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Weitreichende Folgen<br />
Die Breitnasen schafften als erstes die Leichen ihrer Angreifer aus ihrer Siedlung.<br />
Anschließend kümmerten sie sich um ihre Verletzten. Es gab nur einige Knochenbrüche,<br />
Platzwunden und einige Abschürfungen. Leider gab es auch drei Tote.<br />
Tief traurig kniete Prahl neben den Leichen von Harin und seiner Gefährtin. Man hatte<br />
dem Jäger mit einem schweren Stein den Schädel eingeschlagen und Reava verblutete,<br />
als man ihr die Kehle durchschnitt. So wie es aussah, hatte sie sich über ihren gefallenen<br />
Gefährten gebeugt und wurde so zur leichten Beute. Die Beiden hinterließen fünf Kinder,<br />
drei Jungen und zwei Mädchen. Jetzt war es ihre Aufgabe, die Kinder gut unterzubringen.<br />
Der dritte Tote war ihr Ältester. Er hatte der Sippe <strong>im</strong>mer mit Rat zur Seite gestanden und<br />
alle profitierten von seinen vielseitigen Erfahrungen. Jetzt mussten sie ohne seine<br />
Empfehlungen und Weisheit auskommen.<br />
Prahl sah der Zukunft sowieso mit Sorge entgegen. Alles veränderte sich. Mit jedem<br />
Jahr wurde die kalte Jahreszeit länger und die frostfreien Perioden kürzer. Mittlerweile fiel<br />
es den Frauen extrem schwer genügend Getreidekörner und Kräuter zu sammeln, dass sie<br />
über den strammen Winter kamen. Bezüglich der Fleischvorräte sah die Sache besser aus.<br />
In seinem alten Stamm hatte der Schwächliche gelernt Fleisch in Streifen zu trocknen und<br />
so haltbar zu machen. Ein Großteil ihrer Beute wurde nun so konserviert und in den<br />
Höhlen eingelagert. Trotzdem wurde es jedes Jahr schwieriger zu überleben.<br />
Leise näherte sich Bromm seinem Gefährten und ging hinter ihm in die Knie, bis er sich<br />
gegen den Sitzenden schmiegen konnte. „Die Frauen haben beratschlagt. Sie empfehlen<br />
Harins Ältesten nicht mehr in eine Familie aufzunehmen. Sie halten ihn für alt genug,<br />
dass er mit der Jägerausbildung beginnen kann. Die Jüngste muss noch gesäugt werden,<br />
daher soll sie bei Cailis bleiben. Sie hat ihr Kind verloren, aber ihre Brüste geben noch<br />
Milch. Die Frauen denken, dass die anderen drei bei uns bleiben sollten.“<br />
Prahls Kopf ruckte herum: „Bei uns?“ Pure Verwunderung lag in dieser Frage. Die<br />
Frauen hielten sie für fähig Kinder zu erziehen?<br />
Als Antwort erhielt er erst nur ein Nicken. Nach einigen Atemzügen ergänzte Bromm:<br />
„Sie sagen, dass wir als Paar ebenso Verantwortung übernehmen sollten wie alle anderen<br />
auch. Sie halten es für ungerecht, dass nur sie sich mit der Erziehung von Kindern<br />
herumschlagen müssen. Im Grunde machen sie dich damit zur Mutter.“<br />
Verdutzt sah Prahl zu Bromm auf, dann drehte er sich vollständig um und funkelte<br />
seinen Gefährten an: „Das kannst du vergessen! Ja, wir nehmen die Kinder, aber die<br />
Erziehung teilen wir auf. Du wälzt das nicht auf mich alleine ab. Habe ich mich<br />
verständlich ausgedrückt? Ich bin nicht dein He<strong>im</strong>chen am Herd!“<br />
Brummend nickte Bromm. Damit hatte er schon gerechnet. Zumal Prahl auch Recht<br />
hatte. Sie brauchten ihn bei der Jagd und seine Erfahrung be<strong>im</strong> Fallenstellen, daher<br />
würden sie sich die Aufgabe mit den Kindern teilen. „Gut, gehst du und hilfst ihnen be<strong>im</strong><br />
Packen. Ich kümmere mich um Harin und Reava.“<br />
Nickend erhob sich Prahl und durchquerte ihr Lager. Schnell bückte er sich durch den<br />
etwas niedrigeren Eingang der Haupthöhle. In einem Seitenbereich hatten Harin und seine<br />
Familie ihre Lager. Dort fand er wie erwartet die fünf Kinder eng beisammen.