05.12.2016 Aufrufe

3SAM Zeitschrift 2-2016

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

GANZ PERSÖNLICH<br />

RAINER SCHEMENAUER<br />

GANZ PERSÖNLICH<br />

Nachdem wir in den vergangenen Jahren viele Gemeindeglieder (inkl. Pfarrer, zwei Sekretärinnen und unserer<br />

Jugendreferentin) interviewt haben, ist es nun endlich an der Zeit, auch unseren Gemeindediakon einmal<br />

zu befragen und etwas mehr von ihm zu erfahren.<br />

Mein lieber Mann, ich stelle mich jetzt<br />

mal dumm und frage: Wie kam es eigentlich<br />

dazu, dass du den Beruf des<br />

Gemeindediakons gewählt hast?<br />

Nun, wie fast alle junge Menschen hatte<br />

auch ich nach dem Abitur Schwierigkeiten,<br />

eine Entscheidung für einen Beruf<br />

zu treffen, der hoffentlich zu meinen<br />

Gaben und Fähigkeiten passt und der ja<br />

Auswirkungen auf mein ganzes Leben<br />

haben würde. Es war mir wichtig, das zu<br />

tun, was Gott von mir wollte … aber wie<br />

erkenne ich eindeutig den Willen Gottes<br />

für mein Leben??? Zur Auswahl standen<br />

Stuntman, Förster oder Gemeindediakon<br />

- wie du merkst, ganz ähnliche Berufsbilder.<br />

;-) Beim Stuntman war mir ziemlich<br />

schnell klar, dass ich dafür zu ängstlich<br />

und auch zu wenig begabt war - deshalb<br />

war das auch nur eine kleine Spinnerei eines<br />

jungen Mannes in der langsam nachlassenden<br />

pubertären Phase. Förster war<br />

eine ernsthafte Option, aber die Aussichten<br />

einen Job zu bekommen waren zur<br />

damaligen Zeit sehr gering. In das Berufsbild<br />

des Gemeindediakons schließlich<br />

hatte ich durch die enge Zusammenarbeit<br />

mit dem Diakon meiner damaligen<br />

Heimatgemeinde hautnah Einblick bekommen,<br />

und ich merkte, dass das gut<br />

zu mir passen könnte.<br />

»<br />

Du kannst Jugendliche<br />

mit allem langweilen,<br />

aber langweile sie nie<br />

mit dem Evangelium.<br />

Das gelebte „Vorbild“ eines Gemeindediakons<br />

war also der Auslöser?<br />

Unter anderem ja. Außerdem lagen mir<br />

schon damals die Konfirmanden am Herzen.<br />

Ich selbst stamme aus einem völlig<br />

entkirchlichten Elternhaus und kam erstmals<br />

als Konfirmand mit dem christlichen<br />

Glauben in Kontakt. Über die (leider grottenschlechte)<br />

Konfiarbeit, die unser damaliger<br />

Pfarrer alleine machte, kam ich<br />

immerhin auch in Kontakt zu authentischen<br />

jungen Christen. Um eine längere<br />

Geschichte kurz zu machen, ich erkannte,<br />

dass Gott real war … Und ich entschied<br />

mich, mein Leben diesem Gott zur Verfügung<br />

zu stellen. In Bezug auf die Konfirmandenarbeit<br />

spürte ich irgendwie die<br />

Mission, das einmal besser zu machen.<br />

Zudem beging zur Zeit meiner Berufsfindung<br />

ein ehemaliger Konfirmand, den<br />

ich sehr in mein Herz geschlossen hatte,<br />

Suizid. Am offenen Grab dieses jungen<br />

Menschen schwor ich mir: Sollte ich<br />

einmal hauptamtlich Konfirmanden begleiten<br />

dürfen, dann werde ich alles dafür<br />

tun, dass diese jungen Menschen eine interessante,<br />

lebens- und glaubensrelevante,<br />

aber auch fröhliche Konfirmandenzeit<br />

erleben können. Von der amerikanischen<br />

„Young Life“-Bewegung hat sich mir ein<br />

Satz eingebrannt: „Du kannst Jugendliche<br />

mit allem langweilen, aber langweile<br />

sie nie mit dem Evangelium.“ Dieser<br />

Mission, dieser Berufung versuche ich bis<br />

heute treu zu bleiben.<br />

Also hast du dann die Ausbildung<br />

zum Gemeindediakon begonnen.<br />

Nicht sofort und direkt. Zunächst einmal<br />

stand der Zivildienst (damals noch<br />

20 Monate) im Krankenhaus in Singen<br />

am Hohentwiel an. Danach wollte ich<br />

mit der Ausbildung beginnen, aber wo?<br />

Es standen verschiedene Optionen im<br />

Raum, und auch da wusste ich nicht, wo<br />

Gott mich haben wollte. Ich habe die verschiedensten<br />

Leute in meinen Entscheidungsprozess<br />

mit eingebunden, aber<br />

schlussendlich half mir eine alte, weise<br />

Frau aus unserer Gemeinde entscheidend<br />

weiter und gab mir die nötige Sicherheit.<br />

„Ein Schiff kannst du nur lenken,<br />

wenn es fährt. Ich werde im Gebet bei<br />

dir sein. Und wenn es der falsche Weg<br />

ist, wird Gott dir zur rechten Zeit etwas<br />

in den Weg legen.“ Also habe ich einfach<br />

eine Entscheidung getroffen und bin diesen<br />

Weg gegangen. Nach einem weiteren<br />

einjährigen Intermezzo als Praktikant<br />

(bzw. als Hahn im Korb :-)) in einem Kindergarten,<br />

habe ich dann an der Evang.<br />

Fachhochschule Freiburg Religionspädagogik<br />

studiert … und es hat sich herausgestellt:<br />

genau der richtige Weg für mich!<br />

Du bist im kommenden Frühjahr nun<br />

25 Jahre im hauptamtlichen Dienst.<br />

Was ist dein Resümee?<br />

25 Jahre mit unglaublich vielen Begegnungen<br />

und Erlebnissen, mit manchen<br />

Erfolgen und manchen Niederlagen. Ich<br />

merke gerade: ein nichtssagendes Resümee,<br />

weil es wohl die meisten Menschen<br />

für ihr Leben genauso ziehen könnten…<br />

Dann frage ich anders. Was waren<br />

und sind die Highlights in deinem Berufsalltag?<br />

Wenn ich Menschen fördern und ihnen<br />

wichtige Impulse für ihr Leben ge-<br />

10<br />

<strong>3SAM</strong> 2/<strong>2016</strong> | CVJM-Zeitung 29. Jahrgang Nr. 92

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!