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Schwester vom Fach - DRK-Schwesternschaft Berlin

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hedwig<br />

»Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit« ERASMUS VON ROTTERDAM<br />

Drei Rot-Kreuz-<strong>Schwester</strong>n: Sie arbeiten in den <strong>DRK</strong> Kliniken <strong>Berlin</strong> | Westend, haben zu drei verschiedenen<br />

Zeitpunkten dort angefangen. Seit seiner Übernahme verändert sich ihr Krankenhaus, auch wenn das Tempo der<br />

Veränderungen nicht mehr so rasant ist wie noch vor zehn Jahren. Sibylle Griebsch, Ellen Richter und<br />

Anette Skalla sind mehr als nur Augenzeugen, sie haben mitgewirkt an der Umwandlung der Universitätsklinik<br />

zu einer Einrichtung der <strong>DRK</strong>-<strong>Schwester</strong>nschaft <strong>Berlin</strong>. // FOTOS VON DANIEL FLASCHAR //<br />

ELLEN RICHTER: Wir sind nach und nach ausgezogen. Wir hatten<br />

eine Kollegin, die bis zum Schluss blieb – sie hat noch die Station<br />

ausgefegt und alles sauber hinterlassen.<br />

Und wie lange hat es gedauert, bis so etwas wie Normalität einkehrte?<br />

ELLEN RICHTER: Ich denke, eine Woche, ganz genau weiß ich es<br />

nicht mehr. Wir hatten geputzt, alles sauber gemacht und uns so<br />

eingerichtet, wie wir es gern wollten. Wir haben viel organisiert.<br />

Und was wir benötigten, haben wir uns geholt.<br />

„Das macht einen stolz“<br />

Frau Richter, Sie waren damals beim Umzug dabei...<br />

ELLEN RICHTER: Ja, das war im September ´91. Wir hatten bereits<br />

vorher begonnen, unsere Sachen von der Jungfernheide hierher<br />

ins Westend zu bringen – mit unseren privaten PKWs. Wir haben<br />

auch nach dem Dienst gearbeitet, in der Freizeit sind wir<br />

hergekommen und haben alles aufgebaut. Die Anzahl der Patienten,<br />

die wir noch auf der Station im Krankenhaus Jungfernheide<br />

betreuten, hatten wir nach und nach reduziert – wir hatten<br />

ja noch nichts auf den neuen Stationen, die Betten wurden<br />

erst später geliefert.<br />

Was war Ihr erster Eindruck, als Sie hier ankamen?<br />

ELLEN RICHTER: Alles war so groß – aber unheimlich dreckig. Und<br />

das fand ich sehr, sehr negativ. Wir haben dann gründlich ge-<br />

„Natürlich sind wir auch stolz,<br />

Westendlerinnen zu sein“<br />

Ellen Richter<br />

putzt – wir wollten doch eine saubere Station! Volle Töpfe waren<br />

das Ekligste, was wir vorgefunden haben, überall war Dreck: Es<br />

sah so aus, als hätten sie die Häuser fluchtartig verlassen. Da waren<br />

so viele wertvolle Sachen, die sie haben liegen lassen: Sterilgut,<br />

das noch über Jahre gut war, doppelt und dreifach eingepackt<br />

– das haben wir dann genommen.<br />

SIBYLLE GRIEBSCH: Auch Wandanschlüsse haben sie da gelassen.<br />

Und wirklich wertvolle Dinge, die wir gut gebrauchen konnten:<br />

Defibrillatoren, EKG-Geräte – fahrbare, tragbare...<br />

ELLEN RICHTER: Eigentlich ein Wunder, dass sie nicht ihre Patienten<br />

auch noch da gelassen haben. Die <strong>Schwester</strong>nschaft hat das<br />

Jungfernheide-Krankenhaus sicherlich nicht von jetzt auf gleich<br />

verlassen.<br />

„Es hat sich einfach<br />

so viel und so oft verändert“<br />

Sibylle Griebsch<br />

War das Westend komplett leer, als die <strong>Schwester</strong>nschaft kam?<br />

SIBYLLE GRIEBSCH: Ich selbst bin damals nicht mit umgezogen, ich<br />

war im Mutterschutz zu der Zeit. Aber ich weiß, dass sich auf<br />

dem Westend-Gelände noch Einrichtungen der Charité befanden<br />

wie die Chirurgische Station, auch die Augenklinik wurde<br />

erst später übernommen. Die Chirurgen von Charité und <strong>DRK</strong><br />

Kliniken haben sich dann auch ein bisschen in den Haaren gehabt<br />

– es ging um die OP-Säle: da hat der alte Träger „geschubst“,<br />

wollte sie wie früher uneingeschränkt nutzen und der neue<br />

wollte das natürlich auch.<br />

ANNETTE SKALLA: September 1990 hatte ich mich im Virchow beworben<br />

und war zum Vorstellungsgespräch auf diesem Gelände.<br />

Danach habe ich mir die Intensivstation angesehen. Diese be-<br />

fand sich zu dieser Zeit noch in den Räumen der jetzigen Kinder-<br />

und Jugend-Psychiatrie. Es war eine sehr enge und verwinkelte<br />

Station, sie machte wirklich einen sehr unaufgeräumten Eindruck.<br />

Für mich stand fest: Hier will ich nie arbeiten. Und dann<br />

kam doch alles ganz anders...(lacht)<br />

Sind Sie damals freiwillig von der Jungfernheide ins Westend gezogen?<br />

ELLEN RICHTER: Natürlich, über Alternativen haben wir auch gar<br />

nicht nachgedacht. Für uns stand fest: Die Jungfernheide zieht<br />

geschlossen um.<br />

Ihr Team ist so geblieben wie es war?<br />

ELLEN RICHTER: Ja, das Team ist unverändert<br />

geblieben.<br />

Was hat Sie dann hier positiv überrascht?<br />

ELLEN RICHTER: Die Station war sehr<br />

übersichtlich und gut geschnitten: Da<br />

ist ein Gang, auf der rechten Seite sind<br />

die Patientenzimmer, auf der linken<br />

Seite die letzten beiden sind Einzelzimmer,<br />

dann war da ein Dienstzimmer,<br />

daneben befand sich unser kleiner<br />

Aufenthaltsraum, ein Durchgangszimmer,<br />

und wieder nebenan war das<br />

„Spritzenzimmer“ – also der reine Arbeitsraum<br />

– und wieder dahinter lag<br />

ein Arztzimmer – das gefiel mir sehr,<br />

alles war übersichtlich und zugleich<br />

komfortabel. In der Jungfernheide<br />

sind wir immer „Um-die-Ecke“ gelaufen:<br />

Auf der alten 2b zum Beispiel hatten<br />

wir den Fahrstuhl, da kam die Urologie<br />

nach oben, um in den OP zu<br />

gehen, nebenan war auch noch das<br />

Röntgenzimmer – es war eine stark<br />

frequentierte Station, im Jungfernheide-Krankenhaus<br />

ging es hin und her.<br />

Wann kamen die ersten „neuen“ Patienten?<br />

ELLEN RICHTER: Gleich mit dem Umzug – das war am 1. und 2.<br />

Oktober.<br />

Sie haben das aufmerksam verfolgt und auch befürwortet?<br />

ELLEN RICHTER: Dafür haben wir doch alle gekämpft, das war<br />

schon lange im Gespräch.<br />

SIBYLLE GRIEBSCH: Die Jungfernheide musste schließen – komplett.<br />

Dann hat sich die Fraktion der Grünen in Charlottenburg<br />

dafür stark gemacht, dass die Jungfernheide hier ins Westend<br />

kommt. Das Westend sollte ebenfalls geschlossen werden, zumindest<br />

große Teile. Aber Charlottenburg braucht doch ein ordentliches<br />

Krankenhaus: Und einige Politiker im Abgeordnetenhaus<br />

und in der Bezirksverordnetenversammlung hier in Char-<br />

NEWSLETTER DER <strong>DRK</strong>-SCHWESTERNSCHAFT BERLIN E.V. AUSGABE II/2011 21

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