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RUBRIK INFORMATIVES<br />
PFERD UND RECHT<br />
Die Haftung des Reitstallbesitzers<br />
für das eingestellte Pferd<br />
Rechtsanwalt<br />
Tim Oliver Feber<br />
Der Reitstall liefert eine Reihe von<br />
Ansatzpunkten, bei denen es zwischen<br />
Reitstallinhaber und Pferdeigentümer/-<br />
halter zu unerfreulichen Haftungsfragen<br />
kommen kann. Einerseits haftet der<br />
Reitstall für Schäden an dem eingestellten<br />
Pferd, die aufgrund der Nichteinhaltung<br />
von Sorgfaltsanforderungen<br />
entstanden sind. Der Reitstallbetreiber<br />
hat nämlich dafür Sorge zu tragen, dass<br />
von seinem Reitstall und seiner Reitanlage<br />
keine Gefahren für das eingestellte<br />
Pferd und seinen Eigentümer ausgehen.<br />
Andererseits hat aber auch der Pferdehalter<br />
für die von seinem Pferd verursachten<br />
Schäden aus Tierhalterhaftung<br />
verschuldensunabhängig einzustehen.<br />
1. Der Pferdepensionsvertrag<br />
Das wirksame Zustandekommen<br />
eines Pferdepensionsvertrages setzt<br />
nicht voraus, dass dieser schriftlich<br />
abgeschlossen wird. Ausreichend<br />
ist eine mündliche Abrede über die<br />
Unterstellung des Pferdes. Die Rechte<br />
und Pflichten der Vertragsparteien<br />
bestimmen sich dann ausschließlich<br />
nach den gesetzlichen Vorschriften.<br />
Da es aber in der Regel nicht bei der<br />
reinen Unterstellung des Pferdes bleibt,<br />
sondern weitere Leistungen (wie z.B.<br />
Weidegang, Fütterung, usw.) vereinbart<br />
werden, handelt es sich nicht um einen<br />
Mietvertrag, sondern um einen sogenannten<br />
Verwahrungsvertrag. Dies hat<br />
zur Folge, dass dem Reitstallinhaber<br />
auch kein Vermieterpfandrecht an dem<br />
Pferd zusteht. Ein Pfandrecht an dem<br />
Pferd ist nur gegeben, wenn es ausdrücklich<br />
vertraglich vereinbart wurde.<br />
Nur dann kann sich der Reitstallinhaber<br />
(bei Nichtzahlung der Stallmiete)<br />
durch einen sog.enannten freihändigen<br />
Serie<br />
Verkauf des Pferdes (wobei der Verkauf<br />
zuvor angedroht werden muss) aus dem<br />
Verkaufserlös befriedigen.<br />
2. Rechte und Pflichten der Vertragsparteien<br />
Da in der Regel ein wirksamer (zumindest<br />
mündlich geschlossener) Pferdepensionsvertrag<br />
vorliegen wird, bestimmen<br />
sich die von den Vertragsparteien<br />
einzuhaltenden Rechte und Pflichten<br />
zunächst einmal nach den gesetzlichen<br />
Regelungen, sofern nichts Abweichendes<br />
vereinbart wurde. So darf z.B.<br />
die Pferdebox keine baulichen Mängel<br />
aufweisen. In einem Rechtsstreit vor<br />
dem Oberlandesgericht Köln (OLG<br />
Köln, Urteil vom 05.02.2<strong>01</strong>3 – 15 U<br />
138/12) wurde der Reitstallinhaber zur<br />
Zahlung von Schadensersatz verurteilt,<br />
weil er seine Verpflichtung, das untergestellte<br />
Pferd vor nicht fernliegenden<br />
Verletzungsgefahren zu schützen,<br />
verletzt hatte. Das Pferd klemmte<br />
sich einen Vorderfuß in einer Tür der<br />
Pferdebox ein, brach sich das rechte<br />
Vorderbein und musste eingeschläfert<br />
werden. Der Sachverständige stellte<br />
fest, dass bauliche Mängel in Form des<br />
Vorhandenseins eines Spalts zwischen<br />
Tor und Türangel vorlagen, die der<br />
Reitstallinhaber vor Unterstellung des<br />
Pferdes hätte beseitigen müssen. Es<br />
bleibt festzuhalten, dass jede Pflichtverletzung<br />
zu einer Schadensersatzpflicht<br />
des Reitstallbetreibers führt.<br />
Um die Pflichten und deren Umfang<br />
einem Streit zu entziehen, empfiehlt<br />
es sich, einen genauen Pflichtenkatalog<br />
in den Pferdepensionsvertrag<br />
aufzunehmen. Schließlich hat auch der<br />
Einsteller gegenüber dem Reitstallbetreiber<br />
gewisse Pflichten zu erfüllen.<br />
Neben der Verpflichtung zur Zahlung<br />
der Stallmiete, ist der Stallinhaber auf<br />
Besonderheiten des Pferdes hinzuweisen,<br />
wie z.B. auf Unverträglichkeiten<br />
mit anderen Pferden, Problemen beim<br />
Ausmisten etc.<br />
eine Haftungsbegrenzung. So wäre<br />
eine Klausel mit dem Inhalt zulässig,<br />
dass die Haftung des Stallbesitzers für<br />
durch einfache Fahrlässigkeit verursachte<br />
Schäden der Höhe nach auf den<br />
Deckungsbetrag der Haftpflichtversicherung<br />
beschränkt ist. Voraussetzung<br />
ist allerdings, dass der Versicherungsschutz<br />
eine vollständige Kompensation<br />
gewährt. Die Haftung des Reitstallbesitzers<br />
für einfache Fahrlässigkeit kann<br />
somit wirksam ausgeschlossen werden.<br />
4. Exkurs: Die Kündigung des Pferdepensionsvertrages<br />
Da es sich bei dem Pferdeeinstellungsvertrag<br />
in der Regel nicht um einen<br />
Mietvertrag handelt, gelten auch nicht<br />
die mietrechtlichen Kündigungsfristen.<br />
Fehlt eine ausdrückliche Vereinbarung,<br />
wäre der Einsteller (auf Grund des<br />
Vorliegens eines Verwahrungsvertrags)<br />
eigentlich berechtigt, das Vertragsverhältnis<br />
ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist,<br />
also von dem einen auf den<br />
anderen Tag, zu beenden. Wurde eine<br />
Kündigungsfrist vereinbart, findet man<br />
oft die Klausel, wonach der Vertrag<br />
nur mit einer Kündigungsfrist von<br />
drei Monaten gekündigt werden kann.<br />
Diese Klausel wird man regelmäßig<br />
als unwirksam ansehen müssen. Die<br />
Rechtsprechung sieht eine Kündigungsfrist<br />
von maximal zwei Monaten als<br />
wirksam an.<br />
(Rechtsanwalt Tim Oliver Feber aus<br />
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