EVENTS driving mobility (DE)
Magazin der Messe Frankfurt
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CONNECTIVITY<br />
„Wir brauchen ein<br />
gemeinsames<br />
Vor gehen“: BMW-<br />
Entwicklungs vorstand<br />
Klaus Fröhlich<br />
WER MIT WEM –<br />
PARTNER <strong>DE</strong>R<br />
VERNETZUNG<br />
Krzanich und Amnon Shashua, Gründer des israelischen Kamera spezialisten<br />
Mobileye. Fröh lich, der einzige „Car Guy“ in der Runde, sagt: „Keiner ist so<br />
clever wie alle anderen um ihn herum.“ Das klingt sehr bescheiden, aber es<br />
ist vor allem sehr vernünftig: Für die Autos von morgen braucht man Partnerschaften,<br />
Kooperationen, Know-how von allen Seiten.<br />
Deshalb entstehen gerade Partnerschaften, die man früher nicht<br />
für möglich gehalten hätte: Waymo, eine Tochter der Google-Mutterholding<br />
Alphabet, ist im Konzern zuständig für selbstfahrende Autos<br />
und arbeitet jetzt mit Fiat Chrysler zusammen. Gemeinsam rüsten sie<br />
gerade eine erste Minivan-Flotte zu autonomen Autos hoch. Die Arbeitsteilung<br />
geht so: Google liefert Sensoren und Software, Chrysler-<br />
Leute sehen zu, dass ihre Autos so gebaut werden, dass die neuen<br />
Komponenten hineinpassen. Einige in der Branche sehen das skeptisch.<br />
Eine Großkooperation ausgerechnet mit Google? Andererseits:<br />
Es passt in diese Zeit.<br />
DIE LETZTE GÜLTIGE REGEL: ANYTHING GOES<br />
Nvidia, ein Chip- und Grafikausrüster, der bis vor Kurzem vor allem<br />
für seine Computerspiel-Kompetenz bekannt war, ist heute ein Partner<br />
von Audi und ZF Friedrichshafen. Der früher sehr analoge Zulieferer<br />
ZF kooperiert außerdem mit der Mitfahrcommunity BlaBlaCar.<br />
Und die Koreaner von Hyundai lassen sich gerade vom IT-Ausrüster<br />
Cisco vernetzen. „Anything goes“ – wenn es überhaupt noch eine Regel<br />
in der Branche gibt, dann diese.<br />
BMW, Intel, Mobileye – es sind drei sehr unterschiedliche Unternehmen,<br />
die stellvertretend für das stehen, was gerade in der Branche<br />
passiert. BMW will im Jahr 2021 selbstfahrende Autos auf die Straße<br />
bringen, schon in der zweiten Jahreshälfte 2017 sollen die ersten Testfahrzeuge<br />
fahren. Dafür braucht man das Know-how der IT-Firmen.<br />
Intel baut die Chips, Mobileye liefert die Technik, mit der Autos den Verkehr,<br />
die Straße, Fußgänger und alles andere im Blick haben können.<br />
Umfelderkennung heißt das bei autonomen Autos. Die Logik der<br />
Liaison ist ganz einfach: Wenn im Auto Blech und IT zusammenwachsen,<br />
müssen auch die Unternehmen enger zusammenrücken. „Wir<br />
brauchen unbedingt ein gemeinsames Vorgehen und eine offene Plattform<br />
bei der Entwicklung des autonomen Fahrens“, fordert BMW-Chefentwickler<br />
Fröhlich. „Wenn alle alles getrennt machten, würde die Industrie<br />
Milliarden verschwenden.“<br />
Plattformen, nicht alles getrennt machen<br />
– das war schon im vergangenen Jahr so, als<br />
Audi, BMW und Daimler an die drei Milliarden<br />
Euro für den Nokia-Kartendienst Here<br />
auf den Tisch legten. Ausgerechnet die drei<br />
großen Rivalen im Premiummarkt, die sich<br />
seit Jahrzehnten vor allem voneinander abgrenzen,<br />
die in München „Freude am Fahren“<br />
beschwören, in Ingolstadt den „Vorsprung<br />
durch Technik“ und in Stuttgart „Das Beste<br />
oder nichts“ behaupten, teilen sich nun die<br />
Digitalkarten, ohne die Orientierung beim<br />
autonomen Fahren nicht klappt. Das allein<br />
zeigt, dass man manchmal über den eigenen<br />
Schatten springt, weil es Dinge in der neuen<br />
Autowelt gibt, die man ungern Google oder<br />
Apple überlässt. Oberstes Ziel: Die Hoheit, die<br />
man im Auto seit Jahrzehnten hat, will man<br />
auch in Zukunft behalten. Wenn es sich irgendwie<br />
ergibt, arbeiten traditionelle Autounternehmen<br />
also lieber mit anderen traditio<br />
nellen Autofirmen zusammen als mit den<br />
neuen Spielern aus dem Silicon Valley. Aber<br />
es ergibt sich eben nicht immer.<br />
Denn der Wandel kostet die Industrie<br />
nicht nur Milliarden. Wenn BMW-Vorstand<br />
Fröhlich sagt, dass man nicht alles allein<br />
schaffen könne, geht es auch darum: BMW ist<br />
nun mal kein IT-Start-up-Unternehmen aus<br />
dem Valley, da kann man noch so viele Krawatten<br />
abnehmen und Kapuzenpullis tragen.<br />
Und Chips, Sensoren und intelligente Kameras<br />
gehören auch nicht zum Kerngeschäft.<br />
Ohne sie geht es aber in Zukunft nicht mehr.<br />
Es dauerte, bis sich in den Vorstandsetagen<br />
der Autokonzerne die Einsicht durchsetzte,<br />
dass es nur mit Motoren, PS und Drehmomenten<br />
langfristig nicht mehr getan ist.<br />
Die Generation Smartphone will vernetzte<br />
Autos, das sportliche Durchstarten an der<br />
Ampel hat für sie nicht mehr die oberste Priorität.<br />
Viele, vor allem junge Metropolenbewohner,<br />
Fotos: BMW Group; Illustrationen: Carolin Eitel/WILDFOX RUNNING<br />
Automobilhersteller mit Internetkonzernen,<br />
Zulieferer mit<br />
Chip produzenten – eine Momentaufnahme<br />
aus einer Branche,<br />
die täglich neue Kooperationen<br />
und Vernetzungen verkündet<br />
Apple und Google bieten<br />
mit ihren Plattformen<br />
CarPlay und Android Auto<br />
für alle Autohersteller<br />
Programme an, mit denen<br />
sich Smartphones und<br />
Autos verknüpfen lassen.<br />
Audi, BMW und Daimler<br />
haben sich mit den<br />
Netzwerkausrüstern<br />
Ericsson, Huawei und Nokia<br />
sowie mit den Chipbauern<br />
Intel und Qualcomm<br />
zur „5G Automotive Association“<br />
zusammengeschlossen,<br />
um den Ausbau<br />
des Mobilfunkstandards<br />
5G voranzutreiben.<br />
Audi, BMW und Daimler<br />
haben für rund drei<br />
Milliarden Euro den<br />
interaktiven Kartendienst<br />
Here gekauft.<br />
BMW arbeitet mit dem<br />
IT-Konzern Intel und dem<br />
israe lischen Kameraspezialisten<br />
Mobileye an<br />
selbst fahrenden Autos.<br />
In der zweiten Jahreshälfte<br />
2017 sollen 40 Testwagen<br />
auf die Straße, serienreife<br />
Autos ab 2021 gebaut<br />
werden.<br />
BMW und Sixt betreiben<br />
gemeinsam den Carsharing-Dienst<br />
DriveNow.<br />
BMW und Daimler<br />
überlegen angeblich, bei<br />
ihren Carsharing-Diensten<br />
Car2go und DriveNow<br />
künftig zu kooperieren.<br />
BMW, Daimler, Ford<br />
und VW wollen<br />
zusammen ein europa -<br />
weites Netz aus Tausenden<br />
von Lade stationen für<br />
Elektroautos aufbauen.<br />
Daimler arbeitet mit<br />
Uber zusammen.<br />
Der Taxivermittler will<br />
zukünftig autonome<br />
Fahrzeuge des Herstellers<br />
einsetzen. Außerdem ist<br />
Daimler bei Starship<br />
Technologies eingestiegen,<br />
einem Entwickler<br />
von Lieferrobotern.<br />
Google kooperiert mit<br />
dem Automobilhersteller<br />
Fiat Chrysler.<br />
Der Internetkonzern hat<br />
seine Aktivitäten für<br />
selbst fahrende Autos in<br />
die Einheit Waymo<br />
ausgegliedert und rüstet<br />
100 Chrysler Pacifica<br />
mit seinen Robotersystemen<br />
zu autonomen<br />
Autos auf. Als nächster<br />
Google-Partner im<br />
Gespräch: Honda.<br />
Hyundai lässt sich<br />
seine Autos in Zukunft<br />
von dem amerikanischen<br />
IT-Ausrüster Cisco<br />
ver netzen.<br />
Microsoft kooperiert<br />
mit Renault-Nissan,<br />
um die Autos des Herstellers<br />
zu vernetzen.<br />
Nvidia entwickelt<br />
zusammen mit ZF eine<br />
Plattform für künstliche<br />
Intelligenz für Fahrzeuge.<br />
Mit VW arbeitet der Chip -<br />
hersteller an einer Technologie,<br />
die das Verhalten<br />
der Fahrer erken nen und<br />
verstehen soll. Und mit<br />
Audi an einer Software,<br />
die als Kopilot dem Fahrer<br />
assistiert.<br />
Tesla hat den rheinlandpfälzischen<br />
Maschinenbauer<br />
Grohmann Engineering<br />
gekauft, einen<br />
Experten auf dem Gebiet<br />
der automatisierten<br />
Fertigung, der Tesla<br />
beim Produktionsausbau<br />
helfen soll.<br />
ZF bietet jetzt auch<br />
Mobilitätsdienstleistungen<br />
an und arbeitet für seine<br />
Mobilitäts-App uflip<br />
zusammen mit BlaBlaCar.<br />
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<strong>EVENTS</strong><br />
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<strong>EVENTS</strong><br />
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