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Arbeiten mit Stein<br />

Ganz so neu ist diese Arbeitsteilung ja nicht.<br />

Wie Graser in seinem Vortrag darlegte, hat man<br />

durch Arbeitsteilung unter verschiedenen Handwerkern<br />

schon in früheren Jahrhunderten einen<br />

ähnlichen Rationalisierungseffekt erzielt. Während<br />

Steinmetze die Werkstücke vorbossierten,<br />

arbeiteten damals spezialisierte Bildhauer an der<br />

Ausarbeitung der anspruchsvollen Detailarbeiten,<br />

beispielsweise an den Gesichtern von Steinfiguren.<br />

Graser: «Durch die Roboter wird lediglich das<br />

Vorbossieren automatisiert, nicht die eigentliche<br />

Bildhauerei. Durch individuelle Modelle oder definierte<br />

Freiheiten für den Bildhauer wird trotz der<br />

maschinellen Vorarbeit ein individuelles Ergebnis<br />

erzielt.»<br />

betroffen sein dürften. Historisch lässt sich allerdings<br />

zeigen, dass Berufe selten ausgestorben<br />

sind, wenn sie sich gegen Veränderungen nicht<br />

gesperrt, sondern sich den neuen Herausforderungen<br />

gestellt und den Gegebenheiten kreativ<br />

angepasst haben. Ein Beispiel dafür ist etwa der<br />

Beruf des Wagners, der ursprünglich Wagenräder<br />

SO FUNKTIONIERTS<br />

Grundlage der Vorfertigung mit Hilfe eines Roboters<br />

ist ein 3D-Modell, das meist mit CAD-Software<br />

im Zuge der Werkstattplanung generiert<br />

wird. Auch digitale Daten von Architekten, Designern<br />

oder Fachplanern können übernommen<br />

werden. Das 3D-Modell kann ebenso auf<br />

Grundlage vorhandener Originale oder beispielsweise<br />

anhand in Ton modellierter und in<br />

Gips abgegossener Vorlagen mittels eines 3D-<br />

Scanners erzeugt werden. Diese Daten lassen sich<br />

nach Belieben anpassen oder skalieren. Auf Basis<br />

dieses 3D-Modells werden die Werkzeugwege programmiert.<br />

Dies erfolgt vom Rohteil ausgehend<br />

in unterschiedlichen Bearbeitungsschritten in<br />

Abhängigkeit von Material und Form. Die Werkzeuge<br />

und Fräsbahnen werden immer feiner, bis<br />

das gewünschte Ergebnis erzielt wird. Danach findet<br />

die Fräsbearbeitung am Roboter statt, bevor<br />

durch bildhauerische Handarbeit schliesslich die<br />

gewünschte künstlerische Ausformulierung und<br />

Oberfläche erfolgt.<br />

BERUFE WANDELN SICH<br />

Trotz Beschwichtigungen der bereits mit Robotern<br />

arbeitenden Unternehmen nähren solche<br />

und weitere durch die Digitalisierung ausgelöste<br />

Entwicklungen – wie etwa der 3D-Druck – vor allem<br />

bei traditionell arbeitenden Steinhandwerkern<br />

dennoch die Angst, dass ihr Beruf bald einmal<br />

überflüssig werden könnte. Tatsächlich gehören<br />

der Steinmetz und der Steinbildhauer gemäss einer<br />

neueren Studie des Deutschen Instituts für Arbeitsmarkt-<br />

und Berufsforschung (IAB)** zu jenen<br />

Berufen, die von der Digitalisierung relativ stark<br />

und Kutschen aus Holz fertigte. Mit dem Aufkommen<br />

der Eisenbahn hat sich der Wagner dann erst<br />

als Waggonbauer und später als Karosseriebauer<br />

in der Automobilindustrie einen neuen Platz erobern<br />

und sichern können. Für die Zukunft der<br />

Steinberufe wird es entscheidend sein, einen ähnlichen<br />

Weg zu suchen und zu finden.<br />

*Die Dokumentation mit mehreren Vorträgen zum Thema<br />

«Die neue Steinbearbeitungstechnik» kann unter<br />

www.rorschacher-stein-fachgespraech.ch kostenlos heruntergeladen<br />

werden.<br />

** Die IAB-Studie ist im Internet unter http://doku.iab.de/<br />

kurzber/2015/kb2415.pdf abrufbar.<br />

Maschinell gefertigte<br />

Skulptur an einer<br />

Design-Ausstellung im<br />

Rahmen der Fachmesse<br />

Marmomacc in Verona.<br />

02/17<br />

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