märz

TALKMUSIKTALK
031
MUSIK INTERVIEW
LAITH AL-DEEN
REPORTER: Silke Rech
ZU GAST BEI RADIO SAARBRÜCKEN
Wir trafen im Sommer letzten Jahres Laith Al-Deen und
sprachen u. a. über die Entstehung seines aktuellen
Albums „Bleib Unterwegs“. Die Besonderheit: Zum 1. Mal
konnten und sollten die Fans seiner Facebook-Seite aktiv
bei der Entstehung des Albums mitwirken.
Saarbrücken Inside:
Hallo Laith, schön, dass du hier bist. Mich würde interessieren,
wie dein aktuelles Album „Bleib Unterwegs“
entstanden ist.
Laith Al-Deen:
Ich hatte Lust mal wieder ein Album zu machen und
dann haben ich und mein Produzent es von Januar bis
Mai zusammengezimmert und es ist ein schöner, bunter
Mix aus Geschichten meines Lebens und dem Leben
meiner Mitschreiber. Und tatsächlich auch das 1. Mal aus
Lebensgeschichten meiner Facebook Fans.
Saarbrücken Inside:
Darauf wollte ich hinaus, die Fans haben ja ganz aktiv
daran mitgewirkt! Das ist ja doch eher etwas ungewöhnlich?
Laith Al-Deen:
Ja das stimmt, ich bin darauf gekommen, als auf einer
Gasttour in der Schweiz zwei Leute abends an der Bar
auf mich zukamen - ich nüchtern - und mir ihre Lebensgeschichten
aus den letzten 15 Jahren erzählten. Teile
davon wollte ich eigentlich gar nicht wissen, wenn ich
ehrlich bin, aber dann dachte ich, es ist krass, welche
Verbindung man zueinander haben kann, auch wenn
man sich gar nicht kennt. Dann startete ich einen Facebook-Aufruf
an meine Follower, dass sie mir doch ihre
Lebensgeschichten aus den letzten 15 Jahren schicken
sollen. Und so bekam ich zwischen 100 und 200 Mails,
durch die ich mich durchkämpfen musste. Bis auf ein
paar larifari Hochzeitsstorys war alles sehr dramatisch,
sehr traurig und unfassbar intim und persönlich. Es
wurde viel Herz ausgeschüttet, was mich wirklich stolz
macht und das zieht sich nun durch das ganze Album. Es
sollte nur ein Song werden, jetzt ist es die ganze Platte.
Saarbrücken Inside:
Das Album heißt „Bleib Unterwegs“, es geht also um
Bewegung?
Laith Al-Deen:
„Bleib Unterwegs“ bedeutet für mich, dass eine Bewegung
entsteht, indem du Dinge los lässt und dadurch andere
Dinge auf dich zukommen. Das ist ein Prozess und
gerade loslassen ist für Kontrollfreaks wie mich nicht die
leichteste Übung, das muss man auch lernen.
Saarbrücken Inside:
Hat der Song „Geheimnis“ auch einen tiefergehenden
Hintergrund?
Laith Al-Deen:
Ja, es geht um Beziehungen, die gesellschaftlich und
moralisch schlecht da stehen, sei es weil sie kulturell
oder religiös hinterfragt werden oder auch geschlechtertechnisch
hinterfragt werden. Ich finde, das ist nach wie
vor ein ziemlich krasses Thema, denn obwohl wir in den
2.000ern leben, bewegt sich da an vielen Orten auf der
Erde relativ wenig.
Saarbrücken Inside:
Du trittst ja auch in der Garage hier in Saarbrücken auf?
Laith Al-Deen:
Ja, das ist ein kleiner Club, aber das macht auch Spaß!
Und ich finde, bestimmte Bereiche meiner Musik kann
Intimität sehr gut vertragen. Wenn du eine gewisse Nähe
zum Publikum hast, dann kannst du das nutzen, damit
spielen und kriegst ein tolles Erlebnis. Und bis jetzt
waren die Saarländer immer ein großartiges Publikum,
denn schon bevor wir auf der Bühne sind, sind sie am
Start. D. h. schon mit der Musik, die vor unserem Auftritt
läuft, wird mitgesungen und mitgeklatscht. Das gibt es
tatsächlich selten und es ist schön, wenn man die Leute
nicht erst knacken muss, damit mal irgendwas passiert,
sondern es ist genau andersrum, du kommst auf die
Bühne und es geht direkt los und da freue ich mich drauf.
neu März 2017.indd 31 05.03.2017 20:43:33