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Ursache und Wirkung<br />

Als der Hausmeister des Museums an Tobias Tür klopfte, ruckte dessen Kopf hoch.<br />

Völlig vertieft hatte er sich auf die Tonscherben von der Neandertaler-Fundstätte<br />

konzentriert. Lächelnd begrüßte er den älteren Mann, den guten Geist der Institution.<br />

„Was bringst du mir schönes?“<br />

Erich hob einen dicken braunen Umschlag in die Höhe und lächelte breit.<br />

Die Analysen! Freudig sprang Tobias von seinem Hocker und ging seinem Freund<br />

entgegen. Blitzschnell riss er das große Kuvert auf und zog die Akte heraus. Gemeinsam<br />

mit Erich beugte er sich über die Papiere. Graphiken, wissenschaftliche Texte, Skizzen und<br />

Tabellen sprangen ihnen entgegen.<br />

„Du kannst da was rauslesen?“, erkundigte sich Erich ehrfürchtig.<br />

Nickend bestätigte Tobias und erklärte: „Kannst du auch, wenn du sie dir mit etwas<br />

Ruhe ansiehst.“ Dabei legte er eine Tabelle vor Erich ab und dieser nahm natürlich die<br />

Herausforderung an. Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete er die Daten. Vorne<br />

standen lateinische Namen, wenn er es richtig beurteilte, handelte es sich dabei um<br />

Pflanzennamen, hinten standen Zahlen in Gramm. Könnte das die Analyse des<br />

Mageninhalts sein? „Mageninhalt?“<br />

Nickend sah Tobias Erich an und erklärte: „Es handelt sich um die letzte Mahlzeit des<br />

Homo sapiens. Auf dem nächsten Blatt findest du die Zusammenstellung des Essens des<br />

Neandertalers. Wir können sehr viel aus diesen Daten ableiten.“<br />

Jetzt wiederum nickte der ältere Mann und richtete sich wieder auf. Sein Rücken<br />

mochte es nicht sonderlich, wenn er so nach vorne gebeugt herum stand. „Ich muss als<br />

nächstes zu den Archäologen. Soll ich Damian Bescheid sagen, dass die Analyse da ist?“<br />

Freudig lächelnd bestätigte Tobias und begleitete Erich bis zu Bürotür. Danach kehrte<br />

er schnell an seinen Arbeitsplatz zurück und vertiefte sich in die Papiere.<br />

***<br />

Am Lagerfeuer tummelten sich die Mitglieder von Bromms Sippe und ihre Besucher. Die<br />

vierköpfige Jagdgesellschaft eines anderen Stammes kam am späten Nachmittag vorbei<br />

und Bromm lud sie daher zum gemeinsamen Essen ein.<br />

Prahl beäugte die vier Männer kritisch. Sie wirkten heruntergekommen und ihre Felle<br />

abgerissen. Alles an ihnen machte den Eindruck von schlechter Planung und genauso<br />

miserabler Nutzung der natürlichen Ressourcen. Der Schwächliche hatte bei den Vieren<br />

einfach kein gutes Gefühl. Alles in ihm schrie: „Gefahr“. Trotzdem konnte er seine Sorge<br />

nicht an etwas Best<strong>im</strong>mtem fest machen. Es blieb Prahl nur die Möglichkeit alles zu<br />

beobachten und die Fremden nicht aus den Augen zu lassen.<br />

Natürlich bemerkte Bromm die Unruhe seines Gefährten. Liebevoll nahm er ihn in den<br />

Arm und erkundigte sich nach seinen Sorgen.<br />

Hilflos sah Prahl zu Bromm auf und sah seiner Breitnase tief in die dunklen Augen:<br />

„Ich misstraue den Fremden. Sie wirken irgendwie verzweifelt. Verzweifelte Menschen tun<br />

Ding, vor denen andere zurück schrecken.“

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