(SGSP) 2006 – 2009 Zusatzausbildung in Sozialpsychiatrie ... - Insos

5.3. Beispiel
Bei Frau Ka löste meine persönliche Geschichte eine Neugier für eine komplett andere
Tätigkeit aus. Frau Ka absolvierte die Ausbildung als Primarlehrerin und sagt von sich „ ich
will nie mehr eine Klasse unterrichten“. Frau Ka konnte sich innerhalb unseres Projektes in
der Rehabilitationsklinik des Kinderspitals vorstellen. Der zuständige Personalleiter hatte
bereits einige Ideen, wie Frau Ka in der Klinik sinnvoll und ihren Fähigkeiten entsprechend,
eingesetzt werden könnte. In einem persönlichen Gespräch hat er ihr angeboten, mit stark
körperlich und teilweise geistig behinderten Kindern Spielprogramme auszuarbeiten oder
die Kinder nach ihren Möglichkeiten zu betreuen. Das Angebot könnte im Team oder Einzeln
wahrgenommen werden. Frau Ka wünschte eine Bedenkzeit und hat danach das Angebot
abgelehnt. Sie begründete es mit dem Entscheid, etwas völlig Neues machen zu wollen.
Nach einem weiteren Gespräch mit mir, in dem sie ihre Vorliebe für Bücher nannte, habe ich
mich bei der Regionalbibliothek bezüglich einer entsprechenden Beschäftigung informiert.
Die Leiterin der Bibliothek war interessiert und nach Rücksprache mit dem gesamten Team
der Bibliothek, erhielten wir eine Zusage für die Kooperationsvereinbarung. Gleichzeitig
wurde ein Termin für ein Vorstellungsgespräch mit Frau Ka vereinbart.
Für Herrn Be, der gelernter Maler ist, konnte ein Beschäftigungsplatz in einer Baufirma
gefunden werden. Herr Be war bereit an einem Tag in der Woche ca. 6 Stunden zu arbeiten.
Am ersten Arbeitstag hat er sich verschlafen. Dadurch erschwerte sich der Wiedereinstieg
für ihn zusätzlich. Herr Be schämte sich dafür und schrieb das Misslingen den Medikamenten
zu, die ihn nachts nicht schlafen liessen. Erst nach einem gemeinsamen Gespräch des Job
Coach mit Herrn Be und dem Arbeitgeber, in welchem nochmals versichert wurde, dass Herr
Be starten könne, wann immer es für ihn stimmig sei, schaffte er den Einstieg. Mehrere
Wochen arbeitete Herr Be unregelmässig auf verschiedenen Baustellen. Als Schwierigkeit
gab er weiterhin an, durch die Einnahme von Medikamenten unter Schlafstörungen zu
leiden, was ihm das Aufstehen am frühen Morgen erschwere. Vor zwei Wochen lernte Herr
Be, Menschen vom Besuchsdienst im Bezirk Affoltern kennen. Die Begegnung weckte in ihm
das Interesse an der Freiwilligenarbeit. Im Bezugspersonengespräch wurde ersichtlich, dass
Herr Be mit den anstrengenden Tätigkeiten auf dem Bau körperlich überfordert ist. Auf
Grund seiner persönlichen Lebenserfahrungen wünscht er in eine soziale Tätigkeit wechseln
zu können. Wir unterstützen Herr Be darin seinen Plan so weit wie möglich selbst zu
realisieren. Selbständig hat er ein Gespräch mit der zuständigen Leiterin des Besuchsdiensts
geführt und sich dabei für den nächsten Einführungskurs eingeschrieben. Ich anerkenne und
freue mich über seine Eigeninitiative und bin gespannt auf die weiteren Schritte von Herrn
Be..
ZASP 2006 bis 2009 Ursula Iseli 24