Peer Pasternack 177 Jahre
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Rücksicht nahm. Für das Collegium Fridericianum bedeutete<br />
das Ende der Universität gleichfalls das Ende. Das einschlägige<br />
Werk zur Baugeschichte Wittenbergs teilt nüchtern mit:<br />
30<br />
„(Neues Collegium) ... 1813/14 diente das Collegium als Lazarett, das<br />
Große Auditorium als Pferdestall. Wenig später wurde es als Kaserne<br />
eingerichtet. Bald nach 1830 mußte das Gebäude für baufällig erklärt<br />
und geräumt werden. 1842 wurde es auf Abbruch verkauft und<br />
an seiner Stelle eine Kaserne erbaut.<br />
(Neues Haus) ... Bald nach 1830 entstand an seiner Stelle ein Seitenflügel<br />
der Kaserne.<br />
(Westflügel) ... 1842 abgetragen.“ (Bellmann et al. 1979, 224f.)<br />
Um schließlich eine letzte unmittelbar praktische Nachwirkung<br />
der Universität zu erwähnen: Aus der Leucorea waren<br />
eine ganze Zahl Stiftungen überkommen, und aus diesen<br />
wurden bis immerhin 1954 „Wittenberger Stipendien“ ausgereicht.<br />
Sie beruhten auf staatlichen und privaten Stiftungen<br />
und waren häufig zur Zeit ihrer Stiftung Freitische. Eine<br />
schöne Geschichte zum Schicksal eines solchen Stipendiums<br />
ist aus dem 19. Jahrhundert überliefert:<br />
„Kurfürst Johann Friedrich ... verfügte im <strong>Jahre</strong> 1580, daß die ‚deutschen<br />
Häuser im Voigtland’ jährlich 100 Gulden für Stipendien zahlen<br />
sollten, die an Studierende der Theologie verliehen wurden, während<br />
er selbst zu dem gleichen Zweck 2724 Guld 16 Gr. aussetzte.<br />
Bei dem Friedensschluß von 1815 fiel der sächsische Staatszuschuß<br />
natürlich fort; der Stadtrat von Plauen aber erhob den Anspruch,<br />
daß bei der Verleihung des Vogtländischen Stipendiums Vogtländer<br />
das Vorrecht haben sollten, zahlte auch schließlich die Rente, aber<br />
nicht nach Halle, sondern nach Wittenberg. Endlich nach langen<br />
Verhandlungen wird ihm <strong>Jahre</strong> 1878 mit Plauen ein Ablösungsvertrag<br />
geschlossen, nach dem dieses an unsere Universitätskasse 5369<br />
Mk. zu zahlen hatte, während dem dortigen Stadtrat das Präsentationsrecht<br />
zugestanden wurde. Trotzdem hat das Stipendium danach<br />
noch Jahrzehnte lang geruht, bis es 1902 auf Mahnung von Plauen<br />
aus endlich in Kraft trat.“ (Robert 1917, 6)<br />
Insgesamt 37 Stiftungen waren es, die einhundert <strong>Jahre</strong> nach<br />
der Aufhebung des Wittenberger Universitätsbetriebes in<br />
Gestalt von Stipendien noch vergeben wurden. Sie repräsentierten<br />
1917 ein Kapital von 449.740 Mark mit einem jährlichen<br />
Zinsertrag von 19.727 Mark, von denen 13.994 Mark