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Rubriktitel<br />

Kolossalstatue des Gottes<br />

Hapi, 4. Jahrhundert<br />

v. Chr., Thonis-Herakleion,<br />

Ägypten.<br />

Die Statue aus rosa Granit<br />

ist mit einer Höhe von 5,4<br />

Metern die grösste freistehende<br />

Götterstatue, die bis<br />

anhin in Ägypten gefunden<br />

wurde.<br />

gen ist. Die erste Station aller vom Meeresboden<br />

emporgebrachten Funde ist deshalb, nach einer<br />

ersten Reinigung der Oberfläche, ein Entsalzungsbad:<br />

Regelmässig erneuertes Süsswasser befreit<br />

sie durch simple Osmose vom Salz. Dieser Prozess<br />

ist bei porösen Materialien, beispielsweise<br />

Keramik, schnell abgeschlossen, bei Steinfiguren<br />

kann er hingegen mehrere Jahre dauern. Danach<br />

kann die eigentliche Restaurierungsarbeit beginnen.<br />

Bei Steinen, denen Verwitterung droht, ist der<br />

erste Schritt vielfach Festigung durch Infiltration<br />

mit einem Acrylharz.<br />

Seit der Entdeckung der versunkenen Städte in<br />

den 1990er Jahren und dem Beginn der archäologischen<br />

Unterwasser-Arbeiten im Jahr 1998 konnten<br />

schätzungsweise fünf bis zehn Prozent ihrer<br />

Schätze geborgen werden. Den Forschern wird<br />

die Arbeit noch eine Weile nicht ausgehen. Eine<br />

Erkenntnis grundsätzlicher Art konnte allerdings<br />

bereits früh gewonnen werden: Thonis-Herakleion<br />

und Kanopus waren Sitz bedeutender Heiligtümer.<br />

Ein grosser Anteil der Funde besteht aus<br />

sakralen Gegenständen verschiedenster Art, die<br />

zusammen mit den Fundamenten riesiger Tempelanlagen,<br />

Götter-Statuen und Votiv-Statuetten für<br />

das überaus reiche kultische Leben zeugen, das in<br />

den beiden Städten geherrscht hatte.<br />

DER HERR DER EWIGKEIT<br />

Eine Gottheit insbesondere erfuhr hier Verehrung:<br />

Osiris, der getötete und wiederauferstandene<br />

Gott, Symbol für Leben und Fruchtbarkeit, Urbild<br />

des gerechten Königs, Hüter von Recht und Harmonie<br />

und als Herrscher des Totenreichs zugleich<br />

Herr der Ewigkeit.<br />

Der griechische Schriftsteller Plutarch erzählte<br />

im 2. Jahrhundert n. Chr. den Mythos des Osiris aus<br />

den ägyptischen Überlieferungen nach: Osiris, der<br />

Erstgeborene des Erdgottes Geb und der Himmelsgöttin<br />

Nut und als solcher erster und rechtmässiger<br />

König auf Erden, fiel einer Verschwörung seines<br />

Bruders Seth zum Opfer. Nach dem Mord an Osiris<br />

zerstückelte Seth den Leichnam und verteilte die<br />

Stücke über ganz Ägypten. Isis, Osiris‘ Schwester<br />

und Gattin, suchte nach den Teilen seines Körpers,<br />

setzte sie wieder zusammen – sie erfand hierbei<br />

das Verfahren der Mumifizierung – und hauchte<br />

Osiris neues Leben ein. Horus, ihr gemeinsamer<br />

Sohn, rächte seinen Vater schliesslich, vertrieb<br />

Seth und wurde der erste Pharao Ägyptens.<br />

Indem Osiris den Tod überwand, brachte er<br />

auch den Menschen die Verheissung ewigen Lebens.<br />

Dies war ein überaus machtvolles Konzept.<br />

Bereits im frühen 2. Jahrtausend v. Chr. hatte sich<br />

der Kult des Osiris über ganz Ägypten verbreitet<br />

und strahlte schliesslich auch weit über die Grenzen<br />

des Landes aus.<br />

DIE OSIRIS-MYSTERIEN<br />

Die beiden Städte Thonis-Herakleion und Kanopus<br />

waren durch die jährliche religiöse Zeremonie<br />

der Wasserfahrt Osiris‘ kultisch miteinander verbunden:<br />

In einer nach minutiös vorgeschriebenem<br />

Ablauf erfolgenden feierlichen Prozession wurden<br />

Bildnisse des Osiris in einer Barke vom Tempel des<br />

Amun-Gereb in Thonis-Herakleion über einen Verbindungskanal<br />

zu seinem Heiligtum in Kanopus<br />

gebracht, wo sie schliesslich beigesetzt wurden.<br />

Entlang des ehemaligen Verlaufs dieses 3,5 Kilometer<br />

langen Kanals fanden die Forscher des<br />

IEASM über den Meeresboden verstreut unzählige<br />

Kultgegenstände – steinerne Opferschalen,<br />

Öllampen, Weihrauchgefässe, Votiv-Barken, bronzene<br />

rituelle Schöpfkellen.<br />

DIE AUSSTELLUNG<br />

Die Mehrzahl der Objekte, die in der Ausstellung<br />

zu bestaunen sind, besteht aus Funden der laufenden<br />

Forschungsarbeiten, die das IEASM in Ko-<br />

24 02/17

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