Energie und Baudenkmal 2 Fenster und Türen
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Das Verb<strong>und</strong>fenster besitzt einen Innen- <strong>und</strong> einen Aussenflügel,<br />
die durch eigens dafür geschaffene Beschläge<br />
miteinander verb<strong>und</strong>en sind. Beide Flügel nutzen also<br />
dieselbe gemeinsame Drehachse. Der Innenflügel kann<br />
zu Reinigungszwecken geöffnet werden. Die früheste,<br />
uns bekannte technische Zeichnung eines DV-<strong>Fenster</strong>s<br />
stammt aus dem Jahr 1871. 1 Erste Verb<strong>und</strong>fenster<br />
tauchten in der Schweiz um 1900 auf (z.B. Bau der<br />
Nationalbank am B<strong>und</strong>esplatz in Bern, 1906, oder<br />
1911 die Erweiterungsbauten Gustav Gulls an der ETH<br />
in Zürich).<br />
Die kurze Periode des Jugendstils ist gekennzeichnet<br />
durch einen sehr freien Umgang mit Form, Farbe <strong>und</strong><br />
Platzierung des <strong>Fenster</strong>s in der Fassade. Obwohl das<br />
Bauelement Sprosse aufgr<strong>und</strong> der Möglichkeiten in der<br />
Glasherstellung konstruktiv weitgehend überflüssig<br />
geworden war, erhielt es als bewusst eingesetztes Gestaltungselement<br />
eine dekorative Aufwertung.<br />
Schulhaus Dula Luzern, Albert Zeyer 1933 (Abb. 13)<br />
ll <strong>Fenster</strong> <strong>und</strong> Türren<br />
lösung der Grenze zwischen aussen <strong>und</strong> innen, die<br />
Verschmelzung von Aussen- <strong>und</strong> Innenräumen möglich.<br />
Nur wenige Jahre später wurde diese Entwicklung durch<br />
den Zweiten Weltkrieg unterbrochen.<br />
Die Moderne der 1950er-Jahre knüpfte an die Vorkriegsmoderne<br />
an <strong>und</strong> verwendete immer grössere <strong>Fenster</strong><br />
<strong>und</strong> Verglasungen. Im Verlauf dieser Zeit kamen die<br />
ersten Mehrscheiben-Isoliergläser auf den Markt. Hinzu<br />
gesellten sich neue <strong>Fenster</strong>öffnungsarten, wie z. B. der<br />
Schwingflügel. In den letzten Jahrzehnten bestimmten<br />
primär bauphysikalische Anforderungen das <strong>Fenster</strong>,<br />
zuerst der Lärmschutz <strong>und</strong> in neuester Zeit der Wärmeschutz.<br />
Die stete Erhöhung der Wärmedämmwerte führte<br />
schliesslich zu dicken Dreischeiben-Isoliergläsern <strong>und</strong><br />
damit auch zu grösseren Rahmenstärken. In den letzten<br />
Jahren hat sich die Glastechnologie rasant entwickelt.<br />
Die Scheiben einer Glasfront übernehmen im Verb<strong>und</strong><br />
mit dem Rahmen die Statik, sodass wieder schlankere<br />
Rahmen gebaut werden können.<br />
Villa Fallet in La Chaux-de-Fonds, erbaut 1906–07 von<br />
Le Corbusier (Abb. 12)<br />
In den 1910er-Jahren wurde mit dem Ziehglas (siehe<br />
folgendes Kapitel) eine wichtige Voraussetzung für die<br />
neuen grossflächigen Verglasungen der Architektur der<br />
frühen Moderne <strong>und</strong> des Neuen Bauens geschaffen.<br />
<strong>Fenster</strong>bänder <strong>und</strong> grosse, oft liegendrechteckige Glasflächen<br />
aus Einzelscheiben <strong>und</strong> neu auch Verb<strong>und</strong>scheiben<br />
sind wesentlicher Bestandteil der Architektur jener Zeit.<br />
Erstmals in der Geschichte wurde die optische Auf<br />
Küsnacht, Villa Streiff, Originalverglasung von 1929 (Abb. 14)<br />
1) Franz Fink,<br />
Der Bautischler oder<br />
Bauschreiner <strong>und</strong><br />
der Feinzimmermann,<br />
praktisches Hand- <strong>und</strong><br />
Hülfsbuch, Leipzig 1877<br />
<strong>Energie</strong> <strong>und</strong> <strong>Baudenkmal</strong> – <strong>Fenster</strong> <strong>und</strong> <strong>Türen</strong> – V1 – 2014<br />
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