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Vorkämpfer des Deutschtums" oder„entarteter Künstler"?

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07 Danker 01.06.2008 20:34 Uhr Seite 184<br />

184<br />

„Streitende“, Aquarell auf Japanpapier,<br />

aus der Reihe der „Ungemalten Bilder“<br />

1938/45, 18,5 x 25,4 cm, signiert unten<br />

links: „Nolde“, © Nolde-Stiftung Seebüll.<br />

Dies ist das einzige der circa 1300 „Ungemalten<br />

Bilder“, das man als politisches<br />

Bild deuten kann. Jedenfalls produziert es<br />

die Anmutung eines SA-Mannes in Aktion.<br />

Rechte Seite:<br />

Das Malverbot. Ausgesprochen am<br />

23.8.1943 von Ziegler, dem Präsidenten<br />

der Reichskammer der bildenden Künste.<br />

Reproduktion aus: Emil Nolde. Ungemalte<br />

Bilder, Ravensburg 1999 (S. 146).<br />

Uwe Danker Nachdenken über Emil Nolde in der NS-Zeit<br />

meintlich holperiges schleswiger Sprachgemisch spiegeln, tatsächlich<br />

tiefe Durchdringung und kalkuliert-subtile Mitteilungsziele ausweisen.<br />

Und vor allem: Nolde bedient sich der Sprache <strong>des</strong> Antisemitismus<br />

zu oft, zu selbstverständlich und zu deutlich, um dies lediglich<br />

als Anpassung an den Zeitgeist, an zeitgenössische Diktion zu deuten.<br />

Auch andere Berührungspunkte Nol<strong>des</strong> mit dem Nationalsozialismus<br />

lassen sich nicht bestreiten. Weil das so ist, versteht Nolde die<br />

Feindschaft der Nationalsozialisten zu ihm und seiner ‘nordischen<br />

Kunst’ nicht. Denn er fühlt sich mit ihnen geistig verwandt.<br />

Es ist ja ein sicherer Ort, von dem aus wir heute urteilen. Und<br />

<strong>des</strong>halb sei ein Stück Demut angesagt. Aber: Verzichteten wir auf<br />

unsere Urteile, so verlören wir alle Bezüge und Normen. Deshalb ist<br />

auch Nolde mit den Kriterien zu messen, die wir an alle anlegen.<br />

Machen wir das, so klafft scheinbar ein Widerspruch zwischen dem<br />

Maler Nolde, der kompromisslos seinen – faszinierenden – künstlerischen<br />

Weg weiter beschreitet, und dem Schreiber, Beschweiger,<br />

dem ichbezogenen sozialen Akteur der 30er bis 50er Jahre. Dieser<br />

Widerspruch läßt sich nur auflösen, wenn man den ausgeprägten<br />

Opportunismus <strong>des</strong> gesellschaftlichen Nolde und die Konsequenz<br />

<strong>des</strong> Künstlers Nolde zusammen sieht: Da ist einem sein Werk selbst<br />

nicht genug; der letzte Durchbruch, die große Geltung, die so nah<br />

scheinen, müssen ihm hinzukommen. Ein persönliches Motiv dürfte<br />

also in den 30ern darin liegen, dass der alte Mann seine schwer er-

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