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Vorkämpfer des Deutschtums" oder„entarteter Künstler"?

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07 Danker 01.06.2008 20:34 Uhr Seite 179<br />

Uwe Danker Nachdenken über Emil Nolde in der NS-Zeit 179<br />

Nordischsten“ vermutet. Nolde weiter:<br />

„Ich schrieb Briefe, mich schärfstens wehrend, sagend, so viel<br />

ich sagen konnte und durfte. Ich schrieb, daß ich als geborener Bauernsohn<br />

von neun hintereinander, auf gleichem Hof wohnenden Geschlechtern<br />

der erste sei, welcher vom Dorf in die Welt hinausgezogen<br />

wäre, ich sei nicht ‘entartet’, meine Kunst sei gesund und stark,<br />

sie enthalte keine ‘Übertreibungen oder Spitzfindigkeiten, keine gewaltsame<br />

Stilisierung oder geringste Anzeichen von Dekadenz oder<br />

Schwäche.’ Ich schrieb, daß es mir gewiß nicht zustehe, dies selbst<br />

zu sagen, nur durch die Verhältnisse gezwungen, müsse ich es tun.<br />

Auch frug ich, ob nur in der Wirtschaft, der Technik, der Politik Erfindungen<br />

und Neuerungen gestattet seien, ob, wenn ich wirklich etwas<br />

Außergewöhnliches gemalt haben sollte, dies ein Fehler sei?<br />

Mit geistigen Waffen war nichts zu erreichen. Das geschmackliche<br />

Niveau der herrschenden war erschreckend niedrig. Ihrem kulturellen<br />

Dilettantismus sollte nun alle Kunst untergeordnet werden! Es<br />

war alles so trostlos häßlich. …<br />

Anständigkeit und Moral sanken tief. Partei und Parteiigkeit regierten.<br />

Phrasen und Pathos triumphierten.<br />

Das geistige Deutschland litt schwer.“ 84<br />

Das, so müssen wir festhalten, ist mehr als geschönt: Diese offensive<br />

Diktion, diese Argumente, die haben wir etwa in dem Brief<br />

an Goebbels – weitere an andere NS-Würdenträger ließen sich zitieren<br />

– nicht herauslesen können: Nolde ist unehrlich. Es mag sein,<br />

dass der alte Mann seine aus der Not geborenen Anbiederungen im<br />

„Schwertlilien und Mohn“, Aquarell auf<br />

Japanpapier, 35 x 47,5 cm, signiert unten<br />

links: „Nolde“, © Nolde-Stiftung Seebüll.<br />

Ein „Ungemaltes Bild“.<br />

84 Mein Leben 1979 (wie Anm. 64),<br />

S. 391f.

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