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celia-williams-abenteuer-im-neandertal

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ückwärts, bis das Glas wieder durchsichtig wurde und man wieder in der<br />

Ausgangsposition ankam. Diese Show sollte <strong>im</strong>mer vier Minuten dauern und es sollte<br />

entsprechende Audi-Kommentare per Museums-Guide dazu geben. Solch ein Aufbau war<br />

etwas Außergewöhnliches und es freute Tobias gleich doppelt, dass man ihn be<strong>im</strong><br />

Einrichten dabei haben wollte.<br />

Konzentriert setzte Tobias den Blinker, sah über die Schulter und wechselte die Spur.<br />

Trotz aller Toleranz, hasste er die rollenden Eigenhe<strong>im</strong>e der holländischen Nachbarn.<br />

Entweder fuhren sie extrem schnell, in Reih und Glied, dass man nicht einscheren konnte,<br />

oder aber viel zu langsam. Diesmal hatte er letzteres vor sich. Seufzend kontrollierte er<br />

wieder nach hinten und wechselte zurück auf die LKW-Spur.<br />

Seufzend räkelte sich Damian auf den Beifahrersitz und sah zu Tobias hinüber. Wieder<br />

war ihm eine widerspenstige Strähne ins Gesicht gefallen und er strich sie lässig mit der<br />

Hand zurück, damit er seinen Partner besser ansehen konnte. Seine Gedanken gingen<br />

zurück zu den Ereignissen der letzten paar Monate. Im Januar hatte der ganze Trubel um<br />

die beiden Mumien begonnen und seither hatten sie keine ruhige Minute. Trotzdem würde<br />

Damian keine Sekunde dieser Zeit missen wollen. Erst das Schicksal dieses schwulen<br />

Pärchens hatte ihnen wirklich bewusst gemacht, wie gut es ihnen in Wahrheit ging.<br />

Immer wieder ereiferten sie sich über Kleinigkeiten, rieben sich an Lappalien auf oder<br />

jammerten auf hohem Niveau. Wenn man sich hingegen vorstellte, dass man nachts <strong>im</strong><br />

Schlaf einfach so erfrieren konnte und nie mehr aufwachte, sorgte das schon dafür, dass<br />

man ab diesem Moment bewusster lebte. „Geht es dir gut, Großer?“, erkundigte sich<br />

Damien, da er seinen Partner kannte. Dieser neigte auch einmal dazu durchzufahren,<br />

obwohl er eigentlich eine Pause brauchte.<br />

Brummend nickte Tobias und sah mit einem kleinen Lächeln zu Damian hinüber. „Wie<br />

war deine letzte Arbeitswoche? Hattest du viel Stress?“ Sie hatten mittlerweile so wenig<br />

Zeit füreinander, dass solche Nebensächlichkeiten total auf der Strecke blieben. Nur ihr<br />

Sexleben kam nicht zu kurz, denn dafür schaufelten sie sich Zeit frei.<br />

„Ging so. Ich habe eine Keilschrifttafel zur Analyse bekommen. Es fehlen<br />

Randpassagen, aber so wie es aussieht ist es eine Bestandsliste für ein städtisches<br />

Materiallager. Es sind Säcke mit Hafer, Werkzeuge und Brennmaterial aufgeführt.<br />

Oberflächlich betrachtet wenig spannend, aber der Schreiber vor ein paar tausend Jahren<br />

hatte Humor. Es gibt kleine Randnotizen, die sich über Lieferanten und Kunden auslassen,<br />

echt witzig“, berichtete Damian in amüsiertem Ton. Der Kleine hatte die Fähigkeit einen<br />

Einkaufszettel so vorzulesen, dass man ihm dabei ohne Ablenkung an den Lippen hing.<br />

Damian war der geborene Geschichtenerzähler und er konnte alles so verpacken, dass es<br />

weder trocken noch langweilig rüber kam.<br />

Leider fehlte Tobias diese Fähigkeit und daher ließ er sich bei Vorträgen und ähnlichen<br />

gerne von seinem Lebensgefährten helfen. Tobias schrieb seine Rede, bediente die Fakten<br />

und dann übergab er sie Damian. Dieser fügte eine gute Portion Witz, Humor und<br />

Schabernack dazu und heraus kam <strong>im</strong>mer die perfekte Rede. Tobias hatte keine Ahnung<br />

wie er das <strong>im</strong>mer machte, aber er brachte es trotzdem fertig. „Es freut mich, dass dich<br />

heutzutage sogar Bestandlisten schon amüsieren können. Ich freue mich derweilen auf<br />

die fünf freien Tage in Bavaria. Was wollen wir uns alles ansehen?“<br />

Glucksend sah Damien wieder zum Fahrer hinüber und schob nun seine Hand hinüber<br />

in dessen kurzes Nackenhaar. „Schloss Neuschwanstein, das Fußballstadion, das

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