LS_April
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Wo einst der Emmentaler Käse reifte<br />
Thüri-Gewerbepark in Bad Salzungen<br />
Mittlerweile ist es schon mehr als ein viertel Jahrhundert<br />
her, dass hier der Emmentaler Käse das<br />
Werk verließ. Der Großteil der damaligen Produktion<br />
ging in den (innerdeutschen) Export oder unter<br />
den einheimischen Ladentisch – bekannt als sogenannte<br />
Bückware. Der begehrte löchrige Käse kam<br />
aus der Bad Salzunger Molkerei am Rande der<br />
Stadt – nach der Wende umfirmiert in Thüri Milchund<br />
Käsewerk GmbH. Dieses gab es nur noch bis<br />
1991, es wurde dann von der Treuhand liquidiert.<br />
Rund 300 Arbeitsplätze gingen damals insgesamt<br />
verloren. Nach der Liquidation gab es die Molkerei<br />
zwar nicht mehr, aber die Gebäude und das<br />
Gewerbegebiet. Nach jahrelangen Bemühungen<br />
kauften schließlich fünf Unternehmer als GbR 1995<br />
das Gelände von der Treuhand-Nachfolgerin BvS<br />
und entwickelten über die Jahre ein attraktives Gewerbegebiet.<br />
1995 titelte die Tageszeitung „Freies Wort“ einen<br />
ausführlichen Beitrag „Aus Molkerei soll Thüri-<br />
Park werden“. Darin hieß es, hier werden Freizeitanlagen,<br />
Ladenlokale, Verwaltungsräume und<br />
Wohnungen entstehen. Mit den Wohnungen wurde<br />
es auf dem insgesamt 40.000 Quadratmeter<br />
großen Gelände an der Straße Richtung Langenfeld<br />
nichts, dennoch entstand ein bunt gemischtes<br />
Gewerbegebiet mit heute zahlreichen Möglichkeiten<br />
für Einkauf und Dienstleistungen, mit Werkstätten,<br />
Autohaus, Imbiss, Druckerei und sozialen<br />
Einrichtungen wie der Salzunger Tafel.<br />
Um die Jahrtausendwende wurde das einstige Verwaltungsgebäude<br />
des Käsewerkes – ein schmuckloser<br />
Funktionsbau – umfassend saniert und auch<br />
äußerlich aufgepeppt. Hier sind heute zahlreiche<br />
Firmen in Büros eingemietet. Aber auch in neue<br />
Versorgungsleitungen und eine umweltfreundliche<br />
Blockheizkraftanlage wurde in den vergangenen<br />
Jahren investiert.<br />
Von Anfang an haben die Eigentümer auf ein Konzept<br />
gesetzt, das sich bis heute bewährt hat: Sie<br />
bieten Räumlichkeiten und Infrastruktur zu einem<br />
langfristig geringen Mietpreis und die Mieter können<br />
nach ihren Wünschen, Bedürfnissen, Mitteln<br />
und Möglichkeiten die Räumlichkeiten herrichten.<br />
Zahlreiche Mieter sind seit vielen Jahren hier<br />
angesiedelt, sie schätzen nicht nur den geringen<br />
Mietpreis sondern auch die gute Verkehrsanbindung<br />
nahe der Kreuzung Hersfelder/Langenfelder<br />
Straße. Dennoch ist es zum Zentrum der Stadt<br />
nicht weit.<br />
Mitunter ist die „alte Molkerei“ noch im Sprachgebrauch,<br />
wenn nach dem Thüri-Gewerbegebiet<br />
oder einer der dort ansässigen Firmen gefragt<br />
wird. Doch selbst viele Salzunger – vor allen Dingen<br />
die jungen Leute – wissen kaum noch, wo<br />
einst die Salzunger Molkerei war. Vielleicht auch,<br />
weil zum Glück mehr übrig geblieben ist als die Löcher<br />
vom Emmentaler.<br />
Text/Foto: Silvia Rost<br />
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Blick auf das sanierte Verwaltungsgebäude der einstigen Molkerei.