MANmagazin Ausgabe Bus 1/2017

1/2017
W
enn jemand eine Reise
tut, so kann er was verzählen.“
Recht hat Matthias
Claudius mit seiner berühmten Gedichtzeile.
Aber was heißt dies, wenn jemand 40 000 Gäste
pro Jahr verreisen lässt? Und was, wenn diese
Unternehmung schon bald 120 Jahre am Markt
ist und gerade richtig große Zukunftspläne
schmiedet? Das klingt nach viel Erzählstoff.
Erich Götten ist 82 und Seniorchef des
Reiseveranstalters Anton Götten Reisen aus
Saarbrücken. Er sitzt im Obergeschoss des
NEOPLAN Skyliner, des Flaggschiffs des aktuellen
Fuhrparks. Durch die Panoramafenster
ist das Saarbrücker Schloss zu sehen, eine barocke
Anlage im Herzen der Landeshauptstadt.
Die milde Frühlingssonne wirft von oben eine
angenehme Wärme auf die Sitzreihen. Mit seinem
Sohn Thomas blättert Erich Götten durch
ein altes rotes Fotoalbum: Das diesjährige
50-jährige Jubiläum des NEOPLAN Skyliner ist
auch eine gute Gelegenheit, einmal auf die
eigene Geschichte zurückzublicken. „Da ist ja
das Schmuckstück“, sagt der Senior und zeigt
auf ein mittlerweile schon etwas verblasstes
Foto. „Unser erster Skyliner. Hier tauft unser
damaliger Oberbürgermeister Fritz Schuster
im Juni 1968 den Bus. Das war ein gesellschaftliches
Ereignis“, erinnert sich der Senior.
„DER SKYLINER galt von Anfang an als der
Vornehmste und Stylischste unter den Omnibussen“,
sagt Erich Götten. „Dass er zu einem
international renommierten Flaggschiff der
Busreise werden konnte, hat er auch ein bisschen
mir zu verdanken“, sagt er und knufft
den Sohn lächelnd mit dem Ellenbogen in die
Seite. „1967 kam Albrecht Auwärter, der Sohn
von NEOPLAN-Gründer Gottlob Auwärter, zu
mir und meinte, ich sollte doch mal seinen
neuen Doppeldecker-Linienbus Probe fahren.
Das habe ich gemacht und war ganz begeistert
von seinen Fahreigenschaften und seiner
Straßenlage“, berichtet der Vater. Er habe Auwärter
daraufhin gesagt, das könne doch ein
Top-Reisebus sein. „‚Bist du verrückt‘, entgegnete
Albrecht Auwärter, ‚mit einem Doppeldecker
verreist doch kein Mensch!‘. Ein Jahr
Blick zurück: 1968 bekam
Erich Götten (o. l.) seinen
ersten Skyliner. Getauft wurde
dieser vom Saarbrücker
Oberbürgermeister (u.).
„Wir hatten einen der
ersten Skyliner überhaupt
im Fuhrpark.“
Erich Götten, Seniorchef von Anton Götten Reisen
© Dominik Pietsch
später hatten wir einen der ersten Skyliner
von NEOPLAN in unserem Fuhrpark.“
Blättert man weiter durch das Familienalbum
der Göttens, wird klar, dass es in
dem Saarbrücker Traditionsunternehmen an
Ideen noch nie gemangelt hat. 1898 hatte Urgroßvater
Peter Götten mit Pferdedroschken
die Personenbeförderung übernommen, es
folgte bald ein Taxibetrieb. 1924 nahm das
Unternehmen erstmals Busse in den Fuhrpark
auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg fuhr
Götten Bergleute zu den Gruben in Saarlouis.
„Mittwochs war dort Markt. Geld hatten die
Leute damals nicht, aber essen musste jeder.
Wir hatten deswegen zusätzlich zu unserem
Arbeiterfahrdienst eine Marktlinie eröffnet“,
sagt Erich Götten. Werbung habe dafür sonntags
der Pfarrer von der Kanzel gemacht: Der
Götten fährt für zwei Eier zum Markt. Die
Menschen kamen so mit unserem Bus zum
Einkaufen, und wir hatten nie Hunger“, erinnert
sich Erich Götten.
BUSREISEN GANZHEITLICH zu denken, liegt
den Göttens augenscheinlich im Blut. Schon in
den frühen 1960er-Jahren hatten die Brüder
Erich und Kurt die Costa Brava als Reiseziel
entdeckt. „Dort wollten wir die Urlauber nicht
nur hinbringen, sondern auch gleich umfassend
betreuen“, erzählt Erich Götten. 1962 eröffnete
das Götten-Ferienzentrum mit Appartementwohnungen
an den Pinienstränden der
Playa de Aro. Mit ihren unschlagbar günstigen
Angeboten zählten die Göttens zu den Pionieren
der Pauschalreise. Dass das Götten-Ferienzentrum
in Spanien bis heute ein Renner ist
und vielen Saarbrückern als heimlicher
17. Stadtteil der Saarmetropole gilt, ist auch ein
Stück der 50-jährigen Skyliner-Geschichte.
„Vom ersten bis zum aktuellen Modell dieser
Buslegende haben wir alle in unserem Fuhrpark
gehabt. Mit seinem Reisekomfort und seiner
Zuverlässigkeit auf der Langstrecke ist der
Skyliner für uns immer auch ein Teil unseres
Qualitätsversprechens gewesen“, sagt Thomas
Götten. In den ersten Prospekten wurde mit
den bequemen Sitzen, der großzügigen Beinfreiheit,
den sensationell guten Aussichten
Top gepflegt: Zum Qualitätsversprechen
von Götten gehört auch, dass die Fahrzeuge
immer gewartet und gereinigt sind.
und den erfahrenen Fahrern geworben. „Unsere
Kilometer-Millionäre fahren Sie bequem
und sicher zu Ihrem Reiseziel auf froher Fahrt
durch ganz Europa“, heißt es da blumig. Damals
gingen auch noch Stewardessen mit auf
die Reise: „Fräulein Heide“ und „Fräulein Birgit“
verwöhnten die Fahrgäste mit Köstlichkeiten
aus der Bordküche.
Heute haben die Kunden ganz andere Erwartungen
an den Bordservice. „Sie wollen Entertainment,
Filme, Musik, Hörbücher und vor
allem WLAN-Zugang“, sagt Thomas Götten.
„Wir haben dazu unseren Skyliner mit modernster
Bordentertainment-Technik ausgerüstet.“
Immer gleich geblieben sei der besondere
Fahrkomfort des Skyliner. „Das von
NEOPLAN erfundene Dreipunkt-Fahrwerk mit
einem Dreipunkt-Fahrschemel und Luftfederung
war für mich von Anfang an überzeugend“,
sagt Erich Götten. Die Federung wurde
mit den Jahren zur aktuellen Comfort Drive
Suspension weiterentwickelt. Mehr und mehr
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Skyliner
hatten die Göttens bisher in ihrem
Fuhrpark – vom ersten bis zum
aktuellen Modell waren alle Fahrzeuggenerationen
darunter.
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