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DER KREISLAUF DES WISSENS DER KREISLAUF DES WISSENS

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NACHGEFRAGT PATRICK ADENAUER<br />

Patrick Adenauer hat keine Probleme mit dem Ruf der Baubranche. Für ihn gehören Investmentbanker heute eher zur problematischen<br />

Berufsgruppe. „Die Bauleute sind mittlerweile die Guten.“<br />

DAS<br />

UNTERNEHMEN<br />

Die Kölner Baufirma Bauwens,<br />

1873 von den gleichnamigen<br />

Brüdern Peter und<br />

Camille gegründet, gehörte<br />

lange zu den Institutionen<br />

der Branche. Unter Anerkennung<br />

durch den damaligen<br />

Kölner Oberbürgermeister<br />

Konrad Adenauer errichtete<br />

Bauwens 1930 erstmals eine<br />

schlüsselfertige Industrieanlage,<br />

die Ford-Werke.<br />

Mitte der 90er Jahre sanierten<br />

Paul Bauwens-Adenauer<br />

und Patrick Adenauer das<br />

Unternehmen. Heute ist es<br />

ein Anbieter mit den Sparten<br />

Bau, Entwicklung und Gebäudeverwaltung.<br />

200 Beschäftigte<br />

erwirtschaften mit<br />

Immobilienentwicklung und<br />

Bau einen Jahresumsatz von<br />

150 Millionen Euro.<br />

Hatten Sie nie Berührungsängste mit „Baulöwen“?<br />

Die Baubranche gilt nicht als besonders gesittet.<br />

Natürlich war die Baubranche schwierig. Aber es kann<br />

durchaus positiv sein, auf dem Bau tätig zu werden.<br />

Paul-Ernst Bauwens, der Patenonkel meines Bruders,<br />

hat seine Sache gut gemacht und war als respektierte<br />

Persönlichkeit ein Vorbild. Dadurch hat er sein Unternehmen<br />

und die Branche für uns interessant gemacht.<br />

Heute müssen Sie sich doch eher fragen, ob es richtig<br />

ist, wenn Sie Investmentbanker werden wollen. Die<br />

Bauleute sind mittlerweile die Guten.<br />

Sie waren 29, als Sie Geschäftsführer bei Bauwens<br />

wurden – und das gleich mit einem Sanierungsprojekt<br />

im Stahlbau. Nichts für Grünschnäbel.<br />

Das war eine Riesenumstellung. Als angehender Wirtschaftsprüfer<br />

bei Peat, Marwick, Mitchell & Co. (heute<br />

Teil von KPMG) war ich in internationale Strukturen<br />

eingebunden und arbeitete in einem festen Korsett.<br />

Ich lernte eine Menge über Unternehmen, aber das<br />

Thema Menschenführung und Restrukturierung war<br />

nicht dabei.<br />

Allerdings war ich zuvor bei der Bundeswehr und wurde<br />

zum Reserveoffizier ausgebildet. Dabei habe ich gelernt,<br />

Menschen als Vorgesetzter in der Truppe zu führen.<br />

Ich hatte damals gerade Abitur gemacht, meine<br />

Grundausbildung hinter mir und musste dann selber<br />

Unterricht vor Rekruten abhalten. Das freie Reden vor<br />

20 Leuten, sich klar zu artikulieren, ohne Missverständnisse<br />

auszulösen, hat mich geprägt.<br />

Menschenkenntnis ist eins, aber spezifische Branchenkenntnis<br />

war in dieser Situation doch sicherlich<br />

noch wichtiger, oder?<br />

Ich konnte mich schnell in die Branche einfinden.<br />

Aber wirklich wichtig war, dass wir die beschlossenen<br />

Sanierungsmaßnahmen nachvollziehbar in vielen Gesprächen<br />

rübergebracht haben. Wir haben auch unangenehme<br />

Gespräche zum Stellenabbau persönlich geführt<br />

und nicht an Berater delegiert.<br />

Der Betrieb hatte damals mehr als 1.000 Beschäftigte.<br />

Wir haben uns nach und nach von den Handwerkern<br />

und Bauarbeitern trennen müssen und die Niederlassungen<br />

reduziert – und dafür mehr eigene Ingenieure<br />

und Architekten eingestellt. Heute beschäftigen wir<br />

keine eigenen Bautrupps mehr, dafür planen und entwickeln<br />

wir Gebäude mit unseren eigenen Leuten.<br />

Sie beide haben das etwas veraltete Unternehmen<br />

in den neunziger Jahren also komplett auf den Kopf<br />

gestellt. Von den verbliebenen 200 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern sind gut die Hälfte Akademikerinnen<br />

und Akademiker. Wie haben Sie das den<br />

Bauarbeitern vermittelt?<br />

Mein Bruder und ich haben den Mitarbeitern verdeutlichen<br />

können, dass es gar nicht anders funktioniert.<br />

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind damals<br />

noch hervorragend in anderen Baufirmen untergekommen.<br />

Wir haben viele vermittelt, keiner ist auf der<br />

Strecke geblieben. Wirtschaft funktioniert nur über<br />

den Wandel. Die eigentliche Leistung der 90er Jahre<br />

ist doch, dass die Wirtschaft flexibler und innovativer<br />

geworden ist. Da steht diese Geschichte stellvertretend<br />

für viele andere auch.<br />

Und das haben Ihre Leute verstanden?<br />

Klar, sonst hätten sie das ja nicht mitgemacht. Das<br />

Unternehmertum ist kein Zuckerschlecken. Es geht<br />

nicht immer nur nach oben. Unternehmertum wird oft<br />

gleichgesetzt mit ‚große Autos fahren und viel Geld<br />

verdienen‘. Aber jeder Tag besteht aus dem Lösen von<br />

Problemen.<br />

20 | 01_2012 FaktorA | Das Arbeitgebermagazin

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