Taxi Times International - Juni 2015 - Deutsch
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JUNI <strong>2015</strong> 4,80€<br />
www.taxi-times.com<br />
INTERNATIONAL MAGAZINE<br />
DER WUNSCH DES KUNDEN<br />
FLEXIBLE<br />
TAXITARIFE<br />
TAXIINTELLUPDATE<br />
AMSTERDAM<br />
Gemeinsam in harten Zeiten<br />
EIN JURIST<br />
WARNT<br />
Behörden auf schmalem Grat<br />
WASSERSTOFFTAXI<br />
ROTTERDAM<br />
Noch besser als Elektro-Lader
www.taxi-times.com<br />
Das Beste oder nichts.<br />
DIE TAXIMESSE MIT HERZ UND TRADITION<br />
MALLORCA<strong>2015</strong><br />
DAS EVENT DES JAHRES FÜR TAXI-<br />
UND MIETWAGENUNTERNEHMER!<br />
www.taxi-times.com<br />
EXKLUSIV-SEMINAR „DER GROSSE UMBRUCH“<br />
Das internationale Magazin <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> wird beim <strong>Taxi</strong>treff auf Mallorca ein Seminar zu aktuellen<br />
Themen des <strong>Taxi</strong>gewerbes durchführen. Dabei werden verschiedene Experten sprechen und<br />
für Diskussionen zur Verfügung stehen.<br />
SEHR GEEHRTE TAXIFREUNDE,<br />
obwohl es – aus internationaler Sicht – immer noch den<br />
Anschein hat, als gäbe es nur eine Sache zu diskutieren,<br />
bleiben wir unserer Linie treu und informieren Sie über<br />
eine Vielfalt an <strong>Taxi</strong>themen. Einfach deshalb, weil wir<br />
glauben, dass viele Aspekte, die vor fünf Jahren noch aktuell<br />
waren, es heute immer noch sind. Die Ideen und Beispiele<br />
kommen aus vielen verschiedenen Ländern – das<br />
ist das, was <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> von den nationalen Titeln unterscheidet.<br />
Begleiten Sie uns deshalb bei unserer Suche nach Beispielen<br />
diverser Modelle für Kooperationen und Wettbewerb,<br />
für Zusammenarbeit und Teilen, für neue Regeldefinitionen<br />
und Veränderungen, für flexible Preis und neue MarketingIdeen,<br />
für Minibusse und andere innovative Formen<br />
der Beförderung, für Umweltlösungen und Möglichkeiten<br />
zur Behindertenbeförderung. Und ja, zu guter Letzt sogar<br />
für <strong>Taxi</strong> und Musik.<br />
– die Redaktion –<br />
INHALT<br />
TAXI-TARIFE<br />
10–11 Schweden hat flexible Fahrpreise,<br />
aber einen begrenzten Wettbewerb<br />
12–13 Die Türkei hat flexible Minibus-Linien<br />
und agiert damit zwischen <strong>Taxi</strong> und<br />
öffentlichen Bussen<br />
14–15 <strong>Deutsch</strong>land hat eine Tarifpflicht und die<br />
Politik findet das auch gut so – noch<br />
TAXI IM WANDEL<br />
18–21 <strong>Taxi</strong>berater Axel Ulmer beurteilt die<br />
Genehmigungsverfahren bei den Behörden<br />
TAXI-VERMITTLUNG<br />
22 Uber in Niederlande: Höhere Strafen,<br />
leichterer Markteintritt<br />
Termin:<br />
23 My<strong>Taxi</strong> in <strong>Deutsch</strong>land: Rabatt-Aktion<br />
Donnerstag, 29.10.<strong>2015</strong> 15.30 – 18.30 Uhr<br />
optionaler Zusatztermin: Freitag, 30.10.<strong>2015</strong>, 09.30 – 12.30 Uhr;<br />
Teilnehmerzahl pro Seminar: ca. 80 Personen<br />
TERMINE<br />
mit Bumerang-Effekt<br />
GLOBAL TAXI NETWORK<br />
Themen: u.a.<br />
- Das PBefG – ein „alter Zopf“ oder notwendige Regelung? Oder brauchen wir eine Deregulierung des<br />
Marktes wie Uber und Co. immer behaupten?<br />
- Verlängerung und Wiedererteilung von Konzessionen – Behördenpraxis anhand von Fallbeispielen<br />
und Lösungsansätze<br />
Referent: Ass. jur. Axel Ulmer – Ulmer Consulting UG<br />
- Einführung Fiskaltaxameter in <strong>Deutsch</strong>land<br />
- Personalmanagement und Abrechnung im Jahr Eins des Mindestlohns<br />
- Macht + Ohnmacht gegenüber Großkunden<br />
Namhafte Referenten (angefragt)<br />
4. Norddeutscher <strong>Taxi</strong>- und Mietwagentag<br />
13.6.<strong>2015</strong> – Hamburg<br />
www.taxitag.de<br />
TLPA Mid-Year <strong>International</strong> Leadership Conference<br />
15.–18.7.<strong>2015</strong> – Hiatt Regency Maui,<br />
Hawaii, USA; www.tlpa.org<br />
<strong>2015</strong> IATR Conference<br />
27.–30.9.<strong>2015</strong> – Montreal Marriott Chateau<br />
Champlain, Canada; www.iatr.global<br />
24–25 Das GTN nimmt Fahrt auf<br />
TAXI-KONFERENZ<br />
26–28 Bei der TAXIintell Update wird Zusammenarbeit<br />
in harten Zeiten gefordert<br />
TAXIS DER ZUKUNFT<br />
30–31 In Rotterdam fährt das erste Wasserstoff-<strong>Taxi</strong><br />
KOMMENTARE<br />
Moderation: Jürgen Hartmann, Chefredakteur <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
Preis pro Teilnehmer: 99,- EUR incl. MWST<br />
(im Preis enthalten ist ein kostenloses Abonnement der <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> für 2016)<br />
Aktuelle Aussteller - Stand 04/15<br />
Eurocab Anwendertreffen der FMS/<br />
Austrosoft-Zentralen<br />
14.–16.10.<strong>2015</strong> – Ramada Plaza,<br />
Antwerpen, Belgien<br />
www.eurocab.info<br />
6 Die Meinung der Chefredakteure:<br />
Der Preis und das Monopol<br />
33 Ein Sharing-Experte:<br />
<strong>2015</strong> Annual Convention & Trade Show<br />
26.–30.10.<strong>2015</strong> – Caesars Palace<br />
Las Vegas, USA; www.tlpa.org<br />
Keine Angst vor dem Elefanten<br />
www.mpc-software.de<br />
Buchung online unter: www.taxitreff.de<br />
TITELFOTO: ldprod / Fotolia<br />
7. <strong>Taxi</strong>treff <strong>2015</strong><br />
inklusive <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>-Seminar<br />
„Der große Umbruch“ (deutschsprachig)<br />
29.–31.10.<strong>2015</strong> – Mallorca, Spanien<br />
www.taxitreff.de<br />
TAXI JUNI / <strong>2015</strong><br />
3<br />
STÄNDIGE RUBRIKEN<br />
4 News in Kürze<br />
34 Das Letzte: Wunderbare <strong>Taxi</strong>-Songs<br />
34 Impressum
PERSONEN<br />
UBER HAT EINE<br />
NEUE KOMMUNIKA<br />
TIONSCHEFIN<br />
Vor mehr als einem Jahr hat<br />
Uber den politischen Meisterstrategen<br />
David Plouffe, den ehemaligen<br />
Wahlkampfleiter von<br />
Präsident Obama, eingestellt,<br />
um die Kommunikationsstrategie<br />
des Unternehmens zu leiten.<br />
Vor einigen Wochen hat das<br />
Unternehmen Rachel Whetstone<br />
abgeworben, die langjährige Leiterin<br />
der Kommunikationsabteilung<br />
von Goo gle, die neuer<br />
Senior Vice President für Politik<br />
und Kommunikation wurde.<br />
Laut Uber wird Plouffe „eine<br />
Stelle als Hauptberater des<br />
Unternehmens und von Travis<br />
Kalanick, dem Chef von Uber,<br />
sowie einen Sitz im Vorstand von<br />
Uber übernehmen“.<br />
wf<br />
Rachel Whetstone (links) half dabei,<br />
Google durch kartellrechtliche<br />
Streitigkeiten auf zwei Kontinenten<br />
zu führen und leitet nun die Politikund<br />
die Kommunikationsabteilung<br />
von Uber. Genau das, was von David<br />
Plouffe verlangt wurde.<br />
Bei der Eröffnungsveranstaltung des beratenden<br />
Ausschusses des GTN (von links):<br />
Daniel Makay (HOTREC), Pierre Steenberghen<br />
(GTL, Belgien), Wim Faber* (leitender<br />
<strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>-Redakteur), Oleg Kamberski*<br />
(IRU), Mary Crass* (IFT), Sonila Metushi<br />
(IRU), Thomas Grätz (BZP, <strong>Deutsch</strong>land),<br />
Mac Urata* (ITF), Hubert Andela (KNV,<br />
Niederlande). Auf dem Foto fehlen:<br />
Matt Daus* (IATR), Ray Mundy* (UMSL)<br />
und Christian de Barrin* (HOTREC).<br />
* Mitglieder des beratenden Ausschusses<br />
GTN ERNENNT BERATENDEN AUSSCHUSS<br />
Anfang März haben führende internationale<br />
Akteure bei der Auftaktsitzung des<br />
beratenden Ausschusses für das Global<br />
<strong>Taxi</strong> Network (GTN) der <strong>International</strong> Road<br />
Transport Union (IRU) die Qualität von<br />
<strong>Taxi</strong>diensten und künftige Herausforderungen<br />
erörtert. Die Gruppe hat insbesondere<br />
ihre Unterstützung bezüglich der<br />
Brancheninitiative zur Einführung des<br />
GTN zum Ausdruck gebracht. Sie setzt sich<br />
aus führenden, internationalen öffentlichen<br />
und privaten Akteuren zusammen<br />
und hat ihre Hauptaufgabe in der Leitung<br />
und Beratung des GTN bei seiner künftigen<br />
Entwicklung. Frau Mary Crass, Leiterin<br />
der Abteilung Politik und der<br />
Vorbereitung von Gipfeltreffen für das<br />
<strong>International</strong> Transport Forum (ITF) [Weltverkehrsforum],<br />
wurde zur Vorsitzenden<br />
gewählt. „Das ITF freut sich sehr, den Vorsitz<br />
in diesem unabhängigen, internationalen<br />
beratenden Ausschuss zu führen.<br />
<strong>Taxi</strong>s stellen in aller Welt ein wichtiges<br />
Element der urbanen Mobilität dar, auch<br />
wenn wesentliche Unterschiede bezüglich<br />
der rechtlichen Rahmenbedingungen und<br />
der angebotenen Dienste bestehen. Neue<br />
Technologien bieten ein breites Spektrum<br />
an Möglichkeiten für Innovation und verbesserte<br />
Dienste. An dieser Stelle wird eine<br />
Betrachtung der Verkehrspolitik in Bezug<br />
auf die Frage, welche Ansätze im besten<br />
Interesse der Öffentlichkeit liegen, sinnvoll.<br />
Wir sind der Ansicht, dass alle Akteure<br />
in diesen Dialog einbezogen werden<br />
sollten“, sagte Frau Crass.<br />
Crass wird begleitet von: Matthew<br />
Daus, <strong>International</strong> Association of Transportation<br />
Regulators (IATR); Christian de<br />
Barrin, HOTREC, Wim Faber, leitender<br />
Redakteur der <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> und unabhängiger<br />
<strong>Taxi</strong>Experte; Ray Mundy, University<br />
of MissouriSt. Louis (UMSL); Oleg Kamberski,<br />
<strong>International</strong> Road Transport Union<br />
(IRU); Mac Urata, <strong>International</strong>e TransportarbeiterFöderation<br />
(ITF).<br />
wf<br />
HALLO TAXI 3811:<br />
HANNOVERS NEUER GESCHÄFTSFÜHRER KOMMT VOM GÜTERTRANSPORT<br />
Einen bemerkenswerten Personalwechsel<br />
vollzog die <strong>Taxi</strong>zentrale 3811 in Hannover.<br />
SvenMarcus Fürst (46) löst Reinhard Bellmann<br />
(66) ab, der seinen Ruhestand angetreten<br />
hat. Fürst wird gleichberechtigt mit<br />
Wolfgang Pettau die Geschäfte von Hannovers<br />
größter <strong>Taxi</strong>zentrale leiten. Bemerkenswert<br />
ist dieser Wechsel deshalb, weil<br />
der verheiratete Vater zweier bereits<br />
erwachsener Söhne nicht etwa – wie das<br />
bei Vorstandsposten etlicher <strong>Taxi</strong>zentralen<br />
sonst üblich ist – nicht aus den eigenen<br />
Reihen stammt, sondern von außen kommt.<br />
Fürst war bisher nicht in der Personenbeförderungsbranche,<br />
sondern in der Transportbranche<br />
tätig. Unter anderem war er<br />
geschäftsführender Gesellschafter einer<br />
Spedition mit Schwerpunkt Kurier,<br />
Express und Paketdienste und 75 Mitarbeitern.<br />
„Mich hat unter anderem die Herausforderung<br />
bei 3811 gereizt, nach vielen Jahren<br />
im Transportwesen mit festen Gütern nun<br />
eine Branche mit zu leiten, in der es um die<br />
Beförderung von Menschen geht, erläutert<br />
Fürst die Beweggründe seines Wechsels<br />
und zählt anschließend die Ziele auf: „Die<br />
Qualitätssicherung der 3811 GmbH ist eine<br />
der großen Herausforderungen, gerade vor<br />
dem Hintergrund des Mindestlohns, der<br />
jetzt in unserer Branche gezahlt wird. Dazu<br />
müssen Service und das Image des <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />
weiter gesteigert werden.“<br />
„Ich bin von allen Unternehmern und<br />
Mitarbeitern überaus herzlich empfangen<br />
worden und freue mich auf die anstehenden<br />
Aufgaben. Dabei ist es mir ganz besonders<br />
wichtig, dass die gute Zusammenarbeit,<br />
die bisher zwischen den rund 220 Unternehmen,<br />
die unter der GmbH organisiert<br />
sind, sowie deren knapp 3 000 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern, die die etwa<br />
600 hannoversche Taxen fahren, weiter<br />
verbessert wird. Dazu gehören auch ausgewogene<br />
und faire Dienstpläne und Konditionen,<br />
die verhandelt werden.“ jh<br />
FOTOS: Google, ITF, IRU, Hallo <strong>Taxi</strong> 3811<br />
FOTO: Martin Waalboer<br />
INTERNATIONALES<br />
NETZWERK<br />
<strong>Taxi</strong>Experten aus Europa und Nordamerika haben<br />
sich Mitte April in Amsterdam zur Konferenz<br />
TAXIintell Update <strong>2015</strong> getroffen. Nach interessanten<br />
Vorträgen im Konferenzsaal nutzten viele<br />
von ihnen eine anschließende Bootsfahrt durch die<br />
Amster damer Grachten, um sich untereinander auszutauschen<br />
und im Kampf gegen externe Wettbewerber<br />
noch besser zu vernetzen. Wir berichten<br />
über die Konferenz ab Seite 26.<br />
4
UNSERE MEINUNG<br />
UNSERE MEINUNG<br />
GTN UND TAXI TIMES –<br />
PARALLELE ENTWICKLUNGEN<br />
Als der <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> Verlag Anfang<br />
2014 gegründet wurde, hatten kurz<br />
vorher und unabhängig davon mit<br />
der IRU erste Gespräche zur Schaffung<br />
eines globalen <strong>Taxi</strong>netzwerks<br />
stattgefunden. Mittlerweile gibt es<br />
sowohl das Magazin <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> (mit<br />
Newsletter-Update) als auch das<br />
von der IRU gegründete Global <strong>Taxi</strong><br />
Network (GTN). Beide mit dem Ziel,<br />
das <strong>Taxi</strong>gewerbe bei der internationalen<br />
Vernetzung zu stärken. Für<br />
<strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> ist es daher selbstverständlich,<br />
dass wir in jeder Ausgabe<br />
über die Entwicklungen des GTN<br />
berichten. Diesmal auf Seite 24.<br />
Jürgen Hartmann<br />
und Wim Faber.<br />
DER PREIS UND<br />
DAS MONOPOL<br />
Aus Sicht mancher Kunden, Journalisten und<br />
Politiker ist das <strong>Taxi</strong>gewerbe immer noch<br />
ein teures und antiquiertes Produkt. Es wird Zeit,<br />
an dieser Stellschraube zu drehen.<br />
„Die <strong>Taxi</strong>branche muss verstehen, dass sie<br />
sich den Wettbewerbern auf dem Markt<br />
stellen sollte, indem sie Service verbessern<br />
und Preise senken.“ Diese Ansicht eines<br />
Bloggers auf dem OnlinePortal der<br />
„Huffing ton Post“ ist keine Einzelmeinung.<br />
Sie spiegelt das wider, was viele Kunden<br />
denken, etliche Journalisten mit ihrem<br />
Halbwissen verbreiten und manche Politiker<br />
in ihrem Hang zur plumpen Polarisierung<br />
ungeprüft nachplappern. Man denke<br />
nur an die Worte der früheren EUWettbewerbskommissarin<br />
Neelie Kroes, die im<br />
April 2014 die ersten Verbote einer USFahrtenvermittlungsApp<br />
als verrückt abstempelte.<br />
„Es geht darum, das <strong>Taxi</strong>Kartell zu<br />
schützen“, schimpfte sie damals. Auch die<br />
Monopolkommission in <strong>Deutsch</strong>land prangerte<br />
in ihrem Jahresbericht letztes Jahr<br />
„Wettbewerbsdefizite im <strong>Taxi</strong>markt“ an.<br />
Der Marktzugang werde durch ein Konzessionssystem<br />
stark beschränkt und der<br />
Preiswettbewerb durch eine Tarifpflicht<br />
unterbunden, konnte man dort nachlesen.<br />
Doch rechtfertigt ein beschränkter Preiswettbewerb<br />
tatsächlich schon die Definition<br />
als Monopol? <strong>Taxi</strong>tarife werden in vielen<br />
Regionen dieser Erde von staatlicher Seite<br />
festgelegt und gelten dann für alle innerhalb<br />
eines definierten Gebietes. In anderen Ländern,<br />
dort, wo sich der Staat seiner Regulierungsverantwortung<br />
entzogen hat und den<br />
<strong>Taxi</strong>markt de regulierte, schlüpften nach<br />
einer teilweise anarchischen Übergangsphase<br />
<strong>Taxi</strong>verbände und zentralen in die<br />
Rolle des Preisregulierers. Das war auch<br />
dringend notwendig, denn das <strong>Taxi</strong> muss<br />
als fester Bestandteil des öffentlichen Verkehrs<br />
die Mobilität einer möglichst breiten<br />
Bevölkerungsschicht gewährleisten.<br />
Deshalb muss ein <strong>Taxi</strong> an 365 Tagen im<br />
Jahr, an sieben Tagen in der Woche über<br />
FOTO: Gudrun Hartmann<br />
24 Stunden erhältlich und bezahlbar sein.<br />
Da gibt es durchaus große Unterschiede<br />
zum freien Wettbewerb. Wenn ein heftiges<br />
Unwetter die komplette Spargel ernte zerstört,<br />
hat der Verbraucher die Freiheit,<br />
anstelle des dann sündhaft teuren Spargels<br />
Blumenkohl zu kaufen. Doch wenn ein Fahrgast<br />
während eines Unwetters aufgrund<br />
eines welcher Art auch immer gestalteten<br />
Notfalls schnell irgendwohin gefahren werden<br />
muss, bekommt er eben keine Alternative<br />
zu einem in solchen Momenten<br />
hoffnungslos überteuerten <strong>Taxi</strong> geboten.<br />
Die freie Tarifgestaltung, wie sie der<br />
„monopolfeindliche“ Wirtschaftsliberalist<br />
so gerne auch für das <strong>Taxi</strong>gewerbe fordert,<br />
muss also Grenzen haben, zumindest nach<br />
oben. Doch wer eine Preisgrenze nach oben<br />
setzt, nach unten aber offen lässt, fördert in<br />
einem kleinteiligen Markt, wie ihn die <strong>Taxi</strong>branche<br />
mit ihren vielen selbstständig agierenden<br />
Unternehmen nun mal darstellt,<br />
ruinösen Wettbewerb.<br />
KEINE COLA IM TAXI<br />
Dumpingpreise in Form von Lockvogelangeboten<br />
funktionieren nur dann, wenn<br />
man entgangene Umsätze durch die<br />
„Mischkalkulation“ wieder kompensieren<br />
kann. Der Supermarkt kann den Blumenkohl<br />
„sensationell günstig“ anbieten, weil<br />
der Kunde auf dem Weg zur Kasse auch<br />
das Fleisch und die Kartoffeln zum wirtschaftlich<br />
kalkulierten Preis kauft. Das<br />
Hotel kann das Doppelzimmer am Wochenende<br />
zum günstigen Familienpreis vermieten,<br />
weil der Geschäftskunde und<br />
Messegast unter der Woche durch den vierfachen<br />
Preis die Gewinnmarge längst<br />
bezahlt hat.<br />
Wie soll das <strong>Taxi</strong> eine Fahrt für die<br />
Hälfte kompensieren? Der Fahrer verkauft<br />
während der Fahrt keine Cola für vier Euro,<br />
die er selbst für zwei Euro eingekauft hat.<br />
Und er darf an Silvester auch nur die definierte<br />
Höchstgrenze verlangen, was – siehe<br />
oben – auch gut ist.<br />
DER KUNDE WIRD<br />
ZUM SÜNDENBOCK<br />
Und doch rechtfertigt diese Argumentation<br />
kein „weiter so wie bisher“. Schließlich<br />
muss sich jede Branche nach den Wünschen<br />
der Kunden richten und – wenn<br />
diese im Zuge gesellschaftlicher Änderungen<br />
andere Bedürfnisse entwickeln – neue<br />
Angebotsformen schaffen. Der Journalist,<br />
den wir zu Beginn dieses Beitrags zitierten,<br />
macht es sich allerdings zu einfach.<br />
Seine Forderung, die <strong>Taxi</strong>branche<br />
müsse den Service verbessern und gleichzeitig<br />
den Preis senken, ist eigentlich ein<br />
Widerspruch. Wer guten Service bietet, hat<br />
auch das Recht, dafür einen höheren Preis<br />
TUE GUTES UND SPRICH DARÜBER<br />
Nachfolgend zitieren wir einen Journalisten der „WirtschaftsWoche“, der<br />
in einem Kommentar ein eigenes Negativ erlebnis zum Anlass nimmt, die<br />
Abschaffung des <strong>Taxi</strong>-Monopols zu fordern. Dabei hätte er sich eine Menge<br />
Ärger und Frust sparen können, wenn er einige Regeln und Bestimmungen<br />
gekannt hätte. Doch dazu später mehr. Zunächst einmal wollen wir aus dem<br />
Kommentar zitieren: „Neulich in Berlin. Ich brach zu einem Termin in Mitte auf.<br />
Der Veranstaltungsort lag keine zwei Kilometer von der Redaktion entfernt.<br />
Doch es regnete in Strömen. Zum Glück gibt es um die Ecke einen <strong>Taxi</strong>stand,<br />
an dem mehrere Taxen warteten. Ich stieg in das erste in der Reihe ein und<br />
nannte dem Fahrer mein Ziel.<br />
Er schüttelte daraufhin den Kopf und raunte, dass sich die Fahrt nicht lohne.<br />
(…) So weit ist es also schon gekommen. Der Kunde wird zum Sündenbock,<br />
weil der Fahrer nicht einverstanden ist. Solche oder ähnliche Erfahrungen<br />
haben schon viele gemacht. Es ist die Folge eines regulierten Marktes, der<br />
keinen Wettbewerb zulässt. Das <strong>Taxi</strong>-Monopol gehört daher dringend abgeschafft.“<br />
Eine gewagte Schlussfolgerung des Journalisten. Doch so reguliert,<br />
wie es hier dargestellt wird, ist der <strong>Taxi</strong>markt gar nicht – nicht einmal der<br />
in <strong>Deutsch</strong>land. Es steht jeden Fahrgast frei, das <strong>Taxi</strong> seiner Wahl auszusuchen.<br />
Das sauberste, das größte, das mit dem freundlichsten Fahrer. Das ist<br />
Wettbewerb. Dazu kommt noch, dass speziell in Berlin ein Kurzstreckentarif<br />
gilt. Fahrten unter zwei Kilometer kosten deutlich weniger, wenn der Fahrgast<br />
das <strong>Taxi</strong> von der Straße abwinkt. Beides hat der Journalist nicht gewusst und<br />
der Fahrer hat die Chance vertan, es ihm zu sagen. <strong>Taxi</strong>gewerbe und Kunden<br />
haben manchmal auch ein Kommunikationsproblem …<br />
jh<br />
zu verlangen. Soll eine Airline, bei der im<br />
Flugpreis das Gepäck und die Verköstigung<br />
an Bord enthalten sind, billiger fliegen<br />
als der Wettbewerber, der pro Koffer<br />
zusätzliche Gebühren verlangt und für das<br />
Glas Wasser im Flieger drei Euro kassiert?<br />
Zugegeben, es gibt in der <strong>Taxi</strong>branche<br />
leider genügend Kollegen, die ihre <strong>Taxi</strong>dienstleistung<br />
unter dem Niveau von Ryanair<br />
anbieten, für ihre Fahrten aufgrund der<br />
festgelegten Tarife aber LufthansaPreise<br />
eines Montagmorgen achtUhrFluges verlangen.<br />
Doch das Gewerbe darf sein Preis<br />
LeistungsVerhältnis nicht am schlech testen<br />
aller Fahrer ausrichten, sondern muss den<br />
Willen und auch den Mut aufbringen, die<br />
schlechten Dienstleister in seinen Reihen<br />
schleunigst auf LufthansaNiveau zu trimmen.<br />
DAS RAD MUSS MAN<br />
NICHT NEU ERFINDEN<br />
Gleichzeitig muss es aber auch kreative Ideen<br />
entwickeln, um die Kunden als Fahrgäste zu<br />
gewinnen, denen eine <strong>Taxi</strong>fahrt bisher zu<br />
teuer war. Es muss sich den Kommunen als<br />
effektivere Alternative zum Betrieb teurer<br />
gemeindefinanzierter Bus linien anbieten. Es<br />
muss einheitliche Buchungs und Abrechnungstools<br />
entwickeln.<br />
Nur eines muss das <strong>Taxi</strong>gewerbe nicht: Es<br />
muss das Rad nicht neu erfinden, denn gute<br />
Ideen gibt es bereits überall auf der Welt.<br />
In Wien wird eine SharingApp angeboten:<br />
Mehrere Fahrgäste teilen sich ein <strong>Taxi</strong>,<br />
dadurch wird es billiger. Überall verfügen<br />
<strong>Taxi</strong>betriebe und zentralen über eine jahrzehntelange<br />
Erfahrung in der zeitnahen<br />
Fahrzeugdisposition. Warum hier nicht als<br />
Dienstleister für die Kommunen agieren<br />
und bei der Vermittlung auch die anderen<br />
Verkehrsarten integrieren? In Stockholm<br />
und Holland fahren diverse Elektro<strong>Taxi</strong>s,<br />
in Rotterdam sogar schon das erste Wasserstoff<strong>Taxi</strong>.<br />
Die Politik und die Industrie<br />
belohnen dieses UmweltEngagement mit<br />
Vorfahrtsspuren am Flughafen.<br />
Über einige dieser Ideen berichten wir<br />
auch in dieser Ausgabe. Und ist Ihnen etwas<br />
aufgefallen? Bisher haben wir kein einziges<br />
Mal in dieser Kolumne das Wort „Uber“ verwendet.<br />
Brauchten wir auch nicht, denn<br />
diese Branche kann mehr als nur „App“.<br />
Jürgen Hartmann<br />
CHEFREDAKTEUR<br />
Wim Faber<br />
CHEFREDAKTEUR<br />
6 TAXI JUNI / <strong>2015</strong><br />
7
Sechs Sterne für<br />
<strong>Deutsch</strong>land.<br />
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TAXI-TARIF<br />
TAXI-TARIF<br />
Auf schwedischen<br />
<strong>Taxi</strong>s müssen Preisaufkleber<br />
angebracht<br />
sein, auf denen<br />
steht, wie viel eine<br />
Standardfahrt von<br />
10 Kilometern und<br />
15 Minuten an den<br />
jeweiligen Tageszeiten<br />
und Wochentagen<br />
kostet (gelb).<br />
Buchungsmethode (die meisten Unternehmen haben Buchungs<br />
Apps zum festen Preis), Straßennetz, Entfernung, geografischen<br />
Faktoren, der Zeit und dem Tag (Spitzenverkehrszeiten). Außerdem<br />
macht der Aufkleber Preise transparent und vergleichbar.<br />
Es ist, als würde man den Kilopreis von Kartoffeln im Supermarkt<br />
vergleichen. In gewisser Weise kann man sagen, dass die Richtpreisgestaltung<br />
den Preiswettbewerb gebremst hat. In ihrer<br />
Gesamtheit zieht die Branche Transparenz gegenüber Wildwestmethoden<br />
und schlechter Publicity vor.“<br />
FLEXIBLE FAHRPREISE,<br />
BEGRENZTER WETTBEWERB<br />
Flexible Preise sind möglicherweise die Zukunft der <strong>Taxi</strong>branche.<br />
Zu diesem Thema lässt sich sowohl Gutes als auch Schlechtes von<br />
Schweden lernen.<br />
Seitdem Schweden 1990 seinen <strong>Taxi</strong>markt liberalisiert hat,<br />
gilt in dem Land die freie Preisgestaltung für <strong>Taxi</strong>fahrten.<br />
Fortan war Schweden bekannt für gänzlich ungeregelte<br />
Fahrtkosten, die es so manchen skrupellosen Geschäftemachern<br />
ermöglichten, unverschämte Preise zu verlangen. Reisezeitschriften<br />
und Reiseführer warnten Touristen, und sogar die BBC widmete<br />
sich Schwedens <strong>Taxi</strong>problem.<br />
LIBERALISIERUNG INS GEGENTEIL VERKEHRT<br />
Nach der Liberalisierung von 1990 tauchten in der schwedischen<br />
<strong>Taxi</strong>branche einige zweifelhafte Anbieter auf, die die Preise in die<br />
Höhe schnellen ließen. Diese Entwicklung lief der ursprünglichen<br />
Absicht entgegen, dass sich <strong>Taxi</strong>unternehmen frei etablieren und<br />
die Preise niedrig halten sollten. Seither waren die Behörden<br />
damit beschäftigt, wieder eine gewisse Marktkontrolle durchzusetzen.<br />
Das Ergebnis waren Preisaufkleber, die seit 2011 verpflichtend<br />
sind. Der entsprechenden Vorschrift zufolge muss an jedem<br />
<strong>Taxi</strong> ein gut sichtbarer Preisaufkleber angebracht sein, auf dem<br />
die unterschiedlichen Preisstufen und Höchstpreise vermerkt<br />
sind. Um Kunden den Preisvergleich zu erleichtern, muss jedes<br />
<strong>Taxi</strong> angeben, wie viel eine Standardfahrt von 10 Kilometern und<br />
15 Minuten kostet. Der Aufkleber wird von der Polizei geprüft.<br />
Fehlt er, so droht der Entzug der <strong>Taxi</strong>lizenz.<br />
Laut Anders Berge, Rechtsanwalt beim Schwedischen <strong>Taxi</strong>verband<br />
(STF), in dem 70 Prozent der <strong>Taxi</strong>unternehmen des Landes<br />
vertreten sind, verlangen die größten Unternehmen etwa 300 bis<br />
325 Kronen (30 bis 35 Euro) als Richtpreis. Auch er ist der Meinung,<br />
dass viele <strong>Taxi</strong>fahrer zu hohe Fahrtkosten veranschlagen:<br />
„Natürlich fühlen sich viele Leute betrogen, wenn sie im Nachhinein<br />
feststellen, dass sie die gleiche Fahrt für 50 Euro statt der<br />
300 Euro hätten haben können. Gleichzeitig muss man betonen,<br />
dass sie keinem Betrug zum Opfer gefallen sind, schließlich gilt<br />
die freie Preisgestaltung. So funktioniert es hier. Gut ist es deswegen<br />
aber noch lange nicht.“<br />
Laut schwedischem Statistikamt stieg die Anzahl der <strong>Taxi</strong>s in<br />
der Folge der Liberalisierung des <strong>Taxi</strong>marktes durch die Regulierungsreform<br />
von 1990 um 22 Prozent an. Im selben Zeitraum<br />
stiegen die <strong>Taxi</strong>fahrtkosten stärker als der Verbraucherpreisindex.<br />
Gleichwohl haben sich die <strong>Taxi</strong>angebote an sich verändert, was<br />
sich hauptsächlich durch eine leichtere Verfügbarkeit und verkürzte<br />
Wartezeiten bemerkbar macht.<br />
RICHTPREISE SIND WIE KILOPREISE<br />
VON KARTOFFELN<br />
LarsIngvar Johansson, ein Beobachter der <strong>Taxi</strong>branche, erläutert,<br />
was flexible Fahrtkosten im schwedischen Kontext bedeuten: „In<br />
Schweden sind zwei Kräfte am Werk: ein liberales Geschäftsklima,<br />
daher die Liberalisierung, und Verbraucherschutz, daher die<br />
Richtpreise. Es mag zwar eine freie Preisgestaltung geben, dennoch<br />
müssen die Preise transparent sein und sich innerhalb gewisser<br />
Grenzen bewegen. Das macht sie in Wirklichkeit eher variabel<br />
als flexibel. Die meisten großen Unternehmen bieten einigermaßen<br />
vergleichbare Preisstrukturen und einige Festpreise an. Nur<br />
lange Fahrten und Fahrten von und zum Stockholmer Flughafen<br />
sind echten Wettbewerbsinitiativen ausgesetzt.“<br />
Aus Marketingperspektive könnte man annehmen, <strong>Taxi</strong>unternehmen<br />
würden die Flexibilität ausnutzen, um ihre eigenen Preise<br />
durchzusetzen und die Preise zu manipulieren. Laut Johansson<br />
trifft dies jedoch nicht zu: „<strong>Taxi</strong>unternehmen nutzen den Spielraum<br />
innerhalb eines Systems gebundener Preise, je nach<br />
FOTO: Thomas Brinch<br />
PREISTRANSPARENZ<br />
In einer Gesellschaft, die hohe Preise gewohnt ist, dreht sich die<br />
<strong>Taxi</strong>preisdebatte vielmehr um Fairness als um Flexibilität: „Flexible<br />
<strong>Taxi</strong>preise sind für die <strong>Taxi</strong>branche genauso wichtig wie für<br />
jeden anderen liberalen Geschäftszweig, der von guten Preisen<br />
abhängig ist. Dabei spielen in Schweden Wettbewerbsneutralität,<br />
Qualität, Sicherheit und Verfügbarkeit eine ebenso große Rolle.<br />
Zudem hat die Markenbildung einen höheren Stellenwert als die<br />
Preisgestaltung. Schwedische <strong>Taxi</strong>unternehmen sind darauf<br />
bedacht, das Image ihrer Marken mit Qualität, Sicherheit und<br />
Umweltbewusstsein zu verknüpfen. Die fehlende Regulierung<br />
innerhalb der <strong>Taxi</strong>branche hat dazu geführt, dass viele Kunden<br />
bereit sind, einen Aufschlag auf einen Festpreis zu zahlen, den<br />
sie bereits im Vorhinein kennen“, so Johansson.<br />
Noch vor Kurzem meldete die Polizei Aufkleber, die unglaubliche<br />
Preise von bis zu 40 000 Kronen (4 000 Euro) für eine<br />
30minütige Fahrt vom Stockholmer Flughafen in die Innenstadt<br />
angaben. Jedoch ist man dem Problem neulich durch eine ordnungspolitische<br />
Ergänzung des Gesetzes beigekommen, das die<br />
Preisaufkleber regelt. Seither sind die Wucherpreise aus den<br />
meisten größeren Städten Schwedens verschwunden. Das neue<br />
Gesetz, das Anfang des Jahres eingeführt wurde, sieht vor, dass<br />
Kunden im Vorfeld zwingend einen gebundenen Preis erhalten,<br />
falls das <strong>Taxi</strong>unternehmen einen Richtpreis von über 500 Kronen<br />
(537 Euro) anbietet.<br />
„Daraufhin sind fast alle Wucherunternehmen auf einen Richtpreis<br />
von 499 Kronen heruntergegangen. Allgemein nehmen die<br />
Leute die Entwicklung so wahr, dass es keine Wucherpreise mehr<br />
gibt“, sagt Per Juth, Leiter des Schwedischen <strong>Taxi</strong>verbands STF.<br />
Magnus Klintback, Geschäftsführer von <strong>Taxi</strong>Kurir Stockholm,<br />
erklärt weiterhin: „Das Problem der Wucherpreise ist erheblich<br />
In Stockholm beginnt der Preis für <strong>Taxi</strong>fahrten bei 40<br />
Kronen (4 Euro), auf die der Taxameter je nach Uhrzeit<br />
etwa 11 Kronen (1 Euro) pro Kilometer aufrechnet.<br />
In Schweden gibt es keine Preisbindung für <strong>Taxi</strong>fahrten.<br />
Jeder Anbieter legt seinen eigenen Preis fest. Die sechs<br />
oder sieben größten <strong>Taxi</strong>unternehmer wenden untereinander<br />
ähnliche Preisstrategien an. Es gibt kleinere<br />
Unternehmen, die tendenziell um einiges teurer sind,<br />
manchmal um bis zu 100 bis 300 Prozent.<br />
zurückgegangen. Es ist eine sehr positive Entwicklung, dass die<br />
Gesetzesergänzung diese Wirkung zeigt. Die Wucherpreise gewisser<br />
zweifelhafter Anbieter haben Stockholm einen schlechten Ruf<br />
eingehandelt.“<br />
Berge: „Wir haben veranlasst, dass alle <strong>Taxi</strong>fahrer den Zählerstand<br />
ihrer Fahrpreisanzeiger an zentrale Abrechnungsstellen<br />
übermitteln, zu denen die Steuerbehörden Zugang haben. Das<br />
wird ab dem nächsten Jahr (2016) so gehandhabt.“ Laut Berge<br />
befürwortete eine Vielzahl der Behörden den Vorschlag einer<br />
zentralisierten Steuerkontrolle. „Als nationaler Verband der <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />
setzen wir uns für einen fairen Wettbewerb ein. Die<br />
Branche muss von skrupellosen Praktiken in der Preisbildung<br />
freigehalten werden. Die Umsetzung dieser Verbesserungen bringt<br />
nicht nur den Kunden Vorteile, sondern auch der <strong>Taxi</strong>branche,<br />
dem Tourismus und der Gesellschaft im Allgemeinen. Führt man<br />
sie nicht durch, so profitieren nur die Unternehmer, die der Branche<br />
schaden.“<br />
thb<br />
10
TAXI-TARIF<br />
TAXI-TARIF<br />
Stolze<br />
Dolmus-Fahrer<br />
in Istanbul.<br />
FLEXIBLE MINIBUS-LINIEN<br />
ALS GESCHÄFTSMODELL<br />
FOTOS: Karsan<br />
22 Uhr fahren die Minibusse mit Sitzplätzen für bis zu 16 Personen<br />
(und Stehplätzen bei hoher Auslastung) nach Bedarf. Eine<br />
etwas teurere und luxuriösere Variante sind die MiniDolmus, in<br />
denen bis zu acht Personen mitfahren können (Stehplätze sind<br />
hier nicht erlaubt). Je mehr Fahrgäste während einer Tour zusteigen,<br />
desto lukrativer wird die Fahrt. Der Vorteil in Istanbul: Mit<br />
dem rasanten Bevölkerungswachstum der Stadt konnte das ÖPNV<br />
Angebot nicht mithalten. Dolmus ist deshalb kein Konkurrent,<br />
sondern ein notwendiges Angebot zwischen Metrobus und <strong>Taxi</strong>.<br />
Diese Notwendigkeit scheint in vielen europäischen Städten<br />
und Gemeinden zunächst einmal nicht gegeben. Fast alle verfügen<br />
über ein dichtes ÖPNVNetz, doch deren Kosten sind allerdings<br />
nur durch teure Subventionen der Kommunen gedeckt.<br />
Warum also nicht die teuren und starren Verkehrslinien reduzieren<br />
und stattdessen flexible Minibuslinien (unter der Auflage,<br />
nur Fahrzeuge mit umweltschonenden Antrieben einzusetzen)<br />
definieren und genehmigen, die vom <strong>Taxi</strong>gewerbe verwaltet und<br />
betrieben werden?<br />
Das hätte den Vorteil, dass bei schwacher Auslastung die Fahrzeuge<br />
und deren Personal als <strong>Taxi</strong> oder für andere Sonderfahrten<br />
(Schülerbeförderung, Krankenfahrten etc.) genutzt werden könnten.<br />
Durch diese variable Auslastung und die damit mögliche<br />
Mischkalkulation lassen sich für die MinibusLinien attraktive<br />
Preise kalkulieren, die von finanzschwachen Kommunen nicht<br />
subventioniert werden müssen.<br />
jh<br />
DER JEST IST BEHINDERTENFREUNDLICH<br />
Die meisten Dolmus-Fahrzeuge in Istanbul tragen<br />
das Logo des Herstellers „Karsan“. Mit der neuesten<br />
Generation seines Minibusses, dem „Jest“, will das<br />
türkische Unternehmen nun auch den europäischen<br />
Markt erobern. Zu diesem Zweck wird sogar in<br />
Italien eine Vertriebsniederlassung gegründet. Dank<br />
einer integrierten Rollstuhlrampe sowie einer Befestigungsvorrichtung<br />
im Innenraum kann man im Jest<br />
auch Rollstuhlfahrer befördern. Darüber hinaus ist<br />
auch ein WiFi-Empfang möglich.<br />
In der Türkei gibt es neben den öffentlichen Bussen und<br />
den <strong>Taxi</strong>s noch eine weitere Verkehrsform: die Dolmus-Linien.<br />
Deren Grundkonzept wäre auch auf andere Länder<br />
übertragbar – als neues Geschäftsfeld für <strong>Taxi</strong>unternehmen.<br />
Ü<br />
bersetzt bedeutet der türkische Begriff „Dolmus“: „Es<br />
ist gefüllt.“ Wobei das eine gewisse Doppeldeutigkeit<br />
hat, denn die Minibusse der DolmusLinien sind in der<br />
Tat zumeist gut gefüllt – und sie fungieren als Lückenfüller zwischen<br />
den herkömmlichen <strong>Taxi</strong>s und den Metrobussen. Sie bedienen<br />
meist kleinere Streckenabschnitte und bleiben in einem<br />
Stadtviertel. Der Fahrpreis ist höher als bei Bus und Bahn, aber<br />
niedriger als eine <strong>Taxi</strong>fahrt.<br />
Der entscheidende Vorteil aber ist: Dolmus ist äußerst flexibel.<br />
Zwar ist genau definiert, welche Fahrtstrecke eine Linie abfährt,<br />
doch der Einstieg und Ausstieg ist jederzeit möglich. Wer mitfahren<br />
will, winkt am Straßenrand den Minibus heran. Wer aussteigen<br />
will, teilt dies dem Fahrer mit. Bezahlt wird direkt beim Fahrer.<br />
DolmusLinien gibt es überall in der Türkei, alleine in Istanbul<br />
(ca. 18 Millionen Einwohner) sind es 137 Linien. Diese Linien<br />
werden von der Istanbuler Transportbehörde genehmigt, die Vergabe<br />
erfolgt sogar per Ausschreibung. Besitzer solcher Linien sind<br />
meist genossenschaftsähnlich strukturierte Unternehmensvereinigungen.<br />
Jeder der dort eingesetzten Busse hat wiederum eine<br />
eigene Konzession, von denen man pro Person eine besitzen darf.<br />
6 361 MinibusKonzessionen sind in Istanbul genehmigt. Feste<br />
Fahrzeiten gibt es bei diesen Linien nicht. Zwischen 5.30 Uhr und<br />
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In vielen Regionen dieser Erde ist <strong>Taxi</strong><br />
DAS öffentliche Verkehrsmittel. In<br />
weiten Teilen von Afrika, Südamerika<br />
und Asien ist das halb öffentliche<br />
Sammeltaxi-System das Rückgrat des<br />
öffentlichen Verkehrs. Dabei kommen<br />
inhabergeführte Fahrzeuge vom 4- bis<br />
6-Sitzer bis zum Minivan für 21 Personen<br />
zum Einsatz. Die Fahrten können bar<br />
oder per Kreditkarte bezahlt werden.<br />
Systeme wie Marshrutkas, Jeepneys,<br />
<strong>Taxi</strong> Colectivo, Sherut und Shuttle gibt<br />
es seit dem Beginn des motorisierten<br />
<strong>Taxi</strong>s, und sie haben in Amerika und<br />
Europa bereits ihre Ebenbilder (Shared<br />
<strong>Taxi</strong>, Jitneys, Traintaxi, Paratransit usw.).<br />
Sie zeigen mittlerweile den Weg auf,<br />
wie ländliche Gebiete bedient werden<br />
können, in denen die Bedienung mit<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln zu teuer<br />
geworden ist.<br />
wf<br />
FOTO: <strong>Taxi</strong> TImes<br />
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5,0/4,8/4,9 l/100 km, CO 2 -Emissionen kombiniert 113 g/km. Abb. zeigt GS 300h Luxury Line mit <strong>Taxi</strong>-Paket.<br />
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12
TAXI-TARIF<br />
TAXI-TARIF<br />
Bei <strong>Taxi</strong>bestellungen<br />
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Smart phone-App<br />
wurden im Mai<br />
50 Prozent des Fahrpreises<br />
erstattet.<br />
Teile des etablier ten<br />
<strong>Taxi</strong> gewerbes halten<br />
dies für Verbrauchertäuschung<br />
und für<br />
rechtlich angreifbar.<br />
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SICHERT DIE<br />
GRUND VERSORGUNG<br />
Vertreter von <strong>Taxi</strong>verbänden und -zentralen bei der Versammlung des BZP,<br />
bei der auch eine Resolution an Daimler verabschiedet wurde.<br />
Der BZP hält weiterhin an einer Tarifpflicht für das deutsche<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe fest und hat das Gesetz auf seiner Seite – noch.<br />
A<br />
nfang Mai purzelten in den<br />
Großstädten die <strong>Taxi</strong> preise.<br />
Rund zwei Wochen lang<br />
konnten Bürger in Frankfurt, Mailand,<br />
München, Wien und anderen Citys für<br />
die Hälfte <strong>Taxi</strong> fahren. Initiator dieser<br />
Aktion war My<strong>Taxi</strong>, über deren App allen<br />
Kunden 50 Prozent des <strong>Taxi</strong>preises wiedererstattet<br />
wurden, wenn diese die<br />
gebuchte fahrt bargeldlos bezahlten. Für<br />
die <strong>Taxi</strong>kunden wurde das <strong>Taxi</strong> so zu<br />
einer lukrativen Trans port alter native,<br />
RAUS AUS DER KUSCHELECKE – BZP RÜGT DEN DAIMLER-KONZERN<br />
Der <strong>Deutsch</strong>e <strong>Taxi</strong>verband BZP fordert<br />
in einer Resolution den Autokonzern<br />
Daimler auf, auf den mit seinem Tochterunternehmen<br />
My<strong>Taxi</strong> praktizierten<br />
finanziellen Verdrängungswettbewerb<br />
in Form von Rabattaktionen auf reguläre<br />
<strong>Taxi</strong>tarife zu verzichten. Die Resolution<br />
im Wortlaut: „Der Erweiterte Vorstand<br />
des <strong>Deutsch</strong>en <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenverbandes<br />
(BZP) sieht die seit Jahrzehnten<br />
bewährte Partner schaft des deutschen<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbes mit Mercedes erheblich<br />
gefährdet. Die jüngsten Marktaktivitäten<br />
der Daimler-Tochter My<strong>Taxi</strong>,<br />
insbesondere die wettbewerbsrechtlich<br />
mehr als zweifelhaften wiederholten<br />
Rabattaktionen, bedrohen die wichtigen<br />
Eigenorganisa tionen der <strong>Taxi</strong>unternehmen,<br />
die <strong>Taxi</strong>zentralen, in ihrer<br />
wirtschaftlichen Existenz. Der Erweiterte<br />
Vorstand des <strong>Deutsch</strong>en <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenverbandes<br />
(BZP) fordert deshalb<br />
den Daimler-Konzern auf, die bisher<br />
verfolgte Marktstrategie des Tochterunternehmens<br />
My<strong>Taxi</strong> zu überdenken<br />
und zukünftig auf einen finanziellen<br />
Verdrängungswettbewerb zu Lasten der<br />
<strong>Taxi</strong>zentralen, wie z. B. Rabattaktionen<br />
noch dazu, weil während der ersten<br />
Aktions woche auch noch die Lokführer<br />
der Bahn streikten. Auch für die angeschlossenen<br />
Fahrer war dies ein lohnendes<br />
Geschäft, bekamen sie doch mehr<br />
Fahrten als sonst.<br />
auf reguläre <strong>Taxi</strong>tarife, zu verzichten.<br />
Der Erweiterte Vorstand des <strong>Deutsch</strong>en<br />
<strong>Taxi</strong>- und Mietwagenverbandes (BZP) ist<br />
überzeugt davon, dass die Fortführung<br />
der Partnerschaft des deutschen <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />
mit Mercedes möglich und für<br />
beide Partner sinnvoll ist. Das setzt allerdings<br />
voraus, dass beide Partner gegenseitige<br />
Rücksicht auf die wirtschaftlichen<br />
Notwendigkeiten und grundlegenden<br />
Rahmenbedingungen des Partners<br />
nehmen und keine Aktivitäten fortführen,<br />
die darauf abzielen, den wirtschaftlichen<br />
Kernbereich eines Partners zu zerstören.“<br />
FOTO: Tony Hegewald / pixelio.de<br />
FOTO: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
Betroffen waren davon die <strong>Taxi</strong>zentralen,<br />
weil etliche ihrer Kunden – zumindest<br />
während des Aktionszeitraumes – den<br />
Anbieter wechselten. Dieter Schlenker<br />
von <strong>Taxi</strong> <strong>Deutsch</strong>land, dem Verbund etlicher<br />
<strong>Taxi</strong>zentralen, sprach von einer Verbrauchertäuschung:<br />
„Die vermeintlich<br />
billigen <strong>Taxi</strong>fahrten gaukeln der Bevölkerung<br />
vor, <strong>Taxi</strong>fahren könne billiger sein.“<br />
Dabei bleibe der Fahrpreis der gleiche.<br />
„Der Rabatt wird lediglich von finanzstarken<br />
globalen Unternehmen subventio<br />
niert.“ Dazu zählt auch der Daimler-<br />
Konzern mit seiner Mobilitätsplattform<br />
moovel, der vor einiger Zeit My<strong>Taxi</strong> übernommen<br />
hat. Mercedes hat in <strong>Deutsch</strong>land<br />
einen <strong>Taxi</strong>-Marktanteil von etwa<br />
60 Prozent und ist seit Jahrzehnten auch<br />
Fördermitglied im BZP. Diese Partnerschaft<br />
sei nun aber gefährdet, heißt es in<br />
einer BZP-Resolution (siehe nebenstehender<br />
Kasten).<br />
Der BZP sieht in der Rabatt aktion einen<br />
„Verdrängungswettbewerb“ und lässt nun<br />
auch anwaltlich überprüfen, ob solche<br />
Rabatt aktionen nicht doch einen Verstoß<br />
gegen die Tarifpflicht darstellen. Sollte<br />
diese umgangen oder gar gesetzlich<br />
gekippt werden, drohen nicht nur dem<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe, sondern auch der Bevölkerung<br />
massive Nachteile, prophezeit BZP-<br />
Präsident Michael Müller: „Ein flächen-<br />
deckendes und weitgehend verfügbares<br />
Beförderungs angebot mit bezahl baren<br />
Preisen muss als notwendige Ergänzung<br />
des Linienverkehrs bereitstehen. Das ist<br />
mit einem rein wettbewerblich ausgerichteten<br />
Angebot nicht zu schaffen. Während<br />
sich bei einer unterstellten Tariffreigabe<br />
in Ballungs räumen Anbieter einen vermutlichen<br />
ruinösen Preis kampf liefern,<br />
würden ländliche Gegenden als wirtschaftlich<br />
unattraktiv abgestempelt – und<br />
vom Verkehr abgeschnitten.“<br />
Noch greifen solche Argumente. Der<br />
Vorstoß der deutschen Monopol kommission,<br />
den <strong>Taxi</strong>tarif in <strong>Deutsch</strong>land abzuschaffen,<br />
würde kürzlich von der<br />
Bundesregierung abgelehnt. Doch My<strong>Taxi</strong><br />
und Uber werden nicht lockerlassen, den<br />
Kampf um Markt anteile im Beförderungssegment<br />
auch über den Preis führen zu<br />
dürfen. Unterstützung erhofft man sich<br />
dabei von der EU. Dort hat Uber Beschwerde<br />
gegen <strong>Deutsch</strong>land wegen dessen durch<br />
Land- und Verwaltungsgerichte ausgesprochener<br />
Verbote eingereicht. Was die zuständige<br />
EU-Transportkommissarin dazu<br />
bewogen hat, in einer ersten Stellungnahme<br />
die Möglichkeit in Betracht zu ziehen,<br />
die Beförderungsregularien europäisch zu<br />
regeln. In <strong>Deutsch</strong>land würden dann die<br />
<strong>Taxi</strong>preise dauerhaft purzeln – nicht nur<br />
für zwei Wochen. <br />
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UNTERNEHMENSBERATER<br />
UND VOLLJURIST AXEL ULMER<br />
„40 PROZENT<br />
UNPLAUSIBLE TAXIBETRIEBE<br />
HALTEN WIR FÜR VERFEHLT.“<br />
Darf eine Straßenverkehrsbehörde<br />
in die Zuständig keiten<br />
des Finanzamts eingreifen<br />
oder ist sie auf Evidenzfälle<br />
beschränkt? Laut unserem Interviewpartner<br />
Axel Ulmer gibt<br />
es zu dieser Frage vor allem im<br />
Süden ein „Rechtsprechungsloch“.<br />
Es zählt zu den gesetzlichen Aufgaben<br />
einer Genehmigungsbehörde, die Funktionsfähigkeit<br />
des <strong>Taxi</strong>gewerbes zu bewahren.<br />
Doch immer mehr Gutachten<br />
bescheinigen, dass ein funktionierendes<br />
Gewerbe gefährdet bzw. nur noch<br />
durch unplausible Umsatzzahlen gewährleistet<br />
ist. Die dadurch unter Druck<br />
geratenen Behörden versuchen gegenzusteuern.<br />
Beliebtes Mittel: Vergleich<br />
der vorgelegten Betriebszahlen nach<br />
standardisierten Plausibilitätsgrenzen<br />
und Verweigerung der Konzessionsverlängerung<br />
bei Verdacht auf Unplausibilität.<br />
Der Volljurist und Unternehmensberater<br />
Axel Ulmer sieht diese Vorgehensweise<br />
sehr kritisch und teilweise<br />
mit geltendem Recht und definierten<br />
Kontrollbefugnissen nicht vereinbar.<br />
TAXI TIMES: Herr Ulmer, Sie sind<br />
Berater für das <strong>Taxi</strong>gewerbe und für<br />
<strong>Taxi</strong>zentralen. Leistet Ihre Consulting<br />
Agentur in Zeiten von Uber und<br />
My<strong>Taxi</strong>-Rabattaktionen, von Mindestlohn<br />
und baldiger Einführung des<br />
Fiskal taxameters aktive Sterbehilfe?<br />
AXEL ULMER: „Ich glaube nicht, dass<br />
man das <strong>Taxi</strong>gewerbe schon auf dem<br />
Totenbett sehen muss. Das marktwirtschaftliche<br />
Umfeld ist allerdings sehr<br />
viel schwieriger geworden – auch für die<br />
<strong>Taxi</strong>unternehmen. Uber verfolgt derzeit<br />
ein rechtlich nicht zulässiges Geschäftsmodell<br />
und die Rabattaktionen von My<strong>Taxi</strong><br />
werden Gegenstand rechtlicher Auseinandersetzungen,<br />
da sie zumindest rechtlich<br />
sehr fragwürdig sind. Es können nur diejenigen<br />
bestehen, die ihre Betriebe ordnungsgemäß<br />
aufgestellt haben und nicht<br />
befürchten müssen, bei Plausibilitätsprüfungen<br />
der Behörden durchzufallen.“<br />
Was sind dafür die Gradmesser?<br />
„Die Zahlen müssen stimmen und es<br />
muss eine Betriebsführung gewährleistet<br />
sein, die sich mit dem Personenbeförderungsgesetz<br />
(PBefG) vereinbaren lässt.“<br />
Ist das <strong>Taxi</strong> noch kon <br />
kurrenz fähig?<br />
„Ja, es muss sich nicht vor anderen Angebotsformen<br />
verstecken. Es ist eine Branche,<br />
die im individuellen Bereich als Teil<br />
des Öffentlichen Personennahverkehrs<br />
(ÖPNV) überwiegend sehr gute und wichtige<br />
Dienstleistungen erbringt.“<br />
Die von Ihnen angesprochenen Plausi<br />
bili täts überprüfungen sind oft<br />
das unmittelbare Ergebnis von Gutachten<br />
über die Funktionsfähigkeit des<br />
<strong>Taxi</strong> gewerbes. Können Sie uns kurz die<br />
rechtliche Grundlage erläutern?<br />
„Die von den Behörden beauftragten<br />
Unternehmen übernehmen eine gutachterliche<br />
Aufgabe auf Basis des § 13<br />
Absatz 4 PBefG und ziehen daraus be <br />
stimmte Schlüsse. Die Schwierigkeit für<br />
die Behörden liegt nun darin, die Empfehlungen<br />
des Gutachtens mit unterschiedlichen<br />
Aspekten des örtlichen Gewerbes<br />
in Einklang zu bringen.“<br />
FOTO: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
Zum Beispiel?<br />
„Erstens mit dem Bestandschutz des<br />
jeweiligen Unternehmers und seinem<br />
Grundrecht auf Berufsausübungsfreiheit,<br />
zweitens mit der Tatsache, dass es in der<br />
Branche Verluste bei der Funktionsfähigkeit<br />
gibt und dies öffentliche Verkehrsinteressen<br />
beeinträchtigt.“<br />
Auf das Grundrecht auf freie Berufswahl<br />
nach Artikel 12 des Grundgesetzes<br />
(GG) kann man sich aber bei<br />
einem Antrag auf Konzessions erteilung<br />
nicht berufen. Das hat das höchste<br />
Gericht schon vor Jahrzehnten eindeutig<br />
klargestellt.<br />
„Stimmt, im Bereich der Neu erteilung ist<br />
die Rechtsprechung eindeutig, die objektiven<br />
Zugangsvoraussetzungen sind rechtmäßig.<br />
Aber in der Frage, wann eine<br />
Behörde<br />
eine Konzession<br />
einziehen<br />
darf, ist die<br />
Rechtslage bei Weitem<br />
schwie riger und streitig.“<br />
Aber genau hier setzen Behörden im<br />
Moment an, wenn Ihnen Gutachten<br />
eine Reduzierung der <strong>Taxi</strong>genehmigungen<br />
empfehlen. Bis vor Kurzem genügte<br />
es, bei einer Konzessionsverlängerung<br />
die gesetzlich vorgeschriebenen<br />
Unbedenklichkeitsbescheinigungen<br />
vorzulegen.<br />
„Inzwischen sind die Verwaltungen, von<br />
der Zuständigkeit meist den Straßenverkehrsbehörden<br />
unterstellt, dazu übergegangen,<br />
Plausibilitätsüberprüfungen<br />
durchzuführen, in deren Zusammenhang<br />
alle steuerlichen Belege eines Unternehmers<br />
überprüft werden. Die Frage ist<br />
aber: Darf eine Straßenverkehrsbehörde<br />
so einfach in die Zuständigkeiten des<br />
Finanzamts eingreifen oder ist sie auf<br />
Evidenz fälle beschränkt?“<br />
Müssen sie es nicht sogar, wenn die<br />
Gutachten zu dem Ergebnis kommen,<br />
dass wie beispielsweise in Stuttgart<br />
42 Prozent der <strong>Taxi</strong>betriebe unplausible<br />
Umsätze haben?<br />
„Was uns an den Gutachten stört, ist der<br />
Generalverdacht, unter den eine ganze<br />
Branche gestellt wird. Man spricht von<br />
40 Prozent der Unternehmen, die unplausibel<br />
arbeiten. Das halte ich für verfehlt<br />
und es wird der Branche nicht gerecht.“<br />
Also gibt es Unterschiede zwischen<br />
unplausibel und unplausibel?<br />
„Es gibt nie nur Schwarz oder Weiß. Es<br />
gibt jede Menge Grauabstufungen. Nehmen<br />
sie doch die <strong>Taxi</strong>unternehmer, die<br />
ihren Job nur nebenberuflich ausüben.<br />
Deren Unternehmensumsätze sind mit<br />
standardisierten Durchschnittszahlen<br />
nicht vergleichbar. In den Gutachten lesen<br />
sie darüber aber nichts.“<br />
<strong>Taxi</strong>unternehmer, die Umsätze verschwinden<br />
lassen, verschaffen sich<br />
einen Wettbewerbsvorteil gegenüber<br />
den ehrlichen Betrieben. Unter diesem<br />
Aspekt müsste es doch sehr zu<br />
begrüßen sein, wenn die Behörden<br />
endlich genauer hinsehen. Wo sehen<br />
Sie das Problem?<br />
18 TAXI JUNI / <strong>2015</strong><br />
19
TAXI IM WANDEL<br />
TAXI IM WANDEL<br />
»Uns stört der<br />
Generalverdacht,<br />
unter den eine<br />
ganze Branche<br />
gestellt wird.«<br />
„Über die krassen Fälle brauchen wir<br />
gar nicht zu diskutieren. Wenn einer mit<br />
einer S-Klasse 200 000 Kilometer fährt,<br />
aber nur 25 000 Euro Umsatz im Jahr<br />
angibt, dann ist die mangelnde Plausibilität<br />
offensichtlich und evident. Hinsehen<br />
ist gut, aber bitte nicht immer<br />
nur die gleiche Schablone ansetzen. Wir<br />
sprechen hier von beruflichen Existenzen,<br />
die von einem Tag auf den anderen<br />
zerstört werden, wenn eine <strong>Taxi</strong>konzession<br />
nicht verlängert wird.“<br />
Dagegen haben Betriebe geklagt und<br />
verloren …<br />
„Sie sprechen von Fällen in Hamburg,<br />
Berlin oder auch Düsseldorf. Bei den dort<br />
verhandelten Fällen war es offensichtlich,<br />
dass die betrieblichen Daten unplausibel<br />
waren. Es waren Evidenzfälle, welche die<br />
Behörden dort geprüft haben. Im Süden<br />
der Republik gibt es dagegen kaum wirklich<br />
vergleichbare Entscheidungen in der<br />
Rechtsprechung der Obergerichte.“<br />
Gilt nicht der Grundsatz „gleiches<br />
Recht für alle“?<br />
„Das Problem sind die unterschiedlichen<br />
Interpretationen der Behörden.<br />
Was sind beispielsweise Einnahme-<br />
Ursprungs aufzeichnungen? Trotz klarer<br />
Rechtsprechungen dazu hat die Oberfinanzdirektion<br />
Karlsruhe eine andere<br />
Sichtweise. Oder das Beispiel mit den<br />
Schichtzetteln. Eine Behörde hat den<br />
Schichtzettelausdruck nicht akzeptiert,<br />
weil dort der Begriff ,Schichtkontrollzähler‘<br />
auftauchte. Das Verwaltungsgericht<br />
Neustadt war kürzlich der Meinung, dass<br />
auf dem Schichtzettel auch Angaben über<br />
die Entlohnung des Fahrers aufgeführt<br />
sein müssen. Aus solchen nicht standardisierten<br />
Nachweisen in Kombination<br />
mit den Abweichungen von den Durchschnittswerten<br />
des Gutachtens auf persönliche<br />
Unzuverlässigkeit zu schließen,<br />
schießt über das Ziel hinaus. Man geht<br />
mit dem Unzuverlässigkeitsurteil teilweise<br />
viel zu salopp um. Persönliche Unzuverlässigkeit<br />
ist der Todesstoß für jeden<br />
<strong>Taxi</strong>unternehmer, weil es gleichbedeutend<br />
mit dem Entzug seiner Konzession<br />
ist.“<br />
Aus Sicht der Behörden scheint<br />
eine Reduzierung der <strong>Taxi</strong>lizenzen<br />
die einzige Waffe im Kampf gegen<br />
eine bedrohte Funktionsfähigkeit<br />
zu sein.<br />
„Dies ist nicht die einzige Ursache. Man<br />
lässt auch den Mietwagensektor im rechtsfreien<br />
Raum schweben. Ich lese in jedem<br />
Gutachten, dass die Funktionsfähig keit<br />
des <strong>Taxi</strong>gewerbes auch durch die hohe<br />
Zahl der Mietwagen gefährdet ist. Die<br />
meisten dieser Mietwagen betreiben <strong>Taxi</strong>verkehr<br />
und werben auch unverhohlen<br />
damit. Sie bezeichnen sich als günstigere<br />
Alternative zum <strong>Taxi</strong> und stellen damit<br />
klar, dass sie die gleiche Dienstleistung<br />
wie ein <strong>Taxi</strong> ausführen. Nur eben zum<br />
sensationell günstigen Preis.“<br />
AXEL ULMER<br />
Axel Ulmer, 57, verheiratet,<br />
aus gebildeter Volljurist mit Schwerpunkt<br />
Verwaltungsrecht – insbesondere<br />
Personenbeförderungsgesetz<br />
PBefG, fungiert als Unternehmensberater<br />
für die Ulmer Consulting<br />
UG in Kaisers lautern. Den<br />
Schwerpunkt seiner Kunden bilden<br />
<strong>Taxi</strong> unternehmer und -zentralen.<br />
„Es ist ein Bedarf dafür entstanden,<br />
<strong>Taxi</strong>unternehmen in Fragen der<br />
Plau sibilität ihrer Betriebs führung<br />
zu beraten.“<br />
Günstigere Preise, die noch dazu mit<br />
19 Prozent versteuert werden müssen.<br />
Das kann sich doch nicht rechnen, erst<br />
recht nicht, wenn man die Rückkehrpflicht<br />
einhält?<br />
„Aber die wird eben geschickt ,umgangen‘,<br />
indem man die Aufträge über eine<br />
24/7-Zentrale koordiniert. Das ist eine<br />
Bedrohung des <strong>Taxi</strong>gewerbes und, nebenbei<br />
bemerkt, ein klarer Gesetzesverstoß.<br />
Ich kenne keine Behörde, die das nachverfolgt<br />
hat, obgleich der § 54a PBefG<br />
auch für den Mietwagen gilt.“<br />
Mangels Personal und Kompetenz?<br />
„Bei den meisten Behörden ist in den<br />
letzten 20 Jahren ein gewisses Vollzugsdefizit<br />
aufgetreten. Das Hamburger<br />
Modell hatte deswegen Erfolg, weil man<br />
die Behörde mit neuem und kompetenten<br />
Personal besetzt hat. In den Genehmigungsabteilungen<br />
müssen ausgebildete<br />
Betriebs wirtschaftler sitzen. Am besten<br />
»Das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
muss<br />
begreifen, dass<br />
es im Markt<br />
nur gemeinsam<br />
funktioniert.«<br />
Finanzbeamte oder ein ehemaliger Mitarbeiter<br />
der Steuerfahndung, wenn man<br />
gleiche Kompetenzen wie die Finanzverwaltung<br />
für sich reklamiert. Wichtig<br />
ist, dass das Gewerbe klar ausgesprochene<br />
und zu beachtende Regeln<br />
FOTO: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
FOTO: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>, Thomas Lachemund / froxx / Fotolia<br />
bekommt. Ohne bürokratischen Aufwand.<br />
Ein Gerät, bei dem man nur noch auf den<br />
Knopf drücken muss – und nicht wie<br />
derzeit 20 Zettel, um alle möglichen Zeiten<br />
und Sachverhalte zu dokumentieren.“<br />
»Den<br />
Mietwagensektor<br />
lässt man im<br />
rechtsfreien Raum<br />
schweben.«<br />
Worauf müssen <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />
zukünftig achten, damit sie nicht<br />
unverschuldet in die Plausibilitäts falle<br />
tappen?<br />
„Es kommt darauf an, dass <strong>Taxi</strong>unternehmen<br />
ihre Einnahmensituation schlüssig<br />
darlegen können. Wann ist das<br />
Fahrzeug eingesetzt worden, wie viele<br />
Kilometer wurden gefahren, welche Fahrer<br />
waren eingesetzt und was haben sie<br />
eingenommen und verdient? Das wird<br />
von den Genehmigungsbehörden bei den<br />
Anträgen auf Konzessionsverlängerung<br />
verstärkt überprüft – und das ist auch<br />
grundsätzlich richtig und wichtig. Viele<br />
Unternehmen sind sich dessen noch<br />
nicht bewusst. Sie sollten auf jeden Fall<br />
ihre Betriebsführung auf Plausibilität<br />
überprüfen lassen, bevor sie den Antrag<br />
auf Konzessionsverlängerung stellen. Das<br />
ist genau die Dienstleistung, die wir als<br />
Unternehmensberatung anbieten.“<br />
Ist das <strong>Taxi</strong>gewerbe ein Monopolist?<br />
„Das ist Unsinn und wird nur von den<br />
neuen Mitbewerbern so gesehen. <strong>Taxi</strong>unternehmen<br />
haben eine gute Marktstellung,<br />
weil sie auf einem lokal<br />
eingegrenzten Markt tätig sind und eine<br />
Der neue EKO-Umbau zum<br />
Rollstuhlbeförderungsfahrzeug<br />
Aufgabe ausführen, die der Gesetzgeber<br />
als Teil der Da seinsvorsorge definiert, und<br />
zwar mit vielen spezifischen Einschränkungen<br />
gerade für den Unternehmer.<br />
Das <strong>Taxi</strong>gewerbe muss allerdings begreifen,<br />
dass es in einem solchen Markt nur<br />
gemeinsam funktioniert. Das, was man<br />
anzu bieten hat, muss man zusammen<br />
anbieten. Da darf es keine 100 unterschiedlichen<br />
Strömungen geben, egal ob auf der<br />
örtlichen oder der bundesweiten Ebene.“<br />
Braucht es nicht sogar auch überregional<br />
gemeinsame Angebote?<br />
„Die Konzentration auf den lokalen<br />
Markt muss an vorderster Stelle stehen.<br />
Bevor ich mich ans große Ganze mache,<br />
muss ich zunächst einmal das Kleine<br />
ordentlich geregelt haben und dort einheitliche<br />
Standards definieren. Allerdings<br />
wäre ein einheitlicher Auftritt im<br />
gesamten Bundesgebiet von Vorteil, denn<br />
Mitbewerber zeigen ja die Vorteile eindrucksvoll<br />
auf.“<br />
Zum Beispiel bei der Fahrerausbildung?<br />
„Ja. Das zählt aber leider zum Verantwortungsbereich<br />
der Behörden. Die heutige<br />
Ortskundeprüfung läuft doch nur so<br />
nebenbei. Es ist zu leicht, den Personenbeförderungsschein<br />
zu bekommen.<br />
Darunter leidet die Qualität der Fahrer<br />
und der Dienstleistung. Fragen Sie doch<br />
mal einen <strong>Taxi</strong>unternehmer, wer sich bei<br />
ihm so alles mit gültigem P-Schein vorstellt<br />
und <strong>Taxi</strong> fahren möchte.“<br />
Muss da nicht auch das Gewerbe<br />
aus sich heraus Angebote machen,<br />
ganz speziell die <strong>Taxi</strong>zentralen?<br />
„Viele machen das ja bereits in Form von<br />
eigenen Schulungen. Man koordiniert es<br />
nur nicht einheitlich.“<br />
Herr Ulmer, herzlichen Dank für dieses<br />
Interview.<br />
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„Die Wartezeit am Halteplatz als<br />
arbeitsrechtliche Pause zu bezeichnen<br />
ist nicht der Weisheit letzter<br />
Schluss. Wenn das in arbeitsrechtlichen<br />
Pro zessen auf den Prüfstand<br />
kommt, wird es spannend.“ Axel<br />
Ulmer sieht die seit Einführung des<br />
Mindestlohns in vielen Betrieben<br />
eingeführte Pausenregelung als juristisch<br />
angreifbar an. „Bereitschaftszeiten<br />
sind Arbeitszeiten.“<br />
MYTAXI UND DAS PBEFG<br />
Zur aktuellen Diskussion über<br />
die Recht mäßigkeit der My<strong>Taxi</strong>-<br />
Rabatt aktion hat Axel Ulmer eine<br />
klare Meinung: „Rechtswidrig. Das ist<br />
ein Fall, in dem auch die Behörden<br />
einschreiten müssten. § 39 des<br />
Personenbeförde rungsgesetzes<br />
(PBefG) definiert den <strong>Taxi</strong>tarif. Das<br />
ist eine gesetzlich gewollte Preisbindung,<br />
damit die Versorgungsfunktion<br />
des <strong>Taxi</strong>s nicht verloren geht.<br />
Daran muss sich auch der Wettbewerber<br />
My<strong>Taxi</strong> halten.“<br />
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Mansveld liefert eine gute <strong>Taxi</strong>beurteilung und<br />
lässt keine Ausnahme für UberPOP zu.<br />
Im sowieso schon liberalisierten <strong>Taxi</strong>gewerbe wird es für die<br />
neuen Anbieter künftig leichter, in den Markt zu kommen.<br />
Mit einer lange erwarteten Neubewertung der <strong>Taxi</strong>vorschriften<br />
lockert die Ministerin Wilma Mansveld (Ministerin für Infrastruktur<br />
und Umwelt) viele Verwaltungsvorschriften. Allerdings gilt<br />
dies nicht für UberPOP, denn dieser Dienst bleibt verboten. Fahrer<br />
müssen beim ersten Verstoß mit einer Geldstrafe von 4.200 Euro<br />
und für den zweiten mit 10.000 Euro rechnen. Uber zahlt jetzt<br />
50.000 Euro für jeden neuen Verstoß, jedoch maximal eine Million.<br />
Laut Mansveld bleibt Uber POP verboten, weil „dieser Dienst<br />
nicht alle Qualitätsanforderungen erfüllt und somit für unfairen<br />
Wettbewerb und Marktverzerrungen sorgt.“<br />
Mansveld hält an den Vorschriften zum Schutz der <strong>Taxi</strong>nutzer<br />
fest, insbesondere im Bereich nicht vorbestellte <strong>Taxi</strong>s in den größeren<br />
Städten. Ihre Erklärung: „Vorschriften sind und bleiben<br />
vorläufig für eine sichere, zuverlässige und bezahlbare <strong>Taxi</strong>fahrt<br />
erforderlich. Es kommt immer noch zu Umwegen, Ablehnung von<br />
Fahrten, unrealistisch hohen Fahrpreisen und gefährlichen Verkehrssituationen<br />
und Störungen der öffentlichen Ordnung.“ Gleichzeitig<br />
lockert Mansveld sieben Vorschriften, da ihrer Ansicht nach<br />
neue Marktteilnehmer und innovative Leistungen auf dem <strong>Taxi</strong>markt<br />
zur erhöhten Bequemlichkeit der Reisenden beitragen.<br />
<strong>Taxi</strong>betreiber müssen bei der Beantragung einer Zulassung<br />
keine fachliche Kompetenz mehr nachweisen. Fahrer müssen nicht<br />
mehr automatisch Quittungen drucken und ausstellen. Sie müssen<br />
ihre Zulassung nicht mehr in Papierform mitführen. <strong>Taxi</strong>s,<br />
die für Auftragsfahrten eingesetzt werden oder für Fahrten, deren<br />
Fahrpreis vor Fahrtbeginn festgesetzt wird, müssen nicht mehr<br />
über ein Taxameter verfügen (die meisten <strong>Taxi</strong>s im Land sind<br />
bereits mit einem Steuertaxameter ausgerüstet, dem BCT, das die<br />
Arbeits- und Fahrtzeiten aufzeichnet).<br />
Ab dem Jahr 2016 oder 2017 müssen <strong>Taxi</strong>fahrer und Betreiber<br />
kein Führungszeugnis mehr vorlegen. Mit der Zeit wird die Zulassung<br />
für Betreiber wohl gänzlich verschwinden und nur <strong>Taxi</strong>fahrer<br />
werden eine Zulassung benötigen. Das Strafregister wird<br />
automatisch durch die Verbindung der Datenbanken des Justizministeriums<br />
mit denen des Infrastrukturministeriums geprüft.<br />
Die Ministerin möchte Raum für Experimente schaffen. Durch<br />
die Kombination aus öffentlichem Verkehr, Fahrrad und <strong>Taxi</strong> kann<br />
die Fahrt von Tür zu Tür nur gewinnen. Beispielsweise in wenig<br />
dicht besiedelten Gegenden, in denen der planmäßige öffentliche<br />
Personenverkehr nur unter Schwierigkeiten richtig funktioniert.<br />
Mansveld möchte die lokalen Behörden und andere Beteiligte<br />
ermuntern, neue Mobilitätslösungen unter Einbeziehung von<br />
<strong>Taxi</strong>diensten zu finden. Der nationale <strong>Taxi</strong>verband KNV <strong>Taxi</strong> ist<br />
mit dieser Einschätzung zufrieden und sieht seine Lobbyarbeit<br />
zum größten Teil belohnt.<br />
In den kommenden Jahren will man sich auch mit der Frage<br />
beschäftigen, ob es (noch) mehr Fahrpreisflexibilität für <strong>Taxi</strong>betreiber<br />
geben kann. <br />
wf<br />
ERSTER UBER-FAHRER<br />
VOR DEUTSCHEM GERICHT<br />
Weil er trotz des Verbots<br />
der App UberPOP mit<br />
dem geliehenen Auto des<br />
Vaters von Uber vermittelte<br />
Personen beförderte, stand<br />
ein 24-jähriger Student<br />
in Hamburg vor Gericht.<br />
Er bekam ein mildes Urteil:<br />
1.350 Euro Bußgeld. Die<br />
Staatsanwaltschaft hatte<br />
über 7.000 Euro gefordert.<br />
FOTO: Ministerium für Infrastruktur und Umwelt Niederlande<br />
FOTO: name name<br />
RABATTAKTION<br />
MIT BUMERANG-EFFEKT<br />
Mit einer weltweiten Marketing-Aktion hat die<br />
App My<strong>Taxi</strong> einen Sturm der Entrüstung ausgelöst –<br />
vor allem im Heimatmarkt <strong>Deutsch</strong>land.<br />
Dort gingen vor allen Dingen die<br />
<strong>Taxi</strong>zentralen auf die Barrikaden.<br />
Sie sprachen von einem<br />
Verdrängungs wettbewerb. Dieter Schlenker,<br />
Geschäftsführer von <strong>Taxi</strong> <strong>Deutsch</strong>land,<br />
einer Vereinigung vieler <strong>Taxi</strong>zentralen,<br />
bezeichnete die Rabatt aktion als „Marktriesen-Preiskampf<br />
auf dem Rücken von<br />
Kleinst unternehmen“.<br />
My<strong>Taxi</strong> hatte im Mai zwei<br />
Wochen lang allen Fahrgästen,<br />
die über deren App<br />
eine Fahrt bestellt und bargeldlos<br />
über das Mobile<br />
Payment bezahlt hatten,<br />
die Hälfte des Fahrpreises<br />
zurück erstattet. Der Fahrer bzw. <strong>Taxi</strong>unternehmer,<br />
der die Fahrten ausführte,<br />
wurde vom Fahrgast nach dem jeweils gültigen<br />
Fahrpreis bezahlt. Man wolle mit dieser<br />
50-Prozent Aktion in erster Line den<br />
Nutzern „ein attraktives Angebot machen,<br />
damit sie das beliebte Feature ‚Bezahlen<br />
per App‘ ausprobieren“, rechtfertigte<br />
My<strong>Taxi</strong>-Pressesprecher Stefan Keuchel das<br />
Vorgehen gegenüber <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>.<br />
Schlenker sieht das anders, er spricht<br />
von einer Verbraucher täuschung: „Der<br />
Rabatt wird lediglich von finanzstarken<br />
Dieter Schlenker,<br />
Vorstand von <strong>Taxi</strong> <strong>Deutsch</strong>land<br />
»Das ist<br />
Verbrauchertäuschung«<br />
globalen Unternehmen subventioniert.<br />
Konzerne wie Daimler mit Tochter My<strong>Taxi</strong><br />
sowie UberTAXI rabattieren mit dem Kalkül,<br />
die Tarifpflicht zu kippen. Ist dies<br />
erreicht, sind Wucherpreise zu Stoßzeiten<br />
die Regel.“ Diese Befürchtung hat auch<br />
Präsident Michael Müller, dessen Verband<br />
BZP sowohl die <strong>Taxi</strong>zentralen als auch die<br />
Landesverbände vertritt,<br />
bei denen wiederum etliche<br />
Mitgliedsunternehmen<br />
auch My<strong>Taxi</strong> nutzen.<br />
Speziell an diese richtete<br />
Müller seinen Appell:<br />
„Ich bitte diejenigen Unternehmer,<br />
die My<strong>Taxi</strong>-Aufträge<br />
durchführen oder zulassen, um ein<br />
kurzes Nachdenken. Setzt euch nicht dem<br />
Preis diktat von My<strong>Taxi</strong> aus!“ Er habe die<br />
App bisher mit Distanz betrachtet, schreibt<br />
der Präsident auf der BZP Homepage, letztlich<br />
aber auch den positiven Aspekt gesehen,<br />
dass diese App „den rechtlichen<br />
Rahmen anders als Uber nicht infrage stellte,<br />
sondern die Vermittlung von ordnungsgemäßen<br />
<strong>Taxi</strong>fahrten betrieb“.<br />
Mittlerweile sei allerdings eine neue<br />
Situation entstanden, denn das Unternehmen<br />
habe im Dezember bei seiner damals<br />
ersten Rabatt aktion damit begonnen, „den<br />
Vermittlungs wettbewerb mit unfairen und<br />
rechtlich zweifelhaften Mitteln zu führen“.<br />
Rechtliche Zweifel sah auch die Stuttgarter<br />
<strong>Taxi</strong>zentrale TAZ: Weil das Vorgehen von<br />
My<strong>Taxi</strong> wettbewerbswidrig sei und gegen<br />
das Personenbeförderungsgesetz verstoße,<br />
hatte man vor Gericht eine einstweilige<br />
Verfügung erwirkt. My<strong>Taxi</strong> musste seine<br />
Rabatt aktion in Stuttgart nach nur wenigen<br />
Tagen einstellen. Wenige Tage später<br />
folgte ein Verbot in Hamburg. „Im <strong>Deutsch</strong>en<br />
Personenbeförderungsgesetz ist eindeutig<br />
festgelegt, dass die festgesetzten<br />
<strong>Taxi</strong>tarife nicht über- oder unterschritten<br />
werden dürfen“, erläuterte Axel Ulmer die<br />
Gerichts entscheidung. Ulmer agiert als<br />
Berater und hatte die juristischen Schritte<br />
gemeinsam mit der TAZ und einem Rechtsanwalt<br />
eingeleitet. In Hamburg war eine<br />
Anwaltskanzlei im Auftrag des BZP tätig<br />
geworden. Für das Hamburger Unternehmen<br />
hatte diese Aktion also einen ungeahnten<br />
Bumerang-Effekt. Man hat gegen<br />
die Entscheidung bereits Widerspruch eingelegt.<br />
Die Rabatt aktion ist mittlerweile<br />
beendet. Ob sie wiederholt wird, steht derzeit<br />
in den Sternen. jh<br />
NEWSTICKER<br />
MYTAXI STELLT<br />
AUFTRAGSVERGABE UM<br />
Ab 1. Juli gilt bei allen Fahrten, die<br />
über die App My<strong>Taxi</strong> vermittelt werden,<br />
eine Vermittlungsgebühr von<br />
sieben Prozent des Fahrpreises.<br />
Damit verlässt das Unternehmen<br />
das bisherige und sehr umstrittene<br />
Modell der flexiblen Provisionseinstellung.<br />
Die Fahrer bzw. Unternehmer<br />
mussten seit Anfang 2014<br />
selbst bestimmen, wie viel Prozent<br />
(zwischen 3 und 15) des Tour-<br />
Umsatzes sie als Gebühren bezahlen.<br />
Je höher der Provisions satz<br />
eingestellt war, desto wahrscheinlicher<br />
wurde es, eine Fahrt vermittelt<br />
zu bekommen. „Die Vermittlung<br />
erfolgt nun nach Nähe zum Fahrgast<br />
– nicht mehr nach Bewertung,<br />
Zahlungs bereitschaft und Außenwerbung“,<br />
heißt es in einer Mitteilung<br />
des Unternehmens an seine<br />
angeschlossenen Fahrer.<br />
22 TAXI JUNI / <strong>2015</strong><br />
23
GLOBAL TAXI NETWORK<br />
GLOBAL TAXI NETWORK<br />
EIN NETZWERK<br />
NIMMT FAHRT AUF<br />
Sechs Monate nach der Einführung kommt das Global <strong>Taxi</strong> Service<br />
Quality Network (GTN) in Schwung.<br />
Das GTN wurde am 8. November<br />
2014 während des 6. <strong>International</strong>en<br />
<strong>Taxi</strong>forums der <strong>International</strong><br />
Road Transport Union (IRU) in Köln<br />
aus der Taufe gehoben. Seitdem hat es richtiggehend<br />
Fahrt aufgenommen und sich<br />
rasend schnell weiterentwickelt. Mit neuen<br />
Partnern in den USA (TLPA), Australien<br />
(ATIA) und Russland sowie <strong>Taxi</strong> <strong>Deutsch</strong>land<br />
und mit weiteren Zuwächsen der<br />
Gründungsmitglieder <strong>Taxi</strong> 40 100, eCab<br />
(Italien, Indien) und taxi.eu (Türkei und<br />
Serbien) erstreckt sich das Netzwerk mit<br />
200 000 <strong>Taxi</strong>s über vier Kontinente.<br />
EXPANSION IN RUSSLAND<br />
Mit den drei neuen russischen Partnern –<br />
<strong>Taxi</strong> Semerochka, <strong>Taxi</strong> Petersburg 068 und<br />
<strong>Taxi</strong> 777 – bildet das GTN der IRU eine<br />
breite Verbindung innerhalb der verschiedenen<br />
Zonen. „Mit diesen drei weiteren<br />
Apps sind wir mit unseren Ambitionen<br />
einen großen Schritt vorangekommen“,<br />
sagt Hubert Andela, Präsident der IRU<strong>Taxi</strong><br />
Gruppe. „GTN soll ein <strong>Taxi</strong>Netzwerk sein,<br />
an dem sich qualitativ hochwertige und<br />
legale <strong>Taxi</strong>dienste anschließen. Ich begrüße<br />
den Beitrag unserer neuen russischen<br />
Partner zu unserem Netzwerk.“<br />
Regeln bestehen<br />
aus berechtigten<br />
Gründen und<br />
müssen für alle<br />
gelten.<br />
Alexey V. Gusev, Generaldirektor von<br />
Semerochka, Sergey Kashirsky, Direktor<br />
der Geschäftsentwicklung bei <strong>Taxi</strong> 777,<br />
und Soloviev Victor Gennadievic, Vizegeneraldirektor<br />
bei <strong>Taxi</strong> Petersburg 068,<br />
haben alle betont, wie notwendig Qualitätsstandards<br />
und Qualitätsverbesserung in<br />
der <strong>Taxi</strong>branche, mehr internationale<br />
Dem GTN dürfen<br />
nur legal agierende<br />
<strong>Taxi</strong>betriebe und<br />
Institutionen<br />
beitreten. Viele<br />
<strong>Taxi</strong>firmen sind<br />
neuer Partner im<br />
GTN.<br />
Geschäftsmöglichkeiten, der Kampf gegen<br />
verbotene <strong>Taxi</strong>Apps und ein sicherheitsbasierter<br />
Ansatz sind.“<br />
Vor den russischen Apps ist der Verbund<br />
deutscher <strong>Taxi</strong>zentralen, <strong>Taxi</strong><br />
<strong>Deutsch</strong>land, der Gruppe beigetreten sowie<br />
zwei große Mobilitätsorganisationen von<br />
Übersee. Die US <strong>Taxi</strong>cab Limousine and<br />
Paratransit Association (TLPA) – Nordamerikas<br />
führender Verband in der <strong>Taxi</strong>,<br />
Limousinen, Minicab und Behindertentransportbranche<br />
– und der einzige australische<br />
Verband, Australian <strong>Taxi</strong><br />
Industry Association (ATIA), vereinen<br />
durch ihren Beitritt nicht nur die wesentlichen<br />
Interessen der verschiedenen Arten<br />
der <strong>Taxi</strong>mobilität in einer App. Vielmehr<br />
ist das GTN neben einer technischen Verbindung<br />
auch – so ihre Entwickler – „ein<br />
Netzwerk von Verbänden der <strong>Taxi</strong>branche<br />
und Anbietern von <strong>Taxi</strong>Apps, dessen Ziel<br />
die Förderung legal agierender, verlässlicher,<br />
hochqualitativer und sicherer <strong>Taxi</strong><br />
Dienstleister ist, bei denen die neuesten<br />
FOTO: Wim Faber<br />
FOTO: Edwin Schaule<br />
SmartphoneTechnologien ausschließlich<br />
unter strikter Beachtung der geltenden<br />
Vorschriften genutzt werden“.<br />
VIER POLITISCHE SÄULEN<br />
„Seit einem Jahrzehnt haben regulierte<br />
<strong>Taxi</strong>s und Mietwagen neue Technologien<br />
und Geschäftsmodelle für den öffentlichen<br />
Personenverkehr eingeführt und somit die<br />
reibungslose Beförderung von Tür zu Tür<br />
und die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Mobilitätskette verbessert“, zählt<br />
der Leiter der IRUPersonenbeförderungsgruppe,<br />
Oleg Kamberski, die Vorzüge auf.<br />
„Das globale <strong>Taxi</strong>netzwerk ist die Antwort<br />
der professionellen <strong>Taxi</strong>branche auf die<br />
Bedürfnisse der Kunden und auf aktuelle<br />
und künftige Mobilitätsherausforderungen.“<br />
Ende April beschrieb Kamberski<br />
während der TAXIintell Konferenz in Amsterdam<br />
das GTN als eine der vier Säulen<br />
der Politik seiner Organisation. Die drei<br />
anderen sind: politische Lobbyarbeit im<br />
Bemühen um ausgeglichene Wettbewerbsbedingungen,<br />
eine globale Allianz unterstützender<br />
Organisationen und Stellen<br />
plus die Wiederbelebung der weltweiten<br />
Kampagne „<strong>Taxi</strong> – Anytime, Anywhere“.<br />
„<strong>Taxi</strong>s sind fester Teil des öffentlichen Personenverkehrs“,<br />
betont er, „und wahrscheinlich<br />
der innovativste.“<br />
Bei ihrer politischen Lobbyarbeit vertritt<br />
die IRU den Standpunkt, dass Regeln<br />
aus berechtigten Gründen bestehen und<br />
deshalb für alle gelten sollen. Deshalb<br />
müssen Regelungen und Gerichtsentscheidungen<br />
durchgesetzt werden. Die Lobbyarbeit<br />
für einen EUweiten Berufszugang in<br />
eine Branche, die üblicherweise auf nationaler<br />
Ebene reguliert wird, führt die IRU<br />
bis in die Brüsseler Amtsstuben. „Wir<br />
erwarten ein deutliches Signal der EU“,<br />
sagt Kamberski.<br />
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WORKSHOP IN HAMBURG<br />
Am Samstag, dem 13. <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong> findet in der Hamburger MagnusHall<br />
der Norddeutsche <strong>Taxi</strong>tag statt. Knapp 40 Aussteller von Fahrzeugherstellern<br />
über Anbieter bis Dienstleistern von <strong>Taxi</strong>produkten werden<br />
bei dieser Messe vor Ort sein. Parallel zum Messebesuch<br />
organisiert der Veranstalter, die TaxenUnion Hamburg, einen Workshop,<br />
in dem am Vormittag eine Podiumsdiskussion zum Thema<br />
„<strong>Taxi</strong> 2020“ stattfindet. Der Nachmittag steht dann ganz im Blickfeld<br />
des gesetzlichen Mindestlohns. Ein Experte wird über die „Fallen für<br />
den Unternehmer“ berichten, anschließend gibt ein Mitarbeiter der<br />
Finanzdirektion Einblicke, wie die Einhaltung des Mindestlohns von<br />
seiner Seite geprüft wird. Die Anmeldung zum Norddeutschen <strong>Taxi</strong>tag,<br />
bei dem auch <strong>Taxi</strong>unternehmer aus dem Ausland sowie dem östlichen,<br />
westlichen und südlichen Teil <strong>Deutsch</strong>lands herzlich<br />
willkommen sind, erfolgt über die Homepage www.taxitag.de. jh<br />
DAS ORIGINAL:<br />
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24 TAXI JUNI / <strong>2015</strong><br />
25
TAXI-KONFERENZ<br />
„Bleiben Sie stark. Qualität setzt sich stets durch.“<br />
ZUSAMMENARBEIT<br />
IN HARTEN ZEITEN<br />
Bei der internationalen <strong>Taxi</strong>-Konferenz in Amsterdam, der TAXIintell<br />
Update <strong>2015</strong>, ging es ebenso sehr um Zusammenarbeit wie auch um<br />
den Wettbewerb.<br />
Jedes Jahr trifft sich eine kleine Gruppe von <strong>Taxi</strong>fachleuten<br />
aus der ganzen Welt (dieses Mal waren es 85 aus 12 Ländern)<br />
und aus sämtlichen Bereichen der <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenbranche,<br />
Lieferanten, Aufsichtsbehörden, Berater und<br />
andere in Amsterdam, um heiße Themen aus der <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenbranche<br />
zu diskutieren.<br />
Mit der „Neuen Mobilität“ als zentralem Thema haben es sich<br />
die Organisatoren nicht gerade leicht gemacht. Insbesondere, weil<br />
sie drei separate Diskussions-Foren für die Anbieter der geteilten<br />
Mobilität organisiert haben: eine davon über Apps oder/und deren<br />
»Uber hat uns unsere<br />
Marketingarbeit abgenommen.<br />
Nun weiß jeder über<br />
die <strong>Taxi</strong>branche Bescheid.«<br />
Jeremy Butler<br />
Transportation Network Companies (TNC), eine über die <strong>Taxi</strong>- und<br />
Mietwagenbranche und eine über Aufsichtsbehörden. „Eines unserer<br />
Ziele lautet, die gesamte Branche zusammenzubringen, sämtliche<br />
Interessengruppen, und wir hofften, dass die Anbieter von<br />
Tarek Mallah zeigte auf, dass Uber den Markt<br />
in New York bereits übernommen hat.<br />
Apps einen offenen Informationsaustausch mit den anderen beiden<br />
Gruppen, insbesondere den Aufsichtsbehörden, begrüßen<br />
würden“, sagte Wim Faber von Challans & Faber. „Aber es stellte<br />
sich heraus, dass die Regulatoren extrem zurückhaltend sind,<br />
wenn sie öffentlich über ihre Verfahrensweisen und ihre Ansichten<br />
über Neue Mobilität sprechen sollen, obwohl sie doch eigentlich<br />
gute Fallbeispiele aufweisen. Die Aufsichtsbehörden der nicht<br />
gerade wenigen europäischen Großstädte, die wir eingeladen hatten,<br />
waren mit ihren eigenen Beurteilungen der rechtlichen Lage<br />
im Zusammenhang mit TNCs beschäftigt oder in Rechtsstreitigkeiten<br />
verwickelt, daher waren sie nicht gerade eifrig darauf<br />
bedacht, ihre Ergebnisse zu präsentieren.“<br />
Dieser Ausfall wurde jedoch durch die hochkarätigen Redner,<br />
die den Weg in die niederländische Hauptstadt gefunden hatten,<br />
mehr als wettgemacht. Sie boten einige faszinierende Einblicke<br />
in die Branche und die aufsichtsrechtliche Landschaft.<br />
„GERETTET DURCH DEN TAXIFAHRER“<br />
Als Beweis für die (deutlich verbesserte) Qualität der Amsterdamer<br />
<strong>Taxi</strong>s begann der Hauptredner und unabhängige Berater<br />
Jeremy Butler seine Präsentation mit der Anmerkung, dass er<br />
sich am Vorabend total verlaufen hatte und von einem Amsterdamer<br />
<strong>Taxi</strong>fahrer gerettet wurde, als er von jemandem angesprochen<br />
wurde, der versuchte, ihm alles Mögliche zu verkaufen … Der<br />
<strong>Taxi</strong>fahrer behielt Butler im Auge und öffnete seine Tür genau<br />
rechtzeitig, um einen dankbaren Fahrgast aufzunehmen.<br />
FOTOS: Martin Waalboer<br />
In seiner Grundsatzrede schöpfte Butler aus seiner 15-jährigen<br />
Erfahrung in den Bereichen <strong>Taxi</strong> und Mietwagen, die mittlerweile<br />
ganz anders wahrgenommen werden. Während sich früher<br />
niemand für seine Arbeit sonderlich interessierte, rückt er heute<br />
in den Mittelpunkt einer jeden Party: „Was passiert gerade mit<br />
Uber?“, erzählt Butler. „Die Dinge haben sich rasend schnell verändert.<br />
Die Branche wird mit viel Leidenschaft betrieben. Es ist<br />
eine sehr emotionale Branche.“<br />
Butler beschrieb zunächst am Londoner Beispiel, wie die<br />
schwarzen <strong>Taxi</strong>s die Branche ca. 200 Jahre lang dominierten, und<br />
umriss dann, wie die Mietwagen vor etwa zehn Jahren die bestimmende<br />
Kraft in der Branche wurden (25 000 Fahrzeuge im Vergleich<br />
zu 65 000) und wie die örtliche Aufsichtsbehörde schließlich<br />
für ausgeglichene Verhältnisse innerhalb des Wettbewerbsumfelds<br />
sorgen musste. „Und jetzt kommen erneute Veränderungen“, landete<br />
Butler schließlich in der Gegenwart. „Der e-Ruf ist im Kommen.<br />
Uber fordert die <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenbranche heraus. Und<br />
es ist nicht schwer, sich von Ubers Marketingsprache davon überzeugen<br />
zu lassen, dass sie nicht zu stoppen sind. Aber ist ihr<br />
Geschäftsmodell auch nachhaltig? Ist es ein Firmenprodukt? Uber<br />
hat kein Produkt für den Firmenmarkt. Zumindest nicht im Vereinigten<br />
Königreich. Aber es ist immer Platz für ein billiges Produkt<br />
mit geringer Qualität.“<br />
QUALITÄT SETZT SICH STETS DURCH<br />
Beim Wechsel von einem Clip seiner Präsentation („Rennen an<br />
die Spitze“) zum nächsten („Rennen ins Tal“) erinnerte Butler<br />
seine Zuhörer daran, dass Monopole nicht funktionieren und<br />
Kunden eine Auswahl verlangen. „Uber hat Unmengen an Geld<br />
ausgegeben und sie haben uns unsere Marketingarbeit abgenommen.<br />
Nun weiß jeder über die <strong>Taxi</strong>branche Bescheid. Es liegt an<br />
uns, das zu nutzen. Nach Jahren, in denen wir zu wenig investiert<br />
haben, haben wir jetzt aufgeholt. Service ist der Schlüssel.<br />
Aber wir müssen auch Veränderungen akzeptieren. Unsere<br />
Branche ist nicht vor Veränderungen gefeit, nur weil es eine sehr<br />
alte Branche ist. Wir müssen mit den Veränderungen Schritt halten.<br />
Jetzt geht es um Konsolidierung, um Zusammenschlüsse.“<br />
Butler ist zuversichtlich, dass diese Botschaft beim <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />
mittlerweile angekommen ist. „Letzte Woche in London gab<br />
ich ein Frühstück für ungefähr 30 Anbieter in der <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenbranche.<br />
Vorher hätten sie sich mit großem Vergnügen<br />
gegenseitig ein Messer in den Rücken gestoßen, aber jetzt haben<br />
sie verstanden, dass sie zusammenarbeiten müssen.“<br />
Mit Blick auf die Verbraucher erwähnt Butler die Sharing Economy,<br />
die Ökonomie des Teilens. Allerdings ohne große Hoff<br />
AMSTERDAMS<br />
NEUER ANSATZ<br />
Noortje Smit, Leiterin des <strong>Taxi</strong> Teams Amsterdam,<br />
übermittelte ein herzliches Willkommen<br />
der Stadt, die eine Zeit lang den Begriff<br />
„<strong>Taxi</strong>kriege“ geprägt hatte. Um die Amsterdamer<br />
<strong>Taxi</strong>s und Fahrer „sicher, zuverlässig und<br />
ehrlich“ zu machen, wurden vor einiger Zeit<br />
zwölf einzelne TTOs (autonome <strong>Taxi</strong>organisationen<br />
nach dem Beispiel von Neuseeland)<br />
gebildet, die um die Aufmerksamkeit der<br />
Amsterdamer <strong>Taxi</strong>kunden konkurrieren. Jeder<br />
Amsterdamer TTO hat mindestens 100 Fahrer<br />
und 50 <strong>Taxi</strong>s und jede Organisation ist selbst für<br />
ihre Verwaltung, ihren Betrieb und die Disziplin<br />
ihrer Fahrer verantwortlich. Diese sollten weniger<br />
anonym, dafür aber verantwortungsbewusster<br />
werden. Allerdings ist der Wettbewerb unter den<br />
TTOs immer noch recht schwach, solange <strong>Taxi</strong>s<br />
traditionell auf der Straße angehalten werden<br />
oder an <strong>Taxi</strong>ständen stehen. Die <strong>Taxi</strong>nutzer<br />
nehmen eine allmähliche Qua litätssteigerung<br />
wahr und der neue Ansatz hat auch zur Verbesserung<br />
der Beziehungen zwischen der Stadt<br />
und ihren <strong>Taxi</strong>fahrern beigetragen. <br />
wf<br />
Noortje Smit:<br />
„Durch TTOs<br />
werden sämtliche<br />
<strong>Taxi</strong>s und Fahrer<br />
in Amsterdam<br />
sicher, zuverlässig<br />
und ehrlich.“<br />
26
TAXI-KONFERENZ<br />
TAXI-KONFERENZ<br />
Mikael Hedlöff: „Seien Sie immer auf verschiedene<br />
Zahlungsmethoden vorbereitet.“<br />
Niels Kaae: „Hat die <strong>Taxi</strong>branche ihren<br />
schlechten Ruf wirklich verdient?“<br />
„ZUGÄNGLICH UND/ODER<br />
UMWELTFREUNDLICH?“<br />
Nach einem kurzen Ausflug in<br />
die Geschichte der <strong>Taxi</strong>konstruktion<br />
mit dem Designer Niels van<br />
Roij brachte Marcel Bobeldijk<br />
(Europäisches Behindertenforum)<br />
starke Argumente für<br />
ganzheitliches Denken bei der<br />
Konstruktion von <strong>Taxi</strong>modellen<br />
und Leistungen. Allzu häufig sind<br />
<strong>Taxi</strong>s gar nicht oder nur in sehr<br />
geringem Maße an die Bedürfnisse<br />
von Menschen mit eingeschränkter<br />
Mobilität angepasst.<br />
Arjan Schenk (Nissan Niederlande)<br />
und Taylan Torin (Karsan)<br />
stellten die Umweltschutzfrage<br />
direkt ins Scheinwerferlicht,<br />
sowohl für die <strong>Taxi</strong>modelle von<br />
Nissan (Leaf, NV200, e-NV200)<br />
als auch für die von Karsan,<br />
und spielten den Bedarf nach<br />
zugänglichen Transportmöglichkeiten<br />
ein wenig herunter, was<br />
zu einigen scharfen Kommentaren<br />
aus dem Publikum führte. Es<br />
scheint, dass bei den Herstellern<br />
der Umweltaspekt eine deutlich<br />
höhere Priorität hat.<br />
nungen. „In London haben gerade zwei Plattformen eröffnet, die<br />
gemeinsames Fahren und die Zusammenlegung von Fahrgästen<br />
beabsichtigen. Aber Teilen liegt nun einmal nicht in der menschlichen<br />
Natur. Zumindest nicht in Großbritannien. Wir hatten diese<br />
Software bereits, als ich noch bei Addison Lee beschäftigt war.<br />
Die Menschen wollen sich keine <strong>Taxi</strong>s teilen. Das heißt, es gibt<br />
weltweit mehr als nur einen Markt.“<br />
„Die Sahne schwimmt immer oben“, fasste Butler zusammen.<br />
„Als Branche halte ich uns für stark genug. Meine Botschaft lautet:<br />
Bleiben Sie stark als Anbieter und als Branche, denn Qualität<br />
setzt sich stets durch.“<br />
Nicht nur Butlers Rede war voller solcher Einsichten. Viele<br />
weitere Redner übermittelten den 85 Teilnehmern, selbst Spezialisten<br />
aus allen Teilen der Welt, wertvolle Hintergrund und Netzwerkinformationen.<br />
Die Moderatoren James Cooper (<strong>Taxi</strong> Research<br />
Network), Peter Schenkman und Niels van Roij (Independent<br />
Automotive Designer – Aufbau und Zugänglichkeit) leiteten die<br />
teilnehmenden Fachleute reibungslos durch 17(!) separate Präsentationen<br />
in zwei Tagen.<br />
SHARED ECONOMY – GEMEINSAM GENUTZTE<br />
MOBILITÄT?<br />
Pieter van de Glind (Share.nl) umriss die verschiedenen Ansätze<br />
in der (wachsenden) Sharing Economy, in der alles geteilt wird,<br />
von Waren und Dienstleistungen bis hin zu Haustieren und Geld<br />
(mehr darüber auf Seite 33).<br />
Oleg Kamberski (IRU) erwähnte den neuen Ansatz seiner Organisation<br />
und die ersten Erfolge des Global <strong>Taxi</strong> Service Quality<br />
Network (GTN) (siehe Seite 24).<br />
Die Gründungspartner des GTN, eCab (Niels Kaae) und taxi.eu<br />
(Hermann Waldner) sprachen über den Fortschritt in verschiedenen<br />
Bereichen und bestimmten Städten. Kaae für eCab (64 Städte<br />
in 9 Ländern, auf 3 Kontinenten und mit 40 000 <strong>Taxi</strong>s) untermauerte<br />
die meisten Aussagen von Butler: Ja, die <strong>Taxi</strong>branche habe<br />
keinen besonders guten Ruf. Aber habe sie den schlechten Ruf<br />
verdient? Kaae zählte die unverwechselbaren Stärken der <strong>Taxi</strong>branche<br />
auf (Ortskenntnisse, MultiPlattformAnsatz, Vorbestellungsmöglichkeiten,<br />
geschult, sicher, versichert, bewandert und<br />
keine Überraschungen) und rief die Branche auf, „zusammenzuarbeiten<br />
und gemeinsam nach Verbesserung zu streben“. Welche<br />
Verbesserungsmöglichkeiten gibt es? „Gemeinsame weltweite<br />
Bei der Veranstaltung über Zugänglichkeit<br />
und Umweltschutz stand Umweltschutz<br />
klar an erster Stelle. Zugänglichkeit schien<br />
im Zuge der Diskussionen als Thema zu<br />
verschwinden.<br />
FOTOS: Martin Waalboer<br />
Mit taxi.eu hoffen Zehra Bozanoglu (Türkei)<br />
und Milan Stankovic (Serbien), die Qualität<br />
der nationalen <strong>Taxi</strong>branche zu verbessern.<br />
Marke, Nutzung sozialer Medien, besseres Auftragsmanagement,<br />
Flottenaufteilung, volle Transparenz beim Auftragsverfahren,<br />
Erfüllung von Leistungsstandards, Feedback einholen und entsprechend<br />
reagieren.“<br />
In einer kurzen Einleitung hielt Hermann Waldner die „Ansprache<br />
zur Lage der Nation“ für taxi.eu. 11 Länder, 100 Städte,<br />
62000 <strong>Taxi</strong>s, 200000 Fahrer. Anschließend überließ er einen Teil<br />
seiner Redezeit seinen neuen Partnern: Zehra Bozanoglu für die<br />
Türkei (Istanbul) und Milan Stankovic für Serbien (Belgrad). Genau<br />
wie eCab fügt auch taxi.eu seiner Kette neue Perlen hinzu, wobei<br />
sich die neuen Partner besonders für lokale Veränderungen und<br />
die Verbesserung der <strong>Taxi</strong>branche vor Ort einsetzen. Bozanoglu<br />
erwähnte Pläne in Istanbul und im Rest des Landes, während Stankovic<br />
insbesondere den Verbesserungsbedarf der <strong>Taxi</strong>branche und<br />
den Modernisierungsbedarf der Fahrzeuge und Infrastruktur in<br />
Serbien benannte. Später war er überglücklich<br />
zu hören, dass Uber in seinem Heimatland<br />
verboten wurde.<br />
NEW YORK: UBER REGIERT<br />
Matt Daus (IATR) bot per Videobotschaft<br />
einen Überblick über die Situation der<br />
<strong>Taxi</strong> und Mietwagenbranche und der TNCs<br />
vor Ort. In fast allen Städten und Bundesstaaten<br />
wird noch immer darum gekämpft,<br />
dass die TNCs dieselben Regeln befolgen<br />
sollen, wie sie für die <strong>Taxi</strong>branche gelten.<br />
In vielen Fällen wenden sich die TNCs an die Aufsichtsbehörden<br />
auf bundesstaatlicher statt auf lokaler Ebene (auf der die Zulassungen<br />
für <strong>Taxi</strong>s und Mietwagen vergeben werden). Ihr Argument:<br />
Es handle sich bei TNCs um eine andere Betriebsform, für welche<br />
die bundesstaatlichen Aufsichtsbehörden der richtige Ansprechpartner<br />
seien. In Wirklichkeit verstärken TNCs ihre Lobbyarbeit<br />
immer dann in den Hauptstädten der Bundesstaaten, in denen sie<br />
vorher auf städtischer Ebene abgelehnt wurden.<br />
Gemeinsam mit Daus’ Präsentation öffnete der Beitrag von<br />
Tarek Mallah vielen die Augen: Uber (mit über 62 000 Fahrzeugen)<br />
stelle durch die Übernahme der Limousinenbranche nun die<br />
Yellow Cabs in New York City in den Schatten. Mallah versorgte<br />
die Zuhörer mit den neuesten Informationen darüber, wie Uber<br />
Viele Fragen. Wegen lebhafter Diskussionen wurde die Zeit vieler Veranstaltungen überzogen.<br />
»Lassen Sie uns<br />
zusammenarbeiten<br />
und gemeinsam<br />
nach Verbesserung<br />
streben.«<br />
Nils Kaae<br />
den Mietwagenmarkt überlistet hatte. Zunächst hatte Uber angeboten,<br />
seinen üblichen 20prozentigen Anteil zu gleichen Teilen<br />
mit den Mietwagen zu teilen (um an die Fahrer zu kommen), und<br />
dieses Angebot dann später wieder zurückgezogen.<br />
So arbeitet Uber zwar unter Einhaltung der in New York City<br />
geltenden Regelungen, hat aber ein großes Stück vom Kuchen der<br />
schwarzen <strong>Taxi</strong>s und Limousinen übernommen. Diese Informationen<br />
waren so explosiv, dass die geplante Diskussionszeit keinesfalls<br />
zu reichlich bemessen war. Die Gespräche wurden<br />
während des Netzwerkens auf einem Boot auf Amsterdams Grachten<br />
und bei einer großartigen Bierverkostung fortgeführt.<br />
TECHNOLOGIE, ZUGÄNGLICHKEIT<br />
Die Themen des zweiten Tages waren etwas weniger explosiv und<br />
futuristisch, boten aber immer noch genug Stoff für Gespräche.<br />
Mikael Hedlöf (CEO Samport) wurde im Vorfeld<br />
von den Organisatoren um eine Voraussage<br />
zur künftigen Bezahlung im <strong>Taxi</strong><br />
gebeten. Er beschrieb einige Möglichkeiten<br />
für die künftige Entwicklung von Zahlungssystemen<br />
und unterstrich, wie wichtig es<br />
sein wird, dass im <strong>Taxi</strong> verschiedene Zahlungsformen<br />
angeboten werden.<br />
Leon van Lier (CEO Euphoria) lieferte<br />
Argumente sowohl für den Taxameter als<br />
auch für die App (zuzüglich weiterer Geräte)<br />
als Mess und Abrechnungsgerät. Wie<br />
wird das ausgehen? Das Publikum war hinsichtlich der Frage, wie<br />
die Qualität der Mess und Fahrpreisverarbeitungsgeräte geschützt<br />
und gesichert werden sollte, geteilter Meinung.<br />
In einem Sondervortrag stellte George Laszlo (TLRC) die Verbindung<br />
zwischen Musik und 20 Jahren <strong>Taxi</strong>geschichte her. Im<br />
nächsten Jahr bei der TAXIintell Update wird er dies vielleicht für<br />
<strong>Taxi</strong>s und Filme wiederholen. Diese findet im März 2016 statt.<br />
Wo? Dieser Punkt ist noch offen. Aber Sie sind alle herzlich zur<br />
Teilnahme an diesem offenen Informationsaustausch aller Interessengruppen<br />
der Mobilitätsbranche eingeladen. jh /wf<br />
Die Konferenzpräsentationen sind unter<br />
www.taxiintelligence.com abrufbar.<br />
28 TAXI JUNI / <strong>2015</strong><br />
29
TAXI DER ZUKUNFT<br />
TAXI DER ZUKUNFT<br />
NIEDERLÄNDER TESTET DAS<br />
ERSTE WASSERSTOFF-TAXI<br />
Mit Kris Mohan hat Rotterdams <strong>Taxi</strong>zentrale RTC einen besonderen<br />
Testfahrer für umweltfreundliche <strong>Taxi</strong>s. Im Moment ist er der erste<br />
kommerzielle Nutzer eines Wasserstoff-<strong>Taxi</strong>s.<br />
Kris Mohan hat nichts mit dem Stig<br />
von „Top Gear“ zu tun. Kein strahlend<br />
weißer, feuerbeständiger Overall<br />
mit Rennsporthelm, sondern ein<br />
vornehmer schwarzer Anzug mit einem<br />
kleinen, aber sehr speziellen grünen Logo<br />
auf der Brusttasche: ein <strong>Taxi</strong> mit einem<br />
Elektrostecker. Dennoch ist Mohan ein echter<br />
Testfahrer. Als wir vor zwei Monaten<br />
miteinander sprachen, wartete sein neuestes,<br />
ganz besonderes <strong>Taxi</strong>modell bereits<br />
auf ihn: der Hyundai ix35 FCEV. Ein <strong>Taxi</strong><br />
mit Brennstoffzellenantrieb.<br />
DER GRÜNE TESTPILOT VON RTC<br />
Am 8. April hat Hyundai seine ersten sieben<br />
Wasserstoffautos in den Niederlanden<br />
auf den Markt gebracht, unmittelbar nach<br />
der Eröffnung der ersten Wasserstofftankstelle<br />
von Air Liquide in der Nähe von Rotterdam.<br />
Eines dieser sieben Modelle ging<br />
an die Rotterdamse <strong>Taxi</strong> Centrale (RTC),<br />
mit 500 <strong>Taxi</strong>s die zweitgrößte <strong>Taxi</strong>zentrale<br />
des Landes. Hyundai bietet in den Niederlanden<br />
seinen ersten kommerziellen<br />
FCEV für 55 000 Euro (ohne MwSt.) zum<br />
Verkauf an und ist auf der Suche nach lokalen<br />
Regierungen in ganz Europa, die daran<br />
interessiert sind, die Einführung dieser<br />
Autos aktiv zu unterstützen.<br />
„Wir sind das erste Unternehmen in Europa,<br />
das dieses Auto nutzt. Ich habe es<br />
bereits gefahren und es ist wirklich etwas<br />
Besonderes, sehr grün“, sagt Mohan und<br />
lächelt. Dieser grüne Aspekt ist nichts<br />
Neues für RTC, bei denen der Geschäftsführer<br />
einen Tesla S fährt und Auftragsarbeiten<br />
mit 100 erdgasangetriebenen<br />
»Es fährt sich<br />
wirklich gut,<br />
beschleunigt richtig<br />
und zeigt ein gutes<br />
Verhalten auf der<br />
Straße.«<br />
In weniger als<br />
zwei Minuten<br />
ist das mit<br />
Brennstoffzellen<br />
angetriebene<br />
<strong>Taxi</strong> vollständig<br />
aufgetankt.<br />
Minibussen durchgeführt werden. Als wir<br />
gesprochen haben, fuhr Mohan noch das<br />
Elektroauto BYD E6, welches er während<br />
seiner Pause – und unseres Interviews – vor<br />
dem Hauptsitz des Unternehmens auflud.<br />
Doch jetzt, sechs Wochen nachdem er<br />
das <strong>Taxi</strong> mit Brennstoffzellenantrieb erhalten<br />
hat, ist Mohan begeistert: „Es fährt sich<br />
wirklich gut, beschleunigt richtig und zeigt<br />
ein gutes Verhalten auf der Straße. Im<br />
Kris Mohan („Stig“) von<br />
RTC freut sich, ein<br />
grüner Pionier zu sein.<br />
Innenraum ist es besonders ruhig und die<br />
Verarbeitung und die Qualität sind etwas<br />
besser als die des BYD. Es bietet eine luxuriösere<br />
Atmosphäre – das ist gut für unsere<br />
Business-Class-Kunden. Aus diesem<br />
Grund kennzeichnen wir das <strong>Taxi</strong> mit Magnetaufklebern<br />
an der Seite, auf denen ,Ich<br />
verwende Wasserstoff‘ steht, da diese Kunden<br />
ein neutraleres Fahrzeug bevorzugen.“<br />
E-TAXIS<br />
Mohan begann vor drei Jahren als „Stig“<br />
von RTC. Sowohl RTC als auch Mohan hatten<br />
die gleiche Idee: Sie wollten das grüne<br />
<strong>Taxi</strong> populär machen. Und Mohan hat eine<br />
echte Leidenschaft dafür. Er begann seine<br />
Testfahrer-Karriere in dem einzigen Elektromodell,<br />
das zu der Zeit verfügbar war:<br />
dem Nissan Leaf. „Dieses war jedoch nicht<br />
wirklich als <strong>Taxi</strong> geeignet“, sagt er. „Man<br />
musste es mindestens eine Stunde aufladen<br />
und die Reichweite war sehr gering.“<br />
Was haben Sie aus dieser Erfahrung<br />
gelernt? „Planung, sehr effiziente Planung.<br />
Von Zeit zu Zeit musste man eine Fahrt<br />
auslassen, da das <strong>Taxi</strong> nicht ausreichend<br />
aufgeladen war.“<br />
Mit seinem nächsten Modell, dem E6<br />
von BYD, hatte er damit weniger Probleme.<br />
„Ich habe meine regulären, vertraglich<br />
FOTO: RTC<br />
FOTO: Hyundai<br />
festgelegten Strecken, Schülerfahrten<br />
sowie Beförderungen sozial Schwächerer.<br />
Zur Mittagszeit hatte ich meine Pause und<br />
habe das <strong>Taxi</strong> im Unternehmen aufgeladen.<br />
Dies brachte mir eine Reichweite von<br />
weiteren 200 Kilometern ein. Viele Kollegen<br />
bevorzugen einen Mercedes. Sie tanken<br />
auf und können 600 Kilometer fahren.<br />
Ihre Reaktionen auf die E-<strong>Taxi</strong>s (bei RTC<br />
gibt es 3 BYDs E6) fallen unterschiedlich<br />
aus. Sie glauben nicht, dass die Arbeit auf<br />
diese Weise praktisch ist. Es sollte mehr<br />
Ladestationen in der Stadt für E-<strong>Taxi</strong>s geben.<br />
„Mit diesen <strong>Taxi</strong>s können sie keine langen<br />
Krankenfahrten machen. Sie sind für<br />
die Stadt konzipiert. Wenn ich mir<br />
anschaue, wie verschmutzt die Innenstadt<br />
in Rotterdam sein kann, bin ich wirklich<br />
froh, dass ich etwas zur Verbesserung der<br />
Situation beitragen kann. Gegenwärtig<br />
erhalten Sie zwei Daimler für den gleichen<br />
Preis wie ein Elektrotaxi. Das ist nicht richtig.<br />
Wir könnten auch mit einer größeren<br />
Anzahl an Hybridautos als <strong>Taxi</strong>s arbeiten.“<br />
AUFTANKEN<br />
Einige der Minuspunkte des Leaf und des<br />
BYD wurden durch den Hyundai mit<br />
Brennstoffzellenantrieb beseitigt: „Das<br />
Auftanken dauert nur zwei Minuten, wenn<br />
der Tank fast leer ist – anderenfalls dauert<br />
es eineinhalb Minuten. Ich tanke auf, wenn<br />
es in meine Planung passt. Der Anzeiger<br />
gibt mir genau an, wie viel noch verblieben<br />
ist. Und nach dem Auftanken kann ich weitere<br />
400 Kilometer fahren; dies ist deutlich<br />
mehr als mit den E-<strong>Taxi</strong>s. Ich muss nicht<br />
mehr so genau planen“, freut sich Mohan.<br />
Als wir über den BYD gesprochen<br />
haben, sagte Mohan: „Die Menschen freuen<br />
sich immer, wenn sie ein Elektrotaxi<br />
sehen. Und sie machen Fotos.“ Hat sich<br />
dies geändert? „Nein, überhaupt nicht. Die<br />
Menschen staunen immer noch. ,Wird dieses<br />
Auto wirklich mit Wasserstoff angetrieben?‘,<br />
fragen sie mich immer. Und sie<br />
machen Fotos.“<br />
Kris Mohan hat einen großen Wunsch<br />
(neben dem Wunsch, den ix35 weitere fünf<br />
Jahre zu fahren): „Der Verbrauchspreis,<br />
den wir für den Wasserstoff bezahlen. Er<br />
beläuft sich auf 10 Euro pro Kilo und das<br />
Fahrzeug wird mit etwa 4 Kilo beladen.<br />
Dadurch wird der Wasserstoff fast so teuer,<br />
als würde man Diesel verwenden. Auf<br />
diese Weise wird man bestraft, wenn man<br />
an die Umwelt denkt. Daher ist es wirklich<br />
notwendig, dass die Regierung sich damit<br />
befasst, wann sie die Nutzung dieser Fahrzeuge<br />
als <strong>Taxi</strong>s fördern möchte.“ wf<br />
WASSERSTOFF-NEWS<br />
Toyota Mirai:<br />
ab Herbst<br />
auch in Europa<br />
erhältlich.<br />
TOYOTA MIRAI IN GROSSSERIE<br />
Bei der Entwicklung alltagstauglicher Wasserstoff-Fahrzeuge<br />
haben derzeit die Asiaten die Nase vorn. Neben Hyundai mit seinem<br />
ix35 FCEV hat auch Toyota mit dem Mirai ein Wasserstoff-<br />
Brennstoffzellenfahrzeug der oberen Mittelklasse für den Verkauf<br />
freigegeben. Der Mirai ist sogar das erste Modell, das in Großserie<br />
produziert wird. Der Toyota Mirai erzielt eine Reichweite von<br />
500 km. Der Wagen wird mit einer System-Leistung von 154 PS<br />
angetrieben. Das Drehmoment liegt bei 335 Nm. Damit hat das<br />
Modell eine in etwa identische Reichweite und Leistung wie konventionell<br />
angetriebene Fahrzeuge. Der Wasserstoff wird in zwei<br />
getrennten Wasserstofftanks gespeichert.<br />
Der Verkaufsstart des Fahrzeugs war Mitte Dezember in Japan.<br />
Bereits im ersten Monat gingen 1 500 Bestellungen ein. Gerechnet<br />
hatte man mit 400 Einheiten. 60 Prozent der Nutzer kommen aus<br />
dem gewerblichen bzw. behördlichen Bereich. In Europa soll der<br />
Mirai ab Herbst erhältlich sein. Dann will Toyota den Kauf mit<br />
einem attraktiven Leasingmodell schmackhaft machen. In<br />
<strong>Deutsch</strong>land beispielsweise wird der Mirai für eine monatliche<br />
Netto-Leasingrate von 1 219 Euro erhältlich sein, in der die Kosten<br />
für Versicherung, Service, Hauptuntersuchung sowie Sommerund<br />
Winterreifen bereits enthalten sind. <br />
AUFBAU DER INFRASTRUKTUR<br />
Mercedes-B-<br />
Klasse: Erste<br />
Prototypen<br />
fahren mit<br />
Wasserstoff.<br />
Mit der Marktreife der ersten Wasserstoff-Brennstoffzellen-Fahrzeuge<br />
wächst allmählich auch die Infrastruktur. In <strong>Deutsch</strong>land<br />
wurde beispielsweise die erste Wasserstoff Tankstelle an einer<br />
Autobahn eröffnet. Bis Jahresende sollen 50 Stationen in den Metropoloregionen<br />
und entlang der Hauptverkehrsachsen entstehen.<br />
Derzeit sind 18 H2-Tankstellen öffentlich zugänglich, von denen<br />
TOTAL alleine sieben betreibt. Die Baukosten betragen etwa eine<br />
Viertel Million Euro.<br />
Zu den führenden Herstellern im Bereich der Wasserstoff-Technologie<br />
zählt das Unternehmen „Linde AG“. Man habe bereits 90<br />
Tankstellen in 15 Ländern errichtet, betonte ein Pressesprecher<br />
des Unternehmens. In Wien betreibe man die weltweit erste Serienfertigung<br />
für H2-Tankstellen. <br />
jh<br />
30 TAXI JUNI / <strong>2015</strong>
Die Charme-Offensive in über 70 Sprachen:<br />
GASTKOMMENTAR<br />
Der <strong>Taxi</strong>-Sprachführer<br />
Einfach zeigen und verstehen!<br />
● 21 Sätze die der <strong>Taxi</strong>fahrer<br />
braucht!<br />
● Verständigung in 74 Sprachen,<br />
ohne die Sprachen zu<br />
beherrschen.<br />
● Einfach drauftippen, und<br />
den Fahrgast lesen lassen.<br />
Nicken oder Kopfschütteln<br />
reicht aus.<br />
Mit diesem Sprachführer kann sich ein <strong>Taxi</strong>fahrer mit ausländischen Fahrgästen leichter<br />
oder überhaupt verständigen. Die Broschüre enthält alle Sätze, die man im <strong>Taxi</strong> so<br />
braucht von „Bitte schnallen Sie sich an“ bis „Möchten Sie mit Kreditkarte bezahlen?“<br />
Von Japanisch bis Spanisch, von Finnisch bis Russisch, von Farsi bis Urdu sind alle<br />
wichtigen Redewendungen enthalten.<br />
Einfach darauf tippen (deuten) und den Fahrgast lesen lassen. Er braucht dann nur mit<br />
Nicken oder Kopfschütteln zu antworten.<br />
So wird Gastfreundschaft<br />
ganz schnell ganz einfach!<br />
Als kleine lustige Zugabe, kann man den Sprachführer auch mit einer zusätzlichen 75. Sprache erhalten – dem Dialekt der jeweiligen<br />
Region und dem entsprechenden Cover der Stadt dazu. Bereits erhältlich sind Berlin, Frankfurt, München, Köln, Leipzig und Dresden.<br />
WILLKOMMEN,<br />
WELCOME,<br />
BIENVENUE!<br />
Wenn die Welt zu Gast in Köln ist –<br />
der <strong>Taxi</strong>-Sprachführer.<br />
Gabriele Kröber (Hrsg.)<br />
Autorin Gabi Kröber, Der <strong>Taxi</strong>-Sprachführer, 179 Seiten, Ringbuchbindung, ISBN 978-3-955008-02-7<br />
Bestellung unter: taxi-<strong>Times</strong>-Verlag Verlag München<br />
Telefon: 089/215 48 30 75; Mail: info@taxi-times.com; www.taxi-times-shop.com<br />
19.80 €<br />
(inkl. MwSt<br />
+ Versand)<br />
FOTO: Share NL<br />
ÜBER DEN<br />
ELEFANTEN IM RAUM<br />
HINAUSGEHEN<br />
„Ich mag Airbnb, es ist fantastisch! Was für eine<br />
großartige Möglichkeit.“ Dies sagte einer der<br />
Redner auf der TAXIintell-Konferenz mit großem<br />
Enthusiasmus. Ich war schockiert, als ich die<br />
gleiche Person sagen hörte: „Komm schon, Uber<br />
ist etwas völlig anderes.“.<br />
TAXI JUNI / <strong>2015</strong><br />
Ein Elefant ist in den Bereich der<br />
Personenbeförderung einmarschiert<br />
und hat die Erde, den<br />
Ertrag und die Art und Weise, wie die Menschen<br />
das Feld lange Zeit gepflügt und<br />
abgeerntet haben, durchgeschüttelt. Unternehmen<br />
wie Uber haben Callcenter durch<br />
Algorithmen ersetzt, Vertrauen durch<br />
Reputationssysteme und Online-Bezahlung<br />
geweckt und verschiedene öffentliche<br />
Anstrengungen zur Verbesserung der Qualität<br />
der Personenbeförderung tatsächlich<br />
irrelevant werden lassen, auch wenn dies<br />
noch nicht überall realisiert wurde.<br />
So weit erzähle ich Ihnen nichts Neues.<br />
Es ist klar, dass viele der vorhandenen<br />
Akteure den herannahenden Elefanten<br />
nicht erkannt haben, die App-Technologie<br />
wird jedoch schnell übernommen. Ich<br />
mache mir Sorgen darüber, dass sich die<br />
vorhandenen Akteure zu stark auf „den<br />
Elefanten im Raum“ konzentrieren, wobei<br />
sie alle illegalen Tätigkeiten des Elefanten<br />
einseitig hervorheben und nicht erkennen,<br />
dass der Elefant in der Welt der Personenbeförderung<br />
nicht einzigartig, sondern Teil<br />
einer deutlich größeren Veränderung ist.<br />
Als Mitbegründer von shareNL, der niederländischen<br />
Netzwerk- und Wissensorganisation<br />
für die kollaborative Wirtschaft<br />
und die Sharing Economy, habe ich das<br />
Privileg, mit Unternehmen aus vielen verschiedenen<br />
Branchen zusammenzuarbeiten.<br />
Ich wundere mich immer wieder, dass<br />
die Menschen den Elefanten in einem<br />
anderen Konferenzraum lieben und ihn auf<br />
ihrem eigenen Markt ganz anders sehen.<br />
Ich kann Ihnen versichern, dass ähnliche<br />
Elefanten in Banken, Krankenhäuser, Universitäten,<br />
Versorgungsunternehmen,<br />
Hotels und viele andere Bereiche einmarschieren.<br />
In allen Branchen erhalten die Menschen<br />
„die Extra-Option“: Statt einen Bohrer<br />
im Laden zu kaufen, können sie einen<br />
vom Nachbarn leihen, statt in einem Hotel<br />
»Haben Sie den Mut,<br />
über den Tellerrand<br />
hinauszuschauen!«<br />
können sie im Haus einer anderen Person<br />
übernachten, statt Strom von einem Versorgungsunternehmen<br />
zu kaufen, haben<br />
wir nun die Wahl, direkt von einem Erzeuger<br />
zu kaufen. Ich könnte noch sehr lange<br />
so fortfahren, aber Sie verstehen, was ich<br />
sagen will. Die Verbraucher werden schnell<br />
unabhängiger von herkömmlichen Einrichtungen<br />
und stärker voneinander abhängig.<br />
Dies wird durch Technologie und zweiseitige<br />
Marktplätze ermöglicht, die durch Vertrauensmechanismen<br />
gesichert und durch<br />
Algorithmen effizient gemacht werden.<br />
33<br />
PIETER VAN DE GLIND<br />
Pieter van de Glind ist<br />
Mitbegründer von shareNL,<br />
Urheber von SHARE, Forscher,<br />
Berater von Regierung<br />
und Industrie in Bezug auf<br />
Angelegenheiten hinsichtlich<br />
kollaborativer Wirtschaft<br />
(Sharing Economy).<br />
Folglich kann jeder unverzüglich Hotelier,<br />
Bankier, Hausverwalter, Lehrer etc. und,<br />
ja, auch persönlicher Fahrer werden.<br />
Ich empfehle Ihnen dringend, Ihre<br />
rechtmäßige/rechtswidrige Brille abzulegen,<br />
da sich Berufe, die in den vergangenen<br />
Jahrhunderten definiert und geregelt<br />
wurden, grundlegend ändern. Aus diesem<br />
Grund besteht der echte Wert darin, sich<br />
darauf zu konzentrieren, wie die Personenbeförderung<br />
oder die persönliche Mobilität<br />
in fünf Jahren aussehen wird und wie sich<br />
Ihre Marke in das Bild einfügt. Haben Sie<br />
den Mut, über den Tellerrand hinauszuschauen!<br />
Was kann ein Fahrer neben dem<br />
Fahren noch anbieten? Auf der TAXIintell-<br />
Konferenz habe ich erfahren, wie Fahrer<br />
als Visitenkarte einer Stadt aber auch als<br />
Psychologen tätig sein können. Tauchen<br />
Sie tief in die Bedürfnisse der Verbraucher<br />
ein und vergessen Sie dabei ein es nicht:<br />
Sie waren für sehr lange Zeit ein zweiseitiger<br />
Marktplatz und während Sie möglicherweise<br />
auf der Rückseite, auf der Seite<br />
der Verbraucher, stehen, stehen Sie wahrscheinlich<br />
auf der Vorderseite, der Seite<br />
der Anbieter (Fahrer), des Marktplatzes.<br />
Dies ist von wesentlicher Bedeutung, da<br />
nur diejenigen, die beide Seiten des Marktes<br />
gut versorgen, bestimmen werden, wie<br />
das Feld der Personenbeförderung in den<br />
nächsten Jahrzehnten gepflügt wird. <br />
<br />
Pieter van de Glind
DAS LETZTE<br />
TAXI-SONGS BEI EINER<br />
TAXIKONFERENZ<br />
Der letzte Punkt der Tagesordnung der<br />
Konferenz TAXIintell Update in Amsterdam<br />
war zwar ungewöhnlich, aber passend.<br />
Natürlich gibt es viele Verbindungen zwischen<br />
Kultur und <strong>Taxi</strong>s in Filmen (nein,<br />
nicht nur „<strong>Taxi</strong> Driver“, sondern auch<br />
andere wie z. B. „Night on Earth“ von Jim<br />
Jarmusch) und in der Kunst, aber George<br />
Laszlo wollte die Geschichte des <strong>Taxi</strong>s mit<br />
der Musik der jeweiligen Zeit verbinden<br />
– eine eher ungewöhnliche Idee.<br />
Noch vor ein paar Jahren beschränkten<br />
sich die Kontakte des in New York geborenen<br />
George mit der <strong>Taxi</strong>branche darauf,<br />
dass er gelegentlich ihre Dienste in<br />
Anspruch nahm. Aber nachdem er sich aus<br />
der pharmazeutischen/biotechnischen<br />
Branche zurückgezogen hatte, fing er sich<br />
den stärksten der Menschheit bekannten<br />
Virus ein: den <strong>Taxi</strong>virus. Die Ansteckung<br />
begann, als er einen 1973er Checker Aerobus<br />
erwarb, ein Fahrzeug, das für Flughafendienste<br />
entworfen wurde. Dieses<br />
7,5 Meter lange <strong>Taxi</strong> hat acht Türen und<br />
Sitze für zwölf Fahrgäste.<br />
George und sein Neffe Patrick fuhren<br />
den Checker von Kalifornien nach New<br />
York. Es war die Überlandfahrt ihres<br />
Lebens, überall drehten sich alle Köpfe<br />
nach ihnen um. „Ich war dankbar, dass<br />
Patrick mich wenigstens ab und zu mal ans<br />
Steuer ließ“, kommentierte Laszlo die<br />
Reise. „Ich glaube nicht, dass ich in den<br />
Seine Präsentation finden Sie<br />
bei der TLRC-Schwesterpublikation:<br />
ganzen sechs Wochen mehr als zwei Stunden<br />
gefahren bin.“<br />
KÜNSTLERISCHES THEMA<br />
Wieder zurück in New York begannen<br />
Laszlo und die anderen Checker-Fans mit<br />
der Planung des Checker-Treffens in<br />
Brooklyn 2014 (wir berichteten bereits in<br />
einer früheren Ausgabe), bei dem 51 der<br />
schönsten Checker-<strong>Taxi</strong>s und -Fahrzeuge<br />
aus den gesamten USA zusammenkamen.<br />
Kurz darauf startete Laszlo seinen Blog<br />
„<strong>Taxi</strong> & Limousine Research Center“ (www.<br />
TLCentury.org), um sowohl die Geschichte<br />
als auch die Veränderungen in der <strong>Taxi</strong>und<br />
Mietwagenbranche zu dokumentieren.<br />
Die Zeitbeschränkung von 30 Minuten<br />
für seine Präsentation war eine große<br />
He rausforderung für George, normalerweise<br />
dauert sie nämlich 90 Minuten. Aber<br />
dies war das erste Mal, dass ein künstlerisches<br />
Thema wie dieses Eingang in eine<br />
Geschäftskonferenz wie die TAXIintell<br />
Update fand. Auch bei der nächsten <strong>Taxi</strong>konferenz<br />
wird er wieder dabei sein.<br />
„Obwohl ich mich eigentlich mit der Verbindung<br />
von Musik mit der Geschichte der<br />
Checker-Fahrzeuge beschäftige, könnte es<br />
interessant sein, etwas Ähnliches mit<br />
<strong>Taxi</strong>themen in Filmen zu machen.“ wf<br />
34<br />
IMPRESSUM<br />
George Laszlo<br />
führte das Publikum<br />
der TAXIintell<br />
auf die Spuren der<br />
Vergangenheit.<br />
Verlag<br />
taxi-times Verlags GmbH,<br />
Frankfurter Ring 193a<br />
80807 München, <strong>Deutsch</strong>land<br />
Telefon: +49 (0) 89 / 14 83 87 91<br />
Fax: + 49 (0) 89 / 14 83 87 89<br />
E-Mail: info@taxi-times.com<br />
Internet: www.taxi-times.com<br />
Geschäftsführung: Jürgen Hartmann<br />
Bankverbindung<br />
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BLZ 70150000, Kontonummer 1003173828<br />
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BIC: SSKMDEMM<br />
UST-ID: DE293535109<br />
Handelsregister: Amtsgericht München<br />
HRB 209524<br />
Redaktion<br />
Chefredakteur: Jürgen Hartmann<br />
j.hartmann@taxi-times.com<br />
Managing Editor (<strong>International</strong>)<br />
Wim Faber, w.faber@taxi-times.com<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />
Thomas Brinch (thb), Pieter Van de Gliend<br />
Übersetzung<br />
Probicon<br />
Grafik & Produktion<br />
Lotte Rosa Buchholz (verantwortlich),<br />
Jasper Ehl, Daniella Heil, Liane Heinze,<br />
Henrike Uthe<br />
Raufeld Medien GmbH,<br />
Paul-Lincke-Ufer 42/43, 10999 Berlin<br />
Telefon: +49 (0) 30 / 69 56 65 89<br />
Anzeigenleitung, Online-Verkauf<br />
und Vertrieb<br />
Elke Gersdorf, e.gersdorf@taxi-times.com<br />
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Druck<br />
Chroma Druckerei, Przemyslowa 5,<br />
68-200 Zary, Polen<br />
Erscheinungsweise 6 x pro Jahr<br />
Heftpreis 4,80 €<br />
ISSN-Nr.: 2199-4048<br />
Veröffentlichung gemäß § 8 Abs. 3 des<br />
Gesetzes über die Presse vom 1.4.2000:<br />
Gesellschafter der taxi-times Verlags GmbH,<br />
München ist Jürgen Hartmann 100 %<br />
FOTO: Martin Waalboer<br />
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