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Besorgt näherte sich Bromm seinem Gefährten und ging nehmen ihm in die Hocke. So<br />
schwer wie er atmete, schien er verletzt zu sein. Hoffentlich würde er sich von der<br />
Verletzung erholen. „Was fehlt dir?“<br />
Prahls zitternde Hand legte sich auf Bromms muskulöse Schulter: „Ich bekomme so<br />
schlecht Luft. Ich denke meine Rippen sind gebrochen. Das wird heilen.“<br />
Beide wussten, dass dies in den meisten Fällen st<strong>im</strong>mte. Wenn sich nicht irgendwelche<br />
Splitter ins Körperinnere bohrten überlebten die meisten Verletzten einen solchen<br />
Knochenbruch. Auch Bromm hatte kleinere Verletzungen davongetragen. Zwei Finger<br />
seiner linken Hand standen in seltsamem Winkel ab und er würde sie zügig richten<br />
müssen. Vielleicht blieben sie auch steif. Wenn dies geschah, würde er damit klar<br />
kommen, zumal nicht seine dominante Hand betroffen war.<br />
Prahl inspizierte die abstehenden Finger und umfasste sie vorsichtig mit seiner Hand.<br />
Dann sah er zu seinem Geliebten auf. Als sie sich tief in die Augen sahen, ruckte er schnell<br />
an den Fingern und richtete sie wieder. Die einzige Reaktion die Bromm zeigte, war ein<br />
hartes Zusammenbeißen der Zähne und ein tiefes kehliges Knurren. Prahl hatte sich da<br />
weniger <strong>im</strong> Griff. Ein gequältes W<strong>im</strong>mern entkam seinen zitternden Lippen. Er fühlte<br />
Bromms Schmerz, als wäre es sein eigener.<br />
Der Grobknochige hob langsam seine Hand und strich seinem Schwächlichen eine<br />
schweißfeuchte Strähne aus dem Gesicht. Er liebte ihn. Anders konnte er diese<br />
Empfindung nicht benennen, auch wenn er es ihm niemals sagen würde.<br />
***<br />
Um punkt drei betrat Tobias das Büro seines Kurators. Dr. Ungefehr bat ihn Platz zu<br />
nehmen und erkundigte sich nach dem Grund seines Hierseins. Ohne Kommentar schob er<br />
dem Museumsleiter die Unterlagen der Forensik hinüber und wartete, bis dieser sie<br />
gesichtet hatte.<br />
Schnell überflog der Mittfünfziger die Daten und stockte ebenso wie Tobias, Damian<br />
und auch deren Kollege bei mehreren Formulierungen. Je weiter er blätterte und je mehr<br />
er las, umso ärgerlicher wurde er.<br />
Erleichterung machte sich in Tobias breit. Dr. Ungefehr beurteilte die Sachlage wohl so<br />
wie er selbst. Auf dieser Basis konnte man nicht wissenschaftlich arbeiten. Vorurteile<br />
gehörten nicht in diesen Prozess und musste unbedingt el<strong>im</strong>iniert werden. Da sie kein<br />
eigenes forensisches Labor zur Verfügung hatten, bedienten sie sich eines privaten. Doch<br />
mit dieser Aktion hatte es sich als wissenschaftlicher Dienstleister disqualifiziert.<br />
Harsch klappte Ungefehr die Akte zu und sah wutentbrannt zu Tobias auf: „Ich<br />
verstehe warum sie hier sind. Für sie muss das wie ein Schlag ins Gesicht sein. Es ist<br />
unerhört, dass sich ein Forensiker anmaßt unsere Arbeit besser tun zu können als wir. Das<br />
hört auf, auf der Stelle. Ich kümmere mich um eine erneute Auswertung der Daten.“<br />
Natürlich st<strong>im</strong>mte Tobias diesem zu, aber dann brachte er noch einen Vorwand vor:<br />
„Eine neue Analyse ist <strong>im</strong> Grunde nicht notwendig. Nur die Texte müssten neu formuliert<br />
werden. Dies könnte problemlos auf Basis der Tabellen und Graphiken auch ein<br />
wissenschaftlicher Assistent tun, vorausgesetzt, er wäre nicht in der Paleoanthropologie<br />
tätig. Das würde dem Museum <strong>im</strong>mense Kosten sparen.“<br />
Nickend gab Dr. Ungefehr seinem Untergebenen Recht. Dann ergänzte er noch: „Ich