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Forschungs- und Laborbauten 2016

Jährliches Fachmagazin für Planung, Bau und Ausstattung von Forschungs- und Laborbauten.

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<strong>2016</strong><br />

Ernst & Sohn Special<br />

April <strong>2016</strong><br />

A 61029<br />

<strong>Forschungs</strong>-<br />

<strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

Planung von <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

Projektvorstellungen – Neubau, Umbau <strong>und</strong> Sanierung<br />

Flexible Nutzungskonzepte<br />

Modulbauweise<br />

Innenausbau<br />

Klima- <strong>und</strong> Lüftungstechnik<br />

Sicherheitstechnik<br />

– Brandschutz


Biotechnologiezentrum, Münster<br />

SALSA, Berlin (Foto Antje Dittmann)<br />

meet, Münster<br />

meet, Münster<br />

BMZ, Dortm<strong>und</strong><br />

meet, Münster<br />

Cadolto Fertiggebäude GmbH & Co. KG<br />

Wachendorfer Straße 34, 90556 Cadolzburg<br />

Tel.: +49 (0) 9103 / 502 0 ● Fax: +49 (0) 9103 / 502 120<br />

info@cadolto.com ● www.cadolto.com


Editorial<br />

Campus, Kommunikation <strong>und</strong> Architektur<br />

In unserem bereits vierten Special zu <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Laborbauten</strong> haben wir für Sie wieder aktuelle Projektberichte<br />

zusammengestellt. Diese werden, wie in den Sonderpublikationen<br />

des Verlags Ernst & Sohn üblich, durch<br />

Neuentwicklungen <strong>und</strong> Produkte aus der Industrie ergänzt.<br />

Wohin entwickeln sich <strong>Forschungs</strong>einrichtungen generell?<br />

Was resultiert daraus für die Gebäude, die Technik<br />

<strong>und</strong> die Freiräume? Diesen Fragen muss sich jeder Planer<br />

stellen, der <strong>Forschungs</strong>bauten <strong>und</strong> ihr Umfeld entwirft.<br />

Ein immer wiederkehrendes Thema im Bereich <strong>Forschungs</strong>bau<br />

ist der Campus. Ob innerstädtisch oder am<br />

Rande der Stadt: Gr<strong>und</strong>lage für sein Funktionieren ist ein<br />

gut durchdachter Masterplan. Wie muss der Campus organisiert<br />

sein, um optimale Abläufe zu gewährleisten? Welche<br />

Art von Infrastruktur ist notwendig, was ist wünschenswert<br />

<strong>und</strong> was ist schließlich bezahlbar?<br />

Und was brauchen <strong>und</strong> wünschen sich die Menschen,<br />

die auf dem Campus arbeiten? Insbesondere auf die letzte<br />

Frage wird bei der diesjährigen 12. Laborr<strong>und</strong>ekonferenz<br />

eingegangen, die „Leben <strong>und</strong> Forschen auf dem Campus –<br />

Behaglichkeit 8.0“ zum Thema hat.<br />

Ganz anders als in anderen Arbeitsbereichen, aus denen<br />

das Home Office nicht mehr wegzudenken ist, spielt<br />

sich das Leben von Forschern zu großen Teilen auf dem<br />

Campus, im Labor ab. Das heißt, selbst in hochtechnisierten<br />

<strong>Forschungs</strong>bauten beziehungsweise in deren nahem<br />

Umfeld sind gemütliche Aufenthaltsorte <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />

für (Kurzzeit)-Wohnen zu entwerfen; nicht zu vergessen<br />

die notwendige Infrastruktur von Läden bis hin zu Restaurants<br />

<strong>und</strong> Sporteinrichtungen.<br />

Auch Kommunikationszonen <strong>und</strong> Treffpunkte sind in<br />

unterschiedlichen Maßstäben in allen <strong>Forschungs</strong>gebäuden<br />

<strong>und</strong> auf jedem Campus von großer Bedeutung. Einerseits<br />

dienen sie der Erholung <strong>und</strong> Entspannung, andererseits<br />

sind sie essenziell wichtig für den wissenschaftlichen<br />

Austausch innerhalb von <strong>Forschungs</strong>gruppen – aber auch<br />

über Fachgrenzen hinweg. Ein r<strong>und</strong>um attraktiver Campus<br />

kann entscheidend sein, wenn es darum geht, die klügsten<br />

Köpfe für ein Institut zu gewinnen <strong>und</strong> zu halten.<br />

Die Labore mitsamt der notwendigen Technik sind die<br />

Herzstücke der <strong>Forschungs</strong>gebäude. Ein intensiver Austausch<br />

über sich ändernde Bedürfnisse bezüglich der technischen<br />

Ausstattung zwischen potenziellen Nutzern <strong>und</strong><br />

Architekten, Laborplanern, TGA- <strong>und</strong> Tragwerksplanern<br />

etc. ist während des gesamten Projektes unerlässlich.<br />

Während des Planungs- <strong>und</strong> Bauprozesses die Kosten<br />

im Blick zu behalten, nachzusteuern <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich genügend<br />

Puffer für Unvorhergesehenes einzuplanen ist<br />

wichtig für den erfolgreichen <strong>und</strong> im Idealfall fristgerechten<br />

Projektabschluss.<br />

Erfreulich zu beobachten ist, dass zahlreiche <strong>Forschungs</strong>bauten<br />

auch eine hohe gestalterische Qualität aufweisen,<br />

wie die Beiträge aus Deutschland, Österreich <strong>und</strong><br />

der Schweiz in diesem Heft zeigen. Ob in Lübeck, Jena,<br />

Tübingen oder Klosterneuburg: Für unterschiedlichste Bauaufgaben<br />

im Kontext <strong>Forschungs</strong>bau können Sie über zukunftsweisende<br />

Projekte lesen, interessante Lösungen studieren<br />

<strong>und</strong> sich an tollen Fotos erfreuen.<br />

Viel Freude mit dem Heft wünscht<br />

Simone von Schönfeldt<br />

Redaktion Specials<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

3


Inhalt<br />

Der Neubau des Biologicums bildet einen markanten Eckpunkt des Campusgeländes Riedberg<br />

der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt/M. Prägend für den Gebäudekomplex sind<br />

die ziegelrote Sichtbetonfassade, die begrünten Innenhöfe mit ihren großflächigen Glasfassaden<br />

<strong>und</strong> das weit auskragende Dach über dem Eingangsbereich. Deckenspannweiten von 10 m bei<br />

einer Geschosshöhe von nur 3,88 m stellten eine Herausforderung für die Tragwerksplaner dar.<br />

Zur Ausführung kamen eine nur 28 cm dicke vorgespannte Flachdecke <strong>und</strong> eine 400 m 2 große<br />

Spannseilfassade, bei der die wenigen, sehr schlanken Seile eine fast uneingeschränkte Fernsicht<br />

zulassen. Die Ingenieurgesellschaft Mayer-Vorfelder <strong>und</strong> Dinkel acker setzt die Vorspannung<br />

in Hochbau-Bauvorhaben seit ca. dreißig Jahren konsequent ein.<br />

<br />

(s. Beitrag S. 20–24, Foto: Christian Richters)<br />

Special <strong>2016</strong><br />

<strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Laborbauten</strong><br />

EDITORIAL<br />

Simone von Schönfeldt<br />

03 Campus, Kommunikation <strong>und</strong> Architektur<br />

PLANUNG VON FORSCHUNGS- UND LABORBAUTEN<br />

06 Aquarienanlagen für die biomedizinische Forschung<br />

10 BIM – KlimBIM oder BIMsalabim?<br />

12 Forum Laborbau <strong>2016</strong> am 27.–28. September in Ludwigshafen<br />

13 Keine Experimente beim Thema Umzug<br />

14 Neue Infrastruktur für die Spitzenforschung<br />

PROJEKTVORSTELLUNGEN<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong><br />

<strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

A61029<br />

Ernst & Sohn<br />

Verlag für Architektur <strong>und</strong> technische<br />

Wissenschaften GmbH & Co. KG<br />

Rotherstraße 21<br />

D-10245 Berlin<br />

Telefon: (030) 4 70 31-200<br />

Fax: (030) 4 70 31-270<br />

info@ernst-<strong>und</strong>-sohn.de<br />

www.ernst-<strong>und</strong>-sohn.de<br />

Nickl & Partner Architekten AG (Stefanie Matthys)<br />

15 FORSCHEN MIT AUSSICHT<br />

DAS DEUTSCHE ZENTRUM FÜR NEURODEGENERATIVE ERKRANKUNGEN<br />

IN TÜBINGEN<br />

18 <strong>Forschungs</strong>bauten an Hochschulen: Begutachtung durch den Wissenschaftsrat<br />

Jan Schütt, Jochen Salmen<br />

20 NEUBAU DES BIOLOGICUMS UND EXZELLENZCLUSTERS AN DER<br />

JOHANN-WOLFGANG-GOETHE-UNIVERSITÄT FRANKFURT/M.<br />

SPANNENDE TRAGWERKE FÜR EXZELLENTE FORSCHUNG<br />

25 FLEXIBLE ARCHITEKTUR FÜR EINE EFFIZIENTE, NACHHALTIGE PRODUKTION<br />

NEUBAU EINES PRODUKTIONSKOMPLEXES FÜR DIE ROCHE DIAGNOSTICS GMBH<br />

Martin Glane<br />

30 DER HITZE DIE SPITZE GENOMMEN<br />

KÜHLTURMANLAGE FÜR DLR IN KÖLN<br />

Rainer Post<br />

34 INSTITUTE FOR SCIENCE AND TECHNOLOGY AUSTRIA, KLOSTERNEUBURG<br />

NEUBAU PRECLINICAL FACILITY BUILDING<br />

Maria Ludewig, Martin Schmirander<br />

38 FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR ZELL THERAPIE UND IMMUNOLOGIE IZI, LEIPZIG<br />

NEUBAU FORSCHUNGSGEBÄUDE MIT ERWEITERUNGEN<br />

Nissen & Wentzlaff Architekten<br />

43 FORSCHUNGSZENTRUM BALGRIST CAMPUS, SCHWEIZ<br />

MAXIMALE FLEXIBILITÄT UND MODULARITÄT<br />

Johannes Kister<br />

47 WIE LÄSST SICH FORSCHUNG GESTALTEN?<br />

ZWEI NEUBAUTEN FÜR DIE FORSCHUNG<br />

Gerber Architekten<br />

51 NEUBAU DER CHEMIE DER JUSTUS- LIEBIG-UNIVERSITÄT GIESSEN<br />

KURZE WEGE ZWISCHEN FORSCHUNG UND LEHRE<br />

hammeskrause architekten bda<br />

55 CENTER OF BRAIN, BEHAVIOR AND METABOLISM CBBM<br />

FORSCHUNGSZENTRUM DER UNIVERSITÄT ZU LÜBECK<br />

4 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Inhalt<br />

Alexander Kochs<br />

59 NEUBAU FORMED AN DER JUSTUS- LIEBIG-UNIVERSITÄT GIESSEN<br />

FLEXIBLE GESTALTUNG DER FORSCHUNGS UMGEBUNG<br />

Christof Walter, Julia Sebastian<br />

64 ZENTRUM FÜR SYSTEMBIOLOGIE BRICS, BRAUNSCHWEIG<br />

NEUBAU EINES LABOR- UND FORSCHUNGS GEBÄUDES<br />

Michael Mackenrodt, Ulf Hestermann<br />

68 LEIBNIZ-INSTITUT FÜR ALTERNS FORSCHUNG – FRITZ-LIPMANN- INSTITUT E. V. (FLI) JENA<br />

NEUBAU EINES BIOMEDIZINISCHEN FORSCHUNGSGEBÄUDES<br />

72 Kunst der Fuge: Neubau des Fraunhofer-Instituts für Hochtemperatur-Leichtbau HTL in Bayreuth<br />

MODULBAUWEISE<br />

76 Maßgeschneidert für die Forschung: neues Modulbau-Labor am II. Physikalischen Institut der Universität Köln<br />

78 Klinikbau just in time – trotz Flüchtlingskrise<br />

INNENAUSBAU/KLIMA- UND LÜFTUNGSTECHNIK<br />

80 Hohe Anforderungen an die Klima- <strong>und</strong> Lüftungstechnik in <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

84 Kautschuk für alle Einsatzbereiche<br />

SICHERHEIT/BRANDSCHUTZ<br />

85 Entwicklung einer HPLC Service Station<br />

87 Brandschutzklappen in Laborabluft – eine alternative Betrachtungsweise<br />

90 Neuer Wandleser von SALTO<br />

90 IMPRESSUM<br />

Die Fachleute für<br />

dr.heinekamp<br />

Labor- <strong>und</strong> Institutsplanung<br />

Gaußstr. 12<br />

85757 Karlsfeld bei München<br />

Telefon +49 8131 / 38 41 - 0<br />

Telefax +49 8131 / 38 41 - 41<br />

www.heinekamp.com<br />

laborplanung@heinekamp.com<br />

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<br />

die fachgerechte, branchenspezifische<br />

Planung von Labor- <strong>und</strong> Tierbereichen<br />

kostenorientierte Planung unter<br />

Berücksichtigung des jeweiligen<br />

Funktions- <strong>und</strong> Arbeitsablaufes<br />

Sonderbereiche<br />

(Klimaräume; forschungsnahe Reinräume)<br />

Geräteplanung<br />

nutzungsorientierte Speziallösungen<br />

bautechnisch komplette Ausarbeitungen<br />

Bauüberwachung <strong>und</strong> Koordination<br />

Sonderanlagenkonzeption<br />

anspruchsvolle Detaillösungen<br />

Logistikkonzepte<br />

3D-Visualisierungen<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

5


Planung von <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

Aquarienanlagen für die biomedizinische Forschung<br />

Für die biomedizinische Forschung wurden in den letzten Jahren<br />

große <strong>Forschungs</strong>zentren mit Labortierhaltung errichtet. In den<br />

meisten Fällen für Nager, aber zunehmend auch mit Aquarien für<br />

Fische, Frösche <strong>und</strong> andere Wasserlebewesen. Während für die<br />

Einrichtung von Nagerhaltungen mittlerweile ein f<strong>und</strong>iertes planerisches<br />

Wissen vorhanden ist, stellen Aquarienhaltungen eine<br />

neue Herausforderung für Planer <strong>und</strong> Architekten dar.<br />

Während bis vor ca. 25 Jahren Aquarien in ihrer traditionellen<br />

Glasform zumeist nur in zoologischen Instituten für die<br />

Ausbildung von Studenten zu finden waren <strong>und</strong> aquatische<br />

Modellsysteme ein eher exotisches Nischendasein fristeten,<br />

hat sich dies in den letzten Jahren deutlich geändert, da sich<br />

aquatische Spezies neben Mäusen <strong>und</strong> Ratten als Versuchstiere<br />

etabliert haben. Einen wesentlichen Anteil daran hat<br />

der Zebrabärbling (Danio rerio). Dieser kleine Fisch aus<br />

der Gruppe der karpfenartigen Fische wurde durch die<br />

bahnbrechenden Arbeiten von Christiane Nüsslein-Volhard<br />

populär, die mit <strong>und</strong> an ihm die molekularen Gr<strong>und</strong>lagen<br />

der Wirbeltierentwicklung systematisch aufzuklären begann.<br />

Am Max Plank Institut für Entwicklungsbiologie in<br />

Tübingen wurde hierzu 1992 eines der ersten Fischhäuser<br />

entworfen <strong>und</strong> installiert. Von dort aus hat der Zebrabärbling<br />

seinen Einzug in die biomedizinische Forschung begonnen.<br />

Mittlerweile konnten am Zebrabärbling, neben der<br />

Beantwortung entwicklungsbiologischer Gr<strong>und</strong>lagenfragestellungen,<br />

auch verschiedenste biomedizinische Modelle<br />

z. B. zur Tumorforschung, zu cardio-vaskularen Fragestellungen<br />

sowie neurobiolgische Modelle für z. B. Alzheimer<br />

etabliert werden.<br />

Im Gegensatz zu herkömmlichen Hobbyaquarien, die<br />

hauptsächlich der Zurschaustellung von Fischen dienen,<br />

müssen Laborfischhaltungen ganz anderen Notwendigkeiten<br />

genügen, die sich z. T. ganz erheblich von den bekannten<br />

Nager-Haltungen unterscheiden. Hierbei ist es auch bei<br />

aquatischen Haltungen für die Forschung das oberste Ziel,<br />

möglichst viele Tiere auf möglichst geringem Raum unter<br />

für die Tiere optimalen Bedingungen unterzubringen. Dabei<br />

muss die Pflege der Tiere so ergonomisch, einfach <strong>und</strong><br />

effizient wie möglich sein, die Tiere müssen sich optimal<br />

beobachten lassen <strong>und</strong> sehr einfach zugänglich sein.<br />

Aquarienanlagen<br />

Statische Aquarienanlagen, bei denen im Abstand von einigen<br />

Tagen das Wasser gewechselt wird, sind aufgr<strong>und</strong> der<br />

dadurch bedingten starken Schwankungen der physikalischen<br />

<strong>und</strong> chemischen Wasserparameter <strong>und</strong> den damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Stressreaktionen der Tiere nicht mehr zeitgemäß.<br />

Durchflusssysteme, die permanent mit Frischwasser<br />

durchspült werden, sind energetisch <strong>und</strong> kostentechnisch<br />

nicht sinnvoll. Das hierzu genutzte Wasser wird dabei zumeist<br />

von städtischen Betreibern zur Verfügung gestellt.<br />

Dieses Wasser kann aus hygienischen Gründen, meist ohne<br />

entsprechende Vorankündigung, jedoch chloriert werden.<br />

Das zugesetzte Chlor oder dessen Derivate können für die<br />

Fische ein massives, wenn nicht gar tödliches Risiko darstellen.<br />

Einen sinnvollen Kompromiss <strong>und</strong> zurzeit „state of<br />

the art“ stellen rezirkulierende Haltungssysteme dar. Bei<br />

Bild 1. Detailansicht einer großen Laborfischhaltung<br />

diesen Anlagen wird konditioniertes Haltungswasser im<br />

Kreislauf durch die Aquarien geführt <strong>und</strong> mittels mechanischen,<br />

chemischen <strong>und</strong> physikalischen Maßnahmen aufbereitet.<br />

Dabei werden in diesen Anlagen täglich nur ca. 10 %<br />

des Haltungswassers durch frisches Wasser ersetzt.<br />

Bauliche Voraussetzungen<br />

Aquariensysteme können in ihren Größen, von kleinen<br />

Systemen mit einigen wenigen Aquarien, die relativ einfach<br />

im Labor zu installieren sind, bis hin zu riesigen zentralen<br />

Anlagen mit mehreren tausend Aquarien, schwanken<br />

(Bild 1). Speziell solche Großanlagen sind aufgr<strong>und</strong> des<br />

großen Wasserkörpers naturgemäß sehr schwer <strong>und</strong> es können<br />

dabei Punktlasten von bis zu 500 kg/100 cm 2 entstehen.<br />

Daher müssen vor allem die statischen Voraussetzungen<br />

zu deren Aufstellung gegeben sein. Große Anlagen<br />

werden deshalb zumeist in den Kellerbereichen von <strong>Forschungs</strong>instituten<br />

installiert.<br />

In den Haltungsräumen müssen aufgr<strong>und</strong> der z. T. sehr<br />

großen <strong>und</strong> warmen Wasserkörper der Aquarien die Lüftungsparameter<br />

entsprechend ausgelegt sein. Die Raumtemperatur<br />

sollte ca. 2–3 °C unter der Wassertemperatur<br />

liegen, die Raumluftfeuchte bei ca. 50–60 °C rel. Feuchte<br />

6 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Planung von <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

Bild 2. Gesamtansicht einer Zebrafischanlage mit zentralisierter Wasseraufbereitung<br />

im Stockwerk darunter<br />

<strong>und</strong> es sollte ein mindestens zehnfacher stündlicher Raumluftwechsel<br />

möglich sein. Diese Parameter stellen einen<br />

Kompromiss dar, um die Verdunstung aus den Aquarienbecken<br />

so gering wie möglich zu halten, für das Personal<br />

annehmbare Arbeitsbedingungen zu schaffen <strong>und</strong> z. B.<br />

auch Schimmelbildung im Raum zu unterdrücken.<br />

Räumliche Aufteilungen <strong>und</strong> Anforderungen<br />

Typischerweise bestehen Laboraquarienanlagen aus einem<br />

zentralen Haltungs- <strong>und</strong> Experimentalbereich, einer idealerweise<br />

separaten Quarantäne <strong>und</strong> gegebenenfalls einem<br />

technischen Bereich für die Aufstellung der Wasseraufbereitungen.<br />

Dieser kann bei sehr großen zentralisierten Systemen<br />

auch einen Stock tiefer unter der Haltung liegen<br />

(Bild 2). Gr<strong>und</strong>sätzlich muss bei allen wasserführenden<br />

Bereichen die dichte Ausführung insbesondere der Böden<br />

<strong>und</strong> eine gute Abführung des anfallenden Wassers gewährleistet<br />

werden. Dabei ist vor allem auf bodenebene Abflüsse<br />

<strong>und</strong> Ablaufrinnen zu achten, während als Bodenbelag zunehmend<br />

Epoxy-Harze zum Einsatz kommen. Da über das<br />

Abwasser aus den Anlagen als auch über die Waschbecken<br />

im Laborbereich Laich in die Abwasseranlagen gelangen<br />

kann, muss, gerade bei der Haltung von gentechnisch modifizierten<br />

Fischen, darauf geachtet werden, dass dieses Wasser<br />

entsprechend behandelt wird, um ein Entweichen lebensfähigen<br />

Laichs in die Umwelt zu verhindern. Dies kann<br />

entweder durch geeignete Siebsysteme oder auch automatisch<br />

durch kurzzeitige thermische Inaktivierung erzielt<br />

werden. Wie in jeder Tierhaltung ist auch eine entsprechende<br />

Lichtsteuerung mit definierten Tag- <strong>und</strong> Nachtzyklen,<br />

idealerweise mit einer graduierten Dämmerungssteuerung,<br />

vorzusehen.<br />

Die Bestandteile von Aquarienanlagen müssen, um eine<br />

langfristige Nutzung zu gewährleisten <strong>und</strong> die darin gehaltenen<br />

Tiere nicht zu gefährden, aus korrosionsbeständigen<br />

Materialien wie z. B. pulverbeschichtetem Edelstahl speziell<br />

für die Haltungsgestelle oder aus entsprechenden<br />

Kunststoffen ausgeführt sein. Alle technischen Komponenten,<br />

wie Wasserleitungen, Pumpen <strong>und</strong> sonstige Einbauten,<br />

die mit dem Haltungswasser direkt in Berührung kommen,<br />

müssen ebenfalls aus chemisch inerten Kunststoffen oder<br />

Edelstahl bestehen. Normale Armaturen <strong>und</strong> Leitungen,<br />

die z. B. Kupfer oder Messing enthalten, stellen ein absolutes<br />

Tabu dar, da sie für die Fische toxische Ionen wie Zn 2+<br />

oder Cu 2+ absondern können.<br />

Aquarien selbst wurden früher fast ausschließlich aus<br />

Glas hergestellt. Dabei wurden, um kleinere, labormaßstabgerechtere<br />

Kompartimente zu ermöglichen, in große Glasaquarien<br />

entsprechende Trennstege eingesetzt. Problematisch<br />

hierbei ist, dass diese großen Aquarien schwierig zu<br />

reinigen sind, da sie, eingeb<strong>und</strong>en in den Wasserkreislauf,<br />

zur Reinigung nicht aus den Gestellen entfernt werden können.<br />

Sie müssen mit großer Umsicht <strong>und</strong> hohem personellen<br />

Aufwand händisch, ohne Einsatz von unterstützenden<br />

Chemikalien, gereinigt werden. Mittlerweile setzen sich<br />

Anlagen, bestehend aus kleinen Einzelaquarien, durch.<br />

Diese Aquarien werden aus Kunststoffen wie z. B. Polycarbonat<br />

im Spritzgussverfahren hergestellt. Diese Herstellungsart<br />

ermöglicht eine neuartige Formgebung, die sich<br />

dadurch auszeichnet, dass sie z. B. einen einfachen Abtransport<br />

von Futterresten <strong>und</strong> Fäkalien mittels eines schrägen,<br />

gekielten Bodens <strong>und</strong> eines einfachen, automatisch<br />

aktivierten, physikalischen Siphons aus dem Aquarium erleichtert.<br />

Die Einzelaquarien können vom Personal einfach<br />

aus den Gestellen entnommen <strong>und</strong> gehandhabt werden.<br />

Diese Einzelaquarien können in speziellen Spülmaschinen<br />

hygienisch aufbereitet <strong>und</strong> gereinigt werden. Durch die Verwendung<br />

von Kunststoffen sind bei solchen Aquarien alle<br />

Komponenten bei Bedarf durch Autoklavieren hygienisch<br />

sterilisierbar.<br />

Auch die in Aquarienhaltungen verbauten Laboreinrichtungen<br />

müssen den oben genannten Anforderungen<br />

<strong>und</strong> Werkstoffen genügen. So sollten z. B. Arbeitsflächen<br />

aus Vollkunststoff oder Edelstahl gefertigt sein <strong>und</strong> keine<br />

normalen Wasserleitungen z. B. an den Waschbecken installiert<br />

werden.<br />

Haltungssysteme<br />

Bild 3. Modernes ZebTec-Aquarium aus blauem Polycarbonat <strong>und</strong> mit integrierter<br />

Siphonabsaugung<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

7


Planung von <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

Wasser <strong>und</strong> seine Aufbereitung<br />

Haltungsmedium Wasser<br />

Während bei Nagerhaltungen die Versorgung der Tiere mit<br />

adäquat konditionierter Luft (rel. Feuchte, Temperatur, Sterilität)<br />

im Vordergr<strong>und</strong> steht, so sind diese Parameter bei<br />

Fischhaltungen für die bauliche Integrität <strong>und</strong> ein akzeptables<br />

Raumklima für das Personal wichtig. Jedoch muss die<br />

Versorgung der zu haltenden Tiere mit richtigem Wasser als<br />

deren Lebensmedium im Vordergr<strong>und</strong> stehen.<br />

Obschon Wasser für jeden ein tagtäglich genutzter Begriff<br />

ist, so ist man sich i. d. R. nicht bewusst, welche vielfältigen<br />

Begrifflichkeiten <strong>und</strong> Aspekte mit z. T. f<strong>und</strong>amentalen<br />

Auswirkungen auf die gehaltenen Tiere sich dahinter verbergen.<br />

Wasser wird im alltäglichen Sprachgebrauch zumeist<br />

über seine Herkunft (z. B. Leitungswasser, Brunnenwasser),<br />

z. T. über seine chemische Zusammensetzung<br />

(z. B. Mineralwasser, weiches Wasser, voll entsalztes Wasser)<br />

oder seltener durch die Art der spezifischen Gewinnung<br />

(z. B. destilliertes Wasser, reverses Osmose-Wasser)<br />

definiert. Für die Haltung <strong>und</strong> Züchtung von Laborfischen<br />

sind viele dieser Begrifflichkeiten jedoch nicht wirklich zielführend.<br />

Um hygienisch einwandfreie <strong>und</strong> standortunabhängige,<br />

vergleichbare Haltungen realisieren zu können,<br />

muss das zur Verfügung stehende Wasser gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

zuerst vollständig entsalzt werden. Dies geschieht idealerweise<br />

durch reverse Osmose-Anlagen, die sowohl gelöste<br />

Ionen als auch Mikroorganismen <strong>und</strong> Schwebstoffe durch<br />

eine Druckfiltration aus dem Wasser entfernen. Anschließend<br />

wird das so gewonnene Wasser mit definierten Salzgemischen<br />

auf eine gewünschte Ionen-Zusammensetzung<br />

gebracht, um als Speisewasser für Aquarien genutzt zu werden.<br />

Entscheidend für eine gute aquatische Haltung sind<br />

neben der richtigen Temperatur auch der Säuregehalt (pH-<br />

Wert) <strong>und</strong> die spezifische Ionenzusammensetzung des Wassers.<br />

Hierbei spielen neben der Abwesenheit von schädlichen<br />

Chemikalien auch der Gehalt von Stickstoffkomponenten<br />

wie Ammoniak, Nitrit <strong>und</strong> Nitrat als resultierende<br />

Stoffwechselprodukte der Tiere bzw. Bestandteile des Futters<br />

eine entscheidende Rolle für das Wohlbefinden der<br />

Tiere. Die meisten dieser Faktoren können von modernen<br />

Bild 4. Kontrollpaneel einer Zebrafischhaltung mit Darstellung der Systemkomponenten<br />

<strong>und</strong> der Hauptparameter des Haltungswassers<br />

Bild 5. Tritone Fütterungsroboter für ZebTec-Fischanlagen<br />

(Fotos 1–5: Tecniplast Deutschland)<br />

Anlagen nicht nur permanent überwacht, sondern auch automatisch<br />

korrigiert werden.<br />

Aufbereitung des Haltungswassers<br />

Da Wasser das zentrale Medium für die zu haltenden aquatischen<br />

Spezies ist, kommt der richtigen Wasseraufbereitung<br />

in rezirkulierenden Systemen eine entscheidende Bedeutung<br />

zu. Das Wasser muss vor allem von Fäkalien <strong>und</strong><br />

Futterresten mechanisch gereinigt werden. Dies kann durch<br />

klassische Filtermedien oder auch durch effiziente, selbstreinigende<br />

Trommelfiltersysteme erfolgen. Ein bakterieller<br />

Biofilter im System entfernt die primären toxischen Exkretionsprodukte<br />

der Tiere: Ammoniak <strong>und</strong> Nitrit, indem<br />

sie zu relativ ungefährlichem Nitrat umgesetzt werden. Anschließend<br />

wird das Wasser durch hochdosierte UV-Bestrahlung<br />

desinfiziert <strong>und</strong> wieder in die Aquarien zurückgeführt.<br />

Während dieser Aufbereitung wird das Wasser zusätzlich<br />

temperiert, Frischwasser gegebenenfalls langsam<br />

zugeführt <strong>und</strong> automatisch auf den angestrebten Salzgehalt<br />

gebracht. Damit diese komplexen Aufbereitungsanlagen<br />

zuverlässig <strong>und</strong> unterbrechungsfrei funktionieren, sind die<br />

hierfür wichtigsten Systemkomponenten wie z. B. die Pumpen<br />

red<strong>und</strong>ant ausgeführt <strong>und</strong> werden regelmäßig wechselseitig<br />

automatisch umgeschaltet. Alle Wasserparameter<br />

(z. B. pH-Wert, Leitwert <strong>und</strong> Temperatur) müssen über einstellbare<br />

Alarmschwellen überwacht werden <strong>und</strong> Anlagenkomponenten<br />

müssen so ausgelegt sein, dass im Falle eines<br />

Fehlverhaltens eine entsprechende Meldung automatisch<br />

an eine Gebäudeleittechnik abgesetzt wird. Einfach <strong>und</strong><br />

intuitiv zu bedienende Kontrollpaneele stellen die einzelnen<br />

Anlagenfunktionen dar (Bild 4), zeigen neben den aktuellen<br />

Wasserparametern auch entsprechende Warn- <strong>und</strong><br />

Alarmmeldungen an <strong>und</strong> protokollieren diese. Im Idealfall<br />

sind die Kontrollpaneele passwortgeschützt über das Internet<br />

zugänglich. Somit kann eine sichere Funktion der Anlagen<br />

<strong>und</strong> auch eine gesetzlich geforderte entsprechende<br />

8 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Planung von <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

Dokumentation für die Aufsichtsbehörden gewährleistet<br />

werden.<br />

Anforderungen an den Betrieb<br />

Im täglichen Betrieb von Aquarienanlagen zeigen sich vor<br />

allem bei der Fütterung <strong>und</strong> der Aquarienreinigung die Unterschiede<br />

zu Nagerhaltungen. Bei Kleinnagern wird i. d. R.<br />

einmal pro Woche der Käfig gewechselt <strong>und</strong> gereinigt <strong>und</strong><br />

die Tiere werden mit frischem Futter versorgt. Fische hingegen<br />

müssen mehrfach am Tag gefüttert werden, wohingegen<br />

das Aquarium nur alle paar Wochen gereinigt wird. Hierbei<br />

kann z. B. auch eine blaue Einfärbung des Aquariumkunststoffes<br />

eine deutliche Reduktion des Algen- <strong>und</strong> Biofilmwachstums<br />

bewirken. Für die Reinigung der Aquarien <strong>und</strong><br />

seiner Bestandteile können Spezialwaschmaschinen mit<br />

spezifischen Reinigungsmitteln <strong>und</strong> Programmen eingesetzt<br />

werden, die auch den hartnäckigen aufgewachsenen Biofilm<br />

entfernen können. Diese Waschanlagen müssen über<br />

der Pharmaproduktion entnommene Steuerungs- <strong>und</strong> Überwachungssysteme<br />

des Waschprozesses verfügen, um jegliche<br />

Beeinträchtigungen der Fische durch Chemikalienrückstände<br />

auf den Aquarien ausschließen zu können.<br />

Im Gegensatz zu Nagern müssen insbesondere Zebrabärblinge<br />

mehrmals täglich <strong>und</strong> abhängig von ihrer Körpergröße<br />

gefüttert werden, um optimal gedeihen zu können.<br />

Das stellt bei kleineren Anlagen i. d. R. kein zeitliches<br />

Problem dar, bei größeren <strong>und</strong> sehr großen Anlagen jedoch<br />

durchaus, speziell an Wochenenden <strong>und</strong> Feiertagen.<br />

Um dieses Problem zu lösen, wurde ein Fütterungsroboter<br />

entwickelt (Bild 5), der mittels eines Barcodes Anzahl <strong>und</strong><br />

Alter der Fische in einem einzelnen Aquarium erkennt <strong>und</strong><br />

diese sowohl mit flüssigem Lebendfutter als auch mit bis<br />

zu vier verschiedenen Pelletfuttergrößen präzise <strong>und</strong> mehrmals<br />

am Tage füttern kann. Somit kann eine Laborfischhaltung<br />

auch mit relativ geringer Personaldecke erfolgreich<br />

geführt werden.<br />

Fazit<br />

Fische <strong>und</strong> die damit notwendigen Laboraquariensysteme<br />

sind ein fester Bestandteil der biomedizinischen Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

geworden. Die Art der Aquarien <strong>und</strong> ihrer<br />

Wasseraufbereitungen haben sich deutlich verändert, hin<br />

zu ergonomischen <strong>und</strong> praktischen kleinen Einzelaquarien<br />

<strong>und</strong> zu soweit wie möglich automatisierten Wasseraufbereitungen<br />

mit robotergestützten Fütterungssystemen.<br />

Dr. Maximilian Busch, Tecniplast Deutschland GmbH<br />

Weitere Informationen:<br />

Tecniplast Deutschland GmbH<br />

Dr. Maximilian Busch<br />

82383 Hohenpeißenberg<br />

Tel. (08805) 921 32-50, Fax (08805) 921 32-99<br />

maximilian.busch@tecniplast.de www.tecniplast.de<br />

Integrierte Komplettlösungen von TECNIPLAST,<br />

dem größten Anbieter von Tierhaltungsausrüstung für die biomedizinische Forschung.<br />

Bei Tecniplast arbeiten wir fortwährend an der Weiterentwicklung unserer Produkte <strong>und</strong> steigern ständig unsere bereits hohen<br />

Qualitätsstandards <strong>und</strong> technische Fachkompetenz. Unsere neuen Produkte, Technologien, Automatisierungslösungen,<br />

Fertigungstechniken, sowie die Aus- bzw. Weiterbildung unserer Mitarbeiter stehen für ein Unternehmen, das in dieser Branche<br />

seit 1949 führend ist.<br />

HEADQUARTERS<br />

ITALY | Tel. +39 0332 809711 • www.tecniplast.it • E-mail: tecnicom@tecniplast.it<br />

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Planung von <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

BIM – KlimBIM oder BIMsalabim?<br />

BIM – Building Information Modeling – ist weder eine Spielerei<br />

noch ein W<strong>und</strong>ermittel: BIM ist ein Werkzeug. Wie jeder gute<br />

Handwerker weiß, benötigt man für eine gute Arbeit hochwertiges<br />

Werkzeug, das aber auch für die unterschiedlichen Arbeiten<br />

adaptierbar ist. Neben der Wahl des richtigen Werkzeugs ist<br />

ebenso der geschulte Umgang mit dem Werkzeug notwendig.<br />

Als Planungswerkzeug ist BIM in den Planungsprozess<br />

eingeb<strong>und</strong>en. Die Durchführung aller Planungsstufen von<br />

der Gr<strong>und</strong>lagenermittlung über die Vorplanung, Entwurfsplanung<br />

bis zur Ausführungsplanung ist für den Prozess<br />

zwingend notwendig. Der Planungsprozess lebt im Anfang<br />

von Ideen, groben Konzepten <strong>und</strong> der Erstellung von Varianten<br />

<strong>und</strong> zum Schluss von der immer weiter fortschreitenden<br />

Detaillierung <strong>und</strong> Präzisierung.<br />

BIM: Planungswerkzeug im integralen Planungsprozess<br />

Im EDV-Zeitalter kann man den Maßstab der Handzeichnung<br />

als Maß für den Detaillierungsgrad sehen. Pläne wurden<br />

erstellt, um konzeptionelle Entscheidungen zu treffen.<br />

Für jede Planungsphase wurde ein neuer Plan (1:200;<br />

1:100; 1:50; 1:20) mit höherem Detaillierungsgrad in Tusche<br />

gezeichnet. Die heutigen dynamischen Planungsprozesse<br />

lassen diesen Ablauf nicht mehr zu, einerseits wegen<br />

des immer schneller werdenden Planungsverlaufs, andererseits<br />

wäre dieser Arbeitsaufwand mit dem zur Verfügung<br />

stehendem Honorar nicht zu leisten ist. Auch aus Gründen<br />

der Datenmengen aller Planungsbeteiligten, insbesondere<br />

für komplexe Laborgebäude, heißt das Zauberwort „Level<br />

of Detail“, d. h. die Darstellung erfolgt in verschiedenen<br />

Detaillierungsstufen, die auch im Plan schaltbar sind. Zum<br />

Beispiel entsteht ein Trassenkonzept für die Lüftungstechnik<br />

aus einer Strichzeichnung ohne Höhenmaße <strong>und</strong> wird<br />

dann im Planungsverlauf als Kanal im Raum quasi „extrudiert“.<br />

Eine sinnvolle Koordination der Höhenlagen kann<br />

mit einem Kantenmodel der Trassen als Volumenkörper<br />

erfolgen, damit ein klares Konzept beurteilt wird, ohne<br />

sich in Details zu verlieren. BIM kann zu einem Planungswerkzeug<br />

im integralen Planungsprozess werden.<br />

Unterschied zwischen 3D-Planung <strong>und</strong> BIM<br />

Viele verstehen unter BIM nur 3D-Zeichnung <strong>und</strong> Visualisierung<br />

<strong>und</strong> nehmen das als Begründung dafür, dass die<br />

Erstellung von Plänen in der Planung immer weiter nach<br />

hinten geschoben wird: „Im 3D ist alles im Detail gezeichnet,<br />

nach der Zeichnungserstellung darf sich deshalb<br />

nichts mehr verändern.“ Dieses Vorgehen ist aber keine<br />

integrale Planung.<br />

Der gravierendste Unterschied zwischen 3D-Planung<br />

<strong>und</strong> BIM ist das „I“ für Information in BIM. Wenn einem<br />

Körper z. B. einer Wand eine Materialität zugeordnet wird,<br />

kann aus dem Modell die Masse des Materials ermittelt<br />

werden. In der Lüftungsplanung ist es bereits heute üblich,<br />

aus dem konstruierten 3D-Plan die Kanalkomponenten zu<br />

ermitteln. Das BIM-Modell kann aber nur die Informationen<br />

liefern, die zuvor innerhalb dieses Modells definiert<br />

wurden. Selbstverständlich kann auf diese Weise in der<br />

Tragwerksplanung das BIM-Modell die Massen für Beton<br />

<strong>und</strong> Stahl liefern. Es stellt sich nur die Frage, zu welchem<br />

Zeitpunkt.<br />

Beispiel Kostenermittlung<br />

Zusätzliche Information müssen zunächst in das Modell<br />

eingegeben werden, um sie dann später wieder als Daten<br />

auszulesen. Welchen Mehrwert liefert also dieser weitere<br />

Schritt? Am Beispiel einer Kostenermittlung kann das differenziert<br />

betrachtet werden. Viele kostenrelevante Details<br />

sind in der Entwurfsplanung noch nicht gezeichnet, deshalb<br />

kann das BIM-Modell zu diesem Zeitpunkt auch<br />

keine Kostenberechnung liefern. Die Kosten jedoch nur<br />

mit Teilauszügen aus dem BIM-Modell <strong>und</strong> weiter mit Excel<br />

zu berechnen, birgt ein großes Risiko, da es eine Vielzahl<br />

an Fehlermöglichkeiten gibt. Für die Laborplanung<br />

haben wir die Informationsverarbeitung von BIM unabhängig<br />

von der Zeichnungsqualität bzw. dem Zeichnungsmaßstab<br />

vollständig umgesetzt. Zu jedem Zeitpunkt der<br />

Planung bis zur Abrechnung auf der Baustellen sagt uns<br />

unsere Datenbank, welches Teil sich wo befindet <strong>und</strong> was<br />

Bild 1. Gr<strong>und</strong>riss aus dem 3D-Modell<br />

10 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Planung von <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

Bild 2. Laborgr<strong>und</strong>riss zur Abstimmung als Ableitung aus dem 3D-Modell<br />

es kostet. Die Komponenten werden in der Planung fortlaufend<br />

präzisiert. In der Vorplanung wird eine Kostenermittlung<br />

mit Grobelementen durchgeführt, in der Entwurfsplanung<br />

erfolgt eine Einzelteilkostenberechnung, die<br />

in der Ausführungsplanung fortgeschrieben wird. Für die<br />

Ausschreibung liefert unsere Datenbank die exakten Massen<br />

<strong>und</strong> mit den Angebotspreisen erfolgt schon auf der<br />

Basis der geprüften Montageplanung die Prognose der Abrechnungssumme.<br />

Kollisionsfreiheit – kein Selbstzweck<br />

Die Datenmenge eines großen Laborprojektes stellt die<br />

Computer bei komplexen Auswertungen bereits vor Herausforderungen.<br />

Die Vereinigung alle Einzeldaten mit graphischen<br />

Informationen erleichtert die Aufgabe nicht. Mit<br />

BIM können die Kollisionen innerhalb der Gewerke geprüft<br />

werden, Kollisionsfreiheit ist aber kein Selbstzweck.<br />

Bild 3. Isometrie des 3D-Models<br />

(Grafiken: Dr. Heinekamp)<br />

Leitungen, die sich im CAD nicht berühren, müssen auf<br />

der Baustelle auch noch montiert werden können. Eine<br />

Kollisionsprüfung muss zusätzlich um die Prüfung der Baubarkeit<br />

<strong>und</strong> Nachrüstbarkeit ergänzt werden. Dieser Prüfschritt<br />

kann nur von einem erfahrenen Planer erfolgen.<br />

BIM-Daten für CAFM<br />

Ein wesentliches Argument für die Umsetzung von BIM ist<br />

der Nutzen für CAFM (Computer Aided Facility Management).<br />

Zurzeit müssen alle BIM-Daten für die CAFM-Systeme<br />

konvertiert werden. Das BIM-Modell kann nach Fertigstellung<br />

des Projektes alle wesentlichen Daten für das<br />

CAFM liefern, um einen optimalen Gebäudebetrieb zu<br />

gewährleisten. Das größte Problem für das CAFM ist jedoch<br />

die darauffolgende Datenpflege, die notwendig wird<br />

insbesondere bei Anpassungen <strong>und</strong> Umbauten, die in jedem<br />

Laborgebäuden zum Alltag gehören. Die Änderungen<br />

müssen in der Original BIM-Software angepasst werden,<br />

um dann wieder für das CAFM-System konvertiert zu werden.<br />

Die Betreiber verfügen i. d. R. weder über die BIM-<br />

Software noch über die Kapazitäten für die Konstrukteure.<br />

Ein funktioneller Gebäudebetrieb mit CAFM kann jedoch<br />

nur über aktuelle <strong>und</strong> verlässliche Gebäudedaten erfolgen.<br />

Um z. B. die Glasflächen für die Reinigung zu ermitteln,<br />

sind geometrische Daten des Gebäudes notwendig. An der<br />

Gebäudehülle selbst erfolgen üblicherweise weniger Veränderungen.<br />

Komplexe Umbauten können in das BIM-<br />

Model aktualisiert werden, da dafür oft ein Planungsteam<br />

zur Verfügung steht. Für die Technikkomponenten <strong>und</strong><br />

auch für die Laboreinrichtung ist die Geometrie der Komponenten<br />

von untergeordneter Bedeutung. Diese Daten<br />

können auch in tabellarischer Form in Datenbanken gepflegt<br />

werden. Damit wird diese Datenpflege auch durch<br />

die Betreiber zeitlich <strong>und</strong> fachlich leistbar. Deshalb sollten<br />

die Geometrien nur dort fortgeschrieben werden, wo geometrische<br />

Daten erzeugt werden müssen. Alle anderen Informationen<br />

können <strong>und</strong> sollten tabellarisch aktualisiert<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

11


Planung von <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

werden. Diese Kombination der Datenhaltung ermöglicht<br />

den effizienten <strong>und</strong> wirtschaftlichen Gebäudebetrieb. Die<br />

„BIM-Vision“ muss in der alltäglichen Arbeit der Betreiber<br />

gelebt werden können, da ein Gebäude nur real <strong>und</strong> nicht<br />

virtuell funktioniert.<br />

Die Begriffe BIG BIM, Open BIM <strong>und</strong> Closed BIM in<br />

der aktuellen Diskussion zeigen deutlich die Probleme, die<br />

noch zu lösen sind. Wird in der Zukunft nur noch mit einer<br />

Software – Closed BIM – in der Baubranche gearbeitet,<br />

werden Konvertierungsprobleme eliminiert. Bei Open BIM<br />

werden Daten softwareunabhängig ausgetauscht. Die Konvertierung<br />

zwischen den unterschiedlichen CAD-Programmen<br />

kann allerdings eine Vielzahl von Fehlern erzeugen.<br />

Bei vorausschauenden Planern weckt BIM gegenwärtig<br />

eher Skepsis, da sie die Herausforderungen <strong>und</strong> ungelösten<br />

Probleme sehen. In der Politik wird BIM jedoch als<br />

Lösung aller Probleme gesehen, wie der nachfolgend Abschnitt<br />

aus dem Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom<br />

15.12.2015 zeigt:<br />

„Digitale Bauplanung: Wie Dobrindt ein zweites BER-<br />

Desaster verhindern will<br />

Der Schlüssel für diese digitale Umwälzung der Bauindustrie<br />

ist nicht neu, aber in Deutschland noch nicht verbreitet.<br />

Der Schlüssel … heißt BIM, was für Building Information<br />

Modeling steht. Grob gesprochen wird dabei das<br />

ganze Vorhaben erst mal im Computer gebaut. Die unterschiedlichen<br />

Projektteilnehmer sind angeb<strong>und</strong>en. Alle<br />

geometrischen Informationen werden festgelegt <strong>und</strong> mit<br />

anderen Angaben verknüpft wie zum Beispiel Material,<br />

dessen Lebensdauer, umweltrelevante Eigenschaften,<br />

Schalldurchlässigkeit oder Brandschutz.<br />

Zunächst soll BIM im Straßenbau eingesetzt werden <strong>und</strong><br />

bei Brücken, Autobahnen <strong>und</strong> Unterführungen helfen.<br />

Setzt sich das Modell durch, könnte es – BIM-Salabim –<br />

aber schnell auch bei anderen öffentlichen Bauten eingesetzt<br />

werden <strong>und</strong> dort seinen Zauber wirken. Vielleicht<br />

könnte das digitalisierte Bauen sogar dazu beitragen, ein<br />

Baudesaster wie am Berliner Flughafen zu verhindern<br />

oder zeitliche Verzögerungen wie bei der Hamburger Elbphilharmonie<br />

auszuschließen.<br />

BIM-Projekte sollen nämlich auch mit den Faktoren<br />

Zeit <strong>und</strong> Kosten angefüttert werden, sodass auch Planungs-<br />

<strong>und</strong> Bauprozess vorausberechnet <strong>und</strong> virtuell angezeigt<br />

werden können. Nach Angaben des Ministeriums<br />

können dadurch schon bei der Planung Aussagen über die<br />

Nutzungskosten getroffen werden. ….Der Bauherr erfahre<br />

daher nicht nur, was Planung <strong>und</strong> Bau kosteten, sondern<br />

auch was er für Instandhaltung, Ersatz <strong>und</strong> Betriebskosten<br />

aufwenden müsse. Dazu enthält das Programm für<br />

jedes einzelne Bauteil Informationen über das Material,<br />

seine Lebensdauer <strong>und</strong> wie oft es in der Regel ausgewechselt<br />

oder repariert werden muss.“<br />

Eine derart überzogene Hoffnung kann BIM nicht erfüllen,<br />

zumal nicht der Computer, sondern der Mensch plant.<br />

Die BIM-Methode zu einem praktikablen Werkzeug für<br />

die Bauplanung zu machen, sollte jedoch für alle Planer<br />

ein erklärtes Ziel sein.<br />

Weitere Informationen:<br />

dr. heinekamp Labor- <strong>und</strong> Institutsplanung GmbH<br />

Gaußstraße 12, 85757 Karlsfeld b. München<br />

Tel. (08131) 38 41-11, Fax (08131) 38 41-41<br />

heinekamp@heinekamp.com, www.heinekamp.com<br />

Forum Laborbau <strong>2016</strong> am 27.–28. September in Ludwigshafen<br />

forderungen an ein Industrielabor <strong>und</strong> die moderne Umsetzung<br />

aus verschiedenen Fachperspektiven. Darüber hinaus<br />

wird der Betrieb eines Industrielabors eingehend<br />

thematisiert.<br />

Mit dem Gebäude B007 der BASF wird zum ersten<br />

Mal ein Neubau besichtigt, der bereits im Vorjahr fertig<br />

gestellt wurde <strong>und</strong> in den die Nutzer bereits eingezogen<br />

sind. Die Führung übernimmt das Team der am Bau beteiligten<br />

dr. heinekamp Labor- <strong>und</strong> Institutsplanung GmbH<br />

mit ihren Fachleuten.<br />

Laborneubau der BASF in Ludwigshafen<br />

(Foto: BASF)<br />

Attraktives Praxisbeispiel des modernen Laborbaus wird<br />

beim diesjährigen Forum der Neubau B007 der BASF sein.<br />

Vorträge in Kombination mit der Begehung zeigen die An-<br />

Weitere Informationen:<br />

Dr. Klinkner Partner GmbH<br />

Wilhelm-Heinrich-Straße 16, 66117 Saarbrücken<br />

Tel. (0681) 982 10-0<br />

www.laborbau.de<br />

12 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Keine Experimente beim Thema Umzug<br />

Planung von <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

Mit Experimenten hat man bei BASF Erfahrung. In den Labors des<br />

Chemie-Unternehmens aus Ludwigshafen gibt es dabei auch hin<br />

<strong>und</strong> wieder unerwartete Versuchsergebnisse. Die Experimentierfreude<br />

des Konzerns hat allerdings Grenzen. Das gilt auch, wenn<br />

auf dem riesigen Werksgelände mal wieder ein Umzug ansteht.<br />

Wie in den Labors auch, kommen in solchen Fällen nur Profis zum<br />

Einsatz – zum Beispiel die Geuer International GmbH zum Beispiel.<br />

Ein Labor umzuziehen ist per se ein überaus komplexes<br />

Unterfangen, die Königsdisziplin für Umzugsunternehmen<br />

sozusagen. Zu steigern ist der Schwierigkeitsgrad allenfalls<br />

noch, wenn beispielsweise Labore aus drei unterschiedlichen<br />

Gebäuden in einem Neubau zusammengelegt werden.<br />

Genau vor dieser Aufgabe stand vor kurzem Umzugsspezialist<br />

Geuer aus Senden, der von der BASF einen entsprechenden<br />

Großauftrag erhalten hatte.<br />

Bild 2. Full Service: Die Umzugsexperten von Geuer International<br />

sorgten auch für die fachgerechte Deinstallation <strong>und</strong> Installation der<br />

Computertechnik<br />

130 Lkw-Ladungen in 60 Tagen<br />

Allein 2.000 Geräte mussten dabei abgebaut, transportiert<br />

<strong>und</strong> wieder installiert werden. „Lässt man die gesamte Planungs-<br />

<strong>und</strong> Vorbereitungsphase außer Acht, die alleine<br />

mehr als 18 Monate in Anspruch genommen hat, hatten<br />

wir 60 reine Umzugstage“, sagt Stephan Martin, bei BASF<br />

zuständig für die Koordination von Umzügen. In dieser<br />

Zeit haben bis zu 15 Mitarbeiter von Geuer International<br />

durchschnittlich etwas mehr als zwei Lkw-Ladungen am<br />

Tag in den Neubau verbracht. Insgesamt waren es am Ende<br />

130 Lkw-Ladungen. „Das ist auch für unsere Verhältnisse<br />

ein großer Laborumzug“, so Stephan Martin.<br />

Da an einem Umzug dieser Größenordnung unterschiedlichste<br />

Gewerke mitwirken, deren Einsatzpläne penibel<br />

aufeinander abgestimmt sind, war die größte Schwierigkeit<br />

die Einhaltung des Zeitplans. Viele Geräte mussten<br />

beispielsweise von eigens angereisten Experten der Herstellerfirmen<br />

erst deinstalliert <strong>und</strong> später an ihren neuen<br />

Standorten aufwendig kalibriert <strong>und</strong> eingerichtet werden,<br />

bevor sie wieder einsetzbar waren. Wäre das nicht in der<br />

vorgesehenen Zeit gelungen, hätte das wohlmöglich den<br />

Stillstand eines ganzen Labors mitsamt des dort beschäftigten<br />

Personals nach sich gezogen.<br />

Bild 3. Die fachgerechte Verpackung des Umzugsgutes gehört zum<br />

Service<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> hatten also selbst kleine Verspätungen<br />

das Potenzial, den gesamten zeitlichen Ablauf<br />

ins Wanken zu bringen. In solchen Fällen, die besonders bei<br />

Laborumzügen nie auszuschließen sind, waren Flexibilität<br />

<strong>und</strong> Einsatzbereitschaft gefragt. „Unter anderem gab es<br />

zwei Tage, an denen wir die Aufzüge nicht nutzen konnten.<br />

Das jeweilige Tagessoll mussten wir natürlich trotzdem erfüllen.<br />

Hätte Geuer nicht kurzfristig zusätzliche Leute schicken<br />

können, hätte das zu einem ernsthaften Problem für<br />

das gesamte Projekt werden können“, sagt Stephan Martin.<br />

Eine Anforderung im Rahmen der Ausschreibung des Auftrags<br />

war denn auch, flexibel auf Unvorhergesehenes reagieren<br />

zu können – sowohl personell als auch in puncto<br />

Ausrüstung. Betriebe, die diese Voraussetzung nicht erfüllten,<br />

waren bereits im Auswahlverfahren ausgeschieden.<br />

Bild 1. Das neue Laborgebäude der BASF in Ludwigshafen<br />

(Foto: BASF)<br />

Know-how <strong>und</strong> Erfahrung<br />

Ebenfalls gewichtige Punkte im Anforderungskatalog der<br />

BASF waren Know-how <strong>und</strong> Erfahrung. Ein Umzug bei<br />

laufendem Betrieb erfordert nicht nur jede Menge Fingerspitzengefühl.<br />

„Umzugsunternehmen, die sich bei uns um<br />

Aufträge dieser Art bewerben, müssen auf entsprechende<br />

Referenzen verweisen können. Wir müssen sicher sein,<br />

dass die Firma zum Beispiel in der Lage ist, den jeweiligen<br />

Personalbedarf exakt abzuschätzen, sonst kommt es<br />

schnell zu Engpässen“, so Stephan Martin. Ohne Erfahrung<br />

sei das praktisch unmöglich.<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

13


Planung von <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

Deshalb hätten er <strong>und</strong> seine Kollegen vom BASF-Umzugsteam<br />

sich auch im Vorfeld per Internetrecherche <strong>und</strong><br />

Informationsaustausch mit Unternehmen, die die gleichen<br />

Anforderungen haben, davon überzeugt, dass der Sendener<br />

Umzugsspezialist tatsächlich über die nötige Expertise<br />

verfügt. Dazu zählen im Übrigen auch das Vorliegen sämtlicher<br />

Zertifikate, die für den Transport von Chemikalien<br />

<strong>und</strong> gefährlichen Stoffen <strong>und</strong> Geräten notwendig sind, sowie<br />

die Verfügbarkeit der dafür erforderlichen Ausrüstung.<br />

Schließlich sind zahlreiche Gerätschaften in den Labors<br />

nicht nur höchst empfindlich, sondern auch überaus<br />

schwer. Für eine Zwei-Tonnen-Apparatur mussten sogar<br />

eigens die Fenster ausgebaut <strong>und</strong> die Fassade geöffnet werden,<br />

um sie anschließend per Kran ins Freie zu hieven.<br />

Bild 4. Der Transport der Büro- <strong>und</strong> Labormöbel ist für die Umzugsexperten von Geuer<br />

International Routine<br />

Reibungslose Zusammenarbeit<br />

„Die Zusammenarbeit mit Geuer International kann ich<br />

nur als absolut reibungslos beschreiben. Da hat fachlich<br />

wie menschlich alles gepasst“, lobt Stephan Martin. Auch<br />

die Kollegen in den Labors hätten sich durchweg positiv<br />

über den Verlauf des Umzugs geäußert – es gab kein Wort<br />

der Kritik. „Von daher werden wir die Firma Geuer wieder<br />

einladen, ein Gebot abzugeben, sobald bei uns mal wieder<br />

ein größerer Umzug ansteht.“<br />

Bild 5. Zahlreiche Gerätschaften in den Labors sind nicht nur höchst<br />

empfindlich, sondern auch überaus schwer – sie erfordern eine spezielle<br />

Verpackung<br />

(Fotos 2–5: Geuer International)<br />

Weitere Informationen:<br />

Geuer International GmbH<br />

Henning-Tycho Biermann, Vertriebsleiter<br />

Im Südfeld 14, 48308 Senden-Bösensell<br />

Tel. (02536) 33 16-14, Fax (02536) 33 16-25<br />

biermann@geuer.de, www.geuer.de.<br />

Neue Infrastruktur für die Spitzenforschung<br />

Aktuelle Fragen der Forschung lassen sich nur mit den richtigen<br />

technischen Instrumenten beantworten. Spitzenforschung ist<br />

ohne leistungsstarke Infrastruktur <strong>und</strong>enkbar. Doch welche<br />

Teilchenbeschleuniger oder <strong>Forschungs</strong>schiffe, welche digitalen<br />

Museumsarchive oder Biodatenbanken braucht Deutschland<br />

<strong>und</strong> wieviel würden sie kosten?<br />

Um auf der Höhe der Zeit zu sein <strong>und</strong> die Innovationskraft<br />

der Forschung in Deutschland zu sichern, sind langfristige<br />

strategische Investitionen notwendig. Um diese zu<br />

planen, hat B<strong>und</strong>esforschungsministerin Johanna Wanka<br />

im August 2015 den Start des nationalen Roadmap-Prozesses<br />

für <strong>Forschungs</strong>infrastrukturen bekanntgegeben. Ziel<br />

des Prozesses ist es, forschungspolitische Entscheidungen<br />

über langfristig angelegte Investitionen in den Wissenschaftsstandort<br />

Deutschland vorzubereiten.<br />

„Mit dem nationalen Roadmap-Prozess für <strong>Forschungs</strong>infrastrukturen<br />

wollen wir die Spitzenforschung ‚Made in<br />

Germany‘ langfristig sichern. Die nötigen forschungspolitischen<br />

Entscheidungen dafür bereiten wir angesichts von<br />

meist mehrjähriger Bauzeit, einer besonders langen Nutzungsdauer,<br />

den strukturprägenden Wirkungen <strong>und</strong> des<br />

erheblichen Kostenaufwands solcher Infrastruktur systematisch<br />

vor. Wir planen heute für die Labore von morgen“, so<br />

Johanna Wanka.<br />

Im Rahmen dieses Prozesses wird der deutschen Wissenschaftsgemeinschaft<br />

Gelegenheit gegeben, sich mit ihren<br />

Ideen zu neuen komplexen <strong>Forschungs</strong>infrastrukturen mit<br />

Investitionskosten von mindestens 50 Millionen € bzw.<br />

20 Millionen € in den Geistes- <strong>und</strong> Sozialwissenschaften<br />

an dem Verfahren zu beteiligen. Die bis zum Mitte Januar<br />

<strong>2016</strong> eingereichten Konzepte durchlaufen zurzeit einen anspruchsvollen<br />

<strong>und</strong> transparenten Begutachtungsprozess<br />

mit den Kernelementen einer wissenschaftsgeleiteten <strong>und</strong><br />

einer wirtschaftlichen Bewertung. Als Ergebnis wird bis<br />

2018 mit der Aufnahme ausgewählter Projekte eine aktuelle<br />

Nationale Roadmap <strong>Forschungs</strong>infrastrukturen entstehen,<br />

die zu einer noch besseren strategischen Ausrichtung<br />

von Forschung <strong>und</strong> <strong>Forschungs</strong>förderung beitragen soll.<br />

Weitere Informationen:<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />

Kapelle-Ufer 1, 10117 Berlin<br />

Tel. (030) 18 57-0, Fax (030) 18 57-55 03<br />

information@bmbf.b<strong>und</strong>.de<br />

www.bmbf.de/de/22519.php<br />

14 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


FORSCHEN MIT AUSSICHT<br />

Projektvorstellungen<br />

DAS DEUTSCHE ZENTRUM FÜR NEURODEGENERA­<br />

TIVE ERKRANKUNGEN IN TÜBINGEN<br />

Bild 1. Blick über den Campusplatz auf den Neubau des DZNE<br />

Nickl & Partner Architekten AG (Stefanie Matthys)<br />

Auf dem „Oberen Schnarrenberg“ in Tübingen ist ein <strong>Forschungs</strong>campus<br />

entstanden. In enger transdisziplinärer Zusammenarbeit<br />

werden hier in teils hochspezialisierten Laboren künftig die Mitarbeiter<br />

verschiedener Institute <strong>und</strong> Zentren forschen. Neuester<br />

Baustein ist das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen<br />

(DZNE).<br />

Wer sich dem Tübinger Schnarrenberg ca. 5 km nordwestlich<br />

der Altstadt entlang der Zufahrtsstraße nähert, wird<br />

seit Anfang diesen Jahres bei Eintreffen auf dem Schnarrenberg<br />

Campus von einem weißen, in schimmernde Lamellen<br />

gehüllten Kubus begrüßt. Auf kompaktem Gr<strong>und</strong>riss ragt<br />

auf acht Ebenen ein Institutsgebäude an steiler Hanglage<br />

als städtebaulicher Auftakt zum Schnarrenberg Campus<br />

empor.<br />

Bild 2. Lageplan<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

15


Projektvorstellungen<br />

Bild 3. Gr<strong>und</strong>risse Ebene 1, 2 <strong>und</strong> 3 <br />

(Grafiken 2 <strong>und</strong> 3: Nickl & Partner)<br />

Ein Mini-Campus für den Schnarrenberg<br />

Seit Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts wurden auf dem Oberen<br />

Schnarrenberg vornehmlich Gebäude des Tübinger Universitätsklinikums<br />

errichtet. In den vergangenen 15 Jahren haben<br />

Nickl & Partner Architekten das Gelände an der prominenten<br />

Eingangssituation entlang der östlichen Hangkante<br />

um ein Ensemble aus drei <strong>Forschungs</strong>bauten<br />

erweitert. Dieser Mini-Campus im Erweiterungsgebiet<br />

„Oberer Schnarrenberg“ basiert auf der Idee, über eine gemeinsame,<br />

stadträumlich verb<strong>und</strong>ene Erdgeschossebene<br />

die drei neu entstandenen <strong>Forschungs</strong>gebäude zum Zwecke<br />

der Kommunikationsförderung <strong>und</strong> des wissenschaftlichen<br />

Austausches zusammenzufassen. 2001 begannen die Bauarbeiten<br />

mit dem <strong>Forschungs</strong>verfügungsgebäude (FVG), es<br />

folgte im zweiten Bauabschnitt das <strong>Forschungs</strong>gebäude für<br />

integrative Neurowissenschaften (FIN), das 2011 fertiggestellt<br />

wurde. Beide Gebäude verbindet neben dem gemeinsamen<br />

Campusplatz ein darunter liegendes Hanggeschoss.<br />

Das DZNE – die Volkskrankheit Demenz erforschen<br />

Jüngster <strong>und</strong> finaler Baustein des <strong>Forschungs</strong>campus ist das<br />

Gebäude des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative<br />

Erkrankungen (DZNE), welches nun das Ensemble komplettiert.<br />

Geradezu symbolhaft strebt es am Eingang zur<br />

Welt der Wissenschaft in die Höhe, überragt seine Nachbarn<br />

um drei Geschosse <strong>und</strong> markiert so für Besucher <strong>und</strong><br />

Mitarbeiter den Auftakt zum Campusgelände.<br />

Tübingen ist einer von neun Standorten des DZNE.<br />

Als Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft widmet sich das<br />

Zentrum allen Bereichen r<strong>und</strong> um das Thema Demenz. Es<br />

ist das erste von insgesamt sechs deutschen Zentren, die in<br />

der b<strong>und</strong>esweiten Initiative „Deutsche Zentren der Ges<strong>und</strong>heitsforschung<br />

(DZG) vom Ministerium für Bildung<br />

<strong>und</strong> Forschung eingerichtet wurden <strong>und</strong> der Erforschung<br />

der großen Volkskrankheiten gewidmet sind. Dass Demenz<br />

zu den drängenden Aufgaben der medizinischen Forschung<br />

gehört <strong>und</strong> im Zuge des demografischen Wandels kommende<br />

Generationen erheblich belasten wird, liegt auf der<br />

Hand. Mehr als 1,4 Millionen Demenzkranke leben derzeit<br />

Bild 4. Feinteilige Lamellenbänder legen sich um die verglasten Obergeschosse des Kubus<br />

Bild 5. Die Bänder bestehen aus vertikalen, beweglichen Streckmetallpaneelen<br />

16 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Projektvorstellungen<br />

Bild 6. Lichtdurchfluteter Eingangsbereich<br />

in Deutschland, davon leiden r<strong>und</strong> zwei Drittel an der Alzheimer-Krankheit.<br />

Angesichts höherer Lebenserwartung<br />

steigen diese Zahlen.<br />

Ziel des DZNE ist es, Forscher verschiedener Disziplinen<br />

gemeinsam <strong>und</strong> in enger Kooperation mit universitären<br />

wie außeruniversitären Einrichtungen arbeiten zu<br />

lassen. Die neuen Zentren sollen optimale Bedingungen<br />

für diese transdisziplinäre Herangehensweise <strong>und</strong> das Erarbeiten<br />

von Behandlungsansätzen schaffen.<br />

Am Tübinger Standort werden künftig in zwei Abteilungen<br />

<strong>und</strong> fünf Nachwuchsgruppen Ursachen <strong>und</strong> Folgen<br />

neurodegenerativer Erkrankungen des alternden menschlichen<br />

Gehirns, insbesondere von Parkinson <strong>und</strong> Alzheimer,<br />

untersucht. Die Forscher können sich dort mit Experten<br />

des Tübinger Universitätsklinikums, der Eberhard Karis<br />

Universität <strong>und</strong> des Hertie-Instituts für klinische Hirnforschung<br />

austauschen, welche teilweise in den zwei Gebäuden<br />

des ersten <strong>und</strong> zweiten Bauabschnitts untergebracht<br />

sind. Die enge zu erwartende Zusammenarbeit drückt sich<br />

stadträumlich in der Ensemblewirkung des <strong>Forschungs</strong>-<br />

Trios auf dem Schnarrenberg aus.<br />

Dementsprechend orientiert sich der Hauptzugang des<br />

neuen Tübinger DZNE zum Campusplatz zwischen FIN<br />

<strong>und</strong> Neubau. Öffentliche Bereiche wie Ausstellungs-, Konferenz-<br />

<strong>und</strong> Seminarräume liegen mit ihren Zugängen zum<br />

Platz in der Eingangsebene oben auf der Hangkante <strong>und</strong><br />

lassen sich zu einem großen Ausstellungs- <strong>und</strong> Kommunikationsbereich<br />

verbinden. Es entsteht eine Art „<strong>Forschungs</strong>lounge“,<br />

die Transparenz <strong>und</strong> Einladung zum wissenschaftlichen<br />

Austausch signalisiert. Unterstützt wird diese Idee<br />

von der geschosshoch verglasten Fassade der Eingangsebene,<br />

die eine transparente Fuge zwischen dem massiven<br />

Sockel der zwei unteren Ebenen <strong>und</strong> den geschlossen wirkenden<br />

Obergeschossen bildet.<br />

Diese Dreiteilung ist am besten von der Hangseite aus<br />

zu beobachten. Unterhalb der Glasfuge ist ein massiver,<br />

weiß verputzter Sockel zu großen Teilen in das steile Gelände<br />

eingegraben. Er beherbergt neben einem tagesbelichteten<br />

Großraumbüro Experimentierräume, Lager <strong>und</strong> Technikflächen.<br />

Über der Fuge erhebt sich der fünfgeschossige<br />

<strong>Forschungs</strong>kubus. Vier seiner Etagen sind mit einem Gewand<br />

aus gelb, orange <strong>und</strong> rötlich schimmernden Lamellen<br />

umhüllt. Das fünfte Geschoss, welches die aufwendige Labortechnik<br />

beinhaltet, ragt als weißer Gebäudeabschluss<br />

darüber hinaus.<br />

Die feinteiligen Lamellenbänder, die sich um die verglasten<br />

Obergeschosse des Kubus legen, prägen entscheidend<br />

den starken Charakter des Gebäudes. Sie wurden aus<br />

vertikalen, beweglichen Streckmetallpaneelen, deren Ränder<br />

farbig gestaltet wurden, mit geringem Abstand zur Fassade<br />

installiert. Das Gesamtergebnis ist ein zartes, farbiges<br />

Flimmern auf dem Gr<strong>und</strong>ton weiß, ein äußerst lebendiges<br />

Fassadenbild, welches sich mit dem individuellen Öffnen<br />

<strong>und</strong> Schließen der Paneele durch die Nutzer stets verändert.<br />

Das Farbkonzept aus Gr<strong>und</strong>ton weiß, kombiniert mit<br />

gelben, roten <strong>und</strong> orangen Akzenten, vereinzelt durchbrochen<br />

von einem Marineblau, setzt sich auch in der Innenraumgestaltung<br />

der Labore fort. Innen <strong>und</strong> außen ergänzen<br />

sich so zu einem Gesamtkonzept, dass den Forschern des<br />

DZNE eine angenehm lichte <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>liche Aufenthaltsqualität<br />

bereitet.<br />

Die Gr<strong>und</strong>rissgestaltung der vier Obergeschosse folgt<br />

einem einheitlichen, flexiblen Funktionsschema. Hochinstallierte<br />

Laborbereiche mit ihren Neben- <strong>und</strong> Spezialräumen<br />

gruppieren sich um einen massiven Versorgungskern.<br />

An den Nordost – <strong>und</strong> Südostfassaden liegen vor die Labore<br />

gelagerte Auswerteplätze. Längs der Nordwestfassade<br />

reihen sich Büroräume. Der kommunikativ-öffentliche Be-<br />

Flexibilität <strong>und</strong> Qualität am Arbeitsplatz<br />

Bild 7. Helle Arbeitsplätze <br />

(Fotos 1, 4–7: Werner Huthmacher)<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

17


Projektvorstellungen<br />

reich für Besprechungen, Aufenthalt <strong>und</strong> Teeküche ist auf<br />

allen Ebenen im Südwesten angeordnet.<br />

Das Bild des Labors als Arbeitsort hat sich in den vergangenen<br />

Jahrzehnten gr<strong>und</strong>legend geändert. Zwar sind<br />

Funktionalität <strong>und</strong> hochflexible Gr<strong>und</strong>rissgestaltung weiterhin<br />

gr<strong>und</strong>legende Bedingung für ein gut funktionierendes<br />

Labor- <strong>und</strong> <strong>Forschungs</strong>gebäude. Diesen Ansprüchen<br />

wird der Entwurf in hohem Maße gerecht, indem er die<br />

Labore als frei zu gliedernde Flächen r<strong>und</strong> um einen massiven<br />

Gebäudekern gruppiert. Hinzu kommt aber der gesteigerte<br />

Anspruch an kommunikationsfördernde räumliche<br />

Qualität. Die wissenschaftliche Arbeit verlangt einen hohen<br />

persönlichen Einsatz der Mitarbeiter, maximale Identifikation<br />

mit ihrer Aufgabe <strong>und</strong> der Zielsetzung des Zentrums,<br />

die weit über die Ansprüche an einen normalen<br />

Bürojob hinausgeht. Das Land Baden-Württemberg, vertreten<br />

durch das staatliche Vermögens- <strong>und</strong> Hochbauamt Tübingen,<br />

Nickl & Partner Architekten <strong>und</strong> das DZNE, hat<br />

mit dem Tübinger Neubau nicht zuletzt aufgr<strong>und</strong> seiner<br />

guten Zusammenarbeit den Forschern <strong>und</strong> Nachwuchsgruppen<br />

des neuen Zentrums alle Möglichkeiten eines inspirierenden<br />

Arbeitsortes geschaffen.<br />

Bautafel<br />

Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen,<br />

Tübingen<br />

n Bauherr: Land Baden-Württemberg, vertreten durch das<br />

Staatliche Vermögens- <strong>und</strong> Hochbauamt Tübingen<br />

n Architekt: Nickl <strong>und</strong> Partner Architekten AG<br />

n TGA: Paul + Gampe + Partner GmbH Beratende Ingenieure<br />

n Laborplanung: Dr. Heinekamp Labor- <strong>und</strong> Institutsplanung<br />

n Kosten Bauwerk: 7.549.600 € (brutto)<br />

n Kosten Technik: 5.634.850 € (brutto)<br />

n BGF: 6.800 m 2<br />

n BRI: 30.250 m 3<br />

Weitere Informationen:<br />

Nickl & Partner Architekten AG<br />

Lindberghstraße 19, 80939 München<br />

Tel. (089) 36 05 14-0, Fax (089) 360514-99<br />

mail@nickl-architekten.de, www.nickl-partner.com<br />

<strong>Forschungs</strong>bauten an Hochschulen: Begutachtung durch den Wissenschaftsrat<br />

<strong>Forschungs</strong>bauten an Hochschulen einschließlich Großgeräten<br />

nach Art. 91b Abs. 1 Satz 1 GG sollen die investiven Voraussetzungen<br />

der deutschen Hochschulen für eine erfolgreiche Teilnahme<br />

am nationalen <strong>und</strong> internationalen Wettbewerb in der<br />

Forschung verbessern. Gefördert werden können Bauten an<br />

Hochschulen mit Investitionskosten von mehr als 5 Millionen €,<br />

deren Infrastruktur weit überwiegend der Forschung dient. Die<br />

Förderung schließt die Ausstattung der <strong>Forschungs</strong>bauten mit<br />

Großgeräten ein.<br />

Die Fördermittel werden je zur Hälfte von B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Ländern<br />

getragen, die jährlich zusammen 596 Millionen € bereitstellen;<br />

davon sind 170 Millionen € für Großgeräte für<br />

die Forschung vorgesehen. Für die Aufnahme neuer Vorhaben<br />

steht in der Förderphase <strong>2016</strong> (Förderzeitraum<br />

<strong>2016</strong>–2020) die volle Fördersumme für <strong>Forschungs</strong>bauten<br />

in Höhe von 426 Millionen € zur Verfügung.<br />

Seit der Einführung der Förderung von <strong>Forschungs</strong>bauten<br />

an Hochschulen im Jahr 2007 erfolgte die Förderung<br />

von <strong>Forschungs</strong>bauten thematisch offen. B<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Länder haben den Wissenschaftsrat gebeten, die Anträge<br />

der Länder auf Förderung von <strong>Forschungs</strong>bauten zu begutachten<br />

<strong>und</strong> der GWK zu empfehlen, welche der von den<br />

Ländern angemeldeten Vorhaben umgesetzt werden sollen.<br />

Der Wissenschaftsrat begutachtet die Anträge der Länder<br />

gemäß den im „Leitfaden zur Begutachtung von <strong>Forschungs</strong>bauten“<br />

niedergelegten Gr<strong>und</strong>sätzen in einem<br />

zweiphasigen Verfahren (Antragsskizzen/Anträge). Im thematisch<br />

offenen Verfahren der Förderung erfolgt die Prüfung<br />

jeweils nach fünf Kriterien:<br />

––<br />

Zielstellung des Vorhabens <strong>und</strong> Bedeutung des geplanten<br />

<strong>Forschungs</strong>baus/Großgerätes für die Umsetzung des<br />

<strong>Forschungs</strong>ziels<br />

––<br />

Qualität der <strong>Forschungs</strong>programmatik<br />

––<br />

Qualität der Vorarbeiten<br />

––<br />

nationale Bedeutung <strong>und</strong><br />

––<br />

Einbettung des Vorhabens in die Hochschule.<br />

Für die Förderphase <strong>2016</strong> haben die Länder nach Prüfung<br />

der vorgelegten Antragsskizzen Anträge für insgesamt<br />

14 Vorhaben eingereicht. In der aktuellen Förderphase<br />

(<strong>2016</strong>) können nicht alle 13 als förderwürdig eingestuften<br />

Vorhaben finanziert werden, da sie mehr als die regulär zur<br />

Verfügung stehenden Mittel beanspruchen. Der Wissenschaftsrat<br />

empfiehlt daher nur die zehn erstplatzierten Vorhaben<br />

in der Reihung sowie das Vorhaben aus der programmatisch-strukturellen<br />

Linie „Hochleistungsrechner“ zur<br />

Förderung. Die Gesamtkosten dieser elf Vorhaben belaufen<br />

sich auf ca. 367 Millionen €.<br />

Weitere Informationen:<br />

Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates<br />

Brohler Straße 11, 50968 Köln<br />

Tel. (0221) 37 76-0, Fax (0221) 38 84 40<br />

post@wissenschaftsrat.de, www.wissenschaftsrat.de<br />

18 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


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Projektvorstellungen<br />

NEUBAU DES BIOLOGICUMS<br />

UND EXZELLENZCLUSTERS AN DER<br />

JOHANN-WOLFGANG-GOETHE-<br />

UNIVERSITÄT FRANKFURT/M.<br />

SPANNENDE TRAGWERKE FÜR EXZELLENTE<br />

FORSCHUNG<br />

Bild 1. Kammstruktur des Biologicums (Ansicht aus südlicher Richtung)<br />

Jan Schütt n Jochen Salmen<br />

Seit den 1980er-Jahren entwickelt die Johann-Wolfgang-Goethe-<br />

Universität an den nordwestlichen Toren der Stadt Frankfurt/M.<br />

den naturwissenschaftlich geprägten Campus Riedberg. Der<br />

Neubau des Biologicums bildet einen markanten Eckpunkt des<br />

Campusgeländes. Aus dem Architektenwettbewerb wurde der<br />

Siegerentwurf von Gerber Architekten in den Jahren 2008 bis<br />

2013 realisiert. Prägend für den Gebäudekomplex sind die ziegelrote<br />

Sichtbetonfassade, die begrünten Innenhöfe mit ihren großflächigen<br />

Glasfassaden <strong>und</strong> das weit auskragende Dach über<br />

dem Eingangsbereich.<br />

Nach vierjähriger Bauzeit konnten die Neubauten für das<br />

Biologicum <strong>und</strong> das Exzellenzcluster für Makromolekulare<br />

Komplexe an den Nutzer übergeben werden. In einer sich<br />

nach Westen öffnenden Kammstruktur sind die vier Institutsspangen<br />

über die 130 m lange Magistrale miteinander<br />

verb<strong>und</strong>en. Am Rückgrat der Magistrale liegt das für die<br />

Unterbringung zahlreicher Arten entwickelte Tierhaus. Das<br />

Exzellenzcluster schließt im Süden als solitärer, quaderförmiger<br />

Baukörper an das Biologicum an. Verb<strong>und</strong>en werden<br />

Biologicum <strong>und</strong> Exzellenzcluster über eine gläserne Verbindungsbrücke.<br />

Auf insgesamt 32.450 m 2 Bruttogeschossfläche<br />

sind neben der Labornutzung <strong>und</strong> Tierhaltung auch<br />

Hörsäle, Seminarräume <strong>und</strong> eine großzügige Cafeteria untergebracht.<br />

Sondernutzungen wie die Cryo-Mikroskopie,<br />

die Atomic-Force-Mikroskopie, die Kristallzucht oder das<br />

20 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Projektvorstellungen<br />

Tierhaus mit seinen zahlreichen Arten <strong>und</strong> klimatischen<br />

Bedingungen stellen hohe Ansprüche an Planung <strong>und</strong> Bautechnik.<br />

Tragwerkskonzept <strong>und</strong> Umsetzung<br />

Das Tragwerk wurde nach dem Prinzip „So wenig wie<br />

möglich – so viel wie nötig“ entwickelt. So gibt es außer<br />

den aussteifenden Treppenhaus- <strong>und</strong> Aufzugsschachtwänden<br />

keine weiteren tragenden Innenwände. Die Anzahl<br />

der Innenstützen wurde auf ein Minimum begrenzt. Das<br />

130 m lange Bauwerk wurde ohne Fugen ausgeführt. Die<br />

Nutzlast wurde mit mindestens 500 kg/m 2 angesetzt – insgesamt<br />

ein sehr flexibles <strong>und</strong> damit nachhaltiges Tragwerkskonzept.<br />

Seminarräume <strong>und</strong> Hörsäle als Nutzungen, die große<br />

stützenfreie Räume erfordern, sind entsprechend der optimierten<br />

Gebäudestruktur <strong>und</strong> einer guten Erreichbarkeit<br />

im Erdgeschoss untergebracht. Daraus ergeben sich Deckenspannweiten<br />

von 10 m – bei einer Geschosshöhe von<br />

nur 3,88 m eine Herausforderung für die Tragwerksplaner.<br />

Zur Ausführung kam eine nur 28 cm dicke vorgespannte<br />

Flachdecke. Im Bauteil A werden in der Decke über den<br />

jeweils 15 m × 15 m großen Seminarräumen die Stützenlasten<br />

aus vier Geschossen mit einer 60 cm dicken vorgespannten<br />

Decke abgefangen. Das markante Vordach, vier<br />

Geschosse über dem Eingangsbereich, wurde bei einer Auskragung<br />

von mehr als 8 m mit einer vorgespannten, nur<br />

32 cm dicken Flachdecke zum „Schweben“ gebracht.<br />

Bei der ziegelrot durchgefärbten Sichtbetonfassade<br />

kam man mit Tafelgrößen von 30 m 2 sowohl bei Transport<br />

<strong>und</strong> Montage als auch bei der Verankerungstechnik in die<br />

Grenzbereiche der standardisierten Fertigteilbauweise.<br />

Die Magistrale gewährt zwischen den Institutsspangen<br />

nicht nur Ausblicke in die begrünten Innenhöfe, sondern<br />

auch weit darüber hinaus auf die umgebenden Felder <strong>und</strong><br />

die dahinter liegenden Höhenzüge des Taunus. Da man bei<br />

der sehr langen <strong>und</strong> schmalen Magistrale diese Ausblicke<br />

meist in der Schrägsicht erlebt, kam eine herkömmliche<br />

Fassadenkonstruktion mit Pfosten <strong>und</strong> Riegeln nicht in Betracht.<br />

Fassadenpfosten in den üblichen, relativ engen Abständen,<br />

hätten diese Ausblicke sehr eingeschränkt. Entwickelt<br />

wurde eine 400 m 2 große Spannseilfassade, bei der die<br />

wenigen, sehr schlanken Seile eine fast uneingeschränkte<br />

Fernsicht zulassen.<br />

Bild 2. Auskragende Dachdecke im Eingangsbereich mit Untersicht aus roten Stahlbeton-Fertigteilen<br />

(Foto: Jürgen Landes)<br />

eine nahezu ungehinderte Installation von Haus- <strong>und</strong> Labortechnik<br />

möglich, sodass trotz der vergleichsweise geringen<br />

lichten Geschosshöhe hochinstallierte Laborbereiche<br />

bei flexibler Gr<strong>und</strong>rissgestaltung <strong>und</strong> einfacher Nachinstallation<br />

realisiert werden konnten.<br />

Obwohl das Prinzip der Vorspannung im Stahlbetonbau<br />

seit den 1930er-Jahren bekannt ist <strong>und</strong> in vielfältigen<br />

Formen im Brückenbau zur Anwendung kommt, sind vorgespannte<br />

Konstruktionen im Hochbau noch immer eher<br />

selten. Das liegt u. a. daran, dass die Konstruktionen im<br />

Hochbau wegen ihrer mehrdimensionalen Tragebenen wesentlich<br />

komplexer <strong>und</strong> vielschichtiger sind als im Brückenbau<br />

<strong>und</strong> dementsprechend umfassende Planungen <strong>und</strong> Berechnungen<br />

erfordern.<br />

Von der Ingenieurgesellschaft Mayer-Vorfelder <strong>und</strong><br />

Dinkelacker wird der Einsatz von Vorspannung in Hochbau-Bauvorhaben<br />

seit ca. dreißig Jahren konsequent verfolgt<br />

<strong>und</strong> kam bisher bei einer Vielzahl von Universitäts<strong>und</strong><br />

<strong>Forschungs</strong>bauten, Kliniken sowie Büro- <strong>und</strong> Verwaltungsgebäuden<br />

zum Einsatz. Bei all diesen Projekten<br />

Große Spannweiten <strong>und</strong> hohe Lasten – schlanke Spannbetonkonstruktionen<br />

Die stetig fortschreitenden Entwicklungen <strong>und</strong> sich ändernden<br />

Anforderungen im Bereich der wissenschaftlichen<br />

Forschung sowie im Hochschul- <strong>und</strong> Lehrbetrieb machten<br />

es erforderlich, ein maximal flexibles <strong>und</strong> nachhaltig nutzbares<br />

Tragwerkskonzept zu realisieren. Im Fall des Biologicums<br />

gelang dies durch 28 cm dicke punktgestützte<br />

Stahlbetonflachdecken mit Regelspannweiten von bis zu<br />

10 m, welche zur Verformungsbegrenzung in den Stützstreifen<br />

mittels Monolitzen ohne Verb<strong>und</strong> vorgespannt<br />

wurden. Die Ableitung der auf wenige Stützen konzentrierten<br />

Vertikallasten erfolgte in den unteren Ebenen teilweise<br />

mittels hochbelasteter Stahlbetonverb<strong>und</strong>stützen. Durch<br />

die gewählte unterzugsfreie Deckenkonstruktion wurde<br />

Bild 3. Installationsführung in den Laborräumen<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

21


Projektvorstellungen<br />

Bild 4. Spanngliedführung in der Abfangdecke über den Seminarräumen<br />

Bild 5. Spannseilfassade zu den Innenhöfen<br />

bestand der Wunsch nach einer optimierten Ausnutzung<br />

des umbauten Raumes <strong>und</strong> einer Minimierung der tragenden<br />

Bauteile mit dem Ziel, ein Maximum an Nutzwert, Flexibilität<br />

<strong>und</strong> repräsentative Architektur sowie größtmögliche<br />

Transparenz in Einklang zu bringen.<br />

Bedingt durch die unterschiedlichen Nutzungen des<br />

Biologicums <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen stark abweichenden<br />

Anforderungen an das Tragwerk, war es trotz der minimierten<br />

Anzahl tragender Bauteile <strong>und</strong> der großen Regelspannweiten<br />

nicht möglich, ein über das gesamte Gebäude<br />

einheitliches <strong>und</strong> durch alle Ebenen streng durchlaufendes<br />

Tragsystem auszubilden. So ergab sich aus der nutzungsbedingten<br />

Anordnung von stützenfreien Seminarräumen mit<br />

ca. 15 m × 15 m Gr<strong>und</strong>fläche im 1. Untergeschoss des nördlichen<br />

Flügels A die Anforderung, die Mittelstützen der vier<br />

darüber liegenden Geschosse über den Seminarräumen<br />

abzufangen.<br />

Da über den gesamten Gebäudekomplex geschossweise<br />

einheitliche Deckenoberkanten ohne Deckensprünge<br />

erforderlich waren <strong>und</strong> eine Vergrößerung der Geschosshöhe<br />

des gesamten 1. Untergeschosses aufgr<strong>und</strong> von einzelnen<br />

Seminarräumen sowohl wirtschaftlich als auch gestalterisch<br />

nicht vertretbar war, kam eine Abfangung der<br />

Stützen mittels Trägerrost beziehungsweise Unterzugssystemen<br />

nicht in Betracht. Zur Anwendung kam eine nur<br />

60 cm dicke Stahlbetonabfangdecke, welche die Seminarräume<br />

als Mehrfeldsystem überspannt. Besonderes Augenmerk<br />

bei jeglicher Art von Stützenabfangungen ist auf die<br />

Einhaltung minimaler Verformungen zu legen, da sich<br />

diese als Stützensenkungen über alle darüber liegenden<br />

Geschosse fortsetzen <strong>und</strong> sich die Gesamtverformungen<br />

im Zusammenspiel mit den hinzukommenden Deckenverformungen<br />

um ein Vielfaches erhöhen <strong>und</strong> so für den Ausbau<br />

<strong>und</strong> die spätere Nutzung negative Einflüsse haben<br />

können.<br />

Beim Biologicum wurde von der Ingenieurgesellschaft<br />

Mayer-Vorfelder <strong>und</strong> Dinkelacker eine Vorspannung der<br />

Abfangdecke mittels Monolitzen konzipiert, mit der es<br />

zum einen möglich wurde, die Verformungen unter den<br />

abzufangenden Stützen auf wenige Millimeter zu begrenzen<br />

<strong>und</strong> zum anderen durch die über die Vorspannung<br />

aufgebrachten Betondruckkräfte die Tragfähigkeit der Decke<br />

soweit zu erhöhen, dass die Einleitung der hohen Stützenlasten<br />

in die vergleichsweise dünne Decke statisch<br />

möglich wurde.<br />

Die Vorspannung der Decke erfolgt über insgesamt<br />

50 Spannglieder mit jeweils vier Monolitzen, welche in einem<br />

Abstand von 20 cm angeordnet sind. Teilweise wurde<br />

es erforderlich, diesen Regelabstand an die Durchführungen<br />

von Haus- <strong>und</strong> Labortechnik anzupassen. Um die Untersprießungszeiten<br />

der Abfangdecke zu reduzieren <strong>und</strong><br />

somit eine wirtschaftliche Vorhaltungsdauer der Rüstung<br />

zu ermöglichen, wurde die Vorspannung schrittweise in<br />

Abhängigkeit von der Erstellung der darüber liegenden Decken<br />

<strong>und</strong> der dementsprechend erhöhten Beanspruchungen<br />

aus Eigengewicht aufgebracht. Durch diese Wahl der<br />

Spannreihenfolge war es zudem möglich, bereits während<br />

der Rohbauerstellung der oberen Ebenen mit dem Innenausbau<br />

<strong>und</strong> den Installationsarbeiten in den Untergeschossen<br />

zu beginnen, da diese nicht durch störende Absprießungen<br />

beeinträchtigt wurden, was eine schnelle Inbetriebnahme<br />

des Gebäudes förderte.<br />

Für die Konzeption <strong>und</strong> Bemessung der vorgespannten<br />

Abfangdecke sowie der Taktung der Spannvorgänge<br />

war eine komplexe dreidimensionale Finite-Elemente-Modellierung<br />

erforderlich, mittels welcher sowohl der Baufortschritt<br />

als auch die sukzessiv erhöhten Vorspanngrade sowie<br />

die zeitlichen Einflüsse des Kriechens <strong>und</strong> Schwindens<br />

simuliert werden konnten.<br />

22 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Projektvorstellungen<br />

Spannende<br />

Tragwerke<br />

für exzellenTe<br />

forSchung.<br />

Innovative Planung für die Gebäude der Zukunft.<br />

Bild 6. Die Spannseilfassade ermöglicht weite Ausblicke<br />

(Fotos 1, 3, 5 <strong>und</strong> 6: Christian Richters)<br />

Biologicum, Frankfurt<br />

Der optimale Durchblick – Spannseilfassade<br />

Ein wesentliches gestalterisches Element der verbindenden<br />

Magistrale sind die großflächigen Glasfassaden zu den<br />

insgesamt drei Innenhöfen, die für eine angenehme Tageslichtdurchflutung<br />

der Erschließungsspange sorgen <strong>und</strong> den<br />

Blick in die sich nach Südwesten öffnenden Innenhöfe<br />

freigeben <strong>und</strong> so einen direkten Blick auf den Taunus ermöglichen.<br />

Da als Folge der schmalen Magistrale i. d. R. nur ein<br />

Schrägblick durch die 400 m 2 große Glasfassade möglich<br />

ist, war eine Konstruktion als klassische Pfosten-Riegel-<br />

Konstruktion ausgeschlossen. Infolge der Bautiefe der Pfosten<br />

hätte sich eine erhebliche <strong>und</strong> störende Sichtbehinderung<br />

ergeben. Die Ausführung der fünfgeschossigen Fassade<br />

erfolgte somit als Spannseilfassade, deren mehr als<br />

20 m weit spannenden horizontalen Flachstrahlriegel über<br />

lediglich vier Paare vorgespannter vertikaler Seile abgependelt<br />

werden. Die Aufnahme der horizontalen Windlasten<br />

erfolgt ausschließlich über die schlanken Riegel, das gesamte<br />

Eigengewicht der Glasfassade wird über die Seilpaare<br />

in die Dachdecke hochgehängt.<br />

Üblicherweise wird für die Verankerung derartiger<br />

Fassaden eine möglichst steif ausgebildete Rahmenkonstruktion<br />

oder ein verformungsarmer Riegel von beträchtlichem<br />

Querschnitt herangezogen. Im Falle des Biologicums<br />

war eine derartige Ausbildung der an die Fassade angrenzenden<br />

Bauteile aus gestalterischer Sicht <strong>und</strong> im Hinblick<br />

auf die Nutzung nicht möglich.<br />

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23<br />

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Projektvorstellungen<br />

Bild 7. Modell zur Dimensionierung der Spannseilfassade: Verformungen unter Eigengewicht (links) <strong>und</strong> unter der Wirkung der drei aufgebrachten Vorspannungen (rechts)<br />

(Fotos 4 <strong>und</strong> 7: Mayer-Vorfelder <strong>und</strong> Dinkelacker)<br />

Die obere Verankerung der Spannseile erfolgt hier in<br />

einer insgesamt 6 m weit auskragenden, auf einer zurückversetzten<br />

Stützenreihe gelagerten Stahlbetondecke. Um<br />

bei einer Deckendicke von nur 32 cm eine ausreichende<br />

Steifigkeit zu erreichen, wurde diese Decke zweiaxial mittels<br />

Monolitzen vorgespannt. Die Decke wirkt dabei wie<br />

eine Blattfeder, die mit den als Zugfedern wirkenden<br />

Spannseilen ins Gleichgewicht gebracht werden muss.<br />

Für die Dimensionierung <strong>und</strong> Abstimmung dieser<br />

Vorspannung war ein dreidimensionales Teilmodell erforderlich,<br />

da nur so die Interaktion der insgesamt drei unterschiedlichen<br />

Vorspannungen (Decke längs <strong>und</strong> quer sowie<br />

Spannseilfassade) optimal abgebildet werden konnten.<br />

Hierbei war es – aufgr<strong>und</strong> des zeitabhängigen Kriech- <strong>und</strong><br />

Relaxationsverhaltens vorgespannter Stahlbetonkonstruktionen<br />

– zwingend erforderlich, die Zeitpunkte des Aufbringens<br />

der einzelnen Vorspannungen sowie der einzelnen<br />

Ausbauzustände exakt aufeinander abzustimmen <strong>und</strong><br />

im Bauablauf zu überwachen. Die Vorspannkraft der<br />

Spannseilfassade beispielweise war dergestalt auszulegen,<br />

dass über die gesamte Nutzungsdauer des Gebäudes trotz<br />

der zeitabhängigen Verformungen der Dachdecke stets<br />

eine ausreichende Seilvorspannung verbleibt, um Schwingungen<br />

<strong>und</strong> ein Aufschaukeln der Glasfassade unter Windbelastung<br />

zu verhindern.<br />

Bautafel:<br />

Biologicum <strong>und</strong> Exzellenzcluster an der<br />

Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt/M.<br />

n Bauherr: Hessisches Baumanagement, Regionalniederlassung<br />

Rhein-Main<br />

n Architekt: Gerber Architekten, Dortm<strong>und</strong><br />

n Tragwerksplanung: Mayer-Vorfelder <strong>und</strong> Dinkel acker<br />

n Bruttogeschossfläche: 32.450 m 2<br />

n Bruttorauminhalt: 132.000 m 3<br />

Weitere Informationen:<br />

Mayer-Vorfelder <strong>und</strong> Dinkelacker<br />

Ingenieurgesellschaft für Bauwesen GmbH <strong>und</strong> Co KG<br />

Wettbachstraße 18, 71063 Sindelfingen<br />

Tel. (07031) 69 98-0, Fax (07031) 69 98-66<br />

zentrale@mvd-plan.de, www.mvd-plan.de<br />

24 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Projektvorstellungen<br />

FLEXIBLE ARCHITEKTUR FÜR EINE<br />

EFFIZIENTE, NACHHALTIGE PRODUKTION<br />

NEUBAU EINES PRODUKTIONSKOMPLEXES<br />

FÜR DIE ROCHE DIAGNOSTICS GMBH<br />

Bild 1. Eingangsbereich mit Leitsystem <strong>und</strong> Farbgestaltung<br />

Mit dem Neubau des Produktionsgebäudes Roche Diagnostics<br />

Operations Complex II Penzberg (DOC II) stellt sich die Roche<br />

Diagnostics GmbH auf die weltweit hohe Nachfrage nach Produkten<br />

für diagnostische Tests ein. Die HWP Planungsgesellschaft<br />

mbH war für die Planung der Architektur <strong>und</strong> der Labortechnik<br />

zuständig. Eine besondere Herausforderung für die<br />

Planer bestand darin, heterogene Anforderungen in einem funktional<br />

vielschichtigen Neubau zu vereinen. Der Neubau beherbergt<br />

nach der schrittweisen Inbetriebnahme aller drei<br />

Gebäude teile fünf produzierende Abteilungen des Unternehmens.<br />

Die feierliche Einweihung fand im Jahr 2015 im Beisein<br />

der bayerischen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner statt.<br />

Mit dem Neubau eines aus drei Gebäudeteilen bestehenden<br />

Produktionskomplexes für Diagnostika reagiert Roche auf<br />

die hohe Nachfrage nach Einsatzstoffen für immunologische<br />

Tests. Drei zusammenhängende Gebäudekörper wurden<br />

seit Januar 2012 von HWP am Standort Penzberg geplant.<br />

Am 7. März 2013 fand unter der Anwesenheit des<br />

bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer der Spatenstich<br />

statt. Der erste Gebäudeteil wurde bereits Anfang<br />

des Jahres 2015 in Betrieb genommen. Künftig werden<br />

120 Mitarbeiter auf 11.575 m 2 Nutzfläche arbeiten. Dabei<br />

werden 50 neue Arbeitsplätze geschaffen. Insgesamt investierte<br />

Roche in den Neubau über 200 Millionen €. Die Kosten<br />

für das Gebäude ohne Prozessanlagen, Prozessnebenanlagen<br />

<strong>und</strong> Prozessautomation liegen bei ca. 60 Millionen €.<br />

Architektonische Gliederung<br />

Das DOC II befindet sich im nordwestlichen Bereich des<br />

Werksgeländes. Der Neubau gliedert sich in einen Zentralbau<br />

mit sechs oberirdischen Nutzgeschossen sowie zwei als<br />

nördliche bzw. südliche Flügel angeordnete eingeschossige<br />

Produktionshallen. Alle Gebäude besitzen eine vollflächige<br />

Unterkellerung. In den Kellerbereichen sind unterstüt-<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

25


Projektvorstellungen<br />

Bild 2. Schleuse zum Reinraumbereich<br />

Bild 4. Vorbereitungsarbeitsplatz: Arbeitsplatztrennung durch Labormöbel gewährleistet<br />

zende Funktionen <strong>und</strong> Technikflächen für die Produktion<br />

angeordnet. Oberhalb des jeweils obersten Nutzgeschosses<br />

befinden sich die Lüftungszentralen. Die drei Gebäudeteile<br />

sind über die Kellerebene <strong>und</strong> in der Erdgeschossebene miteinander<br />

verb<strong>und</strong>en. Der Besucherzugang in alle drei Gebäudeteile<br />

erfolgt über den Zentralbau. Durch die Trennung<br />

von Personalzugang im Osten <strong>und</strong> Materialzugang im<br />

Westen wurden der Personen- <strong>und</strong> Materialfluss entflochten<br />

<strong>und</strong> eindeutige Produktströme festgelegt. Zum benachbarten<br />

DOC-Gebäude besteht ein Verbindungssteg im<br />

3. Obergeschoss, da einige produktionsnahe Funktionen<br />

dort angesiedelt sind.<br />

Höchstmaß an Flexibilität durch offene Gr<strong>und</strong>rissgestaltung<br />

Bild 3. Einzellabor mit direkter Blickbeziehung in angrenzendes Einzellabor<br />

Der Neubau des DOC II beherbergt unterschiedliche Nutzungen<br />

<strong>und</strong> komplexe Produktionsprozesse. Die dort untergebrachten<br />

Abteilungen haben nicht nur unterschiedliche<br />

technische Ausstattungen, sondern produzieren auch<br />

in verschiedenen Maßstäben (Scales) <strong>und</strong> sind in unterschiedlich<br />

ausgelegten Räumen untergebracht. Diese reichen<br />

von der Kleinproduktion in Einzellaboren bis hin zur<br />

Großraumproduktion. Ziel der Gebäudekonzeption war<br />

es daher, eine Gebäudestruktur zu schaffen, die den spezifischen,<br />

jeweils unterschiedlichen Anforderungen aus den<br />

Bereichen Produktion, Produktion im Labormaßstab, Labor<br />

<strong>und</strong> Büro gerecht wird. Gleichzeitig wurde das Ziel<br />

verfolgt, maximale Flexibilität, Modularität <strong>und</strong> eine möglichst<br />

optimale Versorgung der einzelnen Bereiche zu gewährleisten.<br />

Als Antwort auf diese Anforderungen wurde<br />

eine funktionale Architektur mit offener Gr<strong>und</strong>rissgestaltung,<br />

möglichst vielen stützenfreien Bereichen <strong>und</strong> größtmöglicher<br />

zusammenhängender Funktionsfläche gewählt.<br />

So kann der Neubau von seiner Gr<strong>und</strong>struktur her flexibel<br />

an veränderte Produktionsbedingungen angepasst werden.<br />

In Anlehnung an das benachbarte DOC I-Gebäude<br />

wurde die Fassade des DOC II-Neubaus für einen Industriebau<br />

angemessen funktional <strong>und</strong> in klarer Struktur ausgebildet.<br />

Die Fassade der Gebäude besteht aus vorgehängten<br />

Blechpaneelen <strong>und</strong> Verglasungen im Charakter einer<br />

Bandfassade. Im Bereich der Eingangsebene ist ein höherer<br />

Glasanteil in Form einer Pfosten-Riegel-Fassade vorgesehen.<br />

Die Technikzentralen erhalten eine geschlossene<br />

Blechfassade. Die Labor- <strong>und</strong> Produktionsbereiche mit<br />

ständigen Arbeitsplätzen wurden entlang der Fassaden angeordnet,<br />

um den Mitarbeitern ergonomische Arbeitsplätze<br />

mit viel Tageslicht bieten zu können. Die direkt anschließende<br />

Dunkelzone ohne Tageslicht dient der Unterbringung<br />

von Neben- <strong>und</strong> Funktionsräumen. Die Versorgung<br />

mit Medien, Lüftung <strong>und</strong> elektronischen Anschlüssen erfolgt<br />

über die direkt an den Stirnseiten liegenden Technikschächte.<br />

Hierdurch sind kurze Wege <strong>und</strong> eine hohe<br />

Versorgungssicherheit gewährleistet. Wartungspunkte <strong>und</strong><br />

Schächte sind weitestgehend aus dem „Schwarzbereich“<br />

26 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Projektvorstellungen<br />

Bild 5. Ansprechendes Ambiente in der Kommunikationszone<br />

mit einem vorgestellten Küchenblock<br />

Bild 6. Maßgeschneiderte Sitzmöblierungen in der<br />

Kommunikationszone mit Blick auf das Alpenpanorama<br />

Bild 7. Küchenzeile in der Kommunikationszone<br />

erreichbar, der von den Reinraum- <strong>und</strong> Laborbereichen<br />

durch Schleusen getrennt ist. So wird eine Beeinträchtigung<br />

der Produktionsbereiche durch Wartungsarbeiten<br />

minimiert. Funktionen wie die Logistik, das Versorgungssystem<br />

sowie die Gemeinschaftsräume werden von allen<br />

Abteilungen gemeinsam genutzt.<br />

Besonderheiten der Laborbereiche <strong>und</strong> Reinräume<br />

Die produktionsabhängigen Funktionsbereiche sind in Hygienezonen<br />

unterteilt, für die unterschiedliche Anforderungen<br />

bestehen. Damit wird eine gleichbleibende Produktionsqualität<br />

sichergestellt. Die Laborbereiche sind als<br />

biologische Labore gemäß Biostoffverordnung (BioStoffV)<br />

klassifiziert <strong>und</strong> werden in die Klassen S1, S2 <strong>und</strong> S3**<br />

unterteilt. Die Produktionsbetriebe sind in abteilungsbezogene<br />

Produktionsbereiche mit Zugangsberechtigung gegliedert,<br />

die aufgr<strong>und</strong> des Hygienekonzeptes durch Schleusen<br />

vom „Schwarzbereich“ getrennt sind. Insbesondere im<br />

Produktionsbereich Humanserum waren verschiedene S2-<br />

Labore sowie ein S3**-Labor erforderlich, um einen sicheren<br />

Umgang mit den verwendeten Einsatzstoffen zu gewährleisten.<br />

Um die Reinigung gemäß den Hygieneanforderungen<br />

sicherzustellen, wurde im Rahmen der Planung darauf geachtet,<br />

Wischflächen zu minimieren <strong>und</strong> damit eine Desinfektion<br />

zu erleichtern. Alle Einbauten sind daher deckenhoch<br />

verblendet. Fugen <strong>und</strong> Ritzen wurden weitestgehend<br />

vermieden. Vollkernarbeitsplatten wurden anstelle von<br />

Steingut oder Melamin ausgewählt, da sie genauso wasserdicht<br />

<strong>und</strong> chemisch resistent sind.<br />

Umfassende Nutzereinbindung<br />

Als übergeordnete Maßgaben der Planung galten die Maximierung<br />

der Nutzfläche sowie prozessbezogene Erfordernisse<br />

der Produktion. Die Gebäudearchitektur wurde<br />

entsprechend an die Voraussetzungen angepasst, die durch<br />

die Prozesse <strong>und</strong> die funktionale Abhängigkeit der Räume<br />

untereinander gegeben waren (wie z. B. feststehende Abmessungen<br />

von Equipment, Lagerflächen oder Verkehrswege<br />

entsprechend den spezifischen Flurförderfahrzeugen).<br />

Die fünf Abteilungen der Roche Diagnostics GmbH<br />

erarbeiteten die jeweiligen Raumprogramme eigenständig.<br />

Bild 8. Produktionsbereich mit durchhängenden Behältern der Prozesstechnik<br />

Bild 9. Funktionslabore mit bodenhängenden Medienübergabestellen für höhere Flexibilitäten<br />

In einem iterativen Prozess <strong>und</strong> in Zusammenarbeit der<br />

Nutzer <strong>und</strong> HWP wurde anhand von Blockschemata das<br />

Raumprogramm mit Darstellung der Bezüge <strong>und</strong> Abhängigkeiten<br />

der einzelnen Raumflächen <strong>und</strong> Funktionen erarbeitet.<br />

Auf Gr<strong>und</strong>lage dieser gemeinsamen Basis wurde<br />

das Raumprogramm im Gebäude umgesetzt <strong>und</strong> die entsprechenden<br />

Produktionsflüsse <strong>und</strong> Abhängigkeiten optimal<br />

dargestellt.<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

27


Projektvorstellungen<br />

Bild 10. Flure mit bodentiefen Fenstern erlauben Einblicke durch Besucher (Besucherkonzept)<br />

Bild 13. Großraumlabor mit Doppelarbeitsplätzen in der Raummitte<br />

Bild 11. Reinigungs- <strong>und</strong> Desinfektionsautomaten in der zentralen Spülküche (Ansicht:<br />

„reine“ Seite)<br />

Bild 14. Großraumlabor mit Doppelarbeitsplätzen in der Raummitte <strong>und</strong> Dokumentationsarbeitsplätzen<br />

entlang der Fassade<br />

Bild 12. S3**-Labor: Höherer Hygienestandard durch Edelstahloberflächen an allen<br />

Arbeitsplätzen in der Besucherperspektive (Besucherkonzept)<br />

Bild 15. Großraumlabor: Blick auf die Dokumentationsarbeitsplätze entlang der Fassade<br />

angrenzend zu den Doppelarbeitsplätzen in der Raummitte (links)<br />

28 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Projektvorstellungen<br />

Eine enge Nutzereinbindung während der gesamten Planungsphase<br />

zeichnete dieses Projekt vom Entwurf bis hin<br />

zu Detailabstimmungen aus. So wurde planungsbegleitend<br />

darauf gezielt, eine bis ins Detail nutzungsoptimierte Produktionsumgebung<br />

zu planen <strong>und</strong> umzusetzen.<br />

Rückblick <strong>und</strong> Ausblick<br />

Mit dem DOC II konnte die erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

der HWP Planungsgesellschaft mbH mit der Roche Diagnostics<br />

GmbH fortgesetzt werden. In der Vergangenheit<br />

war HWP in mehreren Projekten für die Roche Diagnostics<br />

GmbH tätig.<br />

Bild 16. Abfüllanlage<br />

Bautafel<br />

Neubau des Produktionsgebäudes Roche Diagnostics<br />

Operations Complex II (DOC II) Penzberg<br />

n Auftraggeber: Roche Diagnostics GmbH<br />

n Bauherr: Roche Diagnostics GmbH<br />

n Architekt: HWP Planungsgesellschaft mbH, Stuttgart<br />

(HOAI LPH 2-6), Teilprojektleitung: Martin Föll<br />

n Labortechnik: HWP Planungsgesellschaft mbH, Stuttgart<br />

(HOAI LPH 2-6), Teilprojektleitung: Dr. Barbara Höhne-Zell<br />

Subunternehmer der HWP Planungsgesellschaft mbH<br />

n Tragwerksplanung: Ingenieurbüro Holzwarth Tragwerksplanung<br />

GmbH, Stuttgart, Teilprojektleitung: Thomas Lemke<br />

n Bauphysik: BBI BAYER BAUPHYSIK Ingenieurgesellschaft mbH,<br />

Fellbach, Teilprojektleitung: Ralf Berwein<br />

n Außenanlagen: HIC-Hock Ingenieur Consulting, Weilheim/Obb.<br />

Ingenieurberatung im Bauwesen, Teilprojektleitung:<br />

Roland Hock<br />

Bild 17. Vorraum der Abfüllung mit Bodenwaage<br />

Fachplaner, koordiniert durch den Bauherren<br />

n Prozessplanung: M+W Process Industries GmbH, Teilprojektleitung:<br />

Richard Baltes<br />

n Brandschutz: Dipl.-Ing. Arch. Thomas Prenntzell, Seeon-Seebruck<br />

Sachverständigenbüro für vorbeugenden Brandschutz,<br />

Teilprojektleitung: Thomas Prenntzell<br />

n Geräteplanung: VTU Engineering, Graz, Österreich,<br />

Teilprojek tleitung: Tobias Frankl<br />

n TGA/HLS: Ingenieurbüro Mayer AG, Murnau, Niederlassung<br />

Süd, Teilprojektleitung: Alexander Klein<br />

n Elektroplanung: Müller & Bleher München GmbH & Co. KG,<br />

München, Ingenieurbüro für Elektrotechnik, Teilprojektleitung:<br />

Thomas Kaindl<br />

Bild 18. Blick vom Produktionsbereich in den Bürobereich, Tageslicht durch Glaswände<br />

(Fotos: HWP Planungsgesellschaft mbH, Fotograf: Peter Horn)<br />

Weitere Informationen:<br />

HWP Planungsgesellschaft mbH<br />

Simone Bühler, M.A., M.A., Leitung Marketing & PR<br />

Rotenbergstraße 8, 70190 Stuttgart<br />

Tel. (0711) 16 62-212<br />

s.buehler@hwp-planung.de,<br />

www.hwp-planung.de<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

29


Projektvorstellungen<br />

DER HITZE DIE SPITZE GENOMMEN<br />

KÜHLTURMANLAGE FÜR DLR IN KÖLN<br />

Bild 1. Das neue Kühlturmgebäude sorgt dafür, dass Wärme von den Turbinen-Prüfständen abgeführt wird<br />

Martin Glane<br />

Komplexe <strong>und</strong> ungewöhnliche Projekte bewältigt das Planungsbüro<br />

Rohling seit mehr als 50 Jahren. Jetzt verantwortete es die<br />

Errichtung einer Kühlturmanlage für das Deutsche Zentrum für<br />

Luft- <strong>und</strong> Raumfahrt (DLR). Sowohl durch die Größe – 60 MW<br />

Kühlleistung waren gefordert – als auch durch die Ansprüche an<br />

Lärmschutz, Energieeffizienz <strong>und</strong> Nachhaltigkeit fällt die Baumaßnahme<br />

aus dem Rahmen.<br />

Das Kühlkonzept für das DLR in Köln entstand in enger<br />

Abstimmung mit dem Baumanagement West. Es beinhaltet<br />

eine Rückkühlanlage mit Kühlwasserleitungen <strong>und</strong> -pumpen<br />

einschließlich der Prozessleittechnik. Außerdem kamen<br />

die Hauptbereiche Abwasser <strong>und</strong> Wasseranlagen, Lufttechnische<br />

Anlagen sowie Krananlagen dazu. Ergänzt<br />

wurde dies durch die Untersuchung zu Lärmemissionen der<br />

geplanten Kühltürme. Damit bot sie dem Bauherrn DLR<br />

eine wirtschaftliche <strong>und</strong> zeitoptimierte Dienstleistung.<br />

Rahmenbedingungen<br />

Der Hauptsitz des DLR in Köln-Porz umfasst ein Areal von<br />

ca. 32 ha – das entspricht ca. 45 Fußballfeldern – das mit<br />

40 Gebäuden unterschiedlicher Größe <strong>und</strong> Nutzung bebaut<br />

ist. Etwa in der Mitte wurde das Gebäude 34 errichtet,<br />

das den Kühlturm <strong>und</strong> das Pumpenhaus umfasst. Es handelt<br />

sich um einen offenen Kühlturm mit zwei Zellen. Die<br />

Kühlturmtasse wurde zweiteilig mit einem warmen <strong>und</strong><br />

einem kalten Becken ausgeführt.<br />

Mit seinen weltweit einzigartigen Prüfständen bietet<br />

das DLR in Köln internen <strong>und</strong> externen Partnern die Möglichkeit,<br />

Gasturbinenbrennkammern sowohl für Luftfahrtanwendungen<br />

als auch für Anwendungen in der Energietechnik<br />

unter realistischen Bedingungen zu testen. Die<br />

Kühlleistung von 60 MW wird benötigt, um die dabei frei<br />

werdende Abwärme abzuführen.<br />

30 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Projektvorstellungen<br />

Bild 2. Im oberen Bereich der Türme befinden sich die Ventilatoren<br />

Bild 4. Zwei Becken am Boden des Kühlturms fangen das gekühlte Wasser auf<br />

Intensive Vorarbeiten<br />

Die ersten Schritte zum Projekt begannen bereits 2011. So<br />

hat das Baumanagement West des DLR im Rahmen der<br />

Vorplanung untersuchen lassen, ob es wirtschaftlicher ist,<br />

den neuen Kühlturm im Lastschwerpunkt etwa in der Mitte<br />

der Liegenschaft oder aufgeteilt auf mehrere Inseln dezentral<br />

anzuordnen. Die Platzierung im Lastschwerpunkt erwies<br />

sich als wirtschaftlichere Variante. Ausschlaggebend<br />

dafür war u. a., dass die erforderlichen Schalldämmmaßnahmen<br />

bei einer peripheren Lösung weitaus umfangreicher<br />

gewesen wären.<br />

Des Weiteren wurden für das Kühlturmkonzept vier<br />

Varianten untersucht: offene nasse Rückkühlung, geschlossene<br />

nasse Rückkühlung, hybride Rückkühlung sowie trockene<br />

Rückkühlung. Dabei wurden für den apparativen<br />

Aufbau des Kühlturms Bauweisen in Beton, GFK, kunststoffbeschichtetem<br />

Stahl <strong>und</strong> Edelstahl mit nur wenigen<br />

Zellen bzw. Varianten mit einer Vielzahl von Zellen berücksichtigt.<br />

Entschieden hat sich das DLR letztendlich für<br />

einen Zweizellenkühlturm aus Beton, der z. T. in Fertigteilbauweise<br />

errichtet wurde.<br />

Die Kühlwasserversorgung wurde mit einem Gleichzeitigkeitsfaktor<br />

von 0,6 bemessen. Dieser Wert (zwischen<br />

0,1 <strong>und</strong> 1,0) berücksichtigt die Tatsache, dass nie alle Abnehmer<br />

gleichzeitig <strong>und</strong> mit voller Leistung eingeschaltet<br />

sind. Um einen wirtschaftlichen Betrieb der Kühlwasserversorgung<br />

<strong>und</strong> eine hohe Verfügbarkeit zu gewährleisten,<br />

wurde vorgesehen, an allen Verbrauchern eine Rücklauftemperaturregelung<br />

nachzurüsten. Aufgr<strong>und</strong> der hohen<br />

Energieumsätze in den Prüfständen wird es im Versuchsbetrieb<br />

zu sehr raschen Lastwechseln kommen, die eine<br />

schnelle Reaktion der Regelung <strong>und</strong> der angesteuerten<br />

Stellglieder erfordern. Von Seiten des DLR waren Noteingriffsmöglichkeiten<br />

auf die Kühlwasserversorgung gefordert,<br />

mit deren Hilfe ein Scheitern der sehr teuren Versuche<br />

verhindert werden muss. Diese anspruchsvolle Regelaufgabe<br />

ließ sich nur durch weitgehende Eingriffe in die<br />

Prüfstands-Steuerung realisieren.<br />

Der Kühlturm<br />

Im Innern des Kühlturms befinden sich zwei Wasserbecken.<br />

Die Wände sind im unteren Bereich als offene Schalldämpferkonstruktion<br />

ausgebildet, durch die Luft angesaugt<br />

wird. Sie nimmt Feuchtigkeit <strong>und</strong> damit Wärme aus dem<br />

von oben herabtropfenden Wasser auf <strong>und</strong> strömt durch<br />

den sogenannten Rieselkörper, der durch seine möglichst<br />

große Oberfläche ein feines Zerstäuben des Wassers bewirkt.<br />

Dann wird die Luft mittels der beiden Ventilatoren<br />

Tabelle. Technische Daten Kühlturm<br />

Bild 3. Zwei Ventilatoren saugen kühle Luft in den Kühlturm <strong>und</strong> transportieren Wärme<br />

nach außen<br />

Rückkühlleistung<br />

Kühlwassertemperaturen<br />

Feuchtkugeltemperatur<br />

Kühlwasservolumenstrom<br />

Ventilator<br />

2 × 30 MW<br />

50/25 °C<br />

18 °C<br />

Kühlturm 4 × 1.256 m 3 /h<br />

Netz 1 2.850 m 3 /h<br />

Netz 2 2.172 m 3 /h<br />

Kühlluftvolumenstrom 2 × 480 m 3 /s<br />

Durchmesser<br />

8 m<br />

Antriebsleistung 2 × 150 kW<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

31


Projektvorstellungen<br />

nach außen transportiert. Diese bewegen sich mit 180 U/<br />

min eher langsam. Durch ihren Durchmesser von 8 m erreichen<br />

die Flügel an der Spitze jedoch schon eine Geschwindigkeit<br />

von 271 km/h.<br />

Insgesamt ergibt sich ein Abstand der Flügelspitzen<br />

zur aus GFK gefertigten Kühlturmwand von nur wenigen<br />

Zentimetern. Oberhalb der Ventilatoren sind Schalldämpfer<br />

angebracht, um die Lärmemission im berechneten Rahmen<br />

zu halten. Antriebswelle <strong>und</strong> Motor der Ventilatoren<br />

befinden sich außen, ebenso die Einrichtung zur Ölversorgung.<br />

Daher kann die Wartung an diesen Anlagenteilen<br />

weitgehend von außen erfolgen.<br />

Das Pumpenhaus<br />

In geringem Abstand zum Kühlturm wurde das Pumpenhaus<br />

errichtet. Hier sind auf der einen Seite die Anbindungen<br />

an den Kühlturm angeordnet, auf der anderen die Anbindungen<br />

für die Versuchsstände. Der Vor- <strong>und</strong> Rücklauf<br />

zum Kühlturm ist jeweils mit einem Hosenstück an die<br />

einzelnen Stränge angeb<strong>und</strong>en. Es wurden Rohre bis zur<br />

Nennweite DN 1100 eingesetzt. Der Trinkwasserzulauf für<br />

den Kühlturm ist mit Hilfe eines freien Auslaufs in Trichterform<br />

umgesetzt worden. Auf diese Weise wird eine Rückwärtsverkeimung<br />

vom Kühlturm in die Trinkwasseranlage<br />

unterb<strong>und</strong>en.<br />

Das Deutsche Zentrum für Luft- <strong>und</strong> Raumfahrt (DLR)<br />

Das DLR ist das <strong>Forschungs</strong>zentrum der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland für Luft- <strong>und</strong> Raumfahrt. Seine <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsarbeiten in Luftfahrt, Raumfahrt, Energie, Verkehr<br />

<strong>und</strong> Sicherheit sind in nationale <strong>und</strong> internationale Kooperationen<br />

eingeb<strong>und</strong>en. Im Auftrag der B<strong>und</strong>esregierung ist das DLR<br />

außerdem für die Planung <strong>und</strong> Umsetzung der deutschen<br />

Raumfahrtaktivitäten zuständig. Das DLR erforscht Erde <strong>und</strong><br />

Sonnensystem, es stellt Wissen für den Erhalt der Umwelt zur<br />

Verfügung <strong>und</strong> entwickelt umweltverträgliche Technologien für<br />

Energieversorgung, Mobilität, Kommunikation <strong>und</strong> Sicherheit.<br />

Sein Portfolio reicht dabei von der Gr<strong>und</strong>lagenforschung bis zur<br />

Entwicklung von Produkten für morgen. Das DLR betreibt Großforschungsanlagen<br />

für eigene Projekte <strong>und</strong> als Dienstleister für<br />

Partner in der Wirtschaft. Darüber hinaus fördert es den wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs, berät die Politik <strong>und</strong> ist eine treibende<br />

Kraft in den Re gionen seiner 16 Standorte.<br />

Das DLR Köln<br />

Luftfahrt, Raumfahrt, Verkehr, Energie <strong>und</strong> Sicherheit sind die<br />

<strong>Forschungs</strong>felder, die im DLR Köln in neun <strong>Forschungs</strong>einrichtungen<br />

bearbeitet werden. Das Rückgrat der Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

bilden Großversuchsanlagen, beispielsweise Windkanäle,<br />

Triebwerks- <strong>und</strong> Materialprüfstände <strong>und</strong> ein Hochflussdichte-Sonnenofen.<br />

Der Standort Köln ist Sitz des DLR-Vorstandes <strong>und</strong> der Zentralverwaltung.<br />

Das DLR-Technologiemarketing als Schnittstelle<br />

zwischen Forschung <strong>und</strong> Industrie hat hier seinen Hauptsitz<br />

wie auch die Qualitäts- <strong>und</strong> Produktsicherung des DLR. Weiterhin<br />

befindet sich der Projektträger im DLR mit den Abteilungen<br />

Technische Innovationen in der Wirtschaft, Informationstechnik<br />

am Standort.<br />

Auf dem 1959 eröffneten, 55 ha großen Gelände ist neben den<br />

<strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> Zentraleinrichtungen des DLR auch das Astronautenzentrum<br />

EAC der Europäischen Weltraumbehörde ESA<br />

angesiedelt. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich der<br />

modernste Windkanal Europas, der Europäische Transschall<br />

Windkanal (ETW) sowie der Flughafen Köln/Bonn. Das DLR beschäftigt<br />

in Köln-Porz ca. 1.400 Mitarbeiter.<br />

Da berechnet worden ist, dass sich der Kühlturm innerhalb<br />

von ca. zwei Jahren um 5 cm mehr setzt als das<br />

Pumpenhaus, wurden alle relevanten Verbindungsleitungen<br />

mit Kompensatoren ausgestattet. Als weitere Sicherheitsmaßnahme<br />

ist die Installation von Windkesseln zu<br />

nennen. Sollten die Pumpen durch einen Stromausfall zum<br />

Stillstand kommen, fangen die Behälter Druckstöße auf<br />

<strong>und</strong> verhindern so größere Schäden. Im Pumpenhaus befinden<br />

sich auch die komplette Regelungstechnik <strong>und</strong> die<br />

Stromversorgung.<br />

Die Umsetzung<br />

Bild 5. Die Verbindungen von Kühlturm <strong>und</strong> Pumpenhaus sind mit Kompensatoren<br />

ausgerüstet, um die unterschiedlichen Setzungen der Gebäude auszugleichen<br />

Das Kühlwassersystem zur Anbindung der Versuchsstände<br />

wurde aus schwarzen Stahlrohren mit Nennweiten bis<br />

DN 900 erstellt <strong>und</strong> weitgehend innerhalb des Erdreichs verlegt.<br />

Die Verlegung erfolgte überwiegend in sehr hoch installierten<br />

Bereichen. Weil Unterbrechungen des Versuchsbetriebs<br />

für das DLR mit sehr hohen Einnahmeausfällen verb<strong>und</strong>en<br />

sind, musste der Anschluss der Bestandsanlagen an<br />

32 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Projektvorstellungen<br />

Bild 6. Das Pumpenhaus mit der Regelungstechnik <strong>und</strong> Stromversorgung<br />

die neue Kühlwasserversorgung unter weitgehender Aufrechterhaltung<br />

des Betriebes erfolgen. Umschlussarbeiten<br />

konnten nur innerhalb eng bemessener Zeitfenster durchgeführt<br />

werden.<br />

Bedingt durch die Komplexität der Anlagentechnik<br />

<strong>und</strong> das Ineinandergreifen verschiedener Gewerke konnte<br />

die Inbetriebnahme nicht auf einzelne Gewerke beschränkt<br />

werden. Sie war als ein Ganzes in einem in sich<br />

geschlossenen technischen Anlagensystem übergreifend zu<br />

betrachten <strong>und</strong> von pbr durch ein anlagenübergreifendes<br />

Inbetriebnahme-Management zu koordinieren. Ca. 10 Millionen<br />

€ wurden für das Projekt aufgewendet. Die Bedienung<br />

bzw. die Überwachung der Anlage erfolgt durch das<br />

DLR.<br />

Bautafel<br />

Kühlturmanlage für das Deutsche Zentrum für Luft- <strong>und</strong> Raumfahrt,<br />

Köln<br />

n Bauherr: Deutsches Zentrum für Luft- <strong>und</strong> Raumfahrt e. V.<br />

(DLR)<br />

n TGA: pbr Planungsbüro Rohling AG<br />

n Gesamtbausumme: 10,4 Millionen € brutto<br />

Bild 7. Pumpen, Regelungstechnik <strong>und</strong> Stromversorgung sind in einem Gebäude direkt<br />

neben dem Kühlturm angeordnet <br />

(Fotos: Axel Hartmann)<br />

Weitere Informationen:<br />

pbr Planungsbüro Rohling AG<br />

Dipl.-Ing. Martin Glane<br />

Albert-Einstein-Straße 2, 49076 Osnabrück<br />

Tel. (0541) 94 12 0, Fax (0541) 94 12 345<br />

info@pbr.de, www.pbr.de<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

33


Projektvorstellungen<br />

INSTITUTE FOR SCIENCE AND TECHNO­<br />

LOGY AUSTRIA, KLOSTERNEUBURG<br />

NEUBAU PRECLINICAL FACILITY BUILDING<br />

Bild 1. Institute of Science and Technology Austria, Klosterneuburg: Perspektive Südwest<br />

Rainer Post<br />

Das Institute of Science and Technology Austria (IST Austria)<br />

wurde von der Republik Österreich <strong>und</strong> dem B<strong>und</strong>esland Niederösterreich<br />

als internationales <strong>und</strong> erstklassiges <strong>Forschungs</strong>zentrum<br />

für die naturwissenschaftliche Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

gegründet. Der Standort ist in Klosterneuburg, Stadtteil Maria<br />

Gugging, 15 km nordwestlich von Wien, auf dem Areal des ehemaligen<br />

Landesklinikum Donauregion Tulln/Gugging, das 2007<br />

komplett bis auf drei Gebäude freigeräumt wurde.<br />

Die Etablierung des Instituts auf dem Gelände folgt einem<br />

Masterplan, in welchem neben der verkehrs- <strong>und</strong> gebäudetechnischen<br />

Infrastruktur auch die Situierung von zukünftigen<br />

<strong>Forschungs</strong>gebäuden wie auch die landschaftsarchitektonischen<br />

Aspekte festgeschrieben sind. Die Planer für<br />

die Neubauten werden ausschließlich über Architekturwettbewerbe<br />

gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> beauftragt.<br />

Im Zuge der ersten Ausbaustufe wurden die zentralen<br />

Infrastruktureinrichtungen wie Hörsäle, Cafeteria, Gästezimmer<br />

<strong>und</strong> Verwaltung in den sanierten Bestandsgebäuden<br />

untergebracht. Mehrere Neubauten wie die Lecture<br />

Hall <strong>und</strong> die ersten beiden Laborgebäude wurden in direkter<br />

Nachbarschaft zum Zentralgebäude errichtet.<br />

In Rahmen der nun fast abgeschlossenen zweiten Ausbaustufe<br />

wurde neben einem weiteren Labor- <strong>und</strong> Officegebäude<br />

<strong>und</strong> einem Restaurantneubau das Preclinical Facility<br />

Building mit Sonderforschungsbereichen unter speziellen<br />

hygienischen Bedingungen errichtet. Der Neubau<br />

vervollständigt die östliche Bebauung des Campus ISTA<br />

34 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Projektvorstellungen<br />

Bild 2. Lageplan Campus des Institute of Science and Technology, Klosterneuburg<br />

<strong>und</strong> bildet mit den Gebäuden des im Oktober 2010 eröffneten<br />

Laborgebäudes, dem Bertalanffy Fo<strong>und</strong>ation Building,<br />

<strong>und</strong> dem im November 2012 eröffneten Lab Building<br />

East ein geschlossenes Ensemble von modernen <strong>und</strong> ästhetischen<br />

Laborgebäuden als Visitenkarte des Instituts.<br />

Baukörper <strong>und</strong> Fassaden<br />

Die Kubatur des Preclinical Facility Building war durch das<br />

enge Baufenster zwischen seinen beiden Nachbargebäuden<br />

samt vorgegebener Trauflinie weitgehend festgelegt. Eine<br />

weitere Vorgabe war die Anbindung des Neubaus an den<br />

unterirdischen Campus-Versorgungsring mit den Heiz- <strong>und</strong><br />

Kühlleitungen. So reagiert der Baukörper durch seine Abkantungen<br />

an den Seiten <strong>und</strong> am Dach auf die gestalterisch<br />

völlig verschiedenartigen Nachbargebäude <strong>und</strong> vermittelt<br />

in seiner Ausformung zwischen den Baukörpern. Die zur<br />

Ringroad <strong>und</strong> vor allem zum See als Zentrum des Campus<br />

orientierten Fassaden nehmen dabei die städtebauliche<br />

Hauptrichtung des Campus auf.<br />

Bild 3. Laborgang mit Schleuse<br />

Bild 4. Laborvorbereich mit Materialschleuse <strong>und</strong> Zugang zum Labor<br />

(Fotos 1, 3 <strong>und</strong> 4: Gisela Erlacher)<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

35


Projektvorstellungen<br />

Bild 5. Gr<strong>und</strong>riss Erdgeschoss <strong>und</strong> 1. Obergeschoss<br />

Bild 6. Schnitt<br />

(Grafiken 2, 5–6: doranth post architekten GmbH)<br />

36 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Projektvorstellungen<br />

Die Gestaltung der Fassaden jedoch unterstreicht die<br />

Eigenständigkeit des Neubaus <strong>und</strong> setzt sich bewusst von<br />

den Nachbargebäuden ab. Das Körperhafte des Gebäudevolumens<br />

wird durch eine homogene Verkleidung aus Aluminiumlochblech<br />

mit unterschiedlicher Durchlässigkeit<br />

betont.<br />

Die in den Obergeschossen in die Fassaden eingeschnittenen<br />

hochformatigen Fenster bilden durch ihre –<br />

auch wegen des Brandüberschlags – versetzte Anordnung<br />

einen eigenen Rhythmus, der durch die manuell verstellbaren<br />

Klappläden noch verstärkt wird. Die Fensterelemente<br />

dienen der Belichtung der Laboratorien <strong>und</strong> schaffen an<br />

den Flurenden Sichtbeziehungen nach außen. Diese Homogenität<br />

verhindert durch ihre Ruhe das Hervortreten<br />

aus dem Ensemble, stärkt aber gleichzeitig die Eigenständigkeit<br />

des Baukörpers.<br />

Im Erdgeschoß springt die Fassade um vier Meter zurück,<br />

um eine geschützte Zugangszone zu bieten. Die geschosshohe<br />

Pfosten-Riegel-Fassade sorgt für maximale Transparenz<br />

<strong>und</strong> somit Einbindung in den grünen Campus <strong>und</strong><br />

erweitert den Freiraum bis hin zum See. Mit der Eingangslobby<br />

<strong>und</strong> den Büros liegen hier die öffentlichen Räume.<br />

Nutzung <strong>und</strong> Organisation<br />

In Richtung Ringroad sind im Erdgeschoss die Infrastrukturräume<br />

wie auch die Anlieferungszone des Neubaus angeordnet.<br />

Gegenüber des Preclinical Facility Buildings sind<br />

in einem eigenen eingeschossigen Servicegebäude weitere<br />

Ver- <strong>und</strong> Entsorgungsräume wie auch der Kühlturm untergebracht.<br />

Das Untergeschoss ist über den Campus-Versorgungsring<br />

an das Versorgungsnetz des Campus angeb<strong>und</strong>en. Verbindungsgänge<br />

verbinden das Preclinical Facilty Building<br />

mit den benachbarten Laborgebäuden, als witterungsgeschützte<br />

Verbindung zwischen den Laborgebäuden.<br />

Die drei fast identischen Obergeschosse mit ihrer lichten<br />

Raumhöhe von 3,40 m nehmen die hochinstallierten<br />

Sonderforschungsflächen mit ihren hohen Anforderungen<br />

bezüglich hygienischen Reinraumbedingungen auf, die nur<br />

den Wissenschaftlern <strong>und</strong> Laboranten zugänglich sind.<br />

Dieser Bereich wird ausschließlich über Schleusen betreten.<br />

Lüftungstechnisch werden die <strong>Forschungs</strong>bereiche –<br />

geschoss- <strong>und</strong> raumweise getrennt – über jeweils eigene<br />

Schächte auf kurzem Wege von der Technikzentrale im<br />

Dachgeschoss versorgt.<br />

Alle weiteren Technikräume für Kälte- <strong>und</strong> Dampferzeugung<br />

sowie die elektrotechnischen Betriebsräume<br />

befinden sich im Untergeschoss.<br />

Sämtliche technischen Installationen wurden offen an<br />

die Decke montiert, um so einen einfachen Zugang zu gewährleisten.<br />

Nur in den öffentlichen Bereichen sind auch<br />

aus akustischen Gründen abgehängte Decken realisiert<br />

worden.<br />

Das Gebäude erfüllt weitgehend die hohen Anforderungen<br />

des Pflichtenheftes „Energieeffizienz für NÖ-Landesgebäude“<br />

des Landes Niederösterreich.<br />

Bautafel<br />

Institute of Science and Technology Austria, Klosterneuburg<br />

n Bauherr: NÖ LandesimmobiliengesmbH; HYPO NOE Real-Consult<br />

GmbH<br />

n Planung: doranth post architekten GmbH<br />

n Projektleitung: Rainer Post<br />

n Mitarbeiter: Katja Klingholz, Jörg Hack, Chiara Scarpellini<br />

n Ausschreibung/Vergabe: VPB Vernetzt Planen + Bauen ZT<br />

GmbH, Wien; DI Babette Schwarz<br />

n Statik: Zilch + Müller Ingenieure GmbH, München<br />

n Haustechnik/Planung: VON DER HEYDEN Planungsgesellschaft<br />

für Haustechnische Anlagen, Wien<br />

Weitere Informationen:<br />

doranth post architekten GmbH<br />

Ridlerstraße 31, 80339 München<br />

Tel. (089) 72 60 93-60, Fax (089) 72 60 93-80<br />

info@doranth-post-architekten.de, www.doranth-post-architekten.de<br />

Zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2008 (QM)<br />

Zertifiziert nach DIN EN ISO 14001:2004 (UM)<br />

Mitglied im B<strong>und</strong>esverband AMÖ<br />

GEUER<br />

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Geräte- <strong>und</strong> Maschinenlogistik, Kühl- <strong>und</strong><br />

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Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

37


Projektvorstellungen<br />

FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR<br />

ZELL THERAPIE UND IMMUNOLOGIE IZI,<br />

LEIPZIG<br />

NEUBAU FORSCHUNGSGEBÄUDE MIT<br />

ERWEITERUNGEN<br />

Bild 1. Fraunhofer-Institut für Zelltherapie <strong>und</strong> Immunologie IZI, Leipzig: Gesamtansicht des Ensembles <br />

(Foto: Roland Halbe)<br />

Maria Ludewig n Martin Schmirander<br />

Drei Zellen für die Zellforschung – am Fraunhofer-Institut für<br />

Zelltherapie <strong>und</strong> Immunologie IZI in Leipzig wird die für Forschung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung notwendige komplexe Infrastruktur mit<br />

vielfältigen Kommunikationsangeboten kombiniert. In drei Bauabschnitten<br />

errichtet, zeigt sich heute ein geschlossenes <strong>und</strong> repräsentatives<br />

Ensemble.<br />

Moderne <strong>Forschungs</strong>institute bewegen sich häufig in einem<br />

Spannungsfeld zwischen größtmöglicher Öffentlichkeit für<br />

ihre <strong>Forschungs</strong>ergebnisse <strong>und</strong> maximaler Sicherheit für ihre<br />

noch entstehenden Projekte. Schon beim Wettbewerb 2005<br />

für den Bau des Institutes für Zelltherapie <strong>und</strong> Immunologie<br />

in Leipzig galt es, dieser Gegensätzlichkeit Rechnung zu tragen.<br />

Gewünscht war nicht nur ein funktionaler Arbeitsplatz,<br />

sondern auch eine Architektur, die als Bestandteil der Nutzeraktivitäten<br />

zum Ort der Begegnung werden sollte.<br />

Das Leipziger Institut für Zelltherapie <strong>und</strong> Immunologie<br />

IZI ist Teil der Fraunhofer-Gesellschaft, der führenden<br />

Organisation für angewandte Forschung in Europa. Als<br />

Mitglied des Fraunhofer-Verb<strong>und</strong>s Life Science wurde es<br />

am 29. April 2005 in Leipzig gegründet. Das IZI erforscht<br />

<strong>und</strong> entwickelt spezielle Problemlösungen an den Schnittstellen<br />

von Medizin, Biowissenschaften <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften.<br />

Eine der Hauptaufgaben besteht dabei in der<br />

Auftragsforschung für biotechnologische, pharmazeutische<br />

<strong>und</strong> medizintechnische Unternehmen, Kliniken, Diagnostische<br />

Labore sowie <strong>Forschungs</strong>einrichtungen. Über 490 Mitarbeiter<br />

arbeiten am Standort Leipzig für das Institut.<br />

Der Neubau für das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie<br />

<strong>und</strong> Immunologie wurde im südöstlich der Leipziger Innenstadt<br />

gelegenen Gebiet der Alten Messe errichtet. Das Areal<br />

ist nach der Wende zum Leipziger <strong>Forschungs</strong>cluster für Biotechnologie<br />

<strong>und</strong> Life Science entwickelt worden <strong>und</strong> heute<br />

befinden sich hier u. a. die <strong>Forschungs</strong>gebäude der „Bio-<br />

City“, eines Max-Planck-Institutes sowie der Veterinärmedizinischen<br />

Fakultät der Universität Leipzig. Kennzeichnend<br />

für den Standort der Alten Messe war ein bisher kaum definiertes,<br />

unscharfes stadträumliches Umfeld. Der Fraunhofer-<br />

Neubau mit den markant abger<strong>und</strong>eten Gebäude ecken besetzt<br />

das gen Süden spitz zulaufende Ende des Gr<strong>und</strong>stücks.<br />

38 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Projektvorstellungen<br />

Mit seinen klaren Raumkanten setzt er den Blockrand fort<br />

<strong>und</strong> bildet einen städtebaulichen Rahmen aus.<br />

Gebäudekonzept<br />

Als Inspiration für den Entwurf diente das <strong>Forschungs</strong>thema<br />

des Fraunhofer-Instituts – die Zelle als kleinste Einheit<br />

menschlichen Lebens. Sie war Vorbild für die organisch<br />

geformten Baukörper, welche unterschiedliche Funktionen<br />

aufnehmen <strong>und</strong> einen vom Hauptgebäude aus<br />

wachsenden <strong>und</strong> erweiterbaren „Zellverband“ bilden. Die<br />

Erweiterbarkeit war von Beginn an im Entwurf <strong>und</strong> im<br />

Raumprogramm angelegt. Sie beweist sich in den drei Bauabschnitten,<br />

die sukzessive über zehn Jahre errichtet wurden<br />

<strong>und</strong> heute ein geschlossenes Ensemble bilden.<br />

Die drei Baukörper werden – in einem abstrakten Sinne<br />

– von der Fassade wie von einer „Zellmembran“ umspannt.<br />

Dadurch entsteht eine umlaufende Einheitlichkeit, die<br />

gleichzeitig die Ablesbarkeit einzelner Funktionen in den<br />

Hintergr<strong>und</strong> treten lässt. Die Fassade ist aus zwei Ebenen<br />

aufgebaut: Die äußere Ebene bildet eine hinterlüftete, sandgestrahlte<br />

ESG-Verglasung, die im Siebdruckverfahren<br />

zweifarbig silber-grau bedruckt wurde. Die innere Ebene<br />

wurde als Standard-Pfosten-Riegel-Konstruktion ausgeführt.<br />

Der hohe Verglasungsanteil ermöglicht auch bei den großen<br />

Raumtiefen der Laborräume eine hohe Tageslichtausnutzung<br />

<strong>und</strong> angenehme Arbeitsbedingungen. Für den sommerlichen<br />

Wärmeschutz sorgen silberfarbige, außenliegende<br />

Raffstores mit Lichtlenklamellen im oberen Bereich.<br />

Die drei Bauteile des Institutes sind als alleinstehende<br />

Gebäude ausgebildet. Jeweils im ersten <strong>und</strong> im dritten<br />

Obergeschoss sind sie durch verglaste Brücken verb<strong>und</strong>en,<br />

die die gleiche Außenhaut wie die Baukörper besitzen. Der<br />

Eindruck eines einheitlichen Ensembles bleibt damit erhalten,<br />

die einzelnen Zellen des Verbandes sind aber weiterhin<br />

erkennbar.<br />

Das Zentrum der Institutsbauten bleibt jedoch das<br />

Hauptgebäude mit dem großen Atrium. Die Halle reicht<br />

über vier Geschosse, überdacht von einer Stahl-Glas-Konstruktion,<br />

die mit dem natürlichen Licht die Tagesstimmung<br />

ins Haus holt. Die transparenten Innenfassaden zwischen<br />

den Funktionsbereichen <strong>und</strong> dem Atrium ermöglichen allen<br />

Mitarbeitern einen ständigen Bezug zu den Aktivitäten<br />

in der Gebäudemitte.<br />

Mit den angegliederten Konferenzräumen, der Cafeteria<br />

<strong>und</strong> der Bibliothek ist das Atrium zentraler Kommunikationsort<br />

für das Fraunhofer-Institut <strong>und</strong> dient öffentlichen<br />

<strong>und</strong> nichtöffentlichen Veranstaltungen. Das zehnjährige<br />

Bestehen des Institutes wurde hier im April 2015<br />

gefeiert, Symposien, Ausstellungen <strong>und</strong> Wissenschaftstage<br />

für Kinder, Jugendliche <strong>und</strong> andere Neugierige werden veranstaltet.<br />

Oder wie es bei dem chinesischen Philosophen<br />

Laotse heißt: „Man höhlet Ton <strong>und</strong> bildet ihn zu Töpfen: In<br />

ihrem Nichts besteht der Töpfe Werk.“ So ist es auch das<br />

Atrium, der frei gelassene Kern des Hauses, der die verschiedenen<br />

Aktivitäten des Institutes erst sichtbar macht.<br />

Raumanordnung <strong>und</strong> Laborbereiche<br />

Die bei Symposien <strong>und</strong> Ausstellungen präsentierten Ergebnisse<br />

wollen jedoch erst einmal erarbeitet werden. Der andauernde<br />

Erfolg <strong>und</strong> das stetige Wachstum des Fraunhofer-<br />

Instituts für Zelltherapie <strong>und</strong> Immunologie gründen auch<br />

auf der hervorragenden Infrastruktur, die durch die Neubauten<br />

geschaffen wurde. Das Hauptgebäude als erster<br />

Bauabschnitt beherbergt die Verwaltung des Instituts, S2-<br />

Biotechnologie- <strong>und</strong> Zellkulturlabore sowie ein Isotopenlabor.<br />

Mit dem Atrium, den Konferenz- <strong>und</strong> Seminarräumen<br />

sowie einer Cafeteria bildet es den (halb)öffentlichen Teil<br />

des Institutsensembles. Über das Hauptgebäude erfolgt entsprechend<br />

der zentrale Zugang in das Fraunhofer-Institut:<br />

Nach dem Betreten ist eine freie Beweglichkeit im Erdgeschoss,<br />

mit Ausnahme des Laborbereiches, gegeben. Die<br />

geschützten Institutsbereiche in den Ebenen eins bis drei<br />

<strong>und</strong> den anschließenden Häusern sind durch eine weitere<br />

Zutrittskontrolle zu erreichen.<br />

In der ersten Erweiterung gen Norden ergänzen die<br />

Sonderfunktionen Tierhaltung <strong>und</strong> Reinraumlabore das<br />

Raumprogramm des Hauptgebäudes. Genauer sind dies:<br />

GMP-Reinraumbereiche der Klassen B <strong>und</strong> C, S2- Biotechnologie-<br />

<strong>und</strong> Zellkulturlabore, ein Kleintier-Magnetresonanztomograph,<br />

Kleintierhaltung (offene, SPF-Barriere<strong>und</strong><br />

Quarantänehaltung), sowie ein Großtier-OP. Dazu ist<br />

mit einer weiteren Brücke eine direkte Verbindung zu den<br />

Gebäuden der BioCity Leipzig geschaffen worden.<br />

Die zweite <strong>und</strong> jüngste Erweiterung aus dem Jahr 2015<br />

bietet weitere GMP-Reinraumbereiche, ein S3-Labor sowie<br />

ein Schaulabor für robotergesteuerte <strong>Forschungs</strong>verfahren.<br />

Einige Flächen sind zur weiteren Entwicklung des Fraunhofer-Instituts<br />

noch vorgehalten. Die vielfältigen Speziallabore<br />

<strong>und</strong> die Reinraumfläche von insgesamt ca. 900 m 2<br />

werden ergänzt durch Serverräume für die digitale Doku-<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

39


Projektvorstellungen<br />

Bild 2. Lageplan<br />

Bild 3. Gr<strong>und</strong>riss Erdgeschoss<br />

40 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Projektvorstellungen<br />

Bild 4. Gr<strong>und</strong>riss 1. Obergeschoss <br />

(Grafiken 2, 3 <strong>und</strong> 4: Heinle, Wischer <strong>und</strong> Partner, Freie Architekten)<br />

mentation <strong>und</strong> durch Kryobanken, in denen unter Tieftemperaturen<br />

von –140 °C die hergestellten Bioproben gelagert<br />

werden. Mit dieser Kombination aus Forschung <strong>und</strong> Dokumentation<br />

lassen sich Verfahren <strong>und</strong> Materialien, z. B. für<br />

den pharmazeutischen Bereich, zügig entwickeln, optimieren<br />

<strong>und</strong> validieren.<br />

Die Organisation der Gebäude folgt der Forderung des<br />

Nutzers nach maximaler Kommunikation zwischen den<br />

Forschern <strong>und</strong> nach maximaler Flexibilität der Laborbereiche.<br />

In den Regelgeschossen sind jeweils Laborbereiche mit<br />

Bürobereichen verknüpft. Jeder Laborbereich verfügt über<br />

Zellzuchtlabore <strong>und</strong> Multifunktionslabore mit sinnvoll zugeordneten<br />

Auxiliarflächen in einer Nebenraumzone. Über<br />

die Fassade (<strong>und</strong> im Hauptgebäude <strong>und</strong> der zweiten Erweiterung<br />

über die Atrien) werden die Laborbereiche größtenteils<br />

natürlich belichtet.<br />

Im Hauptgebäude sind die Laboreinheiten sowohl von<br />

den Büroflächen als auch vom Atrium aus über die Nebenraumzone<br />

erschlossen. Die Abtrennbarkeit von einzelnen<br />

Laborbereichen oder beispielsweise der spätere Einbau von<br />

Schleusen <strong>und</strong> Zugangskontrollen ist durch diese Anordnung<br />

möglich. Die beiden Bürobereiche sind zum einen<br />

direkt mit den Laborbereichen, zum anderen untereinander<br />

als „Bypass“ durch die Galerien im Atrium verb<strong>und</strong>en.<br />

Es entsteht eine intensive Vernetzung der Raumzonen über<br />

das Atrium, das Kommunikation <strong>und</strong> Informationsaustausch<br />

unter den Forscherteams fördert.<br />

Baukonstruktion<br />

Das Tragsystem der Gebäude besteht aus Stahlbeton- bzw.<br />

Stahl-Verb<strong>und</strong>stützen mit Flachdecken, die mit einer Betonkernaktivierung<br />

ausgestattet wurden, wobei im Hauptgebäude<br />

Teilflächen über dem Eingangs- <strong>und</strong> Konferenzbereich<br />

mittels Hängestützen stützenfrei ausgebildet wurden.<br />

Die Gebäude werden über die Treppenhaus- <strong>und</strong> Schachtwände<br />

ausgesteift.<br />

Dem gesamten Entwurf liegt ein Ausbauraster von<br />

1,15 m zugr<strong>und</strong>e. Darauf aufbauend entsteht ein konstruktives<br />

Raster von i. d. R. 6,90 m. Zur Erhaltung einer größtmöglichen<br />

Flexibilität im Ausbau sind nur Schächte <strong>und</strong><br />

Treppenhäuser konstruktiv in Massivbauweise ausgebildet.<br />

Alle inneren Raumtrennwände der Büro- <strong>und</strong> Laborräume<br />

konnten <strong>und</strong> können unter Berücksichtigung der technischen<br />

Gebäudeausrüstung als nichttragende Trennwände<br />

variabel angeordnet werden, insbesondere unter dem Aspekt<br />

einer mittel- <strong>und</strong> langfristigen Flexibilität.<br />

TGA- <strong>und</strong> Energiekonzept<br />

Entsprechend ist die Struktur der Gr<strong>und</strong>risse der Obergeschosse<br />

so ausgelegt, dass die Installation der TGA für die<br />

Laborräume von den Stirnseiten her auf kurzem Wege erfolgen<br />

kann. Die Möglichkeit einer späteren Restrukturierung<br />

der Laborbereiche ist damit gegeben, da Konflikte<br />

durch die Vermeidung von Kreuzungen minimiert werden.<br />

Die gesamte horizontale Erschließung erfolgt über das Untergeschoss,<br />

alle vertikalen Erschließungstrassen verlaufen<br />

in den Schächten. Dadurch kann in den Obergeschossen<br />

weitgehend auf die Ausbildung von abgehängten Decken<br />

verzichtet werden. In Laborbereichen werden alle Installationen<br />

meist offen geführt.<br />

Um den zu erwartenden überproportional ansteigenden<br />

Energiekosten in den nächsten Jahren zu begegnen,<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

41


Projektvorstellungen<br />

Bild 5. Multifunktionslabor mit offener Raumstruktur<br />

Bild 6. Das viergeschossige Atrium im Hauptgebäude wird über ein Glasdach natürlich<br />

belichtet<br />

(Fotos 5 <strong>und</strong> 6: Gunter Binsack)<br />

Bild 7. Atrium während des jährlichen Fraunhofer Life Science Symposium<br />

(Foto: Fraunhofer IZI)<br />

kamen alle in Frage kommenden Energienutzungs- <strong>und</strong><br />

Energierückgewinnungsoptionen nach dem neuesten Stand<br />

der Technik zur Anwendung. Dazu gehören die Nutzung<br />

des Atriums im Hauptgebäude zum Kälte-Wärme-Ausgleich,<br />

die Betonkernaktivierung, die Wiederverwendung<br />

der mit den Kühlgeräten erzeugten Abwärme, eine wärmegedämmte<br />

Außenfassade <strong>und</strong> eine generelle Energieeinsparung<br />

über ein intelligentes Gebäudeenergiemanagement<br />

mittels verbrauchsgesteuerter An- <strong>und</strong> Abschaltung von<br />

Energiesystemen. Im dritten Bauabschnitt wurde zudem ein<br />

erdgasbetriebenes Blockheizkraftwerk installiert.<br />

Über das Hauptgebäude werden zentral gesteuert: die<br />

Wärmeversorgung über das Fernwärmenetz, die Versorgung<br />

mit technischen Gasen (Stickstoff, Sauerstoff <strong>und</strong><br />

Kohlendioxid) sowie Flüssigstickstoff, die Versorgung mit<br />

VE-Wasser <strong>und</strong> die Laborabwasserneutralisation sowie die<br />

Gebäudeautomation der Haustechnik. Die Bereitstellung<br />

von Kälte für RLT-Anlagen, dezentrale Umluftkühlgeräte<br />

<strong>und</strong> Prozesskälte erfolgt über Kompressionskältemaschinen<br />

in den verschiedenen Nutzungsbereichen. Für die<br />

hy gienisch notwendige Lufterneuerung <strong>und</strong> zur Sicherstellung<br />

der Außenluftraten nach Laborrichtlinie sind die<br />

Labore mit Teilklimaanlagen ausgestattet. Die GMP-<br />

Reinraum bereiche haben eine eigenständige Vollklimaanlage,<br />

dezentrale Flüssigstickstoffversorgung <strong>und</strong> ein GMP-<br />

Monitoring-System mit red<strong>und</strong>antem Managementsystem<br />

erhalten.<br />

Bautafel<br />

Fraunhofer-Institut für Zelltherapie <strong>und</strong> Immunologie IZI, Leipzig,<br />

Neubau <strong>Forschungs</strong>gebäude mit Erweiterungen<br />

n Bauherr: Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten<br />

Forschung e. V., München<br />

n Architekt: Winfried Schmidbauer, Thomas Heinle, Till Behnke<br />

(verantwortliche Partner), Martin Schmirander (Projektleitung),<br />

Tobias Maschke (Oberbauleitung)<br />

n Tragwerksplanung: Wetzel & von Seht Ingenieurbüro für Bauwesen,<br />

Hamburg/Berlin<br />

n TGA: DERU Planungsgesellschaft mbH, Dresden (1. <strong>und</strong> 2. BA),<br />

ZWP-Ingenieur AG, Dresden (3. BA)<br />

n Laborplanung: DERU Planungsgesellschaft mbH, Dresden<br />

(1. <strong>und</strong> 2. BA), IfG Ingenieurbüro für Ges<strong>und</strong>heitswesen GmbH,<br />

Leipzig (3. BA)<br />

n Freianlagen: GFSL clausen landschaftsarchitekten gruen fuer<br />

stadt + leben GmbH, Leipzig<br />

n Kosten Bauwerk (KG 300): 20,39 Millionen €<br />

n Kosten Technik (KG 400): 22,5 Millionen €<br />

n Gesamtkosten: 57,3 Millionen €<br />

n BGF: 20.139 m 2<br />

n BRI: 85.296 m 3<br />

Weitere Informationen:<br />

Heinle, Wischer <strong>und</strong> Partner, Freie Architekten<br />

Leuschnerstraße 12, 70174 Stuttgart<br />

Tel. (0711) 166 54-0, Fax (0711) 166 54-77<br />

info@heinlewischerpartner.de, www.heinlewischerpartner.de<br />

42 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


FORSCHUNGSZENTRUM BALGRIST<br />

CAMPUS, SCHWEIZ<br />

MAXIMALE FLEXIBILITÄT UND MODULARITÄT<br />

Projektvorstellungen<br />

Bild 1. Balgrist Campus: Nachtansicht der Ostfassade<br />

Nissen & Wentzlaff Architekten<br />

Das <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> Entwicklungsgebäude Balgrist Campus<br />

südlich von Zürich soll die Kompetenz der Universitätsklinik<br />

Balgrist als führendes muskuloskelettales <strong>Forschungs</strong>zentrum<br />

der Schweiz weiter stärken. Ärzte, Forscher, Patienten <strong>und</strong> industrielle<br />

Entwicklung sind unter einem Dach zusammengefasst,<br />

die bereits etablierten Beziehungen zur Universität Zürich, ETH<br />

Zürich <strong>und</strong> zur muskuloskelettalen, biomedizinischen / biotechnologischen<br />

Industrie werden intensiviert. Die Vision: „Balgrist<br />

Campus wird bis 2020 das international führende <strong>Forschungs</strong><strong>und</strong><br />

Entwicklungszentrum im Bereich muskuloskelettaler Herausforderungen<br />

in Europa sein.“<br />

Das <strong>Forschungs</strong>zentrum Balgrist Campus in der Schweiz soll<br />

als Ort der Begegnung von Akademie <strong>und</strong> Wirtschaft den<br />

freien Fluss von Menschen <strong>und</strong> Ideen neue Konzepte fördern<br />

<strong>und</strong> die Qualität von Entwicklungen <strong>und</strong> Anwendungen<br />

sowie deren Kommerzialisierung verbessern. Die Finanzierung<br />

erfolgt aus eigenen Mitteln <strong>und</strong> einem Beitrag des<br />

Zürcher Lotteriefonds, der Betrieb des Campus wird über<br />

die Mieter getragen. Dank großzügiger Spenden kann der<br />

Balgrist Campus ungefähr 75 % der Kosten des <strong>Forschungs</strong><strong>und</strong><br />

Entwicklungsgebäudes aus Eigenkapital decken.<br />

Situation<br />

Der Balgrist Campus ist Teil des Lengg Campus, ein „Life<br />

Science Cluster“ südlich von Zürich von nationaler <strong>und</strong><br />

internationaler Bedeutung. Führende Spitäler <strong>und</strong> <strong>Forschungs</strong>einrichtungen<br />

sind in unmittelbarer Nähe angeordnet.<br />

Ein unterirdischer Tunnel <strong>und</strong> ein großer Grünbereich<br />

verbinden den Balgrist Campus <strong>und</strong> die Uniklinik Balgrist.<br />

Dienstleistungsbereiche wie Restaurant <strong>und</strong> Auditorium<br />

sind bewusst in der Klinik untergebracht, damit die Nutzer<br />

sich in beiden Gebäuden aufhalten <strong>und</strong> miteinander aus-<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

43


Projektvorstellungen<br />

Bild 2. Lageplan<br />

tauschen können. Ein uniformiertes Badge-System <strong>und</strong> ein<br />

kompatibles Telefon- <strong>und</strong> Page-System ermöglichen ein<br />

freies Bewegen in beiden Gebäuden <strong>und</strong> Freiräumen.<br />

Raumprogramm <strong>und</strong> Organisation<br />

Analysen von bestehenden <strong>Forschungs</strong>einrichtungen haben<br />

ergeben, dass der Besitz von eigenen Räumlichkeiten<br />

<strong>und</strong> „privatem“ Territorium in einem Gebäude oft einhergeht<br />

mit der Hortung von Ideen <strong>und</strong> Fachwissen. Um den<br />

Wissensaustausch zu fördern, wurden im Balgrist Campus<br />

Nasslabore, Büroflächen <strong>und</strong> Trockenlabore auf je einem<br />

Geschoss angeordnet. Professoren, Ingenieure, Ärzte <strong>und</strong><br />

Studenten aller Disziplinen arbeiten nun Tisch an Tisch in<br />

einem offenen Bürogefüge <strong>und</strong> bewegen sich je nach aktuellem<br />

Handlungsfeld <strong>und</strong> Bedürfnis durchs Gebäude. Ein<br />

Großteil der Infrastruktur wird als „shared facility“ (geteilte<br />

Ausstattung) angeboten, die von allen Forschern je nach<br />

Bedarf genutzt wird.<br />

Entwurfskonzept<br />

Die Gruppierung von Funktionen nach Tätigkeiten in einem<br />

offenen Raumgefüge ist zentraler Entwurfsgedanke des Projektes:<br />

Die Fluchttreppen, die technischen vertikalen Elemente<br />

<strong>und</strong> angrenzenden Bereiche sind jeweils an den Gebäudestirnseiten<br />

im Norden <strong>und</strong> Süden des Gebäudes angeordnet.<br />

So bleibt die Mitte des Gr<strong>und</strong>risses frei für räumliche<br />

Interaktion. Mit Rücksicht auf die Hanglage des Gr<strong>und</strong>stückes<br />

sind die Geschossebenen im „Split-Level“ angeordnet.<br />

Die Trennung in einzelne Geschosse wird somit aufgehoben,<br />

von jeder Ebene aus hat man Einblick in mindestens<br />

zwei weitere Ebenen, diagonale Sichtbezüge über das gesamte<br />

Gebäude werden möglich. Wegen der Hanglage tritt<br />

das Gebäude von Osten her in Richtung Uniklinik Balgrist<br />

nur zweigeschossig <strong>und</strong> nach Westen dreigeschossig in Erscheinung.<br />

Nutzungskonzept<br />

Vor Bezug des Gebäudes waren die Professuren über verschiedene<br />

Orte verteilt. Eines der zentralen Anliegen des<br />

Balgrist Campus ist es, diese Funktionen zusammenzuführen<br />

<strong>und</strong> unter einem Dach zu vereinen. Um das volle Potenzial<br />

der Zusammenarbeit auszuschöpfen, wurden beim<br />

anfänglichen Konzept die Benutzergruppen involviert <strong>und</strong><br />

schließlich durch ihre Vertreter <strong>und</strong> via periodische Workshops<br />

beim gesamten Planungsprozess einbezogen.<br />

Haustechnikkonzept<br />

Balgrist Campus engagierte Nissen Wentzlaff Architekten<br />

als Generalplaner, die alle Planungsdisziplinen unter Vertrag<br />

nahmen <strong>und</strong> koordinierten. Nissen Wentzlaff arbeiteten<br />

mit einem kleinen Kernteam von erfahrenen Spezialisten,<br />

die schon bei anderen vergleichbar komplexen<br />

44 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Projektvorstellungen<br />

Bild 3. Gr<strong>und</strong>riss 1. Untergeschoss – Nasslabore<br />

Bauvorhaben zusammengearbeitet hatten. Technische Anforderungen<br />

(z. B. Brandschutzkonzept, Hygienekonzept,<br />

Logistikkonzept, Beleuchtungskonzept, Raumakustik etc.)<br />

wurden in einer ganzheitlichen Herangehensweise koordiniert<br />

<strong>und</strong> geplant. Dies war besonders entscheidend, da<br />

die Struktur des Gebäudes offen <strong>und</strong> alle Installationen<br />

sichtbar sind. Die akribisch geführte <strong>und</strong> geplante Arbeitsweise<br />

führte zum ökonomischen Einsatz von Material<br />

<strong>und</strong> der effizienter Handhabung der technischen Systeme,<br />

was sich schließlich in niedrigen Baukosten widerspiegelte.<br />

Flexibilität <strong>und</strong> Modularität<br />

Dem Gebäude liegt ein regelmäßiges Raster von 3,6/7,2 m<br />

zugr<strong>und</strong>e. Die Stahlbeton-Skelettstruktur erlaubt ein flexibles<br />

Setzen von Leichtbauelementen <strong>und</strong> Trennwänden.<br />

HLK-Systeme sind mit ausreichender Reservekapazität für<br />

zusätzliche Laborplätze versehen, Haustechnikzonen <strong>und</strong><br />

Schächte sind auf allen Geschossen einfach zugänglich für<br />

Anpassungs- <strong>und</strong> Wartungsarbeiten. Das Brandabschnittskonzept<br />

lässt höchste Flexibilität zu bei einer geringen Anzahl<br />

von Trennwänden mit Brandschutzanforderungen.<br />

Bild 4. Gr<strong>und</strong>riss 1. Obergeschoss – Trockenlabore <br />

(Grafiken 2–4: Nissen & Wentzlaff Architekten)<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

45


Projektvorstellungen<br />

Materialisierung<br />

Die Ausgestaltung der Räume <strong>und</strong> die Auswahl der Materialien<br />

basieren auf dem Gr<strong>und</strong>konzept des Gebäudes als<br />

heller, offen gestalteter Ort der Zusammenarbeit <strong>und</strong> des<br />

Austausches. Die Tragstruktur aus Beton bleibt sichtbar,<br />

die großzügigen Glasflächen in der Fassade <strong>und</strong> im Dach<br />

bringen viel Tageslicht in das Gebäude mit ca. 27 m Tiefe.<br />

Alle technischen Komponenten sind sichtbar, sorgfältig<br />

geplant <strong>und</strong> angeordnet. Holzelemente wie Türen, Teeküchen<br />

<strong>und</strong> Tische sind in Nussbaumholz furniert.<br />

Energieverbrauch <strong>und</strong> Nachhaltigkeit<br />

Bild 5. Eingangsbereich<br />

Das Gebäude hat das Minergie-Zertifikat der Stadt Zürich<br />

erhalten, ein Schweizer Niedrigenergiestandard, der nur<br />

selten von Laborgebäuden erreicht wird. Wichtige Komponenten<br />

des Energiekonzeptes sind:<br />

––<br />

effiziente 3-fach Verglasung mit außen angebrachtem<br />

Sonnenschutz<br />

––<br />

viel Tageslicht – Kunstlicht je nach Tageszeit <strong>und</strong> Gebrauch<br />

automatisiert<br />

––<br />

Raumtemperierung via thermoaktiver Sichtbetondecken<br />

––<br />

Deckung des Wärme- <strong>und</strong> Kältebedarfs über ein Feld<br />

mit 40 geothermischen Erdsonden<br />

––<br />

effiziente Wärmerückgewinnungsanlagen<br />

––<br />

geschlossene Räume werden einzeln <strong>und</strong> bedarfsabhängig<br />

klimatisiert.<br />

Bautafel<br />

Balgrist Campus, Schweiz<br />

n Bauherr: Balgrist Campus AG<br />

n Architekt: Nissen & Wentzlaff Architekten<br />

n Laborplanung: Laborplaner Tonelli GmbH<br />

n Kosten Bauwerk: 51,5 Millionen CHF<br />

n Kosten Technik (Gruner KIWI AG): 15,5 Millionen CHF<br />

ohne Honorar<br />

n BGF: 8,674 m 2<br />

n BRI: 40,250 m 3<br />

Bild 6. Blick in Nasslabore <br />

(Fotos 1, 5 <strong>und</strong> 6: Ruedi Walti, Basel)<br />

Weitere Informationen:<br />

Nissen & Wentzlaff Architekten BSA SIA AG<br />

Kimberley Wichmann<br />

St. Alban-Vorstadt 80, CH-4052 Basel<br />

Tel. +41 61 270 95 83, Fax +41 61 272 23 60<br />

wichmann@nwarch.ch, www.nwarch.ch<br />

46 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


WIE LÄSST SICH FORSCHUNG<br />

GESTALTEN?<br />

ZWEI NEUBAUTEN FÜR DIE FORSCHUNG<br />

Projektvorstellungen<br />

Bild 1. Wie ein Schneeleopard, der zum Sprung ansetzt – das Fraunhofer-Zentrum für Hochtemperatur-Leichtbau HTL in Bayreuth harmoniert gut mit dem verschneiten Bayreuth<br />

(Foto: Michael Moser)<br />

Johannes Kister<br />

Dass aus einem hochfunktionalen Technikgebäude ein Stück<br />

Baukultur wird, ist eine seltene Ausnahme. So prägen dynamische<br />

Nutzungsprozesse, hohe technische Anforderungen <strong>und</strong><br />

Nutzerwünsche die Neubauten für Technik, Labore <strong>und</strong> Forschung.<br />

Und es passiert oft, dass die Gebäude am Ende dem Anspruch<br />

an eine außergewöhnliche Architektur nicht mehr gerecht<br />

werden.<br />

Das Architekturbüro kister scheithauer gross architekten<br />

<strong>und</strong> stadtplaner GmbH beschäftigt sich seit Jahren mit dieser<br />

Thematik: Wie lässt sich Forschung gestalten? Wie<br />

einem Technikgebäude ein Gesicht, eine Adresse geben?<br />

Gelungen ist dies bei gleich zwei Neubauten für die Fraunhofer-Gesellschaft,<br />

welche fast zeitgleich fertig gestellt wurden.<br />

Beide Gebäude bilden in ihrer Fassade die <strong>Forschungs</strong>inhalte<br />

des jeweiligen Instituts nach außen ab. So ent warfen<br />

die Architekten für das Fraunhofer-Zentrum für Hochtemperatur-Leichtbau<br />

in Bayreuth eine aus der traditionellen<br />

Glasurtechnik abgeleitete Keramikfassade; in Karlsruhe<br />

spiegeln eloxierte Aluminiumrauten passend zum Fraunhofer<br />

IWM MikroTribologieCentrum μTC das Thema der<br />

Tribologie wieder. Am Ende gelingt es, ein spektakuläres<br />

Erscheinungsbild für die beiden Institute zu schaffen <strong>und</strong><br />

damit auch einen Beitrag zu Baukultur von <strong>Forschungs</strong>bauten<br />

zu leisten.<br />

Neubau für Fraunhofer-Zentrum HTL Bayreuth<br />

Im Neubau des Fraunhofer-Zentrums für Hochtemperatur-<br />

Leichtbau HTL, welches dem Institut für Silicatforschung<br />

ISC in Würzburg angehört, werden Hochtemperatur-Werkstoffe<br />

für die Energie, Antriebs- <strong>und</strong> Wärmetechnik sowie<br />

Luft- <strong>und</strong> Raumfahrt entwickelt.<br />

Auf 5.800 m 2 BGF entstanden in Bayreuth 2.600 m 2<br />

Nutzflächen für Laborräume, Werkstätten, Ofenhallen, Bereiche<br />

für die Produktentwicklung, Chemikalienlager, Aus-<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

47


Projektvorstellungen<br />

Bild 2. Im Empfangsbereich befindet sich ein öffen- <strong>und</strong> vergrößerbarer Besprechungsraum<br />

Bild 3. Der Neubau des Fraunhofer HTL bietet 2.600 m 2 Labor- <strong>und</strong> Büroflächen<br />

(Fotos 2 <strong>und</strong> 3: Marc Lins)<br />

Bild 4. Gr<strong>und</strong>riss Obergeschoss<br />

Bild 5. Die Fassadengestaltung leiteten ksg aus der Glasurtechnik Craquelé ab<br />

werteräume sowie Büro- <strong>und</strong> Besprechungsräume. <strong>Forschungs</strong>schwerpunkt<br />

des Fraunhofer-Zentrums für Hochtemperatur-Leichtbau<br />

HTL ist die Verbesserung der<br />

Qualität sowie der Material- <strong>und</strong> Energieeffizienz von industriellen<br />

Wärmeprozessen.<br />

Das neue Gebäude gliedert sich in einen quadratischen<br />

eingeschossigen Technik- <strong>und</strong> Labor-Bereich mit teilweise<br />

zweigeschossigen Hallen <strong>und</strong> einen schmalen zwei- bis<br />

dreigeschossigen Büroriegel. Diese stringente Nutzungsteilung<br />

ist im Inneren wie im Äußeren des Gebäudes ablesbar.<br />

Der Büroteil mit Räumen für Besprechungen <strong>und</strong> Präsentationen<br />

im Erdgeschoss ragt über das abschüssige Gelände<br />

hinaus <strong>und</strong> bietet den Nutzern einen weitläufigen<br />

Blick über Bayreuth. Weiterhin wird das Gebäude durch<br />

die Ausnutzung der Hanglage von den westlich vorbeiführenden<br />

Fernstraßen wahrgenommen. An der Schnittstelle<br />

zwischen den beiden Funktionsbereichen sind Sanitärräume,<br />

Umkleiden <strong>und</strong> der Aufenthaltsbereich angeordnet.<br />

Die Fassadengestaltung ist aus der traditionellen Glasurtechnik<br />

Craquelé abgeleitet <strong>und</strong> wird als ein wiederkehrendes<br />

Netzmuster in der Hülle entwickelt. So zeigt der<br />

Neubau mit seiner prägnanten Keramikfassade die <strong>Forschungs</strong>schwerpunkte<br />

des HTL. Büropartner Prof. Johannes<br />

Kister erklärt, dass glasierte Keramik bei hohen Tem-<br />

48 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Projektvorstellungen<br />

peraturen gebrannt wird <strong>und</strong> somit oftmals großen Temperaturschwankungen<br />

ausgesetzt ist. So bilden sich an der<br />

Oberfläche feine unregelmäßige Risse. Diese sogenannte<br />

Craquelé-Bildung griffen die Architekten als Motiv für die<br />

Fassadenplanung auf <strong>und</strong> zogen es in Form eines regelmäßigen<br />

Netzmusters über die gesamte Fassadenfläche. So<br />

gelingt es dem Material Keramik <strong>und</strong> der Fugenbehandlung,<br />

eine gleichzeitig einzigartige, aber auch disziplinierte<br />

Außendarstellung für das Institut zu schaffen.<br />

Bautafel<br />

Neubau des Fraunhofer-Zentrums für Hochtemperatur-Leichtbau<br />

HTL, Bayreuth<br />

n Bauherr: Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten<br />

Forschung e. V., München<br />

n Nutzer: Fraunhofer ISC Würzburg/Fraunhofer-Zentrum HTL,<br />

Bayreuth<br />

n Architekten: kister scheithauer gross architekten <strong>und</strong><br />

stadt planer GmbH, Leipzig/Köln; verantwortlicher Partner:<br />

Prof. Johannes Kister; Projektleitung: Eric Mertens,<br />

Kathrin Winterhagen; Team: Daniela Dvorak, Dorothee Heidrich,<br />

Tina Schelz, Anja Klinkert, Raushana Baltabaeva;<br />

Bauleitung: Ulrike Lösch, Friedrich Bankel<br />

n Tragwerksplanung: Suess-Staller-Schmitt Ingenieure GmbH,<br />

Gräfelfing<br />

n TGA-Planung: ZWP Ingenieur-AG, Dresden<br />

n Laborplanung: AJZ Engineering GmbH, Jena<br />

n Außenanlagen: Lösch Landschaftsarchitektur, Amberg<br />

n Bodengutachten: Dr. Dafner Geoberatung UG, Forchheim<br />

n Bauphysik: IFB Wolfgang Sorge, Nürnberg<br />

n SiGeKo: Bohn Ingenieure GmbH, Bayreuth<br />

n Brandschutz: IB Stümpert-Strunk, Ludwigshafen/Rhein<br />

n BGF: 5.800 m 2<br />

n Leistungszeit: 2012–2015<br />

n Fertigstellung: 04/2015<br />

Bild 6. Von außen besticht der Neubau des Fraunhofer IWM – MikroTribologieCentrum μTC in Karlsruhe durch die bronzefarbene Aluminium-Fassade<br />

Neubau des Fraunhofer IWM – MikroTribologieCentrum μTC,<br />

Karlsruhe<br />

Tribologie befasst sich mit Reibung, mit wechselwirkenden<br />

Oberflächen in Bewegung. Diese Definition diente den Architekten<br />

als Gr<strong>und</strong>lage für die Fassadengestaltung des<br />

Neubaus.<br />

Das im Januar <strong>2016</strong> fertig gestellte 2-geschossige Prüfstandsgebäude<br />

fasst auf 1.650 m 2 im Wesentlichen vier<br />

Funktionen zusammen: Als Herzstück im Erdgeschoss den<br />

Prüfstands- <strong>und</strong> Radionuklidbereich sowie dessen Werkstatt-<br />

<strong>und</strong> Lagerräume. Die Büroräume der Wissenschaftler<br />

mit Besprechungsraum <strong>und</strong> Pausenbereich <strong>und</strong> die zum<br />

Betrieb notwendigen Technikräume befinden sich im Obergeschoss.<br />

Der nahezu quadratische Baukörper (30 m × 27 m),<br />

der in die Tiefe des Gr<strong>und</strong>stücks nochmals um das gleiche<br />

Volumen erweiterbar ist, wurde als Solitär geplant <strong>und</strong> ist<br />

als solcher mit einer einheitlichen Fassade versehen. Ziel<br />

der Außengestaltung war es, die hochtechnisierte Funktion<br />

der Labore einschließlich der „Reibungs“-Versuche auch<br />

äußerlich in der Fassadengestaltung ablesbar zu machen.<br />

Thema der Fassade ist die Darstellung der Reibung zweier<br />

Körper gegeneinander ohne die Einheit des Gesamtvolumens<br />

in Frage zu stellen, erläutert Prof. Susanne Gross den<br />

Entwurf. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wurde gestalterisch anlehnend<br />

an zwei stilisierten Zahnrädern die aufeinander verlaufen,<br />

eine Fassadenrastersystematik entworfen, bei der die vorgehängte,<br />

bronzefarbene Fassade aus gekanteten Aluminiumplatten<br />

zusammengesetzt ist. Das so entstandene rautenförmige<br />

Muster bildet Vertiefungen <strong>und</strong> verläuft umlaufend<br />

über die Gebäudeecken hinweg.<br />

Das Innere des Gebäudes ist streng funktional <strong>und</strong><br />

klar strukturiert. Die Gr<strong>und</strong>risse der beiden Geschosse sind<br />

jeweils um ein kommunikatives Zentrum herum organisiert.<br />

So sortieren sich die Laborräume im Erdgeschoss um<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

49


Projektvorstellungen<br />

Bild 7. In den Büros, Flurbereichen <strong>und</strong> in der Teeküche wurden Holz-Deckensegel<br />

eingebaut.<br />

Bild 9. Das rautenförmige Muster zieht sich über den kompletten Baukörper<br />

(Fotos 5–7 <strong>und</strong> 9: Yohan Zerdoun)<br />

Bild 8. Gr<strong>und</strong>riss Erdgeschoss<br />

(Grafiken 4 <strong>und</strong> 8: kister scheithauer gross architekten <strong>und</strong> stadtplaner GmbH)<br />

einen Erschließungsraum in der Mitte des Gebäudes, im<br />

Zentrum der Büroräume im Obergeschoss dient der Pausenbereich<br />

als Treffpunkt für die Wissenschaftler. Trotz der<br />

klaren <strong>und</strong> zurückhaltenden Gestaltung im gesamten Gebäude,<br />

welche bewusst gewählt wurde, um nicht in Konkurrenz<br />

zu den <strong>Forschungs</strong>inhalten zu treten, ist das Innere<br />

weit mehr als ein steriles Laborgebäude. So entstehen an<br />

verschiedenen Stellen des Gebäudes (Treppenhaus, Besprechungsraum,<br />

Pausenbereich) durch Oberlichter besondere<br />

Lichtsituationen mit sakralem Charakter. Im Obergeschoss<br />

erzeugen die Holz-Deckensegel eine warme, wohnliche Atmosphäre.<br />

Bautafel<br />

Neubau des Fraunhofer IWM – MikroTribologieCentrum μTC,<br />

Karlsruhe<br />

n Bauherr: Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten<br />

Forschung e. V., München<br />

n Nutzer: Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM,<br />

Freiburg<br />

n Architekten: kister scheithauer gross architekten <strong>und</strong> stadtplaner<br />

GmbH, Köln/Leipzig; Verantwortlicher Partner: Prof. Susanne<br />

Gross, Projektleitung: Eric Mertens, Gabriel Mörsch<br />

n Objektüberwachung: Wenzel + Wenzel Freie Architekten,<br />

Karlsruhe<br />

n Tragwerksplanung: BKSi GmbH, Ingenieurgesellschaft für<br />

Beratung <strong>und</strong> Planung im Bauwesen, Stuttgart<br />

n Haustechnik: Rentschler <strong>und</strong> Riedesser, Ingenieurgesellschaft<br />

mbH für Technik im Bau, Filderstadt<br />

n Elektrotechnik: Steinigeweg Planungs GmbH & Co. KG,<br />

Darmstadt<br />

n BGF: 1.650 m 2<br />

n Leistungszeitraum: 2011–<strong>2016</strong><br />

n Fertigstellung: 01/<strong>2016</strong><br />

Weitere Informationen:<br />

kister scheithauer gross architekten <strong>und</strong> stadtplaner GmbH<br />

Agrippinawerft 18, Rheinauhafen, 50678 Köln<br />

Tel. (0221) 92 16 43-0, Fax (0221) 92 16 43-50<br />

koeln@ksg-architekten.de, www.ksg-architekten.de<br />

50 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Projektvorstellungen<br />

NEUBAU DER CHEMIE DER<br />

JUSTUS­ LIEBIG-UNIVERSITÄT GIESSEN<br />

KURZE WEGE ZWISCHEN FORSCHUNG UND LEHRE<br />

Bild 1. Eingerahmt: die bis zur Deckenunterkante reichende Verglasung mit ihrer Pfosten-Riegel-Konstruktion<br />

Gerber Architekten<br />

Bei hochinstallierten <strong>Forschungs</strong>gebäuden sind die Planung der<br />

Infrastruktur <strong>und</strong> des technischen Gebäudemanagements schon<br />

im Entwurfsprozess bestimmende Faktoren. Gerber Architekten<br />

entwickeln den Gr<strong>und</strong>riss eines Labor- oder <strong>Forschungs</strong>baus daher<br />

immer im ständigen Abgleich mit den technischen Anforderungen.<br />

So entstehen Gebäude, die individuell auf die Erfordernisse<br />

abgestimmt sind <strong>und</strong> die zudem einen fächerübergreifenden<br />

Aspekt immer im Blick behalten: Dass Kommunikation zwischen<br />

den Wissenschaftlern die Gr<strong>und</strong>lage jeder Forschung ist.<br />

Zwischen 2010 <strong>und</strong> 2015 entstand an der Justus-Liebig-<br />

Universität (JLU) in Gießen ein Gebäudeensemble, bestehend<br />

aus einem Institutsgebäude für den Fachbereich Chemie<br />

sowie einem fakultätsübergreifenden Hörsaalzentrum.<br />

Das viergeschossige rechteckige Institutsgebäude ordnet<br />

sich um einen grünen Innenhof, an dessen Längsseite eine<br />

Magistrale verläuft, die das Gebäude zentral erschließt <strong>und</strong><br />

den Fachbereich Chemie in <strong>Forschungs</strong>bereich <strong>und</strong> Praktikumsbereich<br />

unterteilt.<br />

Das Hörsaalgebäude schließt sich als zweigeschossiges<br />

Volumen an das Institutsgebäude an <strong>und</strong> vermittelt städtebaulich<br />

zwischen diesem <strong>und</strong> der benachbarten Wohnbebauung.<br />

Es ist zentral auf dem Campus der Universität Gießen<br />

angeordnet <strong>und</strong> bildet mit seiner vorgelagerten Piazza<br />

Süd den optischen Abschluss der Campusmagistrale, die<br />

die Universitätsgebäude fußläufig miteinander verbindet<br />

<strong>und</strong> an deren nördlichen Ende die Piazza Nord mit Bibliothek<br />

<strong>und</strong> Mensa liegt.<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

51


Projektvorstellungen<br />

Bild 2. Lageplan<br />

Entscheidender Gedanke bei der Gr<strong>und</strong>rissentwicklung<br />

war, sowohl öffentliche Bereiche wie die Praktikumsbereiche<br />

als auch nicht öffentliche <strong>Forschungs</strong>bereiche<br />

innerhalb des Gebäudes zu einem Ganzen zusammenzuführen<br />

<strong>und</strong> im Gebäude Räume zu schaffen, die die Kommunikation<br />

institutsübergreifend sowie zwischen Studierenden<br />

<strong>und</strong> Professoren fördern.<br />

Das Institutsgebäude ist so konzipiert, dass eine einfache<br />

<strong>und</strong> sinnvolle räumliche Trennung zwischen dem öffentlichen<br />

Bereich mit den studentischen Praktikumsräumen<br />

<strong>und</strong> Übungslaboren <strong>und</strong> den öffentlich nicht zugänglichen<br />

Instituten <strong>und</strong> <strong>Forschungs</strong>einrichtungen erreicht wird.<br />

Durch die Magistrale in einen I-förmigen <strong>und</strong> einen C-förmigen<br />

Gebäudeteil unterteilt, umschließt es den grünen<br />

Innenhof, der von zwei zweigeschossigen Verbindungsbauten<br />

überspannt wird, von denen einer als Brücke ausgebildet<br />

ist.<br />

Diese Verbindungsbauten stellen jeweils zwischen<br />

den 1. <strong>und</strong> 2. Obergeschossen die kurzen Wege zwischen<br />

Forschung <strong>und</strong> Lehre dar. Die Übungslabore im studentischen<br />

Gebäudeteil basieren, analog zu den <strong>Forschungs</strong>einheiten,<br />

auf einem Gebäudeachsmaß von 1,15 m, folgen<br />

damit einem im Laborbau gebräuchlichen Achsmaß <strong>und</strong><br />

sind in ihrer Raumaufteilung <strong>und</strong> -anordnung flexibel.<br />

Im C-förmigen Gebäudeteil der Forschung gliedern<br />

sich die <strong>Forschungs</strong>räume in drei Bereiche: das Büro, die<br />

Laborfläche <strong>und</strong> die Dokumentationszone. Dabei sind die<br />

Büros an den Außenfassaden angeordnet <strong>und</strong> zum ruhigen<br />

Grünbereich nach Süden <strong>und</strong> teilweise nach Osten <strong>und</strong><br />

Westen orientiert <strong>und</strong> bieten damit eine helle, fre<strong>und</strong>liche<br />

<strong>und</strong> großzügige Atmosphäre. Ein Flur trennt die Büros von<br />

den Laboren <strong>und</strong> den dahinterliegenden Dokumentationszonen,<br />

die sich zum grünen Innenhof orientieren. Von den<br />

Laboren, in denen die Experimente durchgeführt werden,<br />

sind sie lediglich durch Glaswände abgetrennt. Da für die<br />

Experimente zahlreiche hochsensitive Geräte benötigt werden,<br />

die keinen Erschütterungen ausgesetzt werden dürfen,<br />

sind diese in einem Spezialbereich auf Gründungsebene<br />

zusammengefasst. In diesem Bereich wurden gesondert gelagerte<br />

Massef<strong>und</strong>amente geschaffen, die auf mit Sand gefüllten<br />

Trögen oder Federisolatoren lagern. Durch diese<br />

Spezialf<strong>und</strong>amente wird eine schwingungsunabhängige<br />

Aufstellung ermöglicht.<br />

Durch die C-förmige Ausformulierung des <strong>Forschungs</strong>bereichs<br />

ist eine effektive orthogonale Gebäudeorganisation<br />

möglich. Durch die überwiegend horizontale Gr<strong>und</strong>rissorganisation<br />

wird die Kommunikation zwischen den<br />

Instituten erleichtert, ohne dass eine meist als Hürde emp-<br />

52 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Projektvorstellungen<br />

Bild 3. Kurze Wege zwischen Lehre <strong>und</strong> Forschung: Verbindungsbauten überspannen<br />

den Innenhof <strong>und</strong> ermöglichen den schnellen Übergang zwischen den Gebäuden<br />

f<strong>und</strong>ene Treppe genutzt werden muss. In dem horizontal<br />

angelegten Neubau zeigt sich ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal<br />

zum alten Institutsgebäude der Chemie der<br />

JLU, einem vertikal organisierten ehemaligen Krankenhaus.<br />

Das Hörsaalgebäude vereint fünf verschieden große<br />

Hörsäle. Der größte <strong>und</strong> die beiden kleinen werden über<br />

die Haupteingangsebene auf der Höhe der Piazza Süd erschlossen.<br />

Die beiden mittleren Hörsäle liegen unterhalb<br />

des großen Hörsaals <strong>und</strong> werden vom Untergeschoss her<br />

erschlossen. Alle fünf Hörsäle sind mit ansteigendem Gestühl<br />

ausgestattet. Unterirdisch ist das Gebäude mit dem<br />

Foyer im Untergeschoss des Institutsgebäudes verb<strong>und</strong>en.<br />

Außen präsentiert sich das Gebäudeensemble mit<br />

einem geschlossenen Fassadenband aus zweischaligem,<br />

Bild 4. Gr<strong>und</strong>riss Erdgeschoss<br />

Bild 5. Schnitt <br />

(Grafiken 2, 4 <strong>und</strong> 5: Gerber Architekten)<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

53


Projektvorstellungen<br />

Bild 6. Arbeitsplatz mit Ausblick: Die an die Labore angrenzenden Dokumentationszonen<br />

orientieren sich zum Innenhof, die Labore selbst basieren auf einem Achsmaß von<br />

1,15 m<br />

Bild 8. Das Hörsaalgebäude schließt sich als zweigeschossiges Volumen an das Institutsgebäude<br />

an <br />

(Fotos 1, 3, 6–8: Gerber Architekten/HG Esch)<br />

wärme gedämmtem, weißem Sichtbeton, das die bis zur<br />

Deckenunterkante reichende Verglasung mit ihrer Pfosten-<br />

Riegel-Konstruktion entlang der Gebäudelängsseite einrahmt.<br />

Der Charakter der Glasfassade wird durch die spielerisch<br />

anmutende Anordnung grüner Fensterpaneele geprägt,<br />

die die Farbe der umgebenden Landschaft aufgreifen.<br />

Die entstehende Offenheit an den Gebäudelängsseiten<br />

ermöglicht den Bezug zur Landschaft. Gleichzeitig zeigen<br />

sich die Institute dadurch offen <strong>und</strong> transparent, sodass<br />

die Umgebung an der Arbeit in den Laboren teilhaben<br />

kann.<br />

Bautafel<br />

Hörsaal- <strong>und</strong> Institutsgebäude der Chemie der Justus-Liebig­<br />

Universität, Gießen<br />

n Bauherr: Land Hessen vertreten durch Hessisches Baumanagement,<br />

Regionalniederlassung Mitte<br />

n Architekt: Gerber Architekten (LP 1–8)<br />

n Nutzer: Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

n Projektsteuerung: WSP Deutschland AG, Frankfurt/M.,<br />

John Projektmanagement, Fulda<br />

n Laborplanung: Dr. Heinekamp Labor- <strong>und</strong> Institutsplanung<br />

GmbH, Karlsfeld<br />

n HLS-Planung: ZWP Ingenieur-AG, Köln<br />

n ELT-Planung: Gnuse GbR, Gütersloh<br />

n BGF: 28.374 m 2<br />

n BRI: 134.083 m 3<br />

n NF 1–6: 13.138 m 2<br />

n Wettbewerb: 2008<br />

n Bauzeit: 2010–2015<br />

Bild 7. Einladend: Die Piazza Süd bildet den südlichen Abschluss der Campusmagistrale<br />

<strong>und</strong> ist Treffpunkt <strong>und</strong> Ort der Kommunikation<br />

Weitere Informationen:<br />

Gerber Architekten<br />

Tönnishof 9–13, 44149 Dortm<strong>und</strong><br />

Tel. (0231) 90 65-0, Fax (0231) 90 65-111<br />

presse@gerberarchitekten.de, www.gerberarchitekten.de<br />

54 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


CENTER OF BRAIN, BEHAVIOR<br />

AND METABOLISM CBBM<br />

FORSCHUNGSZENTRUM DER UNIVERSITÄT<br />

ZU LÜBECK<br />

Projektvorstellungen<br />

Bild 1. Blick auf das neue Hirnforschungszentrum von Südosten<br />

hammeskrause architekten bda<br />

Das internationale <strong>Forschungs</strong>zentrum „Center of Brain, Behavior<br />

and Metabolism“ (CBBM) in Lübeck wurde im Februar <strong>2016</strong><br />

fertiggestellt <strong>und</strong> eingeweiht. Der Neubau von hammeskrause<br />

architekten erweitert den Campus der Universität zu Lübeck.<br />

Zwei helle, lichtdurchflutete Atrien bilden das kommunikative<br />

Zentrum des viergeschossigen Neubaus. Die Laborlandschaften<br />

sind raumhoch verglast <strong>und</strong> bieten großzügige Einblicke in die<br />

Arbeit der Wissenschaftler. Verbindende Wege <strong>und</strong> Treppen<br />

führen vorbei an Treffpunkten wie Teeküchen <strong>und</strong> Sitzgruppen<br />

<strong>und</strong> fördern so den informellen, interdisziplinären Austausch<br />

zwischen den 33 Arbeitsgruppen.<br />

Der Neubau mit seinen 5.400 m 2 bietet 320 Wissenschaftlern,<br />

Ärzten <strong>und</strong> Studenten Raum für die Forschung an<br />

den Themenfeldern Gehirn, Hormone <strong>und</strong> Verhalten. Drei<br />

Institute – das Institut für Neuroradiologie, das Institut für<br />

Neuroendokrinologie <strong>und</strong> das Institut für Pharmakologie<br />

werden in den kommenden Wochen in den Neubau einziehen.<br />

Mit dem Entwurf <strong>und</strong> der Realisierung wurde im September<br />

2010 das Stuttgarter Architekturbüro hammeskrause<br />

architekten bda beauftragt, nach einem europaweiten<br />

Verhandlungsverfahren mit öffentlichem Teilnahmewettbewerb.<br />

Seit 2015 entsteht ebenfalls nach den Plänen<br />

von hammeskrause architekten in direkter Nachbarschaft<br />

zum Hirnzentrum CBBM das Entzündungszentrum „Biomedizinische<br />

Forschung“ BMF für ca. 350 Wissenschaftler.<br />

Die rechteckige Kubatur des CBBM mit seinen charakteristischen,<br />

horizontalen Fassadenbändern fügt sich<br />

harmonisch in den Universitätscampus ein <strong>und</strong> schafft ein<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

55


Projektvorstellungen<br />

Zwei helle, lichtdurchflutete Atrien bilden das kommunikative<br />

Zentrum des CBBM <strong>und</strong> werden in der Gebäudemitte<br />

durch eine große Brücke <strong>und</strong> mehrere Treppenläufe<br />

verb<strong>und</strong>en. Hier laden Sitzgruppen <strong>und</strong> Teeküchen die Forscher<br />

zu informellen Treffen ein <strong>und</strong> fördern so den interdisziplinären<br />

Austausch zwischen den verschiedenen Arbeitsgruppen.<br />

Die r<strong>und</strong>herum angeordneten <strong>und</strong> raumhoch<br />

verglasten Laborcluster, Schlaflabore <strong>und</strong> Glucose-Clamp-<br />

Einheiten ermöglichen großzügige Einblicke in die Arbeit<br />

der Wissenschaftler. Vier Seminarräume, drei davon teilbar,<br />

sind im Erdgeschoss dem multifunktionalen Foyer zugeordnet.<br />

In den Obergeschossen sind vier verglaste Besprechungsräume<br />

zentral in den Luftraum „eingehängt“, weitere<br />

Sitzecken mit Barhockern, Bänken <strong>und</strong> Teeküchen<br />

verteilen sich auf den Galerie-Ebenen – von hier bietet sich<br />

ein weiter Blick in beide Gebäudeteile.<br />

Fächerübergreifende Kommunikation zwischen<br />

den Forschergruppen<br />

Bild 2. Lageplan<br />

identitätsstiftendes Zentrum für die drei Institute. Die<br />

transparente Eingangszone öffnet sich zur Marie-Curie-<br />

Straße <strong>und</strong> gewährt Einblicke ins Foyer mit seinem multifunktionalen<br />

Seminar- <strong>und</strong> Veranstaltungsbereich. Hier<br />

finden künftig Vorlesungen, Kolloquien, Laborkurse sowie<br />

Symposien <strong>und</strong> wissenschaftliche Kongresse statt.<br />

Neben den hohen funktionalen Anforderungen an das Gebäude<br />

berücksichtigt das Konzept des Neubaus besonders<br />

die Aspekte einer interdisziplinären Forschung. Das CBBM<br />

koordiniert gemeinsame <strong>Forschungs</strong>vorhaben <strong>und</strong> widmet<br />

sich der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.<br />

Markus Hammes von hammeskrause architekten erläutert,<br />

dass die Wissenschaftler in den als Treffpunkten geplanten<br />

Lichthöfen spontan zusammen kommen können – Forschung<br />

entsteht hier nicht auf dem Reißbrett, sondern in<br />

der Kaffeepause <strong>und</strong> beim Austausch mit Kollegen. Raum<br />

für Kommunikation ist notwendiger Bestandteil eines nach-<br />

Bild 3. Gr<strong>und</strong>riss EG<br />

56 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Projektvorstellungen<br />

Bild 4. Gr<strong>und</strong>riss 2.OG<br />

Bild 6. Laborcluster mit Auswerteplätzen am Atrium<br />

(Fotos 1, 5 <strong>und</strong> 6: Werner Huthmacher, Berlin)<br />

haltigen Gebäudekonzepts <strong>und</strong> hierfür ist das CBBM ein<br />

zukunftsweisendes Beispiel, ergänzt er.<br />

Energiekonzept <strong>und</strong> Effizienz<br />

Bild 5. Blick in das kommunikative Zentrum des CBBM<br />

Mit dem Neubau des CBBM wurde ein überdurchschnittlich<br />

energieeffizientes <strong>Forschungs</strong>gebäude realisiert. Die<br />

gesetzlichen Vorgaben der Energieeinsparverordnung<br />

EnEV 2009 werden um ca. 30 % unterschritten. Durch die<br />

Anordnung der energieintensiven Laborlandschaften an<br />

den überdachten Atrien wird ein sehr günstiges Verhältnis<br />

von Außenfläche zu Volumen erzielt. Gebäude <strong>und</strong> technischen<br />

Anlagen orientieren sich am Passivhaus-Standard.<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

57


Projektvorstellungen<br />

Bild 7. Schnitt längs (oben) <strong>und</strong> quer (unten)<br />

(Grafiken 2–4 <strong>und</strong> 7: hammeskrause architekten)<br />

Bautafel<br />

Center of Brain, Behavior and Metabolism (CBBM), Lübeck<br />

n Bauherr: Land Schleswig-Holstein<br />

n Bauherrenvertretung: Gebäudemanagement Schleswig-<br />

Holstein AöR (GMSH)<br />

n Architekten/Planung <strong>und</strong> Bauleitung: hammeskrause architekten<br />

freie architekten bda<br />

n TGA <strong>und</strong> Laborplanung: CRC Clean Room consulting GmbH,<br />

Freiburg<br />

n Hauptnutzfläche: 5.400 m 2<br />

n Bruttogr<strong>und</strong>fläche: 13.200 m 2<br />

n Bruttorauminhalt: 55.200 m 3<br />

n Planungsbeginn: 09/2010<br />

n Baubeginn: 03/2012<br />

n Fertigstellung: 02/<strong>2016</strong><br />

n Leistungsphasen: 1–9<br />

n Gesamtkosten: 38,24 Millionen €<br />

n Baukosten: 30,91 Millionen €<br />

n Ersteinrichtungskosten: 4,22 Millionen €<br />

n Großgeräte (z. B. MRT): 3,11 Millionen €<br />

Entzündungszentrum BMF „Biomedizinischen Forschung“<br />

Seit 2015 entsteht in direkter Nachbarschaft zum Hirnzentrum<br />

CBBM das Entzündungszentrum „Biomedizinischen<br />

Forschung“ BMF für ca. 350 Wissenschaftler, ebenfalls<br />

nach den Plänen von hammeskrause architekten. Die<br />

bauliche Nähe dieser beiden <strong>Forschungs</strong>schwerpunkte ist<br />

eine große Chance für die Wissenschaft. Nach Fertigstellung<br />

des BMF werden beide Gebäude innen miteinander<br />

verb<strong>und</strong>en sein <strong>und</strong> vom Eingangsfoyer des CBBM kann<br />

dann auch das zukünftige Entzündungszentrum erreicht<br />

werden.<br />

Weitere Informationen:<br />

hammeskrause architekten bda<br />

Krefelder Straße 32, 70376 Stuttgart<br />

Tel. (0711) 60 17 48-0, Fax (0711) 60 17 48-50<br />

info@hammeskrause.de<br />

www.hammeskrause.de<br />

58 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


NEUBAU FORMED AN DER JUSTUS­<br />

LIEBIG-UNIVERSITÄT GIESSEN<br />

FLEXIBLE GESTALTUNG DER FORSCHUNGS­<br />

UMGEBUNG<br />

Projektvorstellungen<br />

Bild 1. Die Südwestecke des neuen <strong>Forschungs</strong>baus<br />

Alexander Kochs<br />

Das Treiben in <strong>Forschungs</strong>bauten ist geprägt von ständigen Veränderungen:<br />

<strong>Forschungs</strong>projekte werden abgeschlossen, andere<br />

auf den Weg gebracht. Entsprechend bilden sich immer wieder<br />

neue Teams von Wissenschaftlern mit speziellen Anforderungen<br />

an die Räumlichkeiten. Diesen Umständen begegnet die Justus-<br />

Liebig-Universität Gießen mit einem neuen, zukunftsfähigen Gebäudekonzept,<br />

das unter Projektleitung des Hessischen Baumanagements<br />

von Carpus+Partner entwickelt wurde. Es ermöglicht<br />

die flexible Gestaltung der <strong>Forschungs</strong>umgebung <strong>und</strong> bietet zugleich<br />

Raum für Interaktion <strong>und</strong> Austausch zwischen den hochqualifizierten<br />

Forschern der unterschiedlichen Fachbereiche.<br />

13 Institute des Fachbereichs Medizin der Justus-Liebig-<br />

Universität forschen ab Sommer <strong>2016</strong> im ForMed, den<br />

neuen <strong>Forschungs</strong>flächen Medizin auf dem Gießener Seltersberg.<br />

Mit dem neuen dreigeschossigen <strong>Forschungs</strong>bau<br />

mit einer Nutzfläche von 3.100 m 2 werden die infrastrukturellen,<br />

logistischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Voraussetzungen<br />

zur Weiterentwicklung des medizinischen <strong>Forschungs</strong>betriebs<br />

geschaffen. In direkter Nachbarschaft zum Biomedizinischen<br />

<strong>Forschungs</strong>zentrum <strong>und</strong> zum Gebäude des<br />

Exzellenzclusters Kardio-Pulmonales System (ECCPS)<br />

gelegen, entsteht dort – auch dank einer sehr guten Anbindung<br />

an das Universitätsklinikum – ein Wissenschaftszentrum<br />

der medizinischen Forschung von herausragender<br />

überregionaler Bedeutung.<br />

Zuvor waren die <strong>Forschungs</strong>flächen dezentral in verschiedenen<br />

– zum großen Teil sanierungsbedürftigen <strong>und</strong><br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

59


Projektvorstellungen<br />

Bild 2. Gr<strong>und</strong>riss Erdgeschoss<br />

Bild 3. Gebäudeschnitt<br />

unter Denkmalschutz stehenden – Gebäuden verstreut auf<br />

dem Areal des Klinikums untergebracht. Auf Gr<strong>und</strong> der<br />

zunehmenden Notwendigkeit vernetzter Forschung sollten<br />

die universitären Einrichtungen aus den Bestandsgebäuden<br />

herausgelöst <strong>und</strong> vereint werden.<br />

Neue Wege in der Forschung mit wechselnden Forschergruppen,<br />

komplexen disziplinären wie interdisziplinären<br />

Iterationen <strong>und</strong> unterschiedlichen Projektanforderungen<br />

an den Laborflächenbedarf erfordern auch neue Wege<br />

in der Gebäudeplanung. Insbesondere bei hybrider Nut-<br />

60 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


zung – mit Laboren, Büros <strong>und</strong> Kommunikationsräumen<br />

– muss das Gebäude aus<br />

seinem Inneren heraus entwickelt werden,<br />

um moderne <strong>Forschungs</strong>arbeit <strong>und</strong><br />

Kooperation kongenial über die Gebäudestruktur<br />

zu fördern <strong>und</strong> Möglichkeitsräume<br />

zu schaffen. „Gebäude, die Wissen<br />

vermehren“ ist dabei der Ansatz für ein<br />

Gebäudekonzept, das auf die Interaktion<br />

<strong>und</strong> den Austausch zwischen den hochqualifizierten<br />

Forschern ausgerichtet ist.<br />

Je Geschoss sind die modular <strong>und</strong><br />

flexibel aufgebauten Büro- <strong>und</strong> Laborbereiche<br />

gegenüberliegend im Süden bzw.<br />

Norden des Gebäudes funktional geclustert.<br />

An der Schnittstelle zwischen diesen<br />

Funktionsbereichen öffnet sich über alle<br />

Etagen der Kommunikationsraum im<br />

Südosten des Gebäudes, ergänzt um Besprechungszonen<br />

<strong>und</strong> Lounges für den<br />

formellen <strong>und</strong> informellen Austausch im<br />

Osten.<br />

Atrium als kommunikative Mitte<br />

Vom neu gestalteten Vorplatz am Aulweg<br />

aus erreicht man über den Eingang direkt<br />

das Herzstück des <strong>Forschungs</strong> gebäudes:<br />

das geschossübergreifende Atrium. Von<br />

hier aus sind über die integrierte Treppe<br />

<strong>und</strong> umlaufende Galerien alle Bereiche<br />

des Gebäudes zugänglich. Weit mehr als<br />

eine reine vertikale Verteilzone fungiert<br />

das Atrium als kommunikative Mitte. Es<br />

ist Zentrum der Vernetzung zwischen den<br />

Instituten, Begegnungsstätte der Wissenschaftler<br />

<strong>und</strong> attraktiver Aufenthaltsort<br />

für alle Nutzer <strong>und</strong> Besucher zugleich.<br />

Repräsentativer Blickfang ist die<br />

skulptural wirkende freischwebende<br />

Stahlbetontreppe. Die auf der Baustelle<br />

geschalte Konstruktion arbeitet mit R<strong>und</strong>ungen;<br />

die strengen horizontalen „Bänder“<br />

der massiven Brüstungen des ersten<br />

<strong>und</strong> zweiten Obergeschosses „fließen“ an<br />

der Treppe herunter. Die glatte, weiße<br />

Spachtelung der robusten Materialien in<br />

Kombination mit den warmen Farben der<br />

Holzabdeckung, den Handläufen aus<br />

Edelstahl <strong>und</strong> dem Bodenbelag aus regionalem<br />

Basalt verleiht dem baulichen<br />

Kunstwerk etwas Edles, Vornehmes. In<br />

einem Ideenwettbewerb „Kunst am Bau“<br />

wurde entschieden, zusätzlich zum prominenten<br />

Charakter der Treppe künstlerisch<br />

grafische Elemente, deren Wirkung<br />

durch eine entsprechende Lichtinstallation<br />

unterstrichen werden, an den Wänden<br />

anzubringen.<br />

Hiermit wird zusätzlich, aber charmant,<br />

der prominente Charakter der<br />

Treppe unterstrichen: Durch eine unterhalb<br />

des Treppenlaufs über einem Betonsockel<br />

horizontal gespannte transluzente<br />

Membran wird die Treppenskulptur markant<br />

illuminiert.<br />

Damit bildet das Atrium bewusst einen<br />

starken Kon trast zur ansonsten aufgeräumten<br />

<strong>und</strong> klaren Struktur des streng<br />

orthogonalen Baukörpers <strong>und</strong> setzt einen<br />

atmosphärischen Kontrapunkt zur puristischen<br />

Laborwelt.<br />

Vom Zellenlabor bis zur Laborlandschaft<br />

Zukunftsfähige moderne Laborflächen –<br />

auch S2-klassifizierte <strong>und</strong> ein Isotopenlabor<br />

– haben sich den ständig neuen Anforderungen<br />

in den <strong>Forschungs</strong>projekten<br />

variabel anzupassen. Das <strong>Forschungs</strong>gebäude<br />

ist daher als Stahl betonskelettbau<br />

mit massiven aussteifenden Kernen konzipiert;<br />

die Geschossdecken sind als<br />

Flachdecken angelegt. Diese Struktur<br />

lässt eine größtmögliche flexible Gestaltung<br />

der Laborgr<strong>und</strong>risse zu. Modular<br />

gestaltet, ermöglichen die Laborbereiche<br />

je nach Projektaufgabe sowohl kleinteilige<br />

autarke Zellenlabore für Sondernutzungen<br />

als auch die Zusammenschaltung<br />

zu großflächigen Laborlandschaften.<br />

Das Gr<strong>und</strong>modul der Laboreinheiten<br />

besteht aus zwei kombinierten Laboren<br />

mit zugehöriger Dokumentationszone<br />

an der Fensterseite. Energiezellen<br />

mit Tischen, Spülen <strong>und</strong> Abzügen sowie<br />

Stauräume für Lösemittel, Chemikalien<br />

<strong>und</strong> Kühl- oder Gefriergut sind an den<br />

Längsseiten eingerichtet. Die Medienversorgung<br />

ermöglicht dank flexibler Anschlussmöglichkeiten<br />

maximale Freiheit<br />

für eine individuelle Möblierung mit Labortischen<br />

<strong>und</strong> Unterschränken sowie<br />

die flexible Bestückung mit Laborgeräten.<br />

Die modulare Anordnung mit einem<br />

Laborraster von 1,20 m bietet zudem die<br />

Freiräume, auch Großgeräte <strong>und</strong> spezielle<br />

Labormöbel konfliktfrei zu verorten.<br />

Um die Arbeit auch mit empfindlichen<br />

Geräten wie Elektronenrastermikroskopen<br />

zu ermöglichen, erfüllt das<br />

Gebäude hohe Anforderungen an den<br />

Schwingungs- <strong>und</strong> Erschütterungsschutz.<br />

Alle Laborräume sind mit S2-Standard<br />

nach der gentechnischen Sicherheitsverordnung<br />

<strong>und</strong> DIN EN 12128 ausgeführt.<br />

Ein Eiswürfel als Landmarke<br />

Die Transparenz der lichtdurchfluteten<br />

Laborbereiche spiegelt sich in der Fassadengestaltung<br />

wider. Sie baut auf dem<br />

Raster von 1,20 m auf <strong>und</strong> ist vertikal<br />

Projektvorstellungen<br />

Raum für<br />

schlaue<br />

Lösungen.<br />

Das feco®-<br />

Trennwandsystem<br />

erfüllt die objektspezifischen<br />

Anforderungen<br />

für <strong>Forschungs</strong>räume<br />

der Zukunft.<br />

Trennwand:<br />

fecostruct<br />

Projekt:<br />

CECAD Labor, Köln<br />

Wir schaffen<br />

Raum für Erfolg.<br />

www.feco.de<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

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61


Projektvorstellungen<br />

Bild 4. Die modular konzipierten Laboreinheiten mit Dokumentationszonen<br />

Bild 5. Die skulpturale Treppe im Atrium<br />

ausgerichtet. Gr<strong>und</strong>prinzip bilden geschossweise alternierend<br />

angeordnete Glaselemente. Fenstergläser <strong>und</strong> lackierte<br />

Gläser mit innenseitiger Verblechung wechseln<br />

sich ab. Die Fassade wirkt gläsern, ist aber zu 50 % mit<br />

geschlossenen Paneelen belegt. Die Formsprache erzeugt<br />

ein interessantes Spiel von opaken <strong>und</strong> transluzenten Flächen,<br />

die an die reine, saubere Laborwelt erinnert: Mit<br />

dem Farbkonzept heller Wasserfarben von Blau bis Türkis<br />

erhält der prismatische Baukörper die Assoziation eines<br />

schillernden Eiswürfels.<br />

Unter Ausnutzung der Topographie wird das Untergeschoss<br />

an der Westseite zur Ver- <strong>und</strong> Entsorgung erschlossen.<br />

Kontrastierend zur Fassade ist der sichtbare Sockel<br />

mit massiven vorgehängten Betonplatten ummantelt.<br />

Die Fertigteile haben eine hohe Sichtbetonqualität, sind<br />

scharfkantig ausgebildet <strong>und</strong> im Fugenbereich mit Quellband<br />

ausgelegt.<br />

Der <strong>Forschungs</strong>bau fügt sich als Solitär in ein Terrain<br />

ein, das durch heterogene Einzelbauten r<strong>und</strong> um eine<br />

dicht bewachsene Grünfläche geprägt ist. Er positioniert<br />

sich selbstbewusst modern in der Flucht der vorhandenen<br />

Bebauung auf dem Aulweg, öffnet den Blick auf das Grün<br />

Richtung Schubertstraße <strong>und</strong> bildet mit seinem klaren,<br />

rechteckigen Baukörper eine deutliche Landmarke.<br />

Transmissionsverluste auf Passivhausniveau<br />

Bild 6. Fassadendetail <br />

(Fotos/Grafiken: Carpus+Partner AG)<br />

Alle Elemente des Gebäudekonzepts sind auf Nachhaltigkeit<br />

im Hinblick auf Ökonomie <strong>und</strong> Ökologie ausgelegt. Im<br />

Sinne einer nachhaltigen CO 2 -Reduktion sind die Anforderungen<br />

der Energieeinsparverordnung EnEV 2009 an den<br />

Primärenergiebedarf bei „Gebäuden anderer Nutzung“, zu<br />

denen die neuen <strong>Forschungs</strong>flächen Medizin zählen, um<br />

62 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Projektvorstellungen<br />

Bautafel<br />

Neubau ForMed an der Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

n Bauherr: Landesbetrieb Bau <strong>und</strong> Immobilien Hessen (LBIH),<br />

Gießen<br />

n Nutzer: Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU)<br />

n Architekten: Carpus+Partner AG, Aachen, Standort<br />

Frankfurt/M.<br />

n Tragwerksplanung: R&P Ruffert Ingenieurgesellschaft mbH,<br />

Limburg<br />

n TGA HLS: Carpus+Partner AG, Aachen, Standort Frankfurt/M.<br />

<strong>und</strong> Passau Ingenieure GmbH, Düsseldorf<br />

n TGA ELT: Assmann Beraten + Planen GmbH, Dortm<strong>und</strong><br />

n Laborplanung: Eurolabors AG, Kassel<br />

n Bauphysik: Carpus+Partner AG, Aachen<br />

n Brandschutz: Reichmann + Partner, Ehringshausen<br />

n Freianlagenplanung/techn. Infrastruktur: Via Plan Ingenieure,<br />

Marburg<br />

n SiGeKo: Bautechnisches Büro Achim Pfeifer, Gladenbach<br />

n Fassadenberatung: Ingenieurbüro für Bauphysik <strong>und</strong><br />

Bautechnik, Arnsberg<br />

n Planungszeit: Juli 2011–September 2013<br />

n Bauzeit: Dezember 2014–Juli <strong>2016</strong><br />

n Brutto-Gr<strong>und</strong>fläche (BGF): 6.800 m 2<br />

n Nutzfläche (NF): 3.200 m 2 (Hauptnutzfläche), 1.612 m 2 (Labor)<br />

n Bruttorauminhalt (BRI): 32.750 m 3<br />

n Bausumme (KG 200–700): 26,8 Millionen € netto<br />

mindestens 30 % zu unterschreiten – in Bezug auf die Gebäudehülle<br />

im Mittel sogar um 50 %.<br />

Die Einhaltung wird bauphysikalisch durch entsprechende<br />

Fassadengestaltung sowie energetisch durch einen<br />

ineinandergreifenden Mix aus Fremdenergie, Wärmerückgewinnung,<br />

Eigenerzeugung <strong>und</strong> Effizienzsteigerung gesichert.<br />

Die Hauptversorgung des Gebäudes erfolgt aus dem<br />

zentralen Fernkälte- <strong>und</strong> Fernwärmenetz, welches aus einer<br />

Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage emissionsoptimierte Energie<br />

bereitstellt. Den hohen thermischen Anforderungen an<br />

die Gebäudehülle wird mit der kompakten Bauweise <strong>und</strong><br />

der hochgedämmten Fassade Rechnung getragen. Gemeinsam<br />

senken sie die Transmissionsverluste auf Passivhausniveau.<br />

Konsequent wirtschaftlich effizient, umweltfre<strong>und</strong>lich<br />

<strong>und</strong> ressourcenschonend konzipiert, erfüllt der Bau<br />

damit höchste Klima- <strong>und</strong> Umweltschutzansprüche in<br />

Deutschland.<br />

Weitere Informationen:<br />

Carpus+Partner AG, Standort Frankfurt/M.<br />

Alexander Kochs, Leitender Architekt <strong>und</strong> Standortleiter Frankfurt/M.<br />

Schwedlerstraße 6, 60314 Frankfurt/M.<br />

Tel. (069) 40 12 73-500, Fax (069) 40 12 73-599<br />

frankfurt@carpus.de, www.carpus.de<br />

Schwingungsprobleme –<br />

Kenngrößen <strong>und</strong> Beispiele<br />

Helmut Kramer<br />

Angewandte Baudynamik<br />

Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Praxisbeispiele<br />

2. Auflage –<br />

April 2013. 344 Seiten<br />

€ 57,90*<br />

ISBN 978-3-433-03028-8<br />

Auch als erhältlich<br />

Obwohl Schwingungsprobleme in der Praxis zunehmend auftreten,<br />

werden sie von Tragwerksplanern gern umgangen. Statische<br />

Ersatzlasten, Stoßfaktoren oder Schwingbeiwerte werden<br />

angewendet, ohne sich der Anwendungsgrenzen bewusst<br />

zu sein.<br />

Das Buch weckt das Gr<strong>und</strong>verständnis für die den Theorien<br />

zugr<strong>und</strong>e liegenden Modellvorstellungen <strong>und</strong> die Begrifflichkeiten<br />

der Dynamik. Die wichtigsten Kenngrößen werden<br />

beschrieben <strong>und</strong> mit Beispielen verdeutlicht. Darauf baut der<br />

anwendungsbezogene Teil mit den Problemen der Baudynamik<br />

– Stoßvorgänge, freie <strong>und</strong> erzwungene Schwingungen etc.<br />

anhand von Beispielen auf.<br />

Online Bestellung:<br />

www.ernst-<strong>und</strong>-sohn.de<br />

Ernst & Sohn<br />

Verlag für Architektur <strong>und</strong> technische<br />

Wissenschaften GmbH & Co. KG<br />

K<strong>und</strong>enservice: Wiley-VCH<br />

Boschstraße 12<br />

D-69469 Weinheim<br />

Tel. +49 (0)6201 606-400<br />

Fax +49 (0)6201 606-184<br />

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* Der €-Preis gilt ausschließlich für Deutschland. Inkl. MwSt. <strong>und</strong> Versankosten. Irrtum <strong>und</strong> Änderungen vorbehalten. 1076116_dp


Projektvorstellungen<br />

ZENTRUM FÜR SYSTEMBIOLOGIE<br />

BRICS, BRAUNSCHWEIG<br />

NEUBAU EINES LABOR- UND FORSCHUNGS­<br />

GEBÄUDES<br />

Bild 1. Das neue <strong>Forschungs</strong>gebäude BRICS, Braunschweig<br />

Christof Walter n Julia Sebastian<br />

Im Neubau des Braunschweig Integrated Centre for System<br />

Biology (BRICS) werden Forschergruppen aus Biowissenschaft,<br />

Informatik, Mathematik <strong>und</strong> Ingenieurswesen der TU Braunschweig<br />

<strong>und</strong> des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung<br />

(HZI) zusammengeführt.<br />

Gemeinsame <strong>Forschungs</strong>projekte aus dem Bereich der Biowissenschaften<br />

sollen mit der sich dynamisch entwickelnden<br />

umfassenden Methodik der „Systembiologie“ bearbeitet<br />

werden. Systembiologie ist eine neue Disziplin, die die<br />

experimentelle Erfassung aller relevanten biologischen<br />

Daten für eine lebende Zelle, deren bioinformatische Auswertung<br />

<strong>und</strong> schließlich eine Integration in mathematische<br />

Modelle anstrebt.<br />

Campuserweiterung<br />

Durch die Unterbringung kooperierender Disziplinen an<br />

einem Standort in räumlicher Nähe zum TU-Campus ist ein<br />

Höchstmaß an Synergieeffekten in der <strong>Forschungs</strong>tätigkeit<br />

zu erwarten. Das Sportplatzgelände am Rebenring soll mittelfristig<br />

im Rahmen der Hochschulentwicklungsplanung<br />

64 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Projektvorstellungen<br />

Bild 2. Lageplan<br />

als Campuserweiterung genutzt werden. Mit der Realisierung<br />

des Zentrums für Systembiologie als ersten Bauabschnitt<br />

erfolgt die Erschließung des Gr<strong>und</strong>stücks über die<br />

Konstantin-Uhde-Straße. Im Zuge der zweiten Ausbaustufe<br />

soll dann für das Areal durch eine neu anzulegende Zu- <strong>und</strong><br />

Abfahrt eine weitere Möglichkeit der Erschließung geschaffen<br />

werden. Die zwischen Bestands- <strong>und</strong> Neubauten vermittelnde,<br />

einheitliche Freiflächengestaltung zielt auf Schaffung<br />

einer identitätsstiftenden Campusstruktur.<br />

Flexible Nutzung<br />

Der Baukörper gliedert sich vertikal in vier oberirdische<br />

Vollgeschosse <strong>und</strong> eine Technikzentrale als Staffelgeschoss.<br />

Labore <strong>und</strong> Büros sind modular aufgebaut. Damit reagiert<br />

der Entwurf auf die hohen Flexibilitätsanforderungen eines<br />

<strong>Forschungs</strong>gebäudes, d. h. innerhalb des Ausbaurasters<br />

sind Verschiebungen der Raumtrennwände mit geringem<br />

baulichem Aufwand jederzeit möglich. Eine nachhaltige<br />

Bild 3. Gr<strong>und</strong>riss Labor- <strong>und</strong> Büroetagen 1.–3. Stock <br />

(Grafiken 2 <strong>und</strong> 3: Ludes Generalplaner GmbH)<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

65


Projektvorstellungen<br />

Bild 4. Doppellabor<br />

Bild 6. Zentral angeordnete Besprechungsräume<br />

(Fotos 1, 4–6: Friedemann Steinhausen)<br />

Bautafel<br />

Neubau des Braunschweig Integrated Centre for System Biology<br />

n Bauherr: Staatliches Baumanagement, Braunschweig<br />

n Architekt: Ludes Generalplaner GmbH<br />

n Kosten gesamt: 25 Millionen €<br />

n BGF: 7.823 m 2<br />

n BRI: 33.463 m 3<br />

<strong>und</strong> flexible Nutzung als hochinstalliertes <strong>Forschungs</strong>gebäude<br />

wird dadurch gewährleistet.<br />

Im Erdgeschoss sind zwei Seminarräume, ein EDV-<br />

Übungsraum <strong>und</strong> ein Praktikumslabor untergebracht.<br />

Diese Räume dienen dem Lehrbetrieb der TU. Die Foyerflächen<br />

im Erdgeschoss werden hier als Kommunikations<strong>und</strong><br />

Pausenflächen genutzt. In den Obergeschossen bieten<br />

die zentral angeordneten Besprechungsräume in Zusammenhang<br />

mit Teeküchen <strong>und</strong> Meeting-Points Raum für informellen<br />

Erfahrungsaustausch <strong>und</strong> qualifizierten Wissenstransfer.<br />

Im Laborbereich ist das Gebäude im Gr<strong>und</strong>raster<br />

1,15 m (3,45 m = 1-Achslabor) gegliedert. Die Büroflächen<br />

folgen dem Gr<strong>und</strong>raster von 1,25 m. Die Regelgeschosshöhe<br />

beträgt 3,90 m. Die lüftungstechnische Erschließung<br />

erfolgt über die Hauptschächte im Bereich der Fluchttreppenhäuser<br />

an der Fassade, mit geschossweiser, horizontaler<br />

Verteilung. Ergänzend hierzu werden Einzelschächte für<br />

die übrige medientechnische Versorgung vorgesehen. Alle<br />

als Labore genutzten Räume orientieren sich nach Norden.<br />

Die erhöhte Lärmexposition wird hier durch eine Lärmschutz-Verglasung<br />

kompensiert.<br />

Bild 5. Harmonisch eingefügt in die denkmalgeschützte Umgebung<br />

66 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Projektvorstellungen<br />

Die Gr<strong>und</strong>rissgestaltung, die<br />

Flexibilität der Installa tions kon zeption<br />

<strong>und</strong> ein modular aufgebautes,<br />

aus Einzelelementen bestehendes<br />

Laboreinrichtungssystem ermöglichen<br />

es, sowohl die Anforderungen<br />

allgemein genutzter Laboratorien<br />

mit heterogenerer Geräteausstattung<br />

als auch die spezifischen<br />

Anforderungen von Speziallaboratorien<br />

zu erfüllen. Das Konzept berücksichtigt<br />

somit aktuelle <strong>und</strong> zukünftige<br />

Nutzungen der Laboratorien.<br />

Neben den standardisierten<br />

Laboren gibt es Bereiche, die eine<br />

spezifische Anforderung an die Einrichtung<br />

haben. Beispielsweise sind<br />

hier die Laserlabore zu nennen, in<br />

welchen sich optische Tische mit Laseraufbauten<br />

befinden. In diesen Bereichen<br />

wurde die räumliche <strong>und</strong><br />

gerätetechnische Planung unter Berücksichtigung<br />

der besonderen Nutzeranforderungen<br />

eng aufeinander<br />

abgestimmt.<br />

Nachhaltige Bauweise<br />

Die Tragkonstruktion wie auch die<br />

Ausbaugewerke orientieren sich an<br />

den Bedürfnissen eines hochinstallierten<br />

<strong>Forschungs</strong>gebäudes. Das<br />

Tragwerk besteht im Wesentlichen<br />

aus punktgestützten, unterzugsfreien<br />

Flachdecken mit aussteifenden<br />

Kernen. Der Ausbau erfolgte<br />

flexibel im Raster. Bei den Baustoffen<br />

für Tragwerk, Fassade <strong>und</strong> Ausbau<br />

handelt es sich hinsichtlich<br />

Wirtschaftlichkeit <strong>und</strong> Nachhaltigkeit<br />

um bewährte Baustoffe mit langen<br />

Lebenszyklen <strong>und</strong> geringem<br />

Wartungsbedarf.<br />

Harmonisch in die Umgebung<br />

eingefügt<br />

Das Erscheinungsbild des Neubaus<br />

wird von einer horizontal gegliederten<br />

Fassade mit zentraler Gebäudefuge<br />

geprägt. Die einzelnen Fassadenbänder<br />

erfahren ein Wechselspiel<br />

aus transparenten <strong>und</strong> opaken<br />

Elementen. Hierbei sind Mauerwerksklinker<br />

als ortstypisches Fassadenmaterial<br />

mit hochwertigem<br />

Erscheinungsbild sowie nachhaltigen<br />

Baustoffeigenschaften zum<br />

Einsatz gekommen. Bei der Klinker-<br />

<strong>und</strong> Fugenauswahl wurde besonderer<br />

Bezug auf die denkmalgeschützten<br />

Nachbargebäude genommen,<br />

sodass der inhaltliche Bezug<br />

des Neubaus zu den historischen<br />

Gebäuden auch über die Fassaden<br />

ablesbar wird. Geschossweise hergestellte<br />

Keramikfassadenelemente<br />

unterstreichen die klare, horizontale<br />

Gliederung. Regelmäßige Wartungen<br />

<strong>und</strong> aufwändige Instandhaltungsmaßnahmen<br />

der Oberflächen<br />

entfallen aufgr<strong>und</strong> der gewählten<br />

Materialien nahezu vollständig.<br />

Der Gebäudezugang <strong>und</strong> die übergeordneten<br />

Kommunikationsflächen<br />

werden durch einen geschossübergreifenden<br />

Fassadenrücksprung ablesbar.<br />

Weitere Informationen:<br />

LUDES GENERALPLANER GMBH<br />

Kurfürstendamm 177, 10707 Berlin<br />

Tel. (030) 700 182-195, Fax (030) 700 182-180<br />

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Sicheres Luft-Management für Labore<br />

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Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

67<br />

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Projektvorstellungen<br />

LEIBNIZ-INSTITUT FÜR ALTERNS­<br />

FORSCHUNG – FRITZ-LIPMANN­<br />

INSTITUT E.V. (FLI) JENA<br />

NEUBAU EINES BIOMEDIZINISCHEN<br />

FORSCHUNGSGEBÄUDES<br />

Bild 1. Das neue Laborgebäude des Leibniz-Instituts für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut e. V. (FLI) in Jena<br />

Michael Mackenrodt n Ulf Hestermann<br />

Mit dem neuen Laborgebäude geht das Leibniz-Institut für Alternsforschung<br />

– Fritz-Lipmann-Institut e. V. (FLI) in Jena nach<br />

seiner wissenschaftlichen Neuorientierung auch räumlich neue<br />

Wege: Bereits im Wettbewerb war es erklärtes Ziel der Bauherren,<br />

ein Laborgebäude zu entwickeln, das den teamorientierten,<br />

kommunikativen wie wissenschaftlichen Austausch der benachbarten<br />

Forschergruppen so weit als möglich befördern sollte <strong>und</strong><br />

dem deutschlandweit ersten Institut dieser <strong>Forschungs</strong>richtung<br />

zu einem zeitgemäßen, inhaltlich wie äußerlich adäquaten Ausdruck<br />

verhilft.<br />

Städtebaulich musste sich der Neubau in ein schmal geschnittenes<br />

Baufeld mit erheblichen Topographieversprüngen<br />

einfügen <strong>und</strong> sollte gleichzeitig eine prägende Eingangssituation<br />

für den Wissenschafts-Campus sowie das<br />

Institutsgelände formulieren.<br />

Der Entwurf sieht eine gefaltete, polygonale Kubatur<br />

vor, die dem Straßenverlauf folgt <strong>und</strong> auf Höhe der Eingangsebene<br />

eine öffentliche „Fuge“ bildet. Auf seiner Süd-<br />

Bild 2. Lageplan: städtebaulicher Auftakt des <strong>Forschungs</strong>campus Beutenberg<br />

68 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Projektvorstellungen<br />

Bild 3. Detail Lüftungsflügel zwischen Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>ärfassade<br />

1 Membranfassade<br />

2 Lüftungsflügel<br />

3 Thermische Hülle<br />

seite schließt sich eine weite Terrasse mit Blick bis ins Saaletal<br />

an, die die geplante Vernetzung der benachbarten Institute<br />

auch außenräumlich befördert.<br />

Diese Staffelung des Neubaus ermöglicht einen sensiblen<br />

Umgang mit der wesentlich niedrigeren Nachbarbebauung<br />

des südlich angrenzenden Wohngebiets, korrespondiert<br />

jedoch auf der Nordseite mit dem wesentlich<br />

größeren Maßstab der Institute.<br />

Um von Beginn an eine möglichst konsequente Umsetzung<br />

der Zielvorstellungen zu erreichen, wurde die Organisationsstruktur<br />

der hochinstallierten Laborgr<strong>und</strong>risse von<br />

Gr<strong>und</strong>e auf neu gedacht. Im Ergebnis konnten die Labore<br />

nahezu loftartig zu einem fließenden Raum zusammengefasst<br />

werden, sodass alle Nassbereiche <strong>und</strong> zugehörigen<br />

Büros in direkter Sichtbeziehung zueinander stehen <strong>und</strong><br />

die benachbarten Forschergruppen lediglich durch gemeinsam<br />

genutzte „Kernzonen“ getrennt werden.<br />

Durch die konsequente Konzentration aller Installationen<br />

auf die inneren Kerne <strong>und</strong> deren architektonische<br />

Integration werden ein für Labore ungewohnt „aufgeräumter“<br />

Raumeindruck, kurze Leitungswege sowie von Abhangdecken<br />

„befreite“ Labore möglich. Alle Arbeitsräume<br />

werden zweiseitig belichtet. Die hellen <strong>und</strong> transparenten<br />

Wegeverbindungen fördern den wissenschaftlichen Austausch<br />

<strong>und</strong> münden in einer großzügigen Kommunika-<br />

Bild 4. Schnitt: verglastes Erdgeschoss als transparentes Bindeglied zwischen <strong>Forschungs</strong>campus <strong>und</strong> Stadt<br />

Bild 5. Gr<strong>und</strong>riss Laborebenen 1. <strong>und</strong> 2. Obergeschoss<br />

7<br />

1 Kernzone<br />

2 Installationsschacht<br />

3 Labor<br />

4 Denkzelle<br />

5 Protokollierbereich<br />

6 Treppenhaus<br />

7 Atrium mit Teeküche<br />

(Grafiken 2–5: hks | architekten)<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

69


Projektvorstellungen<br />

Bild 6. Offene Laborlandschaft mit angegliederten Protokollierarbeitsplätzen<br />

Bild 8. Verglaste Denkzellen<br />

tionszone im Knickpunkt des Gebäudes, die alle Nutzungen<br />

miteinander verbindet.<br />

Ein besonderes gestaltprägendes Merkmal des Laborneubaus<br />

ist die Doppelfassade der Laborebenen mit einer<br />

raumhohen, vollflächigen, weitgehend festverglasten thermischen<br />

Hülle sowie vorgelagerter textiler, weißer Membranfassade.<br />

Es handelt sich um eine vorgefertigte Elementfassade<br />

mit Drei-Scheiben-Isolierverglasung mit vorgehängter<br />

PTFE-Membran sowie klimaabhängiger Steuerung der<br />

Lüftung des Fassadenzwischenraumes als Maßnahme zur<br />

energetischen Optimierung.<br />

Die feststehende Membranfassade erfüllt hierbei verschiedene<br />

bauphysikalische Anforderungen hinsichtlich des<br />

sommerlichen Wärmeschutzes, des Blendschutzes sowie<br />

des regulierten Tageslichteintrages <strong>und</strong> stellt darüber hinaus<br />

den erforderlichen Sichtschutz von außen für die Labor<strong>und</strong><br />

Arbeitsbereiche her. Wartung <strong>und</strong> Reinigung erfolgen<br />

über einen umlaufenden Steg im Fassadenzwischenraum.<br />

Durch ihre Semitransparenz spiegelt die Fassade einerseits<br />

die innere, offene Gr<strong>und</strong>rissstruktur wieder <strong>und</strong> unterstreicht<br />

andererseits die bewusst prägnante städtebauliche<br />

Raumwirkung. Abhängig von der Tageszeit, den Wetterver­<br />

Bild 7. Die Bündelung der Installationen in den Kernzonen schafft installationsfreie Decken in den Laborbereichen<br />

(Grafik: archiscape)<br />

70 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Projektvorstellungen<br />

hältnissen <strong>und</strong> dem Nutzungsverhalten verändert sich ihre<br />

Transparenz <strong>und</strong> dadurch auch die äußere Wahrnehmung<br />

von monolithisch-geschlossen über verschiedene Zwischenstufen<br />

bis zu filigran <strong>und</strong> nahezu vollkommen transparent.<br />

Innerhalb seiner präzisen, städtebaulichen Kanten zeigt<br />

sich das neue Laborgebäude hierdurch als beinahe „lebendiger“<br />

Organismus.<br />

Bild 9. Atrium mit zentral gelegener Teeküche <strong>und</strong> Aufenthaltsbereich<br />

in beiden Laborebenen<br />

Bautafel<br />

Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut e. V.,<br />

Neubau eines biomedizinischen <strong>Forschungs</strong>gebäudes in Jena<br />

n Bauherr: Leibniz Institut für Alternsforschung –<br />

Fritz-Lipmann-Institut e. V. (FLI)<br />

n Architekten: archiscape Architekten <strong>und</strong> Landschaftsarchitekten,<br />

Berlin (Entwurf <strong>und</strong> Planung); hks HESTERMANN ROMMEL<br />

Architekten + Gesamtplaner, Erfurt (Ausführung)<br />

n TGA: Planungsgruppe M+M AG, Naumburg<br />

n Laborplanung: Planungsgruppe M+M AG, Dresden<br />

n Kosten Bauwerk: 29,9 Millionen € brutto (KG 300–400)<br />

38,4 Millionen € brutto (Gesamtkosten)<br />

n Kosten Technik: 7,5 Millionen € brutto (KG 400)<br />

n BGF: 10.491 m 2<br />

n BRI: 39.174 m 3<br />

Weitere Informationen:<br />

archiscape Architekten <strong>und</strong> Landschaftsarchitekten<br />

Michael Mackenrodt<br />

Wallstraße 37, 10179 Berlin<br />

Tel. (030) 53216350, Fax (030) 53216351<br />

mackenrodt@archiscape.de, www.archiscape.de<br />

hks HESTERMANN ROMMEL Architekten + Gesamtplaner GmbH & Co.KG<br />

Gorkistraße 14, 99084 Erfurt<br />

Tel. (0361) 551 36 04-0, Fax (0361) 551 36 04-10<br />

info@hks-architekten.de, www.hks-architekten.de<br />

Bild 10. Doppelfassade mit festverglaster thermischer Hülle <strong>und</strong> vorgelagerter textiler<br />

Membranfassade <br />

(Fotos 1, 6, 8–10: Jörg Hempel)<br />

Autoren:<br />

Michael Mackenrodt<br />

archiscape Architekten <strong>und</strong> Landschaftsarchitekten, Berlin<br />

Prof. Ulf Hestermann<br />

hks HESTERMANN ROMMEL Architekten & Gesamtplaner, Erfurt<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

71


Projektvorstellungen<br />

Kunst der Fuge:<br />

Neubau des Fraunhofer-Instituts für Hochtemperatur-Leichtbau HTL in Bayreuth<br />

Technologieparks dienen als Ideenschmiede für zukunftsfähige<br />

Forschung <strong>und</strong> Entwicklung. Dass diese Innovationskraft eine<br />

entsprechend anspruchsvolle Umsetzung im oftmals eher eintönigen<br />

Architekturkanon von Gewerbegebieten finden kann, zeigt<br />

der Neubau des Fraunhofer-Instituts für Hochtemperatur-Leichtbau<br />

HTL in Bayreuth. Von der Einbindung in das Gr<strong>und</strong>stück über<br />

die prägnante Fassade bis hin zur optimalen Ausleuchtung haben<br />

kister scheithauer <strong>und</strong> gross architekten <strong>und</strong> stadtplaner (ksg)<br />

alles präzise geplant. In den Technik- <strong>und</strong> Laborräumen kam mit<br />

OKASOLAR F ein leistungsfähiges Lichtlenksystem zum Einsatz,<br />

das gezielt auf die Bedürfnisse im Innenraum eingestellt werden<br />

kann.<br />

Die Stadt Bayreuth sieht im Ausbau der Technologiekompetenz<br />

einen wichtigen Beitrag für die weitere Stadtentwicklung.<br />

Eines von insgesamt 30 Impulsprojekten ist die<br />

sogenannte Technologieachse – die Verbindung der Universität<br />

Bayreuth mit dem Technologiepark in Wolfsbach. Hier<br />

liegt auch der neue Gebäudekomplex des Fraunhofer-Instituts,<br />

in dem Hochtemperatur-Werkstoffe für die Energie,<br />

Antriebs- <strong>und</strong> Wärmetechnik sowie Luft- <strong>und</strong> Raumfahrt<br />

entwickelt werden. Auf etwa 900 m 2 Bürofläche, 1.300 m 2<br />

Technikfläche <strong>und</strong> ca. 350 m 2 Lagerfläche wird seit Juli<br />

2015 an der Verbesserung der Qualität sowie der Material<strong>und</strong><br />

Energieeffizienz von industriellen Wärmeprozessen<br />

gearbeitet.<br />

Sowohl als Erweiterungsoption für bereits ansässige<br />

Unternehmen als auch für externe Ansiedlungen besitzt<br />

der Standort eine große Attraktivität – nicht zuletzt wegen<br />

seiner guten Erreichbarkeit auf Gr<strong>und</strong> der Lage direkt an<br />

der Autobahn A9 <strong>und</strong> an zwei B<strong>und</strong>esstraßen.<br />

Stringente Nutzungsteilung<br />

Bild 2. Ein wiederkehrendes Netzmuster aus Keramikfliesen kennzeichnet die gesamte<br />

Gebäudehülle<br />

Der Leiter des Fraunhofer-Zentrums HTL, Dr. Friedrich<br />

Raether, war schon während der Jurysitzung des b<strong>und</strong>esweit<br />

ausgelobten zweistufigen Wettbewerbs davon überzeugt,<br />

dass der Entwurf von ksg exakt dem Wunsch nach<br />

einem funktionalen <strong>und</strong> zugleich ausdrucksstarken <strong>Forschungs</strong>gebäude<br />

gerecht werden kann. Mit seiner klaren<br />

Gliederung in einen quadratischen eingeschossigen Technikbereich<br />

<strong>und</strong> einen schmalen zwei- bis dreigeschossigen<br />

Büroriegel reagiert das Gebäude auf die Hanglage des<br />

Gr<strong>und</strong>stückes. Der Büroteil ragt über das Gelände hinaus,<br />

sodass den Mitarbeitern ein weitläufiger Blick über Bayreuth<br />

geboten wird. Gleichzeitig ist durch den exponierten<br />

Standort das neue Institutsgebäude mit seiner charakteristischen<br />

Fassade selbst weithin sichtbar.<br />

Rhythmisiertes Fugenbild<br />

Als verbindendes Element überzieht ein wiederkehrendes<br />

Netzmuster aus Keramikfliesen die gesamte Gebäudehülle.<br />

Die Gestaltung ist aus der traditionellen Glasurtechnik Cra-<br />

Bild 1. Der Neubau des Fraunhofer-Zentrums für Hochtemperatur-Leichtbau HTL in Bayreuth<br />

72 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Projektvorstellungen<br />

Bild 3. Mit der Gliederung in einen quadratischen eingeschossigen Technikbereich<br />

(rechts) <strong>und</strong> einen zwei- bis dreigeschossigen Büroriegel (links) reagiert das Gebäude<br />

auf die Hanglage des Gr<strong>und</strong>stückes<br />

Bild 4. In den konischen Hallenfenstern kam OKASOLAR F U von OKALUX zum Einsatz<br />

(Fotos 1–4: Yohan Zerdoun)<br />

Bild 5. Lageplan<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

73


Projektvorstellungen<br />

Bild 6. Gr<strong>und</strong>riss Erdgeschoss<br />

Bild 7. Schnitt <br />

(Grafiken 5–7: kister scheithauer gross architekten <strong>und</strong> stadtplaner)<br />

quelé abgeleitet. „Glasierte Keramik wird bei hohen Temperaturen<br />

gebrannt, ist oftmals großen Temperaturschwankungen<br />

ausgesetzt <strong>und</strong> kann an der Oberfläche feine unregelmäßige<br />

Risse bilden. Dies greifen wir als Motiv auf <strong>und</strong><br />

ziehen es in Form eines regelmäßigen Netzmusters über die<br />

gesamte Fassadenfläche“, erklärt Prof. Johannes Kister die<br />

Gr<strong>und</strong>idee. So gelingt es den Architekten, durch die sorgfältige<br />

Behandlung der Fugen ein diszipliniert ornamentiertes<br />

Erscheinungsbild zu schaffen <strong>und</strong> gleichzeitig mit der<br />

Auswahl des Fassadenmaterials die <strong>Forschungs</strong>schwerpunkte<br />

des Instituts sichtbar nach außen zu tragen.<br />

Hocheffizientes System zur Tageslichtnutzung<br />

In Technologiegebäuden sind die Anforderungen an die Arbeitsbedingungen<br />

oft besonders hoch. Um in den Technik-<br />

74 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Projektvorstellungen<br />

<strong>und</strong> Laborräumen des Fraunhofer-Instituts eine blendfreie<br />

<strong>und</strong> angenehme Arbeitsatmosphäre zu erhalten, kam in<br />

den konischen Hallenfenstern OKASOLAR F U von OKA-<br />

LUX zum Einsatz. Im Scheibenzwischenraum des leistungsfähigen<br />

Lichtlenksystems sind feststehende Lamellen<br />

integriert, die einen Großteil der solaren Strahlung nach<br />

außen reflektieren <strong>und</strong> dadurch den Innenraum vor direkter<br />

Sonneneinstrahlung schützen. Im Sommer verringern<br />

sich durch den deutlich reduzierten Wärmeeintrag ins Gebäude<br />

außerdem die Kühllasten – so hilft das Funktionsglas<br />

mit seiner Wirkungsweise dabei, die Gesamtenergiebilanz<br />

des Institutsgebäudes zu optimieren. Durch den extrem<br />

schmalen Profilquerschnitt mit gerade einmal 16 mm Breite<br />

eignet sich OKASOLAR F besonders für den Einsatz in<br />

Dreifachverglasungen <strong>und</strong> bei schmalen Scheibenaufbauten.<br />

Natürliches Licht hat großen Einfluss auf das psychische<br />

<strong>und</strong> physische Wohlbefinden des Menschen sowie auf<br />

die Konzentrations- <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit. So bietet die<br />

angenehme Tageslichtatmosphäre in den Innenräumen<br />

beste Voraussetzung für innovative Entwicklungen.<br />

Bautafel<br />

Fraunhofer-Zentrum für Hochtemperatur-Leichtbau HTL,<br />

Bayreuth<br />

n Bauherr: Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der<br />

angewandten Forschung e. V., München<br />

n Architekt: kister scheithauer gross architekten <strong>und</strong><br />

stadtplaner GmbH, Köln/Leipzig<br />

n Glas: OKASOLAR F von OKALUX GmbH, Marktheidenfeld<br />

Weitere Informationen<br />

OKALUX GmbH<br />

97828 Marktheidenfeld<br />

Tel. (09391) 900-0, Fax (09391) 900-100<br />

info@okalux.de, www.okalux.com<br />

Beton im Hochbau, Silos <strong>und</strong> Behälter<br />

Konrad Bergmeister,<br />

Frank Fingerloos,<br />

Johann-Dietrich Wörner (Hrsg.)<br />

Beton-Kalender <strong>2016</strong><br />

Schwerpunkte: Beton im<br />

Hochbau, Silos <strong>und</strong> Behälter<br />

2015. ca. 1100 S.<br />

ca. € 174,–*<br />

Fortsetzungspreis: € 154,–*<br />

ISBN 978-3-433-03074-5<br />

Auch als erhältlich<br />

Online-Bestellung:<br />

www.ernst-<strong>und</strong>-sohn.de<br />

Dieser Beton-Kalender vereinigt Beiträge zu den klassischen<br />

Kerngebieten des konstruktiven Ingenieurbaus mit Beton, wie<br />

z. B. Fertigteile für den allgemeinen Hochbau, Elementdecken,<br />

weitgespannten, multifunktionalen Decken. Zusätzlich<br />

wird die aktuelle Anforderung des wirtschaftlichen Bewehrens<br />

in einem eigenen Beitrag behandelt. Ein weiteres klassisches<br />

Anwendungsgebiet der Betonbauweise ist der Behälterbau<br />

für Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft. Hierfür sind spezielle Kenntnisse<br />

über die zugr<strong>und</strong>eliegenden industriellen Verfahren, die<br />

Bauverfahren <strong>und</strong> die Sanierung notwendig, die zum jahrzehntelangen<br />

Erfahrungsschatz deutscher Bauunternehmen<br />

<strong>und</strong> Ingenieurbüros gehören - sie haben die Beiträge umfassend<br />

<strong>und</strong> praxisnah verfasst. Ein neues breites Anwendungsgebiet<br />

für den Beton stellen Energiespeicher dar: Beton steht<br />

weltweit beinahe überall zur Verfügung.<br />

Ernst & Sohn<br />

Verlag für Architektur <strong>und</strong> technische<br />

Wissenschaften GmbH & Co. KG<br />

K<strong>und</strong>enservice: Wiley-VCH<br />

Boschstraße 12<br />

D-69469 Weinheim<br />

Tel. +49 (0)6201 606-400<br />

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* Der €-Preis gilt ausschließlich für Deutschland. Inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten. Irrtum <strong>und</strong> Änderungen vorbehalten. 1040156_dp


Modulbauweise<br />

Bild 1. Das neue Modulbau-Labor am II. Physikalischen Institut der Universität Köln<br />

Maßgeschneidert für die Forschung: neues Modulbau-Labor am<br />

II. Physikalischen Institut der Universität Köln<br />

2015 gelang es der Universität zu Köln, einen der brillantesten<br />

Vertreter der internationalen Festkörperforschung, Prof. Dr.<br />

Yoichi Ando, als neuen Leiter eines Lehrstuhls im Bereich der<br />

Experimentalphysik gewinnen zu können. Im „Kampf“ der Hochschulen<br />

um die besten Köpfe spielt auch die Architektur der zur<br />

Verfügung stehenden <strong>Forschungs</strong>bauten eine wichtige Rolle.<br />

Dies zeigt sich eindrucksvoll am Beispiel des neuen Physikalischen<br />

Laborgebäudes, das eigens für die neue Arbeitsgruppe<br />

Physik auf dem Campus errichtet wurde: Bei Planung <strong>und</strong> Ausstattung<br />

des hochwertigen Modulgebäudes hatte der Professor<br />

aus Japan mehr als ein Wort mitzureden.<br />

Der 1964 in Tokio geborene Physiker Yoichi Ando ist einer<br />

der weltweit führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet<br />

der topologischen Materialien. Seine bahnbrechenden Forschungen<br />

im Bereich der Hochtemperatur-Supraleiter wurden<br />

mehrfach ausgezeichnet. Ihn für Lehre <strong>und</strong> Forschung<br />

gewonnen zu haben, ist für die Universität zu Köln ein<br />

großer Erfolg. Doch standen im Rahmen seiner Berufung<br />

– vor allem aber wegen der bevorstehenden Sanierung des<br />

Institutsgebäudes Physik – keine ausreichenden Gebäudeflächen<br />

für die Forschung zur Verfügung. Um dafür schnell<br />

hochwertigen Raum zu schaffen, entschied sich die Universität<br />

zu Köln, einen Labor-Neubau in Modulbauweise auszuschreiben.<br />

ALHO setzte sich beim Verfahren gegen mehrere<br />

Wettbewerber durch <strong>und</strong> startete im Juni 2015 auf<br />

Basis der Entwurfsplanung der Kölner Forstbachconsulting<br />

Baumanagement GmbH mit der detaillierten Werk<strong>und</strong><br />

Ausführungsplanung des Ausnahmegebäudes.<br />

„Aufklärung“ in Sachen Modulbau<br />

Zuvor jedoch empfing ALHO im Werk in Morsbach hohen<br />

Besuch: Der Professor aus Übersee wollte sich vorab höchstselbst<br />

ein Bild über die Fertigungsbedingungen <strong>und</strong> die<br />

Qualität der Module, vor allem aber über die Unterschiede<br />

zum herkömmlichen „Container“ machen. Denn: Eine<br />

„Containeranlage“ schwebte dem Physiker für seine <strong>Forschungs</strong>arbeit<br />

nun ganz <strong>und</strong> gar nicht vor.<br />

Allerdings interessierten ihn der Modulbau, die Vorfertigung<br />

der Elemente <strong>und</strong> deren rationelle Montage –<br />

finden sich in der Bauweise doch durchaus Parallelen zur<br />

traditionellen japanischen Architektur als einer Kombination<br />

von Linien, Flächen <strong>und</strong> Körpern, welche die Montage<br />

einfacher, standardisierter Elemente impliziert.<br />

Vor Ort war dann schnell klar, was ALHO-Modulbau<br />

bedeutet: Solide wie „Stein auf Stein“, nur viel schneller <strong>und</strong><br />

flexibler, sind die anpassungsfähigen Bauten qualitätsvolle<br />

Gebäudelösungen für die dauerhafte Nutzung <strong>und</strong> somit<br />

eine nachhaltige <strong>und</strong> clevere Alternative zum Massivbau.<br />

Modulgebäude sind baukonstruktiv ausgereift, energetisch<br />

optimiert, architektonisch anspruchsvoll <strong>und</strong> von konventionell<br />

errichteten Gebäuden nicht zu unterscheiden. Bauherren<br />

wie Nutzer schätzen die Vorteile der schnellen Bauweise:<br />

Planungssicherheit mit Termin- <strong>und</strong> Festpreisgarantie, hohe<br />

Qualität durch kontrollierte, industrielle Vorfertigung, rasant<br />

kurze Bauzeit dank paralleler Abläufe im Werk <strong>und</strong> auf<br />

der Baustelle, leise <strong>und</strong> saubere Abläufe bei Montage <strong>und</strong><br />

Ausbau sowie bewährte Detaillösungen <strong>und</strong> Standards.<br />

76 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Modulbauweise<br />

„In dem neuen Laborgebäude werden ausschließlich<br />

<strong>Forschungs</strong>arbeiten von den Studierenden im Rahmen<br />

ihrer Bachelor- oder Masterarbeit sowie während <strong>und</strong><br />

nach der Promotion durchgeführt. Auf Gr<strong>und</strong> der computergestützten<br />

Steuerung <strong>und</strong> Messwerterfassung werden<br />

sich i. d. R. nicht mehr als 10 Personen gleichzeitig im Modulgebäude<br />

aufhalten“, erklärt Dr. Harald Kierspel vom<br />

II.0Physikalischen Institut der Universität Köln.<br />

Aus Nutzer- <strong>und</strong> Forschersicht gab es jedoch sehr spezifische<br />

Anforderungen an das Gebäude, was beispielsweise<br />

die Flächenaufteilung <strong>und</strong> die Höhe der Räume betrifft.<br />

So mussten z. B. Bodenvertiefungen zur Schaffung<br />

von Aufstellflächen für Apparaturen integriert werden, die<br />

mehr als eine standardmäßige Raumhöhe benötigen. Unmagnetische<br />

Bereiche, vibrationsarmes Verhalten des Bodens<br />

sowie erhöhte Anforderungen an die Klimatisierung<br />

<strong>und</strong> Lüftung der Räume mussten außerdem gewährleistet<br />

sein. Dr. Harald Kierspel bestätigt: „All diese Anforderungen<br />

konnte die Modulbauweise schnell <strong>und</strong> hochwertig<br />

umsetzen, sodass wir mit dem realisierten Gebäude sehr<br />

zufrieden sind <strong>und</strong> uns darauf freuen die <strong>Forschungs</strong>arbeiten<br />

dort zu beginnen.“<br />

Raumprogramm der Superlative<br />

Mit einem Labor für Messungen bei tiefsten Temperaturen<br />

nahe dem absoluten Nullpunkt, einem Ofenraum, einem<br />

Reinraum mit Schleuse <strong>und</strong> Luftdusche, in dem dünne<br />

Schichten neuartiger Verbindungen hergestellt <strong>und</strong> im<br />

Nanometerbereich mittels Elektronenstrahllithographie<br />

strukturiert werden sowie diversen Messräumen <strong>und</strong> Laborräumen<br />

für Probenpräparation <strong>und</strong> Analysen schrieb<br />

Prof. Yoichi Ando den Planern ein nicht gerade alltägliches<br />

Raumprogramm vor. Die dafür präzise im Werk vorgefertigten<br />

20 Raummodule reihen sich auf einer Bruttofläche<br />

von ca. 630 m 2 zu einer klar definierten <strong>und</strong> dem logischen<br />

Ablauf der Arbeitsschritte entsprechenden Abfolge aneinander.<br />

Die als Staffelgeschoss ausgebildete Technikzentrale<br />

mit den Lüftungselementen sitzt obenauf.<br />

Das Gebäude ist nicht unterkellert. Im Bereich des<br />

Laborraums für Messungen bei tiefsten Temperaturen <strong>und</strong><br />

des Reinraums musste der Boden an mehreren Stellen für<br />

separate, schwingungsentkoppelte Einzelf<strong>und</strong>amente ausgespart<br />

bleiben. Auch statisch kam auf die freitragende<br />

Rahmenkonstruktion der Module einiges zu: So musste<br />

der Boden im GHV-Raum für die Aufstellung eines Trenntransformators<br />

mit einem Gewicht von ca. 1.000 kg <strong>und</strong><br />

die Decken des Niedrigtemperatur-Labors für die Aufhängung<br />

dreier manueller Laufkatzen mit einer Traglast von<br />

jeweils 250 kg verstärkt werden.<br />

Die im Gebäude stattfindenden physikalischen Versuche<br />

machten in manchen Räumen eine besondere Lichtqualität<br />

notwendig oder forderten umfangreiche Strom<strong>und</strong><br />

Gasanschlüsse. So sind die Glastüren der Luftschleuse<br />

<strong>und</strong> des Reinraums mit Spezialglas für Gelblicht ausgestattet.<br />

Alle Leitungen, wie z. B. Druckluft, Helium, Sauerstoff<br />

<strong>und</strong> Stickstoff, sind auf Putz verlegt, Decken wurden weder<br />

abgehängt noch verkleidet, damit im Falle einer Leckage<br />

rasch eingegriffen werden kann oder Veränderungen<br />

in der Versorgung umgehend angepasst werden können.<br />

Die PVC-Böden sind ableitfähig ausgeführt. Aus den meisten<br />

Räumen führen Notausgangstüren ins Freie.<br />

Bild 2. Die als Staffelgeschoss ausgebildete Technikzentrale mit den Lüftungselementen<br />

sitzt auf den Modulen<br />

(Fotos: ALHO Holding GmbH)<br />

Alle Räume können vollständig verdunkelt werden.<br />

In Räumen, die fensterlos bleiben mussten, wie beispielsweise<br />

der Reinraum, wurden zwar ebenfalls Fensteröffnungen<br />

in der Modulstruktur für eine eventuelle spätere Nutzungsänderung<br />

vorbereitet, statt der Glasscheiben aber<br />

Aluminium-Glattblechkassetten eingesetzt. So entsteht in<br />

der Fassade ein umlaufend gleiches Erscheinungsbild.<br />

Spitzenausstattung für Weltklasse-Forschung<br />

Während der „Möblierungs“-Phase bot das Gebäudeinnere<br />

ein kurioses Bild: Räume <strong>und</strong> Flure standen voll mit Kisten<br />

aus Übersee, nicht selten mannshoch <strong>und</strong> beschriftet mit<br />

japanischen Schriftzeichen, denn Prof. Yoichi Ando ließ die<br />

benötigten hochmodernen Geräte für sein neues Labor –<br />

z. B. Kristallzuchtanlagen, He 3 He 4 -Mischkryostate mit<br />

supraleitenden Magneten, Magnetometer, Röntgen-Analysegeräte,<br />

Rasterkraft- <strong>und</strong> verschiedene optische Mikroskope<br />

– aus seinen zuvor genutzten Laboren im Heimatland<br />

nach Köln verfrachten <strong>und</strong> dort wieder aufbauen.<br />

Damit kann die Weltklasse-Forschung in Köln schnell<br />

fortgesetzt werden. Aber auch der ALHO-Bauzeitenplan<br />

ist rekordverdächtig: Von der Auftragserteilung bis zur Inbetriebnahme<br />

des Gebäudes verging gerade einmal ein<br />

halbes Jahr. Die Produktion der Module nahm davon drei<br />

Wochen, die Vor-Ort-Montage nur zwei Tage in Anspruch.<br />

Mit sechs Wochen Bauzeit für die Fassadenmontage fiel<br />

dieses Zeitfenster im Vergleich schon üppig aus. Dafür<br />

aber zeigt die Gebäudehülle eine gelungene Mischung dessen,<br />

was im Modulbau möglich ist. In spannungsvoller Abfolge<br />

haben die Planer eine verputzte Wärmedämmverb<strong>und</strong>fassade,<br />

gedämmte Aluminiumkassetten, hinterlüftete<br />

Paneele sowie Wellblechverkleidungen angeordnet. Das<br />

Bauwerk hebt sich damit von den Bestandsgebäuden deutlich<br />

ab, gliedert sich aber dennoch ohne zu dominieren<br />

harmonisch in das gewachsene Gebäudegefüge auf dem<br />

Campus ein.<br />

Weitere Informationen:<br />

ALHO Holding GmbH<br />

Juliane Brendebach, Marketingleitung<br />

PF 1151, 51589 Morsbach<br />

Tel. (02294) 69 61 77, Fax (02294) 69 62 77<br />

marketing@alho.com, www.alho.com<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

77


Modulbauweise<br />

Klinikbau just in time – trotz Flüchtlingskrise<br />

Laboren, Operationssälen etc. In diesem Geschäftsfeld<br />

sind wir zuhause, vor allem hier haben wir uns international<br />

einen glänzenden Ruf erarbeitet. Wir legen größten<br />

Wert darauf, auch in der jetzigen Situation die von uns<br />

gewohnte Schnelligkeit <strong>und</strong> Termintreue gewährleisten zu<br />

können. Das „Polarkrankenhaus“ in Norwegen beispielsweise<br />

wird bereits ein gutes halbes Jahr nach Anlieferung<br />

bezugsfertig sein.<br />

Wie wollen Sie das gewährleisten? Häufig ist von Überlastung<br />

der Unternehmen die Rede, die keinen Raum für anderes<br />

lässt.<br />

Dipl.-Ing. (FH) Michael Schäffler<br />

(Foto: CADOLTO)<br />

Der enorme Bedarf an Unterkünften für zigtausende Flüchtlinge<br />

sorgt bei vielen Bauunternehmen für volle Auftragsbücher, so<br />

dass andere Projekte hinten anstehen müssen. Schulen, Kindergärten,<br />

medizinische Einrichtungen wie Krankenhäuser – bleiben<br />

die Bauvorhaben anderer wichtiger Bereiche nun auf der<br />

Strecke? Dipl.-Ing. (FH) Michael Schäffler, Geschäftsleiter,<br />

Vertriebsleiter <strong>und</strong> Prokurist der Cadolto Fertiggebäude GmbH &<br />

Co. KG <strong>und</strong> Geschäftsführer der Cadolto Vertriebsgesellschaften<br />

Österreich, Schweiz <strong>und</strong> Italien, über Potenziale <strong>und</strong> Kapazitäten<br />

mitten in der Flüchtlingskrise.<br />

Michael Schäffler: Die „Social Homes“ werden am Standort<br />

in Thüringen produziert, die Kapazitäten im Stammwerk<br />

in Cadolzburg sind davon unbenommen weiterhin<br />

unserem Kerngeschäft, dem Medizinbereich, vorbehalten.<br />

So sind wir auch in der jetzigen Situation in der Lage, Projekte<br />

innerhalb von acht Wochen zu liefern. Wir legen großen<br />

Wert auf Planung. Containerbau ist nicht unser Metier,<br />

denn wir erstellen Hightech-Gebäude in Cadolto-Modulbauweise,<br />

die auf Wertigkeit <strong>und</strong> Langfristigkeit ausgelegt<br />

ist. Die „Social Homes“ beispielsweise sind auch optisch<br />

gelungene Gemeinschafts- bzw. Familienunterkünfte für<br />

Herr Schäffler, Cadolto hat zuletzt wieder durch ein spektakuläres<br />

Projekt aufhorchen lassen. Den Neubau eines<br />

Krankenhauses mit Benchmark-Charakter in Norwegen,<br />

nördlich des Polarkreises im Dreiländereck mit Finnland<br />

<strong>und</strong> Russland.<br />

Michael Schäffler: Das stimmt, die Fachpresse hat ja auch<br />

im Vorfeld bereits ausgiebig darüber berichtet. Wir sind<br />

stolz darauf, ein international derart prestigeträchtiges Projekt<br />

ausführen zu dürfen. Zumal es auch für das Land Norwegen<br />

ein Imageprojekt ist, wenn man die exponierte Lage,<br />

die extremen Bedingungen für den Bau <strong>und</strong> den multikulturellen<br />

Hintergr<strong>und</strong> der Region bedenkt. Interessanterweise<br />

war das Projekt ursprünglich gar nicht in Modulbauweise<br />

ausgeschrieben. Doch gerade an diesem Einsatzort<br />

kommen die Vorteile der Cadolto Modulbauweise voll zum<br />

Tragen: vor allem die enorme Zeitersparnis <strong>und</strong> Witterungsunabhängigkeit<br />

unserer nahezu komplett im Werk<br />

vorgefertigten Raummodule.<br />

Cadolto gilt als Marktführer im Modulbau für den medizinischen<br />

Bereich. Bleiben denn für diese Kernkompetenz<br />

überhaupt genug Kapazitäten angesichts des aktuell riesigen<br />

Bedarfs an Flüchtlingsunterkünften?<br />

Michael Schäffler: In der Tat erleben wir in diesem Bereich<br />

eine noch nie dagewesene Anfragenflut. Dieser Herausforderung<br />

stellen wir uns, da sehen wir uns in der Pflicht <strong>und</strong><br />

haben anlässlich der Flüchtlingskrise sogar ein sehr erfolgreiches<br />

neues Produktprogramm – „Social Homes“ – entwickelt.<br />

Unser strategischer Fokus ist <strong>und</strong> bleibt aber der<br />

medizinische Bereich, insbesondere der Bau von Kliniken,<br />

Bild 1. Das BioMedizinZentrumDortm<strong>und</strong> (BMZ) bietet jungen Unternehmen sowie<br />

Start-ups aus den Bereichen Biomedizin, Bioinformatik, Proteomik sowie Biomikrostrukturtechnik<br />

eine attraktive Infrastruktur, um ihre Ideen <strong>und</strong> Konzepte umzusetzen<br />

78 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Modulbauweise<br />

gen <strong>und</strong> Integration eine Wohn- <strong>und</strong> Schlaffläche von mindestens<br />

7 m 2 pro Person, die „Social Homes“ bieten knapp<br />

zehn <strong>und</strong> darüber hinaus durchdachte Gr<strong>und</strong>risse, Tageslichteintrag<br />

<strong>und</strong> ein gutes Wohnambiente.<br />

Vielerorts hört man auch Klagen über explodierende Preise<br />

in der Baubranche?<br />

Bild 2. SALSA School of Analytical Sciences Adlershof in Berlin-Adlershof – deutschlandweit<br />

einziges Exzellenzprojekt im Bereich der interdisziplinären analytischen Wissenschaften<br />

<br />

(Foto: Antje Dittmann))<br />

den längerfristigen Verbleib <strong>und</strong> der Möglichkeit einer anderweitigen<br />

Nachnutzung, z. B. als Hotels, Jugendherbergen<br />

oder – stark im Kommen – Hostels. Sie müssen sich<br />

einmal vorstellen, dass wir als einziges Unternehmen sogar<br />

eine Rücknahme anbieten. Diese beinhaltet Rückbau <strong>und</strong><br />

Wiederverwendung. Nachhaltiger <strong>und</strong> besser planbar für<br />

K<strong>und</strong>en geht es doch gar nicht.<br />

Wie kann man sich dieses Gebäudekonzept vorstellen?<br />

Michael Schäffler: Es handelt sich um Stahlkonstruktionen,<br />

die mit Gipsfaserplatten verkleidet <strong>und</strong> nach den aktuellen<br />

Energieeinsparverordnungen mineralisch gedämmt<br />

werden. Die Module entsprechen den geltenden Brandschutzanforderungen<br />

<strong>und</strong> sind komplett aus nicht brennbaren<br />

Materialien gefertigt. Die Gemeinschaftsunterkünfte<br />

verfügen über Schlafräume für zwei bis vier Personen mit<br />

Aufenthaltsgelegenheit <strong>und</strong> einem zentralen Sanitärkern.<br />

In die Appartements der Familienunterkünfte sind eine<br />

Küche <strong>und</strong> ein dezentraler Sanitärkern integriert. Darin<br />

können bis zu 70 Personen untergebracht werden. Übrigens<br />

empfiehlt die Arbeitsgemeinschaft für Flüchtlingsfra-<br />

Michael Schäffler: Solche Gerüchte geistern umher, aber<br />

dem muss ich ganz klar widersprechen. Was uns betrifft:<br />

Wir liefern weiterhin zum garantierten Festpreis. Das ermöglicht<br />

unsere Philosophie der weitreichenden Vorfertigung<br />

<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Kalkulationssicherheit.<br />

90 % der Arbeiten werden bereits im Werk unabhängig von<br />

äußeren Einflüssen erbracht, kein anderes vergleichbares<br />

Unternehmen weltweit erreicht einen derart weitgehenden<br />

Vorfertigungsgrad.<br />

Welche Projekte haben Sie denn in Ihrer „Paradedisziplin“<br />

gerade in Arbeit?<br />

Michael Schäffler: Derzeit bauen wir zum Beispiel zwei<br />

Hybrid-OPs, einen in Düsseldorf <strong>und</strong> einen in Lugano<br />

(Schweiz). Das stellt momentan den höchsten Anspruch<br />

im OP-Bau dar. Für viele ist dies der OP-Saal der Zukunft.<br />

Unsere vielleicht bemerkenswerteste Innovation der letzten<br />

Jahre. Darüber hinaus bauen wir derzeit ein 11.000 m 2<br />

großes Interimsgebäude für das Wiener Wilhelminenspital.<br />

Neben der Pathologie <strong>und</strong> acht OP-Sälen umfasst das Gebäude<br />

auch 1.400 m 2 Laborbereich. So flexibel wie unsere<br />

Produkte sind auch unsere Finanzdienstleistungen, denn<br />

das Gebäude ist vermietet <strong>und</strong> wird von uns nach Ende<br />

der Laufzeit ganz unkompliziert wieder abgebaut <strong>und</strong> zurück<br />

genommen.<br />

Die Betreiber von Kliniken oder anderen medizinischen<br />

Einrichtungen müssen sich also keine Sorgen um ihre<br />

Bauvorhaben machen?<br />

Michael Schäffler: Ganz im Gegenteil. Das ist <strong>und</strong> bleibt<br />

sprichwörtlich eine Herzensangelegenheit <strong>und</strong> wir sind uns<br />

auch hier unserer Verantwortung durchaus bewusst.<br />

Cadolto ist der weltweit führende Spezialist für die Erstellung<br />

komplexer, technisch anspruchsvoller Gebäude in<br />

modularer Bauweise – insbesondere in den Kernbereichen<br />

Krankenhaus- <strong>und</strong> Laborbau. Der hohe Grad der industriellen<br />

Gebäudefabrikation ermöglicht die schnelle <strong>und</strong><br />

schlüsselfertige Realisierung kompletter Bauvorhaben bei<br />

nahezu störungsfreiem laufendem Betrieb. Das mittelständische<br />

Unternehmen mit Stammsitz in Cadolzburg/Mittelfranken<br />

wurde 1890 gegründet <strong>und</strong> beschäftigt derzeit ca.<br />

400 qualifizierte Mitarbeiter. Es verfügt über eigene, international<br />

verteilte Standorte <strong>und</strong> Produktionswerke sowie<br />

ein flächendeckendes Vertriebs- <strong>und</strong> Beratungsnetz.<br />

Bild 3. Das Biotechnologiezentrum Münster (BioZ) wird von der Technologieförderung<br />

Münster GmbH betrieben<br />

(Fotos 1 <strong>und</strong> 3: CADOLTO)<br />

Weitere Informationen:<br />

CADOLTO Fertiggebäude GmbH & Co. KG<br />

Wachendorfer Straße 34, 90556 Cadolzburg bei Nürnberg<br />

Tel. (09103) 502-0, Fax (09103) 502-120<br />

info@cadolto.com, www.cadolto.com<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

79


Innenausbau/Klima- <strong>und</strong> Lüftungstechnik<br />

Hohe Anforderungen an die Klima- <strong>und</strong> Lüftungstechnik in <strong>Forschungs</strong><strong>und</strong><br />

<strong>Laborbauten</strong><br />

Der Lufttechnik in sensiblen Bereichen wie Laboratorien, Krankenhäusern,<br />

<strong>Forschungs</strong>instituten, Tierställen oder in der Reinraumtechnik<br />

kommt eine entscheidende Bedeutung zu. Ohne<br />

eine funktionierende <strong>und</strong> verlässliche Lüftungstechnik wären<br />

diese Bereiche nicht ordnungsgemäß zu betreiben.<br />

Gebäude zur wissenschaftlichen Forschung erfordern besonders<br />

komplexe Planungsprozesse. Zum einen sind Bereiche<br />

unterschiedlichster Nutzung (Labore, Geräteräume,<br />

Lagerräume, Büros) mit unterschiedlichen Lüftungsanforderungen<br />

zu berücksichtigen. Zum anderen wird in Laboren<br />

mit ges<strong>und</strong>heitsgefährdenden oder gefährlichen Stoffen gearbeitet,<br />

sodass an die Klimatisierungs- <strong>und</strong> Lüftungstechnik<br />

die höchsten Anforderungen gestellt werden, um den Schutz<br />

des Laborpersonals <strong>und</strong> der Umwelt zu gewährleisten.<br />

Der Schutz des Menschen steht im Vordergr<strong>und</strong><br />

Ob bei der Arbeit am Laborabzug oder am Schreibtisch –<br />

eine flexible raumlufttechnische Anlage muss neben der<br />

Sicherheit auch für das maximale Wohlbefinden des Laborpersonals<br />

Sorge tragen. Der Einfluss der Raumluftqualität<br />

auf Motivation, Wohlbefinden <strong>und</strong> Akzeptanz der Arbeitsstätte<br />

ist nicht zu unterschätzen. Untersuchungen zeigen,<br />

dass mit einer zunehmenden Frischluftzufuhr Produktivität<br />

<strong>und</strong> Zufriedenheit signifikant steigen <strong>und</strong> gute Luft dazu<br />

führt, dass weniger Allergien, Infektionen <strong>und</strong> deshalb<br />

krankheitsbedingte Fehlzeiten auftreten.<br />

In Laboren geht es primär um die Abfuhr von Gefahrstoffen.<br />

Schadstoffbeladene Luft muss ausreichend verdünnt,<br />

gereinigt <strong>und</strong> gezielt aus dem Gebäude geleitet werden.<br />

Dies gilt für die Raumluft ebenso wie für Sonderabluft,<br />

wie z. B. die Abluft von Laborabzügen oder Geräten. Dabei<br />

müssen folgende Aspekte sichergestellt werden:<br />

––<br />

Verdünnung <strong>und</strong> Abführung möglicherweise freigesetzter<br />

Gefahrstoffe im Laborabzug <strong>und</strong> im Labor, um Ges<strong>und</strong>heitsgefährdungen<br />

über die Atemluft zu vermeiden<br />

(Einhaltung der MAK-Werte)<br />

Bild 1. Hochschule Rhein-Waal, Kamp-Lintfort: Fünf neue Gebäude auf 19.000 m 2 Fläche<br />

mit sieben Hörsälen sowie Seminarräumen, Laboren <strong>und</strong> PC-Pools bieten 2.000 Studierenden<br />

exklusive Lernräume<br />

Bild 2. Die Labore stellen an die raumlufttechnische Planung komplexe Anforderungen<br />

––<br />

Einhaltung einer definierten Raumluftbilanz zum Schutz<br />

angrenzender Gebäudebereiche<br />

––<br />

Frischluftzufuhr unter Einhaltung der Behaglichkeitskriterien<br />

nach EN 15251.<br />

Speziell am Laborabzug sind dabei folgende Punkte in Betracht<br />

zu ziehen:<br />

––<br />

Rückhaltevermögen: Laborabzüge müssen verhindern,<br />

dass Gase, Dämpfe oder Stäube in gefährlicher Konzentration<br />

aus dem Inneren des Abzugs ins Labor gelangen<br />

können<br />

––<br />

Spülung: Abzüge müssen verhindern, dass sich in ihrem<br />

Innern eine zündfähige (explosionsfähige) Atmosphäre<br />

bilden kann<br />

––<br />

Spritz- <strong>und</strong> Splitterschutz: Abzüge müssen verhindern,<br />

dass Mitarbeiter durch Spritzer oder umherfliegende<br />

Teile zu Schaden kommen.<br />

Letzteres ist durch die Bauart des Abzugs sicherzustellen.<br />

Für die ersten beiden Punkte ist die lufttechnische Regelung<br />

verantwortlich. Deshalb kommt der Laborabzugsregelung<br />

auch die zentrale Aufgabe zu, die Anforderungen, in<br />

Europa gemäß EN 14175 Laborabzugsnorm, zuverlässig<br />

<strong>und</strong> effizient zu erfüllen.<br />

Bei den typischen Prämissen für die Planung eines<br />

<strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> Laborgebäudes sind insbesondere für die<br />

Planung eines Luft-Management-Systems die Parameter<br />

Luftvolumenstrom <strong>und</strong> Druckdifferenz wichtig.<br />

Die Luftvolumenströme ergeben sich aus dem Abluftverbrauch,<br />

wobei dieser die erforderliche Höhe der Zuluftvolumenströme<br />

bestimmt. Die Abluftvolumenströme sind<br />

abhängig von der Art <strong>und</strong> Größe des Laborraums <strong>und</strong> den<br />

eingesetzten Laborabzügen <strong>und</strong> Absaugvorrichtungen. Die<br />

genau einzuhaltenden Luftwechselraten sind in den jeweiligen<br />

Landesnormen definiert. In Deutschland gilt hier die<br />

DIN 1946-7, welche bei Laborbetrieb einen Mindestabluftvolumenstrom<br />

von 25 (m 3 /h)/m 2 empfiehlt. Bei Nichtbelegung<br />

des Labors ist ein reduzierter Raumluftwechsel möglich.<br />

80 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Innenausbau/Klima- <strong>und</strong> Lüftungstechnik<br />

Bild 3. Das Lüftungssystem sorgt für ein angenehmes Arbeitsklima in den Räumen <strong>und</strong><br />

Sälen <strong>und</strong> für die optimale Belüftung der Labore zum Schutz der Menschen<br />

In Laboratorien, <strong>Forschungs</strong>gebäuden <strong>und</strong> ähnlichen<br />

Einrichtungen, wie z. B. Reinräumen, müssen durch die<br />

Raumlufttechnik unterschiedliche Druckverhältnisse geschaffen<br />

werden, oder anders ausgedrückt, es müssen<br />

Druckdifferenzen bestehen. Durch die Druckdifferenzen<br />

wird der Austritt von Stoffen aus dem Labor oder der Eintritt<br />

in das Labor unterb<strong>und</strong>en. Um die geforderten Druckverhältnisse<br />

zu gewährleisten, gibt es zwei Lösungsansätze:<br />

––<br />

konstante Zuluft-Abluft-Differenz, wodurch eine Nachströmung<br />

<strong>und</strong> damit Aufrechterhaltung der Differenz<br />

über Raumleckagen erfolgt<br />

––<br />

eine Raumdruckregelung, die einen vorgegebenen Raumdruckwert<br />

einhält.<br />

Entsprechend den Normen ergeben sich sehr hohe Luftwechsel:<br />

ca. 150- bis 200-fach in Laborabzügen <strong>und</strong> beispielsweise<br />

ein 8-facher Luftwechsel im Raum. Umso<br />

wichtiger, dass das Luft-Management auf sich ändernde<br />

Nutzungsbedingungen reagiert, damit die Energiekosten<br />

optimiert werden. Um den Energieeinsatz im Labor so effizient<br />

wie möglich zu gestalten <strong>und</strong> die hohen Betriebskosten<br />

spürbar zu senken, müssen Volumenströme auf das<br />

notwendige Minimum zurückgeführt werden. Der Aufwand<br />

für Luftaufbereitung <strong>und</strong> -transport sollte so effizient<br />

wie möglich gestaltet werden. Luft-Management-Systeme<br />

erreichen durch eine intelligente, bedarfsgerechte Volumenstromregelung<br />

einen hohen Effizienzgrad bei gleichzeitiger<br />

Aufrechterhaltung der Schutzziele. Die Anlagen arbeiten<br />

nur dann im Vollbetrieb, wenn im Labor auch gearbeitet<br />

wird. In der übrigen Zeit werden sie i. d. R. mit einem verminderten<br />

Luftwechsel gefahren. Zur Einhaltung der Komfortkriterien<br />

kann es hierbei notwendig werden, einzelne<br />

Durchlässe zur Einhaltung der Mindestaustrittsgeschwindigkeit<br />

abzusperren.<br />

Neben der reinen Luftvolumenstromanpassung dient<br />

auch eine intelligente Philosophie zur Anpassung der Ventilatordrehzahl<br />

diesem Zweck. Durch die Weitergabe der<br />

Klappenstellung an die Gebäudeleittechnik oder direkt an<br />

das RLT-Gerät lassen sich die Drehzahlen der Ventilatoren<br />

gemäß der Anlagenkennlinie <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>en hohe<br />

Energieeinsparungen erreichen.<br />

Die raumlufttechnische Anlage muss sozusagen die<br />

Quadratur des Luftkreislaufes lösen <strong>und</strong> eine Balance zwischen<br />

effektiver Luftverteilung, Energieeffizienz der Anlage<br />

<strong>und</strong> Sicherheit <strong>und</strong> Komfort für den Menschen am Arbeitsplatz<br />

halten. Das Luft-Management-System ist modular aufgebaut,<br />

sodass es sich auch bei Erweiterungen von Laboren<br />

oder aber sich verändernden Bedingungen flexibel anpassen<br />

lässt.<br />

Intelligente <strong>und</strong> einfache Vernetzung bis hin<br />

zur Gebäude leittechnik<br />

Um die Sicherheit <strong>und</strong> den Komfort in Laboratorien zu<br />

jedem Zeitpunkt sicherzustellen, werden die Komponenten<br />

eines raumlufttechnischen Systems miteinander vernetzt.<br />

Ein intelligentes Luft-Management kann somit alle<br />

relevanten Daten erfassen, auswerten <strong>und</strong> für die Regelung<br />

des Systems nach vorgegebenen Parametern sorgen.<br />

Eine Raumdruckregelung ist immer dann vorzuziehen,<br />

wenn die betreffenden Räume hohe Dichtigkeiten aufweisen,<br />

d. h. ein Nachströmen von Luft in ausreichendem<br />

Ausmaß kann nicht durch Raumleckagen erfolgen. Infolgedessen<br />

sind die Differenzen zwischen Zu- <strong>und</strong> Abluftvolumenstrom<br />

so gering, dass eine reine Volumenstromdifferenzregelung<br />

auf Gr<strong>und</strong> der üblichen Toleranzen<br />

nicht mehr möglich ist. Zudem sind für einige Laborbereiche<br />

(Sicherheitslaborstufen S3, S4) Raumdruckregelungen<br />

zwingend vorgeschrieben.<br />

Energieeffiziente bedarfsgeregelte Lüftung<br />

Bild 4. Alle Labore wurden mit dem speziell für solche Räume entwickelten Luft-<br />

Management-System von TROX (LABCONTROL) ausgestattet<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

81


Innenausbau/Klima- <strong>und</strong> Lüftungstechnik<br />

Bild 5. Effiziente raumlufttechnische Anlage dank perfekt aufeinander abgestimmter Komponenten: Der TROX Leistungsumfang für <strong>Forschungs</strong>-<strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong> umfasst Komponenten,<br />

Geräte <strong>und</strong> Systeme (LABCONTROL) <br />

(Fotos/Grafik: TROX)<br />

Dank des Kommunikationssystems mit Plug & Play<br />

können alle Systemkomponenten sofort nach Einbau miteinander<br />

kommunizieren, ohne dass eine Adressierung notwendig<br />

wird. Die Komponenten sind hierzu so aufeinander<br />

abgestimmt, dass alle Bausteine des Systems wie Zahnräder<br />

in einem Getriebe ineinander greifen. Der modulare Aufbau<br />

der Hardware ermöglicht hier eine projektspezifische Anpassung,<br />

die alle Erfordernisse abdeckt. Steckerfertige Anschlüsse<br />

kombinieren einfache Installation mit flexibler<br />

Erweiterbarkeit. So kann nach erfolgter Inbetriebnahme<br />

eine Erweiterung um zusätzliche Systemkomponenten erfolgen,<br />

die dann automatisch erkannt <strong>und</strong> integriert werden.<br />

Um das raumlufttechnische Gesamtsystem eines Gebäudes<br />

in seiner Regel- <strong>und</strong> Steuerbarkeit noch einfacher<br />

<strong>und</strong> problemlos zu gestalten, fungiert das RLT-Gerät idealerweise<br />

als Zentrale der Automationsebene. Alle Lüftungskomponenten<br />

des Luft-Management-Systems sind somit<br />

mit dem zentralen RLT-Regelsystem verb<strong>und</strong>en, das autark<br />

als Leitstelle in kleineren Gebäuden arbeiten oder dank<br />

modularer Adapter für alle gängigen Bussysteme problemlos<br />

an die Gebäudeleittechnik angeb<strong>und</strong>en werden kann.<br />

Fazit<br />

Die Anforderungen an eine energieeffiziente Klimatisierungs-<br />

<strong>und</strong> Raumlufttechnik lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

––<br />

Bilanzierung der Zu- <strong>und</strong> Abluftvolumenströme<br />

––<br />

bedarfsgeführte Anpassung der Luftvolumenströme an<br />

die Nutzung der Räume<br />

––<br />

automatischer hydraulischer Abgleich der Volumenströme<br />

––<br />

Anpassung der Ventilatordrehzahlen an den Luftbedarf<br />

durch intelligente Auswertung der Systemparameter an<br />

jeder lufttechnischen Komponente, dadurch Minimierung<br />

der Druckverluste an den Drosselelementen<br />

––<br />

Kommunikation zwischen allen Gewerken <strong>und</strong> Komponenten<br />

der Anlage<br />

––<br />

problemlose Anbindung an die GLT verschiedenster<br />

Hersteller durch flexibel anpassbare Schnittstellen.<br />

Um das komplexe raumlufttechnische Gesamtkonzept für<br />

Laborgebäude zu realisieren, das höchste Sicherheits- <strong>und</strong><br />

Komfortansprüche gleichermaßen erfüllt, ist die enge Zusammenarbeit<br />

von Planern, Anlagenbauern, Nutzern <strong>und</strong><br />

Herstellern bereits in der Planungsphase ratsam. So kann<br />

vorausschauend geplant werden, <strong>und</strong> es ist sichergestellt,<br />

dass die Anlage sicher <strong>und</strong> zuverlässig arbeitet <strong>und</strong> den<br />

individuellen Anforderungen gerecht wird. Praktische Planungshilfen<br />

bietet die anwendungsorientierte Broschüre<br />

„Sicheres Klima- <strong>und</strong> Luftmanagement für Laboratorien“.<br />

Stefan Lange, Funktionsbereichsleiter Produktmanagement<br />

Regeltechnik <strong>und</strong> Akustik, TROX GmbH<br />

Weitere Informationen:<br />

TROX GmbH<br />

Heinrich-Trox-Platz, 47504 Neukirchen-Vluyn<br />

Tel. (02845) 202-0, Fax (02845) 202-265<br />

trox@trox.de, www.trox.de<br />

82 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Baustatik Baupraxis<br />

Bücher <strong>und</strong> Zeitschriften – ein Überblick<br />

Baustatik<br />

Gr<strong>und</strong>lagen – Stabtragwerke –<br />

Flächentragwerke<br />

Theory of Structures<br />

F<strong>und</strong>amentals, Framed Structures,<br />

Plates and Shells<br />

The History of the Theory<br />

of Structures<br />

From Arch Analysis to Computational<br />

Mechanics<br />

Der Turm <strong>und</strong> die Brücke<br />

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ren <strong>und</strong> nichtlinearen<br />

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Band 1: Mauerwerkskonstruktionen<br />

Statische Beurteilung<br />

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1036256_dp


Innenausbau/Klima- <strong>und</strong> Lüftungstechnik<br />

Kautschuk für alle Einsatzbereiche<br />

Im Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) werden<br />

u. a. Instrumente für internationale Weltraummissionen, wie<br />

etwa die ESA-Mission Rosetta, entwickelt <strong>und</strong> gebaut. Seit 2014<br />

sind die mehr als 300 Mitarbeiter des MPS in einem neuen Gebäude<br />

auf dem Nordcampus der Universität Göttingen untergebracht.<br />

Entworfen wurde der Neubau vom Aachener Ingenieur<br />

<strong>und</strong> Architekturbüro Carpus + Partner. Nicht zum ersten Mal entschied<br />

sich die Max-Planck-Gesellschaft für Bodensysteme aus<br />

Kautschuk von nora systems. Denn diese bieten Funktionalität,<br />

Sicherheit <strong>und</strong> Design über alle Einsatzbereiche hinweg. Im Institut<br />

liegen nun auf fast 10.000 m 2 nora Böden – vom Labor bis zur<br />

Kita.<br />

Bei der Innenausstattung des Neubaus standen mehrere<br />

Aspekte im Vordergr<strong>und</strong>. Die verwendeten Baumaterialien<br />

sollten hochwertig <strong>und</strong> langlebig sein, aber auch die zeitgemäße<br />

Optik des <strong>Forschungs</strong>gebäudes unterstützen. Im<br />

Neubau des MPS, in dem Labore, Reinräume, Werkstätten,<br />

Bibliothek, Hörsaal, Kindertagesstätte <strong>und</strong> Gästewohnungen<br />

untergebracht sind, kommen deshalb gleich vier<br />

verschiedene nora Produkte zum Einsatz. „Die nora Böden<br />

bieten zum einen ein hohes Maß an Funktionalität<br />

<strong>und</strong> Sicherheit“, sagt Architekt Albert Borucki, zuständiger<br />

Projektleiter bei Carpus + Partner. „Darüber hinaus<br />

eröffnen sie durch die Vielzahl von Farben <strong>und</strong> Oberflächenstrukturen<br />

zahlreiche Gestaltungsoptionen.“<br />

Beste Akustikeigenschaften<br />

Bild 2. Die Kautschukböden sind absolut widerstandsfähig <strong>und</strong> pflegeleicht<br />

(Fotos: Marcus Ebener)<br />

Ein Beispiel für die gelungene Synthese zwischen Optik<br />

<strong>und</strong> Funktion ist norament serra. „Für die viel frequentierte<br />

Eingangshalle haben wir nach einer kostengünstigen<br />

Alternative zum ursprünglich vorgesehenen Granitboden<br />

gesucht“, berichtet Diplom-Ingenieurin Margarete Steinfadt,<br />

Leiterin Gebäude- <strong>und</strong> Betriebstechnik beim Max-<br />

Planck-Institut Göttingen. Norament serra war hier die<br />

ideale Wahl – <strong>und</strong> das gleich in mehrfacher Hinsicht. Mit<br />

seinem Schieferdesign besitzt der Boden die Anmutung<br />

von Naturstein, bietet aber alle Vorteile des Materials Kautschuk.<br />

So mindert er den Trittschall erheblich <strong>und</strong> sorgt<br />

auf diese Weise trotz der Höhe des Foyers für eine gute<br />

Akustik.<br />

Hoher ergonomischer Komfort<br />

Wichtig war für die Nutzer auch die Ergonomie der Kautschukböden:<br />

Durch ihre Dauerelastizität bieten sie einen<br />

hohen Geh- <strong>und</strong> Stehkomfort – Rücken <strong>und</strong> Gelenke werden<br />

geschont, so dass der Körper nicht so schnell ermüdet<br />

wie auf härteren Untergründen. „Die nora Böden lassen sich<br />

sehr angenehm begehen“, bestätigt die Diplom-Ingenieurin.<br />

Vor allem für die Mitarbeiter in den Laboren, die bei ihrer<br />

Tätigkeit lange stehen müssen, ist dies ein großer Vorteil.<br />

Robust <strong>und</strong> pflegeleicht<br />

In den Büros, der Kindertagesstätte <strong>und</strong> den Gästewohnungen<br />

liegt noraplan unita. „Der Boden hat uns mit seinem<br />

innovativen Design begeistert“, sagt Architekt Borucki.<br />

Bei dem mit dem red dot award ausgezeichneten Produkt<br />

sind Granitsplitter in den Kautschuk integriert, die das<br />

Licht je nach Einfallswinkel reflektieren. Die Labore <strong>und</strong><br />

Reinräume wurden mit noraplan sentica ausgestattet, zum<br />

Teil in elektrostatisch ableitender Qualität. Durch das zurückhaltende<br />

Design erscheint die Bodenfläche nahezu<br />

unifarben, die Räume wirken einladend <strong>und</strong> wohltuend<br />

ruhig. Gleichzeitig kaschiert die harmonische Granulateinstreuung<br />

wirkungsvoll Anschmutzungen. „Die Kautschukböden<br />

sind absolut widerstandsfähig <strong>und</strong> pflegeleicht“,<br />

sagt Architekt Borucki. Weil sie außerdem leicht <strong>und</strong> wirtschaftlich<br />

zu reinigen sind, eignen sie sich perfekt für vielfrequentierte<br />

Gebäude wie das MPS.<br />

Bild 1. In der stark frequentierten Eingangshalle mindert norament serra den Trittschall<br />

erheblich <strong>und</strong> sorgt so trotz der Höhe des Foyers für eine gute Akustik<br />

Weitere Informationen:<br />

nora systems GmbH<br />

Höhnerweg 2–4, 69469 Weinheim<br />

Tel. (06201) 80 5666, Fax (06201) 88 3019<br />

info-de@nora.com, www.nora.com/de<br />

84 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Sicherheit/Brandschutz<br />

Entwicklung einer HPLC Service Station<br />

Wirtschaftliches Arbeiten, ökologische Unbedenklichkeit, größtmöglicher<br />

Arbeitsschutz <strong>und</strong> größtmögliche Arbeitssicherheit<br />

sowie optimale Komfortkriterien charakterisieren heute das<br />

Arbeiten im Labor. Gerade bei der Entwicklung von Sicherheitsschränken<br />

sind daher nicht nur Sicherheitsvorschriften relevant,<br />

sondern die Schränke sollen auch den gestiegenen Ansprüchen<br />

der Nutzer gerecht werden, wie die Entwicklung der HPLC Service<br />

Station für die Hochleistungsflüssigkeitschromatographie<br />

beispielhaft belegt.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> stetiger Effizienzsteigerungen, Kostenminderungen<br />

<strong>und</strong> steigendem Umweltbewusstsein gewinnt<br />

nachhaltiges Arbeiten im Labor immer mehr an<br />

Bedeutung. Geringere Emissionen in die Atmosphäre, den<br />

Boden <strong>und</strong> die Gewässer reduzieren Umweltbelastungen<br />

maßgeblich. Auch im Chromatographielabor gilt es, die<br />

Freisetzung von Schadstoffen in die Umwelt zu minimieren<br />

bzw. zu verhindern. Die von DÜPERTHAL entwickelte<br />

HPLC Service Station erfüllt dabei alle Voraussetzungen<br />

für die Lagerung <strong>und</strong> Handhabung von Lösungs- <strong>und</strong><br />

Laufmitteln für die verschiedensten Chromatographiesysteme.<br />

Aktive <strong>und</strong> passive Lagerung<br />

Die Lagerung von brennbaren Flüssigkeiten <strong>und</strong> Feststoffen,<br />

Gefahrstoffen <strong>und</strong> Chemikalien ist in verschiedenen<br />

Gesetzen geregelt, wie z. B. die Lagerung brennbarer Flüssigkeiten<br />

in der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV)<br />

oder den Technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS).<br />

Handelt es sich um die Lagerung original verpackter oder<br />

fest verschlossener Substanzen, deren Dämpfe im Regelfall<br />

nicht in die Atmosphäre gelangen, spricht man von passiver<br />

Lagerung. Die passive Lagerung in Sicherheitsschränken<br />

ist ausführlich in den Vorschriften TRGS 510 (vormals<br />

TRbF 20) geregelt. In der Praxis ist jedoch meist die aktive<br />

Lagerung Realität, wenn nämlich am Sicherheitsschrank<br />

Stoffe ab- <strong>und</strong> umgefüllt werden, mit Substanzen gearbeitet<br />

wird oder Abfallstoffe anfallen, die entsorgt werden<br />

müssen. Die aktive Lagerung umfasst demnach das Aufbewahren<br />

brennbarer Flüssigkeiten in ortsbeweglichen Gefäßen,<br />

die am Ort ihrer Lagerung ortsfest als Entnahme- <strong>und</strong><br />

Sammelbehälter benutzt oder zu sonstigen Zwecken geöffnet<br />

werden.<br />

Bild 1. Die HPLC Service Station erfüllt alle Voraussetzungen für die Lagerung <strong>und</strong><br />

Handhabung von Lösungs- <strong>und</strong> Laufmitteln für die verschiedensten Chromatographiesysteme<br />

Eine Schrankserie, die alle gesetzlichen Anforderungen<br />

erfüllt <strong>und</strong> besonderen Wert auf Bedienerfre<strong>und</strong>lichkeit<br />

legt, wurde von DÜPERTHAL mit der neuen TÜV-baumustergeprüften<br />

HPLC Service Station mit integriertem<br />

DISPOSAL UTS ergo line Sicherheitsschrank entwickelt.<br />

Dieses besondere Einrichtungsobjekt erfüllt die verschiedensten<br />

Anforderungen <strong>und</strong> Arbeitsprozesse mit HPLC-<br />

Anlagen. Die HPLC Service-Station wurde speziell für<br />

aktive Lagerungsmöglichkeiten in unterschiedlichen Ausführungen<br />

entwickelt (Bild 1) <strong>und</strong> erlaubt den Betrieb von<br />

zwei HPLC-Anlagen sowie das Sammeln der HPLC-Abfälle<br />

über zwei Wochen bei einer Durchflussrate von 1 ml/<br />

min pro HPLC-Anlage. Um ein sicheres Sammeln von<br />

HPLC-Abfällen zu gewährleisten, verfügen alle Modelle<br />

der Schrankserie nach den gängigen Vorschriften<br />

TRGS 509 (vormals TRbF 30) <strong>und</strong> TRGS 526 (Laborrichtlinie)<br />

für die aktive Lagerung über eine optimierte Lüftung<br />

<strong>und</strong> eine erweiterte Erdung. Die Wirksamkeit der Lüftung<br />

sowie die Kontrolle der Abluft sind ein wichtiger Bestandteil<br />

zur Einhaltung des Explosionsschutzkonzeptes. Bei<br />

der aktiven Lagerung müssen Sicherheitsschränke zwingend<br />

an eine technische Lüftung angeschlossen <strong>und</strong> überwacht<br />

werden. So verfügen die neuen Sicherheitsschränke<br />

über eine effiziente Luftführung mit erhöhtem Abluftvolumenstrom,<br />

dessen dreifache Wirkung Sicherheit gewährleistet.<br />

Mit der Objektabsaugung werden Dämpfe <strong>und</strong><br />

Schadstoffe, die beim Umfüllen am Sammelbehälter entstehen<br />

können, direkt an der Entstehungsstelle sicher aufge-<br />

Entwicklung der HPLC Service Station<br />

Sie wünschen Sonderdrucke<br />

von einzelnen Artikeln aus einer<br />

Zeitschrift unseres Verlages?<br />

Bitte wenden Sie sich an: Janette Seifert<br />

Verlag Ernst & Sohn<br />

Rotherstraße 21, 10245 Berlin<br />

Tel +49(0)30 47031-292<br />

Fax +49(0)30 47031-230<br />

E-Mail Janette.Seifert@wiley.com<br />

www.ernst-<strong>und</strong>-sohn.de/sonderdrucke<br />

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Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

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85


Sicherheit/Brandschutz<br />

Bild 2. Objektabsaugung beim Umfüllen <strong>und</strong> Absaugung<br />

des Schrankinnenraums. Absperrhahn in tropffreier Ausführung<br />

Bild 3. Die neuartige Push-to-open-Flügeltürtechnik<br />

<strong>und</strong> die automatisch ausfahrenden Auszugswannen ermöglichen<br />

einen leichten Zugriff auf eingelagerte Medien<br />

<strong>und</strong> einen einfachen Wechsel der Kanister<br />

nommen (Bild 2). Zeitgleich greift als zweite Stufe des Sicherheitspaketes<br />

die Absaugung des gesamten Schrankinnenraumes.<br />

Zusätzlich sind alle Sockel mit einer<br />

permanenten Bodenabsaugung mit frontalen Abluftschlitzen<br />

ausgestattet. Mit Anschluss der Abluft werden automatisch<br />

Dämpfe <strong>und</strong> Schadstoffe, die sich am Boden sammeln,<br />

sicher aufgenommen <strong>und</strong> der Abluft zugeführt. Bei<br />

der aktiven Lagerung sind neben der TRGS 526 <strong>und</strong><br />

TRGS 509 noch zusätzliche Anforderungen aus den Richtlinien<br />

BGR 120, BGR 132 bzw. TRBS 2153 <strong>und</strong> DIN EN<br />

60079 10 zu berücksichtigen. Das Baumuster-Zertifikat zur<br />

geprüften Sicherheit vom TÜV Süd ist dabei ein wichtiger<br />

Baustein in der Gefährdungsanalyse <strong>und</strong> dem damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Explosionsschutzdokument.<br />

Ergonomisch <strong>und</strong> mobil<br />

Konstruktionstechnisch erlaubt der Toe-Kick-Sockel ergonomisches<br />

<strong>und</strong> rückenschonendes Arbeiten. Der Schrank<br />

ist nicht mehr frontbündig, der 85 mm hohe Sockel ist<br />

50 mm zurückgesetzt, was genügend Freiraum bietet, um<br />

ein Anstoßen der Füße zu vermeiden. Jetzt kann näher,<br />

MPS gibt zusätzliche Sicherheit<br />

Je nach Anforderungsprofil der Arbeitsprozesse ist es möglich,<br />

individualisierte Systemlösungen für Sicherheitsschränke<br />

zu entwickeln. Beispielhaft sind die eingebauten<br />

Tischdurchführungen für das Sammeln von HPLC-Abfällen.<br />

Der Schutz vor Überfüllung des Sammelbehälters im<br />

Sicherheitsschrank ist dabei ein wichtiger Bestandteil des<br />

Sicherheitskonzeptes. Das Modular-Protection-Sytem<br />

(MPS) gibt bei Überfüllungsgefahr ein Warnsignal aus.<br />

Optimale Übersicht <strong>und</strong> komfortables Handling<br />

Die neuartige komfortable Push-to-open-Flügeltürtechnik<br />

<strong>und</strong> die automatisch ausfahrenden Auszugswannen (Bild 3)<br />

ermöglichen einen leichten Zugriff auf eingelagerte Medien<br />

<strong>und</strong> einen einfachen Wechsel der Kanister. Zum Schutz vor<br />

unnötigen Verschmutzungen beim Wechseln ist der Absperrhahn<br />

tropffrei gefertigt. Das System bietet eine optimale<br />

Übersicht <strong>und</strong> ist im Brandfall über Thermoauslösung<br />

automatisch selbstschließend.<br />

Bild 4. Der Toe-Kick-Sockel erlaubt ergonomisches <strong>und</strong><br />

rückenschonendes Arbeiten (Fotos: DÜPERTHAL)<br />

86 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Sicherheit/Brandschutz<br />

standsicherer <strong>und</strong> bequemer an der neuen HPLC Service-<br />

Station gearbeitet werden (Bild 4). Die HPLC Service-Station<br />

kann auch mit einem Rollensatz ausgestattet werden,<br />

wodurch sie leichter in die vorhandene Ausstattung eingebaut<br />

werden kann.<br />

Dokumentation gibt Sicherheit – nicht nur für den Brandfall<br />

Im Brandfall gewähren die nach DIN EN 14470-1 baumustergeprüften<br />

Sicherheitsschränke der Serie DISPO-<br />

SAL UTS ergo line 90 Minuten Feuerwiderstandsfähigkeit.<br />

Darüber hinaus wurde die Modellreihe vom TÜV Süd mit<br />

dem High Quality-Gütesiegel für gehobene Ausführung,<br />

Benutzerfre<strong>und</strong>lichkeit <strong>und</strong> erhöhte Lebensdauer ausgezeichnet.<br />

Fazit<br />

Nur ein sicherer Arbeitsplatz in einer ökologisch <strong>und</strong> ökonomisch<br />

ausgerichteten Arbeitsumgebung ist nachhaltig.<br />

Im Kontext mit dem Nutzerverhalten stellt er die Voraussetzung<br />

für funktionales <strong>und</strong> zielgerichtetes Arbeiten im<br />

Labor dar. Zukunftsfähige Entwicklungen wie die HPLC<br />

Service Station gewinnen daher zunehmend an Bedeutung.<br />

Weitere Informationen:<br />

DÜPERTHAL Sicherheitstechnik GmbH & Co. KG<br />

Frankenstraße 3, 63791 Karlstein<br />

Tel. (06188) 91 39-0, Fax (06188) 9139-121<br />

info@dueperthal.com, www.dueperthal.com<br />

Brandschutzklappen in Laborabluft – eine alternative Betrachtungsweise<br />

Das Thema Brandschutzklappen beschäftigt die Fachwelt bereits<br />

einige Jahre. Es gibt diverse Stellungnahmen, Gutachten, Monitoring<br />

Programme usw., die belegen, dass die Verwendung der<br />

am Markt verfügbaren, aber nicht für Laborabluft zugelassene<br />

Brandschutzklappen, genauso sicher in belasteter wie in unbelasteter<br />

Abluft betrieben werden können. Unbeeindruckt von<br />

dieser Kenntnislage untersagen viele Genehmigungsbehörden<br />

den Einsatz von Brandschutzklappen in der Laborabluft mit der<br />

Begründung, dass es sich hier nicht um „atembare“ Luft handelt.<br />

Tabelle 1<br />

Tischabzug Raster 150<br />

Breite Innenraum(m) 1,46<br />

Tiefe Innenraum (m) 0,75<br />

Höhe Innenraum (m) 1,55<br />

Volumen/V A<br />

(m³)<br />

1,70<br />

Volumenstrom (m 3 /h)<br />

600<br />

Luftdichte (20°C) (kg/m 3 )<br />

1,20<br />

Massenstrom (g/s) 201<br />

Luftwechsel L (1/s) 0,098<br />

Einstrom dV ein<br />

/dt (m 3 /s)<br />

0,17<br />

Wenn der Einsatz von Brandschutzklappen für nicht atembare<br />

Luft nicht genehmigt wird, muss man einen genaueren<br />

Blick auf die tatsächliche Qualität der Abluft von Laborabzügen<br />

werfen. Laborabzüge werden mit einer mittleren<br />

Luftwechselrate von 400 m 3 /h pro lfd. m Abzugsbreite<br />

betrieben. Dass entspricht bei einem Tischabzug einem<br />

Luftwechsel von ca. 350 1/h. Ein Tischabzug mit einer<br />

Rasterbreite von 150 cm <strong>und</strong> einem von der Frontschieberstellung<br />

unabhängigem Luftvolumenstrom wird somit von<br />

einem Luftmassenstrom von ca. 720 kg/h durchströmt<br />

(s.0Tabelle 1).<br />

Als atembare Luft soll entsprechend des Schreibens<br />

des Ministeriums für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung<br />

<strong>und</strong> Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen vom<br />

03.12.2013 diejenige Luft gelten, deren Belastung mit<br />

Schadstoffen unterhalb der Arbeitsplatzgrenzwerte (AGW)<br />

liegt [1]. Der Arbeitsplatzgrenzwert ist der Grenzwert für<br />

die zeitlich gewichtete durchschnittliche Konzentration<br />

eines Stoffs in der Luft am Arbeitsplatz in Bezug auf einen<br />

gegebenen Referenzzeitraum. Er gibt an, bis zu welcher<br />

Konzentration eines Stoffs akute oder chronische schädliche<br />

Auswirkungen auf die Ges<strong>und</strong>heit von Beschäftigten<br />

im Allgemeinen nicht zu erwarten sind (GefStoffV<br />

03.02.2015 § 2, Absatz 8) [2].<br />

In vielen Anwendungsfällen werden Laborabzüge lediglich<br />

dazu genutzt, um ges<strong>und</strong>heitsschädliche Substanzen<br />

umzufüllen oder zu filtrieren. In Laboratorien der Lebenswissenschaften<br />

werden Reaktionen häufig sogar nur<br />

im Mikroliter-Maßstab angesetzt. Es ist also naheliegend<br />

anzunehmen, dass die Verdünnung der im Abzug verwendeten<br />

Gefahrstoffe so groß ist, dass am Stutzen der Laborabzüge<br />

die AGW nicht überschritten werden.<br />

Die Arbeiten sowie die verwendeten Stoffe, mit denen<br />

in den Abzügen umgegangen wird, sind in einer Betriebsbeschreibung<br />

<strong>und</strong> Gefährdungsbeurteilung zu dokumentieren.<br />

Hat man diese Angaben, ist man in der Lage, über<br />

Abschätzung, Berechnung <strong>und</strong>/oder experimentelle Versuche<br />

zu ermitteln, welcher Massenstrom an Schadstoffen an<br />

die Abluft des Abzuges emittiert wird.<br />

Am Beispiel des Neubaus des LKA Kiel wurde dieses<br />

Vorgehen praktiziert. Die verwendeten Chemikalien <strong>und</strong><br />

Arbeitsweisen sind gut dokumentiert. In Tabelle02 sind<br />

einige kritische Chemikalien sowie deren Stoffdaten, Art<br />

der Verwendung <strong>und</strong> AGW aufgeführt. Um die in der Abluft<br />

vorhandenen Konzentrationen der eingesetzten Gefahrstoffe<br />

zu ermitteln, wurden zunächst die Prozesse betrachtet.<br />

Auf Gr<strong>und</strong>lage dieser Prozesse wurden Annahmen<br />

für die Freisetzung dieser Stoffe in der Gasphase<br />

ermittelt. Aerosole wurden in den folgenden Beispielen<br />

nicht betrachtet. Folgende Prozesse wurden untersucht:<br />

Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

87


Sicherheit/Brandschutz<br />

Tabelle 2<br />

Substanz molare Masse Dampfdruck AGW [3] ÜF [3]<br />

Prozess<br />

M i<br />

(g/mol) p i<br />

(Pa) (ppm)<br />

Essigsäure (konz.)<br />

60,05 1600 25 2(I) Säure, Umfüllen<br />

HCl (konz.) w =37% 36,46 19000 3 [4]<br />

n/a Säure, Umfüllen<br />

HNO 3<br />

(konz.)<br />

63,01 5600 1 n/a Säure, Umfüllen<br />

NH 3<br />

(konz.) w =25%<br />

17,03 48300 20 2(I) Lauge, Umfüllen<br />

Acetanhydrid 102,09 500 5 [5] n/a Derivatisierungsreagenz, Verdunsten<br />

Aceton 58,08 24600 500 2(I) Lösemittel, Verdunsten<br />

Methanol 32,04 12900 200 4(II) Lösemittel, Verdunsten<br />

Diethylether 74,12 58600 400 1(I) Lösemittel/Extraktionsmittel, Verdunsten<br />

Dichlormethan 84,93 47000 50 2(II) halogeniertes Lösemittel, Verdunsten<br />

Chloroform 119,38 20900 0,5 2 (II) halogeniertes Lösemittel, Verdunsten<br />

Ethylacetat<br />

88,11 9800 400 2(I) Lösemittel, Verdunsten<br />

Acetonitril 41,05 9700 20 2(II) Lösemittel, Verdunsten<br />

Tabelle 3<br />

Tischabzug Raster 150<br />

Breite Innenraum(m) 1,46<br />

Tiefe Innenraum (m) 0,75<br />

Höhe Innenraum (m) 1,55<br />

Volumen/V A<br />

(m³)<br />

1,70<br />

Volumenstrom (m 3 /h)<br />

600<br />

Luftdichte (20°C) (kg/m 3 )<br />

1,20<br />

Massenstrom (g/s) 201<br />

Luftwechsel L (1/s) 0,098<br />

Einstrom dV ein<br />

/dt (m 3 /s)<br />

0,17<br />

1. Für die Herstellung verdünnter Säuren <strong>und</strong> Laugen aus<br />

konzentrierten Stammlösungen werden diese unter<br />

dem Abzug 20 ml aus 2-Liter-Gebinden umgefüllt, um<br />

anschließend durch Zugabe von Wasser die gewünschte<br />

Endkonzentration zu erhalten. Für die Modellrechnung<br />

wird angenommen, dass der Umfüllvorgang ca. 5 Sek<strong>und</strong>en<br />

dauert <strong>und</strong> dabei 20 ml der Gasphase in den<br />

Abzugsinnenraum entweichen.<br />

2. Derivatisierungsreagenzien wie Acetanhydrid werden<br />

in Mengen von bis zu 30 ml zu einem Probenmaterial<br />

gegeben <strong>und</strong> nach der stattfindenden Reaktion im<br />

Stickstroffstrom abgeblasen. Es werden bis zu 20 Proben<br />

gleichzeitig behandelt. Die vollständige Trocknung<br />

ist nach ca. 1 St<strong>und</strong>e erreicht.<br />

3. Unterschiedliche Lösungsmittel werden in Mengen bis<br />

zu 10 ml im Stickstroffstrom über eine St<strong>und</strong>e hinweg<br />

bis zur vollständigen Trocknung abgedampft. Dabei<br />

werden bis zu 10 Proben gleichzeitig bearbeitet.<br />

Um die im Abzug freiwerdenden Gaskonzentrationen abzuschätzen,<br />

wurden folgenden vereinfachten Annahmen<br />

getroffen:<br />

Die entstehenden Gase sind ideale Gase. Die Arbeiten<br />

finden bei Raumtemperatur statt. Die molare Masse <strong>und</strong><br />

der Dampfdrucks bei Raumtemperatur der jeweiligen Gefahrstoffe<br />

lassen sich aus der Literatur ermitteln. Hieraus<br />

lässt sich dann die jeweilige „Gasdichte“ im gesättigten<br />

Zustand ermitteln. Aus dieser wird dann wiederum der<br />

Massenstrom aus der Lösung berechnen. Der Anteil dieses<br />

Massenstroms am Gesamtmassenstrom der Abzugsabluft<br />

in ppm (parts per million) kann mit dem AGW verglichen<br />

werden. Ist er kleiner als der AGW, liegt „atembare“ Luft<br />

vor. Für die Stoffvolumina wurden in den oben genannten<br />

drei Fällen folgende Annahmen getroffen:<br />

1. Der Umfüllvorgang dauert ca. 5 Sek<strong>und</strong>en, wobei von<br />

der in der Flasche vorhandene Gasphase parallel ebenfalls<br />

20 ml entweichen.<br />

2. Es erfolgt keine Stoffumsetzung in der Derivatisierungsreaktion,<br />

d. h. das komplette Reagenz wird verdampft.<br />

3. Die Verdunstung der Substanz folgt einer linearen Abhängigkeit,<br />

vollständige Trocknung ist nach einer<br />

St<strong>und</strong>e erreicht.<br />

Die Ergebnisse der Berechnungen sind in Tabelle 3 ersichtlich.<br />

Um die Anwendbarkeit der Berechnungen zu überprüfen,<br />

wurden für konzentrierte Salzsäure sowie konzentrierte<br />

Ammoniaklösung parallel zur Berechnung experimentelle<br />

Verdunstungsversuche durchgeführt. Hierzu wurden<br />

einige Milliliter der Flüssigkeiten in einer Schale über<br />

einen definierten Zeitraum (5 Minuten) verdunstet <strong>und</strong> die<br />

Massenänderung mittels Wägung bestimmt. Das Ergebnis<br />

ist in Tabelle 4 zusammengefasst.<br />

Es zeigt sich bei einem Vergleich zwischen überschlägiger<br />

Berechnung <strong>und</strong> Experiment, dass die Emissionswerte<br />

der experimentellen Messung etwa um den Faktor<br />

10 geringer sind als die der überschlägigen Berechnung.<br />

Das erscheint schlüssig, da die Berechnung von einer gesättigten<br />

Gasphase ausgeht, die in der Realität aber nicht<br />

vorliegen dürfte. Ergibt also die einfache Modellrechnung<br />

eine Konzentration als nach AGW zulässig, kann davon<br />

ausgegangen werden, dass keine weiteren Untersuchungen<br />

unternommen werden müssen, da der reale Wert weit geringer<br />

ist.<br />

Tabelle 4<br />

Verdunstungsversuch<br />

HCl 37% NH 3<br />

25%<br />

M (g/mol) 36,46 17,03<br />

Versuchszeit (min) 5 5<br />

gemessener Massenverlust (mg) 28,0 168,8<br />

Massenverlust pro Zeit (mg/s) 0,093 0,563<br />

Massenstrom Abzugsluft (g/s) 200,7<br />

berchnete Konzentration am<br />

Abluftstutzen (ppm)<br />

0,465 2,804<br />

(Tabellen 1–4: www.labor-concept.de)<br />

88 Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong>


Sicherheit/Brandschutz<br />

Des Weiteren gilt, dass nach der TRGS 900 [3] die<br />

Konzentrationen von Stoffen in der Atemluft erheblichen<br />

Schwankungen unterworfen sein können. Daher werden<br />

die AGW durch sogenannte Kurzzeitwerte ergänzt. Diese<br />

ergeben sich aus dem Produkt von AGW <strong>und</strong> einem Überschreitungsfaktor,<br />

der bis zu einem Höchstwert von 8 reichen<br />

kann, d. h. der AGW darf in Einzelfällen kurzzeitig<br />

bis zum 8-Fachen erhöht sein. Weiterhin werden die Stoffe<br />

gemäß ihrer Toxizität in die zwei Kategorien I <strong>und</strong> II unterteilt<br />

(vgl. [3] <strong>und</strong> Tabelle 1). Bei Überschreitung des<br />

AGW entsprechend der Angabe in der TRGS 4x pro<br />

Schicht über 15 Minuten darf keine weitere Exposition erfolgen.<br />

In der Literatur finden sich auch komplexere Berechnungsmodelle<br />

für die Verdampfungsrate verschütteter Lösungen<br />

<strong>und</strong> Mischungen. Diese könnten zu einer exakteren<br />

Bestimmung der Chemikalienkonzentrationen im Abzug,<br />

z. B. auch im Havariefall, herangezogen werden [6].<br />

Die Ausführungen zeigen, dass man unter bestimmten<br />

Voraussetzungen davon ausgehen <strong>und</strong> mit vergleichbar<br />

einfachen Mitteln berechnen kann, dass die Schadstoffe in<br />

der Abluft von Laborabzügen soweit verdünnt werden,<br />

dass von „atembarer“ Luft ausgegangen werden kann.<br />

Das gilt sicher nicht für alle Anwendungsfälle. Für<br />

Syntheselabore wird sich der Nachweis schwer führen lassen.<br />

In Bereichen, in denen nur mit kleinen Mengen an<br />

Gefahrstoffen umgegangen wird, wie z. B. den Lebenswissenschaften,<br />

kann davon ausgegangen werden, dass<br />

„atembare“ Luft schon am Stutzen des Laborzuges vorherrscht<br />

<strong>und</strong> sich Brandschutzklappen bei Laborbauprojekten<br />

genehmigungskonform in das Brandschutzkonzept<br />

integrieren lassen.<br />

Literatur<br />

[1] Schreiben des Ministeriums für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung<br />

<strong>und</strong> Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

vom 03.12.2013.<br />

[2] Gefahrstoffverordnung vom 26.11.2010 (BGBl. I S. 1643,<br />

1644), zuletzt durch Artikel 2 der Verordnung vom<br />

03.02.2015 (BGBl. I S. 49) geändert.<br />

[3] TRGS 900 Ausgabe: Januar 2006 BArBl Heft 1/2006, S. 41–<br />

55, zuletzt geändert <strong>und</strong> ergänzt durch GMBl 2015, S. 1186–<br />

1189 vom 06.11.2015 (Nr. 60).<br />

[4] Eintrag zu Salzsäure in der GESTIS-Stoffdatenbank des<br />

IFA, abgerufen am 12. 07.2013.<br />

[5] Eintrag zu Acetanhydrid, CAS-Nr. 108-24-7 in der GESTIS-<br />

Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 07.01.2008.<br />

[6] The Annals of Occupational Hygiene, Vol. 45, No. 6,<br />

pp. 437–445, 2001.<br />

Weitere Informationen:<br />

LCI Labor Concept Ingenieurgesellschaft<br />

Dipl.-Chemiker Marc Studtmann, Dipl.-Ing. Marco Pleuß<br />

Munstermannskamp 1, 21335 Lüneburg<br />

Tel. (04131) 789 83 68, Fax (04131) 789 83 69<br />

info@labor-concept.de, www.labor-concept.de<br />

Labor Concept<br />

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Ernst & Sohn Special <strong>2016</strong> · <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

89


Sicherheit/Brandschutz<br />

Neuer Wandleser von SALTO<br />

SALTO hat mit dem XS4 2.0 Wandleser sein vielfältiges Produktportfolio<br />

weiter ausgebaut. Der neue Wandleser fügt sich nahtlos<br />

in das Design der XS4 2.0 Produktlinie ein <strong>und</strong> wartet darüber<br />

hinaus mit einer Fülle an Funktionen auf.<br />

Zusammen mit der ebenfalls kürzlich auf den Markt gekommenen<br />

XS4 2.0 Steuerung ist er über die Managementsoftware<br />

ProAccess SPACE steuerbar <strong>und</strong> bildet somit die<br />

Basis einer sicheren, flexiblen <strong>und</strong> effizienten SALTO Zutrittslösung.<br />

Der Wandleser ist speziell für Zugänge geeignet,<br />

an denen keine elektronischen Beschläge <strong>und</strong> Zylinder<br />

angebracht werden können oder sollen, z. B. Aufzüge,<br />

Schranken, Rollgitter, automatische Türsysteme oder Drehkreuzanlagen,<br />

oder an denen die Sicherheit durch ein Online-Zutrittskontrollsystem<br />

erhöht werden soll.<br />

Der Wandleser dient zum Lesen der auf dem Identmedium<br />

verschlüsselt gespeicherten Zutrittsberechtigungen<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig als Update-Terminal im SALTO Virtual<br />

Network (SVN). Er arbeitet mit diversen Identifikationstechnologien,<br />

wie Mifare DESFire EV1, <strong>und</strong> nutzt deren<br />

Sicherheitsmechanismen für eine verschlüsselte Datenübertragung.<br />

Außerdem unterstützt der Wandleser Bluetooth<br />

Low Energy (BLE) <strong>und</strong> Near Field Communications<br />

(NFC) <strong>und</strong> lässt sich daher mit den SALTO Mobile Solutions<br />

verwenden, die Smartphones in Zutrittskontrollumgebungen<br />

integrieren.<br />

Den neuen Wandleser gibt es in zwei Versionen (quadratisch<br />

<strong>und</strong> rechteckig) sowie in zwei Farben (weiß <strong>und</strong><br />

SALTO hat mit dem XS4 2.0 Wandleser sein vielfältiges Produktportfolio weiter ausgebaut<br />

– rechts die Variante mit kapazitivem Tastenfeld <strong>und</strong> drei unterschiedlichen Öffnungsmodi<br />

<br />

(Foto: SALTO Systems)<br />

schwarz). Die rechteckige Version ist mit Euro-Standard-<br />

Unterputzdosen kompatibel. Zusätzlich sind die beiden Versionen<br />

mit kapazitivem Tastenfeld erhältlich. Damit unterstützt<br />

der Wandleser dann drei Öffnungsmodi: Karte, Karte<br />

plus PIN oder Tür-Code. Neben der Tastaturbeleuchtung ist<br />

eine intelligente Hintergr<strong>und</strong>beleuchtung integriert, die sich<br />

am Umgebungslicht orientiert. Die Elektronik des Lesers ist<br />

komplett versiegelt, der Wandleser erreicht damit ein IP66-<br />

Rating. Er kann innen wie außen eingesetzt werden. Die<br />

Stromversorgung erfolgt über die XS4 2.0 Steuerung.<br />

Weitere Informationen:<br />

SALTO Systems GmbH<br />

42389 Wuppertal, Tel. (0202) 76 95 79-0<br />

info.de@saltosystems.com, www.saltosystems.de<br />

Impressum<br />

Ernst & Sohn Special: <strong>Forschungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Laborbauten</strong><br />

Verlag für Architektur <strong>und</strong> technische Wissenschaften GmbH & Co. KG<br />

Rotherstraße 21, 10245 Berlin,<br />

Tel. (030) 470 31-200, Fax (030) 470 31-270<br />

www.ernst-<strong>und</strong>-sohn.de<br />

Redaktion<br />

Simone von Schönfeldt, Berlin<br />

Rainer Bratfisch, Berlin<br />

Dr. Burkhard Talebitari (verantw.)<br />

Tel. (030) 470 31-273, Fax (030) 470 31-229<br />

btalebitar@wiley.com<br />

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Tel. (06201) 606-400, Fax (06201) 606-184, service@wiley-vch.de<br />

Einzelheft 25,– € inkl. MwSt. <strong>und</strong> Versand/Porto<br />

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Gestaltung/Satz:<br />

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Druck:<br />

Meiling Druck, Haldensleben<br />

© <strong>2016</strong> Wilhelm Ernst & Sohn Verlag für Architektur <strong>und</strong> technische<br />

Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin<br />

Die in dem Special veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Alle Rechte, insbesondere das des Nachdrucks <strong>und</strong> der Übersetzung in andere<br />

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