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Tiere aus dem Tierheim<br />
Landen Tiere im Tierheim, haben Vermittlungsversuche oft gegen ein Vorurteil<br />
zu kämpfen, das in den Köpfen vieler zwar grundfalsch, aber trotzdem<br />
sehr hartnäckig ist.<br />
Foto: Karl-Heinz Laube/pixelio.de<br />
Die Anschaffung eines vierbeinigen<br />
oder gefiederten Partners will sehr gut überlegt sein.<br />
Dass viele tierliebe Zeitgenossen ihre Möglichkeiten bei der Pflege und Haltung<br />
eines Haustiers überschätzen, belegen traurige Zahlen: So werden in den mehr<br />
als 500 Tierheimen deutschlandweit jedes Jahr etwa 300.000 Tiere abgegeben.<br />
Die Gründe für die Trennung von einem Tier ähneln sich dabei oft sehr: Zeitmangel,<br />
Überforderung oder eine unbedachte Anschaffung aus Mitleid.<br />
Alles Umstände, die mit dem Tier selber nichts zu tun haben, aber trotzdem dazu<br />
führen, dass es schuldlos sein Zuhause verliert.<br />
Das Vorurteil, dass Tiere aufgrund eines gesundheitlichen oder<br />
eines Verhaltensproblems im Tierheim landen, entbehrt also in den<br />
allermeisten Fällen einer vernünftigen Grundlage. Ganz im Gegenteil<br />
achten die Tierheime bei der Vermittlung ihrer Schützlinge sehr<br />
genau darauf, dass sie gesund abgegeben werden, und dass ein<br />
Interessent auch wirklich gut zum Tier passt. Denn eine unpassende<br />
Vermittlung bedeutet nicht nur neues Leid für das Tier, sondern auch, dass es<br />
als „Rückläufer“ schnell wieder im Tierheim abgegeben wird. Was umso schwerer<br />
wiegt, als dass die meisten Tierheime sowieso schon an den Grenzen ihrer<br />
räumlichen, personellen und finanziellen Möglichkeiten arbeiten.<br />
Damit eine Tiervermittlung nicht in einem Fiasko endet, informieren die Pfleger<br />
den zukünftigen Halter daher immer sehr genau über den Charakter, das<br />
Verhalten sowie die individuellen Bedürfnisse des betreffenden Tiers. Oft gibt<br />
es auch die Möglichkeit, seinen zukünftigen Hausgenossen zunächst durch eine<br />
regelmäßige Betreuung auf Zeit im Tierheim besser kennenzulernen. Wirkliche<br />
„Problemtiere“, die durch ihr Verhalten zu Schwierigkeiten führen können,<br />
kommen in einem Tierheim erst gar nicht zur Vermittlung, sondern werden so<br />
lange von Tierärzten oder Tiertherapeuten betreut, bis sie wieder zu einem normalen,<br />
gelassenen Umgang mit dem Mensch gefunden haben. Einem Tier aus<br />
dem Tierheim schon vorweg einen Makel anzudichten, ist daher völliger Unsinn.<br />
Foto: digitalice/pixelio.de<br />
Hallo, liebe Kinder …<br />
… also ich kann mir ja überhaupt<br />
keine Gesichter merken. Geht euch<br />
das auch so? Das kann manchmal voll<br />
peinlich werden. Da müsste mal einer<br />
was gegen erfinden.<br />
Gesichter auseinanderhalten und<br />
zuordnen zu können, ist nicht nur im<br />
Alltag sehr wichtig, sondern auch in<br />
der Wissenschaft. Denn wollen zum<br />
Beispiel Wissenschaftler das Verhalten<br />
einer Tiergruppe erforschen, müssen<br />
ja sie ebenfalls genau wissen, wer<br />
welches Tier ist. Das Problem, dass sich<br />
dabei stellt, ist ja, dass sich viele Affen<br />
in unseren Augen sehr ähnlich sehen.<br />
Für die Besucher des Affenhauses<br />
„Pongoland“ im Leipziger Zoo gibt es<br />
daher jetzt erstmals in der Innenanlage<br />
der Schimpansen eine computergestützte<br />
Kamera, die mit einem<br />
Touchscreen auf die Gesichter der einzelnen<br />
Affen ausgerichtet werden<br />
kann. Eine spezielle Software erkennt,<br />
um welches Tier es sich dabei handelt,<br />
und durch das Anklicken des Bildausschnitts<br />
erscheint dann ein Text, der<br />
mehr über den gerade ausgewählten<br />
Schimpansen verrät.<br />
Fotos: Zoo Leipzig<br />
Was dem einen oder anderen jetzt<br />
vielleicht nur als technische Spielerei<br />
erscheint, hat im Leipziger Zoo aber<br />
einen ernsten Hintergrund. Denn der<br />
Zoo arbeitet eng mit dem Max-Planck-<br />
Institut (MPI) für evolutionäre Anthropologie<br />
zusammen, das auch Affengruppen<br />
in ihren natürlichen Lebensräumen<br />
erforscht. Die dabei eingesetzten<br />
automatischen Kameras zur<br />
Tierbeobachtung filmen dabei aber<br />
nicht nur die zu erforschenden Affengruppen,<br />
sondern einfach alles, was<br />
sich bewegt. Dabei entsteht natürlich<br />
sehr viel Videomaterial mit Aufnahmen,<br />
die die Wissenschaftler aber gar<br />
nicht interessieren. Um nun solche<br />
Aufnahmen schneller und besser auswerten<br />
zu können, haben sich der Zoo<br />
Leipzig und das MPI mit Wissenschaftlern<br />
des Fraunhofer-Instituts für Digitale<br />
Medientechnologie und dem<br />
Fraunhofer-Institut für integrierte<br />
Schaltungen zusammengetan, um<br />
eine spezielle Kamerasoftware zur<br />
Erkennung von Tiergesichtern zu entwickeln.<br />
Und das funktioniert im Leipziger<br />
Zoo bei den Schimpansen ganz<br />
hervorragend, und ist in Deutschland<br />
übrigens einzigartig. Spannend, nicht?<br />
Bis bald,<br />
euer Drago<br />
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