MANmagazin Ausgabe Bus 1/2017

1/2017
Am meisten hat Horst Noppe
im MAN-Werk Starachowice
die kathodische Tauchlackierung
(KTL) beeindruckt, mit
der das Busgerippe korrosionssicher
beschichtet wird.
„Auch die Teilefertigung mit den Laserschneidemaschinen,
die Sauberkeit in den Metall
verarbeitenden Bereichen und die Absaugvorrichtungen
in der gesamten Produktion sind
bemerkenswert“, zählt der Bereichsleiter Technik
bei der Busverkehr Oder-Spree GmbH
nach der Besichtigung des modernisierten
Werks auf. Als einer der ersten Kunden nimmt
Horst Noppe Stadtbusse im polnischen MAN-
Werk Starachowice entgegen, in dem seit
Oktober 2016 die komplette Fertigung von
MAN-Stadtbussen erfolgt. Der Busverkehr
Oder-Spree ist seit 1991 Kunde von MAN
Truck & Bus und erhält in diesem Jahr das
200. Fahrzeug des Münchner Unternehmens.
In Starachowice bauen engagierte, hoch
qualifizierte MAN-Mitarbeiter Stadtbusse,
deren Qualität Kunden aus aller Welt zu
schätzen wissen. Die in dem hochmodernen
Kompetenzzentrum hergestellten Busse befördern
Passagiere etwa in Skandinavien,
Frankreich, Spanien, Slowenien, der Schweiz
und vielen weiteren Ländern. So bekam beispielsweise
jüngst das Verkehrsunternehmen
Arriva 41 MAN Lion’s City GL A 40 CNG für
den Einsatz auf einer neuen Schnellbuslinie
in Kopenhagen.
ZWEI JAHRE LANG arbeitete MAN an der
Erweiterung des Standorts Starachowice zum
260 000 Quadratmeter großen Kompetenzzentrum
für Niederflurbusse und -chassis.
Neben dem neuen Kundenzentrum entstand
ein Verwaltungsgebäude mit Büros, Mitarbeiterkantine
und Sozialräumen. Das Werk erhielt
eine neue Lagerhalle, eine Waschanlage
für die Busse, eine Kabine zur Dichtigkeitsprüfung
sowie eine Tankstelle. Darüber hinaus
wurden Produktionsprozesse optimiert,
das Lager komplett umgestaltet, die Fassaden
der alten Hallen energetisch saniert und
werksinterne Straßen, Wege und Plätze auf
den neuesten Stand gebracht. Doch das war
nicht die eigentliche Herausforderung bei der
Verlagerung der einzelnen Produktions-
Für langlebige, robuste Busse:
In der KTL-Anlage erhalten alle
tauchfähigen Metallteile einen
Schutz gegen Korrosion.
Know-how-Transfer: Ihr Fachwissen
aus dem Busbau gaben die
MAN-Mitarbeiter aus Posen an die
Starachowicer Kollegen weiter.
© Piotr Malecki
Moderner Produktionsverbund
für Busse
BIS ZUM JAHR 2018 will MAN seine Busaktivitäten
auf vier Standorte konzentrieren.
Alle Busse sollen dann aus dem
türkischen Ankara, dem polnischen
Starachowice und dem südafrikanischen
Olifantsfontein kommen, Sonderausbauten
aus dem deutschen Plauen. Die Bündelung
der Produktionsschritte an diesen Standorten
ist nahezu abgeschlossen.
Jedes Werk hat seine Spezialisierung. Alle
Reisebusse fertigt das Werk in Ankara,
Stadtbusse kommen aus Starachowice,
wohin im Laufe des Jahres 2017 auch die
komplette Fertigung von Chassis aus
Salzgitter verlagert wird. Die Überlandbusse
können im Zuge der Flexibilisierungsstrategie
an beiden Standorten gebaut
werden. Plauen übernimmt als Bus
Modification Center alle Sonderausbauten,
das Werk in Olifantsfontein produziert
eigene Fahrzeugtypen für den lokalen
Markt. Die Motoren für alle MAN-Busse
werden aus dem Motorenkompetenzzentrum
in Nürnberg an die drei Bus-Produktionsstandorte
geliefert. Die Fertigung
von Bussen ist deutlich komplexer als die
anderer Fahrzeuge, etwa wegen Modellvielfalt,
Elektronik und Ausstattung. Daher
sind die Arbeitseinheiten mit 45 bis 50 Minuten
auch deutlich länger als bei Lkw mit
fünf oder Pkw mit einer halben Minute.
schritte vom bisherigen Werk in Posen nach
Starachowice. In dem fast 100 Jahre alten Werk
wurden mehr als sechs Jahrzehnte lang Lkw
produziert. 2003 erfolgte die Umstellung auf
MAN-Busgerippe. Diese wurden in das MAN-
Bus-Werk in Posen geliefert, wo die Stadtbusse
des Typs MAN Lion’s City fertiggestellt und an
die Kunden übergeben wurden. Im Jahr 2014
entschied der Konzern, die gesamte Produktion
der Stadtbusse in Starachowice zu bündeln,
und verlagerte die ersten Arbeitsschritte
im August 2015 von Posen nach Starachowice.
Seit Herbst 2016 können die Kunden ihre fertigen
Busse nun dort abholen.
Der MAN-Standort wurde durch den Technologietransfer
zu einem der größten Arbeitgeber
in der Region, die Zahl der Beschäftigten
erhöhte sich um 700 auf fast 2 300. Gleichzeitig
war dies für MAN der nächste Schritt zu
einem hocheffizienten und modernen internationalen
Produktionsverbund für Busse.
Während der Verlagerungsphase, in der die
einzelnen Produktionsschritte in sechs Stufen
übertragen wurden, schulte MAN bei laufendem
Betrieb fast 550 Mitarbeiter aus Stara-
Anspruchsvolle Aufgabe: In der Montagehalle für
den Innenausbau erhalten die Busse eine
Ausstattung, die ganz spezifisch an die jeweiligen
Kundenbedürfnisse angepasst ist.
chowice in Posen. Hier zeigte sich die starke
Verbindung, die die Beschäftigten zum Unternehmen
aufgebaut hatten: Viele Mitarbeiter
gaben ihr Fachwissen intensiv an die Kollegen
weiter – obwohl sie wussten, dass sie selbst
MAN bald verlassen würden. „Wir leben vom
Know-how unserer Mitarbeiter“, stellt Michael
Kobriger, Senior Vice President Production
Unit Bus bei MAN Truck & Bus, die Leistung
seiner Mannschaft heraus. „Es braucht gut
100 Stunden, um einen Lkw mit Fahrerhaus
und Rahmen zu montieren, aber mehr als
1 000 Stunden, um einen Bus zu montieren.“
Obwohl die Werksverlagerung während des
Jahresendgeschäfts stattfand, konnte MAN
die hohe Qualität seiner Stadtbusse halten.
DER GESAMTEN MANNSCHAFT in Posen bot
MAN Truck & Bus die Auswahlmöglichkeit:
Umzug nach Starachowice, Ausscheiden mit
Abfindung oder in direktem Anschluss einen
Arbeitsplatz im VW-Konzern in der Region
Posen. Rund 50 Kollegen in Schlüsselpositionen
konnte MAN für einen Umzug nach
Starachowice gewinnen. Ungefähr 500 Mitar-
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