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Natur & Wildnis<br />
Exklusiv aus Ihrer Apotheke<br />
Serie „Wildnis Deutschland“<br />
Viele Naturschutzprojekte zielen auf die Wiederansiedelung von Wildtieren, die einst ein fester Bestandteil der heimischen Natur waren, und heute bei<br />
uns vom Aussterben bedroht sind. Doch die Wiedereinbürgerung von Wildtieren wie Wolf, Bär, Luchs und anderen seltenen Fremdlingen ist in unserer<br />
modernen, durchtechnisierten Umwelt oft kein leichtes Unterfangen.<br />
Waldrappe –– Der schwierige Weg in die Freiheit<br />
Es ist im dichtbesiedelten Deutschland<br />
schon schwer genug, eine standorttreue<br />
Tierart auszuwildern und sie<br />
dazu zu bewegen, sich bei ihrem Einleben<br />
nur innerhalb bestimmter<br />
Grenzen zu bewegen. Aber was, wenn<br />
diese Tierart ein Zugvogel ist, der alljährlich<br />
in weit entfernten Ländern<br />
überwintert?<br />
Die Heinz Sielmann-Stiftung hat<br />
zwischen 2007 und 2013 ein Projekt<br />
des Waldrappteams gefördert,<br />
das sich das ehrgeizige Ziel gesetzt hat,<br />
die hierzulande bereits seit 350 Jahren<br />
ausgestorbenen Waldrappen, eine europäische<br />
Ibis-Art, wieder heimisch werden<br />
zu lassen. Bei diesem sehr ambitionierten<br />
und aufwändigen Projekt standen<br />
Foto: Wikimedia<br />
die Naturschützer der eigens dafür gegründeten<br />
Waldrapp-Station im bayerischen<br />
Burghausen vor dem Problem, wie<br />
sie den eigentümlich aussehenden Zugvögeln<br />
beibringen sollten, den Weg in<br />
ihre Überwinterungsgebiete jenseits der<br />
Alpen zu finden. Würde es gelingen, den<br />
Tieren den Weg dorthin einmal zu zeigen,<br />
finden sie dann im Frühling aufgrund<br />
ihres fantastischen Ortsgedächtnisses<br />
und ihres Orientierungssinns aus<br />
eigenem Antrieb mühelos wieder den<br />
Weg über die Alpen zurück in die heimischen<br />
Wälder.<br />
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Des Rätsels ebenso einfache<br />
wie abenteuerliche Lösung: In<br />
einer eigens erschaffenen<br />
Brutstation werden diese Vögel<br />
zunächst von Hand aufgezogen<br />
und somit auf den<br />
Menschen als engste Bezugsperson<br />
geprägt. Dann folgt<br />
ein geduldiges Trainingsprogramm,<br />
bei dem die etwa 75<br />
Zentimeter langen und rund<br />
1,2 Kilogramm schweren Tiere<br />
darauf trainiert werden, ihren<br />
menschlichen „Zieheltern“ in<br />
einem Ultraleichtflugzeug zu<br />
folgen. In einem ersten Schritt<br />
lernen die Tiere zunächst, das Fluggerät<br />
am Boden zu akzeptieren. Dann folgen<br />
erste „Gehübungen“ am rollenden Gefährt,<br />
zunächst immer noch am Boden.<br />
Nachdem das sicher funktioniert, erhebt<br />
sich der Ultraleichtflieger in die Lüfte, um<br />
die Vögel mit ersten Platzrunden auch<br />
im Flug auf das Gerät zu fixieren.<br />
<strong>Unsere</strong> <strong>besten</strong> Freunde!<br />
Jeden Monat neu!<br />
Nachdem sich die ersten Trainingsversuche<br />
in diesem Projekt sehr vielversprechend<br />
gestalteten, wurden die „Flugstunden“<br />
hoch über den bayerischen<br />
Wäldern allmählich ausgeweitet, bis sich<br />
die Tiere auch in der Luft zuverlässig an<br />
dem Ultraleichtflieger orientierten und<br />
durch dieses Training auch kräftig genug<br />
waren, den etwa vierwöchigen Flug<br />
nach Süden sicher zu überstehen.<br />
Im Spätsommer ab etwa Mitte August<br />
begann dann die kritische Phase dieses<br />
Auswilderungsprojektes. Denn nun sollten<br />
die Tiere ihren endgültigen Zug über<br />
die Alpen in ihre Überwinterungsgebiete<br />
in der Toskana antreten. Doch das lange<br />
geduldige Training hat sich gelohnt,<br />
denn die Tiere folgten ihrem antrainierten<br />
künstlichen „Leitvogel“ über mehr<br />
als vier Wochen in zahllosen Tagesetappen<br />
zuverlässig bis zur endgültigen Landung<br />
in Mittelitalien.<br />
Doch endgültig aufatmen konnten die<br />
Mitarbeiter des Waldrappteams erst, als<br />
sich im darauffolgenden Frühling der<br />
erste ihrer gefiederten Schützlinge wieder<br />
in der Aufzuchtstation eingefunden<br />
hatte. Und mit der Rückkehr der übrigen<br />
Vögel konnten sich die Naturschützer sicher<br />
sein, dass dieser eigentümliche Vogel<br />
sich wieder in seiner angestammten<br />
Heimat zu Hause fühlt.<br />
www.waldrapp.eu<br />
Foto: Waldrappteam<br />
Der Waldrapp: Als ein sehr geselliger Vogel, der nur in Kolonien brütet, lebt der etwa hühnergroße<br />
Schreitvogel in seinen Auswilderungsgebieten bevorzugt auf frisch gemähten Wiesen und Weiden.<br />
Noch bis ins 17. Jahrhundert war der damals auch „Klausrapp“, „Steinrapp“, „Klausrabe“ oder „Waldhopf“<br />
genannte Ibis in Mittel- und Südeuropa weit verbreitet, und galt seither als ausgestorben.<br />
18 04 | 2014 <strong>Unsere</strong> <strong>besten</strong> Freunde