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(SGSP) 2006 – 2009 Zusatzausbildung in Sozialpsychiatrie ... - Insos

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Abschlussarbeit<br />

Beschäftigungsprogramm<br />

für<br />

psychisch Beh<strong>in</strong>derte des sozialtherapeutischen<br />

Wohnheim Central<br />

<strong>Zusatzausbildung</strong> <strong>in</strong> <strong>Sozialpsychiatrie</strong><br />

<strong>2006</strong> - <strong>2009</strong><br />

Verfasser<strong>in</strong>: Ursula Iseli


Schweizerische Gesellschaft für <strong>Sozialpsychiatrie</strong> (<strong>SGSP</strong>)<br />

<strong>2006</strong> <strong>–</strong> <strong>2009</strong> <strong>Zusatzausbildung</strong> <strong>in</strong> <strong>Sozialpsychiatrie</strong> ZASP<br />

Begleitung der Projektarbeit durch<br />

Sozialtherapeutisches Wohnheim Central Herr Alexander Koerdt<br />

ZASP Zürich Herr Thomas Rüst<br />

Personalmanagement AG Herr André Huber<br />

Tännler Urdorf<br />

Literatur<br />

Supported Employment Thomas Rüst Annelies Debrunner<br />

Modelle unterstützter Beschäftigung<br />

Bei psychischer Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />

Verlag Rügger Zürich/Chur<br />

Danksagung<br />

E<strong>in</strong> grosses, herzliches Dankeschön geht an Alexander Koerdt für die unterstützenden<br />

Beiträge und die stets hilfreiche Begleitung <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Arbeit als Job Coach.<br />

Danken möchte ich auch allen Menschen, die <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Form zum Gel<strong>in</strong>gen der<br />

Diplomarbeit beigetragen haben: Thomas Rüst, André Huber, Peter Stalder, Andrea<br />

Schneeberger, Edy Schwe<strong>in</strong>gruber, Christ<strong>in</strong>a Erni und Rita Hurter.<br />

Formales<br />

In me<strong>in</strong>er Arbeit werde ich für alle Personenbezeichnungen die männliche Form verwenden.<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 2


Inhaltsverzeichnis<br />

Begleitung der Projektarbeit durch ............................................................................................... 2<br />

Literatur ....................................................................................................................................... 2<br />

Danksagung ................................................................................................................................. 2<br />

Formales ...................................................................................................................................... 2<br />

E<strong>in</strong>führung ................................................................................................................................... 5<br />

Motivation ........................................................................................................................................... 5<br />

Verständnis von Sozialtherapie ........................................................................................................... 5<br />

1. Projektauftrag und Kontext....................................................................................................... 7<br />

1.1. Ziele .............................................................................................................................................. 7<br />

2. Projektstruktur ......................................................................................................................... 8<br />

2.1. Angebotsbeschreibung ................................................................................................................. 8<br />

2.2.Projektaufbau .............................................................................................................................. 10<br />

2.3. Aufgabenbereiche ...................................................................................................................... 10<br />

2.4. Budget ........................................................................................................................................ 11<br />

3. Projektausführung .................................................................................................................. 12<br />

3.1. Abklärung des Ausbildungsstandes ............................................................................................ 12<br />

3.2.Fragebogen für Klienten .............................................................................................................. 12<br />

3.2.1 Bestandaufnahme von ......................................................................................................... 12<br />

3.2.2 Ausgangslage bei der Erstbefragung .................................................................................... 13<br />

3.2.3 Beispiel Fragebogen ............................................................................................................. 14<br />

3.3. Schwierigkeiten durch die Beh<strong>in</strong>derung .................................................................................... 15<br />

3.4. Wichtigkeit von Berufswahlträumen.......................................................................................... 17<br />

3.4.1. Welches ist Ihr Traumberuf? ............................................................................................... 17<br />

3.5. Beispiel Ed .................................................................................................................................. 18<br />

4. Poolbildung ............................................................................................................................ 19<br />

4.1. Vorgehen bei der Suche von Betrieben ..................................................................................... 19<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 3


4.1.1 Wahl der Firmen ................................................................................................................... 19<br />

4.1.2. Gespräche mit Personalverantwortlichen ........................................................................... 19<br />

4.1.3. Was spricht gegen e<strong>in</strong>e Anstellung, Sicht des Arbeitgebers ............................................... 20<br />

4.2. Kooperationsvere<strong>in</strong>barung ......................................................................................................... 21<br />

4.2.1. Anstellungsbed<strong>in</strong>gung, Anforderung................................................................................... 21<br />

4.3.Vere<strong>in</strong>barung über e<strong>in</strong>e Beschäftigung ....................................................................................... 21<br />

5. Jobcoach<strong>in</strong>g ............................................................................................................................ 22<br />

5.1. Verständnis, E<strong>in</strong>fühlungsvermögen und Akzeptanz ................................................................... 22<br />

5.2. Kenntnisse der Berufsfelder ....................................................................................................... 23<br />

5.3. Beispiel ....................................................................................................................................... 24<br />

5.4. Begleitung mit hoher Psychodynamik ........................................................................................ 25<br />

6. Früherfassung e<strong>in</strong> Angebot für Arbeitgeber ............................................................................. 26<br />

7. Projektergebnis ...................................................................................................................... 27<br />

7.1. Erkenntnis .................................................................................................................................. 27<br />

7.2. Beispiele ................................................................................................................................ 28<br />

8. Schlusswort ............................................................................................................................ 29<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 4


E<strong>in</strong>führung<br />

Motivation<br />

Me<strong>in</strong>e Motivation für das Beschäftigungsprogramm ist das Interesse an unseren Klienten,<br />

mit ihren Schwierigkeiten und den vorhandenen sowie noch zu entwickelnden<br />

Möglichkeiten. Viele Faktoren haben E<strong>in</strong>fluss auf das seelische Gleichgewicht bei jedem<br />

Menschen. E<strong>in</strong>er davon ist me<strong>in</strong>er Ansicht nach, dass Menschen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ihnen<br />

entsprechenden Tätigkeit und/oder e<strong>in</strong>em kollegialen Umfeld ihre Bef<strong>in</strong>dlichkeit erheblich<br />

verbessern können. Mit unserem Angebot, des Beschäftigungsprogramm für psychisch<br />

Beh<strong>in</strong>derte des Wohnheim Central, möchten wir, dem Klienten e<strong>in</strong>e selbständige<br />

Lebensführung ermöglichen.<br />

Während der <strong>Zusatzausbildung</strong> erkannte ich die Wichtigkeit des sozialen Umfeldes <strong>in</strong> dem<br />

jeder Mensch lebt. Menschen mit psychischen Erkrankungen stehen oftmals am Rande der<br />

Gesellschaft. Die Beziehung zur Familie und Freunden ist <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund getreten. Die<br />

Krankheit bekommt e<strong>in</strong>en hohen Stellenwert und nimmt viel Zeit <strong>in</strong> Anspruch. Im<br />

Tagesablauf s<strong>in</strong>d Therapiestunden und Arztbesuche auf der Prioritätenliste ganz oben. Mit<br />

dem Beschäftigungsprogramm haben wir e<strong>in</strong>e neue Möglichkeit der Gesundheitsförderung<br />

geschaffen. Heute sehe ich mich als Vermittler<strong>in</strong> und Verb<strong>in</strong>dungsglied zwischen den<br />

Klienten des Wohnheims und den „Arbeitgebern“. Ich trage die Verantwortung beide Seiten<br />

gegenseitig, ehrlich und s<strong>in</strong>nvoll vertreten zu können. Zudem versuche ich stets die<br />

Verantwortung für mich und me<strong>in</strong> Handeln selbst zu übernehmen.<br />

Verständnis von Sozialtherapie<br />

ZASP zeigte mir die Wichtigkeit jeden E<strong>in</strong>zelnen <strong>in</strong> die Verantwortung der gesamten<br />

Bevölkerung e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den. Folgendes verstehe ich heute unter dem Begriff<br />

Gesundheitsförderung:<br />

Krankheiten zu akzeptieren und den entsprechenden Umgang damit<br />

Möglichkeiten zur L<strong>in</strong>derung und Besserung zu bieten<br />

Chancengleichheit zu ermöglichen<br />

Ressourcen zu nutzen<br />

Im Verlaufe der Weiterbildung vergrößerte sich für mich der Begriff Sozialtherapie. Klienten<br />

sollen im Lebensalltag begleitet werden. Heute verstehe ich diesen Auftrag als vielfältige<br />

Aufgabe:<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 5


Beh<strong>in</strong>derte an ihre Eigenverantwortung zu er<strong>in</strong>nern<br />

Noch vorhandene Fähigkeiten zu stützen<br />

Selbsthilfe zu fördern<br />

Sie <strong>in</strong> Krisen zu begleiten<br />

Für ihre Rechte sich e<strong>in</strong>zusetzen<br />

Soziale Integration zu bewirken<br />

Die Zusammenarbeit und der Austausch mit allen <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Form beteiligten<br />

Menschen s<strong>in</strong>d bedeutungsvoll, denn sie stützen die Würde des Klienten. Mir ist e<strong>in</strong>e<br />

persönliche Selbstreflexion wichtig. Ich muss me<strong>in</strong>e eigenen Stärken und Schwächen<br />

kennen. Sozialtherapeutisch arbeiten beg<strong>in</strong>nt mit Arbeit an mir selbst!<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 6


1. Projektauftrag und Kontext<br />

Regelmässige- s<strong>in</strong>nvolle Beschäftigung trägt erheblich zur Lebensqualität bei!<br />

Aber was tun, wenn ke<strong>in</strong> Angebot besteht und vorhandene Institutionen ihre Ansprüche <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Ausmass anheben, <strong>in</strong> denen es unserem Klientel mit psychiatrischen Erkrankungen<br />

nicht mehr möglich ist, die geforderten Leistungen zu br<strong>in</strong>gen?<br />

Das sozialtherapeutische Wohnheim Central ist e<strong>in</strong> Wohnheim für 12 Personen mit<br />

psychiatrischen Erkrankungen und IV-Berentung. ohne <strong>in</strong>terne Beschäftigung. In den letzten<br />

Jahren konnten unsere Klienten das Angebot von Beschäftigungsplätzen der Region und dem<br />

angrenzenden Kanton Zug, <strong>in</strong> geschützten Werkstätten <strong>in</strong> Anspruch nehmen. Zunehmende<br />

Steigerung der Ansprüche an Leistungsfähigkeit und Präsenzzeiten (<strong>in</strong> der Regel m<strong>in</strong>destens<br />

50% Präsenzzeit) haben dazu geführt, dass mehrere unserer Bewohner ke<strong>in</strong>er geregelten<br />

Beschäftigung mehr nachgehen können. Andere Beschäftigungsangebote s<strong>in</strong>d im Bezirk<br />

Affoltern am Albis nicht vorhanden.<br />

Herr Alexander Koerdt, Leiter des Wohnheim Central, hat e<strong>in</strong> Projekt ausgearbeitet, welches<br />

e<strong>in</strong>e Beschäftigung psychisch erkrankter Personen im ersten Arbeitsmarkt ermöglichen kann.<br />

Mit dem Beschäftigungs-Programm erhalten unsere Klienten mit Bee<strong>in</strong>trächtigungen die<br />

Möglichkeit, sich ihren Fähigkeiten Wünschen und ihrer Ausbildung entsprechend, <strong>in</strong> den<br />

allgeme<strong>in</strong>en Arbeitsmarkt zu re<strong>in</strong>tegrieren. Für die Betroffenen ist es e<strong>in</strong> erster Schritt mehr<br />

Eigenverantwortung zu übernehmen. Zusätzlich enthält das Konzept e<strong>in</strong> Früherfassungs-<br />

Angebot für die Kooperationspartner. Dabei beraten wir die gesamte Belegschaft bei<br />

psychischen und sozialen Schwierigkeiten, um frühzeitig geeignete Massnahmen zum<br />

Arbeitsplatzerhalt e<strong>in</strong>zuleiten.<br />

1.1. Ziele<br />

Ziel ist die Bereitstellung von fünf externen Beschäftigungsplätzen für Bewohner des<br />

Sozialtherapeutischen Wohnheim Central sowie die Früherfassung zum Arbeitsplatzerhalt<br />

beim Kooperationspartner.<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 7


2. Projektstruktur<br />

2.1. Angebotsbeschreibung<br />

Folgende Voraussetzungen s<strong>in</strong>d die tragenden Elemente für das Projekt: F<strong>in</strong>anzielle<br />

Absicherung des Projektes durch Betreuungszuschläge. 20% Anstellung e<strong>in</strong>er Person für den<br />

Poolaufbau und das Jobcoach<strong>in</strong>g. Inhaltlich geht es um folgendes:<br />

Stundenweise E<strong>in</strong>sätze bzw. Teilzeitbeschäftigung der psychisch Beh<strong>in</strong>derten des<br />

Wohnheim Central<br />

Breites Angebot an Beschäftigungsplätzen ( Dienstleistungen, Handwerk, Gastgewerbe,<br />

Landwirtschaft, Gesundheitsbereich etc.) organisieren<br />

Arbeitgeber mit hoher sozialer Kompetenz und Toleranz gegenüber psychisch Beh<strong>in</strong>derten<br />

f<strong>in</strong>den<br />

Bereitschaft des Arbeitgebers zur engen Zusammenarbeit mit Betreuungsteam<br />

herstellen<br />

Job Coach<strong>in</strong>g-Prozess def<strong>in</strong>ieren<br />

Entlöhnung und Versicherung des Klientel sicherstellen<br />

F<strong>in</strong>anzierung der Vermittlung und des Coach<strong>in</strong>gs<br />

Angebot e<strong>in</strong>er Früherkennung und Beratung der Belegschaft im Kooperationsbetrieb<br />

Prozessdef<strong>in</strong>ition der Früherkennung<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 8


Wichtig ist, die völlige Entlastung der Anbieter von Beschäftigungsplätzen (Arbeitgeber) von<br />

adm<strong>in</strong>istrativen Auflagen. Dadurch wollen wir die Bereitschaft, Beschäftigung anzubieten<br />

erhöhen. Es ist bekannt, dass Arbeitgeber Beh<strong>in</strong>derte häufig nicht beschäftigen, weil sie den<br />

adm<strong>in</strong>istrativen Aufwand scheuen. Grundsätzlich gilt für unser Projekt, dass der Mehrwert<br />

für den Arbeitgeber und Klienten grösser se<strong>in</strong> muss, als der zu erbr<strong>in</strong>gende Aufwand (w<strong>in</strong>w<strong>in</strong>-Situation).<br />

Die Verknüpfung von Beschäftigung der Beh<strong>in</strong>derten und gleichzeitiger<br />

Früherfassung <strong>in</strong>nerhalb der gesamten Belegschaft ist e<strong>in</strong> Zusatznutzen, der erheblich zur<br />

Bereitschaft beiträgt, sich als Kooperationspartner anzubieten.<br />

Untenstehende Grafik zeigt:<br />

Leistungsqualität<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Leistungsdauer<br />

1. Ke<strong>in</strong>e arbeitsbezogene Tagesstruktur. Therapieterm<strong>in</strong>e strukturieren den Tag<br />

2. Interne , dauernde Tagesbeschäftigung (geschützte Werkstatt)<br />

3. Interne, unregelmässige aber anspruchsvollere Tagesbeschäftigung (geschützte<br />

Werkstatt, max. 50%)<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 9


4. Temporäre, unregelmässige Tagesbeschäftigung mit Coach<strong>in</strong>g (Arbeitgeber &<br />

Arbeitnehmer) im ersten Arbeitsmarkt<br />

5. Temporäre, unregelmässige Tagesbeschäftigung im ersten Arbeitsmarkt<br />

6. Dauerhafte Beschäftigung im ersten Arbeitsmarkt<br />

Unser Klientel ist der Phase 1 zugeordnet. Im Rahmen des Beschäftigungsprojekts werden<br />

unsere Bewohner auf allen folgenden Stufen begleitet.<br />

2.2.Projektaufbau<br />

Das Projekt wird realisiert, <strong>in</strong>dem folgende strukturelle und personelle Mittel umgesetzt<br />

werden:<br />

Anstellung e<strong>in</strong>es Mitarbeiters zur Projektrealisierung bez. Auftragserteilung<br />

Schaffung e<strong>in</strong>es Pools von Beschäftigungsplätzen<br />

Übernahme sämtlicher adm<strong>in</strong>istrativer Auflagen (Anmeldung AHV, Zahlung von<br />

Entschädigungen, Vertragsausarbeitung, Coach<strong>in</strong>gvere<strong>in</strong>barung etc.)<br />

Sicherstellung allfälliger zusätzlicher Versicherungsleistungen<br />

Bereitstellung von Informationsmaterial für die Kooperationspartner (Flyer<br />

Früherfassung und Coach<strong>in</strong>g)<br />

Sicherstellung der Evaluation und Qualitätssicherung<br />

2.3. Aufgabenbereiche<br />

Herr Alexander Koerdt (Psychologe FSP) entwickelte das Beschäftigungsprogramm für<br />

das Wohnheim Central und leitet das Projekt. Herr Koerdt ist zudem Ansprechperson<br />

und Berater für Firmen welche die Früherkennung beanspruchen wollen.<br />

Frau Ursula Iseli (Betreuer<strong>in</strong> Wohnheim) ist zuständig für die Abklärung und die<br />

Vermittlung der Klienten. Sie führt sämtliche Gespräche mit Personalverantwortlichen<br />

der befähigten Firmen.<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 10


2.4. Budget<br />

Kosten für Projektaufbau und Durchführung<br />

Ziel ist es durchschnittlich fünf Bewohner dauerhaft extern zu beschäftigen. Da diese<br />

Beschäftigung sehr dynamisch gestaltet werden muss (Teilzeit, stundenweise, unbezahlte<br />

Ausfälle etc.) können die Kosten nur durchschnittlich geschätzt werden. Die Angegebenen<br />

Löhne werden nur bei tatsächlicher Leistungserbr<strong>in</strong>gung ausbezahlt.<br />

Die Entlöhnung beträgt zwischen CHF 3.00 bis max. CHF 7.50 <strong>in</strong> der Stunde (IV-Ansatz für<br />

<strong>in</strong>terne Beschäftigung <strong>in</strong> geschützten Werkstätten)<br />

Wir gehen <strong>in</strong> der Budgetierung von durchschnittlich CHF 5.00/ Std und e<strong>in</strong>em<br />

Beschäftigungsgrad von ca. 5 Personen a max. 80% aus.<br />

Personen Stunden /Jahr Kosten (CHF 5.-/Std)<br />

5 7`000 CHF 35`000.-<br />

Die jährlichen Gesamtkosten wurden wie folgt budgetiert:<br />

Personal/ Adm<strong>in</strong>istration: CHF 60`000.00<br />

Lohnkosten Beschäftigte: CHF 35`000.00<br />

Total: CHF 95`000.00<br />

Aufnahme <strong>in</strong> die Bedarfsplanung <strong>2009</strong> durch das Kantonale Sozialamt des Kanton Zürich<br />

für das Jahr <strong>2009</strong> / 2010<br />

CHF 95`000.- wurden von der Sicherheitsdirektion des Kantons Zürich aufgrund unseres<br />

Antrages und unter Berücksichtigung der Kosten- und Ertragsstruktur vergleichbarer<br />

Angebote, gutgeheissen. Die F<strong>in</strong>anzierung läuft unter „Betreuungszuschlag“ da sich das<br />

Angebot ausschliesslich auf den Mehraufwand für die Klienten des Wohnheim Central<br />

bezieht.<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 11


3. Projektausführung<br />

3.1. Abklärung des Ausbildungsstandes<br />

Im Wohnheim Central leben zwölf Bewohner mit unterschiedlichen psychiatrischen<br />

Erkrankungen welche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em persönlichen Gespräch <strong>in</strong>terviewt wurden.<br />

Das Gespräch dauerte <strong>in</strong> der Regel 30-60 M<strong>in</strong>uten, <strong>in</strong> denen ich eruiert welche beruflichen<br />

Möglichkeiten und Wünsche bestehen. Thematisiert wurde die Mach- und Zumutbarkeit<br />

zum aktuellen Zeitpunkt im Zusammenhang mit der Erkrankung und dem E<strong>in</strong>fluss der<br />

Medikation. Wichtige Themen der Abklärungs-Interviews waren: prägende Erfahrungen und<br />

Erlebnisse, welche früher <strong>in</strong> der Arbeitswelt gemacht wurden. Ängste und Freuden, die<br />

aufkommen bei der Vorstellung e<strong>in</strong>es sanften Wiedere<strong>in</strong>stieges, wurden angesprochen. Das<br />

Profil wurde erstellt aufgrund e<strong>in</strong>es Fragebogens (siehe unten.) Dabei erfragte ich Schul-<br />

Weiter- und Berufsausbildung sowie Fähigkeiten, Kenntnisse, Wünsche und den Traumberuf.<br />

3.2.Fragebogen für Klienten<br />

Der Fragebogen wurde von mir bewusst kurz gehalten. Im Gespräch drängen sich meistens<br />

<strong>in</strong>dividuelle Fragen auf, welche nebenbei notiert und als Anhang dem Fragebogen beigefügt<br />

werden.<br />

Wir suchen ke<strong>in</strong>e Arbeits- sondern Beschäftigungsplätzte für unsere Bewohner. Die Klienten<br />

sollen nicht überfordert oder unnötig Ängste aufgebaut werden. Arbeitszeugnisse oder<br />

schulische Dokumente werden ke<strong>in</strong>e verlangt. Relevant ist e<strong>in</strong>e neutrale, wohlwollende<br />

Befragung, um ihre Vorlieben und Fähigkeiten zu identifizieren. Gute Verständlichkeit bei<br />

der Befragung, e<strong>in</strong>e sachliche Bestandaufnahme und e<strong>in</strong> vertraulicher Umgang mit den<br />

persönlichen Daten s<strong>in</strong>d wichtig.<br />

3.2.1 Bestandaufnahme von:<br />

Schul- Aus- und Weiterbildung<br />

Arbeitsplätze und Dauer der Tätigkeit<br />

Kenntnisse und Interessen (Hobbies)<br />

Persönliche Schwierigkeiten und Ängste durch Erkrankung<br />

Wünsche / Traumberuf<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 12


3.2.2 Ausgangslage bei der Erstbefragung<br />

Folgendes Resultat ergab sich nach der Erstbefragung unserer Bewohner:<br />

Klient Jahrgang Ausbildung<br />

Je 86 ke<strong>in</strong>e (Abschluss Sekundarschule A)<br />

Er 64 ke<strong>in</strong>e (Haushaltschule)<br />

El 44 pensioniert<br />

Be 73 Maler (div. Bauarbeiten)<br />

Mi 77 Fahrzeugwart<br />

Ed 62 Telegraphist / Landwirt<br />

Ba 82 Detailhandelsangestellte mit BMS<br />

Ca 79 Wirtschaftsmittelschule (Abbr. nach 3J<br />

Me 80 med. Praxsisassistent<strong>in</strong><br />

Mic 87 KV Abschluss<br />

Ka 76 Primar Lehrer<strong>in</strong><br />

Me 64 ke<strong>in</strong>e<br />

Von den 12 oben befragten Personen s<strong>in</strong>d zum Zeitpunkt der Befragung:<br />

2 Personen In e<strong>in</strong>er geschützten Werkstatt tätig<br />

1 Person In der Privatwirtschaft tätig<br />

8 Personen Ke<strong>in</strong>e Beschäftigung<br />

1 Person Pensionierung<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 13


Von den acht Personen welche ke<strong>in</strong>er Beschäftigung nachgehen, wünschen vier Personen<br />

dies mittels Beschäftigungsprogramms zu verändern<br />

Vier Personen sehen sich nicht <strong>in</strong> der Lage e<strong>in</strong>er Beschäftigung nachzugehen<br />

E<strong>in</strong>e Person (Jahrgang 86) ist auf Grund ihres Alters und ihrem Wunsch e<strong>in</strong>e Tätigkeit zu<br />

f<strong>in</strong>den, welche ihr entspricht, für e<strong>in</strong>e Berufsberatung angemeldet<br />

E<strong>in</strong>e Person, die an e<strong>in</strong>em geschützten Arbeitsplatz tätig ist, wünscht <strong>in</strong> die Privatwirtschaft<br />

wechseln zu können<br />

3.2.3 Beispiel Fragebogen<br />

� Name<br />

Be<br />

� Jahrgang<br />

1973<br />

� Schulbildung<br />

6 Jahre Primar, 3 Jahre Oberstufe<br />

� Ausbildung Beruf<br />

3 jährige Ausbildung als Maler mit Abschluss<br />

� Weiterbildung / Kurse<br />

ke<strong>in</strong>e<br />

� Arbeitsplätze ( Dauer des Arbeitsverhältnisses)<br />

In verschiedenen Berufen tätig als:<br />

Maler, Maurer, Bauschre<strong>in</strong>er, Gerüstbauer, Gipser, Gärtner, Verkäufer, W<strong>in</strong>zer und<br />

soz. Begleiter mit beh<strong>in</strong>derten K<strong>in</strong>dern<br />

� Kenntnisse , Interessen, Hobbys<br />

Kochen, Boxen, Fussball, Uni-Hockey, Schwimmen, TV<br />

� Schwierigkeiten für e<strong>in</strong>en Wiedere<strong>in</strong>stieg<br />

Ausdauer, Konzentration, möchte ke<strong>in</strong>e Bautätigkeiten ausüben welche das Arbeiten<br />

auf Gerüsten bed<strong>in</strong>gen<br />

� Wünsche und Träume<br />

Würde gerne wieder im Baugewerbe oder im Gastgewerbe (Küche) arbeiten.<br />

Traumberuf: Sozialpädagoge<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 14


3.3. Schwierigkeiten durch die Beh<strong>in</strong>derung<br />

Bei den meisten Menschen ist e<strong>in</strong> Neubeg<strong>in</strong>n mit Sorgen und Ängsten verknüpft. Es ist es<br />

verständlich und nachvollziehbar, dass sich dies bei psychisch erkrankten Personen verstärkt<br />

äussert. Verbunden mit der E<strong>in</strong>nahme von diversen Medikamenten, leiden viele der<br />

Befragten unter Konzentrationsmangel und schnellem Ermüden. Sie befürchten, den<br />

Anforderungen nicht genügen zu können. Me<strong>in</strong>e Aufgabe ist es, ihnen klar aufzuzeigen, dass<br />

es sich <strong>in</strong>nerhalb unseres Beschäftigungsprogrammes nicht primär um Leistungen, die<br />

erbracht werden müssten, handelt. Wünschenswert ist, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ersten Schritt e<strong>in</strong><br />

regelmässiger Besuch des Arbeitsplatzes zu bewirken, um e<strong>in</strong>e Konstanz und damit<br />

verbunden e<strong>in</strong>e Steigerung des Selbstwertgefühls, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em wohlwollenden Arbeitsumfeld,<br />

zu erreichen. Um den E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en neuen Bereich zu wagen, braucht es e<strong>in</strong>en starken<br />

Willen und viel Mut der Beschäftigungssuchenden, sich mit neuen Situationen und Themen<br />

ause<strong>in</strong>ander zu setzen.<br />

In Gesprächen mit den Klienten s<strong>in</strong>d Ängste, Selbstkritik, Abhängigkeit, sowie Anforderungen<br />

an Andre zu erkennen:<br />

� Ich ermüde sehr schnell und damit verbunden lässt die Konzentration nach<br />

� E<strong>in</strong>er regelmässigen Aufgabe kann ich nicht nachgehen<br />

� Ich ertrage ke<strong>in</strong>e Kontrolle und Überwachung<br />

� Der Kontakt zu Mitmenschen macht mir Mühe<br />

� Ich ertrage ke<strong>in</strong>e lauten und andauernden Geräusche<br />

� Sobald mehre E<strong>in</strong>flüsse ( Musik, Telefonkl<strong>in</strong>geln, Lautsprecher) oder mehrere<br />

Ansprüche gleichzeitig an mich gestellt werden, werde ich dissoziativ<br />

� Wenn mir zu viel Verantwortung übertragen wird, verstärken sich me<strong>in</strong>e Zwänge<br />

� Durch me<strong>in</strong>e Zwänge sehe ich mich nicht <strong>in</strong> der Lage e<strong>in</strong>er Beschäftigung<br />

nachzugehen<br />

� Niemand kann auf mich so e<strong>in</strong>gehen, dass es mir möglich ist zu arbeiten<br />

� Ich b<strong>in</strong> emotional nicht <strong>in</strong> der Lage das Wohnheim für e<strong>in</strong>e Beschäftigung zu<br />

verlassen, me<strong>in</strong>e Verlustängste s<strong>in</strong>d zu gross<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 15


� Durch die Medikamente b<strong>in</strong> ich nicht <strong>in</strong> der Lage etwas aufzunehmen, auszuführen<br />

und mich später wieder daran zu er<strong>in</strong>nern<br />

� Es ist noch zu früh für e<strong>in</strong>e Beschäftigung<br />

� Ich muss diese Aktion zuerst <strong>in</strong> der Therapie vorbereiten und me<strong>in</strong> Therapeut wird<br />

den Zeitpunkt bestimmen<br />

� Ich ertrage ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>tönigkeit, muss möglichst viel Abwechslung haben, es wird mir<br />

sehr schnell langweilig<br />

� Ich brauche unbed<strong>in</strong>gt Tageslicht bei e<strong>in</strong>er Beschäftigung und kann nur am Morgen<br />

e<strong>in</strong>er Aufgabe nachgehen<br />

� Mir s<strong>in</strong>d gute Instruktionen und e<strong>in</strong>e Ansprechperson sehr wichtig, sonst fühle ich<br />

mich alle<strong>in</strong> gelassen und b<strong>in</strong> schnell überfordert<br />

Es braucht viel Geduld und E<strong>in</strong>fühlungsvermögen von e<strong>in</strong>em Job Coach, Menschen mit<br />

psychischen Erkrankungen so zu unterstützen, dass sie es schaffen, ihre belastenden Ängste<br />

<strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund zu stellen. Mit Wertschätzung und Verständnis gilt es, die Klienten so zu<br />

beraten, dass sie sich im Laufe der Zeit zuversichtlicher und mutiger erleben. und den<br />

entscheidenden ersten Schritt zu e<strong>in</strong>em Vorstellungsgespräch wagen. Der Job Coach<br />

akzeptiert den Entschluss e<strong>in</strong>es Klienten, zu warten, wenn der Zeitpunkt für e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>stieg<br />

noch nicht gegeben ist.<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 16


3.4. Wichtigkeit von Berufswahlträumen<br />

Im Wohnheim Central arbeiten wir nebst andern mit dem lösungsorientierten Ansatz nach<br />

Kim Berg und Steve de Shazer. Der Ansatz hebt die Loslösung vom Problem h<strong>in</strong> zu dem was<br />

gut läuft und se<strong>in</strong> könnte hervor. Wir gehen davon aus, dass jeder Mensch Gestalter se<strong>in</strong>es<br />

Lebens ist und somit jede Lösung <strong>in</strong> sich trägt. Wie weit es uns gel<strong>in</strong>gt, e<strong>in</strong>em Klienten<br />

beizustehen, Blockierungen aufzulösen und se<strong>in</strong>e Möglichkeiten mit oder ohne Krankheit<br />

auszuschöpfen, ist e<strong>in</strong>e schwierige Gratwanderung, welche ich <strong>in</strong> diesem Projekt immer<br />

wieder zu spüren bekomme.<br />

E<strong>in</strong>e nicht zu unterschätzende Frage ist jene nach dem Traumberuf des Klienten. Folgende<br />

Fragen s<strong>in</strong>d dabei hilfreich:<br />

� Was wäre wenn Sie ke<strong>in</strong>e Krankheit hätten<br />

� Was wäre wenn sie jede Fähigkeit besitzen würden<br />

� Was wäre wenn sie heute ihren Traumberuf wählen könnten<br />

3.4.1. Welches ist Ihr Traumberuf?<br />

Diese Frage wird am Schluss der Befragung gestellt. Damit endete unser Gespräch ohne<br />

Ausnahme bei allen zwölf Personen mit positiven Gefühlen. Der Umstand, über se<strong>in</strong>e<br />

Wünsche und Träume reden zu können, löste bei allen Befragten positive Gefühle aus. Es<br />

zeigte sich, dass der erlernte Beruf entweder verwandt mit dem Traumberuf ist und wir<br />

diesen als berufliche Ausgangslage für e<strong>in</strong>e Job-Suche annehmen konnten. Oder das<br />

Gegenteil war der Fall: der Klient hat sich nie wohl gefühlt bei se<strong>in</strong>er Arbeit, weil er e<strong>in</strong>en<br />

technischen anstelle e<strong>in</strong>es sozialen Beruf gelernt hat. Nun haben wir mit unserem Projekt<br />

e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Chance, Korrekturen h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>er Neigungen vorzunehmen. Da es sich um<br />

e<strong>in</strong>e Beschäftigung ohne grosse Anforderungen handelt, bietet sich die Möglichkeit, e<strong>in</strong>e<br />

Person <strong>in</strong> e<strong>in</strong> von ihr gewünschtes Berufsfeld zu vermitteln. Dabei s<strong>in</strong>d Ängste für<br />

Misserfolge deutlich dünner angesät, da die Beschäftigungsnehmer sich nicht als<br />

Fachpersonen sondern als Lernende sehen. Die Klienten s<strong>in</strong>d von attraktiven Zielen<br />

angezogen und motiviert etwas Neues zu wagen.<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 17


3.5. Beispiel Ed<br />

Die meisten unserer Bewohner haben e<strong>in</strong>en weiten Weg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Eigenständigkeit, das heisst,<br />

eigene Wohnung oder e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die „Arbeitswelt“ vor sich. E<strong>in</strong>e Ausnahme <strong>in</strong><br />

unserem Wohnheim ist Herr Ed. Er arbeitet e<strong>in</strong>en Tag <strong>in</strong> der Woche <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em erlernten<br />

Beruf als Landwirt, was er selber als Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g für die Zukunft beschreibt. An vier Tagen<br />

arbeitet er freiwillig beim ZH-Oberländer Dampfbahnvere<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Remise, dies ohne Lohn.<br />

Herr Ed hat mir se<strong>in</strong>e Tätigkeit ausführlich beschrieben und kann im Anhang nachgelesen<br />

werden (siehe Anhang Seite 33/34.) Herr Ed betreibt se<strong>in</strong> Hobby und damit verbundene<br />

Arbeiten mit viel Freude, was durch Vorleben für unsere anderen Bewohner motivierend<br />

wirken kann.<br />

Herr Ed wurde von mir <strong>in</strong>terviewt, obwohl se<strong>in</strong> Arbeits- und Beschäftigungspensum nicht<br />

erhöht oder verändert werden musste. Die Traumfrage beschäftigte Herr Ed stark. Bereits im<br />

K<strong>in</strong>deralter wollte er Lokomotivführer werden. Heute hilft er mit, alte Bahnen vor Allem<br />

Dampfloks zu reparieren. Herr Ed erzählte mir von e<strong>in</strong>em Inserat, <strong>in</strong> welchem e<strong>in</strong>e<br />

Ausbildung zum Führer von Schienenfahrzeugen der Kategorie C (Rangierzüge)<br />

ausgeschrieben sei. Se<strong>in</strong>e Bedenken „zu Alt“ (er ist 47 jährig) zu se<strong>in</strong>, gesucht wurden Leute<br />

bis 40, haben wir im Verlaufe der Zeit durch Gedankenaustausch abgebaut. Nach e<strong>in</strong>em<br />

positiven Gespräch mit dem Ausbildungsverantwortlichen der SBB, entschied er sich, e<strong>in</strong>en<br />

Lehrbetrieb zu suchen, um neben Theorie- auch die praktische Ausbildung machen zu<br />

können. Der Traum vom Lokomotivführer könnte auch bei e<strong>in</strong>er 47 jährigen Person mit<br />

e<strong>in</strong>er psychisch schwierigen Vergangenheit noch Realität werden. Ich glaube daran.<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 18


4. Poolbildung<br />

Der Aufbau des Pools erfolgt durch das Wohnheim. Organisiert wird er aus mehreren<br />

Betrieben pro Berufsart und hat den Zweck, unseren Klienten e<strong>in</strong>e Auswahl an Angeboten zu<br />

ermöglichen. Die Fähigkeiten unserer Bewohner sollen dem Angebot und dem<br />

Tätigkeitsanspruch der Firma möglichst nahe kommen, um die Chance e<strong>in</strong>es gegenseitigen<br />

Gew<strong>in</strong>ns zu erhöhen.<br />

Gesucht s<strong>in</strong>d Betriebe aus den Segmenten:<br />

Handwerkliche Betriebe, Gartenbau, Landwirtschaft, Gastronomie, Detailhandel, Produktion<br />

und Gesundheitswesen.<br />

4.1. Vorgehen bei der Suche von Betrieben<br />

Geme<strong>in</strong>sam wird e<strong>in</strong> Beschäftigungsfeld ausgearbeitet. Dazu braucht e<strong>in</strong> Job Coach eigenes<br />

Wissen über die verschiedenen Berufsfelder. Der Klient se<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e gute<br />

Selbste<strong>in</strong>schätzung und den Eigenverantwortungs-Willen<br />

4.1.1 Wahl der Firmen<br />

Die ersten Firmen habe ich auf Grund der Klienten-Profile gesucht. Dabei halfen mir das<br />

Branchentelefonbuch sowie e<strong>in</strong> gutes Netzwerk. Durch den Umstand, dass unser Projekt e<strong>in</strong><br />

Früherfassungs-Programm enthält, erkundige ich mich heute <strong>in</strong> allen Firmen im Bezirk<br />

Affoltern am Albis nach möglichen Beschäftigungsplätzen.<br />

4.1.2. Gespräche mit Personalverantwortlichen<br />

Um unser Projekt vorstellen zu können, rufe ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Firma me<strong>in</strong>er Wahl an und bitte die<br />

Personalverantwortlichen um e<strong>in</strong> kurzes Gespräch, zu welchem ich sie an ihrem Arbeitsplatz<br />

besuche. Dabei berufe ich mich auf die 5. IV Revision und frage nach der Umsetzung <strong>in</strong> ihrem<br />

Betrieb und ob <strong>in</strong> der Firma e<strong>in</strong> Früherfassungsprogramm Thema ist. Für e<strong>in</strong>e Befragung von<br />

ca. 20 <strong>–</strong> 30 M<strong>in</strong>uten erhalte ich von den meisten Firmen e<strong>in</strong>e positive Antwort.<br />

Absagen für e<strong>in</strong> Erstgespräch erhielt ich <strong>in</strong> der Regel nur von kle<strong>in</strong>eren Betrieben. Dies wird<br />

begründet durch umfangreiche Aufgaben und damit verbundene Ansprüche, der<br />

Arbeitgeber, was für unser Klientel nicht geeignet ist. Als e<strong>in</strong> guter E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong>s Gespräch mit<br />

Personalverantwortlichen erwies sich me<strong>in</strong>e Neugier nach bereits erfolgtem E<strong>in</strong>satz von<br />

Menschen mit Beh<strong>in</strong>derungen. In den Antworten wird ersichtlich ob e<strong>in</strong> Personalchef e<strong>in</strong>e<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 19


soziale, positive Grundhaltung zu Menschen mit E<strong>in</strong>schränkungen besitzt. Damit wir e<strong>in</strong>en<br />

geeigneten Beschäftigungsplatz erhalten, ist es bedeutsam, e<strong>in</strong>en uns wohlges<strong>in</strong>nten Betrieb<br />

zu f<strong>in</strong>den. So steigt die Möglichkeit, dass sich Menschen mit psychischen Erkrankungen auch<br />

akzeptiert und wohl fühlen an ihrem Arbeitsplatz.<br />

Manchmal treffe ich auf Personalverantwortliche, die sich e<strong>in</strong>e Integration von Beh<strong>in</strong>derten<br />

vorerst nicht vorstellen können. Ihnen zeige ich die Spirale auf, <strong>in</strong> welche ihre Angestellten<br />

fallen können, die durch familiäre Schwierigkeiten, Mobb<strong>in</strong>g, oder andere belastende<br />

Umstände entstehen. Als Beispiel nenne ich e<strong>in</strong>en Arbeitnehmer welcher sich häufig krank<br />

meldet, das belastet nicht nur die Firma, auch Arbeitskollegen machen sich mit der Zeit<br />

unschöne Gedanken und/oder Äusserungen. Wird das Problem nicht erkannt, kann es zu<br />

e<strong>in</strong>er Entlassung führen. Das Wechseln <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere Firma ist selten die Lösung und führt<br />

die Betroffenen schlussendlich zum Sozialamt. Das menschliche Dilemma, zusammen mit<br />

dem Argument der Kostensteigerung im Sozial- und Krankheitswesen löst bei den meisten<br />

Arbeitgebern e<strong>in</strong> Nachdenken aus. Im Verlauf des Gesprächs erkennen sie, wie wichtig es<br />

ist, Menschen e<strong>in</strong>e zweite Chance zu geben, sowie e<strong>in</strong>e Früherkennung <strong>in</strong> ihrem Betrieb<br />

anzubieten. Für die def<strong>in</strong>itive Entscheidung bed<strong>in</strong>gen sich e<strong>in</strong>ige Firmen e<strong>in</strong>e Bedenkfrist<br />

aus. Geme<strong>in</strong>sam wird abgemacht, welche Seite sich nach Ablauf der Frist meldet, für e<strong>in</strong>e<br />

Zu- oder Absage.<br />

4.1.3. Was spricht gegen e<strong>in</strong>e Anstellung, Sicht des Arbeitgebers<br />

E<strong>in</strong>mannbetriebe eignen sich nicht besonders gut. Die von mir befragten Personen stellen zu<br />

hohe Anforderungen. Sie wünschen sich oftmals e<strong>in</strong>en vollwertigen Ersatz für Stunden oder<br />

Tage. Unsere Klienten würden den geforderten Druck nicht aushalten. E<strong>in</strong>ige<br />

verantwortliche Personen haben sich beim Personal ihrer Firma erkundigt, ob für sie e<strong>in</strong>e<br />

Integration von e<strong>in</strong>em Menschen mit psychischer Beh<strong>in</strong>derung im Team möglich sei. Für<br />

unsere Klienten ist e<strong>in</strong>e kollegiale Unterstützung bedeutsam für e<strong>in</strong> Gel<strong>in</strong>gen des<br />

Wiedere<strong>in</strong>stiegs. Selbstverständlich bieten wir e<strong>in</strong>e Beratung der Belegschaft im Umgang mit<br />

beh<strong>in</strong>derten Menschen an. Diese wird stattf<strong>in</strong>den, wenn e<strong>in</strong> Beschäftigungsvere<strong>in</strong>barung<br />

besteht zwischen dem Klienten, der Firma und dem Wohnheim.<br />

In Betrieben, die bereits e<strong>in</strong>en oder mehrere Beh<strong>in</strong>derte beschäftigen, macht es ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n<br />

die Firma und ihre Arbeitnehmer zusätzlich zu belasten.<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 20


4.2. Kooperationsvere<strong>in</strong>barung<br />

Zwischen den <strong>in</strong>teressierten Arbeitgebern und dem Wohnheim Central wird e<strong>in</strong>e<br />

Kooperationsvere<strong>in</strong>barung abgeschlossen. Ziel dieser Vere<strong>in</strong>barung ist die Umsetzung e<strong>in</strong>es<br />

betrieblichen Beschäftigungsprogramms für IV-Bezüger. Dar<strong>in</strong> werden die Aufgaben beider<br />

Seiten kurz beschrieben. (siehe Anhang Seite 28)<br />

4.2.1. Anstellungsbed<strong>in</strong>gung, Anforderung<br />

Zusammen mit dem <strong>in</strong>teressierten Klienten bespreche ich die möglichen Tätigkeiten, zeige<br />

Vor- und Nachteile, welche ich bereits im Gespräch mit dem Personalverantwortlichen<br />

erkennen konnte, auf. Es macht ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, dem Arbeitnehmer sowie dem Arbeitgeber<br />

mögliche Schwierigkeiten vorzuenthalten. Beide würden nach kurzer Zeit enttäuscht. Im<br />

schlechtesten Fall führt es den Beschäftigten nicht nur zur Überforderung sondern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

erneute Krise. Probleme werden von psychisch Erkrankten als persönliches Versagen erlebt.<br />

Nur absolute, beidseitige Offenheit kann zum Erfolg führen.<br />

4.3.Vere<strong>in</strong>barung über e<strong>in</strong>e Beschäftigung<br />

Falls sich beide Parteien e<strong>in</strong>ig s<strong>in</strong>d, kommt es zu e<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>barung <strong>in</strong> der folgendes<br />

geregelt wird: Tätigkeit, Beschäftigungsgrad, Tag und Anzahl Stunden. Die Lohnzahlung ist<br />

„leistungsabhängig“ und beträgt zwischen CHF 3.- und CHF 7.50 pro Stunde. Unter<br />

Leistungsabhängigkeit wird die Präsenz am Beschäftigungsplatz verstanden. Es wird - ohne<br />

Ausnahme <strong>–</strong> nur die effektive Anwesenheit entlöhnt.(siehe Anhang Seite 29)<br />

Die Lohnzahlung an den Beschäftigten wird <strong>in</strong> Absprache mit der Buchhaltung des<br />

Sozialdienstes des Bezirk Affoltern am Albis (Trägerschaft des Wohnheim Central) geregelt.<br />

Da das Wohnheim Central als „Arbeitgeber<strong>in</strong>“ auftritt werden die Sozialabgaben vom<br />

Wohnheim übernommen. Jeder Programm-Teilnehmer wird unfallversichert.<br />

Die maximale Beschäftigung ist 80% (4 Tage/Woche.) Die Auszahlung geschieht <strong>in</strong> Absprache<br />

mit der Vormundschaftsbehörde (Vormund/Beistand) und wird mit allfälligen<br />

Ergänzungsleistungen verrechnet.<br />

Mittels e<strong>in</strong>er Liste, die bei jedem E<strong>in</strong>satz vom Arbeitnehmer ausgefüllt und vom<br />

Vorgesetzten unterschrieben werden muss, haben Job Coachs und die Buchhaltung Kontrolle<br />

über die geleisteten E<strong>in</strong>sätze (Anhang Seite 32)<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 21


5. Jobcoach<strong>in</strong>g<br />

5.1. Verständnis, E<strong>in</strong>fühlungsvermögen und Akzeptanz<br />

Um e<strong>in</strong>e passende Beschäftigung für Menschen mit Beh<strong>in</strong>derungen zu f<strong>in</strong>den, ist es <strong>in</strong><br />

me<strong>in</strong>en Augen bedeutungsvoll, dass der Job-Coach persönlich das Interview führt, <strong>in</strong><br />

welchem mögliche Tätigkeiten für e<strong>in</strong>en Beschäftigungssuchenden eruiert werden. Wichtig<br />

ist e<strong>in</strong> empathisches Verstehen von Ängsten und Schwierigkeiten, die e<strong>in</strong> Klient äussert.<br />

Dazu kommen E<strong>in</strong>fühlungs- und Vorstellungsvermögen des Befragers, damit e<strong>in</strong>e<br />

Vertrauensbasis geschaffen werden kann, die später bei der Begleitung sehr wichtig se<strong>in</strong><br />

wird. E<strong>in</strong>e gute Beobachtungsgabe ist hilfreich, um während e<strong>in</strong>em Abklärungsprozess<br />

erkennen zu können, ob e<strong>in</strong>e Person wirklich mit Freude und Interesse e<strong>in</strong>e Beschäftigung<br />

sucht. Geld und Druck von aussen s<strong>in</strong>d schlechte Voraussetzungen. Im Programm kann e<strong>in</strong>e<br />

Person zwischen CHF 3.50 <strong>–</strong> max. CHF 7.00 verdienen, was für die wenigsten e<strong>in</strong><br />

Motivationsgrund ist. Mit Druck von aussen erreichen wir meist das Gegenteil. Druck kann<br />

e<strong>in</strong>e Verstärkung der Erkrankung bewirken.<br />

Me<strong>in</strong>e Klienten haben mir ihre berufliche Laufbahn sowie ihre Traumberufe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

ausführlichen Gespräch aufgezeigt. Dabei ist e<strong>in</strong> Aufmerksames Zuhören und Nachfragen<br />

unumgänglich. E<strong>in</strong>ige der Befragten haben von ihrem erlernten Beruf nicht mit der Freude,<br />

gesprochen, wie ich es mir für e<strong>in</strong>en guten Wiedere<strong>in</strong>stieg, wünschen würde. Also liegt es<br />

am Interviewer, heraus zu filtern, ob es sich um Ängste vor e<strong>in</strong>er neuen Herausforderung<br />

oder um e<strong>in</strong>e Arbeit handelt, welche der Klienten schon immer als unangenehme,<br />

belastende Situation erlebte. Mit zunehmendem Alter, der persönlichen Entwicklung und<br />

dem E<strong>in</strong>fluss der Erkrankung verändern sich Menschen teilweise stark. Durch hochdosierte<br />

Medikamente ermüden sie schneller, sie fühlen sich dünnhäutiger und weniger belastbar.<br />

Herr Gl beispielsweise leidet an Schlafapnoe. Dies zeigt sich durch Müdigkeit am Morgen,<br />

Aufmerksamkeits- und Konzentrationsmangel bei längeren Tätigkeiten und bewirkt grössere<br />

Ängste und stärkere Reizbarkeit. Für ihn wäre e<strong>in</strong> Arbeitsbeg<strong>in</strong>n ab 9.00 Uhr morgens<br />

hilfreich für den E<strong>in</strong>stieg.<br />

Erfasst und berücksichtigt werden neben den möglichen Schwierigkeiten durch die<br />

Erkrankung, alle Berufswünsche. Die Frage, nach dem Traumberuf, erlebte ich als äussert<br />

hilfreich. Oft erhalte ich erst durch mehrmaliges Nachfragen und durch e<strong>in</strong>e aufmerksame<br />

Beobachtung von Ausdruck und Körperhaltung, e<strong>in</strong>e konkrete Vorstellung der Berufsrichtung<br />

für e<strong>in</strong>en ersten Wiedere<strong>in</strong>stieg. Geme<strong>in</strong>sam versuchen wir im Pool e<strong>in</strong> entsprechendes<br />

Angebot zu f<strong>in</strong>den. Manchmal muss ich mich nach e<strong>in</strong>em Gespräch mit Klienten auf die<br />

Suche nach Betrieben machen, welche vom Angebot her noch nicht im Pool vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />

Junge Menschen, im besonderen Schulabgänger mit e<strong>in</strong>er Erkrankung s<strong>in</strong>d meist nicht <strong>in</strong> der<br />

Lage den künftigen Beruf, welcher ihren tatsächlichen Fähigkeiten und Neigungen<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 22


entspricht, zu erkennen. Sie wirken völlig unmotiviert und sche<strong>in</strong>en überfordert, damit <strong>in</strong> die<br />

Arbeitswelt e<strong>in</strong>zusteigen. Hier ist es besonders schwierig die richtige Beschäftigung oder<br />

Ausbildung zu f<strong>in</strong>den. Bis zum heutigen Zeitpunkt ist es mir und Frau Je ( 23 jährig,) nicht<br />

gelungen e<strong>in</strong>e geeignete Tätigkeit zu f<strong>in</strong>den. Frau Je wünscht sich Beschäftigungen, die e<strong>in</strong>e<br />

Ausbildung voraussetzen. Sie wird e<strong>in</strong>e Berufsabklärung machen, sobald die psychische<br />

Stabilität gegeben ist.<br />

5.2. Kenntnisse der Berufsfelder<br />

E<strong>in</strong>e nicht zu unterschätzende Voraussetzung für den Job Coach, s<strong>in</strong>d die Kenntnisse der<br />

verschiedenen Berufsfelder wie: Handwerk, Technik, Dienstleistungs- und Pflegeberufe.<br />

Damit e<strong>in</strong>e geeignete Beschäftigung gefunden werden kann, braucht der Job Coach e<strong>in</strong><br />

breites Wissen darüber. Eigene Erfahrungen s<strong>in</strong>d von Vorteil.<br />

Der Umstand, dass ich über zehn Jahre <strong>in</strong> der Wirtschaft gearbeitet habe, ermöglicht es mir,<br />

beide Perspektiven e<strong>in</strong>zunehmen und sowohl die regulären, wie die ersetzenden<br />

Lebensfelder vertreten zu können. Als gelernte Fotolaborant<strong>in</strong>/Porträtist<strong>in</strong> habe ich mich im<br />

Laufe der Jahre <strong>in</strong> verschiedenen Bereichen der Arbeitswelt bewegt. Dazu gehören EDV<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong> im Bereich Operat<strong>in</strong>g und me<strong>in</strong>e heutige Tätigkeit als sozialtherapeutische<br />

Betreuer<strong>in</strong> im Wohnheim. Nebentätigkeiten <strong>in</strong> diversen Gebieten wie Gastwirtschaft, Event<br />

Management, Primarschulpflege und Gebäudere<strong>in</strong>igung haben mir geholfen, E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong><br />

verschiedene Berufsbereiche zu erhalten. Durch gestalterische Hobbies s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>teressante<br />

Gespräche mit Handwerkern und E<strong>in</strong>sichten <strong>in</strong> Gewerbebetriebe entstanden. Heute sehe<br />

ich diese Voraussetzungen als äusserst wertvoll <strong>in</strong> Gesprächen mit Personalbetreuern und<br />

Firmen<strong>in</strong>haber. Bei der Beratung von Beschäftigungssuchenden Menschen steht mir dadurch<br />

mehr Information zu Verfügung (Lebenslauf Seite 30.)<br />

In den Gesprächen hilft me<strong>in</strong> beruflicher Werdegang festgefahrene Vorstellungen zu<br />

erkennen. Oft kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gespräch e<strong>in</strong>e neue Dimension entstehen. Klienten sehen,<br />

dass e<strong>in</strong>e Tätigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em neuen Interessenbereich oder e<strong>in</strong>e Weiterbildung S<strong>in</strong>n machen<br />

kann. Während e<strong>in</strong>es Interviews kann dies unter Anderem durch die Vermittlung me<strong>in</strong>er<br />

eigenen Berufserfahrungen passieren. Wenn me<strong>in</strong> Gegenüber dafür offen ist und im Laufe<br />

des Gespräches Neugier signalisiert, erzähle ich eigene Erfahrungen. Ich beschreibe den<br />

Leuten me<strong>in</strong>e berufliche Laufbahn, die sich Situations- oder Interessenbed<strong>in</strong>gt immer wieder<br />

verändert hat. Normalerweise ist die Neugier der Klienten gekoppelt mit dem Wunsch zur<br />

eigenen Veränderung.<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 23


5.3. Beispiel<br />

Bei Frau Ka löste me<strong>in</strong>e persönliche Geschichte e<strong>in</strong>e Neugier für e<strong>in</strong>e komplett andere<br />

Tätigkeit aus. Frau Ka absolvierte die Ausbildung als Primarlehrer<strong>in</strong> und sagt von sich „ ich<br />

will nie mehr e<strong>in</strong>e Klasse unterrichten“. Frau Ka konnte sich <strong>in</strong>nerhalb unseres Projektes <strong>in</strong><br />

der Rehabilitationskl<strong>in</strong>ik des K<strong>in</strong>derspitals vorstellen. Der zuständige Personalleiter hatte<br />

bereits e<strong>in</strong>ige Ideen, wie Frau Ka <strong>in</strong> der Kl<strong>in</strong>ik s<strong>in</strong>nvoll und ihren Fähigkeiten entsprechend,<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden könnte. In e<strong>in</strong>em persönlichen Gespräch hat er ihr angeboten, mit stark<br />

körperlich und teilweise geistig beh<strong>in</strong>derten K<strong>in</strong>dern Spielprogramme auszuarbeiten oder<br />

die K<strong>in</strong>der nach ihren Möglichkeiten zu betreuen. Das Angebot könnte im Team oder E<strong>in</strong>zeln<br />

wahrgenommen werden. Frau Ka wünschte e<strong>in</strong>e Bedenkzeit und hat danach das Angebot<br />

abgelehnt. Sie begründete es mit dem Entscheid, etwas völlig Neues machen zu wollen.<br />

Nach e<strong>in</strong>em weiteren Gespräch mit mir, <strong>in</strong> dem sie ihre Vorliebe für Bücher nannte, habe ich<br />

mich bei der Regionalbibliothek bezüglich e<strong>in</strong>er entsprechenden Beschäftigung <strong>in</strong>formiert.<br />

Die Leiter<strong>in</strong> der Bibliothek war <strong>in</strong>teressiert und nach Rücksprache mit dem gesamten Team<br />

der Bibliothek, erhielten wir e<strong>in</strong>e Zusage für die Kooperationsvere<strong>in</strong>barung. Gleichzeitig<br />

wurde e<strong>in</strong> Term<strong>in</strong> für e<strong>in</strong> Vorstellungsgespräch mit Frau Ka vere<strong>in</strong>bart.<br />

Für Herrn Be, der gelernter Maler ist, konnte e<strong>in</strong> Beschäftigungsplatz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Baufirma<br />

gefunden werden. Herr Be war bereit an e<strong>in</strong>em Tag <strong>in</strong> der Woche ca. 6 Stunden zu arbeiten.<br />

Am ersten Arbeitstag hat er sich verschlafen. Dadurch erschwerte sich der Wiedere<strong>in</strong>stieg<br />

für ihn zusätzlich. Herr Be schämte sich dafür und schrieb das Missl<strong>in</strong>gen den Medikamenten<br />

zu, die ihn nachts nicht schlafen liessen. Erst nach e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Gespräch des Job<br />

Coach mit Herrn Be und dem Arbeitgeber, <strong>in</strong> welchem nochmals versichert wurde, dass Herr<br />

Be starten könne, wann immer es für ihn stimmig sei, schaffte er den E<strong>in</strong>stieg. Mehrere<br />

Wochen arbeitete Herr Be unregelmässig auf verschiedenen Baustellen. Als Schwierigkeit<br />

gab er weiterh<strong>in</strong> an, durch die E<strong>in</strong>nahme von Medikamenten unter Schlafstörungen zu<br />

leiden, was ihm das Aufstehen am frühen Morgen erschwere. Vor zwei Wochen lernte Herr<br />

Be, Menschen vom Besuchsdienst im Bezirk Affoltern kennen. Die Begegnung weckte <strong>in</strong> ihm<br />

das Interesse an der Freiwilligenarbeit. Im Bezugspersonengespräch wurde ersichtlich, dass<br />

Herr Be mit den anstrengenden Tätigkeiten auf dem Bau körperlich überfordert ist. Auf<br />

Grund se<strong>in</strong>er persönlichen Lebenserfahrungen wünscht er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e soziale Tätigkeit wechseln<br />

zu können. Wir unterstützen Herr Be dar<strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Plan so weit wie möglich selbst zu<br />

realisieren. Selbständig hat er e<strong>in</strong> Gespräch mit der zuständigen Leiter<strong>in</strong> des Besuchsdiensts<br />

geführt und sich dabei für den nächsten E<strong>in</strong>führungskurs e<strong>in</strong>geschrieben. Ich anerkenne und<br />

freue mich über se<strong>in</strong>e Eigen<strong>in</strong>itiative und b<strong>in</strong> gespannt auf die weiteren Schritte von Herrn<br />

Be..<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 24


Verlässt e<strong>in</strong> Beschäftigungsnehmer den Arbeitsplatz nach kurzer Zeit wieder, wird im<br />

Gespräch der Fokus auf die Erkenntnisse und vorhandenen Ressourcen gelegt. Als Job Coach<br />

bewerte ich alle Erfahrungen der Klienten als Erfolge. Me<strong>in</strong>e Aufgabe als Job Coach ist es<br />

den Klienten zu ermutigen, das Resultat als Grundlage für den nächsten Schritt zu sehen.<br />

Möglicherweise wird der Klient e<strong>in</strong>e weitere Phase des Rückzugs durchleben, bevor e<strong>in</strong><br />

erneuter E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Beschäftigung möglich wird. Wie oben beschrieben, können erste<br />

Erfahrungen dazu führen, dass andere Fähigkeiten und Bedürfnisse erkannt werden und<br />

diese verstärkt als Wunsch für e<strong>in</strong>e Tätigkeit <strong>in</strong>s Gespräch kommen. Nicht jedem Menschen<br />

gel<strong>in</strong>gt der E<strong>in</strong>stieg auf Anhieb. Die Selbstbestimmung der Klienten während dem gesamten<br />

Prozess muss gegeben se<strong>in</strong>.<br />

Menschen, die den E<strong>in</strong>stieg schaffen, sollten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ersten Phase engmaschig begleitet<br />

werden. Während der E<strong>in</strong>arbeitungszeit ist e<strong>in</strong> regelmässiges Nachfragen beim<br />

Beschäftigten und beim Arbeitgeber sehr wichtig. So können Bedürfnisse und Erwartungen<br />

von beiden Seiten sofort erkannt und besprochen werden. Beide Seiten werden dar<strong>in</strong><br />

bestärkt ihre Ansichten zu äussern und Schwierigkeiten anzusprechen. Wenn nötig hilft der<br />

Job Coach mit das Verständnis für Menschen mit Erkrankungen bei der übrigen Belegschaft<br />

zu fördern. Dies unter Berücksichtigung, dass es auf Wunsch oder mit E<strong>in</strong>willigung des<br />

Klienten passiert.<br />

5.4. Begleitung mit hoher Psychodynamik<br />

Psychische Bee<strong>in</strong>trächtigung ist nicht sichtbar und deshalb für alle Beteiligten schwer<br />

e<strong>in</strong>zusehen und nachzuvollziehen. Erkrankte wirken für Arbeitgeber und Berufskollegen oft<br />

wie Sonderl<strong>in</strong>ge, die an e<strong>in</strong>em Tag grosse Leistung erbr<strong>in</strong>gen, sich aber am nächsten Tag<br />

abmelden, mit Begründungen wie: Ich konnte nachts nicht schlafen, mir ist übel usw. Diese<br />

Veränderung kann auch <strong>in</strong>nerhalb von Stunden passieren. Dazu kommt das Unvermögen mit<br />

dem Arbeitgeber oder dem Job Coach über ihr Leiden zu sprechen. Die E<strong>in</strong>sicht, über ihre<br />

Bef<strong>in</strong>dlichkeit mit den beteiligten Personen zu reden, ist schambehaftet und fehlt <strong>in</strong> diesem<br />

Moment gänzlich. Es kommt vor, dass Klienten <strong>in</strong> dieser Phase aus dem Beschäftigungs-<br />

programm aussteigen. Für mich als Job Coach ist es e<strong>in</strong>e wichtige Erkenntnis, jede kle<strong>in</strong>e<br />

Veränderung bei Erkrankten als Erfolg zu werten, egal wie sich diese zeigt. Ich darf es nicht<br />

als persönliches Versagen sehen, wenn e<strong>in</strong> Mensch sich nach kurzer Zeit wieder aus dem<br />

Projekt zurück zieht.<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 25


6. Früherfassung e<strong>in</strong> Angebot für Arbeitgeber<br />

Die 5. IV-Revision sieht explizit „Früherfassung“ als gleichberechtigtes Angebot neben der<br />

„Re<strong>in</strong>tegration“ vor. Die Innovation unseres Projektes besteht <strong>–</strong> neben der vollständigen<br />

F<strong>in</strong>anzierung der externen Beschäftigung und Übernahme aller Adm<strong>in</strong>istration- <strong>in</strong> der<br />

Früherfassung psychiatrischer und sozialer Probleme <strong>in</strong>nerhalb der gesamten Belegschaft.<br />

Wie bereits erwähnt, ist es das Ziel dieser Früherfassung, den Arbeitgeber und den<br />

betroffenen Mitarbeitenden- so zu begleiten und zu beraten, dass e<strong>in</strong> Arbeitsplatzverlust<br />

vermieden werden kann. Grundsätzlich ist Vertrauen <strong>in</strong> die beratende Person und die<br />

tragende Institution- Voraussetzung, dass überhaupt Früherkennung möglich ist. Erst<br />

Vertrauen schafft Bed<strong>in</strong>gungen, dass Mitarbeitende oder der Betriebsleiter, das<br />

Früherkennungsangebot überhaupt <strong>in</strong> Anspruch nehmen. Psychische und soziale Probleme,<br />

die zu häufigen Absenzen am Arbeitsplatz führen, s<strong>in</strong>d Scham- und schuldbesetzt. Kaum e<strong>in</strong><br />

Arbeitnehmender wendet sich an e<strong>in</strong>e ihm unbekannte Person, wenn er wegen<br />

Depressionen oder massiver Eheprobleme häufig am Arbeitsplatz fehlt (fehlen muss) und so<br />

se<strong>in</strong>en Arbeitsplatz gefährdet. Ebenso wendet sich kaum e<strong>in</strong> Arbeitgeber an e<strong>in</strong>e anonyme<br />

Beratungsstelle, wenn er sich wegen der Absenzen e<strong>in</strong>es geschätzten Mitarbeiters Sorgen<br />

macht. Früherfassung <strong>in</strong> Anspruch zu nehmen, erfordert Mut und auch das E<strong>in</strong>geständnis<br />

Hilfe zu benötigen.<br />

Erfolgreiche Früherfassung muss e<strong>in</strong>e möglichst niedrige Schwelle haben. Unser Ansatz<br />

beruht deshalb auf der Verknüpfung von Re<strong>in</strong>tegration und Früherfassung durch die gleiche<br />

Fachperson. Über die Beschäftigungsmassnahmen der psychisch beh<strong>in</strong>derten Personen ist<br />

die begleitende Fachperson dem Arbeitgeber und den unmittelbar vorgesetzten Personen<br />

im Kooperationsbetrieb bekannt. Die Belegschaft weiss, dass der „neue Mitarbeitende“<br />

psychische Beh<strong>in</strong>derungen hat und durch e<strong>in</strong>e Fachperson betreut wird. Der Arbeitgeber ist<br />

über die Trägerschaft des Coach<strong>in</strong>gs <strong>in</strong>formiert und hat Vertrauen <strong>in</strong> diese Fachperson (sonst<br />

wäre kaum e<strong>in</strong>e Kooperationsvere<strong>in</strong>barung getroffen worden). Sowohl Mitarbeitende als<br />

auch die Geschäftsleitung wissen, dass sie sozusagen „e<strong>in</strong>e Fachperson für psychische und<br />

soziale Probleme im Hause haben“ Kurz-und-gut: Die Türe ist geöffnet und die Früherfassung<br />

wird als Angebot dankbar angenommen. Die Schwelle ist so äusserst tief und die Erfassung<br />

kann so „früh“ erfolgen (wie es ja auch <strong>in</strong> der 5. IV-Revision vorgesehen ist). E<strong>in</strong> weiterer<br />

Vorteil dieser Verknüpfung ist die Tatsache, dass dem Satz „E<strong>in</strong>e Hand wäscht die andere“<br />

genüge getan wird. Der Arbeitgeber bekommt e<strong>in</strong>e echte Gegenleistung für se<strong>in</strong>en Aufwand<br />

bei der Beschäftigung der Beh<strong>in</strong>derten und die Chance für e<strong>in</strong>e Beschäftigung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Betrieb wird durch das Zusatzangebot erhöht (Anhang Seite 31)<br />

Für mich persönlich ist die Früherfassung am Arbeitsplatz e<strong>in</strong> wichtiger Ansatz. Sie ist<br />

gleichermassen e<strong>in</strong>e Bereicherung sowohl für den Arbeitgeber, die Arbeitnehmer und hat<br />

e<strong>in</strong>en positiven E<strong>in</strong>fluss auf die Kosten im Gesundheitswesen.<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 26


7. Projektergebnis<br />

7.1. Erkenntnis<br />

Seit Projektbeg<strong>in</strong>n im April 09 wurden 32 Betriebe befragt. Davon machten 21 bereits<br />

Erfahrungen mit beh<strong>in</strong>derten Menschen. Vorwiegend wurden Erlebnisberichte von<br />

körperlich e<strong>in</strong>geschränkten Personen erzählt. In den meisten Fällen wurden sie als positive,<br />

aber auch aufwändige Erfahrungen beschrieben. Krankheitsbed<strong>in</strong>gte Ausfälle durch zu hohe<br />

Erwartung, Schwierigkeiten mit Mitarbeitern und private Sorgen s<strong>in</strong>d regelmässige<br />

Vorkommnisse. Sie belasten Arbeitgeber und gesunde Mitarbeiter oft stark. Durch schlechte<br />

Aufklärung können gesunde Mitarbeiter selten nachvollziehen, dass Menschen mit<br />

Beh<strong>in</strong>derungen schneller an ihre Grenzen stossen, dadurch weniger belastbar s<strong>in</strong>d und öfter<br />

fehlen im Betrieb. Als äusserst schwierig und kaum tragbar wurden Menschen mit<br />

Suchterkrankungen beschrieben. Arbeitgeber, die Erfahrungen mit Süchtigen gemacht<br />

haben s<strong>in</strong>d mit grossen Vorurteilen gegenüber jeder Art von Beh<strong>in</strong>derung geprägt. Sie waren<br />

<strong>in</strong> der Vergangenheit konfrontiert mit Leistungsschwäche, regelmässigen Absenzen des<br />

Mitarbeiter, Lug und Betrug. Zuverlässigkeit <strong>in</strong> jeder Form ist e<strong>in</strong> Bedürfnis der Arbeitgeber,<br />

das wir nicht garantieren können. Wichtig s<strong>in</strong>d gegenseitig Informationen und Erfahrungen<br />

auszutauschen und dar<strong>in</strong> ehrlich und respektvoll zu se<strong>in</strong>.<br />

Durch erhöhte Qualitätsanforderungen und zeitlichen Leistungsdruck tragen die Job Coachs<br />

e<strong>in</strong>e Verantwortung gegenüber den Beh<strong>in</strong>derten und der Arbeitgeber gleichermassen. Es ist<br />

wichtig, die Anzahl der beschäftigten Personen mit e<strong>in</strong>er Erkrankung, der Grösse und den<br />

Möglichkeiten der Firma entsprechend anzupassen. Zu klären s<strong>in</strong>d Anzahl Arbeitnehmer und<br />

die Zahl der bereits im Betrieb mitarbeitenden Beh<strong>in</strong>derten. So kann zusammen mit dem<br />

Personalverantwortlichen e<strong>in</strong>e gut verträgliche Zusammensetzung herausgefiltert werden.<br />

Betriebe die ihrer Grösse entsprechend bereits IV- Bezüger beschäftigen, werden über das<br />

Projekt gut <strong>in</strong>formiert, um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt die Situation wieder neu<br />

anzuschauen. Erfreulicherweise konnte ich feststellen, dass zum heutigen Zeitpunkt 2/3 der<br />

befragten Betriebe im Bezirk Affoltern Menschen mit Beh<strong>in</strong>derungen beschäftigen oder <strong>in</strong><br />

der Vergangenheit beschäftigt haben.<br />

Die Entscheidungsf<strong>in</strong>dungen für oder gegen e<strong>in</strong>en Beschäftigungsplatz von Seiten der<br />

Arbeitgeber s<strong>in</strong>d vielfältig:<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 27


7.2. Beispiele<br />

In der Firma K. mit 200 Angestellten arbeitet e<strong>in</strong>e Person mit e<strong>in</strong>er körperlichen und e<strong>in</strong>e<br />

Person mit e<strong>in</strong>er psychischen Erkrankung. Personalchef oder Abteilungsleiter nehmen<br />

regelmässig an Standortgesprächen mit Ärzten oder Sozialbegleitern teil. In den jährlichen<br />

Mitarbeitergesprächen wird die Bef<strong>in</strong>dlichkeit thematisiert und allenfalls professionelle Hilfe<br />

beigezogen. Der Leiter der Personalabteilung Herr B. war sehr <strong>in</strong>teressiert an unserem<br />

Projekt und begeistert vom Angebot der Begleitung durch das Wohnheim. Zum jetzigen<br />

Zeitpunkt könnte lediglich e<strong>in</strong>e Abteilung e<strong>in</strong>en Menschen mit e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derung<br />

aufnehmen. Dieser Platz ist jedoch momentan durch e<strong>in</strong>en IV- Bezüger mit körperlicher<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigung besetzt, welcher starke Aufmerksamkeit erfordert. Es wird vere<strong>in</strong>bart, dass<br />

sich Herr B. bei uns meldet, sobald sich e<strong>in</strong>e Änderung ergibt.<br />

Die Firma WT mit 8 Angestellten beschäftigte vor mehreren Jahren e<strong>in</strong>en Mann mit e<strong>in</strong>er<br />

körperlichen Bee<strong>in</strong>trächtigung. Die Er<strong>in</strong>nerung an die damalige Situation ist positiv und hilft<br />

e<strong>in</strong>en erneuten Beschäftigungsplatz zu aktivieren.<br />

In der Firma AB mit 35 Angestellten wurde noch nie e<strong>in</strong>e beh<strong>in</strong>derte Person e<strong>in</strong>gestellt. Der<br />

Personalchef Herr M. (ca. 30 Jahre alt) trägt e<strong>in</strong> Hörgerät. Er versichert mir, die<br />

Schwierigkeiten der Beh<strong>in</strong>derten sehr gut nachvollziehen zu können. Trotz se<strong>in</strong>em<br />

Verständnis entscheidet er sich gegen e<strong>in</strong>e Teilnahme am Beschäftigungsprojekt und<br />

begründet se<strong>in</strong>en Entscheid mit zu hoher Belastung und zu starkem Leistungsanspruch an<br />

die Angestellten.<br />

In der Firma SCH. arbeiten 6 Angestellte. Davon e<strong>in</strong>e Person mit 50% IV durch e<strong>in</strong>e<br />

körperliche Bee<strong>in</strong>trächtigung. Herr Sch. entscheidet sich für e<strong>in</strong>e Teilnahme, er machte <strong>in</strong><br />

der Vergangenheit grundsätzlich positive Erfahrungen, sieht sich aber nicht <strong>in</strong> der Lage, bei<br />

zwischenmenschlichen Problemen die Gespräche mit Angestellten <strong>in</strong> diesem Punkt selber zu<br />

führen. Herr Sch. ist begeistert von unserem Angebot der Früherkennung. Er unterschreibt<br />

den Kooperationsvertrag und nimmt nach kurzer Zeit Kontakt mit uns auf für e<strong>in</strong>e Beratung<br />

betreffend dem Angestellten mit Beh<strong>in</strong>derung.<br />

Von den 32 kontaktierten Betrieben im Bezirk Affoltern am Albis, haben sich alle positiv zu<br />

unserem Beschäftigungsprojekt geäussert. Allen ist e<strong>in</strong>e Kostensenkung im Sozial- und<br />

Gesundheitswesen wichtig. Viele setzen sich dafür auch persönlich e<strong>in</strong>. Von den besuchten<br />

Firmen haben bis zum heutigen Tag 14 Arbeitgeber die Kooperationsvere<strong>in</strong>barung (s.<br />

Anhang) unterschrieben. Vier Firmen s<strong>in</strong>d noch <strong>in</strong> der Entscheidungsphase und e<strong>in</strong> Betrieb<br />

unterstützt zurzeit den Jugendstrafvollzug, kann sich jedoch künftig e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit<br />

mit psychisch Beh<strong>in</strong>derten Menschen vorstellen.<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 28


8. Schlusswort<br />

Interesse, Offenheit für Neues, das Wissen über Beratung, wohlwollende Gesprächsführung<br />

und Verständnis für Problemsituationen s<strong>in</strong>d gute und wichtige Grundlagen für die<br />

berufliche Begleitung von Menschen mit Beh<strong>in</strong>derungen. Die Machbarkeit und Grenzen<br />

liegen immer bei den Klienten. Geme<strong>in</strong>sam versuchen Job Coach und Klienten den für sie<br />

richtigen Weg und das für sie geltende Gleichgewicht zu f<strong>in</strong>den. Nur der Klient kennt den für<br />

ihn „richtigen Zeitpunkt“, das heisst jede Veränderung bed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>en Prozess mit<br />

verschiedenen Stadien. Es gibt ke<strong>in</strong> Rezept wie Beh<strong>in</strong>derte <strong>in</strong> die Berufswelt re<strong>in</strong>tegriert<br />

werden können. Zeit, Geduld und Kreativität helfen, <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Schritten neue Ziele zu<br />

f<strong>in</strong>den und diese umzusetzen.<br />

Das Projekt des Wohnheim Central wurde im April <strong>2009</strong> gestartet und steht noch <strong>in</strong> den<br />

K<strong>in</strong>derschuhen. Bis heute bef<strong>in</strong>den sich 14 Firmen im Beschäftigungspool, was durchaus als<br />

Erfolg gewertet werden kann.<br />

Für mich ist es e<strong>in</strong>e Freude und Bereicherung das hier beschriebene Konzept von Herrn<br />

Alexander Koerdt vertreten zu dürfen. Unsere Vorgehensweise ist stets Lösungs- und<br />

Ressourcen orientiert. Alle Beteiligten sollen sich mit dem Resultat identifizieren können,<br />

egal wie dies im E<strong>in</strong>zelfall aussieht. Das Suchen von Beschäftigungsplätzen sowie das<br />

Begleiten unserer Klienten, helfen mir sozialtherapeutischen Fähigkeiten anzuwenden und<br />

weiter zu entwickeln.<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 29


Kooperationsvere<strong>in</strong>barung<br />

zwischen<br />

Sozialtherapeutisches Wohnheim Central<br />

Centralweg 10<br />

8910 Affoltern a.A.<br />

und.............................................................<br />

...................................................................<br />

...................................................................<br />

zuständig:...................................................<br />

Ziel dieser Vere<strong>in</strong>barung ist die Umsetzung e<strong>in</strong>es betrieblichen<br />

Beschäftigungsprogramms für IV-Bezüger.<br />

Beide Parteien vere<strong>in</strong>baren geme<strong>in</strong>sam IV-Bezügern die betriebliche Beschäftigung<br />

zu ermöglichen.<br />

Das Wohnheim übernimmt dazu folgende Aufgaben:<br />

1. Zahlung e<strong>in</strong>er Entlöhnung für die Zeit der Anwesenheit im Betrieb<br />

2. Unfallversicherung<br />

3. Sozialabgaben<br />

4. Jobcoach<strong>in</strong>g des Vorgesetzen<br />

5. Beratung der Belegschaft bei psychischen Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

(Krankheitsprävention)<br />

Der Betrieb übernimmt im Gegenzug folgende Aufgaben:<br />

1. Beschäftigung des IV-Bezügers gemäß se<strong>in</strong>er Leistungsfähigkeit<br />

2. Integration <strong>in</strong> den Betriebsalltag<br />

3. Teilnahme des Vorgesetzen an Standortgesprächen im Betrieb<br />

4. Schriftliche Leistungsbeurteilung bei Programmabschluss<br />

Affoltern a.A. den...........................<br />

Ursi Iseli Beschäftigungsbetrieb<br />

...................................................... .................................................<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 30


Vere<strong>in</strong>barung über Beschäftigung<br />

Name.....................................................Vorname............................geb..............................<br />

Wohnadresse.................................................................................................<br />

Im Betrieb........................................................................................................<br />

Zuständig.........................................................................................................<br />

Die Beschäftigung beg<strong>in</strong>nt am.................................und endet am................./auf Widerruf.<br />

Die Beschäftigung beträgt...................Stunden / pro Woche.<br />

Jeweils von......................bis...........................an den Wochentagen.................................<br />

Die Beschäftigung umfasst folgende Tätigkeiten:<br />

.............................................................................<br />

.............................................................................<br />

Die Entlöhnung erfolgt vom Wohnheim für e<strong>in</strong>en Stundenansatz von Fr...............<br />

nur für tatsächlich geleistete Beschäftigung.<br />

Der Beschäftigte führt e<strong>in</strong> Rapportbuch, das jeweils bis zum 15.d.M. vom zuständigen<br />

Mitarbeitenden visiert wird. Die Auszahlung durch das Wohnheim erfolgt <strong>in</strong> der ersten<br />

Woche des folgenden Monats auf:<br />

Konto <strong>–</strong> Nr......................................................Bank / Post................................................<br />

AHV-Nr:.........................................................<br />

Die Vere<strong>in</strong>barung kann beidseitig und jederzeit ohne Begründung gekündigt werden.<br />

Ort.......................................Datum<br />

Unterschrift Betrieb Unterschrift Beschäftigte Unterschrift Wohnheim<br />

Copie: Buchhaltung SD<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 31


Lebenslauf<br />

Name Vorname Iseli <strong>–</strong>Huber Ursula<br />

Adresse Alte Hed<strong>in</strong>gerstrasse 15<br />

8910 Affoltern am Albis<br />

Telefon 079 287 60 70<br />

Heimatort Lützelflüh BE<br />

Zivilstand geschieden 2 K<strong>in</strong>der 1988/1990<br />

Geburtsdatum 14.05.1959<br />

Besuchte Schulen 6 Jahre Primarschule Affoltern am Albis 66 - 72<br />

3 Jahre Sekundarschule Affoltern am Albis 72 <strong>–</strong> 75<br />

1 Jahr Fremdsprachenaufenthalt Yverdon VD 75 -76<br />

3 Jahre Berufslehre Fotolaborant<strong>in</strong> 76 <strong>–</strong> 79<br />

1 Jahr Bürofachschule 93 -94<br />

3 Jahre Schule für Kunsttherapie 96 -99<br />

3 Jahre <strong>Zusatzausbildung</strong> <strong>Sozialpsychiatrie</strong> seit 06 iA<br />

Bisherige Arbeitgeber Confiserie Schneider Yverdon<br />

Foto Hefti Zürich<br />

Foto Grau Zug<br />

ACU Computer AG Zürich<br />

Primarschulpflege Aeugst am Albis<br />

Reit/Fahrsport Zentrum Iseli, 90 - 04 Mitarbeit<br />

Familienbetrieb<br />

Sozialdienst Affoltern am Albis<br />

Sozialtherapeutisches Wohnheim Central seit Sep.04<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 32


Früherfassung von erkrankten<br />

Mitarbeitenden.....................................................<br />

Wir s<strong>in</strong>d für Sie da, wenn:<br />

Mitarbeitende häufig wegen Erkrankungen am Arbeitsplatz fehlen,<br />

Erkrankte Mitarbeitende nicht wissen wo Sie die beste mediz<strong>in</strong>ische / soziale<br />

Hilfe bekommen,<br />

Die Fehlzeiten von Mitarbeitenden die Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen belasten,<br />

Die Arbeitsqualität so schlecht wird, dass über Kündigung nachgedacht wird.<br />

Dann helfen wir Ihnen, <strong>in</strong>dem wir:<br />

Die richtige mediz<strong>in</strong>ische / soziale Hilfe f<strong>in</strong>den,<br />

Ihre Mitarbeitenden im Umgang mit der Erkrankung unterstützen,<br />

Sie - als Arbeitgebenden <strong>–</strong> über f<strong>in</strong>anzielle Unterstützungsmöglichkeiten<br />

beraten<br />

Bitte melden Sie sich frühzeitig bei:<br />

Alexander Koerdt<br />

(Psychologe FSP)<br />

Tel: 044 / 760 21 35<br />

Mail: wohnheim@sdaffoltern.ch<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 33


Arbeitszeitenerfassung<br />

von.........................................................................................<br />

Monat...................................<br />

Datum:<br />

Von: Bis: Anzahl<br />

Stunden:<br />

Unterschrift<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 34


Abgabe bis 15. des Monats.<br />

Tätigkeitsbeschrieb Ed<br />

Hier also die versprochenen Beschäftigungs-Gedanken und der 'Führersche<strong>in</strong> auf Schienen'<br />

Seit e<strong>in</strong>igen Wochen b<strong>in</strong> ich 'nur' auf 3 'Baustellen' tätig. Sicher 1 Tag jede Woche im erlernten Beruf<br />

auf e<strong>in</strong>em Landwirtschafts-Betrieb <strong>in</strong> Herferswil; das gibt etwas Abwechslung und die Möglichkeit,<br />

Erfahrung zu sammeln (und 'tra<strong>in</strong>ieren').<br />

Im Weiteren b<strong>in</strong> ich, wenn nicht grad auf Reisen, 4-5 Tage pro Woche beim ZH-Oberländer<br />

Dampfbahnvere<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Remise (beim 'grossen Bruder' SBB würde dies heutzutage wohl<br />

'Industriewerk' genannt) Uster; dort erledigen wir e<strong>in</strong>en recht ansehnlichen Teil des Rollmaterial-<br />

Unterhalts dieses Vere<strong>in</strong>s, das da s<strong>in</strong>d vor Allem die Dampfloks. Dabei s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>erseits die alljährlichen<br />

'W<strong>in</strong>ter-Arbeiten' wie <strong>in</strong>nere und äussere Re<strong>in</strong>igung und allerhand dabei anfallende<br />

technische Reparaturen und Verbesserungen zu besorgen. Dazu kommen (<strong>in</strong> letzter Zeit - ehrlich<br />

gesagt LEIDER) allerhand ausserplanmässige grössere Reparaturen (Neuanfertigung und E<strong>in</strong>passen<br />

e<strong>in</strong>er angerissenen Kolbenstange e<strong>in</strong>es 'Tigers', Neuanfertigung sämtlicher Triebstangen-Lager sowie<br />

des Feuer-Rostes an der Lok 'Schwyz', ziemlich umfangreiche Reparaturarbeiten an e<strong>in</strong>em Kessel,<br />

vom Kessel<strong>in</strong>spektor so verlangt und vorgeschrieben).<br />

Daneben haben wir <strong>in</strong> Uster seit bald 2 Jahren auch ausreichend Kapazität für Wagen-<br />

Totalrevisionen.....alles was sich abschrauben lässt, wird dabei abgeschraubt, sandgestrahlt, neu<br />

gestrichen und wieder am richtigen Ort angeschraubt.<br />

Das erschliesst mir E<strong>in</strong>blicke und Kenntnisse, die ich mir bis vor noch nicht allzulanger Zeit 'nie im<br />

Leben' hätte vorstellen können.<br />

Daneben b<strong>in</strong> ich oft im (ehemaligen SBB-)Depot Koblenz tätig; dort ist seit bald 2 Jahren offiziell die<br />

Drais<strong>in</strong>ensammlung Fricktal beheimatet. In Koblenz s<strong>in</strong>d wir, gemessen an den Baujahren der<br />

Fahrzeuge, 30-50 Jahre (oder gar noch mehr) jünger als <strong>in</strong> Uster. E<strong>in</strong> Teil der Fahrzeuge s<strong>in</strong>d bei der<br />

SBB sowie e<strong>in</strong>igen Privatbahnen überzählich gewordene Drais<strong>in</strong>en; daneben e<strong>in</strong>ige Güterwagen (die<br />

v.a. als fahrbare Lagerräume fungieren) und schliesslich fast als 'Flaggschiffe' der 'Aargauer Pfyl' (fuhr<br />

bis 1997 reguläre Züge zwischen Wohlen und Meisterschwanden) sowie 'der RB', der Prototyp e<strong>in</strong>es<br />

seit den 60er-Jahren recht verbreiteten SBB-Triebwagens.<br />

Auch diese Fahrzeuge brauchen Unterhalt und Pflege, manchmal auch grössere Reparaturen....und<br />

auch wenn's eben e<strong>in</strong>e modernere 'Generation' ist, möcht' ich's als Erfahrungssammlung und<br />

Kenntnisse nicht mehr missen<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 35


Auch die Geselligkeit kommt dabei nicht zu kurz; jeweils nach getaner Arbeit oder auch auf e<strong>in</strong>er<br />

weiteren Fahrt <strong>in</strong> fremde Werkstatt-Gefilde hat auch 'Anderes' als nur pragmatisch das Arbeiten<br />

se<strong>in</strong>en Platz und Berechtigung.<br />

Dann....noch e<strong>in</strong> Weiterer Aspekt....damit ich auch selber mich werde nützlich machen können....b<strong>in</strong><br />

ich zur Zeit daran, mir e<strong>in</strong>en 'Lehrbetrieb' ausf<strong>in</strong>dig zu machen für e<strong>in</strong>en ersten Teil Theorie- und<br />

Praxisausbildung auf Schienenfahrzeugen; e<strong>in</strong> erster Schritt dah<strong>in</strong> ist die Kategorie B; sobald ich diese<br />

Prüfung samt Ausweis habe, werde ich 'weitermachen' bis ich schliesslich die Kategorie C<br />

'machen'.....damit b<strong>in</strong> ich ausgebildet und geprüft für Fahrten auf dem SBB-(und 'zugewandte')<br />

Schienennetz mit v/max. 100 km/h und Lastbeschränkung auf 600 to. auf längeren Gefällestrecken<br />

(z.B. Göschenen-Erstfeld, Airolo-Biasca etc.); WOBEI....das sogenannte 'P-Modul' muss ich noch<br />

zusätzlich lernen und mich prüfen lassen; das ist notwendig und gültig für das gewerbsmässige<br />

'umewägele' von zahlenden Fahrgästen (mal e<strong>in</strong> 'Personalausflug' mag noch durchgehen....da zahlt ja<br />

niemand e<strong>in</strong> Ticket, und allzuviele Reisende s<strong>in</strong>d nicht im Zug.<br />

So, geschätzte Ursi....es ist mir durchaus bewusst, dass obiger Bericht den Umfang e<strong>in</strong>es kurzen<br />

'Abrisses' bei weitem sprengt....aber e<strong>in</strong>ige Gedankengänge und v.a. Erläuterungen lassen sich dabei<br />

nicht gänzlich ausblenden. Was die 'langen Gefällestrecken' angeht....lassen sich diese <strong>in</strong> der<br />

'Verordnung zum Führen von Triebfahrzeugen' nachlesen (zu f<strong>in</strong>den auf der Homepage des<br />

Bundesamtes für Verkehr bav.adm<strong>in</strong>.ch/Dokumentation/Vorschriften oder <strong>in</strong> der<br />

Gesetzessammlung).<br />

ZASP <strong>2006</strong> bis <strong>2009</strong> Ursula Iseli 36

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