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Stadtmagazin CLP Ausgabe 18

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Stadtgeschichte<br />

5<br />

staunen das noch gut erhaltene Bruchstück<br />

des etwa im Jahre 1440 angeschafften Hochaltares<br />

entdeckt. Bis zum Jahre 1912 war es an<br />

einer Wand im Turmgemach dargestellt, was<br />

sich auch heute noch sehr gut nachvollziehen<br />

lässt.<br />

Es waren ursprünglich zwei ungleich große<br />

Sandsteinplatten mit präzise gearbeiteten<br />

figürlichen Reliefs aus der Zeit zwischen<br />

1420/1440. Sie wurden als Bodenplatten in<br />

der St. Andreas Kirche gefunden. Zum Glück<br />

der Restauratoren aber mit der Bildseite nach<br />

unten, so dass durch den weichen, sandigen<br />

Boden die Reliefs selbst vor weiterer Beschädigung<br />

bewahrt worden waren und daher im<br />

Wesentlichen vorzüglich erhalten geblieben<br />

sind. Das Fragment wird dem am Niederrhein<br />

und im Westfälischen bekannten spätgotischen<br />

Baumeister und Bildhauer Heinrich<br />

Blanckebiel († 1488) zugeschrieben.<br />

Heinrich Havermann, langjähriger Geschäftsführer<br />

des Heimatbundes Oldenburger<br />

Münsterland, vergleicht in seiner Veröffentlichung<br />

die Reliefs mit dem noch vollständig<br />

erhaltenen, aus zwei großen und insgesamt<br />

vierzehn kleinen Feldern aufgebauten Altaraufsatz<br />

der Molberger Kirche. Seiner Meinung<br />

nach lasse sich so der Aufbau des Krapendorfer<br />

Altares mühelos rekonstruieren:<br />

Im Zentrum war, analog zu Molbergen, in einem<br />

großen, nahezu quadratischen Relief,<br />

die Kreuzigung Christi dargestellt, die links<br />

und rechts von insgesamt acht kleineren Passionsszenen<br />

eingefasst wurde. Darunter waren<br />

sechs weitere Szenen, die neben dem<br />

Sündenfall fünf Ereignisse aus der Kindheit<br />

Jesu darstellen.<br />

Während der Machtkämpfe des 14. und 15.<br />

Jahrhunderts um kirchliche und territoriale<br />

Hoheit zwischen den Osnabrücker und münsterschen<br />

Landesherren wurde am 25. April<br />

1435 die Krapendorfer Kirche beim Einfall<br />

der Truppen des Bischofs von Osnabrück geplündert<br />

und anschließend niedergebrannt,<br />

im folgenden Jahr jedoch wiederhergestellt.<br />

Das monumentale Altarretabel hielt um 1440<br />

als Hochaltar Einzug in die Kirche St. Andreas.<br />

Da dieser Bau im Jahre 1723 abgebrochen<br />

und durch einen Neubau 1729 ersetzt worden<br />

ist, wurde wahrscheinlich auch der Altar<br />

beseitigt und das Steinmaterial anderweitig<br />

verwendet. Pfarrer Conrad Landgraf mutmaßte<br />

in seinen Aufzeichnungen, dass der<br />

Altar bereits im Februar 1633 durch schwedische<br />

Soldaten im so genannten 30-jährigen<br />

Krieg (16<strong>18</strong>- 48) böswillig zerschlagen worden<br />

sei.<br />

Beide Fragmente werden als „Hauptwerk<br />

mittelalterlicher Kunst des Oldenburger Landes“<br />

bezeichnet. Sie stehen für die lokale<br />

Verankerung der Sammlung bei herausragender<br />

künstlerischer Qualität.<br />

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