Taxi Times Berlin - März 2015
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MESSE<br />
MESSE<br />
Ralf Leickner nennt beeindruckende<br />
Zahlen zur Wirtschaftskraft der<br />
Messe <strong>Berlin</strong>. Die Grüne Woche<br />
beispielsweise lockt innerhalb<br />
von zehn Tagen 10 000<br />
Aussteller und 400 000<br />
Besucher an. „Damit<br />
bewegen wir innerhalb<br />
von zehn Tagen<br />
Besucherströme<br />
in der Dimension<br />
einer mittleren<br />
Kleinstadt.“<br />
RALF LEICKNER:<br />
„DIE ZENTRALE LAGE DER<br />
MESSE IST EIN VORTEIL –<br />
AUSSER BEIM VERKEHR.“<br />
Seit diesem Jahr hat die Messe <strong>Berlin</strong> einen<br />
neuen Partner aus dem <strong>Taxi</strong>gewerbe.<br />
Über die Veränderungen, Ziele und Hindernisse<br />
bei der Organisa tion des <strong>Taxi</strong>verkehrs<br />
haben wir uns mit Ralf Leickner,<br />
dem Logistik-Verantwortlichen der Messe<br />
<strong>Berlin</strong> GmbH, unterhalten.<br />
TAXI TIMES BERLIN: Herr Leickner,<br />
welchen Stellenwert hat das <strong>Taxi</strong> für<br />
die Messe?<br />
RALF LEICKNER: „Die Rolle des <strong>Taxi</strong>s<br />
ist in den letzten Jahren enorm gewachsen<br />
und hat sich dabei auch gewandelt.<br />
<strong>Taxi</strong>haltestellen am Messegelände sind<br />
zum Teil verschwunden, neu entstanden,<br />
angepasst worden. Während der großen<br />
Fachmesse Fruit Logistica haben wir einmal<br />
zählen lassen: Alleine am Eingang<br />
Süd hatten wir an einem Tag 2 600 <strong>Taxi</strong>anfahrten.<br />
Das sind Größenordnungen,<br />
die gut organisiert werden müssen. Wir<br />
haben uns daher vor Kurzem entschlossen,<br />
auf das Thema <strong>Taxi</strong> noch einmal einzugehen.“<br />
Der neue Partner ist die Funk zentrale<br />
<strong>Taxi</strong> <strong>Berlin</strong>. Welche Ziele und<br />
Hoffnungen sind damit verbunden?<br />
„Zunächst einmal war unsere Bedingung,<br />
dass niemand aus dem <strong>Berlin</strong>er <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
ausgeschlossen wird. Gleichzeitig<br />
wollen wir einiges, was sich in den letzten<br />
Jahren zu sehr eingefahren hatte, zum<br />
Wohle beider Seiten ändern und neu anstoßen,<br />
beispielsweise die Wirtschaftsspur<br />
oder die Aufstellung der <strong>Taxi</strong>s, und dabei<br />
auch die neuen Medien nutzen.“<br />
Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf?<br />
„Unser Problem ist vor allem die Abfahrt.<br />
Um 18 Uhr, wenn eine Messe zu Ende ist,<br />
stehen plötzlich 300 Fahrgäste am Messeausgang<br />
und möchten alle gleichzeitig<br />
zum Hotel, Bahnhof oder Flughafen.“<br />
Am liebsten sofort und ganz ohne<br />
Wartezeit …<br />
„Ja. Wenn wir dann aber merken, dass zu<br />
viele Besucher warten, sind wir gezwungen,<br />
Shuttlebusse nach City West oder City<br />
Ost einzusetzen.“<br />
Eine schnelle Abfahrt der <strong>Taxi</strong>s war zu<br />
solchen Stoßzeiten bisher auch nicht<br />
einfach. Am Eingang Hammarskjöldplatz<br />
wird die <strong>Taxi</strong> spur regelmäßig<br />
durch Privatfahrzeuge<br />
zugeparkt.<br />
„Als Messegesellschaft<br />
können wir das nicht<br />
verhindern, da dieser Platz<br />
nicht mehr zu unserem Privatgelände<br />
zählt. Hier greift bereits<br />
die Initiative des neuen Partners, den<br />
<strong>Taxi</strong>platz durch Absperrbänder und entsprechendes<br />
Personal – <strong>Taxi</strong>-Dispatcher<br />
vor Ort – freizuhalten.“<br />
Trotzdem wird man nie verhindern<br />
können, dass sich zum Ende einer<br />
Messe Besucherschlangen an der<br />
<strong>Taxi</strong> halte bilden.<br />
„Dann brauchen wir gute <strong>Taxi</strong> Dispatcher,<br />
die den Gästen das Gefühl geben, dass<br />
man sich um sie kümmert. Die auch mal<br />
abfragen, in welche Richtung die Gäste<br />
wollen, und spontan Sammelfahrten bilden.<br />
Wenn es uns gelingt, bei den wirklich<br />
großen Messen die Schlange von<br />
300 auf 200 Gäste zu verringern, ist<br />
schon viel gewonnen. Mein großes Ziel<br />
wäre, künftig die Abfahrt so zu optimieren,<br />
dass wir keine Shuttlebusse mehr<br />
benötigen.“<br />
FOTO: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
Das <strong>Taxi</strong>gewerbe arbeitet nun sehr eng<br />
zusammen. Mindestens zwei Vertreter<br />
jedes Verbands sind während der Messen<br />
vor Ort und regeln die <strong>Taxi</strong>-An- und<br />
-Abfahrten.<br />
„Ja, die Betreuung am Messe eingang Süd<br />
hat beispielsweise während der Fachmesse<br />
Panorama schon sehr gut geklappt.<br />
Vielen Dank dafür.“<br />
Die Abfahrt vom Halteplatz Eingang<br />
Süd erfolgt durch das Messegelände<br />
…<br />
„… und dabei<br />
gilt laut unserer Hausordnung<br />
ein Tempolimit von<br />
20 km/h. Das ist notwendig, weil auf<br />
unserem Gelände damit zu rechnen ist,<br />
dass irgendwo Fußgänger queren. Wir<br />
müssen leider immer wieder feststellen,<br />
dass <strong>Taxi</strong>s hier mit 40 bis 50 Stundenkilometern<br />
durchrauschen. Das ist ein klarer<br />
Regelverstoß, der Konsequenzen bis<br />
hin zum Hausverbot haben kann.“<br />
Ein Hausverbot für einzelne <strong>Taxi</strong>fahrer<br />
ließe sich aber organisatorisch nur<br />
schwer durchsetzen. Heißt das nun,<br />
dass irgendwann gar kein <strong>Taxi</strong> mehr<br />
durchfahren darf, wenn die Geschwindigkeit<br />
nicht eingehalten wird?<br />
„Das wäre gleichbedeutend<br />
mit einer Auflösung<br />
des Halte platzes Süd, der<br />
sich ja auch auf unserem Gelände<br />
befindet. Damit würde ich alle <strong>Taxi</strong>fahrer<br />
schädigen, nur weil sich etwa<br />
fünf Prozent nicht an die Regeln halten. Das<br />
möchte ich nicht. Ich hoffe hier stattdessen<br />
auf eine gute Aufklärungsarbeit und<br />
auf ein gut funktionierendes Beschwerdemanagement<br />
des neuen Partners.“<br />
Betrachten wir diese Abfahrt einmal<br />
aus Sicht des Fahrgastes: Er verlässt<br />
die Messe, um in ein <strong>Taxi</strong> zu<br />
steigen, das ihn dann wieder in das<br />
Messegelände „zurückfährt“. Das ist<br />
nahezu einzigartig auf der Welt und<br />
klingt weder logisch noch kundenfreundlich.<br />
„Die Alternative ist ein Wenden am<br />
Eingang Süd, doch dafür ist zu wenig<br />
Platz. Deshalb fahren die <strong>Taxi</strong>s die<br />
kurze Strecke durch das Gelände. Das<br />
hat den großen Vorteil aus Sicht des<br />
<strong>Taxi</strong>fahrers und auch des Kunden, dass<br />
beide anschließend an einer Stelle das<br />
Gelände verlassen, von der aus man in<br />
6 TAXI MÄRZ / <strong>2015</strong><br />
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