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3SAM Zeitschrift 2-2016

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GANZ PERSÖNLICH<br />

»<br />

Ich habe so meine Probleme<br />

mit dem Medium „Predigt“.<br />

Warum predigst du eigentlich so wenig<br />

im Gottesdienst?<br />

Weil ich zu Hause schon genug meinen<br />

Kindern predige und sich ihr Verhalten<br />

dadurch auch nicht ändert. ;-) Nein, im<br />

Ernst - es gibt im Wesentlichen drei Grün-<br />

de: Erstens ist das Predigen<br />

nicht mein Auftrag innerhalb<br />

unserer Gemeinde.<br />

Zweitens glaube ich<br />

nicht, dass ich dafür wirklich<br />

begabt bin. Es ist jedes<br />

Mal ein Kampf, bis<br />

eine Predigt steht. tens (und das ist viel-<br />

Dritleicht<br />

der wichtigste<br />

Punkt) habe ich<br />

so meine Proble-<br />

BIOGRAFISCHE ECKDATEN:<br />

me mit dem Medium „Predigt“, weil ich<br />

eher der dialogische Typ bin. Ich brauche<br />

den Dialog mit den Menschen - eine<br />

Predigt ist traditionell aber ein Monolog.<br />

Der Zuhörer kann nicht intervenieren,<br />

seine Meinung zum Gesagten äußern<br />

oder Dinge in Frage stellen. Auch<br />

ist die Gefahr sehr groß, dass man missverstanden<br />

wird und die Leute danach<br />

mit diesem Missverständnis nach Hause<br />

gehen. Das führt bei vielen<br />

Predigern dazu, dass sie alles<br />

in Watte packen, die Phrase<br />

„Verstehen Sie mich bitte<br />

nicht falsch“ ständig zu hören<br />

ist oder dass um den heißen<br />

Brei herumgeredet wird.<br />

Das ist nicht mein Ding!<br />

Ich bin für Offenheit<br />

und Ehrlichkeit, denn<br />

so kommt man weiter<br />

… das ist wahre Liebe.<br />

Im wechselseitigen Gespräch<br />

mit Menschen<br />

kann man nachhaken,<br />

korrigieren und erfährt<br />

eher, wie etwas<br />

verstanden<br />

wurde.<br />

Name: Rainer Schemenauer<br />

Geboren: 14. Juni 1965 in Lörrach<br />

1 Bruder: Ralf (5 Jahre älter)<br />

Verheiratet mit Sonja Schemenauer, geb. Büser<br />

2 Söhne: Simeon, fast 19 Jahre & Elias, 13¾<br />

Beruflicher Werdegang:<br />

1984 I Abitur in Weil am Rhein<br />

1984-1986 I 20 Monate Zivildienst im Krankenhaus in Singen am Hohentwiel<br />

1986-1987 I Soziales Jahr in einem Kindergarten in Weil am Rhein<br />

1987-1992 I Studium der Religionspädagogik an der Evang. Fachhochschule<br />

in Freiburg i. Brsg.<br />

1992-1999 I Gemeindediakon in Rheinfelden/Baden<br />

1999-heute I Gemeindediakon in Ellmendingen/Dietenhausen/Weiler<br />

Aufgaben in der Gemeinde: Kirchengemeinderat, Konfirmandenarbeit,<br />

Religionsunterricht, Öffentlichkeitsarbeit, Mitarbeiterbegleitung<br />

& -schulung, Gemeindepädagogik, Gemeindebeirat, C-Punkt-Gottesdienste,<br />

Sport/Kultur<br />

Trotzdem höre ich gerne Predigten. Am<br />

liebsten sind mir solche, die mich herausfordern<br />

und mich nicht bebauchpinseln.<br />

2017 feiern wir ja 500 Jahre Reformation.<br />

Um nicht der Versuchung zu<br />

verfallen, nur nach hinten zu blicken,<br />

will sich unsere Gemeinde auch Gedanken<br />

machen, was denn für sie und<br />

ihre Arbeit in den kommenden Jahren<br />

wichtig bzw. reformationsbedürftig<br />

ist. Was sind deine Gedanken dazu?<br />

Komplexe Frage - zwei meiner 95 Thesen<br />

dazu :-): 1. Nah am Menschen sein 2. Gemeinde<br />

online. Reicht das als Antwort ;-)?<br />

Ich versuche mich kurz zu fassen.<br />

1. Wir müssen näher an den Menschen<br />

sein. „Nah am Menschen sein“ bedeutet<br />

für mich, dass wir nicht immer wieder in<br />

die Falle tappen dürfen zu glauben noch<br />

ein weiteres Angebot, noch eine Veranstaltung,<br />

noch ein Programm zu benötigen,<br />

um Menschen erreichen zu können.<br />

Wir haben sehr viele Angebote in unserer<br />

Gemeinde (siehe auf unserer Homepage<br />

unter „Gemeindeleben“; 36 regelmäßige<br />

Veranstaltungen + etliche Einzelveranstaltungen)<br />

und das ist auch fantastisch.<br />

Das alles muss aber vorbereitet und geleitet<br />

werden. Unsere Gemeinde ist gesegnet<br />

mit vielen Menschen, die sich da<br />

wirklich reinhängen und viel von ihrer<br />

Zeit, ihrer Kraft und auch ihrem Geld dafür<br />

opfern. Leider bleibt dabei allerdings<br />

sehr häufig der Mensch auf der Strecke,<br />

für den wir das alles eigentlich tun - zumindest<br />

bei mir ist das so. Denn meine<br />

ganze Zeit und Energie geht für Organisieren<br />

und das Vorbereiten von Angeboten<br />

drauf, so dass ich am Ende selten<br />

noch Motivation habe, mich um einzelne<br />

Menschen zu kümmern. Verstehst du,<br />

was ich meine? Häufig kümmern wir uns<br />

zu viel um die Masse und viel zu wenig<br />

um den Einzelnen. Masse können wir<br />

nur oberflächlich bedienen, niemals individuell.<br />

Mir ist das durch einige junge<br />

Erwachsene, die ich momentan lebensberatend<br />

und seelsorgerlich begleite, gerade<br />

wieder neu bewusst geworden. Die<br />

Menschen brauchen primär unsere Nähe<br />

und nur sekundär unsere Veranstaltungen.<br />

Und dazu braucht es jeden einzelnen<br />

Christen unserer Gemeinde, denn<br />

jeder kann nur eine geringe Anzahl von<br />

Mitmenschen in ihrem Leben begleiten.<br />

Jesus war Mentor für 12 Personen - ich<br />

glaube, das ist schon mehr, als wir zu<br />

12<br />

<strong>3SAM</strong> 2/<strong>2016</strong> | CVJM-Zeitung 29. Jahrgang Nr. 92

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