KuS 2017-2_GzD_klein
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Arbeiten mit Stein<br />
Ganz so neu ist diese Arbeitsteilung ja nicht.<br />
Wie Graser in seinem Vortrag darlegte, hat man<br />
durch Arbeitsteilung unter verschiedenen Handwerkern<br />
schon in früheren Jahrhunderten einen<br />
ähnlichen Rationalisierungseffekt erzielt. Während<br />
Steinmetze die Werkstücke vorbossierten,<br />
arbeiteten damals spezialisierte Bildhauer an der<br />
Ausarbeitung der anspruchsvollen Detailarbeiten,<br />
beispielsweise an den Gesichtern von Steinfiguren.<br />
Graser: «Durch die Roboter wird lediglich das<br />
Vorbossieren automatisiert, nicht die eigentliche<br />
Bildhauerei. Durch individuelle Modelle oder definierte<br />
Freiheiten für den Bildhauer wird trotz der<br />
maschinellen Vorarbeit ein individuelles Ergebnis<br />
erzielt.»<br />
betroffen sein dürften. Historisch lässt sich allerdings<br />
zeigen, dass Berufe selten ausgestorben<br />
sind, wenn sie sich gegen Veränderungen nicht<br />
gesperrt, sondern sich den neuen Herausforderungen<br />
gestellt und den Gegebenheiten kreativ<br />
angepasst haben. Ein Beispiel dafür ist etwa der<br />
Beruf des Wagners, der ursprünglich Wagenräder<br />
SO FUNKTIONIERTS<br />
Grundlage der Vorfertigung mit Hilfe eines Roboters<br />
ist ein 3D-Modell, das meist mit CAD-Software<br />
im Zuge der Werkstattplanung generiert<br />
wird. Auch digitale Daten von Architekten, Designern<br />
oder Fachplanern können übernommen<br />
werden. Das 3D-Modell kann ebenso auf<br />
Grundlage vorhandener Originale oder beispielsweise<br />
anhand in Ton modellierter und in<br />
Gips abgegossener Vorlagen mittels eines 3D-<br />
Scanners erzeugt werden. Diese Daten lassen sich<br />
nach Belieben anpassen oder skalieren. Auf Basis<br />
dieses 3D-Modells werden die Werkzeugwege programmiert.<br />
Dies erfolgt vom Rohteil ausgehend<br />
in unterschiedlichen Bearbeitungsschritten in<br />
Abhängigkeit von Material und Form. Die Werkzeuge<br />
und Fräsbahnen werden immer feiner, bis<br />
das gewünschte Ergebnis erzielt wird. Danach findet<br />
die Fräsbearbeitung am Roboter statt, bevor<br />
durch bildhauerische Handarbeit schliesslich die<br />
gewünschte künstlerische Ausformulierung und<br />
Oberfläche erfolgt.<br />
BERUFE WANDELN SICH<br />
Trotz Beschwichtigungen der bereits mit Robotern<br />
arbeitenden Unternehmen nähren solche<br />
und weitere durch die Digitalisierung ausgelöste<br />
Entwicklungen – wie etwa der 3D-Druck – vor allem<br />
bei traditionell arbeitenden Steinhandwerkern<br />
dennoch die Angst, dass ihr Beruf bald einmal<br />
überflüssig werden könnte. Tatsächlich gehören<br />
der Steinmetz und der Steinbildhauer gemäss einer<br />
neueren Studie des Deutschen Instituts für Arbeitsmarkt-<br />
und Berufsforschung (IAB)** zu jenen<br />
Berufen, die von der Digitalisierung relativ stark<br />
und Kutschen aus Holz fertigte. Mit dem Aufkommen<br />
der Eisenbahn hat sich der Wagner dann erst<br />
als Waggonbauer und später als Karosseriebauer<br />
in der Automobilindustrie einen neuen Platz erobern<br />
und sichern können. Für die Zukunft der<br />
Steinberufe wird es entscheidend sein, einen ähnlichen<br />
Weg zu suchen und zu finden.<br />
*Die Dokumentation mit mehreren Vorträgen zum Thema<br />
«Die neue Steinbearbeitungstechnik» kann unter<br />
www.rorschacher-stein-fachgespraech.ch kostenlos heruntergeladen<br />
werden.<br />
** Die IAB-Studie ist im Internet unter http://doku.iab.de/<br />
kurzber/2015/kb2415.pdf abrufbar.<br />
Maschinell gefertigte<br />
Skulptur an einer<br />
Design-Ausstellung im<br />
Rahmen der Fachmesse<br />
Marmomacc in Verona.<br />
02/17<br />
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