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schwulen Steinzeitpaares schlug ein wie eine Bombe. Für alle Homophobiker war dies<br />
regelrecht ein Schlag unter die Gürtellinie.<br />
„Was beschäftigt dich, Liebling?“, erkundigte sich Damian bei seinem Partner.<br />
Tobias fuhr mit den Fingern durch Damians franzig geschnittenes Haar und sah ihm<br />
tief in die kajalumrandeten Augen. Seufzend deutete er mit dem Kinn in Richtung<br />
Unterlagen. „Könntest du da reinsehen und mir deine Meinung sagen?“<br />
„Sicher“, kam es ohne Zögern von Damian. Als ihn Tobias das letzte Mal um so etwas<br />
bat, fand er sich mit einem schwulen Steinzeitpärchen konfrontiert. Auf was würde er<br />
heute stoßen.<br />
Während Tobias noch <strong>im</strong>mer die Hände auf Damians Hüften hatte, begann diese die<br />
Akte zu studieren. Mit jeder Minute die verging wurde der Gesichtsausdruck des Lesenden<br />
finsterer und gr<strong>im</strong>miger. „Den hat wohl der Hafer gestochen! Spinnt der? Es ist nicht seine<br />
Aufgabe unsere Daten zu analysieren, er soll nur Ergebnisse und Zahlen liefern!“<br />
Ruckartig sah Damian zu Tobias auf und entdeckte, dass diesem gerade ein Stein vom<br />
Herzen fiel.<br />
„Ich hab mich gefragt, ob ich voreingenommen oder einfach nur empfindlich bin. Aber<br />
meine Bedenken sind also berechtigt?“, erkundigte sich Tobias bei seinem Partner.<br />
Als Antwort erhielt er ein heftiges Nicken: „Dieser Analyst hat seine Kompetenzen weit<br />
überschritten. Mit einer solchen Subjektivierung führt er jede objektive wissenschaftliche<br />
Untersuchung ad absurdum. Damit musst du zum Kurator. Das geht so nicht.“<br />
Nach einem tiefen Durchatmen griff sich Tobias den Telefonhörer und wählte die<br />
Nummer ihres Museumsleiters. Natürlich landete er bei dessen Assistentin, die für ihn<br />
einen Termin bei Dr. Ungefehr ausmachte.<br />
„Um fünfzehn Uhr bei Ungefehr. Willst du mich begleiten?“, erkundigte sich Tobias bei<br />
Damian.<br />
Doch sein Partner schüttelte den Kopf: „Das würde defensiv wirken. Aber es wäre<br />
sinnvoll, wenn du einem anderen Kollegen noch auf die Analysen sehen lassen würdest,<br />
einen heterosexuellen, wenn möglich. Es wäre objektiver, wenn die Beschwerde nicht nur<br />
von uns beiden käme.“<br />
Wieder st<strong>im</strong>mte Tobias seinem Freund zu und verließ zusammen mit ihm sein Büro.<br />
Zwei Büros weiter hatte ein netter Kollege von Tobias sein Domizil. Diesem wollte er die<br />
Analysen zeigen. Dort trennten sich Damians und Tobias Wege. Während Tobias<br />
anklopfte und wartete, ging Damien den Gang weiter hinunter bis zum Treppenhaus. Als<br />
Damian gerade die Tür zur Stiege aufstieß, wurde auch Tobias hereingebeten.