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Foto: Anne Adam<br />
TOP-THEMA<br />
In der mittelalterliche Turnierkultur<br />
gab es drei Formen des<br />
Turniers: Den eher friedlichen<br />
*Buhurt, das Turnei mit Gruppenkampf<br />
mit sowohl scharfen<br />
als auch stumpfen Waffen und<br />
dem *Tjost als Einzelkampf mit<br />
der Lanze und dem Schwert.<br />
Ging es am Anfang (im Hochmittelalter<br />
[ca. 1050 bis 1250])<br />
TOP-THEMA<br />
Das Tjosten oder Ritterturnier<br />
noch darum, Ritter und Pferd zu<br />
trainieren, so stand später (ab<br />
dem 12. Jh.) der Schaucharakter<br />
im Vordergrund. Allen stand<br />
jedoch die Beherrschung des<br />
Pferdes, eine gute Dressur und<br />
die eigene reiterliche Fähigkeit<br />
„auf die Lanze“ geschrieben.<br />
Es war ein Privileg der Adeligen an<br />
solchen Veranstaltungen aktiv teilzunehmen.<br />
Die Tjost (auch „der Tjost“)<br />
galt als die Königsdisziplin des Turnieres.<br />
Es war ein Einzelkampf zwischen<br />
zwei Rittern in voller Rüstung<br />
zu Pferd mit stumpfen Lanzen, die<br />
meist mit einem Turnierkrönlein versehen<br />
waren. Ziel war es, den Gegner<br />
mit einem gezielten Lanzenstoß aus<br />
dem Sattel zu werfen. Die Lanzen<br />
bestanden aus Holz oder hatten angesägte<br />
oder ausgehöhlte Schäfte, damit<br />
ein Treffer nicht gleich den Tod zur<br />
Folge hatte. Der Verlierer hatte schon<br />
andere Verluste, denn der Sieger erhielt<br />
die komplette Ausrüstung inklusive<br />
Pferd. Viele Ritter verdienten damit<br />
ihren Lebensunterhalt, reisten von<br />
Turnier zu Turnier und konnten sich so<br />
einen gewissen Reichtum erkämpfen.<br />
Mitte des 13. Jahrhunderts verbreitete<br />
sich dann das Duell auf Leben und<br />
Tod und die scharfen Waffen setzten<br />
sich durch. Die gefährlichste Form der<br />
Tjost war das Scharfrennen, 1177 sollen<br />
bei einem Turnier 16 Teilnehmer<br />
ums Leben gekommen sein.<br />
Das Schlachtross oder Ritterpferd<br />
Aber was wären die Ritter ohne ihre<br />
Pferde gewesen? Genauso wie heute<br />
unsere Turnierpferde waren sie bestens<br />
ausgebildet. Sie wurden ständig trainiert<br />
und nur für den eigentlichen<br />
Einsatz geritten. Ansonsten wurden sie<br />
geschont und zum Reisen nahm man<br />
bequemere Gangpferde. Entgegen der<br />
Ansicht, dass Schlachtrösser große,<br />
mächtige Pferde waren, da sie das<br />
Gewicht des schwer gepanzerten Ritters<br />
und ihre eigene Panzerung tragen<br />
mussten, waren es relativ kleine, wendige<br />
Pferdetypen. In Kriegen mussten<br />
sie, zusätzlich zu der schweren Last,<br />
in der Lage sein, die notwendige<br />
Geschwindigkeit zu erreichen, um die<br />
gegnerische Infanterie niederzureiten.<br />
Die erfolgreichsten Ritterpferde<br />
wurden wie die Helden verehrt und in<br />
Liedern besungen.<br />
Erst im späten Mittelalter züchtete man<br />
in Mitteleuropa vermehrt verschiedene<br />
Rassen. Für die immer schwerere<br />
Panzerung der Ritter benötigte man<br />
auch größere und kräftigere Pferde.<br />
Das klassische Ritterpferd des 14.<br />
Jahrhunderts ist das Resultat dieser<br />
Bestrebungen. Vereinzelte Funde von<br />
für damalige Verhältnisse sehr großen<br />
Pferden mit einer Schulterhöhe von<br />
160 cm belegen diese Versuche. Die<br />
spätmittelalterlichen Ritterpferde<br />
waren allerdings keine Kaltblutpferde.<br />
Diese großen Tiere sind eine Züchtung<br />
der Neuzeit und erst seit dem 19. Jahrhundert<br />
weiter verbreitet. (aa)<br />
*Buhurt: Der tatsächliche Ablauf eines<br />
Buhurtes ist weitgehend spekulativ.<br />
Möglicherweise handelte es sich um<br />
eine Art Vorspiel zum eigentlichen<br />
Turnei, an dem auch ältere und ängstlichere<br />
Ritter und Knechte teilnehmen<br />
konnten und war eine auf Geschicklichkeit<br />
angelegte mittelalterliche<br />
Turnierform. Die genaue Definition<br />
dieses ritterlichen Kampfspiels ist in<br />
der Fachwelt umstritten. Eine exakte<br />
Definition dieses mittelalterlichen<br />
Begriffes ist unmöglich.<br />
*Tjost: aus dem Altfranzösischen joster<br />
Quellen: Wikipedia Tjost und Buhurt<br />
Ritterturniere im Mittelalter von Björn Böhling<br />
TOP-THEMA<br />
Björn Kiefer auf Fynn, Connemarapferd.<br />
Ansprengen aus dem Terre-a-Terre, ein<br />
kurzer, schneller Zweitaktglopp tief auf den<br />
Hanken, eine typische Gangart für mittelalterliche<br />
Streitrosse, auf fast allen historischen<br />
Abbildungen so zu sehen (den iberischen<br />
Pferden oder iberisch geprägten Rassen<br />
angeboren, andere Pferde müssen es mühsam<br />
erlernen). Die parallelen Hinterbeine bringen<br />
maximale, plötzliche Beschleunigung, und<br />
kein Rechts- oder Linksgalopp verrät die Art<br />
und Richtung des Angriffs, da diese Gangart<br />
Terre-a-Terre auch seitlich und sogar bei<br />
einem verfehltem Lanzenstoß auch rückwärts<br />
gesprungen werden kann, wenn man der<br />
gegnerischen Waffe ausweichen musste oder<br />
kein Raum war zum Wenden in der engen<br />
Schlachtformation.<br />
Halbharnisch mit <strong>Reiter</strong>stiefeln um 1470: Ein<br />
Foto: Björn Kiefer<br />
mittelschwerer <strong>Reiter</strong> des XV Jahrhunderts.<br />
Nicht voll ausgeprägter Harnisch nach italienischem<br />
Vorbild im so genannten „Mailänder<br />
Info:<br />
Tjosten wird heute als Sport ausgeübt.<br />
In der International Jousting<br />
Aragon, das „Schlachtross“. Der junge Aragon<br />
ist ein PRE (Pura Raza Espanola) und<br />
harnisch, wie man an der stärker gepanzerten<br />
Stil“. Es handelt sich hierbei um einen <strong>Reiter</strong>-<br />
League sind mehr als 346 Mitgliedsorganisationen<br />
aus 21 Nationen<br />
gehört damit zu einer der nachweislich ältesten<br />
Pferderassen Europas. Er entspricht den<br />
dieser Harnisch einen so genannten Rüst-<br />
Zügelseite erkennen kann. Zudem besitzt<br />
organisiert. In Deutschland ist die<br />
Schlachtrössern der Antike bis in das Späte<br />
haken, in den die Lanze eingelegt wird und<br />
International Jousting League mit<br />
Mittelalter und darüber hinaus. Mit einem<br />
dadurch eine bessere Kraftübertragung beim Die <strong>Reiter</strong> des Mittelalters waren hoch trainierte<br />
Spezialisten. Pferd und <strong>Reiter</strong> mussten<br />
der Deutschen Tjostvereinigung vertreten.<br />
Stockmaß von 154 cm und seinem kurzem<br />
Aufprall gewährt, dass der <strong>Reiter</strong> die Lanze<br />
Körperbau mit den starken Beinen, fällt es<br />
mit seinem ganzen Körper halten kann. Statt ein Team bilden um den Anforderungen<br />
ihm nicht schwer, auch gepanzerte <strong>Reiter</strong> zu<br />
Beinpanzer trägt dieser <strong>Reiter</strong> hohe <strong>Reiter</strong>stiefel<br />
ähnlich heutiger Chaps, diese garantie-<br />
intensives Training voraus. Das Reiten im<br />
des Gefechtes zu trotzen. Dies setzte ein<br />
Interessante Links:<br />
tragen, ohne dabei etwas von seiner angeborenen<br />
Wendigkeit zu verlieren. Damit ist er<br />
ren einen komfortablen Sitz im Sattel. Dazu Harnisch ist wegen des verlagerten Schwer-<br />
www.lucilinburhuc.org/lucilinburhuc/<br />
reiterei/<br />
der Topfavorit für die anspruchsvolle Aufgabe<br />
des Historischen Reitens. (Ragenhere<br />
andere Form von Helm wie z.b ein Armet Mensch wie Pferd ein Problem, welches<br />
gehört noch ein Schaller (Eisenhut) oder eine punktes des <strong>Reiter</strong>s durch den Harnisch für<br />
www.historische-reitkunst.de<br />
www.stichtinghei.nl/?lang=en<br />
Kyian Offason von lucilinburhuc.org)<br />
(Visierhelm) oder Kettlehat (Eisenhut). durch gutes Training gelöst werden musste.<br />
(Seite ist auf englisch)<br />
Zwei Ritter reiten jeweils rechts und links einer Beschrankung (Tilt) aufeinander zu<br />
www.plattner-siefert.de<br />
Foto: Daniel Rosenfeld<br />
Foto: Anne Adam<br />
Foto: Max Steffen - www.fotosmax.lu/<br />
Foto: Daniel Rosenfeld<br />
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