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trug er nur noch seine Socken und <strong>den</strong> extrem knappen Stringtanga. Wenn er geahnt<br />

hätte, dass er in einer anderen Welt aufwachte, dann hätte er sich etwas passender<br />

gekleidet. Doch auch diese Überlegung brachte ihm eine neue Erkenntnis. Er erinnerte sich<br />

an Roomers Reaktion auf seinen so unschicklichen Anblick. Dieser hatte sich kein bisschen<br />

daran gestört. Wenn man dies als Maßstab anlegte und dann noch die absurde Theorie<br />

aufstellte, dass alles, was in dieser Buchreihe stand, der Realität entsprach, dann konnte<br />

er nur in der Welt der Drachen, Magier und Menschen gelandet sein. Vor seinem inneren<br />

Auge entstand Roomers kräftiger Körper, viel helle Haut mit unzähligen Tattoos in<br />

schwarz, grau, braun und hellem, fast unscheinbarem, Gold. Steven erweiterte nun seine<br />

aufgestellte Hypothese und beurteilte <strong>den</strong> Muskelkerl erneut. Tätowierungen waren das<br />

dann wohl nicht, es waren Glyphen, also war Roomer ein Drache. Wenn man jetzt noch<br />

die Tatsache heranzog, dass er sich nicht mehr am Stand befand, sondern meilenweit<br />

davon entfernt, stützte dies seine Annahme. Okay, Roomer müsste demnach ein<br />

Feuerspucker sein.Ohne sich zu setzten streifte Steven seine vollkommen eingesauten<br />

Socken von <strong>den</strong> Füßen, zerrte sie wortwörtlich von seiner Haut und betrachtete sich seine<br />

zerschun<strong>den</strong>en Fußsohlen. Er hatte sich Blasen gelaufen und diese waren in <strong>den</strong> Stiefeln<br />

aufgeplatzt. Die Wundflüssigkeit hatte <strong>den</strong> Baumwollstoff regelrecht mit der Haut<br />

verschweißt und das eindringende Wasser aus dem Bayou hatte sein Übriges getan. Das<br />

sah nicht gut aus. Das Barfußlaufen auf diesem schmutzigen Untergrund konnte keine<br />

Verbesserung darstellen, zudem es auch noch unsäglich schmerzte. Doch bevor er seine<br />

Füße waschen konnte, wollte er erst noch <strong>den</strong> Fetzen loswer<strong>den</strong>, für <strong>den</strong> er sich am<br />

Vortag noch so begeistert hatte. Für einen Schwulen beim Karneval stellte diese knappe<br />

Pants die Krone der modischen Errungenschaften dar und diese konnte man eben nur mit<br />

einem String tragen. Doch hier und jetzt fühlte er sich damit reichlich nackt.Dies brachte<br />

ihn gedanklich wieder zu Roomer zurück. Diesem machte seine Hüllenlosigkeit nichts aus.<br />

Als Feuerspucker war dies wohl auch normal. Ein Prickeln zog sich durch Stevens Körper<br />

als er sich dessen stramm stehendes Glied in Erinnerung rief. Der junge Mann erstarrte,<br />

sein Herzschlag setzte vor Schreck aus und dann raste der unzuverlässige Muskel in<br />

Rekordgeschwindigkeit wieder los. Schweiß brach Steven aus und ein Zittern zwang ihn<br />

zum Hinsetzen. Der geschwollene Schwanz bedeutete in Roomers Welt, dass dieser seinen<br />

Gefährten gefun<strong>den</strong> hatte. Da außer ihnen Bei<strong>den</strong> niemand sonst anwesend war, musste<br />

er der Seelenverwandte des Drachen sein. Konnte er, wollte er es sein? Stevens Welt stand<br />

Kopf, vollkommen konfus massierte er sich die schmerzende Stirn. Hatte er überhaupt<br />

eine Wahl? Sein Wissen über die Drachenbiologie sagte ihm, dass er keine hatte, wenn er<br />

wollte, dass Roomer weiterlebte. Sein rationaler Verstand sagte ihm zudem, dass es<br />

besser wäre, in dieser frem<strong>den</strong> Welt, jeman<strong>den</strong> an der Seite zu haben. Stevens Herz<br />

hingegen zweifelte. Noch nie hatte jemand ihn gewollt. Sollte es wirklich so einfach sein?<br />

Seine Eltern hatten ihn abgelehnt. Sein Ex-Freund hatte in ihm nur ein Spielzeug<br />

gesehen. Selbst als Friseur hatte er es nicht geschafft, von seinem Chef anerkannt und<br />

wertgeschätzt zu wer<strong>den</strong>. Wieso sollte ihn ein so beeindruckendes Wesen haben wollen?<br />

Er war Nichts, er war Niemand, er war der unscheinbare schwule Steven. Tränen schossen<br />

ihm in die Augen und als beharrliches Rinnsal flossen sie über sein schmutzverkrustetes<br />

Gesicht. Schniefend wischte er sie weg und entdeckte die mannigfaltigen Dreckspuren auf<br />

seinen nun feuchten Fingern. Egal wie, so konnte Roomer ihn nicht mögen, er war<br />

dreckig, stank nach Sumpf und sah alles andere als anziehend aus. Vermutlich klebte

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