D ie L e t zte P R Ü F NG U 40 Hipster-Arbeit_130513_<strong>02</strong>.indd <strong>ME2BE</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2013</strong>_<strong>Campus</strong>_Druck.indd 1 40 26.05.13 27.05.13 15:25 10:04 Hipster-
<strong>Campus</strong> BIN ICH EIN HIPSTER? Vor über vier Jahren bin ich aus einem kleinen Dorf bei Passau nach München gekommen, um an der AMD zu studieren. Während dieser Zeit habe ich neue Freunde gefunden, ohne den Kontakt zu meiner alten Clique in der Heimat zu verlieren. Mein Münchner Freundeskreis besteht zum Großteil aus Bloggern, Modejournalisten, Grafikern und Freiberuflern aus dem Internet- und Marketingbereich. Sie zeigten mir die angesagtesten Clubs und Bars der Stadt, und mein Modegeschmack passte sich zunehmend an den meiner Münchner Freunde an. Jeder von ihnen kann etwas mit Clubnamen, Modemarken und Bands wie Cheap Monday, Bob Beaman, Bar 25, Crystal Castles oder MGMT anfangen. Sobald ich aber in mein Heimatdorf Hauzenberg komme und die eben genannten Begriffe erwähne, versteht keiner in meiner alten Clique, was ich eigentlich meine. Dennoch ist mir aufgefallen, dass selbst das kleinste Dorf nicht ganz vom Geschehen in der Großstadt abgeschnitten ist. So trägt mein kleiner Bruder seit kurzem eine Undercut-Frisur, die aber bei meinen männlichen Freunden aus München schon wieder out ist. Meine alte Clique bezeichnete mich bald als Hipster, weil ich immer mit den neuesten Trends vertraut war. Doch Hipster ist ein Begriff, mit dem weder ich, noch meine Münchner Freunde identifiziert werden wollen. Es ist eher ein Schimpfwort als die Bezeichnung einer Jugendsubkultur, der man gerne angehören möchte. Den Freunden aus München und mir geht es um das Ausleben unserer Individualität, vielleicht auch um die Abgrenzung von den „Normalos“ durch Zurschaustellung unseres einzigartigen Geschmacks – nicht um die Zugehörigkeit zu irgendeiner Gruppe. Abschlussarbeit von Agnes Bauer, AMD Akademie Mode & Design (Modejournalismus / Medienkommunikation) Erst als mir das Buch „Hipster“ des amerikanischen Autors Mark Greif in die Hände fiel, wurde mir klar, dass seine Beschreibung des Hipsters in ziemlich vielen Punkten mit dem Verhalten und den Vorlieben meines Münchner Freundeskreises und mir übereinstimmte. Neben Merkmalen wie bevorzugten Modemarken, Musikbands, aber auch Alter und Berufe, ertappte ich uns dabei, dass wir uns vor allem in einem Punkt einig waren: wir wollen auf keinen Fall Hipster sein. Und genau das macht Mark Greif zu einem eindeutigen Identifizierungsmerkmal. Denn anders als Jugendkulturen wie die der Hippies oder der Punks, haben Hipster keine gemeinsame Identität. Das Ausleben und die Zurschaustellung ihrer persönlichen Individualität steht im Vordergrund und lässt nicht zu, sich einer Gruppe zugehörig zu fühlen. Sie sind zu vielfältig und wandlungsfähig in ihrem Selbstverständnis, das macht es so schwer, sie zu beschreiben und für sie selbst unmöglich, sich als Teil einer Gruppe zu definieren. So war mein Interesse geweckt und ich habe beschlossen, das Phänomen Hipster zum Thema meiner Abschlussarbeit zu machen. 41 3 15:25 <strong>ME2BE</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2013</strong>_<strong>Campus</strong>_Druck.indd Hipster-Arbeit_130513_<strong>02</strong>.indd 2 41 27.05.13 26.05.13 10:04 15:25