel Schenkel war Freimaurer. Auf der Berliner Allianz-Konferenz im Jahr 1857 in Berlin, war er der<br />

Lieblingsredner. Er tat sich besonders hervor durch die pathetischen Proklamationen einer Religion, die nur<br />

dem freien, richtunggebenden Gewissen folgen sollte. Das war freimaurerisch gedacht.<br />

Damit widersprach er den 9 Punkten der Londoner Allianz-Konferenz. <strong>Die</strong> Lutheraner Dr. Stahl <strong>und</strong> Prof.<br />

Hengstenberg <strong>und</strong> manch andere wußten sehr wohl wer Schenkel war <strong>und</strong> hatten deswegen Berlin<br />

während der Konferenz aus Protest verlassen. Schenkel wandte sich etwa um das Jahr 1858 von der<br />

Erweckungsbewegung ab <strong>und</strong> gründete mit dem Freimaurer, Prof. C. Bluntschli, den “Protestantenverein”.<br />

Nun konnten auch von hier aus ideologische Impulse in das christliche Lager erfolgen.<br />

Lord Shaftesbury, Anthony Ashley Cooper<br />

Lord Shaftesbury (1801-1885) englischer Staatsmann, war an vielen philantropischen <strong>und</strong> christlichen<br />

Einrichtungen beteiligt. So auch an der CVJM/YMCA-Gründung. Lord Shaftesbury war Freimaurer <strong>und</strong><br />

Mitglied der Apollo University Lodge 357 in Oxford. Durch ihn kam zweifellos der freimaurerische Weltgeist


der Verbrüderung <strong>und</strong> das Toleranzdenken in den CVJM.<br />

Thomas Chalmers<br />

Thomas Chalmers war mehr oder weniger der Initiator zur Bildung der Evangelischen Allianz in England, er<br />

war Freimaurer. <strong>Die</strong> bisher erwähnten Personen, sind gesegnete Väter christlicher Mission gewesen. Ihr<br />

Verdienst soll auf keinen Fall durch die Darlegungen abgewertet werden. Wer das darin sehen will, hat den<br />

Sinn dieser Publikation noch nicht verstanden.<br />

Um nochmals zu betonen: <strong>Die</strong> Kurzbiographien sollten lediglich deutlich machen, wie gefährlich der Einfluß<br />

aus dem “Bereich des blauen Schattens” selbst für erfahrene, christliche Personen ist. <strong>Die</strong>ser Geist ist nun<br />

einmal nicht der Geist von Gott, sondern er ist von unten.<br />

Baptisten als Freimaurer<br />

<strong>Die</strong> idea-Nr.42/93 - 7. April bestätigt genau, wie oben erwähnt, den geistigen Einfluß des Freimaurertums<br />

auch heute auf das christliche Lager. Wissentlich oder unwissentlich, egal, Evangelikale bekennen sich<br />

offen zum Freimaurertum.<br />

Zitat: “Keine Bedenken gegen Mitgliedschaft in Freimaurer-Logen. Von 15,2 Millionen Südlichen Baptisten<br />

sind 1,3 Millionen Freimaurer”. In der größten protestantischen Kirche der USA, den südlichen Baptisten,<br />

gibt es keine gr<strong>und</strong>sätzlichen Bedenken gegen die Mitgliedschaft in einer Freimaurerloge. In einer jetzt<br />

vorgestellten Studie der Heimatmission der 15,2 Millionen Mitglieder zählenden Kirche heißt es, daß die<br />

Logenzugehörigkeit eine rein “persönliche Entscheidung” ist.<br />

An dieser Stelle scheint es sinnvoll, die Haltung <strong>und</strong> zugleich öffentliche Stellungnahme der Schweizer<br />

Evan gelischen Allianz gegenüber dem Freimaurertum aufzuzeigen.<br />

Zweifellos war es ein sehr positiver, löblicher Akt der Schweizer Evangelischen Allianz, zumindest verbal<br />

die Distanzierung vom Freimaurertum zu veröffentlichen. <strong>Die</strong> Stellungnahme des Zentralvorstandes der<br />

Allianz erschien in idea-Spektrum 28/29/1999, unter der Überschrift “Evangelikale gegen Freimaurer”. Der<br />

Vorstand hat sich repräsentativ für die Allianz im Gebet “von allen Machenschaften <strong>und</strong> Verbindungen zur<br />

Freimaurerei losgesagt. Der Wortlaut des Gebets:<br />

“Wir tun Buße <strong>und</strong> stellen uns unter die Schuld unserer Vorgänger ... Wir brechen im Namen Jesus Christus<br />

den Fluch des Freimaurertums über der Evangelischen Allianz Bewegung.”<br />

Das Bekenntnis wurde von den 8 Gliedern des Zentralvorstandes unterschrieben. Zweifellos ein Akt guten<br />

Willens. Damit ist jedoch das Gr<strong>und</strong>problem <strong>und</strong> der “Bann” noch nicht gebrochen. Ein verbales<br />

Pauschalbekenntnis vermag dem bereits in das evangelikale Lager eingedrungenen, freimaurerischen<br />

Geist, keinen Einhalt zu gebieten. Das evangelikale Lager ist davon bereits bis an seine Wurzeln verdorben.<br />

Wir können den HERRN nur dringend bitten, seine Gemeinde von den luziferischen Prinzipien<br />

freimaurerischer Ideologie, dem verderblichen Pluralismus <strong>und</strong> Pragmatismus zu befreien.<br />

Zu der schweizerischen Stellungnahme nimmt die Deutsche Evangelische Allianz mit ganzen 10 Zeilen<br />

Stellung. Der lapidare Satz des Vorstandes der Deutschen Evangelischen Allianz: “...man nehme dem<br />

Jesuitenorden die Erklärung ab, daß Freimaurer in Sünde leben <strong>und</strong> daher ein gläubiger Katholik kein<br />

Freimaurer sein könne”, zeugt von einer erschreckenden Sachunkenntnis.<br />

Anstoss zur Allianzgründung<br />

Vom 1.-3. Oktober 1845 luden die drei Professoren Thomas Chalmers, Robert Balmer, Andrew Symington<br />

<strong>und</strong> die beiden Pastoren Dr. David King <strong>und</strong> John A. James zu einer vorbereitenden Konferenz nach<br />

Liverpool eine Reihe Kirchen ein.<br />

Der Anstoß zu dieser Versammlung kam von Thomas Chalmers. Seine Intention war, eine möglichst große<br />

Versammlung evangelischer Christen zusammen zu bringen, um die Kräfte eines erleuchteten<br />

Protestantismus als Front gegen die Übergriffe des Papsttums zu bilden. <strong>Die</strong> geistigen Impulse zu seiner<br />

Haltung gegenüber den Katholischen hätten durchaus ihre Wurzeln in der Französischen Revolution 1789<br />

haben können, bei der zum Kampf gegen die römisch-katholische Kirche aufgerufen worden war. Chalmers


war eben nicht nur Theologe, sondern auch Freimaurer. Von daher wäre seine Haltung gegenüber der<br />

römisch- katholischen Kirche durchaus verständlich. <strong>Die</strong> damaligen Teilnehmer der vorbereitenden<br />

Gründungskonferenz waren über die Kampfstellung gegenüber dem Katholizismus zunächst nicht sehr<br />

begeistert. Trotzdem sparte man später in London nicht mit harten Angriffen gegen die katholische Kirche,<br />

die man “Mutter der Greuel” nannte <strong>und</strong> erklärte: “<strong>Die</strong> Allianz hätte die Aufgabe, Personen, die noch in der<br />

Unfreiheit des Katholizismus lebten, in die Freiheit des Evangeliums zu führen”.<br />

<strong>Die</strong>se Auffassung gegenüber der römisch-katholischen Kirche hat sich total verändert. Bei Robert Balmer,<br />

einem der Allianzväter, klang bereits im Juli 1843, bei der 200-Jahr Gedenkfeier zum Westminster-Be<br />

kenntnis, das Thema “Einheit unter den Christen” an. Am Ende der Gedenkfeier wurde ein formeller Antrag<br />

zur engeren Zusammenarbeit zwecks Gründung einer Allianz eingebracht. Das Ziel des dafür gebildeten<br />

Komitees unter dem Vorsitz des Freimaurers T. Chalmers, lautete: “Zusammenarbeit ohne Zusammen<br />

schluß”. Aus unbekannten Gründen hat sich Chalmers an späteren Konferenzen nicht mehr beteiligt. Dabei<br />

könnten persönliche Gründe mitgespielt haben. Denn beinahe resignierend klingen die an die Allianz<br />

gerichteten Worte, daß man sich darüber klar werden müsse, ob man noch eine antirömische Vereinigung<br />

sein wolle. – <strong>Die</strong> Gründungsidee der Evangelischen Allianz geht unbestritten auf die Initiative des<br />

Freimaurers Thomas Chalmers zurück. Er war unter der Mitglieds-Nr.101, in der “Großen Loge von<br />

Schottland” in Forfarshire eingetragen.<br />

Gründungskonferenz im “Bereich des Blauen Schattens”<br />

<strong>Die</strong> EA wurde am 19. Aug. 1846 in London im größten Freimaurer Tempel der Stadt, der Freemason´s Hall,<br />

gegründet. <strong>Die</strong>s beschreibt Karl Heinz Voigt in seinem Buch über die Evangelische Allianz. <strong>Die</strong> Sitzungen<br />

der Londoner Allianz fanden über lange Jahre in derselben Loge statt. <strong>Die</strong>s berichtet Erich Beyreuther in<br />

seiner Arbeit über den Werdegang der Ev. Allianz.<br />

H. Hauzenberger schreibt: Man kann sich die sicher berechtigte Frage stellen, ob diese anderen<br />

Mitbenutzer der ,,Hall,” doch nicht ebenso der Freimaurerei nahestehende Organisationen <strong>und</strong> Vereine<br />

waren <strong>und</strong> sind. <strong>Die</strong>ser Schluß liegt nahe. Ist doch Großbritannien ein Land, das eine sehr hohe Zahl an<br />

Freimaurerlogen <strong>und</strong> Logenmitgliedern besitzt. – ,,Beschuldigungen der angedeuteten Art blieben nicht aus,<br />

besonders die im Blick auf die in Berlin geplante weltweite Allianzkonferenz von 1857.”<br />

Natürlich war die Benutzung des Freimaurersaales, der ,,Masonic Hall”, nicht unbedingt ein Indiz für eine<br />

Verbindung zum Freimaurertum. Das muß aber nicht heißen, daß zwischen der Allianz <strong>und</strong> Freimaurern<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich keine Verbindungen bestanden hätten. Es bestanden Kontakte. Hans Hauzenberger bemerkt<br />

dazu in seiner Schrift: <strong>Die</strong> Nähe zur FM wird natürlich von offiziellen Stellen der Allianz heruntergespielt <strong>und</strong><br />

abgestritten, viele (religiöse) Vereine hätten schließlich in dieser ,,Masonic Hall” ihre Ta gungen abgehalten,<br />

weil diese eben die einzige Halle mit einer entsprechenden Größe war.<br />

Im Internationalen Freimaurer Lexikon unter dem Stichwort Hall ist dazu zu lesen:,,Man bezeichnet im<br />

heutigen angelsächsischem Sprachgebrauch als Masonic Hall ein Gebäude, das ausschließlich<br />

freimaurerischen Zwecken dient, während als Masonic Building Gebäude bezeichnet werden, die auch an<br />

profane Betriebe <strong>und</strong> andere mehr, Räume abgeben.”<br />

Der Vorschlag, Berlin als Konferenzort zu wählen, ging von König Friedrich Wilhelm IV. aus, einem Glied<br />

des Hauses Hohenzollern, das eine Art Schirmherrschaft über das Freimaurertum in Preußen ausübte. E.<br />

Beyreuther schrieb selbst, daß sich unter den Konferenzbesuchern eine Reihe namhafter Berliner<br />

Freimaurer befand. In “Der Weg der Evangelischen Allianz in Deutschland” heißt es hierzu: “<strong>Die</strong> vielen,<br />

christlich bewährten Männer, namentlich unter den Angelsachsen, welche die Versammlung besuchten,<br />

besaßen zumindest keine Ahnung von der Beschaffenheit des Terrains, auf dem sie in Berlin standen”.<br />

“Man hatte herausgef<strong>und</strong>en, daß sich unter den Konferenzteilnehmern eine Reihe namhafter Berliner<br />

Freimaurer befanden”.<br />

Das konnte spätestens an den Ausführungen des Lieblingsredners der Konferenz, Prof. Dr. Schenkel<br />

erkannt werden. Schenkel vertrat selbst im Konferenzprogramm die freimaurerische Anschauung in der<br />

empfohlen wird, nur dem richtunggebenden Gewissen zu folgen. Das war freimaurerische Philosophie pur.<br />

Man kann also nicht sagen, daß es keine Verbindung zum Freimaurertum gegeben hätte. Wie groß<br />

Schenkels geistiger Einfluß auf die Allianz war, kann nicht ohne weiteres gesagt werden.


Den Höhepunkt der Berliner Konferenz bildete der Empfang der 800 Konferenzteilnehmer am 11. Sept.<br />

1857. durch den Freimaurer Kaiser Wilhelm I. in Schloß Sanssouci. –<br />

Verständlicher Weise gab es, wie schon erwähnt, seitens bekenntnistreuer Lutheraner gegen die Konferenz<br />

heftige Reaktionen. Aufgr<strong>und</strong> dessen, was in Berlin ablief, äußerte der Freimaurer Lord Shaftesbury in<br />

London, Mitbegründer des CVJM, die Berliner Allianz- Konferenz sei eine “Epoche der Weltgeschichte”<br />

gewesen. Das war zwar überzogen, zeigt aber die Einschätzung der Konferenz von freimaurerischer Seite<br />

her.<br />

Wohl wissend um die Zusammenhänge der Berliner Konferenz <strong>und</strong> der künftigen Evangelischen Allianz,<br />

betrachtete z.B. Joh. Heinrich Wichern die Entwicklung skeptisch. Er besuchte weder die Konferenz, noch<br />

wollte er seine “Innere Mission" ins Schlepp tau einer unklaren internationalen Bewegung nehmen lassen.<br />

Wicherns Mißtrauen war berechtigt, wenn man die gegenwärtige Haltung, die Bemühungen der<br />

Evangelischen Allianz mit der Katholischen Kirche betrachtet. An dieser Stelle wäre zu fragen, wie es<br />

überhaupt möglich ist, daß verantwortliche Männer der Evangelischen Allianz, eine Zusammenarbeit<br />

zwischen der evangelikalen Mission “AD 2000” <strong>und</strong> der katholischen “Evangelisation 2000” – die unter dem<br />

Segen Papst Johannes Paul II. <strong>und</strong> der Oberaufsicht des Freimaurers Agostini Casaroli steht, verantworten<br />

können?<br />

Engen Kontakt mit Rom pflegte allerdings bereits Billy Graham, besonders über die Aktionen ProChrist. Bill<br />

Bright, der Begründer von Campus für Christus, ging so weit, daß er mit einer Reihe anderer Evangelikaler<br />

eine Resolution zur Verbrüderung zwischen Evangelikalen <strong>und</strong> Katholiken unterzeichnete. <strong>Die</strong>ses<br />

beschämende Bekenntnis lautete:<br />

“Wir bekennen gemeinsam, Evangelikale <strong>und</strong> Katholiken, unsere Sünde gegen die Einheit, die Christus für<br />

alle seine Jünger beabsichtigt” ... weiter heißt es darin: “Evangelikale <strong>und</strong> Katholiken sind Brüder <strong>und</strong><br />

Schwestern in Christus”.<br />

Hierin reflektiert unmißverständlich ein Hauptanliegen des Freimaurertums, das Zusammenrücken aller<br />

Religionen, das bekanntlich auch von Papst Johannes Paul II. angestrebt wird.<br />

Eine veränderte Allianz-Botschaft<br />

Von ihrer Gründung, vor etwa 150 Jahren bis jetzt, vollzog die Evangelische Allianz ein Wende um 180 Grad.<br />

In den <strong>Die</strong>nstanweisungen des Allianzvorstandes zum Jahreswechsel 1958/59, hieß es noch klar <strong>und</strong><br />

deutlich:<br />

“Unsere Allianz hat einen Wächterdienst... Wir müssen kämpfen gegen die gefährliche Vermischung von<br />

Christentum, Humanismus, Idealismus <strong>und</strong> Sozialismus”. Oder: “Wir müssen auch klar Front machen<br />

gegen alle unbiblischen Schwarmbewegungen, durch die leitende Menschen ungöttlich verehrt werden <strong>und</strong><br />

die Rangordnung der biblischen Gnadengabe verkehrt wird”.<br />

Das waren deutliche Akzente. Heute stehen die “Allianzwächter” auf der entgegengesetzten Seite. In der<br />

ungekürzten Meldung der Delegiertenkonferenz in Bad Blankenburg 1992 hieß es zum Beispiel:<br />

“<strong>Die</strong> Deutsche E.A. sollte sich stärker für pfingstkirchliche charismatische <strong>und</strong> katholische Christen öffnen.<br />

Besonders “das Jahr mit der Bibel” habe gezeigt, daß die Zusammenarbeit mit katholischen Christen<br />

hoffnungsvoll sei”... <strong>und</strong> weiter: “Der Generalsekretär der Evangelischen Allianz berichtet von guten<br />

Erfahrungen mit Pfingst lern <strong>und</strong> Charismatikern in einzelnen örtlichen Allianzen. Auch Katholiken können<br />

bei der evangelikalen Samm lungsbewegung mitmachen”.<br />

Das war absolute Kurskorrektur in Richtung Rom <strong>und</strong> Ökumene. – <strong>Die</strong> große Verführung hat begonnen, wie<br />

das auch bei Evangelisationen Billy Grahams zu beobachten war. Jene Personen, die eine “Entscheidung<br />

für Christus” getroffen hatten, wurden in das römisch-katholische Kirchensystem zurückverwiesen. <strong>Die</strong>ses<br />

Verhalten Grahams hatte natürlich Einfluß auf die Haltung der Evangelischen Allianz gegenüber Rom, das<br />

sich in der intensiven Zusammenarbeit zwischen ProChrist <strong>und</strong> der katholischen Kirche zeigt.<br />

Der Leser mag einen Moment lang innehalten <strong>und</strong> überlegen: Was war der Anlaß <strong>und</strong> die ursprüngliche<br />

Idee zur Gründung der Evangelischen Allianz? Wo steht sie heute?<br />

Hierzu die idea-Meldung zu einem R<strong>und</strong>schreiben des württembergischen Oberkirchenrats: “<strong>Die</strong> vor 150


Jahren von England ausgegangene Bewegung der Evangelische Allianz zeigt an vielen Orten<br />

“integrierende Kraft” ... Dort gäbe es ein gutes Miteinander von landeskirchlichen Gemeinschaften,<br />

pietistischen Gemeinschaften, evangelikalen Freikirchen <strong>und</strong> teilweise auch mit<br />

pfingstlerisch-charismatischen Gemeinden. Das sei ein hoffnungsvolles Zeichen, daß in die Alli anzarbeit<br />

auch nicht- evangelikale Christen, so wie Katholiken einbezogen würden”.<br />

In diesem Zusammenhang lassen die Worte des Sekretärs der deutschen Pfingstgemeinden aufhorchen,<br />

der die Vereinbarungen zwischen Pfingstlern <strong>und</strong> der Deutschen Evangelischen Allianz als ein<br />

Jahrh<strong>und</strong>ertereignis bezeichnete. <strong>Die</strong>sem Ereignis gingen, wie es in der Verlautbarung heißt, jahrelange,<br />

geheime Verhandlungen voraus, um nicht öffentlich unter Druck (!) zu geraten. In der gemeinsamen<br />

Erklärung bekennen beide Seiten BFP (B<strong>und</strong> freikirchlicher Pfingstgemeinden) DEA (Evangelische Allianz),<br />

in Zukunft enger zusammen arbeiten zu wollen.<br />

Der B<strong>und</strong> Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) erklärte dazu, daß unter schied liche Lehrmeinungen <strong>und</strong><br />

strittige Punkte wie Geistestaufe, Zungenrede, Krankenheilung prophetischer <strong>Die</strong>nst etc. während einer<br />

Zusammenarbeit mit der Evangelischen Allianz, zurückgestellt würden, so daß beide Seiten damit leben<br />

könnten. Das ist Relativismus <strong>und</strong> Pluralismus pur.<br />

Evangelische Allianz <strong>und</strong> Ökumene<br />

<strong>Die</strong> Evangelische Allianz ist direkt <strong>und</strong> indirekt durch die Christenbünde- <strong>und</strong> gruppierungen, die in ihr<br />

vertreten sind <strong>und</strong> einen Mitglieds- oder Gaststatus in der ACK (Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen)<br />

haben, mit der Ökumene verb<strong>und</strong>en. <strong>Die</strong> ACK ist ein direktes Bindeglied zur Ökumene, jedoch<br />

organisatorisch nicht an sie geb<strong>und</strong>en.<br />

Christen wissen: “<strong>Die</strong> Einheit der Gemeinde Jesu ist keine organisatorische, sondern eine organische, ... so<br />

sollen <strong>und</strong> wollen auch wir der Versuchung widerstehen, durch den Mißbrauch des Wortes Jesu, “auf dass<br />

alle eins sein”, uns in eine falsche Einheitsfront einzuordnen <strong>und</strong> einer falschen Einheit verpflichten zu<br />

lassen”.<br />

Dagegen steht die verführerische Empfehlung des evangelikalen Theologen John Stott, Berater des<br />

Weltkirchenrates. Er verkündete 1977 auf der NEAC-Konferenz in Nottingham:<br />

“<strong>Die</strong> sichtbare Einheit aller bekennenden Christen sollte unser Ziel sein ... <strong>und</strong> Evangelikale sollten sich<br />

anderen in der Church of England anschließen, um mit ihnen auf die volle Gemeinschaft mit der<br />

römisch-katholischen Kirche hinzuarbeiten”.<br />

Auch die Deutsche Evangelische Allianz versucht in neuerer Zeit eine Sammlungsbewegung aufzubauen,<br />

in der die gesamte evangelikale Bewegung in Deutschland “repräsentativ” vertreten sein soll. Man spricht<br />

dabei von “Einheit der Gemeinde Jesu”, gleichzeitig aber von einer Zusammenarbeit mit Adventisten,<br />

charismatischen Bewegungen <strong>und</strong> katholischen Christen. In einer idea-Doku men tation unter<br />

“Gemeinschaft mit Adventisten, der Charismatischen Bewegung <strong>und</strong> katholischen Christen”, erklärt die<br />

Evangelische Allianz: “Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) definiert sich als “Gemeinschaft von<br />

Kirchen”, dagegen beschreibt sich die Evangelische Allianz als “B<strong>und</strong> Christusgläubiger aus verschiedenen<br />

Kirchen.”<br />

Wenn man den Inhalt des Einladungsschreibens zur Allianz-Gründungskonferenz in Liverpool 1845 liest, in<br />

dem ausdrücklich betont wurde, eine “große Versammlung evangelischer Christen sein zu wollen, um die<br />

Kräfte eines erleuchtenden Protestantismus gegen die Übergriffe des Papsttums <strong>und</strong> Puseyismus* zu<br />

vereinen”, dann kann man nur staunen, wie weit die Evangelische Allianz ihr Ziel aus den Augen verloren<br />

hat, indem sie selbst die Verbindungen zur römisch- katholische Kirche ausbaut. (Pusey, Edward,<br />

anglikanischer Theologe, vertrat eine katholisierende Richtung innerhalb der anglikanischen Kirche, wirkte<br />

für die Einigung der Konfessionen.)<br />

Etwaige Hindernisse <strong>und</strong> Trennungen zwischen den Denominationen, glaubt die Evangelische Allianz<br />

mittels ihrer “Glaubens Basis”, zur Seite schieben zu können. Dazu idea-Dokumentation 22/94 mit dem<br />

Artikel:<br />

“Wohin geht die Evangelische Allianz”? Zitat:


“<strong>Die</strong> Glaubensbasis spricht von der gemeinsamen Gr<strong>und</strong>lage, auf die es dabei ankommt. Das hilft uns bei<br />

den Begegnungen mit Adventisten, Charismatikern <strong>und</strong> katholischen Christen. Auf dieser Basis können wir<br />

mit allen wiedergeborenen Christen Gemeinschaft haben, selbst wenn wir ihrer Ekklesiologie (Lehre von<br />

der Gemeinde) oder der Pneumatologie (Lehre vom Heiligen Geist) nicht zustimmen. Es gibt keinen Gr<strong>und</strong>,<br />

einem Menschen geistliche Ge meinschaft zu verweigern, welcher der Glaubensbasis der Evangelischen<br />

Allianz zustimmt, welcher Kir che er auch immer angehört”.<br />

Das heißt im Klartext: Wer der Glaubensbasis der Allianz zustimmen kann <strong>und</strong> seine denominationelle<br />

Identität vorübergehend aufzugeben bereit ist, darf mitmachen. Ihm wird eben gleicherweise<br />

“vorübergehend” geistliche Gemeinschaft zugesichert. Das entspricht durchaus freimaurerischer<br />

Gepflogenheit. Denn auch im Freimaurertum, muß ein “Christ”(!), wenn er ein Logenmitglied wird, seine<br />

“christliche Identität”(!) “an der Garderobe abgeben”. Er muß sich dem freimaurerischen Pluralismus<br />

beugen.<br />

In der Allianz-Dokumentation ist noch ein besonderer Vorbehalt eingebaut: “Bei offiziellen gemeinsamen<br />

Veranstaltungen <strong>und</strong> Aktionen brauchen wir allerdings eine größere Übereinkunft. Schon lange ist es bei<br />

Allianzveran staltungen selbstverständlich, das Gemeinsame in den Vordergr<strong>und</strong> zu rücken <strong>und</strong> das<br />

Trennende zu rückzustellen”.<br />

Das ist frommer Selbstbetrug. Trennendes vorübergehend zur Seite zu stel len, heißt “Iden titätsverlust auf<br />

Zeit”, um vorübergehend “Einheit” zu demonstrieren. “Schließlich ... (so sagt ein führendes Allianzglied) hat<br />

jede Denomination ihr Sondergut, das sie nicht mit anderen teilt. Wer Zu sammenarbeit will, muß bereit sein,<br />

in der gemein samen Arbeit darauf zu verzichten. Zwischen Lan des- <strong>und</strong> Freikirchlern gilt das z.B. für die<br />

Tauf frage” (...) <strong>und</strong> fährt fort: “Wer an bestimmten Gebetshaltungen, Liedern, Vokabeln, Zwischenrufen <strong>und</strong><br />

außergewöhnlichen Phänome nen ablesen will, wie geistlich bzw. ungeistlich je mand ist, setzt die<br />

Zusammenarbeit aufs Spiel, oder macht sie unmöglich”.<br />

Kann man hier von “Identitätskrisen” sprechen?<br />

Identitätsverlust auf höchster Ebene<br />

<strong>Die</strong> gegenwärtige Haltung der Weltweiten- Evangelischen-Allianz (WEF) <strong>und</strong> auch der Deutschen<br />

Evangelischen Allianz (DEA), deuten auf einen beachtlichen Identitätsverlust hin. Wieso? <strong>Die</strong> Weltweite<br />

Evangelische Allianz wurde bereits in die “blauen Gewässer der Vereinten Nation” hineingezogen, indem<br />

man ihr den Status einer Menschenrechtsorganisation verlieh. <strong>Die</strong> freimaurerische Menschenrechts-<br />

Philosophie ist die Wurzel der “Menschenrechtsdeklaration”. Menschenrechtsdeklaration ist eine<br />

freimaurerische Errungenschaft nach der französischen Revolution 1789. Sie ist in der Präambel der<br />

Vereinten Nationen verankert.]<br />

<strong>Die</strong> DEA (Deutsche Evangelische Allianz) will der Errungenschaft der WEF nicht nachstehen. Und so begibt<br />

sie sich ebenfalls in die “blauen” Gewässer. Wie? Indem sie beratend dazu beiträgt, daß Europa eine “blaue<br />

Seele” bekommt. Wie sieht das praktisch aus? TOPIC schreibt: Das “moderne Europa” soll eine “neue<br />

Seele” bekommen. Der ehemalige EU-Kommisionspräsident J. Santer äußerte vor der “Europäischen<br />

Kommission für Kirche <strong>und</strong> Gesellschaft” (EECCS) folgenden unerhörten Satz:<br />

“Europa ist nicht mehr das “christliche Europa”, von dem selbstverständlich in der Vergangenheit die Rede<br />

war.”<br />

Das heißt im Klartext: Das “Christliche Abendland” ist passè. Im Maastrichter Unions Vertrag hat man<br />

beispielsweise bereits auf die Nennung des Gottesnamens verzichtet. Das war ein entscheidender Akt zur<br />

Entchristlichung des Abendlandes, einer Teilerfüllung des freimaurerisch-luziferischen “Planes der<br />

Anonymen.”<br />

Zu der oben erwähnten “Europäische Ökumenische Kommission für Kirche <strong>und</strong> Gesellschaft” (EECCS)<br />

gehören etwa 60 Mitglieder von Kirchen reformatorischer Tradition aus 16 europäischen Staaten. Und nun –<br />

man höre <strong>und</strong> staune – in beratender Funktion wirkten dabei mit die Heilsarmee <strong>und</strong> die Evangelische<br />

Allianz. Von der Vollversammlung der EECCS erwartet man nun in Brüssel, daß alle Kirchen am Aufbau<br />

Europas mitarbeiten <strong>und</strong> die “Prinzipien der europäischen Einigung, wie Versöhnung, Frieden, Solidarität,<br />

Gerechtigkeit, Freiheit oder Menschenwürde in die Tat umsetzen”.<br />

Größter Nachdruck wird dabei auf Toleranz <strong>und</strong> Pluralität gelegt. Es bedarf keiner großen Überlegung um<br />

zu erkennen, daß auch hier der Wind aus dem freimaurerischen “Bereich des blauen Schattens” weht. <strong>Die</strong>


Deutsche Evangelische Allianz steht mitten drin. Wie sich mehr <strong>und</strong> mehr freimaurerische Prinzipien im<br />

christlichen Lager durchsetzen, zeigt sich in der Toleranzerklärung der “Osnabrücker Erklärung zum<br />

Religionsfrieden”. Darin heißt es: “Alle Religionen verstehen sich als Wege zum Heil der Menschen <strong>und</strong> der<br />

Menschheit ... wir wollen die Gemeinsamkeiten der Religionen erkennen <strong>und</strong> ihre Zusammenarbeit<br />

fördern”.<br />

Können sich in solchen Entscheidungsgremien wiedergeborene Christen einbringen ohne geistlich<br />

Schaden zu nehmen?<br />

In dem bisher Dargelegten ist immer wieder der “Plan” zu erkennen. Der Journalist D. Reed schreibt<br />

hierüber in seinem Buch “Der große Plan der Anonymen”, auf S.61, das Ziel des “Plans” ist die “Zerstörung<br />

des Christentum”.<br />

Man meint hier förmlich die Stimme des Freimaurers Voltaire zu vernehmen, der während der französischen<br />

Revolution ausrief: “Rottet sie aus, die Verruchte”! ... Gemeint war die römisch-katholische Kirche, als<br />

Repräsentantin des Christentums.<br />

Nicht als Institution wurde sie zerstört, aber ihre “schwarze Seele” wurde gegen eine “blaue” ausgetauscht.<br />

Wer sich etwas mit dem Vatikanum II <strong>und</strong> der Konzilsschrift Papst Paul VI. “Dignitatis humanae”<br />

auseinandergesetzt hat, erkennt darin freimaurerische Philosophie. <strong>Die</strong> römisch-katholische Kirche<br />

schwenkte während <strong>und</strong> nach dem Konzil bewußt auf “blauen Kurs”. Es ist unübersehbar, der “Bereich des<br />

blauen Schattens” hat sich in beklemmender Weise über die gesamte christliche Landschaft ausgedehnt<br />

<strong>und</strong> den Auflösungs- oder Abfallprozeß weitgehendst vorangetrieben.<br />

<strong>Die</strong> Evangelische Allianz im Zwielicht des “Dialogs”.<br />

<strong>Die</strong> Lausanner-Bewegung, deutscher Zweig, plant in Verbindung mit der Evangelischen Allianz einen<br />

offenen Brief an alle evangelikalen Gemeinden zu senden, mit der Aufforderung die “Evangelikalen<br />

Gemeinden sollen in einen christlich-islamischen Dialog eintreten”. <strong>Die</strong> Bibel ermuntert nirgends zu einem<br />

Dialog mit Fremdreligionen. Der Dialog ist nicht nur pluralistisch, sondern er relativiert die absolute Wahrheit,<br />

die Botschaft der Bibel. Im Dialog gibt es kein Bekenntnis zur absoluten Souveränität des christlichen<br />

Gottes als den alleinigen <strong>und</strong> einzigen HERRN <strong>und</strong> Schöpfer aller Dinge. Hier gilt das Postulat: Alle<br />

Religionen sind Wege zum Heil des Menschen. Der Impuls zu der Aktion kam aus dem evangelikalen<br />

Bereich, aus der Lausanner-Konsultation, einer speziellen Arbeitsgruppe hochrangiger Vertreter aus<br />

Kirchen <strong>und</strong> Freikirchen. So beteiligt sich auch hierin die Deutsche Evangelische Allianz an der Verbreitung<br />

der Weltversöhnungsidee des Freimaurertums.<br />

Evangelische Allianz <strong>und</strong> “christliche Einheit”.<br />

In “idea-Spektrum” vom 3. März 1999, stellt Hartmut Steeb, der Generalsekretär der Deutschen<br />

Evangelischen Allianz, unter dem Titel:<br />

“LIEBER LESER”, mit einem leichten Anflug von Sarkasmus die Frage:<br />

“Wieviel Einheit dürfen sich Evangelikale erlauben, ohne in den Verdacht zu geraten, das Evangelium von<br />

Jesus <strong>und</strong> das reformatorische Erbe zu verraten?”<br />

Was war Anlaß zu dieser Frage?<br />

In der Bekenntnisbewegung “Kein anderes Evangelium” so sagte man, gäbe es offenbar eine starke<br />

Strömung die behaupte, daß die Leitung der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) einen falschen Weg<br />

eingeschlagen habe, indem sie mit Pfingstlern <strong>und</strong> Mitgliedern der katholischen Kirche, z.B. bei “ProChrist”<br />

oder “Gemeinde Ferien Festival” u.ä. Veranstaltungen, zusammen arbeite.<br />

Der Generalsekretär der DEA fragt: “Ist diese Zusammenarbeit tatsächlich unbiblisch?” <strong>und</strong> antwortet<br />

darauf selbst: “Für alle Christen ist alleiniger Maßstab für Lehre <strong>und</strong> Leben die Bibel”. Was sagt sie zur<br />

Einheit der Christen untereinander? Das Entscheidende dazu hat Christus selbst erklärt (Johannes<br />

Evangelium, Kapitel 17). Jesus hat mit seinem Vater im Gebet gerungen, daß seine Jünger einig werden.<br />

Es liegt also nicht in unserem Belieben, wie wir mit anderen Christen umgehen. Einheit ist vielmehr<br />

“Pflichtprogramm” in der Gemeinde des Jesus Christus nicht nur “Kür”. Nach den Worten Jesu ist das<br />

entscheidende Kriterium für Einheit, daß jemand Gottes Willen tut (Matth.12,49) <strong>und</strong> sich zu Jesus Christus<br />

als Herrn bekennt. (1.Kor. 12,3).<br />

Sonst haben Christus <strong>und</strong> seine Apostel keine Grenzen gezogen. Mit dem also, der diese Bedingungen<br />

erfüllt, ist Einheit bzw. Zusammenarbeit möglich. Im Vergleich dazu ist es zweitrangig, welcher Kirche einer<br />

angehört! Denn die Institution Kirche – in welcher Gestalt auch immer – ist nicht deckungsgleich mit der


christlichen Gemeinde. Aber in allen Kirchen sind Menschen, die ganz zu Jesus <strong>und</strong> darum auch ganz zu<br />

seiner Gemeinde gehören...<br />

Und warum ist Christus die Einheit so wichtig? Allein deshalb, damit “die Welt glaube”. Wer spaltet, fördert<br />

den Unglauben.”<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich benötigt dieser Kommentar ein ausführliches Korrektiv. In dem Kommentar kommt die<br />

gesamte Denkstruktur der Deutschen Evangelischen Allianz zum Ausdruck. H. Steeb fragt in seinem<br />

Kommentar, was die Bibel über “Einheit der Christen untereinander bei Zusammenarbeit” sagt <strong>und</strong><br />

verbindet den Begriff “einig sein” mit (Joh.17,21) <strong>Die</strong>ser Text spricht weder von “einig sein noch von einig<br />

werden”, sondern sagt: “Damit sie alle eins (nicht einig seien, wie du, Vater in mir <strong>und</strong> ich in dir, daß auch sie<br />

in uns eins seien, damit die Welt glaube, daß du mich gesandt hast”. Das ist “wesenhaftes, organisches<br />

Einssein” <strong>und</strong> hat mit “organisierter Einheit” nichts zu tun. Natürlich sollen nach Jesu Worten auch jene<br />

Personen “wesenhaft eins werden” die durch das Wort seiner Jünger an ihn glauben. Auf keinen Fall<br />

bezieht sich das “einssein” des Johannestextes auf eine “organisierte, denominationelle Einheit”, von der<br />

leider immer wieder gesprochen wird. Auf diese Weise wird der “Leib Christi” erneut mit “Sauerteig”<br />

durchdrungen.<br />

Zu dem Problemtext schreibt Heinrich Jochums in seiner Schrift “Gemeinde Jesu – Allianz – Oekumene”<br />

folgendes:<br />

“Von der Einheit der Gemeinde Jesu in ihrer Mannigfaltigkeit zu reden ist blasphemisch, gotteslästerlich”<br />

<strong>und</strong> fährt fort: “Auf keinen Fall dürfen wir uns damit zufrieden geben, daß wir eine schöne Allianz haben, um<br />

dann jeder seinen eigenen Weg zu gehen <strong>und</strong> im Gr<strong>und</strong>e dann doch wesentlich für seine Kirche, für seine<br />

Gemeinde, für seine Gemeinschaft, für seinen Kreis zu arbeiten <strong>und</strong> zu leben <strong>und</strong> die Trennungen <strong>und</strong><br />

Spaltungen damit zu bestätigen <strong>und</strong> weiter zu fördern”.<br />

Jochums ergänzt: “Auf daß alle eins sein” (Joh. 17,21) ... wird heute dermaßen mißbraucht, daß der wahre<br />

Sinn des Wortes kaum noch erkannt wird”.<br />

Und genau das reflektiert leider auch in den Ausführungen des Allianzvorsitzenden wenn er sagt: “Jesus hat<br />

mit seinem Vater im Gebet gerungen, daß seine Jünger einig werden”. Von “einig” werden steht im<br />

Johannestext nichts. Jesus ging es um das “organisch-wesenhafte eins werden” mit ihm <strong>und</strong> seinem Vater.<br />

Von daher ist auch der folgende Satz aus obigem Kommentar durchaus suspekt: “Einheit” ist vielmehr<br />

“Pflichtprogramm” in der Gemeinde des Jesus Christus, nicht nur “Kür”. Das “Gottgewirkte Einssein”, sowie<br />

“Leibeseinheit mit Christus <strong>und</strong> seinem Vater” als Pflichtprogramm oder Kür zu bezeichnen, ist ebenso<br />

gewagt wie zu sagen, es sei zweitrangig welcher Kirche jemand angehört. In allen Kirchen seien Menschen,<br />

die ganz zu Jesus <strong>und</strong> darum auch ganz zu seiner Gemeinde gehören.<br />

Dazu nochmals H. Jochums: “<strong>Die</strong> Christen bilden den Einen Leib Christi, der im radikalen Gegensatz steht<br />

zur übrigen Menschheit, die eines Teils aus Christus-Gläubigen, anderseits aus Christus-Scheingläubigen<br />

besteht... Einheit mit Christus ist gar nicht möglich ohne Scheidung von der Welt um uns”...<br />

Nach Meinung der Evangelischen Allianz ist nicht nur Zusammenarbeit mit katholischen Laien möglich,<br />

sondern auch mit katholischen Geistlichen, denen man trotz ihrer Dogmatik <strong>und</strong> Traditionen, geistliche<br />

Wiedergeburt zugesteht. Nach Beendigung gemeinsamer Aktionen geht jeder katholische Laie <strong>und</strong> jeder<br />

katholische Geistliche wieder in sein Lager zurück <strong>und</strong> erfreut sich weiterhin seines “religiösen<br />

Sondergutes”. Bei einem Katholiken betrifft das den Glauben an die Himmelskönigin Maria, an das<br />

Fegefeuer, an die Heiligenverehrung, an die Transsubstantiation, an die Absolution, an die Unfehlbarkeit<br />

des Papstes usw.<br />

Nach H. Jochums gehört ein Mitglied der katholische Kirche “zur sündigen <strong>und</strong> gottlosen, vor allem zur<br />

religiösen Welt, ...die religiöse Welt ist die fromm getarnte gottlose Welt”. H. Jochums: “Das typische<br />

Beispiel der religiösen Welt ist die Römische Kirche”.. <strong>und</strong>: “Wo sich innerhalb eines sogenannten<br />

Christentums eine Vermischung mit der ... religiösen Welt vollzieht, ist nicht Gemeinde Jesu... Wer bei der<br />

Sammlung der Gemeinde Jesu die Notwendigkeit der Scheidung von der Welt über sieht, zerstört die<br />

Einswerdung in der Wahrheit <strong>und</strong> setzt an ihre Stelle eine Scheineinigung der Unwahrheit”.<br />

<strong>Die</strong>ses Kapitel enthält zweifellos eine Menge kritischer <strong>und</strong> problematischer Ansätze. <strong>Die</strong> entsprechenden<br />

Kommentare dazu sollten nicht persönlich aufgefaßt werden, sondern als wohlgemeinte Hinweise zu einer<br />

notwendigen Kurskorrektur.<br />

“Was ist dran – auf was kommt es an?”


Das ist der Titel einer Broschüre, die das Gr<strong>und</strong>satzreferat des Generalsekretärs der Deutschen<br />

Evangelischen Allianz, H. Steeb vom 3. Oktober 1998 in Bad Blankenburg enthält.<br />

Im Geleitwort der Broschüre ermuntert der 1.Vorsitzende der DEA , Dr. Rolf Hille zur Stellungnahme über<br />

das Referat: “Es soll zum Gespräch herausfordern: In den örtlichen Allianzgruppen ... bei kritischen<br />

Wegbegleitern...: Wir freuen uns über Reaktionen usw”. Wir wollen dieser Aufforderung als “kritische<br />

Wegbegleiter” gerne nachkommen. Der Untertitel der Broschüre: “Mit der Evangelischen Allianz ins neue<br />

Jahrtausend” wirft die Frage auf: Wer ist mit der DEA bereits eng verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> gemeinsam auf dem Weg<br />

nicht nur ins 3. Jahrtausend sondern auch in Richtung “Rom”? Der letzte Akzent dieser kritischen Frage wird<br />

durch die rhetorischen Darlegungen überspielt. Dennoch hat H. Steeb diese heiße Frage zweifellos erwartet.<br />

Er führt auf S.6 der Broschüre dazu folgendes aus: “Mir steht deutlich vor Augen, daß wir mit unserer<br />

Vereinbarung mit dem B<strong>und</strong> freikirchlicher Pfingstgemeinden, mit unserem partiellen Zusammenschluß mit<br />

mehr charismatischen Christen, Adventisten <strong>und</strong> auch Katholiken, insbesondere bei evangelistischen<br />

Projekten von ProChrist über Willow Creek, Spring <strong>und</strong> bis hin zum Jesustag 2000 ... auch hart kritisiert<br />

werden – im übrigen natürlich auch ... wegen unserer Offenheit, nach wie vor konstruktiv mit den<br />

Evangelischen Landeskirchen, ihren Amtsträgern <strong>und</strong> Gemeinden die Zusammenarbeit nicht<br />

aufzukündigen.”<br />

<strong>Die</strong> Allianzführung weiß sehr wohl um die Interpretationsproblematik von (Joh.17.21) des “Einsseins” bzw.<br />

einer konstruktiven, organisatorischen “Einheit”, die H. Steeb gern als Kür bezeichnet. Hier muß die DEA<br />

den ”Außenseitern” (!) ihre Bedenken zugestehen. Hier sei auf Kap. 8 hingewiesen, Abs. “<strong>Die</strong> Evangelische<br />

Allianz im Zwielicht des Dialogs” <strong>und</strong> die “Evangelische Allianz <strong>und</strong> die christliche Einheit”.<br />

Bei der äußerst sensiblen Frage des “Einsseins” kann es keine subjektive Meinung geben, die H. Steeb wie<br />

folgt zum Ausdruck bringt. Zitat: “Aber wir dürfen uns meines Erachtens nicht erfahrungsorientiert durch<br />

Altlasten hindern lassen, neue Gemeinsamkeiten zu entdecken um gemeinsame Wegstrecken<br />

zurückzulegen. Wer sich zu Jesus Christus bekennt, gehört zu uns <strong>und</strong> wir zu ihm”. So einfach ist das. Oder?<br />

– Nein.– Das ist zu inklusivistisch.<br />

Bekennt sich nicht auch der Papst zu Jesus Christus? Wurde er nicht von einem großen Evangelikalen als<br />

der “größte Evangelist” bezeichnet? Bekennt sich nicht die gesamte, katholische Hierarchie – teilweise<br />

freimaurerisch unterwandert – zu “Jesus Christus”? Ist es der DEA tatsächlich egal, mit einer Organisation<br />

zu missionieren, zur “Einheit zu kommen”, die im “Bereich des blauen Schattens” liegt? Wie will die DEA mit<br />

einer Institution zusammenarbeiten, von der das päpstliche “Dekret über den Ökumenismus” (Lumen<br />

gentium) behauptet, daß die “...einzige Kirche Christi in der katholischen Kirche fortbesteht”? Hier wird<br />

deutlich genug gesagt, was der Papst unter “Einheit der Kirche” versteht, versteht das die DEA genau so?<br />

Wem vertraut schlußendlich der Papst dieses gesamte Anliegen an? Zitat: “<strong>Die</strong>ses Anliegen der ganzen<br />

Kirche vertraue ich der mütterlichen Fürsprache Mariens, der Mutter des Erlösers an”. Gehört auch die<br />

“Gemeinsame Erklärung” der Katholiken <strong>und</strong> Lutheraner zur “Rechtfertigungslehre” in diese Fürsprache?<br />

Was soll man davon halten, wenn trotz “Anerkennung der Rechtfertigung durch Glauben” für das Jahr 2000,<br />

der Papst von Ablässen spricht? Zitat: “<strong>Die</strong> Tradition der Jubeljahre ist daran geb<strong>und</strong>en, in weit größerem<br />

Maße als in den anderen Jahren Ablässe zu gewähren”.<br />

“Rechtfertigung durch Glauben” - auf der anderen Seite doch noch Ablaß? Welch ein Widersinn! Es wäre<br />

angebracht, wenn die verantwortlichen Allianzführer die Enzyklika “Ut unum sint” (Daß sie eins seien), von<br />

Papst Johannes Paul II. studieren würden, um Seine Auffassung von “Einheit der Christen” zu verstehen.<br />

Ebenso wäre das Apostolische Schreiben des Papstes an alle Bischöfe, Priester <strong>und</strong> Gläubigen “Tertio<br />

Millennio Adveniente”, zur Vorbereitung auf das Jahr 2000, Pflichtlektüre für alle, die um das “Einssein in<br />

Christus” ringen. Wenn die Evangelische Allianz zu dem Inhalt dieses Schreibens ein Ja finden kann, dann<br />

steht der “Einheit der Christen” unter dem Papst nichts mehr im Weg. Wenn sie den Inhalt des Schreibens<br />

aber nicht akzeptieren kann, ist die Brücke zur Verständigung mit Rom nur im Geiste des alles<br />

durchdringenden Pluralismus möglich. Und das geschieht tatsächlich. Wir sagten an anderer Stelle, daß der<br />

Pluralismus der Totengräber der Gemeinde ist. Er ist es, der dem Heiligen Geist widersteht <strong>und</strong> sich an<br />

dessen Stelle stellt. Darum muß es nicht w<strong>und</strong>ern, daß selbst H. Steeb bekennen muß:<br />

“Unser größter Mangel ist die Gebetsarmut. <strong>Die</strong> am schwächsten besuchten Gemeindeveranstaltungen<br />

sind die Gebetsst<strong>und</strong>en. Der größte Fehler der Christen in Verantwortung ist der Mangel an Gebet”.


Wer oder was hindert den Gebetsgeist? Es müßte einleuchten: Wenn man Programme wie Spring oder<br />

Jesus House kreiert, die eher den Bedürfnissen einer Konsumgesellschaft gerecht werden, als einer<br />

christlichen Gemeinschaft, bei der die biblisch orientierte Belehrung durch Ablenkung <strong>und</strong> Amüsement<br />

überlagert ist <strong>und</strong> dadurch “Gott soo ... ganz anders” dargestellt wird – wie will man dann Raum für ein<br />

intensives Gebetsleben schaffen?<br />

Wenn man behauptet, daß “in der Erlebnisgesellschaft von heute auf progressive Art <strong>und</strong> Weise die<br />

gleichbleibende biblische Botschaft alltagsrelevant darzubieten, angekommen ist”, belügt man sich doch<br />

selbst. Oder wurde der Mangel an “alltagsrelevanten” Gebeten damit beseitigt? H. Steeb wünscht sich nach<br />

den Worten seines Referates vor Ort ein Missionskartell mit dem Auftrag, die Menschen des Ortes zu<br />

Jüngern zu machen. Sein Vorschlag – <strong>und</strong> da musste ich als ehemaliger Zeuge Jehovas ein wenig<br />

schmunzeln – lautete, den Ort aufzuteilen in Straßenzüge <strong>und</strong> Häuser oder Wohnblocks. Für die dort<br />

wohnenden Menschen beten, Besuchsdienste durchführen, Gespräche über den Glauben zu beginnen, um<br />

sie dann schließlich zu einem größeren evangelistischen Treffen einzuladen. Möge diese gute Idee in allen<br />

christlichen Gemeinden Anklang finden.<br />

Mögen die folgenden Aktionsprogramme der Deutschen Evangelischen Allianz dem Leser die Augen<br />

öffnen.<br />

Aktion “ProChrist”<br />

Im Oktober 1991 gründeten in Kassel 50 Vertreter aus Landes- <strong>und</strong> Freikirchen in Verbindung mit freien<br />

Missionswerken den Trägerverein für “ProChrist”. Hinter diesem Werk stand wesentlich die Deutsche<br />

Evangelische Allianz <strong>und</strong> das Lausanner Komitee für Weltevangelisation. Man bezeichnete “ProChrist´93”<br />

als die logische Konsequenz des “Jahres mit der Bibel” <strong>und</strong> als eine gelungene Mischung aus Groß- <strong>und</strong><br />

persönlicher Evangelisation. Im Konzeptheft zu ProChrist ´97 hieß es daher: “ProChrist” ist kein einmaliges<br />

Projekt, sondern ein Prozeß. Der Hauptredner von ProChrist bemerkt denn auch, daß “die Zusammenarbeit<br />

von Pietisten bis Katholiken nicht ohne Folgen sein dürfte”.<br />

Tatsächlich ziehen bei missionarischen Aktionen <strong>und</strong> Evangelisationen, Pfingstler, Charismatiker <strong>und</strong><br />

Katholiken längst an einem Strang. Obwohl nachweislich bei den einzelnen Denominationen sehr oft<br />

unbiblische Lehren vertreten werden. Das Vorbereitungspapier für “ProChrist 2000” reflektiert klar <strong>und</strong><br />

deutlich einen pluralistischen Geist. Denn es heißt darin:<br />

“ProChrist fördert die Zusammenarbeit der Christen aller christlichen Konfessionen <strong>und</strong> Gruppierungen”.<br />

Von daher kann der Behauptung, daß ProChrist ein Instrument der pluralistischen Ökumene ist, kaum<br />

widersprochen werden. Gegenwärtig hat ProChrist einen folgenschweren Kurs eingeschlagen. Man<br />

versucht unterschiedliche missionarische Gemeinschaften miteinander zu vernetzen, um sich mehr<br />

sozialpolitisch zu engagieren. Der Vorsitzende von ProChrist betonte, daß er hierbei auch die Beteiligung<br />

katholischer Christen begrüßen würde. Zitat: “ProChrist fühlt sich allen Menschen verb<strong>und</strong>en, die Jesus<br />

Christus als ihren Retter akzeptieren.<br />

Das war eine inklusivistisch-pluralistische Botschaft, ähnlich der des Christlichen-Studenten-Weltb<strong>und</strong>es.<br />

Er verkündete damals, “daß jeder, der sich für einen Christen hielt, die Mitgliedschaft erhalten konnte”. Eine<br />

andere ProChrist Parole läßt aufhorchen: “Wir engagieren uns als Christen für Gerechtigkeit <strong>und</strong><br />

Versöhnung innerhalb unserer Gesellschaft”.<br />

Das ist die pluralistische Philosophie aus dem “Bereich des blauen Schattens” (= der Freimaurerei ). Hier<br />

zeigt sich, wie bereits beschrieben, der typisch ökumenische Geist der “Herren des neuen Europa”, (...unter<br />

den 12 Sternen) die von Kirchen <strong>und</strong> Glaubensgemeinschaften vollen Einsatz zur Förderung von<br />

Versöhnung <strong>und</strong> Gerechtigkeit fordern. In diesem Geist bemüht sich ProChrist der großen Schwester, der<br />

Weltweiten Evangelischen Allianz (WEF) nachzueifern, der man den Status einer freimaurerisch gefärbten<br />

Menschenrechtsorganisation zuerkannt hatte. Dadurch gingen der Weltweiten Evangelischen Allianz auf<br />

internationaler Ebene manche Türen auf. Nun versucht ProChrist auf ähnliche Weise, nämlich durch ein<br />

verstärktes sozialpolitisches Engagement, ebenfalls den Zutritt zu den Etagen der “Mächtigen” zu erlangen.<br />

<strong>Die</strong> zentrale Botschaft, daß “allein Jesus Christus der Weg, die Wahrheit <strong>und</strong> das Leben ist”, wird durch den<br />

Geist des Pluralismus, Pragmatismus, Relativismus, durch Humanität <strong>und</strong> Toleranz, unterlaufen <strong>und</strong>


zerstört. <strong>Die</strong>se Entwicklung wurde nicht zuletzt durch Billy Graham unterstützt. Er bezeichnete sich selbst<br />

einmal als ein “ökumenisches Wesen”. Dafür bekam er 1972 den Franziskaner Ehrenpreis verliehen, der<br />

jenen Personen angetragen wird, die einen “Beitrag zur Ökumene” geleistet haben. Der “Dr.-Titel” war<br />

ebenfalls ein Geschenk des Jesuiten Kollegs im Kloster Belmont. Graham´s pluralistisches Denken ließ ihn<br />

über die “Grenzen” hinaus mit Pastoren <strong>und</strong> Kirchenführern aller Couleur zusammenarbeiten, selbst mit<br />

jenen, die eine liberale <strong>und</strong> bibelkritische Theologie vertraten. Graham sagte 1951 einmal eine geplante<br />

Evangelisation ab, nur weil die Evangelikalen seiner pluralistischen Auffassung widerstanden <strong>und</strong> nicht<br />

bereit waren, mit Modernisten gemeinsam zu evangelisieren.<br />

Daß die Evangelische Allianz voll hinter der Philosophie Grahams steht, zeigt ein kritischer Kommentar des<br />

Generalsekretärs zum Thema “große Koalition von Christen verschiedener Denominationen”. Zitat:<br />

“Natürlich waren sich nicht alle Mitarbeiter in allen theologischen Fragen einig. Wenn es in geistlicher<br />

Hinsicht um Leben oder Tod geht, sind Geschmacksfragen nebensächlich”. – Wenn Lehrfragen als<br />

Geschmacksfragen bezeichnet werden, könnte man das einen tödlichen Pluralismus nennen.<br />

Aktion “Jesus Marsch 2000”<br />

Im Mai 1987 nahmen 15000 Teilnehmer an dem ersten “Jesus Marsch” durch London teil. Es war eine<br />

Erfindung der Charismatiker. Man wollte dämonische Mächte bannen, die London angeblich beherrschten<br />

<strong>und</strong> sprach hierbei von geistlicher Kriegführung <strong>und</strong> positiver Veränderungen im unsichtbaren Bereich. <strong>Die</strong><br />

meisten Teilnehmern waren sich dessen nicht bewußt, daß sie zu einem magischen Akt gebraucht wurden.<br />

Wo gibt die Bibel den Auftrag offensiv gegen Dämonenmächte vorzugehen (?), abgesehen davon, daß<br />

solche Aktionen in den magisch-okkulten Bereich gehören?<br />

Bei den ersten Jesus-Märschen in Deutschland 1992 <strong>und</strong> ´94 in Berlin, zog man tanzend, bunte Luftballons<br />

schwenkend, durch die Straßen. War das eine Botschaft von Jesus Christus?<br />

Der “Jesus Marsch 2000” soll nun wieder in Berlin stattfinden. Daran sollen nicht nur Charismatiker<br />

teilnehmen, sondern gemäß pluralistischem Geist, Christen aller Couleur.Gespräche zwischen dem<br />

Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz, dem Jugendkongress “Christival” <strong>und</strong> dem<br />

Trägerverein “Marsch für Jesus”, haben bereits stattgef<strong>und</strong>en. In der Teamleitung, “Spurgruppe” genannt,<br />

befinden sich außer Charismatikern <strong>und</strong> Katholiken, führende Männer der Evangelischen Allianz. Und<br />

wieder soll “Einheit in der Vielheit” demonstriert werden.<br />

In den Leitlinien für den Marsch heißt es: “bewußt Partnerschaft entwickeln, ... die Unterschiede in der<br />

Spiritualität sollen zur gegenseitigen Ergänzung dienen, ... um damit einander zu beschenken”.<br />

Pluralismus in Vollendung. <strong>Die</strong>se Aktion paßt genau in das Konzept des Papstes, der das Jahr 2000 mit<br />

allen Christen feiern will. Gr<strong>und</strong>sätzlich stellt sich die Frage: Von wem haben eigentlich die<br />

Jesus-Marsch-Organisatoren ihren Auftrag? Wo ist dafür die biblische Gr<strong>und</strong>lage? Erinnert dieser<br />

Jesus-Marsch, der “festlich, feierlich” mit “Segnungen” <strong>und</strong> “geistlich symbolischen Handlungen”<br />

durchgeführt werden soll, nicht stark an die feierlichen katholischen Prozessionen?<br />

Merkt man immer noch nicht, daß sich die Allianzveranstalter <strong>und</strong> mit ihnen ein großer Teil des<br />

evangelikalen Lagers, im “Bereich des blauen Schattens” befinden?<br />

Mögen vielen “Marschierern” spätestens beim “Jesus Marsch 2000”, die Augen aufgehen. Und das ganze<br />

Debakel steht unter der Ägide der Evangelischen Allianz. – Rom, das längst im “Reich des blauen<br />

Schattens” liegt, läßt grüßen...<br />

Noch bedenklicher <strong>und</strong> zugleich bedauerlich, sind seine folgenden Kommentare in der US-Fernsehsendung<br />

“Larry King live” die zeigen, wie weit B. Graham von der biblischen Wahrheit <strong>und</strong> ihren Gr<strong>und</strong>sätzen<br />

abgewichen ist. Dave Hunt bezeichnet die Haltung Grahams unumw<strong>und</strong>en als “Verrat am Evangelium”.<br />

In der Sendung wurde Graham gefragt, wie er zu den Mormonen oder den Katholiken stehe? Er antworte:<br />

“Oh, ich denke ich habe mit allen eine w<strong>und</strong>erbare Gemeinschaft. Mit dem Vatikan kenne ich mich gut aus.<br />

Ich habe den Papst mehrmals besucht. Ich war bei ihm in der Nacht als er zum Papst gemacht wurde. Ich<br />

habe in seiner Kathedrale in Krakau gepredigt. Ich war sein Gast. Und als er in Columbien, in<br />

South-Carolina war, lud er mich ein, um mit ihm vor aller Öffentlichkeit zu sprechen”.<br />

Als Graham gefragt wurde ob er den Papst mag, antwortete er: Ich mag ihn sehr... Er <strong>und</strong> ich stimmen in<br />

fast allem überein.”


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Charta Oecumenica - U. Skambraks<br />

Ulrich Skambraks<br />

<strong>Die</strong> Freimaurerei <strong>und</strong> die neue europäische<br />

„Charta Oecumenica“<br />

Fast alle amerikanischen Präsidenten waren Freimaurer. Etliche Friedensnobelpreisträger ebenso.<br />

Unzählige Philosophen, Dichter, Schriftsteller, Musiker <strong>und</strong> Künstler pflegten die Freimaurerei. Seit den<br />

Ursprüngen der modernen Freimaurerei vor etwa 280 Jahren versuchen die Anhänger des<br />

freimaurerischen Gedankengutes auf verschiedenen Ebenen die Geschicke der westlichen Welt zu<br />

beeinflussen .<br />

Dabei verfolgen die Freimaurer zwei große Ziele:<br />

1. Alle Menschen dieser Welt sollen in einer großen Menschheits-Familie vereinigt werden. Der Freimaurer<br />

<strong>und</strong> Philosoph Guiliano Di Bernardo, Professor an der Universität von Trient, formulierte dieses Ziel im<br />

Jargon der Freimauer so: „Ihr Ziel ist, unter dem gestirnten Firmament des Tempels alle Menschen in einer<br />

Bruderkette zu vereinen.“<br />

2. Um dieses Vorhaben zu realisieren, bedarf es eines verbesserten, edlen Menschen. Um diesen "neuen<br />

Menschen" zu schaffen, arbeiten Freimaurer beständig an der "Selbstveredlung des Menschen". Sie<br />

nennen es "das Behauen des rauhen Steines". <strong>Die</strong>se Selbstveredlung aus eigener Kraft durch gute Taten<br />

betrifft zunächst den Freimaurer selbst, meint aber auch die gesamte menschliche Rasse. Di Bernardo<br />

drückt das so aus: "Der Gedanke der maurerischen Selbstvervollkommnung ist notwendigerweise<br />

geb<strong>und</strong>en an das Ideal eines besseren Menschen vom rein ethischen Gesichtspunkt aus ...". Ausgehend<br />

von diesen Gr<strong>und</strong>gedanken haben Freimaurer versucht, Wohltätigkeits- <strong>und</strong> Hilfsorganisationen<br />

aufzubauen <strong>und</strong> globale Vereinigungs-Prozesse anzustoßen. Der Schweizer Freimaurer Henri Dunant<br />

gründete beispielsweise das Rote Kreuz <strong>und</strong> stand mit anderen Freimaurern an der Wiege des Christlichen<br />

Vereins junger Menschen (CVJM). Desgleichen wurde die Internationale Pfadfinderbewegung mit ihrem<br />

Motto "Jeden Tag eine gute Tat" von einem bedeutenden englischen Freimaurer gegründet. Auch bei<br />

politischen Vereinigungs-Bewegungen saßen Freimaurer in den Gründungs-Komitees. So ist der Gedanke<br />

der Vereinten Nationen (UNO) eine freimaurerische Schöpfung. <strong>Die</strong> Charta der UNO <strong>und</strong> die „Allgemeine<br />

Erklärung der Menschenrechte“ stammen von Freimaurern. Ökumene <strong>und</strong> Freimaurertum, auch da<br />

ergeben sich Verbindungen. Der Mitbegründer der ökumenischen Bewegung Nathan Söderblom soll<br />

Hochgradfreimaurer gewesen sein, ebenso ein Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen.<br />

Sicher nachweisbar ist, dass auch bei der Gründung der Ev. Allianz 1846 in London <strong>und</strong> der Deutschen Ev.<br />

Allianz 1851 in Berlin Freimaurer wie Thomas Chalmers dabei waren.<br />

Unklar sind ihre Rolle <strong>und</strong> ihr Einfluss. <strong>Die</strong> Berliner Allianz-Konferenz bezeichnete der englische<br />

Staatsmann <strong>und</strong> Freimaurer Shaftesbury jedenfalls großm<strong>und</strong>ig als "epochenmachende Weltgeschichte".<br />

Wie sehr freimaurerische Gedanken prägend wirken, lässt sich aus der europäischen Charta Oecumenica<br />

herauslesen. Das ökumenische Kirchenpapier wurde von der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK),<br />

einem B<strong>und</strong> nichtkatholischer europäischer Kirchen, <strong>und</strong> der (katholischen) Europäischen<br />

Bischofskonferenz am 22. April in Straßburg unterzeichnet. Deutsche KEK-Mitglieder sind außer den ev.<br />

Landeskirchen auch die Herrnhuter-Brüder-Unität, die Vereinigung der Mennonitengemeinden, der B<strong>und</strong><br />

Ev. Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- <strong>und</strong> Brüdergemeinden) <strong>und</strong> die Ev.-methodistische Kirche (EmK.<br />

Das Hauptthema der Charta Oecumenica ist die Versöhnung von Kirchen, Kulturen, Völkern <strong>und</strong> Religionen<br />

im neuen Europa. <strong>Die</strong> Kirchen verpflichten sich in der Charta, die Einigung des europäischen Kontinents zu


fördern. Dabei ist der christliche Glaube eine Kraft unter mehreren, die zur "Selbstveredlung" des<br />

Kontinents Europa beitragen können: "Ohne gemeinsame Werte ist die Einheit dauerhaft nicht zu erreichen.<br />

Wir sind überzeugt, dass das spirituelle Erbe des Christentums eine inspirierende Kraft zur Bereicherung<br />

Europas darstellt. Auf Gr<strong>und</strong> unseres christlichen Glaubens setzen wir uns für ein humanes <strong>und</strong> soziales<br />

Europa ein, in dem die Menschenrechte <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>werte des Friedens, der Gerechtigkeit, der Einheit, der<br />

Toleranz, der Partizipation (Anteilnehmen) <strong>und</strong> der Solidarität zur Geltung kommen", heißt es in der<br />

Kirchen-Charta.<br />

Mit dieser Verpflichtung haben die Kirchen gleich mehrere zentrale Absichten der Freimaurerei<br />

unterschrieben. Für die Freimaurerei ist das Christentum eine Religion gleichwertig neben anderen. Da die<br />

Freimaurerei versucht, alle Religionen <strong>und</strong> Weltanschauungen in ihre "Bruderkette" einzuarbeiten, bietet sie<br />

ein Raster von allgemein akzeptierten Werten an, in das sich alle Denk- <strong>und</strong> Glaubensrichtungen einfügen<br />

können. Somit sind Freimaurer durchaus an Elementen aus dem Christentum interessiert, die sich zur<br />

"Selbstveredlung" des Menschen eignen (z. B. gute Taten tun). Di Bernardo beschreibt das so: "Von<br />

besonderer Wichtigkeit ist schließlich die Feststellung, dass 'ihre (der Freimaurerei) moralischen<br />

Forderungen für alle Religionen annehmbar sind. Sie unterstreicht das Prinzip, dass die Freimaurerei der<br />

Religion nicht feindlich gegenübersteht, sondern sie im Gegenteil als wesentlich für die Entwicklung des<br />

Menschen ansieht, allerdings ohne sich mit ihr zu vermengen."<br />

Aus dieser Sicht kann das Christentum mit seinen Werten als "eine inspirierende Kraft zur Bereicherung<br />

Europas" durchaus für die Freimaurer bedeutend sein.<br />

Doch wofür soll sich die europäische Christenheit genau einsetzen?<br />

"Menschenrechte", "Freiheit", "Toleranz", "Solidarität" (Brüderlichkeit), sind zentrale Begriffe der<br />

Freimaurerei, die in der Bibel keine oder eine andere Bedeutung als im weltlichen Bereich haben.<br />

<strong>Die</strong> Toleranz ist dabei der Schlüssel allen freimaurerischen Denkens <strong>und</strong> Handelns. Sie fungiert als<br />

"Bindemittel" für unterschiedlichste Ansichten. Das auslösende Motiv für die freimaurerische Toleranzidee<br />

ist die Annahme, dass es "die" Wahrheit nicht gibt. Deshalb muss man lernen, eine Vielzahl von Wahrheiten<br />

zu tolerieren. Di Bernardo schreibt dazu: "Für den Christen ist die Wahrheit absolut, ewig <strong>und</strong><br />

unveränderlich. Sie ist direkt von Gott offenbart. Für den Maurer dagegen ist die Wahrheit ein gedanklicher<br />

Richtpunkt, nach dem er sich bei seiner initiatischen Selbstveredlung ausrichtet. <strong>Die</strong> Wahrheit ist ein<br />

fernliegendes Ziel, dem er sich schrittweise nähern kann, ohne es je ganz zu erreichen. Kein Maurer kann<br />

für sich in Anspruch nehmen, die Wahrheit zu besitzen." Um diese "Einsicht" zu gewinnen, fördert die<br />

Freimaurerei den Dialog mit fremden Denkmodellen. Dabei kann man erkennen, dass die "eigene"<br />

Wahrheit eine unter vielen anderen zu sein scheint. Da für den Freimaurer nur menschliche Wahrheiten<br />

bedeutsam sind, gibt es für ihn keine absolute Wahrheit. Wie ein roter Faden durchzieht die Kirchen-Charta<br />

die Aufforderung zum "Dialog auf allen Ebenen".<br />

<strong>Die</strong> Freimaurerei toleriert fast alles, doch niemals, dass es "die" Wahrheit gibt.<br />

Legt man die Messlatte des freimaurerischen Toleranzverständnisses an die Charta Oecumenica an, so<br />

wird verständlich, warum die ungehinderte Ausbreitung des biblischen Evangeliums in der Kirchen-Charta<br />

zum Problem wird. Zwar wird in der Charta von der Verkündigung des "Evangeliums in Wort <strong>und</strong> Tat"<br />

gesprochen, doch wer dies vor hat, muss auf der Dialog-Ebene erst "ein paar R<strong>und</strong>en drehen", bis er<br />

starten kann. In der Charta Oecumenica heißt es dazu: " Wir verpflichten uns, über unsere Initiativen zur<br />

Evangelisierung mit den anderen Kirchen zu sprechen, darüber Vereinbarungen zu treffen <strong>und</strong> so<br />

schädliche Konkurrenz sowie die Gefahr neuer Spaltungen zu vermeiden."<br />

Aus Sicht der Freimaurer könnte man diese Verpflichtung auch als Manöver zur sanften Ausbremsung der<br />

Verbreitung "der" Wahrheit deuten, getreu dem Sprichwort: Viele Köche werden den Brei schon verderben!<br />

Auch ein anderer Punkt wirkt wie eine Giftspritze für "die" Wahrheit. Da heißt es in der Charta: "<strong>Die</strong><br />

Begegnung zwischen Christen <strong>und</strong> Muslimen sowie den christlich- islamischen Dialog wollen wir auf allen<br />

Ebenen intensivieren. Insbesondere empfehlen wir, miteinander über den Glauben an den einen Gott zu<br />

sprechen ..." Allah <strong>und</strong> Christus sind eins? Sind Christen <strong>und</strong> Muslime tatsächlich Glaubensbrüder, Brüder<br />

in der freimaurerischen Bruderkette? Für den Freimaurer ist der Mensch das Maß aller Dinge. Er braucht<br />

keine Erlösung von außen, denn er ist im Prinzip gut <strong>und</strong> kann sich selbst veredeln. Doch nach der Bibel ist


der Mensch ein in Sünde gefallenes Geschöpf <strong>und</strong> nicht ein guter Schöpfer. <strong>Die</strong> Verehrung von Geschöpfen<br />

bezeichnet die Bibel als "Götzendienst": "Sie vertauschten die Wahrheit Gottes mit der Lüge, sie beteten<br />

das Geschöpf an <strong>und</strong> verehrten es anstelle des Schöpfers" (Römer 1,25.<br />

<strong>Die</strong> Tatsache, dass die Freimaurerei jeden Absolutheitsanspruch ablehnt, sich selbst aber für absolut setzt,<br />

macht sie zum Gegner Jesu Christi. <strong>Die</strong>se Gegnerschaft in freimaurerischem Gewand ist besonders<br />

gefährlich, da die Freimaurerei das Christentum nicht frontal angreift, sondern in einen langen Prozess der<br />

Einschränkung <strong>und</strong> Aufweichung ( = Relativierung) hineinzieht. <strong>Die</strong> Charta scheint ein weiterer Schritt in<br />

diese Richtung zu sein.<br />

Quellen:<br />

"<strong>Die</strong> Freimaurer <strong>und</strong> ihr Menschenbild", Giuliano di Bernardo, ISBN 3-900767-31-9<br />

Charta Oecumenica - "Freimaurer", Dr. Martin Hohl-Wirz, ISBN 3,.933828-09-0<br />

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Freimaurerei - Rev. A. W. Rainsbury- UK<br />

FREIMAUREREI<br />

Von Rev. A.W. Rainsbury<br />

- Kurzfassung einer Predigt, die in der Emmanuel Kirche in South Croyden gehalten wurde -<br />

von Rev. A.W. Rainsbury, M.A.<br />

Text: "Einen anderen Gr<strong>und</strong> kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus." (1.<br />

Kor 3,11)<br />

<strong>Die</strong>ses Jahr feiern wir das h<strong>und</strong>ertjährige Jubiläum der Erweckungsbewegung von 1859. Daher habe ich als<br />

Hauptthema unserer Passionspredig ten '<strong>Die</strong> Erneuerungsbewegung durch das Evangelium' gewählt. Das<br />

ist an <strong>und</strong> für sich ein sehr positives Thema. Aber auch hier trifft zu, was Bischof Taylor einmal sagte: "Zu<br />

allem an sich Positivem gibt es auch das entsprechend Negative."<br />

Es ist unmöglich, die Erneuerungsbe wegung durch das Evangelium zu behandeln, ohne auch die negative<br />

Seite, nämlich die Pervertierung des Glaubens, zu berücksichtigen.<br />

Unter diesem Aspekt wollen wir heute Abend die Freimaurerei betrachten. Ich möchte drei Gründe anführen,<br />

warum ich gerade die Freimaurerei ausgewählt habe:<br />

a) In dieser Kirche gibt es eine Anzahl junger Männer, die zur Mitgliedschaft berechtigt sind. Ich glaube, sie<br />

sollten vor der Gefahr gewarnt werden, der sie gegenüberstehen.<br />

b) Etliche Mitglieder dieser Kirche sind bereits Freimaurer, <strong>und</strong> ich kann nur hoffen, daß der Gr<strong>und</strong> dafür<br />

ihre Unkenntnis über die religi ösen Implikationen ist - ansonsten müssten sie sofort aus der Loge austreten.<br />

c) <strong>Die</strong> ganze Kirche Englands ist völlig mit der Freimaurerei durchsetzt. Ich glaube, daß das einer der<br />

zerstörendsten <strong>und</strong> zermürbendsten Einflüsse ist, mit denen wir heute zu kämpfen haben. Der Einfluß der<br />

Freimaurerei ist zum Großteil auch am Mangel geistlicher Lei terschaft <strong>und</strong> am mangelnden geistlichen<br />

Unterscheidungsvermögen schuld, unter dem wir so sehr leiden.<br />

Nun, Sie werden sich fragen, warum so viele ehrbare <strong>und</strong> angesehene Männer den Weg zur Freimaurerei<br />

eingeschlagen haben. Ja, diese Frage stelle ich mir auch.<br />

1. Meiner Meinung nach werden viele durch die hohen moralischen Ideale angezogen, die die 'königliche


Kunst' fordert. Es sind das beispielsweise Wohltätigkeit, Brüderlichkeit, Toleranz etc.<br />

2. Viele werden auch von den sozialen Einrichtungen angezogen, wie zum Beispiel freimaurerische<br />

Schulen, Krankenhäuser, Pflegeheime <strong>und</strong> Wohltätigkeitsfonds.<br />

3. Andere lassen sich durch das Geheimnisvolle, das die 'königliche Kunst' umgibt, beeindrucken, <strong>und</strong><br />

manche lieben die Exklusivität.<br />

4. Für manche sind gesellschaftliche Aspekte von Bedeutung - die Kleidung, der Ritus, die Feiern.<br />

5. Einige suchen einfach Kameradschaft. Ich bezeichne das nicht als "Gemeinschaft", weil es wahre<br />

"Gemeinschaft" nur unter Christen gibt.<br />

6. Einige nehmen nur die geschäftlichen Vorteile wahr. Freimaurer würden das natürlich entschieden<br />

abstreiten, <strong>und</strong> zwar mit dem Argument, "daß es nicht der freimaurerischen Gesinnung entspräche, die<br />

Freimaurerei zur Verwirklichung geschäftlicher Ziele zu missbrauchen". Bei der Einweihung muß man sogar<br />

schwören, daß man "frei von Gewinnsucht <strong>und</strong> anderen unlauteren Motiven ist".<br />

Nichtsdestoweniger schreibt Vindex in seinem Buch "Light Visible" - ein Buch, das zur Verteidigung der<br />

Freimaurerei geschrieben wurde -, daß Freimaurer unter bestimmten Umständen sogar eidlich geb<strong>und</strong>en<br />

sind, einander Vorteile einzuräumen.<br />

Der zweite Punkt der "fünf Punkte der Kameradschaft" in der "Verpflichtung dritten Grades" enthält das<br />

Versprechen, einen freimaurerischen Bruder in allen seinen löblichen Unternehmungen zu unterstützen.<br />

Das kann man natürlich sehr weit interpretieren, was auch gemacht wird. Ich sollte nun über einige der<br />

vielen Einwände gegen Freimaurerei aus christlicher Sicht sprechen.<br />

1. Der erste christliche Einwand gegen die Freimaurerei ist, daß geheime Gemeinschaften nicht<br />

schriftgemäß sind.<br />

Jesus Christus hat keine Geheimgesellschaft gegründet. Im Gegenteil, in Joh. 18,20 sagt er: "Ich habe<br />

öffentlich geredet vor der Welt. Ich habe allezeit gelehrt in der Synagoge <strong>und</strong> in dem Tempel, wo alle Juden<br />

zusammenkommen, <strong>und</strong> ich habe nichts im Verborgenen geredet."<br />

Das kann von den Freimaurern nicht gesagt werden, die gedämpftes Licht, fest verschlossene Fensterläden,<br />

bewachte Toren <strong>und</strong> schreckliche Eide strenger Geheimhaltung bevorzugen.<br />

Mt 10,26-27: "Es ist nichts verborgen, was nicht offenbar werde, <strong>und</strong> nichts heimlich, was man nicht wissen<br />

werde. Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im Licht; <strong>und</strong> was euch gesagt wird in das Ohr, das<br />

predigt auf den Dächern.“ Freimaurer, "predigt ihr auf den Dächern", was man euch in euren<br />

Freimaurer-Logen "ins Ohr flüstert"? Wenn nicht, warum nicht?<br />

2. Der zweite Einwand gegen die Freimaurerei bezieht sich auf das vorschnelle Leisten von Schwüren.<br />

Bei der Revision der Gr<strong>und</strong>satzerklärung der 'Church of England' wurde besonders eine Regel zur<br />

Änderung vorgeschlagen. Geistliche hatten die Gr<strong>und</strong>satzerklärung unterschreiben müssen, die die Klausel<br />

enthielt, "sich allen bisher festgelegten, sowie in Zukunft zu beschließenden Gesetzen unterzuordnen".<br />

<strong>Die</strong>ses Gesetz wurde zurecht als "das unmoralische Gesetz" bezeichnet, weil es im Vorhinein Gehorsam<br />

gegenüber unbekannten Gesetzen forderte. Es mußte aufgehoben werden.<br />

Das ganze Gebäude der verschiedenen Grade der Freimaurerei ist jedoch auf solchen unmoralischen<br />

Versprechen aufgebaut, weil bei jedem einzelnen Grad sich der Freimaurer im Vorhinein durch einen<br />

feierlichen Eid bei der Bibel an Versprechen binden muß, die Geheimhaltung <strong>und</strong> Treue in Bereichen.<br />

verlangen, die ihm vorher nicht bekannt sind, auch wenn der 'Verehrungswürdige Meister' dem Kandidaten<br />

gegenüber behauptet: "Lassen Sie mich Ihnen versichern, daß in keinem der folgenden Eide etwas<br />

enthalten ist, das unvereinbar wäre mit Ihrer gesellschaftlichen, moralischen <strong>und</strong> religiösen Verantwortung."<br />

Der Kandidat muß also sein Gewissen dem 'Verehrungswürdigen Meister' verkaufen, bevor er zum<br />

nächsten Grad aufsteigen kann. Welches Recht hat jedoch der Mensch, jemand anderen zum Wächter<br />

seines Gewissens zu machen? Das bedeutet, einen Menschen zu seinem Gott zu machen. Er muß einem


Menschen, der vielleicht nicht einmal Christ ist, das Recht einräumen, auch in religiösen Fragen für ihn zu<br />

urtei len. Ach, es gibt etliche, die aus der Loge geflohen sind, weil sie erkannt haben, daß so vieles mit ihrer<br />

christlichen Überzeugung unvereinbar ist. Viele andere jedoch haben auch so manches gef<strong>und</strong>en, was mit<br />

ihrem Glauben unvereinbar wäre, sie sind aber geblieben <strong>und</strong> haben ihr Gewissen zum Schweigen<br />

gebracht."<br />

.... oder wenn jemand schwört, daß ihm über die Lippen fährt, er wolle Schaden oder Gutes tun, wie denn<br />

einem Menschen ein Schwur entfahren mag, <strong>und</strong> er bedachte es nicht <strong>und</strong> er wird's inne <strong>und</strong> hat sich so<br />

oder so schuldig gemacht: Wenn's also geschieht, daß er sich so oder so schuldig gemacht hat, so soll er<br />

bekennen, womit er gesündigt hat, <strong>und</strong> soll als Buße für diese seine Sünde, die er getan hat, dem Herrn<br />

darbringen von der Herde ein Muttertier, Schaf oder Ziege, zum Sündopfer, daß der Priester die Sühnung<br />

für ihn vollziehe wegen seiner Sünde." (3. Mose 5,4-6)<br />

3. Der dritte christliche Einwand gegen die Freimaurerei bezieht sich auf die wahrhaft grauenhaften<br />

freimaurerischen Eide.<br />

Jesus sagt: "Ihr habt weiter gehört, daß zu den Alten gesagt ist: 'Du sollst keinen falschen Eid tun <strong>und</strong> sollst<br />

Gott deinen Eid halten.' Ich aber sage euch, daß ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel,<br />

denn er ist Gottes Thron; noch bei der Erde, denn sie ist seiner Fuße Schemel; noch bei Jerusalem, denn<br />

sie ist des großen Königs Stadt. Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören; denn du vermagst nicht<br />

ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen. Eure Rede aber sei: 'Ja, ja; nein, nein'. Was darüber ist,<br />

das ist vom Bösen." (Mt 5,33-37)<br />

Mit diesen Worten vor Augen hören Sie nun bitte folgende Auszüge aus dem Eid eines Mannes, der - seine<br />

rechte Hand auf der Bibel - am Boden kniet: "<br />

... Ich schwöre feierlich, ohne zu widerrufen <strong>und</strong> ohne gedankliche Vorbehalte oder Einschränkungen, alle<br />

diese Punkte zu befolgen. Sollte ich doch einen dieser Punkte übertreten, sei meine Strafe keine geringere,<br />

als daß man meine Kehle durchtrenne, meine Zunge mitsamt der Wurzel ausreiße <strong>und</strong> im Meeressand<br />

vergrabe, ... Eine noch wirkungsvollere Strafe wäre, als vorsätzlich meineidiges Individuum abgestempelt<br />

zu werden, das bar jedes moralischen Wertes ist <strong>und</strong> vollkommen ungeeignet, in die verehrungswürdige<br />

Loge aufgenommen zu werden, ... "<br />

Wenn jemand zum zweiten Grad erhoben wird, schwört er ebenfalls mit gebeugten Knien, die Hand auf der<br />

Bibel: "... Ich schwöre feier lich, alle diese Punkte ohne Umgehung, Widerrufung oder gedankliche<br />

Einschränkungen irgendwelcher Art zu halten. Falls auch nur ein Punkt gebrochen wird, soll mich keine<br />

geringere Strafe treffen, als daß meine linke Brust geöffnet <strong>und</strong> mein Herz herausgerissen werde, um es<br />

den Raubvögeln unter den Himmeln oder den reißenden Bestien der Steppe zur Beute zu geben. So helfe<br />

mir der allmächtige Gott <strong>und</strong> bewah re mir Standhaftigkeit in dieser meiner feierlichen Verantwortung eines<br />

Freimaurers.“<br />

Wenn jemand zum dritten Grad erhoben wird, muß er einen ähnlichen Schwur leisten <strong>und</strong> nimmt bei<br />

Nichteinhalten irgendeines Punktes des Versprechens die Strafe auf sich, ".... in zwei Teile geteilt zu<br />

werden, mein Körper soll zu Asche verbrannt werden, <strong>und</strong> die Asche soll über das Angesicht der Erde<br />

verstreut werden ...." (Das Versprechen, für welches diese Strafe gilt, beinhaltet die Verpflichtung, allen<br />

Vorladungen der Loge Folge zu leisten, was eine Erklärung dafür liefert, warum manche zwar Zeit für<br />

Logentreffen nicht aber für Gemeinde versammlungen haben.)Wird jemand zum 'Royal Arch Companion'<br />

erhoben, bekräftigt er seine Versprechen wieder auf Knien <strong>und</strong> mit der Hand auf der Bibel mit den Worten:<br />

"Bei Nichteinhalten des Versprechens sei die Strafe, daß mir das Leben durch Abschlagen meines Kopfes<br />

genommen werde."<br />

Sie sehen nun, woher die freimaurerischen Eide kommen. Jeder einzelne von ihnen kommt vom Bösen.<br />

Jesus sagt das (s.o. Mt. 5,33-37).<br />

4. Der vierte christliche Einwand gegen die Freimaurerei betrifft den Ausschluss des Herrn Jesus Christus<br />

aus<br />

allen Bereichen.<br />

Das ist eine Tatsache, die kein ehrlicher Freimaurer ableugnen kann. Es ist nicht einmal erlaubt, den<br />

kostbaren Namen Jesu Christi in einer freimaurerischen Loge zu erwähnen.


Es gibt zwar einen sogenannten "Gottesdienst" in der Freimaurer-Loge, aber Jesus Christus wird bei<br />

diesem Gottesdienst bewußt ausgeschlossen.<br />

Es gibt auch sog. "Gebet" in der Freimaurer-Loge, aber es wird nicht im Namen Jesu Christi dargebracht,<br />

wodurch doch allein Gebet von Gott angenommen wird (vgl. Joh 14,13; 16,23). Der Name Jesu Christi wird<br />

sogar absichtlich aus Gebeten gestrichen, in denen er normalerweise enthalten ist.<br />

Es gibt auch sog. „Lobgesang“ in der Freimaurerloge, aber der kostbare Name Jesu Christi wird aus jedem<br />

Choral herausgestrichen. Wie kann irgendein Freimaurer, der Christ ist, dem Einen, der am Kreuz hing um<br />

seine kostbare Seele zu retten, so eine Beleidigung antun?<br />

(Gedicht, übertragen aus dem Englischen:) „Jesus, <strong>und</strong> sollte es jemals sein, dass ein sterblicher Mensch<br />

sich deiner schäme, deiner, den die Engel preisen, dessen Ehre durch ewige Zeiten erstrahlt? Sich um Jesu<br />

willen zu schämen, dem teuren Fre<strong>und</strong>, auf den sich meine himmlische Hoffnung gründet?! Niemals! Und<br />

wenn ich vor Scham erröte, dann nur, weil ich seinen Namen nicht ehre. Mich um Jesu willen zu schämen,<br />

das dürfte ich nur, wenn ich keine Sünden abzuwaschen hätte, keine Tränen, die er wegwischen könnte,<br />

nichts Gutes zu erflehen, keine Ängste zu besiegen <strong>und</strong> keine Seele zu erretten hatte."<br />

Der Ort, an dem der Herr Jesus Christus nicht sein darf, ist kein Ort für einen Christen.<br />

5. Der fünfte christliche Einwand gegen die Freimaurerei besteht darin, daß die Freimaurerei auf der<br />

falschen Lehre<br />

der Rechtfertigung aus Werken basiert.<br />

<strong>Die</strong> Freimaurerei brüstet sich damit, daß sie moralische Werte, Charakterbildung <strong>und</strong> Ähnliches stark betont.<br />

In der Einweihungszeremonie zum zweiten Grad bezeichnet sie sich selbst als "besonderes Moralsystem,<br />

das durch Allegorie verhüllt <strong>und</strong> durch Symbole veranschaulicht wird."<br />

Da haben wir es: laut eigener Definition "ein .... Moralsystem". Was ist jedoch die Gr<strong>und</strong>lage dieses<br />

Systems? Denn "einen anderen Gr<strong>und</strong> kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus<br />

Christus" (1. Kor 3,11), der wurde aber aus dem Tempel der Freimau rer ausgestoßen. Ja, Menschen die<br />

Jesus ablehnen, müssen versuchen, eine andere Basis zu finden. Das, worauf sich ein Freimaurer stützt<br />

<strong>und</strong> verlässt, ist er selbst, seine eigene Anstrengung <strong>und</strong> die Hilfe des "großen Architekten des<br />

Universums." Dem neu zugelassenen Kandidaten wird vom 'Verehrungswürdigen Meister' gesagt: "Wenn<br />

ein prächtiges Gebäude errichtet werden soll, ist es üblich, den Gr<strong>und</strong>stein in die nordöstliche Ecke des<br />

Bauwerks zu legen. Du, der du neu in die Freimaurerei aufgenommen wurdest, hast deinen Platz im<br />

nordöstlichen Teil der Loge; du sollst symbolisch diesen Stein darstellen, <strong>und</strong> nach der Gr<strong>und</strong>legung heute<br />

Abend sollst du zu einem herrlichen, perfekten Bauwerk wachsen, das ohne Fehler <strong>und</strong> eine Ehre für den<br />

Erbauer ist." Der Mensch wird hier zum F<strong>und</strong>ament <strong>und</strong> Eckstein!<br />

Wenn Sie noch immer bezweifeln, daß sich die Freimaurerei auf die falsche Lehre der Werksgerechtigkeit<br />

gründet, hören Sie folgenden Auszug aus der "Explanation of the First Degree Tracing Board":<br />

"Der Weg, auf dem wir Freimaurer dorthin (nämlich in den Himmel) zu gelangen hoffen, führt über eine<br />

Leiter, die Schrift bezeichnet sie als Jakobsleiter. Sie besteht aus vielen Sprossen, die ebenso viele morali<br />

sche Tugenden darstellen, vor allem aber drei Haupttugenden, <strong>und</strong> zwar Glaube, Hoffnung <strong>und</strong><br />

Nächstenliebe: Glaube an den großen Erschaffer des Universums, Hoffnung auf die Erlösung <strong>und</strong> in<br />

Nächstenliebe allen Menschen zugetan ...."<br />

Aber des Freimaurers Hoffnung auf Erlösung ist gemäß Apg 4,11-12 nichtig: "Das ist der Stein, von euch<br />

Bauleuten verworfen, der zum Eckstein geworden ist. In keinem anderen ist das Heil, ist auch kein anderer<br />

Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden sollen."<br />

Und dieses F<strong>und</strong>ament hat der Freimaurer abgelehnt.Wenn irgend jemand, sei er nun Freimaurer oder<br />

nicht, hofft, durch tugendhaftes Leben den Himmel zu erreichen, dann rate ich ihm, Artikel XI <strong>und</strong> XII (Anm.:<br />

der Gr<strong>und</strong>satzerklärung der Anglikanischen Kirche) gut zu studieren. Das ist die beste Zusammenfassung<br />

über Aussa gen der Schrift zum Thema Rechtfertigung, die ich kenne. Artikel XI führt uns die einzige<br />

Möglichkeit unserer Rechtfertigung vor Augen: "Wir sind gerechtfertigt vor Gott allein durch das Werk<br />

unseres Herrn <strong>und</strong> Heilandes Jesus Christus durch den Glauben <strong>und</strong> nicht aufgr<strong>und</strong> unserer eigenen<br />

Werke oder durch unser Verdienst...“ (vgl. auch Eph 2,8.9).<br />

Seht ihr jetzt, daß gerade eure "Moral", dieses "besondere Moral system", als welches ihr ja die<br />

Freimaurerei bezeichnet, Sünde ist, weil es nicht dem lebendigen Glauben an unseren Heiland, Herrn <strong>und</strong><br />

Gott entspringt?<br />

Meine freimaurerischen Fre<strong>und</strong>e, ihr braucht nicht diese "Jakobsleiter" emporzusteigen. Ihr müsst vielmehr


heruntersteigen, ganz herunter von dieser Leiter der Selbstgenügsamkeit, der eigenen Anstrengung <strong>und</strong><br />

der Selbstgerechtigkeit, herunter, weit herunter zum Kreuz, wo Jesus eure Sünden trug, um dort um Gnade<br />

<strong>und</strong> Vergebung zu flehen, die ihr nur durch das Blut Jesu Christi finden könnt, das vergossen wurde, damit<br />

ihr gerettet werdet.<br />

6. Der sechste <strong>und</strong> letzte christliche Einwand gegen die Freimaurerei, den ich in der Kürze noch nenne,<br />

bezieht sich<br />

darauf, daß die Frei maurerei eine Art abgefallene Religion ist.<br />

Freimaurer leugnen zwar oft, daß die Freimaurerei überhaupt eine Religion ist; demgegenüber möchte ich<br />

aber an folgende Fakten erinnern:<br />

a) Es gibt eigene Versammlungsorte, die Tempel genannt werden.<br />

b) Es gibt eigene geistliche Lieder, in denen der Name Jesus Christus nicht vorkommt.<br />

c) Es gibt eigene Gebete, in denen der Name Jesus Christus nicht vorkommt.<br />

d) Es gibt eine eigene Theologie, die durch gewisse Arbeiten, verschiedene Vorträge <strong>und</strong> Aufgaben der<br />

Loge verehrt wird. Es ist dies keine christliche Theologie sondern eine universalistische Religion, die auf<br />

den alten Mysterienkulten basiert.<br />

Nachdem Sir John Cockburn (ehemaliger Großdiakon von England <strong>und</strong> ehemaliger stellvertretender<br />

Großmeister von Australien) bewiesen hat, daß die Freimaurerei alle wichtigen Kennzeichen einer Religion<br />

trägt, fügt er noch hinzu: "Wenn geleugnet wird, daß man die Freimaurerei als Religion bezeichnen kann,<br />

muß man ihr die viel passendere Bezeichnung eines 'Verbandes von Religionen' geben. <strong>Die</strong><br />

freimaurerische Religion kann alle Religionen in sich vereinen, ohne daß diese auch nur ein Jota ihres<br />

jeweiligen Glaubensbekenntnisses aufgeben müssten." - Ist denn dem "christlichen" Freimaurer der Name<br />

ihres Herrn Jesus Christus noch weniger wert als ein Jota?<br />

Darüber hinaus wird seitens der Freimaurerei behauptet, daß sie allein die höchste geistliche <strong>und</strong><br />

moralische Erleuchtung vermittle. Außer dem beansprucht sie für sich die alleinige Kenntnis bestimmter<br />

Wahrheiten. <strong>Die</strong> Freimaurerei beansprucht zum Beispiel für sich, allein den wahren, heiligen <strong>und</strong><br />

geheimnisvollen Namen Gottes zu kennen.Ja, aber was hat es nun mit diesem Namen auf sich? Der<br />

Höhepunkt eines "Gottesdienstes" ist erreicht, wenn dem Neueingeweihten dieser Name geoffenbart wird,<br />

der angeblich verlorengegangen ist <strong>und</strong> den nur die Freimaurer, die zur "Holy Royal Arch" gehören, kennen.<br />

Ihren Namen für "Gott" werdet ihr nicht kennen (es sei denn, ihr seid selbst Freimaurer), weil er nicht in der<br />

Bibel zu finden ist. Es ist JAH-BUL -ON, ein heidnischer, synkretistischer Name für Gott!<br />

Walton Hannah sagt dazu: "In der mystischen Vorlesung wird erklärt, daß sich dieser Name aus bestimmten<br />

göttlichen Titeln <strong>und</strong> Attributen zusammensetzt, an denen im englischen Sprachraum niemand Anstoß<br />

nehmen kann. Aber dieses Wort (so lautet die Erklärung) setzt sich aus dem hebräischen JAHWEH,<br />

kombiniert mit dem assyrischen BAAL, allein dessen Symbol den Propheten so verhaßt war, <strong>und</strong> dem<br />

ägyptischen ON oder OSIRIS, zusammen." Osiris war der "Getreidegott" Ägyptens. Es wird von ihm auch<br />

behauptet, dass er aus der unheiligen Verbindung zwischen dem "Erdgott" Keb <strong>und</strong> der "Himmelsgöttin" Nut<br />

hervorgegangen sei.<br />

Es ist eine ungeheuer lästerliche Beleidigung für "den Erhabenen <strong>und</strong> Heiligen, der in Ewigkeit ist <strong>und</strong><br />

dessen Name HEILIG ist", seinen heiligen Namen, wenn auch nur symbolisch, mit solch scheußlichen<br />

Namen in Verbindung zu bringen! <strong>Die</strong> Freimaurer haben jedoch die Toll kühnheit, dies zu tun. Sogar eine<br />

angesehene Autorität unter den Freimaurern, Albert Clarke, war so abgestoßen, als ihm dieser Name be<br />

kannt gemacht wurde, daß er schrieb:<br />

Niemand, kein einziger, kann mich dazu bewegen, diesen Bastardnamen, der unter anderem den Namen<br />

eines verfluchten <strong>und</strong> bestiali schen, heidnischen Gottes enthält, <strong>und</strong> dessen Name vor über 2000 Jahren<br />

eine Bezeichnung des Teufels war, als heiliges Symbol für den unendlichen großen <strong>und</strong> ewigen Gott zu<br />

akzeptieren."<br />

Und das gilt in der Freimaurerei als die höchste Offenbarung! Sollten wir nicht viel eher von ärgster


Blasphemie reden?<br />

So mancher unter euch möchte vielleicht die von mir vorgebrachten Fakten anfechten oder anzweifeln <strong>und</strong><br />

mir die Frage stellen, woher ich wohl meine Informationen beziehe. Ich beziehe sie aus mehreren Quellen,<br />

aber zum größten Teil aus Walton Hannahs "Darkness Visible" (Auguscine Press). <strong>Die</strong>sels Buch stützt sich<br />

wiederum auf drei Informationsquellen:<br />

a) authentische freimaurerische Herausgeber,<br />

b) freimaurerische Artikel, Zeitschriften, Zeremonienführer <strong>und</strong> Vorträge,<br />

c) veröffentlichte Enthüllungen von Männern, die die Eide, die ihnen unter Vorspiegelungen falscher<br />

Tatsachen abgenommen wurden,<br />

für null <strong>und</strong> nichtig ansehen.<br />

Einer dieser Männer ist ein persönlicher Bekannter von mir, Dr. D.R. Denman, dessen geistliches<br />

Urteilsvermögen ich sehr schätze. In einer veröffentlichten Kritik dieses Buches (Life of Faith, 15. Okt. 1952)<br />

schreibt er:<br />

"Das gewichtigste Gegenargument, mit dem er (nämlich Walton Hannah) konfrontiert wird, ist, 'daß das<br />

Ritual außerhalb seines Kontextes <strong>und</strong> der es umgebenden Atmosphäre nicht richtig verstanden <strong>und</strong><br />

interpretiert werden kann.'<br />

Er behandelt diese Frage mit großer Gewandt heit <strong>und</strong> entkräftet den Vorwurf, vor allem für den<br />

Uneingeweihten. Tatsächlich stehen Umgebung <strong>und</strong> Atmosphäre in der Loge in keiner Weise im<br />

Widerspruch zu dem, was klar aus der Liturgie allein ersichtlich ist".<br />

Das kann ich bestätigen, denn im Gegensatz zu Herrn Hannah war ich selbst einmal Freimaurer. <strong>Die</strong><br />

Erfahrung, die ich gemacht habe, befähigt mich, dieses Buch richtig zu beurteilen <strong>und</strong> es als in jeder<br />

Hinsicht wertvoll zu bezeichnen. Der Schluß, zu dem er kommt, ist klar <strong>und</strong> unwiderlegbar: Christus <strong>und</strong> die<br />

Freimaurerei sind unvereinbar."<br />

Dr. Denman setzt fort: "Ich erinnere mich genau an den Ekel, den ich bei meiner Einweihung empfand. Ich<br />

stand vor der Loge <strong>und</strong> wurde als hilfloser Kandidat im Zustand 'geistlicher Finsternis' bezeichnet, der aber<br />

mit Gottes Hilfe das 'Licht' sucht. Mein Herz hatte damals schon die Gnade Gottes erkannt, nämlich von<br />

seiner Herrlichkeit in Jesus Christus. Mit diesem Wissen stand ich nun da <strong>und</strong> ver nahm die ersten Worte<br />

des freimaurerischen Rituals. In diesem Moment empfand ich das Böse ziemlich stark. Während des<br />

folgenden Gottesdienstes <strong>und</strong> dem Ritual der Rangordnungen wartete ich vergeblich auf ein Bekenntnis<br />

des Lichts der Welt. Aber nichts kam. Der Eindruck, daß es sich hier um Gotteslästerung handle, wurde<br />

während der Feier zum dritten Freimaurer-Grad so stark, daß ich heftig protestierte <strong>und</strong> den Tempel verließ,<br />

um ihn nie wieder zu betreten."<br />

- Christlicher Freimaurer, "geh hin <strong>und</strong> tue desgleichen." - Junger Mann, der du dich noch nicht geb<strong>und</strong>en<br />

hast, diese Dinge habe ich zur Warnung gesagt, denn es gibt etliche, die euch in die Irre leiten sollen.”<br />

Ihr Christen, betet, daß unsere Kirche <strong>und</strong> unser Land von dieser Mischreligion gereinigt werde, denn "einen<br />

anderen Gr<strong>und</strong> kann niemand legen ausser dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus."<br />

----<br />

Dr. Samuel R. Külling<br />

Entsprechen die Parolen der französischen Revolution «Freiheit,<br />

Gleichheit, Brüderlichkeit» biblischen Forderungen?<br />

Man preist heute, nach 200 Jahren, die Proklamation der unveräußerlichen Menschenrechte der<br />

Menschenrechtserklärung der französischen Revolution 1789: «Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit».<br />

Entsprechen diese Forderungen wirklich denen der Bibel <strong>und</strong> gehören sie zur göttlichen<br />

Schöpfungsordnung? Hier besteht weitgehend, auch bei bibeltreuen Christen, große Unklarheit. Darum


sollen die drei Begriffe untersucht werden. Ich beginne mit der Gleichheit:<br />

1. Gleichheit<br />

Wie verhängnisvoll sich die Proklamation von «Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit» auf Gleichheit auswirkt,<br />

zeigt der heutige Feminismus. Gott hat z. B. Mann <strong>und</strong> Frau ungleich geschaffen; also ist dies seine<br />

Schöpfungsordnung <strong>und</strong> alle Gleichheitsideologie in dieser Hinsicht ist nicht von Gott, sondern von unten.<br />

Wir merken ihre negativen Auswirkungen bereits heute in der Politik <strong>und</strong> werden sie noch deutlicher<br />

erkennen in der Zukunft, wenn sie vielleicht nicht mehr zu ändern ist. Wir haben die negativen<br />

Auswirkungen der Gleichheitsideologie der französischen Revolution bereits einmal bei der Frage des<br />

neuen Eherechts besprochen <strong>und</strong> damals gesagt: «Zugunsten der Gleichheitsansprüche wird die<br />

Gemeinschaft der Ehe geopfert. Zwischen Gleichheitsansprüchen zweier unabhängigen Partner <strong>und</strong> der<br />

Gemeinschaft der Ehe gibt es nur ein Entweder - Oder.»<br />

Gott hat auch jeden Menschen ungleich geschaffen. Also ist der Ruf nach Gleichheit aller Menschen<br />

unbiblisch. «Es gibt keine größere Ungerechtigkeit als unterschiedliche Wesen identisch zu behandeln»,<br />

sagte Montesquieu zurecht. Er schreibt: «<strong>Die</strong>se Unterschiede ignorieren oder aufheben wollen heißt, gegen<br />

das Wesen der Dinge angehen, heißt, der Ideologie weichen.» Gewiß sind wir nicht gegen das Prinzip:<br />

«Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz». Aber dieses Prinzip der «Gerechtigkeit» kann leicht zu neuer<br />

Unge¬rechtigkeit führen, wenn man nicht vom biblischen Menschenbild ausgeht. Und dies tat die<br />

französische Revolution nicht. Sie ging nicht von einem dem Schöpfungswerk entsprechenden vielfältigen,<br />

individuell ganz unterschiedlichen (jedes nach seiner Art) Menschenbild aus, sondern von einem uniformen,<br />

gleichgeschalteten. Gleichheit bedeutet für sie darum einheitliche Denk Glaubens <strong>und</strong> Verhaltensweise.<br />

Und das ist eine der göttlichen Schöpfung radikal widersprechende Gleichheitsideologie. <strong>Die</strong>ses<br />

unbiblische Verständnis von Gleichheit zeigte sich besonders deutlich den Juden gegenüber. Wohl wurden,<br />

besonders durch den Einfluß des radikalen Revolutionärs Robespierre, am 27. September 1791 zum ersten<br />

Mal in der Geschichte der Juden im Exil in Europa die Juden rechtlich den Nichtjuden gleichgestellt. Das<br />

hieß aber für die Juden, ihre Jüdischkeit weitgehend aufzugeben. Sie sollten nicht mehr als religiöse<br />

Minderheit mit eigener Religion, Kultur <strong>und</strong> Sprache leben. «<strong>Die</strong> Juden wurden emanzipiert, weil sie<br />

Menschen, nicht weil sie Juden waren» (Daniel Gerson in Jüdische R<strong>und</strong>schau Nr. 28 1989). <strong>Die</strong>ses<br />

Gleichheitsverständnis bezog sich auch auf andere Minderheiten. Gleichheit hieß für sie Gleichschaltung,<br />

Aufgabe ihrer individuellen Überzeugungen. Das zeigt sich sehr deutlich bei einem andern der<br />

proklamierten Menschenrechte, der Freiheit.<br />

2. Freiheit<br />

<strong>Die</strong> Freiheit der französischen Revolution war nicht die biblisch verstandene Freiheit. <strong>Die</strong>se Freiheit war<br />

absolut nicht die Freiheit von aller Sklaverei. Sie war geb<strong>und</strong>en an das uniforme Menschenbild der<br />

Revolution. Und das war ein atheistisches Menschenbild.<br />

Freiheit, losgelöst von göttlicher Autorität, wird zur Tyrannei durch Menschen, wie Wilhelm Hahn ausführt:<br />

(Hahn Christliche Weltrevolution. Stehen wir vor einer Spaltung der Christenheit, in Rupert Hofmann, Verlag<br />

Regensberg 1987). «Der Mensch soll sein Schicksal <strong>und</strong> das der Menschheit in seine eigenen Hände<br />

nehmen <strong>und</strong> eine menschenwürdige, ideale Welt schaffen! Das Reich der Gerechtigkeit <strong>und</strong> des Glücks für<br />

alle Menschen, die alle gleich sind, läßt sich von Menschen auf dieser Welt erreichen.» «Welchen<br />

Fanatismus das Ziel der Menschheitsbeglückung hervorgebracht hat (von Robespierre bis Marx, von Lenin,<br />

Stalin bis hin zu Hitler oder Pol Pot <strong>und</strong> schließlich Ajatollah Khomeini) wird erhellt aus dem folgenden<br />

programmatischen Wort Robespierres: '<strong>Die</strong> Triebkraft der Volksregierung ist in Friedenszeiten die Tugend.<br />

Sie ist in Zeiten der Revolution zugleich Terror <strong>und</strong> Tugend: <strong>Die</strong> Tugend, ohne die der Terror unheilvoll ist,<br />

der Terror, ohne den die Tugend machtlos ist. Der Terror ist nichts anderes als das schlagfertige,<br />

unerbittliche, unbeugsame Recht. Er ist somit eine Emanation (Ausfluß) der Tugend».<br />

Darum war es auch gar keine echte Freiheit, auch wenn sie noch so lauthals verkündet wurde. Sie bestand<br />

in lauter Verboten, was die Glaubens <strong>und</strong> Gewissensfreiheit betrifft. Ist das etwa Freiheit, die nur mit neuen<br />

Verboten (christliche Feiertage <strong>und</strong> Feste, bestimmte religiöse Handlungen usw.) gepaart war, gegeben<br />

von Menschen, die von göttlicher Autorität nichts wissen wollten, sondern einer «Göttin der Vernunft»<br />

(Demoiselle Maillard) huldigten, oder die das Volk zum Gott machten?<br />

Wen w<strong>und</strong>ert es, daß schon in den ersten Jahren nach der Emanzipation (besonders 1793/94) die<br />

jüdischen Gottesdienste meistens im Geheimen abgehalten werden mußten <strong>und</strong> es zu Verhaftungen von


Rabbinern kam. Was ist das für eine Freiheit, wo nicht jeder nach seiner Überzeugung seines Glaubens<br />

leben kann?<br />

3. Brüderlichkeit<br />

Heute sollte man nach den Forderungen der Feministinnen «Schwesterlichkeit» sagen! Aber lassen wir den<br />

Ausdruck der Revolution stehen. Auch hier ist natürlich nicht an christliche Bruderschaft zu denken. Auch<br />

hier gibt es nur bedingte Brüderlichkeit. Auch hier galten diejenigen, die die Gedankengänge <strong>und</strong> gottlosen<br />

Prinzipien der Revolution, ihr Bekenntnis («die Existenz eines höchsten Wesens <strong>und</strong> die Unsterblichkeit der<br />

Seele») oder ihre ideologischen Kultfeiern usw. nicht guthießen, praktisch nicht als Brüder, sondern als<br />

unliebsame Außenseiter oder Fremdkörper im Staat, die man entweder als «quantité négligeable» (zu<br />

vernachlässigende Größe) überging oder gewaltsam zum Bruder machen wollte («Und willst du nicht mein<br />

Bruder sein, so schlag ich dir den Schädel ein»). <strong>Die</strong> Schreckensherrschaft Robespierres geschah sicher<br />

nicht im Sinn der Brüderlichkeit seiner Untertanen!<br />

4. Was sagt die Bibel?<br />

Aus obigen Darlegungen ist hervorgegangen, daß die französische Revolution mit ihrer Proklamierung von<br />

«Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit» etwas anderes meinte als die Bibel <strong>und</strong> darum nicht christliche Begriffe<br />

oder Werte durchgesetzt hat. Im Rahmen dieses Aufsatzes kann natürlich nur sehr beschränkt <strong>und</strong><br />

lückenhaft darauf eingegangen werden, was wir von der Bibel her zu Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit zu<br />

sagen haben.<br />

a) Freiheit<br />

Nach der Bibel gibt es keine absolute Freiheit. Als das Volk Israel von der Knechtschaft in Ägypten befreit<br />

wurde, kam es zum Sinai, wo es lernen sollte, sich an das Gesetz Gottes zu binden. In Römer 6,15 – 7,6<br />

sagt Paulus, daß der Gläubige freigemacht wurde von der Sündenknechtschaft, aber zugleich Knecht der<br />

Gerechtigkeit wurde. «Jetzt dagegen, wo ihr von der Sünde frei <strong>und</strong> Knechte Gottes geworden seid, habt ihr<br />

als eure Frucht die Heiligung <strong>und</strong> als Endergebnis das ewige Leben.» (Römer 6, 22) <strong>Die</strong>ser zentrale Vers<br />

sagt alles. <strong>Die</strong> Proklamation einer ziellosen, zügellosen Freiheit ist völlig unbiblisch. <strong>Die</strong> Bibel lehrt uns<br />

keine Freiheit von aller Sklaverei. Sie lehrt uns, daß wir entweder «Sklaven» der Sünde oder «Sklaven»<br />

Gottes sind. Es gibt nur dieses Entweder Oder. Als Knechte Gottes haben wir als Ziel die Heiligung (in<br />

diesem Leben) <strong>und</strong> als Endergebnis das ewige Leben. Wir sind nie absolut frei, also haben wir auch keine<br />

solche Freiheit zu verkündigen. Luther sagte es in dem Paradox: «Der Christ ist ein freier Mann <strong>und</strong><br />

niemandem untertan. Der Christ ist ein dienstbarer Knecht aller <strong>und</strong> allen untertan». Freiheit vom<br />

mosaischen Gesetz bedeutet nicht Zügellosigkeit, sondern Gehorsam Christi, Geb<strong>und</strong>enheit an das Gesetz<br />

Christi (1.Kor.9,21). Biblisch verstandene Freiheit ist nur möglich durch die neue Geb<strong>und</strong>enheit an den<br />

Geist Gottes <strong>und</strong> seine Leitung (Röm 8,14). Freiheit muß ein Ziel haben (verherrlicht Gott mit eurem Leibe<br />

(1.Kor 6,20), sonst wird sie nur Menschenknechtschaft (1. Kor 7,23). Da diese Freiheitsproklamation der<br />

französischen Revolution kein solches Ziel hatte, wurde sie nur zur neuen Geb<strong>und</strong>enheit an<br />

Menschengebote <strong>und</strong> verbote. Sklaven des Verderbens können nicht wahre Freiheit verheißen (sie<br />

verheißen ihnen Freiheit, sind dabei aber selbst Sklaven des Verderbens; denn von wem jemand im Kampf<br />

überw<strong>und</strong>en ist, dem ist er auch als Sklave verfallen (2. Petr 2,19.15).<br />

b) Gleichheit<br />

Es gibt nach der Bibel nur eine Gleichheit, die für uns alle gilt, nämlich die von Röm 3, 10 - 19: <strong>Die</strong> ganze<br />

Menschheit ist dem Gericht Gottes verfallen! Und es gibt nur einen Heilsweg für uns alle: <strong>Die</strong> Gottes<br />

Gerechtigkeit, die durch den Glauben an Jesus Christus für alle da ist <strong>und</strong> an alle kommt, die da glauben<br />

(Röm 3,22). Denn hier gibt es keinen Unterschied; alle haben ja gesündigt <strong>und</strong> bleiben unteilhaftig des<br />

Ruhmes, den Gott verleiht; so werden sie geschenkweise durch seine Gnade gerechtfertigt infolge der<br />

Erlösung, die in Christus Jesus begründet ist (Röm 3,23.24).<br />

Hier ist es angebracht von Gleichheit zu reden. Aber davon redet die französische Revolution nicht. Und die<br />

Gleichheit, die sie verkündet, gibt es, wie wir ausgeführt haben, nicht. Sie führt nur zu neuer Ungerechtigkeit<br />

im Namen eines unbiblischen Menschenverständnisses von Gleichheit.<br />

c) Brüderlichkeit<br />

<strong>Die</strong> Bruderschaft im biblischen Sinn ist nur möglich durch den Vater im Himmel («Vater» ist etwas anderes


als «die Existenz eines höchsten Wesens» von Robespierre). Gott möge uns verschonen vor einer<br />

Brüderlichkeit des Schafotts! Gott möge uns verschonen vor einer Brüderlichkeit des atheistischen<br />

Genossen! Gott möge uns verschonen vor einer Zwangsbruderschaft! Gott möge uns auch bewahren vor<br />

einer Zwangsschwesternschaft des Feminismus! Gott möge uns bewahren vor einer Bruderschaft, die<br />

keine ist! <strong>Die</strong> Bruderschaft der französischen Revolution, die die Vaterschaft Gottes leugnete, ist keine<br />

Bruderschaft.<br />

Und diesen Vater in Jesus Christus hat die Revolution ausgeschaltet. Sie wollte «Brüder», ohne den<br />

«Meister» anzuerkennen (Mt 23,8).<br />

Ihr Bruderbild war nicht das der Bibel: «dem Bilde seines Sohnes gleich zu werden: dieser sollte der<br />

Erstgeborene unter vielen Brüdern sein (Röm 8,19).<br />

Reden wir also nicht mehr davon, die französische Revolution habe «christliche Rechte» durchgesetzt. Sie<br />

war weit entfernt davon.<br />

Vertiefen wir uns mehr in die Bibel, um zu erfahren, was sie über «Freiheit, Gleichheit <strong>und</strong> Brüderlichkeit»<br />

sagt.<br />

----<br />

Dr. Martin Hohl - Wirz<br />

<strong>Die</strong> Freimaurerei<br />

<strong>und</strong> der Absolutheitsanspruch des Herrn Jesus Christus<br />

(Biographische Angaben finden sich am Ende dieses Artikels)<br />

<strong>Die</strong> Literatur zum Thema Freimaurerei ist außerordentlich umfangreich. <strong>Die</strong> 1911 vom deutschen Gelehrten<br />

August Wolfstieg begründete »Bibliographie der freimaurerischen Literatur« umfasst heute über 50'000 Titel.<br />

Nach Zendralli wird die gesamte Literatur zum Thema Freimaurerei von Fachleuten auf r<strong>und</strong> 100'000<br />

Bücher <strong>und</strong> Schriften Titel geschätzt. Ein Teil dieser Literatur ist im Verzeichnis der Deutschen Freimaurer<br />

Bibliothek, die dem Deutschen Freimaurer Museum in Bayreuth angeschlossen ist, enthalten (Schneider,<br />

1977).<br />

Trotz dieser Literaturflut ignoriert nach Mellor »die <strong>grosse</strong> Mehrheit des Publikums die Freimaurerei«, <strong>und</strong><br />

von den Historikern werde sie kaum <strong>und</strong> erst spät zur Kenntnis genommen. »Sie ist ein Tabu, über das man<br />

gleichsam verabredungsgemäß nicht spricht« (S.33) »Seit etwa 10 Jahren erst ist die Freimaurerei zum<br />

Gegenstand intensiverer wissenschaftlicher Forschung geworden.« (Ulrich Im Hof, Zur Geschichte der<br />

Freimaurer im 18. Und 19. Jahrh<strong>und</strong>erts – aus der Sicht eines Historikers, Basel, 1984). Schenkel schreibt:<br />

»<strong>Die</strong> Lehrbücher der Kirchengeschichte enthalten zwar kurze Hinweise auf die Freimaurerei, behandeln sie<br />

aber nebensächlicher als irgendwelche belanglosen Erscheinungen auf kirchlichem Gebiet <strong>und</strong> verraten in<br />

nichts ein Bewusstsein um die teilweise geradezu entscheidende Bedeutung der Freimaurerei in der<br />

Kulturpolitik einiger europäischer Staaten.« <strong>Die</strong>se Aussage gilt m.E. auch heute noch.<br />

Warum diese Unwissenheit, Ignoranz, Vorsicht? Der Gr<strong>und</strong> dafür liegt sicher nicht zuletzt in der<br />

Freimaurerei selbst, für die Öffentlichkeitsarbeit nicht wesensgemäß ist. <strong>Die</strong> Freimaurerei versteht sich zwar<br />

heute nicht mehr als eine Geheimgesellschaft, immer noch aber als eine geschlossene Gesellschaft: »not<br />

secret but privat«.<br />

Bis vor kurzem waren zuverlässige, autorisierte Informationen nur schwer zugänglich. Zudem war die<br />

Freimaurerei seit ihrer Gründung im Jahre 1717 heftig umstritten <strong>und</strong> von den vielfältigsten Gerüchten<br />

begleitet. Je nach Standort <strong>und</strong> Interessenlage waren die Aussagen unterschiedlich <strong>und</strong> widersprüchlich.


Dazu kommt, »dass es nicht einmal im Innersten des Ordens Übereinstimmung über das Wesen <strong>und</strong> über<br />

die wesentlichen Ziele der Freimaurerei gibt.« (Mellor) <strong>Die</strong> Freimaurerei ist nicht nur umstritten, sondern<br />

auch zerstritten. Es gibt verschiedene Spielarten <strong>und</strong> Abarten, die sich zum Teil die Anerkennung versagen.<br />

In dieser Situation ist es schwierig <strong>und</strong> für Außenstehende fast unmöglich, sich ein objektives Bild zu<br />

machen.<br />

Kann es aber ein solch 'objektives' Bild überhaupt geben? Ein Freimaurer wird diese Frage möglicherweise<br />

verneinen. Jeder erlebt Freimaurerei anders. Wahrheit ist relativ, subjektiv. Das Wesentliche der<br />

Freimaurerei lässt sich zudem nach freimaurerischer Auffassung nicht durch Worte <strong>und</strong> Bücher mitteilen.<br />

»Der Geist des freimaurerischen Rituals... beruht auf dem Glauben, dass es gewisse Wahrheiten gebe, die<br />

zu tief sind, als dass Worte oder Begriffe sie ausdrücken könnten. Allein Symbole können eine stumme<br />

Andeutung davon geben.« (Alec Mellor, Logen, Rituale, Hochgrade. Handbuch der Freimaurerei, 1985, S.<br />

304)<br />

<strong>Die</strong>s ist meines Erachtens der Kern <strong>und</strong> der gemeinsame Nenner aller Freimaurerei, dass sie dem Wort im<br />

weitesten Sinn, d. h. auch der Sprache, als gestaltende, ordnende, verbindende <strong>und</strong> rettende Kraft<br />

misstraut <strong>und</strong> an seine Stelle das Symbol setzt.<br />

<strong>Die</strong>ser Sachverhalt war mir mit seinen weitreichenden Konsequenzen nicht bewusst, als ich am 5. Juni<br />

1988 in die »Freimaurerloge Libertas et Fraternitas im Orient von Zürich« aufgenommen wurde. Ich<br />

erwartete eine offene, faire <strong>und</strong> anregende geistige Auseinandersetzung, ohne die ich buchstäblich nicht<br />

atmen kann. In der Loge hingegen wird jede politische, theologische oder andere 'hitzige' Diskussion<br />

bewusst <strong>und</strong> konsequent vermieden. Auch mir sind leere Wortgefechte, bloße Wortklaubereien <strong>und</strong><br />

gewalttätige geistige Auseinandersetzungen zuwider, <strong>und</strong> ebenso lehne ich jedes Missionieren mit Schwert,<br />

Zwang <strong>und</strong> Aufdringlichkeit ab. Doch sollen <strong>und</strong> können wir an die Stelle der blutigen Religions- <strong>und</strong><br />

Konfessionskriege das Schweigen setzen? »Hear, see and silence«, so lautet die Devise der englischen<br />

Freimaurer.<br />

In dieser Arbeit gehe ich von einer Auffassung aus, die der freimaurerischen diametral entgegengesetzt ist:<br />

<strong>Die</strong> Sprache ist die wichtigste Kommunikationsform. Sie konstituiert alles Sein, alles Leben. Gerade die<br />

wichtigsten Wahrheiten können nur durch die Sprache vermittelt werden, <strong>und</strong> wirkliche, dauerhafte<br />

Gemeinschaft entsteht nur durch das Wort. Es geht mir im folgenden nicht darum, die freimaurerische<br />

Auffassung zu widerlegen <strong>und</strong> zu bekämpfen, vielmehr geht es darum, die beiden Auffassungen einander<br />

gegenüber zu stellen <strong>und</strong> einer möglichst unvoreingenommenen Beurteilung <strong>und</strong> einer möglichst freien<br />

persönlichen Entscheidung zugänglich zu machen.<br />

Welche Sprache sollen wir nun aber sprechen, um nicht in einer dauernden Sprachverwirrung zu leben? Ich<br />

gehe im folgenden von der Annahme aus, dass Jesus Christus die höchste, die absolute Autorität in Sachen<br />

verbaler Kommunikation ist. Er ist uns bezeugt als das 'fleischgewordene Wort'. Er ist mit seinem Leben<br />

dafür eingestanden, dass Gottes Wort gilt; Er hat uns den Zugang zu demjenigen Gott wieder ermöglicht,<br />

der kommuniziert, der mit uns spricht <strong>und</strong> sich uns gegenüber ausdrücklich verpflichtet; Er hat uns das<br />

Vertrauen auf das Wort, den Sinn für die Bedeutung der gegenseitigen Verständigung <strong>und</strong> damit die<br />

Sprache wiedergegeben. Mit anderen Worten: Ich nehme im folgenden an, dass der Absolutheitsanspruch<br />

des in der Bibel bezeugten Jesus Christus gerechtfertigt ist, <strong>und</strong> ich werde versuchen, die Freimaurerei im<br />

Lichte dieses Jesus Christus zu beleuchten. Er ist derjenige, der auferstanden ist, der also lebt, <strong>und</strong> dem<br />

alle Gewalt im Himmel <strong>und</strong> auf Erden übertragen ist. Ich nehme diese Herrschaftssituation als durchaus<br />

wirklich an, auch wenn ich den obersten Machthaber nicht sehe, nicht immer spüre <strong>und</strong> von dieser ganzen<br />

Wirklichkeit <strong>und</strong> Wahrheit nur aufgr<strong>und</strong> des uns überlieferten Evangeliums etwas weiß. <strong>Die</strong> Annahme dieser<br />

Realität bedeutete eine Umkehr, die es mir ermöglichte, wieder aus der Freimaurerloge auszutreten. Das<br />

geschah am 28. September 1988.<br />

<strong>Die</strong> Freimaurer wenden sich - mit Erfolg, wie wir sehen werden - gegen alle Absolutheitsansprüche<br />

einzelner Religionen, Konfessionen, Parteien, Rassen, Klassen, Institutionen, Nationen usw. <strong>und</strong> wollen<br />

alle Gegensätze miteinander versöhnen. Ist der Absolutheitsanspruch Christi gerechtfertigt, so hat dieser<br />

Kampf der Freimaurer auch aus unserer Sicht eine gewisse Berechtigung: Wir finden ja unser Heil nicht in<br />

einer bestimmten Institution, Partei, Klasse, Nation usw., sondern wirklich nur <strong>und</strong> ausschließlich in der<br />

Person Christi. Darum soll mit dieser Arbeit keinesfalls irgend eine absolutistische, totalitäre, rassistische,


eligiöse, konfessionelle oder andere Partei unterstützt werden, welche die Freimaurerei bekämpft. Mit<br />

diesen Auseinandersetzungen zwischen 'Anti Absolutisten' einerseits <strong>und</strong> den Verfechtern unserer Sicht<br />

andererseits, die zum Teil 'falschen' Absolutheitsansprüchen mit äußerster Verbitterung <strong>und</strong> Gehässigkeit<br />

geführt werden, wollen wir nichts zu tun haben. <strong>Die</strong> entsprechende Literatur bleibt in dieser Arbeit<br />

unberücksichtigt. Ebenso wenig will ich mich auf die unzähligen Gerüchte um die Freimaurerei <strong>und</strong> auf die<br />

ganze Gerüchteliteratur einlassen. Es kommt auf möglichst zuverlässige Informationen an. Es sollen bei der<br />

Darstellung der Freimaurerei möglichst Freimaurer selbst sowie Wissenschaftler zu Wort kommen, denen<br />

ein Einblick gewährt wurde. Bei der Beurteilung sollen sich die gemachten Aussagen niemals gegen die<br />

Freimaurer als menschliche Personen richten, sondern allenfalls gegen den Geist, der hinter der<br />

Freimaurerei steckt.<br />

In den letzten Jahren sind einige größere Werke von Freimaurern <strong>und</strong> von Wissenschaftlern erschienen, die<br />

einen vertieften Einblick in die Freimaurerei <strong>und</strong> ihre 'Geheimnisse' ermöglichen. (Binder, 1988, Mellor,1985,<br />

Oslo, 1988, Valmy, 1988). Zudem wurden im Fernsehen Dokumentarfilme gezeigt (z.B. ORF 1990), <strong>und</strong> die<br />

Zeitschrift GEO veröffentlichte eine Bildreportage (Nr. 2/1988) mit Aufnahmen von wichtigen<br />

'Tempelarbeiten'. <strong>Die</strong>se letztgenannten Resultate freimaurerischer Öffentlichkeitsarbeit stießen allerdings<br />

bei Freimaurern auf äußerst harte Kritik (Alpina Nr. 8 9 1988, S. 205: 'weitreichendster <strong>und</strong><br />

unverantwortlichster Verstoß gegen die Arkan Disziplin'). Nicht zuletzt dank dieser Veröffentlichungen<br />

können wir die Freimaurerei selbst beim Wort (<strong>und</strong> Bild) nehmen <strong>und</strong> müssen nur noch in Ausnahmefällen<br />

auf sogenannte 'Verräterliteratur' zurückgreifen.<br />

Es geht mir in dieser Arbeit darum, einen Überblick mit möglichst allen wichtigen Aspekten zu vermitteln, um<br />

das Phänomen der Freimaurerei in seiner ganzen Gestalt sichtbar werden zu lassen. Einzelne Aspekte<br />

könnten vertieft werden. Am Schluss der Darstellungen sollen, wo sinnvoll <strong>und</strong> möglich, die einzelnen<br />

Aspekte mit der Sicht der Bibel gemäß unserem Verständnis verglichen werden. Eine Beurteilung der<br />

Freimaurerei erfolgt in Kapitel 7.<br />

1. Geistige Wurzeln<br />

<strong>Die</strong> Freimaurerei im heutigen Sinn besteht seit 1717. Über die Entstehungsgeschichte besteht kein sicheres<br />

Wissen. Es gibt aber verschiedene Entstehungstheorien. (Dazu <strong>Die</strong>ter A. Binder, <strong>Die</strong> diskrete Gesellschaft.<br />

Geschichte <strong>und</strong> Symbolik der Freimaurer, Wien, 1988). Auf die verschiedenen Entstehungstheorien soll im<br />

folgenden nicht eingegangen werden. Uns interessieren aber die verschiedenen geistigen Wurzeln, von<br />

denen sich die Freimaurerei herleitet. (C. Zendralli, Freimaurerei heute, S.4) nennt die folgenden<br />

Ansatzpunkte: die Bauhüttenüberlieferung, die frühchristlichen Gesellschaften, das <strong>Rosenkreuzer</strong>tum, die<br />

jüdische Kabbala-Tradition, die <strong>Tempelritter</strong>legende <strong>und</strong> die Mysterienbünde. Unter Berücksichtigung des<br />

Werkes von Allan Oslo (Freimaurer. Humanisten? Häretiker? Hochverräter? Umschau-Verlag,<br />

Frankfurt/Main ,1988), der die geistigen Wurzeln der Freimaurerei ausführlich untersucht, teile ich diese in<br />

die folgenden Hauptstränge ein, die sich allerdings teilweise überlappen <strong>und</strong> durchdringen:<br />

1. <strong>Die</strong> Bauhüttentradition<br />

2. Verehrung menschlichen Schaffens aller Zeiten <strong>und</strong> Völker<br />

3. Mönchtum <strong>und</strong> Ritterorden<br />

4. Geheimgesellschaften <strong>und</strong> Mysterienbünde<br />

5. Jüdische <strong>und</strong> christliche Tradition<br />

6. Humanismus, Aufklärung, Liberalismus<br />

7. Reformation <strong>und</strong> Protestantismus<br />

1.1. <strong>Die</strong> Bauhüttentradition<br />

»FREIMAUREREI, MAUREREI, MASONEY, MASONNERIE, KÖNIGLICHE KUNST, weltbürgerliche<br />

Bewegung mit dem humanitären Ideal des vollkommenen Menschentums. Der Name rührt her von den<br />

freien (im Gegensatz zu den zunftgeb<strong>und</strong>enen) Steinmetzen an den mittelalterlichen Bauhütten.» (Neuer


Brockhaus, 5. Aufl. 1974, Bd. 2, S. 259, zit. in Oslo 1988, S.12)<br />

Eine andere Auffassung über die Entstehung des Namens 'Freimaurer', die ebenfalls mit den Bauhütten zu<br />

tun hat, vertritt G. A. Schiffmann (Das Verhältnis der FM zum Christentum <strong>und</strong> zur Kirche, Stettin, 1857<br />

1883, 28f.): »Der Name Freemasons ist eine Abkürzung der Bezeichnung Free-stone-masons. So wurden<br />

die Steinmetzen genannt, weil sie die Steine bearbeiteten, welche an der Außenseite der Mauern<br />

freistanden, so dass sie von jedermann gesehen werden konnten. Im Gegensatz dazu hießen diejenigen<br />

Bauarbeiter, welche die Steine unbehauen vermauerten, so wie sie aus den Steinbrüchen kommen,<br />

rough-stone-masons. Nun kürzte man die Namen so ab, dass man das Wort stone ganz wegließ. Auf diese<br />

Weise entstand das Wort Free masons, Freimaurer. Es sind mit dieser Bezeichnung deshalb nicht<br />

eigentlich die Arbeiter gemeint, die man jetzt Maurer nennt, sondern die Steinmetzen. Daher auch die<br />

Bezeichnung Loge oder Bauhütte. <strong>Die</strong> eigentlichen Maurer bedurften keiner besonderen Hütten. Sie<br />

verrichteten ihre Arbeiten unmittelbar am Gebäude selbst. <strong>Die</strong> Steinmetzen dagegen mussten die aus den<br />

Steinbrüchen herbeigeführten rohen Steine erst kunstgemäß bearbeiten, ehe diese dem Bau eingefügt<br />

werden konnten. Sie hatten also einen Arbeitsraum in der Nähe des Baues nötig, wo sie die Steine behauen<br />

konnten. <strong>Die</strong>s waren die Bauhütten.«<br />

In diesen Bauhütten, die im Mittelalter zu den Klöstern gehörten <strong>und</strong> mit der Zeit verweltlicht wurden,<br />

pflegten die klerikalen <strong>und</strong> die weltlichen Steinmetzen ihre eigene, besondere Tradition. Sie »trachteten<br />

danach, ihre Konstruktionsgeheimnisse vor den Augen Uneingeweihter zu verbergen, sie waren einem<br />

strengen Zunftsystem unterworfen, gegliedert in Lehrling, Geselle <strong>und</strong> Meister, mit einer Menge innerer <strong>und</strong><br />

äußerer Regeln. Auch betrachteten sie ihre Arbeit als eine 'göttliche Kunst'.« (Jürg von Ins, Zur Frage nach<br />

den Quellen der freimaurerischen Symbolik, 1974)<br />

<strong>Die</strong> Steinmetzen waren in der Regel nicht lokal, sondern überregional organisiert <strong>und</strong> entwickelten bald ein<br />

internationales, kosmopolitisches Bewusstsein. Steinbauwerke waren selten, <strong>und</strong> die Auftraggeber waren<br />

vielfach die höchsten kirchlichen <strong>und</strong> weltlichen Autoritäten. War ein Bauwerk beendet, so musste der<br />

Steinmetz oft weiterziehen. Er war nicht in einer lokalen Kirche, Gemeinde oder Zunft zuhause. »Seine<br />

Heimat war die Bauhütte am Arbeitsort, die darum von den fürstlichen Protektoren ihre überlokale<br />

Organisation <strong>und</strong> ihre Freiheiten empfing.« (Rudolf Spitzbarth, <strong>Die</strong> Freimaurerei, ihr Herkommen <strong>und</strong><br />

Wirken. 1968)<br />

Dank dieser Freiheiten wurden die Bauhütten zu Zufluchtsorten für Verfolgte, Verfemte <strong>und</strong> Freidenker aller<br />

Art. (Spitzbarth) <strong>Die</strong>se zugelassenen Nicht Steinmetzen wurden 'angenommene' Maurer genannt. Mit der<br />

Zeit trat die bauhandwerkliche Tradition in den Hintergr<strong>und</strong>, <strong>und</strong> es wurden vermehrt esoterische,<br />

philosophische, sittliche <strong>und</strong> gesellschaftliche Traditionen gepflegt.<br />

1717 gründeten vier Bauhütten in London die erste Grossloge. <strong>Die</strong>ses Jahr gilt als das Gründungsjahr der<br />

Freimaurerei im heutigen Sinn. <strong>Die</strong> 1717 gegründete Freimaurerei hat mit dem ursprünglichen<br />

Bauhandwerk, das als 'operative Maurerei' bezeichnet wird, nichts mehr zu tun. Es geht nicht mehr um den<br />

Bau von Steinbauwerken, sondern um den Bau am 'Tempel der Humanität'. <strong>Die</strong> heutige Freimaurerei wird<br />

gegenüber der 'operativen Mauerei' als 'spekulative Maurerei' bezeichnet. (A. Oslo, S. 55).<br />

Von der Bauhüttentradition sind aber verschiedene Elemente übernommen: der Name 'Freimaurer',<br />

'Freimaurerei', die Bezeichnung Loge (lodge) für die Arbeitsstätte, die Einteilung der ersten drei Grade in<br />

Lehrling, Geselle <strong>und</strong> Meister sowie »eine an Steinmetzen <strong>und</strong> Bauhandwerk anknüpfende Deutung der<br />

Stellung des arbeitenden Menschen im christlichen Kosmos <strong>und</strong> ein daraus abgeleiteter Sittenkodex«.<br />

(Spitzbarth) Dazu kommen verschiedene Symbole wie: Winkelmass, Wasserwaage, Zirkel, Senkblei,<br />

Maßstab, Reißbrett, Schurz, rauher Stein u.a.m. In der Johannismaurerei (Grade 1 3) sowie in der 'jüdisch<br />

architektonischen Etappe' der schottischen Hochgradmaurerei (Grade 1 14) lehnen sich zudem die Arbeiten<br />

<strong>und</strong> die symbolischen Handlungen an die Bauhüttentradition an. Nach Lerich (Konrad Lerich, Der Tempel<br />

der Freimaurer. Der 1. Bis 33. Grad. Vom Suchenden zum Wissenden, Bern, 1937) «erreichen Bausymbolik<br />

<strong>und</strong> Bausage der Freimaurerei im 13. Grad ihren esoterischen Höhepunkt«. (S. dazu Kapitel 3)<br />

1.2. Verehrung menschlichen Schaffens aller Zeiten <strong>und</strong> Völker


1.2. 1. <strong>Die</strong>sseitigkeit<br />

»<strong>Die</strong> wahren Taten der Freimäurer sind so groß, so weit aussehend, dass ganze Jahrh<strong>und</strong>erte vergehen<br />

können, ehe man sagen kann: das haben sie getan! Gleichwohl haben sie alles Gute getan, was noch in der<br />

Welt ist, merke wohl: in der Welt! Und fahren fort, an all dem Guten zu arbeiten, was noch in der Welt<br />

werden wird, merke wohl, in der Welt.« (Aus: G. E. Lessing, Ernst <strong>und</strong> Falk, Gespräche für Freimäurer.)<br />

Dass die Freimaurerei hauptsächlich diesseitig orientiert ist, geht auch aus den Aussagen vieler anderer FM<br />

hervor.<br />

So schreibt zum Beispiel Seydel (Rudolf Seydel, Katholicismus <strong>und</strong> Freimaurerei, Leipzig, 1862), das<br />

höchste Ideal sei die 'Darstellung des Reiches Gottes auf Erden', <strong>und</strong> auch ImHof meint: «Es geht um das<br />

'Reich Gottes auf Erden'.»<br />

Bei Lagutt (Jan K. Lagutt, Der Gr<strong>und</strong>stein der Freimaurerei, Erkenntnis <strong>und</strong> Verkennung, Zürich, 1958)<br />

lesen wir: »Wollen die Religionen den Menschen vor allem auf das Leben nach dem Tod vorbereiten, so die<br />

Maurerei in erster Linie für das Erdenleben... Ist das Streben der Religionen himmelwärts gerichtet, so<br />

dasjenige der Maurerei erdenwärts ... Das Wahre, Gute <strong>und</strong> Schöne ist der Erde <strong>und</strong> des Menschen wegen<br />

zu tun.«<br />

<strong>Die</strong> Freimaurerei ist nach Valmy (Marcel Valmy, <strong>Die</strong> Freimaurer. Arbeit am Rauhen Stein. Mit Hammer,<br />

Zirkel <strong>und</strong> Winkelmass. München, 1988) durch die Glaubensform des Deismus beeinflusst, «auch<br />

Freidenkertum oder Vernunftreligion genannt, die eine Anleitung zum sittlichen Leben im <strong>Die</strong>sseits, nicht<br />

zum Übergang in die Transzendenz, sein will.»<br />

Bei diesem <strong>Die</strong>sseits handelt es sich um die ganze dem Menschen zugängliche <strong>und</strong> wahrnehmbare Welt,<br />

um das ganze Universum. Es interessieren nicht nur die Vorgänge auf dieser Erde, sondern auch die<br />

'Gesetzmässigkeiten des Universums'. (Oslo). »Der Ort freimaurerischer Arbeit ist die Loge. Sie hat die<br />

Form eines 'länglichen Vierecks' <strong>und</strong> ist als Sinnbild des Weltalls, als Wohnstätte der ganzen Menschheit<br />

gedacht.« (Heinz Günter Deiters, <strong>Die</strong> Freimaurer. Geheimnis <strong>und</strong> Enthüllung, München, 1963). Im Tempel<br />

ist symbolisch dargestellt, woran sich der diesseitige Mensch orientiert: die Himmelsrichtungen Nord, Süd,<br />

Ost <strong>und</strong> West; Sonne, Mond <strong>und</strong> Sterne; der andere Mensch. <strong>Die</strong> Zeitrechnung der alten Maurer begann<br />

nach Oslo mit Adam, mit dem Beginn der Welt: Der Anfang der Welt war demnach unweigerlich auch der<br />

Beginn der Maurerei. Deshalb datierten sie statt 'im Jahre der Welt' (anno m<strong>und</strong>i) einfach 'im Jahre der<br />

Maurerei' (anno maconii), <strong>und</strong> beide trugen die Abkürzung AM.»<br />

1.2.2. Taten statt Worte<br />

»Geschrieben steht: 'Im Anfang war das Wort!' Hier stock ich schon! Wer hilft mir weiter fort? Ich kann das<br />

Wort so hoch unmöglich schätzen, Ich muss es anders übersetzen, Wenn ich vom Geiste recht erleuchtet<br />

bin. ... Mir hilft der Geist! auf einmal seh ich Rat, Und schreibe getrost: Im Anfang war die Tat! (Aus: J.W. von<br />

Goethe, Faust, 1225 -1238)<br />

<strong>Die</strong> Freimaurer bedienten sich nach Schiffmann Symbolen aus dem Bereich des Handwerks, um deutlich zu<br />

machen, »dass nicht theoretische Untersuchung, sondern praktische Tätigkeit der eigentliche Zweck des<br />

neu gestifteten B<strong>und</strong>es war.«<br />

Das Reich Gottes soll durch die menschliche Tat auf Erden verwirklicht werden. »Arbeit ist Gottesdienst,<br />

weil in ihr <strong>und</strong> durch sie die höheren Lebenswerte zur Verwirklichung kommen« (Schenkel, 1926). In den<br />

Logen der Freimaurer wird 'gearbeitet' . »Alle Feiern werden 'Arbeit' genannt, <strong>und</strong> zwar je nach den Graden<br />

am rauhen Stein, am kubischen Stein, am Reißbrett.» (S. 66)<br />

<strong>Die</strong> Freimaurer nehmen an einem 'Kultus der Arbeits- <strong>und</strong> Berufsethik' teil. (S. 67) »Dem Theologisch<br />

Dogmatischen kommt von Anfang an kein Gewicht zu, sondern alles ist ethisch praktisch gemeint. Es ist<br />

aber nicht nur die Tätigkeit als solche, weiche gefeiert wird, sondern dass sie mit Weisheit, in Schönheit,<br />

durch Kraft geschieht. Der Wert der Arbeit ist unabhängig vom Erfolg« (S. 67). »<strong>Die</strong> ganze Arbeitssymbolik


erhält ihre Krönung in dem Gedanken der Pflicht. 'Tue deine Pflicht!' ist der ernste männliche Klang, der<br />

durch das Ritual der Johannis Maurerei hindurchklingt« (S. 69) Der Arbeitsgedanke findet seine Ergänzung<br />

in dem Gedanken der Erholung. Auch sie ist geweiht ... Auf jede Arbeit folgt eine Tafelloge mit rituellen<br />

Formen oder wenigstens ein geselliges Beisammensein.« (S. 69) In der Freimaurerei geht es also um eine<br />

Betonung der Aktivität gegenüber der Passivität. »<strong>Die</strong> Erlösung wird nicht im Mystischen gesucht, sondern<br />

in der tapferen Bejahung des Schicksals <strong>und</strong> in der Betätigung des freien Willens (S. 85) Oft wird das Reden,<br />

das 'bloße' Aussprechen von Worten nicht als Tat betrachtet <strong>und</strong> dem 'Tun' gegenübergestellt: »Das Tun ist<br />

viel mehr wert als das bloße Diskutieren« (Ernst Moser, <strong>Die</strong> Freimaurerei <strong>und</strong> die Satzungen der Vereinten<br />

Nationen, in: Alpina Nr. 5/1964).<br />

Wir werden sehen, dass zwischen Freimaurerei <strong>und</strong> liberalem Protestantismus eine enge geistige<br />

Verwandtschaft besteht <strong>und</strong> dass zwischen beiden enge Beziehungen bestanden haben <strong>und</strong> bestehen.<br />

Vielleicht müsste Max Webers berühmtes Werk ’die protestantische Ethik <strong>und</strong> der Geist des Kapitalismus'<br />

ergänzt oder vertieft werden durch eine Untersuchung über die Bedeutung der freimaurerischen Arbeits<br />

<strong>und</strong> Berufsethik für die Wirtschaftswelt der neusten Zeit.<br />

1.2.3. Ein Herz für Kain<br />

Aus der Parteinahme für die Tat <strong>und</strong> die Tatmenschen ergibt sich auch eine Parteinahme für Kain <strong>und</strong> seine<br />

Nachkommenschaft. <strong>Die</strong> Hiramslegende, die in der Freimaurerei eine außerordentlich <strong>grosse</strong> Rolle spielt,<br />

»schildert die Kains Kinder als den vorwärtsstürmenden, erfindungsreichen, schöpferischen<br />

Menschentypus, während Abel jenen Typus darstellt, der sich mit dem natürlich Gewordenen, dem 'Gott<br />

Gegebenen' zufrieden gibt (Lagutt). Hiram Abif, der legendäre Architekt <strong>und</strong> Baumeister des<br />

Salomonischen Tempels, wird als Nachkomme Kains betrachtet. »Der Tradition nach gilt Hiram als Kainit.«<br />

(Ebd. S. 45) »Hiram errichtete den w<strong>und</strong>erbaren Tempel Salomonis, er schuf den herrlich goldenen<br />

Königsthron <strong>und</strong> führte viele prachtvolle Werke <strong>und</strong> Bauten auf.» (S. 52) Aus der Sicht dieser Legende<br />

erscheint es ungerecht <strong>und</strong> willkürlich zu sein, dass der Gott der Bibel das Opfer Abels annahm <strong>und</strong><br />

ausgerechnet dasjenige des Kain ablehnte. »Und Kain erschlug Abel. Doch nun verfolgte Adonai die Söhne<br />

Kains <strong>und</strong> machte sie den Kindern Abels untertan. Das Geschlecht Kains aber war schöpferisch <strong>und</strong> erfand<br />

die Wissenschaften <strong>und</strong> Künste.» (S. 51 ff.)<br />

«Enoch, ein Sohn Kains, lehrte die Menschen die Kunst, Steine zu behauen, Häuser zu bauen <strong>und</strong> in<br />

Gemeinschaften zu leben. Enochs Sohn Irad <strong>und</strong> sein Enkel Mehujahel errichteten Dämme <strong>und</strong> machten<br />

Zedernstämme zu Balken, Methusael, ein anderer Sprosse Kains, ersann die heiligen Buchstaben, die Tau<br />

Bücher <strong>und</strong> das sinnbildliche T (Tau), an dem die vom Feuer stammenden Arbeiter sich erkannten. Lamech,<br />

dessen Weissagungen den Profanen verschlossen sind, hatte vier Kinder: Jabal, der als erster Felle zu<br />

gerben verstand, Jubal, den Erfinder der Harfe, Naamah, die Mutter der Spinnerei <strong>und</strong> Weberei, <strong>und</strong><br />

Tubalkain, der den ersten Schmelzofen baute. Tubalkain trieb auch tiefe Schächte in die Berge, um sein<br />

Geschlecht vor der kommenden Flut zu schützen. Allein nur er <strong>und</strong> sein Sohn entgingen den Wassern.« (S.<br />

51f.) Nach der Hiramslegende soll Hiram, nachdem er von drei seiner Gesellen erschlagen worden war, von<br />

Tubalkain »in den Mittelpunkt der Erde, in die Seele der Welt, ins Reich des großen Kain« (S. 54) geführt<br />

worden sein. Dort »sah Hiram seinen Urvater Kain... Und Kain erzählte seine Leiden, die Jehovas<br />

Grausamkeit über ihn verhängte.« S. 55) »Und Tubalkain übergab ihm den Hammer, mit dem er selbst so<br />

Großes geschaffen hatte <strong>und</strong> sprach: '<strong>Die</strong>sen Hammer nimm!' <strong>Die</strong> Feuergeister werden dir helfen, das Werk<br />

zu beenden.« (S. 55)<br />

Es ist wohl selbstverständlich, »dass eine Legende nie als Darstellung geschichtlicher Vorgänge betrachtet<br />

werden darf» (S. 57), doch sollten diese Ausschnitte, die den meisten Freimaurern möglicherweise<br />

unbekannt sind, deutlich machen, für wen hier Partei ergriffen wird: für Kain <strong>und</strong> seine Nachkommenschaft.<br />

»Gewisse Namen aus dem Geschlechte der Kains Söhne sind zu Passworten geworden.« (S. 45) <strong>Die</strong><br />

einzelnen Passworte sind im Werk von Binder, (164, 167, 203) enthalten. So lautet das Passwort der<br />

Lehrlinge <strong>und</strong> der Meister: 'Tubalkain'. Wiederum ist wohl den meisten Freimaurern nicht bewusst, was das<br />

für ein Wort ist, <strong>und</strong> was es bedeutet Worte sind ja scheinbar nicht so wichtig.<br />

1.2.4. Grosse Leistungen, Werke, Persönlichkeiten


<strong>Die</strong> Verehrung menschlicher Leistungen, Werke <strong>und</strong> Persönlichkeiten in der Freimaurerei geht nun über<br />

Kain <strong>und</strong> sein Geschlecht weit hinaus <strong>und</strong> umfasst die gesamte Menschheit, alle Völker <strong>und</strong> Zeiten. Dabei<br />

«ist das Bauen, der Bau der sichtbare Ausdruck schöpferischen Tuns schlechthin». (Lagutt, S.106) Solch<br />

schöpferisches Tun findet natürlich nicht nur im Baugewerbe statt, sondern in allen Lebensbereichen des<br />

Menschen: Wirtschaft, Wissenschaft, Technik, Kunst, Literatur. Überall braucht es Kenntnisse, Fähigkeiten<br />

<strong>und</strong> Fertigkeiten, die erworben, entwickelt <strong>und</strong> weitergegeben werden müssen. <strong>Die</strong> menschliche<br />

Geschichte erscheint als eine Geschichte des seine Leistungen <strong>und</strong> Werke <strong>und</strong> damit auch sich selbst stets<br />

weiter <strong>und</strong> (evolutiv) höher entwickelnden Menschen. »Es ist nur ein Bau, der fortgeführt werden soll, der<br />

simpelste, der größte; er erstreckt sich über alle Jahrh<strong>und</strong>erte <strong>und</strong> Nationen. Wie physisch, so ist auch<br />

moralisch <strong>und</strong> politisch die Menschheit in ewigem Fortgang <strong>und</strong> Streben.« (J.G.v. Herder zitiert in J. N. J.<br />

Schmidt, Wurzeln der Freimaurerischen Gemeinschaft, Zürich, 1961) Für Herder ist die Freimaurerei ein<br />

'Areopag des Verdienstes, der Sitten <strong>und</strong> der Talente'. (Imhof, S. 294)<br />

In der seit 1723 geltenden Konstitution der Freimaurerei, die von James Anderson, einem Prediger der<br />

Kirche der schottischen Presbyterianer in London, verfasst wurde, ist eine Weltgeschichte menschlichen<br />

Schaffens enthalten. Sie wird zwar oft als 'geschichtlich wertlos' betrachtet (Schenkel, 1926, Lagutt, 1958)<br />

<strong>und</strong> selten abgedruckt. Im Anhang des Buches von Oslo (1988, 366ff.) ist dieser 'geschichtliche Teil'<br />

allerdings enthalten. Uns scheint dieser Teil der Anderson'schen Verfassung wichtig zu sein, nicht weil darin<br />

eine wirkliche Geschichte, sondern eine 'Möchtegern-Geschichte', eine Geisteshaltung, zum Ausdruck<br />

kommt. Immerhin besteht «das Gemeinsame der Freimaurer in aller Welt ... darin, dass sie sich an die<br />

sogenannten 'Alten Pflichten' von 1723 (Andersonsche Konstitution) halten.« (Von Ins, S.29)<br />

In Andersons 'Geschichte' der menschlichen Künste von Adam bis zur damaligen Zeit erscheinen die<br />

erwähnten 'Grossen' der Vergangenheit als 'Großmeister' <strong>und</strong> 'Großbeamte'. Neben Kain <strong>und</strong> seiner<br />

Nachkommenschaft Abel wird hier nicht erwähnt kommen auch die Erbauer des babylonischen Tempels<br />

zu Ehren, denn trotz ihrer 'Eitelkeit' werde 'ihre Fertigkeit in der Maurerei ... gerühmt' (zit. in Oslo, S.366).<br />

Bew<strong>und</strong>ert wird in diesem Zusammenhang auch die 'Fertigkeit der Maurer', 'ungeachtet der Verwirrung der<br />

Sprachen', 'miteinander ohne Sprechen zu verkehren <strong>und</strong> einander von weitem zu erkennen'. (S. 367) Nach<br />

den 'herrschaftlichen Städten' <strong>und</strong> den anderen 'großartigen Bauwerken' (Pyramiden etc.) Ägyptens wird<br />

auch 'Gross Meister Moses' erwähnt. (S. 367f.)<br />

Gerühmt wird nach dem 'Tempel des Dagon in Gaza der Philister' natürlich besonders der Tempel Salomos<br />

<strong>und</strong> sein Architekt <strong>und</strong> 'Meister des Baus' Hiram Abif. Schließlich werden in dieser Geschichte<br />

menschlichen Schaffens unter anderem erwähnt: der 'Gross Meister Maurer' Nebukadnezar, die 'Künste<br />

<strong>und</strong> Wissenschaften mit den bedeutendsten Gelehrten <strong>und</strong> Handwerkern' in Griechenland <strong>und</strong> Rom, die<br />

Entwicklung der 'königlichen Kunst' im Abendland, besonders in England <strong>und</strong> in Schottland. (Der Name<br />

Jesus Christus fehlt in dieser 'Geschichte der Grossen'.)<br />

1.2.5. Vergleich<br />

Ein kurzer Vergleich zeigt an dieser Stelle bereits deutlich, dass die Weltanschauung der Freimaurerei sich<br />

wesentlich von derjenigen unterscheidet, die uns in der Bibel bezeugt ist: Das Reich Jesu ist nicht von<br />

dieser Welt. <strong>Die</strong> diesseitige Welt ist nicht bedeutungslos, hat aber nur eine begrenzte, relative Bedeutung.<br />

Selbst das tausendjährige Reich ist vergänglich. Wichtig <strong>und</strong> ursprünglich ist eine unsichtbare, dem<br />

Menschen unzugängliche Welt, aus der alles <strong>Die</strong>sseitige, Irdische entstanden ist, <strong>und</strong> aus der alles seinen<br />

Sinn <strong>und</strong> Wert erhält. Ebenso ist auch in der Freimaurerei die jenseitige Welt nicht bedeutungslos, sie wird<br />

nun aber ihrerseits relativiert: Selbstverständlich darf jeder Freimaurer an ein Jenseits glauben, doch dieser<br />

Glaube ist subjektiv dem Belieben des einzelnen unterstellt <strong>und</strong> darf in der Loge keine absolute Geltung<br />

beanspruchen. Der Unterschied liegt also in der Priorität, in der Vorrangigkeit: absolutes Jenseits <strong>und</strong><br />

relatives <strong>Die</strong>sseits in der Bibel, relatives Jenseits <strong>und</strong> absolutes <strong>Die</strong>sseits in der Freimaurerei.<br />

Das Gleiche gilt für die Gegenüberstellung von Taten <strong>und</strong> Worten. Das Wort hat in der Bibel eine absolute<br />

Bedeutung, <strong>und</strong> was 'geschrieben steht' dient selbst Jesus als höchste Autorität, der sich sein Widersacher<br />

beugen muss. »Himmel <strong>und</strong> Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen«, spricht<br />

Jesus. (Mt. 24,35) <strong>Die</strong> menschlichen Taten kommen in der Bibel auch vor, haben aber eine untergeordnete<br />

Bedeutung. In der Freimaurerei ist auch dieses 'Herrschaftsverhältnis' umgekehrt: Taten haben absolute<br />

Bedeutung, Worte relative Bedeutung. Auch Freimaurer sprechen <strong>und</strong> verwenden Worte. <strong>Die</strong> höchsten


Einsichten sind für sie aber nicht mit Worten kommunizierbar. Wichtiger ist ihnen, dass »sie einander<br />

kennen <strong>und</strong> lieben, sogar ohne das Hilfsmittel der Sprache oder in unterschiedlichen Sprachen«. (Anderson<br />

zitiert in Oslo, 1988, S.378) <strong>Die</strong> biblische Heilsgeschichte ist mit dem Namen Abel verb<strong>und</strong>en, Kain hat eine<br />

'<strong>und</strong>ankbare' Nebenrolle. In den freimaurerischen Legenden wird Kain sozusagen rehabilitiert <strong>und</strong> Abel in<br />

den Hintergr<strong>und</strong> gedrängt. <strong>Die</strong> Bibel segnet nicht alle menschlichen Leistungen, Werke <strong>und</strong> Personen.<br />

Wichtig, vorrangig ist das Gottvertrauen, die Gottesbeziehung, aufgr<strong>und</strong> der der Mensch opfert, arbeitet <strong>und</strong><br />

aufbaut. Für diese Gottesbeziehung trägt auch der Mensch einen Teil der Verantwortung: Er muss zum<br />

biblischen Gott <strong>und</strong> zu seinem Sohn ja sagen. Wer den biblischen Gott verneint, wer <strong>und</strong>ankbar <strong>und</strong><br />

selbstgerecht Gottes Gaben zu eigenen, menschlichen Leistungen erklärt, dem wird der Segen entzogen.'<br />

<strong>Die</strong> Freimaurerei hingegen will alle Menschen, unabhängig von ihrer Gottesbeziehung 'gerecht' sein lassen.<br />

Der Wert des einzelnen hängt von seinem Beitrag für die Menschheit ab. Statt um Gnadenannahme <strong>und</strong><br />

Gottvertrauen geht es um »eine Schule des Wettlaufs zur Erreichung des schönsten Kranzes der Humanität<br />

<strong>und</strong> Menschenwürde.« (Böni 1944, 290) Das Wichtigste: <strong>Die</strong> Subjekte <strong>und</strong> Objekte der freimaurerischen<br />

Verehrung sind vergänglich, tot. Bei Jesus Christus hingegen können wir annehmen, dass er ewig lebt.<br />

1.3. Mönchtum <strong>und</strong> Ritterorden<br />

<strong>Die</strong> Beziehungen zwischen Mönchtum <strong>und</strong> Ritterorden einerseits sowie Freimaurerei andererseits sind<br />

ausführlich in Oslo (FM 1988) dargestellt. <strong>Die</strong> Freimaurerei wird selbst vielfach als Orden bezeichnet sowie<br />

als geistige Nachfolgerin <strong>und</strong> Erbin alten Priester <strong>und</strong> Mönchtums betrachtet. Dabei scheinen mir die<br />

folgenden Parallelen am wichtigsten zu sein: die Bewahrung <strong>und</strong> Pflege von Wissen <strong>und</strong> Können, das<br />

Streben nach persönlicher Vervollkommnung, das Anliegen, Zufluchtsort für Verfolgte <strong>und</strong> Verfemte zu sein.<br />

Eine besondere Rolle spielt in der Freimaurerei der Templerorden. <strong>Die</strong> Templer gelten als vorbildliche, erste<br />

Verfechter des Toleranzgedankens.<br />

1.3.1. Bewahrung <strong>und</strong> Pflege von Wissen <strong>und</strong> Können<br />

»<strong>Die</strong> ausführliche Darstellung der Entwicklung des Klosterwesens <strong>und</strong> des Templerordens zeigt eindeutig,<br />

wo das Wissen gepflegt <strong>und</strong> gehütet wurde, wo die Beschäftigung mit den Hermetischen <strong>und</strong> Freien<br />

Künsten <strong>und</strong> der Königlichen Kunst möglich gewesen war. <strong>Die</strong> Anziehungskraft der Klöster <strong>und</strong> Ritterorden<br />

auf den Adel <strong>und</strong> den Klerus lag nicht im Gebet, noch im Handwerk, sondern im Wissen begründet. Und um<br />

zu diesem Wissen zu gelangen, musste man sich Probezeit <strong>und</strong> Prüfungen unterziehen. All dem begegnen<br />

wir später in der Freimaurerei wieder.» (Oslo, 1988, 51) »<strong>Die</strong>ses Wissen teilte sich in drei Hauptgruppen:<br />

1. die Hermetischen Künste: die okkulten Weisheiten Gottes aus Religion, Astrologie, Magie, Zaubertrank<br />

bzw. Heilk<strong>und</strong>e, Mystik, Esoterik, Alchimie das Wesen aller Mysterien;<br />

2. die Freien Künste: Schreibkunst, Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Verskunst, Geometrie, Arithmetik,<br />

Astronomie, Harmonie;<br />

3. die Königliche Kunst: nicht das Handwerk des Bauwesens, vielmehr Planentwurf, Architektur, Statik,<br />

Materiallehre, Harmoniegesetze <strong>und</strong> Bauleitung - kurz: die Baukunst.« (Ebd. S. 99)<br />

Nach Oslo wurde dieses Wissen in der Menschheitsgeschichte früher hauptsächlich von den Priestern<br />

bewahrt <strong>und</strong> gepflegt: «Priester schrieben die Chronik ihrer Zeit, trieben Studien in der Philosophie <strong>und</strong><br />

Theologie, machten Experimente in der Alchimie <strong>und</strong> Naturwissenschaft, ergänzten die Kenntnis der<br />

Heilk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> der heilenden Kraft der Kräuter, operierten Kranke <strong>und</strong> balsamierten Mumien ein,<br />

entwickelten das Handwerk, brauten Bier, kelterten Wein <strong>und</strong> pflegten die Freien Künste einschließlich der<br />

Baukunst.« (S. 14)<br />

1.3.2. Streben nach persönlicher Vervollkommnung<br />

In den Klöstern ging es nach Oslo immer auch um die 'innere Vervollkommnung des Mönches'. »<strong>Die</strong><br />

Meditation in der Einsamkeit der Zelle förderte das Entstehen eines esoterischen Christentums, das sich im<br />

Laufe der Jahrh<strong>und</strong>erte in eigenartigen Aufnahmeritualen manifestierte, die an die Denkformen


frühchristlicher Gnostiker erinnern. Eine Symbolik besonderer Art beeinflusste die Gedankenwelt des<br />

Ordens. Ziel aller Bestrebungen des Mönches sollte die Erlangung der persönlichen Vervollkommnung<br />

sein.« (S. 24) <strong>Die</strong> Freimaurerei will diese Tradition fortsetzen. Sie bietet sich als ein «Mittel zur 'inneren<br />

Ganzwerdung'» an. (Von Ins, S. 29).<br />

1.3.3. Zufluchtorte für Verfolgte <strong>und</strong> Verfemte<br />

Wie die Bauhütten so waren nach Oslo auch die Klöster früher vielfach Zufluchtsorte für Verfolgte <strong>und</strong><br />

Verfemte. Also ergibt sich auch aus diesem Gesichtspunkt eine gewisse Verwandtschaft <strong>und</strong> eine Tradition,<br />

die die Freimaurerei weiterzupflegen bemüht ist. (Oslo,1988, 16ff.)<br />

1.3.4. <strong>Die</strong> Templer als Verfechter des Toleranzgedankens<br />

<strong>Die</strong> Templer werden von Oslo als Verfechter, wenn nicht gar als Begründer des für die Freimaurerei<br />

zentralen Toleranzgedankens angesehen: «Das wirklich neue an diesem Ritterorden war jedoch die<br />

Toleranz. <strong>Die</strong> Ritter waren verschiedener Nationalität <strong>und</strong> mussten im Heiligen Land zusammenstehen <strong>und</strong><br />

zusammen kämpfen, was zur Verwischung der nationalen Eigenarten führen musste. <strong>Die</strong> Kleriker des<br />

Ordens studierten den Feind <strong>und</strong> dessen Kultur <strong>und</strong> Sprache, fungierten als Dolmetscher bei den<br />

zahlreichen Verhandlungen... Von daher rührt der Respekt der Templer gegenüber den Errungenschaften<br />

ihrer Feinde.« (Oslo, 1988, S.45)<br />

Oslo sieht eine weitere Gemeinsamkeit zwischen Templern <strong>und</strong> Freimaurern in der besonderen Initiation<br />

sowie in der Verwendung von Symbolen: «Der höchste Rang, der innere Kreis der Templer, war der<br />

geistliche Ritter.<br />

<strong>Die</strong>ser wurde durch besondere Initiation (Einweihung) in den Kreis berufen. Jetzt war er würdig, sich in den<br />

Geheimzeichen der Kabbala auszukennen... <strong>Die</strong> Mitglieder dieses Kreises verständigten sich<br />

untereinander in bildhaften Symbolen, durch phonetische Wortspielereien <strong>und</strong> musikalische Harmonien.«<br />

(Ebd. 100)<br />

1.3.5. <strong>Die</strong> Templer <strong>und</strong> der 'Rachegrad'<br />

»<strong>Die</strong> Geschichte der Tempelherren, des Tempelordens (1118 bis 1314) hatte im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert auf eine<br />

Reihe freimaurerischer Lehrarten starken Einfluss, obwohl auch zwischen Freimaurerei <strong>und</strong> Templertum<br />

kein direkter historischer Zusammenhang nachweisbar ist.» (Lerich, 1937, 41) Gross ist dieser Einfluss<br />

hauptsächlich in dem heute am weitesten verbreiteten schottischen Hochgradsystem.« An die Stelle Hiram<br />

Abifs, des Erbauers des salomonischen Tempels, dessen Ermordung in der Johannisfreimaurerei als<br />

rituelle Legende eine <strong>grosse</strong> Rolle spielt, tritt in den Areopagen, in den Werkstätten vom 19. bis zum 30.<br />

Grad, der letzte Templergroßmeister Jakob de Molay, der auf Befehl König Philipps des Schönen von<br />

Frankreich <strong>und</strong> Papst Clemens' V. am 3. März 1314 am Scheiterhaufen den Tod fand... <strong>Die</strong> Hinrichtung des<br />

Molays findet in der Kulthandlung des 30. Grades, im Initiationsritus, eine realistische Darstellung. Der<br />

Lehrgehalt des Ritter Kadosch Grades symbolisiert den Untergang des Templertums durch die geistliche<br />

<strong>und</strong> weltliche Gewalt, an deren Stelle der Sieg der Gewissensfreiheit gesetzt wird.» (Ebd. S. 41) Im 30. Grad,<br />

der auch 'Rachegrad' genannt wird (siehe Kapitel 3), rächt sich also die Gewissensfreiheit, der Gedanke der<br />

Toleranz gewissermassen symbolisch an den dogmatischen kirchlichen <strong>und</strong> intoleranten weltlichen<br />

Autoritäten. (S. a. Kapitel 3)<br />

<strong>Die</strong> freimaurerische Jugendorganisation trägt den Namen des letzten Großmeisters der Templer, den wir<br />

auch als 'freimaurerischen Märtyrer' bezeichnen können. Der 'De Molay Orden' ist »den Vierzehn bis<br />

Ein<strong>und</strong>zwanzigjährigen vorbehalten«. »<strong>Die</strong> Aufgabe des Ordens ist die Heranbildung einer zukünftigen Elite<br />

der Freimaurerei.» (Mellor,1985, 91)<br />

1.3.6. Vergleich<br />

Ein kurzer Vergleich zeigt wiederum wesentliche Unterschiede zur Lehre Christi. Während die Freimaurer<br />

jede Art von Wissen bewahren <strong>und</strong> pflegen wollen, unterscheidet die Bibel zwischen Wissen, das von oben<br />

<strong>und</strong> Wissen, das von unten inspiriert ist. Gerade die Öffnung des Menschen für das 'Wissen von unten' hat


zur Trennung von Gott geführt. <strong>Die</strong> 'hermetischen' Künste sind höchst gefährlich <strong>und</strong> dem biblischen Gott<br />

ein Greuel. In der Heiligung soll ein Christ lernen, sich davon zu distanzieren, bewusst <strong>und</strong> entschieden<br />

'nein danke' zu diesem Erkenntnisangebot zu sagen. Aus bib¬lischer Sicht kann zudem der Mensch<br />

niemals aus eigener Anstrengung Vollkommenheit erreichen. Er ist stets auf die Gnade Gottes angewiesen<br />

<strong>und</strong> erreicht Vollkommenheit niemals allein, sondern erst in der Gemeinschaft Christi <strong>und</strong> seiner Gemeinde.<br />

Christus gleicht unsere Schwächen aus, <strong>und</strong> unsere relativen Stärken werden erst durch die<br />

Kommunikation <strong>und</strong> Kooperation fruchtbringend. Das Heilswissen Christi wird nicht gehütet <strong>und</strong> selektiv<br />

weitergegeben, sondern soll möglichst in aller Öffentlichkeit aller Welt verkündigt, vervielfältigt werden.<br />

Christen sollten sich zudem natürlich der Rache enthalten. Sie steht allein Gott zu.<br />

1.4. Geheimgesellschaften <strong>und</strong> Mysterienbünde<br />

»<strong>Die</strong> Freimaurerei versteht sich als geistiges Erbe der antiken Mysterientdünde.» (Valmy, S. 19) «Aus<br />

Brauchtum <strong>und</strong> Werklehren der Freimaurerei geht ... mit sehr <strong>grosse</strong>r Wahrscheinlichkeit hervor, dass diese<br />

ihre Hauptimpulse aus den Mysterienschulen vor allem ägyptischer <strong>und</strong> griechischer Prägung bezog.« (Von<br />

Ins, S. 29) »Der Freimaurerb<strong>und</strong> ist der einzige echte Mysterienb<strong>und</strong>, der in der Gegenwart noch lebendig<br />

ist.« (Schenkel, S. 65) Ebenso äussert sich Spitzbarth <strong>und</strong> er meint, dass es gerade diese Komponente der<br />

Freimaurerei sei, «der wir ihre Anziehungskraft zuschreiben dürfen». Nach Schenkel versucht die<br />

Freimaurerei, einen humanistischen Inhalt mit Formen der alten Mysterien zu vermitteln: «Das<br />

Eigentümlichste an diesem B<strong>und</strong> ist, dass er in seinen Formen ein Mysterienb<strong>und</strong> ist, seinem Inhalt nach<br />

aber ein reiner Humanitätsb<strong>und</strong>.« (Ebd. S. 63) Welches sind die wesentlichen Merkmale der von den<br />

antiken Mysterien übernommenen Formen? »<strong>Die</strong> Bestandteile dieser Mysterienform sind neben dem<br />

Geheimnis des B<strong>und</strong>es der Initiationsritus, die Wanderungen, die mit den vier alten Elementen der Erde,<br />

des Wassers, des Feuers <strong>und</strong> der Luft in Berührung bringen <strong>und</strong> durch Furcht <strong>und</strong> Hoffnung zum Licht<br />

führen, die stufenweise Erleuchtung, die teilweise Entkleidung <strong>und</strong> kultische Bekleidung, die Reinheit, der<br />

Spiegel. die Bruderschaft, das kultische Mahl, Tod <strong>und</strong> Auferstehung. Ich führe ,iier nur diejenigen Punkte<br />

an, die so gut wie in allen Logen der Welt vorhanden sind. Sie könnten ergänzt werden durch weitere<br />

zahlreiche Einzelheiten aus verschiedenen Systemen der Vergangenheit <strong>und</strong> der Gegenwart.« (Ebd. S.71f.)<br />

Im folgenden sollen die wichtigsten Bestandteile kurz beleuchtet werden.<br />

1.4.1. Geheimhaltung <strong>und</strong> Abgeschlossenheit<br />

Wir haben gesehen, dass die Freimaurerei sich heute nicht mehr als eine ,geheime' sondern nur noch als<br />

eine 'geschlossene' Gesellschaft versteht. (Valmy) Dennoch spielt die Geheimhaltung eine wichtige Rolle,<br />

<strong>und</strong> Geheimgesellschaften verschiedenster Art haben die Freimaurerei be¬einflusst, am meisten wohl die<br />

<strong>Rosenkreuzer</strong>. Zudem mag der Erfolg der Freimaurerei dazu beigetragen haben, dass gegen Ende des 18.<br />

<strong>und</strong> zu Beginn des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts Geheimgesellschaften in Europa Mode wurden. Im folgenden soll auf<br />

den Aspekt der Geheimgesellschaften nicht näher eingegangen werden, denn in ihnen verschwimmen die<br />

Grenzen zwischen Ernst <strong>und</strong> Spiel, zwischen Wirklichkeit <strong>und</strong> Täuschung, Verkleidung, Schwindel. Im Werk<br />

von Kaltenbrunner sind verschiedene Beiträge zur Geschichte der (wirklichen <strong>und</strong> erdichteten)<br />

Geheimgesellschaften enthalten. Es enthält zudem eine »Zusammenstellung einer Bibliographie über<br />

Geheimbünde».<br />

»Das charakteristische Kennzeichen des Mysterienkultes ist das Geheimnis, in das derselbe gehüllt ist... Es<br />

ist gerade das kultische Element, dem der Charakter des Geheimen eignet.» (Schenkel) «Nicht der Inhalt,<br />

sondern die Symbole <strong>und</strong> rituellen Formen seiner Darstellung sind geheim. Gerade das ist typisch für die<br />

Mysterienform.« (Ebd. 74) »Der Verschwiegenheit unterliegen die Erkennungszeichen, das Ritual der<br />

einzelnen Grade <strong>und</strong> bis zu einem gewissen Grad die Namen der Mitglieder.» (Ebd. 73) <strong>Die</strong> Geheimhaltung<br />

gilt nicht nur gegen aussen, sondern auch gegen innen: <strong>Die</strong> unteren Grade sollen (noch) nicht wissen, was<br />

die oberen tun: »<strong>Die</strong>se Verschwiegenheit wird auch innerhalb des B<strong>und</strong>es selbst geübt, insofern es<br />

verboten ist, Erkennungszeichen <strong>und</strong> Ritual höherer Grade den Brüdern niederer Grade mitzuteilen.» (Ebd.<br />

76) »<strong>Die</strong> Geheimhaltung gibt dem B<strong>und</strong>e auch das Gefühl einer viel stärkeren Gemeinschaft <strong>und</strong><br />

brüderlichen Verb<strong>und</strong>enheit.« (Ebd. 74) Wir haben gesehen, dass heute viele Informationen über Symbole,<br />

Rituale, Erkennungszeichen usw. der Freimaurerei in Wort <strong>und</strong> Bild öffentlich zugänglich sind. Damit ist<br />

aber das 'Geheimnis' nach freimaurerischer Auffassung noch gar nicht gelüftet. Denn es sei gar nicht in


Worten mitteilbar, sondern müsse von jedem persönlich erlebt werden. Der Zugang zu diesen<br />

freimaurerischen Erlebnissen untersteht nun allerdings strenger menschlicher Kontrolle. Schenkel spricht<br />

von einer 'strengen Auswahl der Mitglieder'. «<strong>Die</strong> Freimaurerei wollte nie Massenbewegung sein.« (Ebd.75)<br />

Zudem finden die Veranstaltungen hinter verschlossenen Türen statt, <strong>und</strong> die Zutrittsberechtigung wird für<br />

jeden Grad überwacht. Das wird unter anderem damit begründet, «dass der Kultus, soll er wirklich ein<br />

höchstes Mass von Wirkung erzielen, der Abgeschlossenheit bedarf.« (Ebd. 75)<br />

1.4.2. Kultische Handlungen, Riten <strong>und</strong> Symbole<br />

<strong>Die</strong> Freimaurerei will die scheinbar allgemein menschliche'Sehnsucht nach einem echten Kult' befriedigen.<br />

(Lagutt FM 1958, 132) «Es liegt im Wesen des Kultischen begründet, dass es den Menschen tiefer <strong>und</strong><br />

stärker erfasst als beispielsweise das belehrende Wort... Der Kultus wendet sich in erster Linie nicht an das<br />

intellektuelle Verständnis, sondern an die Gemütskräfte... Es liegt im Wesen des Kultischen, dass es<br />

bindet.» (Ebd. 131) »Man darf nicht vergessen, dass in längst abgeklungenen Zeiten Riten <strong>und</strong> Kulte das<br />

Mittel bildeten, die Menschen zu führen.» (Ebd. 132)<br />

Der Zweck von Kulten liegt nach Schenkel in der 'Menschwerdung' <strong>und</strong> in der 'Gemeinschaft'. Auch er<br />

betont besonders das Gemeinschaftsfördernde: «Der Kultus ist von ganz ungeheurer Bedeutung für den<br />

Bestand menschlicher Kultur. Er ist das stärkste Gemeinschaftsband, fesselnder <strong>und</strong> umfassender als das<br />

Band gemeinsamen Blutes, gleicher Sprache, gleicher Wirtschaftsinteressen. Kultverbände überdauern<br />

nicht nur Jahrh<strong>und</strong>erte, sondern Jahrtausende.» Schenkel meint, dass es ohne Kult nicht gehe: »Auch der<br />

Mensch der Gegenwart braucht einen Kultus.» 'Alles kultische Handeln' ist nach Schenkel 'Erleben <strong>und</strong><br />

Handeln in Symbolen'. (S. 59) Das Wort wird also durch die Tat einerseits <strong>und</strong> durch das Erlebnis<br />

andererseits relativiert; Erlebnisse, Gefühle sind vorrangig, Worte sind zweitrangig.<br />

Der freimaurerische Kult unterscheidet sich nicht nach der Form, wohl aber nach seinem Inhalt wesentlich<br />

von den antiken Mysterienkulten. »<strong>Die</strong> Mitglieder der antiken Mysterienbünde denken sich die Wirkung<br />

ihres Ritus mystisch vermittelt <strong>und</strong> magisch.« (Ebd. 81) »<strong>Die</strong> antiken Mysterien wollten Offenbarung,<br />

Erlösung <strong>und</strong> Unsterblichkeit vermitteln. Sie versprachen die Erkenntnis höherer Weiten, wie heute die<br />

Theosophie. Dem gegenüber will die Loge bei ihren Mitgliedern ethische Erkenntnis fördern.«, (Ebd. 80) Wir<br />

werden sehen, dass sich aber auch manche Freimaurer von ihren Kulten 'höhere Erkenntnis' erhoffen. Der<br />

Inhalt des kultischen Handelns sowie des ethischen Strebens der Freimaurer ist wesentlich durch den<br />

Humanismus, aber auch durch jüdisch christliche Tradition <strong>und</strong> Aufklärung geprägt.<br />

Symbolische Handlungen (Riten) <strong>und</strong> Zeichen (Symbole im engeren Sinn) dienen im freimaurerischen<br />

Kultus, wie auch in den Mysterienkulten dazu, die gewünschte Erkenntnis zu vermitteln. »Seit altersher<br />

haben sich die Völker... der Rituale <strong>und</strong> Symbole bedient, um geistige Erkenntnisse erfahrbar zu machen,<br />

die durch das blosse Wort nicht vermittelt werden können« (Valmy). <strong>Die</strong> Quellen der freimaurerischen<br />

Symbolik liegen nun nicht nur in der Bauhüttentradition, sondern sie verwenden auch andere, uralte<br />

Symbole. Sie beschäftigen sich mit Studien zum Thema Symbolik <strong>und</strong> betreiben 'vergleichenden<br />

Symbolismus' (Mellor Wiss. 1985, 307, siehe auch von Ins, FM 1984, 78ff. 'zur Frage nach den Quellen der<br />

freimaurerischen Symbolik'; Endres FM 1977) Kurz zusammengefasst schätzen die Freimaurer die<br />

Symbole aus den folgenden Gründen: Symbole dienen der Vermittlung von Erkenntnissen, von 'Realitäten'<br />

(Valmy FM 1988, 12, Lagutt FM 1958, 139).<br />

- Symbole sind <strong>und</strong>ogmatisch, antidogmatisch <strong>und</strong> lassen eine 'freie', individuelle Interpretation zu. (Valmy,<br />

S. 15, Schenkel, S.78)<br />

- Symbole sind vielfältig, vielseitig verwendbar <strong>und</strong> anschaulich. (Zendralli, S.13)<br />

- Symbole sind dauerhaft, unveränderlich, wiederholbar <strong>und</strong> reproduzierbar. (Imhof)<br />

- Symbole ermöglichen es, die Wirklichkeit so 'ambivalent' darzustellen, wie sie nach freimaurerischer<br />

Auffassung ist (Deiters, 140).<br />

- Symbole erlauben es, die gegenseitige Durchdringung <strong>und</strong> die Ver¬einigung von Gegensätzen<br />

aufzuzeigen. (Von Ins FM 1984, 78ff.) Kultus, Riten <strong>und</strong> Symbole ersetzen also die Sprache, sie schaffen


<strong>und</strong> sind eingefügt in eine 'aussersprachliche Ordnung'. (Ebd. 82) »Schau alle Wirkenskraft <strong>und</strong> Samen <strong>und</strong><br />

tu nicht mehr in Worten kramen.» (Goethes Faust, 534)<br />

1.4.3. Stufenweise Einweihung <strong>und</strong> 'höhere' Erkenntnis<br />

Wie in den alten Mysterienbünden gibt es in der Freimaurerei Initiationsriten. Vor allem die Aufnahme in den<br />

Freimaurerb<strong>und</strong> sowie die 'Erhebung' zum Meister sind nicht nur in ihrer Form, sondern auch im Inhalt mit<br />

den alten Mysterien verwandt.<br />

<strong>Die</strong> entsprechenden Rituale, die in Kapitel 3 kurz beschrieben sind, zeigen »Analogien bis in die<br />

Einzelheiten dessen, was uns von den Mysterien bekannt ist.« (Schenkel,1926, 84, s.a. Deiters,1963, 123ff.)<br />

In der 'Tempelarbeit' geht es vielen Freimaurern nicht nur um ethische, sondern auch um esotorische<br />

Belehrung <strong>und</strong> Erkenntnis. Esoterik gilt als 'Kunst, die Dinge von innen zu sehen' (Mellor,1985, S.308), <strong>und</strong><br />

die Erkenntnisse werden nicht einfach von aussen herangetragen, sondern müssen auch selbst 'erarbeitet'<br />

werden: »Allo esoterischen Schulen sprechen davon, dass es höhere Bewusstseinsebenen gibt als jene<br />

zwei, die wir im gewöhnlichen Sprachgebrauch Schlaf <strong>und</strong> Wachsein nennen. <strong>Die</strong> mögliche Bekanntschaft<br />

mit höheren Stufen des Bewusstseins ist es, was wir Freimaurer Streben nach Vervollkommnung <strong>und</strong><br />

Lichtsuche nennen. Licht, Tag, Sonne, Gold usw. sind in der Esoterik Symbole für ein mögliches neues<br />

Bewusstsein. Der Dämmerzustand des natürlichen Menschen, das sogenannte Wachsein, wird in der<br />

Regel durch den Mond dargestellt. So auch im Freimaurertempel. Was da im Osten über dem Meister vom<br />

Stuhl aufleuchtet, das Nachtgestirn des Mondes <strong>und</strong> die golden strahlende Sonne, sind in Wahrheit eine<br />

Offenbarung von erschütternder Grösse. Der Mensch, dargestellt durch den Meister vom Stuhl, kann aus<br />

dem Schlaf (Mond) erwachen <strong>und</strong> sich hinwenden zu neuen Bewußtseinsebenen, die in der Sonne gipfeln.<br />

Doch dies muss gehört <strong>und</strong> wohlverstanden werden: Bewusstsein entsteht nicht automatisch wie eine<br />

Pflanze, wenn sie nur genug Licht, Luft, Wasser <strong>und</strong> Erde hat. Zunehmendes Bewusstsein ist von<br />

organisierter, zielgerichteter Arbeit an sich selbst abhängig.« (Hochreutener, 1981, S. 12) Freimaurer<br />

übernehmen also von den alten Mysterien auch den Glauben an 'höhere' Erkenntnis, die stufenweise<br />

Einweihung sowie einzelne Initiationsriten, fügen dem aber noch den Aspekt der 'Arbeit an sich selbst'<br />

hinzu.<br />

1.4.4. Vergleich<br />

Wiederum ergeben sich im Vergleich zur Lehre des biblischen Jesus Christus wesentliche Unterschiede:<br />

Seine Wahrheit soll nicht geheim gehalten, sondern aller Welt verkündet werden; seine Apostel <strong>und</strong> Jünger<br />

arbeiten <strong>und</strong> wirken nicht anonym, sondern treten trotz grösster Verfolgung offen <strong>und</strong> mit vollem Namen auf.<br />

Nicht ein Kult ist es, der die Christen verbindet, sondern Jesus Christus selbst. Selbst Schenkel schreibt,<br />

»dass Jesus dem Kultus nicht die geringste Rolle beilegt». (Ebd. 58) Er ersetzt jede Art von Kultus, denn er<br />

führt seine Gemeinde persönlich. Alle menschengemachte religiöse Anstrengung <strong>und</strong> kultische Handlung<br />

wird überflüssig. Sein Kommunikationsmittel ist in erster Linie das Wort, nicht das Symbol. Sein Wort<br />

versöhnt nicht die Gegensätze, sondern trennt Spreu <strong>und</strong> Weizen, Mark <strong>und</strong> Bein. Es ist nicht vieldeutig,<br />

sondern eindeutig. Es ist nicht beliebig reproduzierbar, sondern an die Person Jesu geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ohne ihn<br />

<strong>und</strong> seinen Geist nicht verständlich. Nicht menschliche Anstrengung, sondern der Heilige Geist weiht uns<br />

schrittweise in die biblischen Wahrheiten ein. <strong>Die</strong> Bibel warnt uns ausdrücklich vor'höherer' Erkenntnis <strong>und</strong><br />

vor Leuten, die vorgeben, solche zu besitzen. Er ist das Licht, andere Leuchtkörper leuchten nur in seinem<br />

Schein, sind Irrlichter. Er lehrt uns, uns ausschliesslich auf unsere natürlichen Sinne zu verlassen. Was an<br />

'Übernatürlichem' mit der Person, dem Leben <strong>und</strong> den Taten Jesu in Zusammenhang steht, ist einmalig,<br />

einzigartig <strong>und</strong> durch keine menschlichen Praktiken reproduzierbar.<br />

1.5. Jüdische <strong>und</strong> christliche Tradition<br />

Im letzten Abschnitt ging es um die geistigen Wurzeln der Form, in diesem <strong>und</strong> im nächsten Abschnitt geht<br />

es um die geistigen Wurzeln des Inhaltes der freimaurerischen 'Tempelarbeit'.<br />

»Was das Verhältnis zur Bibel, die auf dem Altar jedes Logentempels liegt, betrifft, so ist es ein Leichtes,<br />

nachzuweisen, dass fast alle Symbole, deren die Freimaurerei sich zur geistigen Förderung ihrer Mitglieder<br />

bedient, ihre Parallelen in der biblischen, zumal auch in der neutestamentlichen Überlieferung haben.«<br />

(Schenkel,150) »Bei Betrachtung der englischen Hochgrade fällt auf, dass sie sich immer wieder an die


Bibel klammern, um die Freimaurerei zu rechtfertigen ... <strong>Die</strong> Zeremonien der Hochgrade sind durch lange<br />

Gebete <strong>und</strong> Bibelzitate gekennzeichnet, deren Ausführlichkeit manchmal ermüdend ist. <strong>Die</strong> Freimaurerei<br />

wurde schon in den blauen Graden mit der Geschichte des jüdischen Volkes als Hintergr<strong>und</strong>dekoration<br />

geschmückt. In den Ergänzungsgraden wird daraus eine Symbiose.« (Mellor, 387) Im folgenden soll<br />

wiederum derschottische Ritus etwas näher betrachtet werden, in dem die 'blaue' Johannismaurerei<br />

enthalten ist. (S. a. Kapitel 3)<br />

Der Schottische Ritus will mit seinen verschiedenen Erkenntnisstufen symbolisch die geistige <strong>und</strong> kulturelle<br />

Entwicklung der Menschheit durchwandern. Seine 33 Grade, in welchen die drei Stufen der Johannis<br />

Freimaurerei, die des Lehrlings, Gesellen <strong>und</strong> Meisters mitgezählt sind, teilt er in drei Perioden, denen die<br />

<strong>grosse</strong>n Kulturabschnitte der Menschheitsgeschichte, die jüdisch architektonische, die religiös christliche<br />

<strong>und</strong> die freiheitlich aufgeklärte Zeit entsprechen sollen.» (Lerich,1937, S.27)<br />

1.5.1. Jüdische Tradition<br />

«<strong>Die</strong> Werkstätten vom 4. bis zum 14. Grad, die sogenannten Perfektions- oder Vervollkommnungslogen,<br />

kennzeichnen zusammen mit den drei Graden der blauen Loge die jüdisch architektonische Periode, denn<br />

ihre Rituale wurzeln ausschliesslich in biblischen Überlieferungen, spielen im jüdischen Milieu des Alten<br />

Testamentes, <strong>und</strong> in ihrem Mittelpunkte stehen das Bausymbol des salomonischen Tempels <strong>und</strong> dessen<br />

Erbauer Hiram Abif.« Lerich, 1937, S. 7) Dabei ist der in der Bibel erwähnte Hiram von Tyrus (l. Kön. 7,13)<br />

nicht mit dem freimaurerischen Hiram Abif identisch. <strong>Die</strong> Herkunft der freimaurerischen Hiram Legende ist<br />

unbekannt. Nach Lagutt, S 46ff.) kennt die Sagenwelt der Juden die Tempellegende nicht, doch steht sie in<br />

einem engen inneren Zusammenhang zum jüdischen Mythos, der sich um Kain rankt. Hiram Abif soll ein<br />

Nachfahre Kains gewesen sein, <strong>und</strong> in der Legende wird, in Abweichung von der biblischen Darstellung,<br />

Kain <strong>und</strong> seine Nachkommenschaft sozusagen rehabilitiert.<br />

Der Legende nach soll Hiram Abif von seinen Gesellen erschlagen worden <strong>und</strong> nach einer Reise ins Innere<br />

der Erde wieder auferweckt worden sein. Es geht hier also um eine symbolische Darstellung von Leben,<br />

Tod <strong>und</strong> Auferstehung unabhängig von Jesus Christus. Lagutt zitiert den deutschen Philosophen <strong>und</strong><br />

Freimaurer Friedrich Schlegel (1772-1829): »Der erschlagene Meister Hiram (hic Jesus est resurgens a<br />

mortuis = Hier ersteht Jesus von den Toten auf) ist aller Wahrscheinlichkeit nach der in den alten Mysterien<br />

bekannte <strong>und</strong> verehrte Todesgott des neuen Lebens Dionysos oder Osiris. Es ist Christus als Idee vor <strong>und</strong><br />

außer dem Christentum.« <strong>Die</strong> jüdische Tradition dient also nur als Hintergr<strong>und</strong>dekoration zur Darstellung<br />

eines anderen Inhalts. Jüdisch kabbalistische Quellen haben aber nach von Ins die freimaurerische<br />

Symbolik beeinflusst.<br />

1.5.2. Christliche Tradition<br />

Wir fahren fort mit den weiteren Stufen des schottischen Ritus: »<strong>Die</strong> Werkstätten des 15. bis 18. Grades<br />

sind die Kapitel Logen, deren Rituale die christlich religiöse Periode der Menschheitsgeschichte, die Zeit der<br />

Kreuzzüge versinnbildlichen.» (Lerich, S.32) In den 'Kapiteln' tritt die Innenarbeit in den Hintergr<strong>und</strong>, <strong>und</strong> die<br />

Hauptaktivitäten verlagern sich auf konkrete, hauptsächlich kulturpolitische Aktionen. (Ebd. 32f.) Der<br />

wichtigste, rituell bearbeitete Grad ist der 18., der 'Ritter vom Rosenkreuz', wobei historische Einflüsse der<br />

<strong>Rosenkreuzer</strong> nicht nachweisbar sind. (Ebd. S. 34). In der Initiation zu diesem Grad spielen viele christliche<br />

Motive eine Rolle, die aber umgedeutet werden. <strong>Die</strong> Buchstaben INRI erhalten «eine zweite Bedeutung,<br />

nämlich 'Igne natura renovatur integra' (Durch das Feuer erneuert sich die Natur zur Gänze).« (Mellor, 1985<br />

400, s.a. Lerich obd. 35). Das 'Symbol der Aufopferung bis zum Letzten' ist ein goldener Pelikan, «der sich<br />

mit seinem Schnabel die Brust aufreißt, um mit seinem Herzblut die hungernden Jungen zu nähren«.<br />

(Lerich, ebd. 35) Ein Bruder legt einem anderen symbolisch ein Kreuz auf, <strong>und</strong> schließlich wird mit einem<br />

Kelch Wein, einer Schüssel mit Brot <strong>und</strong> einer 'schwelenden Räucherpfanne' eine Art Abendmahl gefeiert.<br />

(Ebd. S. 35f.) »Das Zeichen des Grades ist dasjenige des 'Guten Hirten' <strong>und</strong> das Kennwort ’Emmanuel'«<br />

(Mellor). »<strong>Die</strong> Ritter vom Rosenkreuz erhalten lange, übermannshohe Stöcke, die Stäbe des 'guten Hirten'«,<br />

<strong>und</strong> am Schluss des Rituals wird ihnen erklärt, »dass die <strong>Rosenkreuzer</strong> die guten Hirten des Volkes sein<br />

wollen, die Kämpfer für die Freiheit der Völker <strong>und</strong> deren Versöhnung untereinander. <strong>Die</strong><br />

Johannisfreimaurerei schlage Brücken von Mensch zu Mensch, die Hochgradfreimaurer des 18. Grades


Brücken Volk zu Volk« (Lerich ). »<strong>Die</strong>ser Kult ist das Agape, das Liebesmahl der Kapitelbrüder, die<br />

freimaurerische Wiedergabe des christlichen Abendmahles. In seiner Zeremonie haben die christlich<br />

religiösen Kapitelrituale ihren Höhepunkt erreicht.« (Ebd. 36)<br />

In Schweden besteht eine besondere, 'christlich' genannte Lehrart der Freimaurerei, in der Christus als<br />

'oberster Meister' verehrt wird. Sie ist innerhalb der Freimaurerei umstritten (z.B. Schiffmann, 1883) <strong>und</strong><br />

kann im Rahmen dieser Arbeit nicht behandelt werden. Eingehend hat sich der dänische<br />

Kirchengeschichtsprofessor Nielsen (1882 <strong>und</strong> 1883) damit auseinander gesetzt. Vom biblischen<br />

Christentum unterscheidet sie sich nach seiner Auffassung gr<strong>und</strong>legend.<br />

1.5.3. Vergleich<br />

<strong>Die</strong> Legenden <strong>und</strong> Handlungen der Johannismaurerei wie auch der schottischen Hochgradfreimaurerei<br />

erwecken den Eindruck, als beruhten sie auf jüdisch christlichen Traditionen, als habe ihr Inhalt etwas mit<br />

dem Geist der Bibel zu tun. <strong>Die</strong>ser Eindruck ist meines Erachtens falsch, wenn sich auch die meisten<br />

Freimaurer selbst als 'gute Christen' bezeichnen mögen. Mellor schreibt dazu: «Bei der Lektüre der alten<br />

Schottischen Rituale kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass eben dieser Grad voll christlicher<br />

Emotionen ist. Ohne Zweifel haben die Ritter vom Rosenkreuz in ihrer Mehrheit ihn immer so aufgefasst,<br />

jedoch ist dieses Christentum nicht mehr das der Kirche... Im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde eine Schicht<br />

Christlichkeit darüber gestrichen, ähnlich wie ein Bild übermalt wird« (S.399). <strong>Die</strong> echte Heilige Schrift wird<br />

hier unentwirrbar mit einem von Menschen erf<strong>und</strong>enen Ritual verflochten <strong>und</strong> das Wort Gottes ... an<br />

Legenden geknüpft. Es hat allerdings nicht den Anschein, dass dieser Cocktail den anglikanischen<br />

Episkopat oder die zahllosen Geistlichen, welche das Kaplanamt der Logen innehaben, abgeschreckt oder<br />

gar am Beitritt gehindert hat. <strong>Die</strong>se predigen sonntags das Wort der Heiligen Schrift von der Kanzel <strong>und</strong><br />

zelebrieren wochentags das Ritual in der Loge, indem sie die Heilige Schrift zu Erzählungen verwandeln«<br />

(S. 388).<br />

Gehen wir wiederum davon aus, dass der Absolutheitsanspruch von Jesus Christus, wie er in der Bibel<br />

bezeugt wird, gerechtfertigt ist, so lässt sich folgendes sagen: In den Tempeln der Freimaurer dienen<br />

biblische Erzählungen <strong>und</strong> christliche Geschichte als Kulisse für einen Inhalt, in dem nicht der biblische<br />

Jesus Christus die Hauptrolle spielt. Christus wird vielmehr die Einzigartigkeit, die Einmaligkeit, die<br />

Absolutheit genommen. Er wird sozusagen entmachtet <strong>und</strong> mit seinem ganzen Leben relativiert,<br />

vermenschlicht. <strong>Die</strong> wichtigen Ereignisse seines Lebens werden zu allgemeinmenschlichen Erlebnissen<br />

gemacht, die durch Menschen wiederholt <strong>und</strong> reproduziert werden können. <strong>Die</strong> freimaurerischen Motive<br />

haben zwar vielfach ihre biblischen Parallelen, sie sind der Bibel entnommen, doch Christus ist nicht mehr<br />

das Zentrum allen Geschehens. In den Gebeten der Freimaurer wird niemals Christus angesprochen (s.z.B.<br />

die in Schenkel veröffentlichten freimaurerischen Gebete, S.151). <strong>Die</strong> Auferstehung erscheint als eine<br />

urmenschliche, vorchristliche Idee; Golgatha wird zu einem Mythos. Auch gewöhnliche Menschen können<br />

ihr Leben für andere hingeben, jeder 'Ritter vom Rosenkreuz' darf sich als 'guter Hirte' fühlen. Während in<br />

der Bibel die Führer, Erlöser <strong>und</strong> Herrscherrolle allein Christus zukommt, versucht in der Freimaurerei der<br />

Mensch, alle diese Rollen selbst zu übernehmen. Menschen <strong>und</strong> Völker regieren, versöhnen <strong>und</strong> verbinden<br />

sich selbst; das Abendmahl findet ohne Christus statt. <strong>Die</strong> Freimaurerei relativiert die jüdische <strong>und</strong> die<br />

christliche Tradition selbst, indem sie diesen 'Etappen der Menschheitsentwicklung' eine 'höhere' Stufe<br />

folgen lässt: In der 'freiheitlich aufgeklärten' Zeit sind diese Traditionen offenbar überw<strong>und</strong>en. Der Inhalt, der<br />

Gehalt des freimaurerischen Lehrgebäudes ist weder jüdisch noch christlich. In der Freimaurerei finden wir<br />

also nur eine Schein Christlichkeit. Das Christliche dient als Lieferant von Motiven sowie als Kulisse.<br />

1.6. Humanismus <strong>und</strong> Aufklärung<br />

»Im Mittelpunkt unseres Denkens steht der Mensch.« (Zendralli, S. 10) <strong>Die</strong> Freimaurerei versteht sich als<br />

'Weltbruderschaft der wahrhaft Aufgeklärten'. (Im Hof, S. 167)<br />

1. 6. 1. Humanismus<br />

<strong>Die</strong> Ideale der Freimaurerei entstammen dem Humanismus <strong>und</strong> der Aufklärung. <strong>Die</strong> Lehrinhalte sind auch<br />

bei jüdischer <strong>und</strong> christlicher Kulisse humanistisch aufklärerisch. »Es ist die Meinung der Maurerei der<br />

ganzen Welt, ein Kultus der Humanität zu sein.« (Schenkel, S.93) Über die humanistischen Wurzeln <strong>und</strong>


das 'Humanitätsideal der Freimaurerei' finden sich interessante Ausführungen bei Schenkel <strong>und</strong> Oslo). In<br />

dieser Arbeit sollen die Anliegen <strong>und</strong> die Ideale der Freimaurer in Kapitel 2 dargestellt werden.<br />

Im Hof zeigt Verbindungen der Freimaurerei zur humanistischen 'Sozietäts oder Gesellschaftsbewegung'<br />

auf, besonders auch zur 'Akademiebewegung' mit ihrem Doppelaspekt humanistischer Gelehrsamkeit <strong>und</strong><br />

humanistischer Geselligkeit. »<strong>Die</strong> Freimaurer sind ... Meister eines neuen festlichen Stils geworden« S. 11).<br />

(<strong>Die</strong> französischsprechenden Brüder nennen die Loge augenzwinkernd 'une église avec un restaurant' =<br />

Eine Kirche mit einem Restaurant (Hochreutener).<br />

1.6.2. Aufklärung<br />

«<strong>Die</strong> Freimaurerei entsteht in einer besonderen Krisensituation Europas. Sie ist Ausdruck der<br />

frühaufklärerischen Reaktion auf Orthodoxie <strong>und</strong> Absolutismus.« (Im Hof 1984, S. 10) »Im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

versammelten sich in den Logen die fortschrittlichsten Geister ihrer Zeit: Lessing, Goethe. Herder, Fichte<br />

fast die ganze Prominenz der Aufklärung findet man in den alten Mitgliederverzeichnissen aufgelistet.<br />

Offenbar waren die Logenhäuser der einzige Ort, wo Oppositionelle sicher sein konnten vor dem Zugriff<br />

absolutistischer Staats <strong>und</strong> Kirchenmacht. Bei solchen Zusammenkünften genossen Andersdenkende<br />

gleichsam diplomatische Immunität.<br />

Draußen geltende Standesprivilegien waren in den Logen eingeebnet, Meinungs <strong>und</strong> Gedankenfreiheit Teil<br />

des Vereinsstatuts. Nur unter diesen Voraussetzungen konnten die Gedanken der Aufklärung formuliert<br />

werden.« (Rohländer GEO 1988) Zum Thema 'Freimaurerei <strong>und</strong> Aufklärung' äußert sich auch Binder. In der<br />

Freimaurerei ist das Rationale <strong>und</strong> das untergründig Mystische der Aufklärung vereinigt. <strong>Die</strong> 'wirklich'<br />

Aufgeklärten sind nicht nur Rationalisten. Sie wissen. »Vertreibt das Mystische, es kommt im Galopp<br />

zurück«. (Im Hof, S. 168)<br />

<strong>Die</strong> Ideen der Aufklärung werden in den obersten Graden des schottischen Ritus gelehrt. »Mit der<br />

Aufnahme in das Atelier des 19. Grades beginnt für den Hochgradfreimaurer der Weg zur 'vollen<br />

Einweihung', die sich im 30. Grad vollzieht. <strong>Die</strong> maurerischen Werkstätten vom 19. bis zum 30. Grad heißen<br />

Areopage, benannt nach dem altgriechischen Gerichtshof zu Athen. Sie bilden zusammen die dritte Periode<br />

der Erkenntnisstufen des Schottischen Ritus, der in der Menschheitsgeschichte das Zeitalter der Aufklärung<br />

<strong>und</strong> Gewissensfreiheit <strong>und</strong> die Zukunft der Menschheit, die durch den Sieg der Freimaurerei beherrscht<br />

werden soll, entsprechen.» (Lerich, 1937, S. 36) Der 19. Grad «lehrt den Kampf gegen 'Unwissenheit',<br />

'Aberglaube', 'Dogmatik' <strong>und</strong> 'Fanatismus' in jeder Form« (Ebd. S. 37). In den nächsten Graden geht es<br />

darum, für eine 'gelenkte Volksherrschaft' einzustehen. <strong>Die</strong> 'Despotie der Massen', die auf eine völlige<br />

Anarchie hinausläuft, wird verworfen. Dabei gilt es, 'die Volksrechte zu erkennen <strong>und</strong> nach aussen hin zu<br />

vertreten'. <strong>Die</strong> einzelnen Religionen sind zu überwinden, die in allen Religionen enthaltenen Wahrheiten<br />

sollen in einer 'Überreligion' zusammengefasst werden. <strong>Die</strong> obersten Grade schließlich wollen alle Stadien<br />

der religiösen Zweifel hinter sich gelassen haben <strong>und</strong> auf der Stufe einer über alle Dogmatik <strong>und</strong> 'Vorurteile'<br />

erhabenen Ethik <strong>und</strong> Weltanschauung stehen. (Ebd. 37) Im Aufnahmeritual in den 30. Grad ('Rachegrad')<br />

muss der Aufnahmebewerber drei »symbolische Degenstiche führen: Gegen die Tiara (Dreifache<br />

Papstkrone) als Sinnbild des Papsttums <strong>und</strong> überhaupt der geistlichen Gewalt, gegen die Königskrone als<br />

Sinnbild jeder weltlichen Macht <strong>und</strong> gegen eine dritte Krone, die Bürgerkrone, als Sinnbild der Despotie der<br />

Massen <strong>und</strong> Willkür überhaupt!» (S. 42) Zudem muss er die drei Säulen der Maurerei (Weisheit, Stärke,<br />

Schönheit) »mit eigener Hand umstürzen! <strong>Die</strong> Worte des Rituals deuten diesen Akt dahin, dass der<br />

nunmehr in die letzten Geheimnisse der Loge eingeweihte Ritter Kadosch die völlige Vorurteilslosigkeit<br />

erlangt habe, die unbedingte geistige Freiheit.» (S. 42)<br />

1.6.3. Vergleich<br />

Auf die freimaurerischen Ideale wird im nächsten Kapitel näher eingegangen. Ihre Beurteilung aus der Sicht<br />

Christi erfolgt in Kapitel 7. <strong>Die</strong> humanistische, völlig menschenzentrierte Sicht ist diejenige des 'alten<br />

Menschen' der Bibel, desjenigen, der (noch) nicht erkannt <strong>und</strong> angenommen hat, dass Christus der oberste<br />

Machthaber aller Himmel <strong>und</strong> aller Welten ist.<br />

<strong>Die</strong> Freimaurer lehnen jeden Absolutheitsanspruch von Kirche, Staat, Massen oder einzelnen Personen ab,<br />

denn es gibt aus ihrer rein menschlichen Sicht keine absolute Wahrheit. <strong>Die</strong> obigen Ausführungen zeigen,


dass diese Auffassung nun (nicht nur gegen innen, sondern auch gegen aussen) mit einer Energie <strong>und</strong><br />

einer Verbissenheit vertreten wird, die darauf schliessen lassen, dass sich dahinter ihrerseits ein<br />

Absolutheitsanspruch verbirgt: die Auffassung nämlich, dass es keine absolute Gewissheit gibt.<br />

Demgegenüber gibt es nach unserer Auffassung nur einen einzigen Menschen, der von sich zu Recht<br />

sagen konnte: »Ich bin die Wahrheit!«, Jesus Christus, der Sohn Gottes.<br />

1.7. Reformation <strong>und</strong> Protestantismus<br />

Nach Schenkel besteht eine enge wesenhafte <strong>und</strong> schicksalhafte Verb<strong>und</strong>enheit von Freimaurerei <strong>und</strong><br />

Protestantismus. Während in der Öffentlichkeit <strong>und</strong> in den protestantischen Kirchen dies kaum empf<strong>und</strong>en<br />

werde, sei das Bewusstsein um diese Zusammenhänge stark lebendig in der deutschen Freimaurerei selbst,<br />

aber auch, was besonders bezeichnend ist, bei dem <strong>grosse</strong>n gemeinsamen Gegner beider, bei der römisch<br />

katholischen Kirche. Konservative Katholiken sehen in der Freimaurerei eine Waffe des Protestantismus,<br />

um ihre Kirche zu zerstören. Für sie ist klar: Ohne 1517 kein 1717! »In einem protestantischen Lande wurde<br />

sie geboren, <strong>und</strong> die meisten Logen finden sich in protestantischen Ländern. Protestantischer Geist zeigt<br />

sich in der Freimaurerei nicht nur bei protestantischen, sondern auch bei anderen Völkern. Er durchdringt<br />

das Kulturleben aller Staaten.« (Schenkel, S. 4) Welches ist nun die schicksalhafte, welches die wesenhafte<br />

Verb<strong>und</strong>enheit zwischen Freimaurerei <strong>und</strong> Protestantismus?<br />

1.7.1. Reformation<br />

Auf die konkreten historischen Zusammenhänge zwischen Reformation <strong>und</strong> Freimaurerei geht Oslo<br />

ausführlich ein. Dabei behandelt er auch die Vorläufer der Reformatoren: die Katharer, die Waldenser, John<br />

Wycliffe, Jan Hus u.a.m. An dieser Stelle können nur einige Aspekte herausgegriffen werden. Der<br />

schottische Reformator John Knox habe, im Gegensatz zu anderen Reformatoren, das Recht auf<br />

'bewaffneten Widerstand' einem Herrscher gegenüber gefordert, 'der die Sicherheit der wahren Religion<br />

bedrohte'. (Ebd. S. 95) Zudem: »Der Protestantismus bot dem Adel <strong>und</strong> den Gutsbesitzern von Schottland<br />

nicht nur eine geistlich lebendige Kirche mit Laienbeteiligung, sondern auch die Möglichkeit, das belohnte<br />

Kirchengut nicht mehr zurückgeben zu müssen. So wurden in kürzester Zeit H<strong>und</strong>erte von Klöstern<br />

überfallen, geplündert <strong>und</strong> aufgelöst. <strong>Die</strong> Folge war, dass Tausende von Mönchen zu Flüchtlingen <strong>und</strong><br />

Vertriebenen wurden, ohne Obidienz im Lande, womit wir bei der Geburt der Freimaurerei angelangt sind.«<br />

(Ebd. S. 99) <strong>Die</strong> Mönche waren im Besitz des nötigen Wissens <strong>und</strong> Könnens. Dazu kommt nach Oslo eine<br />

'dynastiepolitische Komponente': »<strong>Die</strong> Geschichte der Freimaurerei ist mit den Stuarts in England eng<br />

verknüpft.« (Ebd. S. 104)<br />

Zusammengefasst: »<strong>Die</strong> Entstehung bzw. Entwicklung der Freimaurerei beruht auf drei wesentlichen<br />

Komponenten: die geheimwissenschaftliche, die religiös-politische <strong>und</strong> die dynastiepolitische. Wir haben<br />

gesehen, dass die Auflösung der Klöster in Schottland ab August 1560 die Hermetischen Künste <strong>und</strong> die<br />

Königliche Kunst mit dem Kreis der Auserwählten, die sie pflegten, in die Korporationen <strong>und</strong> Logen des<br />

Bauhandwerks trieb. Der religiöspolitische Aspekt hing zwar mit dem Kampf der Reformation gegen die<br />

etablierte Lehre der christlichen Kirche zusammen, doch erst im Laufe des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts spielte er für<br />

die Freimaurerei eine entscheidende Rolle. Hingegen sind die Verhältnisse um das Haus Stuart bis 1813<br />

aus dem Orden nicht wegzudenken. Seit 1688 wurde die Loge zum geheimen Treffpunkt der Anhänger des<br />

abgesetzten Stuart Königs« (Ebd. S. 121). Man kann also nicht sagen, dass die Freimaurerei eine<br />

notwendige oder gar beabsichtigte Folge der Reformation war. Durch die Reformation wurden aber Kräfte<br />

frei, die zusammen mit geeigneten religiöspolitischen <strong>und</strong> dynastiepolitischen Voraussetzungen schließlich<br />

zur Begründung der Freimaurerei führten. Dazu kommt, dass die Glaubenskriege im Zuge der Reformation<br />

ein tiefes Bedürfnis nach wirklich gelebter Liebe, nach Friede <strong>und</strong> Toleranz weckten. Zusammen mit der<br />

Aufhebung des Ediktes von Nantes (1685) erschütterten diese Kriege das Vertrauen weiter Kreise der<br />

Bevölkerung in die Integrität <strong>und</strong> Zuverlässigkeit der weltlichen <strong>und</strong> kirchlichen Instanzen. Nicht das<br />

Christentum, sondern eine gewisse Verzweiflung am damals gelebten Christentum hat die Gründung der<br />

Freimaurerei begünstigt.<br />

1.7.2. Protestantismus<br />

Bei den in dieser Arbeit berücksichtigten Autoren herrscht weitgehend Übereinstimmung in der Auffassung,<br />

dass die in der Freimaurerei zentralen Ideen der Glaubens <strong>und</strong> Gewissensfreiheit sowie der Toleranz ihren


Ursprung im Protestantismus haben. (Boller, S. 42, Oslo, S. 65, Schenkel, S.6) Das Anliegen, die<br />

menschliche Subjektivität <strong>und</strong> Individualität zu befreien, zu würdigen <strong>und</strong> zu fördern, ist Protestantismus<br />

<strong>und</strong> Freimaurerei gemeinsam <strong>und</strong> nach Schenkel (Ebd. 6f.) der katholischen Kirche suspekt: «In Rom weiss<br />

man, dass Protestantismus <strong>und</strong> Freimaurerei im letzten Gr<strong>und</strong> der gleichen geistigen Quelle entspringen,<br />

nämlich dem freien Gewissen <strong>und</strong> der frommen Innerlichkeit der selbständigen Persönlichkeit. Beiden<br />

gemeinsam ist die Tendenz der Ethisierung in der Säkularisation weiter Lebensgebiete, <strong>und</strong> beide sind in<br />

jenem höchsten Sinne liberal, dass sie der Gewissensentscheidung, welcher sich der Gehorsam gegen die<br />

unmittelbar erlebte höchste Wirklichkeit k<strong>und</strong>gibt, Lebensrecht einräumen.«<br />

Eine weitgehende geistige Einheit <strong>und</strong> auch praktische gegenseitige Durchdringung, auf die wir noch zu<br />

sprechen kommen, besteht nun aber nur zwischen liberalem Protestantismus <strong>und</strong> Freimaurerei. »Dagegen<br />

wird die Freimaurerei in den pietistischen <strong>und</strong> orthodoxen Kreisen bekämpft.« (Ebd. 34) Besonders die<br />

anglikanische Kirche wurde zum Nährboden für die Freimaurerei: «<strong>Die</strong> anglikanische Kirche hatte eine<br />

Theologie der Toleranz mit Akzentverlegung auf die christliche Tat der Nächstenliebe entwickelt. In dieser<br />

Atmosphäre bot die Freimaurerei eine neue Art von Gemeinschaft an.» (Im Hof, 1984, S. 10) Der liberale<br />

Protestantismus birgt nach Schenkel in sich die Gefahr der Vereinzelung, der Vereinsamung. Gegen diese<br />

'innere Not' des liberalen Protestanten bietet sich nun die Freimaurerei als feste Gemeinschaft an. (Ebd. S.<br />

11) «In dieser Verknüpfung von Liberalismus mit einem Geistesleben <strong>und</strong><br />

Zusammengehörigkeitsbewusstsein, wie es der heutige protestantische Mensch sonst nirgends kennt, liegt<br />

die soziologische Bedeutung der Freimaurerei aber auch ihre religionsgeschichtliche Vorbildlichkeit.»<br />

(Ebd.)10<br />

2. Anliegen <strong>und</strong> Ideale<br />

Der folgende Überblick über die Anliegen <strong>und</strong> Ideale der Freimaurer soll kurz gehalten werden, denn sie<br />

sind wohl allgemein bekannt. Zudem werden sie in der Literatur ausführlich behandelt. <strong>Die</strong> Anliegen <strong>und</strong><br />

Ideale sind das Vordergründige, das auf den Fahnen geschrieben steht; mit ihnen wird um Vertrauen <strong>und</strong><br />

Sympathie geworben. Darum soll in diesem Kapitel auch kurz auf die Beitrittsmotive eingegangen werden.<br />

<strong>Die</strong> Beurteilung der Ideale <strong>und</strong> ihrer Verwirklichung erfolgt in Kapitel 7.<br />

2.1. Friede auf Erden<br />

<strong>Die</strong> Freimaurerei entstand nach den Konfessionskriegen des 16. <strong>und</strong> 17. Jahrh<strong>und</strong>erts in Europa.<br />

Jedermann sehnte sich nach Frieden. Viele trauten es den Christen nicht mehr zu, den versprochenen<br />

'Frieden auf Erden' herzustellen, <strong>und</strong> auch das Vertrauen in den 'Friedefürst' Jesus Christus war offenbar in<br />

weiten Kreisen der Bevölkerung geschw<strong>und</strong>en. In dieser Situation lag es nahe, dass sich vernünftige<br />

Männer zusammenschlossen <strong>und</strong> die Herrschenden der Welt dafür zu gewinnen suchten, den Frieden auf<br />

Erden herzustellen. Der Friede ist die Voraussetzung für die Verwirklichung des Hauptanliegens der<br />

Freimaurerei: das 'Reich Gottes auf Erden' (Seydel, 1862, S. 24). Friede ist auch notwendig dafür, dass die<br />

Wirtschaft gedeihen kann, dass durch internationale Arbeitsteilung der Wohlstand aller wachsen kann <strong>und</strong><br />

auch, dass ein 'Aufbau' in den gesellschaftlichen Bereichen erfolgen kann. Unter den Konfessionskriegen<br />

hatte nicht zuletzt auch das Baugewerbe, der Stein <strong>und</strong> Sakralbau, gelitten.<br />

2.2. Humanität, Toleranz, Brüderlichkeit<br />

Der Friede auf Erden soll erreicht werden durch die Relativierung der Absolutheitsansprüche der Religionen<br />

<strong>und</strong> Konfessionen. In der 'Ringparabel' von Lessings 'Nathan der Weise' wird das auf eindrückliche aber<br />

auch aufschlussreiche Art <strong>und</strong> Weise dargestellt. Anstelle Menschen trennender Religionen, Konfessionen,<br />

Stände, Nationen, Rassen, Klassen usw. tritt die 'Menschheit' als Objekt der Verehrung <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lage der<br />

Orientierung. »Das Wesen der Freimaurerei ist nichts anderes als das Wesen der Menschheit selbst.« (Böni,<br />

1954) Herder bezeichnet die Freimaurerei als 'Auge <strong>und</strong> Herz der Menschheit'. (zit. in Imhof, 1944, S.,294)<br />

»<strong>Die</strong> weltweite Devise 'Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit', die zuerst in französischen Freimaurerlogen<br />

geprägt wurde, ist das unmittelbare politische Destillat aus der ethischen Gr<strong>und</strong>satzformel 'Humanität,<br />

Toleranz, Brüderlichkeit'.» (Valmy, 1988, S, 10) Zur Humanität: «Für den Freimaurer bedeutet Humanität


schlicht die Lehre <strong>und</strong> das Streben nach menschlicher Würde. Der nach den freimaurerischen Ritualen<br />

stattfindende symbolische Bau des Tempels der Humanität soll in jedem Beteiligten dessen beste Anlagen<br />

<strong>und</strong> Kräfte erwecken, veredeln <strong>und</strong> vervollkommnen, um diese in der Bewährung des Alltags bei der<br />

Begegnung mit seinen Mitmenschen anzuwenden. <strong>Die</strong>s bedeutet Achtung von allen Menschen,<br />

unabhängig von Geburt, Stand, Konfession, Nationalität <strong>und</strong> Hautfarbe; bedingungslose Anerkennung der<br />

Menschenrechte, als da sind: das Recht auf persönliche Freiheit <strong>und</strong> auf Eigentum, Gedankenfreiheit,<br />

Gewissensfreiheit, Glaubensfreiheit <strong>und</strong> auch das Recht, sich notfalls persönlich für die Durchsetzung<br />

dieser Forderungen engagieren zu können.« (Valmy,1988, S. 10). Zur Toleranz. »<strong>Die</strong> zweite Maxime<br />

'Toleranz' stellt sich gleichfalls gegen ein mittelalterliches Schattenbild, als der Mensch, dogmen <strong>und</strong><br />

religionsmüde, gegen Fanatismus <strong>und</strong> Absolutismus weltlicher <strong>und</strong> geistlicher Herrschaft aufzubegehren<br />

begann... Das Geltenlassen fremder Anschauungen <strong>und</strong> Überzeugungen, Sitten <strong>und</strong> Gewohnheiten sollte<br />

längst zur Gr<strong>und</strong>haltung eines kultivierten Menschen gehören als Zeichen für Selbstvertrauen <strong>und</strong><br />

Weltoffenheit eines gefestigten Charakters, der auch für den Verfechter gegensätzlicher Meinungen ein<br />

offenes Ohr behält... Das unermüdliche Bemühen, Intoleranz abzubauen, bleibt eines der vornehmsten<br />

Ziele der Maurerei.» (S.10) Zur Brüderlichkeit: »Wenigstens im Logenleben versucht man dem Ruf nach<br />

Brüderlichkeit gerecht zu werden; der schwerste Vorwurf, den Freimaurer gegeneinander erheben können,<br />

ist unbrüderliches Verhalten <strong>und</strong> Handeln. Brüderlichkeit vermittelt ihnen dieses stärkende Bewusstsein, in<br />

eine internationale Kette Gleichgesinnter integriert zu sein, in allen Ländern der freien Welt, wo sie eine<br />

Loge besuchen, wozu jeder von ihnen ein Recht hat, als willkommener Gast aufgenommen zu werden <strong>und</strong><br />

in eventuellen Notlagen Hilfe zu erfahren. <strong>Die</strong>ses Bestreben brüderlicher Gesinnung ist universell <strong>und</strong> nicht<br />

nur auf den internen Kreis der Logenmitglieder beschränkt, es bezieht sich auch auf die profane<br />

Öffentlichkeit, ohne sich aufdrängen zu wollen. Bewusst unauffällig praktiziert, lebt es in der<br />

Spendenfreudigkeit für karitative Zwecke.« (Ebd. S. 11)<br />

2.3. Erziehung des Menschengeschlechts<br />

Weil der Mensch offenbar nicht immer von Natur aus den Idealen gemäß handelt, wird die 'Erziehung des<br />

Menschengeschlechts' (Lessing) zu einem vordringlichen Anliegen. »<strong>Die</strong> Freimaurerei will einen neuen,<br />

einen besseren Menschen schaffen, doch das wollen die Religionen auch. Das Ergebnis ist am Verlauf der<br />

Weltgeschichte abzulesen.» (Valmy FM 1988 7) <strong>Die</strong> Freimaurer wollen es besser machen als die<br />

Religionen, <strong>und</strong> zwar hauptsächlich durch a) 'Selbsterziehung', 'Selbstvervollkommnung',<br />

'Selbstver¬wirklichung' <strong>und</strong> b) durch die 'Übung <strong>und</strong> Förderung des sittlichen Lebens'. (Schiffmann, 1883)<br />

2.3.1. Selbsterkenntnis <strong>und</strong> Selbsterziehung<br />

»Zutiefst ist die Freimaurerei eine Kunst. Ihr Ziel ist die Ausreifung des einzelnen B<strong>und</strong>esgliedes zur<br />

harmonischen, sittlichen Persönlichkeit«. (Böni, 1954, S. 9) Und nun die Freimaurerei, was will sie? Uns<br />

zum wahren Menschen, wie er sein soll, erziehen. Unabhängig von jedem Religionsbekenntnis, wobei sie<br />

jedoch jedes achtet. Der flammende Stern im Osten, als Symbol des allmächtigen Baumeisters aller Welten,<br />

gibt die Blickrichtung; die drei <strong>grosse</strong>n Lichter zeigen den Weg: Notwendigkeit der göttlichen Führung,<br />

Rechtschaffenheit, Aufrichtigkeit <strong>und</strong> Pflichterfüllung. Maßhalten <strong>und</strong> weit gespannte, alles umfassende<br />

Liebe. Unermüdliches Arbeiten am rohen Stein, unermüdliches Emporschreiten, trotz aller Rückschritte,<br />

Freisein von jeder Leidenschaft <strong>und</strong> Sucht, offenes Herz <strong>und</strong> offene Hand für jede Not, Selbsterkenntnis<br />

<strong>und</strong> Selbsterziehung <strong>und</strong> Verlässlichkeit bis in den Tod. Das sind kurz gefasst die Lehren <strong>und</strong> Bestrebungen<br />

der Freimaurerei.» (Bender, 1942, S. 217)<br />

2.3.2. 'Übung <strong>und</strong> Förderung des sittlichen Lebens':<br />

Nach englischer Definition ist die Freimaurerei ein besonderes, in Allegorien gekleidetes <strong>und</strong> durch<br />

Symbole dargestelltes Moralsystem.« (v. Merhart zit. in von Ins, 1874, S. 29). Schiffmann, S. 47)<br />

bezeichnet die 'Übung <strong>und</strong> Förderung des sittlichen Lebens' als die 'einzige Aufgabe' des Ordens. <strong>Die</strong>s soll<br />

nun nicht durch die Freimaurerei als Organisation oder Institution geschehen, sondern durch das Wirken<br />

jedes einzelnen Freimaurers in seinem persönlichen Alltag. Wir werden sehen, dass auch durch diese<br />

Methode durchaus wesentlicher Einfluss ausgeübt werden konnte <strong>und</strong> werden kann.<br />

2.4. Weitere Ideale <strong>und</strong> Anliegen


Es könnten an dieser Stelle viele weitere freimaurerische Ideale genannt werden, die mit obigen in<br />

Zusammenhang stehen. <strong>Die</strong> Orientierung <strong>und</strong> Ausrichtung nach Idealen birgt meines Erachtens die Gefahr<br />

einer besonderen Art von Vielgötterei. In den Tempeln symbolisieren drei Säulen die Ideale Weisheit,<br />

Schönheit <strong>und</strong> Kraft oder Stärke. Das Bild einer Leiter mit drei Sprossen soll an Glaube, Liebe, Hoffnung<br />

erinnern. (Lurker, 1984, S. 200) <strong>Die</strong> zwei Säulen 'Jachin' <strong>und</strong>' Boas' werden auch als Sinnbild für die<br />

Beständigkeit der freimaurerischen Lehre oder auch als Gr<strong>und</strong>pfeiler der Humanität (Gerechtigkeit <strong>und</strong><br />

Wohlwollen) ausgelegt. (Ebd. S. 201) Der Schlüssel gilt als Symbol der Verschwiegenheit, der Schurz ist ein<br />

Zeichen der Unschuld. Das Senkblei soll auf Geradheit <strong>und</strong> Wahrhaftigkeit hinweisen. Das Winkelmass ist<br />

Symbol der Gewissenhaftigkeit, der Zirkel soll allumfassende Menschenliebe versinnbildlichen. (Ebd. S.<br />

200) Nach Schenkel befriedigt die Freimaurerei neben dem Bedürfnis nach Gemeinschaft vor allem auch<br />

das 'Bedürfnis nach kultischem Erleben <strong>und</strong> Handeln'. Sie vermittle religiöse Erlebnisse ohne Priester <strong>und</strong><br />

Dogma.<br />

2.5. Beitrittsmotive<br />

Freimaurer selbst kennen von der Freimaurerei oft nicht viel mehr als die erwähnten Anliegen <strong>und</strong> Ideale.<br />

Sie sind denn auch nach Schenkel das Hauptmotiv zum Beitritt. »<strong>Die</strong>se ethische Gr<strong>und</strong>einstellung humaner<br />

Art war der geheimnisvolle Magnet, der die Menschen anzog. Selbstverständlich ging nebenher auch<br />

mancherlei Unterethisches, das bloße Geselligkeitsbedürfnis, der Wunsch vertrauten Verkehrs mit<br />

hochgestellten Persönlichkeiten, Neugierde, persönliche Eitelkeit <strong>und</strong> anderes mehr.» (Schenkel, 1926, S.<br />

24) »Dadurch, dass in diesem Sammelpunkt politische <strong>und</strong> religiöse Diskussion ausgeschlossen wurde, trat<br />

in den Mittelpunkt... die Bewertung des Menschen nach seinen rein menschlichen Eigenschaften.« (Ebd. 24)<br />

Mellor nennt als die wichtigsten Beitrittsgründe heute das Gemeinschaftsbedürfnis, die 'Vervollständigung<br />

einer politischen Färbung' , womit auch die Hoffnung auf wirtschaftliche, politische <strong>und</strong> Karriere Vorteile<br />

gemeint sein kann. Zudem: »Bei vielen ist es Familientradition, <strong>und</strong> schon die Väter waren Freimaurer.«<br />

(Mellor, S. 327) Früher war auch die Suche nach sozialer Sicherheit durch die Solidarität der Brüder ein<br />

wichtiger Beitrittsgr<strong>und</strong>.<br />

2.6. Vergleich<br />

In Kapitel 7 soll versucht werden, die freimaurerischen Ideale aufgr<strong>und</strong> der Annahme zu beurteilen, dass in<br />

Wirklichkeit Jesus Christus alle Macht im Himmel <strong>und</strong> auf Erden übertragen ist. <strong>Die</strong> Ideale der Freimaurer<br />

sind wohl keineswegs unchristlich, <strong>und</strong> für die Anliegen dürften auch Christen <strong>grosse</strong>s Verständnis haben.<br />

Man kann vielleicht sogar sagen, dass die Freimaurer eigentlich genau das wollen, was Christus auch wollte.<br />

Sie haben seine Anliegen übernommen, <strong>und</strong> wollen sie nun endlich verwirklichen. Nur: Sie wollen sie ohne<br />

ihn verwirklichen. <strong>Die</strong> Freimaurer wollen christliche Anliegen ohne Christus verwirklichen. Nicht Christus<br />

<strong>und</strong> sein Reich, sondern der Mensch <strong>und</strong> die Welt stehen im Mittelpunkt allen Strebens. Sie 'arbeiten' nicht<br />

mit Christus <strong>und</strong> nicht für Christus, sondern mit Menschen <strong>und</strong> für Menschen.<br />

Freimaurer verehren Ideale, Christen in unserem Sinn verehren eine lebende Person. Zwischen einer<br />

Verehrung von Idealen <strong>und</strong> der Verehrung einer Person bestehen natürlich wesentliche Unterschiede.<br />

Ideale sind abstrakt, eine Person auch wenn sie unsichtbar ist ist konkret. Ideale sind stumm, mit einer<br />

Person können wir sprechen. So ist den Freimaurern auch die 'Verschwiegenheit' eine Tugend, nicht das<br />

Gespräch. Ideale sind unfassbar, offen für unendliche Auslegungen <strong>und</strong> Definitionen, eine Person kann sich<br />

verbindlich äussern, festlegen <strong>und</strong> verpflichten. Ideale sind anonym, Personen haben einen Namen. Ideale<br />

werfen uns immer wieder auf unsere Subjektivität zurück, eine Person kann Anlass sein, uns selbst zu<br />

'entäussern' <strong>und</strong> eine Beziehung einzugehen. Mit Idealen können wir wohl keine sinnvolle Beziehung haben,<br />

durch die Beziehung mit Christus nehmen wir an seiner ganzen Fülle teil. Ideale sind <strong>und</strong> bleiben<br />

menschlich. Christus verbindet uns mit dem biblischen Gott <strong>und</strong> seiner Herrlichkeit. <strong>Die</strong> Verheissungen des<br />

biblischen Gottes <strong>und</strong> seines Sohnes übertreffen diejenigen der Freimaurerei um Dimensionen.<br />

3. Veranstaltungen <strong>und</strong> 'Tempelarbeit'


In diesem Kapitel wollen wir einen Blick in die Logen werfen, um zu sehen, was dort geschieht. Dabei<br />

stützen wir uns wiederum hauptsächlich auf freimaurerische Publikationen ab sowie auf Veröffentlichungen,<br />

die von Freimaurern autorisiert oder zugelassen wurden. Einzige Ausnahme ist die 'Verräterschrift' von<br />

Lerich, der zehn Jahre lang Hochgradfreimaurer des 33. Grades war, <strong>und</strong> in der Zeit des<br />

Nationalsozialismus aus der Loge austrat. Seine Ausführungen stimmen bis in die Einzelheiten mit dem<br />

überein, was später von Freimaurern selbst publiziert wurde. Darum nehmen wir an, dass auch diejenigen<br />

Aussagen zutreffen, über die wir bis heute keine Bestätigung von Seiten der Freimaurer haben. <strong>Die</strong><br />

Darstellung soll kurz gehalten werden, manches ist schon im Kapitel über die 'geistigen Wurzeln'<br />

beschrieben worden. Es geht hier um einen zusammenhängenden Überblick.<br />

3.1. <strong>Die</strong> Aufnahme<br />

1723 verfasste der Presbyterianer J. Anderson das freimaurerische 'Konstitutionsbuch' 14 , das auch die<br />

'Alten Pflichten' enthält, an die sich Freimaurer heute noch in aller Welt halten. (Vollständig abgedruckt in<br />

Oslo, 364). <strong>Die</strong>ses Konstitutionsbuch enthält auch Ausführungen über die Aufnahmevoraussetzungen: 311<br />

Aufnahmevoraussetzungen. Es werden nur erwachsene Männer, keine Frauen <strong>und</strong> Kinder aufgenommen.<br />

Der Kandidat soll nicht unter 25 Jahren alt <strong>und</strong> 'sein eigener Herr' sein. (zit. in Oslo, S. 384) Damit ist<br />

gemeint, dass er finanziell unabhängig sein soll. Es soll ein freier Mann von 'gutem Ruf' sein, der<br />

umgänglich ist. Keiner Loge soll ein 'störrisches Mitglied' aufgezwungen werden, das die 'Harmonie<br />

sprengen' könnte. (Ebd.) »<strong>Die</strong> in den Alten Pflichten angesprochene körperliche Unversehrtheit erinnert an<br />

jene Vorstellungen, wie sie häufig in unserem Kulturkreis als Voraussetzung für Priesterberufe formuliert<br />

worden sind.« (Binder, S. 138) Als geistige Voraussetzung für die Aufnahme gilt, dass der Kandidat ein<br />

'Suchender' sein sollte. «Um Freimaurer zu werden, muss man das Licht suchen. (Mellor, S. 327) Neben<br />

diesen Bestimmungen gibt es bezüglich der Aufnahmevoraussetzungen verschiedene regionale<br />

Eigenheiten. »Das krasseste Beispiel ist in den Vereinigten Staaten die Ausschliessung von Schwarzen,<br />

was in Europa an sich unvorstellbar wäre«, (Ebd. 138f.)<br />

3.1.2. Das Prüfungsvefahren<br />

Um diese Aufnahmevoraussetzungen zu überprüfen, ist ein Prüfungsverfahren notwendig. Es braucht 'eine<br />

gebührende Untersuchung über den Ruf <strong>und</strong> die Fähigkeit des Kandidaten'. (Alte Pflichten zit. in Oslo S.<br />

384) <strong>Die</strong>ses Prüfungsverfahren ist von den Logen bis in die Einzelheiten 'gesetzlich' geregelt. In Binder sind<br />

die entsprechenden Paragraphen aus dem 'Hausgesetz einer Wiener Loge' abgedruckt. (Binder Wiss. 1985,<br />

S. 139f.) 'Auszüge aus dem Strafregister' genügen dabei oft nicht. So »haben etwa die Logen in Frankreich<br />

ihre Vertrauensleute in den Gerichten <strong>und</strong> Polizeidienststellen, um sich Informationen aus erster Hand<br />

beschaffen zu können. Drei Informatoren treten mit dem Suchenden in Verbindung <strong>und</strong> erstatten ihre<br />

Berichte.« (Mellor, 331)<br />

3.1.3. <strong>Die</strong> Initiation<br />

Das Aufnahmeverfahren, der Initiationsritus, ist bei vielen Autoren genau beschrieben, so zum Beispiel bei<br />

Binder, 140), Deiters, 1963, S. 11 8ff.), Mellor, S. 334). In der Zeitschrift GEO (Nr. 2, 1988) ist ein Bildbericht<br />

dazu erschienen. Der Ritus ist auch schon in der Literatur beschrieben worden, so in Tolstois 'Krieg <strong>und</strong><br />

Frieden' (Deiters, S. 118). Vor der eigentlichen Aufnahme erhält der Neophyt' (Neophyt = ein neues Mitglied<br />

vor dem Gelöbnis) in einer Dunkelkammer, bei Kerzenlicht mit Bibel <strong>und</strong> Totenkopf, noch einmal die<br />

'Gelegenheit, seinen Schritt zu überdenken'. Anschliessend wird er mit verb<strong>und</strong>enen Augen, teilweise<br />

entkleidet <strong>und</strong> ohne jede persönliche Habe ('blind', 'nackt' <strong>und</strong> 'arm') vor die Tempeltüre geführt. Nachdem<br />

der Zeremonienmeister dreimal für ihn angeklopft hat, wird ihm geöffnet. Nun tritt er in diesem Zustand drei<br />

symbolische Reisen im Tempel ('auf Erden') an, wobei er mit den Elementen Erde, Luft, Wasser <strong>und</strong> Feuer<br />

in Berührung kommt. Schliesslich legt der Kandidat sein 'Gelöbnis' ab, <strong>und</strong> die Augenbinde wird ihm<br />

abgenommen. So hat der Suchende symbolisch durch das Dunkel zum 'Licht' gef<strong>und</strong>en. »Der zum Lehrling<br />

Aufgenommene wird mit den Symbolen bekannt gemacht, mit Zeichen, Erkennungsworten <strong>und</strong> besonderen<br />

Handgriffen. Er empfängt den weissen Schurz als Symbol sittlicher Reinheit <strong>und</strong> weisse Handschuhe, die<br />

ausdrücken sollen . wie die Hände, so sollen auch die Gesinnung <strong>und</strong> die Handlungen immer unbefleckt<br />

bleiben.« (Deiters, S. 127)<br />

3.2. <strong>Die</strong> Veranstaltungen


Der neu Aufgenommene kann nun an allen freimaurerischen Veranstaltungen teilnehmen, zu denen<br />

Lehrlinge zugelassen sind. Es werden folgende Veranstaltungen unterschieden:<br />

1. Rituelle Arbeiten. »Sie werden im freimaurerischen Tempel abgehalten. Bei diesen Arbeiten muss die<br />

maurerische Bekleidung getragen werden.» (Deiters S. 161)<br />

2. Instruktionsabende, bei denen Fragen des Rituals <strong>und</strong> Symbolwesens besprochen werden.<br />

3. Vorträge, zu denen gelegentlich auch Nichtmitglieder zugelassen werden.<br />

4. Diskussionsabende.<br />

5. Tafellogen. Sie finden nach wichtigen Tempelarbeiten statt. Dabei geht es um ein »Festessen, das nach<br />

einem bestimmten Ritual durchgeführt wird.« (Ebd. S. 162)<br />

6. Das Brudermahl findet im Anschluss an einfache Tempelarbeiten statt <strong>und</strong> dient 'der körperlichen<br />

Stärkung' <strong>und</strong> der 'Vertiefung der brüderlichen Beziehungen'. (Ebd. S. 163)<br />

7. <strong>Die</strong> Trauerlogen. Sie werden jährlich im November abgehalten. «Daneben gibt es gesellige<br />

Veranstaltungen, die sich nicht wesentlich von denen anderer Vereinigungen unterscheiden: das<br />

Stiftungsfest, Veranstaltungen mit 'Schwestern' <strong>und</strong> Gästen... Am 24. Juni wird das Johannisfest zu Ehren<br />

des Schutzpatrons der Freimaurer, Johannes des Täufers, gefeiert.» (Deiters, 163) Eine Umfrage unter<br />

1500 amerikanischen Freimaurern ergab, dass 89 % nicht regelmässig an den Veranstaltungen teilnehmen,<br />

obwohl die Teilnahme eigentlich 'Pflicht' ist. (Ebd. 161, 164f.)<br />

3.3. <strong>Die</strong> Johannis Maurerei<br />

<strong>Die</strong> Johannis Maurerei, auch 'blaue' Maurerei genannt, hat Johannes den Täufer zum 'Schutzpatron'. Sie ist<br />

den 'regulären' Logen der ganzen Welt gemeinsam <strong>und</strong> enthält die drei 'Johannisgrade' Lehrling, Geselle<br />

<strong>und</strong> Meister, die nach Valmy (S. 245) den 'Inhalt der maurerischen Lehre voll ausschöpfen'. Wohl die<br />

meisten Freimaurer lernen nur diese Art der Freimaurerei kennen. Im Werk von Binder sind die<br />

Logenarbeiten dieser drei Grade ausführlich dargestellt, <strong>und</strong> ihre symbolische Bedeutung wird diskutiert.<br />

Zudem sind die Katechismen, die Lehrgespräche, die Zeichen <strong>und</strong> Worte enthalten, sowie die Griffe<br />

beschrieben.<br />

3.3.1. Der Lehrling: vom Dunkel zum Licht<br />

Der Lehrling wird unter anderem in die freimaurerische Symbolik eingeführt. Er lernt sich als 'rauhen Stein'<br />

kennen, den er zu behauen lernen muss, damit er als kubischer Stein in den 'Tempel der Humanität'<br />

eingefügt werden kann. <strong>Die</strong> Bibel lernt er als Symbol für die allgemein verpflichtende Sittenlehre betrachten.<br />

Das für den Lehrlingsgrad kennzeichnende Symbol ist dasjenige des Lichtes. Es hat schon bei der<br />

Aufnahme eine wichtige Rolle gespielt. »Der Kultus des Lichtes bzw. das Symbol des Lichtes <strong>und</strong> der<br />

Erleuchtung spielt eine <strong>grosse</strong> Rolle. Das Licht ist wohl das grösste, umfassendste, allgemeinste <strong>und</strong><br />

verbreitetste Symbol der Menschheit überhaupt. Seine Beziehungen sind unerschöpflich. Seine Wirkungen<br />

auf das menschliche Gemüt sind machtvoll, erhebend <strong>und</strong> läuternd« (Schenkel, S.77).<br />

3.3.2. Der Geselle: reifender Geist<br />

Anlässlich der Beförderung des Lehrlings zum Gesellen sagt der freimaurerische Redner: »Der<br />

Lehrlingsgrad hebt an mit unserer Geburt zum sittlichen Leben, das uns Maurern heilige Pflicht ist. Der<br />

Gesellengrad verkörpert den Fortschritt in unserer maurerischen Bildung... Sie wurden heute mit offenen<br />

Augen in die Loge eingeführt <strong>und</strong> haben Ihre neue Wanderung unverhüllten Blickes vollzogen.» (zit. in


Deiters, 1963, S. 130) Bei den Reisen begegnete der Geselle den drei 'Versuchungen' Geld, Ruhm <strong>und</strong><br />

Macht, die durch Gold, Lorbeer <strong>und</strong> Schwert symbolisiert sind. <strong>Die</strong> von der Maurerei angebotene<br />

Weisheitslehre soll es den Gesellen ermöglichen, die Versuchungen des Lebens souverän vorübergehen<br />

zu las¬sen (Binder, 182). Im Osten der Gesellenloge hängt »der Flammende Stern, in dessen Zentrum der<br />

Buchstabe G steht, als umfassendes Symbol des Gesellengrades <strong>und</strong> des Maurertums schlechthin« (Ebd.<br />

180). Der 'Flammende Stern' ist ein Fünfeck (Pentagramm, Drudenfuss) von dem Strahlen ausgehen, <strong>Die</strong><br />

symbolische Bedeutung wird sehr vielfältig interpretiert. Einigen gilt der 'Flammende Stern' als 'Symbol des<br />

erwachenden <strong>und</strong> reifenden Geistes', für andere versinnbildlicht er Gott. (Binder, S.188) Gott erscheint als<br />

das «ewige Licht, das in den Herzen der Menschen widerstrahlt». (Schenkel, S.78)<br />

3.3.3. Der Meister: Leben, Tod <strong>und</strong> Auferstehung<br />

Bei der Erhebung des Gesellen zum Meister wird die Legende um Hiram Abif, den sagenhaften Baumeister<br />

des salomonischen Tempels, sinnbildlich dargestellt. Nachdem der Geselle das Vorbereitungsverfahren,<br />

die Reisen mit einem Totenschädel um <strong>und</strong> über einen Sarg sowie das Gelöbnis hinter sich gebracht hat,<br />

wird er symbolisch mit drei Hammerschlägen 'getötet', zu Boden geworfen <strong>und</strong> mit einem Tuch bedeckt.<br />

»Der Geselle erlebt die Identifikation mit dem 'Meister Hiram', dem vorbildlichen Menschen. Im Grabe<br />

erfolgt die Läuterung; er wird vorbereitet auf die <strong>grosse</strong> Wandlung. Abstreifen des alten Adam <strong>und</strong> Geburt<br />

des neuen Menschen« (Binder, S. 204). Nachdem das neue Meisterwort gesucht, gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> dem<br />

Liegenden ins Ohr geflüstert wurde, wird der Geselle 'erhoben', d.h. von einem Bruder 'Fuss gegen Fuss',<br />

'Knie gegen Knie', 'Brust gegen Brust' aufgezogen <strong>und</strong> auf die Beine gestellt. Für Schenkel ist »die<br />

Darstellung der Hiram Legende wohl das Wirkungsvollste <strong>und</strong> Ergreifendste... im gesamten Umfang des<br />

maurerischen Kultus«. <strong>Die</strong>se ganze 'Meister Erhebung' ist voll von symbolischen Zeichen <strong>und</strong> Handlungen,<br />

auf die hier nicht näher eingegangen werden kann. Unter anderem wird in der Meisterloge der fünfzackige<br />

Stern durch einen sechseckigen ersetzt. In diesem dritten <strong>und</strong> letzten Grad der Johannis Maurerei werden<br />

Themen wie 'Angst vor dem Tod', 'Überwindung des Todes', 'Wiedergeburt' <strong>und</strong> 'Auferstehung' auf die<br />

freimaurerische Art <strong>und</strong> Weise behandelt.<br />

3. 4. <strong>Die</strong> Hochgradmaurerei<br />

<strong>Die</strong> Hochgradmaurerei baut auf den drei Graden der Johannis Maurerei auf. Sie ist ein 'Geheimnis'<br />

innerhalb des Ordens <strong>und</strong> darum entsprechend umstritten. (Dazu Mellor, 392, Valmy, S. 35). Im folgenden<br />

sollen die Grade des 'Schottischen Ritus' (mit vollem Namen: 'Alter <strong>und</strong> Angenommener Schottischer Ritus')<br />

kurz vorgestellt werden. <strong>Die</strong>ser Ritus ist weltweit am weitesten verbreitet <strong>und</strong> gilt als 'Aristokratie der<br />

Freimaurerei' (Mellor, S. 256).<br />

«Den Hochgraden des Schottischen Ritus ist traditionell der Apostel Andreas heilig, sie sind die<br />

Andreasmaurerei. Hier herrscht die rote Farbe. <strong>Die</strong> Logen der Hochgradfreimaurerei werden Ateliers<br />

genannt <strong>und</strong> bearbeiten die Grade vom 4. bis zum 33. Sie unterstehen nicht der Verwaltung <strong>und</strong> Leitung,<br />

der 'Jurisdiktion' der Grossloge, sondern haben in jedem Staate ihre eigene, selbständige 'souveräne'<br />

Oberbehörde... <strong>Die</strong> Mitglieder des Schottischen Ritus... dürfen keinem Bruder, Lehrling, Gesellen oder<br />

Meister davon Mitteilung machen, dass sie den Hochgraden angehören. Nicht nur die Lehren <strong>und</strong> Riten der<br />

Schottischen Maurerei, sondern sogar die Namen der Hochgradbrüder bleiben demnach dem<br />

Durchschnittsfreimaurer unbekannt.<br />

»<strong>Die</strong> Hochgrade sind ein Geheimnis innerhalb des Geheimb<strong>und</strong>es, ein dop¬peltes für die 'profane'<br />

Aussenwelt« (Lerich, S. 24).<br />

Wie bereits erwähnt will der Schottische Ritus mit seinen 33 Graden (die drei Grade der Johannis Maurerei<br />

mitgezählt) symbolisch die Entwicklung der Menschheit durchwandern, wobei diese ganze Entwicklung in<br />

drei Perioden eingeteilt wird: die 'jüdisch architektonische', die 'religiös christliche' <strong>und</strong> die 'freiheitlich<br />

aufgeklärte' Periode. Dabei werden nicht alle diese Grade 'rituell bearbeitet', sondern der Lehrgehalt wird oft<br />

auch nur mündlich mitgeteilt. Nach Mellor (S. 393) werden heute in Deutschland nur die Grade 4, 18, 30, 32<br />

<strong>und</strong> 33 wirklich praktiziert. Es ist möglich, dass eine wichtige Persönlichkeit bereits in einen hohen Grad<br />

aufgenommen wird. In diesem Fall werden die unteren Grade durch Mitteilung verliehen. In anderen


Ländern sind die tatsächlich praktizierten Grade zahlreicher. <strong>Die</strong> bei Lerich <strong>und</strong> Mellor angegebenen<br />

Namen der Grade sind weitgehend identisch.<br />

3.4.1. <strong>Die</strong> jüdisch architektonischen Grade<br />

<strong>Die</strong> jüdisch architektonischen Grade werden auch 'Perfektionsgrade', 'Vervollkommnungsgrade' genannt.<br />

(Mellor, S. 292, 296, Lerich, S. 27) <strong>Die</strong>se Erkenntnisperiode umfasst die Grade 4 bis 14. Ausser in den USA<br />

werden nach Lerich in den meisten Ländern nur die Grade 4 <strong>und</strong> 13 'rituell bearbeitet'. <strong>Die</strong> Gradfolge lautet:<br />

4. °: Geheimer Meister. Nach Schenkel geht es hier wiederum um das The¬ma Tod als 'Übergang von<br />

Traum zu Erwachen'.<br />

5. °: Vollkommener Meister. Hier soll das Thema 'Sünde <strong>und</strong> Gnade' zur Darstellung kommen. (Schenkel S.<br />

91)<br />

6. °: Geheimer Sekretär. In diesem Grad geht es nach Schenkel um das Thema der 'Hoffnung auf<br />

Unsterblichkeit'. (Ebd. 92)<br />

7. °: Vorsteher <strong>und</strong> Richter.<br />

8. °: Intendant der Gebäude.<br />

9. °: Auserwählter Meister der Neun.<br />

10.°: Erlauchter Auserwählter der Fünfzehn.<br />

11.°: Erhabener Auserwählter Ritter.<br />

12.°: Gross Architekt.<br />

13.°: Meister des königlichen Gewölbes (Royal Arch).<br />

14.°: Grosser Auserwählter Vollkommener <strong>und</strong> Erhabener Maurer.<br />

«Der wichtigste Grad der Vervollkommnungslogen ist die Erkenntnisstufe des Königlichen Gewölbes, jenes<br />

Ateliers des 13. Grades, das dem Bau eines Idealtempels dient, des zweiten Tempelbaues, der an Stelle<br />

des salomonischen den der freimaurerischen Humanität setzt. Über allen Wassern der Sintflut soll er stehen,<br />

welche die Erde vernichten können: deshalb ruht sein Gewölbe auf neun hohen Strebepfeilern.<br />

Bausymbolik <strong>und</strong> Bausage der Freimaurerei erreichen im 13. Grad ihren esoterischen Höhepunkt... Es gibt<br />

keinen zeitlichen Anspruch auf die Einweihung in die verschiedenen Erkenntnisstufen der<br />

Vervollkommnung, die in ihren Lehren <strong>und</strong> Zeremonien, in ihrer Symbolik <strong>und</strong> Ritualistik in<br />

verschiedenfältigster Weise, farbenprächtig in der Ausschmückung der Logenräumlichkeiten, phantastisch<br />

in den Legenden, prunkvoll in den Schürzen <strong>und</strong> Bändern, immer wieder das Thema vom symbolischen<br />

Bau der Freimaurerei abwickeln« (Lerich S. 31 f.).<br />

3.4.2. <strong>Die</strong> religiös christlichen Grade<br />

<strong>Die</strong> religiös christlichen Grade umfassen die Grade 15 bis 18 <strong>und</strong> werden auch 'Kapitelgrade' genannt.<br />

(Mellor, S. 393, Lerich, S. 32). <strong>Die</strong> Rituale sollen die christliche Periode der Menschheitsgeschichte<br />

versinnbildlichen, wobei die Kreuzzüge als Kulisse dienen. Nach Lerich tritt hier nun die Aussenarbeit an die<br />

Stelle der Innenarbeit. Rituelle, kultische Handlungen finden in der Regel nur noch einmal jährlich statt. Der<br />

Inhalt der Arbeiten sind Debatten <strong>und</strong> Beschlussfassungen über ganz reale Aktionen, Zielsetzungen <strong>und</strong><br />

Pläne. Vorzüglich in der romanischen Freimaurerei sind bereits die Kapitel politische Klubs. (Lerich S. 32) In<br />

den übrigen Ländern geht es hauptsächlich um Kulturpolitik.<br />

<strong>Die</strong> Gradfolge lautet:


15.°: Ritter des Ostens oder des Schwertes.<br />

16.°: Meister (oder Prinz) von Jerusalem.<br />

17.° Ritter vom Osten <strong>und</strong> Westen.<br />

18.° Ritter vom Rosenkreuz.<br />

Wir haben bereits darauf hingewiesen, dass hauptsächlich die Themen, Motive <strong>und</strong> Symbole der<br />

Kapitellogen auf biblische, christliche Tradition zurückgehen. Statt Christus steht nun aber der Mensch im<br />

Mittelpunkt. In den meisten Ländern wird nur der 18. Grad 'rituell bearbeitet'. Für Lerich ist der<br />

»Initiationsritus des Kapitels der <strong>Rosenkreuzer</strong>... einer der schönsten der Freimaurerei« <strong>und</strong> eine der<br />

'stärksten Kulthandlungen'. (S. 34) Erinnert sei an Motive wie: 'vollkommene Hingabe', 'INRI' (was statt<br />

'Jesus Nazarenus Rex Judaeorum' 'Igne Natura Renovatur Integra', 'durch das Feuer erneuert sich die<br />

Natur zur Gänze' bedeutet), das 'Kreuz', das 'Abendmahl', der 'gute Hirte' . (Dazu Lerich 34ff., Mellor 398ff.)<br />

Der 'christlichen' folgt im Entwicklungsschema der Schottischen Hochgrade eine weitere <strong>und</strong> offenbar<br />

'höchste' Periode der Menschheitsgeschichte: die freiheitlich aufgeklärte Periode.<br />

3.4.3. <strong>Die</strong> freiheitlich aufgeklärten Grade<br />

Mit den freiheitlich aufgeklärten Graden, die auch 'philosophische Grade' genannt werden <strong>und</strong> die Grade 19<br />

bis 30 umfassen, finden die kultisch rituellen 'Arbeiten' der Freimaurerei ihren Abschluss. (Lerich 36, Mellor<br />

393, 401) <strong>Die</strong> höheren Grade 31 bis 33 sind reine 'Verwaltungsgrade'.<br />

<strong>Die</strong> Gradfolge lautet:<br />

19.°: Hoher Priester oder Erhabener Schotte (auch: Gross Pontifex).<br />

20.°: Obermeister aller regulären (auch: symbolischen) Logen.<br />

21.°: Noachit oder Preussischer Ritter.<br />

22.°: Ritter der Königlichen Axt oder Prinz von Libanon.<br />

23.°: Meister des Tabernakels oder des Allerheiligsten.<br />

24.°: Obermeister oder Prinz des Tabernakels bzw. des Allerheiligsten.<br />

25.°: Ritter der Ehernen Schlange.<br />

26.°: Schottischer Trinitarier oder Prinz der Gnade.<br />

27.°: Ritterkommandant oder Obermeister des Tempels.<br />

28.°: Ritter der Sonne.<br />

29.°: Grossschotte des heiligen Andreas.<br />

30.°: Ritter Kadosch. (qadosch = hebr.: 'heilig')<br />

<strong>Die</strong> meisten dieser Grade (vom 28. <strong>und</strong> vor allem vom 30. abgesehen) weden nur 'historisch', durch<br />

mündliche Mitteilung <strong>und</strong> Ausdeutung verliehen. Den Inhalt stellt Lerich wie folgt dar: »Schon der 19. Grad,<br />

der des 'Gross Pontifex', der erste Areopag, lehrt... den Kampf gegen alle völkischen <strong>und</strong> religiösen Werte,<br />

Gesetze, Ordnungen <strong>und</strong> Autoritäten. Er lehrt den Kampf gegen 'Unwissenheit', 'Aberglaube', 'Dogmatik'<br />

<strong>und</strong> 'Fanatismus' in jeder Form. Der 'Grossmeister aller symbolischen Logen', der 20. Grad, bedeutet<br />

esoterisch das Streben des Hochgradfreimaurers zur höchsten 'Meisterschaft'. Exoterisch bedeutet er, dass


ereits diese Erkenntnisstufe über die ganze Johannisfreimaurerei souverän ist. Der 21. Grad gibt die<br />

Würde des 'Noachiten oder preussischen Ritters'. Seine Lehre preist die von den Ideen der Freimaurer<br />

gelenkte Volksherrschaft, verwirft die Despotie der Massen, die auf völlige Anarchie ausgeht. Der 'Ritter der<br />

königlichen Axt'... verpflichtet sich, für das Los der arbeitenden Klassen zu kämpfen... Der 23. <strong>und</strong> 24. Grad,<br />

der 'Chef des Tabernakels' <strong>und</strong> der 'Prinz des Tabernakels' müssen die Volksrechte zu erkennen <strong>und</strong> nach<br />

aussen hin zu vertreten trachten. Der 'Ritter der ehernen Schlange'... übernimmt die Verpflichtung zur<br />

Heilung der sozialen Schäden in der menschlichen Gemeinschaft. Ihm folgt der 'Prinz der Gnade', der jede<br />

einzelne Religion zu überwinden hat, indem er die in allen Religionen enthaltenen Wahrheiten zu einer<br />

Überreligion zusammenfasst. Der 'Ritterkommandeur des Tempels' <strong>und</strong> der 'Ritter der Sonne'... haben<br />

bereits alle Stadien religiöser Zweifel hinter sich <strong>und</strong> stehen auf der Stufe einer über alle 'Dogmatik', alle<br />

'Vorurteile' erhabenen Ethik <strong>und</strong> Weltanschauung. Der Würdenträger des 29. Grades, des letzten<br />

Areopages vor der völligen Einweihung, der 'Großschotte des heiligen Andreas', gelobt, alle<br />

freimaurerischen Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Pflichten zum Wohl der Menschheit im kulturellen <strong>und</strong> sozialen Sinne zu<br />

verwirklichen.«<br />

Auf den 30. Grad, den 'Vergeltungsgrad', in dessen Initiationsritus unter anderem die drei Degenstiche<br />

gegen Papstkrone, Königkrone <strong>und</strong> Bürgerkrone zu führen sowie die drei Säulen des Tempels (Weisheit,<br />

Schönheit, Stärke) umzuwerfen sind, sind wir bereits zu sprechen gekommen. (Pkt. 1.3.5 <strong>und</strong> 1.6.2) <strong>Die</strong>se<br />

Ausführungen seien durch ein Zitat aus Mellor (S. 404) ergänzt: «Der Kadosch Ritter ist der 30. Grad<br />

innerhalb der Schottischen Reihe <strong>und</strong> praktisch der höchsterreichbare, denn die Folgegrade sind<br />

'administrativer' Art. Sein Studium ist daher von besonderer Bedeutung. Der philosophische Symbolismus<br />

des Grades besteht wesentlich im Ritual des Ersteigens einer geheimnisvollen Leiter, deren sieben Stufen<br />

die sieben freien Künste bezeichnen. Nec plus ultra (Und nichts darüber hinaus). <strong>Die</strong> oberste Stufe zeigt an,<br />

dass der Kandidat die Höhe der freimaurerischen Einweihung erreicht hat. <strong>Die</strong>ser Ritus <strong>und</strong> einige andere<br />

Teile des Rituals... beinhalten jedoch nicht das Wesen des Grades. <strong>Die</strong>ses besteht vielmehr in seinem<br />

Charakter als Vergeltungsgrad. <strong>Die</strong> Ehrsucht, die Unwissenheit <strong>und</strong> der Fanatismus, das sind die drei<br />

infamen Feinde des Ordens, die es ohne Unterlass zu bekämpfen gilt so wird der Kandidat unterrichtet.<br />

Das Zeichen des Grades ist ein Dolch, <strong>und</strong> das Heilige Wort lautet 'Nekam' (hebr.: Vergeltung). <strong>Die</strong><br />

Vergeltung, um die es sich hier handelt, ist symbolisch die des Templerordens auf Gr<strong>und</strong> der Ermordung<br />

seines Grossmeisters Jacques de Molay durch 'zwei Verächtliche'. Damit sind Papst Clemens V. <strong>und</strong> König<br />

Philipp der Schöne gemeint«.<br />

Der Wortlaut des Gelöbnisses macht deutlich, dass es um den bedingungslosen Kampf um individuelle<br />

Glaubens <strong>und</strong> Gewissensfreiheit geht.<br />

»(Man zeigt auf den Totenschädel mit der Königskrone): 'Unter keinem wie immer gearteten Vorwand<br />

werde ich jemals einen Kompromiss irgendwelcher Art mit einer Regierung eingehen, welche der<br />

Despotismus die Rechte des Individuums missachten lässt.'<br />

(Man zeigt auf den Totenkopf, welcher die Tiara trägt): 'Unter keinem wie auch immer gearteten Vorwand<br />

werde ich jemals einen Kompromiss irgendwelcher Art mit einer geistlichen Gewalt eingehen, welche das<br />

Gewissen <strong>und</strong> die Freiheit des Denkens in Fesseln legt <strong>und</strong> welche den aufrichtigen Zweifel <strong>und</strong> den<br />

ehrlichen Glauben als Verbrechen brandmarkt .. .... Ich gelobe, niemals einer zivilen oder religiösen<br />

Gesellschaft anzugehören, welche die Freimaurerei bekämpft'« (zit. in Mellor, S. 411).<br />

3.4.4. <strong>Die</strong> administrativen Grade<br />

<strong>Die</strong> Gradfolge der Verwaltunsgrade lautet:<br />

31.°: Grossrichter oder Grossinspektor Inquisitor Kommandeur.<br />

32.°: Meister des königlichen Geheimnisses.<br />

33.°: Souveräner General Grossinspekteur.<br />

«In den obersten Räten hat die Aktivistik der Freimaurerei ihre reinste <strong>und</strong> restlose Verkörperung gef<strong>und</strong>en,<br />

ist Exoterik vollständig an die Stelle der Esoterik, die Außenarbeit vollständig an die Stelle der Innenarbeit


getreten. Sie sind die eigentlichen <strong>und</strong> innersten Aktionszentren des Weltlogentums. (Lerich, 1937, S. 50)<br />

3.5. Vergleich<br />

Im Gegensatz zur Freimaurerei gibt es zur Aufnahme in die Gemeinde Christi, so wie wir sie verstehen,<br />

keine besonderen Aufnahmevoraussetzungen <strong>und</strong> kein menschliches Prüfungsverfahren. Jeder ist<br />

willkommen wirklich unabhängig von allen menschlichen Kriterien. <strong>Die</strong> Aufnahme ist Sache einer<br />

persönlichen Beziehung zwischen der Person <strong>und</strong> Christus, der Umkehr <strong>und</strong> der Annahme des<br />

Absolutheitsanspruches Christi. <strong>Die</strong> Freimaurerei hingegen lehnt den Absolutheitsanspruch Christi ab <strong>und</strong><br />

setzt an seine Stelle die kompromisslose Glaubens <strong>und</strong> Gewissensfreiheit des Menschen. Ich bin davon<br />

überzeugt, dass auch Christus jedem diese Glaubens <strong>und</strong> Gewissensfreiheit lässt. Nur hat sie ihrerseits<br />

eine höchst relative Bedeutung. Durch sie finden wir nicht zum 'Licht', zum 'Heil' etc. <strong>Die</strong> Freimaurerei<br />

hingegen erweckt den Eindruck, als könne der Mensch allein zum Licht finden, als könne der Mensch den<br />

Menschen 'auferwecken' <strong>und</strong> 'erheben', als könne der Mensch selbst der 'gute Hirte' des Menschen <strong>und</strong> der<br />

ganzen Menschheit sein.<br />

4. Auseinandersetzungen, Kämpfe<br />

<strong>Die</strong> Freimaurerei war seit ihrer Gründung von einer Vielfalt von Auseinandersetzungen begleitet, von denen<br />

nur die externen allgemein bekannt sind. Mit <strong>grosse</strong>r Wahrscheinlichkeit hatten aber auch die internen<br />

Auseinandersetzungen zumindest zeitweise einen <strong>grosse</strong>n Einfluss auf den Gang der Weltgeschichte. Ich<br />

denke zum Beispiel an die Napoleonischen Kriege, in denen die Heere aller Beteiligten fast ausschliesslich<br />

von Freimaurern geführt wurden. (<strong>Die</strong> Generale Napoleons sowie Wellington, Blücher <strong>und</strong> Gneisenau<br />

waren Freimaurer.) Es ist meines Wissens kaum erforscht, inwieweit unterschiedliche Auffassungen über<br />

die 'richtige' Art von Maurerei 'profane' Auseinandersetzungen beeinflussten. Im folgenden sollen die<br />

Ergebnisse der internen Auseinandersetzungen kurz dargestellt werden , auf die externen<br />

Auseinandersetzungen wollen wir etwas genauer eingehen.<br />

4.1. Interne Auseinandersetzungen<br />

Im Werk von Mellor (Wiss. 1985) sind die wichtigsten internen Auseinandersetzungen ausführlich <strong>und</strong> exakt<br />

dargestellt. Sie sind ausserordentlich verwirrend <strong>und</strong> für Aussenstehende kaum verständlich. Jedenfalls<br />

haben sich die heute weltweit am weitesten verbreiteten <strong>und</strong> einflussreichsten Formen (Johannismaurerei<br />

<strong>und</strong> Schottische Hochgradmaurerei, die kurz vorgestellt wurden) nur nach zum Teil harten Kämpfen intern<br />

durchsetzen können. Demokraten standen gegen Royalisten, Rationalisten gegen Esoteriker <strong>und</strong> Mystiker,<br />

<strong>Rosenkreuzer</strong> gegen 'Anti <strong>Rosenkreuzer</strong>', Christliche gegen Humanitäre, Theisten gegen Atheisten,<br />

Kirchentreue gegen Antiklerikale<br />

Am grössten ist heute noch der Gegensatz zwischen angelsächsischer <strong>und</strong> romanischer Freimaurerei.<br />

Während in England Kirche <strong>und</strong> Krone für die Freimaurerei gewonnen werden konnten, hat sich in<br />

Frankreich die Freimaurerei antiklerikal <strong>und</strong> republikanisch entwickelt. Im Jahre 1877 strichen die<br />

französischen Freimaurer unter Leitung des ehemaligen Pastors F. Desmons den Artikel 1 der Konstitution,<br />

der den Glauben an die Existenz Gottes <strong>und</strong> die Unsterblichkeit der Seele fordert. So wurde der 'Grand<br />

Orient de France' zur 'irregulären' Freimaurerei.<br />

4.1.1. Reguläre <strong>und</strong> irreguläre Freimaurereien<br />

Mellor schreibt zum Thema der 'Regularität': »Der Begriff der Regularität kann zweierlei bedeuten:<br />

Regularität des Ursprungs <strong>und</strong> Regularität der Prinzipien. Regulären Ursprungs ist eine Obödienz, oder<br />

innerhalb einer Obödienz eine Loge, die legal konstituiert worden ist. Nach dem englischen Gr<strong>und</strong>satz ist<br />

eine neu konstituierte Grossloge dann regulären Ursprungs, wenn sie entweder durch eine andere reguläre<br />

Grossloge oder aber durch drei reguläre Logen gegründet worden ist. Dennoch kann eine Obödienz<br />

irregulär werden. Wenn sie eine oder mehrere der wesentlichen freimaurerischen Voraussetzungen nicht


erfüllt, verfällt sie der Profanation. Sie verliert ihre freimaurerische Qualität. Als Beispiel wird hier häufig auf<br />

den Grand Orient de France hingewiesen, der 1877 den Begriff des 'Allmächtigen Baumeisters aller Welten'<br />

aus seinen Konstitutionen gestrichen hat <strong>und</strong> damit durch Preisgabe der wichtigsten Landmarke in der<br />

Perspektive der gesamten regulären Freimaurerei zu einer Pseudo Maurerei geworden ist, die mit der<br />

regulären Kunst nur den Namen gemein hat. <strong>Die</strong> Regularität im Gr<strong>und</strong>sätzlichen ist also der juristische<br />

Status, der durch die Anerkennung eben dieser Gr<strong>und</strong>sätze erworben <strong>und</strong> bewahrt wird» (Mellor, S. 67).<br />

Mellor unterscheidet sieben reguläre Freimaurereien: die englische, die amerikanische, die französische<br />

Freimaurerei (Grande Loge Nationale Francaise), die deutsche, österreichische, skandinavische <strong>und</strong> die<br />

holländische Freimaurerei. Dabei bestehen zwischen diesen Freimaurereien zum Teil <strong>grosse</strong> Unterschiede<br />

in der Lehrart, <strong>und</strong> es ist keineswegs so, dass sich alle wechselseitig anerkennen <strong>und</strong> 'brüderliche<br />

Beziehungen' aufrechterhalten. So gibt es zum Beispiel 'Obödienzien', die von der Vereinigten Grossloge<br />

Englands (UGL) nicht anerkannt, von der Grossloge des Staates New York anerkannt sind. Andere werden<br />

von der Grossloge des Staates New York nicht anerkannt, von der UGL Englands aber anerkannt. (Mellor<br />

S.68ff.) Als reguläre Maurereien gelten in der Regel auch die in verschiedenen Ländern <strong>und</strong> zu<br />

verschiedenen Zeiten besonders blühenden 'Sonderlogen': Akademikerlogen, Feld , Forschungs ,<br />

Kaufmanns , Kriegsgefangenen , Militär , Regiments , Residenz , Seelsorger , Universitätslogen u.a.m. (S.<br />

dazu Binder, S. 220)<br />

4.1.2. Lehrarten <strong>und</strong> Hochgradsysteme<br />

Im Verlauf der Geschichte der Freimaurerei kam es oft zu schwärmeri¬schen Gründungen <strong>und</strong><br />

phantastischen Lehren (Valmy, 35ff.).<br />

Das Werk von Brodbeck gibt einen Überblick über die heute noch bestehenden freimaurerischen Systeme<br />

<strong>und</strong> ähnlichen Organisationen. In den USA von nicht unerheblicher Bedeutung <strong>und</strong> jüngst auch im<br />

deutschsprechenden Raum Europas ist der »Alte Arabische Orden der Edlen vom Mystischen Schrein» (=<br />

»Shriners«). Sämtliche Zugehörige verstehen sich als Hochgradmaurer (Prantner Kath. 1989 16).<br />

4.1.3. Freimaurerähnliche Organisationen <strong>und</strong> 'Sekten'<br />

Von Brodbeck sind die folgenden 'freimaurerähnlichen Organisationen' dargestellt: <strong>Die</strong> Ritterorden (die<br />

Johanniter, die <strong>Tempelritter</strong>, der deutsche Ritterorden), die heilige Feme, das Haberfeldtreiben, der Odd<br />

Fellow Orden. der Rosenkreuzorden, der Illuminatenorden, der Martinsorden, der orientalische<br />

Templerorden, der Gralsorden, der Druidenorden, der Guttemplerorden, der Rechabiterorden, die<br />

asiatischen Brüder, der Alchemistenorden, Les Compagnons. Daneben gibt es nach Mellor freimaurerische<br />

'Sekten', die sich zum Teil bewusst dem Okkulten zuwenden, <strong>und</strong> vor denen die Freimaurerei selbst warnt:<br />

»Jede Hinwendung zum Okkulten führt tiefer hinein in den Okkultismus. <strong>Die</strong>s ist ein Lebensgesetz aller<br />

geheimen Gesellschaften, ebenso wie auch der initiatorischen Vereinigungen, die sich nicht als geheim<br />

bezeichnen. Es ist durch nur zu gut bekannte Gründe zu erklären: enttäuschte Neugier, Eitelkeit, Verlangen<br />

nach dem Mysterium, Stolz darauf, den Eingeweihten spielen zu können. <strong>Die</strong>jenigen, die heute diese<br />

menschlichen Schwächen missbrauchen, erfinden zwar keine neuen Hochgrade mehr, fahren aber fort,<br />

Vereinigungen freimaurerischer Art ausserhalb der Freimaurerei ins Leben zu rufen, indem sie sich dieser<br />

als eines Auswahlzentrums bedienen <strong>und</strong> häufig von den Adepten (Adept = in eine geheime Lehre<br />

Eingeweihter) verlangen, dass sie Eingeweihte in freimaurerischen Hochgraden sein müssen« (Mellor,<br />

451).<br />

4.2. Externe Auseinandersetzungen<br />

«<strong>Die</strong> Freimaurerei vertrug sich nie <strong>und</strong> nirgendwo mit Absolutismen <strong>und</strong> Totalitarismen. Überall dort, wo<br />

jemand die letzte Wahrheit zu besitzen wähnte <strong>und</strong> beanspruchte, kam es zu Konfliktsituationen, weil<br />

diesem jemand der maurerische Toleranzgedanke gr<strong>und</strong>sätzlich unerträglich scheinen musste.» (Zendralli,<br />

S. 8) In der Geschichte dieser externen Auseinandersetzungen stellen sich die Freimaurer gern als die<br />

Märtyrer für Freiheit <strong>und</strong> Fortschritt hin, den Gegnern erscheinen sie als Verschwörer <strong>und</strong> Zerstörer jeder<br />

Ordnung. Über diese 'Verschwörungstheorien' siehe Rogalla von Bieberstein.<br />

4.2. 1. Der Absolutismus


<strong>Die</strong> Ereignisse der Französischen Revolution können wohl kaum als das bewusste oder gar geplante Werk<br />

der Freimaurer bezeichnet werden. <strong>Die</strong> Revolution hat vielmehr eine völlig unkontrollierte Eigendynamik<br />

entfaltet, die zeitweise für alle Beteiligten gefährlich wurde. Dennoch haben Freimaurer bei der Bekämpfung<br />

des (französischen) Absolutismus eine bedeutende, wenn nicht massgebende Rolle gespielt. Das sollen<br />

einige Auszüge aus einem Artikel von Hess in der Zeitschrift 'Alpina' (1989 Nr. 6/7 S. 162ff.) verdeutlichen.<br />

»Frankreich besass am Vorabend der Revolution 70'000 Freimaurer, fast doppelt so viele wie heute bei halb<br />

so <strong>grosse</strong>r Bevölkerung (26 Millionen). <strong>Die</strong> über 600 Logen hatten einen bedeutenden Einfluss. Von den<br />

drei <strong>grosse</strong>n Aufklärern war zwar nur einer, Montesquieu, der Vordenker der Gewaltentrennung, früh<br />

Freimaurer geworden. Rousseau, der Prophet der Gleichheit, hat nie dem B<strong>und</strong> angehört, <strong>und</strong> Voltaire, der<br />

Kämpfer gegen Unrecht <strong>und</strong> Willkür, wurde erst im Jahre seines Todes in die Loge 'Les neuf Soeurs'<br />

aufgenommen. Auch die Enzyklopädisten Diderot <strong>und</strong> Dalembert waren keine Maurer, wohl aber zahlreiche<br />

Aufklärer der zweiten Garnitur: Helvetius, Marmontel, Chamfort, Condorcet, Beaumarchais, der Baron<br />

Holbach.« (Hess,1989, S. 162). Im Frühjahr 1789 versammelten sich die drei Generalstände Adel, Klerus<br />

<strong>und</strong> dritter Stand. »Von den 578 Abgeordneten des dritten Standes sind 477 Freimaurer. <strong>Die</strong> <strong>grosse</strong><br />

Mehrheit von ihnen will Reformen, will eine konstitutionelle Monarchie.» (S.163) Nach dem Sturm auf die<br />

Bastille legen Adel <strong>und</strong> Klerus auf Antrag der Freimaurer Duc d'Aiguillon <strong>und</strong> Vicomte de Noailles 'freiwillig'<br />

sämtliche Privilegien nieder. (164) Am 26. August verabschiedet die Versammlung auf Antrag der<br />

Freimaurer Lafayette, Mirabeau <strong>und</strong> Sieyès die berühmte 'Erklärung der Rechte eines Menschen <strong>und</strong><br />

Bürgers'. «Sie setzt die uns heute selbstverständlichen Menschenrechte fest: 'Jeder Mensch ist frei geboren<br />

<strong>und</strong> bleibt frei. Keine Autorität kann ausgeübt werden, die nicht vom Volk ausgeht.' 26 kurze Artikel<br />

verkünden die Sicherheit der Person, Glaubens- <strong>und</strong> Gewissensfreiheit, Pressefreiheit, Schutz vor<br />

behördlicher Willkür <strong>und</strong> vor Festnahme.« (164) «Erstmals spielt eine neue Macht in der Politik mit, die<br />

öffentliche Meinung.» (165) <strong>Die</strong> weitere Entwicklung spaltet die Freimaurer: ~»Einige Freimaurer wie<br />

Desmoulins, Danton, Marat trieben die Radikalisierung immer weiter; anderen wie Lafayette, Bailly,<br />

Mirabeau ging die Revolution bald zu weit.« (165) Robespierre war nie Freimaurer, wohl aber noch<br />

verschiedene andere Persönlichkeiten der Revolution, wie zum Beispiel Rouget de Lisle, der Komponist der<br />

Marseillaise <strong>und</strong> der Arzt Guillotin, der »eine humanere Exekutionsmethode <strong>und</strong> die 'Gleichheit vor dem<br />

Schafott'» forderte. (168) Nach ihm wurde die Guillotine benannt. »Nur noch wenige Freimaurer sind unter<br />

den 'Königsmördern': Fouchä, Cauthon, Danton, Marat <strong>und</strong> der Vetter des Königs, Philippe d'Orléans,<br />

Grossmeister des Grand Orient, der sich jetzt Citoyen Philippe Egalité nennt.« (167) Unter den Anführern<br />

royalistischer Aufstände finden sich Freimaurer: Stofflet, Savare, Charette, Scepetaux. Von den drei<br />

Führern des 'Wohlfahrtsausschusses' des Revolutionstribunals (Robespierre, St. Just <strong>und</strong> Couthon) ist nur<br />

Couthon Freimaurer. (168) »Eine zunehmende Dechristianisation (Entchristlichung) findet statt, bei welcher<br />

sich Bruder Chaumette auszeichnet; der christliche Kalender wird abgeschafft, der 'Kult des höchsten<br />

Wesens' inauguriert (eingeführt) , der Altar der Vernunft errichtet.« (168)<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden: Freimaurer haben die Revolution inszeniert <strong>und</strong> angeführt. Aber<br />

die Revolution hat 'die Brüder getrennt' <strong>und</strong> schliesslich fast alle Freimaurer vernichtet. <strong>Die</strong> Freimaurer sind<br />

nicht die Sieger, sondern die Opfer der Revolution. Dennoch ist wohl eindeutig, dass der Geist der<br />

Freimaurerei den Absolutismus besiegt hat.<br />

4.2.2. <strong>Die</strong> Katholische Kirche<br />

<strong>Die</strong> Auseinandersetzung zwischen Freimaurerei <strong>und</strong> Katholizismus hat das kulturelle <strong>und</strong> politische Leben<br />

Europas vor allem im letzten Jahrh<strong>und</strong>ert ('Kulturkampf') wesentlich geprägt. Sie ist schon mehrfach<br />

ausführlich dargestellt worden. (Siehe zum Beispiel Binder (Wissenschaftler,1988 56ff.), Conzemius (Kath.<br />

1984 30ff.), Seydel (FM 1862), Valmy (FM 1988 64ff.) <strong>und</strong> die bei diesen Autoren angegebene Literatur.)<br />

«Was die Freimaurerei ablehnt, ist die politische Herrschaft des Klerikalismus <strong>und</strong> den Anspruch der Päpste<br />

auf beherrschenden Einfluss auch in allen kulturellen Fragen, weil sich daraus schwere Hemmungen für<br />

den menschlichen Fortschritt <strong>und</strong> die freie Geistesentwicklung ergeben haben.» (Schenkel, 1926, S.171)<br />

<strong>Die</strong> Freimaurer bekämpfen nicht die Katholiken, sondern den Absolutheitsanspruch der römisch<br />

katholischen Kirche , »weil Rom behauptet, die alleinseligmachende Kirche zu sein, die über Wahrheit <strong>und</strong><br />

Vergebung autonom verfügt <strong>und</strong> sich als sichtbare Stellvertretung Gottes betrachtet.« (Böni, S. 68)<br />

<strong>Die</strong> Antwort der katholischen Kirche auf die Herausforderung durch die Freimaurerei liess nicht lange auf


sich warten. »<strong>Die</strong> erste Verurteilung wurde 1738 von Papst Clemens XII. ausgesprochen in der Bulle 'In<br />

eminenti'. Benedikt X. bestätigte dieses Verdikt in der Bulle 'Providas' (1751). Zwischen 1738 <strong>und</strong> 1918<br />

wurden über 12 Verbote in päpstlichen Bullen gegen die Freimaurerei gefällt.« (Conzemius, Kath., 1984, 30)<br />

Schenkel kommentiert die Bestimmungen gegen die Freimaurer im kirchlichen Gesetzbuch von 1917<br />

(Codex juris canonici) wie folgt: »Nicht nur ist den Maurern der Eintritt in kirchliche Orden <strong>und</strong> religiöse<br />

Vereinigungen verschlossen.... sondern die Freimaurer werden als solche exkommuniziert, Geistliche <strong>und</strong><br />

Ordensleute, die Freimaurer wären, verlieren ihre Stellung <strong>und</strong> werden in besondere Strafe genommen.<br />

Dem Freimaurer ist die kirchliche Trauung versagt. Selbst der Tod löscht die Feindschaft nicht aus. Noch<br />

der Leichnam des Freimaurers ist ein Gegenstand des Hasses <strong>und</strong> Abscheus. Er darf nicht kirchlich<br />

beerdigt werden, <strong>und</strong> wenn dies versehentlich doch geschehen ist, so soll sein Leichnam... wieder<br />

ausgegraben <strong>und</strong> an ungeweihter Stätte vergraben werden. Der treue Sohn der Kirche aber darf sich nicht<br />

einmal sachlich über Ziel <strong>und</strong> Zweck der Freimaurerei... unterrichten; auch das ist ihm ausdrücklich<br />

untersagt« (Schenkel, S. 171).<br />

<strong>Die</strong> katholischen Gegenmaßnahmen hatten nur eine beschränkte Wirkung: «Päpstliche Bullen kamen in<br />

jener Zeit nur dann zur rechtlichen Geltung, wenn sie von staatlicher Seite registriert wurden. Das war in den<br />

protestantischen Ländern von vornherein ausgeschlossen; außer in Spanien, Portugal <strong>und</strong> Polen wurde die<br />

staatliche Genehmigung der päpstlichen Bulle in manchen katholischen Ländern (z. B. Frankreich)<br />

verweigert. So kam es, dass hier Katholiken. Laien <strong>und</strong> Kleriker, ungeachtet päpstlicher Bestimmungen, der<br />

Freimaurerei beitraten. Unter den prominentesten Laien seien Mozart <strong>und</strong> Haydn erwähnt, die Liste<br />

geistlicher Würdenträger ist lang.« (Conzemius Kath. 1984 32) Im Werk von Taute (FM 1909) über ’die<br />

katholische Geistlichkeit <strong>und</strong> die Freimaurerei' ist eine Liste mit den Namen von über 500 katholischen<br />

Geistlichen <strong>und</strong> Würdenträgern enthalten, die nachgewiesenermaßen Freimaurer waren. »1772 wird mit<br />

Lord Robert Edward Petre ein Katholik Großmeister der englischen Grossloge... Gerade katholische Länder<br />

sind zu starken Freimaurerzentren geworden.» (Im Hof, Wiss. 1982, S. 1 66f.) In Italien rührten im letzten<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert die revolutionären Umtriebe von geheimen Gesellschaften, die zum Teil von Freimaurern<br />

gegründet wurden (z.B. die 'Carbonari'), an die politische Existenz des Kirchenstaates. «Auf katholischer<br />

Seite brach nach der Jahrh<strong>und</strong>ertmitte eine antifreimaurerische Hysterie aus. Es entstanden Zeitschriften<br />

<strong>und</strong> Verbände, um die Freimaurer zu entlarven... Ihren Höhepunkt erreichte diese Hysterie im berüchtigten<br />

Leo Taxil Schwindel (Deckname für Gabriel Jogand Pagès). Angeregt durch die Antifreimaurerenzyklika<br />

Leos XIII. 'Humanum genus' von 1884, hielt Taxil die katholische Öffentlichkeit als angeblich bekehrter<br />

Freimaurer durch seine Enthüllungen in Aufregung... 1887 empfing Leo XIII. Taxil... Kurze Zeit darauf hat<br />

Taxil in Paris den Schwindel öffentlich gestanden.» (Conzemius Kath. 1984, S. 33)<br />

«Erst das 2. Vatikanische Konzil brachte Bewegung in die erstarrten Fronten. <strong>Die</strong> Erklärung des Konzils zur<br />

Religionsfreiheit <strong>und</strong> die sachliche Auseinandersetzung des französischen Juristen Alec Mellor mit der<br />

Geschichte der Freimaurerei schufen die Voraussetzungen für ein neues Verhältnis... Im neuen kirchlichen<br />

Strafrecht wird der Kirchenstrafen androhende Kanon 2335 nicht mehr erwähnt» (Conzemius Kath. 1984, S.<br />

34). <strong>Die</strong> Streichung dieses Strafen Kanons hat aber keine Klärung gebracht, sondern eine Situation der<br />

Unsicherheit geschaffen: <strong>Die</strong> Position der katholischen Kirche dem Geist des Relativismus <strong>und</strong> der<br />

Oekumene gegenüber wurde unklar <strong>und</strong> widersprüchlich. So erklärte einerseits Josef Kardinal Ratzinger in<br />

einer 'Erklärung der Glaubenskongregation zur Freimaurerei' vom 26.11.1983: «Das negative Urteil der<br />

Kirche über die freimaurerischen Vereinigungen bleibt also unverändert.» Andererseits wird dieses Urteil<br />

von wichtigen katholischen Persönlichkeiten in Frage gestellt. So erklärte zum Beispiel Herbert Vorgrimler,<br />

Dekan der katholischen theologischen Fakultät der Universität Münster, in einem Interview mit dem<br />

Österreichischen Fernsehen (ORF 1990), Ratzinger äussere in seinem Urteil über die Freimaurerei bloss<br />

seine persönlichen Vorbehalte <strong>und</strong> Ängste in einer Materie, in der er offenk<strong>und</strong>ig nicht genug Bescheid<br />

wisse.<br />

Wie dem auch sei: <strong>Die</strong> Streichung des Strafartikels hat die Situation für die katholische Kirche nicht<br />

erleichtert, sondern erschwert. <strong>Die</strong> Auseinandersetzung zwischen 'katholischem Absolutismus' <strong>und</strong><br />

'freimaurerischem Relativismus' findet nun nicht mehr zwischen Katholizismus <strong>und</strong> Freimaurerei, sondern in<br />

der katholischen Kirche selbst statt! <strong>Die</strong>ser Kampf, der in der Schweiz heute bei der umstrittenen<br />

Bischofswahl in Chur zum Ausdruck kommt, ist wohl für alle katholischen Beteiligten ausserordentlich<br />

schmerzhaft. Bei konservativen katholischen Autoren wie Adler (Kath. 1975, 1982, 1983), Baum (1975,<br />

1976, 1977), Feuling (1975), Rothkranz (1990) herrscht Panikstimmung. Für sie steht 'die Kirche im<br />

Endkampf' (Baum). Dabei brauchen sie nicht nach 'Verschwörern' im Vatikan selbst zu suchen, »weil die


Neu 'Theologie' das Gedankengut der Freimaurerei freiwillig übernommen hat <strong>und</strong> es nun aus dem<br />

Innersten der Kirche heraus zur Geltung bringt.« (Feuling, Kath. 1975, S. 72)<br />

4.2.3. Andere Kirchen Ablehnung<br />

<strong>Die</strong> Freimaurerei wird nicht nur von der katholischen, sondern auch von den orthodoxen Kirchen abgelehnt.<br />

»<strong>Die</strong> Bischöfe der griechisch orthodoxen Kirche untersuchten am 12. Oktober 1933 das Verhältnis der<br />

Freimaurerei zum Christentum <strong>und</strong> kamen zum vernichtenden Urteil: "<strong>Die</strong> Freimaurerei ist eine<br />

Mysterienreligion, sie ist vom christlichen Glauben völlig verschieden, ihm entgegengesetzt <strong>und</strong> fremd." Sie<br />

kann mit dem Christentum nicht in Übereinstimmung gebracht werden. Den Geistlichen <strong>und</strong> Laien ist die<br />

Mitgliedschaft in Logen verboten. Tritt ein Geistlicher einer Loge bei, wird er aus dem Klerus entlassen.»<br />

(Bauhofer FM 1975, S. 22f.)<br />

»Ferner haben sich gegen die Freimaurerei formell ausgesprochen: die kalvinistische Kirche in den USA,<br />

die reformierte niederländische Kirche in Südafrika (1940 <strong>und</strong> 1967), die Adventisten <strong>und</strong> die Zeugen<br />

Jehovas.» (Bauhofer FM 1975 23) In protestantischen Ländern wurde die Freimaurerei anfänglich zum Teil<br />

verboten, die meisten protestantischen Kirchen kamen aber mit der Zeit zu einer neutralen oder positiven<br />

Haltung. So verboten die Regierung von Holland 1735, die Regierung von Schweden 1736, diejenige von<br />

Hamburg <strong>und</strong> Genf ebenfalls 1736 die Freimaurerei. (Hammer Prot. 1984, S. 26) »Drei Jahre später<br />

erreichten die zwinglianischen Pfarrer Zürichs dasselbe Verbot.« (Bauhofer FM 1975, S. 22) »König<br />

Friedrich von Schweden aus dem Hause Hessen Kassel verbot die Freimaurerei zunächst sogar bei<br />

Todesstrafe, stellte sich freilich später, dem preussischen Beispiel des <strong>grosse</strong>n Friedrich II. folgend, an<br />

deren Spitze.» (Hammer Prot. 1984, S. 26) Nach Binder gibt es auch heute noch vor allem in den<br />

Vereinigten Staaten Gemeinden calvinistischen <strong>und</strong> lutheranischen Ursprungs, die sich gegen<br />

Mitgliedschaften aussprechen <strong>und</strong> ihren Mitgliedern mit Sanktionen im Falle einer Logenzugehörigkeit<br />

drohen. Ähnliche Beschlüsse weisen auch presbyterianische Gemeinden in Schottland <strong>und</strong> Irland auf«.<br />

Zudem wird die Freimaurerei nach Schenkel «in den pietistischen <strong>und</strong> orthodoxen Kreisen bekämpft«.<br />

Gesamthaft lässt sich sagen, «dass die Beziehungen der evangelischen Kirchen zur Freimaurerei ebenso<br />

vielfältig wechselnd wie gespalten waren <strong>und</strong> noch sind.» (Hammer, 1984, S.26)<br />

Übrigens: Auch im Einzugsbereich anderer Religionen, besonders im Islam, wurde die Freimaurerei<br />

verboten. »Im ausserchristlichen Raum wurde der Sultan durch eifrige Muselmanen zu einem Verbot der<br />

'neuen Sekte' überredet.« (Bauhofer, 1975, S. 22). Zu einem Erfolg der Freimaurerei gegenüber dem<br />

islamischen F<strong>und</strong>amentalismus kam es 1923 in der Türkei. Kemal Atatürk, der 'Vater der modernen Türkei',<br />

war Freimaurer. (Oslo,1988, S.404)<br />

Neutralität<br />

»<strong>Die</strong> Methodisten, Baptisten, Presbyterianer <strong>und</strong> Episkopale haben nie Einwände gegen die Freimaurerei<br />

erhoben... <strong>Die</strong> altkatholischen Nationalkir¬chen haben weder in der Konvention von Utrecht 1889, noch<br />

anlässlich der Interkommunion mit der anglikanischen Kirche 1932, noch in ihrer Literatur sich mit der<br />

Freimaurerei auseinandergesetzt.» (Bauhofer, 1975, S. 23) In letzter Zeit ist auch die Haltung der<br />

Anglikanischen Kirche wieder etwas zurückhaltender. Denn: »1984 häuften sich im Zuge einer breit<br />

angelegten Freimaurerdebatte in Grossbritannien negative Stimmen, wobei auch seitens der Church of<br />

England <strong>und</strong> der Unitarischen Kirche gewisse Bedenken gegenüber der Bruderschaft erhoben wurden.«<br />

(Binder, 1988, S. 103).<br />

Zustimmung<br />

»In England, Schweden, Preussen <strong>und</strong> den meisten überwiegend protestantischen deutschen<br />

B<strong>und</strong>esstaaten hat schon die Teilnahme der Fürsten am Logenleben ein friedliches Verhältnis nahegelegt.<br />

Von seiten der Freimaurerei ist dieses friedliche Verhältnis nie <strong>und</strong> nirgends gestört worden... Immer haben<br />

in Deutschland zahlreiche evangelische Geistliche der Loge angehört. Viele Freimaurer waren <strong>und</strong> sind<br />

Mitglieder kirchlicher Kollegien. Evangelische Geistliche nehmen als Redner, Meister vom Stuhl, ja auch als<br />

Grossbeamte <strong>und</strong> selbst als Grossmeister wichtige Stellen im deutschen Logenleben ein. Auf der<br />

Jahresversammlung des Vereins deutscher Freimaurer 1925 wurden einige der wichtigsten<br />

Beratungsgegenstände von Pfarrern vorgetragen. <strong>Die</strong> Gedankenwelt der meisten deutschen Logen ist


weithin dadurch bestimmt, dass die meisten Mitglieder gebildete Protestanten sind.« (Schenkel, 1926, S.<br />

33f.) Ähnliches kann von der evangelischen Kirche in Schweden sowie von der Anglikanischen Kirche<br />

gesagt werden. R<strong>und</strong> 100'000 Anglikaner sind Mitglieder der Logen. Es gehören den Logen auch mehr als<br />

17 Bischöfe <strong>und</strong> über 500 Geistliche an. Selbst das ehemalige Kirchenoberhaupt, Erzbischof Fisher von<br />

Canterbury, war Logenmitglied. (Bauhofer, 1975, S. 23) In Deutschland <strong>und</strong> England war es unter<br />

Umständen sogar möglich, dass Logen praktisch identisch waren mit einem B<strong>und</strong> der Theologen! In der<br />

Schweiz war meines Wissens die Freimaurerei nie einem solchen Ausmass geistiger Beeinflussung<br />

ausgesetzt, wenngleich es nie an Pfarrern als Mitglieder von Bauhütten fehlte. So war zum Beispiel der<br />

langjährige Grossmeister der 'Alpina', J. Böni, Pfarrer. Zudem waren beispielsweise Liederdichter wie<br />

Matthias Claudius, Friedrich Gottlob Klopstock <strong>und</strong> Friedrich Rückert, deren Lieder heute noch in der<br />

Landeskirche gesungen werden, Freimaurer. (Schenkel, S. 33)<br />

Trotz der gr<strong>und</strong>sätzlichen Zustimmung kam es auch in den erwähnten Landeskirchen zu<br />

Auseinandersetzungen über die Freimaurerei <strong>und</strong> ihre enge Verflechtung mit der Kirche. <strong>Die</strong> schwerste<br />

dieser Auseinandersetzungen wurde vom Berliner Theologieprofessor <strong>und</strong> Begründer der 'Evangelischen<br />

Kirchenzeitung' Ernst Wilhelm Hengstenberg initiiert. In seinem dreiteiligen Werk '<strong>Die</strong> Freimaurerei <strong>und</strong> das<br />

evangelische Pfarramt' (Berlin 1854 <strong>und</strong> 1855) forderte er, evangelischen Geistlichen sei die Mitgliedschaft<br />

in den Logen zu verunmöglichen. (S. dazu Schenkel S. 34f.) Den freimaurerischen Standpunkt vertrat in<br />

dieser Auseinandersetzung hauptsächlich der evangelische Geistliche G.A. Schiffmann, 'Archidiaconus' an<br />

St. Jacobi in Stettin sowie freimaurerischer 'Provinzial Grossmeister' für Posen <strong>und</strong> 'Unterarchitekt' des<br />

Ordens. (Stettin 1857) Der Streit wurde schliesslich weniger durch Argumente entschieden, als durch den<br />

Umstand, dass der damalige Prinz Wilhelm, der spätere deutsche Kaiser Wilhelm I., Freimaurer war.<br />

(Schenkel, S. 35)<br />

Schenkel (Ebd. 170) fasst die kirchengeschichtliche Bedeutung der Freimaurerei aus seiner Sicht wie folgt<br />

zusammen: »<strong>Die</strong> kirchengeschichtliche Bedeutung der Freimaurerei liegt in ihrem Gegensatz gegen den<br />

römischen Klerikalismus, in der Ablehnung des materialistischen Atheismus <strong>und</strong> dem Festhalten an dem<br />

theistischen Idealismus, endlich aber darin, dass sie die einzige <strong>grosse</strong> <strong>und</strong> festgefügte Organisation ist,<br />

deren Geist im allgemeinen der liberal protestantischen Lebensauffassung entspricht.«<br />

4.2.4. Totalitarismus<br />

Zum Thema 'Freimaurerei im Zeitalter des Totalitarismus' siehe besonders den Aufsatz von Kreis (1984, S.<br />

19ff.) <strong>und</strong> die darin angegebene Literatur. <strong>Die</strong> Freimaurerei wurde verboten: 1917 in Russland, 1919 in<br />

Ungarn, 1925 in Italien, 1934/35 in Deutschland, 1938 in Österreich <strong>und</strong> 1940 im besiegten Frankreich,<br />

zudem in Portugal unter Salazar <strong>und</strong> in Spanien unter Franco. In der Schweiz lancierten 1934 Frontisten<br />

eine Volksinitiative zum Verbot der Freimaurerei. <strong>Die</strong>se Volksinitiative wurde vom Nationalrat mit 107:2,<br />

vom Ständerat mit 22:0 <strong>und</strong> vom Volk am 28.11.1937 mit 68,7% der Stimmen abgelehnt. (S. dazu Kreis,<br />

1984,20ff. sowie Herren,1981, S. 215ff.)<br />

Kommunismus<br />

»1922 wurde auf dem vierten Kongress der Kommunistischen Internationale die Freimaurerei als politische<br />

Organisation der Bourgeoisie gebrandmarkt <strong>und</strong> gleichzeitig eine Mitgliedschaft für Kommunisten als<br />

unvereinbar deklariert, während die Freimaurerei Fidel Castros Revolution auf Cuba überlebte.» (Binder)<br />

Das Urteil der orthodoxen Kommunisten <strong>und</strong> Marxisten Leninisten über die Freimaurerei kommt im<br />

folgenden Zitat Leo Trotzkis (1923 im Moskauer Regierungsorgan 'Iswestija' wohl treffend zum Ausdruck:<br />

»Sie ist die kapitalistische Feindin des Kommunismus; sie ist rückständig wie die Kirche, der Katholizismus.<br />

Sie stumpft die Schärfe des Klassenkampfes durch Mystizismus, Sentimentalität <strong>und</strong> moralischen<br />

Formenkram ab... Mit glühenden Eisen müsste sie mit ihrer Gefolgschaft ausgerottet werden, denn sie<br />

schwächt die Lehren des Kommunismus durch ihre bürgerlichen Journalisten ab.» (Trotzki zit. in Oslo, S.<br />

349)<br />

Mit den Umwälzungen im Ostblock erleben auch die Logen eine 'stille Renaissance' Ende Januar 1990<br />

wurde zum Beispiel in Ungarn, nach vierzigjährigem Verbot, eine Loge wiederbelebt. (Ulmer Journ. 1990)<br />

Der Absolutheitsanspruch einer einzigen Partei ist natürlich mit dem freimaurerischen Credo ebensowenig<br />

vereinbar wie der Absolutheitsanspruch einer einzelnen Rasse oder gar eines einzelnen Volkes.


Nationalsozialismus<br />

Das folgende Urteil Hitlers über die Freimaurerei scheint mir sehr aufschlussreich zu sein: «Ich glaube<br />

natürlich nicht im Ernst an die abgr<strong>und</strong>tiefe Bosheit <strong>und</strong> Schädlichkeit dieser in Deutschland immer harmlos<br />

gewesenen Vereinigung. Ich habe mir sehr genau Bericht erstatten lassen. Nun, was da von angeblichen<br />

Greueln zutage kam, von Skeletten, Totenköpfen, Särgen <strong>und</strong> geheimnisvollen Zeremonien, das ist alles<br />

Kinderschreck. Aber eins ist das Gefährliche, <strong>und</strong> ist auch dasjenige, was ich von den Freimaurern<br />

übernommen habe. Sie haben eine Lehre gebildet, die in Symbolen <strong>und</strong> Riten stufenweise höhere Einsicht<br />

gewährt. <strong>Die</strong> Erziehung durch Symbole <strong>und</strong> Riten ist das Gefährliche <strong>und</strong> Grosse <strong>und</strong> von mir<br />

Übernommene. Sehen Sie nicht, dass unsere Partei etwas ganz ähnliches sein muss? Aber das bedeutet<br />

natürlich, dass es nicht etwas Ähnliches von anderer Seite geben darf. Entweder wir oder die Freimaurer<br />

oder die Kirche. Aber niemals zwei nebeneinander. (Hitler zit. in Itor,1987, S. 64f.)<br />

In der Auseinandersetzung der Alliierten mit dem Nationalsozialismus spielten nicht nur Worte <strong>und</strong> Panzer,<br />

sondern auch Symbole eine Rolle. Der Handmagie Hitlers zum Beispiel ('deutscher Gruss') setzte der<br />

Freimaurer Winston Churchill die brennende Zigarre <strong>und</strong> das V Zeichen entgegen. Das V Zeichen (Victory)<br />

soll Churchill von seinem Mentor in Sachen Magie, dem Satanisten Aleister Crowley, übernommen haben.<br />

(Dazu Memopress Nr. 2, S. 1982) Neben Winston Churchill waren noch andere prominente Führer der<br />

Alliierten Freimaurer, so die amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt <strong>und</strong> Harry S. Truman. (Itor<br />

FM 1987 69) Von den deutschen Freimaurern nahmen viele am aktiven <strong>und</strong> passiven Widerstand teil; viele<br />

wurden ermordet. (Binder Wiss. 1988 79f.)<br />

4.2.5. Zusammenfassung<br />

Zusammenfassend kann zum Thema 'externe Auseinandersetzungen' gesagt werden: Der Geist der<br />

Freimaurerei hat nicht nur den Absolutismus besiegt, sondern auch den Nationalsozialismus <strong>und</strong> den<br />

Kommunismus. <strong>Die</strong> evangelischen Kirchen hat er gespalten <strong>und</strong> zum Teil ganz beschlagnahmt, wobei der<br />

Hauptangriff gegen die Waffe gerichtet ist, die die Reformatoren dem Katholizismus entgegenhielten: das<br />

Wort. Seit dem zweiten vatikanischen Konzil wirkt er innerhalb der katholischen Kirche.<br />

5. Einfluss auf Staat, Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

<strong>Die</strong> Freimaurerei tritt gegen aussen nicht durch ihre Institutionen, Logen, Grosslogen oder internationalen<br />

Vereinigungen in Erscheinung, sondern will hauptsächlich über die einzelnen Mitglieder als individuelle<br />

Persönlichkeiten Einfluss auf Staat, Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft nehmen. Darum geht es in diesem Kapitel<br />

in erster Linie um eine Zusammenstellung der Namen von Personen, die nachgewiesenermassen<br />

Freimaurer waren. Dabei werden wohl einige Lücken offen bleiben, vor allem was die Mitgliedschaft der<br />

heute noch lebenden Freimaurer angeht. Jeder Freimaurer kann sich über seine eigene Mitgliedschaft offen<br />

äussern, gleichzeitig hat er sich aber verpflichtet, nichts über die Mitgliedschaft anderer auszusagen. So<br />

mag aber dennoch ein Mosaik entstehen, das ein mehr oder weniger deutliches Bild über das Wirken der<br />

Freimaurer <strong>und</strong> die Wirkung der Freimaurerei sichtbar macht.<br />

Natürlich sind auch die internationalen freimaurerischen Vereinigungen nicht ohne Einfluss, von denen die<br />

drei wichtigsten ihren Sitz in der Schweiz haben: <strong>Die</strong> Internationale Maurerische Vereinigung (AMI) mit Sitz<br />

in Genf hat die Grosslogen der Johannismaurerei als Mitglied. In der Allgemeinen Freimaurer Liga mit Sitz<br />

in Basel können alle Freimaurer als Einzelpersonen Mitglied werden. <strong>Die</strong> Lausanner Konföderation der<br />

Hochgradfreimaurer gilt als das Aktionszentrum der sogenannten 'Weltfreimaurerei'. (S. dazu auch:<br />

Blaubuch FM 1934, Lerich FM 1937 28f.) Auf die Aktionen dieser Vereinigungen kann in dieser Arbeit nicht<br />

eingegangen werden, da wir über zuwenig zuverlässige Informationen verfügen.<br />

5. 1. Einfluss auf den Staat<br />

Der Einfluss der Freimaurerei auf den Staat hat sich vorerst in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich<br />

gestaltet, bedingt durch «den verschiedenen Volkscharakter, die Verschiedenheit der politischen Zustände


<strong>und</strong> vor allem durch die Verschiedenheit der kirchlichen <strong>und</strong> kulturellen Verhältnisse.» (Schenkel, S. 30) Auf<br />

die einzelnen Länder soll im folgenden kurz eingegangen werden. Im allgemeinen können wir sagen, dass<br />

die Freimaurerei in den angelsächsischen sowie in anderen protestantischen Ländern sehr bald zu einer<br />

staatsfre<strong>und</strong>lichen, staatsbildenden <strong>und</strong> staatstragenden Macht wurde, während in den romanischen <strong>und</strong><br />

anderen katholischen Ländern bis zum Zeitpunkt der allfälligen Machtübernahme ein antiklerikaler, kritisch<br />

bis revolutionärer Einfluss ausgeübt wurde.<br />

Seit ihrer Gründung hat die Freimaurerei versucht, in den einzelnen Staaten 'von oben' Einfluss auszuüben<br />

<strong>und</strong> die obersten Machthaber für sich zu gewinnen. Das ist ihr in manchen Ländern sehr bald gelungen.<br />

5.1.1. <strong>Die</strong> konstitutionelle Monarchie<br />

Zur Zeit der Gründung waren die obersten Machthaber Monarchen. Im umfassenden <strong>und</strong> aufschlussreichen<br />

Werk von Riegelmann (1943, Neudruck 1985) über 'die europäischen Dynastien in ihrem Verhältnis zur<br />

Freimaurerei' sind unter anderem übersichtliche 'genealogische Tafeln' enthalten, wobei von jeder Person<br />

angegeben ist, in welchem Verhältnis sie zur Freimaurerei stand (Mitglied, Fre<strong>und</strong>, Gegner) <strong>und</strong> wie sich<br />

das Verhältnis entwickelte. In England kam es schon früh zu einer 'Identität zwischen Dynastie <strong>und</strong><br />

Freimaurerei'. Riegelmann findet »in 225 Jahren zwanzig Angehörige des englischen Königshauses als<br />

Mitglieder der Freimaurerei vor <strong>und</strong> z.T. sogar mit höchsten maurerischen Würden ausgestattet, darunter<br />

fünf britische Könige... Zugleich finden wir keinen einzigen Gegner der Freimaurerei im englischen<br />

Königshause.» (Ebd. 402f.) Hauptsächlich in England <strong>und</strong> durch England, später auch durch die USA,<br />

machte die Freimaurerei Politik. Zeitweise war der Einfluss über die Monarchen auch in Deutschland stark,<br />

<strong>und</strong> besonders auch »die nordischen Dynastien sind mit sehr zahlreichen Angehörigen aktiv der<br />

Freimaurerei verb<strong>und</strong>en.» (Ebd. 408)<br />

<strong>Die</strong> Monarchen versuchten in der Regel, sich der Freimaurerei als machtpolitisches Instrument zu bedienen:<br />

<strong>Die</strong> Dynastie schafft sich in der Freimaurerei ein politisches Instrument. Riegelmann zeigt, dass diese<br />

Rechnung im Rückblick nicht aufgegangen ist. Umgekehrt: <strong>Die</strong> Freimaurerei hat sich der Dynastien bedient.<br />

Manchen Monarchen war 'die gr<strong>und</strong>sätzlich antimonarchische Einstellung der Freimaurerei' von Anfang an<br />

bewusst. Daher »die so zahlreichen Verbote der Freimaurerei in den verschiedensten monarchischen<br />

Staaten Europas im Wandel der Zeiten.« (Ebd. 41.) In Deutschland <strong>und</strong> Dänemark entstanden<br />

'Antimassonianische Sozietäten'. «Hier bildet sich sozusagen erstmalig eine antifreimaurerische<br />

Organisation rein aristokratischen Charakters bzw. eine regelrechte Dynasten Bewegung gegen die als<br />

staatsfeindlich erkannte Freimaurerei.« (Ebd. 411) Manche Freimaurer Monarchen haben sich mit der Zeit<br />

selbst wieder von der Freimaurerei distanziert, so auch Friedrich der Grosse, dessen Vater, Friedrich<br />

Wilhelm I., ein ausgesprochener Feind der Freimaurerei war.<br />

Der Rückblick zeigt also, dass sich die Freimaurerei der monarchischen Dynastien nur bedient hat, um ihr<br />

eigenes Programm durchzusetzen, das nicht monarchistisch ist. Auf monarchistischem Boden ist die<br />

konstitutionelle Monarchie das Ziel der Freimaurerei. Das war auch, wie wir gesehen haben, am Anfang der<br />

Französischen Revolution so. (Hess FM 1989 163) <strong>Die</strong>jenigen Monarchien <strong>und</strong> Dynastien aber, die sich<br />

nicht mit einer weitgehenden <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>sätzlichen Relativierung ihres Herrschaftsbereiches haben abfinden<br />

können, sind von der politischen Landkarte verschw<strong>und</strong>en. «Im Gr<strong>und</strong>e widerspricht die Existenz jeder<br />

Monarchie jeglicher freimaurerischen Lehre, Haltung, Zielsetzung: der universal überstaatlich, inter <strong>und</strong><br />

antinational gemeinte, empf<strong>und</strong>ene <strong>und</strong> angewandte Satz von 'Freiheit Gleichheit Brüderlichkeit' bestreitet<br />

von vornherein jeder Dynastie, jeder nationalen Monarchie wie überhaupt jedem eigenständigen <strong>und</strong><br />

'autoritären' Führertum das Daseinsrecht.« (Riegelmann, S.412).<br />

5.1.2. Gewaltentrennung, demokratischer Rechtsstaat<br />

Den freimaurerischen Idealen entspricht auf politischer Ebene die Idee der Gewaltentrennung <strong>und</strong> der<br />

Versuch, national <strong>und</strong> international einen demokratischen Rechtsstaat zu bilden. Wenn es keine absolute<br />

Wahrheit gibt, dann kann es auch niemanden geben, der 'rechtmässig' uneingeschränkt Macht ausüben<br />

kann. Jeder menschlichen Machtausübung ist zu misstrauen, <strong>und</strong> jede Gewalt muss durch eine andere<br />

Gewalt kontrolliert werden <strong>und</strong> notfalls in die Schranken gewiesen werden können. Charles Louis de<br />

Secondant, Baron de la Brède et de Montesquieu (1689 1755) war Freimaurer <strong>und</strong> «Mitbegründer einer der<br />

ersten französischen Logen». (Oslo, S.406) Montesquieu gilt bekanntlich als Vordenker der


Gewaltentrennung <strong>und</strong> als einer der Begründer des demokratischen Rechtsstaates. Nach seiner<br />

Vorstellung der Gewaltentrennung in Legislative, Exekutive <strong>und</strong> Judikative sind die USA, die Schweiz <strong>und</strong><br />

andere Länder politisch organisiert. Heute spielen die Medien als sog. 4. politische Kraft eine immer<br />

wichtigere Rolle.<br />

Das Wesen des demokratischen Rechtsstaates besteht darin, dass alles staatliche Handeln nur innerhalb<br />

<strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> von Gesetzen erfolgen soll, die in einem demokratischen Verfahren zustande gekommen sind.<br />

Nicht Gott stiftet jetzt mehr die Gesetze, <strong>und</strong> es geht nun auch nicht mehr nur um ein Volk. Der Mensch gibt<br />

sich die eigenen Gesetze selbst. Jedes Volk soll sich seine eigenen Gesetze selbst geben. Es kommt nun<br />

zu einer neuen Art von Gesetzlichkeit': der Mensch erwartet Ruhe, Ordnung, Sicherheit etc. aufgr<strong>und</strong> der<br />

selbst gegebenen Gesetze, <strong>und</strong> er verzichtet auf Selbstjustiz zugunsten der gemeinsamen Justiz. <strong>Die</strong><br />

Einübung in diese rechtsstaatliche Art sittlichen Verhaltens wird heute noch oft in den 'Western' dargestellt:<br />

Der 'Wilde Westen' wird zivilisiert, indem der wirklich 'Gute' den Bösewicht nicht umbringt, sondern einem<br />

ordentlichen Gericht übergibt.<br />

5.1.3. Einzelne Länder<br />

Im folgenden sollen die wichtigsten Staatsmänner der einzelnen Länder, die Freimaurer waren, genannt<br />

werden. <strong>Die</strong> Persönlichkeiten aus Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft werden in den nächsten Abschnitten<br />

aufgeführt.<br />

Grossbritannien:<br />

«Der Einfluss der Freimaurerei in England ist kaum abzuschätzen. Wenn man alle berühmten Freimaurer<br />

Englands, Schottlands <strong>und</strong> Irlands aufzählen wollte, hiesse das, eine Geschichte dieser Länder seit bald<br />

dreih<strong>und</strong>ert Jahren in ihrem Verlauf auf allen Gebieten darzulegen. Darunter sind fünf Könige <strong>und</strong> viele ihrer<br />

Brüder <strong>und</strong> nächsten Verwandten, die Politiker von Lord Chesterfield bis Winston Churchill; das Heer <strong>und</strong><br />

die Flotte sind durch Männer wie Wellington, Kitchener, Haig <strong>und</strong> viele andere vertreten.» (Naudon,1982, S.<br />

58) Zu nennen wäre noch der Seeheld Admiral Nelson sowie der einflussreiche Staatsmann <strong>und</strong><br />

Schriftsteller Benjamin Disraeli (1804 1881). <strong>Die</strong> folgenden Könige von England waren Freimaurer: Georg<br />

IV., Wilhelm IV., Eduard VII., Eduard VIII., <strong>und</strong> Georg Vl. <strong>Die</strong> Zahl der Freimaurer in Grossbritannien wird<br />

heute auf 600'000 geschätzt.<br />

Deutschland <strong>und</strong> Österreich:<br />

Auf englisches Betreiben konnte Friedrich der Grosse während seiner Kronprinzenzeit zum Eintritt in eine<br />

Loge gewonnen werden. (Riegelmann, 406) »Freimaurer waren im übrigen König Friedrich Wilhelm II., der<br />

aber zunehmend immer mehr der <strong>Rosenkreuzer</strong>ei in die Hände geriet, Wilhelm I., der spätere Kaiser, der<br />

auch Protektor der Altpreussischen Grosslogen war, wie sein Sohn, der spätere Kaiser Friedrich III. ... Der<br />

letzte deutsche Kaiser, Wilhelm II., war nicht Freimaurer, ebensowenig sein Bruder... <strong>und</strong> die sechs Söhne<br />

des Kaisers. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass es Bismarck gewesen ist, der einen etwaigen Eintritt<br />

Wilhelms II. noch als Prinz von Preussen zu verhindern gewusst hat.» (Riegelmann S. 406) Berühmte<br />

Freimaurer Militärs waren die Generäle Gebhard von Blücher, Neidhardt von Gneisenau <strong>und</strong> G.J.D von<br />

Scharnhorst. (Oslo, S. 401) Nur wenige wichtige Angehörige des Hauses Habsburg Lothringen waren<br />

Freimaurer. «Der erste von ihnen war der spätere Kaiser Franz I. <strong>und</strong> Gemahl der Kaiserin Maria Theresia...<br />

Als letzter Angehöriger dieser Dynastie galt Kronprinz Rudolf von Österreich in Hofkreisen als Freimaurer...<br />

Demgegenüber hat die Freimaurerei in Österreich seit der Zeit Maria Theresias über Joseph II., Leopold II.,<br />

Franz II. (Metternich) bis zum Zusammenbruch des Habsburgerreiches beständig unter schärfsten<br />

Verboten der kaiserlichen Regierung gestanden.» (Ebd. 405) Heute gilt die FDP in Deutschland als die<br />

Partei der Freimaurer. Im übrigen beschäftigen sich laut Valmy die deutschen Freimaurer hauptsächlich mit<br />

der Interpretation von Symbol <strong>und</strong> Ritual sowie mit Forschung <strong>und</strong> Philosophie. Ihre Zahl wird auf 20'000<br />

geschätzt. Von den Nachkriegspolitikern in Österreich ist Fred Sinowatz sicher Freimaurer (Binder,107).<br />

Bruno Kreisky soll angefragt worden sein, aber den Beitritt abgelehnt haben. (Memopress, Nr.2, 1982, S.4<br />

»Ich wollte keinem geheimen Verein angehören.»)<br />

Schweiz:


«Der seit 1830/48 politisch herrschende Freisinn war teils von Freimaurern durchsetzt. Zumindest sprach<br />

man davon, dass, wenn man Helveter, Freisinniger <strong>und</strong> Freimaurer sei, man den Aufstieg zum<br />

Regimentskommandanten <strong>und</strong> Nationalrat nicht verhindern könne. Nachweislich waren die Freimaurer<br />

zwischen 1881 <strong>und</strong> 1919 mit gut zehn Prozent in beiden Kammern vertreten... Es gehörten allerdings nur<br />

fünf B<strong>und</strong>esräte darunter hervorragende wie Furrer <strong>und</strong> Ruchonnet der Freimaurerei an. Der Einfluss war<br />

in den Kantonen Waadt, Genf <strong>und</strong> Neuenburg, wo die Logen seit jeher zahlreich waren, besonders stark,<br />

später auch in anderen Kantonen.» (Im Hof, 1984, 14) Jonas Furrer war der erste Schweizer<br />

B<strong>und</strong>espräsident, die Namen der anderen B<strong>und</strong>esräte, die mit Sicherheit Freimaurer waren, sind: Borel,<br />

Lachenal, Ruchet, Ruchonnet. (Itor S. 68) Während des zweiten Weltkrieges betrieb der Freimaurer Hans<br />

Hausamann (1897 1974) mit seinem 'Büro Ha' einen erfolgreichen 'privaten' Geheimdienst. (Alpina Nr.<br />

10/1984 235) Heute gibt es in der Schweiz r<strong>und</strong> 4'000 Freimaurer in 59 Logen.<br />

Frankreich:<br />

Der Einfluss der Freimaurer zur Zeit der Französischen Revolution wurde bereits kurz dargestellt. <strong>Die</strong><br />

Mitgliedschaft Napoleons I. in einer Loge ist nicht nachgewiesen. Hingegen behandelte er die Freimaurerei<br />

als eine offiziöse Einrichtung <strong>und</strong> unter seiner Protektion stehend. <strong>Die</strong> Mehrheit der Offiziere in Napoleons<br />

Heeren waren Maurer, die überall, wo sie hinkamen, Logen gründeten, <strong>und</strong> es gab kaum einen Marschall<br />

von Frankreich, der nicht dem B<strong>und</strong>e angehörte. (Naudon,1982, 91) «Der 'Bürgerkönig' Louis Philippe von<br />

Orléans, der Sohn des Renegaten <strong>und</strong> einstigen Grossmeisters des 'Grand Orient de France', Philippe<br />

Egalité , war der einzige französische König, der selber Freimaurer war... Napoleon III. war mit Hilfe der<br />

schärfsten Gegnerin aller Freimaurerei, der klerikal jesuitischen Partei, ’Präsident der Republik' <strong>und</strong><br />

schliesslich 'Kaiser der Franzosen' geworden... Zuletzt aber triumphierte in der 'dritten Republik' jenes<br />

radikal demokratische System, das seine freimaurerische Herkunft <strong>und</strong> Beschaffenheit nie verleugnet hat.»<br />

(Riegelmann, S.404) <strong>Die</strong> Trennung von Kirche <strong>und</strong> Staat, die ausschliesslich von Laien geleitete<br />

Volksschule, die Aufhebung der religiösen Orden all dies war kurz nach der Jahrh<strong>und</strong>ertwende im<br />

wesentlichen das Werk freimaurerischer Politiker, wobei freimaurerische Gesichtspunkte die entscheidende<br />

Rolle gespielt haben. (Valmy, S. 27) Valmy bezeichnet die französische Freimaurerei als ein 'schillerndes<br />

Gebilde', aufgespalten in 'sieben Obedienzen mit teilweisen Kontakthürden' <strong>und</strong> insgesamt r<strong>und</strong> 35'000<br />

Mitgliedern. Sie stehen heute meist der sozialistischen Partei nahe. Der heutige Staatspräsident Francois<br />

Mitterrand soll einer Loge angehören.<br />

Italien:<br />

<strong>Die</strong> italienische Freimaurerei des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts hat stets «in heftigster Weise gegen das Papsttum<br />

frondiert«. (Frondieren = Widerstand zeigen) (Mellor Wiss. 1985, 177) Wichtigste Mitglieder waren der<br />

Freiheitskämpfer <strong>und</strong> Staatsmann Giuseppe Garibaldi (1807 1882), der geistige Führer der radikalen<br />

Richtung des italienischen Risorgimento (Risorgimento = ital. Einigungsbestrebungen im 19. Jh.), Giuseppe<br />

Mazzini (1805-1872) sowie der liberale Staatsmann Camilio Benso Graf v. Cavour (1810-1861). Der Offizier<br />

<strong>und</strong> Dichter Gabriele D'Annunzio (1863-1938) war ebenfalls Freimaurer. (Naudon, S. 162) Im 20.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert hat die italienische Freimaurerei unter anderem durch die unrühmliche 'Geheimloge P2' von<br />

sich reden gemacht.<br />

Skandinavien:<br />

Der schwedische Mystiker Emanuel Swedenborg (1688-1772) war nie Freimaurer, hat jedoch die<br />

Schwedische Lehrart beeinflusst. (Naudon, S. 157) <strong>Die</strong>se entwickelte sich «um 1760 aufgr<strong>und</strong><br />

französischer <strong>und</strong> anderer Hochgradmaterialien zu einem hierarchisch eingerichteten, gnostisch<br />

kabbalistischen System mit neun Graden, das im alleinigen Bewahrer des Geheimnisses, dem<br />

Ordensmeister gipfelt, der auch Vicarius Salomonis oder 'Stellvertreter Christi' heissen konnte» (Hammer<br />

Prot. 1984 26, s.a. Nielsen Prot, FMG 1882, 1883). Mitglied waren die meisten schwedischen Könige,<br />

nämlich: Oskar I., Oskar II., Gustav III., Gustav IV., Karl XIII., Karl XIV., Karl XV., Gustav V., Gustav VI. (Itor<br />

S. 68). Auch viele dänische Könige waren Freimaurer: Friedrich V., Friedrich VI., Friedrich VIII., Christian<br />

VIII., Christian X. (Itor S. 69) Christian VIII. führte die Schwedische Lehrart in Dänemark ein. (Nielsen 1882<br />

S.2) Bekannte norwegische Freimaurer waren König Haakon VII. (1872 1957) <strong>und</strong> der als Kollaborant mit<br />

Hitler hingerichtete Vidkun Quisling (1887 1945). (Itor S.59, Naudon S. 157) Freimaurer war auch der erste<br />

isländische Staatspräsident Sveinn Björnsson (18811952). (Itor S.68)


Niederlande <strong>und</strong> Belgien:<br />

«<strong>Die</strong> Königshäuser der Niederlande <strong>und</strong> Belgiens haben zwar der Freimaurerei einige Angehörige gestellt,<br />

ohne jedoch politisch hiermit irgendwie hervorzutreten. Selbst Leopold I. von Belgien z.B. hielt sich im<br />

Gegenteil aus politischer Klugheit... von der Freimaurerei, der er selber angehörte, sehr distanziert.«<br />

(Riegelmann S. 409) Itor nennt die holländischen Könige Louis Bonaparte <strong>und</strong> Wilhelm II. als<br />

Logenmitglieder.<br />

Andere westeuropäische Länder.<br />

<strong>Die</strong> Dynastien in Spanien <strong>und</strong> Portugal sind »fast gar nicht mit Mitgliedern in der Freimaurerei vertreten.»<br />

(Riegelmann S. 409) Einzig die spanischen Könige Karl III. <strong>und</strong> Amadeus Ferdinand von Savoyen sollen<br />

einer Loge angehört haben. (Itor S. 69) <strong>Die</strong> Monarchien <strong>und</strong> Herrscher dieser Länder werden oft von der<br />

Freimaurerei bekämpft. «Nirgends hat sich der Kampf zwischen der revolutionären Freimaurerei <strong>und</strong> der<br />

streng katholischen Monarchie in so radikalen Formen abgespielt wie hier.» (Riegelmann S. 409)<br />

Freimaurer waren die griechischen Könige Konstantin I. (1868-1923) <strong>und</strong> Georg II. (1890 1947). (Oslo S.<br />

401, 404) Der irische Katholikenführer Daniel O'Connell (1775-1847) gehörte ebenfalls einer Loge an. (Oslo<br />

S. 407)<br />

Osteuropa:<br />

<strong>Die</strong> folgenden russischen Zaren sollen Freimaurer gewesen sein: Alexander I., Peter III., Paul I., Alexander<br />

II. (Itor S. 68) Zwischen Zarentum <strong>und</strong> Freimaurerei kam es auch zu schweren Auseinandersetzungen. »<strong>Die</strong><br />

Führer des Dekabristen Aufstandes vom 14.12.1825 waren fast ausnahmslos Freimaurer: an ihrer Spitze<br />

P.I. Pestel (1792-1825), der geistige Urheber der ersten organisierten Erhebung gegen das Zarenreich.«<br />

(Itor S. 49) Später waren die Freimaurer in der liberalrevolutionären 'Kadettenpartei' vertreten <strong>und</strong><br />

versuchten, die Aufklärung in Russland voranzutreiben. Freimaurer war auch der russische Politiker A.F.<br />

Kerenskij (1881-1970). (Lerich S.43) «<strong>Die</strong> Fürsten Lwow <strong>und</strong> Nolde waren eifrige Freimaurer, <strong>und</strong> bis zur<br />

Revolution wahren die russischen Logen ihren Mystizismus, der sich vor allem in der Wertschätzung des<br />

Grades vom Rosenkreuz k<strong>und</strong>tut. Das politische Leitbild der Logen war eine parlamentarische Demokratie<br />

des westlichen Typs.» (Mellor S. 471) <strong>Die</strong> bekannten tschechischen Politiker Eduard Benesch (1884-1948)<br />

<strong>und</strong> Jan G. Masaryk (1886-1948) waren Freimaurer. (Oslo S. 395, Itor S. 59f.) <strong>Die</strong> polnischen Könige<br />

Stanislaus I. <strong>und</strong> Stanislaus II. waren Logenmitglieder. (Itor S. 69) Wie erwähnt erfahren die Logen jetzt im<br />

Osten eine Renaissance.<br />

Vereinigte Staaten von Amerika:<br />

In den USA hat die Freimaurerei eine staatsbegründende <strong>und</strong> staatstragende Bedeutung. »50 von den 55<br />

Mitgliedern der konstituierenden Nationalversammlung, sämtliche Gouverneure der 13 Gründerstaaten, 20<br />

von 29 Generälen George Washingtons <strong>und</strong> 104 seiner 106 Offiziere waren aktive Freimaurer. Der<br />

Verfasser der Unabhängigkeitserklärung, Thomas Jefferson, gehörte ebenso einer Loge an... <strong>Die</strong><br />

Gr<strong>und</strong>steinlegung zum Kapitol in Washington, die nach freimaurerischem Ritus vor sich ging, vollzog<br />

George Washington bekleidet mit einem von der Marquise Lafayette für ihn angefertigten<br />

Freimaurerschurz» (Itor,1987, S.11). Auch der Diplomat, Erfinder <strong>und</strong> Schriftsteller Benjamin Franklin<br />

(1706-1790) war Freimaurer; 1734 wurde er Provinzialgrossmeister für Pennsylvania. Ein <strong>grosse</strong>r Teil der<br />

amerikanischen Präsidenten gehörte einer Freimaurerloge an, so unter anderen nach George Washington:<br />

James Monroe, Andrew Jackson, James K. Polk, James Buchanan, Abraham Lincoln, Andrew Jackson,<br />

James A. Garfield, William McKinley, Theodore Roosevelt, William Howard Taft, Warren G. Harding,<br />

Franklin D. Roosevelt, Harry S. Truman, Lyndon B. Johnson, Gerald Ford. (Itor S.69, Naudon S. 194, Oslo S.<br />

400ff.) Auch viele Generäle machten in der Freimaurerei mit, so zum Beispiel: John J. Pershing, Charles P.<br />

Summerall, Douglas Mac Arthur, Malin Craig, Henry H. Arnold. (Itor S. 69, Naudon S. 194) Auch John Edgar<br />

Hoover, langjähriger Direktor des FBI, war Freimaurer. (Oslo S. 403) Neben England sind die USA wohl das<br />

'freimaurerischste' Land der Welt. Von den weltweit 6 Millionen Freimaurern leben 4 Millionen in den USA.<br />

Es bestehen in den USA r<strong>und</strong> 15'700 Logen, weltweit gibt es etwa 33'600 Logen. (Von Ins,1974 S. 29) Wie<br />

wir sehen werden, haben Freimaurer auch das amerikanische Kulturleben entscheidend mitgeprägt.


Südamerika:<br />

Bekannte Freimaurer waren:<br />

- Simon Bolivar (1783 1830), Führer der lateinamerikanischen Unabhängigkeitsbewegung <strong>und</strong><br />

Freiheitsheld des ganzen Kontinents. (Oslo S.397)<br />

- Miguel Hidalgo y Costilla (1753 1811), katholischer Priester <strong>und</strong> 'Vater der mexikanischen<br />

Unabhängigkeit'. (Oslo S. 403)<br />

- José Maria Marti (1853 1895), 'Apostel <strong>und</strong> Märtyrer der kubanischen Unabhängigkeit'. (Itor S. 60)<br />

- Tomas Cipriano de Mosquera (1798 1878), kolumbianischer Patriot <strong>und</strong> General. (Naudon S. 204)<br />

- Anastasio Somoza Gareia (1896 1956), von 1937 bis 1947 Präsident von Nicaragua. (Oslo S. 409)<br />

- Salvadore Gossens Allende (1908 1973), Arzt, Marxist, 1970 1973 chilenischer Staatspräsident. (Oslo S.<br />

409)<br />

Andere Länder.<br />

Ausserhalb der westlichen Welt gelang der Freimaurerei der bisher wohl grösste politische Erfolg in der<br />

Türkei. 1923 setzte der Freimaurer Kemal Atatürk (1881-1938), der 'Vater der Türken', den Sultan ab <strong>und</strong><br />

rief die Republik aus. <strong>Die</strong> Auseinandersetzung zwischen westlicher Orientierung <strong>und</strong> islamischem<br />

F<strong>und</strong>amentalismus prägt noch heute die politische Landschaft dieses Landes. In China war der <strong>grosse</strong><br />

Politiker Sun Yat sen (1866-1925), der Begründer <strong>und</strong> Führer der 'Kou min tang' (KMT), Freimaurer.<br />

Logenmitglied war auch der chinesische General <strong>und</strong> Politiker Tschiang Kai-schek (1887-1975), der<br />

Begründer des heutigen Staates Taiwan. (Itor S. 68, Lerich S. 48) Freimaurer waren zudem der<br />

philippinische Nationalheld José Rizal sowie der Präsident der kurzlebigen philippinischen Republik nach<br />

dem spanisch amerikanischen Krieg, Aninaldo. (Lerich S. 48) Der indische Jurist <strong>und</strong> Politiker Pandit Motilal<br />

Nehru (1861-1931), der Vater von Jawaharlal Nehru, war Mitglied einer Loge. (Oslo S. 407) Schliesslich war<br />

der südafrikanische Verwaltungsexperte <strong>und</strong> Finanzier John Cecil Rhodes (1853-1902) Freimaurer. Nach<br />

ihm war der Staat 'Rhodesien' benannt.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die westlich demokratische Staatsauffassung wesentliche<br />

Impulse durch freimaurerischen Geist empfangen hat. Manche Staaten bauen buchstäblich auf dem<br />

F<strong>und</strong>ament der Freimaurerei auf. Freimaurerischer Geist wird vor allem in den angelsächsischen Ländern<br />

<strong>und</strong> durch die angelsächsischen Länder in der ganzen Welt wirksam. Der ideale freimaurerische Staat ist<br />

derjenige, in dem die Gewalten getrennt sind, sich wechselseitig begrenzen <strong>und</strong> kontrollieren, so dass<br />

niemand absolute Macht ausüben kann. Jede Machtausübung soll innerhalb <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> von Gesetzen<br />

erfolgen, die in einem demokratischen Verfahren zustande gekommen sind.<br />

Wenn wir uns auch heute auf staatspolitischem Gebiet nichts besseres vorstellen können als einen<br />

demokratischen Rechtsstaat, so wissen wir aus unserer christlichen Sicht eines gewiss: auch er hat nur<br />

eine relative, beschränkte Bedeutung. Ob <strong>und</strong> wie diese - wie auch jede andere - Staatsform funktioniert,<br />

hängt vom Geist ab, der durch sie zur Geltung gebracht wird oder gebracht werden kann. Ohne den Geist<br />

Christi ist meines Erachtens gerade diese Staatsform nicht dauerhaft lebbar, sie wird zur Farce <strong>und</strong> oft bald<br />

wieder abgeschafft. <strong>Die</strong> Beter erhalten den Staat, nicht die Gesetze. Rein menschliche Gesetze, Gesetze,<br />

die nicht aus dem Geist des Lebens geboren sind, blockieren das Leben, wirken ungerecht, werden<br />

umgangen <strong>und</strong> übertreten, untergraben letztlich das Vertrauen in den Staat. Aufgr<strong>und</strong> von Gesetzen allein<br />

kann niemand leben. Gesetze sind notwendig zur Disziplinierung von Menschen.<br />

5.1.4. Überstaatliche Vereinigungen, Weltpolitik<br />

Freimaurer haben sich nicht nur für nationalstaatliche Unabhängigkeit <strong>und</strong> Rechtsstaatlichkeit, sondern<br />

schon bald auch für überstaatliche Vereinigungen eingesetzt. Der deutsche Philosoph <strong>und</strong> Freimaurer Karl<br />

C. F. Krause (1781 1832) zum Beispiel konzipierte die «frühzeitige Form eines Völkerb<strong>und</strong>es in föderativer<br />

Form». (Valmy, S. 55) Auch der französische Publizist Maurice Monier (1877-1931) gilt als ein 'Vorkämpfer<br />

für Völkerversöhnung'. (Oslo, 406) »Der Völkerb<strong>und</strong> ist keine direkte freimaurerische Gründung, er ist aber


eine Institution, die naturnotwendig aus dem Geiste der Loge heraus geboren wurde« (Lerich, S. 39). Der<br />

deutsche Staatsmann <strong>und</strong> Freimaurer Gustav Stresemann (1878-1929) »erregte weltweites <strong>grosse</strong>s<br />

Aufsehen mit der unverkennbar freimaurerisch geprägten Antrittsrede vor dem Völkerb<strong>und</strong>.» (Oslo S. 409)<br />

Der erste Vorsitzende des Völkerb<strong>und</strong>rates war der damalige französische Ministerpräsident <strong>und</strong><br />

Freimaurer Léon Victor Auguste Bourgeois (1851-1925). (Oslo, S. 397)<br />

Der Völkerverständigung unabhängig <strong>und</strong> trotz jeder Sprachverwirrung sollte auch die Schaffung einer<br />

neuen, künstlichen Weltsprache dienen.<br />

Der Erfinder des Esperanto, der Deutsche Ludwig Lazarus Zamenhof (1859 1917) war Freimaurer. Der im<br />

Jahre 1913 unter anderen vom Schweizer Theologieprofessor Quartier la Tente mitgegründete<br />

freimaurerische 'Weltb<strong>und</strong>' erklärte das Esperanto zur 'Weltsprache'. (Wichtl, 1919, S.6)<br />

Von freimaurerischem Ursprung <strong>und</strong> Geist ist auch die Paneuropa Bewegung. Der Begründer der<br />

Paneuropa Bewegung, der Freimaurer Richard Niklaus Graf v. Coudenhove Kalerghi (1894 1972), vertrat<br />

das Ziel eines europäischen Staatenb<strong>und</strong>es. Er war auch Generalsekretär der von ihm begründeten<br />

'Europäischen Parlamentarier Union'. Zur Zeit des Nationalsozialismus trat er aus der Loge aus, «um den<br />

deutschnationalen Angriffen gegen die Paneuropa Bewegung nicht noch zusätzliches Material zu liefern.«<br />

(Binder, S. 90)<br />

Moser schreibt unter anderem in seinem Aufsatz über 'die Freimaurerei <strong>und</strong> die Satzungen der Vereinten<br />

Nationen': Der Gedanke der Vereinten Nationen (UNO) ist eine freimaurerische Schöpfung <strong>und</strong> stammt in<br />

erster Linie aus den USA. (S. 148) Freimaurer sind vor allem der 'Charta der Vereinten Nationen' <strong>und</strong> der<br />

'Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte' zu Gevatter gestanden. Sie atmen 'freimaurerischen Geist'.<br />

«Darüber, dass viele Freimaurer an diesem Werk gearbeitet <strong>und</strong> sich eingesetzt haben, sind die meisten<br />

Freimaurer gar nicht aufgeklärt.« (S.144)<br />

Weltpolitik:<br />

Verschiedene Gruppen <strong>und</strong> Gesellschaften einflussreicher Persönlichkeiten, die auf höchster Ebene<br />

Einfluss auf die Weltpolitik nehmen, sollen mit der Freimaurerei in Verbindung stehen. So unter anderen der<br />

Club of Rome, die Trilaterale Kommission, der Council on Foreign Relations (CFR), die 'Bilderberger', die<br />

Ro<strong>und</strong> table Gruppen, die B'nai B'rith sowie engere Kreise um die Familien Rothschild <strong>und</strong> Rockefeller.<br />

<strong>Die</strong>se informellen Gruppen sollen hierarchisch, wie eine Pyramide, geordnet sein. Eine solche Pyramide ist,<br />

zusammen mit dem 'allsehenden Auge Gottes' <strong>und</strong> anderen FM Symbolen, auf der US 1 $ Note abgebildet.<br />

Zur Weltfreimaurerei sollen r<strong>und</strong> 100 Organisationen gehören. Im Zusammenhang mit dem Bestreben nach<br />

Völkerverständigung steht auch der Einsatz für den Frieden. <strong>Die</strong> Zeitschrift 'Alpina' (Nr. 12 1986 S. 298)<br />

nennt die folgenden Freimaurer, die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurden: 1902 Elie<br />

Ducommun (1833-1906), 1906 Theodore Roosevelt (1858-1919), 1911 Alfred Hermann Fried (1864-1921),<br />

1913 Henri de la Fontaine (1854-1943), 1920 Léon Victor Auguste Bourgeois (1851-1925), 1926 Gustav<br />

Stresemann (1878-1929), 1929 Frank B. Kellogg (1856-1937), 1935 Carl von Ossietzky (1889-1938), 1953<br />

George C. Marshall (1880 1959). Der 'Marshall Plan' hat nach dem zweiten Weltkrieg bekanntlich<br />

wesentlich zur wirtschaftlichen Erholung Deutschlands <strong>und</strong> damit Europas beigetragen. In der FM Literatur<br />

nicht genannt ist, möglicherweise weil er der Schwedischen Lehrart angehörte: 1930 Nathan Söderblom<br />

(1866-1931), Mitbegründer der ökumenischen Bewegung.<br />

5.2. Einfluss in Wirtschaft, Wissenschaft, Technik<br />

Der Einfluss der Freimaurerei auf die Arbeitsethik in den westlichen, protestantischen Ländern scheint mir<br />

ausserordentlich gross aber unabschätzbar zu sein. <strong>Die</strong> Konzentration auf das <strong>Die</strong>sseits, auf 'Taten statt<br />

Worte', <strong>und</strong> die Pflege eines 'Kultes der Arbeit' haben sicher den 'Geist des Kapitalismus' stark geprägt.<br />

Wirtschaft, Wissenschaft <strong>und</strong> Technik werden dem Herrschaftsbereich der Kirchen entzogen,<br />

verselbständigt <strong>und</strong> von jeglicher religiösen Auseinandersetzung 'befreit', 'neutralisiert'. Sie sollten ihrerseits<br />

Massstab für Sinn, Wahrheit <strong>und</strong> Erfolg werden. Das Kirchliche, Religiöse wird stark relativiert, aus der<br />

Alltagswirklichkeit verbannt, <strong>und</strong> bekommt seine Geltung höchstens noch am Sonntag Vormittag. Wirtschaft,<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> Technik sind scheinbar 'wertfrei', über jede geistige Auseinandersetzung erhaben. <strong>Die</strong><br />

Hauptaufmerksamkeit gilt nicht nur dem diesseitigen Tun, sondern auch dem Erleben aller Art, dem


Beschaffen <strong>und</strong> Konsumieren von Erlebnissen. <strong>Die</strong>se heutige Realität atmet wohl eindeutig <strong>und</strong> deutlich<br />

auch den Geist der Freimaurerei.<br />

<strong>Die</strong> Freimaurerei erhebt denn auch den Anspruch, in dieser Welt der Wirtschaft, Wissenschaft <strong>und</strong> Technik<br />

Orientierung zu ermöglichen. «<strong>Die</strong> Freimaurerei entwickelt die ethischen Normen, die Wissenschaft <strong>und</strong><br />

Technik erst zu Werkzeugen des Menschen statt zur Gefahr der Menschlichkeit machen.« (Dazu Ulmer<br />

Journ. 1990)<br />

5.2.1. <strong>Die</strong> Eroberung der Welt<br />

Wir haben gesehen, dass der freimaurerische Arbeitsraum eine diesseitige, dem Menschen zugängliche<br />

Welt (bzw. Welten) symbolisiert, in der sich der Mensch nach seinen Massstäben orientiert: Nach Osten <strong>und</strong><br />

Westen, Norden <strong>und</strong> Süden, nach Sonne, Mond <strong>und</strong> Sternen sowie nach anderen Menschen (Meister vom<br />

Stuhl) richtet sich der Blick, die Aufmerksamkeit, die Orientierung.<br />

<strong>Die</strong> folgenden Namen zeigen, dass erstaunlich viele derjenigen, die das <strong>Die</strong>sseits erobern wollten,<br />

Freimaurer waren. Dazu sollen auch die Abenteurer aller Art gezählt werden. Freimaurer waren die<br />

Arktisforscher Ronald Am<strong>und</strong>sen <strong>und</strong> Robert F. Scott. Der Antarktisforscher Admiral Richard E. Byrd<br />

gründete zusammen mit 60 von 85 Teilnehmern einer Expedition 1935 die 'Antarctic Loge No. 777' (Itor S.<br />

51). Der Erfinder des Heissluftballons, Jacques Etienne Mongolfier, sowie der Flugpionier Charles August<br />

Lindbergh besuchten eine Loge. Von den amerikanischen Astronauten waren die folgenden sicher<br />

Freimaurer: L.G. Cooper jun., John H. Glenn, Grissom, Eisele, Aldrin, Stafford, Schirra. (Oslo, S. 401, 405f.,<br />

Zendralli, S. 22) Eroberer von altertümlichen Schätzen war der bekannte deutsche Altertumsforscher <strong>und</strong><br />

Kaufmann Heinrich Schliemann (1822-1890), der u.a. Troja entdeckte.<br />

Wesentlich wichtiger <strong>und</strong> einflussreicher als die realen Abenteurer sind die phantastischen Abenteuer der<br />

Helden freimaurerischer Schriftsteller <strong>und</strong> Filmemacher, auf die wir noch zu sprechen kommen werden (von<br />

Goethes Faust <strong>und</strong> Peter Schlemihl bis z.B. zu Gullivers Reisen, Tom Sawyer <strong>und</strong> Huckleberry Finn,<br />

Sherlock Holmes, Ben Hur, Kipling's Dschungelkind Mowgly, Micky Maus & Co., die Filmhelden von Charlie<br />

Chaplin <strong>und</strong> viele andere mehr).<br />

5.2.2. Wer steuert die Wirtschaft?<br />

In Verschwörungstheorien erscheinen die Freimaurer oft als die geheimen Drahtzieher des wirtschaftlichen<br />

Geschehens. Hitler pflegte in diesem Zusammenhang die Freimaurer in einem Atemzug mit den Juden zu<br />

nennen. Aus unserer Sicht sind es natürlich sicher nicht die Freimaurer, die die Welt regieren. Hinter allem<br />

Geschehen stehen geistige Mächte, <strong>und</strong> der Mensch meint höchstens, die wirtschaftlichen Verhältnisse<br />

selbst gestalten <strong>und</strong> kontrollieren zu können.<br />

Ein solcher Versuch, die wirtschaftlichen Beziehungen selbst zu gestalten, sind die sogenannten 'Service<br />

Clubs' (Rotary, Lions, Kiwanis u.a.m.), von denen die meisten erwiesenermassen mit der Freimaurerei in<br />

einem direkten Zusammenhang stehen. Sie gelten auch als ein Missionsfeld der Freimaurerei, indem bei<br />

Leuten, die in diesen Klubs noch nicht die wichtigen <strong>und</strong> richtigen Kontakte haben anknüpfen können,<br />

inoffiziell die Erwartung geweckt wird, bei den Freimaurern seien die wirklich einflussreichen 'Fre<strong>und</strong>e' zu<br />

finden. (S.a. Rothkranz Kath. 1990 49ff.) »1905 rief der Hochgradfreimaurer Paul Harris in Chicago 'Rotary<br />

International' ins Leben, 1917 folgte in derselben Stadt Melvin Jones mit den 'Lions International'.« (Ebd.<br />

49).<br />

Böni verteidigt in seinem Artikel 'Rom <strong>und</strong> die Rotarier' die Rotarier vehement gegen einen 'Erlass der<br />

katholischen Kirche gegen die Rotarier'. Er schreibt: «Freimaurer standen an der Wiege des Rotary-Klubs.»<br />

(S. 66) Und es gibt «eine <strong>grosse</strong> Zahl von Rotariern, die zugleich Freimaurer sind.» (S. 67) <strong>Die</strong> Rotarier<br />

haben ähnliche Ideale wie die Freimaurer. Im Gegensatz zu den Freimaurern ist aber die 'Erweiterung des<br />

Bekanntenkreises' ausdrückliches Ziel. Beiden gemeinsam ist das Bekenntnis zu einem allgemeinen<br />

Menschentum unabhängig von Konfession, Religion <strong>und</strong> Parteizugehörigkeit sowie das Bestreben 'hitzige'<br />

geistige Auseinandersetzungen zu vermeiden. »Politische <strong>und</strong> religiöse Gespräche von Partei gegen Partei<br />

oder Religion gegen Religion werden bei ihnen ebensowenig wie in unseren Logen gehalten.« (S. 66)<br />

Ähnliches kann von den Mitgliedern des Lions Club (Liberty Intelligence Our Nations Safety) gesagt werden:


Viele Lions sind zugleich Freimaurer (Rothkrantz S. 51). Melvin Jones (1880 1961), der Gründer des Lions<br />

Club, »war Mitglied der 'Garden City Lodge No. 141' in Chicago« (Oslo, 404). Älter <strong>und</strong> heute wohl weniger<br />

einflussreich ist der 1803 in London gegründete Odd Fellow Orden, der noch direkter <strong>und</strong> offizieller mit der<br />

Freimaurerei verb<strong>und</strong>en ist. <strong>Die</strong>ser wollte (<strong>und</strong> will) eine 'Pflanzstätte der Menschlichkeit <strong>und</strong> der<br />

Wohltätigkeit' sein (Brodbeck, 79).<br />

Von den in der Wirtschaft wirklich massgebenden Personen <strong>und</strong> Firmengründern scheinen mir relativ<br />

wenige Freimaurer gewesen zu sein, bzw. zu sein. In der freimaurerischen Literatur werden die folgenden<br />

Firmengründer <strong>und</strong> Unternehmer genannt (S. Oslo, S. 393ff., Zendralli S. 22, Itor S. 67ff.): Henry Ford<br />

(Autos), Charles C. Hilton (Hotels), John Jacob Astor (Hotels), Frank G. Hoover (Staubsauger), George<br />

Mortimer Pullman (Eisenbahn-Schlafwagen), Samuel Colt (Feuerwaffen), Pierre Samuel du Pont de<br />

Nemours (Chemie u.a.m.), Eberhard Faber (Schreibmaterial), King Camp Gillette (Rasierapparate), Anton<br />

Philipp Reclam (Verleger). <strong>Die</strong> Rothschilds sollen seit 1809 den deutschen, französischen <strong>und</strong> englischen<br />

Logen angehören. (Wichtl,1909, 61) In der Schweiz sind Jakob Rieter (Spinnereimaschinen) <strong>und</strong> Philippe<br />

Suchard (Schokolade) zu nennen.<br />

Auch unter den wissenschaftlichen Ökonomen scheint es relativ wenige Freimaurer zu geben. Bekannt ist,<br />

dass der deutsche Volkswirt Friedrich List (1789-1846) Freimaurer war. (Deiters S. 202)<br />

5.2.3. 'Humane' Wissenschaft <strong>und</strong> Technik<br />

In der freimaurerischen Literatur werden auch sehr wenige Wissenschaftler <strong>und</strong> Techniker genannt, die<br />

Freimaurer waren oder sind. Erwähnenswert sind: Alexander Fleming, der Entdecker des Penicillins, der<br />

Zoologe Alfred Edm<strong>und</strong> Brehm ('Brehms Tierleben'), der Physiker Albert Abraham Michelson sowie<br />

verschiedene Ärzte. Der grösste Teil der von Itor in dieser Rubrik genannten Personen sind Ärzte. (Itor S. 68)<br />

Von den Ärzten seien erwähnt: Christoph Wilhelm von Hufeland (1762-1836), Charles Richet (1850-1935),<br />

der 1913 den Nobelpreis für Medizin erhielt. Auffallend ist der relativ <strong>grosse</strong> Anteil der 'Alternativ Mediziner':<br />

Freimaurer war der Arzt <strong>und</strong> Magnetiseur Anton Mesmer (1734-1815), «der Begründer des Mesmerismus,<br />

des animalischen Magnetismus <strong>und</strong> anderer Heilmethoden jenseits der Schulmedizin.« (Itor S. 41) Der<br />

Begründer der Homöopathie, Christian Friedrich Samuel Hahnemann (1755-1843) war ebenfalls<br />

Freimaurer. (Oslo S. 402) Zu den Freimaurern gehörte auch der englische Arzt Bach, der die heute in<br />

esoterischen Kreisen berühmte <strong>und</strong> beliebte 'Bach Blüten-Therapie' entwickelte. Der Psychoanalytiker Carl<br />

Gustav Jung war Sohn <strong>und</strong> Enkel führender schweizerischer Freimaurer». (Spitzbarth FM 1968 11)<br />

5.3. Einfluss auf die Gesellschaft<br />

Seit der Aufklärung entwickelt sich ein gesellschaftlicher Bereich als eine von Kirche <strong>und</strong> Staat unabhängige<br />

Lebenssphäre. Der Mensch 'emanzipiert' sich von kirchlicher <strong>und</strong> staatlicher Bevorm<strong>und</strong>ung <strong>und</strong> organisiert<br />

sich sein Gesellschafts <strong>und</strong> Privatleben selbst. Er schafft sich seine eigenen Beziehungen <strong>und</strong> Vereine,<br />

wählt sich seine eigene Kirche <strong>und</strong> Religion aus, er erzieht <strong>und</strong> bildet sich selbst, er erdenkt <strong>und</strong> erdichtet<br />

sich seine eigenen Welten, <strong>und</strong> er sorgt für die eigene Unterhaltung. Nicht zuletzt versichert er sich selbst<br />

<strong>und</strong> hilft er sich selbst bei allen Wechselfällen des Lebens. Freimaurer haben bei der Verselbständigung<br />

<strong>und</strong> Ausgestaltung dieses gesellschaftlichen Lebensbereiches wesentlich mitgewirkt. Der Mensch schafft<br />

sich die Regeln des Zusammenlebens selbst: Der Verfasser des Werkes 'Über den Umgang mit Menschen',<br />

Adolph Freiherr von Knigge (1752-1796) war Freimaurer. (Itor FM 1987 20, Oslo FM 1988 404)<br />

5.3.1. Sozietäten <strong>und</strong> Vereine<br />

Nach Im Hof ist die Freimaurerei ein Teil der 'umfassenden Sozietäts oder Gesellschaftsbewegung', die im<br />

18. Jahrh<strong>und</strong>ert entstand <strong>und</strong> bis heute nachwirkt. <strong>Die</strong> wissenschaftlichen Akademien <strong>und</strong> gelehrten<br />

Gesellschaften, die literarischen Gesellschaften <strong>und</strong> Lesegesellschaften, die gemeinnützigen<br />

Gesellschaften, die ökonomisch landwirtschaftlichen Gesellschaften sowie die patriotisch politischen<br />

Gesellschaften wirkten als 'Beförderer von Reform <strong>und</strong> Aufklärung'. In ihnen wirkte ein humanitär liberal<br />

aufgeklärter Geist, der mit dem freimaurerischen Geist eng verwandt war. (Im Hof 1982 168f.) »Ähnlich wie<br />

in vielen Sozietäten wurde der internationale Zusammenhang gepflegt. Schliesslich war die Freimaurerei<br />

den Sozietäten gleich in der Betonung der Gleichheit innerhalb der Gesellschaft. Adelige <strong>und</strong> Bürgerschaft<br />

fanden sich hier auf gleichem Fuss als 'Brüder' einem höheren Ideal, dem Tempelbau, unterstellt.« (Ebd.


169) Sozietäten wie Freimaurer pflegten zudem die Geselligkeit <strong>und</strong> die Gemeinschaft, was auch für die<br />

heute blühenden Vereine gilt, die ebenfalls eine gemeinsame menschliche Aktivität (Turnen, Schiessen,<br />

Wandern, Kegeln, Singen etc.) verbindet. (S.11) <strong>Die</strong> Gesellschaften standen miteinander in Beziehung, <strong>und</strong><br />

es gab stets viele Doppel- ¬<strong>und</strong> Mehrfachmitglieder. »Darum finden wir Freimaurer stets <strong>und</strong> oft führend in<br />

verschiedenen Sozietäten. Man war oft nicht nur Mitglied einer Loge, sondern auch der lokalen<br />

gemeinnützigen, literarischen oder wissenschaftlichen Gesellschaft.» (S. 13) »Zum Beispiel sind in der<br />

Helvetischen Gesellschaft mindestens 22 Freimaurer nachweisbar, darunter drei Präsidenten der<br />

Gesellschaft.« (S. 168)<br />

5.3.2. Schule, Erziehung, Pfadfinderbewegung<br />

Wir haben bereits gesehen, dass die 'Selbsterziehung' <strong>und</strong> die 'Beförderung des sittlichen Lebens' zu den<br />

Hauptanliegen der Freimaurer gehören. <strong>Die</strong> 'Erziehung des Menschengeschlechtes' (Lessing) soll vor<br />

keiner Kategorie von Menschen Halt machen. Stets waren wohl viele Erzieher <strong>und</strong> Lehrer Freimaurer. Der<br />

Schweizer Pädagoge Heinrich Pestalozzi war nicht Freimaurer, aber Illuminat. Der Orden der Illuminaten<br />

war mit der Freimaurerei geistig <strong>und</strong> personell eng verb<strong>und</strong>en (Im Hof, 1982 169). Sie wollten politisch<br />

aktiver ... <strong>und</strong> «klarer als die Freimaurerei, für Aufklärung <strong>und</strong> Moral wirksam sein ... Pestalozzi eines der<br />

wenigen Schweizer Mitglieder hatte den Namen 'Alfred'.« (Ebd. 170)<br />

<strong>Die</strong> internationale Pfadfinderbewegung ist eindeutig auf freimaurerischem Boden entstanden <strong>und</strong><br />

gewachsen. «Das Pfadfindertum ist freimaurerischen Ursprungs. Sein Gründer, Sir Baden Powell, war ein<br />

bedeutender Freimaurer.» (Mellor,1985, 513) Für Rothkrantz ist die «internationale Pfadfinderkonföderation<br />

nachweislich ein Logeninstrument.« (S.a. Zendralli, S. 22)<br />

5.3.3. Wohltätigkeit <strong>und</strong> Religion<br />

Wir haben gesehen, dass die Freimaurerei eine sittliche Bewegung sein will, die Nächstenliebe nicht nur<br />

predigt, sondern auch praktiziert. Ihre 'Religion' ist die sittliche Tat nicht nur den Brüdern, sondern auch<br />

den 'Profanen' gegenüber. «Da alle Freimaurer Brüder sind, müssen sie einander helfen <strong>und</strong> sich<br />

gegenseitig Beistand leisten, wenn dies notwendig ist. Das ist ein Gr<strong>und</strong>satz, den fast sämtliche<br />

Obödienzien mit fast den gleichen Worten in ihren Statuten <strong>und</strong> Gelöbnissen formulieren. <strong>Die</strong> elementarste<br />

Form der Anwendung diese Prinzips ist die freimaurerische Wohltätigkeit. Jede Loge der französischen<br />

Obödienzien besitzt ihren Bruder Almosenier, dessen Kasse getrennt von jener des Bruders Kassiers<br />

geführt wird, <strong>und</strong> jede Obödienz hat ihren Gross Almosenier... Es gibt darüberhinaus Waisenhäuser <strong>und</strong><br />

Spitäler, die von Freimaurern unterhalten werden, <strong>und</strong> das Wohltätigkeitsbudget vor allem der<br />

angelsächsischen Freimaurerei ist gewaltig.» (Mellor, Wiss., 1985, 442) <strong>Die</strong> Freimaurerei bot eine Form von<br />

Sozialversicherung an, was besonders zu Zeiten, als es noch keine staatliche Sozialversicherung gab, ein<br />

wichtiger Gr<strong>und</strong> für ihre Attraktivität gewesen sein mochte. Der Freimaurer fühlte sich durch die Solidarität<br />

der Brüder gegen die Wechselfälle des Lebens wie Krankheit, Unfall etc. versichert. (S.a. Im Hof, 165, 168)<br />

In der Schweiz «ist z.B. der 'Verein zur Verbreitung guter Schriften' eine Freimaurer Gründung. Ebenso sind<br />

es verschiedene Brockenhäuser, Wohltätigkeitsvereinigungen, Altersheime, Armen <strong>und</strong> Krankenkassen<br />

usw.« (Von Ins FM 1974, S. 29)<br />

Freimaurerischer Geist weht wohl durch weitere, auch internationale, Wohltätigkeits <strong>und</strong> Hilforganisationen<br />

der verschiedensten Art. So zum Beispiel entstand das 'erste Pestalozzi Kinderdorf Europas' in Trogen zur<br />

Zeit, als der Trogener Pfarrer J. Böni Grossmeister der Schweizer Grossloge 'Alpina' war (1942 1947). (S.<br />

dazu einen Bericht in: Alpina Nr. 5, 1946, S. 137ff.) Nach Deiters (Wiss. 1963 202) <strong>und</strong> Naudon (Wiss. 1982<br />

146, 234) war der Gründer des Roten Kreuzes Henri Dunant (1828 1910) ein Freimaurer. In der<br />

freimaurerischen Literatur selbst wird er jedoch nicht aufgeführt. (Nach Dr. Gabriel Mützenberg hat man bis<br />

heute kein Dokument gef<strong>und</strong>en, das die Zugehörigkeit Dunants zu einer Freimaurerloge beweisen würde).<br />

Böni empfiehlt in seinem Aufsatz 'Moralische Aufrüstung <strong>und</strong> Freimaurerei' seinen Brüdern, bei der<br />

Moralischen Aufrüstung mitzumachen. Es bestünde eine 'Geistesverwandtschaft', <strong>und</strong> es gebe viele<br />

Berührungspunkte. »Beide verfolgen das Ziel einer besseren Menschheit, <strong>und</strong> beide stehen ausserhalb des<br />

konfessionellen Streites. Wir können viele weitere Berührungspunkte finden, wenn wir auf die Gr<strong>und</strong>sätze<br />

schauen.» (S. 9)


Oekumene: Der Geist der Oekumene steht dem der Freimaurerei sehr nahe. Der Mitbegründer der<br />

ökumenischen Bewegung Nathan Söderblom (1866-1931) soll Hochgradfreimaurer gewesen sein. ebenso<br />

Willem Adolph Visser't Hooft, der 1948-1966 Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen war.<br />

Carl Friedrich von Weizsäcker soll Hochgradfreimaurer des 33. Grades sein. (F<strong>und</strong>amentum 3/88 S. 99.)<br />

Noch eine Bemerkung zum Thema Religion: Eine Zeitschrift der amerikanischen Freimaurer trägt den Titel<br />

'The New Age'. (Mellor, 1985, 93) <strong>Die</strong> zum 'Lucis Trust' in Genf gehörende 'Arkanschule' soll von<br />

Freimaurern geleitet sein <strong>und</strong> sich als 'magnetisches Zentrum' der Freimaurerei betrachten. (Rothkrantz,<br />

Kath. 1990, 55)<br />

5.3.4. Philosophen, Dichter, Schriftsteller<br />

Auffallend viele bekannte Philosophen, Schriftsteller <strong>und</strong> Dichter waren Freimaurer. Bekannt ist die<br />

Mitgliedschaft bei den deutschen Idealisten <strong>und</strong> Klassikern wie J.W. Goethe, G.E. Lessing, J.G. Herder, J.G.<br />

Fichte, C.M. Wieland, E.v. Kleist, F.G. Klopstock, Matthias Claudius. Dazu kommen Autoren wie Adalbert<br />

von Chamisso, Heinrich Heine, Georg Büchner, G.A. Bürger, Friedrich Rückert, Johann Heinrich Voss,<br />

Ferdinand Freiligrath, Felix Salten, Kurt Tucholsky. (Deiters S. 201f., Naudon 124ff., Oslo S. 393ff., Valmy S.<br />

58, 183, Zendralli S. 22) Im französischen Sprachbereich sind neben den genannten Montesquieu <strong>und</strong><br />

Voltaire zu erwähnen: Alexandre Dumas, Stendhal (Henry Beyle), Victor Hugo. (Oslo S. 399, Deiters S. 202)<br />

Freimaurer war auch der russische Dichter A.S. Puschkin. (Oslo S. 407) Aus dem angelsächsischen<br />

Kulturbereich sind zu nennen: Sir Arthur Conan Doyle, Robert Burns, Walter L. Scott, Jonathan Swift, Oscar<br />

Wilde, Laurence Sterne, Rudyard Kipling, Mark Twain, Lewis Wallace. (Oslo S. 399ff., Zendralli S. 22)<br />

5.3.5. Unterhalter; Musiker <strong>und</strong> andere Künstler<br />

Sehr viele bekannte Musiker, nicht nur Klassiker, sondern zum Beispiel auch Jazz Musiker, waren<br />

Freimaurer. Folgende Namen sind bekannt: Johann Nepomuk Hummel, Leopold Mozart, Wolfgang<br />

Amadeus Mozart (<strong>Die</strong> 'Zauberflöte' gilt als das klassische Werk der Freimaurerei.), Franz Joseph Haydn,<br />

Jean Sibelius, Giacomo Puccini, Jean Philippe Rameau, Johann Christian Bach, Gustav Albert Lorzing.<br />

Louis Spohr, Giacomo Meyerbeer, Franz Liszt, George Gershwin, Duke Ellington. (Oslo S. 399ff., Naudon S.<br />

136, Zendralli S. 22)<br />

In der amerikanischen Film <strong>und</strong> Unterhaltungsbranche sind die Freimaurer auffallend stark vertreten. So<br />

gehörten zu den ersten <strong>und</strong> bedeutendsten amerikanischen Filmproduzenten die Freimaurer Cecil B. de<br />

Mille <strong>und</strong> Jack M. Warner. Logenmitglieder waren auch die folgenden US Filmschauspieler <strong>und</strong> Komiker:<br />

Oliver Hardy, Harold Lloyd, Red Skelton, Clark Gable. Einen unschätzbar <strong>grosse</strong>n, weltweiten Einfluss<br />

übten die Filmproduzenten <strong>und</strong> Künstler Walt Disney (1901 1966) <strong>und</strong> Charles S. Chaplin (1889-1977) aus.<br />

(Itor S. 68, Oslo 401 ff.)<br />

<strong>Die</strong> amerikanischen Zirkuskönige 'The Ringling Brothers' waren Freimaurer, ebenso der zu seiner Zeit<br />

bekannte Schweizer Clown Adrian Wettach ('Grock').<br />

5.3.6. Zusammenfassung<br />

Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Wirkung der Freimaurerei im gesellschaftlichen <strong>und</strong> durch den<br />

gesellschaftlichen Bereich aussergewöhnlich gross war <strong>und</strong> ist. Dabei geht es nicht nur um die vielen<br />

berühmten Namen, sondern auch um die unzählbaren 'Maurer ohne Schurz', die in Kunst, Literatur, Film<br />

<strong>und</strong> Medien für das Wohl der Menschheit zu wirken suchen. <strong>Die</strong> Helden dieser Werke sind oftmals<br />

Suchende, Heimatlose, Abenteurer, Einzelgänger, Kinder oder auch Tiere, denen die wirkliche Welt der<br />

'Etablierten', scheinbar 'Wissenden', der 'Erwachsenen' bzw. der 'Menschen' 'unmenschlich', 'borniert' <strong>und</strong><br />

'einfältig' vorkommt. <strong>Die</strong> tatsächliche Welt entspricht nie den humanistischen Idealen, darum gibt es<br />

scheinbar noch viel an sich zu arbeiten <strong>und</strong> noch vieles in der Welt zu verbessern. Demgegenüber können<br />

wir in der Annahme der Absolutheit Jesu Christi die Relativität von allem Menschlichen erkennen <strong>und</strong><br />

akzeptieren. Wir brauchen uns damit nicht mehr an Menschen zu orientieren <strong>und</strong> Hilfe primär von<br />

Menschen zu erwarten, deren sämtliche Vermögen in jeder Beziehung beschränkt sind. Durch die<br />

Annahme unserer Grenzen erfahren wir seine Kraft <strong>und</strong> Führung <strong>und</strong> müssen das Gute nicht mehr aus<br />

eigener Kraft vollbringen.


6. Christus aus freimaurerischer Sicht<br />

In diesem Kapitel soll kurz dargestellt werden, wie aus freimaurerischer Sicht das Christentum, Gott <strong>und</strong><br />

Jesus Christus betrachtet <strong>und</strong> behandelt werden. Anschliessend folgen Bemerkungen über<br />

Zusammenhänge zwischen Freimaurerei <strong>und</strong> liberaler protestantischer Theologie.<br />

6.1. Das Christentum aus FM Sicht<br />

Wir haben gesehen, dass eine wesentliche geistige Wurzel der Freimaurerei die Enttäuschung über das<br />

Christentum ist. Wegen der »schweren Glaubenskämpfe, welche ganz Europa erschütterten, ... war<br />

innerhalb der Logenmauern jedes Gespräch über religiöse Themen nicht nur verpönt, sondern verboten.«<br />

(Lagutt. S. 120) Für manchen Freimaurer ist die Freimaurerei ein «Ersatz für seinen verlorengegangenen<br />

christlichen Glauben <strong>und</strong> Kult« (Keller FM 1941 262) <strong>Die</strong> Freimaurerei versucht also, die geistigen<br />

Auseinandersetzungen, die im Verlauf der abendländischen Geschichte zweifellos nicht immer im Sinne<br />

Christi ausgetragen wurden, zu vermeiden <strong>und</strong> an deren Stelle das Schweigen zu setzen. <strong>Die</strong> Diskussionen<br />

vor allem über den Absolutheitsanspruch Christi werden abgestellt; dem Wort wird die Spitze, dem Schwert<br />

die Schärfe, dem Salz die Würze genommen. Somit erhebt sich die Freimaurerei über das Christentum,<br />

erklärt das Christentum zu einer ~Religion~, zu einer Religion unter anderen, die ebenfalls ihre<br />

Existenzberechtigung haben. <strong>Die</strong> Freimaurerei erhebt sich über alle Religionen, erklärt sich zum Richter<br />

über die Religionen <strong>und</strong> erklärt alle als gleichwertig. Keiner kommt absolute Wahrheit zu, ihr relativer Wert<br />

soll anhand der praktischen Früchte für die Welt <strong>und</strong> den Menschen gemessen werden. (vgl. Lessings<br />

Ringparabel) Aus der Sicht der Freimaurerei hat das Christentum nur eine bedingte, relative Bedeutung. <strong>Die</strong><br />

Freimaurerei stellt sich darüber. Sie hat das Christentum vermeintlicherweise überw<strong>und</strong>en. Im Schottischen<br />

Ritus, in dem symbolisch die Menschheitsgeschichte durchwandert wird, erscheint das Christentum als eine<br />

vorübergehende Entwicklungsperiode, die durch die aufgeklärt freiheitliche Zeit abgelöst <strong>und</strong> überholt wird.<br />

Gleichzeitig wollen die Freimaurer das Beste des Christentums erhalten, schützen <strong>und</strong> der Nachwelt<br />

weitergeben. (Keller FM 1941 262f) Dabei geht es nicht nur um die religiösen Schriften, Liturgien <strong>und</strong><br />

Gesänge, sondern auch um die «w<strong>und</strong>ervollen Kirchenbauten», den «unermesslichen Reichtum des<br />

künstlerischen Schmuckes«. Das christliche Erbe wird also gewissermassen unter menschlichen<br />

Denkmalschutz gestellt. <strong>Die</strong> Freimaurerei sieht sich als Verwalterin des Erbes.<br />

Im übrigen wird meines Erachtens der Eindruck erweckt, als stehe dieses Erbe jedem Menschen frei zur<br />

Verfügung, wie wenn der Mensch das Verfügungsrecht über dieses Erbe hätte. <strong>Die</strong> Schrift <strong>und</strong> alles andere,<br />

was früher Christen heilig war, wird zum »Selbstbedienungsladen», zum «Ausbeutungsobjekt». Jedes<br />

Individuum kann sich scheinbar »frei« bedienen <strong>und</strong> das Gef<strong>und</strong>ene für seine persönlichen Interessen<br />

gebrauchen. Das Christentum wird also von der Freimaurerei beschlagnahmt, integriert <strong>und</strong> von »oben<br />

herab« behandelt. Sie spielt sich zum Hüter aller Religionen auf <strong>und</strong> legt es ihren Mitgliedern nahe, ihren<br />

«religiösen Pflichten» nachzukommen.<br />

6.2. Gott aus FM Sicht<br />

6.2. 1. Individuell verschiedene Gottesvorstellungen:<br />

<strong>Die</strong> Freimaurerei will sich nicht auf ein eindeutig fixiertes Gottesbild festlegen lassen <strong>und</strong> wehrt sich gegen<br />

jede Art von Dogmatik. »Bekenner jeder Religion ohne Unterschie« werden aufgenommen. (Seydel FM<br />

1862 11) Nicht das Finden <strong>und</strong> Kennen, sondern das Suchen Gottes ist wichtig. »Wer immer strebend sich<br />

bemüht ... » «Dem Freimaurerb<strong>und</strong>e gehört eine <strong>grosse</strong> Zahl von Menschen an, die dem Heere der Zweifler<br />

<strong>und</strong> der Sucher zuzuzählen sind.« (Lagutt FM 1958 115)<br />

<strong>Die</strong> Freimaurerei verlangt einen Gottesglauben (mit Ausnahme des »Grand Orient de France«), aber kein<br />

Glaubensbekenntnis. «Einer der f<strong>und</strong>amentalen Gr<strong>und</strong>sätze der Maurerei sagt eindeutig, dass ein Mann<br />

ohne Gottesglauben nie ein echter Maurer werden könne ... Irgend ein Credo, ein Glaubensbekenntnis im<br />

Sinne der Kirchen wird nicht verlangt ... Wie der Einzelne sein Verhältnis zur Gottheit gestaltet, ist <strong>und</strong> bleibt


ureigenste, persönliche Angelegenheit. Ob er als frommer Christ dem Weltganzen eine dreifaltige Gottheit<br />

zugr<strong>und</strong>e legt, ob einer im Sinne des Judentums in der Gottheit den alttestamentlichen 'Herrn der Welt'<br />

erkennt, ob er als Moslim Allah seine Verehrung zollt, als Hindu seinen Gottheiten, bleibt jedem<br />

unbenommen.» (Lagutt S. 105)<br />

Also kann gesagt werden, dass die Freimaurerei Gott relativiert, individuellem Belieben unterstellt. Nicht<br />

Gott erschafft <strong>und</strong> erwählt sich die Menschen, sondern der Mensch wählt sich seine Götter aus. Jeder kann<br />

seinen persönlichen Gott haben. Es ist nicht ein gemeinsames Gottesbild, das die Freimaurer vereinigt,<br />

sondern das Fehlen eines gemeinsamen Gottesbildes. »Damit jeder genügend 'Raum' hat, musste das Bild<br />

der Gottheit ... eine solche Ausweitung erfahren.« (Lagutt S. 108)<br />

6.2.2. Gott als Geheimnis <strong>und</strong> individuelles Erlebnis:<br />

Das inhaltliche Offenlassen des Gottesbildes entspreche dem biblischen Bilderverbot, meint Lagutt (S. 108),<br />

<strong>und</strong> schaffe die Basis, »die es erlaubt, sich rein menschlich gegenüberzustehen,« (S. 109) Wer <strong>und</strong> was<br />

Gott ist, das kann der Mensch niemals ergründen. Gott ist <strong>und</strong> bleibt ein Geheimnis, das nicht intellektuell<br />

erfasst, wohl aber individuell erfahren werden kann. «Der Gott der Theologen ist ein ersonnener <strong>und</strong><br />

erklügelter, eine gedankliche Abstraktion, ohne die lebendige Kraft des Erlebnisses. Mit dem Intellekt, mit<br />

einer Wissenschaft ist Gottjedoch nicht zu fassen. Er wird auf diese Weise verkleinert <strong>und</strong> in ein Schema,<br />

eben in ein Dogma gepresst ... Gott als das <strong>grosse</strong> Geheimnis kann mit der unzureichenden <strong>und</strong><br />

unvollkommenen menschlichen Sprache nicht beschrieben, er kann nur in Bildern <strong>und</strong> Symbolen dargestellt<br />

werden. Da Gott der <strong>grosse</strong>n Menge nicht fassbar ist, sind die meisten Mystiker Einsame <strong>und</strong> Schweiger.<br />

Sie schweigen über ihr Gotteserleben <strong>und</strong> teilen sich esoterisch nur einigen wenigen auserwählten<br />

Schülern mit.» (Zuber FM 1975 181) (Also: Worte scheinen gegen das Bilderverbot zu verstossen,<br />

eigentliche Bilder <strong>und</strong> Symbole aber nicht. Mehr zum Thema «Gotteserfahrung <strong>und</strong> Innerlichkeit« in<br />

Pt.6.2.4.) Es ist hier also wiederum deutlich, dass das Erleben über das Wort gestellt wird, entsprechend<br />

auch der Tradition der Mysterienkulte (Pt.1.4.2.). <strong>Die</strong> Priorität, die Vorrangigkeit macht den Unterschied aus:<br />

Christen, die dem Wort vertrauen, haben auch Erlebnisse. Aber sie orientieren sich nicht anhand von<br />

Erlebnissen. Demgegenüber sind Gespräche für denjenigen, der Erlebnisse sucht, zweitrangig, ja oft<br />

störend.<br />

6.2.3. Gott als Person:<br />

Obwohl Gott in der Freimaurerei »das <strong>grosse</strong> Geheimnis« ist, <strong>und</strong> sich jeder sein eigenes Gottesbild<br />

machen <strong>und</strong> seine individuellen Gotteserfahrungen haben kann, besteht meines Erachtens in der<br />

freimaurerischen Literatur weitgehend immerhin über eines Einigkeit: Gott ist eine Person. Und es gibt diese<br />

Person. «In der freimaurerischen Formel: 'Im Namen des allmächtigen Baumeisters der Welten, der<br />

unendlichen Schöpfer <strong>und</strong> Erhalterkraft des Alls ...' kommt die Auffassung eines persönlichen Gottes zum<br />

Ausdruck ... <strong>Die</strong> Meinung, die Freimaurerei vertrete Pantheismus, Deismus, Agnostizismus, Atheismus,<br />

Materialismus usw., ist falsch.« (Lagutt FM 1958 109) Der einzelne Freimaurer mag zwar für sich eine<br />

solche Auffassung vertreten (Ebd. 109), doch der allen gemeinsame Nenner kann als theistisch bezeichnet<br />

werden. «Der Theismus ist die religiöse oder philosophische Lehre von der Existenz eines überweltlichen,<br />

allmächtigen <strong>und</strong> persönlichen Gottwesens, welches die Welt erschaffen hat, regiert <strong>und</strong> erhält. Er tritt als<br />

Monotheismus <strong>und</strong> als Polytheismus auf.« (Ebd. 109) Schenkel, 1926, 170) bezeichnet die Freimaurerei als<br />

»theistischen Idealismus». In den Gebeten der Zürcher Loge »Modestia cum Libertate« kommt »die<br />

theistische Gottesidee« zum Ausdruck. (Zuber FM 1975 184)<br />

6.2.4. Gotteserfahrung durch Innerlichkeit:<br />

Gott kann nach freimaurerischer Auffassung prinzipiell immer <strong>und</strong> durch jedermann »erfahren« werden.<br />

«Es hat aber zu jeder Zeit Menschen gegeben, die in diesem innigen Kontakt mit Gott gestanden haben. Sie<br />

haben Gott gesehen; sie werden deshalb 'Seher' genannt ... Wie diese Propheten in Visionen <strong>und</strong><br />

Auditionen erfahren die Mystiker Gott als lebendige Realität in geistiger Schau <strong>und</strong> letztlich das Erlebnis der<br />

Einheit des eigenen Seelengr<strong>und</strong>es mit dem unendlichen Gott, die 'unio mystica'. <strong>Die</strong>ses Gotteserlebnis ist<br />

bei allen Völkern <strong>und</strong> zu allen Zeiten gleich.« (Zuber, FM 1975 181) Auch durch das Gewissen können wir<br />

nach freimaurerischer Auffassung Gott erfahren: »Das Gewissen ist unser einziges Wissen. Es weiss <strong>und</strong><br />

ist die Wahrheit. Eine andere Wahrheit ist nirgends zu finden ... Das Gewissen ist nie ein fertiger Besitz,


sondern eine Aufgabe, an der wir zu arbeiten haben ... Das Gewissen, gleichsam eingebaut in die<br />

menschliche Seele, ermöglicht uns, Gott im eigenen Innern zu erleben.« (Ebd. 182)<br />

»Wir sind nicht bereit, an einen Gott zu glauben, der irgendwo in einem fernen Himmel weilt, von wo aus er<br />

die Menschen leitet, prüft, belohnt oder bestraft, ihre Bitten erhört oder auch nicht. Wir sind auch nicht gern<br />

bereit, uns als Sünder vorzukommen, die durch eine vor zweitausend Jahren geschehene, uns schwer<br />

verständliche Erlösertat errettel worden sind. Wir wären aber bereit, uns einen Weg zeigen zu lassen, der<br />

ohne die Zuhilfenahme künstlicher Mittel zum Erfahren Gottes im eigenen Inneren führt. <strong>Die</strong>ser Weg ist das<br />

Gebet, oder eher das, was man Meditation nennt. Es ist nicht ein Bitten um Dinge, sondern vielmehr ein<br />

Lauschen, ein Erfühlen der Gegenwart Gottes im Inneren.« (Ebd. 183)<br />

Noch ein letztes Zitat zur Verdeutlichung: »Es wäre gut, wenn die Vorstellung von 'Gott im Himmel' einer<br />

neuen Platz machen würde. Gott würde nicht ferner gerückt, sondern näher, wenn der Mensch ihn als das<br />

Leben oder den Geist begreift, der das ganze Universum durchströmt <strong>und</strong> erhält <strong>und</strong> der auch im eigenen<br />

Inneren erlebt werden kann als Liebe <strong>und</strong> Kraft. So erlebt der Mensch nicht nur Gott in seiner Fülle <strong>und</strong><br />

Unendlichkeit, sondern er fühlt sich auch durchdrungen von der Ewigkeit des Kosmischen. Er empfindet<br />

sich als Teil des Ganzen, in welchem er aufgeht.« (Ebd. 183)<br />

6.2.5. Wer ist der «Allmächtige Baumeister aller Welten» ?<br />

<strong>Die</strong> obigen kurzen Ausführungen zum freimaurerischen Gottesverständnis zeigen, dass es wesentliche<br />

Unterschiede zu demjenigen Gott gibt, der uns in der Bibel als »Vater« bezeugt ist:<br />

Der biblische Vater Gott will uns auf Schritt <strong>und</strong> Tritt klar machen, dass es nicht völlig egal ist, an welchen<br />

Gott wir glauben. Aus biblischer Sicht gibt es «richtige» <strong>und</strong> »falsche« Gottesvorstellungen. Es gibt<br />

unendlich viele falsche «Götter« <strong>und</strong> einen wahren Gott. <strong>Die</strong> falschen Götter bzw. Gottesbilder führen uns<br />

ins Verderben, in die Dunkelheit, in den Tod. Der biblische Gott verspricht uns das Leben, wenn wir die<br />

anderen Götter aufgeben <strong>und</strong> zu ihm zurückkehren. Und er warnt uns davor, ihn nicht ernst zu nehmen.<br />

Natürlich sind diese Warnungen nicht bequem, sie klingen nicht immer »human«, <strong>und</strong> sie kränken unsere<br />

Eitelkeit. Aber wenn sie dennoch ernst zu nehmen sind, wenn sie letztlich dennoch gut gemeint sind? Aus<br />

biblischer Sicht ist auch das Böse eine personale geistige Macht, <strong>und</strong> das irdische Geschehen ist Ausdruck<br />

von Auseinandersetzungen in der geistigen Welt. Als »Aufgeklärte» haben wir gelernt, dass nur Vorgestrige<br />

an die Existenz eines Satans glauben. Wenn es nun aber trotz aller Aufklärung doch einen gibt, wenn gut<br />

<strong>und</strong> böse nicht bloss zwei ewig «widerstreitende Naturen innerhalb des Menschen« (Schenkel S. 163) sind?<br />

In der Freimaurerei ist dies ausgeschlossen. Alle Gottesvorstellungen sind gleich, jeder kann sich seinen<br />

Gott frei wählen, es kommt nicht so darauf an, woran wir glauben. Aus biblischer Sicht kommt es darauf an.<br />

Es sind nicht alle Götter <strong>und</strong> Gottesvorstellungen gleich, wir sollen lernen, gute <strong>und</strong> schlechte nicht<br />

miteinander zu vermengen, sondern voneinander zu unterscheiden. Zur Entwicklung des geistigen<br />

Beurteilungsvermögens nicht zuletzt bezüglich der Götter <strong>und</strong> Gottesvorstellungen braucht es eine geistige<br />

Auseinandersetzung. <strong>Die</strong>se ist in den Logen verboten. Sie findet nicht statt.<br />

Aus biblischer Sicht ist Gott auch kein «Geheimnis», sondern er gibt sich uns zu erkennen. Der biblische<br />

Gott ergreift seinerseits die Initiative <strong>und</strong> offenbart sich uns in seinem Wort. Der biblische Gott ist wie der<br />

freimaurerische eine Person, aber keine beliebige Person, sondern eine identifizierbare Person, eine<br />

Person mit Namen. Der freimaurerische Allmächtige Baumeister aller Welten (,»ABaW») ist nicht<br />

identifizierbar. Er hat keinen konkreten Namen.<br />

Der biblische Gott kann nicht in erster Linie durch Innerlichkeit <strong>und</strong> Gewissensbildung wahrgenommen <strong>und</strong><br />

kennengelernt werden, sondern hauptsächlich durch sein Wort. <strong>Die</strong> verbale Kommunikation ist zentral. Den<br />

biblischen Gott erreicht, wer ihn <strong>und</strong> sein Wort ernst nimmt, ihm vertraut. Sein Wort gilt ewig. Wort gläubige<br />

Christen sind nicht untätig, haben auch Erlebnisse <strong>und</strong> Gefühle, doch sie orientieren sich nicht daran. Taten,<br />

Erlebnisse <strong>und</strong> Gefühle sind zweitrangig. Zwischen dem ABAW <strong>und</strong> den Freimaurern besteht ein<br />

Arbeitsverhältnis, zwischen dem biblischen Gott <strong>und</strong> denen, die ihm vertrauen, ein Familienverhältnis. Der<br />

Freimaurer »geht in den ewigen Osten ein, wofern der dreifach <strong>grosse</strong> Weltbaumeister, Gott der Allgütige,<br />

mit seiner Arbeit zufrieden gewesen ist.« (Bloch Suhr FM zit. in Nielsen Prot.bibl. 1882 64) Demgegenüber<br />

ist nicht unsere Leistung, sondern Jesus Christus der Weg zum biblischen Gott, nicht Werke, sondern<br />

Glaube <strong>und</strong> Gnade.


Aufgr<strong>und</strong> solcher <strong>und</strong> anderer Unterschiede kommen hauptsächlich konservativ katholische Autoren zum<br />

Schluss: Der ABAW ist in Wirklichkeit der Teufel. <strong>Die</strong> Freimaurerei ist nichts anderes als die »Synagoge<br />

Satans«. (Baum Kath. 1975 2) Das Werk von Baum (1975) trägt den Titel: »Freimaurerischer Satanismus<br />

heute«. Adler betitelt die Freimaurer als «die Söhne der Finsternis« (1975, 1982, 1983). Aber auch nach van<br />

Dam (Prot.bibl.) entpuppt sich die Freimaurerei letztlich als Satanismus. <strong>Die</strong> zwei Säulen »J« <strong>und</strong> »B«<br />

(Jachin <strong>und</strong> Boas) würden auch als Jahwe <strong>und</strong> Baal gedeutet; die »Weisheit« des (späten) Salomo hätte<br />

darin bestanden, dass er beide vereinen wollte. In den obersten Hochgraden werde der ABAW »Jabulon«<br />

genannt, was eine Art Antitrinität bedeute, die aus den Namen Jahwe, Baal <strong>und</strong> Osiris gebildet worden sei.<br />

Wie dem auch sei: Ich wäre vorsichtig mit der Aussage, dass der ABAW der Teufel ist, denn tatsächlich<br />

wissen wir es ja nicht. Der Geist der Freimaurerei hat sich der Menschheit (noch) nicht persönlich <strong>und</strong> mit<br />

Namen vorgestellt. Somit wissen wir nicht, ob es ihn gibt <strong>und</strong> ob er mehr ist, als bloss ein synkretistisches<br />

Hirngespinst. Sicher gehört er nicht zum Reich des biblischen Gottes. Aber es könnte statt des Teufels auch<br />

einer seiner »Fürsten« sein, der die Freimaurerei inszeniert hat. Zudem sind meines Erachtens sicher die<br />

allerwenigsten Freimaurer wirkliche Satanisten im eigentlichen Sinn. Sie sind nicht die (bewussten) Täter,<br />

sondern die Opfer. So schreibt auch Baum (Kath. 1975, 27): «<strong>Die</strong> Freimaurer sind ... keine Satanisten, sie<br />

sind lediglich die zuerst Hereingefallenen des raffiniert getarnten Satanismus.« Sie sind die Opfer des sie<br />

am Narrenseil führenden Riesenbetrugs.<br />

Ganz sicher ist eines: Der «Allnlächtige Baumeister aller Welten» ist nicht der gleiche Gott Vater, der sich<br />

uns in der Bibel offenbart. Darüber sind sich alle einig: Freimaurer (z. B. Lagutt FM 1958 60) <strong>und</strong> Christen:<br />

»Wer die Schriften der Freimaurer durchliest, dem wird es klar, dass dieser 'dreifach <strong>grosse</strong> Baumeister'<br />

wesentlich von dem dreieinigen Gott verschieden ist, an welchen wir Christen glauben.« (Nielsen Prot.bibl.<br />

1882 60)<br />

6.3. Christus aus FM Sicht<br />

Wie das Gottesbild, so wird auch das Jesus Bild in der Freimaurerei auf verschiedene Art relativiert,<br />

hauptsächlich subjektiv <strong>und</strong> historisch: Es gibt über ihn scheinbar kein absolut sicheres Wissen. Jede<br />

Person <strong>und</strong> jede Geschichtsperiode sieht ihn wieder anders.<br />

6.3. 1. Individuelle Christus Vorstellungen:<br />

»Nun ist freilich gerade das sehr umstritten, was Jesus eigentlich war <strong>und</strong> was er eigentlich wollte. Bücher ...<br />

zeigen selbst den Uneingeweihten die ungeheure Schwierigkeit eines objektiven Jesusbildes. Innerhalb der<br />

evangelischen Theologie ist die Auffassung der wesentlichen Bedeutung Jesu kaum weniger mannigfaltig,<br />

als in den anderen <strong>grosse</strong>n Lebenskreisen. Jeder sieht seine Ideale oder seine Sehnsucht in ihn hinein. Den<br />

Liberalen erscheint er liberal, den Orthodoxen erscheint er orthodox, den Kommunisten ist er ein<br />

Kommunist <strong>und</strong> den Anthroposophen erscheint er in anthroposophischem Licht. Aber auch innerhalb des<br />

liberal protestantischen Kreises wird sein Bild verschieden gesehen.« (Schenkel Prot.Iib. 1926 154)<br />

Was aus unserer Sicht dieses Zitat kennzeichnet, das ist, dass von Jesus in der Vergangenheitsform<br />

gesprochen wird. <strong>Die</strong> «Freiheit« der Interpretationen basiert auf der stillschweigenden Annahme, dass er tot<br />

ist, dass er bloss eine geschichtliche Erscheinung war.<br />

6.3.2. Christus als geschichtlicher Mensch:<br />

Für Lessing (FM 1793, 1976 634) ist es «unstreitig», dass die frühen Christen «keinen solchen Sohn Gottes<br />

meinten, welcher mit Gott von gleichem Wesen sei.»<br />

Auch für Bender (FM 1942 214ff) ist Jesus kein Sohn Gottes im biblischen Sinn. Dazu wurde er erst später<br />

gemacht. Er schreibt: «Er beanspruchte nicht etwa die Gottessohnschaft allein für sich, wie es später<br />

ausgelegt wurde, sondern nannte Söhne Gottes, Kinder Gottes alle, die Gottes Willen aufrichtig zu erfüllen<br />

sich bemühen ... Vielmehr nannte er sich viel öfter ausdrücklich des Menschen Sohn , wohl eben, weil das<br />

Volk ihn immer wieder als Gott verehren wollte, wobei er dann aber immer in die Einöde entwich.» (S. 214f)<br />

«Bald wurde die einfache Lehre der Liebe mit einem Glaubensbekenntnis vertauscht, das Christus zu


einem Gott statt Menschensohn machte.«<br />

Der Inhalt der Auffassung über Christus <strong>und</strong> Gott ist nach Schenkel abhängig »von der Stufe der erreichten<br />

Menschlichkeit». (S. 159)<br />

6.3.3. Christus als Humanist <strong>und</strong> Vorbild:<br />

<strong>Die</strong> meisten Freimaurer sind wohl der Überzeugung, «keinen anderen Geist zu pflegen, als den des<br />

<strong>grosse</strong>n Meisters Jesus von Nazareth«. (Schenkel, Bauhofer FM 1975 22)<br />

Christus wird nicht als Gott gesehen, sondern als Humanist <strong>und</strong> als entsprechendes Vorbild: »Für Jesus<br />

handelte es sich ganz wesentlich um den Menschen <strong>und</strong> die Menschlichkeit. Er hat den Menschen rein als<br />

solchen in seinem Verhältnis zu Gott genommen. Er suchte den Menschen hinzuführen auf das Problem<br />

seiner Seele, oder, für unser Bewusstsein ausgedrückt, auf das Problem seiner sittlichen<br />

Eigenpersönlichkeit. Er hat die Menschen beurteilt nur nach ihrem persönlichen Wert oder Unwert, aber<br />

nicht nach Kategorien der Rasse <strong>und</strong> des Volkstums, der Zugehörigkeit zu einer bestimmten<br />

Religionsgemeinschaft oder nach ihrer dogmatischen Einstellung ... Wer also im Sinne Jesu leben will,<br />

muss vorurteilslos jedem Menschen als solchem gegenübertreten <strong>und</strong> muss bei aller Verankerung im<br />

Nationalen <strong>und</strong> Kirchlichen doch auch über diese Schranken hinwegzusehen vermögen.« (Schenkel S.<br />

157f)<br />

«Dass es Jesus um die Menschlichkeit geht, zeigt das unerreichte Gleichnis vom barmherzigen Samariter ...<br />

Bei der Frömmigkeit Jesu ist das Charakteristische das unbedingte Vorwiegen der ethischen<br />

Gesichtspunkte <strong>und</strong> damit des humanen Sinnes.« (Ebd. 158) Schenkel will «die innere Verwandtschaft des<br />

humanitären Geistes der Freimaurerei mit Jesus auch noch in vielfacher anderer Weise aufzeigen.« (S. 160)<br />

Jesus habe in erster Linie Liebe, Nächstenliebe, Menschenliebe gepredigt <strong>und</strong> vorgelebt, er habe sein<br />

»Leben restlos in den <strong>Die</strong>nst der Menschen» gestellt. Das sei auch das Anliegen der Freimaurerei. «Treue<br />

bis in den Tod, wie sie das Lebensende Jesu krönt, ist der Inhalt des Meistergrades.» (S. 1 60f)<br />

Aus dieser Sicht erscheint der Gott des Alten Testamentes als »inhuman», <strong>und</strong> Jesus habe ihn sozusagen<br />

humanisiert, «indem er dem inhumanen Gottesbegriff der pharisäischen Tradition Beispiele aus der Welt<br />

edlen Menschentums als Beweis für seine humanere Gottesauffassung entgegenstellte.« (S. 158)<br />

Anstössig ist für Schenkel hauptsächlich die Auffassung, dass der Mensch ein Sünder sein soll, dass die<br />

Menschen in Sünder <strong>und</strong> Gerechte eingeteilt werden, angesichts »der Tatsache, dass Gott Sonne <strong>und</strong><br />

Regen allen gleichermassen zuteil werden lässt.» (S. 158) <strong>Die</strong> »pietistische Sündenangst«, die «jede edlere<br />

Regung« verspotte, sei »Jesus gänzlich fremd«. (S. 158) Menschenunwürdig ist für Schenkel auch die<br />

Vorstellung, dass die ja so »edlen« Menschen eines Tages gerichtet werden sollen. <strong>Die</strong> »eschatologische<br />

Auffassung« sei «praktisch wertlos <strong>und</strong> inhaltlich anstössig«, meint er. (Ebd. 162) Wer die biblische Sicht<br />

Jesu <strong>und</strong> nicht die humanistische Sicht vertritt, der wird nun seinerseits abgewertet, auf eine niedrigere<br />

«Stufe der erreichten Menschlichkeit« versetzt: »Der kirchliche Volksglaube enthält in seiner<br />

Gottesvorstellung inhumane Züge als Erbe jüdischen <strong>und</strong> vorreformatorischen Denkens.» (S. 159)<br />

Schenkels Jesus steht im Gegensatz zur angeblichen »Phantastik der eschatologischen<br />

Erlösungsreligion ... Er ist die Verkörperung der sittlichen Erlösungsreligion ... Da es ihm ganz auf die<br />

Echtheit <strong>und</strong> Lebenswirklichkeit ankam, formulierte er keine abstrakten Begriffe, sondern versuchte, seine<br />

geistige Welt in Bildern zu übermitteln ... <strong>Die</strong> Freimaurerei geht den gleichen Weg bewusst, indem sie<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich auf jede begriffliche Formulierung der eigentlichen Lebensgeheimnisse verzichtet <strong>und</strong> die<br />

Bildersprache für genügend, ja für geeigneter hält.« (S. 155)<br />

Der Abgr<strong>und</strong>, der zwischen dieser humanistischen <strong>und</strong> der biblischen Jesus Auffassung besteht, scheint<br />

Schenkel nicht bewusst zu sein. Jesus als das »Wort», das «fleischgewordene Wort«, hat zur Verkündigung<br />

<strong>und</strong> eben auch zur Darstellung seiner »Bilder« das Wort gebraucht. Niemals hat er das Schweigen<br />

propagiert <strong>und</strong> das stumme »Erleben» gefördert, sondern stets ein ausgesprochenes Bekenntnis erwartet<br />

nicht für die »Menschlichkeit«, das ist ein abstrakter Begriff, sondern für sich.<br />

6.3.4. Jesus als «Eingeweihter», «Priester», «Meister»:


Hauptsächlich in der Schwedischen Lehrart der Freimaurerei, aber auch bei anderen freimaurerischen<br />

Autoren, erscheint Jesus auch in einem gnostischen Licht. Jesus ist »ganz Mensch» <strong>und</strong> als solcher<br />

»Christusträger«. Dank des «Christusgeistes« wird er »göttlicher Eingeweihter <strong>und</strong> Priester». (Lagutt FM<br />

1958 44) Bei der Auferweckung des Lazarus werde dies aller Welt deutlich. Jesus vollziehe «öffentlich an<br />

Lazarus, was sonst verborgenstes Tempelgeheimnis war.« (Ebd. 44) «Im Johannes Evangelium tritt Jesus<br />

in Deutlichkeit als der <strong>grosse</strong> Initiator, als Eingeweihter im höchsten Sinne auf ... In aller Offenheit tritt Jesus<br />

als der <strong>grosse</strong> Eingeweihte, als Hierophant im Sinne der alten Mysterien auf, als er die Auferweckung des<br />

Lazarus vollzieht ... In Lazarus bricht das Ewige durch ... Wo immer im Men¬schen der Geist, das Ewige,<br />

das höhere Selbst durchbricht, oder anders ausgedrückt, der Mensch in seinem strebenden Bemühen sich<br />

dem Quell seines wahren Wesens nähert, erlebt er die <strong>grosse</strong> Auferweckung. Ist es nun verw<strong>und</strong>erlich,<br />

dass das Johannes Evangelium in der esoterischchristlichen Strömung eine solch zentrale Stellung<br />

einnimmt?« (S. 143)<br />

In der schwedischen Lehrart erscheint Jesus als »erster Grossmeister« der Loge. »Der erste Grossmeister<br />

der Loge war Jesus; nach Jesus kam Jakobus, <strong>und</strong> nach dessen Tod traten die Jünger <strong>und</strong> Verwandten<br />

Jesu zusammen <strong>und</strong> wählten Simeon ... Christus trat als Philosoph <strong>und</strong> Lehrer einer reinen Naturreligion<br />

auf.« (Nielsen Prot.bibl. 1882 88 über die Schwedische Lehrart) Nielsen zitiert einen schwedischen<br />

Freimaurer Text über das «exoterische» <strong>und</strong> das »esoterische« Auftreten Christi: «Bei dem exoterischen<br />

Vortrage liess er daher manche Vorurteile stehen ... Aber bei dem esoterischen Vortrage im Innern seiner<br />

Meisterlogen um jedoch bloss einen Wink zu geben trat Jesus z.B. niemals als wahrer <strong>und</strong> eigentlicher<br />

Gott auf, sondern allein als der Grossmeister im Osten, welcher die Menschheit erleuchten, wahre<br />

moralische Begriffe verbreiten <strong>und</strong> uns dereinst die Unsterblichkeit zusichern wollte.« (Ebd. 89) Im<br />

schwedischen Lehrsystem wird auch die Ansicht verbreitet, Johannes der Täufer <strong>und</strong> Jesus seien<br />

»Vorsteher des Essäerb<strong>und</strong>es« gewesen. (Nielsen 1883 22ff) <strong>Die</strong>ses kurze Stimmungsbild soll hier<br />

genügen. <strong>Die</strong> schwedische Lehrart ist auch unter Freimaurern umstritten (z.B. Schiffmann, 1883 23).<br />

Nielsen (1882, 1883) hat die »Pseudo Christlichkeit des schwedischen Systems» (1883 27) ausführlich<br />

dargestellt.<br />

6.3.5. Zusammenfassung <strong>und</strong> Vergleich<br />

Zusammenfassend kann eindeutig gesagt werden: Das Jesus Bild, das die Freimaurerei vermittelt,<br />

entspricht nicht dem Jesus Bild der Bibel.<br />

In der Freimaurerei wird Jesus als geschichtlicher Mensch betrachtet, über den sich jeder beliebige<br />

Vorstellungen machen kann. Aus biblischer Sicht steht Jesus nicht nur in der Geschichte, sondern auch<br />

über der Geschichte. Und die biblischen Aussagen über ihn sind nicht mehrdeutig, sondern eindeutig. Das<br />

geht auch aus den Ergebnissen der Bibeiforschung hervor. Sie


symbolischen Gehalt seiner Taten <strong>und</strong> als ethisches Vorbild weiter. Der biblische Jesus hat keine Lehre<br />

angeboten, sondern sich selbst hingegeben; Er hat keine religiösen Erlebnisse vermittelt, sondern «Worte<br />

des Lebens« gesprochen; Er hat die Menschen nicht mit ethischen Geboten <strong>und</strong> Richtlinien belastet,<br />

sondern Frieden mit dem lebendigen Gott gestiftet, die Beziehungen zwischen den Lebenden befreit <strong>und</strong><br />

damit alle Gesetzlichkeit »aufgehoben«.<br />

Der gnostische Jesus Christus ist gespalten in Jesus <strong>und</strong> Christus, in Mensch <strong>und</strong> Gott, in Körper, Seele<br />

<strong>und</strong> Geist. Der biblische Jesus Christus ist eine lebendige Einheit von dem allem, die jede bloss<br />

menschliche Vorstellungskraft übersteigt.<br />

6.4. Freimaurerei <strong>und</strong> liberale Theologie<br />

Nach Schenkel besteht zwar kein »bewusstes Bündnis zwischen Freimaurerei <strong>und</strong> liberaler<br />

protestantischer Theologie». Aber es gibt eine »wesenhafte <strong>und</strong> schicksalhafte Verb<strong>und</strong>enheit« (S. 3), eine<br />

«innere Verwandtschaft« (S. 163) sowie dichte personelle Verflechtungen. (S. 40f.)<br />

6.4. 1. Enge Geistesverwandtschaft zwischen Freimaurerei <strong>und</strong> liberalem Protestantismus<br />

Schenkel stellt eine weitgehende geistige Übereinstimmung zwischen Freimaurerei <strong>und</strong> liberalem<br />

Protestantismus fest:<br />

»Man wird sagen können, dass im ganzen genommen in der Freimaurerei die Auffassung Jesu, wie sie sich<br />

aus der liberalen protestantischen Forschung von den Anfängen der Aufklärung an ergeben hat, schon<br />

immer praktisch verwertet ist, allerdings unter selbstverständlicher Ausschaltung der zeitweise<br />

hervorgehobenen eschatologischen Auffassung, die praktisch wertlos <strong>und</strong> inhaltlich anstössig ist. <strong>Die</strong>se<br />

inhaltliche Übereinstimmung hätte die Möglichkeit einer viel stärkeren Verankerung des protestantischen<br />

Liberalismus geboten, wenn nicht die meisten führenden Persönlichkeiten des liberalen Protestantismus<br />

des Sinnes für Kultus wie des Sinnes für die Bedeutung festgefügter Organisationen ermangelt hätten. Der<br />

liberale Protestantismus hat aus sich selbst heraus feste kirchliche Gemeinschaften kaum zu schaffen<br />

vermocht. Besonders stark empfindet man die innere Verwandtschaft, wenn man die freimaurerische<br />

Gedankenwelt in Beziehung setzt nicht zum christlichen Dogma, sondern zur protestantischen Ethik. Hier<br />

treten die verwandten Züge am deutlichsten hervor. Ich wüsste nicht, welche Unterschiede zwischen dem<br />

Pflichtgedanken, dem Berufsgedanken, dem Arbeitsgedanken in der Auffassung der Freimaurerei <strong>und</strong><br />

diesen Gedanken in einer modernen protestantischen Ethik nachzuweisen wären. Vor allem aber ist es die<br />

gleiche Gr<strong>und</strong>einstellung, nämlich die Ablehnung aller Heteronomie <strong>und</strong> aller Kasuistik <strong>und</strong> die zentrale<br />

Bedeutung des freien, vor dem ewigen Gott verantwortlichen Gewissens ...« (Schenkel S. 162ff)<br />

Hammer (Prot. 1984) meint, die heutige protestantische Theologie sei über die Freimaurerei<br />

hinausgewachsen: »Das Gedankengut der Freimaurerei, das im Kontext des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts eindeutig<br />

»Fortschritt« bedeutete, aber beim damals behaupteten <strong>und</strong> erreichten Deismus im wesentlichen<br />

stehenblieb, darf für die heutige protestantische Theologie, ganz gleich, wo sie angesiedelt ist, als<br />

überw<strong>und</strong>en gelten.« (S. 27) Eine humanistische, allgemein menschliche Religion »kann ebensowenig<br />

befriedigen wie ein von der Botschaft von Sünde <strong>und</strong> Gnade absehendes freies, edles Menschentum, das<br />

sich gnostisch mystisch aus eigener Kraft von Stufe zu Stufe selbst vervollkommnet <strong>und</strong> dabei doch nur den<br />

im engen, für die Aussenstehenden verborgenen Bruderb<strong>und</strong> vereinigten Brüdern zugute kommt. <strong>Die</strong><br />

Einwände der evangelischen Theologie gegen das Gedankengut der Freimaurerei sind im wesentlichen<br />

dieselben wie gegen die Aufklärung eines Voltaire <strong>und</strong> seines Schülers auf dem Preußenthron <strong>und</strong> gegen<br />

den Idealismus der Freimaurer Lessing, Herder, Fichte, Goethe, von Humboldt <strong>und</strong> von Knigge.<br />

Bedeutendere Geister als die genannte Prominenz sind aus dem protestantischen Bereich seither in der<br />

Freimaurerei nicht mehr wahrzunehmen. Ihre geheimnisvolle Arbeit im geschlosssenen Tempel wirkt<br />

sowohl in der modernen Demokratie wie in einem modernen freien Protestantismus, in denen alle ethischen<br />

Postulate <strong>und</strong> Probleme diskutiert <strong>und</strong> alle liturgischen Anlässe öffentlich sind, anachronistisch.« (Hammer<br />

Prot. 1984 27)<br />

6.4.2. Freimaurerei <strong>und</strong> Bibelkritik:


Möglicherweise prägt der Geist der Freimaurerei auch die moderne protestantische Theologie doch noch<br />

tiefer als Hammer annimmt.<br />

Wir haben gesehen, dass das Wesen der Freimaurerei darin liegt, dass sie dem Wort im weitesten Sinne<br />

misstraut <strong>und</strong> an seine Stelle das Symbol setzt, dass sie alles Jenseitige relativiert <strong>und</strong> das <strong>Die</strong>sseitige, dem<br />

Menschen durch eigene Anstrengungen Zugängliche, verabsolutiert. Wir haben zudem gesehen, dass<br />

Weltbild, Menschenbild, Gottesbild <strong>und</strong> Jesusbild der Freimaurerei radikal den entsprechenden Aussagen<br />

der Bibel entgegenstehen. <strong>Die</strong> beiden »Realitäten« widersprechen sich, sie schliessen sich aus, sie können<br />

nicht beide gleichzeitig wahr sein. Aus freimaurerischer Sicht liegt natürlich der Gr<strong>und</strong> für diese<br />

Widersprüche nicht in der Freimaurerei, sondern in der Bibel. Freimaurerei ist darum ihrem Wesen gemäss<br />

Bibelkritik. Es kommt mir hier nicht in erster Linie darauf an, festzustellen, wie viele <strong>und</strong> welche<br />

bibelkritischen Theologen Freimaurer waren, Eine solche Untersuchung würde den Rahmen dieser Arbeit<br />

sprengen <strong>und</strong> hätte, nicht zuletzt wegen dem geheimen bzw. »diskreten» Charakter der Freimaurerei, eine<br />

äusserst relative Bedeutung. Neben den unbekannten Maurern gibt es zudem auch die ungezählten<br />

»Maurer ohne Schurz». Darum kommt es in erster Linie auf den Geist an. Und bezüglich des Geistes kann<br />

eindeutig gesagt werden: Der Geist der Freimaurerei ist bibelkritisch. Er akzeptiert keine über ihm stehende,<br />

absolute Geltung beanspruchende Wahrheit, Person oder Aussage, selbst wenn sie in der Bibel steht. <strong>Die</strong><br />

Freimaurerei stellt sich über die Bibel, beschlagnahmt die Bibel <strong>und</strong> unterwirft sie. <strong>Die</strong> Bibel wird nicht<br />

abgelehnt, sondern relativiert, konserviert, in »Schutz« genommen <strong>und</strong> menschlicher, »wissenschaftlicher»<br />

Untersuchung zugänglich gemacht. Plumpe Ablehnung wäre primitiv: In Andersons Konstitution wird der<br />

Atheist als »einfältig« bezeichnet. (Zit. in Oslo, S. 379) <strong>Die</strong> Relativierung ist Ausdruck einer viel raffinierteren,<br />

tieferen, dafür äusserst abgründigen Feindschaft.«<br />

<strong>Die</strong> Reformatoren konnten das in der Bibel bezeugte Wort Gottes als wichtigste, »heiligste» Waffe der<br />

geballten Macht des etablierten Katholizismus entgegensetzen. Ab 1717 beginnen protestantische<br />

Theologen, diese «heilige Kuh« der eigenen Herkunft zu zerlegen, in einen rein menschlichen<br />

Zusammenhang zu stellen <strong>und</strong> allenfalls auch auf ein menschliches Podest zu heben. Im folgenden sei kurz<br />

auf die Freimaurer <strong>und</strong> protestantischen Theologen Gotthold Ephraim Lessing (1729 1781) <strong>und</strong> Johann<br />

Gottfried von Herder(1744 1803) eingegangen, die einen wesentlichen Einfluss auf die protestantische<br />

Theologie ausübten. Dabei geht es vor allem um ihre Stellung zur Bibel.<br />

Aus Lessings »Theologiekritischen Schriften» 1778 geht eindeutig hervor, dass er die Bibel nicht als von<br />

Gott inspiriertes Wort, sondern als rein menschliches Machwerk ansah. <strong>Die</strong> Ausführungen über die<br />

Entstehung der Evangelien tragen den Titel: »Neue Hypothese über die Evangelisten als bloss menschliche<br />

Geschichtsschreiber betrachtet«. Auch bei der Zusammenstellung des Kanons hat nach Lessing keine<br />

höhere Macht mitgewirkt. <strong>Die</strong> »Offenbarung Johannis« ist ihm »ein Beweis, wie planlos sich der Kanon des<br />

neuen Testaments gebildet« hat. Nach seiner Meinung waren Redaktoren am Werk, die »mit aller Freiheit<br />

abgeschrieben« haben. Inspiration ist höchstens Einbildung der scheinbar Inspirierten. Vermutlich zuckte<br />

man auch damals schon die Achseln über Leute, die etwas Historisches aus Inspiration zu wissen vorgaben.<br />

Ein Evangelium braucht es nach Lessing nicht für alle Leute, sondern es wird nur so lange eines geben, »als<br />

es Menschen gibt, die eines Mittlers zwischen ihnen <strong>und</strong> der Gottheit zu bedürfen glauben.« (1976 635)<br />

Lessing hat mit dem gläubigen Hauptpastor Johann Melchior Goeze eine harte theologische<br />

Auseinandersetzung geführt, die einen <strong>grosse</strong>n Teil seiner »Theologiekritischen Schriften» ausmacht<br />

(»Anti-Goeze«, I XII.)<br />

<strong>Die</strong> folgenden Herder Zitate sind dem Artikel von J. Böni, Pfarrer <strong>und</strong> Grossmeister der »Alpina», über den<br />

»Theologen Johann Gottfried Herder« (1944) entnommen. Herder hat nach Böni die Denkart des<br />

»christlichen Humanismus« geprägt <strong>und</strong> auch als «erster Geistlicher der protestantischen Landeskirche« in<br />

Deutschland einen nachhaltigen Einfluss ausgeübt. Er lehnte es ab, die Bibel als «sakrosankte Schriften»<br />

zu betrachten <strong>und</strong> wandte sich gegen »theologische Engherzigkeit». <strong>Die</strong> Bibel ist nicht übermenschlicher<br />

<strong>und</strong> allgemeinmenschlicher Maßstab, sondern in die Menschheitsgeschichte eingebettet. »<strong>Die</strong> Bibel ist aus<br />

der Vorstellungswelt der Antike zu verstehen.» (Böni, S. 288) Das Christentum ist eine Religion unter vielen,<br />

die ebenfalls ihre Bedeutung <strong>und</strong> ihre Wahrheiten haben. «Ebenso unbefangen wie das Christentum<br />

würdigt der protestantische Geistliche die nichtchristlichen Religionen, von denen insbesondere auf die<br />

Religion der Griechen ein verklärendes Licht fällt.» (S. 286). Herder relativiert das Wort auch insofern, als er<br />

ihm gegenüber das Gefühl, das Erlebnis, die «Leidenschaft» aufwerten möchte. (S. 291) Bei Herder hören<br />

wir »nichts von Erlösung, Sündenvergebung, Rechtfertigung» (S. 290).


<strong>Die</strong>sem liberal kritischen, freimaurerischen Einfluss haben sich nach Schenkel auch die scheinbar etwas<br />

unterbelichteten bibeltreuen Protestan¬ten nicht entziehen können. »Selbst die positiven <strong>und</strong> orthodoxen<br />

Kreise, soweit sie sich einer gewissen Allgemeinbildung erfreuen, sind von liberalen Gedanken, wenn auch<br />

langsam <strong>und</strong> vielfach unbewußt, durchsetzt worden.« (Schenkel). Nach W. Neuer waren unter anderen<br />

folgende Begründer der modernen Bibelkritik Freimaurer: Hermann Samuel Reimarus (1694-1768), Ernst<br />

Renan (1823- 1892), Christian Wolff (1679- 1754), David Friedrich Strauss (1808- 1874).<br />

6.4.3. Personelle Verflechtungen zwischen Freimaurerei <strong>und</strong> liberalem Protestantismus<br />

Zu diesem Thema müssen wir uns hier mit einigen Zitaten aus Schenkel begnügen.<br />

»Wohl aber sind durch einzelne Persönlichkeiten starke Verbindungsfäden zwischen Loge <strong>und</strong> freien<br />

protestantischen Organisationen vorhanden. Es sei nur erinnert an den bekannten Heidelberger Juristen<br />

Bluntschli, den ersten Vorsitzenden des Protestantenvereins, der zugleich ein sehr eifriger Freimaurer war<br />

<strong>und</strong> die Würde eines Grossmeisters in der Grossloge 'Zur Sonne' (Bayreuther System) bekleidete. Über die<br />

gegenwärtigen Beziehungen ist es aus begreiflichen Gründen nicht ratsam, Einzelheiten anzuführen. Es<br />

genügt, auf die Tatsache zu verweisen, dass sowohl Geistliche hervorragende Stellen in den Logen <strong>und</strong><br />

Grosslogen einnehmen, wie umgekehrt Freimaurer in beachtenswertem Umfang in kirchlichen<br />

Vertretungen vorhanden sind. Jedenfalls betrachten gerade in Deutschland die meisten Freimaurer die<br />

Freimaurerei als in der Geistesrichtung des freien Protestantismus liegend.« (S. 41) Der aus der Schweiz<br />

stammende Johann Kaspar Bluntschli (1808 1881) war liberaler Staatsrechtler <strong>und</strong> Politiker. Er gilt »als<br />

Stifter des deutschen Protestantenvereins, der im Gegensatz zu der damals vorherrschenden<br />

protestantischen Orthodoxie für grössere Freiheit in den theologischen Wissenschaften eintrat.« (Valmy,<br />

62)<br />

»In der Schweiz zeigt sich die Verbindung von Freimaurerei <strong>und</strong> Protestantismus in Männern wie Quartier la<br />

Tente, der im Januar 1925 als ein in der ganzen Welt bekannter Freimaurer gestorben ist. In Neuenburg<br />

geboren, wurde er später Pfarrer, bekleidete eine theologische Professur, <strong>und</strong> war ein halbes Jahrzehnt<br />

Grossmeister der Schweizer Grossloge Alpina. Bekannt wurde er vor allem durch sein eifriges Streben nach<br />

Ausbau der übernationalen Fühlungnahme der Freimaurerei.« (Schenkel S. 40) Zu erwähnen ist an dieser<br />

Stelle nochmals der liberale protestantische Theologe <strong>und</strong> Pfarrer J. Böni. 1942 1947 war er Grossmeister<br />

der «Alpina« <strong>und</strong> Pfarrer in Trogen. In dieser Zeit entstand in Trogen das Pestalozzi Kinderdorf.<br />

7. <strong>Die</strong> Freimaurerei aus der Sicht Christi<br />

Im letzten Kapitel haben wir versucht, das Christentum, Gott, Christus <strong>und</strong> die protestantische Theologie<br />

aus dem Blickwinkel der Freimaurerei zu betrachten. In diesem Kapitel soll die Blickrichtung umgedreht<br />

werden. Es soll der Versuch gewagt werden, die Freimaurerei aus der Sicht Christi zu beurteilen, wobei wir<br />

annehmen, dass er wirklich »leibhaftig auferstanden» ist, <strong>und</strong> dass ihm alle Macht im Himmel <strong>und</strong> auf Erden<br />

übertragen wurde. Bei den Aussagen Christi verlassen wir uns hauptsächlich auf die in der Bibel von ihm<br />

<strong>und</strong> über ihn bezeugten Worte. Also: Gott hat Jesus Christus «eingesetzt zu seiner Rechten im Himmel über<br />

alle Reiche, Gewalt, Macht, Herrschaft <strong>und</strong> alles, was sonst einen Namen hat, nicht allein in dieser Welt,<br />

sondern auch in der zukünftigen.« (Eph. 1, 20f)<br />

7.1. <strong>Die</strong> Freimaurerei als Gegner Christi<br />

Wir haben gesehen, dass die Freimaurerei jeden Absolutheitsanspruch (ausser dem eigenen natürlich)<br />

ablehnt. Der Geist der Freimaurerei bekämpft jeden Anspruch auf absolute Wahrheit <strong>und</strong> hat bisher bereits<br />

den Absolutismus, den Faschismus, die kommunistische Einparteienherrschaft besiegt. In der katholischen<br />

Kirche <strong>und</strong> in den protestantischen Kirchen sind die Auseinandersetzungen noch im Gange. Es ist wohl<br />

möglich, dass am Schluss nur noch ein Gegner übrig bleibt: Jesus Christus.<br />

7.1.1. Ablehnung des Absolutheitsanspruches Christi


Der Absolutheitsanspruch Christi ist der «Stein des Anstosses» für die Frei¬maurer: »Ich bin der Weg <strong>und</strong><br />

die Wahrheit <strong>und</strong> das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich« (Joh. 14, 6). Oder: »Ohne mich<br />

könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen ...« (Joh. 15, 5f). Für einen Humanisten<br />

sind das unglaubliche, ungeheure, unerhörte Worte. Warum soll es nicht auch andere Wege geben? Gibt es<br />

nicht auch in anderen Religionen »Erkenntnis« <strong>und</strong> schöne Erlebnisse? Ist es nicht unfair <strong>und</strong> ungerecht,<br />

die Menschen derart ungleich zu behandeln <strong>und</strong> zu verurteilen? <strong>Die</strong> Freimaurerei nimmt diese Worte Jesu<br />

nicht ernst, sondern relativiert sie <strong>und</strong> damit den, mit dem sie zu tun haben. Der Absolutheitsanspruch<br />

Christi wird abgelehnt. Damit ist aus freimaurerischer Sicht noch keine Gegnerschaft verb<strong>und</strong>en, sondern<br />

es sieht so aus, als ob erst der «moderne», «aufgeklärte» Mensch die Zusammenhänge richtig erkennen<br />

<strong>und</strong> Jesus Christus ins richtige Licht rücken könne. Aus der Sicht Christi ist nun aber gerade das eine<br />

ungeheure Anmassung <strong>und</strong> totale Verkennung der wirklichen Herrschaftsverhältnisse. <strong>Die</strong> Relativierung ist<br />

in Wahrheit Ablehnung, <strong>und</strong> hinter den zum Teil schönen »christlichen« Worten verbirgt sich äusserste<br />

Feindschaft. Der Geist der Freimaurerei macht dem auferstandenen Jesus Christus die Herrschaft streitig.<br />

Er wird auf ein rein menschliches Maß reduziert, abgewertet, verniedlicht <strong>und</strong> in ein theoretisches Schema<br />

der menschlichen Entwicklungsgeschichte integriert. Seine Worte, besonders die, die Anstoss erregen, sind<br />

in der Loge Tabu. Wer Christus als den Herrn verkündet, der wird zum Schweigen gebracht <strong>und</strong> auf den<br />

Sonntagvormittag verwiesen.<br />

Ist Christus wirklich auferstanden, so ist eindeutig: <strong>Die</strong> Freimaurerei ist nicht für, sondern gegen ihn. Auf die<br />

Freimaurerei trifft also das folgende Wort Jesu zu: »Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich, <strong>und</strong> wer nicht<br />

mit mir sammelt, der zerstreut« (Lk. 11, 23).<br />

7.1.2. <strong>Die</strong> Freimaurer als die «Bauleute» der Bibel<br />

In der Bibel kommt das Wort »Freimaurer» natürlich nicht vor. Dagegen gibt es den Ausdruck »Bauleute«,<br />

der zur Bezeichnung derjenigen Menschen <strong>und</strong> Menschengruppen (Pharisäer, Schriftgelehrte vor allem)<br />

verwendet wird, die nicht auf Jesus Christus bauen, sondern auf eigene, menschliche Weisheit, Kraft <strong>und</strong><br />

Schönheit. Wesen <strong>und</strong> Inhalt, Bauhüttentradition <strong>und</strong> Tempelbausymbolik der Freimaurerei legen nun nahe,<br />

dass dieser Ausdruck auch auf die Freimaurerei zutrifft, so dass gesagt werden kann: <strong>Die</strong> Freimaurer sind<br />

die Bauleute der Bibel.<br />

<strong>Die</strong>se Bauleute sind in der Bibel dadurch charakterisiert, dass sie den tragenden Stein, den «Eckstein» des<br />

Baues Gottes verworfen haben. (Ps. 118, 22f; Mt. 21, 42; Mk. 12, 10; Lk. 20, 17; Apg. 4, 11; 1. Petr. 2, 7) Der<br />

Eckstein des Baues Gottes ist Jesus Christus. »Er (Jesus) ist der Stein, der von euch Bauleuten verworfen<br />

wurde, der aber zum Eckstein geworden ist. Und in keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns<br />

Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen.» (Apg. 4,<br />

11 f).<br />

7.1.3. Der «Tempel der Humanität» ist nicht der «Tempel Gottes»<br />

Der Bau des Gottes der Bibel wird ebenfalls als »Tempel» bezeichnet. <strong>Die</strong> folgende Aussage gilt für<br />

diejenigen, die den Absolutheitsanspruch Christi ernst genommen haben <strong>und</strong> nun an seinem Bau mitwirken:<br />

»Ihr seid also jetzt nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen <strong>und</strong><br />

Hausgenossen Gottes. Ihr seid auf das F<strong>und</strong>ament der Apostel <strong>und</strong> Propheten gebaut; der Schlussstein ist<br />

Jesus Christus selbst. Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten <strong>und</strong> wächst zu einem heiligen<br />

Tempel im Herrn. Durch ihn werdet auch ihr im Geist zu einer Wohnung Gottes erbaut« (Eph. 2, 19 22).<br />

<strong>Die</strong>ser Bau Gottes ist nun gewiss nicht mit dem freimaurerischen «Tempel der Humanität» identisch. Es<br />

handelt sich um zwei gr<strong>und</strong>sätzlich verschie¬dene Bauwerke: Beim Bau Gottes ist Jesus der Eck oder<br />

Schlussstein, der alles zusammenhält. Er wird, um einen anderen Bau Ausdruck zu verwenden, auch als<br />

«Gr<strong>und</strong>« oder «F<strong>und</strong>ament« bezeichnet: «Das F<strong>und</strong>ament ist gelegt: Jesus Christus. Niemand kann ein<br />

anderes legen.« (l. Kor. 3, 11) Beim «Tempel der Humanität» hingegen ist Jesus ein gewöhnlicher Stein,<br />

vielleicht ein besonders schöner Stein, aber ganz bestimmt nicht der Eckstein, Schlussstein oder das<br />

F<strong>und</strong>ament. Da der freimaurerische Bau nicht der Bau des in der Bibel bezeugten Gottes <strong>und</strong> seines<br />

Sohnes ist, gilt für ihn aus biblischer Sicht: Er ist nicht stabil, nicht dauerhaft; er hält nicht, was er verspricht.<br />

Wer dort arbeitet, der wird nicht belohnt, hat falsch investiert <strong>und</strong> sollte so rasch wie möglich innerlich<br />

»umstrukturieren», die Stelle wechseln. »Wenn der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die


daran arbeiten.» (Ps. 127, 1)<br />

Alles hängt von der Einstellung zu Jesus Christus ab: »Zu ihm kommt als zu dem lebendigen Stein, der von<br />

den Menschen verworfen ist, aber bei Gott auserwählt <strong>und</strong> kostbar... Für euch nun, die ihr glaubt, ist er<br />

kostbar; für die Ungläubigen aber ist 'der Stein, den die Bauleute verworfen haben <strong>und</strong> der zum Eckstein<br />

geworden ist, ein Stein des Anstosses <strong>und</strong> ein Fels des Ärgernisses' (Ps. 118, 22; Jes. 8, 14); sie stossen<br />

sich an ihm, weil sie nicht an das Wort glauben.« (l. Petr. 2, 4.7f) <strong>Die</strong> Ablehnung bleibt nicht ohne Folgen.<br />

<strong>Die</strong> Bibel droht meines Erachtens nicht, sondern sie warnt <strong>und</strong> stellt fest: »Jeder, der auf diesen Stein fällt,<br />

wird zerschellen; auf wen der Stein aber fällt, den wird er zermalmen.» (Lk. 20, 18) Jesus Christus ist also<br />

aus biblischer Sicht derjenige, an dem sich alles entscheidet. «Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt<br />

gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. Wer an ihn glaubt, wird<br />

nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht<br />

geglaubt hat.« (Joh. 3, 17f) Aus biblischer Sicht ist alles ganz einfach <strong>und</strong> eindeutig: »wer den Sohn hat, der<br />

hat das Leben; wer den Sohn nicht hat, der hat das Leben nicht.» (l. Joh. 5, 12) »Das ist aber das ewige<br />

Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, <strong>und</strong> den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.»<br />

(Joh. 17, 3)<br />

7.2. Falscher Absolutheitsanspruch der FM<br />

<strong>Die</strong> Freimaurerei lehnt den Absolutheitsanspruch Christi ab <strong>und</strong> stellt sich damit in Opposition zu ihm. Sie<br />

stellt sich über ihn. Damit erhebt sie selbst einen Absolutheitsanspruch, was den meisten Freimaurern wohl<br />

gar nicht bewusst ist. <strong>Die</strong> beiden Absolutheitsansprüche schliessen sich gegenseitig aus, sie sind<br />

unvereinbar. Nur einer kann richtig, gerechtfertigt, wahr sein. Der andere ist falsch, angemasst, eingebildet,<br />

erschwindelt. Aus freimaurerischer Sicht ist der Absolutheitsanspruch Christi falsch. <strong>Die</strong> entsprechenden<br />

Aussagen in der Bibel sind unwahr. Wenn nicht Christus selbst ein Hochstapler, Verrückter oder Lügner war,<br />

so haben die ersten Gemeinden <strong>und</strong>/oder irgendwelche Redaktoren »in aller Freiheit» die Göttlichkeit<br />

Christi erdichtet <strong>und</strong> die Schriften entsprechend »frisiert«. Wenn wir annehmen, dass dies nicht so ist, dann<br />

ist aber der Absolutheitsanspruch der Freimaurerei falsch. Aus biblischer Sicht steht der «Tempel der<br />

Humanität» auf sumpfigem Boden. <strong>Die</strong> paradigmatischen, weltanschaulichen Gr<strong>und</strong>überzeugungen der<br />

Freimaurerei sind unrealistisch, verkennen die wirkliche Realität <strong>und</strong> die wahren Herrschaftsverhältnisse.<br />

Nicht die Bibelleser, sondern die Freimaurer wurden getäuscht, in die Irre geführt.<br />

Es ist nicht ein anonymer »Allmächtiger Baumeister aller Welten«, der oberster Herrscher, Ursprung <strong>und</strong><br />

Maß aller Dinge wäre. Vielmehr ist es Jesus Christus, der sagt: »Mir ist alle Macht gegeben im Himmel <strong>und</strong><br />

auf der Erde« (Mt. 28, 18).<br />

Es trifft nicht zu, dass es keine dem Menschen zugängliche absolute Wahrheit gibt. Zwar kann niemand<br />

diese Wahrheit besitzen, weil sie eine Person ist. Aber diese Person, ganz Gott, ganz Mensch, sagt von sich:<br />

«Ich bin die Wahrheit«. (Joh. 14, 6)<br />

Es ist nicht wahr, dass erlöst wird, «wer immer strebend sich bemüht«. Jesus Christus schenkt allen seine<br />

Gnade, sein Leben, seine Fülle, die seine Herrschaft akzeptieren. <strong>Die</strong> Annahme dieser Herrschaft soll nicht<br />

erzwungen werden, sondern sie ist ganz freiwillig. Nicht Streberei, Leistungen <strong>und</strong> Werke, sondern<br />

Vertrauen, Glaube <strong>und</strong> Gnade bringen Sicherheit <strong>und</strong> Heil. Nicht die Arbeit <strong>und</strong> die Arbeitsverhältnisse,<br />

sondern die Liebe, Liebesbeziehungen sind die Gr<strong>und</strong>lage allen Lebens, sind die Voraussetzung für<br />

unseren »Lebensunterhalt» in jeder Beziehung.<br />

Es ist nicht so, dass Christus unterschiedslos allen Menschen das Leben schenkt. Denjenigen, die ihn<br />

ablehnen, kann er es nicht schenken, denn nur er ist das Leben, hat den Tod überw<strong>und</strong>en. «Ich bin die<br />

Auferstehung <strong>und</strong> das Leben ...« (Joh. 11, 25) Gerade die Freiheit der Entscheidung hat zur Folge, dass<br />

letztlich nicht alle leben werden. Aus dieser Sicht ist es nutzlos <strong>und</strong> lächerlich, dass Menschen<br />

»symbolisch« Särge überschreiten <strong>und</strong> sich selbst »erheben».<br />

Es ist nicht so, dass es unser bestes <strong>und</strong> »edelstes« Los ist, ein Licht-Suchender zu sein, denn Jesus<br />

Christus sagt: «Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis,<br />

sondern wird das Licht des Lebens haben« (Joh. 8, 12). So lange wir Christus nicht nachfolgen, tappen wir<br />

aus biblischer Sicht im Dunkeln. Wir kommen ganz gr<strong>und</strong>sätzlich nicht draus, auch wenn wir uns noch so


klug vorkommen. Zur Erleuchtung dieser Finsternis helfen keine Lichtkulte, keine angezündeten Kerzen,<br />

keine asketischen <strong>und</strong> meditativen Exerzitien. Wer hingegen den Gott der Bibel sucht, der wird ihn finden!<br />

Es ist auch nicht so, dass das <strong>Die</strong>sseits, die dem Menschen zugängliche Welt, wichtiger ist als das Jenseits.<br />

<strong>Die</strong> Bibel lehrt, dass die sichtbare Welt vergänglich ist, dass sie aus einer unsichtbaren Welt<br />

hervorgegangen ist <strong>und</strong> aus dieser unsichtbaren Welt gesteuert wird. Wer diesen Sachverhalt nicht<br />

berücksichtigt, der baut sein Leben auf Vergängliches, setzt auf den Tod. »Der Himmel wird wie ein Rauch<br />

vergehen <strong>und</strong> die Erde wie ein Kleid zerfallen, <strong>und</strong> die darauf wohnen, werden wie Mücken dahinsterben.<br />

Aber mein Heil bleibt ewiglich <strong>und</strong> meine Gerechtigkeit wird nicht zerbrechen.» (Jes. 51, 6)<br />

Es ist nicht wahr, dass Symbole für die Verständigung <strong>und</strong> die Erkenntnis wichtiger sind als Worte. Aus<br />

biblischer Sicht hat das Wort absoluten Vorrang. »Himmel <strong>und</strong> Erde werden vergehen, aber meine Worte<br />

werden nicht vergehen«, spricht der Jesus der Bibel. (Mt. 24, 35) »Wer das Wort verachtet, muss dafür<br />

büssen.« (Spr. 13, 13) Der Mensch lebt von einem jeden Wort Gottes (Dtn. 8, 3; Mt. 4, 4; Lk. 4, 4). Hingegen<br />

erstickt gerade die «Sorge der Welt« das Wort. (Mt. 13, 22)<br />

Nicht die Tat, sondern das Wort war am Anfang. Und alle Dinge sind durch das Wort gemacht, »<strong>und</strong> ohne<br />

dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.» (Joh. 1, 1 3) Jesus Christus ist dieses Wort, das «Fleisch<br />

ward«. (Joh. 1, 14) Durch die Beziehung mit ihm erhalten auch unsere Worte Wert, Sinn, Bestand. Ohne ihn<br />

ist unsere Sprache wertlos, sinnlos, Geschwätz. «Niemand täusche euch mit leeren Worten.» (Eph. 5, 6)<br />

Natürlich soll das nicht Tatenlosigkeit bedeuten: »Seid Täter des Worts <strong>und</strong> nicht Hörer allein.» (Jak. 1, 22)<br />

Es geht hier nicht um Alternativen, sondern um Prioritäten. «Täter des Worts», nicht «Täter des<br />

Schweigens», sollen Christen sein. Worte schaffen andere Beziehungen zwischen Menschen als bloße<br />

Handgriffe. Es ist darum nicht egal, ob wir sprechen <strong>und</strong> was wir reden. Dazu noch eine Aussage Jesu: «Ich<br />

sage euch: Über jedes unnütze Wort, das die Menschen reden, werden sie am Tag des Gerichts<br />

Rechenschaft ablegen müssen; denn aufgr<strong>und</strong> deiner Worte wirst du freigesprochen, <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> deiner<br />

Worte wirst du verurteilt werden.» (Mt. 12, 36f) Und: «Wer mich verachtet <strong>und</strong> meine Worte nicht annimmt,<br />

der hat schon seinen Richter: Das Wort, das ich gesprochen habe, wird ihn richten am Letzten Tag.« (Joh.<br />

12, 48)<br />

Gemäß der Bibel ist es nichtwahr, dass der Mensch durch eine Evolution aus dem Nichts entstanden ist,<br />

<strong>und</strong> es trifft nicht zu, dass er das am höchsten entwickelte Lebewesen ist. Der Mensch ist nicht das Maß<br />

aller Dinge. Er ist Geschöpf, Kreatur, nicht Schöpfer, <strong>Die</strong> Verehrung von Geschöpfen, Geschaffenem<br />

anstelle des Schöpfers, wird in der Bibel als »Götzendienst« bezeichnet. Humanisten aller Schattierung<br />

können als Götzendiener bezeichnet werden. »Sie vertauschten die Wahrheit Gottes mit der Lüge, sie<br />

beteten das Geschöpf an <strong>und</strong> verehrten es anstelle des Schöpfers.« (Röm. 1, 25) Obwohl die Schöpfung<br />

<strong>und</strong> die Geschöpfe vom Schöpfer zeugen, haben sie ihn nicht geehrt <strong>und</strong> ihm nicht gedankt. «Sie verfielen<br />

in ihrem Denken der Nichtigkeit, <strong>und</strong> ihr unverständiges Herz wurde verfinstert. Sie behaupteten, weise zu<br />

sein, <strong>und</strong> wurden zu Toren.« (Röm. 1, 21f)<br />

<strong>Die</strong> maßlose Unterschätzung Gottes <strong>und</strong> die entsprechend ungeheure Überschätzung des Menschen führt<br />

zu wahnhaft übersteigerten Anforderungen <strong>und</strong> Erwartungen an den Menschen, die letztlich niemand<br />

erfüllen kann. <strong>Die</strong> Enttäuschung, die Gefangenheit in Gedanken der scheinbaren Minderwertigkeit, sind<br />

darum die notwendige Konsequenz aller Menschenvergötzung. «Ihr beladet die Menschen mit<br />

unerträglichen Lasten.« (Lk. 11, 46)<br />

<strong>Die</strong> freimaurerische Verehrung menschlicher Leistungen <strong>und</strong> Werke ist aus biblischer Sicht natürlich<br />

ebenfalls maßlos übertrieben <strong>und</strong> angesichts der Tatsache, dass Gott alles Können <strong>und</strong> Vollbringen<br />

ermöglicht, völlig ungerechtfertigt. Der Tanz um die menschlichen «Künste« <strong>und</strong> ihre Resultate kann als<br />

»doppelter Götzendienst» bezeichnet werden. «Alle Menschen aber sind Toren mit ihrer Kunst, <strong>und</strong> alle<br />

Goldschmiede stehen beschämt da mit ihren Bildern; denn ihre Götzen sind Trug <strong>und</strong> haben kein Leben, sie<br />

sind nichts, ein Spottgebilde; sie müssen zugr<strong>und</strong>e gehen, wenn sie heimgesucht werden.» (Jer. 10, 14f)<br />

Unseres Erachtens ist es also eindeutig, dass das Welt <strong>und</strong> Menschenbild der Freimaurerei demjenigen,<br />

das uns durch die Bibel vermittelt wird, radikal entgegengesetzt ist. Der Absolutheitsanspruch der<br />

Freimaurerei ist aus biblischer Sicht falsch eine ungeheure Anmaßung.


7.3. Dunkle Herkunft<br />

Wir haben gesehen, dass es über Ursprung <strong>und</strong> Entwicklung der Freimaurerei bis 1717 kein gesichertes<br />

Wissen, dafür aber vielfältige Sagen, Mythen <strong>und</strong> Legenden gibt. Wir kennen keinen Namen des Erfinders,<br />

die Legenden wollen aber den Eindruck erwecken, als habe die Freimaurerei eine lange Tradition, als sei<br />

sie uralt, als gehe sie auf Adam <strong>und</strong> Eva zurück (s. Andersons Verfassung in Oslo). »<strong>Die</strong> Freimaurerei war<br />

immer», meint sogar Falk in Lessings »Gesprächen für Freimäurer».<br />

<strong>Die</strong> Bibel lehrt uns, solchen Aussagen <strong>und</strong> Behauptungen ebenso wie Mythen, Sagen <strong>und</strong> Märchen nicht<br />

zuviel Bedeutung zuzumessen. Wir sollen uns auf die sinnlich wahrnehmbaren Tatsachen, auf die<br />

Aussagen von namentlich bekannten Zeugen verlassen. In der Bibel spielt die Namengebung eine<br />

entscheidende Rolle. Es sollte jede Person als Individuum identifiziert werden können. Ebenso wichtig sind<br />

Stammbäume. Der Stammbaum Jesu ist zweifach, lückenlos zurück über David bis Abraham aufgeführt. Es<br />

ist nicht egal, woher etwas oder jemand kommt.<br />

<strong>Die</strong> Freimaurerei wird auch hinsichtlich der Herkunft den biblischen Maßstäben nicht gerecht: Sie basiert<br />

auf Legenden, nicht Tatsachen; Sagen, nicht Aussagen; Gerüchten, nicht Zeugen; Anonymität, nicht<br />

Namengebung; historischen Phantasien, nicht Stammbäumen. Wir können darum nicht anders, als ihre<br />

Herkunft als unsicher, ungeklärt, dunkel zu bezeichnen.<br />

Aus biblischer Sicht sind natürlich auch die geistigen Wurzeln der Freimaurerei zum Teil mehr als dubios.<br />

<strong>Die</strong> von Priestern <strong>und</strong> Mönchen, in Geheimgesellschaften, Mysterienbünden, Klöstern <strong>und</strong> Bauhütten<br />

gepflegten »hermetischen Künste» sind aus biblischer Sicht verabscheuungswürdig, <strong>und</strong> wir sollten lernen,<br />

uns ihrer zu enthalten. »Dass nicht jemand unter dir gef<strong>und</strong>en werde, der seinen Sohn oder seine Tochter<br />

durchs Feuer gehen lässt oder Wahrsagerei, Hellseherei, geheime Künste oder Zauberei treibt oder<br />

Bannungen oder Geisterbeschwörungen oder Zeichendeuterei vornimmt oder die Toten befragt. Denn wer<br />

das tut, der ist dem Herrn ein Greuel.» (Dtn. 18. 10-12)<br />

Wir haben gesehen, dass auch die Inhalte der Legenden zum Teil einen deutlichen Protest gegen die<br />

Darstellungen der Bibel <strong>und</strong> gegen den Gott der Bibel zum Ausdruck bringen. Erinnert sei an die<br />

Parteinahme für Kain in der Hiramslegende, an die Vorstellung, die Maurer hätten im Erdinneren die Sintflut<br />

überlebt, an die Phantasie weltweiter außersprachlicher Kommunikation der Menschen trotz aller<br />

Sprachverwirrung. Aus biblischer Sicht sind solche «Möchtegern Geschichten» mit Sicherheit nicht vom<br />

Heiligen Geist inspiriert.<br />

7.4. Unerreichte Ideale<br />

<strong>Die</strong> Freimaurer werfen dem Christentum vor, es hätte seine Verheißungen nicht erfüllt, wobei sie sich an<br />

den Christen orientieren, nicht an Jesus Christus. In diesem Kapitel wollen wir versuchen, zu beurteilen, ob<br />

denn die Freimaurerei in ihrer Geschichte ihre Ideale erreicht hat.<br />

7.4.1. Untaugliche Orientierung anhand von Idealen<br />

Dabei sei nochmals darauf hingewiesen, dass sich unser Glaube nicht an Idealen, sondern an einer Person<br />

orientiert. Mit Idealen können wir nicht sprechen. Sie haben keine reale Macht. Sie übernehmen keine<br />

Verantwortung <strong>und</strong> setzen sich nicht für uns ein. Ideale lassen sich trotz endloser Definitionsversuche <strong>und</strong><br />

Streitereien nicht eindeutig festlegen. Sie sind ambivalent <strong>und</strong> können in unbestimmbarer Vielzahl auftreten.<br />

<strong>Die</strong> Orientierung anhand von Idealen kann als moderne Form von Vielgötterei bezeichnet werden, was<br />

deutlich wird, wenn sie «personifiziert«, in Stein gehauen <strong>und</strong> auf einen Sockel gestellt sind.<br />

7.4.2. Enttäuschung<br />

<strong>Die</strong> Freimaurerei weckt äusserst hohe Erwartungen, die wohl enttäuscht werden müssen. Enttäuschung<br />

gehört zum Freimaurerdasein <strong>und</strong> wird in der Literatur auch behandelt. »<strong>Die</strong>ses Phänomen der<br />

Enttäuschung über die Kluft zwischen idealer Vorstellung <strong>und</strong> Realität wird sowohl in der freimaurerischen<br />

Literatur als auch in der antimaurerischen angezogen <strong>und</strong> interpretiert.« (Binder, Wiss. 1988 130) Aus<br />

freimaurerischer Sicht können alle erdenklichen Gründe für diese Enttäuschung in Betracht gezogen


werden, nicht aber die Freimaurerei selbst. Vielleicht ist man selbst oder vielleicht ist der »Bruder« noch zu<br />

wenig «wirklicher« Freimaurer. Vielleicht erfüllt der nächst höhere Grad die Erwartungen. Dem<br />

Enttäuschten wird auch deutlich gemacht, dass die Freimaurerei nicht mehr geben könne als man selbst zu<br />

geben bereit ist. Schuld an der Enttäuschung ist letztlich scheinbar jeder einzelne selbst.<br />

7.4.3. Friede auf Erden?<br />

Wir haben gesehen, dass der angehende «Ritter Kadosch» des «Rachegrades» lernt, die Ideale der<br />

Freimaurerei mit allen Mitteln durchzusetzen. Niemand kann wohl behaupten, dass die<br />

Auseinandersetzungen im Zuge von Humanismus, Aufklärung <strong>und</strong> Französischer Revolution friedlich,<br />

«gewaltfrei« verlaufen sind. <strong>Die</strong> innerhumanistischen Abgrenzungen, welche Form des Humanismus,<br />

welche Rasse, Klasse, Nation, welches Individuum den Weltfrieden wirklich garantieren kann, haben wohl<br />

kaum weniger Opfer gefordert <strong>und</strong> Greuel verursacht als die vorangegangenen Konfessionskriege. Dabei<br />

soll natürlich nicht gesagt werden, dass die Freimaurer an all diesen Streiten <strong>und</strong> Kriegen »schuld« sind,<br />

<strong>und</strong> auch aus unserer Sicht hat ihr Kampf gegen all die falschen humanistischen Absolutismen eine<br />

gewisse Berechtigung. Meines Erachtens ist aber der Geist des Humanismus, auf dem auch die<br />

Freimaurerei beruht, von Natur aus nicht friedlich. Homo homini lupus, der Mensch ist dem Menschen ein<br />

Wolf. <strong>Die</strong>se Einsicht liegt auch der Forderung nach Gewaltentrennung zugr<strong>und</strong>e: Dem Menschen ist in<br />

Wahrheit ganz gr<strong>und</strong>sätzlich nicht zu trauen, <strong>und</strong> um Machtmissbrauch zu verhindern, soll jede Gewalt die<br />

andere relativieren, kontrollieren. Jeder soll jedem auf die Finger schauen, niemandes Bäume sollen in den<br />

Himmel wachsen. Divide et impera, teile <strong>und</strong> herrsche!<br />

Der Humanismus schafft nicht Friede, sondern Konkurrenz, Kampf um die Güter der Welt, Stress der<br />

Selbsterlösung, »Selbstverwirklichung«. Es ist dies nicht nur eine Konkurrenz der Rassen, Klassen <strong>und</strong><br />

Nationen, sondern auch der Individuen, der Streber, der Schaffer <strong>und</strong> der Friedensstifter. Ist in dieser<br />

Situation wirklicher, dauerhafter Friede überhaupt möglich? Reicht es, wenn wir die gegenseitigen<br />

Ansprüche <strong>und</strong> Differenzen einfach verschweigen <strong>und</strong> uns «symbolisch« die Hand zum B<strong>und</strong> reichen?<br />

Glaubt heute noch jemand, dass die Bruderküsse (auch eine symbolische Handlung) der kommunistischen<br />

Brüder echt waren? Durch Schweigen <strong>und</strong> symbolische Friedenshandlungen entsteht meines Erachtens<br />

kein echter Friede. <strong>Die</strong> Feindseligkeiten, die Konkurrenz, die Aggressionen werden bloss verdeckt <strong>und</strong><br />

können sich schliesslich zu ungeheuren Spannungen aufstauen. Menschen selbst können keinen<br />

dauerhaften Frieden, höchstens einen Scheinfrieden schaffen. Sie heilen den Schaden meines Volks nur<br />

oberflächlich, indem sie sagen: »Friede! Friede! <strong>und</strong> ist doch nicht Friede« (Jer. 6, 14).<br />

Auch die Freimaurerei stiftet keinen wirklichen Frieden. Nicht einmal unter den Freimaurern selbst. Das<br />

zeigen die Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Systemen <strong>und</strong> Logen, die sich zum Teil<br />

heute noch gegenseitig die Anerkennung versagen. Ihr »Friede« ist ein Waffenstillstand bei Abbruch der<br />

Beziehungen <strong>und</strong> des Gesprächs.<br />

Gegen solchen falschen Frieden bringt Christus das Schwert (Mt. 10, 34). Dafür garantiert der biblische<br />

»Friedefürst», sofern wir ihn annehmen, Friede mit Gott. »Da wir nun gerecht geworden sind durch den<br />

Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus» (Röm. 5, 1). Sein Friede eröffnet<br />

uns ganz neue Welten <strong>und</strong> Dimensionen. Das Gerangel <strong>und</strong> Gezänk der Welt wird klein, relativiert. Und der<br />

innere Friede gibt uns die Kraft, auch in einer humanistischen Welt friedlich zu bleiben. (Joh. 14, 27; Röm.<br />

12, 18)<br />

7.4.4. Menschliche Menschlichkeit?<br />

Wie steht es nun mit dem hohen Ideal der Humanität <strong>und</strong> der »Menschenwürde»? <strong>Die</strong> Leistungen des<br />

Roten Kreuzes <strong>und</strong> anderer humanitärer Organisationen sollen hier nicht verachtet werden. Christi Geist<br />

kann auch in Lebenden wirken, die ihn noch nicht erkannt haben. Dennoch hat aus biblischer Sicht rein<br />

menschliche Hilfe <strong>und</strong> Wohltätigkeit eine relative, untergeordnete, nebensächliche Bedeutung. <strong>Die</strong> Bibel<br />

sagt es deutlicher: «Menschenhilfe ist nichts nütze.» (Ps. 60, 13) Mehr noch: Es ist schädlich, sich auf<br />

Menschen <strong>und</strong> Menschenhilfe zu verlassen. Das schafft Abhängigkeiten, die die Existenzangst vergrößern,<br />

denn Menschen sind unzuverlässig, krankheitsanfällig <strong>und</strong> sterblich. Es entstehen Beziehungen, die<br />

niemals halten, was sie versprechen, <strong>und</strong> Abhängigkeiten, die sich als Geb<strong>und</strong>enheiten erweisen.<br />

«Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verlässt <strong>und</strong> sich auf schwaches Fleisch stützt, <strong>und</strong> dessen


Herz sich abwendet vom Herrn.« (Jer. 17, 5) Wer sich nur auf Menschen verlässt, der nimmt Gott, Jesus<br />

Christus, die Chance, einzugreifen. Er verbaut sich durch seine enge, diesseitige Sicht den Weg zum<br />

umfassenden Hilfsangebot Gottes. Unzählige Christen haben erfahren, dass durch die Annahme eines<br />

wirklich lebendigen Gottes ausserhalb der diesseitigen Welt <strong>und</strong> unserer eigenen Subjektivität Kräfte sich<br />

entfalten konnten <strong>und</strong> Lösungen möglich wurden, die alle ursprünglichen Vorstellungen weit übertrafen.<br />

Natürlich spielen auch bei christlicher Hilfe menschliche Anstrengungen <strong>und</strong> Spenden eine Rolle. Aber sie<br />

stehen nicht am Anfang <strong>und</strong> nicht im Mittelpunkt. Es ist nicht egal, aus welcher Einstellung heraus die<br />

Hilfstätigkeit erfolgt.<br />

Ähnliches ist zum Thema »Menschenwürde« <strong>und</strong> »Menschenrechte« zu sagen. Kann sich der Mensch<br />

selbst Würde geben, sich selbst Recht verschaffen? Wer garantiert die Einhaltung der Menschenrechte?<br />

Wieviel wert sind die Orden <strong>und</strong> Ehrenpreise, die Menschen Menschen verleihen? Natürlich wollen auch die<br />

von Menschen verliehenen Würden, Namen <strong>und</strong> Titel beachtet <strong>und</strong> ernst genommen werden. Ohne<br />

göttliche Perspektive werden meines Erachtens diese Dinge viel zu ernst genommen, <strong>und</strong> es kann nicht<br />

gesehen werden, dass wir letztlich unsere wirkliche Würde niemals uns selbst verdanken. Von Menschen<br />

erwartete <strong>und</strong> angenommene »Menschenwürde» schafft künstliche Barrieren <strong>und</strong> Hierarchien. Der<br />

freimaurerische »Meister« fühlt sich dem «Profanen« voraus. Der «Grosse Auserwählte Vollkommene <strong>und</strong><br />

Erhabene Maurer» (14. Grad) ist offenbar über den bloß »Erlauchten Auserwählten der Fünfzehn« (10.<br />

Grad) erhaben. <strong>Die</strong> Künstlichkeit <strong>und</strong> Lächerlichkeit dieser »Würden» ist meines Erachtens für<br />

Aussenstehende offensichtlich. <strong>Die</strong> nach menschlichen Kriterien verteilten Würden schaffen Ungleichheit.<br />

Freimaurer sehen das, meinen aber, nur die Hochgrade seien mit dem Ideal der Gleichheit unvereinbar:<br />

»Nicht von der Hand zu weisen ist der kritische Vorwurf, dass die Schaffung der Hochgradsysteme die<br />

ursprüngliche demokratische Tendenz der Freimaurerei aufgehoben habe, zugunsten einer streng<br />

gegliederten Hierarchie, die dem persönlichen Geltungsbedürfnis des einzelnen entgegenkommt <strong>und</strong> dem<br />

maurerischen Gleichheitsprinzip widerspricht« (Valmy FM 1988 36).<br />

<strong>Die</strong> Beharrung auf falschen Würden ist wohl der Gr<strong>und</strong> aller Menschenver¬achtung. Menschen können sich<br />

von sich aus keine echten Würden verleihen, höchstens die Würden streitig machen. Das Streben nach<br />

menschlichem Ansehen absorbiert so viel Aufmerksamkeit, Zeit <strong>und</strong> Energie, dass wir unsere wahre Würde,<br />

die nur vom lebendigen Gott kommt, nicht mehr erkennen <strong>und</strong> das Ziel verfehlen. »Wie könnt ihr zum<br />

Glauben kommen, wenn ihr eure Ehre voneinander empfangt, nicht aber die Ehre sucht, die von dem einen<br />

Gott kommt?» (Joh. 5, 44)<br />

Menschen können Menschenrechte proklamieren, Transparente durch die Strassen tragen <strong>und</strong> vielfältige<br />

Forderungen aufstellen. Doch können sie diese Rechte auch durchsetzen <strong>und</strong> die Forderungen erfüllen?<br />

Niemand wird heute noch bestreiten, dass auch die kommunistische Internationale das «Menschenrecht»<br />

nicht »erkämpft« hat. Der Fluch des Humanismus ist, dass, wenn etwas schief läuft oder etwas als<br />

»unmenschlich« empf<strong>und</strong>en wird, Proklamationen, Resolutionen <strong>und</strong> Forderungen nur an Menschen<br />

gerichtet werden können. Es fehlt ein anderes mögliches Objekt oder Subjekt der Aggressionen als der<br />

Mensch. Der »Aufgeklärte« glaubt nicht mehr an böse Geister. So ist, wenn es Unannehmlichkeiten gibt,<br />

der Mensch der Unmensch. Der Humanismus löst seine Probleme durch das Rollen der Köpfe: <strong>Die</strong><br />

»bösen« Menschen (auch Klassen, Völker etc.) müssen weg, die scheinbar »guten« ans Ruder! Es ist<br />

sicher kein Zufall, dass kurz nach der erstmaligen Proklamation der Menschenrechte die Guillotine<br />

aufgestellt wurde. <strong>Die</strong> menschliche Menschlichkeit entpuppt sich als humane Hinrichtung, als »Gleichheit<br />

vor dem Schafott«. Auch Ereignisse wie Auschwitz <strong>und</strong> Hiroschima in diesem Jahrh<strong>und</strong>ert sollten wohl<br />

mehr als deutlich machen, dass es eine menschliche Evolution, eine »Entwicklung zu höherem<br />

Menschentum« nicht gibt.<br />

Im Gegensatz zu den Humanisten kämpfen Christusgläubige nicht gegen Menschen, sondern gegen die<br />

unsichtbaren Mächte der Finsternis. (Eph. 6, 12) Gerade die (anfangs sicher ungemütliche) Annahme, dass<br />

es solche Mächte gibt, schafft die Voraussetzung dafür, dass wir auch diejenigen Menschen lieben können,<br />

die uns als ihre Feinde betrachten. <strong>Die</strong> Vergötzung des Menschen bringt ständige Unzufriedenheit mit sich.<br />

Jeder muss mehr scheinen, als er ist. Auch die Freimaurerei nimmt nicht jeden auf, ihre Mitglieder sind<br />

erlesen, »erwählt», möglichst einflussreich. Der »Wettlauf um den Kranz der Humanität« erweist sich als<br />

gnadenlos, unbarmherzig, »unmenschlich». Wir wissen, dass im völligen Gegensatz dazu bei Christus alle<br />

willkommen sind, auch diejenigen, die nach menschlichen Maßstäben nicht genügen. (Mt. 11, 28)


Gegen den humanistischen Terror hilft meines Erachtens nur die Annahme eines liebenden, wirklich<br />

»menschenfre<strong>und</strong>lichen« Gottes. Bei einem solchen sind Menschlichkeit, Menschenwürde,<br />

Menschenrechte <strong>und</strong> all die andern Ideale viel besser aufgehoben. <strong>Die</strong> Bibel spricht davon, dass es einen<br />

solchen Gott gibt: »Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der<br />

an ihn glaubt, nicht zugr<strong>und</strong>e geht, sondern das ewige Leben hat.« (Joh. 3, 16) Also: »So lasset nun ab von<br />

dem Menschen, der nur ein Hauch ist; denn für was ist er zu achten?« (Jes. 2,22)<br />

7.4.5. Freiheit durch»Emanzipation« vom Wort?<br />

Wir haben gesehen, dass sich die Freimaurer für die Emanzipation des Menschen von allen Absolutheit<br />

beanspruchenden Autoritäten <strong>und</strong> Mächten einsetzen. Unter anderem fällt darunter auch das Wort im<br />

weitesten Sinn. Aus biblischer Sicht erfahren wir Befreiung gerade durch das Wort, das Blut, die Wahrheit,<br />

die Person Christi. (Lk. 4, 18; Joh. 8, 31 f.36; Gal. 5, 1 u.a.m.) Er hat die Glaubenden befreit von dunklen<br />

Mächten, von Süchten, Ängsten <strong>und</strong> Sorgen, von Schuld <strong>und</strong> Isolation; er befreit die »Produktivkräfte»<br />

wirklich, er befreit das Leben. <strong>Die</strong> Botschaft von dieser Befreiung wird von der Freimaurerei relativiert <strong>und</strong><br />

damit unwirksam gemacht. Dafür bietet sie die Befreiung von Autoritäten aller Art an.<br />

Aus biblischer Sicht ist eine solche Freiheit nicht möglich. Der Mensch ist immer einer geistigen Macht<br />

untertan <strong>und</strong> wird von ihr geführt. Ist diese Macht nicht Christus, so ist es sein Feind. »Freiheit versprechen<br />

sie ihnen <strong>und</strong> sind doch selbst Sklaven des Verderbens; denn von wem jemand überwältigt worden ist,<br />

dessen Sklave ist er.« (2. Petr. 2, 19) <strong>Die</strong> Freimaurerei ist bestrebt, die Botschaft vom Befreiungswerk Jesu<br />

zu zerstören <strong>und</strong> dafür eine Scheinfreiheit anzubieten. Das ist wohl den meisten Freimaurern nicht bewusst,<br />

<strong>und</strong> von den wenigsten beabsichtigt. Dennoch ist es aus biblischer Sicht eindeutig so.<br />

Wir haben gesehen, dass es nicht ungefährlich ist, die absolut lebenswichtige Bedeutung des Wortes, der<br />

sprachlichen Kommunikation, zu verneinen. Indem die Freimaurer dies tun <strong>und</strong> dafür das Schweigen, das<br />

rituelle Erleben fördern <strong>und</strong> trainieren, befinden sie sich auf dem Weg zur Sprachlosigkeit, zur<br />

kommunikativen Isolation. <strong>Die</strong> Pflege des persönlichen, individuellen Erlebnisses <strong>und</strong> die Vernachlässigung<br />

der sprachlichen Verständigung, besonders auch außerhalb der Loge der Familie darf ja nicht mitgeteilt<br />

werden, was dort geschieht muss letztlich zur Vereinsamung führen. Einsamkeit aber ist Gefangenheit.<br />

Aus biblischer Sicht spielen Gedanken für die geistige Ges<strong>und</strong>heit eine wichtige Rolle. Für die gedankliche<br />

«Hygiene» <strong>und</strong> »Disziplin« sind Aussprachen, letztlich vor Jesus Christus, entscheidend wichtig. Sind<br />

solche Aussprachen erschwert oder unmöglich, so können Gedanken, Grübeleien, eine zerstörerische<br />

Eigendynamik entfalten. <strong>Die</strong> Gedanken »klagen einander an» (Röm. 2, 15), werden zu immer<br />

unentwirrbareren Gespin¬sten, zu »Festungen« des Gegners (2. Kor. 10, 4f). <strong>Die</strong> wortlose<br />

»Gedankenfreiheit» entpuppt sich als Blockierung, Gefangennahme des wirklichen Lebens.<br />

Auch das sich Verlassen auf menschliche Weisheit, Brüderlichkeit <strong>und</strong> Hilfe etc. führt zu Bindungen, die aus<br />

biblischer Sicht nicht ges<strong>und</strong> sind.<br />

Während die Hilfe Christi gratis ist, eine Gnade, ein Geschenk, hat Menschenhilfe ihren Preis. Aus<br />

menschlicher Sicht sollte Nehmen <strong>und</strong> Geben zumindest langfristig im Gleichgewicht sein. Einem Gefallen<br />

oder einer Leistung sollte mit der Zeit eine Gegenleistung folgen. So entsteht langsam aber sicher ein immer<br />

dichter werdendes Netz von gegenseitigen Verpflichtungen <strong>und</strong> Rücksichtnahmen, das zum Gefängnis<br />

werden kann.<br />

Zudem werden wir sehen, dass katholische wie protestantische Autoren der Auffassung sind, dass die Kulte,<br />

Riten <strong>und</strong> Zeremonien der Freimaurer zu okkulter Geb<strong>und</strong>enheit führen.<br />

Ganz allgemein aber ist die Konzentration auf Erlebnisse, statt auf das Wort, problematisch. Während uns<br />

Jesus Christus durch seinen Geist überall <strong>und</strong> jederzeit zur Verfügung steht, benötigen Erlebnisse stets<br />

bestimmte Rahmenbedingungen, die immer wieder reproduziert werden müssen. Der Erlebnishunger kann<br />

zur Sucht werden, die uns an konkrete Personen, Räume <strong>und</strong> Zeiten bindet: «fesselnde» Erlebnisse!<br />

7.4.6. Gleichheit der Menschen?


Bei diesem Ideal kommt die Diskrepanz zwischen Anspruch <strong>und</strong> Wirklichkeit am krassesten zum Ausdruck.<br />

<strong>Die</strong> Freimaurerei selbst erzeugt in ihrem Bereich vielfältige <strong>und</strong> aus biblischer Sicht völlig unnötige,<br />

eingebildete, kontakthemmende <strong>und</strong> «Würde Neid» fördernde Ungleichheiten <strong>und</strong> Abstufungen zwischen<br />

Menschen. Valmy meint zwar, dass nur die Hochgrade dem «maurerischen Gleichheitsprinzip<br />

widersprechen. Doch meines Erachtens liegt die Förderung von Ungleichheit im Wesen der Freimaurerei<br />

selbst, in ihren mystischen, bauhandwerklichen, esoterischen Wurzeln begründet. <strong>Die</strong> Auswahl der<br />

Mitglieder schafft Ungleichheit: Warum werden Frauen, Kinder, Behinderte <strong>und</strong> Farbige (in den USA) nicht<br />

aufgenommen? <strong>Die</strong> Abstufung von Wissens <strong>und</strong> Erleuchtungsstufen schafft künstliche Ungleichheit, die<br />

mit dem hinduistischen Kastensystem letztlich wohl verwandt ist. <strong>Die</strong> Beurteilung der Menschen nach ihren<br />

Werken <strong>und</strong> Leistungen fördert Ungleichheit. <strong>Die</strong> Menschen Würden begünstigen Ehrsucht, Neid, Kampf<br />

ums Ansehen. <strong>Die</strong> Relativierung des Wortes <strong>und</strong> Verabsolutierung des Erlebens schafft Ungleichheit.<br />

Niemand hat die gleichen Erlebnisse wie ein anderer, <strong>und</strong> die Möglichkeit des Erlebnis <strong>und</strong><br />

Erfahrungsaustausches sind, besonders ohne sprachliche Kommunikation, höchst begrenzt.<br />

Demgegenüber betont die Bibel immer wieder, dass es »kein Ansehen der Person vor Gott« gibt. (Röm. 2,<br />

11) »Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk<br />

willkommen ist, wer ihn fürchtet <strong>und</strong> tut, was recht ist.« (Apg. 10, 34) Bei Jesus Christus sind wirklich alle<br />

willkommen. (Mt. 11, 28) Natürlich gibt es auch in der (unsichtbaren) Gemeinde Christi Ungleichheit. Doch<br />

diese Ungleichheit ist gottgewollt <strong>und</strong> unabänderlich. Da nützt alles menschliche «Streben« nichts. Allen<br />

Neidereien <strong>und</strong> allen Eifersüchteleien ist damit der Boden entzogen, <strong>und</strong> es wird möglich, sich gerade an<br />

der gegenseitigen Ungleichheit zu freuen. <strong>Die</strong> Ungleichheit im «Leib Christi» ist eine Folge davon, dass bei<br />

ihm, im Gegensatz zu den Religionen, der einzelne überhaupt nicht vollkommen sein muss, um gerettet zu<br />

werden. Er muss nur seine eigene, begrenzte Bestimmung erfüllen nicht mehr <strong>und</strong> nicht weniger. <strong>Die</strong><br />

Gemeinde Christi wird als lebendiger Organismus geschildert, als arbeitsteiliges System (l. Kor. 12, 12ff), in<br />

dem die Stärken der einen die Schwächen der anderen ausgleichen. Das Ganze wird durch Christus <strong>und</strong><br />

seinen Geist zusammengehalten. <strong>Die</strong>ser Geist also verbindet Ungleichheiten. In der Welt <strong>und</strong> in den<br />

Religionen hingegen wirkt Ungleichheit trennend.<br />

7.4.7. Brüderlichkeit?<br />

Wir haben gesehen, dass den freimaurerischen Legenden, vor allem der Hiramslegende, eine<br />

»Parteinahme für Kain» zugr<strong>und</strong>e liegt. <strong>Die</strong>ser ist aus unserer Sicht natürlich nicht gerade das größte<br />

Vorbild für Brüderlichkeit. Zudem wurde bereits erwähnt, dass das »Elend des Humanismus» unseres<br />

Erachtens darin liegt, dass er, sobald etwas schief geht, wiederum nur Menschen beschuldigen kann. Der<br />

Vergötzung des Menschen folgt die Anklage, die Bitterkeit gegen Menschen auf dem Fuß. Der »Bruder«,<br />

der dem hohen Ideal der Brüderlichkeit nicht entspricht, wird sogar öffentlich <strong>und</strong> in der Literatur des<br />

»unbrüderlichen Verhaltens« bezichtigt. <strong>Die</strong>se Vorwürfe fördern nun ihrerseits sicher nicht gerade eine<br />

brüderliche Atmosphäre. »Dann gibt es leider auch den schlechten Freimaurer, der das Nest beschmutzt,<br />

wie in allen Vereinigungen von Menschen. <strong>Die</strong>ser ist es, der der ganzen Bewegung schadet, dem Idealbild,<br />

das strahlend human ist.» (Boitel, 22) In einer freimaurerischen Ritualk<strong>und</strong>e steht geschrieben, wie sich der<br />

«schlechte Bruder« verhalten sollte: »So wie wir häufig im profanen Leben dem 'Freimaurer ohne Schurz'<br />

begegnen, so gibt es auch in jeder Loge den Fremden mit Schurz, der innerlich ein Profaner geblieben ist.<br />

Wem das widerfährt, der sollte ehrlich genug sein, sich still wieder zu entfernen, statt jahrelang ... die<br />

Harmonie der Gemeinschaft zu stören.« (zit. in Binder, S.130) Also: »Bruderkette»? Bruder: nein! Kette: ja!<br />

<strong>Die</strong> eben genannten Faktoren, die Ungleichheit schaffen <strong>und</strong> fördern, tragen zudem mit Sicherheit auch<br />

nicht zu größerer Brüderlichkeit bei. In der Freimaurerei darf sich mit der Zeit jeder «Meister» nennen. Wer<br />

ist denn aber wirklich der Meister? Wer zeigt wem den Meister? <strong>Die</strong> humanistischen Vorstellungen<br />

erzeugen Konkurrenz <strong>und</strong> Rivalität auch unter «Brüdern». Demgegenüber warnt uns die Bibel eindeutig<br />

davor, uns »Meister» nennen zu lassen. Wirkliche Brüder werden wir erst, wenn nur einer unser Meister ist.<br />

»Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn nur einer ist euer Meister, ihr aber seid Brüder.« (Mt.<br />

23, 8) Jesus Christus wird in der Bibel auch bezeichnet als der »Erstgeborene von vielen Brüdern«. (Röm. 8,<br />

29) Meines Erachtens kann aufgr<strong>und</strong> von rein menschlichen Kriterien keine wirkliche Brüderlichkeit<br />

entstehen, höchstens eine kurzfristige Gemeinschaftlichkeit, eine eingebildete, geheuchelte Brüderlichkeit.<br />

Demgegenüber bezeichnet Christus als seine Brüder diejenigen, die die gleiche Beziehung zum lebendigen,<br />

biblischen Gott haben. »Und er streckte die Hand über seine Jünger aus <strong>und</strong> sagte: Das hier sind meine<br />

Mutter <strong>und</strong> meine Brüder. Denn wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, der ist für mich Bruder<br />

<strong>und</strong> Schwester <strong>und</strong> Mutter.« (Mt. 12, 49f)


Das obige Zitat zeigt auch, dass bei Jesus die Frauen nicht ausgeschlossen sind. Bloße Männerbünde aller<br />

Art pflegen eine Art von Gemeinschaft, die in der Bibel nicht vorgesehen ist. Sie ziehen zudem<br />

Aufmerksamkeit, Zeit, Energie <strong>und</strong> Geld von den biblisch erwünschten Formen des Zusammenlebens in<br />

Familie <strong>und</strong> Gesellschaft ab. Es sollte doch wohl darum gehen, dass Männer <strong>und</strong> Frauen, Erwachsene <strong>und</strong><br />

Kinder, Ges<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Kranke usw. lernen, «brüderlich« zusammenzuleben.<br />

7.4.8. Toleranz?<br />

<strong>Die</strong> Auseinandersetzungen, die im Verlauf der Geschichte seit der Gründung der Freimaurerei innerhalb der<br />

Bewegung <strong>und</strong> gegen außen geführt wurden, zeigen meines Erachtens mehr als deutlich, dass die<br />

Freimaurerei nur dort wirklich tolerant ist, wo der eigene Absolutheitsanspruch nicht in Frage gestellt wird.<br />

Gegen die aus ihrer Sicht «falschen« Absolutheitsansprüche von Absolutismus, Totalitarismus,<br />

Katholischer Kirche usw., die auch aus unserer Sicht »falsch« sind, geht der Geist der Freimaurerei mit<br />

allen Waffen vor. Nicht Feindesliebe, sondern Vergeltung mit allen Mitteln, gemäß den rituellen Handlungen<br />

des Ritter Kadosch Grades, ist der Weg. <strong>Die</strong> Freimaurerei ist also tolerant mit den in ihrem Sinn Toleranten,<br />

aber selbst intolerant mit ihren Gegnern, die sie als «intolerant» verurteilt. Das soll kurz anhand eines<br />

Nebenkriegsschauplatzes illustriert werden.<br />

<strong>Die</strong> »intoleranten«, bibeltreuen, «orthodoxen», »f<strong>und</strong>amentalistischen« Protestanten werden keineswegs<br />

mit liebendem Verständnis behandelt, was bei wirklicher Überlegenheit angebracht wäre.<br />

Der erwähnte Kirchengeschichtsprofessor Hengstenberg, dessen Argumente gegen die Freimaurerei durch<br />

das Eingreifen des späteren Kaisers Wilhelm I. autoritativ «erledigt» wurden, gilt als «intolerant»: «Seine<br />

Ablehnung der Freimaurerei wurzelt in seiner Antipathie gegen die Toleranz, de¬ren Wesen ihm fremd war,<br />

<strong>und</strong> gegen die liberal protestantische Auffassung des Christentums, die ihm verhasst war.» (Schenkel, S.<br />

35) <strong>Die</strong> »positiven« Protestanten werden als unterentwickelt, ungebildet, unfair <strong>und</strong> abergläubisch<br />

hingestellt. (Ebd. S. 34, 40f., 158f., 164f.) Es «wird die Freimaurerei in den pietistischen <strong>und</strong> orthodoxen<br />

Kreisen bekämpft. Doch wird dieser Kampf mehr im stillen geführt mit Verdächtigungen <strong>und</strong><br />

Verleumdungen, denen ähnliche abergläubische Vorstellungen zugr<strong>und</strong>e liegen, wie bei der populären<br />

katholischen Gegnerschaft.« (Ebd. S. 34) Aus unserer Sicht ist es natürlich die Freimaurerei selbst, die<br />

durch ihre fehlende Öffentlichkeitsarbeit den Informationsnotstand produziert. Und das Gebot des<br />

Schweigens ist in einer Welt, in der sprachliche Kommunikation lebensnotwendig ist, niemals absolut<br />

einzuhalten. Darum kommt es zu all den vielfältigen Gerüchten über die Freimaurerei.<br />

In den humanistischen Universitäten kann scheinbar naiver Christusglaube nicht die Gr<strong>und</strong>lage des<br />

Forschens <strong>und</strong> Lehrens sein, <strong>und</strong> auch in vielen Landeskirchen wurden die »positiven« Pfarrer<br />

systematisch <strong>und</strong> gründlichlich aus Amt <strong>und</strong> Würden verdrängt. So gibt es in Europa weite Landstriche, in<br />

denen das biblische Evangelium seit Jahrzehnten nicht mehr verkündet wurde <strong>und</strong> aus unserer Sicht von<br />

einem «neuen Heidentum» gesprochen werden muss.<br />

Das Toleranzideal der Freimaurerei beruht auf der Annahme, dass die Götter aller Religionen, besonders<br />

der monotheistischen Religionen, letztlich gleich seien. Jesus Christus wird die Göttlichkeit <strong>und</strong> damit die<br />

Einzigartigkeit versagt. Ist der Absolutheitsanspruch Christi aber gerechtfertigt, so beruhen obige<br />

freimaurerische Annahme <strong>und</strong> auch das Toleranzideal auf einem Schwindel. Es ist interessant zu sehen,<br />

dass auch die Ringparabel in Lessings »Nathan der Weise«, dem freimaurerischen Lieblingsstück zum<br />

Thema «Toleranz», bei genauer Betrachtung nichts anderes darstellt als einen Schwindel: Aus einem<br />

einzigen Ring werden drei hervorgezaubert, wobei das Kunststück Lessings darin besteht, zu vertuschen,<br />

dass es sich hier eigentlich um einen Taschenspielertrick handelt. <strong>Die</strong> Freimaurerei lässt also den einen<br />

wahren Ring, Jesus Christus, verschwinden <strong>und</strong> präsentiert der Menschheit stattdessen drei falsche. <strong>Die</strong><br />

Toleranz ist die gebotene Umgangsform zwischen denen, die die Herrschaft <strong>und</strong> Gottessohnschaft Christi<br />

ablehnen.<br />

Christusgläubigen wird von denen, deren Herz voll von allen Religionen <strong>und</strong> Nicht Religionen ist,<br />

vorgeworfen, sie seien einseitig, «eng», «stur» <strong>und</strong> liessen andere Glaubensformen nicht leben. Insofern<br />

seien sie »intolerant«. Meines Erachtens können <strong>und</strong> sollen wir es niemandem verbieten, Freimaurer zu<br />

sein oder das Glück in anderem humanistischem, religiösem oder sonstigem Erleben zu suchen. Druck,


Zwang <strong>und</strong> Ungeduld sollten un¬bedingt vermieden werden. Sie sind auch nicht nötig, wenn Jesus Christus<br />

wirklich auferstanden <strong>und</strong> der Herr der Welt ist. Der erzieherische Zwang, die »Gesetzlichkeit« mancher<br />

Christen mag zur Abwendung vieler Zöglinge beigetragen haben. »Der Zwang des Gewissens ist das<br />

Gemeinste <strong>und</strong> Unwürdigste, was man einem Menschen antun kann.« (Schenkel,164) <strong>Die</strong>ses Anliegen der<br />

Toleranz im Sinne des Vermeidens von Zwang, im Sinn der Glaubens , Gewissens <strong>und</strong><br />

Entscheidungsfreiheit sollten wir unbedingt ernst nehmen.<br />

Auf der anderen Seite brauchen wir uns aber auch die freimaurerischen <strong>und</strong> liberalprotestantischen Zwänge,<br />

Intoleranzen <strong>und</strong> Diffamierungen nicht länger gefallen zu lassen. Wir brauchen nicht mehr unbedingt dort<br />

mitzubauen, wo nicht Jesus Christus der Eckstein ist. <strong>Die</strong> Zuwendung zum biblischen Jesus Christus<br />

bedeutet die Abwendung von allen anderen Göttern <strong>und</strong> Gurus. <strong>Die</strong>se Konzentration bedeutet nicht Armut<br />

<strong>und</strong> Engstirnigkeit, sondern Reichtum <strong>und</strong> Öffnung von unermesslichen Horizonten. Wirklicher Reichtum ist<br />

nicht von der <strong>grosse</strong>n Zahl abhängig. Wenn Jesus Christus wirklich gr<strong>und</strong>sätzlich überlegen ist, wenn er<br />

wirklich als einziger lebt, während alle anderen tot sind, dann kann er auch z. B. von, den 350 Millionen<br />

Hindugöttern nicht geschlagen werden. Alle andern können nicht gegen den Hauch seines Atems bestehen.<br />

Es sind Scheingötter, Götzen, <strong>und</strong> es wäre dumm, ihnen weiterhin Referenz zu erweisen. Wir lehnen die<br />

Vielfalt des Todes ab, <strong>und</strong> wenden uns der Vielfalt, dem Reichtum des Lebens zu. Eng ist nun allerdings der<br />

Weg, die Tür zu diesem Reichtum. «Schmal ist der Weg, der zum Leben führt ...« (Mt. 7, 14) Der biblische<br />

Christus sagt bekanntlich: »Ich bin der Weg ... » (Joh. 14, 6) «Ich bin die Tür ... « (Joh. 10, 9) Zum Reichtum<br />

des Gottes der Bibel gelangen wir also nur, wenn wir Jesus Christus samt seinem Absolutheitsanspruch<br />

ernst nehmen. Der Absolutheitsanspruch ist der Kern, das Wesen, die Spitze, der Sinn seines Lebens.<br />

Ohne den Absolutheitsanspruch Christi betreiben wir Totenverehrung, setzen uns bewusst oder unbewusst<br />

sogar selbst an seine Stelle. Es ist wohl verständlich <strong>und</strong> sogar zu begrüssen, wenn ein <strong>grosse</strong>r Teil der<br />

Bevölkerung solchen »Gottesdienste« fern bleibt. In Jesus Christus «wohnt die ganze Fülle der Gottheit<br />

leibhaftig, <strong>und</strong> an dieser Fülle habt ihr teil in ihm, der das Haupt aller Mächte <strong>und</strong> Gewalten ist.» (Kol. 9, 9f)<br />

Es soll jedem frei stehen, sich mit weniger zu begnügen. Doch die Glaubenden werden sich diese Fülle<br />

niemals mehr wegzaubern lassen. Der echte Ring ist nicht verloren, wir brauchen keine künstlichen Ringe.<br />

7.4.9. Weisheit?<br />

Es ist bereits zur Sprache gekommen, dass aus biblischer Sicht »die Weisheit der Welt Torheit vor Gott» ist<br />

(l. Kor. 3, 19). In Jesus Christus «sind alle Schätze der Weisheit <strong>und</strong> Erkenntnis verborgen. Das sage ich,<br />

damit euch niemand durch Überredungskünstetäuscht.« (Kol. 2, 3f) Wirbrauchen uns also nie mehr vom<br />

Gerede von Leuten täuschen zu lassen, die behaupten, »höhere» Erkenntnis zu besitzen, oder sich auf ihre<br />

»Gelehrtheit» etwas einbilden. Wir brauchen auch nie mehr solche Erkenntnis zu suchen. Täuschung führt<br />

zur Enttäuschung. Als Christusgläubige versuchen wir nicht mehr, unsere Weisheit selbst zu produzieren.<br />

Das würde zu lächerlichen Resultaten führen. Der Heilige Geist, der »Geist der Wahrheit», wird uns in alle<br />

Wahrheit leiten. (Joh. 16, 13)<br />

An dieser Stelle sei noch eine Bibelstelle angeführt, die mir wichtig <strong>und</strong> deutlich zu sein scheint (l. Kor. 1, 20<br />

31):<br />

»Wo ist ein Weiser? Wo ein Schriftgelehrter? Wo ein Wortführer in dieser Welt? Hat nicht Gott die Weisheit<br />

der Welt als Torheit entlarvt? Denn da die Welt angesichts der Weisheit Gottes auf dem Weg ihrer Weisheit<br />

Gott nicht erkannte, beschloss Gott, alle, die glauben, durch die Torheit der Verkündigung zu retten. <strong>Die</strong><br />

Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir dagegen verkündigen Christus den<br />

Gekreuzigten: für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden<br />

wie Griechen, Christus, Gottes Kraft <strong>und</strong> Gottes Weisheit. Denn das Törichte an Gott ist weiser als die<br />

Menschen, <strong>und</strong> das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen. Seht doch auf eure Berufung, Brüder!<br />

Da sind nicht viele Weise im irdischen Sinn, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme, sondern das<br />

Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, <strong>und</strong> das Schwache in der<br />

Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen. Und das Niedrige in der Welt <strong>und</strong> das<br />

Verachtete hat Gott erwählt; das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zu vernichten, damit kein Mensch<br />

sich rühmen kann vor Gott. Von ihm her seid ihr in Christus Jesus, den Gott für uns zur Weisheit gemacht<br />

hat, zur Gerechtigkeit, Heiligung <strong>und</strong> Erlösung. Wer sich also rühmen will, der rühme sich des Herrn.»<br />

Zusammenfassung: <strong>Die</strong> freimaurerischen Ideale wie Friede, Humanität, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit,


Toleranz, Weisheit usw. sind wohl der biblischen Tradition entnommen, doch die Freimaurer versuchen nun,<br />

diese ohne den Absolutheit beanspruchenden Jesus Christus zu verwirklichen. Aus biblischer Sicht muss<br />

dieses Unterfangen scheitern, weil es von falschen Voraussetzungen <strong>und</strong> einer völligen Verkennung der<br />

wirklichen, «wahren» Herrschaftsverhältnisse ausgeht. So werden denn diese Ideale nicht nur nicht erreicht,<br />

sondern es entsteht sogar das pure Gegenteil: statt Friede Auseinandersetzungen bisher ungeahnten<br />

Ausmasses <strong>und</strong> mit völlig neuen Waffen; statt Humanität Rollen der Köpfe; statt Freiheit Einsamkeit,<br />

Sprachlosigkeit, Isolation, Geb<strong>und</strong>enheit; statt Gleichheit künstliche, unnötige, menschengemachte<br />

Ungleichheit; statt Brüderlichkeit Enttäuschung gegen <strong>und</strong> Bitterkeit über Menschen; statt Weisheit Torheit.<br />

7.5. Gefährlicher Kult<br />

Wir haben gesehen, dass die kultischen Handlungen der Freimaurer hinter geschlossenen Türen, in<br />

»gedeckter Loge« stattfinden. Zudem meinen sie, die »wirklichen«, «tiefsten» Wahrheiten seien sprachlich<br />

nicht kommunizierbar. So setzen sie an die Stelle des Wortes das kultische Erleben. In der Loge werden<br />

symbolische Handlungen vollzogen, die insofern ein »Geheimnis« darstellen, als sie nicht intersubjektiv<br />

gleich erlebt <strong>und</strong> darum scheinbar anderen nicht mitgeteilt werden können.<br />

<strong>Die</strong> biblische Sicht der Dinge ist dem völlig entgegengesetzt. <strong>Die</strong> biblischen Wahrheiten sollen nicht<br />

«privatisiert», wie ein Schatz gehütet <strong>und</strong> verborgen, sondern aller Welt in aller Öffentlichkeit mitgeteilt<br />

werden: »Gehet hin in alle Welt. . .« (Mt. 28, 18ff) Am Anfang war zudem nicht die Tat oder das Erleben,<br />

sondern das Wort. Natürlich sind auch für Christen Erlebnisse nicht ohne Bedeutung, doch Erlebnisse sind<br />

Folgeerscheinungen, wir orientieren uns nicht in erster Linie am Erleben. Aus biblischer Sicht gibt es zudem<br />

keine «Geheimnisse», die nicht ans Licht kommen können <strong>und</strong> sollen. «Wir meiden schändliche<br />

Heimlichkeit <strong>und</strong> gehen nicht mit List um, fälschen auch nicht Gottes Wort, sondern durch Offenbarung der<br />

Wahrheit empfehlen wir uns dem Gewissen aller Menschen vor Gott.» (2. Kor. 4, 2)<br />

Aus biblischer Sicht ist alles verdächtig <strong>und</strong> für die Menschen gefährlich, was sich verbirgt, was sich mit<br />

»Geheimnissen« umgibt <strong>und</strong> mit »höherer Erkenntnis» brüstet. Das Verborgenene, Heimliche liegt in der<br />

»Finsternis«, <strong>und</strong> es soll ans «Licht» kommen, es soll schliesslich alles «offenbar» werden. «Prüft, was dem<br />

Herrn gefällt, <strong>und</strong> habt nichts gemein mit den Werken der Finsternis, die keine Frucht bringen, sondern<br />

deckt sie auf!« (Eph. 5, 1; 1. Tim. 6, 20)<br />

»Es ist aber nichts verborgen, was nicht offenbar wird, <strong>und</strong> nichts geheim, was man nicht wissen wird.<br />

Darum, was ihr in der Finsternis sagt, das wird man im Licht hören; <strong>und</strong> was ihr flüstert in der Kammer, das<br />

wird man auf den Dächern predigen.« (Lk. 12, 2f; 8, 17; Mt. 10, 26f; Mk. 4, 22) Über die heimlichen Taten<br />

heisst es: »Was von ihnen heimlich getan wird, davon auch nur zu reden ist schändlich. Das alles aber wird<br />

offenbar, wenn's vom Licht aufgedeckt wird.« (Eph. 5, 1 2f) Jesus Christus ist dieses Licht. (Joh. 8, 12; Eph.<br />

5, 14)<br />

Natürlich würden Freimaurer energisch dagegen protestieren, ihre kultischen Handlungen als »Werke der<br />

Finsternis» zu bezeichnen. Es werden ja schliesslich keine Verbrechen <strong>und</strong> keine Vergehen begangen. <strong>Die</strong><br />

meisten Freimaurer wollen im Gegenteil sicher ehrlich <strong>und</strong> aufrichtig das Beste für die Menschheit. Sie sind<br />

sich keiner »bösen Taten» bewusst. Nach Schenkel sind nur die Formen der freimaurerischen<br />

Kulthandlungen den antiken Mysterienkulten entnommen, die Inhalte dagegen seien »aufgeklärt» <strong>und</strong> rein<br />

humanistisch, hätten mit Mystik, Magie <strong>und</strong> Okkultismus nichts zu tun. Unseres Erachtens lassen sich<br />

Formen <strong>und</strong> Inhalte niemals derart trennen. Alle Formen vermitteln auch Inhalte, <strong>und</strong> Inhalte können ohne<br />

ihnen gemässe Form gar nicht vermittelt werden. Zudem haben wir gesehen, dass im Schottischen Ritus<br />

erst die obersten Grade einen aufklärerischen Inhalt haben. <strong>Die</strong> Tore zum Okkultismus sind sperrangelweit<br />

offen. Mehr noch: Wenn Christus das Licht ist <strong>und</strong> seine Aussagen absolute Geltung haben, dann befindet<br />

sich schon (oder noch) jeder im Bereich der Finsternis, der diese geistige Tatsache ablehnt. Zudem ist es<br />

unmöglich, mit dem Okkulten nur ein bisschen zu spielen <strong>und</strong> trotz allem den Kopf oben zu behalten. »Jede<br />

Hinwendung zum Okkulten führt tiefer hinein in den Okkultismus. <strong>Die</strong>s ist ein Lebensgesetz aller geheimen<br />

Gesellschaften, ebenso wie auch der initiatorischen Vereinigungen, die sich nicht als geheim bezeichnen.<br />

Es ist durch nur zu gut bekannte Gründe zu erklären: enttäuschte Neugier, Eitelkeit, Verlangen nach dem<br />

Mysterium, Stolz darauf, die Eingeweihten spielen zu können.« (Mellor, 451). Nach Mellor treiben die Logen<br />

mit <strong>grosse</strong>r Selbstverständlichkeit Magie meist ohne es zu wissen. (Ebd. S. 312)


Nach unserer Auffassung kann nur Jesus Christus Licht in diese Zusammenhänge bringen. In der Bibel<br />

steht, was das Passwort der Lehrlinge <strong>und</strong> Meister »Tubalkain« bedeutet. Den meisten Freimaurern ist dies<br />

wohl nicht bekannt, <strong>und</strong> es käme ihnen nie in den Sinn, dass es gefährlich sein könnte, immer wieder<br />

ausgerechnet dieses Wort auszusprechen. Worte sind scheinbar nebensächlich. Bewusst oder unbewusst<br />

lernen Freimaurer laufend <strong>und</strong> immer gründlicher, am Wort Gottes <strong>und</strong> am biblischen Jesus zu zweifeln,<br />

seine Worte zu relativieren. Das Wort »Tubalkain» ist nur ein Beispiel. Tatsächlich führt jedes Wort, jedes<br />

Symbol <strong>und</strong> alles Handeln schrittweise weiter weg vom biblischen Gott <strong>und</strong> seinem Sohn. Baum stellt das<br />

besonders fest bei: der »Magie der Bruderkette«, den Hals , Brust- <strong>und</strong> Bauchzeichen, den «Gebeten», der<br />

»Magie des freimaurerischen Symbolismus«, den Ritualen der Hochgradfreimaurerei sowie der Magie des<br />

Würfels, der Würfelkreuze, des Merkursiegels, der Amulette, Abzeichen <strong>und</strong> anderen Kleinodien, die den<br />

Freimaurern wichtig sind.<br />

Manche Freimaurer spüren, dass ihnen das kultische Erleben <strong>und</strong> Handeln nicht gut tut. <strong>Die</strong><br />

»Ritualfähigkeit« ist ein Problem, das auch in der Freimaurerei selbst wahrgenommen wird. «Ein weiteres<br />

Problem im Bereich der Enttäuschung stellt die Gewöhnung an das Ritual dar, da sichtlich die<br />

Ritualfähigkeit im Zuge des gruppendynamischen Formungsprozesses <strong>und</strong> der persönlichen Rezeption des<br />

Dargebotenen erst allmählich steigt.« (Binder,132)<br />

In Kurt Koch's «Okkultem ABC« ist die Freimaurerei m. E. zu Recht aufgeführt. Er berichtet von einem<br />

Freimaurer in seiner Seelsorge, der »regelrecht unter einer geistlichen Blockade stand. Er war nicht in der<br />

Lage, die Heilstatsachen des Neuen Testamentes zu verstehen, geschweige denn, sie anzunehmen.»<br />

(Koch, Prot. bibl. 1988, S.144) »Es ist die Erfahrung vieler geistlich lebendiger Pfarrer in Nord Amerika, dass<br />

die Gemeinden, deren Pastor Freimaurer ist, geistlich tot sind. Es ist auch schwer, solchen Gemeinden das<br />

Evangelium zu verkündigen. Man hat den Eindruck, dass irgendwie ein Bann über der ganzen Kirche liegt.«<br />

(Ebd. 144)<br />

7.6. Relativierender Einfluss<br />

<strong>Die</strong> Freimaurerei hat durch ihre Mitglieder einen relativierenden Einfluss in allen Bereichen des staatlichen,<br />

wirtschaftlichen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Lebens. Mit den Worten der Bibel ausgedrückt: Sie sammelt nicht,<br />

sondern sie zerstreut. (Lk. 11 , 23)<br />

<strong>Die</strong> Freimaurerei relativiert jeden menschlichen Glauben <strong>und</strong> jede Lebensäusserung als subjektiv,<br />

geschichtlich, kulturell, familiär, ökonomisch oder vielfältig anders bedingt. Sie relativiert jeden Aspekt<br />

menschlichen Seins durch sein Gegenteil <strong>und</strong> vermischt alle lebendigen Gegensätze, so zum Beispiel:<br />

Leben <strong>und</strong> Tod, Licht <strong>und</strong> Schatten, Wissen <strong>und</strong> Glauben, die Rationalität der Aufklärung <strong>und</strong> die mystische<br />

Form des Kultus, die Freiheit der Person <strong>und</strong> die starre, «rechtwinklige» Haltung in <strong>und</strong> ausserhalb der Loge<br />

usw.<br />

<strong>Die</strong> Freimaurerei hebt alle Herrschaftsformen auf, indem sie sie gegeneinander ausspielt. <strong>Die</strong> Monarchien<br />

sollen durch demokratische Elemente ergänzt, relativiert werden. In den Demokratien soll die<br />

Gewaltentrennung Machtmissbrauch verhindern. Gesetze sollen das staatliche Handeln kalkulierbar<br />

machen, der Willkür entziehen <strong>und</strong> die individuelle Freiheit begrenzen. <strong>Die</strong> Gesetze gelten nicht absolut,<br />

sondern müssen in einem bestimmten Verfahren geändert werden können. Heute treten immer mehr auch<br />

die Medien als neue politische Macht in Erscheinung.<br />

Gefördert werden überstaatliche Vereinigungen, doch sollen diese nicht zu stark werden. Einem Übermass<br />

an staatlicher oder wirtschaftlicher Zentralisierung wird mit Dezentralisierung <strong>und</strong> Föderalismus begegnet.<br />

Das Ideal ist die ideelle aber auch die politische <strong>und</strong> die religiöse Vereinigung aller Menschen bei<br />

gleichzeitiger Wahrung der »Freiheit« der einzelnen Individuen, Staaten <strong>und</strong> Kirchen.<br />

<strong>Die</strong> Herrschaftsbereiche von Kirche <strong>und</strong> Staat sollen begrenzt werden durch die Trennung beider<br />

voneinander sowie durch die Schaffung eines neuen, dritten Bereiches der »freien« gesellschaftlichen<br />

Betätigung.<br />

<strong>Die</strong> Freimaurerei fördert die Konzentration auf alles konkrete, diesseitige Schaffen <strong>und</strong> verrichtet<br />

gleichzeitig in den Logen »spekulative« Arbeiten. Dabei relativiert sie auch sich selbst: Dem »Allmächtigen


Baumeister aller Welten» wird durch die Existenz atheistischer Logen absolute Anerkennung versagt. Im<br />

Gegensatz zu den humanistischen Systemen wird in deer christlichen Lehrart ein gnostischer Christus<br />

verehrt, der sich vom biblischen Jesus Christus gr<strong>und</strong>sätzlich unterscheidet.<br />

Alle freimaurerischen Lehrarten relativieren die Bedeutung des Wortes, der sprachlichen Kommunikation im<br />

weitesten Sinn. <strong>Die</strong> Freimaurerei erzieht zum Schweigen <strong>und</strong> fördert aussersprachliche Kommunikations<br />

<strong>und</strong> Erlebnisformen. Gleichzeitig relativiert sie die Geltung <strong>und</strong> Bedeutung der eigenen Symbole, Riten <strong>und</strong><br />

Kulte, indem sie auf allgemein verbindliche Symbolinterpretationen verzichtet.<br />

Man kann den Geist der Freimaurerei als einen Geist des «absoluten Re¬lativismus» bezeichnen. Es liegt<br />

ihm sozusagen die absolute Gewissheit zugr<strong>und</strong>e, dass es keine absolute Gewissheit gibt.<br />

Aus biblischer Sicht ist diese absolute Gewissheit zum <strong>grosse</strong>n Glück für uns alle falsch. <strong>Die</strong> absolute<br />

«Emanzipation» von allen Absolutheit beanspruchenden Autoritäten wird heute noch als «Freiheit« gefeiert<br />

<strong>und</strong> als »Mündigkeit« gepriesen. Doch wenn der Erlebnisrausch ausgeschlafen ist, könnte deutlich werden,<br />

wohin dieser Weg führt: in die Irre, in die totale Verwirrung, in den Wahnsinn, in die Trennung aller von allen.<br />

Das könnte nichts anderes sein als der Vorhof zur Hölle, an deren Existenz »aufgeklärte» <strong>und</strong> »gebildete«<br />

Geister natürlich nicht glauben.<br />

7.7. Herausforderung<br />

<strong>Die</strong> Freimaurerei ist erst seit kurzem Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Lange konnte sich<br />

dieses bedeutende geistige Gebilde mit Erfolg verbergen. Noch in den heute gebräuchlichen Lehrbüchern<br />

der Kirchengeschichte wird sie kaum in Fussnoten erwähnt, dabei ist sie für die Entstehung, die Entwicklung<br />

<strong>und</strong> das Verständnis der heutigen Zeit von ausserordentlicher Bedeutung.<br />

Der hinter der Freimaurerei steckende Geist strebt eindeutig Weltherrschaft an. Aber die tatsächliche<br />

Herrschaft übt gemäss biblischer Wirklichkeit nicht er aus. Er scheint zu herrschen, indem er erfolgreich<br />

auch aus unserer Sicht »falsche« Herrschaft bekämpft. Er kann aber die von ihm geförderten Staats ,<br />

Wirtschafts <strong>und</strong> Gesellschaftsformen nicht mit Leben füllen. Er erlaubt keine allgemeine Orientierung in der<br />

Welt der von ihm entthronten Absolutismen. Er sammelt nicht, sondern zerstreut. Seine zersetzende<br />

»Arbeit» mag aber zum Bewusstsein der Verlorenheit der Menschheit führen, zur Einsicht, dass wir alle<br />

verloren sind, sofern wir nicht annehmen, dass es einen einzigen, einmaligen, göttlichen Menschen gibt, der<br />

den Geist des absoluten Relativismus längst besiegt hat <strong>und</strong> der allen Relativierungsangriffen widersteht.<br />

Dank dieser Annahme brauchen wir uns vor der »freimaurerischen Herrschaft« nicht zu fürchten. Wir<br />

wissen: Alles was mit diesem freimaurerischen Geist zusammenhängt, ist seinerseits höchst relativ,<br />

vergänglich, Schall <strong>und</strong> Rauch, dem Tod geweiht.<br />

Freimaurern kann aus unserer Sicht nur eines geraten werden: Umkehren, das Leben dem biblischen Jesus<br />

Christus anvertrauen, aus der Loge austreten, zur besseren Bewältigung der wahrscheinlich folgenden<br />

geistigen Kämpfe einen gläubigen Seelsorger beiziehen. Das alles so rasch wie möglich, besser heute als<br />

morgen.<br />

Den Freimaurern sollten wir mit Verständnis, nicht mit Verteufelung begegnen. Sie sind die Getäuschten,<br />

nicht die Täuscher, die Opfer, nicht die Täter. Wir kämpfen nicht gegen Menschen. Dem Geist des<br />

Humanismus liegt es daran, unter dem Deckmantel der Humanität, der Menschenrechte <strong>und</strong> der<br />

Menschenwürde Menschen gegeneinander aufzuhetzen. Wir werden dann zur lebenden Menschheit, wenn<br />

wir diesem Geist widerstehen <strong>und</strong> nicht mehr auf seine Tricks hereinfallen. Das ist nur mit dem Schutz, der<br />

Kraft <strong>und</strong> der Führung dessen möglich, der vor zweitausend Jahren sein Leben für uns hingegeben hat.<br />

Literaturverzeichnis<br />

Abkürzungen:<br />

FM = Freimaurer; FM? = Freimaurer Fre<strong>und</strong>, möglicherweise Freimaurer; FMG = Freimaurer-Gegner; Wiss.


= Wissenschaftler; Kath. = Katholik; Prot. = Protestant (lib. = liberal, bibl. = biblisch positiv»); Journ. =<br />

Journalist; SA = Schweizerisches Sozialarchiv, Zürich; ZB = Schweizerische Zentralbibliothek, Zürich.<br />

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Gerd Klaus Kaltenbrunner, (Hrsg.) Geheimgesellschaften <strong>und</strong> der Mythos der Weltverschwörung,<br />

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Bodung Verlag, 1937. (Das ist die einzige »Verräter Schrift«, die verwendet wurde. Lerichs Ausführungen<br />

sind sehr sachlich <strong>und</strong> zuverlässig. Sie stimmen bis in die Einzelheiten mit dem überein, was später von<br />

Freimaurern selbst veröffentlicht wurde. Er schreibt über sich: »Geboren 1899. Vom Jahre 1922 bis 1932


Mitglied des Freimaurerb<strong>und</strong>es, in dem er die höchsten Grade <strong>und</strong> Ämter erwarb: War als Inhaber des 33.<br />

<strong>und</strong> letzten Grades Aktivmitglied des Obersten Rates für Österreich, Grossbeamter der Grossloge von Wien,<br />

Vorstandsmitglied der 'Allgemeinen Freimaurer Liga' (Basel), Meister vom Stuhl der Hochgradloge 'Voltaire'<br />

u.v.a.»).<br />

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Werke. Siebenter Band. Theologiekritische Schriften 1. <strong>und</strong> 11., Darmstadt 1976, S. 614 636. Ders.,<br />

Anti-Goeze 1 bis XII. Theologiekritische Auseinandersetzung mit Hauptpastor Johann Melchior Goeze, in:<br />

Gotthold Ephraim Lessing Werke. Achter Band. Theologiekritische Schriften, Darmstadt 1979, S. 21379.<br />

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Gotthilf Schenkel, <strong>Die</strong> Freimaurerei im Lichte der Religions <strong>und</strong> Kirchengeschichte. Gotha: Leopold Klotz<br />

Verlag, 1926. [Prot. lib., FM?] – (G. Schenkel war Dr. theol., lutherischer Stadtpfarrer in Esslingen, später<br />

Landtagsabgeordneter des deutschen B<strong>und</strong>eslandes Baden Württemberg sowie Kultusminister dieses<br />

B<strong>und</strong>eslandes).<br />

G. A. Schiffmann, Das Verhältnis der Freimaurerei zum Christentum <strong>und</strong> zur Kirche. Stettin 1857. [FM, Prot.<br />

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Kirchengeschichte in Copenhagen, als Antwort auf seine Schrift Freimaurerthum <strong>und</strong> Christenthum, Leipzig:<br />

Verlag Bruno Zechel, 1883. (Schiffmann war einer der wichtigsten Wortführer der Freimaurerei in der<br />

Auseinandersetzung mit den positiven Theologen Hengstenberg <strong>und</strong> Nielsen. Er war evangelischer<br />

Geistlicher, Archidiaconus an St. Jacobi in Stettin, Mitglied des »Protestantenvereins» sowie als Freimaurer<br />

Provinzial Grossmeister für Posen <strong>und</strong> Unterarchitekt des Ordens).<br />

J. N. J. Schmidt, Wurzeln der Freimaurerischen Gemeinschaft. Rückblick <strong>und</strong> Ausblick, Zürich: Origo Verlag,<br />

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Herbert Schneider, Deutsche Freimaurer Bibliothek. Verzeichnis der Bi¬bliothek des Deutschen Freimaurer<br />

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Wien/Berlin/Stuttgart: Paul Neff Verlag, 1956. (Wiss.) SA 22 777<br />

Rudolf Spitzbarth, <strong>Die</strong> Freimaurerei, ihr Herkommen <strong>und</strong> Wirken. Neue Zürcher Zeitung Nr. 283, 9.5.1968.<br />

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Reinhold Taute, <strong>Die</strong> katholische Geistlichkeit <strong>und</strong> die Freimaurerei. Ein kulturgeschichtlicher Rückblick,<br />

Berlin: Verlag von Franz W<strong>und</strong>er, 1909, 3. Aufl. [FM] ZB BBN 6266.4<br />

Brigitte Ulmer, Freimaurer Logen: <strong>Die</strong> stille Renaissance, in: Sonntags¬-Zeitung, 11.2.1990. [Journ.]<br />

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Callwey Verlag, 1988. [FM]<br />

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Freimaurer Orden <strong>und</strong> den Eintritt evangelischer Geistlicher in denselben von einem Freimaurer. Berlin<br />

1854. [FM] ZB AB 57512<br />

Friedrich Wichtl, Weltfreimaurerei, Weltrevolution, Weltrepublik. Eine Untersuchung über Ursprung <strong>und</strong><br />

Endziele des Weltkrieges, München: J. F. Lehmanns Verlag, 1919. [Nat., FMG] SA 5815<br />

August Wolfstieg, Bibliographie der freimaurerischen Literatur. Leipzig/ Burg/Hildesheim 1911, 1926 <strong>und</strong><br />

1964. [Wiss.]<br />

C. Zendralli, Freimaurerei heute. Typoskript der Schweizerischen Grossloge Alpina, o. Jg. [FM]<br />

Otto Zuber, Der maurerische Gottesbegriff, in: Alpina, Nr. 11/1975. [FM]<br />

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Freimaurerei <strong>und</strong> Christentum<br />

E. A. Wilder - Smith<br />

FREIMAUREREI UND CHRISTENTUM<br />

- Auszug aus dem Buch >Es war ein reiches Leben< - Seite 102 - 112<br />

Was mein Vater glaubte<br />

Nachdem ich Christ geworden war, versuchte ich, meinen Vater <strong>und</strong> seinen freimaurerischen Glauben<br />

besser zu verstehen. Vaters Einstellung, wie ich bereits erwähnte, war, dass er die wahre Religion für<br />

Männer gef<strong>und</strong>en habe. Wir dagegen hätten die Religion für Frauen <strong>und</strong> Kinder angenommen. Aber er<br />

äußerte nie etwas Spezifisches über seinen Glauben. Das dürfen Freimaurer nicht. Sie sind durch Eide zur<br />

absoluten Schweigsamkeit verpflichtet. Besonders die britischen Freimaurer sind sehr verschlossen. Sie<br />

dürfen für ihre Logen auch keine Werbung durchführen, dürfen niemanden direkt einladen, Freimaurer zu<br />

werden. Sie kennen die Bibel besonders das Alte Testament gut. Wenn man sie direkt fragt, was sie<br />

glauben, geben sie nie eine wirklich informationsreiche Antwort. Aber für das Evangelium Christi<br />

interessieren sie sich meist nicht. Gottes Sohn ist für sie nur ein guter Mensch, nicht unser Schöpfer, der für<br />

uns am Kreuz starb. Mein Vater war in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Mit Mutter ging er zur Kirche ab<br />

<strong>und</strong> zu <strong>und</strong> wenn der Pfarrer ein Logenbruder war.<br />

Man muss bedenken, dass viele anglikanische Pfarrer Freimaurer sind. Zur Zeit Oliver Cromwells in<br />

England ging die Parole um, dass man die »Priester Baals« ausrotten soll. Als Schulkinder haben wir dieses<br />

Wort nie verstanden, denn Oliver Cromwell wurde uns als Politiker hingestellt, der ein religiöser Fanatiker<br />

<strong>und</strong> F<strong>und</strong>amentalist war. Später habe ich durch meine Studien des Freimaurertums verstehen gelernt, was<br />

Oliver Cromwell mit diesem Ausspruch unter »Priester Baals« sagen wollte. Er meinte damit anglikanische<br />

<strong>und</strong> andere Pfarrer, die Freimaurer waren. Denn der Name Baals kommt in den Namen der Gottheit der<br />

Freimaurer vor. Sie rechnen sich selbst (die Freimaurer) zu den alten babylonischen Mysterien, weil der<br />

Logen Ritus zu den uralten Kulten heidnischer babylonischer Herkunft gehörte, obwohl er mit<br />

alttestamentlichen Zitaten angefüllt ist.<br />

Aber eine gewisse sichere Auskunft über Vaters Glauben konnten wir nie ermitteln. Mutter las ihm 40 Jahre<br />

lang jeden Abend im Bett aus der Bibel vor. In den ersten Jahren ihrer Ehe drehte sich Vater von ihr weg, als<br />

sie zu lesen anfing, aber in späteren Jahren bat er Mutter, ihm jeden Abend aus der Bibel vorzulesen. Ohne<br />

Mutters Bibellesen wollte er, als er alt war, nicht einschlafen. Er interessierte sich besonders für gewisse<br />

Stellen aus dem Alten Testament <strong>und</strong> schien sie gut zu kennen (z. B. Prediger 12). Aber Mutter erfuhr nie,<br />

was Vater eigentlich glaubte. Sie wusste nur, dass er an den Herrn Jesus Christus als Sohn Gottes, der für<br />

unsere Sünden am Kreuz starb <strong>und</strong> auferstand, nicht glaubte. Ein solcher Glaube sei etwas für Frauen <strong>und</strong><br />

Kinder, nicht aber für erwachsene Männer, pflegte er zu sagen.<br />

Um eine Unterhaltung mit anderen Menschen erfolgreich zu führen, muss man gemeinsame Interessen<br />

finden. Wir konnten aber auf dem Gebiet des Glaubens nichts Gemeinsames mit Vater finden, sodass es<br />

schwerlich zu einer vernünftigen Unterhaltung mit ihm über innere Dinge kam. Aber antireligiös obwohl<br />

anti-anglikanisch war er nicht <strong>und</strong> tat, wie wir immer wieder feststellten, unter Armen, Witwen <strong>und</strong> Waisen<br />

im Dorf heimlich viel Gutes. Aber an was glaubte er wirklich? Das war die große Frage für uns alle.<br />

Ich hatte eine Tante in den USA, die gläubig war <strong>und</strong> die uns einmal besuchte. Sie war eine intelligente,<br />

fromme Dame, die über viel Wissen verfügte. Ich sprach anlässlich ihres Besuches bei uns über dieses<br />

Mysterium von Vaters Glauben, wobei sie mir verriet, dass sie bei sich zu Hause Bücher zu diesem Thema<br />

besäße. Man könnte jedoch diese Bücher nicht durch die öffentliche Post schicken, sie hätten die<br />

Angewohnheit, während des Transits in der Post spurlos zu verschwinden. Der Verlag, der die Bücher vor


langer Zeit herausbrachte, sei mehrere Male auf mysteriöse Weise durch Brandstiftung zerstört worden,<br />

<strong>und</strong> der Besitzer sei auch auf unerklärliche Art <strong>und</strong> Weise verschollen. Sie würde mir aber die Bücher als<br />

versiegelten eingeschriebenen Brief nicht als offene Drucksache senden, wenn ich versprechen würde,<br />

sie sorgfältig <strong>und</strong> diskret aufzubewahren. Ich versprach ihr das, <strong>und</strong> nach einigen Monaten traf ein dicker R<br />

Brief bei uns ein, der die versprochenen Bücher enthielt. Eins davon besitze ich heute noch.<br />

In diesem Buch war der vollständige Schlüssel zum »Gebetsbuch« der Freimaurer enthalten. Vielleicht<br />

wissen einige meiner Leser von diesen Dingen nichts. Deshalb muss ich jetzt einiges vorwegnehmen.<br />

Onkel Frank <strong>und</strong> Vater lasen bei ihren Zusammenkünften bei uns meist freitagabends aus einem kleinen<br />

schwarzen Buch, das so aussah wie ein anglikanisches Gebetsbuch. Einige Male ließ Vater aus Versehen<br />

dieses Buch herumliegen, <strong>und</strong> wir Kinder waren neugierig <strong>und</strong> schauten hinein. Aber wir verstanden nichts<br />

oder sehr wenig. Das Buch war zwar auf Englisch geschrieben, aber entscheidende Stellen in den meisten<br />

Sätzen enthielten nur Buchstaben Konsonanten <strong>und</strong> keine vollständigen Wörter, sodass man den Sinn<br />

nur dann verstehen konnte, wenn man die Bedeutung der Konsonanten kannte so z. B. die Buchstaben<br />

»J.B.O.«, die Jahwe, Baal <strong>und</strong> Osiris bedeuten. J.B.O. ist der Name des Gottes der Freimaurer! Das Buch<br />

war, kurz gesagt, streng verschlüsselt, sodass der Uneingeweihte aus dem Text praktisch nichts<br />

herausholen konnte. Vater wurde aber böse, als er uns einmal beim Blättern in seinem Büchlein erwischte.<br />

Am 13.06.1985 hörte ich auf Radio BBC 4 um 8.00 Uhr morgens von der BBC London einen Bericht über<br />

das Wesen der Freimaurer, herausgegeben von der methodistischen Kirche Großbritanniens. Ein<br />

methodistischer Pfarrer kommentierte den amtlichen methodistischen Bericht über Freimaurer <strong>und</strong><br />

behauptete, dass die Freimaurerei eine Gefahr für Christen sei. Als Gr<strong>und</strong> für diese Gefahr gab er an, dass<br />

die unterrichteten Freimaurer an einen Gott glauben, dessen Name bekannt sei. <strong>Die</strong>ser Name sei aus drei<br />

Religionen zusammengestellt. Zwei davon seien rein heidnisch <strong>und</strong> nicht christlich. Der dritte Name Gottes<br />

sei jüdisch. Der Interviewer bat ihn dann, diesen dreifachen Namen des Freimaurergottes zu nennen. Der<br />

Berichterstatter zögerte, aber der Radiointerviewer gab sich nicht zufrieden, bis der methodistische Pfarrer<br />

den Namen des Freimaurergottes nannte: »Jaobulon« eine Zusammensetzung also von Jahwe, Bul oder<br />

Baal <strong>und</strong> On oder Osiris. In den Freimaurerbüchern wird dieser Name Gottes nur verschlüsselt in der Form<br />

von Buchstaben aufgeführt als J.B.O. Freimaurerei ist also eine akute Form von Synkretismus, eine<br />

Verschmelzung von vielen Religionen, darunter heidnischen Religionen.<br />

Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich gehört, wie der Freimaurergott beim Namen <strong>und</strong> zwar öffentlich<br />

im Radio - genannt wurde, richtig genannt <strong>und</strong> auch ausgedrückt wurde. Freimaurer selbst dürfen den<br />

großen, geheimen Namen ihres Gottes nie allein aussprechen. Jeder Einzelne darf nur silbenweise den<br />

unaussprechlichen Namen aussprechen, sodass sie in Gruppen von drei Freimaurern, mit Händen einen<br />

Kreis bildend, anbetend gemeinsam den Namen leise silbenweise jeder Freimaurer eine Silbe<br />

aussprechen. Der erste Freimaurer sagt »Jao«, dann kommt der zweite, der die Hände des ersten <strong>und</strong> des<br />

dritten Freimaurers hält <strong>und</strong> sagt »Bul«. Der dritte, der anbetend <strong>und</strong> mit den Händen der anderen<br />

verb<strong>und</strong>en ist, sagt »On«. Niemand darf den ganzen Namen Gottes allein aussprechen. Wer das tut, ist des<br />

Todes schuldig. So stehen die Freimaurer in Gruppen von drei, Hände haltend, in der Loge, <strong>und</strong> nur eine<br />

Gruppe von dreien darf den unaussprechlichen Namen silbenweise <strong>und</strong> gemeinsam über die Lippen gehen<br />

lassen.<br />

Nun, die meisten Freimaurer wissen das alles nicht. Erst in den viel höheren Graden wenn sie so weit<br />

kommen lernen sie den Namen ihres Gottes kennen. Bis sie so weit sind, zählen sie schon zu den älteren<br />

erfahreren Freimaurern, die ihr Leben lang Eide geleistet haben, den unaussprechlichen Namen nie zu<br />

verraten, obwohl sie ihn jahrelang nicht kennen. Bei der echten Freimaurerei handelt es sich also um eine<br />

Verbindung der Gottheit »Jahwe« des Alten Testaments mit den zwei großen Gottheiten der Heiden »Baal«<br />

(Bul) <strong>und</strong> »On« (Osiris). Das ganze Alte Testament <strong>und</strong> das ganze Neue Testament verbieten gerade<br />

Synkretismus dieser Art, <strong>und</strong> zwar aufs Strengste. Es handelt sich also nach der Bibel um »Abgötterei«.<br />

In den höheren Graden der Freimaurerei, die nur eine ganz kleine Elite erreicht (z. B. Königliche Arche im<br />

33. Grad), lernt man diesen synkretistischen Namen kennen.<br />

<strong>Die</strong> Eide, die die Freimaurer leisten müssen, schon vom neuesten Lehrling an, sind haarsträubend ... <strong>und</strong><br />

absolut unchristlich. Bei der Einführung eines Mannes in die Loge muss er zuerst anfragen, ob man ihn<br />

aufnehmen würde. Er wird darin diskret geprüft. Ungelernte Leute von der Straße nimmt man nicht auf,


sondern nur Menschen, die im Leben einen Status haben. Wird man in die Loge zugelassen, kann einem im<br />

Leben nicht viel Böses passieren, denn der Freimaurer verspricht, in geschäftlichen <strong>und</strong> beruflichen<br />

Angelegenheiten immer einen Logenbruder zu bevorzugen. Wenn z. B. ein Freimaurer Richter <strong>und</strong> der<br />

Angeklagte vor ihm auch Freimaurer ist, kann letzterer das Freimaurer Zeichen geben <strong>und</strong> sich auf Hilfe aus<br />

seiner Not seitens des Richters verlassen. Er braucht nur versteckt, mitten in der Unterhaltung, sodass ein<br />

Außenstehender es nicht merkt, auszusprechen: »Gibt es denn keine Hilfe für den Sohn einer Witwe?<br />

(Hiram, der König von Tyrus, war der Sohn einer Witwe <strong>und</strong> spielte im Logen Ritus eine bedeutende Rolle.)<br />

Wenn ein Freimaurer diesen Hilferuf vernimmt, darf er nicht ruhen, bis er seinem Bruder in der Not geholfen<br />

hat. Ich wurde als ältester Sohn meines Vaters <strong>und</strong> meiner Mutter in dem Jahre geboren, in dem mein Vater<br />

Meister des Stuhles in der Loge war. Aus diesem Gr<strong>und</strong> bin ich in der Freimaurersprache ein »Louis«. Ich<br />

hätte als Freimaurer besondere Rechte <strong>und</strong> Pflichten. Wäre mein Vater gestorben oder wäre er nicht in der<br />

Lage gewesen, für meine Ausbildung aufzukommen, so hätten die Freimaurer mich gratis ausgebildet.<br />

Obwohl man mich im Middlesex Hospital, als ich dort in der Krebsforschung tätig war, oft diskret aufforderte,<br />

in die Loge einzutreten, lehnte ich diesen Schritt als Christ immer entschieden ab.<br />

Sind wir aber sicher, dass all diese Auskünfte den freimaurerischen Tatsachen entsprechen oder sind sie<br />

nur Märchen, die die Feinde des Freimaurertums erf<strong>und</strong>en haben? Man darf sich auf das Zeugnis von nur<br />

einer Quelle nicht verlassen. Man braucht die Bestätigung von möglichst vielen Seiten, sonst kann man sehr<br />

getäuscht werden. Es lag mir wirklich viel daran, meinen Vater innerlich zu verstehen, denn er war ein guter<br />

Mann, der besonders bei den Armen viel Gutes tat. Freimaurer im allgemeinen sind oft vorbildlich in ihrer<br />

Lebensführung <strong>und</strong> moralisch sehr hoch stehend. Das war mein Vater ganz bestimmt, obwohl er nie den<br />

Namen Christi bekannte.<br />

Um ganz sicher zu sein, dass meine Quellen echt waren, ging ich folgendermaßen vor. Ich nahm meine<br />

Bücher aus den USA über die Freimaurerei zur Hand <strong>und</strong> lernte die Entschlüsselung sorgfältig auswendig.<br />

Dann lernte ich auch den Ritus zur Initiation des Maurerlehrlings auswendig, d. h. die Fragen, die dem<br />

Eintretenden gestellt werden <strong>und</strong> die Antworten, wenn er vor den verschlossenen Türen der Loge steht<br />

<strong>und</strong> anklopft. Dreimal klopft er an, nachdem man ihm die Augen mit einer Augenbinde verb<strong>und</strong>en hat,<br />

sodass er nicht sehen kann <strong>und</strong> seine Kleider ausgezogen hat. Er zieht dann eine besondere Hose mit nur<br />

einem Bein an <strong>und</strong> klopft. Jemand steht hinter ihm mit einem gezückten Schwert, die Spitze davon wird ihm<br />

immer wieder in den Rücken geschoben, sodass er weiß, dass er nicht zurück darf. Beim dreifachen<br />

Klopfzeichen antwortet es durch die Tür der Loge: »Wer geht da?«<br />

Der Kandidat antwortet: »Ein armer Kandidat auf der Suche nach Licht!«.<br />

<strong>Die</strong> Tür geht dann auf <strong>und</strong>, mit dem Schwert im Rücken, wird der Kandidat, der natürlich nicht sehen kann,<br />

wo er ist, nach vorne gesteuert. Er merkt, viele Menschen sind um ihn herum. Er wird in die Knie gezwungen<br />

<strong>und</strong> das heilige Buch des Gesetzes wird ihm zwischen die gefalteten Hände geschoben. Wenn man die<br />

Bibel (d. h. das Alte Testament) so zwischen die gefalteten Hände nimmt, weiß jeder unterrichtete<br />

Freimaurer, was das zu bedeuten hat! Dann wird Satz für Satz der erste Eid, den er leisten muss,<br />

vorgelesen. Der Kandidat muss jeden Satz <strong>und</strong> jeden Teilsatz nachsprechen, obwohl die Silben, die er der<br />

Reihenfolge nach wiederholen muss, noch nicht sinnvoll sind. Ohne zu wissen, was der ganze Eid bedeuten<br />

wird, muss er alles silbenweise nachsagen, bis er mit den Aussagen fertig ist. Sehr kurz gesagt, der<br />

Kandidat schwört, dass er seine Zunge mit den Wurzeln ausreißen lassen <strong>und</strong> seine Leiche am Sand des<br />

Meeres begraben lassen will, wo Ebbe <strong>und</strong> Flut zweimal täglich fließen, wenn er die Geheimnisse preisgibt,<br />

die er jetzt erfahren wird. Das Lächerliche am Ganzen ist, dass er nach diesem fürchterlichen Eid kein<br />

nennenswertes Geheimnis erfährt. Erst viel später im 33. Grad der königlichen Arche <strong>und</strong> in anderen<br />

höheren Graden erfährt er das wirkliche Wesen der Freimaurerei, darunter den unaussprechlichen Namen<br />

der »Gottheit«. <strong>Die</strong> meisten jungen Freimaurer haben nicht die blasseste Ahnung davon, was sie in<br />

Wirkhchkeit tun <strong>und</strong> getan haben. Erst nach vielen Jahren der abgründigsten Eidleistungen, wie ich oben<br />

ein Exempel zitiert habe, lernen sie Nennenswertes z. B. den Namen ihrer »Gottheit«! Deshalb behaupten<br />

viele junge Freimaurer, dass alles in der Loge mit dem Christentum zu vereinbaren sei. Denn dort in der<br />

Loge lernen sie viel aus dem Alten Testament auswendig über den Bau des Tempels etc. was alles<br />

harmlos zu sein scheint. Erst viel später erfahren sie, dass die Loge eine geheime Kammer im Tempel<br />

Gottes in Jerusalem darstellt, wo die Priester Gottes heimlich den Baalim dienen <strong>und</strong> Gott den Rücken<br />

kehren! Deshalb verlangte Oliver Cromwell in England die Schlachtung der Priester Baals: Er, Oliver<br />

Cromwell, wusste mancherlei, was man heute längst vergessen hat.


Nun, woher soll man all das wissen? Ich war noch nie in der Loge <strong>und</strong> haben den Ritus nie direkt gehört,<br />

noch beobachtet. Ich war damals jung <strong>und</strong> schäme mich heute über meine radikalen Methoden meinem<br />

Vater <strong>und</strong> meinem Onkel gegenüber. Ich hätte bestimmt mehr Ehrfurcht vor den Alten aufbringen müssen.<br />

Aber Jugend ist Jugend, <strong>und</strong> ich schäme mich in meinem Alter, dass ich auf solche Ideen kam. Ich bin<br />

nämlich folgendermaßen vorgegangen: Onkel Frank <strong>und</strong> Familie waren eines Abends zum Abendessen zu<br />

uns gekommen. Danach sollte Onkel Frank den Freimaurerritus mit Vater durchüben. Unsere Familie ging<br />

ins Bett <strong>und</strong> die anderen fuhren nach Hause. Ich aber blieb auf <strong>und</strong> las in einem Buch im Wohnzimmer.<br />

Vater <strong>und</strong> Onkel holten ihre kleinen Bücher (Gebetsbücher freimaurerischer Art) vor, lasen darin <strong>und</strong> sagten<br />

kein Wort, bis ich gegangen wäre. Aber ich ging nicht. So lasen sie für sich in ihren kleinen schwarzen<br />

Büchern weiter. Alles war mucksmäuschenstill. <strong>Die</strong> Uhr tickte, oben im Hause war es ruhig geworden. Ich<br />

fing ganz leise an, den Initiationsritus eines Freimaurerlehrlings vorzurezitieren: »Klopf, klopf, klopf«, »Wer<br />

geht da?« »Ein armer Kandidat auf der Suche nach Licht!« Ich sagte alles wortgetreu auf, genau, wie es<br />

verschlüsselt in den Büchern steht, aber ich sagte es natürlich ohne Verschlüsselung. Onkel <strong>und</strong> Vater<br />

schauten sich, offenbar bestürzt, an, sagten aber kein Wort. Dann schloss ich den ca. 20 Minuten<br />

dauernden Ritus mit dem schrecklichen Schlusseid ab dass ich meine Zunge an der Wurzel herausreißen<br />

lassen <strong>und</strong> meine Leiche am Sand des Meeres begraben lassen würde, wo Ebbe <strong>und</strong> Flut zweimal täglich<br />

fließen, wenn ich je verraten würde, was ich jetzt erfahre. Dann hörte ich auf <strong>und</strong> saß stille über meinem<br />

wissenschaftlichen Buch. Ich machte absolut keinen Kommentar. Ich hatte nur den Ritus, den reinen Ritus,<br />

ganz leise, aber wortgetreu zitiert, nichts anderes.<br />

Vater <strong>und</strong> Onkel schauten sich gegenseitig erschrocken an. Dann platzte mein Vater <strong>und</strong> rief aus:<br />

»Du willst Christ sein <strong>und</strong> bist ein <strong>Die</strong>b. Du hast mein Büchlein, mein schwarzes geheimes, privates<br />

Büchlein gestohlen.«<br />

»Nein, sagte ich, »du weißt, Vater, dass ich das nicht tun würde. Ich weiß aber, dass alles, was in deinem<br />

Büchlein steht, verschlüsselt ist. Ohne die Verschlüsselung kann ich es nicht lesen.<br />

Aber eins weiß ich jetzt für alle Zeiten, dass all das, was ich aufgesagt habe, in deinem schwarzen Büchlein<br />

stehen muss. Sonst hättet ihr nicht so reagiert. Stimmt das oder nicht?«<br />

<strong>Die</strong> beiden alten Männer schauten sich immer noch erschrocken an. Mein Vater gewann sein Gleichgewicht<br />

zuerst wieder <strong>und</strong> sagte, dass sei absoluter Quatsch, er wisse nicht, wo ich dieses dumme Zeug, das ich<br />

rezitiert hatte, her hätte. Ich wusste, dass der Freimaurer auf diese Weise zu reagieren verpflichtet war.<br />

Wenn ein Geheimnis des Ritus oder des Freimaurerglaubens herauskommt <strong>und</strong> jemand erfährt, was die<br />

Freimaurer wirklich glauben, ohne aber selbst Freimaurer zu sein, dann ist der Freimaurer durch Eid<br />

verpflichtet, die Wahrheit zu leugnen. Er muss behaupten, dass das, was man über Freimaurer erfahren hat,<br />

Unsinn ist. So erwiderte ich den beiden Männern, dass ich auch diesen Eid zu lügen, wenn die Wahrheit<br />

herauskam, kannte. <strong>Die</strong>s bestärkte mich in meiner Überzeugung, dass sie beide unter Eid so zu reagieren<br />

hatten, sollte der Ritus herauskommen.<br />

Bis ich aufstand, um ins Bett zu gehen, beteuerten beide Männer, dass der von mir rezitierte Text ihnen<br />

unbekannt sei. Woraufhin ich noch einmal fragte, warum mein Vater als erste Reaktion behauptet hätte, ich<br />

hätte sein Büchlein gestohlen, nachdem ich den ganzen Ritus rezitiert hatte? Wenn ich auf der falschen<br />

Spur gewesen sei, hätte er eine solche Beschuldigung nie gemacht!<br />

Vater <strong>und</strong> Onkel Frank waren nach dieser Begebenheit besonders lieb <strong>und</strong> entgegenkommend zu mir was<br />

ich nie verdient hatte. Und, wie ich erwartete (denn ich kannte die Eide, die sie geleistet hatten), versuchten<br />

sie, mich für die Loge zu gewinnen. Jedesmal aber, wenn sie mir die Vorteile der Loge diskret vortrugen,<br />

machte ich sie darauf aufmerksam, dass kein Freimaurer, der wirklich echt ist, für die Loge versteckt oder<br />

öffentlich werben wird. Gerade das sei nach ihren eigenen Regeln <strong>und</strong> Eiden tabu. Sie hörten dann immer<br />

sofort mit ihrer diskreten Werbung auf!<br />

Als ich aus Spaß <strong>und</strong> Ulk später in London meinen Chef, der wie die meisten führenden Leute in England<br />

Freimaurer war, hereinlegte, indem ich ihm so ganz nebenbei beim Verabschieden den Freimaurerhandgriff<br />

gab ich kann mich als »Freimaurer ausweisen« schaute er mich erstaunt <strong>und</strong> treu an <strong>und</strong> sagte, dass er


sich wirklich sehr freue zu vernehmen, dass auch ich «einer von uns« sei.<br />

Glasblasen <strong>und</strong> Freimaurerei<br />

Während des Krieges saß ich einmal in meinem Labor am Glasbläsertisch. Weil wir keine Glasbläser mehr<br />

im Labor hatten - sie waren alle in der Armee , lernte ich Anfang des Krieges selbst das Glasblasen, <strong>und</strong><br />

zwar bei einem Meisterglasbläser. Ich war für dieses Können dankbar, denn die heikle Mikroapparatur, die<br />

ich in der Forschung oft brauchte, konnte ich dann in kürzester Zeit selbst blasen. Ich saß also am<br />

Glasbläsertisch <strong>und</strong> hatte gerade einen Mikrodestillationsapparat angefertigt. <strong>Die</strong>se Apparatur wies drei<br />

»doppelt versiegelte Fugen« auf, die heikel anzufertigen sind. Im Krieg stand uns kein Plexiglas zur<br />

Verfügung, deshalb mussten wir alles in Sodaglas fabrizieren. Sodaglas bekommt beim Auskühlen leicht<br />

Sprünge. Das ganze Laboratorium schaute mir zu, denn der Apparat war ein Kunstwerk sehr schön<br />

anzusehen. So hielt ich mein Kunstwerk in eine rauchende Flamme, um alles langsam <strong>und</strong> sicher<br />

auszukühlen. Ein sehr spannender Augenblick war das.<br />

Der Vizechef des Labors, der mit uns im Labor arbeitete, war auch Freimaurer. Er ahnte, dass ich auf<br />

mancherlei Gebieten mehr wusste, als ihm angenehm war, aber ich sprach mit ihm nie über Freimaurerei.<br />

Er war etwas intolerant, hatte aber viel Schweres erlebt. Sein Haus wurde von deutschen Fliegern<br />

bombardiert <strong>und</strong> begrub ihn <strong>und</strong> seine Frau einen ganzen Tag, bis die Rettungsmannschaften das Paar<br />

herausholten. Er war deshalb ein Deutschenhasser. Ich behandelte ihn mit Seidenhandschuhen. Nun,<br />

dieser Vizechef schaute beim Glasblasen spöttisch zu, er meinte, die Arbeit würde mir nie gelingen. Und sie<br />

war mir doch gelungen! Aber, was war das »Knack« mitten in der Flamme? Durch die doppelten Fugen<br />

entstand ein Sprung <strong>und</strong> dann »explodierte« das ganze Kunstwerk. Auf dem Tisch lagen lauter schwarze<br />

Scherben! Ich drehte mich um, holte eine Schaufel <strong>und</strong> einen Besen <strong>und</strong> fing an, alles wegzufegen <strong>und</strong><br />

Ordnung herzustellen. Aber das spöttische Gesicht des Vizedirektors reizte mich, <strong>und</strong> mir kam ein<br />

Geistesblitz.<br />

»Mr. L.«, sagte ich, »ich komme mir vor wie der Prophet Zerubbabel im Tempel, als er die Scherben des<br />

alten Tempels wegbürstete, um Platz für den Neubau zu machen.«<br />

Ich hatte mich natürlich auf den Freimaurerritus bezogen, wo Zerubbabel in der Loge vorkommt. Er will den<br />

zerfallenen Tempel wieder aufbauen <strong>und</strong> räumt zuerst den alten Schutt weg wie ich es auf dem<br />

Glasbläsertisch tat! Der Vizedirektor drehte sich um <strong>und</strong> verschwand wie eine Rakete aus dem Labor! Er lief<br />

die Treppe hinaus zum Direktor, platzte in sein Zimmer hinein, wo zufälligerweise ein Kollege von mir stand,<br />

der sich mit dem Chef unterhielt. Der Vizedirektor platzte ins Zimmer, ohne zu sehen, wer zugegen war, <strong>und</strong><br />

schrie laut:<br />

»Sie müssen diesen Wilder Smith sofort entlassen, er weiß viel, viel zu viel!«<br />

Er nahm seine Freimaurerei sehr ernst im Gegenteil zum Chef, der religiöse Angelegenheiten oberflächlich<br />

behandelte. Es geschah nichts!<br />

Aus »Es war ein reiches Leben – <strong>Die</strong> Lebensgeschichte von Beate <strong>und</strong> A. E. Wilder-Smith«.<br />

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