12.12.2012 Aufrufe

UNIVERSITÄT KONSTANZ Geisteswissenschaftlicher Fachbereich

UNIVERSITÄT KONSTANZ Geisteswissenschaftlicher Fachbereich

UNIVERSITÄT KONSTANZ Geisteswissenschaftlicher Fachbereich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Verbindung zum biblischen Geschehen zu erwirken, über die Mauer in die Anbetungsszene<br />

hineinhängt, von der der Auftraggeber selbst durch die Mauer, hinter der er kniet, abgegrenzt<br />

ist. Im Gegensatz zum „Geburts-Triptychon“ wird der Auftraggeber hier zwar auf der<br />

Mitteltafel dargestellt, jedoch wird er vom sakralen Bildwerk, durch die Mauer, abgegrenzt.<br />

Durch den Rücken Josefs und die Säule scheint er außerdem von der Anbetungsszene<br />

abgeschnitten. Dies ist interessant, haben doch die Auftraggeberfiguren in den drei vorherigen<br />

Triptychen, im Londoner Werk und auf der Madrider Tafel, trotzdem es sich nur um einen<br />

jeweils inneren Blick handelt, in ihrer Blickrichtung eine relativ freie Sicht auf das jeweilige<br />

Geschehen, es gibt keine Person, die ihnen so frontal den Rücken kehren würde, wie Josef<br />

dem Auftraggeber im „Dreikönigs-Triptychon“. Der Auftraggeber wird hier außerdem, im<br />

Gegensatz zum „Kreuzigungstriptychon“, dem „Geburts-Triptychon“ oder der „Londoner<br />

Pietà“ an einer weniger auffälligen Stelle im Bild präsentiert.<br />

Die Identität des Dargestellten ist in der Literatur nicht eindeutig geklärt, so wird Godert vom<br />

Wasservas 103 oder auch Johann Dasse 104 als möglicher Dargestellter genannt. Es wird<br />

vermutet, dass Johann Dasse nach seinem Tode im Auftrag seiner hinterbliebenen Frau in das<br />

bestehende Triptychon einfügt wurde, somit wäre das Bildnis des Betenden zum Gedenken<br />

genutzt worden. Bei einer Nutzung des Triptychons als Epitaph würde der Auftraggeber,<br />

durch das Gemälde, bis über seinen Tod hinaus als gläubiger, frommer Mann gezeigt. Durch<br />

die physiognomische detailgenaue Darstellung des Betenden, er wird beispielsweise mit<br />

einem Doppelkinn dargestellt, wäre es den Hinterbliebenen möglich gewesen den<br />

Verstorbenen wieder zu erkennen und ihn in ihre Gebete ein zu schließen. Godert vom<br />

Wasservas wird in der Literatur ebenfalls genannt, es wird davon ausgegangen, dass er<br />

möglicherweise der Stifter des Altars ist 105 . Das Triptychon sollte in diesem Fall den<br />

Auftraggeber in der Öffentlichkeit in betender, frommer Position als Betrachter der Szenerie<br />

zeigen. Möglich, dass der Dargestellte in diesem Fall das Triptychon zur Andacht genutzt hat<br />

und wie sein Abbild kniend vor der Szenerie gebetet hat. Die Nutzung des „Dreikönigs-<br />

Triptychon“ kann jedoch an dieser Stelle nur vermutet und nicht geklärt werden.<br />

Der Auftraggeber in der „Londoner Pietà“ wird, wie bereits oben besprochen, unmittelbar<br />

neben Maria und Jesu dargestellt. Er wird direkt und in großer Nähe zu Maria und Jesu ins<br />

Sakralbild integriert. Nur durch den Blick, des Auftraggebers, der ins Leere zu gehen scheint,<br />

wird er von der Pietà abgegrenzt. Die Pietà, als eine Art Vision des Auftraggebers, ist hier,<br />

wie in den Triptychen, in einer anderen Realitätsebene zu verorten. Jedoch nehmen die Hände<br />

103 Vgl.: Thürlemann, Vorlesungsskript 2005/2006<br />

104 Vgl.: De Vos, Dirk, „Flämische Meister“, Köln 2002, S. 87<br />

105 Vgl.: Schlie, S.116<br />

35

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!