3SAM Zeitschrift 2-2016
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GANZ PERSÖNLICH<br />
RAINER SCHEMENAUER<br />
GANZ PERSÖNLICH<br />
Nachdem wir in den vergangenen Jahren viele Gemeindeglieder (inkl. Pfarrer, zwei Sekretärinnen und unserer<br />
Jugendreferentin) interviewt haben, ist es nun endlich an der Zeit, auch unseren Gemeindediakon einmal<br />
zu befragen und etwas mehr von ihm zu erfahren.<br />
Mein lieber Mann, ich stelle mich jetzt<br />
mal dumm und frage: Wie kam es eigentlich<br />
dazu, dass du den Beruf des<br />
Gemeindediakons gewählt hast?<br />
Nun, wie fast alle junge Menschen hatte<br />
auch ich nach dem Abitur Schwierigkeiten,<br />
eine Entscheidung für einen Beruf<br />
zu treffen, der hoffentlich zu meinen<br />
Gaben und Fähigkeiten passt und der ja<br />
Auswirkungen auf mein ganzes Leben<br />
haben würde. Es war mir wichtig, das zu<br />
tun, was Gott von mir wollte … aber wie<br />
erkenne ich eindeutig den Willen Gottes<br />
für mein Leben??? Zur Auswahl standen<br />
Stuntman, Förster oder Gemeindediakon<br />
- wie du merkst, ganz ähnliche Berufsbilder.<br />
;-) Beim Stuntman war mir ziemlich<br />
schnell klar, dass ich dafür zu ängstlich<br />
und auch zu wenig begabt war - deshalb<br />
war das auch nur eine kleine Spinnerei eines<br />
jungen Mannes in der langsam nachlassenden<br />
pubertären Phase. Förster war<br />
eine ernsthafte Option, aber die Aussichten<br />
einen Job zu bekommen waren zur<br />
damaligen Zeit sehr gering. In das Berufsbild<br />
des Gemeindediakons schließlich<br />
hatte ich durch die enge Zusammenarbeit<br />
mit dem Diakon meiner damaligen<br />
Heimatgemeinde hautnah Einblick bekommen,<br />
und ich merkte, dass das gut<br />
zu mir passen könnte.<br />
»<br />
Du kannst Jugendliche<br />
mit allem langweilen,<br />
aber langweile sie nie<br />
mit dem Evangelium.<br />
Das gelebte „Vorbild“ eines Gemeindediakons<br />
war also der Auslöser?<br />
Unter anderem ja. Außerdem lagen mir<br />
schon damals die Konfirmanden am Herzen.<br />
Ich selbst stamme aus einem völlig<br />
entkirchlichten Elternhaus und kam erstmals<br />
als Konfirmand mit dem christlichen<br />
Glauben in Kontakt. Über die (leider grottenschlechte)<br />
Konfiarbeit, die unser damaliger<br />
Pfarrer alleine machte, kam ich<br />
immerhin auch in Kontakt zu authentischen<br />
jungen Christen. Um eine längere<br />
Geschichte kurz zu machen, ich erkannte,<br />
dass Gott real war … Und ich entschied<br />
mich, mein Leben diesem Gott zur Verfügung<br />
zu stellen. In Bezug auf die Konfirmandenarbeit<br />
spürte ich irgendwie die<br />
Mission, das einmal besser zu machen.<br />
Zudem beging zur Zeit meiner Berufsfindung<br />
ein ehemaliger Konfirmand, den<br />
ich sehr in mein Herz geschlossen hatte,<br />
Suizid. Am offenen Grab dieses jungen<br />
Menschen schwor ich mir: Sollte ich<br />
einmal hauptamtlich Konfirmanden begleiten<br />
dürfen, dann werde ich alles dafür<br />
tun, dass diese jungen Menschen eine interessante,<br />
lebens- und glaubensrelevante,<br />
aber auch fröhliche Konfirmandenzeit<br />
erleben können. Von der amerikanischen<br />
„Young Life“-Bewegung hat sich mir ein<br />
Satz eingebrannt: „Du kannst Jugendliche<br />
mit allem langweilen, aber langweile<br />
sie nie mit dem Evangelium.“ Dieser<br />
Mission, dieser Berufung versuche ich bis<br />
heute treu zu bleiben.<br />
Also hast du dann die Ausbildung<br />
zum Gemeindediakon begonnen.<br />
Nicht sofort und direkt. Zunächst einmal<br />
stand der Zivildienst (damals noch<br />
20 Monate) im Krankenhaus in Singen<br />
am Hohentwiel an. Danach wollte ich<br />
mit der Ausbildung beginnen, aber wo?<br />
Es standen verschiedene Optionen im<br />
Raum, und auch da wusste ich nicht, wo<br />
Gott mich haben wollte. Ich habe die verschiedensten<br />
Leute in meinen Entscheidungsprozess<br />
mit eingebunden, aber<br />
schlussendlich half mir eine alte, weise<br />
Frau aus unserer Gemeinde entscheidend<br />
weiter und gab mir die nötige Sicherheit.<br />
„Ein Schiff kannst du nur lenken,<br />
wenn es fährt. Ich werde im Gebet bei<br />
dir sein. Und wenn es der falsche Weg<br />
ist, wird Gott dir zur rechten Zeit etwas<br />
in den Weg legen.“ Also habe ich einfach<br />
eine Entscheidung getroffen und bin diesen<br />
Weg gegangen. Nach einem weiteren<br />
einjährigen Intermezzo als Praktikant<br />
(bzw. als Hahn im Korb :-)) in einem Kindergarten,<br />
habe ich dann an der Evang.<br />
Fachhochschule Freiburg Religionspädagogik<br />
studiert … und es hat sich herausgestellt:<br />
genau der richtige Weg für mich!<br />
Du bist im kommenden Frühjahr nun<br />
25 Jahre im hauptamtlichen Dienst.<br />
Was ist dein Resümee?<br />
25 Jahre mit unglaublich vielen Begegnungen<br />
und Erlebnissen, mit manchen<br />
Erfolgen und manchen Niederlagen. Ich<br />
merke gerade: ein nichtssagendes Resümee,<br />
weil es wohl die meisten Menschen<br />
für ihr Leben genauso ziehen könnten…<br />
Dann frage ich anders. Was waren<br />
und sind die Highlights in deinem Berufsalltag?<br />
Wenn ich Menschen fördern und ihnen<br />
wichtige Impulse für ihr Leben ge-<br />
10<br />
<strong>3SAM</strong> 2/<strong>2016</strong> | CVJM-Zeitung 29. Jahrgang Nr. 92