Schwester vom Fach - DRK-Schwesternschaft Berlin
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© ARCHIV <strong>DRK</strong> KLINIKEN BERLIN<br />
hedwig<br />
»Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben« CICELY SAUNDERS<br />
Das Westend-Krankenhaus<br />
Charlottenburg, um 1900:<br />
Seit knapp 25 Jahren ist die Stadt<br />
eigenständig – der Provinziallandtag<br />
hatte Charlottenburg zum 1. Januar<br />
1877 aus dem Kreis Teltow ausgegliedert.<br />
Die Stadt hat ihre Einwohnerzahl<br />
in den vergangenen<br />
drei Jahrzehnten verzehnfacht,<br />
über 200.000 Menschen leben hier.<br />
Bis 1910 werden noch einmal hunderttausend<br />
hinzukommen. In der Provinz<br />
Brandenburg sind Charlottenburg und<br />
<strong>Berlin</strong> damit die einzigen Großstädte. Für<br />
die Krankenversorgung ist das Krankenhaus<br />
in der Kirchstraße längst zu klein.<br />
Einen Neubau hat die Stadtverordnetenversammlung<br />
1895 beschlossen – am<br />
Fürstenbrunner Weg soll er nun entstehen.<br />
Dort, wo sich früher der Pferdemarkt<br />
befand. Der Magistrat beauftragt den<br />
renommierten Architekten Heino Schmieden,<br />
zusammen mit Martin Gropius hat er<br />
„Gropius & Schmieden“ gegründet: das<br />
erste freie Architekturbüro <strong>Berlin</strong>s. Beide<br />
haben sich auf den Bau von Krankenhäusern<br />
spezialisiert. Nur zwei Jahre<br />
braucht Schmieden, dann sind seine<br />
Pläne für das neue Krankenhaus fertig<br />
gezeichnet und von der Stadt freigegeben.<br />
Der Architekt hat sich für die<br />
„Pavillonbauweise“ entschieden: Um eine<br />
grüne Mittelachse gruppiert er acht<br />
Krankenhauspavillons mit Sälen für die<br />
Patienten, hinzu kommen das Badeund<br />
Operationshaus und der wuchtige<br />
Verwaltungstrakt an der Spandauer<br />
Chaussee. Schmieden lässt sich von<br />
Fritz Karl Bessel-Hagen beraten – der<br />
Mediziner wird später zum Direktor<br />
des „Städtischen Krankenhauses Charlottenburg-Westend“<br />
ernannt. 1901 rücken<br />
die Bautrupps an, ein Jahr später steht<br />
der Rohbau – jetzt kann der Innenausbau<br />
beginnen. Wie bei der Gebäudeanordnung<br />
werden auch hier „Hygiene“ und<br />
„Desinfektion“ zu baulichen Vorgaben,<br />
von Bessel-Hagen formuliert und durch<br />
Schmieden zu Papier gebracht. Der Arzt<br />
bringt sich ein, er erfindet Geräte zur<br />
Desinfektion und veranlasst den Einbau<br />
einer hochmodernen Haustechnik.<br />
Das Team Bessel-Hagen/Schmieden entwickelt<br />
ein völlig neuartiges Lüftungssystem<br />
für das Westend – die Lüftungs-<br />
rohre, die bei den Kopfbauten aus der<br />
Dachmitte ragen, werden später mit<br />
ihren Verkleidungen die Silhouette der<br />
Klinik prägen. Es dauert zwei Generationen,<br />
bis sich das Westend der nächsten<br />
großen baulichen Veränderung unterzieht.<br />
1971 öffnet die „Kopfklinik“, ein<br />
funktionaler Zehnstöcker, der den<br />
Nordwestteil des Krankenhausgeländes<br />
dominiert. Der aber auch das neue<br />
„Wahrzeichen“ der Klinik ist und für die<br />
Spitzenmedizin steht, die im Westend<br />
angeboten wird. Ein Krankenhaus hat<br />
eine kurze Halbwertszeit. Medizin und<br />
Pflege verlangen ständig nach neuen<br />
Infrastrukturen für ihre Arbeiten.<br />
Ende der achtziger Jahre ist der historische<br />
Krankenhausteil veraltet: Umbauen<br />
und Renovieren ist immer teurer als<br />
neu bauen. Es wird laut darüber nachgedacht,<br />
die historischen Pavillons durch<br />
funktionale Betonbauten zu ersetzen.<br />
Die Pläne bleiben glücklicherweise in der<br />
Schublade: Backsteinhäuser und Plattenbau<br />
legen auch in den nächsten Jahrzehnten<br />
Zeugnis ab für das gelungene<br />
Miteinander von Tradition und Moderne<br />
– für die <strong>DRK</strong> Kliniken <strong>Berlin</strong> | Westend.<br />
NEWSLETTER DER <strong>DRK</strong>-SCHWESTERNSCHAFT BERLIN E.V. AUSGABE II/2011 17