VSAO JOURNAL Nr. 3 - Juni 2015
Stark - Immunologie/Onkologie Zehn Jahre sind genug
Stark - Immunologie/Onkologie Zehn Jahre sind genug
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Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />
Association suisse des médecins-assistant(e)s et chef(fe)s de clinique<br />
Associazione svizzera dei medici assistenti e capiclinica<br />
INHALT<br />
Titelbild: aebi, grafik & illustration, bern<br />
EDITORIAL<br />
5 Ein starkes Stück<br />
POLITIK<br />
6 Gesundheitspolitik –<br />
10 Jahre illegal sind genug!<br />
8 70 und noch immer kämpferisch<br />
WEITERBILDUNG /<br />
ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
11 www.spitalplattform.vsao.ch –<br />
jetzt online<br />
13 MEDIfuture: Samstag, 7. November <strong>2015</strong> –<br />
Kultur Casino Bern<br />
14 Mit my-aim.ch behalten Sie den<br />
Überblick auf dem Weg zum Facharzt<br />
für Allgemeine Innere Medizin<br />
16 SIWF-Award – für besonderes<br />
Engagement in der Weiterbildung<br />
18 Lesen lernen: Rein hypothetisch<br />
20 Auf den Punkt gebracht:<br />
Nicht Schwäche, sondern Vernunft<br />
<strong>VSAO</strong><br />
22 Sektion Bern<br />
23 Sektion Graubünden<br />
23 Sektion Neuenburg<br />
24 Sektion Solothurn<br />
25 Sektion Wallis<br />
27 <strong>VSAO</strong>-Rechtsberatung<br />
FOKUS ▶ STARK<br />
28 Wenn die Kraft schwindet …<br />
30 Von der Arznei zum Marketingobjekt<br />
33 Kraftprotze Grösse XXS<br />
35 Stärken Kraftorte uns Menschen?<br />
37 Defekte willkommen<br />
PERSPEKTIVEN<br />
39 Fachserie – Aktuelles aus der<br />
Immuno logie – Regulatorische T-Zellen:<br />
Vielversprechende Alleskönner?<br />
43 Aus der «Therapeutischen Umschau» :<br />
Die Milz bei hämato-onkologischen<br />
Erkrankungen<br />
49 Das erlesene Objekt:<br />
Körperliche Hilfsmittel als Erkennungszeichen<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
50 Briefkasten<br />
51 Lohnfortzahlung bei Arbeitsunfähigkeit<br />
(Teil 3 Schwangerschaft): Wer zahlt im<br />
Falle eines Falles?<br />
53 Die persönliche Beziehung zählt<br />
55 Rückerstattung der Verrechnungssteuer<br />
VORSORGESTIFTUNG <strong>VSAO</strong><br />
57 Vorteilhaft für alle<br />
58 Impressum<br />
<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
3
EDITORIAL<br />
Foto: Severin Novacki<br />
Catherine Aeschbacher<br />
Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal<br />
Ein starkes Stück<br />
Am 24. Dezember 1841 vermeldete das Unterhaltungsblatt<br />
«Bohemia» unter der Rubrik «Kunst und Leben in Böhmen» den<br />
Auftritt einer gewissen Madame Elise Serafin (vormals Luftmann),<br />
welche in Prag «Beweise von der bewundernswürdigen<br />
Kraft ihrer Zähne, Kinnladen und Muskeln» erbringe. Sie spiele<br />
mit «Zentnergewichten wie mit Bällen», berichtet der Journalist<br />
weiter, lege zugleich aber «Anmut und Grazie» an den<br />
Tag. Höhepunkt der Darbietung sei ein ausserordentlicher<br />
Kraftakt: «…sie hält nämlich einen Tisch zuerst allein, dann<br />
mit daraufgelegten Gewichten und endlich mit einem Stuhle,<br />
auf dem ein Mensch sitzt, mit den Zähnen, was wir noch sehr<br />
selten sahen.»<br />
Auch wenn Kraftmenschen beiderlei Geschlechts in den Manegen<br />
eher selten geworden sind, haben Muskeln ihre Attraktivität<br />
nicht eingebüsst. Allerdings werden sie in der Dienstleistungsgesellschaft<br />
weniger durch Arbeit, denn durch gezieltes<br />
Training erworben. In unserem Schwerpunkt widmen wir<br />
uns allen möglichen Formen von Stärke, jener von Materialien<br />
ebenso wie der von Ameisen. Wir befassen uns mit Kraftorten<br />
und Kraftbrühe und schliesslich mit Muskelschwund.<br />
Einen ausserordentlichen Kraftakt erfordert offenbar die flächendeckende<br />
Umsetzung des Arbeitsgesetzes. Der <strong>VSAO</strong> will<br />
den Druck auf die Arbeitgeber aufrechterhalten und setzt deshalb<br />
seine Kampagne «spital.illegal.normal?» fort. Diesmal unter<br />
anderem mit Protestpostkarten an den zuständigen Bundesrat<br />
Johann Schneider-Ammann. Diesem Journal liegt eine<br />
vorfrankierte Karte bei, die – unterschrieben – auf dem bundesrätlichen<br />
Schreibtisch landen sollte. Ein weiteres gesundheitspolitisches<br />
Schwergewicht ist die Zulassungssteuerung, die<br />
in den kommenden Monaten im Parlament behandelt wird.<br />
Sollten die Räte den Vorschlag des Bundesrats mehr oder weniger<br />
unverändert annehmen, will der <strong>VSAO</strong> das Referendum<br />
ergreifen. Dies hat der Zentralvorstand an seiner Frühjahrssitzung<br />
entschieden. Im Politikteil werden beide Themen ausführlich<br />
behandelt.<br />
Eine gute Weiterbildungsstelle zu finden, kann Kraft und Nerven<br />
kosten. Um die Suche zu erleichtern, hat der <strong>VSAO</strong> mit der<br />
Online-Spitalplattform ein spezielles Instrument geschaffen.<br />
Stellensuchende können sich aktuell über rund 270 Spitäler<br />
informieren, nach den gewünschten Angeboten suchen, vergleichen<br />
und ihren vorherigen Arbeitsplatz bald auch noch<br />
bewerten. Weiterführende Informationen zu dieser Dienstleistung<br />
finden sich unter der Rubrik «Weiterbildung/Arbeitsbedingungen».<br />
<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
5
POLITIK<br />
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
10 Jahre illegal sind genug!<br />
Der <strong>VSAO</strong> lancierte Ende April die Folgekampagne zu einem unrühmlichen Jubiläum: Seit zehn<br />
Jahren gilt das Arbeitsgesetz für alle Assistenzärztinnen und -ärzte, eingehalten wird es aber leider<br />
immer noch nicht. Der <strong>VSAO</strong> kämpft nun mit einer Protestaktion dafür, dass das Gesetz nicht bloss<br />
auf dem Papier besteht, sondern endlich auch in den Spitälern umgesetzt wird. Das Motto lautet:<br />
«Taten statt Worte – bevor wir ausbrennen».<br />
Nico van der Heiden, Stv. Geschäftsführer/Leiter Politik und Kommunikation <strong>VSAO</strong>. Bild: Ramon Lehmann, riechsteiner fotografie.<br />
Abbildung 1: Antworten der Bevölkerung auf die<br />
Frage «Wie viel wäre Ihrer Meinung nach die ‹richtige›<br />
Arbeitszeit pro Woche für Assistenzärztinnen<br />
und -ärzte für ein Vollzeitpensum?»<br />
Leider gibt es wenig zu feiern bei diesem<br />
Jubiläum, die Torte bleibt einem im Halse<br />
stecken. Seit 2005 sind die Assistenzärztinnen<br />
und -ärzte dem Arbeitsgesetz unterstellt<br />
(sowie fast alle Oberärzte). Kurz<br />
nach diesem Meilenstein stellte man tatsächlich<br />
eine massive Abnahme der wöchentlichen<br />
Arbeitszeit fest. Seit 2006 gibt<br />
es jedoch keine weitere Bewegung in Richtung<br />
Legalität (50-Stunden-Woche). Das<br />
Gesetz wird seit zehn Jahren vielfach nicht<br />
eingehalten. Es scheint, als hätte sich eine<br />
«fast legal genügt»-Mentalität eingebürgert.<br />
Leider kann man Gesetze nicht<br />
«fast» einhalten, denn auch auf der Autobahn<br />
kann man sich nicht «fast» an die<br />
Geschwindigkeitslimite halten, ohne eine<br />
Busse zu riskieren. Spitäler hingegen, die<br />
mit übermüdeten Ärzten die Gesundheit<br />
der Patienten gefährden, werden weiterhin<br />
nicht (oder nur sehr sanft) belangt.<br />
Wie bei fast jedem Gesetz gilt: Was nicht<br />
kontrolliert wird, wird auch nicht eingehalten.<br />
Deshalb fordern wir flächendeckende<br />
Kontrollen des Arbeitsgesetzes in<br />
den Spitälern. Bundesrat Johann Schneider-Ammann<br />
als Vorsteher des SECO<br />
könnte die kantonalen Arbeitsinspektorate<br />
dazu auffordern. Da er dies bisher nicht<br />
getan hat, helfen wir nun mit einer Protestaktion<br />
nach.<br />
Kampagne des <strong>VSAO</strong><br />
2013 hat der <strong>VSAO</strong> bereits mit einer grossen<br />
Öffentlichkeitskampagne auf die weitverbreiteten<br />
Missstände hingewiesen.<br />
Seither ist einiges in Bewegung geraten:<br />
In verschiedensten Kantonen wurden die<br />
Kontrollen der Arbeitsinspektorate intensiviert<br />
oder gar erstmals überhaupt durchgeführt!<br />
Anlässlich des unrühmlichen 10-Jahre-<br />
Jubiläums hat sich der <strong>VSAO</strong> entschieden,<br />
die Kampagne «spital.illegal.normal?»<br />
weiterzuführen. Sie besteht aus verschiedenen<br />
Elementen, fokussiert aber auf einer<br />
von der Bevölkerung unterschriebenen<br />
Protestpostkarte, die dem Bundesrat<br />
überreicht wird.<br />
Bevölkerung unterstützt<br />
unsere Anliegen<br />
Als erste Massnahme hat der <strong>VSAO</strong> beim<br />
unabhängigen Institut LINK eine Bevölkerungsbefragung<br />
in Auftrag gegeben.<br />
Anfang Februar wurden 503 zufällig ausgewählte<br />
Personen zu ihrer Einstellung<br />
bezüglich der Arbeitsbedingungen der<br />
Assistenz- und Oberärzte befragt. Dabei<br />
zeigte sich Erstaunliches: Fast die Hälfte<br />
der Personen geben an, bis 42 Stunden pro<br />
Woche, also das in der Schweiz normale<br />
Vollzeitpensum, sei genug. Lediglich<br />
6 Prozent der Befragten fanden mehr als<br />
50 Stunden pro Woche sinnvoll. Somit<br />
wird anerkannt, dass Assistenzärzte rund<br />
10 Stunden pro Woche zu viel arbeiten<br />
(Abb. 1).<br />
Unsere Mitgliederbefragung letztes Jahr<br />
hat aber gezeigt, dass Assistenz- und Oberärzte<br />
mit einem Vollzeitpensum durchschnittlich<br />
56,5 Stunden pro Woche arbeiten.<br />
Es zeigt sich also eine grosse Diskrepanz<br />
zwischen der tatsächlich erbrachten<br />
Leistung und dem, was die Bevölkerung<br />
für richtig erachtet.<br />
Als Zweites haben wir gefragt, wie viele<br />
Tage am Stück Ärzte arbeiten sollen. Hier<br />
fanden 68 Prozent der Bevölkerung, dass<br />
fünf Tage am Stück richtig seien. Lediglich<br />
11 Prozent fanden sieben oder mehr<br />
Tage in Folge kein Problem. Leider gibt es<br />
auch hier einen eklatanten Widerspruch<br />
zur Realität in den Spitälern: Mehr als die<br />
Hälfte aller letztes Jahr befragten Assistenz-<br />
und Oberärzte hat im vergangenen<br />
Jahr mindestens einmal sieben Tage am<br />
Stück gearbeitet, viele davon mehrmals<br />
(Abb. 2).<br />
Als Drittes wurde die Bevölkerung gefragt,<br />
ob lange Arbeitszeiten der Ärzteschaft das<br />
Vertrauen in die Qualität der Behandlung<br />
reduziere. Konkret wurde hier nach einer<br />
Behandlung gefragt, bei der der behandelnde<br />
Arzt bereits zwölf Stunden gearbeitet<br />
hat, was leider häufig vorkommt.<br />
77 Prozent der Befragten gaben an, dass<br />
dadurch ihr Vertrauen in die Qualität der<br />
Behandlung beeinträchtigt werde. Das ist<br />
eine sehr klare Aussage.<br />
Als Letztes haben wir gefragt, welche Massnahmen<br />
die Bevölkerung unterstützen<br />
würde. Mehr als zwei Drittel fordern mehr<br />
Kontrollen durch die kantonalen Arbeitsinspektorate,<br />
was uns in unserem Anliegen<br />
bestärkt und sich mit der Forderung aus der<br />
Kampagne deckt: Hauptziel müssen vermehrte<br />
Kontrollen sein (Abb. 3).<br />
Über 90 Prozent der Befragten fanden es<br />
zudem wichtig, dass Bundesrat Schneider-<br />
Ammann als Vorsteher des SECO und<br />
6 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>
POLITIK<br />
damit verantwortlich für die Durchsetzung<br />
des Arbeitsgesetzes dringende Massnahmen<br />
ergreife. Diesen Ball nehmen wir<br />
nun auf.<br />
Abbildung 2: Antworten der Bevölkerung auf die<br />
Frage «Wie viele Tage am Stück sollen Assistenzund<br />
Oberärzte Ihrer Meinung nach in den Spitälern<br />
arbeiten dürfen?»<br />
Abbildung 3: Seit zehn Jahren unterstehen die Assistenz-<br />
und Oberärzte dem Arbeitsgesetz. Bei rund<br />
70 Prozent der Spitalärzte wird das Arbeitsgesetz<br />
aber noch immer nicht eingehalten. Welche der folgenden<br />
Massnahmen unterstützen Sie, damit das<br />
Arbeitsgesetz eingehalten wird?<br />
Pressekonferenz<br />
Etwas findet nur statt, wenn es in den Medien<br />
stattfindet. Entsprechend haben wir<br />
die Resultate der repräsentativen Bevölkerungsbefragung<br />
Ende April an einer Pressekonferenz<br />
in Bern vorgestellt. Die Telefone<br />
liefen bereits im Vorfeld heiss; damit<br />
die Berichterstattung in den mittäglichen<br />
Nachrichtensendungen aufgenommen<br />
werden konnte, mussten verschiedene<br />
Interviews vor dem eigentlichen Termin<br />
geführt werden. Die Präsenz an der Konferenz<br />
selber war denn auch nicht sehr<br />
gross, nichtsdestotrotz erfreulich. Offensichtlich<br />
wird der <strong>VSAO</strong> von den Medien<br />
als relevante Stimme betrachtet und zur<br />
Kenntnis genommen. Erfreut waren wir<br />
über das ausgeprägte Interesse von Journalisten<br />
aus der Romandie, was beweist,<br />
dass unsere Anliegen nicht nur in der<br />
Deutschschweiz Gehör finden.<br />
Zudem haben sich über 40 Medizinstudierende<br />
bereit erklärt, für Ihre künftigen<br />
Arbeitsbedingungen auf die Strasse zu<br />
gehen und ebenfalls Unterschriften zu<br />
sammeln. Das freut uns sehr und macht<br />
uns zuversichtlich, dass wir viele Protestpostkarten<br />
zurückerhalten werden.<br />
Übergabeaktion<br />
Was geschieht mit den Protestpostkarten?<br />
Wir werden sie Bundesrat Schneider-Ammann<br />
in einer medienträchtigen Aktion<br />
überreichen und ihn damit auffordern,<br />
auch auf Ebene Bund seine Verantwortung<br />
endlich wahrzunehmen. Bisher hat<br />
er diese leider vollständig an die Kantone<br />
delegiert und sah keinen Handlungsbedarf.<br />
Wir sehen es naturgemäss anders: Es<br />
braucht flächendeckende Kontrollen der<br />
Spitäler durch die Arbeitsinspektorate.<br />
Protestpostkarte<br />
Der <strong>VSAO</strong> nimmt die Resultate der Befragung<br />
zum Anlass, auf die Unterstützung<br />
der Bevölkerung zu setzen. Mit einer Protestpostkarte<br />
kann jedermann unsere<br />
Forderung nach Einhaltung des Arbeitsgesetzes<br />
in den Spitälern unterstützen.<br />
Die Postkarte lag Anfang Mai dem «Beobachter»,<br />
der WOZ, «Ticino Sette» und<br />
«l’Hebdo» bei. Sie kann auch online<br />
unter www.spital-illegal.ch unterzeichnet<br />
werden. Sie finden in diesem Heft ebenfalls<br />
eine Postkarte: Bitte unterschreiben<br />
Sie diese und werfen Sie die Karte unfrankiert<br />
in den nächsten Briefkasten oder<br />
unterschreiben Sie noch heute online.<br />
Bestellen Sie zudem weitere Postkarten<br />
bei uns (einfach per Mail an sekretariat<br />
@vsao.ch) und sammeln Sie in Ihrem<br />
Umfeld Unterschriften, es geht um Ihre<br />
Arbeitsbedingungen!<br />
Zweiter Comic<br />
Pünktlich zum Start der Folgekampagne<br />
liegt auch der zweite Band des erfolgreichen<br />
spital-illegal-Comics vor. Die Medizinstudierenden<br />
tragen ihn bereits fleissig<br />
in die Hausarztpraxen und geben ihn<br />
beim Unterschriftensammeln ab. Natürlich<br />
können auch Sie über www.spital-illegal.ch<br />
eines oder mehrere Exemplare<br />
des Comics bestellen. Auch die beliebten<br />
Quartette sind weiterhin erhältlich.<br />
Mit all diesen Massnahmen halten wir den<br />
Druck für bessere Arbeitsbedingungen auf<br />
politischer Ebene aufrecht. So dass unsere<br />
nächste Mitgliederbefragung endlich zeigen<br />
wird, dass das Arbeitsgesetz nun flächendeckend<br />
eingehalten wird. ■<br />
<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
7
POLITIK<br />
70 und noch immer kämpferisch<br />
Der <strong>VSAO</strong> feiert dieses Jahr sein 70-jähriges Bestehen. Anstelle von rauschenden Festen oder<br />
würdevollen Feierstunden tut der Verband das, was er in der Vergangenheit immer getan hat:<br />
Er kämpft für seine Mitglieder. An ihrer Frühjahrssitzung entschieden die Delegierten des Zentralvorstands<br />
dem bundesrätlichen Vorschlag zur Zulassungssteuerung mit einem Referendum zu<br />
begegnen.<br />
Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal. Bilder: Severin Nowacki.<br />
Am 25. April traten die Delegierten des Zentralvorstands<br />
(ZV) in Bern zu ihrer Frühjahrssitzung<br />
zusammen. Zu Beginn wies<br />
<strong>VSAO</strong>-Präsident Daniel Schröpfer kurz auf<br />
das Jubiläumsjahr hin, wurde der <strong>VSAO</strong><br />
doch vor 70 Jahren gegründet. Damals<br />
noch als Verband der Assistenzärzte, welche<br />
sich zusammenschlossen, um für einen<br />
angemessenen Lohn zu kämpfen. Bis dahin<br />
wurde nämlich die Weiterbildungszeit<br />
meist gar nicht oder höchstens symbolisch<br />
entlohnt. Dass der Kampfeswille bis heute<br />
nicht geschwunden ist, machten die Diskussionen<br />
im ZV deutlich.<br />
Dominiert wurde die Versammlung von<br />
der Frage nach der Zulassungssteuerung.<br />
Derzeit gilt, dass alle Ärztinnen und die<br />
Ärzte, die drei Jahre an einer anerkannten<br />
Weiterbildungsstätte in der Schweiz gearbeitet<br />
haben, automatisch die Zulassung<br />
erhalten. Dieses befristete Modell hat sich<br />
nicht zuletzt dank seiner Einfachheit und<br />
der ihm innewohnenden Qualitätssicherung<br />
bewährt. Dennoch hat sich der Bundesrat<br />
entschlossen, eine neue, unbefristete<br />
Lösung einzuführen. Neu würden die<br />
Kompetenzen bei den Kantonen liegen, die<br />
nach einem komplexen Schlüssel die Zulassung<br />
steuern müssten (das <strong>VSAO</strong>-Journal<br />
berichtete). Die heute geltende Qualitätssicherung<br />
fiele weg, die Steuerung wäre<br />
um ein Vielfaches willkürlicher und intransparenter.<br />
Obschon der Grundtenor<br />
der Vernehmlassung kritisch bis ablehnend<br />
war, überwies der Bundesrat die Vorlage<br />
nahezu unverändert an die Räte, die<br />
Eintreten beschlossen haben. Erstrat ist der<br />
Nationalrat, dessen gesundheitspolitische<br />
Kommission nun über der Vorlage brütet,<br />
der Ständerat folgt anschliessend. Sollte<br />
das Parlament der Vorlage zustimmen,<br />
würde die neue Zulassungssteuerung auf<br />
1. Juli 2016 in Kraft treten.<br />
Den Zug nicht verpassen<br />
«Bislang war jeder Zulassungsstopp provisorisch<br />
und befristet. Nun aber droht<br />
eine definitive Lösung. Jetzt ist der letzte<br />
Moment, um sich dagegen zu wehren,<br />
sonst ist der Zug abgefahren», warnte ein<br />
ZV-Delegierter und sprach damit wohl den<br />
meisten Anwesenden aus dem Herzen. Ein<br />
Referendum bedeutet für die Sektionen<br />
zwar einen grossen Aufwand, dennoch<br />
sprach sich das oberste Gremium des<br />
<strong>VSAO</strong> grossmehrheitlich dafür aus. Es<br />
schloss sich damit der Meinung einer Delegierten<br />
an, welche sagte, dass man nicht<br />
vor den falschen Dingen Angst haben dürfe.<br />
Die Angst müsse dieser Regelung gelten<br />
und nicht dem Aufwand, die Unterschriften<br />
zusammenzubringen.<br />
Nebst dem Vorschlag des Bundesrates zur<br />
Zulassungssteuerung steht die «Motion<br />
Stahl» im Raum. Nationalrat Jürg Stahl<br />
(SVP) schlägt vor, die kantonale Vertragsfreiheit<br />
einzuführen, falls es in gewissen<br />
Spezialitäten zu viele Ärzte hat. Der Zentralvorstand<br />
sagte ebenfalls ja zu einem<br />
Referendum, falls diese Motion angenommen<br />
werden sollte.<br />
Nebst der Zulassung befasst sich der <strong>VSAO</strong><br />
auf politischer Ebene in erster Linie mit<br />
den Arbeitsbedingungen. Die Kampagne<br />
«spital.illegal.normal?» zur Sensibilisierung<br />
von Bevölkerung, Politik und Verwaltung<br />
wird weitergeführt. Auftakt<br />
8 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>
POLITIK<br />
macht wiederum eine Pressekonferenz,<br />
anschliessend erfolgen eine Aktion mit<br />
Protestpostkarten (s. aktuelles Journal)<br />
sowie weitere Massnahmen.<br />
Verabschiedung und<br />
Wahlen<br />
Im Geschäftsausschuss (GA) ergeben sich<br />
personelle Veränderungen: Nachdem<br />
Christophe Fehlmann das Präsidium der<br />
Sektion Genf übernommen hat, möchte<br />
er aufgrund der zusätzlichen Belastung<br />
aus dem GA ausscheiden. Daniel Schröpfer<br />
würdigte ihn und verdankte seinen<br />
Einsatz (s. Kasten). Verstärkt wird der GA<br />
neu durch Dina-Maria Jakob, die der Sektion<br />
Bern angehört (s. Kasten). Sie wurde<br />
einstimmig in das Exekutivgremium des<br />
<strong>VSAO</strong> gewählt. Der ZV bestimmte anschliessend<br />
neue Vertreterinnen und Vertreter<br />
für die Ärztekammer.<br />
Die üblichen statutarischen Geschäfte<br />
boten kaum Anlass zur Diskussion. Die<br />
Rechnung schliesst im gewohnten Rahmen<br />
und zeigt, dass der <strong>VSAO</strong> über eine<br />
stabile finanzielle Basis verfügt.<br />
Rose geht nach Genf<br />
Vergangenes Jahr hat der <strong>VSAO</strong> erstmals<br />
eine Rose für besondere Leistungen in<br />
Sachen Weiterbildung oder Arbeitsbedingungen<br />
vergeben. Auch dieses Jahr hatten<br />
zwei Sektionen je eine Nomination eingereicht.<br />
Nominiert waren die Abteilung für<br />
Innere Medizin am Spital Oberengadin<br />
sowie die Poliklinik des HUG in Genf. Im<br />
Falle des Spitals Oberengadin wurden<br />
insbesondere drei Punkte hervorgehoben:<br />
die breite fachliche Weiterbildung, die regelmässige<br />
hausinterne sowie externe<br />
Weiterbildung und die Einhaltung des<br />
Arbeitsgesetzes einschliesslich des fairen<br />
Dienstplans. Alle diese Punkte sind insbesondere<br />
für ein kleines, peripheres Haus<br />
keine Selbstverständlichkeit.<br />
Die Genfer Poliklinik tut sich vor allem<br />
durch Anstrengungen auf dem Gebiet der<br />
Arbeitszufriedenheit hervor. Hierfür wurden<br />
verschiedene Arbeitsgruppen ins Leben<br />
gerufen. Im Weiteren gibt es ein Coaching,<br />
das Burnouts verhindern soll, fixe Zeiten,<br />
welche der Aufarbeitung von Administrativem<br />
gelten oder für Forschung zur Verfügung<br />
stehen sowie einen abteilungsinternen<br />
Fonds für Forschungsprojekte.<br />
Da beide nominierten Kandidaten auszeichnungswürdig<br />
sind, fiel den ZV-Delegierten<br />
die Wahl sichtlich schwer. Am<br />
Ende obsiegte Genf mit einigen Stimmen<br />
Vorsprung.<br />
Rücktritt aus dem Geschäftsausschuss<br />
Christophe Fehlmann Gallay ist im Februar <strong>2015</strong> aus<br />
dem Geschäftsausschuss des <strong>VSAO</strong> Schweiz ausgetreten.<br />
Mit ihm verliert der GA ein aktives Mitglied. Christophe<br />
übernahm per 1. Dezember 2014 das Amt als Sektionspräsident<br />
der Sektion Genf. Da er neben diesem Amt<br />
auch weiterhin für den <strong>VSAO</strong> in der Delegiertenversammlung<br />
der FMH waltet, hat er sich zum Rücktritt<br />
aus dem GA entschieden. Wir bedauern dies, sind aber<br />
sehr froh, dass er auch künftig dem <strong>VSAO</strong> erhalten bleibt<br />
und wertvolle Arbeit leistet. Der GA und das Präsidium<br />
des <strong>VSAO</strong> danken ihm für seinen Einsatz herzlich.<br />
Daniel Schröpfer, Präsident <strong>VSAO</strong><br />
Neu im<br />
Geschäftsausschuss<br />
Dina-Maria Jakob<br />
Assistenzärztin Kinderkardiologie<br />
Inselspital Bern<br />
Sektion Bern<br />
Gut zu wissen<br />
Anerkannte Weiterbildungsstätten müssen<br />
über ein Weiterbildungskonzept verfügen,<br />
das aufzeigt, wie die Vermittlung der Lerninhalte<br />
in der Praxis erfolgen soll. Dies ist<br />
in der Weiterbildungsordnung so festgelegt.<br />
Oftmals wissen Weiterzubildende,<br />
dass ein derartiges Papier existiert, haben<br />
es aber noch nie detailliert studiert. Ebenso<br />
rar sind Weiterbildungsverträge, obgleich<br />
auch diese eigentlich von den WB-<br />
Stätten mit ihren Weiterzubildenden abgeschlossen<br />
werden müssten. Der <strong>VSAO</strong><br />
will eine Informationskampagne zu den<br />
Weiterbildungskonzepten durchführen<br />
und für die flächendeckende Einführung<br />
von Weiterbildungsverträgen lobbyieren.<br />
Insbesondere jüngere Mitglieder sollten<br />
wissen, was sie an welcher Weiterbildungsstätte<br />
erwartet und welche Kenntnisse und<br />
Fertigkeiten sie in welcher Zeit wo erwerben<br />
können bzw. erwerben können sollten.<br />
Der ZV stimmte diesem Projekt zu.<br />
Grünes Licht gab es auch für das Projekt<br />
«Delegierbare administrative Aufgaben<br />
von AA/OA», wonach in einem ersten<br />
Schritt Mitglieder und Spitalverantwortliche<br />
auf verschiedenen Kanälen für diese<br />
Frage sensibilisiert werden sollen.<br />
Gesamtarbeitsverträge sind wünschenswert,<br />
aber längst nicht in allen Sektionen<br />
Realität. Um den Sektionen GAV-Verhandlungen<br />
zu erleichtern, wird das Zentralsekretariat<br />
in Zusammenarbeit mit externen<br />
Spezialisten und den Sektionsjuristen<br />
ein Verhandlungskonzept für «GAV-Einsteiger»<br />
ausarbeiten.<br />
Erfreulicher<br />
Geschäftsgang<br />
Wie üblich wurde die Delegiertenversammlung<br />
der Dienstleistungsorganisa tion ME-<br />
DISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC am selben Tag<br />
wie die Versammlung des Zentralvorstandes<br />
abgehalten. MEDISERVICE-Co-Präsident<br />
Andrea Vincenzo Braga konnte über<br />
ein erfreuliches Geschäftsjahr berichten.<br />
Im April 2014 wurde der Vorstand teilerneuert.<br />
Das Gremium habe sich gut eingespielt<br />
und leiste konstruktive Arbeit, so<br />
Braga. Neu hat MEDISERVICE ein Beratungsunternehmen<br />
im Tessin, das die<br />
dortigen Mitglieder bezüglich der MEDI-<br />
SERVICE-Dienstleistungen auch auf Italienisch<br />
betreuen kann. Dank verschiedener<br />
Massnahmen mit Dienstleistungspartnern<br />
hat sich das Vertrags volumen erhöht. Der<br />
daraus resultierende Gewinn des Jahres<br />
2014 fliesst in die Stellenplattform JobMed,<br />
welche umfassend überarbeitet wird. ■<br />
<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
9
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
spitalplattform.vsao.ch –<br />
jetzt online<br />
Informieren, suchen, vergleichen und bald auch noch bewerten – all das bietet die Spitalplattform,<br />
welche der <strong>VSAO</strong> letztes Jahr erarbeitet hat. Die Plattform unterstützt die Ärztinnen und Ärzte bei<br />
der Suche und Auswahl von Arbeits- und Weiterbildungsstellen. Heute befinden sich bereits rund<br />
270 Spitäler auf der Plattform.<br />
Simon Stettler, Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />
Die Spitalplattform enthält all jene Spitäler,<br />
die mindestens eine vom SIWF anerkannte<br />
Weiterbildungsstätte aufweisen. 1<br />
Hilfreiche Informationen zu den Arbeitsbedingungen<br />
in den jeweiligen Spitälern<br />
(z.B. zu den Wochensollarbeitszeiten oder<br />
zu den Löhnen) sowie die standardisierte<br />
Darstellung vereinfachen den Vergleich<br />
zwischen den verschiedenen Spitälern.<br />
Mittels Suchmaske kann auf der Startseite<br />
rasch nach einem Spital, einem Fachgebiet,<br />
einem Ort (inkl. Suchradius) oder<br />
einem Kanton gesucht bzw. gefiltert werden.<br />
Um auf die Detailansicht eines Spitals<br />
zu gelangen, kann dieses direkt ab der<br />
Landkarte oder aus der Liste der Suchergebnisse<br />
ausgewählt werden.<br />
Die Daten werden vom <strong>VSAO</strong> unter Einbezug<br />
der jeweiligen Sektionen direkt bei<br />
den Spitälern erfragt oder vom <strong>VSAO</strong>-<br />
Zentralsekretariat recherchiert und jährlich<br />
aktualisiert. Für die Spitäler, welche<br />
ihren Mitarbeitenden faire Arbeitsbedingungen<br />
bieten, ist die Plattform eine gute<br />
Gelegenheit, um ihre Anstrengungen<br />
insbesondere gegenüber den jungen Ärztinnen<br />
und Ärzten sichtbar zu machen.<br />
Jene Spitäler, welche ihre Daten vollständig<br />
zurückmelden, dürfen als Dankeschön<br />
ihren Eintrag mit Spitallogo und<br />
einem zusätzlichen Informationstext auf<br />
der Spitalplattform aufwerten. Für Spitäler<br />
mit schlechteren Arbeitskonditionen<br />
schafft die Plattform im besten Fall einen<br />
Anreiz, sich zu verbessern, um als Arbeitgeberin<br />
konkurrenzfähig zu sein.<br />
Anderen Interessierten (z.B. Patienten<br />
oder Behörden) stehen diese Informationen<br />
ebenfalls zur Verfügung, da die Plattform<br />
öffentlich zugänglich ist. Schliesslich<br />
ist es kein Geheimnis, dass sich gute<br />
Arbeitsbedingungen positiv auf die Arbeits-<br />
bzw. im Spital auch auf die Behandlungsqualität<br />
auswirken.<br />
1 Die Erfassung der Spitäler mit sehr wenigen<br />
Weiterbildungsstätten läuft noch.<br />
<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
11
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
Verknüpfung mit<br />
dem SIWF-Register<br />
Eine weitere Stärke der Plattform ist deren<br />
Verknüpfung mit dem SIWF-Register der<br />
Weiterbildungsstätten. Auf der Detailansicht<br />
der Spitäler ist ersichtlich, welche anerkannten<br />
Weiterbildungsstätten beim Spital<br />
angegliedert sind. Mit der Auswahl einer<br />
Weiterbildungsstätte gelangt der Benutzer<br />
direkt zum entsprechenden Eintrag im<br />
SIWF-Register. Dort sind insbesondere die<br />
Weiterbildungskonzepte und die Resultate<br />
der jährlichen SIWF-Umfrage unter den<br />
Assistenzärzten zur Weiterbildungsqualität<br />
ersichtlich. Dank dieser Verknüpfung können<br />
somit wesentliche Zusatzinformationen<br />
einfach konsultiert und in den Entscheidungsprozess<br />
eingebunden werden.<br />
Bewertungstool<br />
Im <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>, also praktisch mit Erscheinen<br />
des vorliegenden Artikels, wird eine weitere<br />
Funktion auf der Plattform aufgeschaltet.<br />
Neu erhalten <strong>VSAO</strong>-Mitglieder die Gelegenheit,<br />
ihre Weiterbildungsstätte zu bewerten.<br />
So können sie ihre Erfahrungen mit anderen<br />
Ärzten teilen und selber von Rückmeldungen<br />
profitieren. Die Bewertung erfolgt<br />
anhand von fünf Standardfragen und einer<br />
Skala von jeweils 1 bis 6. Optional steht ein<br />
Kommentarfeld zur Verfügung. Schlechte<br />
Bewertungen müssen begründet werden.<br />
Wird ein Kommentar abgegeben, erhalten<br />
die Weiterbildungsstättenleiter vom <strong>VSAO</strong><br />
eine Mitteilung und die Gelegenheit, eine<br />
Stellungnahme zu platzieren. Bewertungen<br />
und Kommentare werden vom <strong>VSAO</strong> moderiert.<br />
Mitglieder sind herzlich eingeladen,<br />
Bewertungen abzugeben, denn nur dank<br />
vieler Bewertungen gewinnt das Tool an<br />
Attraktivität.<br />
■
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
Laufbahnplanung<br />
Gesundheitspolitik<br />
Arbeitsplatz Ausland<br />
Arbeitsplatz Klinik<br />
Arbeitsplatz Praxis<br />
Samstag, 7. November <strong>2015</strong> –<br />
Kultur Casino Bern<br />
Haben Sie sich bereits Gedanken über die<br />
Karrieremöglichkeiten als Arzt oder<br />
Ärztin gemacht? MEDIfuture ist die ideale<br />
Plattform, um Ihnen die Angebote in<br />
der Medizin zu erläutern und Ihnen die<br />
unterschiedlichen Wege zum entsprechenden<br />
Karriereziel darzulegen. Zudem<br />
zeigt Ihnen MEDIfuture auf, wie vielfältig<br />
der Arztberuf ist.<br />
Der Anlass wird jährlich im November im<br />
Rahmen des Weiterbildungsengagements<br />
des politischen Verbandes <strong>VSAO</strong> und der<br />
Dienstleistungsorganisation MEDISER-<br />
VICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC durchgeführt und ist<br />
für alle Teilnehmenden kostenlos.<br />
Für junge Ärztinnen und Ärzte<br />
oder Medizinstudierende älteren<br />
Semesters bietet der Anlass die perfekte<br />
Möglichkeit, um sich zum Thema Karriereplanung<br />
zu informieren. Jedoch werden<br />
auch etablierten Berufsleuten, welche<br />
eine Neuorientierung anstreben, Inspirationen<br />
und Informationen geboten.<br />
Dieser Event ist optimal, um Fachkräfte,<br />
Unternehmen und Kollegen zusammenzuführen.<br />
Der diesjährige Anlass findet wie im letzten<br />
Jahr im Kultur Casino in Bern statt.<br />
Die grosszügigen Räume bieten ein perfektes<br />
Ambiente für MEDIfuture. Einige<br />
Referate werden parallel deutsch und<br />
französisch gehalten, alle restlichen Referate<br />
werden simultan (DE/FR) übersetzt.<br />
In diesem Jahr werden die Referate zu<br />
folgenden Themen geboten:<br />
• Gesundheitspolitik<br />
• Tipps, Regeln und Projekte des SIWF<br />
• Vorstellung von drei Fachgesellschaften<br />
• Arbeitsplatz Spital/Gruppenpraxis/Ausland<br />
• Arztberuf und Familie<br />
• … und Weiteres<br />
Neben diesen praxisnahen Präsentationen<br />
von Personen aus verschiedensten Berufsbereichen<br />
im Gesundheitswesen bieten<br />
auch Aussteller (unter anderem diverse<br />
Spitäler) vielfältigen Dienstleistungen<br />
und Karrieremöglichkeiten an. In den<br />
Pausen haben Sie genügend Zeit, die Ausstellung<br />
zu besuchen, Informationen und<br />
Neuigkeiten untereinander auszutauschen<br />
und sich an den Buffets zu bedienen.<br />
Haben Sie Fragen oder möchten Sie mehr<br />
Informationen erhalten? Wenden Sie sich<br />
unter admin@medifuture.ch oder 031<br />
350 44 88 an uns.<br />
Anmelden können Sie sich kostenlos<br />
unter www.medifuture.ch.<br />
Übrigens: Melden Sie sich als Gruppe an<br />
und erhalten Sie einen Starbucks-Gutschein.<br />
■<br />
Die Organisatoren:<br />
<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
13
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
Mit my-aim.ch behalten Sie den<br />
Überblick auf dem Weg zum<br />
Facharzt für Allgemeine Innere<br />
Medizin<br />
Die Allgemeine Innere Medizin (AIM) ist der beliebteste Facharzttitel in der Schweiz. Doch wo<br />
finden Assistenzärzte Informationen zur Weiterbildung? Wann ist die Prüfungsanmeldung? Wie<br />
kann Teilzeitarbeit angerechnet werden? Wie wäre es, alles übersichtlich und aktualisiert auf<br />
einer Website zu finden? my-aim.ch bietet all dies seit Mai <strong>2015</strong>.<br />
Dr. med. Sven Streit, Präsident JHaS, Projektleiter myAIM, Research Fellow, Berner Institut für Hausarztmedizin<br />
Assistenz- und Oberärzte arbeiten überdurchschnittlich<br />
viel und entsprechend<br />
wenig Zeit bleibt ihnen zur Beantwortung<br />
der folgenden Fragen:<br />
• Wie funktioniert das nun mit dem<br />
e-Logbuch?<br />
• Welche Fähigkeitsprogramme gibt es,<br />
die für mich interessant sein könnten?<br />
• Wie funktioniert die Sonografieausbildung?<br />
• Wann findet der nächste Kongress in<br />
meiner Region statt?<br />
• Wie komme ich zu einer Dissertation<br />
oder Publikation für den Facharzt?<br />
• Wo finde ich gute Publikationen<br />
z.B. für einen Journal Club?<br />
• Wie verpasse ich keine Neuigkeiten<br />
rund um meine Weiterbildung?<br />
Die Antworten sind nicht so einfach zu<br />
finden. Hinzu kommt, dass immer mehr<br />
Organisationen ihren Webauftritt ausbauen<br />
und ausserdem zunehmend mehr<br />
Organisationen, z.B. regionale Beratungsstellen<br />
an Universitäten, aktiv werden. Alle<br />
haben sie den Wunsch, den Assistenz- und<br />
Oberärzten auf dem Weg zum Facharzt<br />
und zum Hausarzt respektive Spitalinternist<br />
zu helfen. Als Folge geht der Überblick<br />
verloren und eine Harmonisierung ist<br />
dringend nötig. Als Ärzte mögen wir es<br />
schliesslich auch, wenn wir uns zum Einlesen<br />
in ein Thema auf eine glaubwürdige,<br />
sich kurz fassende und gut verlinkte<br />
Seite wie z.B. Uptodate ® verlassen dürfen.<br />
Seit Mai <strong>2015</strong> gibt es eine Lösung: Mit<br />
www.my-aim.ch entstand in Kooperation<br />
mit verschiedenen Ärzteorganisationen<br />
eine neue Website. myAIM bedeutet, dass<br />
Assistenzärzte ihr Ziel nicht aus den Augen<br />
verlieren – den Facharzttitel AIM.<br />
Gleichzeitig ist myAIM für die Anbieter von<br />
Informationen eine ideale Plattform, um<br />
ihr Angebot publik zu machen. myAIM<br />
wurde der Ort, wo sich die nächste Generation<br />
von Fachärzten AIM ihre Informationen<br />
beschaffen. So kommen Jungärzte<br />
und Organisationen an einer Stelle zusammen<br />
– ein Gewinn für alle.<br />
Willkommen auf myAIM: die Welt der Weiterbildung AIM im Überblick<br />
myAIM – von Kollegen für<br />
Kollegen gemacht<br />
Die Jungen Hausärzte Schweiz (JHaS) und<br />
Swiss Young Internists (SYI) stellten eine<br />
sechsköpfige Redaktion zusammen, um<br />
die Inhalte für myAIM zu bestimmen. Die<br />
Redaktoren kommen alle aus dem weiten<br />
Feld der Allgemeinen Inneren Medizin<br />
und sind selbst Assistenz-, Ober- oder<br />
Hausärzte. Die beiden Fachgesellschaften<br />
SGAM und SGIM wurden als die Trägerorganisationen<br />
gefunden und Sven Streit<br />
wurde zum Projektleiter für myAIM bestimmt.<br />
Daneben ist das SIWF, Hausärzte<br />
Schweiz (MFE), Devenir generaliste<br />
(CRMF), die Stiftung zur Förderung der<br />
Weiterbildung in Hausarztmedizin<br />
(WHM) und sämtliche Institute für Hausarztmedizin<br />
als Partner mit dabei. Dank<br />
der grosszügigen Subventionierung durch<br />
das BAG konnte das Projekt von Beginn<br />
weg finanziert werden.<br />
14 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
Science – Forschung AIM bekannt<br />
machen<br />
Das Kapitel Science erklärt, warum patien<br />
tenzentrierte klinische Forschung auf<br />
dem Gebiet AIM so wichtig ist und porträtiert<br />
ausgezeichnete Schweizer Forscher,<br />
um durch positive Rollenbilder aufzufallen.<br />
An einem «Schwarzen Brett» können<br />
Dissertationen oder Forschungsprojekte<br />
ausgeschrieben werden. Hervorragende<br />
Publikationen werden laufend gesammelt.<br />
So finden Sie für den nächsten Journal<br />
Club bestimmt etwas Spannendes.<br />
Events – Anlässe speziell für Sie<br />
ausgewählt<br />
Sie könnten locker täglich eine Weiterbildung<br />
in der Schweiz besuchen. Aber welche<br />
lohnt sich für Sie? Wann findet etwas<br />
in Ihrer Region statt? Dank dem eigenen<br />
Eventverzeichnis auf myAIM verpassen Sie<br />
keine Weiterbildungen mehr und können<br />
sie Ihren Kollegen weiterempfehlen. Wer<br />
eine Veranstaltung anbietet, kann sie direkt<br />
auf myAIM eintragen und die myAIM-<br />
Redaktion liest sorgfältig die besten Anlässe<br />
für Sie aus.<br />
Basics erklärt alles rund um das Weiterbildungsprogramm.<br />
Übersichtlich –<br />
verständlich – aktuell<br />
myAIM will vor allem eines: Überblick<br />
schaffen. Die Website ist in vier Kapitel<br />
unterteilt und in einer allgemein verständlichen<br />
Sprache gehalten. Darunter<br />
finden sich viele Links auf die jeweilige<br />
Originalseite. Wenn Sie beispielsweise wissen<br />
wollen, wie Sie eine Schwangerschaft<br />
an die Weiterbildung anrechnen können,<br />
so finden Sie auf myAIM die Antworten des<br />
SIWF und weiterführende Informationen<br />
via Link bei der entsprechenden Seite des<br />
SWIF. So werden Doppelspurigkeiten vermieden<br />
und die Aktualität der Informationen<br />
ist garantiert. myAIM passt sich also<br />
laufend den Veränderungen rund um die<br />
AIM an. Nachfolgend werden die vier Kapitel<br />
kurz vorgestellt:<br />
Basics – alles zum Thema Weiterbildung<br />
zum Facharzt<br />
Dies ist das Kapitel zum Basiswissen rund<br />
um das Weiterbildungsprogramm. Einfach<br />
und verständlich wird erklärt, wann<br />
ein e-Logbuch auszufüllen ist oder wie<br />
viele arbeitsplatzbasierte Assessments<br />
jährlich durchzuführen sind: Im Weiteren<br />
findet man hier Tipps und Tricks, wie Beruf<br />
und Familie vereinbart werden können.<br />
Eine wertvolle Checkliste aus dem<br />
Weiterbildungsprogramm zeigt auf, wie<br />
der Facharzttitel AIM optimal erreicht<br />
werden kann. Dank Basics verstehen Sie<br />
rasch, was Sie in der Weiterbildung erwartet<br />
und können sich darauf einstellen.<br />
Beispielsweise können Sie sich früh überlegen,<br />
wie Sie Ihre Publikation erreichen,<br />
die Sie für den Facharzttitel benötigen.<br />
Career – was nach dem Facharzt<br />
kommt: Profil Hausarzt und Spitalarzt<br />
Wir empfehlen Ihnen, so früh wie möglich<br />
einen Überblick über Ihren späteren Beruf<br />
zu gewinnen. Dabei stellt sich auch die<br />
Frage, welche zusätzlichen Skills Sie erhalten<br />
möchten. Ein gutes Beispiel ist die<br />
Sonografie: Je früher Sie verstehen, wie<br />
das Fähigkeitsprogramm funktioniert,<br />
und Sie echte Tipps von Kollegen auf my-<br />
AIM erhalten, welche die Ausbildung dazu<br />
abgeschlossen haben, desto effizienter<br />
erreichen Sie Ihr Ziel und erst noch mit<br />
weniger Frustmomenten. Und wenn der<br />
Frust in der Weiterbildung steigt, kann ein<br />
Mentoring helfen. Auf myAIM finden Sie<br />
die entsprechende Stelle. Abgerundet wird<br />
diese Rubrik mit Testimonials – Kollegen<br />
aus Praxis und Spital erzählen, wie sie<br />
Fachärzte wurden und was sie heute anders<br />
machen würden.<br />
myAIM – auf persönliche<br />
Wünsche zugeschnitten<br />
Die Attraktivität von myAIM macht neben<br />
Übersicht, Verständlichkeit und Aktualität<br />
aber v.a. eines aus: individuelle Informationen.<br />
So können Benutzer sich einfach<br />
registrieren und einstellen, welche Informationen<br />
zu welcher Zeit über welche<br />
Kanäle bei ihnen eintreffen sollen. Wer<br />
sich für AIM-Stellen im Teilzeitbereich<br />
interessiert, kann sich diese Informationen<br />
via unseren Partner Jobmed von ME-<br />
DISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC zustellen lassen.<br />
Wer interessante Weiter- und Fortbildungen<br />
in seiner Region nicht verpassen will,<br />
erhält einen Reminder per E-Mail oder<br />
Social Media. Die myAIM-Redaktion verfasst<br />
regelmässig auf Assistenzärzte zugeschnittene<br />
News, die ebenfalls abonniert<br />
werden können.<br />
Online seit Mai <strong>2015</strong><br />
Die Website ist seit wenigen Wochen online.<br />
Dank vielen Partnern wird sie aktuell<br />
bleiben. An dieser Stelle sei nochmals<br />
allen 15 Partnern dafür gedankt,<br />
dass sie sich gemeinsam für eine bessere<br />
Info rmation für den Nachwuchs an<br />
Fachärzten in Allgemeiner Innerer Medizin<br />
– in der Hausarztpraxis und im<br />
Spital – einsetzen.<br />
■<br />
<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
15
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
SIWF-Award – für besonderes<br />
Engagement in der Weiterbildung<br />
Dr. med. Werner Bauer, Präsident des Schweizerischen Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung SIWF, Dr. med. Raphael Stolz,<br />
Vizepräsident des Schweizerischen Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung SIWF, M. Sc. Nadja Jenni, Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
FMH/SIWF<br />
Der Erfolg der ersten Ausschreibung eines<br />
SIWF-Awards im letzten Jahr bestätigte<br />
unsere Auffassung, dass die Weiterbildung<br />
nicht nur eine gute strukturelle und finanzielle<br />
Abstützung braucht, sondern<br />
dass auch die Wertschätzung und Anerkennung<br />
für die Weiterbildenden einen<br />
hohen Stellenwert haben müssen. 2014<br />
noch ein Pilotprojekt, soll die Verleihung<br />
des SIWF-Awards nun fester Bestandteil in<br />
der Agenda des SIWF werden.<br />
Die Verantwortung, welche die Kaderärztinnen<br />
und -ärzte in der Weiterbildung<br />
wahrnehmen müssen, bildet eine der entscheidenden<br />
Grundlagen für die Vermittlung<br />
des Wissens und Könnens an die<br />
junge Ärztegeneration. Dass die Weiterbildenden<br />
sich dafür mit genügender Intensität<br />
einsetzen, mag ihrem Pflichtenheft<br />
geschuldet sein. Wenn sie sich dieser Aufgabe<br />
aber mit sichtlicher Begeisterung<br />
widmen und ihr Wissen und ihre Erfahrungen<br />
mit besonderem Engagement an<br />
den Nachwuchs weitergeben, auch wenn<br />
die Belastungen durch administrative<br />
Aufgaben mehr und mehr zunehmen, ist<br />
dies weitaus mehr als selbstverständlich.<br />
Deshalb bietet das SIWF den jungen Ärzten<br />
die Möglichkeit, die Arbeit derjenigen<br />
Weiterbildungsverantwortlichen ausdrücklich<br />
anzuerkennen, welche besonders<br />
engagiert, kompetent oder kreativ ärztliche<br />
Kompetenzen vermitteln.<br />
Hat sich einer Ihrer früheren Weiterbildner<br />
exemplarisch für Ihre Weiterbildung<br />
eingesetzt? Haben Sie dank der hohen<br />
didaktischen Kompetenz einer Weiterbildnerin<br />
speziell erfreuliche Fortschritte<br />
in Bezug auf Kenntnisse und Fähigkeiten<br />
machen können? Dann nominieren<br />
Sie diese engagierten Weiterbildungsverantwortlichen<br />
für den SIWF-Award<br />
für besonderes Engagement in der Weiterbildung!<br />
Nominierung durch<br />
Assistenzärztinnen und<br />
-ärzte<br />
Für den SIWF-Award können Personen<br />
nominiert werden, welche zurzeit in der<br />
ärztlichen Weiterbildung aktiv tätig sind.<br />
Im Fokus stehen Kaderärzte, welche sich<br />
in der Weiterbildung von angehenden<br />
Fachärzten persönlich intensiv engagieren<br />
und von diesen in Bezug auf die Weitergabe<br />
von Kenntnissen und Fertigkeiten<br />
als besonders kompetent erlebt werden.<br />
Nominationsberechtigt sind deshalb Ärzte,<br />
die sich zurzeit in der Weiterbildung zu<br />
einem Facharzttitel befinden oder welche<br />
vor weniger als einem Jahr den Facharzttitel<br />
erworben haben. Damit eine Nomination<br />
gültig ist, muss sie durch zwei<br />
Personen gemeinsam erfolgen. Sie soll die<br />
persönliche Wertschätzung für die wahrgenommene<br />
Weiterbildungsqualität und<br />
für das Engagement von Weiterbildungsverantwortlichen<br />
ausdrücken. Damit aufgrund<br />
des Nominationsprozesses keine<br />
Vorteile oder Konflikte am Arbeitsplatz<br />
entstehen können, dürfen nur Weiterbildungsverantwortliche<br />
nominiert werden,<br />
bei welchen die Nominierenden aktuell<br />
nicht mehr angestellt sind. Die Namen der<br />
nominierenden Personen werden nicht<br />
veröffentlicht und den Nominierten auch<br />
nicht mitgeteilt. Es wird keine «Rangliste»<br />
erstellt.<br />
Jetzt Nomination<br />
einreichen!<br />
Um jemanden zu nominieren, erstellen<br />
Sie bitte ein kurzes Nominationsschreiben<br />
im Word- oder pdf-Format (ca. 1000–<br />
2000 Zeichen). Darin müssen folgende<br />
Punkte enthalten sein:<br />
––<br />
Angaben zur nominierten Person (vollständiger<br />
Name, E-Mail-Adresse, Fach-<br />
16 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
Jetzt Weiterbildungsverantwortliche nominieren!<br />
Der SIWF-Award gibt die Möglichkeit, besonders engagierten und kompetenten ärztlichen Weiterbildungsverantwortlichen<br />
eine Anerkennung zu übermitteln. Hat ein ehemaliger Weiterbildner oder eine<br />
ehemalige Weiterbildnerin bei Ihnen einen bleibenden Eindruck hinterlassen? Dann nominieren Sie<br />
ihn oder sie für den SIWF-Award für besonderes Engagement in der Weiterbildung!<br />
Senden Sie Ihr Nominationsschreiben bitte in elektronischer Form an: siwf@fmh.ch mit dem Vermerk<br />
«SIWF-Award für besonderes Engagement in der Weiterbildung».<br />
Einsendeschluss: 9. August <strong>2015</strong><br />
Informationen finden Sie auch auf www.siwf.ch. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an uns unter der<br />
E-Mail-Adresse siwf@fmh.ch oder der Telefonnummer 031 359 11 11.<br />
Rechtliche Hinweise: Das SIWF behält sich das Recht vor, das AWARD-Projekt bei Vorliegen besonderer<br />
Umstände zu sistieren oder die Teilnahmebedingungen zu ändern. Über den Award wird<br />
keine Korrespondenz geführt, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
richtung, Funktion, Weiterbildungsstätte<br />
mit Adresse)<br />
––<br />
Angaben zu den beiden Nominierenden<br />
(vollständiger Name, E-Mail-Adresse,<br />
Fachrichtung, von wann bis wann bei<br />
der nominierten Person in Ausbildung)<br />
––<br />
Begründung, weshalb die Person nominiert<br />
wurde. Geben Sie mindestens zwei<br />
konkrete Beispiele dafür an, wie Sie<br />
persönlich die nominierte Person in der<br />
Weiterbildung als besonders kompetent,<br />
kreativ und engagiert erlebt haben.<br />
Das Nominationsschreiben können Sie bis<br />
am 9. August <strong>2015</strong> in elektronischer Form<br />
mit dem Vermerk «SIWF-Award für besonderes<br />
Engagement in der Weiterbildung»<br />
an siwf@fmh.ch einreichen. Die SIWF-<br />
Geschäftsleitung überprüft, ob die Nominierung<br />
formell korrekt ist, und entscheidet<br />
anschliessend über die Gültigkeit der<br />
einzelnen Nominationen.<br />
Alle korrekt Nominierten erhalten als<br />
Würdigung ihres Engagements in der Weiterbildung<br />
eine Anerkennungsurkunde<br />
und ein Präsent. Sie werden (nach Rückfrage)<br />
auf der SIWF-Website (www.siwf.<br />
ch) aufgeführt und am MedEd-Symposium<br />
vom 23. September <strong>2015</strong> namentlich<br />
genannt.<br />
■<br />
<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
17
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
A B C D E F ...<br />
a b c d e f ...<br />
LESEN LERNEN<br />
Rein hypothetisch<br />
Lukas Staub, Redaktionsmitglied <strong>VSAO</strong>-Journal<br />
Statistische Tests prüfen Hypothesen, indem<br />
verschiedene Annahmen (Behauptungen)<br />
in einem statistischen Modell<br />
analysiert werden. Damit können wir zum<br />
Beispiel die Wirksamkeit eines neuen Medikamentes<br />
zur Hypertoniebehandlung<br />
beurteilen.<br />
Unter der sogenannten Nullhypothese<br />
(H 0 ) versteht man die Annahme, welche<br />
man ablehnen möchte, zum Beispiel also,<br />
dass das neue Medikament den Blutdruck<br />
nicht senkt (im Vergleich mit der Standardbehandlung).<br />
Zusätzlich wird die<br />
sogenannte Alternativhypothese<br />
(H 1 ) aufgestellt, die unsere Motivation des<br />
Experimentes bildet, also dass das neue<br />
Medikament die gewünschte Wirkung<br />
zeigt.<br />
Diese Hypothesen werden anschliessend<br />
mit dem statistischen Test geprüft. Daraus<br />
resultiert eine Teststatistik, mit welcher<br />
der p-Wert ermittelt werden kann. Die<br />
Schlussfolgerungen des statistischen Tests<br />
(signifikant oder nicht) und deren Verhältnis<br />
mit der Wirklichkeit (H 0 oder H 1<br />
wahr) können in einer Vierfeldertafel dargestellt<br />
werden (s. Abbildung). Zwei Möglichkeiten<br />
führen zum richtigen Entscheid:<br />
Das neue Medikament wirkt tatsächlich<br />
besser als die Standardtherapie<br />
(H 1 ist wahr), und das wird im Test als<br />
signifikant erkannt; oder das Medikament<br />
wirkt nicht (H 0 ist wahr), und das Testresultat<br />
ist nicht signifikant.<br />
Wichtig sind die zwei Möglichkeiten des<br />
Fehlentscheides. Das neue Medikament ist<br />
nicht besser als die Standardtherapie (H 0<br />
wahr), aber der statistische Test ist signifikant.<br />
Eine solche falsch-positive Schlussfolgerung<br />
wird als Fehler 1. Art oder α<br />
bezeichnet. Andererseits kann das neue<br />
Medikament wirksam sein (H 1 wahr),<br />
aber der statistische Test ist nicht signifikant.<br />
Diese falsch-negative Schlussfolgerung<br />
wird Fehler 2. Art oder β genannt.<br />
Wie wir in den folgenden Beiträgen<br />
sehen werden, wird α vor der Studie festgelegt<br />
und dient der Interpretation des p-<br />
Werts, während β vom Stichprobenumfang<br />
und α abhängt.<br />
■<br />
Feedback-Pool<br />
(D)ein kleiner, aber wertvoller<br />
Beitrag für eine gute<br />
Weiter- und Fortbildung<br />
Um im Bereich der ärztlichen Weiter- und Fortbildung Meinungen<br />
unserer Mitglieder zu einem Thema einholen zu<br />
können, wurde der Feedback-Pool eingerichtet.<br />
Macht mit, und helft dem <strong>VSAO</strong> damit, den Horizont im Ressort<br />
Weiterbildung etwas zu erweitern und Überlegungen<br />
breiter abzustützen.<br />
Weitere Infos unter www.vsao.ch und Anmeldung per E-Mail<br />
an bertschi@vsao.ch.<br />
Deine Erfahrung zählt!<br />
Visitationen bilden ein Element für das Überprüfen und Sicherstellen<br />
der Weiterbildungsqualität an einer Weiterbildungsstätte.<br />
Ein Visitationsteam, bestehend aus Vertretern des<br />
SIWF, der entsprechenden Fachgesellschaft und des <strong>VSAO</strong>,<br />
besucht die Klinik; vor Ort können die Umsetzung des Weiterbildungskonzeptes<br />
und die Verhältnisse überprüft werden. Ziel<br />
ist es, im Sinne einer positiv-konstruktiven Rückmeldung<br />
mögliche Verbesserungspotenziale zu erkennen und zu nutzen.<br />
Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte, die gerne für den<br />
<strong>VSAO</strong> Visitationen begleiten möchten, melden sich bei Béa trice<br />
Bertschi, unserer Sachbearbeiterin für Weiterbildung/Visitationen<br />
im <strong>VSAO</strong> (bertschi@vsao.ch).<br />
18 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
Auf den PUNKT gebracht<br />
Nicht Schwäche, sondern Vernunft<br />
«Dieses ewige Gejammer wegen der Arbeitszeiten.»<br />
«Die wollen ja alle nur noch<br />
Teilzeit arbeiten.» «Früher waren die Ärztinnen<br />
und Ärzte belastbarer.» Wiederholt<br />
sind mir solche Aussagen zu Ohren gekommen<br />
und jedes Mal sind sie mir sauer<br />
aufgestossen. Kann das ernst gemeint<br />
sein?, frage ich mich dann jeweils spontan<br />
und nicht ganz emotionslos. Zugegeben,<br />
früher waren die Bedingungen nicht rosiger,<br />
aber muss dieser Zustand in alle<br />
Ewigkeit fortgesetzt werden? Ist das Bedürfnis<br />
nach vernünftigen und familienverträglichen<br />
Arbeitszeiten auf eine generelle<br />
Verweichlichung zurückzuführen?<br />
Oft entpuppt sich die Widersprüchlichkeit<br />
solcher Vorstellungen dann, wenn ich Aussagen<br />
von älteren Ärzten höre. So geniesst<br />
ein pensionierter Chefarzt es, Grossvater<br />
zu sein. Leider hat er die Kindheit seines<br />
eigenen Nachwuchses nur am Rande miterlebt,<br />
da er ständig am Arbeiten war.<br />
Unerwähnt bleibt in der Regel auch, wer<br />
damals die Kinder betreut und hauptsächlich<br />
erzogen hat. Aufgrund der früher<br />
vorherrschenden und auch heute noch<br />
überwiegend gelebten Rollenmodelle ist<br />
diese anspruchsvolle Aufgabe vornehmlich<br />
den Frauen zugekommen. Kindertagesstätten<br />
waren selten und «Krippenkinder»<br />
galten als bedauernswerte Geschöpfe.<br />
Unter diesen Voraussetzungen – und<br />
erschwerend mit einem Mediziner als<br />
Mann – war es für Frauen normalerweise<br />
schlicht unmöglich, noch berufstätig zu<br />
sein. Frauen, die sich diese rein schon<br />
organisatorische Mammutaufgabe zumuten<br />
wollten, mussten auf allzeit bereite<br />
Grosseltern zurückgreifen können.<br />
In meiner Wahrnehmung bestätigt hat<br />
mich der Leserbrief einer Ärztin mit über<br />
zwanzig Jahren Berufserfahrung. Sie reagierte<br />
auf einen NZZ-Artikel über das<br />
brachliegende Potenzial der Ärztinnen<br />
und schrieb, dass sie als dreifache Mutter<br />
mehr als zehn Jahre lang mindestens<br />
Vollzeit gearbeitet habe. In dieser Zeit habe<br />
sie die Kinder nur selten gesehen. Für den<br />
Ehemann oder sie selbst sei kaum Zeit<br />
geblieben. Die Organisation der Familie<br />
erfolgte in den dienstfreien Nächten. Aufgrund<br />
der hohen einkommensabhängigen<br />
Kosten für Kinderbetreuung und der<br />
Steuerprogression wurde der grosse Einsatz<br />
auch nicht angemessen entgolten.<br />
Waren die Kinder krank, war der Betreuungsengpass<br />
vorprogrammiert. Einzig die<br />
Freude am Beruf habe sie dazu gebracht,<br />
einen solchen Stress auf sich nehmen.<br />
Heute präsentiert sich die Ausgangslage<br />
nicht viel anders als vor zwanzig Jahren.<br />
Auf jeden Fall sind neben den beruflichen<br />
Herausforderungen die erzieherischen<br />
Aufgaben der Eltern nicht einfacher geworden.<br />
Noch immer ist ein besonderer<br />
Einsatz von jenen Müttern und Vätern<br />
gefragt, die bereit sind, diese Doppelbelastung<br />
auf sich zu nehmen. Langsam ändern<br />
sich die traditionellen Rollenmodelle.<br />
Nach dem neuen Rollenverständnis<br />
sind beide Elternteile berufstätig und<br />
übernehmen idealerweise einen Teil der<br />
Kinderbetreuung. Die Voraussetzungen,<br />
dieses Modell leben zu können, entwickeln<br />
sich ebenfalls nicht allzu schnell.<br />
Teilzeitstellen und externe Kinderbetreuung<br />
sind sicherlich ein Teil der Lösung,<br />
aber sie genügen nicht. Nötig sind insbesondere<br />
ein Umdenken und eine neue<br />
Wertsetzung, die Familie und Beruf gleichermassen<br />
wichtig erscheinen lässt. Damit<br />
sollten die eingangs erwähnten Aussagen,<br />
man sei heute weniger belastbar als<br />
früher, Lügen gestraft werden. Überholte<br />
Vorstellungen verhindern es, konstruktive,<br />
sicherlich auch anspruchsvolle Lösungen<br />
zu erarbeiten, die zukunftsweisend sind.<br />
Neben dem Arztberuf muss auch Raum<br />
und Zeit für ein Familien- und Privatleben<br />
sein. Nur so wird es für alle möglich, ein<br />
ganzes Berufsleben lang motiviert und<br />
engagiert tätig zu sein. ■<br />
Simone Burkhard Schneider,<br />
stv. Geschäftsführerin, Stabsjuristin<br />
<strong>VSAO</strong><br />
20 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>
<strong>VSAO</strong><br />
SEKTION BERN<br />
Neue Präsidentin<br />
Nora Bienz ist an der Mitgliederversammlung<br />
vom 23. April <strong>2015</strong><br />
zur neuen Präsidentin der Sektion<br />
Bern gewählt worden. Wir<br />
wünschen ihr viel Freude und Erfolg<br />
bei dieser Aufgabe.<br />
Rosmarie Glauser und der scheidende Präsident<br />
Lars Frauchiger<br />
Lars Frauchiger, der langjährige Präsident<br />
der Sektion Bern, ist auf die Mitgliederversammlung<br />
<strong>2015</strong> von seinem Amt zurückgetreten.<br />
Er wurde mit einem grossen<br />
Dankeschön, ein paar Bildern aus seiner<br />
Amtszeit und einem herzlichen Applaus<br />
als Präsident verabschiedet. Da er noch<br />
einige Mandate für den <strong>VSAO</strong> weiterführt,<br />
bleibt er vorläufig im Vorstand. Die Sektion<br />
Bern dankt Lars Frauchiger auch an<br />
dieser Stelle noch einmal für sein Engagement.<br />
Vier Vorstandsmitglieder sind ebenfalls<br />
zurückgetreten, nämlich Urs Sieber (seit<br />
2007 im Vorstand), Christof Stirnimann<br />
(seit 2010), Stefan Hügli (seit 2011) und<br />
Martin Röthlisberger (seit 2012). Wir<br />
möchten allen für ihre engagierte Mitarbeit<br />
danken.<br />
Neben den 13 bisherigen konnten erfreulicherweise<br />
an der Versammlung vier neue<br />
Mitglieder in den Vorstand gewählt werden.<br />
Den neu gewählten Vorstand finden<br />
Interessierte auf der Website www.vsaobern.ch.<br />
Zurückgetreten ist auch Gabriela Meister,<br />
stellvertretende Geschäftsführerin und<br />
Juristin. Auch sie wurde herzlich verabschiedet.<br />
Ihr Nachfolger, Fürsprecher Gerhard<br />
Hauser, stellte sich der Versammlung<br />
vor.<br />
Der Spital-GAV im Kanton Bern kann in<br />
diesem Jahr sein 15-Jahr-Jubiläum feiern.<br />
Es war der erste GAV in der Deutschschweiz<br />
und gilt als Pioniertat hinsichtlich Verbesserung<br />
der Arbeitsbedingungen. Zum Jubiläum<br />
hat der <strong>VSAO</strong> Bern dem GAV einen<br />
Film gewidmet, der im zweiten Teil der<br />
Mitgliederversammlung gezeigt wurde.<br />
Informiert wurde über zwei weitere GAV-<br />
Projekte, nämlich den Übergangs-GAV für<br />
die Betriebs-AG Inselspital/Spitalnetz<br />
Bern (siehe unten) und die Verhandlungen<br />
über den so genannten GAV 18, der ab<br />
2018 in allen öffentlichen Spitälern im<br />
Kanton Bern gelten soll.<br />
Ausführlich diskutiert wurde über die<br />
neue, erstmals unbefristete Zulassungssteuerung,<br />
die in den nächsten Monaten<br />
im Parlament beraten wird. In einer Konsultativabstimmung<br />
sprachen sich die<br />
rund 70 anwesenden Mitglieder ohne<br />
Gegenstimme bei einer Enthaltung für ein<br />
Referendum aus, falls die Vorlage wie geplant<br />
beschlossen würde. Den Entscheid<br />
über ein Referendum fällt der nationale<br />
Verband an der Zentralvorstandssitzung<br />
vom 25. April.<br />
Informiert wurde zum Schluss über die<br />
nationale Kampagne zu zehn Jahren Arbeitsgesetz.<br />
Die Sektion Bern führt am<br />
7. Mai eine Standaktion am Bärenplatz<br />
durch.<br />
Im gemütlichen Teil der Mitgliederversammlung<br />
fand wie immer die traditionelle<br />
und beliebte Tombola statt.<br />
Neue Präsidentin Nora Bienz<br />
Übergangs-GAV für<br />
die Betriebs AG Insel/SNB<br />
Wie bereits im vorletzten Journal ausgeführt,<br />
sollen im Rahmen der Fusion von<br />
Inselspital und Spital Netz Bern AG (SNB)<br />
per 1.1. 2016 die Arbeitsbedingungen vereinheitlicht<br />
und die beiden heute unabhängigen<br />
Rechtspersönlichkeiten (Stiftung<br />
Inselspital und SNB AG) in eine Betriebs-AG<br />
überführt werden.<br />
SNB ist – wie alle anderen Regionalen<br />
Spitalzentren (RSZ) – heute dem Gesamtarbeitsvertrag<br />
für das Personal bernischer<br />
Spitäler (GAV-Spital) angeschlossen,<br />
nicht so das Inselspital. Mit dem<br />
Betriebsübergang drohte deshalb den<br />
Beschäftigten des SNB eine Zeit ohne gesamtarbeitsvertragliche<br />
Regelung. Nach<br />
intensiven Gesprächen und Verhandlungen<br />
konnten sich die Sozialpartner nun<br />
aber auf einen Übergangs-GAV einigen,<br />
der in weiten Teilen dem Bernischen<br />
Spital-GAV entspricht. Er tritt aber nur in<br />
Kraft, wenn die Betriebs AG tatsächlich<br />
gegründet wird und ist befristet bis<br />
31.12.2017. Der <strong>VSAO</strong> Bern freut sich, dass<br />
bald auch im Inselspital ein GAV gilt.■<br />
Rosmarie Glauser,<br />
Geschäftsführerin Sektion Bern<br />
Neue Adresse des<br />
<strong>VSAO</strong> Bern<br />
Ab 5. <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong> befindet sich<br />
die Geschäftsstelle des <strong>VSAO</strong><br />
Bern an der Schwarztorstrasse<br />
7 (bisher 22) in 3007 Bern.<br />
22 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>
<strong>VSAO</strong><br />
SEKTION GRAUBÜNDEN<br />
Neues und<br />
Altbewährtes<br />
Es gab wiederum einige Änderungen im<br />
Vorstand der Sektion: Wir freuen uns über<br />
zwei neue Mitglieder, aber auch über die<br />
zahlreichen bisherigen. Neu verstärken<br />
Corina Meyer und Denis Beyer den Vorstand.<br />
Ausgeschieden ist Raphaela Hausammann,<br />
der wir an dieser Stelle nochmals<br />
für ihren Einsatz danken. Mit neuem<br />
Elan und frischem Wind haben wir<br />
unsere Arbeit im Jahr <strong>2015</strong> wieder aufgenommen.<br />
Die zentralen Themen für das laufende<br />
Jahr bleiben die Steigerung des Bekanntheitsgrades,<br />
die Ausweitung unserer Aktivitäten<br />
auf den gesamten Kanton sowie<br />
die Bereiche Arbeitsbedingungen und<br />
Weiterbildung.<br />
Die Aktivitäten der Arbeitsgruppe «Familienfreundlicher<br />
Arbeitgeber für Ärztinnen<br />
und Ärzte» am Kantonsspital Graubünden<br />
neigen sich mit dem Antrag unserer<br />
Anliegen an die Geschäftsleitung<br />
Was die weder kompensierte noch bezahlte<br />
Überzeit betrifft, sind wir weiterhin gefordert.<br />
Eine Auszahlung hat bisher nur<br />
auf schriftliche Beschwerde der betroffenen<br />
Ärzte hin stattgefunden. Offenbar<br />
wurde entschieden, diese Überzeit nicht<br />
auszuzahlen, weder den Ärzten, die nicht<br />
geklagt haben, noch denjenigen, die ihre<br />
Anstellung beim Hôpital neuchâtelois beendet<br />
und schriftlich die Auszahlung verv.l.n.r.<br />
Samuel Nadig (Geschäftsführer), Dorothea Kübitz, Patrizia Kündig, Denis<br />
Beyer, Katharina Mischler. (Es fehlen Roberta Fahrner und Corina Meyer.)<br />
langsam dem Ende zu. Diese Anliegen<br />
sind insbesondere Karriereplanung, flexiblere<br />
Arbeitszeiten, beruflicher Wiedereinstieg<br />
und Optimierung der Kinderbetreuung.<br />
Auch das überarbeitete Oberarztreglement<br />
des Kantonsspitals Graubünden<br />
wurde nun in der Geschäftsleitung besprochen.<br />
Somit ergeben sich Ressourcen<br />
für neue Projekte, wie zum Beispiel das<br />
Thema 5. Ferienwoche im Gesundheitswesen<br />
im Kanton Graubünden. ■<br />
Patrizia Kündig,<br />
Präsidentin <strong>VSAO</strong> Graubünden<br />
SEKTION NEUENBURG<br />
Neugewählte<br />
bringen frischen<br />
Wind<br />
Der neue Vorstand der AMINE hat sich mit<br />
viel Beharrlichkeit an die Arbeit gemacht.<br />
Die neuen Vorstandsmitglieder haben ihre<br />
Motivation mit einer Flut von frischen Ideen<br />
zum Ausdruck gebracht, insbesondere<br />
was die Information der beim Hôpital<br />
neuchâtelois neu angestellten Kollegen angeht.<br />
Die nächste Informationsveranstaltung<br />
wird also viel spannender sein als die<br />
bisherigen. Erstmals wird es ein after work<br />
geben. All dies wird von Sandra Monnier,<br />
Ben Kratz, Giacomo Verzotti und Aleksandra<br />
Porowska organisiert. Zudem haben<br />
Giacomo Verzotti und Aleksandra Porowska<br />
neu die Verantwortung für unsere Website<br />
und unsere Facebook-Gruppe übernommen.<br />
Beides wird laufend aktua lisiert.<br />
Unsere elektronische Kommunikation wird<br />
also in Zukunft viel leistungsfähiger sein<br />
als bis anhin. Die Sektion hat zudem einen<br />
neuen PC für die Sitzungen angeschafft.<br />
Dies wird die Arbeit von Fiona Ollier, unserer<br />
neuen Sekretärin, vereinfachen. Die<br />
Intensivierung unserer politischen Kontakte<br />
wurde auch diskutiert und wird im Laufe<br />
des Jahres weiter umgesetzt. Zudem<br />
wurden die Ziele für <strong>2015</strong> definiert und in<br />
vier Bereiche aufgeteilt: Aktionen, Mitglieder,<br />
Kommunikation und Politik. Sie werden<br />
auf unserer Website abrufbar sein.<br />
Arbeitsbedingungen<br />
Bezüglich des Gesamtarbeitsvertrags<br />
(GAV) mit dem Hôpital neuchâtelois und<br />
dem Centre neuchâtelois de psychiatrie<br />
haben wir festgestellt, dass es von Seiten<br />
der Arbeitgeber am nötigen Willen mangelt,<br />
die Verhandlungen voranzutreiben.<br />
Der anstehende Sitzungstermin wurde<br />
während mehr als einem Jahr immer wieder<br />
verschoben. Daraufhin haben wir den<br />
GAV gründlich überarbeitet und den Arbeitgebern<br />
zur Unterschrift vorgelegt.<br />
Diese haben nicht darauf geantwortet. So<br />
hat die Sektion beschlossen, den geltenden<br />
GAV per 30. September <strong>2015</strong> zu kündigen.<br />
Ziel ist, die automatische Verlängerung<br />
und damit den Status quo zu verhindern.<br />
Wir haben so einen klaren Impuls<br />
gegeben, damit der neue GAV vor Ablauf<br />
dieser Frist unterzeichnet werden kann.<br />
Darauf hat uns die Direktion kontaktiert,<br />
um die Verhandlungen wieder aufzunehmen.<br />
<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
23
<strong>VSAO</strong><br />
langt haben. Diese Haltung ist inakzeptabel.<br />
Gemäss Gesetz und GAV bleiben<br />
Kompensation und Bezahlung zu 125<br />
Prozent der Überzeit während fünf Jahren<br />
geschuldet. Unabhängig von einer schriftlichen<br />
Beschwerde oder dem Austritt aus<br />
dem Spital. Die Sektion Neuenburg wird<br />
die Interessen ihrer Mitglieder in diesem<br />
Sinne wahren.<br />
Weiter stellen wir besorgt fest, dass zahlreiche<br />
Mitarbeiter die Generaldirektion<br />
des Hôpital neuchâtelois verlassen haben.<br />
In der aktuell sehr angespannten Situation,<br />
die von konfliktbeladenen Restrukturierungen<br />
gekennzeichnet ist, fragen<br />
wir uns, wer das Steuer übernehmen wird.<br />
Wir hoffen sehr, dass die neue Direktion<br />
möglichst schnell ihr Amt antreten wird,<br />
damit wir den Dialog über die Situation<br />
unserer Mitglieder fortführen können.<br />
Diverses<br />
Die Fusion mit der Sektion Jura hat nicht<br />
stattgefunden, nachdem eine Gruppe junger<br />
motivierter Ärzte beschlossen hat, die<br />
kantonale Sektion mit der Bildung eines<br />
Vorstandes zu neuem Leben zu erwecken.<br />
Dies ist zweifellos die beste Lösung, um<br />
eine unmittelbare Wahrung der Interessen<br />
der Mitglieder in diesem Kanton sicherzustellen.<br />
Wir wünschen dem neuen<br />
Vorstand der Sektion Jura viel Erfolg bei<br />
seiner Arbeit! <br />
■<br />
Olivier Clerc,<br />
Präsident der Sektion Neuenburg<br />
SEKTION SOLOTHURN<br />
Erfolge und<br />
Herausforderungen<br />
Am 9. März <strong>2015</strong> fand die Mitgliederversammlung<br />
der Sektion Solothurn im<br />
Kantonsspital Olten statt. Neben acht Vorstandsmitgliedern<br />
und unserem Juristen<br />
Eric Vultier fanden sich weitere sechs Sektionsmitglieder<br />
ein, und man konnte sich<br />
bei einem kleinen Apéro kennen lernen.<br />
Der Präsident blickte auf das vergangene<br />
Jahr zurück:<br />
Die Durchsetzung des Anspruchs auf<br />
104 Ruhetage pro Jahr auch auf Oberarztebene<br />
und insbesondere für Teilzeitarbeitende<br />
(GAV § 253.1) konnte 2014 vollumfänglich<br />
erreicht werden. Diese Regelung<br />
besagt, dass für jeden gearbeiteten Wochenendtag<br />
ein zusätzlicher freier Tag<br />
gewährt werden muss. Rückwirkend gilt<br />
seit dem 1. Januar 2014, dass Teilzeitarbeitende<br />
diese freien Tage zusätzlich zu den<br />
arbeitsfreien Tagen gewährt bekommen<br />
müssen, die ihrer Pensenreduktion dienen.<br />
Somit wurde in dieser umstrittenen<br />
Frage die von uns vertretene Interpretation<br />
des Ruhetaganspruches anerkannt.<br />
Das ArG (Verordnung 2 Artikel 8a.2)<br />
schreibt vor, dass bei einer Interventionszeit<br />
aus dem Pikett von weniger als 30 Minuten<br />
10 Prozent der einsatzfreien Pikettzeit<br />
als Arbeitszeit angerechnet werden<br />
müssen. Schon 2013 konnte auf unsere<br />
Initiative hin diese bis dahin nicht konsequent<br />
beachtete Verordnung für den<br />
grössten Teil der Kliniken Solothurner<br />
Spitäler AG (SoH) korrekt umgesetzt werden,<br />
und es kam zu nachträglichen Zeitgutschriften.<br />
Zu klären bleibt, ob tatsächlich<br />
in allen Kliniken die Umsetzung erfolgt.<br />
Bislang haben wir noch Mühe, eine<br />
eindeutige Auflistung aller Interventionszeiten<br />
der SoH-Kliniken zu bekommen.<br />
Auf eigene Initiative der Assistenten im<br />
Spital Dornach werden die bisherigen unkorrekten<br />
Pausenabzüge für Dienstärzte<br />
in Zukunft korrigiert und auch rückwirkend<br />
ausbezahlt. Der <strong>VSAO</strong>, der hierfür<br />
kontaktiert wurde, konnte die korrekte<br />
Auszahlung nach wenigen Mails mit der<br />
Personalabteilung rasch durchsetzen.<br />
Es fand eine Besprechung mit Oberärztinnen<br />
und -ärzten einer SoH-Klinik statt,<br />
die sehr unbefriedigende und nicht gesetzeskonforme<br />
Dienstzeiten haben. Hier<br />
muss noch eine Lösung gefunden werden,<br />
die für alle Beteiligten annehmbar ist.<br />
Weitere Aktivitäten<br />
Der Aufbau einer neu gestalteten Sektionswebsite<br />
mit Zugang über die Website<br />
des <strong>VSAO</strong>-CH wurde abgeschlossen. Diese<br />
steht jetzt mit laufenden Updates zur Verfügung.<br />
Die Folgen des so genannten «Massnahmenpaketes»<br />
des Kantons Solothurn, eines<br />
Sparplanes mit einschneidenden<br />
Auswirkungen auf das Budget der SoH,<br />
und die dadurch ausgelösten Anträge der<br />
SoH an die GAV-Kommission waren ein<br />
aktuelles und unangenehmes Thema.<br />
Dieses wird uns auch in den nächsten<br />
Jahren noch beschäftigen. Es werden jährlich<br />
über 18 Millionen Franken weniger<br />
vom Kanton an die SoH fliessen, dieses<br />
Geld muss irgendwo eingespart werden.<br />
Ein erster Verhandlungserfolg gelang bereits<br />
Anfang diesen Jahres: Die SoH hatte<br />
unter anderem beantragt, den doppelten<br />
Erfahrungsstufenanstieg in den ersten<br />
vier Anstellungsjahren für Assistenzärzte<br />
zu streichen. Wir konnten nachweisen,<br />
dass dadurch eine überproportionale<br />
Lohnminderung verursacht würde. Daraufhin<br />
zog die SoH diesen Antrag vollumfänglich<br />
zurück.<br />
Kontinuierliche Tätigkeiten<br />
Die Arbeit der Sektion besteht einerseits<br />
aus den oben beschriebenen Reaktionen<br />
auf aktuelle Probleme, zum anderen werden<br />
aber auch kontinuierlich Kontakte<br />
gepflegt und durch unsere aktive Präsenz<br />
in wichtigen Gremien Debatten bestritten<br />
und Weichen gestellt. Im Einzelnen sind<br />
dies:<br />
• Teilnahme an den regelmässig stattfindenden<br />
Informationsgesprächen des<br />
Personalverbands, die den Kontakt sowohl<br />
zu den Stakeholdern der SoH als<br />
auch zu den anderen in der SoH vertretenen<br />
Personalverbänden ermöglichen,<br />
durch Ricky Vultier und Felix Kurth.<br />
• GAV-KO und GAV-Ausschuss-Teilnahme<br />
mehrheitlich durch Ricky Vultier wie<br />
auch durch Karen Gutscher.<br />
• Einsitz im Vorstand der Gesellschaft der<br />
Ärztinnen und Ärzte des Kantons Solothurn<br />
(GAeSO) durch Volker Böckmann.<br />
• Vertretung im Verbund der kleinen Sektionen<br />
des <strong>VSAO</strong> (DAVID) durch Karen<br />
Gutscher.<br />
• Vertretungen im Zentralvorstand (ZV)<br />
des <strong>VSAO</strong> Schweiz durch Michel Clément<br />
und Felix Kurth.<br />
• Vertretung im Geschäftsausschuss (GA)<br />
des <strong>VSAO</strong> Schweiz durch Marino Urbinelli.<br />
• Vertretung in der Ärztekammer durch<br />
die ordentlichen Delegierten Felix<br />
24 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>
<strong>VSAO</strong><br />
Kurth und Karen Gutscher sowie durch<br />
die Ersatzdelegierten Eva Kifmann,<br />
Michel Clément, Cirus Schahab, Marino<br />
Urbinelli und Volker Böckmann.<br />
• Vertretung des <strong>VSAO</strong> im Paritätischen<br />
Gremium Praxisassistenz durch Michel<br />
Clément.<br />
• Der Präsident des <strong>VSAO</strong>-CH, Daniel<br />
Schröpfer, ist in unserer Sektion Vorstandsmitglied,<br />
so haben wir dank ihm<br />
ständig einen heissen Draht zum nationalen<br />
Verband und sind über die aktuellen<br />
Geschehnisse bestens informiert.<br />
Pläne für das Jahr <strong>2015</strong><br />
Neben der wichtigen kontinuierlichen Arbeit<br />
in den Gremien und der Bearbeitung<br />
aktuell anfallender Probleme werden wir<br />
uns <strong>2015</strong> intensiv mit den Sparplänen der<br />
SoH beschäftigen müssen. Hier wird vor<br />
allem die Zusammenarbeit mit den anderen<br />
Personalverbänden wichtig sein.<br />
Wir werden weiter viel Energie darauf verwenden,<br />
neue Vorstandsmitglieder aus<br />
den grossen Kliniken der SoH zu gewinnen,<br />
durch verstärkte Präsenz des <strong>VSAO</strong>,<br />
durch Assistententreffen und durch den<br />
intensivierten Kontakt zu den Assistentensprechern.<br />
Wir werden den Bestand von Weiterbildungsverträgen<br />
in der SoH erfassen und<br />
den weiteren Bedarf bei unseren Mitgliedern<br />
abklären.<br />
Wir planen eine Zusammenfassung der<br />
wichtigsten die Ärzte betreffenden Bestimmungen<br />
des GAV und eine Veröffentlichung<br />
dieser Essentials auf der Website. ■<br />
Felix Kurth,<br />
Präsident der Sektion Solothurn<br />
SEKTION WALLIS<br />
GAV<br />
In unserem letzten Bericht haben wir von<br />
den laufenden Verhandlungen mit unserem<br />
Arbeitgeber, dem Spital Wallis, betreffend<br />
neuen GAV für die Assistenz- und<br />
Oberärzte berichtet. Diese sind nun abgeschlossen.<br />
Sie fanden von Oktober 2014 bis<br />
Februar <strong>2015</strong> statt. Die Endfassung wurde<br />
von den Mitgliedern anlässlich der Mitgliederversammlung<br />
vom 26. Februar<br />
gutgeheissen. Die Unterzeichnung fand<br />
Ende April statt. Unsere wichtigsten Forderungen,<br />
sprich die Einführung einer<br />
wöchentlichen Arbeitszeit von 42–50<br />
Stunden (aktuell 50 Stunden) sowie die<br />
Einführung eines unbefristeten Arbeitsvertrages,<br />
einschliesslich eines Weiterbildungsplans<br />
(zurzeit befristete Verträge),<br />
wurden leider vom Arbeitgeber verworfen.<br />
Immerhin haben wir den Anhang, welcher<br />
2013 ausgehandelt worden war, verschiedene<br />
Artikel zum besseren Schutz der<br />
schwangeren Frau sowie die Einführung<br />
eines Monitorings betreffend Dienstplanung<br />
und Überstunden in diesen GAV<br />
einbauen können. Obschon der Arbeitgeber<br />
unsere Forderungen abgelehnt hat,<br />
wird dieser GAV eine Grundlage bilden,<br />
die, so hoffen wir, eine Verbesserung unserer<br />
Arbeitsbedingungen ermöglichen<br />
wird.<br />
Das Spital Wallis hat in letzter Zeit für<br />
zahlreiche Schlagzeilen in den Medien<br />
gesorgt, insbesondere wegen diverser<br />
Wechsel auf Ebene der Direktion. Wir haben<br />
bereits feststellen können, dass sich<br />
die Direktion ad interim bemüht, ein angenehmeres<br />
Arbeitsklima zu schaffen und<br />
eine transparente Kommunikation sicherzustellen.<br />
Zahlreiche Restrukturierungen<br />
sind zurzeit im Gange. Wir hoffen, dass<br />
diese unserer Institution, die in den vergangenen<br />
Jahren turbulente Zeiten erlebt<br />
hat, neuen Schwung verleihen werden.<br />
Organisation<br />
Anlässlich der letzten Mitgliederversammlung<br />
hat die Sektion Wallis diverse<br />
<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
25
<strong>VSAO</strong><br />
Wechsel im Vorstand verzeichnen müssen.<br />
Auch wenn einige von uns zu neuen Ufern<br />
aufbrechen (ihnen gilt unser herzliches<br />
Dankeschön für ihren Einsatz und ihre<br />
Arbeit verbunden mit unseren Glückwünschen<br />
für den weiteren Weg), können wir<br />
weiterhin auf ein eingespieltes und motiviertes<br />
Team zählen.<br />
Unser Präsident Jean Bonnemain wird<br />
sein Mandat für ein weiteres Jahr fortführen.<br />
Die Posten der Sekretärin und<br />
Vizepräsidentin wurden von Emmanuelle<br />
Jordan und Marie Veuthey übernommen.<br />
Erfreulicherweise hat sich auch<br />
ein Kollege aus dem Oberwallis gemeldet,<br />
Kaspar Kälin. Wir freuen uns, mit<br />
ihm einen Vertreter des deutschsprachigen<br />
Kantonsteils in unseren Reihen<br />
begrüssen zu können. Interessierte Mitglieder,<br />
die gerne für unseren Verband<br />
arbeiten möchten, sind jederzeit willkommen!<br />
Wir möchten bei dieser Gelegenheit<br />
auch Fürsprecherin Valentine<br />
Gétaz-Kunz herzlich für ihre Arbeit danken.<br />
Sie hat uns professionell und fachkundig<br />
während der langen Verhandlungen<br />
begleitet.<br />
Die grossen Baustellen sind damit behoben.<br />
<strong>2015</strong> wird für die Sektion ein verhandlungstechnisch<br />
ruhigeres Jahr sein.<br />
Nach der Unterzeichnung des neuen GAV<br />
für das Spital Riviera Chablais und der<br />
Erneuerung des Walliser GAV wird unser<br />
Hauptaugenmerk der Umsetzung dieser<br />
Verträge gelten. Zudem zeichnen sich in<br />
nächster Zeit verschiedene Änderungen<br />
innerhalb des Spitals Wallis ab. Wir werden<br />
diese nutzen, um den fruchtbaren<br />
Dialog mit unserem Arbeitgeber fortzusetzen,<br />
damit die Interessen der Assistenz-<br />
und Oberärztinnen und -ärzte weiterhin<br />
gewahrt werden.<br />
Jubiläum<br />
Zum Schluss weisen wir noch darauf hin,<br />
dass unsere Sektion dieses Jahr ihr 20-jähriges<br />
Bestehen feiert. Wir werden in einer<br />
nächsten Ausgabe auf die Geschichte der<br />
Sektion Wallis zurückkommen. Wir haben<br />
bereits einige frühere Mitglieder befragen<br />
können. Leider sind unsere Archive in einem<br />
desolaten Zustand. Wir rufen Sie deshalb<br />
auf, uns bei der Geschichtsschreibung zu<br />
helfen. Waren Sie einmal in der Sektion aktiv?<br />
Als Präsident, Sekretär, Vorstandsmitglied?<br />
Dann bitten wir Sie, uns an president@asmaval.ch<br />
zu schreiben, um uns von<br />
Ihren Erinnerungen zu berichten. ■<br />
Marie Veuthey, Vizepräsidentin<br />
COACHING<br />
Arztberuf & Familie / Privatleben<br />
Telefonische Beratung:<br />
044 462 71 23 • info@und-online.ch<br />
Wie bringe ich Familie, Freizeit und Beruf unter einen Hut? Wie steige ich nach der Babypause wieder ein? Wie<br />
meistere ich die täglichen Herausforderungen? Antworten und Lösungsvorschläge auf diese und weitere Fragen<br />
bietet der <strong>VSAO</strong> seinen Mitgliedern im Rahmen eines kostenlosen Coachings an. Die Beratung erfolgt telefonisch<br />
durch die Fachstelle UND.<br />
Erfahren Sie mehr über dieses Beratungsangebot des <strong>VSAO</strong> auf unserer Website www2.vsao.ch unter der Rubrik<br />
Arztberuf & Familie / Privatleben.<br />
26 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>
<strong>VSAO</strong><br />
§<br />
Rechtsberatung<br />
Claudia von Wartburg, Geschäftsführerin<br />
und Juristin der Sektion Basel<br />
Bin ich bei einem Bewerbungsgespräch<br />
verpflichtet,<br />
einen Kinderwunsch<br />
oder gar eine allfällige<br />
Schwangerschaft mitzuteilen,<br />
wenn ich gefragt werde?<br />
Darf ich diesbezüglich<br />
sogar lügen? Kann mir der<br />
Arbeitgeber im Falle einer<br />
verschwiegenen oder verleugneten<br />
Schwangerschaft<br />
kündigen?<br />
In einem Bewerbungsgespräch muss man<br />
grundsätzlich vollständig und wahrheitsgetreu<br />
antworten. Der Arbeitgeber darf<br />
alle Fragen stellen, die im Zusammenhang<br />
mit der Eignung für die jeweilige<br />
Stelle stehen oder zur Erfüllung des Arbeitsvertrags<br />
notwendig sind. Dazu zählen<br />
z.B. Fragen zum beruflichen Werdegang<br />
oder zu Qualifikationen. Es gibt aber auch<br />
Fragen, die unzulässig sind. Dies trifft<br />
dann zu, wenn diese nichts mit der Befähigung,<br />
den Job auszuüben, zu tun haben<br />
bzw. persönlicher Natur und damit potentiell<br />
diskriminierend sind. Dazu gehören<br />
etwa Fragen nach der Religionszugehörigkeit<br />
oder zur Familienplanung. Solche<br />
Fragen dürfen nur gestellt werden, wenn<br />
man aufgrund der Schwangerschaft den<br />
Beruf überhaupt nicht mehr ausüben<br />
könnte, was bei einer Ärztin klar nicht der<br />
Fall ist. Fragen rund um die Familienplanung<br />
müssen Sie daher nicht beantworten.<br />
Darüber hinaus dürfen Sie sogar lügen<br />
und etwa verneinen, dass Sie schwanger<br />
sind, da der Arbeitgeber Ihnen diese<br />
Frage gar nicht stellen dürfte. Wenn er es<br />
trotzdem tut und Sie nur erklären, dass<br />
Sie diese Frage nicht beantworten wollen,<br />
könnte das für Sie nachteilig sein. Aus<br />
diesem Grund ist die «Notlüge» in diesem<br />
Fall erlaubt und hat auch keine – zumindest<br />
rechtlichen – Konsequenzen. Zurück<br />
bleibt natürlich das ungute Gefühl, allenfalls<br />
etwas verheimlicht zu haben.<br />
Wegen einer allfälligen Schwangerschaft<br />
darf man Ihnen auch nach Stellenantritt<br />
nicht kündigen. Ist die Probezeit abgelaufen,<br />
wäre eine Kündigung bis 16 Wochen<br />
nach der Geburt nichtig. Ein Risiko besteht<br />
jedoch während der Probezeit, in der<br />
der Arbeitgeber prinzipiell ohne Angabe<br />
von Gründen künden kann. Falls er Ihnen<br />
in dieser Zeit wegen der Schwangerschaft<br />
kündet, ist dies missbräuchlich. Daher<br />
könnte die Kündigung aus anderen Gründen<br />
ausgesprochen werden. Zu Ihrem<br />
Schutz ist es deshalb ratsam, die Schwangerschaft<br />
erst nach Ablauf der Probezeit<br />
zu offenbaren. <br />
■<br />
Kitaplatz gesucht – der <strong>VSAO</strong> hilft<br />
Wenn Sie einen Betreuungsplatz für Ihr Kind suchen, denken Sie daran: Seit 2011 unterstützt<br />
Ihr Verband Sie bei dieser zeitaufwendigen Aufgabe. Eine Anfrage mittels Online-Formular beim <strong>VSAO</strong> genügt und Sie<br />
erhalten Informationen zu verfügbaren Plätzen in Ihrer Wunschregion und die entsprechenden Kontaktdaten<br />
der Tagesstätten. Weitere wichtige Informationen und das Formular finden Sie unter der neuen Rubrik Arztberuf und Familie<br />
auf der <strong>VSAO</strong>-Homepage www.vsao.ch.<br />
<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
27
FOKUS ▶ STARK<br />
Wenn die Kraft schwindet …<br />
Der Junge kann erst mit zwei Jahren gehen, beim Aufstehen stützt er sich ab. Auch der jüngere<br />
Bruder zeigt motorische Einschränkungen. Was zunächst nach einer verzögerten Entwicklung<br />
aussieht, wird zum Schicksalsschlag für die Familie: Beide Kinder leiden an einer Muskeldystrophie<br />
Duchenne. Therapien und Kontrollen bestimmen den Tagesablauf. Neue Medikamente erlauben<br />
aber eine leise Hoffnung.<br />
Dr. med. Eveline Perret-Hoigné, Prof. Dr. med. Maja Steinlin, Abteilung für Neuropädiatrie, Entwicklung und Rehabilitation,<br />
Universitätsklinik für Kinderheilkunde, Inselspital Bern<br />
Das Jahr 2009 wird den Eltern immer in<br />
Erinnerung bleiben. Bis anhin machte<br />
ihnen die Tatsache, dass Simon erst mit<br />
22 Monaten gehen lernte, keine Sorgen.<br />
Auch der kleinere Bruder Lukas war motorisch<br />
langsam. Nun fiel aber beim<br />
4-jährigen Simon ein eigenartiges Gangbild<br />
auf – die Eltern suchten Rat beim<br />
Kinderarzt.<br />
Dieser stellte bei Simon ein watschelndes<br />
Gangbild, eine leichte Pseudohypertrophie<br />
der Waden, ein positives Gowers-Zeichen<br />
und eine Hyperlordose als Zeichen einer<br />
rumpfbetonten Muskelschwäche fest. Die<br />
Creatinkinase war mit 38 000 U/l deutlich<br />
erhöht, womit eine Muskeldystrophie Duchenne<br />
(MDD) (s. Kasten) vermutet werden<br />
musste. Die Verdachtsdiagnose wurde<br />
genetisch durch Nachweis einer Nonsense-Mutation<br />
mit vorzeitigem Stopcodon in<br />
Exon 58 des MDD-Gens bestätigt. Den<br />
Eltern war sofort klar, dass auch der jüngere<br />
Sohn betroffen sein musste.<br />
Die Diagnose MDD bei beiden Söhnen<br />
konfrontierte die junge Familie mit zahlreichen<br />
Herausforderungen und Unsicherheiten;<br />
das Wissen um die zunehmende<br />
Muskelschwäche mit Rollstuhlabhängigkeit<br />
im Laufe der kommenden Jahre war<br />
belastend. Die vermutete Trägerschaft der<br />
Mutter wurde genetisch bestätigt. Es folgten<br />
Beratungen betreffend Familienplanung<br />
auch der erweiterten Familie. Die<br />
Freude war gross, als zwei Jahre später die<br />
gesunde Anna geboren wurde.<br />
Therapien und Kontrollen<br />
Seit der Diagnosestellung bestimmen<br />
Therapien für die beiden Brüder und regelmässige<br />
ärztliche Kontrollen den Tagesablauf<br />
der Familie: Zur Förderung der<br />
motorischen Entwicklung und zur Prophylaxe<br />
von Kontrakturen wird regelmässig<br />
Physiotherapie durchgeführt; die Eltern<br />
wurden angelernt, die Übungen<br />
täglich zu Hause durchzuführen. Die<br />
heilpädagogische Frühberaterin hilft bei<br />
den kognitiven Teilleistungsdefiziten und<br />
Verhaltensauffälligkeiten. Beide Brüder<br />
müssen täglich dreissig Minuten in eine<br />
Schule für Körperbehinderte und wieder<br />
zurück gefahren werden. Nach Optimierung<br />
des Impfschutzes wurde bei Simon<br />
raschmöglichst eine Steroidtherapie begonnen.<br />
Er lernte Hüpfen, Rennen, und<br />
seine Ausdauer verbesserte sich. Bei Lukas<br />
wurde die Steroidtherapie mit drei Jahren<br />
begonnen, als sich in der motorischen<br />
Entwicklung ein Plateau abzeichnete. So<br />
kann er aktuell mit sieben Jahren noch<br />
zwei bis drei Stunden gehen. Sein älterer<br />
Bruder leidet seit dem achten Lebensjahr<br />
unter zunehmenden Einbussen: Er kann<br />
kaum mehr vom Boden aufstehen, stürzt<br />
häufiger, seine Gehstrecke verkürzt sich<br />
zusehends. Im Alter von zehn Jahren ist<br />
Treppensteigen für ihn so anstrengend,<br />
dass sein Zuhause nun vorausschauend<br />
rollstuhlgerecht umgebaut wird.<br />
28 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>
FOKUS ▶ STARK<br />
Muskeldystrophie Typ Duchenne<br />
Die x-chromosomal vererbte MDD ist mit 1:3500–6000 betroffenen Knaben die häufigste Muskeldystrophie.<br />
Bei einem Drittel besteht eine Neumutation. Knaben mit MDD zeigen früh eine verzögerte<br />
motorische Entwicklung, freies Gehen vor dem 18. Lebensmonat ist eine Seltenheit. Im Kleinkindesalter<br />
zeigt sich eine progrediente, proximal betonte Muskelschwäche mit dem typischen Gowers-Zeichen<br />
(Aufstützen auf den Oberschenkeln beim Aufstehen). Eine um das 10–20fach erhöhte CK ist wegweisend,<br />
die Diagnose muss molekulargenetisch bestätigt werden. Im Dystrophin-Gen auf Chromosom<br />
Xp21.2, einem der grössten Gene unseres Genoms, kommen verschiedene Mutationen vor, insbesondere<br />
Deletionen und Duplikationen. Sie führen zu vorzeitigen Stopcodons, welche die Dystrophin-<br />
Produktion vollständig verhindern, oder zu Frameshift-Mutationen, welche Letztere vermindern. Dies<br />
führt zu verminderter Membranstabilität von Skelett-, Herz- und Zwerchfellmuskulatur mit nachfolgendem<br />
Muskelzelluntergang und bindegewebigem Umbau der Muskulatur. Die leichte Expression von<br />
Dystrophin im Gehirn erklärt die kognitiven Beeinträchtigungen. Bei Deletionen und Duplikationen<br />
kann die Diagnose rasch bestätigt werden, bei selteneren Punktmutationen und Splice-site-Mutationen<br />
müssen zeitraubende Zusatzuntersuchungen durchgeführt werden. Eine Muskelbiopsie wird hier zur<br />
rascheren Diagnosesicherung angeboten.<br />
Unter supportiver Therapie mit Steroiden kann heute die Gehfähigkeit bis zum 10.–12. Lebensjahr<br />
erhalten und so auch das Auftreten von Kontrakturen und Skoliose, aber auch von respiratorischer<br />
Insuffizienz und Herzinsuffizienz verzögert werden. Durch weitere supportive Massnahmen (nächtliche<br />
Maskenbeatmung, frühzeitige medikamentöse kardiale Therapie, optimale Ernährung, Skolioseoperation)<br />
können Lebensqualität und Lebenserwartung signifikant verbessert werden. Früher verstarben<br />
Knaben mit MDD meist vor dem 20. Lebensjahr – heute betrifft dieses Krankheitsbild auch die<br />
Erwachsenenmedizin, da Patienten nicht selten bis zu 40 Jahren alt werden.<br />
Die Familie setzt grosse Hoffnung in die<br />
Forschung. Simon kann zurzeit an einer<br />
Phase-3-Studie für Ataluren teilnehmen<br />
(s. unten). Dafür reist die Familie regelmässig<br />
an das Studienzentrum in Lausanne.<br />
Der jüngere Lukas wird ebenso<br />
regelmässig nach Basel begleitet, um an<br />
einer Studie zur Carnitin-Supplementation<br />
teilzunehmen. Welche Freude und<br />
Erleichterung, als die Wirksamkeit von<br />
Ataluren bestätigt und es im Dezember<br />
2014 in Europa zugelassen wurde! Leider<br />
verzögert sich der Antrag bei swissmedic,<br />
die schweizerischen Versicherungen lehnen<br />
die Bezahlung der teuren Behandlung<br />
noch ab – für die Eltern beginnt ein<br />
Kampf mit der Zeit und gegen die Versicherungen.<br />
Neue Hoffnungen<br />
Vor allem genetisch gesteuerte Therapieansätze<br />
sind zurzeit vielversprechend.<br />
Aktuell werden verschiedene Substanzen<br />
erforscht:<br />
• Ataluren ist eine dreimal täglich oral<br />
einzunehmende Substanz, die durch<br />
Überlesen des vorzeitigen Stopcodons<br />
ein «readthrough» der mRNA mit Bildung<br />
von Dystrophin ermöglicht.<br />
Ataluren ist somit bei den 10 bis 15 Prozent<br />
der MDD-Patienten wirksam, die<br />
eine Nonsense-Mutation aufweisen. In<br />
der Phase-2-Studie zeigte sich eine signifikante<br />
Verbesserung der Gehstrecke,<br />
worauf Ataluren im Dezember 2014<br />
durch die europäische Arzneimittelbehörde<br />
provisorisch zugelassen wurde.<br />
Die Phase-3-Studie zur definitiven Zulassung<br />
ist am Laufen.<br />
• Ein anderer Hoffnungsträger sind Antisense-Oligonucleotide.<br />
Sie ermöglichen<br />
ein Exonskipping, wodurch der<br />
Leserahmen bei Frameshift-Mutationen<br />
wiederhergestellt wird. Dadurch<br />
wird das partiell funktionstüchtige<br />
Protein Dystrophin hergestellt und die<br />
mildere Erkrankungsvariante im Sinne<br />
einer MD Becker imitiert. Eine Substanz,<br />
die bei Deletion von Exon 51 (betrifft<br />
13% der Patienten) eingesetzt<br />
werden kann, hat in Phase-2- und<br />
-3-Studien widersprüchliche Resultate<br />
bezüglich Wirksamkeit und Nebenwirkungsrate<br />
erbracht. Weitere Antisense-<br />
Oligonucleotide (für Exone 45, 53 und<br />
51) werden aktuell in Phase-1- und<br />
-2-Studien geprüft.<br />
• Zahlreiche weitere Therapieansätze<br />
befinden in zumeist präklinischer Erforschung.<br />
Erste Studien zu Stammzelltransplantation<br />
befinden sich in<br />
Phase 1.<br />
Für die betroffenen Familien ist das ein<br />
Hoffnungsschimmer. Umso wichtiger ist<br />
es, die Kinder früh zu erfassen, damit sie<br />
eine optimale Betreuung und Therapie<br />
erhalten. Ziel ist es, möglichst vor Auftreten<br />
relevanter Funktionseinschränkungen<br />
potentielle Therapien der Zukunft zu<br />
ermöglichen. <br />
■<br />
Literatur<br />
Bushby K. et al, DMD Care Considerations Working<br />
Group. Diagnosis and management of<br />
Duchenne muscular dystrophy, part 2: implementation<br />
of multidisciplinary care.<br />
Lancet<br />
Neurol. 2010 Feb; 9(2): 177-89.<br />
Bushby K. et al, DMD Care Considerations Working<br />
Group. Diagnosis and management of<br />
Duchenne muscular dystrophy, part 1: diagnosis,<br />
and pharmacological and psychosocial<br />
management. Lancet Neurol. 2010 Jan;<br />
9(1): 77–93.<br />
Mercuri E., Muntoni F., Muscular dystrophy: new<br />
challenges and review of the current clinical<br />
trials. Curr Opin Pediatr. 2013 Dec; 25(6):<br />
701–7.<br />
Mercuri E, Muntoni F. Muscular dystrophies.<br />
Lancet. 2013 Mar9;381(9869):845-60.<br />
Haas M et al. European Medicines Agency review<br />
of ataluren for the treatment of ambulant<br />
patients aged 5 years and older with Duchenne<br />
muscular dystrophy resulting from a<br />
nonsense mutation in the dystrophin gene.<br />
Neuromuscul Disord. <strong>2015</strong> Jan;25(1):5-13.<br />
Bushby K et al.; PTC124-GD-007-DMD STUDY<br />
GROUP. Ataluren treatment of patients with<br />
nonsense mutation dystrophinopathy.Muscle<br />
Nerve. 2014 Oct;50(4):477-87.<br />
www.clinicaltrials.gov<br />
www.treat-nmd.eu<br />
<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
29
FOKUS ▶ STARK<br />
Von der Arznei zum<br />
Marketingobjekt<br />
Ein an Typhus erkranktes Kind und ein genialer Wissenschafter stehen am Anfang. Dazu kommen<br />
ein Apotheker und ein Eisenbahningenieur sowie ein gerüttelt Mass an Unternehmergeist. Diese<br />
Zutaten liegen Liebigs Fleischextrakt zugrunde. Damit die Erfindung der Kraftbrühe zur bis heute<br />
währenden Erfolgsgeschichte werden konnte, bedurfte sie jedoch einer speziellen Werbestrategie.<br />
Prof. Dr. Manfred Kröger, Justus-Liebig-Gesellschaft zu Giessen<br />
Mit Liebig hat die moderne Chemie begonnen,<br />
weil er als Erster konsequent<br />
quantitative Methoden eingesetzt hat. Jede<br />
Reaktion wurde sorgfältig von einer Elementaranalyse<br />
in dem von ihm entwickelten<br />
Fünfkugelapparat begleitet. Die Briefmarke<br />
zu Liebigs 200. Geburtstag symbolisiert<br />
das in idealer Weise. Was wie ein<br />
Nebeneinander aussieht, ist in Wahrheit<br />
Anfang und Ende einer Legende. Bei Liebig<br />
spielte die Arbeit an praktischen Problemen<br />
stets eine grosse Rolle. So gehören<br />
der Silberspiegel, das Backpulver, die<br />
künstliche Babynahrung, der Mineraldünger<br />
und eben der Fleischextrakt zu<br />
seinen Erfindungen (siehe Abb. 1).<br />
Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts<br />
kannte man die Möglichkeit, die Nährstoffe<br />
des Fleisches durch Auskochen zu<br />
extrahieren. Liebig kannte die Literatur<br />
wie kein Zweiter und er nutzte solche Beschreibungen,<br />
um die Inhaltsstoffe des<br />
Fleisches zu erforschen. Dabei entdeckte<br />
er das Inosinmonophosphat (IMP), das<br />
sowohl ein saures Abbauprodukt des Guanosintriphosphats<br />
(GTP) als auch die<br />
Vorstufe für seine Synthese ist. GTP ist<br />
nicht nur verantwortlich für den Geschmack<br />
des frischen Fleisches, es spielt<br />
auch als Überträger der Energie im Muskel<br />
eine tragende Rolle. Man kann sagen,<br />
je mehr GTP, desto mehr Kraft. Und daraus<br />
folgert, dass die Menge an Energieträgern<br />
steigt, wenn wir die Vorstufe IMP zu<br />
uns nehmen. Also Fleischextrakt essen<br />
gibt quasi direkt Kraft. Aber warum dann<br />
nicht gleich Fleisch essen?<br />
Fleischextrakt aus<br />
der Not geboren<br />
Aus der Sicht der Chemie ist klar, dass<br />
man Fleisch so schonend wie möglich<br />
behandeln muss, um den Nährwert des<br />
Fleisches möglichst vollständig auf den<br />
Extrakt zu übertragen. Diesen Aspekt verfolgte<br />
keiner seiner Vorgänger. Liebig liess<br />
zahlreiche Studenten an diesem Thema<br />
arbeiten, bis er schliesslich zu praktischem<br />
Handeln gezwungen war, als die<br />
Tochter eines Freundes aus England bei<br />
einem Besuch der Familie Liebig in München<br />
an Typhus erkrankte. Mit dem gesammelten<br />
Wissen im Kopf und von dem<br />
Wunsch nach Heilung des Kindes beseelt,<br />
nahm Liebig höchstpersönlich 500 g frisches<br />
Hühnerfleisch, hackte es in kleinste<br />
Stückchen, mischte es mit 560 g kaltem,<br />
destilliertem Wasser und gab schliesslich<br />
vier Tropfen reine Salzsäure sowie zwischen<br />
einem halben und einem Quäntchen<br />
Kochsalz zu. Das Ganze inkubierte<br />
er für eine Stunde und gab den geklärten<br />
Überstand dem durch Durchfall schon<br />
fast dehydrierten Kind zu trinken (verkürzt<br />
nach dem Anhang zum 32. der<br />
Chemischen Briefe). Nach kurzer Zeit genas<br />
das Kind vollständig.<br />
Liebig versuchte nun, seinen Extrakt zu<br />
vermarkten. Das gelang zuerst nur in der<br />
Apotheke seines Schülers Max von Pettenkofer,<br />
denn für den Preis des Fleischextraktes<br />
konnte man locker Frischfleisch<br />
erwerben. In der Königlichen<br />
Hofapotheke der Familie Pettenkofer<br />
wurde fortan der Fleischextrakt hergestellt<br />
und als Medizin verkauft. Pettenkofer<br />
gilt auch heute noch als «Hygienepapst»<br />
und war weniger von dem Nährwert<br />
als vielmehr von der Haltbarkeit des<br />
Extraktes fasziniert. Damit wäre die Geschichte<br />
des Fleischextrakts im Prinzip<br />
schon zu Ende gewesen, denn dieses<br />
teure Medikament konnten sich nur die<br />
reichen Kunden der Hofapotheke leisten.<br />
Doch weit gefehlt.<br />
Abb.1: Die Briefmarke der Deutschen Post von 2003 stellt die beiden bekanntesten<br />
Erfindungen Liebigs auf gleiche Höhe. Tatsächlich hat es erst<br />
die Verbesserung der Analytik durch die Nutzung des Fünfkugelapparats<br />
erlaubt, alles Mögliche, u. a. auch Muskelfleisch, in toto zu analysieren. So<br />
erkannte Liebig, dass der Nährwert des Fleisches leicht auswaschbar ist.<br />
Nach Eindampfen ergab sich der berühmte Fleischextrakt.<br />
30 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>
FOKUS ▶ STARK<br />
Abb. 2: Dieses Liebig-Bild aus dem Jahre 1903 zeigt Liebig auf der Höhe seines Ruhms. Den<br />
Hintergrund bildet die Fabrik in Fray Bentos (Uruguay) am Rio de la Plata kurz vor der<br />
letzten Ausbaustufe. Wenige Jahre später beschäftigte die Fabrik ca. 4000 Mitarbeiter.<br />
Produktion<br />
Die Geschichte ging nämlich mit dem<br />
Hamburger Eisenbahningenieur Georg<br />
Christian Giebert weiter. Der hatte in Uruguay<br />
gearbeitet und mitbekommen, dass<br />
man dort grosse Rinderherden aufgezogen<br />
hatte. Die Rinder wurden vor Ort geschlachtet.<br />
Horn und Haut wurden weiterverarbeitet,<br />
das Fleisch blieb ungenutzt<br />
zurück. Liebig und Pettenkofer liessen<br />
sich von Giebert überzeugen und gründeten<br />
mit ihm eine Firma zur Nutzung dieses<br />
«Rohstoffes». Giebert durfte ein paar<br />
Monate in der Hofapotheke den Herstellungsprozess<br />
erlernen, dann gründete er<br />
in Antwerpen ein Verkaufskontor und<br />
beschaffte sich die notwendige Ausrüstung.<br />
1864 ging es in dem kleinen Ort Fray<br />
Bentos – direkt am Rio de la Plata gelegen<br />
– los. Der Verkauf liess sich so gut an, dass<br />
Giebert bald grössere Maschinen kaufen<br />
konnte und deutlich mehr Personal benötigte.<br />
Bis etwa zum Beginn des Zweiten<br />
Weltkrieges wurde in Fray Bentos Fleischextrakt<br />
produziert (siehe Abb. 2).<br />
Vermarktung<br />
So weit, so gut. Der Verkauf wollte aber<br />
erst einmal angekurbelt werden. In Südamerika<br />
gab es dafür keinen Markt. In<br />
Nordamerika hatte man selbst ausreichend<br />
Rindfleisch dank riesiger Rindertrecks<br />
von Texas nach Chicago, die<br />
man aus unzähligen Cowboyfilmen<br />
kennt. Für den Verkauf des Fleischextrakts<br />
kam also nur Europa infrage. Aber<br />
allein vom Aussehen her war das Produkt<br />
unverkäuflich, weil es eine dunkelbraune<br />
Farbe hatte und total versalzen war. Deshalb<br />
setzte man von Anfang an auf Kundeninformation<br />
mithilfe von Bildern und<br />
Texten. Man teilte den Herstellungsprozess<br />
in zwölf Schritte auf und druckte<br />
jeden Schritt auf ein kleines Kärtchen.<br />
Diese legte man den Dosen bei. Später<br />
konnte man sie auch direkt kaufen und<br />
nutzte die dazugehörigen Tütchen gleich<br />
wieder für Werbezwecke (siehe Abb. 3).<br />
Ausserdem verteilte man kleine Hefte mit<br />
Rezepten.<br />
Die Strategie ging auf: Die Mütter erkannten<br />
den Nutzen des Extrakts. Die<br />
Kinder begannen die Kärtchen zu sammeln<br />
und drängten ihre Mütter zum<br />
Kauf. Jetzt musste man nur noch einige<br />
Kärtchen selektiv verknappen und schon<br />
wurde aus der Jagd nach den Kärtchen<br />
ein Verkaufsmodell, das sich leicht auf<br />
alle Länder ausdehnen liess, weil man<br />
nur den Text, aber nicht die teuren Bilder<br />
ändern musste. Damit sprach man aber<br />
nur einen Teil der gewünschten Kundschaft<br />
an. Die Skeptiker versuchte man<br />
mit dem Argument der garantierten Hygiene<br />
anzusprechen. Zuerst war es Pettenkofers<br />
Garantie, aber der Spruch «Nur<br />
echt mit Liebigs Unterschrift in blauer<br />
Farbe» zog deutlich mehr. Von nun an<br />
<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
31
FOKUS ▶ STARK<br />
verkaufte sich der Fleischextrakt wie von<br />
allein. Ein zuerst gar nicht erahnter Nebeneffekt<br />
trat ein. Generationen von<br />
Kindern eröffnete sich plötzlich eine<br />
neue Welt. Alles in Farbe, alles detailgetreu<br />
abgebildet. Daraus wurde eine völlig<br />
neue Art der Volksbildung. Neben dem<br />
Interesse an Naturwissenschaft und<br />
Technik wurde auch das Interesse an<br />
Theater und fremden Völkern und damit<br />
an Fernreisen geweckt. Erst als die Produktion<br />
in Uruguay anfing unwirtschaftlich<br />
zu werden, erst als auch andere<br />
Firmen auf den Markt kamen,<br />
gingen die Verkaufszahlen zurück. Heute<br />
ist Liebigs Fleischextrakt ein Luxusgut.<br />
Aber die Kärtchen werden immer noch<br />
gehandelt. Und Liebigs Name ist immer<br />
noch in aller Munde. ■<br />
Kontakt: manfred.kroeger@<br />
bio.uni-giessen.de<br />
Abb. 3: Zeitgenössische Anzeigen belegen die Strategie und die Weitsicht der<br />
Liebig Company: Unbegrenzt haltbar, Liebigs Garantie, sehr sparsam im<br />
Verbrauch und trotzdem für alle «faden» Speisen einsetzbar. Schon vor<br />
Maggi oder Knorr baute man das Konzept des Fleischextrakts zu Brühwürfeln<br />
oder trinkfertigen Suppen aus.<br />
32 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>
FOKUS ▶ STARK<br />
Kraftprotze Grösse XXS<br />
Sie stemmen scheinbar mühelos das Hundertfache des eigenen Körpergewichts. Aber Ameisen<br />
beeindrucken nicht nur durch ihre Kraft. Königinnen bringen bis zu 150 Millionen Arbeiterinnen<br />
zur Welt und stellen damit wohl einen unschlagbaren Gebärrekord auf. Doch woher nehmen die<br />
Winzlinge ihre Stärke? Des Rätsels Lösung liegt einerseits im Körperbau, andererseits im Format.<br />
PD Dr. Daniel Burckhardt, Naturhistorisches Museum, Basel<br />
Auf meinen Reisen durch Brasilien bin ich<br />
immer wieder von den Blattschneiderameisen<br />
fasziniert, die zu Abertausenden<br />
in langen Kolonnen kleine Blattstücke<br />
transportieren. Dabei wird die Last, die<br />
das 100-Fache des Körpergewichts der<br />
Trägerin ausmachen kann, mit den zangenartigen<br />
Kiefern (Mandibeln) über dem<br />
Rücken getragen. Wie wäre es, wenn der<br />
Mensch mit solchen herkulischen Kräften<br />
ausgerüstet wäre und mühelos mehrere<br />
Tonnen tragen könnte? Kein mühseliges<br />
Schleppen des Reisegepäcks oder Grosseinkaufs<br />
am Wochenende mehr! Warum<br />
finden wir diese extremen Körperkräfte<br />
bei Insekten, aber nicht bei Wirbeltieren?<br />
Blattschneiderameisen<br />
Blattschneiderameisen umfassen über 40<br />
Arten, die in den Tropen und Subtropen<br />
Amerikas vorkommen. Sie zeichnen sich<br />
durch das Schneiden von Pflanzenteilen,<br />
besonders Blättern, aus, die sie in ihren Bau<br />
bringen. Sie fressen diese Blätter aber nicht<br />
selbst, sondern verwenden sie als Substrat<br />
für Pilze, von denen sie sich ernähren.<br />
Die Ameisen legen Pilzgärten an, die kontinuierlich<br />
ausgebaut und gepflegt werden.<br />
Diese Anlagen gleichen kleinen Fabriken,<br />
in denen wie am Fliessband gearbeitet<br />
wird. Jeder einzelne Schritt wird von<br />
einer besonderen Ameisenkaste ausgeführt.<br />
Eine Erntearbeiterin legt ein Blatt<br />
im Bau ab, das von einer kleineren Arbeiterin<br />
in etwa millimetergrosse Stücke<br />
zerschnitten wird. Noch kleinere Arbeiterinnen<br />
zerkauen diese Stücke. Auf dem so<br />
gebildeten Substrathaufen, der von Tunnelröhren<br />
durchzogen ist und einem Badeschwamm<br />
gleicht, wächst schimmelartig<br />
der Pilz. Die kleinsten Arbeiterinnen<br />
säubern die Pilzgärten, füttern ihre Artgenossen<br />
mit den Pilzen oder setzen Pilzfäden<br />
auf frisches Pflanzenmaterial für<br />
neue Kulturen. Auch beissen sie regelmässig<br />
die Enden der Pilzfäden ab, wodurch<br />
die Bildung von Fruchtkörpern verhindert<br />
wird und stattdessen eiweisshaltige, knollenartige<br />
Strukturen, die Gongylidia, entstehen.<br />
Die Nester von Blattschneiderameisen bestehen<br />
aus Hunderten von Kammern, in<br />
denen die Pilzgärten untergebracht sind<br />
oder der Abfall, meist tote Ameisen, Blattresten<br />
und abgestorbenes Pilzgeflecht,<br />
entsorgt wird. Ein Nest kann sich über 50<br />
Quadratmeter ausdehnen und von zwei<br />
bis drei Millionen gleichzeitig lebenden<br />
Ameisen bevölkert sein. Eine Kolonie<br />
kann pro Tag eine gleich grosse Menge an<br />
Pflanzenmaterial verarbeiten wie eine<br />
ausgewachsene Kuh frisst. Noch beeindruckender<br />
sind die Königinnen, die bis<br />
zu 150 Millionen Arbeiterinnen zur Welt<br />
bringen können, eine Leistung, die das<br />
Kraftvermögen der Arbeiterinnen völlig in<br />
den Schatten stellt.<br />
Kräftige Oberkiefer<br />
Wie alle Insekten besitzen auch Ameisen<br />
ein Aussenskelett aus Chitin und eingelagerten<br />
Proteinmolekülen. Die Körperhülle<br />
setzt sich aus starren, gehärteten Teilen<br />
zusammen, die durch bewegliche Membranen<br />
miteinander verbunden sind, etwa<br />
wie eine Ritterrüstung. Die Muskeln, die<br />
sich im Körperinneren befinden, setzen<br />
an verhärteten Stellen des Aussenskelettes<br />
an. Während bei Wirbeltieren der ganze<br />
Körper an der Wirbelsäule aufgehängt ist<br />
und sich physische Kräfte der Extremitäten<br />
auch auf die Wirbelsäule übertragen,<br />
ist dies bei den Insekten nicht der Fall.<br />
Diese können sich nicht überbelasten und<br />
leiden auch nicht unter Hexenschuss.<br />
Schauen wir uns die Mandibeln an, die an<br />
der Kopfkapsel eingelenkt sind und durch<br />
Muskeln im Inneren des Kopfes bewegt<br />
werden. Je nach Funktion besitzen sie eine<br />
ganz bestimmte Form und die Muskeln im<br />
Kopf nehmen mehr oder weniger viel Platz<br />
ein. Bei den Trägerinnen der Blattschneiderameisen<br />
sind die Mandibeln kräftig<br />
und die Muskeln gross, was sich auch in<br />
einem relativ grossen Kopf widerspiegelt.<br />
Bei den Arbeiterinnen, die die Blattfragmente<br />
zerkauen, sind sowohl die Mandi-<br />
<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
33
FOKUS ▶ STARK<br />
beln als auch der Kopf klein. Bei einigen<br />
Ameisenarten existieren «Supersoldaten».<br />
Korrekter wäre eigentlich «Soldatinnen»,<br />
sind doch alle Ameisen, die in Kasten eingeteilt<br />
werden, weiblich. Diese Tiere haben<br />
einen überproportional gros sen Kopf und<br />
können mit ihren gewaltigen Mandibeln<br />
besonders kräftig zubeis sen.<br />
Schnappen und<br />
schleudern<br />
Eine andere Ausbildung der Mandibeln,<br />
wo titanische Kräfte im Spiel sind, finden<br />
wir bei den Schnappkieferameisen. Ihre<br />
Mandibeln sind gerade und kaum gekrümmt<br />
und werden sowohl zum Beutemachen<br />
als auch zur Verteidigung und<br />
zur Flucht gebraucht. Der schnelle Vorgang<br />
des Zuschnappens wird hierbei als<br />
Sprungmechanismus verwendet. Um sich<br />
gegen Nesteindringlinge zu wehren, attackieren<br />
diese Ameisen den Gegner zuerst<br />
mit den Mandibeln und katapultieren sich<br />
dann vom Eindringling weg, wobei dieser<br />
auch nach hinten geschleudert wird. Solche<br />
Sprünge können bis zu 20 oder sogar<br />
40 Zentimeter weit sein und aus mehreren<br />
Salti bestehen. Dieser schnelle Schnappmechanismus<br />
beruht darauf, dass die<br />
notwendige Energie zuvor in einem starken<br />
Schliessmuskel im Kopf wie in einem<br />
Bogen elastisch gespeichert wird. Die<br />
Mandibeln sind in geöffneter Stellung<br />
blockiert. Sie können erst zuschnappen,<br />
wenn die Mandibeln durch einen weiteren<br />
Muskel ausgerastet werden. Das Auslösen<br />
des Mechanismus entwickelt eine Kraft,<br />
die dem 300-fachen Körpergewicht der<br />
Ameise entspricht, und die Bewegung der<br />
zuschnappenden Mandibeln ist mit 64<br />
Metern pro Sekunde die schnellste gemessene<br />
im Tierreich. Das Insekt benötigt nur<br />
0,13 Millisekunden für das Zuschnappen<br />
der Mundwerkzeuge.<br />
Oder doch nicht so stark?<br />
Das Exoskelett verhilft Insekten zu besonderen<br />
Leistungen wie dem Kieferschnappen<br />
im vorigen Beispiel, die wir bei Wirbeltieren<br />
nicht finden können. Die Tatsache,<br />
dass eine Blattschneiderameise das<br />
100-Fache ihres eigenen Körpergewichts<br />
tragen kann und wir Menschen nicht, hat<br />
aber eine ganz andere Erklärung. Bei<br />
diesem Vergleich muss beachtet werden,<br />
dass das Gewicht und die Masse mit der<br />
dritten Potenz der Länge steigen, während<br />
die für die Kraft verantwortliche Querschnittsfläche<br />
eines Muskels nur quadratisch<br />
mit der Länge wächst. Nehmen wir<br />
an, wir ver grös sern eine Ameise von<br />
10 mm Länge linear 200-fach auf 2 m<br />
Länge, was der Grösse eines Menschen<br />
entspricht. Die Masse und damit die<br />
Gewichtskraft würden sich um das Achtmillionenfache<br />
(= 200 3 ) von 10 mg auf<br />
80 kg erhöhen. Die Muskelkraft erhöht<br />
sich aber nur um das Vierzigtausendfache<br />
(= 200 2 ). Wenn eine Ameise ihr 100-faches<br />
Körpergewicht tragen kann<br />
(100 × 10 mg = 1 g), dann müsste sie also<br />
in Menschengrösse bei gleichen Verhältnissen<br />
40 kg tragen können. ■<br />
34 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>
FOKUS ▶ STARK<br />
Stärken Kraftorte uns Menschen?<br />
Starke Orte gleich starke Menschen? Dieser Gedanke hat etwas Bestechendes an sich. Sie ahnen<br />
es jedoch bereits, so einfach ist die Sache nicht, denn die Zusammenhänge erweisen sich als<br />
erstaunlich komplex. Und die Tatsache, dass sich die Erforschung von Kraftorten und Naturenergien<br />
mehrheitlich im grenzwissenschaftlichen Rahmen vollzieht, ist keinesfalls eine Erleichterung.<br />
Dr. Andrea Fischbacher, Religionswissenschafterin und Kraftorteforscherin, Leiterin der Forschungsstelle Kraftorte Schweiz<br />
Grenzwissenschaftliche Forschung birgt<br />
das Risiko des Ominösen, von Glauben<br />
anstelle von Wissen. Aus diesem Grund<br />
bemüht sich die Forschungsstelle Kraftorte<br />
Schweiz um Wissenschaftlichkeit in der<br />
Arbeitsmethode. Die Testresultate sollen<br />
klar, nachvollziehbar und beliebig reproduzierbar<br />
sein. Dazu werden sowohl die<br />
exakten Versuchsbedingungen als auch<br />
die einzelnen Testwerte protokolliert und<br />
wiederholt erhoben. Um nicht den Anschein<br />
zu erwecken, Naturenergien liessen<br />
sich naturwissenschaftlich messen<br />
und analysieren, wird konsequent von<br />
«Testen» und nicht etwa von «Messen»<br />
gesprochen.<br />
Methodik<br />
Kraftvolle Orte können, wie auch ihr Gegenteil,<br />
nicht gemessen werden. Dazu<br />
bräuchte es geeignete technische Geräte,<br />
die (noch) nicht existieren, da die Physik<br />
die Art der Erdenergien noch nicht erklären<br />
kann. Natürliche Energien mit ihren<br />
Stärken und Qualitäten lassen sich, ähnlich<br />
psychologischen Vorgängen, soziologischen<br />
Gegebenheiten, religiösen Praktiken<br />
etc., beobachten. Anders als in den<br />
Geisteswissenschaften haben die Kraftortforscher<br />
die Sprache als Mittlerin nicht zur<br />
Verfügung, ein zeitintensiver Faktor, soll<br />
die Stringenz der Aussage garantiert werden.<br />
Die einzelne Untersuchung ist eine empirische<br />
und durchläuft, wie in den angewandten<br />
Wissenschaften üblich, die bekannten<br />
Phasen der Hypothesenbildung,<br />
Operationalisierung, Datenerhebung,<br />
Datenanalyse und -interpretation und<br />
Publikation. Im Feld erfolgen die Erhebungen<br />
biokybernetisch mit einem Tensor,<br />
einer Ein- oder Mehrhandrute, als<br />
Anzeigeinstrument und Tabelle. Dabei<br />
erweisen sich die erhobenen Werte weder<br />
als Fixwerte noch als willkürliche Grössen.<br />
Sie hängen von verschiedenen Faktoren<br />
wie dem Wetter, der Tageszeit, dem<br />
Mondstand etc. ab. Auch lässt sich beobachten,<br />
dass seit 2011 die Stärke der Erdstrahlung<br />
stetig zunimmt, die Erklärung<br />
dieses Phänomens ist noch ausstehend.<br />
Aus diesen Gründen gibt die Forschungsstelle<br />
keine Werte in Zahlen heraus. Begegnen<br />
Sie den von der ersten Schweizer<br />
Geobiologin Blanche Merz publizierten<br />
Werten, dürfen Sie davon ausgehen, dass<br />
diese bei der Datenerhebung der angegebenen<br />
Stärke entsprachen, sich seither<br />
jedoch stark erhöht haben.<br />
Forschungsgegenstand<br />
Erforscht werden Intensität und Qualität<br />
der natürlich vorkommenden Erdkräfte.<br />
Sind diese stark und aufbauend, sprechen<br />
wir von einem Ort der Kraft. Bedingt<br />
durch die unterschiedliche Materialisierung<br />
des Bodens wie wFels, Steine, Wasser,<br />
Lehm etc. und durch deren je spezifische<br />
Schichtung variieren Stärke und Beschaffenheit<br />
der Erdstrahlen. Starke Plätze<br />
können sich, je nach Untergrund, kleinräumig<br />
mit schwachen oder dem Wohlbefinden<br />
abträglichen Kräften abwechseln.<br />
Besuchen Sie einen Kraftort, bedeutet das,<br />
dass in der Regel nicht die ganze Kirche<br />
ein Kraftort sein kann, sondern nur ihr<br />
wichtigster Teil wie der Altar oder Chor, je<br />
nach Ausdehnung der starken Zone.<br />
Nutzung von Kraftorten<br />
Kraftorte wurden schon lange vor Christi<br />
Geburt genutzt, ausschliesslich für kultische<br />
Zwecke. In einer Landschaft voller<br />
Zeichen des Göttlichen spürten und verwendeten<br />
die Menschen die Kräfte der<br />
Natur, um mit ihrer Gottheit in Kontakt<br />
zu treten, was an einem stark strahlenden<br />
Platz am vielversprechendsten erschien.<br />
Gebetet wurde noch nicht zu einem Gott,<br />
wie wir ihn kennen. Es war die Fruchtbarkeitsgöttin<br />
und Ahnfrau, die man in matriarchaler<br />
Zeit verehrte, feierte und um<br />
weitere Fruchtbarkeit von Mensch, Tier<br />
und Pflanze bat. Denn nur so konnte das<br />
eigene Überleben als gesichert gelten. Sie<br />
dürfen sich die geeigneten Kraftorte oder<br />
heiligen Plätze als rituelle Feierplätze vorstellen,<br />
an denen zu jahreszeitlichen Wendepunkten<br />
wie Sonn- und Mondwenden<br />
etc. die wichtigsten Belange der jeweiligen<br />
Gesellschaft zelebriert wurden. In diesem<br />
<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
35
FOKUS ▶ STARK<br />
Sinne haben die Kraft- und Kultplätze<br />
unsere Kultur geprägt und bestimmen<br />
unser Brauchtum bis in die heutige Zeit.<br />
An Kraftplätzen können Sie sich aufladen,<br />
stärken, informieren und Kräfte tanken.<br />
Suchen Sie Wellness in der Natur, sind Sie<br />
hier am richtigen Ort. Bleiben Sie nur so<br />
lange, wie es Ihnen wohl ist dabei, sonst<br />
können Sie am Abend nicht ein- oder die<br />
Nacht nicht durchschlafen. Beachten Sie,<br />
dass Ihnen nicht jeder Kraftplatz gleichermassen<br />
zuträglich ist. Je nach Energiequalität<br />
des Ortes und Ihrer persönlichen<br />
Disposition kann der eine Ort Ihr Wohlbefinden<br />
aufs Wunderbarste steigern, wohingegen<br />
ein anderer sich ungut anfühlt.<br />
Hören Sie auf Ihren Körper. Passt der Platz,<br />
Die Forschungsstelle Kraftorte Schweiz leistet, aufbauend auf den Erkenntnissen der<br />
ersten Schweizer Geobiologin Blanche Merz, Grundlagen- und angewandte Forschung<br />
und bietet Dienstleistungen, Schulung und Beratung für öffentliche und<br />
private Institutionen und Unternehmen sowie für Privatpersonen an. Zum 10-jährigen<br />
Bestehen erweiterte sie ihre Tätigkeit um den Bereich der Zeremonien- und<br />
Ritualgestaltung. Mit der «Vereinigung Schweizer Kraftorte VSK» bietet sie Interessierten<br />
die Möglichkeit an, sich intensiver mit der Thematik zu befassen. Siehe www.<br />
kraftorte.ch.<br />
stehen Sie ruhig und entspannt und verbinden<br />
sich mit ihm. Nehmen Sie seine<br />
Kräfte auf, nehmen Sie mögliche Impulse,<br />
Ahnungen und plötzliche Gewissheiten an.<br />
Es lässt sich jedoch nichts erzwingen. Was<br />
Ihnen hier zufällt, ist ein Geschenk, tragen<br />
Sie Sorge dazu und verhalten Sie sich an<br />
einem Ort der Kraft immer repektvoll.<br />
Wo gibt es Kraftorte?<br />
Kraftvolle Orte können Sie überall finden.<br />
Berggebiete weisen eine deutlich höhere<br />
Dichte auf als das Flachland. Bevorzugt<br />
befinden sich kraftvolle Orte bei Erratikern,<br />
Wasserfällen, Quellen, Felswänden,<br />
Höhlen, grossen Bäumen, alten Kapellen,<br />
Kirchen, Bildstöcken etc. Worüber Sie sich<br />
freuen können: Kraftorte sind immer<br />
schöne Orte. Helfen Sie mit, diese Plätze<br />
zu schützen.<br />
■<br />
36 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>
FOKUS ▶ STARK<br />
Defekte willkommen<br />
Völlig vollkommene Materialien sind stark, aber kaum oder nur schlecht anwendbar. Da Kraft allein<br />
oft nicht die einzig erwünschte Eigenschaft ist, muss die Materialwissenschaft Wege suchen, um<br />
Stärke zu erhalten bzw. zurückzugewinnen und um gleichzeitig verschiedenste Anwendungen zu<br />
ermöglichen. Das gilt nicht zuletzt für Implantate, die sich möglichst naturnah verhalten sollten.<br />
Prof. Dr. Ralph Spolenak, Departement Materialwissenschaft, ETH Zürich<br />
Woran denken Sie, wenn man von einem<br />
starken Material spricht? An den Stahldraht<br />
in einem Klavier, an die Bewehrung<br />
in Beton, an den Aufzug, der zum Mond<br />
führt oder vielleicht an Kohlenstofffasern<br />
für Verbundwerkstoffe, so wie sie in der<br />
Formel 1 zum Einsatz kommen? Aber was<br />
macht ein Material stark und wozu braucht<br />
man es im Körper?<br />
Das erste Kriterium ist die Stärke der Bindung<br />
zwischen den Atomen, aus denen ein<br />
Material aufgebaut ist. Die kann relativ<br />
schwach sein, wie in Kunststoffen, oder<br />
sehr stark, wie in einem Diamanten. Die<br />
Stärke der Bindung bestimmt, wie nachgiebig<br />
ein Material reversibel auf einen<br />
Eindruck reagiert. Vergleichen Sie z.B.<br />
Ihren Fingernagel mit Ihrer Kaffeetasse<br />
– ein kunststoffähnliches Material gegenüber<br />
einer Keramik – und wie viel<br />
Kraft es braucht, um sie beide zu brechen.<br />
Folglich haben starke Materialien auch<br />
einen viel höheren Schmelzpunkt als<br />
schwache.<br />
Fehler einbringen<br />
So viel zu grundlegenden Konzepten, allerdings<br />
sagt das noch nichts darüber aus,<br />
wie fest ein Material ist, d.h. wie viel Spannung<br />
(Kraft durch Fläche) es verträgt,<br />
bevor es entweder bricht oder sich verbiegt<br />
(sich plastisch verformt). Diese Eigenschaften<br />
sind durch die Quintessenz der<br />
Materialwissenschaft bestimmt, nämlich<br />
die Defekte in einem Material. Es ist ein<br />
paradoxer Ansatz: Die Imperfektionen, die<br />
Fehler im Material, sorgen für exzellente<br />
<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
37
FOKUS ▶ STARK<br />
Bruchfläche: Bruchfläche von Reintitan im Rasterelektronenmikroskop.<br />
Die Stege entsprechen Korngrenzen.<br />
Der Bildausschnitt ist 0,3 mm breit.<br />
und im Regelfall einstellbare mechanische<br />
Eigenschaften. In unserem Streben<br />
nach Perfektion müssen wir Fehler tolerieren<br />
und sogar aktiv einbringen. Der<br />
perfekte Einkristall, von dem man genau<br />
weiss, wo jedes einzelne Atom sitzt, ist bis<br />
auf Anwendungen in der Mikroelektronik<br />
für Alltagsmaterialien nicht brauchbar.<br />
Was sind nun diese Defekte? Sie beginnen<br />
im ganz Kleinen: Ein Atom, das fehlt oder<br />
an einem falschen Platz sitzt, ein Atom,<br />
das eigentlich nicht dazugehört, Ordnung<br />
im Kristall, die gestört ist, sogenannte<br />
Versetzungen und Korngrenzen, bis hin<br />
zu Poren und Fremdteilchen. Die tendenziell<br />
sechseckigen Muster, die Sie auf verzinkten<br />
Geländern finden können, sind<br />
zum Beispiel Korngrenzen. In den meisten<br />
Fällen versucht man die Festigkeit<br />
eines Materials zu maximieren, denn<br />
dann kann man den Querschnitt eines<br />
Trägers minimieren, was zu einem reduzierten<br />
Materialverbrauch führt. Dies<br />
spart Ressourcen und ist ideal für den<br />
Leichtbau. So werden beispielvsweise heute<br />
vermehrt hochfeste Stähle verwendet,<br />
um leichtere Autos zu bauen.<br />
Material im Körper<br />
Für Anwendungen im Körper gelten zwei<br />
Voraussetzungen: Erstens, das Material<br />
muss biokompatibel sein. D.h., es darf<br />
zuallererst nicht toxisch sein, liefert aber<br />
im Idealfall auch ein Templat, auf dem<br />
sich Zellen wohlfühlen. Moderne Materialien<br />
speichern überdies Wirkstoffe, die<br />
bei Bedarf abgegeben werden können. Bei<br />
der Materialauswahl denkt man schnell<br />
an Elemente, die gut mit dem Körper harmonieren<br />
und an andere, die nicht gut für<br />
den Körper sind. Es gilt allerdings zu berücksichtigen,<br />
dass es ebenso wie bei Medikamenten<br />
immer auf die Dosis ankommt,<br />
aber natürlich auch auf die<br />
chemische Form eines Elements. Nickel<br />
zum Beispiel kann in ionischer Form zu<br />
Allergien führen, während es in Kombination<br />
mit Titan, das es fest bindet, als<br />
Implantatmaterial eingesetzt wird.<br />
Zweitens ersetzen Implantate meist körpereigene<br />
Materialien, wie zum Beispiel<br />
Knochen oder Zähne. Was die Steifigkeit<br />
eines Materials betrifft, sollte es jedoch<br />
nicht eine beliebig starke Bindung haben<br />
(Diamanten als Implantate sind nicht<br />
optimal), sondern idealerweise Eigenschaften,<br />
die den körpereigenen Materialien<br />
möglichst nahekommen. Damit<br />
werden Spannungsspitzen im körpereigenen<br />
Material vermieden. Magnesium ist<br />
von diesem Standpunkt her ein viel besseres<br />
Knochenersatzmaterial als Stahl.<br />
Was den zweiten Aspekt von Stärke betrifft,<br />
nämlich die Festigkeit, wird diese üblicherweise<br />
maximiert. Damit können kleinere<br />
Implantate gleiche Lasten tragen wie<br />
schwächere und grössere und sind somit<br />
weniger invasiv.<br />
Wenn wir das Limit von Stärke betrachten,<br />
konvergieren die Aspekte eins und zwei.<br />
Die theoretische Festigkeit eines Materials<br />
beträgt einen definierten Bruchteil (typischerweise<br />
ein Zehntel) der Stärke der<br />
Bindung. Diese kann aber nur in absolut<br />
defektfreien Materialien erreicht werden<br />
oder aber bei externen Materialdimensionen<br />
im Nanometerbereich. Im letzteren<br />
Fall können Reinmaterialien, wie zum<br />
Beispiel Kupfer, Festigkeiten erreichen, die<br />
vergleichbar sind hochfesten Stählen.<br />
Paradoxes Verhalten<br />
Im Körper werden alle Materialklassen<br />
– Kunststoffe, Metalle und Keramiken –<br />
eingesetzt, allerdings ist ihre chemische<br />
Zusammensetzung im Regelfall aus Biokompatibilitätsgründen<br />
einfach.<br />
• Kunststoffe im Körper: Kunststoffe<br />
werden als Klebstoffe, Zahnfüllungen<br />
und abbaubare Materialien im Körper<br />
eingesetzt. Ultrahochdichtes Polyethylen<br />
kommt auch bei Hüftimplantaten<br />
zum Einsatz.<br />
• Metalle im Körper: Metalle kommen<br />
vielfältig zum Einsatz, wie zum Beispiel<br />
in Zahnimplantaten (Titan), Knochenschrauben<br />
(Titan, Stahl), Stents (Magnesium,<br />
Formgedächtnislegierungen)<br />
und natürlich auch in Hüftimplantaten.<br />
Neueste Trends gehen in Richtung<br />
abbaubarer Metalle aus Magnesium<br />
oder Eisen und in Richtung des Ersatzes<br />
von härtenden Legierungselementen<br />
zu Reinmetallen, deren Festigkeit<br />
durch das gezielte Einbringen von Defekten<br />
erreicht wird.<br />
• Keramiken im Körper: Keramiken<br />
zeichnen sich durch hohe Härte und<br />
gute ästhetische Eigenschaften aus.<br />
Darum dienen sie als Kronen, Zahnimplantate<br />
und Teile von Hüftgelenken.<br />
Da sie von Natur aus spröde sind, wird<br />
eine spezielle Struktur von Zirkonoxid<br />
verwendet, die sich unter dem Einfluss<br />
des Spannungsfeldes eines Risses in ein<br />
anderes grösseres Volumen umwandelt<br />
und damit die Zähigkeit erhöht.<br />
Ermüdung: Versagen einer beschichteten Titanprobe (6 mm breit) in Folge<br />
zyklischer Belastung. Die Beschichtung dient der ästhetischen Aufhellung.<br />
Das Paradoxe an Materialien ist, dass sie<br />
stark sind, wenn sie absolut defektfrei sind,<br />
sehr schwach werden, sobald nur ein paar<br />
wenige Defekte vorhanden sind, und nur<br />
dann den Grossteil ihrer Stärke zurückgewinnen,<br />
wenn sie voller Defekte sind. ■<br />
38 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>
PERSPEKTIVEN<br />
FACHSERIE: AKTUELLES AUS DER IMMUNOLOGIE – REGULATORISCHE T-ZELLEN<br />
Vielversprechende Alleskönner?<br />
Regulatorische T-Zellen, kurz «Tregs», sind eine Subpopulation von T- Zellen, die ihre<br />
Funktionsweise an das Umgebungsmilieu anpassen können. Ihre wichtigste Funktion ist<br />
die Unterdrückung von Autoimmunreaktionen und chronischen Entzündungen. Aktuelle<br />
Forschungsgebiete zur therapeutischen Rolle von Tregs sind z.B. die Transplantations -<br />
medizin, Autoimmunerkrankungen wie Diabetes Typ 1 oder bösartige Krebserkrankungen.<br />
Céline Gubser, MD, Transplantationsimmunologie Universitätsspital Basel<br />
Unser angeborenes Immunsystem geht<br />
unspezifisch vor, um den Körper innert<br />
Minuten gegen Pathogene und Mikroorganismen<br />
zu schützen. Eine dauerhafte<br />
Immunität wird allerdings von unserem<br />
adaptiven Immunsystem sichergestellt,<br />
indem unsere B- und T-Zellen mit<br />
spezifischen Antworten auf Antigene reagieren.<br />
Die T-Zellen entstehen im Thymus und<br />
werden in CD4-positive Helfer-T- Zellen<br />
und CD8-positive zytotoxische T-Zellen<br />
unterschieden. Jede T-Zelle exprimiert<br />
einen unterschiedlichen T-Zell-Rezeptor<br />
(TZR), der in der Peripherie körperfremde<br />
Antigene erkennt und die Aktivierung der<br />
Abwehrzelle einleitet. T-Zellen mit einem<br />
TZR, der fälschlicherweise körpereigene<br />
Strukturen erkennt, stellen eine Gefahr<br />
für uns dar. Die Eliminierung der potenziell<br />
autoreaktiven T-Zell-Klone im Thymus<br />
ist somit ein wichtiger Prozess, um<br />
uns vor autoimmunen Reaktionen zu<br />
schützen [1]. Diesen Prozess nennt man<br />
«zentrale Toleranz».<br />
Nebst der zentralen Toleranz existiert aber<br />
auch die «dominante periphere Toleranz»,<br />
welche von regulatorischen T-Zellen<br />
(Tregs), einer Subpopulation der CD4-<br />
positiven Helfer-T-Zellen, sichergestellt<br />
wird. Diese Zellen exprimieren den Transkriptionsfaktor<br />
FOXP3, der ihnen erlaubt,<br />
immunregulatorische und -hemmende<br />
Reaktionen auszuüben [2, 3]. Tregs bilden<br />
eine Population mit einem TZR-Repertoire,<br />
welches unter anderem körpereigene<br />
Antigene erkennt. Die Notwendigkeit dieses<br />
zweiten Kontrollmechanismus wird<br />
darin gesehen, dass Tregs potenziell gefährliche,<br />
autoreaktive T-Zellen, die dem<br />
Thymus im Rahmen der zentralen Toleranz<br />
entwischten, hemmen können und<br />
somit unseren Körper vor Autoimmunerkrankungen<br />
und vor chronischen Entzündungen<br />
schützen [4, 5].<br />
Was sind Tregs?<br />
10 Prozent aller T-Zellen sind regulatorische<br />
T-Zellen (Tregs) mit suppressiven<br />
Eigenschaften. Deren Aufrechterhaltung<br />
ist unabdingbar, um Autoimmunerkrankungen<br />
zu verhindern und um ein funktionelles<br />
Immunsystem zu gewährleisten<br />
[2]. Zahlreiche Daten beschreiben Autoimmunerkrankungen<br />
in Maus und<br />
Mensch, wo die periphere Toleranz durch<br />
Tregs nicht mehr gewährleistet wird. Beispiele<br />
sind Diabetes Typ 1 [6, 7], Experimentelle<br />
autoimmune Enzephalomyelitis<br />
(EAE) [8] in der Maus, ähnlich der Multiplen<br />
Sklerose (MS) beim Menschen, oder<br />
Graft-versus-Host-Disease (GVHD) nach<br />
Transplantationen [9–12].<br />
Der Transkriptionsfaktor FOXP3 fungiert<br />
als Hauptregulator und wird X-chromosomal<br />
vererbt [13–15]. Ein defektes<br />
FOXP3-Protein – und somit nicht funktionelle<br />
Tregs – löst massive und tödliche<br />
Entzündungen in zahlreichen Organen<br />
aus. Bei Mäusen bezeichnet man diese<br />
Erkrankung als «Scurfy», bei Menschen<br />
redet man von IPEX (immune dysregulation,<br />
polyendocrinopathy, enteropathy,<br />
X-linked) [16, 17] [18]. Männliche Patienten<br />
leiden an schwerer Kolitis, an autoimmunen<br />
Endokrinopathien, an Lebensmittelallergien,<br />
an Dermatosen und werden<br />
kaum älter als 6-jährig. Zurzeit ist die<br />
Transplantation von Blutstammzellen die<br />
einzige Therapie, um den tödlichen Ausgang<br />
zu verzögern [17, 19–21].<br />
Wie funktionieren Tregs?<br />
Der Transkriptionsfaktor FOXP3 agiert<br />
unter anderem auf Ebene der Proteintranskription.<br />
Dort hemmt er die Produktion<br />
von entzündungsfördernden Zytokinen<br />
und fördert die Transkription von suppressiven<br />
Molekülen. Dies ermöglicht den<br />
Tregs, Immunreaktionen zu regulieren<br />
und zu reduzieren [22–25]. Hier ein paar<br />
suppressive Mechanismen, deren sich<br />
Tregs bedienen:<br />
<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
39
PERSPEKTIVEN<br />
• Entzug von entzündungsfördernden<br />
Zytokinen: Die aktivierte gefährliche<br />
T-Zelle kann sich somit nicht teilen und<br />
«verhungert».<br />
• Modulierung der antigenpräsentierenden<br />
Zelle: Beispielsweise frisst die Treg<br />
co-stimulatorische Moleküle auf der<br />
Oberfläche der antigenpräsentierenden<br />
Zelle weg. Dadurch kann die gefährliche<br />
T-Zelle nicht mehr aktiviert<br />
werden.<br />
• Oder die Tregs verhindern, dass die antigenpräsentierende<br />
Zelle heranreift.<br />
Somit können keine Antigene mehr<br />
präsentiert werden und eine Immunreaktion<br />
kann nicht ausgelöst werden<br />
[26–30].<br />
Seit allerdings kürzlich durchgeführte<br />
Transkriptomanalysen eine erstaunliche<br />
Heterogenität und Plastizität der Tregs<br />
beschrieben haben, geht man davon aus,<br />
dass Tregs sich den unterschiedlichen<br />
Organgeweben anpassen und so milieubedingt<br />
von verschiedenen (teilweise noch<br />
unbekannten) suppressiven Mechanismen<br />
Gebrauch machen.<br />
Woher stammen Tregs?<br />
Es gibt zwei Hauptgruppen von Tregs:<br />
• direkt im Thymus generierte Tregs<br />
(tTregs) und<br />
• in peripheren Organen induzierte<br />
Tregs (pTregs)<br />
Diese Unterteilung ist wichtig, weil man<br />
glaubt, dass sich das T-Zell-Rezeptor(TZR)-<br />
Repertoire der beiden Gruppen grundlegend<br />
unterscheidet [31]. Während die<br />
tTregs TZRs haben, die eher körpereigene<br />
Antigene erkennen (also autoreaktiv<br />
sind), erkennen die TZRs der pTregs körperfremde<br />
Antigene. tTregs bilden 70 bis<br />
90 Prozent der eigentlichen Treg Reserve<br />
[32, 33] und schützen uns vor Autoimmunerkrankungen.<br />
Nur 10 bis 30 Prozent sind<br />
pTregs und werden in der Peripherie aus<br />
konventionellen T-Zellen generiert [34,<br />
35]. Sie entstehen beispielsweise an Entzündungsherden<br />
und halten die Immunreaktion<br />
in Schach oder an Schleimhautbarrieren,<br />
wo es wichtig ist, die kommensale<br />
bakterielle Besiedelung zu tolerieren<br />
[28]. Leider gibt es bis heute keine validierten<br />
Marker, um tTregs von pTregs zuverlässig<br />
zu unterscheiden.<br />
Wo mischen Tregs sonst<br />
noch mit?<br />
Tregs findet man in sekundären Lymphorganen<br />
wie Lymphknoten und Milz, aber<br />
auch im Darm, in der Haut, in den Lungen,<br />
in der Leber, im Fettgewebe, in der<br />
Plazenta und in Tumoren [36]. Insbesondere<br />
der Dickdarm, wo die bakterielle Kolonisierung<br />
eine nicht redundante Rolle<br />
im Erhalt der Magen-Darm-Physiologie<br />
spielt, ist es sehr wichtig, immun-inflammatorische<br />
Reaktionen an der Darmbarriere<br />
zu kontrollieren. Tregs werden<br />
beispielsweise durch endogene Clostridium-Arten<br />
induziert und durch mikrobielle<br />
Metaboliten erhalten [37, 38]. Ein anderer<br />
wichtiger Treg-Schauplatz ist das viszerale<br />
Fettgewebe (Englisch VAT) [39]. Die<br />
VAT-Tregs sind an der Regulierung von<br />
metabolischen Prozessen beteiligt. Sie beugen<br />
Entzündungen in Zusammenhang<br />
mit Übergewicht vor und helfen so beim<br />
Erhalt der Insulinsensibilität und der Glukosetoleranz<br />
[40, 41]. Auch in der Schwangerschaft<br />
werden fötusprotektive mütterliche<br />
Tregs generiert und bilden eine Art<br />
Schutzgedächtnis, das auf hohem Niveau<br />
erhalten bleibt und in Folgeschwangerschaften<br />
schnell wieder aktiv wird [42].<br />
Ein Nachteil der Tregs ist die Inhibierung<br />
von Immunreaktionen, die gegen eine<br />
Malignität (Tumor) gerichtet sind. So<br />
wurde ein Zusammenhang zwischen hoher<br />
Frequenz an tumorinfiltrierenden<br />
Tregs und ungünstiger Prognose bei<br />
Krebserkrankungen aufgezeigt [37].<br />
Was wird bezüglich Tregs<br />
geforscht?<br />
Das Gleichgewicht zwischen Selbsttoleranz<br />
einerseits und Abwehr von «Fremden»<br />
anderseits stellt für unser Immunsystem<br />
täglich eine Herausforderung dar.<br />
Ist die Homöostase der Tregs gestört, führt<br />
dies zu einem dysfunktionalen Immunsystem.<br />
Autoimmunerkrankungen, chronische<br />
Entzündungen oder tumoröse Erkrankungen<br />
können die Folgen sein. Zu<br />
viele Tregs begünstigen das Wachstum<br />
von Tumoren, umgekehrt führen zu wenige<br />
Tregs zu unkontrollierten autoimmunen<br />
Reaktionen und chronischen<br />
Entzündungen.<br />
Zurzeit wird deshalb an Möglichkeiten<br />
geforscht, wie man das Treg-Gleichgewicht<br />
beeinflussen kann. Diverse Ansätze<br />
werden verfolgt:<br />
• Treg-Induktion – Methoden zur<br />
Vermehrung und Erhaltung von Tregs<br />
im Patienten mit autoimmunen Erkrankungen<br />
wie z.B. Diabetes Typ 1 [7]:<br />
Ansätze sind Behandlungen mit Zytokinen<br />
wie IL-2 [26], dem Immunsuppressivum<br />
Rapamycin [43] oder Antikörpern<br />
[44], welche das Überleben von<br />
Tregs begünstigen. Ein weiterer Ansatz<br />
ist das Generieren von antigenspezifischen<br />
Tregs. Zum Beispiel ist Nexvax2<br />
ein Impfstoff, der ein vom Gluten abgeleitetes<br />
Peptid beinhaltet. Bei Einnah<br />
40 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>
PERSPEKTIVEN<br />
me von Gluten wird die allergene<br />
T-Zell-Reaktion bei geimpften Zöliakiepatienten<br />
von Tregs wirksam unterdrückt<br />
und die Darmmukosa so geschützt<br />
[45].<br />
• Treg-Zelltherapie – Methoden<br />
zum Applizieren von Tregs: Aus dem<br />
menschlichen Blut können Tregs gewonnen,<br />
in vitro expandiert und autolog<br />
transferiert werden. Dieser Ansatz<br />
ist wichtig im Zusammenhang mit der<br />
Risikoreduktion von GVHD nach<br />
Transplantationen [46–49]. Erst kürzlich<br />
wurde gezeigt, dass diese Methode<br />
auch bei Morbus-Crohn-Patienten gefährliche<br />
autoreaktive T-Zellen in entzündeter<br />
Darmschleimhaut supprimieren<br />
konnte [50]. Ein weiterer Ansatz der<br />
Treg-Zelltherapie ist eine FOXP3-Gentherapie,<br />
bei der man die normalen T-<br />
Zellen in Tregs verwandelt und transferiert<br />
[51].<br />
• Treg-Depletion – Spezifische Antikörper<br />
(Anti-CTLA-4 und Anti-PD-1)<br />
[52, 53] werden bei Krebspatienten eingesetzt,<br />
um Tregs zu vernichten, welche<br />
die Immunreaktionen gegen den Tumor<br />
hemmen können.<br />
Trotz der vielen neuen Erkenntnisse muss<br />
noch viel getan werden, um die Biologie der<br />
Tregs besser zu verstehen, damit diese mit<br />
der nötigen Sicherheit zur Beeinflussung<br />
und Manipulation von Immunerkrankungen<br />
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<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
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42 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>
PERSPEKTIVEN<br />
AUS DER «THERAPEUTISCHEN UMSCHAU» *<br />
Die Milz bei hämato-onkologischen<br />
Erkrankungen<br />
Die Milz als lymphatisches und hämatologisches Organ spielt eine wichtige Rolle bei hämatoonkologischen<br />
Erkrankungen. Eine Splenomegalie kann zur Diagnose einer hämato-onkologischen<br />
Erkrankung führen, umgekehrt sollte bei Verdacht auf eine hämato-onkologische Erkrankung eine<br />
Milzuntersuchung erfolgen. Bei unklarer Splenomegalie führt eine erste diagnostische Aufarbeitung<br />
mit gezielter Anamnese, klinischer Untersuchung, Laboruntersuchungen einschließlich gründlicher<br />
Beurteilung eines Blutbildausstriches häufig zu einer Verdachtsdiagnose, sodass weitere diagnostische<br />
Maßnahmen gezielt ergriffen werden können. Eine diagnostische Splenektomie ist in aller<br />
Regel nicht erforderlich. Zu den häufigsten hämato-onkologischen Erkrankungen mit Splenome galie<br />
zählen wenig aggressive Lymphome (v. a. chronisch lymphatische Leukämie, Haarzellleukämie,<br />
splenisches Marginalzonenlymphom) und chronisch myeloproliferative Erkrankungen (v. a. chronisch<br />
myeloische Leukämie, Polycythämia vera, essentielle Thrombozythämie, Myelofibrose). Die therapeutischen<br />
Optionen sind sehr differenziert, und bis auf wenige Ausnahmen kann heutzutage auf<br />
eine therapeutische Splenektomie verzichtet werden.<br />
Dirk L. Kienle, Department Innere Medizin, Onkologie/Hämatologie, Kantonsspital Graubünden, Chur<br />
* Der Artikel erschien ursprünglich in der «Therapeutischen<br />
Umschau» (2013; 70 (3): 163-169). <strong>VSAO</strong>-Mitglieder<br />
können die «Therapeutische Umschau» zu<br />
äusserst günstigen Konditionen abonnieren. Details s.<br />
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Allgemeiner Teil – erste<br />
diagnostische Schritte<br />
Die besondere Rolle, die der Milz bei hämato-onkologischen<br />
Erkrankungen zukommt,<br />
ergibt sich aus ihren physiologischen<br />
Funktionen: 1) Die Milz ist ein<br />
wichtiges lymphatisches Organ, sie enthält<br />
ca. 25 % der lymphatischen Zellmasse<br />
des Körpers. Im Rahmen lymphoproliferativer<br />
Erkrankungen kommt es häufig<br />
zu einer sekundären diffusen (seltener<br />
lokalen) Milzinfiltration mit Splenomegalie.<br />
In Einzelfällen stellt die Milz auch<br />
das Ursprungsorgan der Lymphomerkrankung<br />
dar (z. B. splenisches Marginalzonenlymphom).<br />
2) Die Milz ist ein<br />
Abbau- und Speicherorgan peripherer<br />
Blutzellen. Bei vermehrtem Anfall von<br />
Blutzellen, z. B. im Rahmen myeloproliferativer<br />
Erkrankungen, kommt es zu<br />
einer Volumenzunahme der Milz, die<br />
wiederum zu einer vermehrten Sequestrierung<br />
von Blutzellen führt. Mit fortschreitender<br />
Milzgrösse kommt es zur<br />
Ausbildung von Zytopenien (Hypersplenismus).<br />
3) Während der Fetalperiode ist die<br />
Hämatopoese in der Milz und der Leber<br />
lokalisiert. Bei Ausfall der Knochenmarkfunktion,<br />
z. B. im Rahmen einer Myelofibrose,<br />
kommt es bevorzugt zur lienalen<br />
Ersatzblutbildung (extramedulläre Hämatopoese),<br />
die eine Sple nomegalie zur<br />
Folge hat.<br />
Hämato-onkologische Erkrankungen<br />
stellen neben Lebererkrankungen und<br />
Infektionskrankheiten die häufigste Ursache<br />
für eine Splenomegalie dar. Seltener<br />
Lymphoproliferativ<br />
• Non-Hodgkin-Lymphome (NHL):<br />
• Chronisch lymphatische Leukämie (CLL)<br />
• Haarzellleukämie (HZL)<br />
• Splenisches Marginalzonen-Lymphom (SMZL)<br />
• Andere (z. B. Follikuläres Lymphom, Mantelzelllymphom)<br />
Hodgkin-Lymphom<br />
Akute lymphatische Leukämie<br />
Myeloproliferativ<br />
Myeloproliferative Neoplasien (MPN):<br />
• Chronisch myeloische Leukämie (CML)<br />
• Polycythämia vera (PV)<br />
• Essentielle Thrombozythämie (ET)<br />
• Primäre und sekundäre Myelofibrose (MF)<br />
Akute myeloische Leukämie/myelomonozytäre Leukämien<br />
als eine generalisierte Organvergrösserung<br />
findet sich ein herd förmiger Milzbefall<br />
im Rahmen hämatologischer oder<br />
metastasierender solider Tumorleiden. Bei<br />
Vorliegen einer massiven Splenomegalie<br />
(Milzunterpol > 15 cm unter dem linken<br />
Rippenbogen) finden sich in den meisten<br />
Fällen hämato-onkologische Erkrankungen<br />
als Ursache [1], ebenso bei Patienten,<br />
die einer diagnostischen Sple nektomie<br />
zugeführt wurden [2]. Tabelle 1 gibt einen<br />
Überblick über häufige hämato-onkolo<br />
Tabelle 1: Die häufigsten hämato-onkologischen Erkrankungen, die mit<br />
einer Splenomegalie assoziiert sind.<br />
<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
43
PERSPEKTIVEN<br />
Beschwerden<br />
gische Erkrankungen, die mit einer Splenomegalie<br />
assoziiert sind. Bei Vorliegen<br />
einer solchen Erkrankung sollte die Milz<br />
gezielt untersucht werden.<br />
Erste diagnostische Schritte<br />
Klinik<br />
Nach erstmaliger Erhebung einer Splenomegalie<br />
können begleitende klinische<br />
Befunde für das weitere diagnos tische<br />
Vorgehen wegweisend sein. Im ersten<br />
Schritt sollten diese bei der Anamneseerhebung<br />
und klinischen Untersuchung<br />
gezielt geprüft werden. Für das Vorliegen<br />
einer hämato-onkologischen Grunderkrankung<br />
sprechen z. B. das Vorhandensein<br />
konstitutioneller Symptome oder<br />
palpabler Lymphknotenschwellungen.<br />
Eine Auflistung häufiger oder charakteristischer<br />
klinischer Befunde bei hämatoonkologischen<br />
Patienten im Zusammenhang<br />
mit einer Splenomegalie findet sich<br />
in Tabelle 2.<br />
Labor<br />
Differentialblutbild und Blutausstrich:<br />
An vorderster Stelle in der weiteren Diagnostik<br />
steht die Anfertigung eines Differentialblutbildes,<br />
idealerweise direkt verbunden<br />
mit einer mikroskopischen Blutbildbeurteilung.<br />
In vielen Fällen führt<br />
diese Beurteilung zu einer Verdachtsdiagnose,<br />
sodass die weiteren diagnostischen<br />
Schritte gezielt eingeleitet werden können.<br />
So findet sich bei einer CLL typischerweise<br />
eine ausgeprägte Lymphozytose reifer<br />
lympha tischer Zellen (Abb. 1). Jedoch<br />
kann es auch bei anderen Lymphomen,<br />
wie beispielsweise dem Mantelzelllymphom,<br />
zu einer stärkeren leukämischen<br />
Ausschwemmung kommen. Bei normaler<br />
Verteilung der Leukozyten im maschinellen<br />
Differentialblutbild kann die<br />
mikroskopische Blutbilduntersuchung<br />
durch den Nachweis atypischer Lymphozyten<br />
für eine zugrundeliegende Lymphomerkrankung<br />
wegweisend sein. Dies ist<br />
z. B. bei der Haarzellleukämie der Fall, bei<br />
Allgemein<br />
• Oberbauchbeschwerden (Spleno-/Hepatomegalie). Starke Schmerzen, teils mit Ausstrahlung<br />
in die linke Schulter, deuten auf Milzinfarkt hin<br />
• Konstitutionelle Symptome: allgemeine Leistungsminderung, Appetitlosigkeit, «B-Symptome»<br />
(Fieber, Nachtschweiss, Gewichtsverlust)<br />
• Anämiesymptome<br />
Bei essentieller Thrombozythämie und Polycythämia vera<br />
• Mikrozirkulationsstörungen der Extremitäten (z. B. akrale Parästhesien, Akrozyanose,<br />
Erythromelalgien * ) oder zerebral<br />
(z. B. Kopfschmerzen, Schwindel, Seh- und Hörstörungen)<br />
Bei Polycythämia vera und Myelofibrose<br />
• Pruritus, v. a. nach heissen Duschen oder Bädern<br />
Bei fortgeschrittener Myelofibrose<br />
• Knochenschmerzen, Gelenkschmerzen<br />
Befunde<br />
Allgemein<br />
• Blutungsneigung (in Folge Zytopenie oder Blutgerinnungsstörung)<br />
• Infektneigung<br />
Bei Lymphomen<br />
• Lymphknotenschwellungen<br />
Bei myeloproliferativen Neoplasien<br />
• Sekundäre Gicht<br />
• Thromboseneigung, Thromboembolien an atypischer Lokalisation<br />
Bei Polycythämia vera<br />
• Plethora<br />
• Hypertonie<br />
* anfallsartig auftretende schmerzhafte Rötung der Extremitäten<br />
Tabelle 2: Häufige oder typische klinische Befunde bei hämato-onkologischen<br />
Erkrankungen, die mit einer Splenomegalie einhergehen.<br />
der häufig «Haarzellen» in geringer Anzahl<br />
im Blut nachgewiesen werden können<br />
(Abb. 2).<br />
Im Gegensatz zu lymphoproliferativen<br />
Erkrankungen findet sich bei myeloproliferativen<br />
Erkrankungen eine Vermehrung<br />
myeloischer Zellen im peripheren<br />
Blut. Die CML weist eine ausgeprägte<br />
Vermehrung granulozytärer Zellen mit<br />
einem hohen Anteil unreifer Zellen auf,<br />
wobei im Gegensatz zu akuten Leukämien<br />
eine kontinuierliche Linksverschiebung<br />
besteht, d. h. es können unreife<br />
granulozytäre Vorläuferzellen auf sämtlichen<br />
Reifungsstufen nachgewiesen werden<br />
(Abb. 3). Begleitend findet sich häufig<br />
eine Vermehrung basophiler Granulozyten.<br />
Charakteristisch für die Polycthämia<br />
vera ist eine Erythrozytose, die zu einem<br />
erhöhten Hämoglobin- und Hämatokritwert<br />
führt. Häufig wird dies von einer<br />
mässig ausgeprägten Leuko- und Thrombozytose<br />
begleitet. Im Gegensatz dazu<br />
findet sich bei der essentiellen Thrombozythämie<br />
ty pischerweise eine isolierte,<br />
starke Vermehrung der Thrombozyten,<br />
die eine ausgeprägte Grössenvariabilität<br />
und Granulationsstörungen aufweisen.<br />
Die Myelofibrose führt im frühen Stadium<br />
häufig zu einer Thrombozytose, sodass<br />
die Unterscheidung zur ET schwer<br />
fallen kann; im fortgeschrittenen Stadium,<br />
das durch eine zunehmende Knochenmarkfibrose<br />
und extramedulläre<br />
Blutbildung charakterisiert ist, findet sich<br />
dann ein sog. leukoerythroblastisches<br />
Blutbild, bei dem neben granulozytären<br />
auch erythrozytäre Vorstufen (Erythroblasten)<br />
nachgewiesen werden können,<br />
und eine ausgeprägte Viel gestaltigkeit der<br />
Blutzellen auffällt.<br />
Zytopenien sind weniger spezifisch. Während<br />
Zytopenien mehrerer Zellreihen häufig<br />
durch einen Hypersplenismus oder<br />
eine Knochenmark infiltration bedingt<br />
sind, können isolierten Zyto penien durch<br />
Autoimmunmechanismen bedingt sein.<br />
Dies wird im Zu sammenhang mit lymphoproliferativen<br />
Er krankungen wie der<br />
CLL beobachtet (autoimmunhämolytische<br />
Anämie, seltener Immunthrombozythämie).<br />
Weitere Laboruntersuchungen generell<br />
ist eine Bestimmung der Lebertransaminasen<br />
und Cholestaseparameter<br />
(auch aus differentialdiag nostischen Erwägungen)<br />
sowie des Serumkreatinins<br />
und der Serumelektrolyte sinnvoll. Darüber<br />
hinaus sollte eine Bestimmung der<br />
44 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>
PERSPEKTIVEN<br />
Laktatdehydrogenase (LDH) erfolgen, die<br />
einen Hinweis auf die proliferative Aktivität<br />
der Grund erkrankung bzw. eine Hämolyse<br />
geben kann.<br />
Bildgebung<br />
Eine sonographische Beurteilung des<br />
Oberbauchs, des restlichen Abdomens und<br />
der ableitenden Harnwege ist grundsätzlich<br />
sinnvoll. Neben einer gründlichen<br />
Untersuchung von Leber und Milz steht<br />
hier die Frage nach Lymphomen und deren<br />
möglichen Komplikationen im Vordergrund.<br />
Bei Malignomverdacht kann<br />
zusätzlich eine Thorax-Röntgen-Untersuchung<br />
durchgeführt werden.<br />
Spezialdiagnostik<br />
Weiterführende diagnostische Massnahmen<br />
wie Schnittbilddiagnostik, spezielle<br />
Labordiagnostik, oder eine Knochenmarkdiagnostik<br />
sollten möglichst nur mit<br />
gezielter Fragestellung bzw. nach hämatoonkologischer<br />
Diskussion veranlasst werden,<br />
um unnö tige Unter suchungen und<br />
Wiederholungsuntersuchungen zu vermeiden.<br />
Spezieller Teil –<br />
Steckbrief häufiger hämatoonkologischer<br />
Erkran kungen<br />
mit Splenomegalie und<br />
Spezialdiagnostik<br />
Abb. 1 (mit freundlicher Erlaubnis von PD Dr. Martin Bommer, Klinik für Innere Medizin III,<br />
Universitätsklinikum Ulm): Chronisch lymphatische Leukämie (CLL), peripherer Blutausstrich.<br />
Vermehrung von kleinen Lymphozyten, die morphologisch von normalen Lymphozyten<br />
nicht unterscheidbar sind. Rechts oben Gumprechtscher Kernschatten, der einer zerstrichenen<br />
CLL-Zelle enspricht und die besondere Verletzlichkeit der Lymphomzellen widerspiegelt<br />
Abb. 2 (mit freundlicher Erlaubnis von PD Dr. Martin Bommer, Klinik für Innere Medizin III,<br />
Universitätsklinikum Ulm): Haarzellleukämie (HZL), peripherer Blutausstrich. Mittelgrosse<br />
lymphatische Zellen mit blass-basophilem Zytoplasma und «haarigen» Zytoplasmaausläufern<br />
Lymphomerkrankungen<br />
Die chronische lymphatische Leukämie<br />
ist ein wenig aggressives B-Zell Non-Hodgkin-Lymphom,<br />
das regelmässig zu einer<br />
Ausschwemmung von Lymphomzellen in<br />
das Blut führt (Abb. 1). Die Mehrzahl der<br />
Patienten ist bei Diagnose beschwerdefrei<br />
(Zufallsbefund), ein Teil der Patienten<br />
bemerkt eine schmerzlose Lymphknotenvergrösserung.<br />
Im fortgeschrittenen Stadium<br />
der Erkrankung können Allgemeinsymptome,<br />
eine Infektneigung, Blutungen,<br />
Autoimmunphänomene (v. a. Autoimmunzytopenien)<br />
und Beschwerden<br />
durch eine Organomegalie (v. a. Milz,<br />
Lymphknoten) auftreten. Zur Verdachtsdiagnose<br />
führt eine Blutlymphozytose,<br />
wobei die Lymphozytenzahl definitionsgemäss<br />
> 5 G/l liegen muss. Die Diagnose<br />
wird mittels Immunphänotypisierung<br />
an peripheren Blutzellen gestellt. Bei unüblichem<br />
Immunphänotyp sollten weiterführende<br />
Untersuchungen zur Abgrenzung<br />
von anderen Lymphomen wie beispielsweise<br />
dem Mantelzelllymphom<br />
erfolgen. Eine Untersuchung des Knochenmarks<br />
oder eines Lymphknotens<br />
werden nur in speziellen Situationen benötigt<br />
und sind im Unterschied zu anderen<br />
Lymphomen nicht routinemässig<br />
empfohlen. Die Prognose ist sehr heterogen<br />
mit Überlebenszeiten zwischen Monaten<br />
und Jahrzehnten, wobei die Stadien<br />
<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
45
PERSPEKTIVEN<br />
Abbildung 3 (mit freundlicher Erlaubnis von PD Dr. Martin Bommer, Klinik<br />
für Innere Medizin III, Universitätsklinikum Ulm): Chronisch myeloische<br />
Leukämie (CML). Deutliche Vermehrung granulopoetischer Zellen. Neben<br />
reifen Granulozyten mit segmentierten Kernen finden sich Vorläuferzellen<br />
auf verschiedenen Reifungsstufen (Promyelozyten, Myelozyten, Metamyelozyten),<br />
die üblicherweise nur im Knochenmark nachweisbar sind. Daneben<br />
Vermehrung der Thrombozyten<br />
einteilungen nach Binet oder Rai [3, 4]<br />
und die Bestimmung genomischer Aberrationen<br />
mittels Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung<br />
(FISH) zur Prognoseabschätzung<br />
hilfreich sind [5]. Eine Therapie<br />
sollte erst bei Symptomen, einer zunehmenden<br />
hämatopoetischen Insuffizienz<br />
oder einer raschen Krankheitsprogression<br />
erfolgen [5]. Derzeit verfügbare konventionelle<br />
Therapieverfahren sind von palliativem<br />
Charakter. Bei Patienten ohne gravierende<br />
Komorbiditäten wurde für eine<br />
Primärtherapie mit dem monoklonalen<br />
anti-CD20-Antikörper Rituximab in<br />
Kombination mit Fludarabin und Cyclophosphamid<br />
eine Überlebensverlängerung<br />
demonstriert, sodass diese Behandlung<br />
den Standard für geeignete Patienten<br />
darstellt. Vor Therapieeinleitung wird die<br />
Bestimmung genomischer Aberrationen<br />
(FISH) empfohlen, da Patienten mit einer<br />
Deletion 17p eine äusserst ungünstige Prognose<br />
aufweisen und ungenügend auf<br />
Standardtherapien ansprechen, sodass<br />
alter native Therapieansätze diskutiert<br />
werden sollten.<br />
Bei der Haarzellleukämie handelt es sich<br />
um ein seltenes B-Zell-NHL. Klinisch findet<br />
sich häufig die typische Konstellation<br />
aus Splenomegalie und Panzytopenie.<br />
Periphere Lymphknotenvergrösserungen<br />
sind selten, ein Teil der Patienten weist<br />
jedoch intraabdominelle Lymphome auf.<br />
Die klinischen Symptome werden bestimmt<br />
von den Zytopenien (Anämiesymptome:<br />
v. a. Schwäche/Fatigue, Infektneigung,<br />
Blutungsneigung) und der Splenomegalie<br />
(Oberbauchbeschwerden, Völlegefühl).<br />
Seltene Fälle einer Milzruptur<br />
wurden beschrieben, die eine notfallmässige<br />
Splenektomie erfordert. Im peripheren<br />
Blutausstrich sind häufig die namengebenden<br />
«Haarzellen» nachweisbar<br />
(Abb. 2). Zur Diagnosesicherung wird eine<br />
Knochenmarkbiopsie mit immunhistochemischer<br />
Aufarbeitung empfohlen. Die<br />
Knochenmarkaspiration führt dagegen<br />
aufgrund einer Retiku linfaservermehrung<br />
häufig zu einer «Punctio sicca». Es besteht<br />
meist ein sehr langsamer Krankheitsverlauf,<br />
sodass häufig initial keine<br />
Therapie er forderlich ist und Verlaufskontrollen<br />
erfolgen. Eine Behandlung wird<br />
beim Auftreten von Symptomen oder einer<br />
zunehmenden Zytopenie notwendig. Seit<br />
Einführung der Purinanaloga hat sich die<br />
Prognose der HZL deutlich verbessert. Als<br />
Standard gilt eine Behandlung mit Cladribin<br />
(2-Chlordeoxyadenosin), womit<br />
häufig langjährige Remissionen erzielt<br />
werden. Während und Monate nach einer<br />
solchen Therapie besteht eine ausgeprägte<br />
Immunsuppression mit hohem Risiko<br />
für bakterielle und aty pische Infektionen.<br />
Das splenische Marginalzonenlymphom<br />
ist ein seltenes NHL, allerdings stellt<br />
es bei Patienten mit diagnos tischer Splenektomie<br />
eine häufige Diagnose dar. Die<br />
typische klinische Prä sentation mit Splenomegalie,<br />
Lymphozytose, Zyto penien<br />
und meist fehlender Lymphadenopathie<br />
ähnelt der HZL. Wie bei anderen wenig<br />
aggressiven B-Zell-Lymphomen besteht<br />
zumeist ein fortgeschrittenes Stadium mit<br />
Befall des peripheren Blutes und/oder des<br />
Knochenmarks (≥ 90 %). In typischen<br />
Fällen lassen sich im Blutausstrich sogenannte<br />
«villöse Lymphozyten» nachweisen,<br />
Lymphozyten mit einem weiten<br />
basophilen Zytoplasma und «zottigen»<br />
Ausläufern. Die Diagnose kann zumeist<br />
über das periphere Blut und die Knochenmarkhistologie<br />
gestellt werden, sodass<br />
eine diagnostische Splenek tomie meist<br />
nicht notwendig wird. Der Krankheitsverlauf<br />
ist üblicherweise sehr indolent mit<br />
medianen Überlebenszeiten > 10 Jahren.<br />
Asymptomatische Patienten ohne wesentliche<br />
Zytopenien werden zunächst beobachtet,<br />
ansonsten weist eine Behandlung<br />
mit dem monoklonalen anti-CD20-Antikörper<br />
Rituximab eine gute Wirksamkeit<br />
auf. Die therapeutische Splenek tomie ist<br />
etwas in den Hintergrund getreten, stellt<br />
aber eine Option für Patienten mit isoliertem,<br />
symptoma tischen Milzbefall dar.<br />
Myeloproliferative Neoplasien<br />
MPN sind Erkrankungen hämatopoetischer<br />
Stammzellen, die charakterisiert<br />
sind durch die Hyperplasie einer oder<br />
mehrerer myelopoetischer Zellreihen mit<br />
langsam zunehmender Vermehrung der<br />
Granulozyten und/oder Erythro zyten<br />
und/oder Thrombozyten. In unterschiedlicher<br />
Ausprägung wird eine Fibrosierungstendenz<br />
des Knochenmarks beobachtet.<br />
Es besteht ein erhöhtes Thromoembolierisiko,<br />
und Thrombosen an atypischer<br />
Lokalisa tion (Pfortaderthrombose,<br />
Budd Chiara-Syndrom) können auf eine<br />
mögliche MPN hinweisen. Die Diagnosestellung<br />
erfolgt entsprechend der<br />
WHO-Klassifikation [6], wobei zunächst<br />
eine Unterscheidung zwischen BCR/ABLpositiven<br />
(CML) und BCR/ABL-negativen<br />
MPN (v. a. PV, ET, MF) getroffen werden<br />
sollte. Eine Knochenmarkdiagnostik wird<br />
empfohlen, auch wenn sie nicht mehr bei<br />
jeder einzelnen MPN gefordert wird.<br />
Leitbefund der chronischen myeloischen<br />
Leukämie ist eine massive Vermehrung<br />
der granulopoetischen Zellen (meist<br />
> 50 G/l) mit Linksverschiebung bis zu<br />
den Myeloblasten bei kontinuierlicher<br />
46 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>
PERSPEKTIVEN<br />
Ausreifung (im Gegensatz zu akuten Leukämien).<br />
Häufig ist auch die Megakaryopoese<br />
deutlich gesteigert (Abb. 3). In<br />
der Mehrzahl erfolgt die Diagnose als<br />
Zufallsbefund, bei einem Teil führen<br />
Symptome wie Müdigkeit, Gewichtsverlust,<br />
Leistungsknick, Hyperurikämie mit<br />
Gichtanfällen oder Oberbauchbeschwerden<br />
zur Diagnose. Molekular liegt der<br />
CML eine Fusion der Gene BCR und ABL<br />
in Folge der Translokation t(9;22)<br />
(q34;q11) zu Grunde, wobei es zu einer<br />
konstitutionellen Aktivierung der ABL-<br />
Tyrosinkinase kommt. Zur Sicherung der<br />
Dia gnose erfolgt der Nachweis des BCR/<br />
ABL-Transkripts mittels Multiplex-PCR<br />
und/oder FISH. Das quantitative BCR/<br />
ABL-Transkript (Real-Time-PCR) wird<br />
zur Beurteilung des Therapiean sprechens<br />
herangezogen. Die Standardtherapie erfolgt<br />
zielgerichtet mit den Tyrosinkinase-<br />
Inhibtoren Imatinib, Nilotinib oder Dasatinib.<br />
Die Prognose hat sich seit Einführung<br />
dieser Therapien dramatisch verbessert,<br />
jedoch kann nach jetzigem<br />
Kenntnisstand nicht von einer Heilung<br />
ausgegangen werden, sodass die Behandlung<br />
unbefristet fortgeführt und überwacht<br />
werden muss. Entscheidend für den<br />
Therapieerfolg ist eine gute Therapieadhärenz,<br />
da es sonst vermehrt zum Auftreten<br />
von Resistenzmutationen kommt.<br />
Weiterhin muss ein konsequentes Monitoring<br />
des Therapieansprechens erfolgen,<br />
damit bei mangelndem Ansprechen frühzeitig<br />
eine Therapieumstellung erfolgen<br />
kann, um den äusserst ungünstigen Übergang<br />
in eine Akzelerations- oder Blastenphase<br />
zu vermeiden. Die allogene Stammzelltransplantation<br />
steht als Reserve option<br />
zur Verfügung und sollte speziell bei<br />
jüngeren Patienten mit ungenü gendem<br />
Therapieansprechen frühzeitig evaluiert<br />
werden.<br />
Bei der Polycythämia vera steht die Proliferation<br />
der Erythropoese mit Polyglobulie<br />
im Vordergrund, jedoch ist meist<br />
auch eine Steigerung der Granulopoese<br />
und Megakaryopoese mit entsprechender<br />
Leukozytose und Thrombozytose vorhanden.<br />
Man unterscheidet eine initiale, proliferative<br />
Phase von einer «spent» Phase,<br />
die durch eine zunehmende Knochenmarkfibrose<br />
mit Zytopenie und Splenomegalie<br />
gekennzeichnet ist. In ca. 10 % der<br />
Fälle entwickelt sich im Langzeitverlauf<br />
eine akute myeloische Leukämie. Als Resultat<br />
der hohen Blutvis kosität besteht eine<br />
erhöhte Inzidenz an thromboembolischen<br />
Komplikationen. Weitere Symptome<br />
der PV sind: Mikrozirkulationsstörungen<br />
peripher (Raynaud-Symptomatik, Akrozyanose,<br />
Erythromelalgie) oder zentral<br />
(Schwindel, Ohrensausen, Kopfschmerzen,<br />
Synkopen, Sehstörungen), Pruritus,<br />
Plethora, sekundäre Gicht und Hypertonie.<br />
Diagnostische Hauptkriterien sind<br />
eine Polyglobulie (Hb Männer > 18.5 g/dl,<br />
Frauen > 16.5 g/dl) sowie der Nachweis<br />
einer JAK2-Mutation, die sich bei nahezu<br />
allen Patienten findet. Nebenkri terien<br />
sind eine typische Knochen markhistologie<br />
und ein erniedrigter Erythropoetinspiegel.<br />
Therapeutisches Ziel ist neben einer Linderung<br />
der Symptome v. a. eine Senkung<br />
des Throm boembolierisikos. Das Rückgrat<br />
der Behandlung stellen Aderlässe<br />
(Ziel-Hämatokrit Männer < 45 %, Frauen<br />
< 42 %) und eine Thrombozytenaggregationshemmung<br />
mit ASS (100 mg/Tag)<br />
dar. Der durch die Aderlässe in duzierte<br />
Eisenmangel ist gewünscht und sollte<br />
nicht korrigiert werden. Zu beachten ist,<br />
dass bei sehr hohen Thrombozytenwerten<br />
(> 1000 G/l) ein erhöhtes Blutungsrisiko<br />
vorliegen kann, sodass vor Beginn der<br />
ASS-Therapie eine Zytoreduktion erfolgen<br />
sollte. Eine zusätzliche zytoreduktive Therapie<br />
mit Hydroxyurea ist z. B. bei hohem<br />
Thromboserisiko (z. B. anamnestische<br />
Thromboembolien), hoher Aderlass-Frequenz<br />
oder ausgeprägter Throm bozytose<br />
sinnvoll. Da das Risiko für thromboembolische<br />
Komplikationen wesentlich durch<br />
kardiovaskuläre Ri sikofaktoren des Patien<br />
ten mitbestimmt wird, ist eine konsequente<br />
Behandlung der Ri sikofaktoren<br />
von grosser Bedeutung.<br />
Hauptmerkmal der essentiellen Thrombozytämie<br />
ist eine Thrombozytose (> 450 G/l),<br />
die vielfach als Zufalls befund entdeckt<br />
wird. Typische klinische Manifestation sind<br />
Mikrozirkulationsstörungen (s. o. bei PV)<br />
und thrombembolische Ereignisse. Vor<br />
allem bei sehr hohen Thrombozytenzahlen<br />
(> 1500 G/l) werden auch Blu tungen<br />
beobachtet. Wird in diesen Situationen ASS<br />
verabreicht, kann dies gelegentlich zu lebensbedrohlichen<br />
Blutungskomplikationen<br />
führen. Zur Diagnosesicherung ist eine<br />
Knochenmarkbiospie erforderlich, wobei<br />
speziell die Abgrenzung zu einer frühen<br />
primären MF schwierig sein kann (s. u.).<br />
JAK2-Mutationen sind in ca. der Hälfte der<br />
Fälle nachweisbar. Die Lebens erwartung<br />
von ET-Patienten ist gut, die Morbidität ist<br />
jedoch aufgrund vermehrter kardiovaskulärer<br />
Ereignisse hoch. Als Basismassnahme<br />
sollten kardiovaskuläre Risikofaktoren<br />
möglichst optimal behandelt bzw. vorgebeugt<br />
werden. Die weitere therapeutische<br />
Strategie richtet sich nach dem Risikoprofil.<br />
Bei hohem Risiko (Alter > 60 Jahre,<br />
thrombembolische Komplikationen,<br />
Thrombozytenzahlen > 1500 G/l) sollte<br />
eine zytoreduktive Therapie mit Hydroxyurea<br />
eingeleitet werden (Ziel Thrombozytennormalisierung).<br />
Bei jungen Patienten<br />
kann alternativ In terferon-alpha eingesetzt<br />
werden. Eine niedrig-dosierte<br />
Therapie mit ASS wird, obwohl weniger gut<br />
gesichert als bei der PV, bei Patienten mit<br />
hohem Risiko eher empfohlen.<br />
The spleen in hematologic malignancies<br />
The spleen represents a major lymphatic and hematologic organ and, as such, is<br />
frequently involved in hema tologic malignancies. Splenomegaly may constitute the<br />
first clinical sign leading to the diagnosis of a hematologic malignancy. Vice versa,<br />
the presence, or suspicion of a hematologic malignancy requires investigation of the<br />
spleen. In case of splenomegaly of unknown origin, directed history, clinical examination,<br />
and laboratory testing including a complete blood count with microscopic<br />
investigation of a peripheral blood smear, frequently allow to establish a<br />
tentative diagnosis. Whenever possible, further specific testing should be based on a<br />
thorough primary evaluation to avoid unnecessary diagnostic procedures. In light<br />
of the current diagnostic options, diagnostic splenectomy can usually be avoided to<br />
establish definitive diagnosis. Indolent lymphomas (chronic lymphocytic leukaemia,<br />
hairy cell leukaemia, splenic marginal zone lymphoma) and myeloproliferative<br />
neoplasms (chronic myeloid leukaemia, polycythemia vera, essential thrombocythemia,<br />
primary and secondary myelofibrosis) are the most prevalent hematologic<br />
malignancies associated with splenomegaly. Therapeutic options are highly<br />
differentiated depending on the underlying disease. Apart from very rare exceptions,<br />
therapeutic splenectomy can usually be avoided.<br />
<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
47
PERSPEKTIVEN<br />
Bei der Myelofibrose (MF) unterscheidet<br />
man die häufigere primäre MF von der<br />
sekundären MF (meist in Folge einer PV,<br />
selten ET). Im Frühstadium steht eine<br />
Proliferation der Megakaryozyten mit<br />
Thrombozytose im Vordergrund. In Folge<br />
von Zell-Zytokin-Reaktionen kommt es zu<br />
einer Fibroblastenvermehrung mit vermehrter<br />
Fibrose, später zu einer Neovaskularisation<br />
und Osteosklerose. Während<br />
die MF im Früh stadium meist asymptomatisch<br />
ist, treten später Symptome der<br />
ineffek tiven Hämatopoese (Anämie,<br />
Thrombopenie, Leukopenie), All ge meinsym<br />
ptome (Leistungsminderung, Fieber,<br />
Nachtschweiss, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust,<br />
Knochenschmerzen) sowie Beeinträchtigungen<br />
durch die extramedulläre<br />
Hämatopoese (Splenomegalie, Hepatomegalie)<br />
auf. In diesem Stadium findet sich<br />
die typische Konstellation aus leukoerythroblastischem<br />
Blutbild, LDH-Erhöhung,<br />
Anämie und palpabler Splenomegalie.<br />
Komplikationen in diesem Stadium sind<br />
eine por tale Hypertension und Milzinfarkte,<br />
etwa 10 % der Patienten sterben an<br />
einem terminalen Blastenschub. Zur<br />
Diagnosesicherung werden eine typische<br />
Knochenmarkmorphologie und der Ausschluss<br />
anderer MPN bzw. eines MDS gefordert.<br />
Eine JAK2-Mutation kann in<br />
30 – 50 % nachgewiesen werden und ist<br />
ein diagnostisches Kriterium. Die mediane<br />
Lebenserwartung liegt bei ca. 5 Jahren,<br />
weist aber eine grosse Variabilität auf. Zur<br />
Prognoseeinschätzung liegen gut validierte<br />
Modelle vor [7], die zur Therapiesteuerung<br />
benutzt werden. Niedrig-Risiko-<br />
Patienten haben eine relativ günstige<br />
Prognose, sodass primär keine Therapieindikation<br />
besteht und klinische<br />
Kontrollen erfolgen können. Die allo gene<br />
Stammzelltransplanta tion mit dosisreduzierter<br />
Konditionierung stellt eine potentiell<br />
kurative Op tion in der Behandlung<br />
der MF dar und sollte bei transplantationsfähigen<br />
Patienten mit ungünstigem<br />
Risiko geprüft werden. Sofern eine allogene<br />
Stammzelltransplantation nicht in<br />
Frage kommt, stehen palliative, symptomorientierten<br />
Massnahmen im Vordergrund.<br />
Da die Symptome der MF vielfältig<br />
sind, verlangen sie ein angepasstes<br />
therapeu tisches Vorgehen. In Frage kommen<br />
je nach Symptomatik (Auswahl):<br />
• Bluttransfusionen, Erythropoetin (bei<br />
Anämie)<br />
• Ruxolitinib (bei konstitutionellen Symptomen,<br />
Pruritus, Splenomegalie). Es<br />
handelt sich hierbei um einen neu zugelassenen<br />
Inhibitor von JAK1 und JAK2<br />
(Wirksamkeit unabhängig vom Vorliegen<br />
einer JAK2 Mutation).<br />
• Hydroxyurea (bei Thrombozytose,<br />
Splenomegalie, Pruritus)<br />
• Thalidomid (+/– Prednison) (bei konstitutionellen<br />
Symptomen, Anämie/<br />
Zytopenien)<br />
• Lenalidomid (+/– Prednison): s. Thalidomid,<br />
besonders wirksam bei Nachweis<br />
einer 5q-Deletion<br />
• Milzbestrahlung (bei schmerzhafter<br />
Splenomegalie)<br />
• Splenektomie (bei therapierefraktärer<br />
schmerzhafter Splenomegalie, Kompression<br />
von Nachbarorganen, portaler<br />
Hypertension). Als Ultima ratio bei gut<br />
selektierten Patienten aufgrund hoher<br />
operativer Mortalität/Morbidität. Die<br />
Indika tion für Splenektomie ist vor Beginn<br />
einer Strahlentherapie zu prüfen,<br />
da die Komplikationsraten nach Strahlentherapie<br />
deutlich ansteigen. ■<br />
Korrespondenzadresse<br />
PD Dr. med. Dirk Kienle<br />
Medizinische Onkologie<br />
und Hämatologie<br />
Stadtspital Triemli<br />
Brimensdorferstrasse 497<br />
8063 Zürich<br />
dirk.kienle@triemli.zuerich.ch<br />
Literatur<br />
1. O'Reilly RA. Splenomegaly in 2,505 Patients<br />
at a Large University Medical Center From<br />
1913 to 1995. West J Med 1998; 169: 88 – 97.<br />
2. Kraus MD, Fleming MD, Vonderheide RH. The<br />
spleen as a diagnostic specimen: a review of<br />
10 years' experience at two tertiary care institutions.<br />
Cancer. 2001; 91: 2001.<br />
3. Rai KR, Sawitsky A, Cronkite EP, Chanana<br />
AD, Levy RN, Pasternack BS.Clinical staging<br />
of chronic lymphocytic leukemia. Blood.<br />
1975; 46: 219.<br />
4. Binet JL, Auquier A, Dighiero G et al. A new<br />
prognostic classification of chronic lymphocytic<br />
leukemia derived from a multivariate<br />
survival analysis. Cancer. 1981; 48: 198.<br />
5. Hallek M, Cheson B, Catovsky D et al. Guidelines<br />
for the diagnosis and treatment of chronic<br />
lymphocytic leukemia: a report from the<br />
InternationalWorkshop on Chronic Lymphocytic<br />
Leukemia updating the National Cancer<br />
Institute-Working Group 1996 guidelines.<br />
Blood. 2008; 111: 5446 – 5456.<br />
6. Vardiman W, Thiele J, Arber DA et al. The 2008<br />
revision of the World Health Organization<br />
(WHO) classification of myeloid neoplasms<br />
and acute leukemia: rationale and important<br />
changes. Blood. 2009; 114: 937 – 951.<br />
7. Gangat N, Caramazza D, Vaidya R et al. DIPSS<br />
plus: a refined Dynamic International Prognostic<br />
Scoring System for primary myelofibrosis<br />
that incorporates prognostic information<br />
from karyotype, platelet count, and transfusion<br />
status. J Clin Oncol. 2011; 29: 392.<br />
Partnervermittlung mit Charme<br />
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48 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>
PERSPEKTIVEN<br />
D as erleseneObjekt<br />
Körperliche Hilfsmittel als<br />
Erkennungszeichen<br />
Prof. Iris Ritzmann, Medizinhistorikerin in Zürich<br />
Bildinformation: Hermann Hesses Brille, © Hermann-Hesse-Editionsarchiv, Offenbach am Main, als Schlüsselobjekt<br />
im Hermann-Hesse-Museum in Montagnola<br />
War es Mahatma Gandhi? Oder war es<br />
Bertolt Brecht? Wer trug diese Brille?<br />
Es gibt berühmte Personen, die zur Bewältigung<br />
körperlicher Beeinträchtigungen<br />
sichtbare Hilfsmittel benötigten bzw. benötigen<br />
und gemeinsam mit diesen Objekten<br />
im visuellen Gedächtnis haften<br />
bleiben. Erinnert sei etwa an Stephen<br />
Fondazione Hermann Hesse<br />
Montagnola<br />
(www.hessemontagnola.ch)<br />
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März–Oktober, täglich 10.30–17.30 Uhr<br />
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17.30 Uhr<br />
Hawking in seinem Rollstuhl oder an die<br />
Märchengestalt Captain Hook, benannt<br />
nach seiner hakenförmigen Handprothese.<br />
Gibt es auch Hilfsmittel, die selbst so<br />
berühmt sind, dass sie mit einer bestimmten<br />
Person in Verbindung gebracht werden?<br />
Hierzu gehört sicherlich die Eiserne<br />
Hand, die – nicht zuletzt durch Goethes<br />
literarische Verarbeitung – automatisch<br />
an Götz von Berlichingen denken lässt.<br />
Mit der Massenfabrikation im frühen 20.<br />
Jahrhundert kamen nicht nur einheitliche<br />
Bein- und Armprothesen auf, die eine gesellschaftliche<br />
Integration der vielen<br />
Kriegsveteranen unterstützen sollten, es<br />
wurden auch Hilfsmittel wie Rollstühle,<br />
Hörrohre oder Brillen vielhundertfach<br />
produziert.<br />
Können diese Gegenstände trotz fehlender<br />
Einmaligkeit Assoziationen zu möglichen<br />
Trägern auslösen? Die abgebildete<br />
Brille weist auf einen solchen Effekt hin.<br />
Und sie lässt erahnen, dass Objekte auch<br />
in Abwesenheit ihrer Nutzer eine Wirkkraft<br />
besitzen.<br />
Ist es Zufall, dass die genannten Persönlichkeiten<br />
männlich sind? Berühmte<br />
Frauen mit körperlichen Hilfsmitteln<br />
sind rar, treten aber zumindest in den<br />
letzten Jahrzehnten vereinzelt in Erscheinung.<br />
Madame de Meuron verlieh<br />
ihrer exzentrischen Persönlichkeit mit<br />
einem unförmigen Hörrohr eine bewusst<br />
antiquierte Note und erhob so willentlich<br />
ein Hilfsmittel zu ihrem Erkennungszeichen.<br />
Unfreiwillig dagegen sah sich Hillary<br />
Clinton nach einem Unfall zum<br />
Verzicht auf ihre Kontaktlinsen und das<br />
Tragen einer Spezialbrille gezwungen.<br />
Können körperliche Hilfsmittel demnach<br />
sowohl einzelne Individuen als auch gesellschaftliche<br />
Phänomene – etwa genderspezifische<br />
Körperbilder – kennzeichnen?<br />
■<br />
<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
49
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
BRIEFKASTEN<br />
Ich habe ein Fax von der «Handelsregisterdatenbank Schweiz» mit<br />
einem vorausgefüllten Formular erhalten. Innert der angegebenen Frist<br />
habe ich meine Daten auf ihre Richtigkeit hin überprüft, das Formular<br />
unterschrieben und zurückgeschickt. Nun habe ich eine Rechnung erhalten<br />
und bemerkt, dass ich einem Adressbuchschwindler auf den<br />
Leim gegangen bin. Kann ich mich dagegen wehren?<br />
Ja, das können Sie. Zurzeit häufen sich solche Fälle: Unseriöse Geschäftemacher verschicken<br />
Vordrucke, welche auf den ersten Blick wie ein offizielles Formular des Handelsregisteramtes<br />
aussehen. Die angeschriebenen Personen werden dazu aufgefordert,<br />
ihre Daten zu überprüfen und innert einer kurzen Frist zurückzuschicken, um sicherzugehen,<br />
dass die Informationen im Registeramt korrekt erfasst sind. Wer unterschreibt<br />
und das Formular retourniert, sieht sich kurze Zeit später mit einer Rechnung konfrontiert,<br />
welche ins Geld gehen kann. Oft haben die Geprellten unwissentlich Verträge für<br />
eine nutzlose Online-Adressdatenbank abgeschlossen, welche mit bis zu 87 Franken<br />
monatlich zu Buche schlagen und erst nach zwei Jahren kündbar sind.<br />
Das SECO warnt vor solchen Adressbuchschwindlern, und der Schweizer Adressbuch- und<br />
Datenbankverleger-Verband (SADV) hat eine Warnliste mit unseriösen Anbietern auf<br />
seiner Internetseite publiziert.<br />
Daher gilt: Falls Sie ein Fax, eine E-Mail oder auch einen Brief erhalten, so lesen Sie<br />
alles aufmerksam durch, insbesondere auch das Kleingedruckte. Unterschreiben Sie<br />
nichts, womit Sie nicht ausdrücklich einverstanden sind.<br />
lic. iur. Andreas Inwyler, Titel, AXA-ARAG Rechtsschutz<br />
(Tel. 0848 11 11 00, mediservice-vsao.ch/de/<br />
versicherungen/rechtsschutz)<br />
Was können Sie unternehmen, falls Sie dennoch einen solchen Vertrag unterschrieben<br />
und zurückgefaxt haben? Sie können sich mit einem eingeschriebenen Brief wehren, in<br />
welchem Sie erläutern, dass Sie durch das irreführende Vorgehen des Anbieters getäuscht<br />
wurden, der Vertrag daher unverbindlich ist und Sie deshalb die Bezahlung verweigern<br />
werden. Erwähnen Sie zusätzlich, dass die Vorgehensweise der Firma gegen die Vorschriften<br />
des Bundesgesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) verstösst. Denn<br />
seit dem 1. April 2012 sind solche unlauteren Geschäftsmethoden verboten.<br />
Lassen Sie sich auch nicht von Inkassobüros einschüchtern, die zur ursprünglichen<br />
Forderung noch zusätzlich nicht geschuldete Gebühren verlangen. Falls Sie dennoch<br />
betrieben werden, so erheben Sie unverzüglich Rechtsvorschlag. Gerne helfen wir Ihnen<br />
bei der jeweiligen Formulierung und stehen für Fragen zur Verfügung. ■<br />
50 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
LOHNFORTZAHLUNG BEI ARBEITSUNFÄHIGKEIT (TEIL 3 SCHWANGERSCHAFT)<br />
Wer zahlt im Falle eines Falles?<br />
Was geschieht, wenn man wegen Krankheit, Unfall oder Mutterschaft nicht mehr arbeiten kann?<br />
Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung sind wegen der meist befristeten Arbeitsverträge einem<br />
grösseren Risiko ausgesetzt, in finanzielle Probleme zu geraten. Denn ihre Lohnfortzahlung endet<br />
unter Umständen mit dem Ende ihres Vertrags.<br />
Peter Scheidegger, Versicherungsfachmann MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
In den ersten beiden Folgen (<strong>VSAO</strong>-Journale<br />
1/15 und 2/15) haben wir uns mit der<br />
Lohnfortzahlung im Falle von Krankheit<br />
und bei Unfall beschäftigt. In der letzten<br />
Folge geht es um dieselben Fragen, allerdings<br />
hinsichtlich Schwangerschaft und<br />
Mutterschaft: Woher und wie lange erhält<br />
frau während der Schwangerschaft und<br />
nach der Niederkunft ihren Lohn? Und<br />
wie steht es im Falle von befristeten Verträgen?<br />
Arbeitsunfähigkeit während<br />
der Schwangerschaft<br />
An sich ist eine Schwangerschaft selbstverständlich<br />
keine Krankheit. Treten jedoch<br />
Komplikationen auf und ist die Sicherheit<br />
von Mutter und Kind gefährdet, wird die<br />
Schwangerschaft versicherungstechnisch<br />
wie eine Krankheit behandelt. Entsprechend<br />
gelten bei Arbeitsunfähigkeit dieselben<br />
Regeln wie im Falle einer Krankheit.<br />
Ab wann eine Arbeitsunfähigkeit von<br />
einem Arzt bescheinigt werden muss, ist<br />
vom jeweiligen Arbeitgeber abhängig. In<br />
der Regel muss man spätestens nach fünf<br />
Tagen ein Arztzeugnis beibringen, welches<br />
die völlige oder prozentuale Arbeitsunfähigkeit<br />
bestätigt.<br />
Die Lohnfortzahlung erfolgt durch verschiedene<br />
Leistungsquellen: Zunächst<br />
durch den Arbeitgeber und evtl. durch<br />
dessen Kollektiv-Taggeldversicherung<br />
(KTG). Fallen diese Lösungen weg, muss<br />
<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
51
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
die Arbeitnehmerin selbst die Lücke<br />
schliessen.<br />
Gesetzlich ist die Lohnfortzahlung im<br />
Obligationenrecht geregelt. Allerdings<br />
wird dort keine genaue Frist erwähnt, wie<br />
lange die Zahlung zu dauern hat. Entscheidend<br />
ist das Dienstalter. Im ersten<br />
Dienstjahr hat der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer<br />
den Lohn für mindestens drei<br />
Wochen und nachher angemessen länger<br />
zu entrichten (Art. 324a Abs. 2 OR). Das<br />
bedeutet, dass selbst bei mehr als zehn<br />
Dienstjahren die Fortzahlung nur während<br />
vier Monaten erfolgen muss. Dauert<br />
die Arbeitsunfähigkeit länger, müsste die<br />
Arbeitnehmerin die Zeit bis zur Niederkunft<br />
selbst überbrücken. Um dieses Risiko<br />
auszuschliessen, schliessen fortschrittliche<br />
Arbeitgeber für ihre Mitarbeitenden<br />
eine Kollektiv-Taggeldversicherung ab.<br />
Für Arbeitgeber besteht jedoch keine<br />
Pflicht, eine solche Versicherung abzuschliessen.<br />
Grundsätzlich ist die Lohnfortzahlung<br />
beendet, wenn das Arbeitsverhältnis<br />
beendet ist.<br />
Einzel-Taggeldversicherung<br />
Wer nicht via Arbeitgeber einer KTG angeschlossen<br />
ist oder nur einen befristeten<br />
Arbeitsvertrag hat, kann sein Risiko minimieren,<br />
indem er eine Einzel-Taggeldversicherung<br />
abschliesst. Die meisten<br />
Krankenversicherungen bieten solche<br />
Produkte an, diese können bezüglich<br />
Leistung und Prämien stark variieren.<br />
Dasselbe gilt für die Produkte der Privatversicherer,<br />
deren Konditionen vielfach<br />
noch schlechter sind. Will man eine ETG<br />
abschliessen, darf man zudem keine gesundheitlichen<br />
Probleme haben und nicht<br />
schwanger sein.<br />
Wer vorher bei einem Arbeitgeber mit KTG<br />
angestellt war, kann nach Beendigung des<br />
Arbeitsverhältnisses in die ETG übertreten.<br />
Die Leistungen bleiben gleich wie in<br />
der KTG und beim Übertritt erfolgt keine<br />
gesundheitliche Prüfung. Das bedeutet,<br />
dass auch schwangere Angestellte übertreten<br />
können. Der Nachteil dieser Lösung<br />
ist, dass nach dem Übertritt die relativ<br />
hohen Prämien vollumfänglich vom Arbeitnehmer<br />
bezahlt werden müssen. Für<br />
Angestellte mit befristeten Arbeitsverträgen<br />
ist ein solcher Übertritt nur unter<br />
speziellen Bedingungen möglich.<br />
Lohnfortzahlung nach<br />
der Niederkunft<br />
In der Schweiz besteht der gesetzliche<br />
Anspruch auf 14 Wochen Mutterschaftsurlaub.<br />
Während dieser Zeit erhalten<br />
Frauen eine Mutterschaftsentschädigung.<br />
Diese Gelder sind jedoch ausschliesslich<br />
erwerbstätigen Frauen vorbehalten, die in<br />
den letzten neun Monaten vor der Niederkunft<br />
obligatorisch in der AHV versichert<br />
waren. Zudem müssen sie während dieser<br />
Zeit mindestens fünf Monate lang eine<br />
Erwerbstätigkeit ausgeübt haben. Ob ein<br />
Anspruch auf eine Mutterschaftsentschädigung<br />
besteht, klärt man am besten bei<br />
der AHV-Ausgleichskasse, bei der man<br />
zurzeit angeschlossen ist bzw. zuletzt angeschlossen<br />
war, ab. Die Mutterschaftsentschädigung<br />
setzt mit dem Tag der<br />
Niederkunft ein und wird während 98<br />
Tagen ausgerichtet. Das Taggeld beträgt<br />
80 Prozent des Einkommens, max. CHF<br />
196 pro Tag. Das Taggeld wird auch ausgerichtet,<br />
wenn während der Mutterschaftsabwesenheit<br />
der Arbeitsvertrag<br />
ausläuft.<br />
Kollektiv-Taggeld<br />
Der Arbeitgeber hat die Möglichkeit, in der<br />
Kollektiv-Taggeldversicherung (falls vorhanden)<br />
die erweiterte Mutterschaftsentschädigung<br />
einzuschliessen. Dabei können<br />
unterschiedliche Deckungsgrade<br />
vereinbart werden.<br />
Die Einzelversicherung jedoch deckt die<br />
Ergänzung der Mutterschaft nicht! Das<br />
bedeutet, dass eine Ärztin, die nicht mehr<br />
angestellt ist, kein Recht auf einen Übertritt<br />
in die Ergänzungsdeckung hat.<br />
Private finanzielle Mittel<br />
Wenn keine Leistungen von Seiten des<br />
Arbeitsgebers oder einer Versicherung fliessen,<br />
so muss der Lohnausfall aus privaten<br />
Mitteln finanziert werden. Im schlimmsten<br />
Fall ist der Weg zum Sozialamt unumgänglich.<br />
Es ist daher dringend zu empfehlen,<br />
dass Frauen, die während der<br />
Schwangerschaft keine Anstellung mehr<br />
haben, sich beim RAV anmelden. ■<br />
Haben Sie Fragen?<br />
Wenden Sie sich an MEDISERVICE<br />
<strong>VSAO</strong>-ASMAC, Telefon 031 350 44 22<br />
oder info@mediservice-vsao.ch.<br />
52 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
Die persönliche Beziehung zählt<br />
Nach dem Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik ist es für Patienten oft schwierig, sich im<br />
Alltag wieder zurechtzufinden. Das SWICA Care Management und die Privatklinik für Psychiatrie<br />
und Psychotherapie Clienia Littenheid zeigen auf, wie die Betreuung weiterhin gewährleistet ist.<br />
SWICA Gesundheitsorganisation, Unternehmenskommunikation<br />
Nicole B. strahlt, wenn sie vom kleinen<br />
Wildfang erzählt, der seit einem Jahr ihr<br />
Leben bereichert: Eliot, ein ungestümer<br />
Labrador-Rüde mit jeder Menge Flausen im<br />
Kopf. Eliot ist ein Beweis dafür, dass es der<br />
jungen Frau mit posttraumatischen Belastungsstörungen<br />
besser geht. Sich selbstständig<br />
um einen Hund zu kümmern, jeden<br />
Tag zur Arbeit zu gehen und alleine zu<br />
wohnen, wäre noch vor nicht allzu langer<br />
Zeit undenkbar gewesen. Nicole B. war viele<br />
Jahre lang stationär in verschiedenen<br />
psychiatrischen Einrichtungen, bevor sie in<br />
der Clienia Littenheid AG behandelt wurde.<br />
Kurz vor dem Klinikaustritt empfahl ihr<br />
Roland Asprion, Leiter des klinikinternen<br />
Sozialdiensts, an der Sprechstunde von<br />
SWICA teilzunehmen – ein Vorschlag, von<br />
dem Nicole B. vorerst nicht begeistert war.<br />
«Ich habe Mühe, mich auf neue Menschen<br />
einzulassen», erklärt die junge Frau ihr<br />
Zögern. Sie gab sich aber einen Ruck und<br />
nahm an dieser Sprechstunde teil, die die<br />
SWICA Care Managerin Janine Frischknecht<br />
in der Klinik für SWICA-versicherte<br />
Patienten anbietet. «Ich bin froh, habe ich<br />
diesen Schritt gemacht, denn ich habe in<br />
Frau Frischknecht eine zusätzliche Vertrauensperson<br />
gefunden», freut sich Nicole B.<br />
Wie weiter nach<br />
der Klinik?<br />
Das SWICA Care Management unterstützt<br />
die Patientinnen und Patienten vor dem<br />
Klinikaustritt, damit sie sich anschliessend<br />
gut in den Alltag integrieren können.<br />
Das Ziel ist, einen Rückfall zu vermeiden.<br />
Das bedeutet Hilfe bei der Wohnsituation,<br />
wenn nötig die Organisation psychiatrischer<br />
Spitex, die Suche eines ambulanten<br />
Therapieangebots und die Koordination<br />
mit Sozialversicherungen oder Vermittlung<br />
von anderen Hilfsangeboten. «Früher<br />
hat man den Patientinnen und Patienten<br />
beim Klinikaustritt lediglich eine<br />
Telefonnummer einer Bezugsperson in<br />
die Hand mitgeben können», sagt Roland<br />
Asprion, «heute haben die Patienten<br />
durch die Sprechstunde die Gelegenheit,<br />
bereits während der stationären Behandlung<br />
eine persönliche Beziehung zur Care<br />
Managerin aufzubauen, was für den Support<br />
zu Hause sehr wertvoll ist.»<br />
«Klassische Win-win-<br />
Situation»<br />
«Eine enge Kooperation von beiden Seiten,<br />
Klinik und Kostenträger, war der Schlüssel<br />
zum Erfolg bei Frau B.», sagt die Care<br />
Managerin Janine Frischknecht, «seither<br />
war kein stationärer Aufenthalt mehr nötig.»<br />
Dass das gegenseitige Vertrauen ohne<br />
grosse Worte vorhanden ist, spürt man im<br />
Gespräch mit Nicole B. und ihrer Care<br />
Managerin Janine Frischknecht. «Ich<br />
schätze es sehr, dass jemand auch zu Hause<br />
für mich da ist, mich unterstützt und<br />
mir hilft, meine Tage zu strukturieren»,<br />
bestätigt Nicole B. «Eine klassische Winwin-Situation»,<br />
meint auch Sozialarbeiter<br />
Roland Asprion. Er sieht beim Care Management<br />
noch einen weiteren Vorteil:<br />
Gehe es beispielsweise um die Verlängerung<br />
der Kostengutsprache, könne diese<br />
meist unkompliziert und unbürokratisch<br />
telefonisch eingeholt werden – einfach,<br />
weil der Versicherer mit dem Patienten<br />
und seiner Situation vertraut ist.» Die Einwilligung<br />
dafür, wie viel über den betroffenen<br />
Patienten erzählt oder preisgegeben<br />
wird, entscheidet dieser selbst. Strikter<br />
Datenschutz ist für die SWICA Care Manager<br />
selbstverständlich. Dies gilt auch<br />
für die Sprechstunde in Littenheid: «Wir<br />
haben einen Menschen vor uns, von dem<br />
wir keinerlei Diagnose kennen», sagt Janine<br />
Frischknecht. «Und auch während<br />
der nachfolgenden Betreuung entscheiden<br />
wir nie etwas über den Kopf der Patienten<br />
hinweg.» SWICA ist die einzige Krankenversicherung,<br />
die in der Clienia Littenheid<br />
AG Sprechstunden anbietet. ■<br />
<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
53
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
Rückerstattung<br />
der Verrechnungssteuer<br />
Die Verrechnungssteuer wird fälschlicherweise oft als echte Steuer angesehen. Grundsätzlich<br />
ist sie jedoch nur eine Sicherstellungssteuer und dient der Eindämmung der Steuerhinterziehung.<br />
Für die Unehrlichen und für Steuerausländer kann die Steuer jedoch durchaus eine endgültige<br />
Belastung sein.<br />
Werner A. Räber, Geschäftsführender Partner der Dr. Thomas Fischer & Partner AG, Baar (werner.raeber@xantrium.ch)<br />
Die Verrechnungssteuer ist eine vom Bund<br />
an der Quelle erhobene Sicherstellungssteuer<br />
auf dem Ertrag des beweglichen<br />
Kapitalvermögens. Betroffen sind in erster<br />
Linie Bankzinsen. In zweiter Linie Dividenden<br />
von kotierten, aber auch von privaten<br />
Gesellschaften und schliesslich<br />
Lotteriegewinne über 1000 Franken sowie<br />
gewisse Versicherungsleistungen (siehe<br />
Grafik). Steuerpflichtig sind die inländischen<br />
Schuldner der steuerbaren Leistung,<br />
das heisst vor allem Banken, Kapitalgesellschaften<br />
und Versicherungen. Sie haben<br />
auf der steuerbaren Leistung die Abgabe<br />
an die Eidgenössische Steuerverwaltung<br />
zu entrichten und haften auch dafür.<br />
An die Empfänger darf nur die gekürzte<br />
Leistung ausbezahlt werden.<br />
Die Verrechnungssteuer wird unter bestimmten<br />
Voraussetzungen durch Verrechnung<br />
mit den Kantons- und Gemeindesteuern<br />
oder in bar zurückerstattet. Der<br />
in der Schweiz wohnhafte ehrliche Steuerpflichtige<br />
wird durch die Steuer somit<br />
nicht endgültig belastet, für ihn ist sie<br />
quasi ein Durchlaufposten. Für private<br />
Gesellschaften kann damit aber ein Liquiditätsengpass<br />
verbunden sein.<br />
Der Rückerstattungsantrag wird in der<br />
Regel im Folgejahr mit der ordentlichen<br />
Steuererklärung vorgenommen. Spätestens<br />
drei Jahre nach Ablauf des Kalenderjahres,<br />
in dem der Abzug erfolgte, muss<br />
der Rückerstattungsantrag gestellt werden,<br />
ansonsten verfällt er. In diesem Zusammenhang<br />
ist noch auf ein Missverständnis<br />
hinzuweisen: Auch wenn jemand<br />
auf den Rückerstattungsanspruch verzichtet,<br />
zum Beispiel weil der Ertrag aus<br />
nicht versteuertem Vermögen stammt, ist<br />
er nicht von der ordentlichen Steuerpflicht<br />
entbunden. Kommt es zu einem Nachund<br />
Strafsteuerverfahren, sind die ordentliche<br />
Einkommenssteuer plus Busse nachzuentrichten.<br />
Und die Verrechnungssteuer<br />
kann trotzdem nicht mehr eingefordert<br />
werden. Bei nicht ordnungsgemässer Deklaration<br />
ist der Rückerstattungsanspruch<br />
gemäss der neuesten Rechtsprechung des<br />
Bundesgerichts auch dann verwirkt, wenn<br />
die Dreijahresfrist noch nicht abgelaufen<br />
ist.<br />
Bei Wohnsitz im Ausland ist der Rückerstattungsanspruch<br />
abhängig vom jeweiligen<br />
Doppelbesteuerungsabkommen. Meist<br />
wird nur eine teilweise Erstattung gewährt.<br />
Dabei ist zudem immer vorausgesetzt,<br />
dass im Wohnsitzland die entsprechende<br />
Deklaration erfolgt. Ohne Abkommen<br />
entfällt die Erstattung und die eigentliche<br />
Sicherungssteuer wird zu einer<br />
endgültigen Steuerbelastung. Es verwundert<br />
deshalb nicht, dass beim Bund jährlich<br />
über vier Milliarden Franken Verrechnungssteuern<br />
nicht abgeholt werden. ■<br />
<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
55
Verband Schweizerischer<br />
Association suisse des méd<br />
Associazione svizzera dei
VORSORGESTIFTUNG <strong>VSAO</strong><br />
Vorteilhaft für alle<br />
Die Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong> stellt sich dem veränderten Umfeld auf den Finanzmärkten<br />
und gewährt vermehrt Hypotheken zu attraktiven Konditionen.<br />
Peter Scotton, Geschäftsführer Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong><br />
Am 15. Januar <strong>2015</strong> gab die Schweizerische<br />
Nationalbank die Aufhebung des<br />
Euro-Mindestkurses bekannt. Für institutionelle<br />
Anleger wie die Pensionskassen<br />
war diese Massnahme aus zweierlei Hinsicht<br />
einschneidend. Einerseits wurden<br />
schätzungsweise rund 30 der 775 Milliarden<br />
Schweizer Franken an Pensionskassenvermögen<br />
in der Schweiz auf einen<br />
Schlag vernichtet. Andererseits stellt sich<br />
nun mehr denn je die Frage, wie Pensionskassen<br />
künftig längerfristig Renditen<br />
am Finanzmarkt erzielen können. Obligationen<br />
haben sich seit geraumer Zeit zu<br />
einem ertragslosen Risikopapier entwickelt,<br />
Aktien sind naturgemäss mit einem<br />
höheren Risiko behaftet und können nur<br />
in einem beschränkten Anteil des Gesamtvermögens<br />
gehalten werden. Immobilienfonds<br />
sind mit sehr hohen, wenn<br />
nicht viel zu hohen Agios ausgestattet.<br />
Direktanlagen in neue attraktive Immobilien<br />
brauchen von der Projektentwicklung<br />
bis zur Bauvollendung und Übernahme<br />
in die erfolgreiche Bewirtschaftung<br />
Zeit. Zudem wurde durch die Einführung<br />
von Negativzinsen das Deponieren<br />
von Liquidität bei den Banken generell<br />
kostenpflichtig. Diese haben gegenwärtig<br />
gar kein Interesse, Gelder von Neukunden<br />
anzunehmen.<br />
Die Verantwortlichen der Vorsorgestiftung<br />
<strong>VSAO</strong> stellen sich dem veränderten Umfeld<br />
auf den Finanzmärkten und haben sich<br />
entschieden, in Zukunft vermehrt Hypotheken<br />
zu attraktiven Konditionen zu<br />
gewähren. Damit können wir Liquidität<br />
gezielt abbauen, das Risiko bei den Banken<br />
reduzieren, Forderungen zum Nominalwert<br />
verbuchen und eine positive Rendite<br />
erzielen. In jeder Hinsicht profitieren<br />
unsere Versicherten insgesamt von dieser<br />
Strategie.<br />
Das Hypothekargeschäft<br />
der Vorsorgestiftung<br />
<strong>VSAO</strong><br />
Das Hypothekargeschäft der Vorsorgestiftung<br />
<strong>VSAO</strong> war bisher eher überschaubar<br />
und ausschliesslich für Versicherte möglich.<br />
Ende Mai <strong>2015</strong> bestanden rund 40<br />
gewährte Hypothekardarlehen im Wert<br />
von 13,15 Millionen Schweizer Franken.<br />
Im Jahr 2014 betrug der Zinsertrag aus<br />
den gewährten Darlehen 264 000 Schweizer<br />
Franken. In Anbetracht der gegenwärtigen<br />
Entwicklung auf dem Finanzmarkt<br />
soll dieser Geschäftszweig nun ganz gezielt<br />
reaktiviert und ausgebaut werden.<br />
Unsere Zielgrösse haben wir vorerst auf<br />
zirka 200 Millionen Schweizer Franken<br />
festgelegt.<br />
Hypothekardarlehen gewähren wir neu<br />
im Rahmen von maximal 70 Prozent des<br />
aktuellen Verkehrswertes als erste Hypothek<br />
und maximal 10 Prozent als zweite<br />
Hypothek mit Amortisationspflicht innert<br />
fünf Jahren. Die Darlehen bieten wir in<br />
Form von Dreimonats-Libor-CHF-Hypotheken,<br />
variablen Hypotheken und Festhypotheken<br />
mit Laufzeiten bis zu zehn<br />
Jahren an. Die gültigen Zinssätze und die<br />
Antragsformulare finden Sie auf unserer<br />
Website – www.vorsorgestiftung-vsao.ch.<br />
Gerne beraten wir Sie in Fragen der Finanzierung<br />
Ihrer Hypothek und stellen<br />
uns einem Vergleich mit Ihrer Bank oder<br />
Versicherung. Nutzen Sie die Chance,<br />
und lassen Sie uns eine Offerte für Sie<br />
erstellen.<br />
■<br />
<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
57
IMPRESSUM<br />
KONTAKTADRESSEN DER SEKTIONEN<br />
<strong>Nr</strong>. 3 • 34. Jahrgang • <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />
Herausgeber/Verlag<br />
AG<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
Bahnhofplatz 10A, Postfach, 3001 Bern<br />
Telefon 031 350 44 88, Fax 031 350 44 89<br />
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www.vsao.ch, www.asmac.ch<br />
Im Auftrag des <strong>VSAO</strong><br />
Redaktion<br />
Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin),<br />
Christiane Arnold, Franziska Holzner-Arnold,<br />
Kerstin Jost, Lukas Staub, Jan Vontobel,<br />
Sophie Yammine<br />
Geschäftsausschuss <strong>VSAO</strong><br />
Daniel Schröpfer, Präsident<br />
Ryan Tandjung, Vizepräsident<br />
Christoph Bosshard, Cyrill Bühlmann, Karin Etter,<br />
Lars Frauchiger, Dina-Maria Jakob, Gert Printzen,<br />
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Marino Urbinelli, Felix Widmer (swimsa)<br />
Druck, Herstellung und Versand<br />
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Layout: Tom Wegner<br />
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WEMF/SW-Beglaubigung 2014: 21 009 Expl.<br />
Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.<br />
Für <strong>VSAO</strong>-Mitglieder im Jahresbeitrag inbegriffen.<br />
ISSN 1422-2086<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 4/<strong>2015</strong> erscheint im August <strong>2015</strong>.<br />
Thema: Wasser<br />
© <strong>2015</strong> by <strong>VSAO</strong>, 3001 Bern<br />
Printed in Switzerland<br />
BL/BS<br />
BE<br />
FR<br />
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Graubünden, 7000 Chur, Samuel B. Nadig, lic. iur. HSG, RA Geschäftsführer/<br />
Verbandsjurist, Tel. +41 78 880 81 64, info@vsao-gr.ch / www.vsao-gr.ch<br />
ASMAC Sektion Jura, Dr. med. Carlos Munoz,<br />
Chemin des Vauches 7, 2900 Porrentruy, Telefon 032 465 65 65,<br />
cfmunoz@bluewin.ch<br />
amine@asmac.ch<br />
SG/AI/AR <strong>VSAO</strong> Sektion St.Gallen-Appenzell, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
SO<br />
TI<br />
TG<br />
VD<br />
VS<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
ASMACT, Associazione Medici Assistenti e Capiclinica Ticinesi,<br />
Avv. Marina Pietra Ponti, Viale S. Franscini 17, 6904 Lugano,<br />
telefono 091 922 95 22, fax 091 923 61 71, pietraponti@ticino.com<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />
www.asmav.ch, asmav@asmav.ch<br />
contact@asmaval.ch<br />
Zentralschweiz<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
Gütesiegel Q-Publikation<br />
des Verbandes Schweizer Medien<br />
ZH<br />
Zürcher Spitalärzte und Spitalärztinnen <strong>VSAO</strong>, Dr. R. M. Reck,<br />
Bahnhofstrasse 3, 8610 Uster, Telefon 044 941 46 78, Fax 044 941 46 67,<br />
info@vsao-zh.ch, www.vsao-zh.ch<br />
58 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>