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36 KAPITEL 1.2. AVENTURISCHE HELDEN<br />
Ist ihm die weise Schlangengöttin erschienen und hat den Nebel von seinem Geist gewischt?<br />
Hatte er nur prüfen wollen, ob wir ihn aus dieser Notlage retten würden? Fiel<br />
ihm plötzlich wieder ein, dass seine Golgari-Feder bereits zu Asche vernbrannt worden<br />
war? Er schwieg und schweigt sich darüber aus. Fest steht nur, dass er nach kürzester Zeit<br />
mit einem diesmal nicht kreideweißen, sondern gelblich-grünen Gesicht zu uns zurück<br />
gestolpert kam, und wir schnellstens in erträglichere Gebiete des Labyrinths weiterliefen.<br />
Bald darauf kamen wir in einen Raum, in dem verschiedene Waffen und Rüstungen<br />
an den Wänden hingen. <strong>Die</strong> größten unter ihnen nahmen wir vorsichtshalber an uns,<br />
schließlich sollten wir das größte Artefakt für den Drachen bergen. Außerdem rüsteten<br />
Chadir und Allister sich mit zwei großen Schilden aus, die sie vorher auf Hochglanz<br />
polierten. Es geht im Volksmund ja das Gerücht um, dass der versteinernde Blick eines<br />
Basilisken so fürchterlich sei, dass auch er selbst davor nicht gefeit ist und bei seinem<br />
eigenen Anblick - d.h. in einem Spiegel - sofort sterben muss. Da wir das Labyrinth zu<br />
diesem Zeitpunkt ziemlich vollständig abgegrast hatten, wussten wir nicht so recht weiter.<br />
Wo war jetzt das Artefakt für Isolfur? Bei der Diskussion dieser Frage kamen wir<br />
schließlich auf die Vermutung, dass der Drache mit “dem größten Artefakt” vielleicht<br />
den Basilisken sebst gemeint haben könnte, an dessen Nachbarschaft ihm ja sicher nicht<br />
gelegen sein konnte. Also nahmen wir all unseren Mut zusammen und kehrten in den<br />
Raum zurück, in dem wir beinahe Madradeus verloren hatten. Aber jetzt war der Pesthauch<br />
abgeklungen und der Raum völlig leer. Offenbar war das Monstrum weitergezogen.<br />
Alles andere als unglücklich über das verpasste Zusammentreffen suchten wir nun<br />
wieder das Tor auf, um zurück an die frische Luft zu gelangen. So planten wir es zumindest,<br />
denn als wir uns dem Torraum näherten, wurde der Gestank wieder schlimmer,<br />
gerade so, als ob der Basilisk vor dem Tor auf uns warten würde.<br />
Nun dies war ein Moment, an dem Heldenmut gefragt war. Wer sollte dem Basilisken<br />
begegnen und ihn mit dem Schild blenden? Wir einigten uns darauf, dass Allister und<br />
Chadir, die ja ohnehin die Schilde trugen, diese Aufgabe erledigen sollten. <strong>Die</strong> beiden<br />
kauerten sich also hinter ihre glänzenden Schilde und krochen Schritt für Schritt den<br />
Gang zum Torraum voran. Der Gestank war fürchterlich, und in der Nähe des Basilisken<br />
herrschte außerdem eine Aura der Furcht, die das Herz auch des wackersten Kriegers<br />
zu Pudding machen kann. So erging es auch Allister, und noch bevor es zum Treffen mit<br />
dem Wurm gekommen war, kam er zu Madradeus und mir zurück gelaufen.<br />
Nun war es an mir, mich hinter dem zweiten Schild an die Seite von Chadir, der<br />
noch weiter vorne im übelsten Presthauch wartete, zu begeben. Ich verabschiedete mich<br />
von Arjunoor, sprach ein kurzes Gebet zu Mutter Satuaria und kroch voran. Tatsächlich<br />
erhörte sie mein Flehen und schenkte mir den nötigen Mut, um bis zu Chadirs Position<br />
nach vorne zu schleichen. Dann schoben wir die Schilde langsam Stück für Stück voran,<br />
immer darauf bedacht, möglichst kein Stück unserer Körper unbedeckt zu lassen. Aber<br />
wie sollte man das schaffen? So ein verdammter Schild wiegt eine halbe Tonne, und zu<br />
klein ist er selbst für meinen schlanken Körper!<br />
Wir taten unser Bestes, krochen Schritt für Schritt voran, unsere Gesichter unter Tüchern<br />
verborgen und ständig gegen die furchtbare Aura des Basilisken ankämpfend. Hinter<br />
uns machten Madradeus und Allister ein bisschen Krach, um das Monster in unsere<br />
Richtung zu locken. Schier endlos mussten wir so verkrümmt dort warten. Gerade<br />
als ich dachte, den Schild jetzt auf keinen Fall mehr halten zu können (Chadir neben<br />
mir gab auch schon seit einer ganzen Weile leise Würgegeräusche von sich), als ein