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VSAO JOURNAL Nr. 3 - Juni 2015

Stark - Immunologie/Onkologie Zehn Jahre sind genug

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Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />

Association suisse des médecins-assistant(e)s et chef(fe)s de clinique<br />

Associazione svizzera dei medici assistenti e capiclinica<br />

INHALT<br />

Titelbild: aebi, grafik & illustration, bern<br />

EDITORIAL<br />

5 Ein starkes Stück<br />

POLITIK<br />

6 Gesundheitspolitik –<br />

10 Jahre illegal sind genug!<br />

8 70 und noch immer kämpferisch<br />

WEITERBILDUNG /<br />

ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

11 www.spitalplattform.vsao.ch –<br />

jetzt online<br />

13 MEDIfuture: Samstag, 7. November <strong>2015</strong> –<br />

Kultur Casino Bern<br />

14 Mit my-aim.ch behalten Sie den<br />

Überblick auf dem Weg zum Facharzt<br />

für Allgemeine Innere Medizin<br />

16 SIWF-Award – für besonderes<br />

Engagement in der Weiterbildung<br />

18 Lesen lernen: Rein hypothetisch<br />

20 Auf den Punkt gebracht:<br />

Nicht Schwäche, sondern Vernunft<br />

<strong>VSAO</strong><br />

22 Sektion Bern<br />

23 Sektion Graubünden<br />

23 Sektion Neuenburg<br />

24 Sektion Solothurn<br />

25 Sektion Wallis<br />

27 <strong>VSAO</strong>-Rechtsberatung<br />

FOKUS ▶ STARK<br />

28 Wenn die Kraft schwindet …<br />

30 Von der Arznei zum Marketingobjekt<br />

33 Kraftprotze Grösse XXS<br />

35 Stärken Kraftorte uns Menschen?<br />

37 Defekte willkommen<br />

PERSPEKTIVEN<br />

39 Fachserie – Aktuelles aus der<br />

Immuno logie – Regulatorische T-Zellen:<br />

Vielversprechende Alleskönner?<br />

43 Aus der «Therapeutischen Umschau» :<br />

Die Milz bei hämato-onkologischen<br />

Erkrankungen<br />

49 Das erlesene Objekt:<br />

Körperliche Hilfsmittel als Erkennungszeichen<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

50 Briefkasten<br />

51 Lohnfortzahlung bei Arbeitsunfähigkeit<br />

(Teil 3 Schwangerschaft): Wer zahlt im<br />

Falle eines Falles?<br />

53 Die persönliche Beziehung zählt<br />

55 Rückerstattung der Verrechnungssteuer<br />

VORSORGESTIFTUNG <strong>VSAO</strong><br />

57 Vorteilhaft für alle<br />

58 Impressum<br />

<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

3


EDITORIAL<br />

Foto: Severin Novacki<br />

Catherine Aeschbacher<br />

Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal<br />

Ein starkes Stück<br />

Am 24. Dezember 1841 vermeldete das Unterhaltungsblatt<br />

«Bohemia» unter der Rubrik «Kunst und Leben in Böhmen» den<br />

Auftritt einer gewissen Madame Elise Serafin (vormals Luftmann),<br />

welche in Prag «Beweise von der bewundernswürdigen<br />

Kraft ihrer Zähne, Kinnladen und Muskeln» erbringe. Sie spiele<br />

mit «Zentnergewichten wie mit Bällen», berichtet der Journalist<br />

weiter, lege zugleich aber «Anmut und Grazie» an den<br />

Tag. Höhepunkt der Darbietung sei ein ausserordentlicher<br />

Kraftakt: «…sie hält nämlich einen Tisch zuerst allein, dann<br />

mit daraufgelegten Gewichten und endlich mit einem Stuhle,<br />

auf dem ein Mensch sitzt, mit den Zähnen, was wir noch sehr<br />

selten sahen.»<br />

Auch wenn Kraftmenschen beiderlei Geschlechts in den Manegen<br />

eher selten geworden sind, haben Muskeln ihre Attraktivität<br />

nicht eingebüsst. Allerdings werden sie in der Dienstleistungsgesellschaft<br />

weniger durch Arbeit, denn durch gezieltes<br />

Training erworben. In unserem Schwerpunkt widmen wir<br />

uns allen möglichen Formen von Stärke, jener von Materialien<br />

ebenso wie der von Ameisen. Wir befassen uns mit Kraftorten<br />

und Kraftbrühe und schliesslich mit Muskelschwund.<br />

Einen ausserordentlichen Kraftakt erfordert offenbar die flächendeckende<br />

Umsetzung des Arbeitsgesetzes. Der <strong>VSAO</strong> will<br />

den Druck auf die Arbeitgeber aufrechterhalten und setzt deshalb<br />

seine Kampagne «spital.illegal.normal?» fort. Diesmal unter<br />

anderem mit Protestpostkarten an den zuständigen Bundesrat<br />

Johann Schneider-Ammann. Diesem Journal liegt eine<br />

vorfrankierte Karte bei, die – unterschrieben – auf dem bundesrätlichen<br />

Schreibtisch landen sollte. Ein weiteres gesundheitspolitisches<br />

Schwergewicht ist die Zulassungssteuerung, die<br />

in den kommenden Monaten im Parlament behandelt wird.<br />

Sollten die Räte den Vorschlag des Bundesrats mehr oder weniger<br />

unverändert annehmen, will der <strong>VSAO</strong> das Referendum<br />

ergreifen. Dies hat der Zentralvorstand an seiner Frühjahrssitzung<br />

entschieden. Im Politikteil werden beide Themen ausführlich<br />

behandelt.<br />

Eine gute Weiterbildungsstelle zu finden, kann Kraft und Nerven<br />

kosten. Um die Suche zu erleichtern, hat der <strong>VSAO</strong> mit der<br />

Online-Spitalplattform ein spezielles Instrument geschaffen.<br />

Stellensuchende können sich aktuell über rund 270 Spitäler<br />

informieren, nach den gewünschten Angeboten suchen, vergleichen<br />

und ihren vorherigen Arbeitsplatz bald auch noch<br />

bewerten. Weiterführende Informationen zu dieser Dienstleistung<br />

finden sich unter der Rubrik «Weiterbildung/Arbeitsbedingungen».<br />

<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

5


POLITIK<br />

GESUNDHEITSPOLITIK<br />

10 Jahre illegal sind genug!<br />

Der <strong>VSAO</strong> lancierte Ende April die Folgekampagne zu einem unrühmlichen Jubiläum: Seit zehn<br />

Jahren gilt das Arbeitsgesetz für alle Assistenzärztinnen und -ärzte, eingehalten wird es aber leider<br />

immer noch nicht. Der <strong>VSAO</strong> kämpft nun mit einer Protestaktion dafür, dass das Gesetz nicht bloss<br />

auf dem Papier besteht, sondern endlich auch in den Spitälern umgesetzt wird. Das Motto lautet:<br />

«Taten statt Worte – bevor wir ausbrennen».<br />

Nico van der Heiden, Stv. Geschäftsführer/Leiter Politik und Kommunikation <strong>VSAO</strong>. Bild: Ramon Lehmann, riechsteiner fotografie.<br />

Abbildung 1: Antworten der Bevölkerung auf die<br />

Frage «Wie viel wäre Ihrer Meinung nach die ‹richtige›<br />

Arbeitszeit pro Woche für Assistenzärztinnen<br />

und -ärzte für ein Vollzeitpensum?»<br />

Leider gibt es wenig zu feiern bei diesem<br />

Jubiläum, die Torte bleibt einem im Halse<br />

stecken. Seit 2005 sind die Assistenzärztinnen<br />

und -ärzte dem Arbeitsgesetz unterstellt<br />

(sowie fast alle Oberärzte). Kurz<br />

nach diesem Meilenstein stellte man tatsächlich<br />

eine massive Abnahme der wöchentlichen<br />

Arbeitszeit fest. Seit 2006 gibt<br />

es jedoch keine weitere Bewegung in Richtung<br />

Legalität (50-Stunden-Woche). Das<br />

Gesetz wird seit zehn Jahren vielfach nicht<br />

eingehalten. Es scheint, als hätte sich eine<br />

«fast legal genügt»-Mentalität eingebürgert.<br />

Leider kann man Gesetze nicht<br />

«fast» einhalten, denn auch auf der Autobahn<br />

kann man sich nicht «fast» an die<br />

Geschwindigkeitslimite halten, ohne eine<br />

Busse zu riskieren. Spitäler hingegen, die<br />

mit übermüdeten Ärzten die Gesundheit<br />

der Patienten gefährden, werden weiterhin<br />

nicht (oder nur sehr sanft) belangt.<br />

Wie bei fast jedem Gesetz gilt: Was nicht<br />

kontrolliert wird, wird auch nicht eingehalten.<br />

Deshalb fordern wir flächendeckende<br />

Kontrollen des Arbeitsgesetzes in<br />

den Spitälern. Bundesrat Johann Schneider-Ammann<br />

als Vorsteher des SECO<br />

könnte die kantonalen Arbeitsinspektorate<br />

dazu auffordern. Da er dies bisher nicht<br />

getan hat, helfen wir nun mit einer Protestaktion<br />

nach.<br />

Kampagne des <strong>VSAO</strong><br />

2013 hat der <strong>VSAO</strong> bereits mit einer grossen<br />

Öffentlichkeitskampagne auf die weitverbreiteten<br />

Missstände hingewiesen.<br />

Seither ist einiges in Bewegung geraten:<br />

In verschiedensten Kantonen wurden die<br />

Kontrollen der Arbeitsinspektorate intensiviert<br />

oder gar erstmals überhaupt durchgeführt!<br />

Anlässlich des unrühmlichen 10-Jahre-<br />

Jubiläums hat sich der <strong>VSAO</strong> entschieden,<br />

die Kampagne «spital.illegal.normal?»<br />

weiterzuführen. Sie besteht aus verschiedenen<br />

Elementen, fokussiert aber auf einer<br />

von der Bevölkerung unterschriebenen<br />

Protestpostkarte, die dem Bundesrat<br />

überreicht wird.<br />

Bevölkerung unterstützt<br />

unsere Anliegen<br />

Als erste Massnahme hat der <strong>VSAO</strong> beim<br />

unabhängigen Institut LINK eine Bevölkerungsbefragung<br />

in Auftrag gegeben.<br />

Anfang Februar wurden 503 zufällig ausgewählte<br />

Personen zu ihrer Einstellung<br />

bezüglich der Arbeitsbedingungen der<br />

Assistenz- und Oberärzte befragt. Dabei<br />

zeigte sich Erstaunliches: Fast die Hälfte<br />

der Personen geben an, bis 42 Stunden pro<br />

Woche, also das in der Schweiz normale<br />

Vollzeitpensum, sei genug. Lediglich<br />

6 Prozent der Befragten fanden mehr als<br />

50 Stunden pro Woche sinnvoll. Somit<br />

wird anerkannt, dass Assistenzärzte rund<br />

10 Stunden pro Woche zu viel arbeiten<br />

(Abb. 1).<br />

Unsere Mitgliederbefragung letztes Jahr<br />

hat aber gezeigt, dass Assistenz- und Oberärzte<br />

mit einem Vollzeitpensum durchschnittlich<br />

56,5 Stunden pro Woche arbeiten.<br />

Es zeigt sich also eine grosse Diskrepanz<br />

zwischen der tatsächlich erbrachten<br />

Leistung und dem, was die Bevölkerung<br />

für richtig erachtet.<br />

Als Zweites haben wir gefragt, wie viele<br />

Tage am Stück Ärzte arbeiten sollen. Hier<br />

fanden 68 Prozent der Bevölkerung, dass<br />

fünf Tage am Stück richtig seien. Lediglich<br />

11 Prozent fanden sieben oder mehr<br />

Tage in Folge kein Problem. Leider gibt es<br />

auch hier einen eklatanten Widerspruch<br />

zur Realität in den Spitälern: Mehr als die<br />

Hälfte aller letztes Jahr befragten Assistenz-<br />

und Oberärzte hat im vergangenen<br />

Jahr mindestens einmal sieben Tage am<br />

Stück gearbeitet, viele davon mehrmals<br />

(Abb. 2).<br />

Als Drittes wurde die Bevölkerung gefragt,<br />

ob lange Arbeitszeiten der Ärzteschaft das<br />

Vertrauen in die Qualität der Behandlung<br />

reduziere. Konkret wurde hier nach einer<br />

Behandlung gefragt, bei der der behandelnde<br />

Arzt bereits zwölf Stunden gearbeitet<br />

hat, was leider häufig vorkommt.<br />

77 Prozent der Befragten gaben an, dass<br />

dadurch ihr Vertrauen in die Qualität der<br />

Behandlung beeinträchtigt werde. Das ist<br />

eine sehr klare Aussage.<br />

Als Letztes haben wir gefragt, welche Massnahmen<br />

die Bevölkerung unterstützen<br />

würde. Mehr als zwei Drittel fordern mehr<br />

Kontrollen durch die kantonalen Arbeitsinspektorate,<br />

was uns in unserem Anliegen<br />

bestärkt und sich mit der Forderung aus der<br />

Kampagne deckt: Hauptziel müssen vermehrte<br />

Kontrollen sein (Abb. 3).<br />

Über 90 Prozent der Befragten fanden es<br />

zudem wichtig, dass Bundesrat Schneider-<br />

Ammann als Vorsteher des SECO und<br />

6 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>


POLITIK<br />

damit verantwortlich für die Durchsetzung<br />

des Arbeitsgesetzes dringende Massnahmen<br />

ergreife. Diesen Ball nehmen wir<br />

nun auf.<br />

Abbildung 2: Antworten der Bevölkerung auf die<br />

Frage «Wie viele Tage am Stück sollen Assistenzund<br />

Oberärzte Ihrer Meinung nach in den Spitälern<br />

arbeiten dürfen?»<br />

Abbildung 3: Seit zehn Jahren unterstehen die Assistenz-<br />

und Oberärzte dem Arbeitsgesetz. Bei rund<br />

70 Prozent der Spitalärzte wird das Arbeitsgesetz<br />

aber noch immer nicht eingehalten. Welche der folgenden<br />

Massnahmen unterstützen Sie, damit das<br />

Arbeitsgesetz eingehalten wird?<br />

Pressekonferenz<br />

Etwas findet nur statt, wenn es in den Medien<br />

stattfindet. Entsprechend haben wir<br />

die Resultate der repräsentativen Bevölkerungsbefragung<br />

Ende April an einer Pressekonferenz<br />

in Bern vorgestellt. Die Telefone<br />

liefen bereits im Vorfeld heiss; damit<br />

die Berichterstattung in den mittäglichen<br />

Nachrichtensendungen aufgenommen<br />

werden konnte, mussten verschiedene<br />

Interviews vor dem eigentlichen Termin<br />

geführt werden. Die Präsenz an der Konferenz<br />

selber war denn auch nicht sehr<br />

gross, nichtsdestotrotz erfreulich. Offensichtlich<br />

wird der <strong>VSAO</strong> von den Medien<br />

als relevante Stimme betrachtet und zur<br />

Kenntnis genommen. Erfreut waren wir<br />

über das ausgeprägte Interesse von Journalisten<br />

aus der Romandie, was beweist,<br />

dass unsere Anliegen nicht nur in der<br />

Deutschschweiz Gehör finden.<br />

Zudem haben sich über 40 Medizinstudierende<br />

bereit erklärt, für Ihre künftigen<br />

Arbeitsbedingungen auf die Strasse zu<br />

gehen und ebenfalls Unterschriften zu<br />

sammeln. Das freut uns sehr und macht<br />

uns zuversichtlich, dass wir viele Protestpostkarten<br />

zurückerhalten werden.<br />

Übergabeaktion<br />

Was geschieht mit den Protestpostkarten?<br />

Wir werden sie Bundesrat Schneider-Ammann<br />

in einer medienträchtigen Aktion<br />

überreichen und ihn damit auffordern,<br />

auch auf Ebene Bund seine Verantwortung<br />

endlich wahrzunehmen. Bisher hat<br />

er diese leider vollständig an die Kantone<br />

delegiert und sah keinen Handlungsbedarf.<br />

Wir sehen es naturgemäss anders: Es<br />

braucht flächendeckende Kontrollen der<br />

Spitäler durch die Arbeitsinspektorate.<br />

Protestpostkarte<br />

Der <strong>VSAO</strong> nimmt die Resultate der Befragung<br />

zum Anlass, auf die Unterstützung<br />

der Bevölkerung zu setzen. Mit einer Protestpostkarte<br />

kann jedermann unsere<br />

Forderung nach Einhaltung des Arbeitsgesetzes<br />

in den Spitälern unterstützen.<br />

Die Postkarte lag Anfang Mai dem «Beobachter»,<br />

der WOZ, «Ticino Sette» und<br />

«l’Hebdo» bei. Sie kann auch online<br />

unter www.spital-illegal.ch unterzeichnet<br />

werden. Sie finden in diesem Heft ebenfalls<br />

eine Postkarte: Bitte unterschreiben<br />

Sie diese und werfen Sie die Karte unfrankiert<br />

in den nächsten Briefkasten oder<br />

unterschreiben Sie noch heute online.<br />

Bestellen Sie zudem weitere Postkarten<br />

bei uns (einfach per Mail an sekretariat<br />

@vsao.ch) und sammeln Sie in Ihrem<br />

Umfeld Unterschriften, es geht um Ihre<br />

Arbeitsbedingungen!<br />

Zweiter Comic<br />

Pünktlich zum Start der Folgekampagne<br />

liegt auch der zweite Band des erfolgreichen<br />

spital-illegal-Comics vor. Die Medizinstudierenden<br />

tragen ihn bereits fleissig<br />

in die Hausarztpraxen und geben ihn<br />

beim Unterschriftensammeln ab. Natürlich<br />

können auch Sie über www.spital-illegal.ch<br />

eines oder mehrere Exemplare<br />

des Comics bestellen. Auch die beliebten<br />

Quartette sind weiterhin erhältlich.<br />

Mit all diesen Massnahmen halten wir den<br />

Druck für bessere Arbeitsbedingungen auf<br />

politischer Ebene aufrecht. So dass unsere<br />

nächste Mitgliederbefragung endlich zeigen<br />

wird, dass das Arbeitsgesetz nun flächendeckend<br />

eingehalten wird. ■<br />

<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

7


POLITIK<br />

70 und noch immer kämpferisch<br />

Der <strong>VSAO</strong> feiert dieses Jahr sein 70-jähriges Bestehen. Anstelle von rauschenden Festen oder<br />

würdevollen Feierstunden tut der Verband das, was er in der Vergangenheit immer getan hat:<br />

Er kämpft für seine Mitglieder. An ihrer Frühjahrssitzung entschieden die Delegierten des Zentralvorstands<br />

dem bundesrätlichen Vorschlag zur Zulassungssteuerung mit einem Referendum zu<br />

begegnen.<br />

Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal. Bilder: Severin Nowacki.<br />

Am 25. April traten die Delegierten des Zentralvorstands<br />

(ZV) in Bern zu ihrer Frühjahrssitzung<br />

zusammen. Zu Beginn wies<br />

<strong>VSAO</strong>-Präsident Daniel Schröpfer kurz auf<br />

das Jubiläumsjahr hin, wurde der <strong>VSAO</strong><br />

doch vor 70 Jahren gegründet. Damals<br />

noch als Verband der Assistenzärzte, welche<br />

sich zusammenschlossen, um für einen<br />

angemessenen Lohn zu kämpfen. Bis dahin<br />

wurde nämlich die Weiterbildungszeit<br />

meist gar nicht oder höchstens symbolisch<br />

entlohnt. Dass der Kampfeswille bis heute<br />

nicht geschwunden ist, machten die Diskussionen<br />

im ZV deutlich.<br />

Dominiert wurde die Versammlung von<br />

der Frage nach der Zulassungssteuerung.<br />

Derzeit gilt, dass alle Ärztinnen und die<br />

Ärzte, die drei Jahre an einer anerkannten<br />

Weiterbildungsstätte in der Schweiz gearbeitet<br />

haben, automatisch die Zulassung<br />

erhalten. Dieses befristete Modell hat sich<br />

nicht zuletzt dank seiner Einfachheit und<br />

der ihm innewohnenden Qualitätssicherung<br />

bewährt. Dennoch hat sich der Bundesrat<br />

entschlossen, eine neue, unbefristete<br />

Lösung einzuführen. Neu würden die<br />

Kompetenzen bei den Kantonen liegen, die<br />

nach einem komplexen Schlüssel die Zulassung<br />

steuern müssten (das <strong>VSAO</strong>-Journal<br />

berichtete). Die heute geltende Qualitätssicherung<br />

fiele weg, die Steuerung wäre<br />

um ein Vielfaches willkürlicher und intransparenter.<br />

Obschon der Grundtenor<br />

der Vernehmlassung kritisch bis ablehnend<br />

war, überwies der Bundesrat die Vorlage<br />

nahezu unverändert an die Räte, die<br />

Eintreten beschlossen haben. Erstrat ist der<br />

Nationalrat, dessen gesundheitspolitische<br />

Kommission nun über der Vorlage brütet,<br />

der Ständerat folgt anschliessend. Sollte<br />

das Parlament der Vorlage zustimmen,<br />

würde die neue Zulassungssteuerung auf<br />

1. Juli 2016 in Kraft treten.<br />

Den Zug nicht verpassen<br />

«Bislang war jeder Zulassungsstopp provisorisch<br />

und befristet. Nun aber droht<br />

eine definitive Lösung. Jetzt ist der letzte<br />

Moment, um sich dagegen zu wehren,<br />

sonst ist der Zug abgefahren», warnte ein<br />

ZV-Delegierter und sprach damit wohl den<br />

meisten Anwesenden aus dem Herzen. Ein<br />

Referendum bedeutet für die Sektionen<br />

zwar einen grossen Aufwand, dennoch<br />

sprach sich das oberste Gremium des<br />

<strong>VSAO</strong> grossmehrheitlich dafür aus. Es<br />

schloss sich damit der Meinung einer Delegierten<br />

an, welche sagte, dass man nicht<br />

vor den falschen Dingen Angst haben dürfe.<br />

Die Angst müsse dieser Regelung gelten<br />

und nicht dem Aufwand, die Unterschriften<br />

zusammenzubringen.<br />

Nebst dem Vorschlag des Bundesrates zur<br />

Zulassungssteuerung steht die «Motion<br />

Stahl» im Raum. Nationalrat Jürg Stahl<br />

(SVP) schlägt vor, die kantonale Vertragsfreiheit<br />

einzuführen, falls es in gewissen<br />

Spezialitäten zu viele Ärzte hat. Der Zentralvorstand<br />

sagte ebenfalls ja zu einem<br />

Referendum, falls diese Motion angenommen<br />

werden sollte.<br />

Nebst der Zulassung befasst sich der <strong>VSAO</strong><br />

auf politischer Ebene in erster Linie mit<br />

den Arbeitsbedingungen. Die Kampagne<br />

«spital.illegal.normal?» zur Sensibilisierung<br />

von Bevölkerung, Politik und Verwaltung<br />

wird weitergeführt. Auftakt<br />

8 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>


POLITIK<br />

macht wiederum eine Pressekonferenz,<br />

anschliessend erfolgen eine Aktion mit<br />

Protestpostkarten (s. aktuelles Journal)<br />

sowie weitere Massnahmen.<br />

Verabschiedung und<br />

Wahlen<br />

Im Geschäftsausschuss (GA) ergeben sich<br />

personelle Veränderungen: Nachdem<br />

Christophe Fehlmann das Präsidium der<br />

Sektion Genf übernommen hat, möchte<br />

er aufgrund der zusätzlichen Belastung<br />

aus dem GA ausscheiden. Daniel Schröpfer<br />

würdigte ihn und verdankte seinen<br />

Einsatz (s. Kasten). Verstärkt wird der GA<br />

neu durch Dina-Maria Jakob, die der Sektion<br />

Bern angehört (s. Kasten). Sie wurde<br />

einstimmig in das Exekutivgremium des<br />

<strong>VSAO</strong> gewählt. Der ZV bestimmte anschliessend<br />

neue Vertreterinnen und Vertreter<br />

für die Ärztekammer.<br />

Die üblichen statutarischen Geschäfte<br />

boten kaum Anlass zur Diskussion. Die<br />

Rechnung schliesst im gewohnten Rahmen<br />

und zeigt, dass der <strong>VSAO</strong> über eine<br />

stabile finanzielle Basis verfügt.<br />

Rose geht nach Genf<br />

Vergangenes Jahr hat der <strong>VSAO</strong> erstmals<br />

eine Rose für besondere Leistungen in<br />

Sachen Weiterbildung oder Arbeitsbedingungen<br />

vergeben. Auch dieses Jahr hatten<br />

zwei Sektionen je eine Nomination eingereicht.<br />

Nominiert waren die Abteilung für<br />

Innere Medizin am Spital Oberengadin<br />

sowie die Poliklinik des HUG in Genf. Im<br />

Falle des Spitals Oberengadin wurden<br />

insbesondere drei Punkte hervorgehoben:<br />

die breite fachliche Weiterbildung, die regelmässige<br />

hausinterne sowie externe<br />

Weiterbildung und die Einhaltung des<br />

Arbeitsgesetzes einschliesslich des fairen<br />

Dienstplans. Alle diese Punkte sind insbesondere<br />

für ein kleines, peripheres Haus<br />

keine Selbstverständlichkeit.<br />

Die Genfer Poliklinik tut sich vor allem<br />

durch Anstrengungen auf dem Gebiet der<br />

Arbeitszufriedenheit hervor. Hierfür wurden<br />

verschiedene Arbeitsgruppen ins Leben<br />

gerufen. Im Weiteren gibt es ein Coaching,<br />

das Burnouts verhindern soll, fixe Zeiten,<br />

welche der Aufarbeitung von Administrativem<br />

gelten oder für Forschung zur Verfügung<br />

stehen sowie einen abteilungsinternen<br />

Fonds für Forschungsprojekte.<br />

Da beide nominierten Kandidaten auszeichnungswürdig<br />

sind, fiel den ZV-Delegierten<br />

die Wahl sichtlich schwer. Am<br />

Ende obsiegte Genf mit einigen Stimmen<br />

Vorsprung.<br />

Rücktritt aus dem Geschäftsausschuss<br />

Christophe Fehlmann Gallay ist im Februar <strong>2015</strong> aus<br />

dem Geschäftsausschuss des <strong>VSAO</strong> Schweiz ausgetreten.<br />

Mit ihm verliert der GA ein aktives Mitglied. Christophe<br />

übernahm per 1. Dezember 2014 das Amt als Sektionspräsident<br />

der Sektion Genf. Da er neben diesem Amt<br />

auch weiterhin für den <strong>VSAO</strong> in der Delegiertenversammlung<br />

der FMH waltet, hat er sich zum Rücktritt<br />

aus dem GA entschieden. Wir bedauern dies, sind aber<br />

sehr froh, dass er auch künftig dem <strong>VSAO</strong> erhalten bleibt<br />

und wertvolle Arbeit leistet. Der GA und das Präsidium<br />

des <strong>VSAO</strong> danken ihm für seinen Einsatz herzlich.<br />

Daniel Schröpfer, Präsident <strong>VSAO</strong><br />

Neu im<br />

Geschäftsausschuss<br />

Dina-Maria Jakob<br />

Assistenzärztin Kinderkardiologie<br />

Inselspital Bern<br />

Sektion Bern<br />

Gut zu wissen<br />

Anerkannte Weiterbildungsstätten müssen<br />

über ein Weiterbildungskonzept verfügen,<br />

das aufzeigt, wie die Vermittlung der Lerninhalte<br />

in der Praxis erfolgen soll. Dies ist<br />

in der Weiterbildungsordnung so festgelegt.<br />

Oftmals wissen Weiterzubildende,<br />

dass ein derartiges Papier existiert, haben<br />

es aber noch nie detailliert studiert. Ebenso<br />

rar sind Weiterbildungsverträge, obgleich<br />

auch diese eigentlich von den WB-<br />

Stätten mit ihren Weiterzubildenden abgeschlossen<br />

werden müssten. Der <strong>VSAO</strong><br />

will eine Informationskampagne zu den<br />

Weiterbildungskonzepten durchführen<br />

und für die flächendeckende Einführung<br />

von Weiterbildungsverträgen lobbyieren.<br />

Insbesondere jüngere Mitglieder sollten<br />

wissen, was sie an welcher Weiterbildungsstätte<br />

erwartet und welche Kenntnisse und<br />

Fertigkeiten sie in welcher Zeit wo erwerben<br />

können bzw. erwerben können sollten.<br />

Der ZV stimmte diesem Projekt zu.<br />

Grünes Licht gab es auch für das Projekt<br />

«Delegierbare administrative Aufgaben<br />

von AA/OA», wonach in einem ersten<br />

Schritt Mitglieder und Spitalverantwortliche<br />

auf verschiedenen Kanälen für diese<br />

Frage sensibilisiert werden sollen.<br />

Gesamtarbeitsverträge sind wünschenswert,<br />

aber längst nicht in allen Sektionen<br />

Realität. Um den Sektionen GAV-Verhandlungen<br />

zu erleichtern, wird das Zentralsekretariat<br />

in Zusammenarbeit mit externen<br />

Spezialisten und den Sektionsjuristen<br />

ein Verhandlungskonzept für «GAV-Einsteiger»<br />

ausarbeiten.<br />

Erfreulicher<br />

Geschäftsgang<br />

Wie üblich wurde die Delegiertenversammlung<br />

der Dienstleistungsorganisa tion ME-<br />

DISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC am selben Tag<br />

wie die Versammlung des Zentralvorstandes<br />

abgehalten. MEDISERVICE-Co-Präsident<br />

Andrea Vincenzo Braga konnte über<br />

ein erfreuliches Geschäftsjahr berichten.<br />

Im April 2014 wurde der Vorstand teilerneuert.<br />

Das Gremium habe sich gut eingespielt<br />

und leiste konstruktive Arbeit, so<br />

Braga. Neu hat MEDISERVICE ein Beratungsunternehmen<br />

im Tessin, das die<br />

dortigen Mitglieder bezüglich der MEDI-<br />

SERVICE-Dienstleistungen auch auf Italienisch<br />

betreuen kann. Dank verschiedener<br />

Massnahmen mit Dienstleistungspartnern<br />

hat sich das Vertrags volumen erhöht. Der<br />

daraus resultierende Gewinn des Jahres<br />

2014 fliesst in die Stellenplattform JobMed,<br />

welche umfassend überarbeitet wird. ■<br />

<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

9


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

spitalplattform.vsao.ch –<br />

jetzt online<br />

Informieren, suchen, vergleichen und bald auch noch bewerten – all das bietet die Spitalplattform,<br />

welche der <strong>VSAO</strong> letztes Jahr erarbeitet hat. Die Plattform unterstützt die Ärztinnen und Ärzte bei<br />

der Suche und Auswahl von Arbeits- und Weiterbildungsstellen. Heute befinden sich bereits rund<br />

270 Spitäler auf der Plattform.<br />

Simon Stettler, Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />

Die Spitalplattform enthält all jene Spitäler,<br />

die mindestens eine vom SIWF anerkannte<br />

Weiterbildungsstätte aufweisen. 1<br />

Hilfreiche Informationen zu den Arbeitsbedingungen<br />

in den jeweiligen Spitälern<br />

(z.B. zu den Wochensollarbeitszeiten oder<br />

zu den Löhnen) sowie die standardisierte<br />

Darstellung vereinfachen den Vergleich<br />

zwischen den verschiedenen Spitälern.<br />

Mittels Suchmaske kann auf der Startseite<br />

rasch nach einem Spital, einem Fachgebiet,<br />

einem Ort (inkl. Suchradius) oder<br />

einem Kanton gesucht bzw. gefiltert werden.<br />

Um auf die Detailansicht eines Spitals<br />

zu gelangen, kann dieses direkt ab der<br />

Landkarte oder aus der Liste der Suchergebnisse<br />

ausgewählt werden.<br />

Die Daten werden vom <strong>VSAO</strong> unter Einbezug<br />

der jeweiligen Sektionen direkt bei<br />

den Spitälern erfragt oder vom <strong>VSAO</strong>-<br />

Zentralsekretariat recherchiert und jährlich<br />

aktualisiert. Für die Spitäler, welche<br />

ihren Mitarbeitenden faire Arbeitsbedingungen<br />

bieten, ist die Plattform eine gute<br />

Gelegenheit, um ihre Anstrengungen<br />

insbesondere gegenüber den jungen Ärztinnen<br />

und Ärzten sichtbar zu machen.<br />

Jene Spitäler, welche ihre Daten vollständig<br />

zurückmelden, dürfen als Dankeschön<br />

ihren Eintrag mit Spitallogo und<br />

einem zusätzlichen Informationstext auf<br />

der Spitalplattform aufwerten. Für Spitäler<br />

mit schlechteren Arbeitskonditionen<br />

schafft die Plattform im besten Fall einen<br />

Anreiz, sich zu verbessern, um als Arbeitgeberin<br />

konkurrenzfähig zu sein.<br />

Anderen Interessierten (z.B. Patienten<br />

oder Behörden) stehen diese Informationen<br />

ebenfalls zur Verfügung, da die Plattform<br />

öffentlich zugänglich ist. Schliesslich<br />

ist es kein Geheimnis, dass sich gute<br />

Arbeitsbedingungen positiv auf die Arbeits-<br />

bzw. im Spital auch auf die Behandlungsqualität<br />

auswirken.<br />

1 Die Erfassung der Spitäler mit sehr wenigen<br />

Weiterbildungsstätten läuft noch.<br />

<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

11


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

Verknüpfung mit<br />

dem SIWF-Register<br />

Eine weitere Stärke der Plattform ist deren<br />

Verknüpfung mit dem SIWF-Register der<br />

Weiterbildungsstätten. Auf der Detailansicht<br />

der Spitäler ist ersichtlich, welche anerkannten<br />

Weiterbildungsstätten beim Spital<br />

angegliedert sind. Mit der Auswahl einer<br />

Weiterbildungsstätte gelangt der Benutzer<br />

direkt zum entsprechenden Eintrag im<br />

SIWF-Register. Dort sind insbesondere die<br />

Weiterbildungskonzepte und die Resultate<br />

der jährlichen SIWF-Umfrage unter den<br />

Assistenzärzten zur Weiterbildungsqualität<br />

ersichtlich. Dank dieser Verknüpfung können<br />

somit wesentliche Zusatzinformationen<br />

einfach konsultiert und in den Entscheidungsprozess<br />

eingebunden werden.<br />

Bewertungstool<br />

Im <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>, also praktisch mit Erscheinen<br />

des vorliegenden Artikels, wird eine weitere<br />

Funktion auf der Plattform aufgeschaltet.<br />

Neu erhalten <strong>VSAO</strong>-Mitglieder die Gelegenheit,<br />

ihre Weiterbildungsstätte zu bewerten.<br />

So können sie ihre Erfahrungen mit anderen<br />

Ärzten teilen und selber von Rückmeldungen<br />

profitieren. Die Bewertung erfolgt<br />

anhand von fünf Standardfragen und einer<br />

Skala von jeweils 1 bis 6. Optional steht ein<br />

Kommentarfeld zur Verfügung. Schlechte<br />

Bewertungen müssen begründet werden.<br />

Wird ein Kommentar abgegeben, erhalten<br />

die Weiterbildungsstättenleiter vom <strong>VSAO</strong><br />

eine Mitteilung und die Gelegenheit, eine<br />

Stellungnahme zu platzieren. Bewertungen<br />

und Kommentare werden vom <strong>VSAO</strong> moderiert.<br />

Mitglieder sind herzlich eingeladen,<br />

Bewertungen abzugeben, denn nur dank<br />

vieler Bewertungen gewinnt das Tool an<br />

Attraktivität.<br />


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

Laufbahnplanung<br />

Gesundheitspolitik<br />

Arbeitsplatz Ausland<br />

Arbeitsplatz Klinik<br />

Arbeitsplatz Praxis<br />

Samstag, 7. November <strong>2015</strong> –<br />

Kultur Casino Bern<br />

Haben Sie sich bereits Gedanken über die<br />

Karrieremöglichkeiten als Arzt oder<br />

Ärztin gemacht? MEDIfuture ist die ideale<br />

Plattform, um Ihnen die Angebote in<br />

der Medizin zu erläutern und Ihnen die<br />

unterschiedlichen Wege zum entsprechenden<br />

Karriereziel darzulegen. Zudem<br />

zeigt Ihnen MEDIfuture auf, wie vielfältig<br />

der Arztberuf ist.<br />

Der Anlass wird jährlich im November im<br />

Rahmen des Weiterbildungsengagements<br />

des politischen Verbandes <strong>VSAO</strong> und der<br />

Dienstleistungsorganisation MEDISER-<br />

VICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC durchgeführt und ist<br />

für alle Teilnehmenden kostenlos.<br />

Für junge Ärztinnen und Ärzte<br />

oder Medizinstudierende älteren<br />

Semesters bietet der Anlass die perfekte<br />

Möglichkeit, um sich zum Thema Karriereplanung<br />

zu informieren. Jedoch werden<br />

auch etablierten Berufsleuten, welche<br />

eine Neuorientierung anstreben, Inspirationen<br />

und Informationen geboten.<br />

Dieser Event ist optimal, um Fachkräfte,<br />

Unternehmen und Kollegen zusammenzuführen.<br />

Der diesjährige Anlass findet wie im letzten<br />

Jahr im Kultur Casino in Bern statt.<br />

Die grosszügigen Räume bieten ein perfektes<br />

Ambiente für MEDIfuture. Einige<br />

Referate werden parallel deutsch und<br />

französisch gehalten, alle restlichen Referate<br />

werden simultan (DE/FR) übersetzt.<br />

In diesem Jahr werden die Referate zu<br />

folgenden Themen geboten:<br />

• Gesundheitspolitik<br />

• Tipps, Regeln und Projekte des SIWF<br />

• Vorstellung von drei Fachgesellschaften<br />

• Arbeitsplatz Spital/Gruppenpraxis/Ausland<br />

• Arztberuf und Familie<br />

• … und Weiteres<br />

Neben diesen praxisnahen Präsentationen<br />

von Personen aus verschiedensten Berufsbereichen<br />

im Gesundheitswesen bieten<br />

auch Aussteller (unter anderem diverse<br />

Spitäler) vielfältigen Dienstleistungen<br />

und Karrieremöglichkeiten an. In den<br />

Pausen haben Sie genügend Zeit, die Ausstellung<br />

zu besuchen, Informationen und<br />

Neuigkeiten untereinander auszutauschen<br />

und sich an den Buffets zu bedienen.<br />

Haben Sie Fragen oder möchten Sie mehr<br />

Informationen erhalten? Wenden Sie sich<br />

unter admin@medifuture.ch oder 031<br />

350 44 88 an uns.<br />

Anmelden können Sie sich kostenlos<br />

unter www.medifuture.ch.<br />

Übrigens: Melden Sie sich als Gruppe an<br />

und erhalten Sie einen Starbucks-Gutschein.<br />

■<br />

Die Organisatoren:<br />

<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

13


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

Mit my-aim.ch behalten Sie den<br />

Überblick auf dem Weg zum<br />

Facharzt für Allgemeine Innere<br />

Medizin<br />

Die Allgemeine Innere Medizin (AIM) ist der beliebteste Facharzttitel in der Schweiz. Doch wo<br />

finden Assistenzärzte Informationen zur Weiterbildung? Wann ist die Prüfungsanmeldung? Wie<br />

kann Teilzeitarbeit angerechnet werden? Wie wäre es, alles übersichtlich und aktualisiert auf<br />

einer Website zu finden? my-aim.ch bietet all dies seit Mai <strong>2015</strong>.<br />

Dr. med. Sven Streit, Präsident JHaS, Projektleiter myAIM, Research Fellow, Berner Institut für Hausarztmedizin<br />

Assistenz- und Oberärzte arbeiten überdurchschnittlich<br />

viel und entsprechend<br />

wenig Zeit bleibt ihnen zur Beantwortung<br />

der folgenden Fragen:<br />

• Wie funktioniert das nun mit dem<br />

e-Logbuch?<br />

• Welche Fähigkeitsprogramme gibt es,<br />

die für mich interessant sein könnten?<br />

• Wie funktioniert die Sonografieausbildung?<br />

• Wann findet der nächste Kongress in<br />

meiner Region statt?<br />

• Wie komme ich zu einer Dissertation<br />

oder Publikation für den Facharzt?<br />

• Wo finde ich gute Publikationen<br />

z.B. für einen Journal Club?<br />

• Wie verpasse ich keine Neuigkeiten<br />

rund um meine Weiterbildung?<br />

Die Antworten sind nicht so einfach zu<br />

finden. Hinzu kommt, dass immer mehr<br />

Organisationen ihren Webauftritt ausbauen<br />

und ausserdem zunehmend mehr<br />

Organisationen, z.B. regionale Beratungsstellen<br />

an Universitäten, aktiv werden. Alle<br />

haben sie den Wunsch, den Assistenz- und<br />

Oberärzten auf dem Weg zum Facharzt<br />

und zum Hausarzt respektive Spitalinternist<br />

zu helfen. Als Folge geht der Überblick<br />

verloren und eine Harmonisierung ist<br />

dringend nötig. Als Ärzte mögen wir es<br />

schliesslich auch, wenn wir uns zum Einlesen<br />

in ein Thema auf eine glaubwürdige,<br />

sich kurz fassende und gut verlinkte<br />

Seite wie z.B. Uptodate ® verlassen dürfen.<br />

Seit Mai <strong>2015</strong> gibt es eine Lösung: Mit<br />

www.my-aim.ch entstand in Kooperation<br />

mit verschiedenen Ärzteorganisationen<br />

eine neue Website. myAIM bedeutet, dass<br />

Assistenzärzte ihr Ziel nicht aus den Augen<br />

verlieren – den Facharzttitel AIM.<br />

Gleichzeitig ist myAIM für die Anbieter von<br />

Informationen eine ideale Plattform, um<br />

ihr Angebot publik zu machen. myAIM<br />

wurde der Ort, wo sich die nächste Generation<br />

von Fachärzten AIM ihre Informationen<br />

beschaffen. So kommen Jungärzte<br />

und Organisationen an einer Stelle zusammen<br />

– ein Gewinn für alle.<br />

Willkommen auf myAIM: die Welt der Weiterbildung AIM im Überblick<br />

myAIM – von Kollegen für<br />

Kollegen gemacht<br />

Die Jungen Hausärzte Schweiz (JHaS) und<br />

Swiss Young Internists (SYI) stellten eine<br />

sechsköpfige Redaktion zusammen, um<br />

die Inhalte für myAIM zu bestimmen. Die<br />

Redaktoren kommen alle aus dem weiten<br />

Feld der Allgemeinen Inneren Medizin<br />

und sind selbst Assistenz-, Ober- oder<br />

Hausärzte. Die beiden Fachgesellschaften<br />

SGAM und SGIM wurden als die Trägerorganisationen<br />

gefunden und Sven Streit<br />

wurde zum Projektleiter für myAIM bestimmt.<br />

Daneben ist das SIWF, Hausärzte<br />

Schweiz (MFE), Devenir generaliste<br />

(CRMF), die Stiftung zur Förderung der<br />

Weiterbildung in Hausarztmedizin<br />

(WHM) und sämtliche Institute für Hausarztmedizin<br />

als Partner mit dabei. Dank<br />

der grosszügigen Subventionierung durch<br />

das BAG konnte das Projekt von Beginn<br />

weg finanziert werden.<br />

14 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

Science – Forschung AIM bekannt<br />

machen<br />

Das Kapitel Science erklärt, warum patien<br />

tenzentrierte klinische Forschung auf<br />

dem Gebiet AIM so wichtig ist und porträtiert<br />

ausgezeichnete Schweizer Forscher,<br />

um durch positive Rollenbilder aufzufallen.<br />

An einem «Schwarzen Brett» können<br />

Dissertationen oder Forschungsprojekte<br />

ausgeschrieben werden. Hervorragende<br />

Publikationen werden laufend gesammelt.<br />

So finden Sie für den nächsten Journal<br />

Club bestimmt etwas Spannendes.<br />

Events – Anlässe speziell für Sie<br />

ausgewählt<br />

Sie könnten locker täglich eine Weiterbildung<br />

in der Schweiz besuchen. Aber welche<br />

lohnt sich für Sie? Wann findet etwas<br />

in Ihrer Region statt? Dank dem eigenen<br />

Eventverzeichnis auf myAIM verpassen Sie<br />

keine Weiterbildungen mehr und können<br />

sie Ihren Kollegen weiterempfehlen. Wer<br />

eine Veranstaltung anbietet, kann sie direkt<br />

auf myAIM eintragen und die myAIM-<br />

Redaktion liest sorgfältig die besten Anlässe<br />

für Sie aus.<br />

Basics erklärt alles rund um das Weiterbildungsprogramm.<br />

Übersichtlich –<br />

verständlich – aktuell<br />

myAIM will vor allem eines: Überblick<br />

schaffen. Die Website ist in vier Kapitel<br />

unterteilt und in einer allgemein verständlichen<br />

Sprache gehalten. Darunter<br />

finden sich viele Links auf die jeweilige<br />

Originalseite. Wenn Sie beispielsweise wissen<br />

wollen, wie Sie eine Schwangerschaft<br />

an die Weiterbildung anrechnen können,<br />

so finden Sie auf myAIM die Antworten des<br />

SIWF und weiterführende Informationen<br />

via Link bei der entsprechenden Seite des<br />

SWIF. So werden Doppelspurigkeiten vermieden<br />

und die Aktualität der Informationen<br />

ist garantiert. myAIM passt sich also<br />

laufend den Veränderungen rund um die<br />

AIM an. Nachfolgend werden die vier Kapitel<br />

kurz vorgestellt:<br />

Basics – alles zum Thema Weiterbildung<br />

zum Facharzt<br />

Dies ist das Kapitel zum Basiswissen rund<br />

um das Weiterbildungsprogramm. Einfach<br />

und verständlich wird erklärt, wann<br />

ein e-Logbuch auszufüllen ist oder wie<br />

viele arbeitsplatzbasierte Assessments<br />

jährlich durchzuführen sind: Im Weiteren<br />

findet man hier Tipps und Tricks, wie Beruf<br />

und Familie vereinbart werden können.<br />

Eine wertvolle Checkliste aus dem<br />

Weiterbildungsprogramm zeigt auf, wie<br />

der Facharzttitel AIM optimal erreicht<br />

werden kann. Dank Basics verstehen Sie<br />

rasch, was Sie in der Weiterbildung erwartet<br />

und können sich darauf einstellen.<br />

Beispielsweise können Sie sich früh überlegen,<br />

wie Sie Ihre Publikation erreichen,<br />

die Sie für den Facharzttitel benötigen.<br />

Career – was nach dem Facharzt<br />

kommt: Profil Hausarzt und Spitalarzt<br />

Wir empfehlen Ihnen, so früh wie möglich<br />

einen Überblick über Ihren späteren Beruf<br />

zu gewinnen. Dabei stellt sich auch die<br />

Frage, welche zusätzlichen Skills Sie erhalten<br />

möchten. Ein gutes Beispiel ist die<br />

Sonografie: Je früher Sie verstehen, wie<br />

das Fähigkeitsprogramm funktioniert,<br />

und Sie echte Tipps von Kollegen auf my-<br />

AIM erhalten, welche die Ausbildung dazu<br />

abgeschlossen haben, desto effizienter<br />

erreichen Sie Ihr Ziel und erst noch mit<br />

weniger Frustmomenten. Und wenn der<br />

Frust in der Weiterbildung steigt, kann ein<br />

Mentoring helfen. Auf myAIM finden Sie<br />

die entsprechende Stelle. Abgerundet wird<br />

diese Rubrik mit Testimonials – Kollegen<br />

aus Praxis und Spital erzählen, wie sie<br />

Fachärzte wurden und was sie heute anders<br />

machen würden.<br />

myAIM – auf persönliche<br />

Wünsche zugeschnitten<br />

Die Attraktivität von myAIM macht neben<br />

Übersicht, Verständlichkeit und Aktualität<br />

aber v.a. eines aus: individuelle Informationen.<br />

So können Benutzer sich einfach<br />

registrieren und einstellen, welche Informationen<br />

zu welcher Zeit über welche<br />

Kanäle bei ihnen eintreffen sollen. Wer<br />

sich für AIM-Stellen im Teilzeitbereich<br />

interessiert, kann sich diese Informationen<br />

via unseren Partner Jobmed von ME-<br />

DISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC zustellen lassen.<br />

Wer interessante Weiter- und Fortbildungen<br />

in seiner Region nicht verpassen will,<br />

erhält einen Reminder per E-Mail oder<br />

Social Media. Die myAIM-Redaktion verfasst<br />

regelmässig auf Assistenzärzte zugeschnittene<br />

News, die ebenfalls abonniert<br />

werden können.<br />

Online seit Mai <strong>2015</strong><br />

Die Website ist seit wenigen Wochen online.<br />

Dank vielen Partnern wird sie aktuell<br />

bleiben. An dieser Stelle sei nochmals<br />

allen 15 Partnern dafür gedankt,<br />

dass sie sich gemeinsam für eine bessere<br />

Info rmation für den Nachwuchs an<br />

Fachärzten in Allgemeiner Innerer Medizin<br />

– in der Hausarztpraxis und im<br />

Spital – einsetzen.<br />

■<br />

<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

15


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

SIWF-Award – für besonderes<br />

Engagement in der Weiterbildung<br />

Dr. med. Werner Bauer, Präsident des Schweizerischen Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung SIWF, Dr. med. Raphael Stolz,<br />

Vizepräsident des Schweizerischen Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung SIWF, M. Sc. Nadja Jenni, Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

FMH/SIWF<br />

Der Erfolg der ersten Ausschreibung eines<br />

SIWF-Awards im letzten Jahr bestätigte<br />

unsere Auffassung, dass die Weiterbildung<br />

nicht nur eine gute strukturelle und finanzielle<br />

Abstützung braucht, sondern<br />

dass auch die Wertschätzung und Anerkennung<br />

für die Weiterbildenden einen<br />

hohen Stellenwert haben müssen. 2014<br />

noch ein Pilotprojekt, soll die Verleihung<br />

des SIWF-Awards nun fester Bestandteil in<br />

der Agenda des SIWF werden.<br />

Die Verantwortung, welche die Kaderärztinnen<br />

und -ärzte in der Weiterbildung<br />

wahrnehmen müssen, bildet eine der entscheidenden<br />

Grundlagen für die Vermittlung<br />

des Wissens und Könnens an die<br />

junge Ärztegeneration. Dass die Weiterbildenden<br />

sich dafür mit genügender Intensität<br />

einsetzen, mag ihrem Pflichtenheft<br />

geschuldet sein. Wenn sie sich dieser Aufgabe<br />

aber mit sichtlicher Begeisterung<br />

widmen und ihr Wissen und ihre Erfahrungen<br />

mit besonderem Engagement an<br />

den Nachwuchs weitergeben, auch wenn<br />

die Belastungen durch administrative<br />

Aufgaben mehr und mehr zunehmen, ist<br />

dies weitaus mehr als selbstverständlich.<br />

Deshalb bietet das SIWF den jungen Ärzten<br />

die Möglichkeit, die Arbeit derjenigen<br />

Weiterbildungsverantwortlichen ausdrücklich<br />

anzuerkennen, welche besonders<br />

engagiert, kompetent oder kreativ ärztliche<br />

Kompetenzen vermitteln.<br />

Hat sich einer Ihrer früheren Weiterbildner<br />

exemplarisch für Ihre Weiterbildung<br />

eingesetzt? Haben Sie dank der hohen<br />

didaktischen Kompetenz einer Weiterbildnerin<br />

speziell erfreuliche Fortschritte<br />

in Bezug auf Kenntnisse und Fähigkeiten<br />

machen können? Dann nominieren<br />

Sie diese engagierten Weiterbildungsverantwortlichen<br />

für den SIWF-Award<br />

für besonderes Engagement in der Weiterbildung!<br />

Nominierung durch<br />

Assistenzärztinnen und<br />

-ärzte<br />

Für den SIWF-Award können Personen<br />

nominiert werden, welche zurzeit in der<br />

ärztlichen Weiterbildung aktiv tätig sind.<br />

Im Fokus stehen Kaderärzte, welche sich<br />

in der Weiterbildung von angehenden<br />

Fachärzten persönlich intensiv engagieren<br />

und von diesen in Bezug auf die Weitergabe<br />

von Kenntnissen und Fertigkeiten<br />

als besonders kompetent erlebt werden.<br />

Nominationsberechtigt sind deshalb Ärzte,<br />

die sich zurzeit in der Weiterbildung zu<br />

einem Facharzttitel befinden oder welche<br />

vor weniger als einem Jahr den Facharzttitel<br />

erworben haben. Damit eine Nomination<br />

gültig ist, muss sie durch zwei<br />

Personen gemeinsam erfolgen. Sie soll die<br />

persönliche Wertschätzung für die wahrgenommene<br />

Weiterbildungsqualität und<br />

für das Engagement von Weiterbildungsverantwortlichen<br />

ausdrücken. Damit aufgrund<br />

des Nominationsprozesses keine<br />

Vorteile oder Konflikte am Arbeitsplatz<br />

entstehen können, dürfen nur Weiterbildungsverantwortliche<br />

nominiert werden,<br />

bei welchen die Nominierenden aktuell<br />

nicht mehr angestellt sind. Die Namen der<br />

nominierenden Personen werden nicht<br />

veröffentlicht und den Nominierten auch<br />

nicht mitgeteilt. Es wird keine «Rangliste»<br />

erstellt.<br />

Jetzt Nomination<br />

einreichen!<br />

Um jemanden zu nominieren, erstellen<br />

Sie bitte ein kurzes Nominationsschreiben<br />

im Word- oder pdf-Format (ca. 1000–<br />

2000 Zeichen). Darin müssen folgende<br />

Punkte enthalten sein:<br />

––<br />

Angaben zur nominierten Person (vollständiger<br />

Name, E-Mail-Adresse, Fach-<br />

16 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

Jetzt Weiterbildungsverantwortliche nominieren!<br />

Der SIWF-Award gibt die Möglichkeit, besonders engagierten und kompetenten ärztlichen Weiterbildungsverantwortlichen<br />

eine Anerkennung zu übermitteln. Hat ein ehemaliger Weiterbildner oder eine<br />

ehemalige Weiterbildnerin bei Ihnen einen bleibenden Eindruck hinterlassen? Dann nominieren Sie<br />

ihn oder sie für den SIWF-Award für besonderes Engagement in der Weiterbildung!<br />

Senden Sie Ihr Nominationsschreiben bitte in elektronischer Form an: siwf@fmh.ch mit dem Vermerk<br />

«SIWF-Award für besonderes Engagement in der Weiterbildung».<br />

Einsendeschluss: 9. August <strong>2015</strong><br />

Informationen finden Sie auch auf www.siwf.ch. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an uns unter der<br />

E-Mail-Adresse siwf@fmh.ch oder der Telefonnummer 031 359 11 11.<br />

Rechtliche Hinweise: Das SIWF behält sich das Recht vor, das AWARD-Projekt bei Vorliegen besonderer<br />

Umstände zu sistieren oder die Teilnahmebedingungen zu ändern. Über den Award wird<br />

keine Korrespondenz geführt, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

richtung, Funktion, Weiterbildungsstätte<br />

mit Adresse)<br />

––<br />

Angaben zu den beiden Nominierenden<br />

(vollständiger Name, E-Mail-Adresse,<br />

Fachrichtung, von wann bis wann bei<br />

der nominierten Person in Ausbildung)<br />

––<br />

Begründung, weshalb die Person nominiert<br />

wurde. Geben Sie mindestens zwei<br />

konkrete Beispiele dafür an, wie Sie<br />

persönlich die nominierte Person in der<br />

Weiterbildung als besonders kompetent,<br />

kreativ und engagiert erlebt haben.<br />

Das Nominationsschreiben können Sie bis<br />

am 9. August <strong>2015</strong> in elektronischer Form<br />

mit dem Vermerk «SIWF-Award für besonderes<br />

Engagement in der Weiterbildung»<br />

an siwf@fmh.ch einreichen. Die SIWF-<br />

Geschäftsleitung überprüft, ob die Nominierung<br />

formell korrekt ist, und entscheidet<br />

anschliessend über die Gültigkeit der<br />

einzelnen Nominationen.<br />

Alle korrekt Nominierten erhalten als<br />

Würdigung ihres Engagements in der Weiterbildung<br />

eine Anerkennungsurkunde<br />

und ein Präsent. Sie werden (nach Rückfrage)<br />

auf der SIWF-Website (www.siwf.<br />

ch) aufgeführt und am MedEd-Symposium<br />

vom 23. September <strong>2015</strong> namentlich<br />

genannt.<br />

■<br />

<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

17


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

A B C D E F ...<br />

a b c d e f ...<br />

LESEN LERNEN<br />

Rein hypothetisch<br />

Lukas Staub, Redaktionsmitglied <strong>VSAO</strong>-Journal<br />

Statistische Tests prüfen Hypothesen, indem<br />

verschiedene Annahmen (Behauptungen)<br />

in einem statistischen Modell<br />

analysiert werden. Damit können wir zum<br />

Beispiel die Wirksamkeit eines neuen Medikamentes<br />

zur Hypertoniebehandlung<br />

beurteilen.<br />

Unter der sogenannten Nullhypothese<br />

(H 0 ) versteht man die Annahme, welche<br />

man ablehnen möchte, zum Beispiel also,<br />

dass das neue Medikament den Blutdruck<br />

nicht senkt (im Vergleich mit der Standardbehandlung).<br />

Zusätzlich wird die<br />

sogenannte Alternativhypothese<br />

(H 1 ) aufgestellt, die unsere Motivation des<br />

Experimentes bildet, also dass das neue<br />

Medikament die gewünschte Wirkung<br />

zeigt.<br />

Diese Hypothesen werden anschliessend<br />

mit dem statistischen Test geprüft. Daraus<br />

resultiert eine Teststatistik, mit welcher<br />

der p-Wert ermittelt werden kann. Die<br />

Schlussfolgerungen des statistischen Tests<br />

(signifikant oder nicht) und deren Verhältnis<br />

mit der Wirklichkeit (H 0 oder H 1<br />

wahr) können in einer Vierfeldertafel dargestellt<br />

werden (s. Abbildung). Zwei Möglichkeiten<br />

führen zum richtigen Entscheid:<br />

Das neue Medikament wirkt tatsächlich<br />

besser als die Standardtherapie<br />

(H 1 ist wahr), und das wird im Test als<br />

signifikant erkannt; oder das Medikament<br />

wirkt nicht (H 0 ist wahr), und das Testresultat<br />

ist nicht signifikant.<br />

Wichtig sind die zwei Möglichkeiten des<br />

Fehlentscheides. Das neue Medikament ist<br />

nicht besser als die Standardtherapie (H 0<br />

wahr), aber der statistische Test ist signifikant.<br />

Eine solche falsch-positive Schlussfolgerung<br />

wird als Fehler 1. Art oder α<br />

bezeichnet. Andererseits kann das neue<br />

Medikament wirksam sein (H 1 wahr),<br />

aber der statistische Test ist nicht signifikant.<br />

Diese falsch-negative Schlussfolgerung<br />

wird Fehler 2. Art oder β genannt.<br />

Wie wir in den folgenden Beiträgen<br />

sehen werden, wird α vor der Studie festgelegt<br />

und dient der Interpretation des p-<br />

Werts, während β vom Stichprobenumfang<br />

und α abhängt.<br />

■<br />

Feedback-Pool<br />

(D)ein kleiner, aber wertvoller<br />

Beitrag für eine gute<br />

Weiter- und Fortbildung<br />

Um im Bereich der ärztlichen Weiter- und Fortbildung Meinungen<br />

unserer Mitglieder zu einem Thema einholen zu<br />

können, wurde der Feedback-Pool eingerichtet.<br />

Macht mit, und helft dem <strong>VSAO</strong> damit, den Horizont im Ressort<br />

Weiterbildung etwas zu erweitern und Überlegungen<br />

breiter abzustützen.<br />

Weitere Infos unter www.vsao.ch und Anmeldung per E-Mail<br />

an bertschi@vsao.ch.<br />

Deine Erfahrung zählt!<br />

Visitationen bilden ein Element für das Überprüfen und Sicherstellen<br />

der Weiterbildungsqualität an einer Weiterbildungsstätte.<br />

Ein Visitationsteam, bestehend aus Vertretern des<br />

SIWF, der entsprechenden Fachgesellschaft und des <strong>VSAO</strong>,<br />

besucht die Klinik; vor Ort können die Umsetzung des Weiterbildungskonzeptes<br />

und die Verhältnisse überprüft werden. Ziel<br />

ist es, im Sinne einer positiv-konstruktiven Rückmeldung<br />

mögliche Verbesserungspotenziale zu erkennen und zu nutzen.<br />

Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte, die gerne für den<br />

<strong>VSAO</strong> Visitationen begleiten möchten, melden sich bei Béa trice<br />

Bertschi, unserer Sachbearbeiterin für Weiterbildung/Visitationen<br />

im <strong>VSAO</strong> (bertschi@vsao.ch).<br />

18 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

Auf den PUNKT gebracht<br />

Nicht Schwäche, sondern Vernunft<br />

«Dieses ewige Gejammer wegen der Arbeitszeiten.»<br />

«Die wollen ja alle nur noch<br />

Teilzeit arbeiten.» «Früher waren die Ärztinnen<br />

und Ärzte belastbarer.» Wiederholt<br />

sind mir solche Aussagen zu Ohren gekommen<br />

und jedes Mal sind sie mir sauer<br />

aufgestossen. Kann das ernst gemeint<br />

sein?, frage ich mich dann jeweils spontan<br />

und nicht ganz emotionslos. Zugegeben,<br />

früher waren die Bedingungen nicht rosiger,<br />

aber muss dieser Zustand in alle<br />

Ewigkeit fortgesetzt werden? Ist das Bedürfnis<br />

nach vernünftigen und familienverträglichen<br />

Arbeitszeiten auf eine generelle<br />

Verweichlichung zurückzuführen?<br />

Oft entpuppt sich die Widersprüchlichkeit<br />

solcher Vorstellungen dann, wenn ich Aussagen<br />

von älteren Ärzten höre. So geniesst<br />

ein pensionierter Chefarzt es, Grossvater<br />

zu sein. Leider hat er die Kindheit seines<br />

eigenen Nachwuchses nur am Rande miterlebt,<br />

da er ständig am Arbeiten war.<br />

Unerwähnt bleibt in der Regel auch, wer<br />

damals die Kinder betreut und hauptsächlich<br />

erzogen hat. Aufgrund der früher<br />

vorherrschenden und auch heute noch<br />

überwiegend gelebten Rollenmodelle ist<br />

diese anspruchsvolle Aufgabe vornehmlich<br />

den Frauen zugekommen. Kindertagesstätten<br />

waren selten und «Krippenkinder»<br />

galten als bedauernswerte Geschöpfe.<br />

Unter diesen Voraussetzungen – und<br />

erschwerend mit einem Mediziner als<br />

Mann – war es für Frauen normalerweise<br />

schlicht unmöglich, noch berufstätig zu<br />

sein. Frauen, die sich diese rein schon<br />

organisatorische Mammutaufgabe zumuten<br />

wollten, mussten auf allzeit bereite<br />

Grosseltern zurückgreifen können.<br />

In meiner Wahrnehmung bestätigt hat<br />

mich der Leserbrief einer Ärztin mit über<br />

zwanzig Jahren Berufserfahrung. Sie reagierte<br />

auf einen NZZ-Artikel über das<br />

brachliegende Potenzial der Ärztinnen<br />

und schrieb, dass sie als dreifache Mutter<br />

mehr als zehn Jahre lang mindestens<br />

Vollzeit gearbeitet habe. In dieser Zeit habe<br />

sie die Kinder nur selten gesehen. Für den<br />

Ehemann oder sie selbst sei kaum Zeit<br />

geblieben. Die Organisation der Familie<br />

erfolgte in den dienstfreien Nächten. Aufgrund<br />

der hohen einkommensabhängigen<br />

Kosten für Kinderbetreuung und der<br />

Steuerprogression wurde der grosse Einsatz<br />

auch nicht angemessen entgolten.<br />

Waren die Kinder krank, war der Betreuungsengpass<br />

vorprogrammiert. Einzig die<br />

Freude am Beruf habe sie dazu gebracht,<br />

einen solchen Stress auf sich nehmen.<br />

Heute präsentiert sich die Ausgangslage<br />

nicht viel anders als vor zwanzig Jahren.<br />

Auf jeden Fall sind neben den beruflichen<br />

Herausforderungen die erzieherischen<br />

Aufgaben der Eltern nicht einfacher geworden.<br />

Noch immer ist ein besonderer<br />

Einsatz von jenen Müttern und Vätern<br />

gefragt, die bereit sind, diese Doppelbelastung<br />

auf sich zu nehmen. Langsam ändern<br />

sich die traditionellen Rollenmodelle.<br />

Nach dem neuen Rollenverständnis<br />

sind beide Elternteile berufstätig und<br />

übernehmen idealerweise einen Teil der<br />

Kinderbetreuung. Die Voraussetzungen,<br />

dieses Modell leben zu können, entwickeln<br />

sich ebenfalls nicht allzu schnell.<br />

Teilzeitstellen und externe Kinderbetreuung<br />

sind sicherlich ein Teil der Lösung,<br />

aber sie genügen nicht. Nötig sind insbesondere<br />

ein Umdenken und eine neue<br />

Wertsetzung, die Familie und Beruf gleichermassen<br />

wichtig erscheinen lässt. Damit<br />

sollten die eingangs erwähnten Aussagen,<br />

man sei heute weniger belastbar als<br />

früher, Lügen gestraft werden. Überholte<br />

Vorstellungen verhindern es, konstruktive,<br />

sicherlich auch anspruchsvolle Lösungen<br />

zu erarbeiten, die zukunftsweisend sind.<br />

Neben dem Arztberuf muss auch Raum<br />

und Zeit für ein Familien- und Privatleben<br />

sein. Nur so wird es für alle möglich, ein<br />

ganzes Berufsleben lang motiviert und<br />

engagiert tätig zu sein. ■<br />

Simone Burkhard Schneider,<br />

stv. Geschäftsführerin, Stabsjuristin<br />

<strong>VSAO</strong><br />

20 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

SEKTION BERN<br />

Neue Präsidentin<br />

Nora Bienz ist an der Mitgliederversammlung<br />

vom 23. April <strong>2015</strong><br />

zur neuen Präsidentin der Sektion<br />

Bern gewählt worden. Wir<br />

wünschen ihr viel Freude und Erfolg<br />

bei dieser Aufgabe.<br />

Rosmarie Glauser und der scheidende Präsident<br />

Lars Frauchiger<br />

Lars Frauchiger, der langjährige Präsident<br />

der Sektion Bern, ist auf die Mitgliederversammlung<br />

<strong>2015</strong> von seinem Amt zurückgetreten.<br />

Er wurde mit einem grossen<br />

Dankeschön, ein paar Bildern aus seiner<br />

Amtszeit und einem herzlichen Applaus<br />

als Präsident verabschiedet. Da er noch<br />

einige Mandate für den <strong>VSAO</strong> weiterführt,<br />

bleibt er vorläufig im Vorstand. Die Sektion<br />

Bern dankt Lars Frauchiger auch an<br />

dieser Stelle noch einmal für sein Engagement.<br />

Vier Vorstandsmitglieder sind ebenfalls<br />

zurückgetreten, nämlich Urs Sieber (seit<br />

2007 im Vorstand), Christof Stirnimann<br />

(seit 2010), Stefan Hügli (seit 2011) und<br />

Martin Röthlisberger (seit 2012). Wir<br />

möchten allen für ihre engagierte Mitarbeit<br />

danken.<br />

Neben den 13 bisherigen konnten erfreulicherweise<br />

an der Versammlung vier neue<br />

Mitglieder in den Vorstand gewählt werden.<br />

Den neu gewählten Vorstand finden<br />

Interessierte auf der Website www.vsaobern.ch.<br />

Zurückgetreten ist auch Gabriela Meister,<br />

stellvertretende Geschäftsführerin und<br />

Juristin. Auch sie wurde herzlich verabschiedet.<br />

Ihr Nachfolger, Fürsprecher Gerhard<br />

Hauser, stellte sich der Versammlung<br />

vor.<br />

Der Spital-GAV im Kanton Bern kann in<br />

diesem Jahr sein 15-Jahr-Jubiläum feiern.<br />

Es war der erste GAV in der Deutschschweiz<br />

und gilt als Pioniertat hinsichtlich Verbesserung<br />

der Arbeitsbedingungen. Zum Jubiläum<br />

hat der <strong>VSAO</strong> Bern dem GAV einen<br />

Film gewidmet, der im zweiten Teil der<br />

Mitgliederversammlung gezeigt wurde.<br />

Informiert wurde über zwei weitere GAV-<br />

Projekte, nämlich den Übergangs-GAV für<br />

die Betriebs-AG Inselspital/Spitalnetz<br />

Bern (siehe unten) und die Verhandlungen<br />

über den so genannten GAV 18, der ab<br />

2018 in allen öffentlichen Spitälern im<br />

Kanton Bern gelten soll.<br />

Ausführlich diskutiert wurde über die<br />

neue, erstmals unbefristete Zulassungssteuerung,<br />

die in den nächsten Monaten<br />

im Parlament beraten wird. In einer Konsultativabstimmung<br />

sprachen sich die<br />

rund 70 anwesenden Mitglieder ohne<br />

Gegenstimme bei einer Enthaltung für ein<br />

Referendum aus, falls die Vorlage wie geplant<br />

beschlossen würde. Den Entscheid<br />

über ein Referendum fällt der nationale<br />

Verband an der Zentralvorstandssitzung<br />

vom 25. April.<br />

Informiert wurde zum Schluss über die<br />

nationale Kampagne zu zehn Jahren Arbeitsgesetz.<br />

Die Sektion Bern führt am<br />

7. Mai eine Standaktion am Bärenplatz<br />

durch.<br />

Im gemütlichen Teil der Mitgliederversammlung<br />

fand wie immer die traditionelle<br />

und beliebte Tombola statt.<br />

Neue Präsidentin Nora Bienz<br />

Übergangs-GAV für<br />

die Betriebs AG Insel/SNB<br />

Wie bereits im vorletzten Journal ausgeführt,<br />

sollen im Rahmen der Fusion von<br />

Inselspital und Spital Netz Bern AG (SNB)<br />

per 1.1. 2016 die Arbeitsbedingungen vereinheitlicht<br />

und die beiden heute unabhängigen<br />

Rechtspersönlichkeiten (Stiftung<br />

Inselspital und SNB AG) in eine Betriebs-AG<br />

überführt werden.<br />

SNB ist – wie alle anderen Regionalen<br />

Spitalzentren (RSZ) – heute dem Gesamtarbeitsvertrag<br />

für das Personal bernischer<br />

Spitäler (GAV-Spital) angeschlossen,<br />

nicht so das Inselspital. Mit dem<br />

Betriebsübergang drohte deshalb den<br />

Beschäftigten des SNB eine Zeit ohne gesamtarbeitsvertragliche<br />

Regelung. Nach<br />

intensiven Gesprächen und Verhandlungen<br />

konnten sich die Sozialpartner nun<br />

aber auf einen Übergangs-GAV einigen,<br />

der in weiten Teilen dem Bernischen<br />

Spital-GAV entspricht. Er tritt aber nur in<br />

Kraft, wenn die Betriebs AG tatsächlich<br />

gegründet wird und ist befristet bis<br />

31.12.2017. Der <strong>VSAO</strong> Bern freut sich, dass<br />

bald auch im Inselspital ein GAV gilt.■<br />

Rosmarie Glauser,<br />

Geschäftsführerin Sektion Bern<br />

Neue Adresse des<br />

<strong>VSAO</strong> Bern<br />

Ab 5. <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong> befindet sich<br />

die Geschäftsstelle des <strong>VSAO</strong><br />

Bern an der Schwarztorstrasse<br />

7 (bisher 22) in 3007 Bern.<br />

22 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

SEKTION GRAUBÜNDEN<br />

Neues und<br />

Altbewährtes<br />

Es gab wiederum einige Änderungen im<br />

Vorstand der Sektion: Wir freuen uns über<br />

zwei neue Mitglieder, aber auch über die<br />

zahlreichen bisherigen. Neu verstärken<br />

Corina Meyer und Denis Beyer den Vorstand.<br />

Ausgeschieden ist Raphaela Hausammann,<br />

der wir an dieser Stelle nochmals<br />

für ihren Einsatz danken. Mit neuem<br />

Elan und frischem Wind haben wir<br />

unsere Arbeit im Jahr <strong>2015</strong> wieder aufgenommen.<br />

Die zentralen Themen für das laufende<br />

Jahr bleiben die Steigerung des Bekanntheitsgrades,<br />

die Ausweitung unserer Aktivitäten<br />

auf den gesamten Kanton sowie<br />

die Bereiche Arbeitsbedingungen und<br />

Weiterbildung.<br />

Die Aktivitäten der Arbeitsgruppe «Familienfreundlicher<br />

Arbeitgeber für Ärztinnen<br />

und Ärzte» am Kantonsspital Graubünden<br />

neigen sich mit dem Antrag unserer<br />

Anliegen an die Geschäftsleitung<br />

Was die weder kompensierte noch bezahlte<br />

Überzeit betrifft, sind wir weiterhin gefordert.<br />

Eine Auszahlung hat bisher nur<br />

auf schriftliche Beschwerde der betroffenen<br />

Ärzte hin stattgefunden. Offenbar<br />

wurde entschieden, diese Überzeit nicht<br />

auszuzahlen, weder den Ärzten, die nicht<br />

geklagt haben, noch denjenigen, die ihre<br />

Anstellung beim Hôpital neuchâtelois beendet<br />

und schriftlich die Auszahlung verv.l.n.r.<br />

Samuel Nadig (Geschäftsführer), Dorothea Kübitz, Patrizia Kündig, Denis<br />

Beyer, Katharina Mischler. (Es fehlen Roberta Fahrner und Corina Meyer.)<br />

langsam dem Ende zu. Diese Anliegen<br />

sind insbesondere Karriereplanung, flexiblere<br />

Arbeitszeiten, beruflicher Wiedereinstieg<br />

und Optimierung der Kinderbetreuung.<br />

Auch das überarbeitete Oberarztreglement<br />

des Kantonsspitals Graubünden<br />

wurde nun in der Geschäftsleitung besprochen.<br />

Somit ergeben sich Ressourcen<br />

für neue Projekte, wie zum Beispiel das<br />

Thema 5. Ferienwoche im Gesundheitswesen<br />

im Kanton Graubünden. ■<br />

Patrizia Kündig,<br />

Präsidentin <strong>VSAO</strong> Graubünden<br />

SEKTION NEUENBURG<br />

Neugewählte<br />

bringen frischen<br />

Wind<br />

Der neue Vorstand der AMINE hat sich mit<br />

viel Beharrlichkeit an die Arbeit gemacht.<br />

Die neuen Vorstandsmitglieder haben ihre<br />

Motivation mit einer Flut von frischen Ideen<br />

zum Ausdruck gebracht, insbesondere<br />

was die Information der beim Hôpital<br />

neuchâtelois neu angestellten Kollegen angeht.<br />

Die nächste Informationsveranstaltung<br />

wird also viel spannender sein als die<br />

bisherigen. Erstmals wird es ein after work<br />

geben. All dies wird von Sandra Monnier,<br />

Ben Kratz, Giacomo Verzotti und Aleksandra<br />

Porowska organisiert. Zudem haben<br />

Giacomo Verzotti und Aleksandra Porowska<br />

neu die Verantwortung für unsere Website<br />

und unsere Facebook-Gruppe übernommen.<br />

Beides wird laufend aktua lisiert.<br />

Unsere elektronische Kommunikation wird<br />

also in Zukunft viel leistungsfähiger sein<br />

als bis anhin. Die Sektion hat zudem einen<br />

neuen PC für die Sitzungen angeschafft.<br />

Dies wird die Arbeit von Fiona Ollier, unserer<br />

neuen Sekretärin, vereinfachen. Die<br />

Intensivierung unserer politischen Kontakte<br />

wurde auch diskutiert und wird im Laufe<br />

des Jahres weiter umgesetzt. Zudem<br />

wurden die Ziele für <strong>2015</strong> definiert und in<br />

vier Bereiche aufgeteilt: Aktionen, Mitglieder,<br />

Kommunikation und Politik. Sie werden<br />

auf unserer Website abrufbar sein.<br />

Arbeitsbedingungen<br />

Bezüglich des Gesamtarbeitsvertrags<br />

(GAV) mit dem Hôpital neuchâtelois und<br />

dem Centre neuchâtelois de psychiatrie<br />

haben wir festgestellt, dass es von Seiten<br />

der Arbeitgeber am nötigen Willen mangelt,<br />

die Verhandlungen voranzutreiben.<br />

Der anstehende Sitzungstermin wurde<br />

während mehr als einem Jahr immer wieder<br />

verschoben. Daraufhin haben wir den<br />

GAV gründlich überarbeitet und den Arbeitgebern<br />

zur Unterschrift vorgelegt.<br />

Diese haben nicht darauf geantwortet. So<br />

hat die Sektion beschlossen, den geltenden<br />

GAV per 30. September <strong>2015</strong> zu kündigen.<br />

Ziel ist, die automatische Verlängerung<br />

und damit den Status quo zu verhindern.<br />

Wir haben so einen klaren Impuls<br />

gegeben, damit der neue GAV vor Ablauf<br />

dieser Frist unterzeichnet werden kann.<br />

Darauf hat uns die Direktion kontaktiert,<br />

um die Verhandlungen wieder aufzunehmen.<br />

<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

23


<strong>VSAO</strong><br />

langt haben. Diese Haltung ist inakzeptabel.<br />

Gemäss Gesetz und GAV bleiben<br />

Kompensation und Bezahlung zu 125<br />

Prozent der Überzeit während fünf Jahren<br />

geschuldet. Unabhängig von einer schriftlichen<br />

Beschwerde oder dem Austritt aus<br />

dem Spital. Die Sektion Neuenburg wird<br />

die Interessen ihrer Mitglieder in diesem<br />

Sinne wahren.<br />

Weiter stellen wir besorgt fest, dass zahlreiche<br />

Mitarbeiter die Generaldirektion<br />

des Hôpital neuchâtelois verlassen haben.<br />

In der aktuell sehr angespannten Situation,<br />

die von konfliktbeladenen Restrukturierungen<br />

gekennzeichnet ist, fragen<br />

wir uns, wer das Steuer übernehmen wird.<br />

Wir hoffen sehr, dass die neue Direktion<br />

möglichst schnell ihr Amt antreten wird,<br />

damit wir den Dialog über die Situation<br />

unserer Mitglieder fortführen können.<br />

Diverses<br />

Die Fusion mit der Sektion Jura hat nicht<br />

stattgefunden, nachdem eine Gruppe junger<br />

motivierter Ärzte beschlossen hat, die<br />

kantonale Sektion mit der Bildung eines<br />

Vorstandes zu neuem Leben zu erwecken.<br />

Dies ist zweifellos die beste Lösung, um<br />

eine unmittelbare Wahrung der Interessen<br />

der Mitglieder in diesem Kanton sicherzustellen.<br />

Wir wünschen dem neuen<br />

Vorstand der Sektion Jura viel Erfolg bei<br />

seiner Arbeit! <br />

■<br />

Olivier Clerc,<br />

Präsident der Sektion Neuenburg<br />

SEKTION SOLOTHURN<br />

Erfolge und<br />

Herausforderungen<br />

Am 9. März <strong>2015</strong> fand die Mitgliederversammlung<br />

der Sektion Solothurn im<br />

Kantonsspital Olten statt. Neben acht Vorstandsmitgliedern<br />

und unserem Juristen<br />

Eric Vultier fanden sich weitere sechs Sektionsmitglieder<br />

ein, und man konnte sich<br />

bei einem kleinen Apéro kennen lernen.<br />

Der Präsident blickte auf das vergangene<br />

Jahr zurück:<br />

Die Durchsetzung des Anspruchs auf<br />

104 Ruhetage pro Jahr auch auf Oberarztebene<br />

und insbesondere für Teilzeitarbeitende<br />

(GAV § 253.1) konnte 2014 vollumfänglich<br />

erreicht werden. Diese Regelung<br />

besagt, dass für jeden gearbeiteten Wochenendtag<br />

ein zusätzlicher freier Tag<br />

gewährt werden muss. Rückwirkend gilt<br />

seit dem 1. Januar 2014, dass Teilzeitarbeitende<br />

diese freien Tage zusätzlich zu den<br />

arbeitsfreien Tagen gewährt bekommen<br />

müssen, die ihrer Pensenreduktion dienen.<br />

Somit wurde in dieser umstrittenen<br />

Frage die von uns vertretene Interpretation<br />

des Ruhetaganspruches anerkannt.<br />

Das ArG (Verordnung 2 Artikel 8a.2)<br />

schreibt vor, dass bei einer Interventionszeit<br />

aus dem Pikett von weniger als 30 Minuten<br />

10 Prozent der einsatzfreien Pikettzeit<br />

als Arbeitszeit angerechnet werden<br />

müssen. Schon 2013 konnte auf unsere<br />

Initiative hin diese bis dahin nicht konsequent<br />

beachtete Verordnung für den<br />

grössten Teil der Kliniken Solothurner<br />

Spitäler AG (SoH) korrekt umgesetzt werden,<br />

und es kam zu nachträglichen Zeitgutschriften.<br />

Zu klären bleibt, ob tatsächlich<br />

in allen Kliniken die Umsetzung erfolgt.<br />

Bislang haben wir noch Mühe, eine<br />

eindeutige Auflistung aller Interventionszeiten<br />

der SoH-Kliniken zu bekommen.<br />

Auf eigene Initiative der Assistenten im<br />

Spital Dornach werden die bisherigen unkorrekten<br />

Pausenabzüge für Dienstärzte<br />

in Zukunft korrigiert und auch rückwirkend<br />

ausbezahlt. Der <strong>VSAO</strong>, der hierfür<br />

kontaktiert wurde, konnte die korrekte<br />

Auszahlung nach wenigen Mails mit der<br />

Personalabteilung rasch durchsetzen.<br />

Es fand eine Besprechung mit Oberärztinnen<br />

und -ärzten einer SoH-Klinik statt,<br />

die sehr unbefriedigende und nicht gesetzeskonforme<br />

Dienstzeiten haben. Hier<br />

muss noch eine Lösung gefunden werden,<br />

die für alle Beteiligten annehmbar ist.<br />

Weitere Aktivitäten<br />

Der Aufbau einer neu gestalteten Sektionswebsite<br />

mit Zugang über die Website<br />

des <strong>VSAO</strong>-CH wurde abgeschlossen. Diese<br />

steht jetzt mit laufenden Updates zur Verfügung.<br />

Die Folgen des so genannten «Massnahmenpaketes»<br />

des Kantons Solothurn, eines<br />

Sparplanes mit einschneidenden<br />

Auswirkungen auf das Budget der SoH,<br />

und die dadurch ausgelösten Anträge der<br />

SoH an die GAV-Kommission waren ein<br />

aktuelles und unangenehmes Thema.<br />

Dieses wird uns auch in den nächsten<br />

Jahren noch beschäftigen. Es werden jährlich<br />

über 18 Millionen Franken weniger<br />

vom Kanton an die SoH fliessen, dieses<br />

Geld muss irgendwo eingespart werden.<br />

Ein erster Verhandlungserfolg gelang bereits<br />

Anfang diesen Jahres: Die SoH hatte<br />

unter anderem beantragt, den doppelten<br />

Erfahrungsstufenanstieg in den ersten<br />

vier Anstellungsjahren für Assistenzärzte<br />

zu streichen. Wir konnten nachweisen,<br />

dass dadurch eine überproportionale<br />

Lohnminderung verursacht würde. Daraufhin<br />

zog die SoH diesen Antrag vollumfänglich<br />

zurück.<br />

Kontinuierliche Tätigkeiten<br />

Die Arbeit der Sektion besteht einerseits<br />

aus den oben beschriebenen Reaktionen<br />

auf aktuelle Probleme, zum anderen werden<br />

aber auch kontinuierlich Kontakte<br />

gepflegt und durch unsere aktive Präsenz<br />

in wichtigen Gremien Debatten bestritten<br />

und Weichen gestellt. Im Einzelnen sind<br />

dies:<br />

• Teilnahme an den regelmässig stattfindenden<br />

Informationsgesprächen des<br />

Personalverbands, die den Kontakt sowohl<br />

zu den Stakeholdern der SoH als<br />

auch zu den anderen in der SoH vertretenen<br />

Personalverbänden ermöglichen,<br />

durch Ricky Vultier und Felix Kurth.<br />

• GAV-KO und GAV-Ausschuss-Teilnahme<br />

mehrheitlich durch Ricky Vultier wie<br />

auch durch Karen Gutscher.<br />

• Einsitz im Vorstand der Gesellschaft der<br />

Ärztinnen und Ärzte des Kantons Solothurn<br />

(GAeSO) durch Volker Böckmann.<br />

• Vertretung im Verbund der kleinen Sektionen<br />

des <strong>VSAO</strong> (DAVID) durch Karen<br />

Gutscher.<br />

• Vertretungen im Zentralvorstand (ZV)<br />

des <strong>VSAO</strong> Schweiz durch Michel Clément<br />

und Felix Kurth.<br />

• Vertretung im Geschäftsausschuss (GA)<br />

des <strong>VSAO</strong> Schweiz durch Marino Urbinelli.<br />

• Vertretung in der Ärztekammer durch<br />

die ordentlichen Delegierten Felix<br />

24 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

Kurth und Karen Gutscher sowie durch<br />

die Ersatzdelegierten Eva Kifmann,<br />

Michel Clément, Cirus Schahab, Marino<br />

Urbinelli und Volker Böckmann.<br />

• Vertretung des <strong>VSAO</strong> im Paritätischen<br />

Gremium Praxisassistenz durch Michel<br />

Clément.<br />

• Der Präsident des <strong>VSAO</strong>-CH, Daniel<br />

Schröpfer, ist in unserer Sektion Vorstandsmitglied,<br />

so haben wir dank ihm<br />

ständig einen heissen Draht zum nationalen<br />

Verband und sind über die aktuellen<br />

Geschehnisse bestens informiert.<br />

Pläne für das Jahr <strong>2015</strong><br />

Neben der wichtigen kontinuierlichen Arbeit<br />

in den Gremien und der Bearbeitung<br />

aktuell anfallender Probleme werden wir<br />

uns <strong>2015</strong> intensiv mit den Sparplänen der<br />

SoH beschäftigen müssen. Hier wird vor<br />

allem die Zusammenarbeit mit den anderen<br />

Personalverbänden wichtig sein.<br />

Wir werden weiter viel Energie darauf verwenden,<br />

neue Vorstandsmitglieder aus<br />

den grossen Kliniken der SoH zu gewinnen,<br />

durch verstärkte Präsenz des <strong>VSAO</strong>,<br />

durch Assistententreffen und durch den<br />

intensivierten Kontakt zu den Assistentensprechern.<br />

Wir werden den Bestand von Weiterbildungsverträgen<br />

in der SoH erfassen und<br />

den weiteren Bedarf bei unseren Mitgliedern<br />

abklären.<br />

Wir planen eine Zusammenfassung der<br />

wichtigsten die Ärzte betreffenden Bestimmungen<br />

des GAV und eine Veröffentlichung<br />

dieser Essentials auf der Website. ■<br />

Felix Kurth,<br />

Präsident der Sektion Solothurn<br />

SEKTION WALLIS<br />

GAV<br />

In unserem letzten Bericht haben wir von<br />

den laufenden Verhandlungen mit unserem<br />

Arbeitgeber, dem Spital Wallis, betreffend<br />

neuen GAV für die Assistenz- und<br />

Oberärzte berichtet. Diese sind nun abgeschlossen.<br />

Sie fanden von Oktober 2014 bis<br />

Februar <strong>2015</strong> statt. Die Endfassung wurde<br />

von den Mitgliedern anlässlich der Mitgliederversammlung<br />

vom 26. Februar<br />

gutgeheissen. Die Unterzeichnung fand<br />

Ende April statt. Unsere wichtigsten Forderungen,<br />

sprich die Einführung einer<br />

wöchentlichen Arbeitszeit von 42–50<br />

Stunden (aktuell 50 Stunden) sowie die<br />

Einführung eines unbefristeten Arbeitsvertrages,<br />

einschliesslich eines Weiterbildungsplans<br />

(zurzeit befristete Verträge),<br />

wurden leider vom Arbeitgeber verworfen.<br />

Immerhin haben wir den Anhang, welcher<br />

2013 ausgehandelt worden war, verschiedene<br />

Artikel zum besseren Schutz der<br />

schwangeren Frau sowie die Einführung<br />

eines Monitorings betreffend Dienstplanung<br />

und Überstunden in diesen GAV<br />

einbauen können. Obschon der Arbeitgeber<br />

unsere Forderungen abgelehnt hat,<br />

wird dieser GAV eine Grundlage bilden,<br />

die, so hoffen wir, eine Verbesserung unserer<br />

Arbeitsbedingungen ermöglichen<br />

wird.<br />

Das Spital Wallis hat in letzter Zeit für<br />

zahlreiche Schlagzeilen in den Medien<br />

gesorgt, insbesondere wegen diverser<br />

Wechsel auf Ebene der Direktion. Wir haben<br />

bereits feststellen können, dass sich<br />

die Direktion ad interim bemüht, ein angenehmeres<br />

Arbeitsklima zu schaffen und<br />

eine transparente Kommunikation sicherzustellen.<br />

Zahlreiche Restrukturierungen<br />

sind zurzeit im Gange. Wir hoffen, dass<br />

diese unserer Institution, die in den vergangenen<br />

Jahren turbulente Zeiten erlebt<br />

hat, neuen Schwung verleihen werden.<br />

Organisation<br />

Anlässlich der letzten Mitgliederversammlung<br />

hat die Sektion Wallis diverse<br />

<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

25


<strong>VSAO</strong><br />

Wechsel im Vorstand verzeichnen müssen.<br />

Auch wenn einige von uns zu neuen Ufern<br />

aufbrechen (ihnen gilt unser herzliches<br />

Dankeschön für ihren Einsatz und ihre<br />

Arbeit verbunden mit unseren Glückwünschen<br />

für den weiteren Weg), können wir<br />

weiterhin auf ein eingespieltes und motiviertes<br />

Team zählen.<br />

Unser Präsident Jean Bonnemain wird<br />

sein Mandat für ein weiteres Jahr fortführen.<br />

Die Posten der Sekretärin und<br />

Vizepräsidentin wurden von Emmanuelle<br />

Jordan und Marie Veuthey übernommen.<br />

Erfreulicherweise hat sich auch<br />

ein Kollege aus dem Oberwallis gemeldet,<br />

Kaspar Kälin. Wir freuen uns, mit<br />

ihm einen Vertreter des deutschsprachigen<br />

Kantonsteils in unseren Reihen<br />

begrüssen zu können. Interessierte Mitglieder,<br />

die gerne für unseren Verband<br />

arbeiten möchten, sind jederzeit willkommen!<br />

Wir möchten bei dieser Gelegenheit<br />

auch Fürsprecherin Valentine<br />

Gétaz-Kunz herzlich für ihre Arbeit danken.<br />

Sie hat uns professionell und fachkundig<br />

während der langen Verhandlungen<br />

begleitet.<br />

Die grossen Baustellen sind damit behoben.<br />

<strong>2015</strong> wird für die Sektion ein verhandlungstechnisch<br />

ruhigeres Jahr sein.<br />

Nach der Unterzeichnung des neuen GAV<br />

für das Spital Riviera Chablais und der<br />

Erneuerung des Walliser GAV wird unser<br />

Hauptaugenmerk der Umsetzung dieser<br />

Verträge gelten. Zudem zeichnen sich in<br />

nächster Zeit verschiedene Änderungen<br />

innerhalb des Spitals Wallis ab. Wir werden<br />

diese nutzen, um den fruchtbaren<br />

Dialog mit unserem Arbeitgeber fortzusetzen,<br />

damit die Interessen der Assistenz-<br />

und Oberärztinnen und -ärzte weiterhin<br />

gewahrt werden.<br />

Jubiläum<br />

Zum Schluss weisen wir noch darauf hin,<br />

dass unsere Sektion dieses Jahr ihr 20-jähriges<br />

Bestehen feiert. Wir werden in einer<br />

nächsten Ausgabe auf die Geschichte der<br />

Sektion Wallis zurückkommen. Wir haben<br />

bereits einige frühere Mitglieder befragen<br />

können. Leider sind unsere Archive in einem<br />

desolaten Zustand. Wir rufen Sie deshalb<br />

auf, uns bei der Geschichtsschreibung zu<br />

helfen. Waren Sie einmal in der Sektion aktiv?<br />

Als Präsident, Sekretär, Vorstandsmitglied?<br />

Dann bitten wir Sie, uns an president@asmaval.ch<br />

zu schreiben, um uns von<br />

Ihren Erinnerungen zu berichten. ■<br />

Marie Veuthey, Vizepräsidentin<br />

COACHING<br />

Arztberuf & Familie / Privatleben<br />

Telefonische Beratung:<br />

044 462 71 23 • info@und-online.ch<br />

Wie bringe ich Familie, Freizeit und Beruf unter einen Hut? Wie steige ich nach der Babypause wieder ein? Wie<br />

meistere ich die täglichen Herausforderungen? Antworten und Lösungsvorschläge auf diese und weitere Fragen<br />

bietet der <strong>VSAO</strong> seinen Mitgliedern im Rahmen eines kostenlosen Coachings an. Die Beratung erfolgt telefonisch<br />

durch die Fachstelle UND.<br />

Erfahren Sie mehr über dieses Beratungsangebot des <strong>VSAO</strong> auf unserer Website www2.vsao.ch unter der Rubrik<br />

Arztberuf & Familie / Privatleben.<br />

26 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

§<br />

Rechtsberatung<br />

Claudia von Wartburg, Geschäftsführerin<br />

und Juristin der Sektion Basel<br />

Bin ich bei einem Bewerbungsgespräch<br />

verpflichtet,<br />

einen Kinderwunsch<br />

oder gar eine allfällige<br />

Schwangerschaft mitzuteilen,<br />

wenn ich gefragt werde?<br />

Darf ich diesbezüglich<br />

sogar lügen? Kann mir der<br />

Arbeitgeber im Falle einer<br />

verschwiegenen oder verleugneten<br />

Schwangerschaft<br />

kündigen?<br />

In einem Bewerbungsgespräch muss man<br />

grundsätzlich vollständig und wahrheitsgetreu<br />

antworten. Der Arbeitgeber darf<br />

alle Fragen stellen, die im Zusammenhang<br />

mit der Eignung für die jeweilige<br />

Stelle stehen oder zur Erfüllung des Arbeitsvertrags<br />

notwendig sind. Dazu zählen<br />

z.B. Fragen zum beruflichen Werdegang<br />

oder zu Qualifikationen. Es gibt aber auch<br />

Fragen, die unzulässig sind. Dies trifft<br />

dann zu, wenn diese nichts mit der Befähigung,<br />

den Job auszuüben, zu tun haben<br />

bzw. persönlicher Natur und damit potentiell<br />

diskriminierend sind. Dazu gehören<br />

etwa Fragen nach der Religionszugehörigkeit<br />

oder zur Familienplanung. Solche<br />

Fragen dürfen nur gestellt werden, wenn<br />

man aufgrund der Schwangerschaft den<br />

Beruf überhaupt nicht mehr ausüben<br />

könnte, was bei einer Ärztin klar nicht der<br />

Fall ist. Fragen rund um die Familienplanung<br />

müssen Sie daher nicht beantworten.<br />

Darüber hinaus dürfen Sie sogar lügen<br />

und etwa verneinen, dass Sie schwanger<br />

sind, da der Arbeitgeber Ihnen diese<br />

Frage gar nicht stellen dürfte. Wenn er es<br />

trotzdem tut und Sie nur erklären, dass<br />

Sie diese Frage nicht beantworten wollen,<br />

könnte das für Sie nachteilig sein. Aus<br />

diesem Grund ist die «Notlüge» in diesem<br />

Fall erlaubt und hat auch keine – zumindest<br />

rechtlichen – Konsequenzen. Zurück<br />

bleibt natürlich das ungute Gefühl, allenfalls<br />

etwas verheimlicht zu haben.<br />

Wegen einer allfälligen Schwangerschaft<br />

darf man Ihnen auch nach Stellenantritt<br />

nicht kündigen. Ist die Probezeit abgelaufen,<br />

wäre eine Kündigung bis 16 Wochen<br />

nach der Geburt nichtig. Ein Risiko besteht<br />

jedoch während der Probezeit, in der<br />

der Arbeitgeber prinzipiell ohne Angabe<br />

von Gründen künden kann. Falls er Ihnen<br />

in dieser Zeit wegen der Schwangerschaft<br />

kündet, ist dies missbräuchlich. Daher<br />

könnte die Kündigung aus anderen Gründen<br />

ausgesprochen werden. Zu Ihrem<br />

Schutz ist es deshalb ratsam, die Schwangerschaft<br />

erst nach Ablauf der Probezeit<br />

zu offenbaren. <br />

■<br />

Kitaplatz gesucht – der <strong>VSAO</strong> hilft<br />

Wenn Sie einen Betreuungsplatz für Ihr Kind suchen, denken Sie daran: Seit 2011 unterstützt<br />

Ihr Verband Sie bei dieser zeitaufwendigen Aufgabe. Eine Anfrage mittels Online-Formular beim <strong>VSAO</strong> genügt und Sie<br />

erhalten Informationen zu verfügbaren Plätzen in Ihrer Wunschregion und die entsprechenden Kontaktdaten<br />

der Tagesstätten. Weitere wichtige Informationen und das Formular finden Sie unter der neuen Rubrik Arztberuf und Familie<br />

auf der <strong>VSAO</strong>-Homepage www.vsao.ch.<br />

<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

27


FOKUS ▶ STARK<br />

Wenn die Kraft schwindet …<br />

Der Junge kann erst mit zwei Jahren gehen, beim Aufstehen stützt er sich ab. Auch der jüngere<br />

Bruder zeigt motorische Einschränkungen. Was zunächst nach einer verzögerten Entwicklung<br />

aussieht, wird zum Schicksalsschlag für die Familie: Beide Kinder leiden an einer Muskeldystrophie<br />

Duchenne. Therapien und Kontrollen bestimmen den Tagesablauf. Neue Medikamente erlauben<br />

aber eine leise Hoffnung.<br />

Dr. med. Eveline Perret-Hoigné, Prof. Dr. med. Maja Steinlin, Abteilung für Neuropädiatrie, Entwicklung und Rehabilitation,<br />

Universitätsklinik für Kinderheilkunde, Inselspital Bern<br />

Das Jahr 2009 wird den Eltern immer in<br />

Erinnerung bleiben. Bis anhin machte<br />

ihnen die Tatsache, dass Simon erst mit<br />

22 Monaten gehen lernte, keine Sorgen.<br />

Auch der kleinere Bruder Lukas war motorisch<br />

langsam. Nun fiel aber beim<br />

4-jährigen Simon ein eigenartiges Gangbild<br />

auf – die Eltern suchten Rat beim<br />

Kinderarzt.<br />

Dieser stellte bei Simon ein watschelndes<br />

Gangbild, eine leichte Pseudohypertrophie<br />

der Waden, ein positives Gowers-Zeichen<br />

und eine Hyperlordose als Zeichen einer<br />

rumpfbetonten Muskelschwäche fest. Die<br />

Creatinkinase war mit 38 000 U/l deutlich<br />

erhöht, womit eine Muskeldystrophie Duchenne<br />

(MDD) (s. Kasten) vermutet werden<br />

musste. Die Verdachtsdiagnose wurde<br />

genetisch durch Nachweis einer Nonsense-Mutation<br />

mit vorzeitigem Stopcodon in<br />

Exon 58 des MDD-Gens bestätigt. Den<br />

Eltern war sofort klar, dass auch der jüngere<br />

Sohn betroffen sein musste.<br />

Die Diagnose MDD bei beiden Söhnen<br />

konfrontierte die junge Familie mit zahlreichen<br />

Herausforderungen und Unsicherheiten;<br />

das Wissen um die zunehmende<br />

Muskelschwäche mit Rollstuhlabhängigkeit<br />

im Laufe der kommenden Jahre war<br />

belastend. Die vermutete Trägerschaft der<br />

Mutter wurde genetisch bestätigt. Es folgten<br />

Beratungen betreffend Familienplanung<br />

auch der erweiterten Familie. Die<br />

Freude war gross, als zwei Jahre später die<br />

gesunde Anna geboren wurde.<br />

Therapien und Kontrollen<br />

Seit der Diagnosestellung bestimmen<br />

Therapien für die beiden Brüder und regelmässige<br />

ärztliche Kontrollen den Tagesablauf<br />

der Familie: Zur Förderung der<br />

motorischen Entwicklung und zur Prophylaxe<br />

von Kontrakturen wird regelmässig<br />

Physiotherapie durchgeführt; die Eltern<br />

wurden angelernt, die Übungen<br />

täglich zu Hause durchzuführen. Die<br />

heilpädagogische Frühberaterin hilft bei<br />

den kognitiven Teilleistungsdefiziten und<br />

Verhaltensauffälligkeiten. Beide Brüder<br />

müssen täglich dreissig Minuten in eine<br />

Schule für Körperbehinderte und wieder<br />

zurück gefahren werden. Nach Optimierung<br />

des Impfschutzes wurde bei Simon<br />

raschmöglichst eine Steroidtherapie begonnen.<br />

Er lernte Hüpfen, Rennen, und<br />

seine Ausdauer verbesserte sich. Bei Lukas<br />

wurde die Steroidtherapie mit drei Jahren<br />

begonnen, als sich in der motorischen<br />

Entwicklung ein Plateau abzeichnete. So<br />

kann er aktuell mit sieben Jahren noch<br />

zwei bis drei Stunden gehen. Sein älterer<br />

Bruder leidet seit dem achten Lebensjahr<br />

unter zunehmenden Einbussen: Er kann<br />

kaum mehr vom Boden aufstehen, stürzt<br />

häufiger, seine Gehstrecke verkürzt sich<br />

zusehends. Im Alter von zehn Jahren ist<br />

Treppensteigen für ihn so anstrengend,<br />

dass sein Zuhause nun vorausschauend<br />

rollstuhlgerecht umgebaut wird.<br />

28 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>


FOKUS ▶ STARK<br />

Muskeldystrophie Typ Duchenne<br />

Die x-chromosomal vererbte MDD ist mit 1:3500–6000 betroffenen Knaben die häufigste Muskeldystrophie.<br />

Bei einem Drittel besteht eine Neumutation. Knaben mit MDD zeigen früh eine verzögerte<br />

motorische Entwicklung, freies Gehen vor dem 18. Lebensmonat ist eine Seltenheit. Im Kleinkindesalter<br />

zeigt sich eine progrediente, proximal betonte Muskelschwäche mit dem typischen Gowers-Zeichen<br />

(Aufstützen auf den Oberschenkeln beim Aufstehen). Eine um das 10–20fach erhöhte CK ist wegweisend,<br />

die Diagnose muss molekulargenetisch bestätigt werden. Im Dystrophin-Gen auf Chromosom<br />

Xp21.2, einem der grössten Gene unseres Genoms, kommen verschiedene Mutationen vor, insbesondere<br />

Deletionen und Duplikationen. Sie führen zu vorzeitigen Stopcodons, welche die Dystrophin-<br />

Produktion vollständig verhindern, oder zu Frameshift-Mutationen, welche Letztere vermindern. Dies<br />

führt zu verminderter Membranstabilität von Skelett-, Herz- und Zwerchfellmuskulatur mit nachfolgendem<br />

Muskelzelluntergang und bindegewebigem Umbau der Muskulatur. Die leichte Expression von<br />

Dystrophin im Gehirn erklärt die kognitiven Beeinträchtigungen. Bei Deletionen und Duplikationen<br />

kann die Diagnose rasch bestätigt werden, bei selteneren Punktmutationen und Splice-site-Mutationen<br />

müssen zeitraubende Zusatzuntersuchungen durchgeführt werden. Eine Muskelbiopsie wird hier zur<br />

rascheren Diagnosesicherung angeboten.<br />

Unter supportiver Therapie mit Steroiden kann heute die Gehfähigkeit bis zum 10.–12. Lebensjahr<br />

erhalten und so auch das Auftreten von Kontrakturen und Skoliose, aber auch von respiratorischer<br />

Insuffizienz und Herzinsuffizienz verzögert werden. Durch weitere supportive Massnahmen (nächtliche<br />

Maskenbeatmung, frühzeitige medikamentöse kardiale Therapie, optimale Ernährung, Skolioseoperation)<br />

können Lebensqualität und Lebenserwartung signifikant verbessert werden. Früher verstarben<br />

Knaben mit MDD meist vor dem 20. Lebensjahr – heute betrifft dieses Krankheitsbild auch die<br />

Erwachsenenmedizin, da Patienten nicht selten bis zu 40 Jahren alt werden.<br />

Die Familie setzt grosse Hoffnung in die<br />

Forschung. Simon kann zurzeit an einer<br />

Phase-3-Studie für Ataluren teilnehmen<br />

(s. unten). Dafür reist die Familie regelmässig<br />

an das Studienzentrum in Lausanne.<br />

Der jüngere Lukas wird ebenso<br />

regelmässig nach Basel begleitet, um an<br />

einer Studie zur Carnitin-Supplementation<br />

teilzunehmen. Welche Freude und<br />

Erleichterung, als die Wirksamkeit von<br />

Ataluren bestätigt und es im Dezember<br />

2014 in Europa zugelassen wurde! Leider<br />

verzögert sich der Antrag bei swissmedic,<br />

die schweizerischen Versicherungen lehnen<br />

die Bezahlung der teuren Behandlung<br />

noch ab – für die Eltern beginnt ein<br />

Kampf mit der Zeit und gegen die Versicherungen.<br />

Neue Hoffnungen<br />

Vor allem genetisch gesteuerte Therapieansätze<br />

sind zurzeit vielversprechend.<br />

Aktuell werden verschiedene Substanzen<br />

erforscht:<br />

• Ataluren ist eine dreimal täglich oral<br />

einzunehmende Substanz, die durch<br />

Überlesen des vorzeitigen Stopcodons<br />

ein «readthrough» der mRNA mit Bildung<br />

von Dystrophin ermöglicht.<br />

Ataluren ist somit bei den 10 bis 15 Prozent<br />

der MDD-Patienten wirksam, die<br />

eine Nonsense-Mutation aufweisen. In<br />

der Phase-2-Studie zeigte sich eine signifikante<br />

Verbesserung der Gehstrecke,<br />

worauf Ataluren im Dezember 2014<br />

durch die europäische Arzneimittelbehörde<br />

provisorisch zugelassen wurde.<br />

Die Phase-3-Studie zur definitiven Zulassung<br />

ist am Laufen.<br />

• Ein anderer Hoffnungsträger sind Antisense-Oligonucleotide.<br />

Sie ermöglichen<br />

ein Exonskipping, wodurch der<br />

Leserahmen bei Frameshift-Mutationen<br />

wiederhergestellt wird. Dadurch<br />

wird das partiell funktionstüchtige<br />

Protein Dystrophin hergestellt und die<br />

mildere Erkrankungsvariante im Sinne<br />

einer MD Becker imitiert. Eine Substanz,<br />

die bei Deletion von Exon 51 (betrifft<br />

13% der Patienten) eingesetzt<br />

werden kann, hat in Phase-2- und<br />

-3-Studien widersprüchliche Resultate<br />

bezüglich Wirksamkeit und Nebenwirkungsrate<br />

erbracht. Weitere Antisense-<br />

Oligonucleotide (für Exone 45, 53 und<br />

51) werden aktuell in Phase-1- und<br />

-2-Studien geprüft.<br />

• Zahlreiche weitere Therapieansätze<br />

befinden in zumeist präklinischer Erforschung.<br />

Erste Studien zu Stammzelltransplantation<br />

befinden sich in<br />

Phase 1.<br />

Für die betroffenen Familien ist das ein<br />

Hoffnungsschimmer. Umso wichtiger ist<br />

es, die Kinder früh zu erfassen, damit sie<br />

eine optimale Betreuung und Therapie<br />

erhalten. Ziel ist es, möglichst vor Auftreten<br />

relevanter Funktionseinschränkungen<br />

potentielle Therapien der Zukunft zu<br />

ermöglichen. <br />

■<br />

Literatur<br />

Bushby K. et al, DMD Care Considerations Working<br />

Group. Diagnosis and management of<br />

Duchenne muscular dystrophy, part 2: implementation<br />

of multidisciplinary care.<br />

Lancet<br />

Neurol. 2010 Feb; 9(2): 177-89.<br />

Bushby K. et al, DMD Care Considerations Working<br />

Group. Diagnosis and management of<br />

Duchenne muscular dystrophy, part 1: diagnosis,<br />

and pharmacological and psychosocial<br />

management. Lancet Neurol. 2010 Jan;<br />

9(1): 77–93.<br />

Mercuri E., Muntoni F., Muscular dystrophy: new<br />

challenges and review of the current clinical<br />

trials. Curr Opin Pediatr. 2013 Dec; 25(6):<br />

701–7.<br />

Mercuri E, Muntoni F. Muscular dystrophies.<br />

Lancet. 2013 Mar9;381(9869):845-60.<br />

Haas M et al. European Medicines Agency review<br />

of ataluren for the treatment of ambulant<br />

patients aged 5 years and older with Duchenne<br />

muscular dystrophy resulting from a<br />

nonsense mutation in the dystrophin gene.<br />

Neuromuscul Disord. <strong>2015</strong> Jan;25(1):5-13.<br />

Bushby K et al.; PTC124-GD-007-DMD STUDY<br />

GROUP. Ataluren treatment of patients with<br />

nonsense mutation dystrophinopathy.Muscle<br />

Nerve. 2014 Oct;50(4):477-87.<br />

www.clinicaltrials.gov<br />

www.treat-nmd.eu<br />

<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

29


FOKUS ▶ STARK<br />

Von der Arznei zum<br />

Marketingobjekt<br />

Ein an Typhus erkranktes Kind und ein genialer Wissenschafter stehen am Anfang. Dazu kommen<br />

ein Apotheker und ein Eisenbahningenieur sowie ein gerüttelt Mass an Unternehmergeist. Diese<br />

Zutaten liegen Liebigs Fleischextrakt zugrunde. Damit die Erfindung der Kraftbrühe zur bis heute<br />

währenden Erfolgsgeschichte werden konnte, bedurfte sie jedoch einer speziellen Werbestrategie.<br />

Prof. Dr. Manfred Kröger, Justus-Liebig-Gesellschaft zu Giessen<br />

Mit Liebig hat die moderne Chemie begonnen,<br />

weil er als Erster konsequent<br />

quantitative Methoden eingesetzt hat. Jede<br />

Reaktion wurde sorgfältig von einer Elementaranalyse<br />

in dem von ihm entwickelten<br />

Fünfkugelapparat begleitet. Die Briefmarke<br />

zu Liebigs 200. Geburtstag symbolisiert<br />

das in idealer Weise. Was wie ein<br />

Nebeneinander aussieht, ist in Wahrheit<br />

Anfang und Ende einer Legende. Bei Liebig<br />

spielte die Arbeit an praktischen Problemen<br />

stets eine grosse Rolle. So gehören<br />

der Silberspiegel, das Backpulver, die<br />

künstliche Babynahrung, der Mineraldünger<br />

und eben der Fleischextrakt zu<br />

seinen Erfindungen (siehe Abb. 1).<br />

Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts<br />

kannte man die Möglichkeit, die Nährstoffe<br />

des Fleisches durch Auskochen zu<br />

extrahieren. Liebig kannte die Literatur<br />

wie kein Zweiter und er nutzte solche Beschreibungen,<br />

um die Inhaltsstoffe des<br />

Fleisches zu erforschen. Dabei entdeckte<br />

er das Inosinmonophosphat (IMP), das<br />

sowohl ein saures Abbauprodukt des Guanosintriphosphats<br />

(GTP) als auch die<br />

Vorstufe für seine Synthese ist. GTP ist<br />

nicht nur verantwortlich für den Geschmack<br />

des frischen Fleisches, es spielt<br />

auch als Überträger der Energie im Muskel<br />

eine tragende Rolle. Man kann sagen,<br />

je mehr GTP, desto mehr Kraft. Und daraus<br />

folgert, dass die Menge an Energieträgern<br />

steigt, wenn wir die Vorstufe IMP zu<br />

uns nehmen. Also Fleischextrakt essen<br />

gibt quasi direkt Kraft. Aber warum dann<br />

nicht gleich Fleisch essen?<br />

Fleischextrakt aus<br />

der Not geboren<br />

Aus der Sicht der Chemie ist klar, dass<br />

man Fleisch so schonend wie möglich<br />

behandeln muss, um den Nährwert des<br />

Fleisches möglichst vollständig auf den<br />

Extrakt zu übertragen. Diesen Aspekt verfolgte<br />

keiner seiner Vorgänger. Liebig liess<br />

zahlreiche Studenten an diesem Thema<br />

arbeiten, bis er schliesslich zu praktischem<br />

Handeln gezwungen war, als die<br />

Tochter eines Freundes aus England bei<br />

einem Besuch der Familie Liebig in München<br />

an Typhus erkrankte. Mit dem gesammelten<br />

Wissen im Kopf und von dem<br />

Wunsch nach Heilung des Kindes beseelt,<br />

nahm Liebig höchstpersönlich 500 g frisches<br />

Hühnerfleisch, hackte es in kleinste<br />

Stückchen, mischte es mit 560 g kaltem,<br />

destilliertem Wasser und gab schliesslich<br />

vier Tropfen reine Salzsäure sowie zwischen<br />

einem halben und einem Quäntchen<br />

Kochsalz zu. Das Ganze inkubierte<br />

er für eine Stunde und gab den geklärten<br />

Überstand dem durch Durchfall schon<br />

fast dehydrierten Kind zu trinken (verkürzt<br />

nach dem Anhang zum 32. der<br />

Chemischen Briefe). Nach kurzer Zeit genas<br />

das Kind vollständig.<br />

Liebig versuchte nun, seinen Extrakt zu<br />

vermarkten. Das gelang zuerst nur in der<br />

Apotheke seines Schülers Max von Pettenkofer,<br />

denn für den Preis des Fleischextraktes<br />

konnte man locker Frischfleisch<br />

erwerben. In der Königlichen<br />

Hofapotheke der Familie Pettenkofer<br />

wurde fortan der Fleischextrakt hergestellt<br />

und als Medizin verkauft. Pettenkofer<br />

gilt auch heute noch als «Hygienepapst»<br />

und war weniger von dem Nährwert<br />

als vielmehr von der Haltbarkeit des<br />

Extraktes fasziniert. Damit wäre die Geschichte<br />

des Fleischextrakts im Prinzip<br />

schon zu Ende gewesen, denn dieses<br />

teure Medikament konnten sich nur die<br />

reichen Kunden der Hofapotheke leisten.<br />

Doch weit gefehlt.<br />

Abb.1: Die Briefmarke der Deutschen Post von 2003 stellt die beiden bekanntesten<br />

Erfindungen Liebigs auf gleiche Höhe. Tatsächlich hat es erst<br />

die Verbesserung der Analytik durch die Nutzung des Fünfkugelapparats<br />

erlaubt, alles Mögliche, u. a. auch Muskelfleisch, in toto zu analysieren. So<br />

erkannte Liebig, dass der Nährwert des Fleisches leicht auswaschbar ist.<br />

Nach Eindampfen ergab sich der berühmte Fleischextrakt.<br />

30 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>


FOKUS ▶ STARK<br />

Abb. 2: Dieses Liebig-Bild aus dem Jahre 1903 zeigt Liebig auf der Höhe seines Ruhms. Den<br />

Hintergrund bildet die Fabrik in Fray Bentos (Uruguay) am Rio de la Plata kurz vor der<br />

letzten Ausbaustufe. Wenige Jahre später beschäftigte die Fabrik ca. 4000 Mitarbeiter.<br />

Produktion<br />

Die Geschichte ging nämlich mit dem<br />

Hamburger Eisenbahningenieur Georg<br />

Christian Giebert weiter. Der hatte in Uruguay<br />

gearbeitet und mitbekommen, dass<br />

man dort grosse Rinderherden aufgezogen<br />

hatte. Die Rinder wurden vor Ort geschlachtet.<br />

Horn und Haut wurden weiterverarbeitet,<br />

das Fleisch blieb ungenutzt<br />

zurück. Liebig und Pettenkofer liessen<br />

sich von Giebert überzeugen und gründeten<br />

mit ihm eine Firma zur Nutzung dieses<br />

«Rohstoffes». Giebert durfte ein paar<br />

Monate in der Hofapotheke den Herstellungsprozess<br />

erlernen, dann gründete er<br />

in Antwerpen ein Verkaufskontor und<br />

beschaffte sich die notwendige Ausrüstung.<br />

1864 ging es in dem kleinen Ort Fray<br />

Bentos – direkt am Rio de la Plata gelegen<br />

– los. Der Verkauf liess sich so gut an, dass<br />

Giebert bald grössere Maschinen kaufen<br />

konnte und deutlich mehr Personal benötigte.<br />

Bis etwa zum Beginn des Zweiten<br />

Weltkrieges wurde in Fray Bentos Fleischextrakt<br />

produziert (siehe Abb. 2).<br />

Vermarktung<br />

So weit, so gut. Der Verkauf wollte aber<br />

erst einmal angekurbelt werden. In Südamerika<br />

gab es dafür keinen Markt. In<br />

Nordamerika hatte man selbst ausreichend<br />

Rindfleisch dank riesiger Rindertrecks<br />

von Texas nach Chicago, die<br />

man aus unzähligen Cowboyfilmen<br />

kennt. Für den Verkauf des Fleischextrakts<br />

kam also nur Europa infrage. Aber<br />

allein vom Aussehen her war das Produkt<br />

unverkäuflich, weil es eine dunkelbraune<br />

Farbe hatte und total versalzen war. Deshalb<br />

setzte man von Anfang an auf Kundeninformation<br />

mithilfe von Bildern und<br />

Texten. Man teilte den Herstellungsprozess<br />

in zwölf Schritte auf und druckte<br />

jeden Schritt auf ein kleines Kärtchen.<br />

Diese legte man den Dosen bei. Später<br />

konnte man sie auch direkt kaufen und<br />

nutzte die dazugehörigen Tütchen gleich<br />

wieder für Werbezwecke (siehe Abb. 3).<br />

Ausserdem verteilte man kleine Hefte mit<br />

Rezepten.<br />

Die Strategie ging auf: Die Mütter erkannten<br />

den Nutzen des Extrakts. Die<br />

Kinder begannen die Kärtchen zu sammeln<br />

und drängten ihre Mütter zum<br />

Kauf. Jetzt musste man nur noch einige<br />

Kärtchen selektiv verknappen und schon<br />

wurde aus der Jagd nach den Kärtchen<br />

ein Verkaufsmodell, das sich leicht auf<br />

alle Länder ausdehnen liess, weil man<br />

nur den Text, aber nicht die teuren Bilder<br />

ändern musste. Damit sprach man aber<br />

nur einen Teil der gewünschten Kundschaft<br />

an. Die Skeptiker versuchte man<br />

mit dem Argument der garantierten Hygiene<br />

anzusprechen. Zuerst war es Pettenkofers<br />

Garantie, aber der Spruch «Nur<br />

echt mit Liebigs Unterschrift in blauer<br />

Farbe» zog deutlich mehr. Von nun an<br />

<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

31


FOKUS ▶ STARK<br />

verkaufte sich der Fleischextrakt wie von<br />

allein. Ein zuerst gar nicht erahnter Nebeneffekt<br />

trat ein. Generationen von<br />

Kindern eröffnete sich plötzlich eine<br />

neue Welt. Alles in Farbe, alles detailgetreu<br />

abgebildet. Daraus wurde eine völlig<br />

neue Art der Volksbildung. Neben dem<br />

Interesse an Naturwissenschaft und<br />

Technik wurde auch das Interesse an<br />

Theater und fremden Völkern und damit<br />

an Fernreisen geweckt. Erst als die Produktion<br />

in Uruguay anfing unwirtschaftlich<br />

zu werden, erst als auch andere<br />

Firmen auf den Markt kamen,<br />

gingen die Verkaufszahlen zurück. Heute<br />

ist Liebigs Fleischextrakt ein Luxusgut.<br />

Aber die Kärtchen werden immer noch<br />

gehandelt. Und Liebigs Name ist immer<br />

noch in aller Munde. ■<br />

Kontakt: manfred.kroeger@<br />

bio.uni-giessen.de<br />

Abb. 3: Zeitgenössische Anzeigen belegen die Strategie und die Weitsicht der<br />

Liebig Company: Unbegrenzt haltbar, Liebigs Garantie, sehr sparsam im<br />

Verbrauch und trotzdem für alle «faden» Speisen einsetzbar. Schon vor<br />

Maggi oder Knorr baute man das Konzept des Fleischextrakts zu Brühwürfeln<br />

oder trinkfertigen Suppen aus.<br />

32 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>


FOKUS ▶ STARK<br />

Kraftprotze Grösse XXS<br />

Sie stemmen scheinbar mühelos das Hundertfache des eigenen Körpergewichts. Aber Ameisen<br />

beeindrucken nicht nur durch ihre Kraft. Königinnen bringen bis zu 150 Millionen Arbeiterinnen<br />

zur Welt und stellen damit wohl einen unschlagbaren Gebärrekord auf. Doch woher nehmen die<br />

Winzlinge ihre Stärke? Des Rätsels Lösung liegt einerseits im Körperbau, andererseits im Format.<br />

PD Dr. Daniel Burckhardt, Naturhistorisches Museum, Basel<br />

Auf meinen Reisen durch Brasilien bin ich<br />

immer wieder von den Blattschneiderameisen<br />

fasziniert, die zu Abertausenden<br />

in langen Kolonnen kleine Blattstücke<br />

transportieren. Dabei wird die Last, die<br />

das 100-Fache des Körpergewichts der<br />

Trägerin ausmachen kann, mit den zangenartigen<br />

Kiefern (Mandibeln) über dem<br />

Rücken getragen. Wie wäre es, wenn der<br />

Mensch mit solchen herkulischen Kräften<br />

ausgerüstet wäre und mühelos mehrere<br />

Tonnen tragen könnte? Kein mühseliges<br />

Schleppen des Reisegepäcks oder Grosseinkaufs<br />

am Wochenende mehr! Warum<br />

finden wir diese extremen Körperkräfte<br />

bei Insekten, aber nicht bei Wirbeltieren?<br />

Blattschneiderameisen<br />

Blattschneiderameisen umfassen über 40<br />

Arten, die in den Tropen und Subtropen<br />

Amerikas vorkommen. Sie zeichnen sich<br />

durch das Schneiden von Pflanzenteilen,<br />

besonders Blättern, aus, die sie in ihren Bau<br />

bringen. Sie fressen diese Blätter aber nicht<br />

selbst, sondern verwenden sie als Substrat<br />

für Pilze, von denen sie sich ernähren.<br />

Die Ameisen legen Pilzgärten an, die kontinuierlich<br />

ausgebaut und gepflegt werden.<br />

Diese Anlagen gleichen kleinen Fabriken,<br />

in denen wie am Fliessband gearbeitet<br />

wird. Jeder einzelne Schritt wird von<br />

einer besonderen Ameisenkaste ausgeführt.<br />

Eine Erntearbeiterin legt ein Blatt<br />

im Bau ab, das von einer kleineren Arbeiterin<br />

in etwa millimetergrosse Stücke<br />

zerschnitten wird. Noch kleinere Arbeiterinnen<br />

zerkauen diese Stücke. Auf dem so<br />

gebildeten Substrathaufen, der von Tunnelröhren<br />

durchzogen ist und einem Badeschwamm<br />

gleicht, wächst schimmelartig<br />

der Pilz. Die kleinsten Arbeiterinnen<br />

säubern die Pilzgärten, füttern ihre Artgenossen<br />

mit den Pilzen oder setzen Pilzfäden<br />

auf frisches Pflanzenmaterial für<br />

neue Kulturen. Auch beissen sie regelmässig<br />

die Enden der Pilzfäden ab, wodurch<br />

die Bildung von Fruchtkörpern verhindert<br />

wird und stattdessen eiweisshaltige, knollenartige<br />

Strukturen, die Gongylidia, entstehen.<br />

Die Nester von Blattschneiderameisen bestehen<br />

aus Hunderten von Kammern, in<br />

denen die Pilzgärten untergebracht sind<br />

oder der Abfall, meist tote Ameisen, Blattresten<br />

und abgestorbenes Pilzgeflecht,<br />

entsorgt wird. Ein Nest kann sich über 50<br />

Quadratmeter ausdehnen und von zwei<br />

bis drei Millionen gleichzeitig lebenden<br />

Ameisen bevölkert sein. Eine Kolonie<br />

kann pro Tag eine gleich grosse Menge an<br />

Pflanzenmaterial verarbeiten wie eine<br />

ausgewachsene Kuh frisst. Noch beeindruckender<br />

sind die Königinnen, die bis<br />

zu 150 Millionen Arbeiterinnen zur Welt<br />

bringen können, eine Leistung, die das<br />

Kraftvermögen der Arbeiterinnen völlig in<br />

den Schatten stellt.<br />

Kräftige Oberkiefer<br />

Wie alle Insekten besitzen auch Ameisen<br />

ein Aussenskelett aus Chitin und eingelagerten<br />

Proteinmolekülen. Die Körperhülle<br />

setzt sich aus starren, gehärteten Teilen<br />

zusammen, die durch bewegliche Membranen<br />

miteinander verbunden sind, etwa<br />

wie eine Ritterrüstung. Die Muskeln, die<br />

sich im Körperinneren befinden, setzen<br />

an verhärteten Stellen des Aussenskelettes<br />

an. Während bei Wirbeltieren der ganze<br />

Körper an der Wirbelsäule aufgehängt ist<br />

und sich physische Kräfte der Extremitäten<br />

auch auf die Wirbelsäule übertragen,<br />

ist dies bei den Insekten nicht der Fall.<br />

Diese können sich nicht überbelasten und<br />

leiden auch nicht unter Hexenschuss.<br />

Schauen wir uns die Mandibeln an, die an<br />

der Kopfkapsel eingelenkt sind und durch<br />

Muskeln im Inneren des Kopfes bewegt<br />

werden. Je nach Funktion besitzen sie eine<br />

ganz bestimmte Form und die Muskeln im<br />

Kopf nehmen mehr oder weniger viel Platz<br />

ein. Bei den Trägerinnen der Blattschneiderameisen<br />

sind die Mandibeln kräftig<br />

und die Muskeln gross, was sich auch in<br />

einem relativ grossen Kopf widerspiegelt.<br />

Bei den Arbeiterinnen, die die Blattfragmente<br />

zerkauen, sind sowohl die Mandi-<br />

<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

33


FOKUS ▶ STARK<br />

beln als auch der Kopf klein. Bei einigen<br />

Ameisenarten existieren «Supersoldaten».<br />

Korrekter wäre eigentlich «Soldatinnen»,<br />

sind doch alle Ameisen, die in Kasten eingeteilt<br />

werden, weiblich. Diese Tiere haben<br />

einen überproportional gros sen Kopf und<br />

können mit ihren gewaltigen Mandibeln<br />

besonders kräftig zubeis sen.<br />

Schnappen und<br />

schleudern<br />

Eine andere Ausbildung der Mandibeln,<br />

wo titanische Kräfte im Spiel sind, finden<br />

wir bei den Schnappkieferameisen. Ihre<br />

Mandibeln sind gerade und kaum gekrümmt<br />

und werden sowohl zum Beutemachen<br />

als auch zur Verteidigung und<br />

zur Flucht gebraucht. Der schnelle Vorgang<br />

des Zuschnappens wird hierbei als<br />

Sprungmechanismus verwendet. Um sich<br />

gegen Nesteindringlinge zu wehren, attackieren<br />

diese Ameisen den Gegner zuerst<br />

mit den Mandibeln und katapultieren sich<br />

dann vom Eindringling weg, wobei dieser<br />

auch nach hinten geschleudert wird. Solche<br />

Sprünge können bis zu 20 oder sogar<br />

40 Zentimeter weit sein und aus mehreren<br />

Salti bestehen. Dieser schnelle Schnappmechanismus<br />

beruht darauf, dass die<br />

notwendige Energie zuvor in einem starken<br />

Schliessmuskel im Kopf wie in einem<br />

Bogen elastisch gespeichert wird. Die<br />

Mandibeln sind in geöffneter Stellung<br />

blockiert. Sie können erst zuschnappen,<br />

wenn die Mandibeln durch einen weiteren<br />

Muskel ausgerastet werden. Das Auslösen<br />

des Mechanismus entwickelt eine Kraft,<br />

die dem 300-fachen Körpergewicht der<br />

Ameise entspricht, und die Bewegung der<br />

zuschnappenden Mandibeln ist mit 64<br />

Metern pro Sekunde die schnellste gemessene<br />

im Tierreich. Das Insekt benötigt nur<br />

0,13 Millisekunden für das Zuschnappen<br />

der Mundwerkzeuge.<br />

Oder doch nicht so stark?<br />

Das Exoskelett verhilft Insekten zu besonderen<br />

Leistungen wie dem Kieferschnappen<br />

im vorigen Beispiel, die wir bei Wirbeltieren<br />

nicht finden können. Die Tatsache,<br />

dass eine Blattschneiderameise das<br />

100-Fache ihres eigenen Körpergewichts<br />

tragen kann und wir Menschen nicht, hat<br />

aber eine ganz andere Erklärung. Bei<br />

diesem Vergleich muss beachtet werden,<br />

dass das Gewicht und die Masse mit der<br />

dritten Potenz der Länge steigen, während<br />

die für die Kraft verantwortliche Querschnittsfläche<br />

eines Muskels nur quadratisch<br />

mit der Länge wächst. Nehmen wir<br />

an, wir ver grös sern eine Ameise von<br />

10 mm Länge linear 200-fach auf 2 m<br />

Länge, was der Grösse eines Menschen<br />

entspricht. Die Masse und damit die<br />

Gewichtskraft würden sich um das Achtmillionenfache<br />

(= 200 3 ) von 10 mg auf<br />

80 kg erhöhen. Die Muskelkraft erhöht<br />

sich aber nur um das Vierzigtausendfache<br />

(= 200 2 ). Wenn eine Ameise ihr 100-faches<br />

Körpergewicht tragen kann<br />

(100 × 10 mg = 1 g), dann müsste sie also<br />

in Menschengrösse bei gleichen Verhältnissen<br />

40 kg tragen können. ■<br />

34 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>


FOKUS ▶ STARK<br />

Stärken Kraftorte uns Menschen?<br />

Starke Orte gleich starke Menschen? Dieser Gedanke hat etwas Bestechendes an sich. Sie ahnen<br />

es jedoch bereits, so einfach ist die Sache nicht, denn die Zusammenhänge erweisen sich als<br />

erstaunlich komplex. Und die Tatsache, dass sich die Erforschung von Kraftorten und Naturenergien<br />

mehrheitlich im grenzwissenschaftlichen Rahmen vollzieht, ist keinesfalls eine Erleichterung.<br />

Dr. Andrea Fischbacher, Religionswissenschafterin und Kraftorteforscherin, Leiterin der Forschungsstelle Kraftorte Schweiz<br />

Grenzwissenschaftliche Forschung birgt<br />

das Risiko des Ominösen, von Glauben<br />

anstelle von Wissen. Aus diesem Grund<br />

bemüht sich die Forschungsstelle Kraftorte<br />

Schweiz um Wissenschaftlichkeit in der<br />

Arbeitsmethode. Die Testresultate sollen<br />

klar, nachvollziehbar und beliebig reproduzierbar<br />

sein. Dazu werden sowohl die<br />

exakten Versuchsbedingungen als auch<br />

die einzelnen Testwerte protokolliert und<br />

wiederholt erhoben. Um nicht den Anschein<br />

zu erwecken, Naturenergien liessen<br />

sich naturwissenschaftlich messen<br />

und analysieren, wird konsequent von<br />

«Testen» und nicht etwa von «Messen»<br />

gesprochen.<br />

Methodik<br />

Kraftvolle Orte können, wie auch ihr Gegenteil,<br />

nicht gemessen werden. Dazu<br />

bräuchte es geeignete technische Geräte,<br />

die (noch) nicht existieren, da die Physik<br />

die Art der Erdenergien noch nicht erklären<br />

kann. Natürliche Energien mit ihren<br />

Stärken und Qualitäten lassen sich, ähnlich<br />

psychologischen Vorgängen, soziologischen<br />

Gegebenheiten, religiösen Praktiken<br />

etc., beobachten. Anders als in den<br />

Geisteswissenschaften haben die Kraftortforscher<br />

die Sprache als Mittlerin nicht zur<br />

Verfügung, ein zeitintensiver Faktor, soll<br />

die Stringenz der Aussage garantiert werden.<br />

Die einzelne Untersuchung ist eine empirische<br />

und durchläuft, wie in den angewandten<br />

Wissenschaften üblich, die bekannten<br />

Phasen der Hypothesenbildung,<br />

Operationalisierung, Datenerhebung,<br />

Datenanalyse und -interpretation und<br />

Publikation. Im Feld erfolgen die Erhebungen<br />

biokybernetisch mit einem Tensor,<br />

einer Ein- oder Mehrhandrute, als<br />

Anzeigeinstrument und Tabelle. Dabei<br />

erweisen sich die erhobenen Werte weder<br />

als Fixwerte noch als willkürliche Grössen.<br />

Sie hängen von verschiedenen Faktoren<br />

wie dem Wetter, der Tageszeit, dem<br />

Mondstand etc. ab. Auch lässt sich beobachten,<br />

dass seit 2011 die Stärke der Erdstrahlung<br />

stetig zunimmt, die Erklärung<br />

dieses Phänomens ist noch ausstehend.<br />

Aus diesen Gründen gibt die Forschungsstelle<br />

keine Werte in Zahlen heraus. Begegnen<br />

Sie den von der ersten Schweizer<br />

Geobiologin Blanche Merz publizierten<br />

Werten, dürfen Sie davon ausgehen, dass<br />

diese bei der Datenerhebung der angegebenen<br />

Stärke entsprachen, sich seither<br />

jedoch stark erhöht haben.<br />

Forschungsgegenstand<br />

Erforscht werden Intensität und Qualität<br />

der natürlich vorkommenden Erdkräfte.<br />

Sind diese stark und aufbauend, sprechen<br />

wir von einem Ort der Kraft. Bedingt<br />

durch die unterschiedliche Materialisierung<br />

des Bodens wie wFels, Steine, Wasser,<br />

Lehm etc. und durch deren je spezifische<br />

Schichtung variieren Stärke und Beschaffenheit<br />

der Erdstrahlen. Starke Plätze<br />

können sich, je nach Untergrund, kleinräumig<br />

mit schwachen oder dem Wohlbefinden<br />

abträglichen Kräften abwechseln.<br />

Besuchen Sie einen Kraftort, bedeutet das,<br />

dass in der Regel nicht die ganze Kirche<br />

ein Kraftort sein kann, sondern nur ihr<br />

wichtigster Teil wie der Altar oder Chor, je<br />

nach Ausdehnung der starken Zone.<br />

Nutzung von Kraftorten<br />

Kraftorte wurden schon lange vor Christi<br />

Geburt genutzt, ausschliesslich für kultische<br />

Zwecke. In einer Landschaft voller<br />

Zeichen des Göttlichen spürten und verwendeten<br />

die Menschen die Kräfte der<br />

Natur, um mit ihrer Gottheit in Kontakt<br />

zu treten, was an einem stark strahlenden<br />

Platz am vielversprechendsten erschien.<br />

Gebetet wurde noch nicht zu einem Gott,<br />

wie wir ihn kennen. Es war die Fruchtbarkeitsgöttin<br />

und Ahnfrau, die man in matriarchaler<br />

Zeit verehrte, feierte und um<br />

weitere Fruchtbarkeit von Mensch, Tier<br />

und Pflanze bat. Denn nur so konnte das<br />

eigene Überleben als gesichert gelten. Sie<br />

dürfen sich die geeigneten Kraftorte oder<br />

heiligen Plätze als rituelle Feierplätze vorstellen,<br />

an denen zu jahreszeitlichen Wendepunkten<br />

wie Sonn- und Mondwenden<br />

etc. die wichtigsten Belange der jeweiligen<br />

Gesellschaft zelebriert wurden. In diesem<br />

<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

35


FOKUS ▶ STARK<br />

Sinne haben die Kraft- und Kultplätze<br />

unsere Kultur geprägt und bestimmen<br />

unser Brauchtum bis in die heutige Zeit.<br />

An Kraftplätzen können Sie sich aufladen,<br />

stärken, informieren und Kräfte tanken.<br />

Suchen Sie Wellness in der Natur, sind Sie<br />

hier am richtigen Ort. Bleiben Sie nur so<br />

lange, wie es Ihnen wohl ist dabei, sonst<br />

können Sie am Abend nicht ein- oder die<br />

Nacht nicht durchschlafen. Beachten Sie,<br />

dass Ihnen nicht jeder Kraftplatz gleichermassen<br />

zuträglich ist. Je nach Energiequalität<br />

des Ortes und Ihrer persönlichen<br />

Disposition kann der eine Ort Ihr Wohlbefinden<br />

aufs Wunderbarste steigern, wohingegen<br />

ein anderer sich ungut anfühlt.<br />

Hören Sie auf Ihren Körper. Passt der Platz,<br />

Die Forschungsstelle Kraftorte Schweiz leistet, aufbauend auf den Erkenntnissen der<br />

ersten Schweizer Geobiologin Blanche Merz, Grundlagen- und angewandte Forschung<br />

und bietet Dienstleistungen, Schulung und Beratung für öffentliche und<br />

private Institutionen und Unternehmen sowie für Privatpersonen an. Zum 10-jährigen<br />

Bestehen erweiterte sie ihre Tätigkeit um den Bereich der Zeremonien- und<br />

Ritualgestaltung. Mit der «Vereinigung Schweizer Kraftorte VSK» bietet sie Interessierten<br />

die Möglichkeit an, sich intensiver mit der Thematik zu befassen. Siehe www.<br />

kraftorte.ch.<br />

stehen Sie ruhig und entspannt und verbinden<br />

sich mit ihm. Nehmen Sie seine<br />

Kräfte auf, nehmen Sie mögliche Impulse,<br />

Ahnungen und plötzliche Gewissheiten an.<br />

Es lässt sich jedoch nichts erzwingen. Was<br />

Ihnen hier zufällt, ist ein Geschenk, tragen<br />

Sie Sorge dazu und verhalten Sie sich an<br />

einem Ort der Kraft immer repektvoll.<br />

Wo gibt es Kraftorte?<br />

Kraftvolle Orte können Sie überall finden.<br />

Berggebiete weisen eine deutlich höhere<br />

Dichte auf als das Flachland. Bevorzugt<br />

befinden sich kraftvolle Orte bei Erratikern,<br />

Wasserfällen, Quellen, Felswänden,<br />

Höhlen, grossen Bäumen, alten Kapellen,<br />

Kirchen, Bildstöcken etc. Worüber Sie sich<br />

freuen können: Kraftorte sind immer<br />

schöne Orte. Helfen Sie mit, diese Plätze<br />

zu schützen.<br />

■<br />

36 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>


FOKUS ▶ STARK<br />

Defekte willkommen<br />

Völlig vollkommene Materialien sind stark, aber kaum oder nur schlecht anwendbar. Da Kraft allein<br />

oft nicht die einzig erwünschte Eigenschaft ist, muss die Materialwissenschaft Wege suchen, um<br />

Stärke zu erhalten bzw. zurückzugewinnen und um gleichzeitig verschiedenste Anwendungen zu<br />

ermöglichen. Das gilt nicht zuletzt für Implantate, die sich möglichst naturnah verhalten sollten.<br />

Prof. Dr. Ralph Spolenak, Departement Materialwissenschaft, ETH Zürich<br />

Woran denken Sie, wenn man von einem<br />

starken Material spricht? An den Stahldraht<br />

in einem Klavier, an die Bewehrung<br />

in Beton, an den Aufzug, der zum Mond<br />

führt oder vielleicht an Kohlenstofffasern<br />

für Verbundwerkstoffe, so wie sie in der<br />

Formel 1 zum Einsatz kommen? Aber was<br />

macht ein Material stark und wozu braucht<br />

man es im Körper?<br />

Das erste Kriterium ist die Stärke der Bindung<br />

zwischen den Atomen, aus denen ein<br />

Material aufgebaut ist. Die kann relativ<br />

schwach sein, wie in Kunststoffen, oder<br />

sehr stark, wie in einem Diamanten. Die<br />

Stärke der Bindung bestimmt, wie nachgiebig<br />

ein Material reversibel auf einen<br />

Eindruck reagiert. Vergleichen Sie z.B.<br />

Ihren Fingernagel mit Ihrer Kaffeetasse<br />

– ein kunststoffähnliches Material gegenüber<br />

einer Keramik – und wie viel<br />

Kraft es braucht, um sie beide zu brechen.<br />

Folglich haben starke Materialien auch<br />

einen viel höheren Schmelzpunkt als<br />

schwache.<br />

Fehler einbringen<br />

So viel zu grundlegenden Konzepten, allerdings<br />

sagt das noch nichts darüber aus,<br />

wie fest ein Material ist, d.h. wie viel Spannung<br />

(Kraft durch Fläche) es verträgt,<br />

bevor es entweder bricht oder sich verbiegt<br />

(sich plastisch verformt). Diese Eigenschaften<br />

sind durch die Quintessenz der<br />

Materialwissenschaft bestimmt, nämlich<br />

die Defekte in einem Material. Es ist ein<br />

paradoxer Ansatz: Die Imperfektionen, die<br />

Fehler im Material, sorgen für exzellente<br />

<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

37


FOKUS ▶ STARK<br />

Bruchfläche: Bruchfläche von Reintitan im Rasterelektronenmikroskop.<br />

Die Stege entsprechen Korngrenzen.<br />

Der Bildausschnitt ist 0,3 mm breit.<br />

und im Regelfall einstellbare mechanische<br />

Eigenschaften. In unserem Streben<br />

nach Perfektion müssen wir Fehler tolerieren<br />

und sogar aktiv einbringen. Der<br />

perfekte Einkristall, von dem man genau<br />

weiss, wo jedes einzelne Atom sitzt, ist bis<br />

auf Anwendungen in der Mikroelektronik<br />

für Alltagsmaterialien nicht brauchbar.<br />

Was sind nun diese Defekte? Sie beginnen<br />

im ganz Kleinen: Ein Atom, das fehlt oder<br />

an einem falschen Platz sitzt, ein Atom,<br />

das eigentlich nicht dazugehört, Ordnung<br />

im Kristall, die gestört ist, sogenannte<br />

Versetzungen und Korngrenzen, bis hin<br />

zu Poren und Fremdteilchen. Die tendenziell<br />

sechseckigen Muster, die Sie auf verzinkten<br />

Geländern finden können, sind<br />

zum Beispiel Korngrenzen. In den meisten<br />

Fällen versucht man die Festigkeit<br />

eines Materials zu maximieren, denn<br />

dann kann man den Querschnitt eines<br />

Trägers minimieren, was zu einem reduzierten<br />

Materialverbrauch führt. Dies<br />

spart Ressourcen und ist ideal für den<br />

Leichtbau. So werden beispielvsweise heute<br />

vermehrt hochfeste Stähle verwendet,<br />

um leichtere Autos zu bauen.<br />

Material im Körper<br />

Für Anwendungen im Körper gelten zwei<br />

Voraussetzungen: Erstens, das Material<br />

muss biokompatibel sein. D.h., es darf<br />

zuallererst nicht toxisch sein, liefert aber<br />

im Idealfall auch ein Templat, auf dem<br />

sich Zellen wohlfühlen. Moderne Materialien<br />

speichern überdies Wirkstoffe, die<br />

bei Bedarf abgegeben werden können. Bei<br />

der Materialauswahl denkt man schnell<br />

an Elemente, die gut mit dem Körper harmonieren<br />

und an andere, die nicht gut für<br />

den Körper sind. Es gilt allerdings zu berücksichtigen,<br />

dass es ebenso wie bei Medikamenten<br />

immer auf die Dosis ankommt,<br />

aber natürlich auch auf die<br />

chemische Form eines Elements. Nickel<br />

zum Beispiel kann in ionischer Form zu<br />

Allergien führen, während es in Kombination<br />

mit Titan, das es fest bindet, als<br />

Implantatmaterial eingesetzt wird.<br />

Zweitens ersetzen Implantate meist körpereigene<br />

Materialien, wie zum Beispiel<br />

Knochen oder Zähne. Was die Steifigkeit<br />

eines Materials betrifft, sollte es jedoch<br />

nicht eine beliebig starke Bindung haben<br />

(Diamanten als Implantate sind nicht<br />

optimal), sondern idealerweise Eigenschaften,<br />

die den körpereigenen Materialien<br />

möglichst nahekommen. Damit<br />

werden Spannungsspitzen im körpereigenen<br />

Material vermieden. Magnesium ist<br />

von diesem Standpunkt her ein viel besseres<br />

Knochenersatzmaterial als Stahl.<br />

Was den zweiten Aspekt von Stärke betrifft,<br />

nämlich die Festigkeit, wird diese üblicherweise<br />

maximiert. Damit können kleinere<br />

Implantate gleiche Lasten tragen wie<br />

schwächere und grössere und sind somit<br />

weniger invasiv.<br />

Wenn wir das Limit von Stärke betrachten,<br />

konvergieren die Aspekte eins und zwei.<br />

Die theoretische Festigkeit eines Materials<br />

beträgt einen definierten Bruchteil (typischerweise<br />

ein Zehntel) der Stärke der<br />

Bindung. Diese kann aber nur in absolut<br />

defektfreien Materialien erreicht werden<br />

oder aber bei externen Materialdimensionen<br />

im Nanometerbereich. Im letzteren<br />

Fall können Reinmaterialien, wie zum<br />

Beispiel Kupfer, Festigkeiten erreichen, die<br />

vergleichbar sind hochfesten Stählen.<br />

Paradoxes Verhalten<br />

Im Körper werden alle Materialklassen<br />

– Kunststoffe, Metalle und Keramiken –<br />

eingesetzt, allerdings ist ihre chemische<br />

Zusammensetzung im Regelfall aus Biokompatibilitätsgründen<br />

einfach.<br />

• Kunststoffe im Körper: Kunststoffe<br />

werden als Klebstoffe, Zahnfüllungen<br />

und abbaubare Materialien im Körper<br />

eingesetzt. Ultrahochdichtes Polyethylen<br />

kommt auch bei Hüftimplantaten<br />

zum Einsatz.<br />

• Metalle im Körper: Metalle kommen<br />

vielfältig zum Einsatz, wie zum Beispiel<br />

in Zahnimplantaten (Titan), Knochenschrauben<br />

(Titan, Stahl), Stents (Magnesium,<br />

Formgedächtnislegierungen)<br />

und natürlich auch in Hüftimplantaten.<br />

Neueste Trends gehen in Richtung<br />

abbaubarer Metalle aus Magnesium<br />

oder Eisen und in Richtung des Ersatzes<br />

von härtenden Legierungselementen<br />

zu Reinmetallen, deren Festigkeit<br />

durch das gezielte Einbringen von Defekten<br />

erreicht wird.<br />

• Keramiken im Körper: Keramiken<br />

zeichnen sich durch hohe Härte und<br />

gute ästhetische Eigenschaften aus.<br />

Darum dienen sie als Kronen, Zahnimplantate<br />

und Teile von Hüftgelenken.<br />

Da sie von Natur aus spröde sind, wird<br />

eine spezielle Struktur von Zirkonoxid<br />

verwendet, die sich unter dem Einfluss<br />

des Spannungsfeldes eines Risses in ein<br />

anderes grösseres Volumen umwandelt<br />

und damit die Zähigkeit erhöht.<br />

Ermüdung: Versagen einer beschichteten Titanprobe (6 mm breit) in Folge<br />

zyklischer Belastung. Die Beschichtung dient der ästhetischen Aufhellung.<br />

Das Paradoxe an Materialien ist, dass sie<br />

stark sind, wenn sie absolut defektfrei sind,<br />

sehr schwach werden, sobald nur ein paar<br />

wenige Defekte vorhanden sind, und nur<br />

dann den Grossteil ihrer Stärke zurückgewinnen,<br />

wenn sie voller Defekte sind. ■<br />

38 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

FACHSERIE: AKTUELLES AUS DER IMMUNOLOGIE – REGULATORISCHE T-ZELLEN<br />

Vielversprechende Alleskönner?<br />

Regulatorische T-Zellen, kurz «Tregs», sind eine Subpopulation von T- Zellen, die ihre<br />

Funktionsweise an das Umgebungsmilieu anpassen können. Ihre wichtigste Funktion ist<br />

die Unterdrückung von Autoimmunreaktionen und chronischen Entzündungen. Aktuelle<br />

Forschungsgebiete zur therapeutischen Rolle von Tregs sind z.B. die Transplantations -<br />

medizin, Autoimmunerkrankungen wie Diabetes Typ 1 oder bösartige Krebserkrankungen.<br />

Céline Gubser, MD, Transplantationsimmunologie Universitätsspital Basel<br />

Unser angeborenes Immunsystem geht<br />

unspezifisch vor, um den Körper innert<br />

Minuten gegen Pathogene und Mikroorganismen<br />

zu schützen. Eine dauerhafte<br />

Immunität wird allerdings von unserem<br />

adaptiven Immunsystem sichergestellt,<br />

indem unsere B- und T-Zellen mit<br />

spezifischen Antworten auf Antigene reagieren.<br />

Die T-Zellen entstehen im Thymus und<br />

werden in CD4-positive Helfer-T- Zellen<br />

und CD8-positive zytotoxische T-Zellen<br />

unterschieden. Jede T-Zelle exprimiert<br />

einen unterschiedlichen T-Zell-Rezeptor<br />

(TZR), der in der Peripherie körperfremde<br />

Antigene erkennt und die Aktivierung der<br />

Abwehrzelle einleitet. T-Zellen mit einem<br />

TZR, der fälschlicherweise körpereigene<br />

Strukturen erkennt, stellen eine Gefahr<br />

für uns dar. Die Eliminierung der potenziell<br />

autoreaktiven T-Zell-Klone im Thymus<br />

ist somit ein wichtiger Prozess, um<br />

uns vor autoimmunen Reaktionen zu<br />

schützen [1]. Diesen Prozess nennt man<br />

«zentrale Toleranz».<br />

Nebst der zentralen Toleranz existiert aber<br />

auch die «dominante periphere Toleranz»,<br />

welche von regulatorischen T-Zellen<br />

(Tregs), einer Subpopulation der CD4-<br />

positiven Helfer-T-Zellen, sichergestellt<br />

wird. Diese Zellen exprimieren den Transkriptionsfaktor<br />

FOXP3, der ihnen erlaubt,<br />

immunregulatorische und -hemmende<br />

Reaktionen auszuüben [2, 3]. Tregs bilden<br />

eine Population mit einem TZR-Repertoire,<br />

welches unter anderem körpereigene<br />

Antigene erkennt. Die Notwendigkeit dieses<br />

zweiten Kontrollmechanismus wird<br />

darin gesehen, dass Tregs potenziell gefährliche,<br />

autoreaktive T-Zellen, die dem<br />

Thymus im Rahmen der zentralen Toleranz<br />

entwischten, hemmen können und<br />

somit unseren Körper vor Autoimmunerkrankungen<br />

und vor chronischen Entzündungen<br />

schützen [4, 5].<br />

Was sind Tregs?<br />

10 Prozent aller T-Zellen sind regulatorische<br />

T-Zellen (Tregs) mit suppressiven<br />

Eigenschaften. Deren Aufrechterhaltung<br />

ist unabdingbar, um Autoimmunerkrankungen<br />

zu verhindern und um ein funktionelles<br />

Immunsystem zu gewährleisten<br />

[2]. Zahlreiche Daten beschreiben Autoimmunerkrankungen<br />

in Maus und<br />

Mensch, wo die periphere Toleranz durch<br />

Tregs nicht mehr gewährleistet wird. Beispiele<br />

sind Diabetes Typ 1 [6, 7], Experimentelle<br />

autoimmune Enzephalomyelitis<br />

(EAE) [8] in der Maus, ähnlich der Multiplen<br />

Sklerose (MS) beim Menschen, oder<br />

Graft-versus-Host-Disease (GVHD) nach<br />

Transplantationen [9–12].<br />

Der Transkriptionsfaktor FOXP3 fungiert<br />

als Hauptregulator und wird X-chromosomal<br />

vererbt [13–15]. Ein defektes<br />

FOXP3-Protein – und somit nicht funktionelle<br />

Tregs – löst massive und tödliche<br />

Entzündungen in zahlreichen Organen<br />

aus. Bei Mäusen bezeichnet man diese<br />

Erkrankung als «Scurfy», bei Menschen<br />

redet man von IPEX (immune dysregulation,<br />

polyendocrinopathy, enteropathy,<br />

X-linked) [16, 17] [18]. Männliche Patienten<br />

leiden an schwerer Kolitis, an autoimmunen<br />

Endokrinopathien, an Lebensmittelallergien,<br />

an Dermatosen und werden<br />

kaum älter als 6-jährig. Zurzeit ist die<br />

Transplantation von Blutstammzellen die<br />

einzige Therapie, um den tödlichen Ausgang<br />

zu verzögern [17, 19–21].<br />

Wie funktionieren Tregs?<br />

Der Transkriptionsfaktor FOXP3 agiert<br />

unter anderem auf Ebene der Proteintranskription.<br />

Dort hemmt er die Produktion<br />

von entzündungsfördernden Zytokinen<br />

und fördert die Transkription von suppressiven<br />

Molekülen. Dies ermöglicht den<br />

Tregs, Immunreaktionen zu regulieren<br />

und zu reduzieren [22–25]. Hier ein paar<br />

suppressive Mechanismen, deren sich<br />

Tregs bedienen:<br />

<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

39


PERSPEKTIVEN<br />

• Entzug von entzündungsfördernden<br />

Zytokinen: Die aktivierte gefährliche<br />

T-Zelle kann sich somit nicht teilen und<br />

«verhungert».<br />

• Modulierung der antigenpräsentierenden<br />

Zelle: Beispielsweise frisst die Treg<br />

co-stimulatorische Moleküle auf der<br />

Oberfläche der antigenpräsentierenden<br />

Zelle weg. Dadurch kann die gefährliche<br />

T-Zelle nicht mehr aktiviert<br />

werden.<br />

• Oder die Tregs verhindern, dass die antigenpräsentierende<br />

Zelle heranreift.<br />

Somit können keine Antigene mehr<br />

präsentiert werden und eine Immunreaktion<br />

kann nicht ausgelöst werden<br />

[26–30].<br />

Seit allerdings kürzlich durchgeführte<br />

Transkriptomanalysen eine erstaunliche<br />

Heterogenität und Plastizität der Tregs<br />

beschrieben haben, geht man davon aus,<br />

dass Tregs sich den unterschiedlichen<br />

Organgeweben anpassen und so milieubedingt<br />

von verschiedenen (teilweise noch<br />

unbekannten) suppressiven Mechanismen<br />

Gebrauch machen.<br />

Woher stammen Tregs?<br />

Es gibt zwei Hauptgruppen von Tregs:<br />

• direkt im Thymus generierte Tregs<br />

(tTregs) und<br />

• in peripheren Organen induzierte<br />

Tregs (pTregs)<br />

Diese Unterteilung ist wichtig, weil man<br />

glaubt, dass sich das T-Zell-Rezeptor(TZR)-<br />

Repertoire der beiden Gruppen grundlegend<br />

unterscheidet [31]. Während die<br />

tTregs TZRs haben, die eher körpereigene<br />

Antigene erkennen (also autoreaktiv<br />

sind), erkennen die TZRs der pTregs körperfremde<br />

Antigene. tTregs bilden 70 bis<br />

90 Prozent der eigentlichen Treg Reserve<br />

[32, 33] und schützen uns vor Autoimmunerkrankungen.<br />

Nur 10 bis 30 Prozent sind<br />

pTregs und werden in der Peripherie aus<br />

konventionellen T-Zellen generiert [34,<br />

35]. Sie entstehen beispielsweise an Entzündungsherden<br />

und halten die Immunreaktion<br />

in Schach oder an Schleimhautbarrieren,<br />

wo es wichtig ist, die kommensale<br />

bakterielle Besiedelung zu tolerieren<br />

[28]. Leider gibt es bis heute keine validierten<br />

Marker, um tTregs von pTregs zuverlässig<br />

zu unterscheiden.<br />

Wo mischen Tregs sonst<br />

noch mit?<br />

Tregs findet man in sekundären Lymphorganen<br />

wie Lymphknoten und Milz, aber<br />

auch im Darm, in der Haut, in den Lungen,<br />

in der Leber, im Fettgewebe, in der<br />

Plazenta und in Tumoren [36]. Insbesondere<br />

der Dickdarm, wo die bakterielle Kolonisierung<br />

eine nicht redundante Rolle<br />

im Erhalt der Magen-Darm-Physiologie<br />

spielt, ist es sehr wichtig, immun-inflammatorische<br />

Reaktionen an der Darmbarriere<br />

zu kontrollieren. Tregs werden<br />

beispielsweise durch endogene Clostridium-Arten<br />

induziert und durch mikrobielle<br />

Metaboliten erhalten [37, 38]. Ein anderer<br />

wichtiger Treg-Schauplatz ist das viszerale<br />

Fettgewebe (Englisch VAT) [39]. Die<br />

VAT-Tregs sind an der Regulierung von<br />

metabolischen Prozessen beteiligt. Sie beugen<br />

Entzündungen in Zusammenhang<br />

mit Übergewicht vor und helfen so beim<br />

Erhalt der Insulinsensibilität und der Glukosetoleranz<br />

[40, 41]. Auch in der Schwangerschaft<br />

werden fötusprotektive mütterliche<br />

Tregs generiert und bilden eine Art<br />

Schutzgedächtnis, das auf hohem Niveau<br />

erhalten bleibt und in Folgeschwangerschaften<br />

schnell wieder aktiv wird [42].<br />

Ein Nachteil der Tregs ist die Inhibierung<br />

von Immunreaktionen, die gegen eine<br />

Malignität (Tumor) gerichtet sind. So<br />

wurde ein Zusammenhang zwischen hoher<br />

Frequenz an tumorinfiltrierenden<br />

Tregs und ungünstiger Prognose bei<br />

Krebserkrankungen aufgezeigt [37].<br />

Was wird bezüglich Tregs<br />

geforscht?<br />

Das Gleichgewicht zwischen Selbsttoleranz<br />

einerseits und Abwehr von «Fremden»<br />

anderseits stellt für unser Immunsystem<br />

täglich eine Herausforderung dar.<br />

Ist die Homöostase der Tregs gestört, führt<br />

dies zu einem dysfunktionalen Immunsystem.<br />

Autoimmunerkrankungen, chronische<br />

Entzündungen oder tumoröse Erkrankungen<br />

können die Folgen sein. Zu<br />

viele Tregs begünstigen das Wachstum<br />

von Tumoren, umgekehrt führen zu wenige<br />

Tregs zu unkontrollierten autoimmunen<br />

Reaktionen und chronischen<br />

Entzündungen.<br />

Zurzeit wird deshalb an Möglichkeiten<br />

geforscht, wie man das Treg-Gleichgewicht<br />

beeinflussen kann. Diverse Ansätze<br />

werden verfolgt:<br />

• Treg-Induktion – Methoden zur<br />

Vermehrung und Erhaltung von Tregs<br />

im Patienten mit autoimmunen Erkrankungen<br />

wie z.B. Diabetes Typ 1 [7]:<br />

Ansätze sind Behandlungen mit Zytokinen<br />

wie IL-2 [26], dem Immunsuppressivum<br />

Rapamycin [43] oder Antikörpern<br />

[44], welche das Überleben von<br />

Tregs begünstigen. Ein weiterer Ansatz<br />

ist das Generieren von antigenspezifischen<br />

Tregs. Zum Beispiel ist Nexvax2<br />

ein Impfstoff, der ein vom Gluten abgeleitetes<br />

Peptid beinhaltet. Bei Einnah­<br />

40 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

me von Gluten wird die allergene<br />

T-Zell-Reaktion bei geimpften Zöliakiepatienten<br />

von Tregs wirksam unterdrückt<br />

und die Darmmukosa so geschützt<br />

[45].<br />

• Treg-Zelltherapie – Methoden<br />

zum Applizieren von Tregs: Aus dem<br />

menschlichen Blut können Tregs gewonnen,<br />

in vitro expandiert und autolog<br />

transferiert werden. Dieser Ansatz<br />

ist wichtig im Zusammenhang mit der<br />

Risikoreduktion von GVHD nach<br />

Transplantationen [46–49]. Erst kürzlich<br />

wurde gezeigt, dass diese Methode<br />

auch bei Morbus-Crohn-Patienten gefährliche<br />

autoreaktive T-Zellen in entzündeter<br />

Darmschleimhaut supprimieren<br />

konnte [50]. Ein weiterer Ansatz der<br />

Treg-Zelltherapie ist eine FOXP3-Gentherapie,<br />

bei der man die normalen T-<br />

Zellen in Tregs verwandelt und transferiert<br />

[51].<br />

• Treg-Depletion – Spezifische Antikörper<br />

(Anti-CTLA-4 und Anti-PD-1)<br />

[52, 53] werden bei Krebspatienten eingesetzt,<br />

um Tregs zu vernichten, welche<br />

die Immunreaktionen gegen den Tumor<br />

hemmen können.<br />

Trotz der vielen neuen Erkenntnisse muss<br />

noch viel getan werden, um die Biologie der<br />

Tregs besser zu verstehen, damit diese mit<br />

der nötigen Sicherheit zur Beeinflussung<br />

und Manipulation von Immunerkrankungen<br />

genutzt werden können. ■<br />

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<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

41


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42 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

AUS DER «THERAPEUTISCHEN UMSCHAU» *<br />

Die Milz bei hämato-onkologischen<br />

Erkrankungen<br />

Die Milz als lymphatisches und hämatologisches Organ spielt eine wichtige Rolle bei hämatoonkologischen<br />

Erkrankungen. Eine Splenomegalie kann zur Diagnose einer hämato-onkologischen<br />

Erkrankung führen, umgekehrt sollte bei Verdacht auf eine hämato-onkologische Erkrankung eine<br />

Milzuntersuchung erfolgen. Bei unklarer Splenomegalie führt eine erste diagnostische Aufarbeitung<br />

mit gezielter Anamnese, klinischer Untersuchung, Laboruntersuchungen einschließlich gründlicher<br />

Beurteilung eines Blutbildausstriches häufig zu einer Verdachtsdiagnose, sodass weitere diagnostische<br />

Maßnahmen gezielt ergriffen werden können. Eine diagnostische Splenektomie ist in aller<br />

Regel nicht erforderlich. Zu den häufigsten hämato-onkologischen Erkrankungen mit Splenome galie<br />

zählen wenig aggressive Lymphome (v. a. chronisch lymphatische Leukämie, Haarzellleukämie,<br />

splenisches Marginalzonenlymphom) und chronisch myeloproliferative Erkrankungen (v. a. chronisch<br />

myeloische Leukämie, Polycythämia vera, essentielle Thrombozythämie, Myelofibrose). Die therapeutischen<br />

Optionen sind sehr differenziert, und bis auf wenige Ausnahmen kann heutzutage auf<br />

eine therapeutische Splenektomie verzichtet werden.<br />

Dirk L. Kienle, Department Innere Medizin, Onkologie/Hämatologie, Kantonsspital Graubünden, Chur<br />

* Der Artikel erschien ursprünglich in der «Therapeutischen<br />

Umschau» (2013; 70 (3): 163-169). <strong>VSAO</strong>-Mitglieder<br />

können die «Therapeutische Umschau» zu<br />

äusserst günstigen Konditionen abonnieren. Details s.<br />

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Allgemeiner Teil – erste<br />

diagnostische Schritte<br />

Die besondere Rolle, die der Milz bei hämato-onkologischen<br />

Erkrankungen zukommt,<br />

ergibt sich aus ihren physiologischen<br />

Funktionen: 1) Die Milz ist ein<br />

wichtiges lymphatisches Organ, sie enthält<br />

ca. 25 % der lymphatischen Zellmasse<br />

des Körpers. Im Rahmen lymphoproliferativer<br />

Erkrankungen kommt es häufig<br />

zu einer sekundären diffusen (seltener<br />

lokalen) Milzinfiltration mit Splenomegalie.<br />

In Einzelfällen stellt die Milz auch<br />

das Ursprungsorgan der Lymphomerkrankung<br />

dar (z. B. splenisches Marginalzonenlymphom).<br />

2) Die Milz ist ein<br />

Abbau- und Speicherorgan peripherer<br />

Blutzellen. Bei vermehrtem Anfall von<br />

Blutzellen, z. B. im Rahmen myeloproliferativer<br />

Erkrankungen, kommt es zu<br />

einer Volumenzunahme der Milz, die<br />

wiederum zu einer vermehrten Sequestrierung<br />

von Blutzellen führt. Mit fortschreitender<br />

Milzgrösse kommt es zur<br />

Ausbildung von Zytopenien (Hypersplenismus).<br />

3) Während der Fetalperiode ist die<br />

Hämatopoese in der Milz und der Leber<br />

lokalisiert. Bei Ausfall der Knochenmarkfunktion,<br />

z. B. im Rahmen einer Myelofibrose,<br />

kommt es bevorzugt zur lienalen<br />

Ersatzblutbildung (extramedulläre Hämatopoese),<br />

die eine Sple nomegalie zur<br />

Folge hat.<br />

Hämato-onkologische Erkrankungen<br />

stellen neben Lebererkrankungen und<br />

Infektionskrankheiten die häufigste Ursache<br />

für eine Splenomegalie dar. Seltener<br />

Lymphoproliferativ<br />

• Non-Hodgkin-Lymphome (NHL):<br />

• Chronisch lymphatische Leukämie (CLL)<br />

• Haarzellleukämie (HZL)<br />

• Splenisches Marginalzonen-Lymphom (SMZL)<br />

• Andere (z. B. Follikuläres Lymphom, Mantelzelllymphom)<br />

Hodgkin-Lymphom<br />

Akute lymphatische Leukämie<br />

Myeloproliferativ<br />

Myeloproliferative Neoplasien (MPN):<br />

• Chronisch myeloische Leukämie (CML)<br />

• Polycythämia vera (PV)<br />

• Essentielle Thrombozythämie (ET)<br />

• Primäre und sekundäre Myelofibrose (MF)<br />

Akute myeloische Leukämie/myelomonozytäre Leukämien<br />

als eine generalisierte Organvergrösserung<br />

findet sich ein herd förmiger Milzbefall<br />

im Rahmen hämatologischer oder<br />

metastasierender solider Tumorleiden. Bei<br />

Vorliegen einer massiven Splenomegalie<br />

(Milzunterpol > 15 cm unter dem linken<br />

Rippenbogen) finden sich in den meisten<br />

Fällen hämato-onkologische Erkrankungen<br />

als Ursache [1], ebenso bei Patienten,<br />

die einer diagnostischen Sple nektomie<br />

zugeführt wurden [2]. Tabelle 1 gibt einen<br />

Überblick über häufige hämato-onkolo­<br />

Tabelle 1: Die häufigsten hämato-onkologischen Erkrankungen, die mit<br />

einer Splenomegalie assoziiert sind.<br />

<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

43


PERSPEKTIVEN<br />

Beschwerden<br />

gische Erkrankungen, die mit einer Splenomegalie<br />

assoziiert sind. Bei Vorliegen<br />

einer solchen Erkrankung sollte die Milz<br />

gezielt untersucht werden.<br />

Erste diagnostische Schritte<br />

Klinik<br />

Nach erstmaliger Erhebung einer Splenomegalie<br />

können begleitende klinische<br />

Befunde für das weitere diagnos tische<br />

Vorgehen wegweisend sein. Im ersten<br />

Schritt sollten diese bei der Anamneseerhebung<br />

und klinischen Untersuchung<br />

gezielt geprüft werden. Für das Vorliegen<br />

einer hämato-onkologischen Grunderkrankung<br />

sprechen z. B. das Vorhandensein<br />

konstitutioneller Symptome oder<br />

palpabler Lymphknotenschwellungen.<br />

Eine Auflistung häufiger oder charakteristischer<br />

klinischer Befunde bei hämatoonkologischen<br />

Patienten im Zusammenhang<br />

mit einer Splenomegalie findet sich<br />

in Tabelle 2.<br />

Labor<br />

Differentialblutbild und Blutausstrich:<br />

An vorderster Stelle in der weiteren Diagnostik<br />

steht die Anfertigung eines Differentialblutbildes,<br />

idealerweise direkt verbunden<br />

mit einer mikroskopischen Blutbildbeurteilung.<br />

In vielen Fällen führt<br />

diese Beurteilung zu einer Verdachtsdiagnose,<br />

sodass die weiteren diagnostischen<br />

Schritte gezielt eingeleitet werden können.<br />

So findet sich bei einer CLL typischerweise<br />

eine ausgeprägte Lymphozytose reifer<br />

lympha tischer Zellen (Abb. 1). Jedoch<br />

kann es auch bei anderen Lymphomen,<br />

wie beispielsweise dem Mantelzelllymphom,<br />

zu einer stärkeren leukämischen<br />

Ausschwemmung kommen. Bei normaler<br />

Verteilung der Leukozyten im maschinellen<br />

Differentialblutbild kann die<br />

mikroskopische Blutbilduntersuchung<br />

durch den Nachweis atypischer Lymphozyten<br />

für eine zugrundeliegende Lymphomerkrankung<br />

wegweisend sein. Dies ist<br />

z. B. bei der Haarzellleukämie der Fall, bei<br />

Allgemein<br />

• Oberbauchbeschwerden (Spleno-/Hepatomegalie). Starke Schmerzen, teils mit Ausstrahlung<br />

in die linke Schulter, deuten auf Milzinfarkt hin<br />

• Konstitutionelle Symptome: allgemeine Leistungsminderung, Appetitlosigkeit, «B-Symptome»<br />

(Fieber, Nachtschweiss, Gewichtsverlust)<br />

• Anämiesymptome<br />

Bei essentieller Thrombozythämie und Polycythämia vera<br />

• Mikrozirkulationsstörungen der Extremitäten (z. B. akrale Parästhesien, Akrozyanose,<br />

Erythromelalgien * ) oder zerebral<br />

(z. B. Kopfschmerzen, Schwindel, Seh- und Hörstörungen)<br />

Bei Polycythämia vera und Myelofibrose<br />

• Pruritus, v. a. nach heissen Duschen oder Bädern<br />

Bei fortgeschrittener Myelofibrose<br />

• Knochenschmerzen, Gelenkschmerzen<br />

Befunde<br />

Allgemein<br />

• Blutungsneigung (in Folge Zytopenie oder Blutgerinnungsstörung)<br />

• Infektneigung<br />

Bei Lymphomen<br />

• Lymphknotenschwellungen<br />

Bei myeloproliferativen Neoplasien<br />

• Sekundäre Gicht<br />

• Thromboseneigung, Thromboembolien an atypischer Lokalisation<br />

Bei Polycythämia vera<br />

• Plethora<br />

• Hypertonie<br />

* anfallsartig auftretende schmerzhafte Rötung der Extremitäten<br />

Tabelle 2: Häufige oder typische klinische Befunde bei hämato-onkologischen<br />

Erkrankungen, die mit einer Splenomegalie einhergehen.<br />

der häufig «Haarzellen» in geringer Anzahl<br />

im Blut nachgewiesen werden können<br />

(Abb. 2).<br />

Im Gegensatz zu lymphoproliferativen<br />

Erkrankungen findet sich bei myeloproliferativen<br />

Erkrankungen eine Vermehrung<br />

myeloischer Zellen im peripheren<br />

Blut. Die CML weist eine ausgeprägte<br />

Vermehrung granulozytärer Zellen mit<br />

einem hohen Anteil unreifer Zellen auf,<br />

wobei im Gegensatz zu akuten Leukämien<br />

eine kontinuierliche Linksverschiebung<br />

besteht, d. h. es können unreife<br />

granulozytäre Vorläuferzellen auf sämtlichen<br />

Reifungsstufen nachgewiesen werden<br />

(Abb. 3). Begleitend findet sich häufig<br />

eine Vermehrung basophiler Granulozyten.<br />

Charakteristisch für die Polycthämia<br />

vera ist eine Erythrozytose, die zu einem<br />

erhöhten Hämoglobin- und Hämatokritwert<br />

führt. Häufig wird dies von einer<br />

mässig ausgeprägten Leuko- und Thrombozytose<br />

begleitet. Im Gegensatz dazu<br />

findet sich bei der essentiellen Thrombozythämie<br />

ty pischerweise eine isolierte,<br />

starke Vermehrung der Thrombozyten,<br />

die eine ausgeprägte Grössenvariabilität<br />

und Granulationsstörungen aufweisen.<br />

Die Myelofibrose führt im frühen Stadium<br />

häufig zu einer Thrombozytose, sodass<br />

die Unterscheidung zur ET schwer<br />

fallen kann; im fortgeschrittenen Stadium,<br />

das durch eine zunehmende Knochenmarkfibrose<br />

und extramedulläre<br />

Blutbildung charakterisiert ist, findet sich<br />

dann ein sog. leukoerythroblastisches<br />

Blutbild, bei dem neben granulozytären<br />

auch erythrozytäre Vorstufen (Erythroblasten)<br />

nachgewiesen werden können,<br />

und eine ausgeprägte Viel gestaltigkeit der<br />

Blutzellen auffällt.<br />

Zytopenien sind weniger spezifisch. Während<br />

Zytopenien mehrerer Zellreihen häufig<br />

durch einen Hypersplenismus oder<br />

eine Knochenmark infiltration bedingt<br />

sind, können isolierten Zyto penien durch<br />

Autoimmunmechanismen bedingt sein.<br />

Dies wird im Zu sammenhang mit lymphoproliferativen<br />

Er krankungen wie der<br />

CLL beobachtet (autoimmunhämolytische<br />

Anämie, seltener Immunthrombozythämie).<br />

Weitere Laboruntersuchungen generell<br />

ist eine Bestimmung der Lebertransaminasen<br />

und Cholestaseparameter<br />

(auch aus differentialdiag nostischen Erwägungen)<br />

sowie des Serumkreatinins<br />

und der Serumelektrolyte sinnvoll. Darüber<br />

hinaus sollte eine Bestimmung der<br />

44 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

Laktatdehydrogenase (LDH) erfolgen, die<br />

einen Hinweis auf die proliferative Aktivität<br />

der Grund erkrankung bzw. eine Hämolyse<br />

geben kann.<br />

Bildgebung<br />

Eine sonographische Beurteilung des<br />

Oberbauchs, des restlichen Abdomens und<br />

der ableitenden Harnwege ist grundsätzlich<br />

sinnvoll. Neben einer gründlichen<br />

Untersuchung von Leber und Milz steht<br />

hier die Frage nach Lymphomen und deren<br />

möglichen Komplikationen im Vordergrund.<br />

Bei Malignomverdacht kann<br />

zusätzlich eine Thorax-Röntgen-Untersuchung<br />

durchgeführt werden.<br />

Spezialdiagnostik<br />

Weiterführende diagnostische Massnahmen<br />

wie Schnittbilddiagnostik, spezielle<br />

Labordiagnostik, oder eine Knochenmarkdiagnostik<br />

sollten möglichst nur mit<br />

gezielter Fragestellung bzw. nach hämatoonkologischer<br />

Diskussion veranlasst werden,<br />

um unnö tige Unter suchungen und<br />

Wiederholungsuntersuchungen zu vermeiden.<br />

Spezieller Teil –<br />

Steckbrief häufiger hämatoonkologischer<br />

Erkran kungen<br />

mit Splenomegalie und<br />

Spezialdiagnostik<br />

Abb. 1 (mit freundlicher Erlaubnis von PD Dr. Martin Bommer, Klinik für Innere Medizin III,<br />

Universitätsklinikum Ulm): Chronisch lymphatische Leukämie (CLL), peripherer Blutausstrich.<br />

Vermehrung von kleinen Lymphozyten, die morphologisch von normalen Lymphozyten<br />

nicht unterscheidbar sind. Rechts oben Gumprechtscher Kernschatten, der einer zerstrichenen<br />

CLL-Zelle enspricht und die besondere Verletzlichkeit der Lymphomzellen widerspiegelt<br />

Abb. 2 (mit freundlicher Erlaubnis von PD Dr. Martin Bommer, Klinik für Innere Medizin III,<br />

Universitätsklinikum Ulm): Haarzellleukämie (HZL), peripherer Blutausstrich. Mittelgrosse<br />

lymphatische Zellen mit blass-basophilem Zytoplasma und «haarigen» Zytoplasmaausläufern<br />

Lymphomerkrankungen<br />

Die chronische lymphatische Leukämie<br />

ist ein wenig aggressives B-Zell Non-Hodgkin-Lymphom,<br />

das regelmässig zu einer<br />

Ausschwemmung von Lymphomzellen in<br />

das Blut führt (Abb. 1). Die Mehrzahl der<br />

Patienten ist bei Diagnose beschwerdefrei<br />

(Zufallsbefund), ein Teil der Patienten<br />

bemerkt eine schmerzlose Lymphknotenvergrösserung.<br />

Im fortgeschrittenen Stadium<br />

der Erkrankung können Allgemeinsymptome,<br />

eine Infektneigung, Blutungen,<br />

Autoimmunphänomene (v. a. Autoimmunzytopenien)<br />

und Beschwerden<br />

durch eine Organomegalie (v. a. Milz,<br />

Lymphknoten) auftreten. Zur Verdachtsdiagnose<br />

führt eine Blutlymphozytose,<br />

wobei die Lymphozytenzahl definitionsgemäss<br />

> 5 G/l liegen muss. Die Diagnose<br />

wird mittels Immunphänotypisierung<br />

an peripheren Blutzellen gestellt. Bei unüblichem<br />

Immunphänotyp sollten weiterführende<br />

Untersuchungen zur Abgrenzung<br />

von anderen Lymphomen wie beispielsweise<br />

dem Mantelzelllymphom<br />

erfolgen. Eine Untersuchung des Knochenmarks<br />

oder eines Lymphknotens<br />

werden nur in speziellen Situationen benötigt<br />

und sind im Unterschied zu anderen<br />

Lymphomen nicht routinemässig<br />

empfohlen. Die Prognose ist sehr heterogen<br />

mit Überlebenszeiten zwischen Monaten<br />

und Jahrzehnten, wobei die Stadien­<br />

<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

45


PERSPEKTIVEN<br />

Abbildung 3 (mit freundlicher Erlaubnis von PD Dr. Martin Bommer, Klinik<br />

für Innere Medizin III, Universitätsklinikum Ulm): Chronisch myeloische<br />

Leukämie (CML). Deutliche Vermehrung granulopoetischer Zellen. Neben<br />

reifen Granulozyten mit segmentierten Kernen finden sich Vorläuferzellen<br />

auf verschiedenen Reifungsstufen (Promyelozyten, Myelozyten, Metamyelozyten),<br />

die üblicherweise nur im Knochenmark nachweisbar sind. Daneben<br />

Vermehrung der Thrombozyten<br />

einteilungen nach Binet oder Rai [3, 4]<br />

und die Bestimmung genomischer Aberrationen<br />

mittels Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung<br />

(FISH) zur Prognoseabschätzung<br />

hilfreich sind [5]. Eine Therapie<br />

sollte erst bei Symptomen, einer zunehmenden<br />

hämatopoetischen Insuffizienz<br />

oder einer raschen Krankheitsprogression<br />

erfolgen [5]. Derzeit verfügbare konventionelle<br />

Therapieverfahren sind von palliativem<br />

Charakter. Bei Patienten ohne gravierende<br />

Komorbiditäten wurde für eine<br />

Primärtherapie mit dem monoklonalen<br />

anti-CD20-Antikörper Rituximab in<br />

Kombination mit Fludarabin und Cyclophosphamid<br />

eine Überlebensverlängerung<br />

demonstriert, sodass diese Behandlung<br />

den Standard für geeignete Patienten<br />

darstellt. Vor Therapieeinleitung wird die<br />

Bestimmung genomischer Aberrationen<br />

(FISH) empfohlen, da Patienten mit einer<br />

Deletion 17p eine äusserst ungünstige Prognose<br />

aufweisen und ungenügend auf<br />

Standardtherapien ansprechen, sodass<br />

alter native Therapieansätze diskutiert<br />

werden sollten.<br />

Bei der Haarzellleukämie handelt es sich<br />

um ein seltenes B-Zell-NHL. Klinisch findet<br />

sich häufig die typische Konstellation<br />

aus Splenomegalie und Panzytopenie.<br />

Periphere Lymphknotenvergrösserungen<br />

sind selten, ein Teil der Patienten weist<br />

jedoch intraabdominelle Lymphome auf.<br />

Die klinischen Symptome werden bestimmt<br />

von den Zytopenien (Anämiesymptome:<br />

v. a. Schwäche/Fatigue, Infektneigung,<br />

Blutungsneigung) und der Splenomegalie<br />

(Oberbauchbeschwerden, Völlegefühl).<br />

Seltene Fälle einer Milzruptur<br />

wurden beschrieben, die eine notfallmässige<br />

Splenektomie erfordert. Im peripheren<br />

Blutausstrich sind häufig die namengebenden<br />

«Haarzellen» nachweisbar<br />

(Abb. 2). Zur Diagnosesicherung wird eine<br />

Knochenmarkbiopsie mit immunhistochemischer<br />

Aufarbeitung empfohlen. Die<br />

Knochenmarkaspiration führt dagegen<br />

aufgrund einer Retiku linfaservermehrung<br />

häufig zu einer «Punctio sicca». Es besteht<br />

meist ein sehr langsamer Krankheitsverlauf,<br />

sodass häufig initial keine<br />

Therapie er forderlich ist und Verlaufskontrollen<br />

erfolgen. Eine Behandlung wird<br />

beim Auftreten von Symptomen oder einer<br />

zunehmenden Zytopenie notwendig. Seit<br />

Einführung der Purinanaloga hat sich die<br />

Prognose der HZL deutlich verbessert. Als<br />

Standard gilt eine Behandlung mit Cladribin<br />

(2-Chlordeoxyadenosin), womit<br />

häufig langjährige Remissionen erzielt<br />

werden. Während und Monate nach einer<br />

solchen Therapie besteht eine ausgeprägte<br />

Immunsuppression mit hohem Risiko<br />

für bakterielle und aty pische Infektionen.<br />

Das splenische Marginalzonenlymphom<br />

ist ein seltenes NHL, allerdings stellt<br />

es bei Patienten mit diagnos tischer Splenektomie<br />

eine häufige Diagnose dar. Die<br />

typische klinische Prä sentation mit Splenomegalie,<br />

Lymphozytose, Zyto penien<br />

und meist fehlender Lymphadenopathie<br />

ähnelt der HZL. Wie bei anderen wenig<br />

aggressiven B-Zell-Lymphomen besteht<br />

zumeist ein fortgeschrittenes Stadium mit<br />

Befall des peripheren Blutes und/oder des<br />

Knochenmarks (≥ 90 %). In typischen<br />

Fällen lassen sich im Blutausstrich sogenannte<br />

«villöse Lymphozyten» nachweisen,<br />

Lymphozyten mit einem weiten<br />

basophilen Zytoplasma und «zottigen»<br />

Ausläufern. Die Diagnose kann zumeist<br />

über das periphere Blut und die Knochenmarkhistologie<br />

gestellt werden, sodass<br />

eine diagnostische Splenek tomie meist<br />

nicht notwendig wird. Der Krankheitsverlauf<br />

ist üblicherweise sehr indolent mit<br />

medianen Überlebenszeiten > 10 Jahren.<br />

Asymptomatische Patienten ohne wesentliche<br />

Zytopenien werden zunächst beobachtet,<br />

ansonsten weist eine Behandlung<br />

mit dem monoklonalen anti-CD20-Antikörper<br />

Rituximab eine gute Wirksamkeit<br />

auf. Die therapeutische Splenek tomie ist<br />

etwas in den Hintergrund getreten, stellt<br />

aber eine Option für Patienten mit isoliertem,<br />

symptoma tischen Milzbefall dar.<br />

Myeloproliferative Neoplasien<br />

MPN sind Erkrankungen hämatopoetischer<br />

Stammzellen, die charakterisiert<br />

sind durch die Hyperplasie einer oder<br />

mehrerer myelopoetischer Zellreihen mit<br />

langsam zunehmender Vermehrung der<br />

Granulozyten und/oder Erythro zyten<br />

und/oder Thrombozyten. In unterschiedlicher<br />

Ausprägung wird eine Fibrosierungstendenz<br />

des Knochenmarks beobachtet.<br />

Es besteht ein erhöhtes Thromoembolierisiko,<br />

und Thrombosen an atypischer<br />

Lokalisa tion (Pfortaderthrombose,<br />

Budd­ Chiara-Syndrom) können auf eine<br />

mögliche MPN hinweisen. Die Diagnosestellung<br />

erfolgt entsprechend der<br />

WHO-Klassifikation [6], wobei zunächst<br />

eine Unterscheidung zwischen BCR/ABLpositiven<br />

(CML) und BCR/ABL-negativen<br />

MPN (v. a. PV, ET, MF) getroffen werden<br />

sollte. Eine Knochenmarkdiagnostik wird<br />

empfohlen, auch wenn sie nicht mehr bei<br />

jeder einzelnen MPN gefordert wird.<br />

Leitbefund der chronischen myeloischen<br />

Leukämie ist eine massive Vermehrung<br />

der granulopoetischen Zellen (meist<br />

> 50 G/l) mit Linksverschiebung bis zu<br />

den Myeloblasten bei kontinuierlicher<br />

46 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

Ausreifung (im Gegensatz zu akuten Leukämien).<br />

Häufig ist auch die Megakaryopoese<br />

deutlich gesteigert (Abb. 3). In<br />

der Mehrzahl erfolgt die Diagnose als<br />

Zufallsbefund, bei einem Teil führen<br />

Symptome wie Müdigkeit, Gewichtsverlust,<br />

Leistungsknick, Hyperurikämie mit<br />

Gichtanfällen oder Oberbauchbeschwerden<br />

zur Diagnose. Molekular liegt der<br />

CML eine Fusion der Gene BCR und ABL<br />

in Folge der Translokation t(9;22)<br />

(q34;q11) zu Grunde, wobei es zu einer<br />

konstitutionellen Aktivierung der ABL-<br />

Tyrosinkinase kommt. Zur Sicherung der<br />

Dia gnose erfolgt der Nachweis des BCR/<br />

ABL-Transkripts mittels Multiplex-PCR<br />

und/oder FISH. Das quantitative BCR/<br />

ABL-Transkript (Real-Time-PCR) wird<br />

zur Beurteilung des Therapiean sprechens<br />

herangezogen. Die Standardtherapie erfolgt<br />

zielgerichtet mit den Tyrosinkinase-<br />

Inhibtoren Imatinib, Nilotinib oder Dasatinib.<br />

Die Prognose hat sich seit Einführung<br />

dieser Therapien dramatisch verbessert,<br />

jedoch kann nach jetzigem<br />

Kenntnisstand nicht von einer Heilung<br />

ausgegangen werden, sodass die Behandlung<br />

unbefristet fortgeführt und überwacht<br />

werden muss. Entscheidend für den<br />

Therapieerfolg ist eine gute Therapieadhärenz,<br />

da es sonst vermehrt zum Auftreten<br />

von Resistenzmutationen kommt.<br />

Weiterhin muss ein konsequentes Monitoring<br />

des Therapieansprechens erfolgen,<br />

damit bei mangelndem Ansprechen frühzeitig<br />

eine Therapieumstellung erfolgen<br />

kann, um den äusserst ungünstigen Übergang<br />

in eine Akzelerations- oder Blastenphase<br />

zu vermeiden. Die allogene Stammzelltransplantation<br />

steht als Reserve option<br />

zur Verfügung und sollte speziell bei<br />

jüngeren Patienten mit ungenü gendem<br />

Therapieansprechen frühzeitig evaluiert<br />

werden.<br />

Bei der Polycythämia vera steht die Proliferation<br />

der Erythropoese mit Polyglobulie<br />

im Vordergrund, jedoch ist meist<br />

auch eine Steigerung der Granulopoese<br />

und Megakaryopoese mit entsprechender<br />

Leukozytose und Thrombozytose vorhanden.<br />

Man unterscheidet eine initiale, proliferative<br />

Phase von einer «spent» Phase,<br />

die durch eine zunehmende Knochenmarkfibrose<br />

mit Zytopenie und Splenomegalie<br />

gekennzeichnet ist. In ca. 10 % der<br />

Fälle entwickelt sich im Langzeitverlauf<br />

eine akute myeloische Leukämie. Als Resultat<br />

der hohen Blutvis kosität besteht eine<br />

erhöhte Inzidenz an thromboembolischen<br />

Komplikationen. Weitere Symptome<br />

der PV sind: Mikrozirkulationsstörungen<br />

peripher (Raynaud-Symptomatik, Akrozyanose,<br />

Erythromelalgie) oder zentral<br />

(Schwindel, Ohrensausen, Kopfschmerzen,<br />

Synkopen, Sehstörungen), Pruritus,<br />

Plethora, sekundäre Gicht und Hypertonie.<br />

Diagnostische Hauptkriterien sind<br />

eine Polyglobulie (Hb Männer > 18.5 g/dl,<br />

Frauen > 16.5 g/dl) sowie der Nachweis<br />

einer JAK2-Mutation, die sich bei nahezu<br />

allen Patienten findet. Nebenkri terien<br />

sind eine typische Knochen markhistologie<br />

und ein erniedrigter Erythropoetinspiegel.<br />

Therapeutisches Ziel ist neben einer Linderung<br />

der Symptome v. a. eine Senkung<br />

des Throm boembolierisikos. Das Rückgrat<br />

der Behandlung stellen Aderlässe<br />

(Ziel-Hämatokrit Männer < 45 %, Frauen<br />

< 42 %) und eine Thrombozytenaggregationshemmung<br />

mit ASS (100 mg/Tag)<br />

dar. Der durch die Aderlässe in duzierte<br />

Eisenmangel ist gewünscht und sollte<br />

nicht korrigiert werden. Zu beachten ist,<br />

dass bei sehr hohen Thrombozytenwerten<br />

(> 1000 G/l) ein erhöhtes Blutungsrisiko<br />

vorliegen kann, sodass vor Beginn der<br />

ASS-Therapie eine Zytoreduktion erfolgen<br />

sollte. Eine zusätzliche zytoreduktive Therapie<br />

mit Hydroxyurea ist z. B. bei hohem<br />

Thromboserisiko (z. B. anamnestische<br />

Thromboembolien), hoher Aderlass-Frequenz<br />

oder ausgeprägter Throm bozytose<br />

sinnvoll. Da das Risiko für thromboembolische<br />

Komplikationen wesentlich durch<br />

kardiovaskuläre Ri sikofaktoren des Patien<br />

ten mitbestimmt wird, ist eine konsequente<br />

Behandlung der Ri sikofaktoren<br />

von grosser Bedeutung.<br />

Hauptmerkmal der essentiellen Thrombozytämie<br />

ist eine Thrombozytose (> 450 G/l),<br />

die vielfach als Zufalls befund entdeckt<br />

wird. Typische klinische Manifestation sind<br />

Mikrozirkulationsstörungen (s. o. bei PV)<br />

und thrombembolische Ereignisse. Vor<br />

allem bei sehr hohen Thrombozytenzahlen<br />

(> 1500 G/l) werden auch Blu tungen<br />

beobachtet. Wird in diesen Situationen ASS<br />

verabreicht, kann dies gelegentlich zu lebensbedrohlichen<br />

Blutungskomplikationen<br />

führen. Zur Diagnosesicherung ist eine<br />

Knochenmarkbiospie erforderlich, wobei<br />

speziell die Abgrenzung zu einer frühen<br />

primären MF schwierig sein kann (s. u.).<br />

JAK2-Mutationen sind in ca. der Hälfte der<br />

Fälle nachweisbar. Die Lebens erwartung<br />

von ET-Patienten ist gut, die Morbidität ist<br />

jedoch aufgrund vermehrter kardiovaskulärer<br />

Ereignisse hoch. Als Basismassnahme<br />

sollten kardiovaskuläre Risikofaktoren<br />

möglichst optimal behandelt bzw. vorgebeugt<br />

werden. Die weitere therapeutische<br />

Strategie richtet sich nach dem Risikoprofil.<br />

Bei hohem Risiko (Alter > 60 Jahre,<br />

thrombembolische Komplikationen,<br />

Thrombozytenzahlen > 1500 G/l) sollte<br />

eine zytoreduktive Therapie mit Hydroxyurea<br />

eingeleitet werden (Ziel Thrombozytennormalisierung).<br />

Bei jungen Patienten<br />

kann alternativ In terferon-alpha eingesetzt<br />

werden. Eine niedrig-dosierte<br />

Therapie mit ASS wird, obwohl weniger gut<br />

gesichert als bei der PV, bei Patienten mit<br />

hohem Risiko eher empfohlen.<br />

The spleen in hematologic malignancies<br />

The spleen represents a major lymphatic and hematologic organ and, as such, is<br />

frequently involved in hema tologic malignancies. Splenomegaly may constitute the<br />

first clinical sign leading to the diagnosis of a hematologic malignancy. Vice versa,<br />

the presence, or suspicion of a hematologic malignancy requires investigation of the<br />

spleen. In case of splenomegaly of unknown origin, directed history, clinical examination,<br />

and laboratory testing including a complete blood count with microscopic<br />

investigation of a peripheral blood smear, frequently allow to establish a<br />

tentative diagnosis. Whenever possible, further specific testing should be based on a<br />

thorough primary evaluation to avoid unnecessary diagnostic procedures. In light<br />

of the current diagnostic options, diagnostic splenectomy can usually be avoided to<br />

establish definitive diagnosis. Indolent lymphomas (chronic lymphocytic leukaemia,<br />

hairy cell leukaemia, splenic marginal zone lymphoma) and myeloproliferative<br />

neoplasms (chronic myeloid leukaemia, polycythemia vera, essential thrombocythemia,<br />

primary and secondary myelofibrosis) are the most prevalent hematologic<br />

malignancies associated with splenomegaly. Therapeutic options are highly<br />

differentiated depending on the underlying disease. Apart from very rare exceptions,<br />

therapeutic splenectomy can usually be avoided.<br />

<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

47


PERSPEKTIVEN<br />

Bei der Myelofibrose (MF) unterscheidet<br />

man die häufigere primäre MF von der<br />

sekundären MF (meist in Folge einer PV,<br />

selten ET). Im Frühstadium steht eine<br />

Proliferation der Megakaryozyten mit<br />

Thrombozytose im Vordergrund. In Folge<br />

von Zell-Zytokin-Reaktionen kommt es zu<br />

einer Fibroblastenvermehrung mit vermehrter<br />

Fibrose, später zu einer Neovaskularisation<br />

und Osteosklerose. Während<br />

die MF im Früh stadium meist asymptomatisch<br />

ist, treten später Symptome der<br />

ineffek tiven Hämatopoese (Anämie,<br />

Thrombopenie, Leukopenie), All ge meinsym<br />

ptome (Leistungsminderung, Fieber,<br />

Nachtschweiss, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust,<br />

Knochenschmerzen) sowie Beeinträchtigungen<br />

durch die extramedulläre<br />

Hämatopoese (Splenomegalie, Hepatomegalie)<br />

auf. In diesem Stadium findet sich<br />

die typische Konstellation aus leukoerythroblastischem<br />

Blutbild, LDH-Erhöhung,<br />

Anämie und palpabler Splenomegalie.<br />

Komplikationen in diesem Stadium sind<br />

eine por tale Hypertension und Milzinfarkte,<br />

etwa 10 % der Patienten sterben an<br />

einem terminalen Blastenschub. Zur<br />

Diagnosesicherung werden eine typische<br />

Knochenmarkmorphologie und der Ausschluss<br />

anderer MPN bzw. eines MDS gefordert.<br />

Eine JAK2-Mutation kann in<br />

30 – 50 % nachgewiesen werden und ist<br />

ein diagnostisches Kriterium. Die mediane<br />

Lebenserwartung liegt bei ca. 5 Jahren,<br />

weist aber eine grosse Variabilität auf. Zur<br />

Prognoseeinschätzung liegen gut validierte<br />

Modelle vor [7], die zur Therapiesteuerung<br />

benutzt werden. Niedrig-Risiko-<br />

Patienten haben eine relativ günstige<br />

Prognose, sodass primär keine Therapieindikation<br />

besteht und klinische<br />

Kontrollen erfolgen können. Die allo gene<br />

Stammzelltransplanta tion mit dosisreduzierter<br />

Konditionierung stellt eine potentiell<br />

kurative Op tion in der Behandlung<br />

der MF dar und sollte bei transplantationsfähigen<br />

Patienten mit ungünstigem<br />

Risiko geprüft werden. Sofern eine allogene<br />

Stammzelltransplantation nicht in<br />

Frage kommt, stehen palliative, symptomorientierten<br />

Massnahmen im Vordergrund.<br />

Da die Symptome der MF vielfältig<br />

sind, verlangen sie ein angepasstes<br />

therapeu tisches Vorgehen. In Frage kommen<br />

je nach Symptomatik (Auswahl):<br />

• Bluttransfusionen, Erythropoetin (bei<br />

Anämie)<br />

• Ruxolitinib (bei konstitutionellen Symptomen,<br />

Pruritus, Splenomegalie). Es<br />

handelt sich hierbei um einen neu zugelassenen<br />

Inhibitor von JAK1 und JAK2<br />

(Wirksamkeit unabhängig vom Vorliegen<br />

einer JAK2 Mutation).<br />

• Hydroxyurea (bei Thrombozytose,<br />

Splenomegalie, Pruritus)<br />

• Thalidomid (+/– Prednison) (bei konstitutionellen<br />

Symptomen, Anämie/<br />

Zytopenien)<br />

• Lenalidomid (+/– Prednison): s. Thalidomid,<br />

besonders wirksam bei Nachweis<br />

einer 5q-Deletion<br />

• Milzbestrahlung (bei schmerzhafter<br />

Splenomegalie)<br />

• Splenektomie (bei therapierefraktärer<br />

schmerzhafter Splenomegalie, Kompression<br />

von Nachbarorganen, portaler<br />

Hypertension). Als Ultima ratio bei gut<br />

selektierten Patienten aufgrund hoher<br />

operativer Mortalität/Morbidität. Die<br />

Indika tion für Splenektomie ist vor Beginn<br />

einer Strahlentherapie zu prüfen,<br />

da die Komplikationsraten nach Strahlentherapie<br />

deutlich ansteigen. ■<br />

Korrespondenzadresse<br />

PD Dr. med. Dirk Kienle<br />

Medizinische Onkologie<br />

und Hämatologie<br />

Stadtspital Triemli<br />

Brimensdorferstrasse 497<br />

8063 Zürich<br />

dirk.kienle@triemli.zuerich.ch<br />

Literatur<br />

1. O'Reilly RA. Splenomegaly in 2,505 Patients<br />

at a Large University Medical Center From<br />

1913 to 1995. West J Med 1998; 169: 88 – 97.<br />

2. Kraus MD, Fleming MD, Vonderheide RH. The<br />

spleen as a diagnostic specimen: a review of<br />

10 years' experience at two tertiary care institutions.<br />

Cancer. 2001; 91: 2001.<br />

3. Rai KR, Sawitsky A, Cronkite EP, Chanana<br />

AD, Levy RN, Pasternack BS.Clinical staging<br />

of chronic lymphocytic leukemia. Blood.<br />

1975; 46: 219.<br />

4. Binet JL, Auquier A, Dighiero G et al. A new<br />

prognostic classification of chronic lymphocytic<br />

leukemia derived from a multivariate<br />

survival analysis. Cancer. 1981; 48: 198.<br />

5. Hallek M, Cheson B, Catovsky D et al. Guidelines<br />

for the diagnosis and treatment of chronic<br />

lymphocytic leukemia: a report from the<br />

InternationalWorkshop on Chronic Lymphocytic<br />

Leukemia updating the National Cancer<br />

Institute-Working Group 1996 guidelines.<br />

Blood. 2008; 111: 5446 – 5456.<br />

6. Vardiman W, Thiele J, Arber DA et al. The 2008<br />

revision of the World Health Organization<br />

(WHO) classification of myeloid neoplasms<br />

and acute leukemia: rationale and important<br />

changes. Blood. 2009; 114: 937 – 951.<br />

7. Gangat N, Caramazza D, Vaidya R et al. DIPSS<br />

plus: a refined Dynamic International Prognostic<br />

Scoring System for primary myelofibrosis<br />

that incorporates prognostic information<br />

from karyotype, platelet count, and transfusion<br />

status. J Clin Oncol. 2011; 29: 392.<br />

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Kathrin Grüneis<br />

48 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

D as erleseneObjekt<br />

Körperliche Hilfsmittel als<br />

Erkennungszeichen<br />

Prof. Iris Ritzmann, Medizinhistorikerin in Zürich<br />

Bildinformation: Hermann Hesses Brille, © Hermann-Hesse-Editionsarchiv, Offenbach am Main, als Schlüsselobjekt<br />

im Hermann-Hesse-Museum in Montagnola<br />

War es Mahatma Gandhi? Oder war es<br />

Bertolt Brecht? Wer trug diese Brille?<br />

Es gibt berühmte Personen, die zur Bewältigung<br />

körperlicher Beeinträchtigungen<br />

sichtbare Hilfsmittel benötigten bzw. benötigen<br />

und gemeinsam mit diesen Objekten<br />

im visuellen Gedächtnis haften<br />

bleiben. Erinnert sei etwa an Stephen<br />

Fondazione Hermann Hesse<br />

Montagnola<br />

(www.hessemontagnola.ch)<br />

Das Museum liegt im Ortskern von Montagnola, ca. zehn<br />

Autominuten von Lugano entfernt.<br />

Öffnungszeiten:<br />

März–Oktober, täglich 10.30–17.30 Uhr<br />

November–Februar, nur Samstag und Sonntag, 10.30–<br />

17.30 Uhr<br />

Hawking in seinem Rollstuhl oder an die<br />

Märchengestalt Captain Hook, benannt<br />

nach seiner hakenförmigen Handprothese.<br />

Gibt es auch Hilfsmittel, die selbst so<br />

berühmt sind, dass sie mit einer bestimmten<br />

Person in Verbindung gebracht werden?<br />

Hierzu gehört sicherlich die Eiserne<br />

Hand, die – nicht zuletzt durch Goethes<br />

literarische Verarbeitung – automatisch<br />

an Götz von Berlichingen denken lässt.<br />

Mit der Massenfabrikation im frühen 20.<br />

Jahrhundert kamen nicht nur einheitliche<br />

Bein- und Armprothesen auf, die eine gesellschaftliche<br />

Integration der vielen<br />

Kriegsveteranen unterstützen sollten, es<br />

wurden auch Hilfsmittel wie Rollstühle,<br />

Hörrohre oder Brillen vielhundertfach<br />

produziert.<br />

Können diese Gegenstände trotz fehlender<br />

Einmaligkeit Assoziationen zu möglichen<br />

Trägern auslösen? Die abgebildete<br />

Brille weist auf einen solchen Effekt hin.<br />

Und sie lässt erahnen, dass Objekte auch<br />

in Abwesenheit ihrer Nutzer eine Wirkkraft<br />

besitzen.<br />

Ist es Zufall, dass die genannten Persönlichkeiten<br />

männlich sind? Berühmte<br />

Frauen mit körperlichen Hilfsmitteln<br />

sind rar, treten aber zumindest in den<br />

letzten Jahrzehnten vereinzelt in Erscheinung.<br />

Madame de Meuron verlieh<br />

ihrer exzentrischen Persönlichkeit mit<br />

einem unförmigen Hörrohr eine bewusst<br />

antiquierte Note und erhob so willentlich<br />

ein Hilfsmittel zu ihrem Erkennungszeichen.<br />

Unfreiwillig dagegen sah sich Hillary<br />

Clinton nach einem Unfall zum<br />

Verzicht auf ihre Kontaktlinsen und das<br />

Tragen einer Spezialbrille gezwungen.<br />

Können körperliche Hilfsmittel demnach<br />

sowohl einzelne Individuen als auch gesellschaftliche<br />

Phänomene – etwa genderspezifische<br />

Körperbilder – kennzeichnen?<br />

■<br />

<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

49


MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

BRIEFKASTEN<br />

Ich habe ein Fax von der «Handelsregisterdatenbank Schweiz» mit<br />

einem vorausgefüllten Formular erhalten. Innert der angegebenen Frist<br />

habe ich meine Daten auf ihre Richtigkeit hin überprüft, das Formular<br />

unterschrieben und zurückgeschickt. Nun habe ich eine Rechnung erhalten<br />

und bemerkt, dass ich einem Adressbuchschwindler auf den<br />

Leim gegangen bin. Kann ich mich dagegen wehren?<br />

Ja, das können Sie. Zurzeit häufen sich solche Fälle: Unseriöse Geschäftemacher verschicken<br />

Vordrucke, welche auf den ersten Blick wie ein offizielles Formular des Handelsregisteramtes<br />

aussehen. Die angeschriebenen Personen werden dazu aufgefordert,<br />

ihre Daten zu überprüfen und innert einer kurzen Frist zurückzuschicken, um sicherzugehen,<br />

dass die Informationen im Registeramt korrekt erfasst sind. Wer unterschreibt<br />

und das Formular retourniert, sieht sich kurze Zeit später mit einer Rechnung konfrontiert,<br />

welche ins Geld gehen kann. Oft haben die Geprellten unwissentlich Verträge für<br />

eine nutzlose Online-Adressdatenbank abgeschlossen, welche mit bis zu 87 Franken<br />

monatlich zu Buche schlagen und erst nach zwei Jahren kündbar sind.<br />

Das SECO warnt vor solchen Adressbuchschwindlern, und der Schweizer Adressbuch- und<br />

Datenbankverleger-Verband (SADV) hat eine Warnliste mit unseriösen Anbietern auf<br />

seiner Internetseite publiziert.<br />

Daher gilt: Falls Sie ein Fax, eine E-Mail oder auch einen Brief erhalten, so lesen Sie<br />

alles aufmerksam durch, insbesondere auch das Kleingedruckte. Unterschreiben Sie<br />

nichts, womit Sie nicht ausdrücklich einverstanden sind.<br />

lic. iur. Andreas Inwyler, Titel, AXA-ARAG Rechtsschutz<br />

(Tel. 0848 11 11 00, mediservice-vsao.ch/de/<br />

versicherungen/rechtsschutz)<br />

Was können Sie unternehmen, falls Sie dennoch einen solchen Vertrag unterschrieben<br />

und zurückgefaxt haben? Sie können sich mit einem eingeschriebenen Brief wehren, in<br />

welchem Sie erläutern, dass Sie durch das irreführende Vorgehen des Anbieters getäuscht<br />

wurden, der Vertrag daher unverbindlich ist und Sie deshalb die Bezahlung verweigern<br />

werden. Erwähnen Sie zusätzlich, dass die Vorgehensweise der Firma gegen die Vorschriften<br />

des Bundesgesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) verstösst. Denn<br />

seit dem 1. April 2012 sind solche unlauteren Geschäftsmethoden verboten.<br />

Lassen Sie sich auch nicht von Inkassobüros einschüchtern, die zur ursprünglichen<br />

Forderung noch zusätzlich nicht geschuldete Gebühren verlangen. Falls Sie dennoch<br />

betrieben werden, so erheben Sie unverzüglich Rechtsvorschlag. Gerne helfen wir Ihnen<br />

bei der jeweiligen Formulierung und stehen für Fragen zur Verfügung. ■<br />

50 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>


MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

LOHNFORTZAHLUNG BEI ARBEITSUNFÄHIGKEIT (TEIL 3 SCHWANGERSCHAFT)<br />

Wer zahlt im Falle eines Falles?<br />

Was geschieht, wenn man wegen Krankheit, Unfall oder Mutterschaft nicht mehr arbeiten kann?<br />

Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung sind wegen der meist befristeten Arbeitsverträge einem<br />

grösseren Risiko ausgesetzt, in finanzielle Probleme zu geraten. Denn ihre Lohnfortzahlung endet<br />

unter Umständen mit dem Ende ihres Vertrags.<br />

Peter Scheidegger, Versicherungsfachmann MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

In den ersten beiden Folgen (<strong>VSAO</strong>-Journale<br />

1/15 und 2/15) haben wir uns mit der<br />

Lohnfortzahlung im Falle von Krankheit<br />

und bei Unfall beschäftigt. In der letzten<br />

Folge geht es um dieselben Fragen, allerdings<br />

hinsichtlich Schwangerschaft und<br />

Mutterschaft: Woher und wie lange erhält<br />

frau während der Schwangerschaft und<br />

nach der Niederkunft ihren Lohn? Und<br />

wie steht es im Falle von befristeten Verträgen?<br />

Arbeitsunfähigkeit während<br />

der Schwangerschaft<br />

An sich ist eine Schwangerschaft selbstverständlich<br />

keine Krankheit. Treten jedoch<br />

Komplikationen auf und ist die Sicherheit<br />

von Mutter und Kind gefährdet, wird die<br />

Schwangerschaft versicherungstechnisch<br />

wie eine Krankheit behandelt. Entsprechend<br />

gelten bei Arbeitsunfähigkeit dieselben<br />

Regeln wie im Falle einer Krankheit.<br />

Ab wann eine Arbeitsunfähigkeit von<br />

einem Arzt bescheinigt werden muss, ist<br />

vom jeweiligen Arbeitgeber abhängig. In<br />

der Regel muss man spätestens nach fünf<br />

Tagen ein Arztzeugnis beibringen, welches<br />

die völlige oder prozentuale Arbeitsunfähigkeit<br />

bestätigt.<br />

Die Lohnfortzahlung erfolgt durch verschiedene<br />

Leistungsquellen: Zunächst<br />

durch den Arbeitgeber und evtl. durch<br />

dessen Kollektiv-Taggeldversicherung<br />

(KTG). Fallen diese Lösungen weg, muss<br />

<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

51


MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

die Arbeitnehmerin selbst die Lücke<br />

schliessen.<br />

Gesetzlich ist die Lohnfortzahlung im<br />

Obligationenrecht geregelt. Allerdings<br />

wird dort keine genaue Frist erwähnt, wie<br />

lange die Zahlung zu dauern hat. Entscheidend<br />

ist das Dienstalter. Im ersten<br />

Dienstjahr hat der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer<br />

den Lohn für mindestens drei<br />

Wochen und nachher angemessen länger<br />

zu entrichten (Art. 324a Abs. 2 OR). Das<br />

bedeutet, dass selbst bei mehr als zehn<br />

Dienstjahren die Fortzahlung nur während<br />

vier Monaten erfolgen muss. Dauert<br />

die Arbeitsunfähigkeit länger, müsste die<br />

Arbeitnehmerin die Zeit bis zur Niederkunft<br />

selbst überbrücken. Um dieses Risiko<br />

auszuschliessen, schliessen fortschrittliche<br />

Arbeitgeber für ihre Mitarbeitenden<br />

eine Kollektiv-Taggeldversicherung ab.<br />

Für Arbeitgeber besteht jedoch keine<br />

Pflicht, eine solche Versicherung abzuschliessen.<br />

Grundsätzlich ist die Lohnfortzahlung<br />

beendet, wenn das Arbeitsverhältnis<br />

beendet ist.<br />

Einzel-Taggeldversicherung<br />

Wer nicht via Arbeitgeber einer KTG angeschlossen<br />

ist oder nur einen befristeten<br />

Arbeitsvertrag hat, kann sein Risiko minimieren,<br />

indem er eine Einzel-Taggeldversicherung<br />

abschliesst. Die meisten<br />

Krankenversicherungen bieten solche<br />

Produkte an, diese können bezüglich<br />

Leistung und Prämien stark variieren.<br />

Dasselbe gilt für die Produkte der Privatversicherer,<br />

deren Konditionen vielfach<br />

noch schlechter sind. Will man eine ETG<br />

abschliessen, darf man zudem keine gesundheitlichen<br />

Probleme haben und nicht<br />

schwanger sein.<br />

Wer vorher bei einem Arbeitgeber mit KTG<br />

angestellt war, kann nach Beendigung des<br />

Arbeitsverhältnisses in die ETG übertreten.<br />

Die Leistungen bleiben gleich wie in<br />

der KTG und beim Übertritt erfolgt keine<br />

gesundheitliche Prüfung. Das bedeutet,<br />

dass auch schwangere Angestellte übertreten<br />

können. Der Nachteil dieser Lösung<br />

ist, dass nach dem Übertritt die relativ<br />

hohen Prämien vollumfänglich vom Arbeitnehmer<br />

bezahlt werden müssen. Für<br />

Angestellte mit befristeten Arbeitsverträgen<br />

ist ein solcher Übertritt nur unter<br />

speziellen Bedingungen möglich.<br />

Lohnfortzahlung nach<br />

der Niederkunft<br />

In der Schweiz besteht der gesetzliche<br />

Anspruch auf 14 Wochen Mutterschaftsurlaub.<br />

Während dieser Zeit erhalten<br />

Frauen eine Mutterschaftsentschädigung.<br />

Diese Gelder sind jedoch ausschliesslich<br />

erwerbstätigen Frauen vorbehalten, die in<br />

den letzten neun Monaten vor der Niederkunft<br />

obligatorisch in der AHV versichert<br />

waren. Zudem müssen sie während dieser<br />

Zeit mindestens fünf Monate lang eine<br />

Erwerbstätigkeit ausgeübt haben. Ob ein<br />

Anspruch auf eine Mutterschaftsentschädigung<br />

besteht, klärt man am besten bei<br />

der AHV-Ausgleichskasse, bei der man<br />

zurzeit angeschlossen ist bzw. zuletzt angeschlossen<br />

war, ab. Die Mutterschaftsentschädigung<br />

setzt mit dem Tag der<br />

Niederkunft ein und wird während 98<br />

Tagen ausgerichtet. Das Taggeld beträgt<br />

80 Prozent des Einkommens, max. CHF<br />

196 pro Tag. Das Taggeld wird auch ausgerichtet,<br />

wenn während der Mutterschaftsabwesenheit<br />

der Arbeitsvertrag<br />

ausläuft.<br />

Kollektiv-Taggeld<br />

Der Arbeitgeber hat die Möglichkeit, in der<br />

Kollektiv-Taggeldversicherung (falls vorhanden)<br />

die erweiterte Mutterschaftsentschädigung<br />

einzuschliessen. Dabei können<br />

unterschiedliche Deckungsgrade<br />

vereinbart werden.<br />

Die Einzelversicherung jedoch deckt die<br />

Ergänzung der Mutterschaft nicht! Das<br />

bedeutet, dass eine Ärztin, die nicht mehr<br />

angestellt ist, kein Recht auf einen Übertritt<br />

in die Ergänzungsdeckung hat.<br />

Private finanzielle Mittel<br />

Wenn keine Leistungen von Seiten des<br />

Arbeitsgebers oder einer Versicherung fliessen,<br />

so muss der Lohnausfall aus privaten<br />

Mitteln finanziert werden. Im schlimmsten<br />

Fall ist der Weg zum Sozialamt unumgänglich.<br />

Es ist daher dringend zu empfehlen,<br />

dass Frauen, die während der<br />

Schwangerschaft keine Anstellung mehr<br />

haben, sich beim RAV anmelden. ■<br />

Haben Sie Fragen?<br />

Wenden Sie sich an MEDISERVICE<br />

<strong>VSAO</strong>-ASMAC, Telefon 031 350 44 22<br />

oder info@mediservice-vsao.ch.<br />

52 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>


MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Die persönliche Beziehung zählt<br />

Nach dem Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik ist es für Patienten oft schwierig, sich im<br />

Alltag wieder zurechtzufinden. Das SWICA Care Management und die Privatklinik für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie Clienia Littenheid zeigen auf, wie die Betreuung weiterhin gewährleistet ist.<br />

SWICA Gesundheitsorganisation, Unternehmenskommunikation<br />

Nicole B. strahlt, wenn sie vom kleinen<br />

Wildfang erzählt, der seit einem Jahr ihr<br />

Leben bereichert: Eliot, ein ungestümer<br />

Labrador-Rüde mit jeder Menge Flausen im<br />

Kopf. Eliot ist ein Beweis dafür, dass es der<br />

jungen Frau mit posttraumatischen Belastungsstörungen<br />

besser geht. Sich selbstständig<br />

um einen Hund zu kümmern, jeden<br />

Tag zur Arbeit zu gehen und alleine zu<br />

wohnen, wäre noch vor nicht allzu langer<br />

Zeit undenkbar gewesen. Nicole B. war viele<br />

Jahre lang stationär in verschiedenen<br />

psychiatrischen Einrichtungen, bevor sie in<br />

der Clienia Littenheid AG behandelt wurde.<br />

Kurz vor dem Klinikaustritt empfahl ihr<br />

Roland Asprion, Leiter des klinikinternen<br />

Sozialdiensts, an der Sprechstunde von<br />

SWICA teilzunehmen – ein Vorschlag, von<br />

dem Nicole B. vorerst nicht begeistert war.<br />

«Ich habe Mühe, mich auf neue Menschen<br />

einzulassen», erklärt die junge Frau ihr<br />

Zögern. Sie gab sich aber einen Ruck und<br />

nahm an dieser Sprechstunde teil, die die<br />

SWICA Care Managerin Janine Frischknecht<br />

in der Klinik für SWICA-versicherte<br />

Patienten anbietet. «Ich bin froh, habe ich<br />

diesen Schritt gemacht, denn ich habe in<br />

Frau Frischknecht eine zusätzliche Vertrauensperson<br />

gefunden», freut sich Nicole B.<br />

Wie weiter nach<br />

der Klinik?<br />

Das SWICA Care Management unterstützt<br />

die Patientinnen und Patienten vor dem<br />

Klinikaustritt, damit sie sich anschliessend<br />

gut in den Alltag integrieren können.<br />

Das Ziel ist, einen Rückfall zu vermeiden.<br />

Das bedeutet Hilfe bei der Wohnsituation,<br />

wenn nötig die Organisation psychiatrischer<br />

Spitex, die Suche eines ambulanten<br />

Therapieangebots und die Koordination<br />

mit Sozialversicherungen oder Vermittlung<br />

von anderen Hilfsangeboten. «Früher<br />

hat man den Patientinnen und Patienten<br />

beim Klinikaustritt lediglich eine<br />

Telefonnummer einer Bezugsperson in<br />

die Hand mitgeben können», sagt Roland<br />

Asprion, «heute haben die Patienten<br />

durch die Sprechstunde die Gelegenheit,<br />

bereits während der stationären Behandlung<br />

eine persönliche Beziehung zur Care<br />

Managerin aufzubauen, was für den Support<br />

zu Hause sehr wertvoll ist.»<br />

«Klassische Win-win-<br />

Situation»<br />

«Eine enge Kooperation von beiden Seiten,<br />

Klinik und Kostenträger, war der Schlüssel<br />

zum Erfolg bei Frau B.», sagt die Care<br />

Managerin Janine Frischknecht, «seither<br />

war kein stationärer Aufenthalt mehr nötig.»<br />

Dass das gegenseitige Vertrauen ohne<br />

grosse Worte vorhanden ist, spürt man im<br />

Gespräch mit Nicole B. und ihrer Care<br />

Managerin Janine Frischknecht. «Ich<br />

schätze es sehr, dass jemand auch zu Hause<br />

für mich da ist, mich unterstützt und<br />

mir hilft, meine Tage zu strukturieren»,<br />

bestätigt Nicole B. «Eine klassische Winwin-Situation»,<br />

meint auch Sozialarbeiter<br />

Roland Asprion. Er sieht beim Care Management<br />

noch einen weiteren Vorteil:<br />

Gehe es beispielsweise um die Verlängerung<br />

der Kostengutsprache, könne diese<br />

meist unkompliziert und unbürokratisch<br />

telefonisch eingeholt werden – einfach,<br />

weil der Versicherer mit dem Patienten<br />

und seiner Situation vertraut ist.» Die Einwilligung<br />

dafür, wie viel über den betroffenen<br />

Patienten erzählt oder preisgegeben<br />

wird, entscheidet dieser selbst. Strikter<br />

Datenschutz ist für die SWICA Care Manager<br />

selbstverständlich. Dies gilt auch<br />

für die Sprechstunde in Littenheid: «Wir<br />

haben einen Menschen vor uns, von dem<br />

wir keinerlei Diagnose kennen», sagt Janine<br />

Frischknecht. «Und auch während<br />

der nachfolgenden Betreuung entscheiden<br />

wir nie etwas über den Kopf der Patienten<br />

hinweg.» SWICA ist die einzige Krankenversicherung,<br />

die in der Clienia Littenheid<br />

AG Sprechstunden anbietet. ■<br />

<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

53


MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Rückerstattung<br />

der Verrechnungssteuer<br />

Die Verrechnungssteuer wird fälschlicherweise oft als echte Steuer angesehen. Grundsätzlich<br />

ist sie jedoch nur eine Sicherstellungssteuer und dient der Eindämmung der Steuerhinterziehung.<br />

Für die Unehrlichen und für Steuerausländer kann die Steuer jedoch durchaus eine endgültige<br />

Belastung sein.<br />

Werner A. Räber, Geschäftsführender Partner der Dr. Thomas Fischer & Partner AG, Baar (werner.raeber@xantrium.ch)<br />

Die Verrechnungssteuer ist eine vom Bund<br />

an der Quelle erhobene Sicherstellungssteuer<br />

auf dem Ertrag des beweglichen<br />

Kapitalvermögens. Betroffen sind in erster<br />

Linie Bankzinsen. In zweiter Linie Dividenden<br />

von kotierten, aber auch von privaten<br />

Gesellschaften und schliesslich<br />

Lotteriegewinne über 1000 Franken sowie<br />

gewisse Versicherungsleistungen (siehe<br />

Grafik). Steuerpflichtig sind die inländischen<br />

Schuldner der steuerbaren Leistung,<br />

das heisst vor allem Banken, Kapitalgesellschaften<br />

und Versicherungen. Sie haben<br />

auf der steuerbaren Leistung die Abgabe<br />

an die Eidgenössische Steuerverwaltung<br />

zu entrichten und haften auch dafür.<br />

An die Empfänger darf nur die gekürzte<br />

Leistung ausbezahlt werden.<br />

Die Verrechnungssteuer wird unter bestimmten<br />

Voraussetzungen durch Verrechnung<br />

mit den Kantons- und Gemeindesteuern<br />

oder in bar zurückerstattet. Der<br />

in der Schweiz wohnhafte ehrliche Steuerpflichtige<br />

wird durch die Steuer somit<br />

nicht endgültig belastet, für ihn ist sie<br />

quasi ein Durchlaufposten. Für private<br />

Gesellschaften kann damit aber ein Liquiditätsengpass<br />

verbunden sein.<br />

Der Rückerstattungsantrag wird in der<br />

Regel im Folgejahr mit der ordentlichen<br />

Steuererklärung vorgenommen. Spätestens<br />

drei Jahre nach Ablauf des Kalenderjahres,<br />

in dem der Abzug erfolgte, muss<br />

der Rückerstattungsantrag gestellt werden,<br />

ansonsten verfällt er. In diesem Zusammenhang<br />

ist noch auf ein Missverständnis<br />

hinzuweisen: Auch wenn jemand<br />

auf den Rückerstattungsanspruch verzichtet,<br />

zum Beispiel weil der Ertrag aus<br />

nicht versteuertem Vermögen stammt, ist<br />

er nicht von der ordentlichen Steuerpflicht<br />

entbunden. Kommt es zu einem Nachund<br />

Strafsteuerverfahren, sind die ordentliche<br />

Einkommenssteuer plus Busse nachzuentrichten.<br />

Und die Verrechnungssteuer<br />

kann trotzdem nicht mehr eingefordert<br />

werden. Bei nicht ordnungsgemässer Deklaration<br />

ist der Rückerstattungsanspruch<br />

gemäss der neuesten Rechtsprechung des<br />

Bundesgerichts auch dann verwirkt, wenn<br />

die Dreijahresfrist noch nicht abgelaufen<br />

ist.<br />

Bei Wohnsitz im Ausland ist der Rückerstattungsanspruch<br />

abhängig vom jeweiligen<br />

Doppelbesteuerungsabkommen. Meist<br />

wird nur eine teilweise Erstattung gewährt.<br />

Dabei ist zudem immer vorausgesetzt,<br />

dass im Wohnsitzland die entsprechende<br />

Deklaration erfolgt. Ohne Abkommen<br />

entfällt die Erstattung und die eigentliche<br />

Sicherungssteuer wird zu einer<br />

endgültigen Steuerbelastung. Es verwundert<br />

deshalb nicht, dass beim Bund jährlich<br />

über vier Milliarden Franken Verrechnungssteuern<br />

nicht abgeholt werden. ■<br />

<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

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Verband Schweizerischer<br />

Association suisse des méd<br />

Associazione svizzera dei


VORSORGESTIFTUNG <strong>VSAO</strong><br />

Vorteilhaft für alle<br />

Die Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong> stellt sich dem veränderten Umfeld auf den Finanzmärkten<br />

und gewährt vermehrt Hypotheken zu attraktiven Konditionen.<br />

Peter Scotton, Geschäftsführer Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong><br />

Am 15. Januar <strong>2015</strong> gab die Schweizerische<br />

Nationalbank die Aufhebung des<br />

Euro-Mindestkurses bekannt. Für institutionelle<br />

Anleger wie die Pensionskassen<br />

war diese Massnahme aus zweierlei Hinsicht<br />

einschneidend. Einerseits wurden<br />

schätzungsweise rund 30 der 775 Milliarden<br />

Schweizer Franken an Pensionskassenvermögen<br />

in der Schweiz auf einen<br />

Schlag vernichtet. Andererseits stellt sich<br />

nun mehr denn je die Frage, wie Pensionskassen<br />

künftig längerfristig Renditen<br />

am Finanzmarkt erzielen können. Obligationen<br />

haben sich seit geraumer Zeit zu<br />

einem ertragslosen Risikopapier entwickelt,<br />

Aktien sind naturgemäss mit einem<br />

höheren Risiko behaftet und können nur<br />

in einem beschränkten Anteil des Gesamtvermögens<br />

gehalten werden. Immobilienfonds<br />

sind mit sehr hohen, wenn<br />

nicht viel zu hohen Agios ausgestattet.<br />

Direktanlagen in neue attraktive Immobilien<br />

brauchen von der Projektentwicklung<br />

bis zur Bauvollendung und Übernahme<br />

in die erfolgreiche Bewirtschaftung<br />

Zeit. Zudem wurde durch die Einführung<br />

von Negativzinsen das Deponieren<br />

von Liquidität bei den Banken generell<br />

kostenpflichtig. Diese haben gegenwärtig<br />

gar kein Interesse, Gelder von Neukunden<br />

anzunehmen.<br />

Die Verantwortlichen der Vorsorgestiftung<br />

<strong>VSAO</strong> stellen sich dem veränderten Umfeld<br />

auf den Finanzmärkten und haben sich<br />

entschieden, in Zukunft vermehrt Hypotheken<br />

zu attraktiven Konditionen zu<br />

gewähren. Damit können wir Liquidität<br />

gezielt abbauen, das Risiko bei den Banken<br />

reduzieren, Forderungen zum Nominalwert<br />

verbuchen und eine positive Rendite<br />

erzielen. In jeder Hinsicht profitieren<br />

unsere Versicherten insgesamt von dieser<br />

Strategie.<br />

Das Hypothekargeschäft<br />

der Vorsorgestiftung<br />

<strong>VSAO</strong><br />

Das Hypothekargeschäft der Vorsorgestiftung<br />

<strong>VSAO</strong> war bisher eher überschaubar<br />

und ausschliesslich für Versicherte möglich.<br />

Ende Mai <strong>2015</strong> bestanden rund 40<br />

gewährte Hypothekardarlehen im Wert<br />

von 13,15 Millionen Schweizer Franken.<br />

Im Jahr 2014 betrug der Zinsertrag aus<br />

den gewährten Darlehen 264 000 Schweizer<br />

Franken. In Anbetracht der gegenwärtigen<br />

Entwicklung auf dem Finanzmarkt<br />

soll dieser Geschäftszweig nun ganz gezielt<br />

reaktiviert und ausgebaut werden.<br />

Unsere Zielgrösse haben wir vorerst auf<br />

zirka 200 Millionen Schweizer Franken<br />

festgelegt.<br />

Hypothekardarlehen gewähren wir neu<br />

im Rahmen von maximal 70 Prozent des<br />

aktuellen Verkehrswertes als erste Hypothek<br />

und maximal 10 Prozent als zweite<br />

Hypothek mit Amortisationspflicht innert<br />

fünf Jahren. Die Darlehen bieten wir in<br />

Form von Dreimonats-Libor-CHF-Hypotheken,<br />

variablen Hypotheken und Festhypotheken<br />

mit Laufzeiten bis zu zehn<br />

Jahren an. Die gültigen Zinssätze und die<br />

Antragsformulare finden Sie auf unserer<br />

Website – www.vorsorgestiftung-vsao.ch.<br />

Gerne beraten wir Sie in Fragen der Finanzierung<br />

Ihrer Hypothek und stellen<br />

uns einem Vergleich mit Ihrer Bank oder<br />

Versicherung. Nutzen Sie die Chance,<br />

und lassen Sie uns eine Offerte für Sie<br />

erstellen.<br />

■<br />

<strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

57


IMPRESSUM<br />

KONTAKTADRESSEN DER SEKTIONEN<br />

<strong>Nr</strong>. 3 • 34. Jahrgang • <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong><br />

Herausgeber/Verlag<br />

AG<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Bahnhofplatz 10A, Postfach, 3001 Bern<br />

Telefon 031 350 44 88, Fax 031 350 44 89<br />

journal@vsao.ch, journal@asmac.ch<br />

www.vsao.ch, www.asmac.ch<br />

Im Auftrag des <strong>VSAO</strong><br />

Redaktion<br />

Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin),<br />

Christiane Arnold, Franziska Holzner-Arnold,<br />

Kerstin Jost, Lukas Staub, Jan Vontobel,<br />

Sophie Yammine<br />

Geschäftsausschuss <strong>VSAO</strong><br />

Daniel Schröpfer, Präsident<br />

Ryan Tandjung, Vizepräsident<br />

Christoph Bosshard, Cyrill Bühlmann, Karin Etter,<br />

Lars Frauchiger, Dina-Maria Jakob, Gert Printzen,<br />

Miodrag Savic, Hervé Spechbach, Raphael Stolz,<br />

Marino Urbinelli, Felix Widmer (swimsa)<br />

Druck, Herstellung und Versand<br />

Stämpfli AG, Wölflistrasse 1, CH-3001 Bern<br />

Telefon +41 31 300 66 66<br />

info@staempfli.com, www.staempfli.com<br />

Layout: Tom Wegner<br />

Inserate<br />

Axel Springer Schweiz AG, Fachmedien<br />

Förrlibuckstrasse 70, Postfach, 8021 Zürich<br />

Telefon 043 444 51 05, Fax 043 444 51 01<br />

vsao@fachmedien.ch<br />

Auflagen<br />

Druckauflage: 21 824 Expl.<br />

WEMF/SW-Beglaubigung 2014: 21 009 Expl.<br />

Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.<br />

Für <strong>VSAO</strong>-Mitglieder im Jahresbeitrag inbegriffen.<br />

ISSN 1422-2086<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 4/<strong>2015</strong> erscheint im August <strong>2015</strong>.<br />

Thema: Wasser<br />

© <strong>2015</strong> by <strong>VSAO</strong>, 3001 Bern<br />

Printed in Switzerland<br />

BL/BS<br />

BE<br />

FR<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion beider Basel,<br />

Geschäftsleiterin und Sekretariat: lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin,<br />

Hauptstrasse 104, 4102 Binningen, Telefon 061 421 05 95,<br />

Fax 061 421 25 60, sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao.basel.ch<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Bern, Geschäftsführerin: Rosmarie Glauser, Fürsprecherin,<br />

Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern, Telefon 031 381 39 39, Fax 031 381 82 41,<br />

bern@vsao.ch, www.vsao-bern.ch<br />

ASMAF Section Fribourg, case postale, 1708 Fribourg,<br />

webmaster@asmaf.ch, www.asmaf.ch<br />

GE Associations des Médecins d’Institutions de Genève, Postfach 23,<br />

Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch, www.amig.ch<br />

GR<br />

JU<br />

NE<br />

Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte Sektion<br />

Graubünden, 7000 Chur, Samuel B. Nadig, lic. iur. HSG, RA Geschäftsführer/<br />

Verbandsjurist, Tel. +41 78 880 81 64, info@vsao-gr.ch / www.vsao-gr.ch<br />

ASMAC Sektion Jura, Dr. med. Carlos Munoz,<br />

Chemin des Vauches 7, 2900 Porrentruy, Telefon 032 465 65 65,<br />

cfmunoz@bluewin.ch<br />

amine@asmac.ch<br />

SG/AI/AR <strong>VSAO</strong> Sektion St.Gallen-Appenzell, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

SO<br />

TI<br />

TG<br />

VD<br />

VS<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

ASMACT, Associazione Medici Assistenti e Capiclinica Ticinesi,<br />

Avv. Marina Pietra Ponti, Viale S. Franscini 17, 6904 Lugano,<br />

telefono 091 922 95 22, fax 091 923 61 71, pietraponti@ticino.com<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />

www.asmav.ch, asmav@asmav.ch<br />

contact@asmaval.ch<br />

Zentralschweiz<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

Gütesiegel Q-Publikation<br />

des Verbandes Schweizer Medien<br />

ZH<br />

Zürcher Spitalärzte und Spitalärztinnen <strong>VSAO</strong>, Dr. R. M. Reck,<br />

Bahnhofstrasse 3, 8610 Uster, Telefon 044 941 46 78, Fax 044 941 46 67,<br />

info@vsao-zh.ch, www.vsao-zh.ch<br />

58 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 3 <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>

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