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Arbeiten mit Stein<br />

KOLLEGE ROBOTER?<br />

VERDRÄNGEN ROBOTER SCHON BALD EINMAL DIE TRADITIONELLEN STEINBERUFE?<br />

WOHL KAUM. DAS HANDWERKLICHE ARBEITEN AM STEIN DÜRFTEN SIE ABER NACHHALTIG<br />

BEEINFLUSSEN UND VERÄNDERN.<br />

Robert Stadler<br />

Regel dem Handwerk vorbehalten. Bis zu Beginn<br />

unseres Jahrhunderts waren lediglich Maschinen<br />

verfügbar, welche Profile linear oder entlang einer<br />

Leitkurve vorfräsen konnten. Als eines der ersten<br />

Branchenunternehmen in Europa setzte sich vor<br />

nunmehr zehn Jahren das Bamberger Natursteinwerk<br />

Hermann Graser GmbH, Bamberg (Bayern),<br />

mit der Bearbeitung von Naturstein mit Hilfe von<br />

Industrierobotern auseinander. Solche waren<br />

zuvor hauptsächlich für das Schweissen und die<br />

Montage in der Automobilindustrie eingesetzt<br />

worden, kaum jedoch als Bearbeitungsmaschinen<br />

und schon gar nicht in der Natursteinindustrie.<br />

Nach mehreren Entwicklungsschritten war die<br />

vom genannten Unternehmen entscheidend vorangetriebene<br />

Technik soweit fortgeschritten, dass<br />

sie bei der Rekonstruktion der Fassaden des Potsdamer<br />

Stadtschlosses (Fertigstellung 2013) erstmals<br />

im grossen Stil eingesetzt werden konnte.<br />

Innerhalb von zwei Jahren wurden auf jener Baustelle<br />

mehrere tausend Kubikmeter anspruchsvolle<br />

Steinmetzarbeiten, darunter 140 korinthische<br />

Kapitelle realisiert.<br />

Steinbearbeitungsroboter<br />

im Bamberger Natursteinwerk<br />

Hermann Graser,<br />

Bamberg, Deutschland.<br />

(Fotos: zvg.)<br />

Die rasant fortschreitende Digitalisierung steigert<br />

die Produktivität in fast allen Berufen – so auch<br />

in jenen der Natursteinbranche. Dabei werden<br />

Automaten oder Roboter inzwischen keineswegs<br />

nur zur Fertigung einfacher Massenware wie etwa<br />

Fussboden- oder Fassadenplatten eingesetzt,<br />

sondern immer häufiger auch für hochkomplexe<br />

dreidimensionale Spezialteile. Welche weit<br />

reichenden Möglichkeiten sich ihrem Einsatz in<br />

der Werksteinproduktion bereits heute eröffnen,<br />

zeigt beispielhaft die Rekonstruktion der barocken<br />

Fassaden beim Wiederaufbau des nach dem<br />

Krieg zerstörten Berliner Schlosses.<br />

AUTOMATISIERUNG LÄSST SICH<br />

NICHT AUFHALTEN<br />

In der Vergangenheit war die Herstellung komplizierter<br />

dreidimensionaler Werkstücke in der<br />

BILDHAUER EFFEKTIVER EINSETZEN<br />

Das Ergebnis am Stadtschloss Potsdam erhöhte<br />

die Akzeptanz auch bei Fachleuten, die der Technik<br />

zunächst erst mal skeptisch gegenübergestanden<br />

waren. Solche Kritiker hatten befürchtet,<br />

dass die Automatisierung das Steinmetzhandwerk<br />

verdrängten und die Individualität verloren gehe.<br />

Das Gegenteil sei der Fall, sagte Hermann Graser,<br />

Geschäftsführer der Bamberger Natursteinwerk, in<br />

einem Vortrag im Rahmen der letztjährigen «Rorschacher<br />

Steinfachgespräche»*. Aufgrund der maschinellen<br />

Vorfertigung sei man nun in der Lage,<br />

die Bildhauer effektiver und zielgerichteter einzusetzen.<br />

So müssten die Bildhauer nicht mehr viele<br />

Wochen das Rohmaterial abarbeiten, bis sie an die<br />

künstlerisch auszuformulierende Oberfläche kommen.<br />

Sie könnten somit in gleicher Zeit und ohne<br />

schwere körperliche Anstrengung ein Mehrfaches<br />

an anspruchsvoller Bildhauerarbeit fertigstellen.<br />

16 02/17

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