MEDIEN DIENST
10rbs8ajx
10rbs8ajx
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
3. MUSLIME IN DEUTSCHLAND<br />
Eine weitere Kernannahme in der Forschung über Religion und Migration ist, dass<br />
Religion für die eigene Identität in der Fremde wichtig sein kann, dies aber nicht<br />
zwangsläufig zur Übernahme von Glaubensregeln und religiöser Praxis führen<br />
muss. Es sind zwei gegenläufige Reaktionen möglich: Flüchtlinge können sich<br />
einerseits an die religiösen und kulturellen Bedingungen der neuen Gesellschaft<br />
– zum Beispiel Deutschland – anpassen, was eine Verminderung der eigenen<br />
Religiosität mit sich bringen kann. 38 Andererseits kann die Migrationserfahrung<br />
bewirken, dass Flüchtlinge sich mehr für ihre eigenen religiösen Wurzeln interessieren.<br />
Dieses Szenario muss jedoch nicht, wie häufig angenommen, zur<br />
Entstehung sogenannter Parallelgesellschaften führen: Selbst der Zusammenschluss<br />
von Migranten in ethnisch oder religiös homogenen Moscheevereinen<br />
kann durchaus integrativ wirken. Eine Studie zum „zivilgesellschaftlichen Kapital“<br />
von Moscheevereinen legt zum Beispiel nahe, dass diese auch Orte der interreligiösen<br />
Begegnung sind. 39 Zudem agieren die Vereine als Kooperationspartner<br />
für außerreligiöse Institutionen und Anbieter sozialer Dienstleistungen wie zum<br />
Beispiel Einrichtungen der Alten-, Kinder- und Jugendhilfe. 40<br />
Autorin: Dr. Sarah J. Jahn<br />
38 Baumann, M. (2004). Religion und ihre Bedeutung für Migranten. In Religion – Migration – Integration in Wissenschaft,<br />
Politik und Gesellschaft. Hrsg. von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und<br />
Integration, S. 20.<br />
39 Pickel, G. (2014). Religiöses Sozialkapital: Integrationsressource für die Gesellschaft und die Kirche? In Arens,<br />
E., Baumann, M., Liedhegener, A. (Hrsg.), Integration durch Religion? Zürich: Nomos, S. 41–61.<br />
40 Suder, P. (2015). Die zivilgesellschaftlichen Potentiale von Moscheevereinen, In Nagel, A.-K. (Hrsg.): Religiöse<br />
Netzwerke: Zivilgesellschaftliche Potentiale religiöser Migrantengemeinden. Bielefeld: transcript, S. 165–190.<br />
86 87