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Schwester vom Fach - DRK-Schwesternschaft Berlin

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hedwig<br />

»Lache und die Welt lacht mit dir, weine und du weinst allein« ELLA WHEELER WILCOX<br />

In zwei Ausstellungsräumen wird die Geschichte der <strong>DRK</strong>-<strong>Schwester</strong>nschaft <strong>Berlin</strong> erzählt, dabei trennt das<br />

Jahr „1945“ beide nicht nur inhaltlich, auch räumlich markiert es eine Grenze – das Ende und einen Neuanfang.<br />

Das Zimmer links behandelt die Epoche von 1875 bis zum 8. Mai 1945. An seinem hinteren Ende hängt ein Bild,<br />

mitten im Raum: Richtung linker Wand zeigt es eine Gruppenaufnahme von Waldemar Titzenthaler,<br />

auf der anderen Seite sieht man ein Gebäude: das Kaiserin-Augusta-Hospital.<br />

Mit Balgenkamera<br />

und Melone<br />

© CHRISTIAN SCHULZE (1) / ARCHIV <strong>DRK</strong>-SCHWESTERNSCHAFT BERLIN (3)<br />

Otto und die drei Damen <strong>vom</strong> Hospital<br />

Otto Krüger war Fotograf, in Alt-Moabit 131 befand sich vor<br />

hundert Jahren sein Atelier; das Wohn- und Geschäftshaus<br />

wurde im Krieg schwer beschädigt, heute ist hier eine <strong>Fach</strong>hand-<br />

lung für „Arbeitsschutz und Gummiwaren“. Bis zum Kaiserin-<br />

Augusta-Hospital hatte es der Fotograf nicht weit, es waren nur<br />

zehn Minuten Fußweg. Krüger fotografierte das Krankenhaus<br />

einige Male. Die Aufnahme, die in der Ausstellung gezeigt wird,<br />

entstand zwischen 1898 und 1901. Drei Krankenschwestern<br />

sind auf dem Foto zu sehen – und ein Mann, der sich mit einer<br />

der Frauen unterhält: Es ist Otto Krüger, der Fotograf selbst.<br />

Die Voreinstellungen an seiner „Balgenkamera“ hat er persönlich<br />

übernommen: mit der Zahnstange verschob er punktgenau<br />

Objektiv- und Filmstandarte gegeneinander, alles musste präzise<br />

aufeinander abgestimmt werden. Die Kamera wird dann der<br />

Gehilfe ausgelöst haben, alle Anderen hatten sich für Sekunden<br />

nicht zu bewegen, nur <strong>Schwester</strong> Adelheid von Kall schien von<br />

einer „Fotosession“ nichts gewusst zu haben – rechts sieht man<br />

sie aus der Tür kommend. Die beiden anderen <strong>Schwester</strong>n waren<br />

Jenny von der Knesebeck – sie sitzt auf der Bank links am Eingang<br />

– und Helene von Massenbach, die sich mit dem Fotografen<br />

unterhält – eine gestellte Szene. Die Namen der fotografierten<br />

Personen wurden auf einer Postkarte notiert; von wem,<br />

ist nicht überliefert. Diese Karte diente als Vorlage für das<br />

über zehn Mal größere Ausstellungsexponat aus Canvas,<br />

einem mit Leinen bespannten Keilrahmen.<br />

„Herz“ der <strong>Schwester</strong>nschaft<br />

Zum Kaiserin-Augusta-Hospital hat die <strong>Berlin</strong>er <strong>DRK</strong>-<strong>Schwester</strong>nschaft<br />

eine besondere Beziehung. Das Krankenhaus wurde<br />

zwischen 1869 und 1870 für den „<strong>Berlin</strong>er-Frauen-Lazareth-<br />

Verein“ gebaut. Die Schirmherrschaft übernahm dessen Namensgeberin,<br />

Kaiserin Augusta. Der zweigeschossige Backsteinbau<br />

stand auf einem <strong>vom</strong> Kriegsministerium überlassenen Grundstück<br />

an der Scharnhorststraße,<br />

im Norden des Invalidenparks.<br />

Kurz nach der Fertigstellung<br />

erhielt Hedwig von Rittberg von<br />

der Kaiserin das Angebot, Oberin<br />

des Krankenhauses zu werden;<br />

sie zögerte – „ich würde es für<br />

ein Unrecht halten, bei meiner Unkenntnis das Amt zu übernehmen,<br />

weil ich dem Hospital mehr Schaden als Nutzen bringen<br />

könnte“ –, willigte dann aber doch ein. Nach drei Jahren trat<br />

die Gräfin zurück, Probleme mit den Mitarbeitern waren<br />

wohl der Grund. Der 2. Februar 1891 war für vier <strong>Schwester</strong>n<br />

<strong>vom</strong> „Märkischen Haus“ der erste Tag am Augusta-Hospital:<br />

Die Einrichtung sollte später die wichtigste Ausbildungsstätte<br />

der Rot-Kreuz-<strong>Schwester</strong>nschaft sein – und ihr Mutterhaus<br />

beherbergen. Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm das Märkische<br />

Haus komplett die Klinikleitung, alle Augusta-<strong>Schwester</strong>n<br />

– so wohl auch Adelheid von Kall, Jenny von der Knesebeck<br />

und Helene von Massenbach – bekamen ein neues Mutterhaus,<br />

ihre Tracht und die Bezeichnung „Augusta-<strong>Schwester</strong>“ durften<br />

sie behalten. In der Nachkriegszeit und vor allem während der<br />

Inflation hatte die <strong>Schwester</strong>nschaft <strong>vom</strong> Märkischen Haus mit<br />

schweren wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen, die durch<br />

ständige Reform der Vereins- und Krankenhausstrukturen<br />

gelöst werden konnten. Im November 1943 wurde<br />

das Augusta-Hospital von Bomben schwer getroffen.<br />

Wie durch ein Wunder wurde keine <strong>Schwester</strong><br />

verletzt, der Sachschaden jedoch war enorm.<br />

In der Nacht zum 30. April 1945 besetzen Rotarmisten<br />

das Krankenhaus, die Märkischen <strong>Schwester</strong>n<br />

arbeiteten auch dann noch unver-drossen<br />

weiter und versorgten die vielen Verwundeten und Kranken.<br />

Wenige Wochen nach dem Krieg waren die größten Kriegsspuren<br />

beseitigt und der Krankenhausbetrieb konnte halbwegs<br />

normal weiter gehen. Die Märkischen <strong>Schwester</strong>n waren<br />

optimistisch – bis die Sowjetische Militäradministration das<br />

Deutsche Rote Kreuz verbot und damit den <strong>Schwester</strong>n ihre<br />

Arbeitsgrundlage entzog; sie mussten das Gebäude räumen.<br />

Die Charité erhielt nun als Ersatz für ihre von der Militärkommandantur<br />

beschlagnahmte Strahlenklinik das Augusta-<br />

Hospital, 1948 zog die Orthopädie ein. Der komplette Wiederaufbau<br />

sollte sich bis weit in die sechziger Jahre hinziehen,<br />

historisch restauriert wurde das Klinikgebäude nie. 1982 wurde<br />

das Augusta-Krankenhaus in einen Bürokomplex umgewandelt,<br />

seit 1995 steht er leer. Im Jahr 2007 wollte ein Investor das Areal<br />

sanieren und in ein Hotel umwandeln, aber es blieb nur ein Plan.<br />

Vor einem Jahr kaufte ein Medizintechnik-Unternehmen aus<br />

Süddeutschland das ehemalige Kaiserin-Augusta-Hospital.<br />

Wenige Tage nach dem Auszug der Märkischen <strong>Schwester</strong>n schrieb<br />

Marie-Luise Laspeyres als Erinnerung an diesen schweren Schlag:<br />

„Und wenn das Schicksal dann auch so hart mit ihm umging, dass<br />

es aufgehört hat zu existieren, so doch niemals in den Herzen von uns<br />

Märkischen <strong>Schwester</strong>n. Es wird in uns fortleben als eine unvergessliche<br />

Heimat, die in unser Leben unendlich viel begleitende Arbeit,<br />

Liebe, Fürsorge und Segen gebracht hat.“<br />

<strong>Schwester</strong>nschaftsjahre<br />

<strong>Schwester</strong>nschaftsjahre<br />

<strong>Schwester</strong>nschaftsjahre<br />

S<br />

18<br />

75<br />

BIS HEUTE<br />

<strong>Schwester</strong>nschaftsjahre 1875<br />

bis heute. Die Ausstellung der<br />

<strong>DRK</strong>-<strong>Schwester</strong>nschaft <strong>Berlin</strong><br />

in den <strong>DRK</strong> Kliniken <strong>Berlin</strong> | Westend, Haus S,<br />

Eingang Nord, Zugang über Spandauer Damm 130<br />

oder Fürstenbrunner Weg.<br />

Weitere Informationen zur Ausstellung<br />

finden Sie im Internet unter<br />

www.drk-schwesternschaft-berlin.de<br />

NEWSLETTER DER <strong>DRK</strong>-SCHWESTERNSCHAFT BERLIN E.V. AUSGABE II/2011 09

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