ME2BE_02_2013_Campus
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<strong>Campus</strong><br />
BIN ICH EIN HIPSTER?<br />
Vor über vier Jahren bin ich aus einem kleinen<br />
Dorf bei Passau nach München gekommen,<br />
um an der AMD zu studieren. Während<br />
dieser Zeit habe ich neue Freunde gefunden,<br />
ohne den Kontakt zu meiner alten Clique in der<br />
Heimat zu verlieren. Mein Münchner Freundeskreis<br />
besteht zum Großteil aus Bloggern, Modejournalisten,<br />
Grafikern und Freiberuflern aus dem<br />
Internet- und Marketingbereich. Sie zeigten mir<br />
die angesagtesten Clubs und Bars der Stadt, und<br />
mein Modegeschmack passte sich zunehmend an<br />
den meiner Münchner Freunde an. Jeder von ihnen<br />
kann etwas mit Clubnamen, Modemarken und<br />
Bands wie Cheap Monday, Bob Beaman, Bar 25,<br />
Crystal Castles oder MGMT anfangen. Sobald ich<br />
aber in mein Heimatdorf Hauzenberg komme und<br />
die eben genannten Begriffe erwähne, versteht<br />
keiner in meiner alten Clique, was ich eigentlich<br />
meine. Dennoch ist mir aufgefallen, dass selbst<br />
das kleinste Dorf nicht ganz vom Geschehen in der<br />
Großstadt abgeschnitten ist. So trägt mein kleiner<br />
Bruder seit kurzem eine Undercut-Frisur, die aber<br />
bei meinen männlichen Freunden aus München<br />
schon wieder out ist. Meine alte Clique bezeichnete<br />
mich bald als Hipster, weil ich immer mit<br />
den neuesten Trends vertraut war. Doch Hipster<br />
ist ein Begriff, mit dem weder ich, noch meine<br />
Münchner Freunde identifiziert werden wollen.<br />
Es ist eher ein Schimpfwort als die Bezeichnung<br />
einer Jugendsubkultur, der man gerne angehören<br />
möchte. Den Freunden aus München und mir geht<br />
es um das Ausleben unserer Individualität, vielleicht<br />
auch um die Abgrenzung von den „Normalos“<br />
durch Zurschaustellung unseres einzigartigen<br />
Geschmacks – nicht um die Zugehörigkeit zu irgendeiner<br />
Gruppe.<br />
Abschlussarbeit von<br />
Agnes Bauer, AMD Akademie<br />
Mode & Design<br />
(Modejournalismus /<br />
Medienkommunikation)<br />
Erst als mir das Buch „Hipster“ des amerikanischen<br />
Autors Mark Greif in die Hände fiel, wurde<br />
mir klar, dass seine Beschreibung des Hipsters in<br />
ziemlich vielen Punkten mit dem Verhalten und<br />
den Vorlieben meines Münchner Freundeskreises<br />
und mir übereinstimmte. Neben Merkmalen<br />
wie bevorzugten Modemarken, Musikbands, aber<br />
auch Alter und Berufe, ertappte ich uns dabei,<br />
dass wir uns vor allem in einem Punkt einig<br />
waren: wir wollen auf keinen Fall Hipster sein.<br />
Und genau das macht Mark Greif zu einem eindeutigen<br />
Identifizierungsmerkmal. Denn anders<br />
als Jugendkulturen wie die der Hippies oder der<br />
Punks, haben Hipster keine gemeinsame Identität.<br />
Das Ausleben und die Zurschaustellung ihrer<br />
persönlichen Individualität steht im Vordergrund<br />
und lässt nicht zu, sich einer Gruppe zugehörig<br />
zu fühlen. Sie sind zu vielfältig und wandlungsfähig<br />
in ihrem Selbstverständnis, das macht es<br />
so schwer, sie zu beschreiben und für sie selbst<br />
unmöglich, sich als Teil einer Gruppe zu definieren.<br />
So war mein Interesse geweckt und ich habe<br />
beschlossen, das Phänomen Hipster zum Thema<br />
meiner Abschlussarbeit zu machen.<br />
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