grazIN grazIN // KULTUR Einfach mal zugreifen Der Journalist Walter Ludin meinte: „Je weniger Happy Ends das Leben uns bereitet, umso mehr brauchen wir davon im Kino.“ Voll und ganz richtig! Also, machen Sie Ihre Augen weit auf und seien Sie bereit für die DIAGONALE <strong>2017</strong>, sonst versäumen Sie gar noch Ihr ganz persönliches Happy End! VON HEIMO SVER Wenn am 28. <strong>März</strong>, abends, in der Grazer Helmut-List-Halle die Lichter ausgehen, um die Aufmerksamkeit des Publikums auf die hell beleuchtete Leinwand zu werfen, dann beglückt uns nicht der Heiland zur Fastenzeit oder ein türkischer AKP-Minister seine Anhänger, nein, dann „Frühes Kommen sichert gute Plätze!“ (Filmweisheit) ist „Kino“ angesagt. Genauer: DIAGONALE-Kino! Oder seriöser: Die DIAGONALE – DAS FESTIVAL DES ÖSTERREICHISCHEN FILMS tourt wieder mal von 28. <strong>März</strong> bis 2. April durchs steirische Landeshauptstädtl. Jetzt werden Sie meinen, gut und schön, aber die G’schicht ist doch jedes Jahr hier und Kino ist sowieso out, da stream ich mir lieber den neuesten US-Superhelden-Blockbuster aus dem Netz, um ihn über den hauseigenen Beamer auf die Patschenkinoleinwand zu klatschen. Ein Argument, aber gute, solide Filmprojektion in diesem Rahmen und – man höre und staune – nun auch zum 20. Mal in Graz, das ist schon ein klein wenig anders als daheim Couchpotato-Lifestyle zu pflegen, während die Avengers die Welt in Schutt und Asche legen. Dafür ist schon noch Zeit genug. Dafür sorgen schon die lieben Trumps, Putins und Erdoğans. Also runter von der Couch, rein ins G’wand und raus in die Kinos, denn von der Helmut-List-Halle übers Filmzentrum im Rechbauer, die UCI Kinowelt-Annenhof, das Schubert Kino bis zum KIZ Royal-Kino läuft ein Programm von rund 100 Filmen vom Stapel – Zusatzveranstaltungen wie Diskussionen, Vorträge, Ausstellungen und, und, und nicht dazugerechnet –, das sich „sehen“ lassen kann. Bildgewaltiger Opener und Österreichpremiere, mit dem bereits erwähnten Startplatz „Helmut-List- Halle“, ist das letzte Filmprojekt des viel zu früh verstorbenen Kultregisseurs Michael Glawogger, UNTITLED, das von seiner Partnerin Monika Willi in zweijähriger akribischer Arbeit fertiggestellt wurde. Das Werk ist eine Odyssee durch die Welt beiläufiger Stimmungen, ein staubiges Roadmovie querfeldein durch den Balkan bis nach Nordwestafrika, aber vor allem ein unglaublicher Flow in Sachen Leben und Sterben und die ganz natürliche Auferstehung im Medium. Ein Film, der die große Leinwand bedingt, sie sich einverleibt. Einer, der die Latte bereits so hoch legt, dass alles, was dann noch gezeigt wird, nur mehr zu verblassen droht. Dem ist aber gottlob nicht so! Das reiche Programm, heuer bereits im zweiten Jahr von dem ätherischen DIAGONALE-Duo Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber geleitet, reicht wieder von Historischem zu Aktuellem, von Cinephilem zu Trashigem, vom Entertainment zur Reflexion. Es ist eines mit Ecken und Kanten, das doch Rundungen hinbekommt und dieses Jahr viel kompakter, stimmiger dasteht als 2016, wo oft schale Zerfahrenheit den Schauraum besetzte. <strong>2017</strong> hat die Frischzellenkur der neuen DIAGONALE-Leitung offenbar angeschlagen. Dem umfangreichen Inneren im Bauch der DIAGONALE, dem Filmfutter fürs Aug’ sozusagen, können wir, geschuldet dem beschränkten Platz, leider nicht ganz gerecht werden. Deshalb nur zwei Tipps, die man auf keinen Fall übersehen sollte: Zum einen, dass von Filmafficionado Paul Poet kuratierte Programm „Austro-Pop-Film – Starschnittpositionen zum öster reichischen Kino“, das Popgrößen, made in A, wie Rainhard Fendrich (genial in Franz Novotnys COCONUTS, 1985) oder den unvergesslichen Hansi Lang (ICH ODER DU, 1984) als „Filmstars“ Reverenz erweist. Oder, zum anderen, ein Highlight für sich: „Zur Person: Andi Winter – Spotlight auf die zweite Reihe“, einem auf paradoxe Weise in vielerlei Disziplinen wie Schauspieler, Cutter, Filmvorführer etc., ergo permanent vorhandenen Phantom der österreichischen Filmszene gewidmeten Special. Spannend. Experimentell. Anrührend in seiner Durchsichtigkeit filmischer Existenz. Und schließlich genau das, was die DIAGONALE so dringend gebraucht hat: Ein Versuch der Sichtbarmachung des Unscheinbaren im Drumherum, ein Handreichen von der Leinwand herab zum Publikum. Greifen Sie doch einfach zu! Kontakt: www.diagonale.at Fotos: sixpackfilm, natascha unkart, lotus-film 36
Andi Winter, der große Unbekannte im heimischen Film. DIAGONALE-Masterminds Sebastian Höglinger & Peter Schernhuber M. Glawoggers letztes Meisterwerk, "Untitled", ein Film wie ein Sturm „Je größer die Leinwand, umso effektvoller die Gefühle.“ Filmweisheit Sujet-05-1-2-Grazin.pdf 1 08.<strong>03</strong>.<strong>2017</strong> 11:01:10 30 Anleger- bzw. Eigentumswohnungen Graz-Eggenberg, Alte Poststrasse/Bodenfeldgasse Ca. 22-77 m² | Erstbezug 2018 Nähe zur Fachhochschule Funktionelle Grundrisse Sehr gute Ausstattung Galerie, Loggia, Balkon, Erker Direkt vom Bauträger Gesellschaft für Stadterneuerung u. Assanierung m.b.H. Leechgasse 29, 8010 Graz T <strong>03</strong>16/38 49 09 www.wegraz.at M office@wegraz.at 37