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Jahresbericht Auszug

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Sabel GBS<br />

Sabel GBS<br />

„Elektrisch betriebener Sternmotor mit berührungsloser Steuerung“<br />

von Josef Heinrizi, M4D<br />

Was vereint Mechanik, Elektrik und elektronische<br />

Steuerung in einer Projektarbeit? Ein elektrisch<br />

betriebener Sternmotor mit berührungsloser<br />

Steuerung, der im Rahmen der Projektarbeit<br />

konstruiert und umgesetzt wurde.<br />

Sieben kreisförmig angeordnete Spulen mit<br />

Kolben aus Eisen bilden den mechanischen Teil<br />

des Sternmotors. Bestromt man die Spulen,<br />

so bewegen sich die Kolben axial, was in<br />

eine Drehbewegung umgewandelt wird. Die<br />

Ansteuerung der Spulen übernehmen sieben in<br />

einer Reihe angebrachte optische Sensoren, die<br />

mittels einer Spiegelfolie auf der Steuerwalze<br />

geschaltet werden. Durch die Möglichkeit, die<br />

Position der Sensoren zu verändern, kann die<br />

Drehzahl variiert werden.<br />

Sternmotor in CAD<br />

Bereits vor Beginn der Projektarbeit<br />

interessierte ich mich für Elektrik, Magnetismus<br />

und Hubkolbenmotoren. Hieraus entstand die<br />

Überlegung, diese Interessengebiete in einem<br />

Projekt zu vereinen – die Idee des berührungslos<br />

gesteuerten Sternmotors war geboren. Neben<br />

meinem Interesse motivierte mich auch die<br />

Chance, meine in der Berufsausbildung,<br />

Weiterbildung gesammelten Erfahrungen hier<br />

praktisch einbringen zu können, von der Idee<br />

über die Berechnung und die Konstruktion bis<br />

hin zur praktischen Umsetzung.<br />

„Stern“ mit Spulen, Kolben und Pleuelstangen<br />

Der Stern besteht aus sieben selbst berechneten<br />

und gewickelten Spulen die kreisförmig an<br />

einem Rohr angebracht sind. Die Kolben sind<br />

über Pleuelstangen mit der Kurbelwelle und<br />

dem berechneten Gegengewicht verbunden.<br />

Bestromt man die Spulen, so werden die Kolben<br />

durch das entstehende elektromagnetische<br />

Feld in diese gezogen. Diese Kraft wird<br />

von der Kurbelwelle in eine Drehbewegung<br />

umgewandelt.<br />

Die Ansteuerung der Spulen in der richtigen<br />

Reihenfolge, zum richtigen Zeitpunkt und<br />

mit der korrekten Dauer übernimmt die<br />

Steuerwalze, indem sie auf der Sensorleiste<br />

montierte optische Sensoren schaltet. Durch<br />

eine dreieckige Form der Spiegelfolie lässt sich<br />

die Ansteuerdauer durch axiales verschieben<br />

der Sensorleiste während des Betriebs stufenlos<br />

einstellen. Der Ansteuerbeginn kann ebenfalls<br />

durch radiales Verstellen der Steuerleiste<br />

stufenlos variiert werden.<br />

Steuerwalze und Sensorleiste<br />

Der Schaltstrom der optischen Sensoren ist<br />

zu gering, um den Spulenstrom zu schalten.<br />

Aus diesem Grund wurde eine Schaltung zur<br />

Verstärkung des Stroms konstruiert. Hierbei<br />

wurde bereits bei der Planung auf eine<br />

übersichtliche und einheitliche Platzierung auf<br />

der Platine geachtet. Zur Messung von Strom,<br />

Spannung und Drehzahl wurden zusätzlich<br />

Messgeräte angebracht, um während des<br />

Betriebs die wichtigsten Parameter ständig<br />

überprüfen zu können.<br />

Platine mit Kühlkörper und Messeinheit<br />

Ursprünglich war zur Ansteuerung der Spulen<br />

die Verwendung von Magnetfolie und Reed<br />

Kontakten angedacht. Da die Polarität dieser<br />

Folie wechselt, stellte sich diese Form der<br />

Ansteuerung im vorliegenden Fall als nicht<br />

praktikabel heraus. Aus diesem Grund fiel<br />

die Wahl schließlich auf die nun verwendete,<br />

optische Ansteuerung mittels Spiegelfolie und<br />

optischer Sensoren.<br />

Um herauszufinden,<br />

welches Material es bei<br />

den Spulengrundkörpern<br />

zu verwenden galt, wurde<br />

ein Experiment durchgeführt.<br />

Drei Rohre, eines<br />

aus Aluminium, eines aus<br />

Messing und eines aus<br />

Kunststoff, wurden in einer<br />

Halterung verbaut. Diese<br />

ermöglichte es, Dauermagneten<br />

gleichzeitig in<br />

Wirbelstromexperiment<br />

die Rohre fallen zu lassen<br />

und die Fallgeschwindigkeit zu ermitteln. Die<br />

Magneten im Aluminium- und im Messingrohr<br />

wurden deutlich abgebremst. Aus dem<br />

Experiment wurde ersichtlich, dass in leitenden<br />

Materialien Wirbelströme entstehen, die den<br />

Kolben abbremsen würden. Aus diesem Grund<br />

fiel der Entschluss, ein Kunststoffrohr zu<br />

verwenden.<br />

Nach der Themenfindung wurde mit der<br />

Aufstellung eines Zeitplans für das Projekt<br />

begonnen. Hiernach folgten die groben<br />

Überlegungen zur Funktionsweise und zur<br />

Umsetzung sowie die ersten Handskizzen<br />

und CAD Zeichnungen. Auch mit der<br />

Spulenwicklung wurde begonnen. Die<br />

Dokumentation des Projekts erfolgte stets<br />

parallel zur Konstruktionsarbeit in CAD und der<br />

praktischen Umsetzung. Um die Funktionalität<br />

des Sternmotors jederzeit gewährleisten<br />

zu können, wurden die CAD-Entwürfe<br />

laufend auf Umsetzbarkeit, Festigkeit und<br />

Funktionsweise hin überprüft. Dies geschah<br />

sowohl durch Computersimulationen als auch<br />

durch praktische Funktionstests. Nachdem die<br />

Maße der Konstruktion in CAD definiert waren,<br />

wurden Berechnungen zum Drehmoment, zur<br />

Kolbengeschwindigkeit, zur Leistung und zum<br />

Massenausgleich vorgenommen. Zum Schluss<br />

wurde das Projekt in Form einer Präsentation<br />

in der Schule vorgetragen und der fertige<br />

Sternmotor zur Veranschaulichung vorgestellt.<br />

An dem fertigen, funktionsfähigen Modell<br />

konnten die Kommilitonen alle Einstellungen<br />

am laufenden Motor austesten.<br />

Fertiges Modell des Sternmotors<br />

Mir selbst hat das Projekt gezeigt, dass ein<br />

solches Vorhaben nur durch eine Verknüpfung<br />

der einzelnen Fächer (Technische Mechanik,<br />

Maschinenelemente, Steuerungstechnik,<br />

Elektrotechnik, Konstruktion, Mechatronik), der<br />

Technikerschule sowie meiner vorhergehenden<br />

Berufsausbildung und -praxis möglich ist.<br />

Gerade diese interdisziplinären Erfahrungen<br />

werden mir in meiner beruflichen Zukunft<br />

sicherlich bei der Erkennung und Behandlung<br />

von Problemen zu Gute kommen.<br />

Für das Projekt waren insgesamt 22 Wochen<br />

veranschlagt, es zog sich jedoch tatsächlich<br />

auf 28 Wochen. Die Spulen bestehen aus<br />

1000 Windungen mit 0,4 mm lackisoliertem<br />

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