MANmagazin Ausgabe Bus 1/2017

1/2017
Iran
D
ie Golfmetropole Dubai rüstet
sich für eine große Zukunft, die
mobil und sauber sein soll –
klein gedacht wird im Land der Wolkenkratzer
eher selten. Dr. Yousif Al Ali, bis vor Kurzem
für die Bussparte der Roads and Transport
Authority (RTA) und jetzt für den Taxibereich
zuständig, spricht denn auch von „großen Veränderungen
in Sachen Nachhaltigkeit des Verkehrs“.
Schließlich ist der Fahrzeugbesitz in
Dubai mit 560 Fahrzeugen auf 1 000 Einwohner
in etwa doppelt so groß wie in London und
dreimal so groß wie in New York. Und die Umweltanforderungen
in Sachen CO₂ steigen
weltweit ständig. Also will Dubais Verkehrsgesellschaft
RTA ihre Busflotte massiv umrüsten.
2006 war diese weitgehend erneuert worden;
seitdem prägen zum Beispiel 170 Doppeldecker
der Marke NEOPLAN das Stadtbild. Nun
werfen die Weltausstellung Expo 2020 und das
Jubiläum der Vereinigten Arabischen Emirate,
die ein Jahr später ihre Gründung vor 50 Jahren
feiern, ihre Schatten voraus. Mit einem
modernen, umweltfreundlichen Verkehrskonzept
will Dubai dann glänzen.
EIN HOCHGESTECKTES ZIEL. Bis dahin dürfte
es noch ein langer Weg werden mit einigen
entscheidenden Weichenstellungen. Zwar
gibt es in den meisten Golfstaaten schon
schwefelfreien Kraftstoff, aber das genügt
für die weitreichenden Umweltschutzpläne
bei Weitem nicht. Batterie-Elektro busse bieten
sich bei den klimatischen Bedingungen
kaum an, da fast die gesamte Energie in die
Klimaanlage ginge, erste Tests haben das
sehr deutlich gemacht. Aussichtsreicher ist
die seit Jahren in vielen Teilen der Welt vorangetriebene
Erdgastechnik, zumal die Golfstaaten
nicht nur über viel Öl, sondern auch
über große Gasvorräte verfügen.
MAN hat sich in diesem Feld mit weltweit
über 8 000 verkauften Erdgasmotoren besonders
hervorgetan und will diesen Erfolg
Emissionsfrei durch
Dubai: Der MAN
Lion’s City CNG wird
auf der Linie 22
eingesetzt.
© Thorsten Wagner
Saudi-Arabien
Dubai
(VAE)
MAN im Nahen Osten
MAN TRUCK & BUS MIDDLE EAST in
Dubai ist als regionale Vertriebsgesellschaft
seit 2006 für den gesamten Nahen Osten
mit 14 Ländern zuständig. Ende 2017
wird ein neuer Hauptsitz in der Jabel Ali
Free Zone in Hafennähe eröffnet. Verkauft
werden neue und gebrauchte Lkw und
Busse, die an die besonderen Bedürfnisse
in Heißländern angepasst sind. Besonders
erfolgreich sind die robusten TGS WW.
Traditionell arbeitet MAN in den einzelnen
Märkten mit regionalen Importeuren
zusammen, etwa Darwish Bin Ahmed &
Sons in Dubai.
nun auch im wirtschaftlich kriselnden Markt
des Mittleren Ostens wiederholen. Schon 2011
hatte man für das Nachbaremirat Abu Dhabi
den Stadtbus MAN Lion’s City als CNG-Version
für den Tropeneinsatz fit gemacht. Doch
letztendlich vereitelten die Auswirkungen der
globalen Finanzkrise mit den fallenden Ölpreisen
das Geschäft. Ist Erdgas als wirtschaftliche
Lösung hauptsächlich für Schwellenländer
interessant? Franz von Redwitz,
Managing Director bei MAN Middle East,
wehrt vehement ab: „Nein, CNG ist absolut
kein Schwellenland-Thema, sondern hat generell
eine große Zukunft, davon bin ich überzeugt.
Die Themen Ökologie und Ökonomie
lassen sich derzeit kaum besser unter einen
Hut bringen als mit diesem Konzept.“
UM DIE VERKEHRSBEHÖRDE RTA in Dubai
von den Vorteilen des umweltfreundlichen
Antriebs zu überzeugen, starteten MAN und
der lokale Importeur Darwish Bin Ahmed &
Sons United Motors 2016 Straßentests mit
dem CNG-Fahrzeug. Ausgewählt wurde dafür
die Linie 22 zwischen dem Al-Nahda-Endbahnhof
und dem Stadtzentrum von Deira,
die am Dubai International Airport und dem
zukünftigen Expo-Gelände vorbeiführt. Der
Linienbetrieb auf rund 250 Kilometern wird
täglich analysiert und hinsichtlich Verbrauch,
Emissionen und Einsatztauglichkeit ausgewertet
– mit einem einfachen Drei-Wege-Kat
ist der turbogeladene Erdgasmotor mit 310 PS
deutlich sauberer als ein Euro 6-Diesel und
kraftvoll genug für die Tropenklimaanlage.
„Der Test läuft seit einigen Monaten mit über
30 000 zurückgelegten Kilometern bereits
sehr gut und wird im Lichte der kommenden
großen Ausschreibung nochmals verlängert.
Erfolgreicher Straßentest: Rund
30 000 Kilometer hat der Erdgasbus
bereits zurückgelegt – mit positiven
Resultaten.
Die Verfügbarkeit des Busses liegt – abgesehen
von der Reparatur nach einem Steinschlag
in der Windschutzscheibe – bei fast
100 Prozent“, fasst Pedro Teixeira, Leiter Busvertrieb
bei MAN in Dubai, den laufenden
Praxistest zusammen.
In Teheran dagegen sind seit fast zwei Jahrzehnten
Ergasbusse unterwegs. 2 500 der rund
6 000 in Betrieb befindlichen Busse lau fen in
der iranischen Hauptstadt mit Euro 3-CNG-
Motoren von MAN. Und die meisten davon
fahren seit damals. Auch in der Zeit der
Finanzsanktionen war es den Verkehrsbetrieben
problemlos möglich, die robusten Motoren
aus dem Werk in Nürnberg am Leben zu
erhalten und so den aufgrund der Kessellage
häufigen Smog zu bekämpfen. Peyman
Sanandaji, Managing Director der Teheraner
Verkehrsbetriebe, begründet seine Begeisterung
über die Motoren so: „Die CNG-Motoren
sind besonders sauber und zuverlässig,
weswegen wir sie auch der Gesundheit der
Menschen zuliebe weiterhin einsetzen wollen.
Das Erdgas ist bei uns viel günstiger als
Diesel, das macht es ökonomisch für uns
sehr sinnvoll, es im öffentlichen Nahverkehr
einzusetzen.“
Auch in der saudischen Sechs-Millionen-
Metropole Riad wird gerade für 22 Milliarden
Dollar ein Metro- und Bussystem wie in
Dubai von null aufgebaut. Betrieben werden
soll es von RATP Dev, der internationalen, in
rund 15 Ländern tätigen französischen Gesellschaft
mit Sitz in Paris, die auch mit der
RTA in Dubai verhandelt, in den Busbetrieb
einzusteigen. Auch MAN Truck & Bus hat
hier einen Auftrag über die Lieferung von
insgesamt 250 Bussen erhalten, ein gutes
Zeichen für die kommenden Ausschreibungen
in Abu Dhabi und Dubai. Die automobile
Aufbruchsstimmung am Golf beflügelt alle
Bushersteller. In den Ölstaaten machen grüne
Verkehrslösungen mittlerweile ebenfalls
dem schwarzen Gold Konkurrenz.
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