Stadtmagazin CLP Ausgabe 18
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Verabschiedung Pater Sebastian<br />
43<br />
„Danke, Pater Sebastian für 22 tolle Jahre!“<br />
Die Menschen aus Schwichteler verabschieden Pater Sebastian<br />
in den Ruhestand. – Von Karin Niemöller<br />
Eröffnungsrede Pater Sebastian<br />
Eine tiefe Stille liegt über dem kleinen<br />
Ort Schwichteler. Vereinzelt sieht man<br />
Nachzügler in die Kapelle des Klosters<br />
huschen. Aus dem Inneren der hoffnungslos<br />
überfüllten kleinen Kirche schlägt ihnen<br />
spannende Erwartung entgegen. Schnell<br />
suchen sie sich einen Platz im Gedränge. Es<br />
hat den Anschein, als wäre ganz Schwichteler<br />
auf den Beinen, denn alle möchten die Gelegenheit<br />
nutzen, sich persönlich von Pater<br />
Sebastian zu verabschieden. Zweiundzwanzig<br />
Jahre lang war er verantwortlich für die<br />
Seelsorge der Kirchengemeinde St. Marien<br />
in Schwichteler, nun mit 75, tritt er in den<br />
wohlverdienten Ruhestand. Ein Blick auf seine<br />
Vita zeigt den gebürtigen Nordenbrocker,<br />
der nach seinem Abitur am Kolleg St. Thomas<br />
in Vechta, dem dortigen Dominikanerorden<br />
beitrat. 1969 erfolgte seine Priesterweihe,<br />
die erste Kaplanstelle führte ihn für zwei Jahre<br />
nach Bremen. Nur allzu gerne aber nahm er<br />
1995 die Stelle des Seelsorgers in Schwichteler<br />
an. Kannte er doch Land und Leute mit all<br />
ihren liebenswerten Eigenarten, wie er sagt.<br />
Sie alle haben natürlich geahnt, irgendwann<br />
würde der Zeitpunkt gekommen sein, sich zu<br />
verabschieden. Dass es aber so schnell gehen<br />
würde, ja damit schien niemand gerechnet<br />
zu haben. Mit gemischten Gefühlen sitzen<br />
die zahlreichenGläubigen in den Bänken. Sicher,<br />
sie gönnen ihrem Pater den Ruhestand<br />
von ganzem Herzen. Einzig die Frage nach<br />
der Zukunft des Klosters und der Kirchengemeinde<br />
St. Marien bleibt offen. Mit dem Weggang<br />
von Pater Sebastian ziehen sich auch<br />
Die bis auf den letzten Platz gefüllte Klosterkapelle<br />
die Dominikaner nach fast einhundert Jahren<br />
Seelsorge von hier zurück. Die Wirtschaftsgebäude<br />
des Klosters sind bereits für einige<br />
Jahre verpachtet und beherbergen nunmehr<br />
minderjährige Flüchtlinge ohne Begleitung.<br />
Darüber hinaus stellt die Fusion der Kirchengemeinden<br />
Cappeln, Elsten, Schwichteler,<br />
und Sevelten die Geistlichen vor neue Aufgaben.<br />
Seelsorge in dem Umfang, wie Pater<br />
Sebastian sie geleistet hat, ist zeitlich nicht<br />
mehr möglich. Auch seine einzigartigen Gottesdienste,<br />
denen er mit seiner frischen Art<br />
und Plattdeutschem Humor ganz eigene<br />
Stempel aufdrückt, auch solche werden nicht<br />
mehr häufig stattfinden. Mit Pater Sebastian<br />
verliert Schwichteler nicht einfach einen<br />
Priester vor Ort, sondern einen mitreißenden<br />
Menschen, der Kirche lebendig macht und<br />
lebt. Seelsorger, Freund und Vertrauter, eine<br />
Lücke die niemand im Stande ist zu füllen.<br />
So schwer es jedoch fällt ihn ziehen zu lassen,<br />
es soll nicht ohne ein letztes Wort des Dankes<br />
geschehen, darin sind sich alle Gläubigen einig.<br />
Und so trugen die unterschiedlichen Vertreter<br />
von Vereinen, Ämtern und seine Freunde<br />
selbst verfasste Ansprachen, Gedichte,<br />
Dankesworte und kleine Dönkes dem sichtlich<br />
gerührten Pater Sebastian vor. Ja, sie werden<br />
ihn vermissen, diese Botschaft kam endgültig<br />
an.<br />
Das letzte Wort jedoch hatte Pater Sebastian.<br />
Und weil er es eben auch nicht lassen<br />
kann, nutzte auch er die Gunst der Stunde,<br />
um sich ebenfalls noch einmal bei der ver-<br />
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