60 Kultur Das Bauhaus und <strong>Bremen</strong>
Klaus Berthold Das Bauhaus bestand in der schwierigen Zeit zwischen den beiden Weltkriegen nur 14 Jahre, von 1919 bis 1933. Dennoch wird es noch heute im In- und Ausland hoch gepriesen oder heftig angefeindet. Nicht nur in Publikationen, Ausstellungen, Museen, Stiftungen und Hochschulen auch in Re-Editionen einiger seiner Produkte lebt es sichtbar fort. So auch in <strong>Bremen</strong>. Immer mehr Wagenfeld Bauhaus Lampen stehen in <strong>Bremer</strong> Fenstern, nicht nur in Schwachhausen. Die sogenannte „Bauhauslampe“ wurde 1924 von dem <strong>Bremer</strong> Wilhelm Wagenfeld entsprechend den Zielset<strong>zu</strong>ngen des Bauhauses als Massenprodukt für die Tische von Arbeiterwohnungen entworfen. In der Literatur und in Wohnzeitschriften als Schmuckstück auf dem Schreibtisch des Bauhaus- Chefs gepriesen, ist sie inzwischen <strong>zu</strong> einer Design-Ikone geworden, <strong>zu</strong>m Luxusobjekt und Statussymbol. Mit ihrer auf industrielle Fertigung ausgerichteten Ästhetik markiert sie einen Meilenstein des deutschen Industriedesigns. 1998 wurde sie deshalb einer Briefmarke für würdig befunden. Mit dem Segen der Erben Wilhelm Wagenfelds versehen, wird die „originale Lampe“ seit 1980 von der <strong>Bremer</strong> Firma Tecnolumen gefertigt, deren Inhaber, Walter Schnepel, ständig gegen Plagiate, besonders aus Italien, ankämpfen muss. Das Bauhaus ist Kult. Seine Mythen, fabelhafte <strong>Geschichte</strong>n über seine fünf unterschiedlichen Phasen, werden inzwischen von Generation <strong>zu</strong> Generation weitergegeben. Sie ranken sich um Ereignisse, Objekte und Persönlichkeiten, die von ihren Schülern und Anhängern glorifiziert wurden. Mündliche und schriftliche Überlieferungen, inspiriert vom Ideal mittelalterlicher Bauhütten, vermehren den Ruhm der Protagonisten. Barden, Gralshüter und Hohepriester ernennen sich selbst oder werden ernannt. Als Museen bezeichnete Tem- 61 pel werden errichtet, Wallfahrten <strong>zu</strong> den zahlreichen Baudenkmälern organisiert und vielerorts werden Jubiläen durch <strong>zu</strong>r Schaustellung von sonst gut gehüteten Heiligtümern gefeiert. Die Tourismusförderer, und nicht nur sie, haben den Werbewert der Marke Bauhaus entdeckt, Von Juli bis Oktober dieses Jahres war im Martin-Gropius-Bau in Berlin die Jubiläumsausstellung „Modell Bauhaus“ <strong>zu</strong> sehen. Sie veranschaulichte die <strong>Geschichte</strong> des Bauhauses anhand der Arbeiten von zahlreichen Bauhäuslern und machte dadurch die Vielzahl und Individualität der unterschiedlichen Ansätze deutlich. Im Prospekt der Ausstellung wurde das Bauhaus als „international der erfolgreichste Beitrag Deutschlands <strong>zu</strong>r Kunst und Kultur der Moderne im frühen 20. Jahrhundert“ bezeichnet. Ist das wirklich so oder ist diese Institution, wie in einer neueren Dissertationi kritisch hinterfragt wird, heute nur noch „ein werbewirksamer Steinbruch der <strong>Geschichte</strong>“? Die Frankfurter Allgemeine Zeitung war in der Beurteilung der Bedeutung dieser Institution etwas <strong>zu</strong>rückhaltender: „Das Bauhaus ist auf dem besten Wege, nach vorübergehenden Image-Schwächen <strong>zu</strong>r weltweit akzeptierten Instanz für fortschrittliches Weltverständnis <strong>zu</strong> werden. Wechselnden Kulturschichten hat es <strong>zu</strong>r Selbstdarstellung gedient und sogar triviale Bedürfnisse befriedigt.“ Ein Beweis dafür ist für die FAZ das Billy-Regal von Ikea. Es ist ein funktionales, erschwingliches Massenprodukt, das gekonnt, ganz im Sinne des