09.06.2017 Aufrufe

COMPACT Magazin 6-2017

Jagd auf Naidoo - Zensur in Deutschland

Jagd auf Naidoo - Zensur in Deutschland

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ausgabe 06/<strong>2017</strong> | 4,95 EUR<br />

www.compact-online.de<br />

Jagd auf<br />

Naidoo<br />

Zensur in Deutschland<br />

Bundeswehr<br />

Erfindung einer Terrorzelle<br />

Macron<br />

Rothschilds Präsident<br />

Diesel-Skandal<br />

Hysterie um heiße Luft<br />

Flucht aus der BRD<br />

Ein Auswanderer erzählt<br />

Dossier: Nordkorea in Angst<br />

USA drohen mit dem Dritten Weltkrieg


Opfer, Täter, Helden<br />

Wie wir wurden, was wir sind<br />

Bestellung unter shop@compact-mail.de · FAX 03327-569 86 17 · compact-shop.de


<strong>COMPACT</strong> Editorial<br />

Helmut Schmidt und andere Nazis<br />

Ursula von der Leyen ist die größte Witzfigur im<br />

Kabinett, und genau das macht sie so gefährlich.<br />

Die Dame, die schon mal im pinken Barbie-Kostümchen<br />

an der Afrika-Front aufgetaucht ist, hat die<br />

Bundeswehr heruntergewirtschaftet wie niemand<br />

zuvor. Kein einziges Rüstungsprojekt hat sie auf den<br />

Weg gebracht, dafür das bei den Soldaten beliebte<br />

Standardgewehr G36 auf Zuruf der Journaille im<br />

Handstreich ausgemustert. Für Manöver muss die<br />

Ausrüstung von nichtbeteiligten Verbänden zusammengestümpert<br />

werden – es gab schon den Fall,<br />

dass fehlende Kanonenrohre mit Besenstielen simuliert<br />

wurden. Nur beim Thema Gender und Feminismus<br />

hat Uschis Muschi-Truppe zur Weltspitze<br />

aufgeschlossen: Kasernen werden wohl künftig<br />

standardmäßig nur noch mit Kita, Unisextoiletten<br />

und Moschee gebaut. Schon heute lockt Blondie die<br />

Rekruten mit smarten Teilzeitmodellen – schließlich<br />

ist der Dschihadist ja auch nur halbtags im Einsatz.<br />

Die Bilanz der Leyen-Ministerin ist so vernichtend,<br />

dass sie nach der Bundestagswahl wohl ihren<br />

Posten verloren hätte – wenn sie nicht auf den genialen<br />

Einfall gekommen wäre, eine antifaschistische<br />

Offensive zu starten! Die wichtigste Maxime für<br />

erfolgreiche Propaganda in der BRD lautet nämlich:<br />

Antifa geht immer. Wer zuerst Auschwitz sagt, hat<br />

gewonnen. Wenn dann einer mit Bedenken kommt<br />

und nach Beweisen fragt, ist er eben ein Verharmloser,<br />

ein Sympathisant oder vielleicht sogar selbst ein<br />

Nazi. Das Ganze klappt wie am Schnürchen: Zuerst<br />

wurde ein rechter Sprücheklopfer namens Franco A.<br />

auf dünner Grundlage zum Attentäter aufgeblasen,<br />

im nächsten Schritt aus ihm und zwei Kumpels eine<br />

Terrorzelle gebastelt – und innerhalb einer Woche<br />

galt dann bereits die ganze Bundeswehr als eine<br />

Art Braune Armee Fraktion. Vor diesem Hintergrund<br />

begann Flintenuschi mit dem großen Ausmisten –<br />

und machte auch vor Helmut Schmidt nicht halt. Der<br />

hatte nämlich in der Wehrmacht gedient, und damit<br />

war sein Uniformfoto untragbar für die Bundeswehr.<br />

Das generelle Verbot für die Truppe, auch nur im Entferntesten<br />

an irgendetwas in der Vorgängerarmee zu<br />

erinnern, und die Eliminierung von Kasernennamen,<br />

die an untadelige Generäle wie Erwin Rommel erinnern,<br />

waren dann nur noch Formsache. Die Botschaft<br />

ist eindeutig: Es geht nicht um Entnazifizierung<br />

– sondern um die Durchsetzung der Kollektivschuldthese.<br />

Wer selbst Hitlergegner wie Schmidt<br />

und Rommel verdammt, verdammt die ganze Kriegsgeneration<br />

– und alle Nachgeborenen, die nicht auf<br />

die Gräber ihrer Väter und Vorväter spucken wollen.<br />

Linksfraktion. Selbst die SPD zuckte vernehmlich,<br />

als ihr beliebtester Bundeskanzler in den Dreck gezogen<br />

wurde. Auffällig ist, dass sich in der CDU nur<br />

Hinterbänkler kritisch äußerten – oder Pensionäre<br />

wie der ehemalige Verteidigungsminister Volker<br />

Rühe. Vermutlich ticken Merkel, Schäuble und Kauder<br />

genauso wie ihre Parteifreundin – und werden<br />

sie bei der nächsten Gelegenheit mit moralischem<br />

Overkill noch zu übertreffen versuchen, um in der<br />

CDU-internen Hackordnung ihre Spitzenposition zu<br />

verteidigen.<br />

Dabei führt von der Leyen, trotz ihres Pussy Riots<br />

gegen die Wehrmacht, ausgerechnet deren verbrecherischste<br />

Tradition weiter: den Aufmarsch gegen<br />

Russland. Im Baltikum rasseln deutsche Panzer einen<br />

halben Tagesmarsch von Sankt Petersburg entfernt<br />

– der Stadt, an deren Einkesselung im Zweiten<br />

Weltkrieg auch ein Oberleutnant Schmidt beteiligt<br />

war. Der Sozialdemokrat hat daraus Lehren<br />

gezogen und den Krieg verflucht. Die Frau, die sich<br />

heute zur Richterin über ihn aufspielt, will unsere<br />

Soldaten dagegen von Neuem in den Tod schicken.<br />

Ignazio Silone warnte: Der neue Faschismus sagt,<br />

er ist der Antifaschismus. Wo sind die Bürger in<br />

Uniform, die dagegen mutig ihre Stimme erheben?<br />

Chefredakteur Jürgen Elsässer.<br />

Foto: Jörg Gründler<br />

Alles Nazis außer Uschi? Den lautesten Beifall<br />

für diese Tabula rasa bekam von der Leyen aus der<br />

3


<strong>COMPACT</strong> Themen<br />

4<br />

Titelthema<br />

Jagd auf Xavier Naidoo<br />

Politik<br />

Rothschilds Präsident<br />

Dossier<br />

Nordkorea in Angst<br />

Leben<br />

Flucht aus Neukölln<br />

05 Foto des Monats<br />

06 <strong>COMPACT</strong> Intern<br />

08 Zitate des Monats<br />

09 Lesebriefe<br />

Titelthema<br />

11 Jagd auf Xavier Naidoo<br />

Die Marionetten schlagen zurück<br />

14 Maasvoll: Zensur in Deutschland<br />

Totalitär: Das neue Internet-Gesetz<br />

17 Aufmachen, Gesinnungspolizei!<br />

Facebook-Razzien gegen Demokraten<br />

20 Die rote Studi-SA marschiert<br />

Die Kaderschmieden der Gleichschaltung<br />

Politik<br />

23 Die Erfindung einer Terrorzelle<br />

Bundeswehr als Braune Armee Fraktion<br />

26 Das Kaninchen und die Schlange<br />

Diesel-Skandal: Hysterie und heiße Luft<br />

29 «Wenn man den Gefährder<br />

an die Wand klatscht…»<br />

Der langjährige BND-Agent Wilhelm<br />

Dietl im Gespräch mit Marc Dassen<br />

32 Rothschilds Präsident<br />

Macron als Hoffnungsträger der Hochfinanz<br />

35 Tillersons Rache<br />

Regime Change in Venezuela<br />

38 «Wir müssen raus aus dem Euro»<br />

Dimitris Kazakis über die griechische<br />

Krise<br />

41 Putsch in Mazedonien<br />

Wie Moslems, Sozis, EU und USA einen<br />

Staat zerstören<br />

Dossier<br />

44 «Wir müssen uns schützen»<br />

Reise durch ein Nordkorea in Angst und<br />

Trotz<br />

47 Washington ist der Kriegstreiber<br />

Der Krieg hat nie aufgehört – obwohl ein<br />

Friedensabkommen seit 1994 in Reichweite<br />

ist<br />

50 Geschichten von King Kong Un<br />

Ein Comicjournalist in Pjöngjang<br />

Leben<br />

53 Flucht aus der BRD<br />

Ein Auswanderer erzählt<br />

56 Der Algorithmus als neuer Gott<br />

Homo Deus – Böse Neue Welt<br />

59 Vorspiel zum Inferno<br />

Von Kaiser Ferdinand zum 30-jährigen Krieg<br />

Kolumnen<br />

61 Unsere Helden _ Hildegard von Bingen<br />

63 BRD-Sprech _ Verfassungspatriotismus<br />

65 Sellners Revolution _ Burka-Verbot<br />

66 Bartels Schmäh _ Stadt, Land, Furz<br />

<strong>COMPACT</strong> Impressum<br />

Herausgeber & Verlag<br />

<strong>COMPACT</strong>-<strong>Magazin</strong> GmbH<br />

Geschäftsführer Kai Homilius<br />

Am Zernsee 9, 14542 Werder (Havel)<br />

E-Mail verlag@compact-mail.de<br />

Website www.compact-online.de<br />

Vertrieb, Bestellungen, Abo-Betreuung<br />

Fon 03327-5698611<br />

Fax 03327-5698617<br />

E-Mail vertrieb@compact-mail.de<br />

Bankverbindung <strong>COMPACT</strong>-<strong>Magazin</strong> GmbH<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />

BIC: WELADED1PMB<br />

IBAN: DE74 1605 0000 1000 9090 49<br />

<strong>COMPACT</strong> Redaktion (NEU!)<br />

Französische Str. 12, 10117 Berlin<br />

(Großbriefe und Päckchen an den Verlag)<br />

Fon 030-20188322<br />

Fax 03327-5698617<br />

E-Mail redaktion@compact-mail.de<br />

Chefredakteur Jürgen Elsässer (V.i.S.d.P.)<br />

Chef vom Dienst Martin Müller-Mertens<br />

Redakteure Marc Dassen (Politik),<br />

Tino Perlick (Korrespondent)<br />

Cover Montage Iris Fischer<br />

Fotoquellen Cover Clemens Bilan/Getty<br />

Images<br />

Layout/Bild Steffen Jordan<br />

Anzeigenakquise<br />

E-Mail anzeigen@compact-mail.de<br />

Gedruckt in Deutschland<br />

Redaktionsschluss<br />

12.5.<strong>2017</strong><br />

Erscheinungsdatum<br />

der nächsten Ausgabe<br />

Samstag, 1.7.<strong>2017</strong>


<strong>COMPACT</strong> Foto des Monats<br />

Nun muss auch die Geschichte verschwinden – jedenfalls an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg. Ihren Namen darf die Hochschule der Bundeswehr<br />

– womöglich nur vorerst – behalten. Doch ein Bild des früheren Bundeskanzlers, der zwischen 1969 und 1972 auch Verteidigungsminister war, wurde Mitte Mai abgehängt.<br />

Das inkriminierte Foto zeigt Schmidt in der Uniform eines Leutnants der Wehrmacht – und fällt damit unter den Säuberungsbefehl Ursula von der Leyens alle Erinnerungen<br />

an die einstige deutsche Armee betreffend. Diese hatte Schmidt 1937 zum Wehrdienst eingezogen, und der spätere SPD-Politiker blieb bis 1945 Soldat. In den<br />

letzten Monaten entging er durch Glück einem Kriegsgerichtsverfahren wegen regimekritischer Äußerungen. Zu seiner Motivation, sich politisch zu engagieren, sagte er<br />

2008: «Wir haben viel Elend und Scheiße erlebt im Kriege, und wir waren alle entschlossen, einen Beitrag dazu zu leisten, dass all diese grauenhaften Dinge sich niemals<br />

wiederholen sollten.» Was der 2015 verstorbene Hamburger wohl zur heutigen Hexenjagd auf Andersdenkende sagen würde? Foto: picture alliance / AP Photo<br />

5


<strong>COMPACT</strong> Intern<br />

<strong>COMPACT</strong>-Geschichte Nr. 1 | 8,80 EUR (D) · compact-online.de<br />

Elsässer und Naidoo am 3.10.2014 in Berlin.<br />

Foto: Tommy Pelzel<br />

Nr. 1 1000 Jahre Deutsches Reich<br />

9,90 Euro (A), 13 sFr (CH)<br />

Die erste Ausgabe von COMAPCT-Geschichte ist seit<br />

Ende Mai am Kiosk. Foto: <strong>COMPACT</strong><br />

84 Seiten voll Informationen, die die Mainstreampresse<br />

verschweigt. Foto: <strong>COMPACT</strong><br />

Elsässer und Naidoo<br />

<strong>COMPACT</strong>-Geschichte<br />

Vier Jahre früher informiert<br />

6<br />

Seitdem Jan Böhmermann die Söhne<br />

Mannheims durch den von ihm selbst angerührten<br />

braunen Kakao gezogen hat, wissen<br />

es auch die Couch-Potatoes: Jürgen Elsässer<br />

empfiehlt nach Angaben des Schmuddel-<br />

Kabarettisten die neue CD von Xavier Naidoo<br />

mit den Worten: «Endlich singt‘s mal<br />

einer!» Die Bild-Zeitung nahm den Ball auf<br />

und bezeichnete den <strong>COMPACT</strong>-Chefredakteur<br />

gleich als «den deutschen Anführer aller<br />

Verschwörungstheoretiker». Aber, liebe<br />

Springer-Kollegen, dieser Pokal wandert doch<br />

in Eurer Redaktion durch die Reihen! Ihr entdeckt<br />

doch eine Verschwörung nach der anderen<br />

– und bei Euch führen alle Wege immer<br />

nach Moskau.<br />

Die kurzgeschlossene Verbindung Naidoo-Elsässer<br />

hat auch einige unserer Leser<br />

elektrisiert. Immer wieder kommen Anfragen,<br />

wir sollten den Barden für diese oder<br />

jene Kundgebung «besorgen» oder wenigstens<br />

ein wichtiges Gespräch mit ihm vermitteln.<br />

Tatsächlich aber hat Elsässer den<br />

Mannheimer erst ein Mal getroffen, nämlich<br />

am Rande einer Kundgebung zum Tag<br />

der Deutschen Einheit vor dem Bundeskanzleramt<br />

(die übrigens nicht, wie die gleichzeitige<br />

vor dem Reichstag, von sogenannten<br />

Reichsbürgern, sondern von Friedensaktivisten<br />

veranstaltet wurde). Man wechselte ein<br />

paar Sätze, und das war‘s dann auch schon.<br />

Wann er das nächste Mal unsere Wege<br />

kreuzt, weiß der Herrgott. Naidoo tourt in<br />

diesen Wochen durch die ganze Republik,<br />

und Elsässer ist auch ständig unterwegs: Am<br />

23. Juni spricht er in Würzburg, am 24. Juni<br />

in Garmisch-Partenkirchen und am 30. Juni<br />

in Ettlingen. Details auf compact-online.de.<br />

«Wer die Gegenwart beherrscht, beherrscht<br />

die Vergangenheit. Und wer die<br />

Vergangenheit beherrscht, beherrscht die<br />

Zukunft», lautet eine der Strategien des allmächtigen<br />

Großen Bruders, die George Orwell<br />

in seinem Roman 1984 aufgeschrieben<br />

hat. Mit anderen Worten: Wenn die Geschichte<br />

des deutschen Volks als Kette von<br />

Verbrechen dargestellt wird, ist uns auch<br />

der Aufbruch in die Zukunft verwehrt. Deswegen<br />

nimmt <strong>COMPACT</strong> den Kampf auch auf<br />

dem historischen Feld auf – mit unserer neuen<br />

Reihe <strong>COMPACT</strong>-Geschichte mit voraussichtlich<br />

zwei Ausgaben pro Jahr.<br />

Der erste Band 1000 Jahre Deutsches<br />

Reich behandelt die Periode von 919 bis<br />

1919: Unsere Geschichte, unsere Leistungen,<br />

unser Stolz, wie es im Untertitel heißt. Historiker<br />

Jan von Flocken erzählt faktengesättigt,<br />

aber mit leichter Hand über den Kampf gegen<br />

Hunnen und Päpste, die geostrategisch<br />

schicksalhafte Differenz zwischen Heinrich<br />

dem Löwen und Barbarossa, die Apokalypse<br />

des Dreißigjährigen Krieges, den Wiederaufstieg<br />

unter preußischer Führung. Festzuhalten<br />

bleibt: Unser Vaterland hat vor 1933<br />

keine Scheusale wie Iwan den Schrecklichen,<br />

keine geifernden Hassprediger wie Robespierre,<br />

keine Bartholomäusnacht, keine barbarischen<br />

Gewaltherrscher wie Heinrich VIII.<br />

oder Gangsterbosse wie Al Capone hervorgebracht.<br />

Auf 84 prächtig illustrierten Seiten entsteht<br />

ein politisch gänzlich unkorrektes Bild<br />

unserer Vergangenheit – ein Geschichtsbuch,<br />

das jeden bildungshungrigen Erwachsenen<br />

freut, aber auch gut an Heranwachsende verschenkt<br />

werden kann.<br />

Am 9. Mai ging die Bombe hoch: Das ARD-<br />

Politikmagazin Report Mainz und der Stern<br />

berichteten, dass es zum Mord an der Polizeibeamtin<br />

Michèle Kiesewetter am 25. April<br />

2007 in Heilbronn «neue Spuren» gebe, die<br />

auf islamistische Tatbeteiligte hindeuteten.<br />

Bisher wird die Bluttat dem Nationalsozialistischen<br />

Untergrund (NSU) zugeschrieben.<br />

Eine Handynummer, die bis kurz vor den tödlichen<br />

Schüssen an der Theresienwiese eingeloggt<br />

gewesen sei, führt demnach zur islamistischen<br />

Sauerlandgruppe. Überall wurde<br />

die gute Recherche der Kollegen gelobt.<br />

Nur: <strong>COMPACT</strong> hat über einen möglichen<br />

islamistischen Hintergrund beim Kiesewetter-Mord<br />

schon vor über vier Jahren<br />

berichtet! In unserer Spezial-Ausgabe Nummer<br />

1 Operation Nationalsozialistischer Untergrund<br />

– Neonazis, V-Männer und Agenten<br />

schrieben wir im Frühjahr 2013, dass der<br />

türkische Geheimagent Mevlüt Kar am Tatort<br />

war, und genau dieser Mann auch der Sauerlandgruppe<br />

Zünder für einen geplanten Terroranschlag<br />

geliefert hatte. In <strong>COMPACT</strong>-<br />

Spezial Nr. 8 Asyl. Das Chaos griffen wir<br />

das Thema erneut auf: Der Artikel «Mehmet<br />

und die Döner-Morde» fand Hinweise auf islamische<br />

Tatbeteiligte bei fünf bisher dem<br />

NSU zugeschriebenen Verbrechen: Heilbronn<br />

(2007), Kassel (2006), Nürnberg (2005), Köln<br />

(2004) und Hamburg (2001).<br />

Die Mainstream-Kollegen sind uns gegenüber<br />

strukturell im Nachteil: Sie müssen<br />

ständig Nazis jagen und interessieren sich<br />

deswegen nur für deutsche Mörder. Deutet<br />

irgendetwas auf Moslems hin, stirbt der journalistische<br />

Jagdinstinkt schnell ab: Sind ja<br />

alles Einzelfälle.


Ehrlicher Journalismus in Zeiten der Lüge.<br />

Die schweigende Mehrheit kann die Verhältnisse zum Tanzen bringen,<br />

wenn sie ihre Stimme wiederfindet. <strong>COMPACT</strong> ist ihr Lautsprecher, weil<br />

wir drucken und verbreiten, was andere nicht zu schreiben wagen.<br />

Unterstützen Sie uns jetzt mit einem Abo! Als Dankeschön genießen<br />

Sie exklusive Vorteile:<br />

<strong>COMPACT</strong>-Abonnenten<br />

bekommen das <strong>Magazin</strong>, bevor es am Kiosk erhältlich ist,<br />

jeden Monat in einer Versandtasche bequem nach Haus!<br />

zahlen kein Porto!<br />

erhalten eine Abo Prämie!<br />

sparen bei <strong>COMPACT</strong>-Konferenzen am Eintrittspreis!<br />

haben freien Eintritt zu der monatl. Veranstaltungsreihe <strong>COMPACT</strong>-Live!<br />

Bestellschein auf S. 9 /10 · online: www.mut-zum-abo.de


<strong>COMPACT</strong> Zitate des Monats<br />

Auch wegen dieses T-Shirts mit der Aufschrift «Freiheit<br />

für Deutschland» verunglimpfte die Welt Naidoo<br />

als «Prophet des rechten Glaubens». Foto: picture<br />

alliance / AA<br />

Jagd auf Naidoo<br />

«Wie lange wollt Ihr noch Marionetten<br />

sein? Seht Ihr nicht, Ihr seid nur Steigbügelhalter?<br />

(…) Für Eure Puppenspieler seid Ihr<br />

nur Sachverwalter. (…) Alles wird vergeben,<br />

wenn Ihr einsichtig seid, sonst sorgt der wütende<br />

Bauer mit der Forke dafür, dass ihr einsichtig<br />

seid.» (Xavier Naidoo, «Marionetten», im<br />

neuen Album MannHeim)<br />

«Der Völkische Beobachter hätte nicht deutlicher<br />

sein können als Xavier Naidoo.» (Über Naidoos<br />

Song «Marionetten», Welt Online, 6.5.<strong>2017</strong>)<br />

«Pegida-Vokabular: Xavier Naidoos neuer<br />

Song zeigt, dass er vollkommen durchgedreht<br />

ist (…) In ”Marionetten” macht Naidoo<br />

klar, wie krude seine Weltanschauung<br />

ist.» (huffingtonpost.de, 26.4.<strong>2017</strong>)<br />

«Sollten wir die Glocken des Landes nicht<br />

läuten, wird eines Deutschen Schlafstätte<br />

zum Sterbebett.» (Xavier Naidoo, «Der deutsche<br />

Michel», im neuen Album MannHeim)<br />

Unbequeme Wahrheiten<br />

«Es [das Bundeskriminalamt] stellt in der Kriminalitätsstatistik<br />

2016 erstmals einen Vergleich<br />

von ”deutschen und nichtdeutschen<br />

Tatverdächtigen” an und präsentiert bei den<br />

nichtdeutschen Verdächtigen einen steilen<br />

Anstieg der Kriminalität in einer Gruppe,<br />

die das BKA ”Zuwanderer” nennt. Das Wort<br />

”Zuwanderer” ist in diesem Zusammenhang<br />

ein Skandal. (…) Es wäre verheerend, wenn<br />

die höchste deutsche Polizeiinstanz den Eindruck<br />

erweckte, als hätten wir ein kriminelles<br />

Sonderproblem mit ”Zuwanderern”. Keine<br />

Behörde sollte offiziell nahelegen, der Anstieg<br />

der Kriminalität sei ein typisches Ausländerphänomen.»<br />

(Welt Online, 23.4.<strong>2017</strong>)<br />

Kölle Alaaf!<br />

«Jagdszenen am Rhein (…) Wo ist eigentlich<br />

der Bundespräsident, wenn man ihn<br />

braucht? In Köln wurden AfD-Delegierte von<br />

der Antifa drangsaliert und bedroht – und die<br />

politische Klasse in Deutschland scheint das<br />

völlig in Ordnung zu finden.» (Kolumnist Jan<br />

Fleischhauer, Spiegel Online, 24.4.<strong>2017</strong>)<br />

Kein Sex mit Nazis?<br />

«Einen Trump-Anhänger daten? Niemals!<br />

(…) Die Trump-Ära macht es für viele Amerikaner<br />

schwer, einen Partner zu finden. Vor<br />

allem liberale Frauen lehnen republikanische<br />

Männer ab.» (Süddeutsche Zeitung Online,<br />

26.4.<strong>2017</strong>)<br />

Alle zu uns<br />

«Deutschland bringt (…) auch im Jahr <strong>2017</strong><br />

kaum Migranten in andere europäische<br />

Staaten zurück. Demnach hat die Bundesrepublik<br />

im ersten Quartal dieses Jahres<br />

16.631 Übernahmeersuchen an Mitgliedsstaaten<br />

gestellt. Gleichzeitig wurden nur<br />

1.344 Migranten in andere Schengen-Staaten<br />

abgeschoben. (…) Im umgekehrten Fall<br />

– also aus den Mitgliedsländern Richtung<br />

Deutschland – funktioniert das Verfahren<br />

besser.» (Welt Online, 28.4.<strong>2017</strong>)<br />

Wo ist der Sheriff?<br />

«Was in Amerika vor mehr als 100 Jahren Alltag<br />

war, ist nun Alltag in der Lausitz. Ganze<br />

Rinderherden verschwinden nachts spurlos<br />

von der Weide oder aus den Ställen. Während<br />

im filmischen ”wilden Westen” der betroffene<br />

Farmer seinen Colt umschnallte, seine<br />

Büchse schnappte und die Räuber jagte,<br />

ist hier die Polizei oft machtlos. Die Landwirte<br />

haben das Nachsehen, aber sie rüsten<br />

auf.» (mdr.de, 28.4.<strong>2017</strong>)<br />

Freiheit für Asylbetrüger<br />

«Es ist ein Fall, der die Gemüter erregt: Vergangene<br />

Woche wurde bekannt, dass ein abgelehnter<br />

Asylbewerber nicht in Abschiebehaft<br />

genommen werden konnte – weil es angeblich<br />

keinen Platz für ihn gab.» (Welt Online,<br />

28.4.<strong>2017</strong>)<br />

Wird das die bundesrepublikanische Barbie? Jedenfalls<br />

hat die sogenannte Hijarbie, Kreation einer<br />

nigerianischen Studentin, inzwischen über 80.000<br />

Instagram-Fans. Foto: Screenshot Instagram/Hijarbie<br />

Kulturleugner I<br />

«Eine deutsche Leitkultur darf es nicht geben<br />

// Mit seinen zehn Thesen zur Leitkultur<br />

versucht Innenminister de Maizière das<br />

”Deutsch-sein” zu definieren. Dabei ist eine<br />

spezifisch deutsche Kultur nicht identifizierbar.»<br />

(Tagesspiegel Online, 1.5.<strong>2017</strong>)<br />

Kulturleugner II<br />

«Lieber Thomas de Maizière, ich finde Ihren<br />

Zehn-Punkte-Katalog für eine deutsche<br />

Leitkultur, Verzeihung, altmodisch. In unserer<br />

globalen Welt geht es nicht mehr darum,<br />

wer Sauerkraut isst oder ob man sich die<br />

Hand gibt. Lieber Thomas de Maizière, wir<br />

brauchen keine deutsche Leitkultur, wir brauchen<br />

eine menschliche Weltkultur.» (Kolumnist<br />

F. J. Wagner, Bild, 1.5.<strong>2017</strong>)<br />

8<br />

Die Aktion Flüchtlinge mitnehmen fordert Inhaber<br />

von Fahrkarten öffentlicher Verkehrsmittel auf, sogenannte<br />

Schutzsuchende abends und am Wochenende<br />

auf dem eigenen Ticket mitfahren zu lassen. Das wird<br />

sich mancher Rapefugee nicht zwei Mal sagen lassen.<br />

Foto: Screenshot youngcaritas.ruhr


<strong>COMPACT</strong> Leserbriefe<br />

Zum Titelbild<br />

Das Titelbild der neuen <strong>COMPACT</strong> ist wunderschön.<br />

Ich hoffe, dass allein wegen dieses<br />

schönen Gesichtes viele Hände zum<br />

Kauf der Zeitung greifen. Und NRW hat eine<br />

schwarz verhüllte Frau als Titelbild bekommen?<br />

Na, ob das noch auffällt dort… Ist vielleicht<br />

schon deren halbe Identität. Nicht die<br />

Ausländer haben sich assimiliert, sondern<br />

weite Teile der Deutschen.<br />

Eveline, per Website-Kommentar<br />

Endlich einmal ein Titelbild, mit dem man<br />

Staat machen kann, anstatt immer nur diese<br />

eher abstoßenden und negativ wirkenden<br />

Covers.<br />

Alexander Windisch, per Youtube-Kommentar<br />

Zum Titelthema<br />

«Der Osten leuchtet»<br />

Als ehemaliger Thälmannpionier<br />

folgende<br />

Punkte, warum die<br />

Mitteldeutschen überwiegend unverkrampft<br />

mit der deutschen Identität umgehen: Man<br />

hat die Armee zwar «entnazifiziert», aber ihr<br />

nicht das Gesicht und ihre Natur genommen;<br />

preußischer Drill, Stechschritt und feldgrauer<br />

Waffenrock gehörten dazu wie die Verleihung<br />

des Scharnhorst-Ordens oder die große<br />

Wachablösung. Die sozialistischen Feiertage<br />

(1. Mai, 7. Oktober) waren zugleich auch<br />

Tage nationaler Manifestation; neben den roten<br />

Kommifahnen wehte auch Schwarz-Rot-<br />

Gold, nur eben mit dem DDR-Emblem darin.<br />

Trotz Gräuelpropaganda (siehe Katyn-Lüge)<br />

wurde zu keinem Zeitpunkt die deutsche<br />

Identität verachtet; es war politischer Marxismus<br />

in der DDR – und nicht gesellschaftlicher<br />

Kulturmarxismus wie in der Trizonen-<br />

BRD mit der Rückkehr der Frankfurter Schule.<br />

Mike Forester, per Youtube-Kommentar<br />

Nur der Osten Deutschlands garantiert zur<br />

Zeit eine deutsche Leitkultur und aktiven<br />

und demokratischen Widerstand gegen die<br />

schleichende Muslimisierung und Islamisierung<br />

Deutschlands. <strong>COMPACT</strong> hat das mit<br />

Fakten in der Mai-Ausgabe auf den Punkt<br />

gebracht. Dankeschön!<br />

Brokendriver, per Website-Kommentar<br />

Dass der Westen «dekadent» ist, haben wir<br />

Wessis wohl den Linken zu verdanken, die<br />

vom Osten zur Zersetzung unserer Gesellschaft<br />

angestiftet wurden. Wenn Ihr Euch<br />

abspaltet, dann sind alle Patrioten auf einem<br />

Fleck, und ein Enthauptungsschlag reichte<br />

aus, um unser Volk für immer auszuradieren<br />

– das ist eine Falle!<br />

Puten Schnatter, per Youtube-Kommentar<br />

Sorry, ich bin gelernter DDR-Bürger, und ich<br />

habe die DDR als winselndes, angepasstes<br />

und treu ergebenes Ersatzrussensystem<br />

kennen- und ablehnen gelernt. Die überwiegende<br />

Mehrheit der DDR-Wahlschafe haben,<br />

selbst noch im Frühjahr ‘89, diesem System<br />

die Treue geschworen! Diesen Wahl-Deppen<br />

war selbst der preiswerteste Widerstand<br />

noch zu viel. Darum war das, was ab<br />

Herbst ‘89 passierte, auch keine «Revolution»!<br />

Wäre es eine echte Revolution gewesen,<br />

dann hätten diese «Revolutionäre» es<br />

nie zugelassen, sich anschließend so dermaßen<br />

von den Wessis demütigen und ausplündern<br />

zu lassen! Deus ex Machina aus<br />

Deutschland, per Youtube-Kommentar<br />

Der Osten leuchtet auch in Polen, Ungarn,<br />

Tschechien… Nicht nur in der ehemaligen<br />

DDR. Die Menschen mussten 40 Jahre ohne<br />

Freiheit leben und tun, was die UdSSR wollte.<br />

Heute wird diese Freiheit vom Islam und<br />

Brüssel bedroht.<br />

Ralph Wilk, per Youtube-Kommentar<br />

Es ist kaum zu glauben, wenn man hier erfährt,<br />

dass ausgerechnet die alte kommunistische<br />

DDR bei der Beurteilung der deutschen<br />

Geschichte offensichtlich viel vernünftiger<br />

und anständiger als der «Standort»,<br />

die bunte Republik im Patchwork des<br />

Jetzt <strong>COMPACT</strong>-<strong>Magazin</strong> abonnieren<br />

und Prämie sichern!<br />

Abo-Prämie ankreuzen, Rückseite ausfüllen und abschicken!<br />

hier abtrennen<br />

*<br />

Nie wieder<br />

Grüne!<br />

Portrait einer<br />

gefährlichen Partei<br />

<strong>COMPACT</strong>-Spezial 12<br />

84 Seiten<br />

Prämie Nr. 1<br />

Schwarzbuch<br />

Lügenpresse<br />

Wie uns Medien und<br />

Politiker für dumm<br />

verkaufen<br />

<strong>COMPACT</strong>-Edition Nr. 2<br />

124 Seiten<br />

Wladimir<br />

Putin<br />

Reden an die<br />

Deutschen<br />

<strong>COMPACT</strong>-Edition Nr. 1<br />

124 Seiten<br />

Prämie Nr. 2 Prämie Nr. 3 Prämie Nr. 4<br />

Schwarzbuch<br />

Angela Merkel<br />

Originalzitate der<br />

Rautenfrau von<br />

1990 bis heute<br />

<strong>COMPACT</strong>-Edition Nr. 3<br />

124 Seiten<br />

<strong>COMPACT</strong>-Shirt zum<br />

Abo-Vorzugspreis von<br />

10 EUR inkl. MwSt<br />

«Freiheit für Deutschland»<br />

Klassisches T-Shirt<br />

für sie & ihn,<br />

aus 100% Baumwolle.<br />

Farbe: Schwarz;<br />

Größe M L XL XXL<br />

Anzahl<br />

Nur 10,00 €<br />

Jetzt mitbestellen!


<strong>COMPACT</strong> Leserbriefe<br />

Soros-world-empire, vorgegangen ist. Die<br />

Sachsen hatten überhaupt ein faszinierendes<br />

dialektisches Verhältnis zur Revolution:<br />

Richard Wagner war 1848 voll dabei, musste<br />

aus Dresden fliehen, nahm aber später<br />

eine konservative, religiös-mystische Position<br />

ein (Parzival). Karl May wiederum entwickelte<br />

sich vom fast Genetschen Asozialen<br />

zu einem Meisterschriftsteller, der aufs<br />

Selbstverständlichste einen heftigen deutschen<br />

Chauvinismus mit größtem Respekt<br />

für Menschen fremder Kulturen und leidenschaftlichem<br />

Pazifismus (Mitstreiter Bertha<br />

von Suttners) zu verbinden wusste. COM-<br />

PACT war wieder mal jeden Cent wert…<br />

Katzenellebogen, per Website-Kommentar<br />

Bei der deutschen Geschichte gibt es offenbar<br />

nur die Entscheidung zwischen Pest<br />

und Cholera: Die einen pflegen den Schuldkult<br />

und reduzieren deutsche Geschichte auf<br />

zwölf Jahre Nazi-Deutschland – die anderen<br />

wünschen sich offenbar wieder alte Zeiten<br />

(«Sachsens Glanz und Preußens Gloria») herbei.<br />

Hallo <strong>COMPACT</strong>, wir leben im 21. Jahrhundert,<br />

und wenn das Stilmittel Pathos eingesetzt<br />

wird, dann ist es damals wie heute<br />

nicht weit zur Aufhetzung und Verführung.<br />

Wie wäre es mit einem gesunden Mittelmaß<br />

– oder, um es mit den Worten im aktuellen de-<br />

Maizière-Vorschlag zu sagen: Wir sind aufgeklärte<br />

Patrioten.Nick, per Website-Kommentar<br />

Loslösen vom Westen, eigenständiges<br />

Deutschland aufbauen, der Westen ist versaut<br />

und nicht mehr zu reparieren.<br />

Talus Pellias, per Youtube-Kommentar<br />

25 Jahre Wiedervereinigung haben nicht<br />

auf die Schnelle nachholen können, was 40<br />

Jahre «Westen» verdorben haben! Ganz entscheidend<br />

war, dass die SU als Besatzungsmacht,<br />

das heißt Russland, nie hingegangen<br />

ist und versucht hat, russische Bräuche,<br />

Schlager und Produkte in Massen in der DDR<br />

einzuführen. Vor allem sind sie nicht hingegangen<br />

und haben das Deutsche mit russischen<br />

Lehnwörtern überfrachtet, während<br />

man im «Westen» unter dem Englischen zu<br />

leiden hat. Das rechne ich den Russen als<br />

Zeichen von Achtung und Toleranz gegenüber<br />

den Besiegten hoch an! Dagegen sind die<br />

USA von Anfang an daran gegangen, alle ab<br />

etwa 1900 Geborenen in ihrem Sinne umzuerziehen.<br />

Livia, per Website-Kommentar<br />

Zum Dossier «Familie<br />

und Dschihad»<br />

An die Frauen: Verwechselt<br />

Frechheit<br />

nicht mit Selbstbewusstsein.<br />

Oft ist es keine innere Stärke bei<br />

den Mohammedanern, sondern Respektlosigkeit<br />

Euch gegenüber und die Hoffnung auf<br />

eine schnelle Triebbefriedigung.<br />

Max von Musterberg, per Youtube-Kommentar<br />

Zu den Jammerweibern, die sich mit Moslems<br />

eingelassen haben und dann «total<br />

überraschend» feststellen dürfen, welche<br />

Herrlichkeiten der Islam so zu bieten hat:<br />

Angeblich sind auch diese Weiber fähig zu<br />

denken und eigenverantwortlich. Das Sprichwort<br />

lautet halt: Wer sich mit Hunden schlafen<br />

legt, soll sich über die Flöhe nicht wundern<br />

/ Dummheit gehört bestraft.<br />

Marcus Junge, per Website-Kommentar<br />

Meiner Meinung nach spielt die gesamte<br />

Propaganda bei dem Verhalten der Frauen,<br />

die solche Männer wählen, elementar eine<br />

ganz wesentliche Rolle. Ständig wird in der<br />

Schule und anderen Bildungseinrichtungen<br />

eingetrichtert, wie schlecht doch die Deutschen<br />

beziehungsweise eben der weiße<br />

Mann sind beziehungsweise ist, das hinterlässt<br />

bei Vielen seine Spuren. Da jetzt insbesondere<br />

Frauen meistens ja doch gute Menschen<br />

sein wollen und der Zwang zur Wiedergutmachung<br />

einem quasi in die Wiege<br />

gelegt wird, fühlen die sich in solchen Beziehungen<br />

oftmals moralisch erhaben. Nach<br />

dem Motto: Schaut her, ich bin keine Rassistin<br />

wie Ihr! Mein Mann ist ein Moslem<br />

(oder Afrikaner).<br />

Inselkind, per Youtube-Kommentar<br />

Zu «Mutti aus Mühlheim»<br />

NRW ist ein Musterbeispiel dafür, dass gerade<br />

die Rentner weiter fleißig CDU und<br />

SPD wählen, genau wie in Schleswig-Holstein,<br />

denn diese Generation interessiert nur<br />

die durchaus noch fette Rente für lockere Arbeitsjahre<br />

von den 60ern bis frühen 90ern.<br />

Diese Leute richten viel mehr Schaden an<br />

als die vor Selbsthass und Lethargie zerfressene<br />

Gender-Jugend. Immerhin gehen diese<br />

Freaks nicht zur Wahl und richten somit nicht<br />

ganz so viel Schaden an.<br />

Ute Holte, per Facebook-Kommentar<br />

Ausfüllen. Ausschneiden. Abschicken. Prämie sichern!<br />

Ja, ich will <strong>COMPACT</strong> ab Nr........./20.......... mit 59,40 EUR (inkl. Versandkosten*)<br />

innerhalb Deutschlands für 12 Ausgaben abonnieren und meine Wunschprämie<br />

kassieren!<br />

Ja, ich will <strong>COMPACT</strong> ab Nr........./20.......... mit 83,40 EUR (inkl. Versandkosten*)<br />

ins Ausland für 12 Ausgaben abonnieren und meine Wunschprämie kassieren!<br />

Ich wünsche die umseitig angekreuzte Abo-Wunschprämie.<br />

Ja, ich will das <strong>COMPACT</strong>-Shirt «Freiheit für Deutschland» zum Abo-Vorzugspreis von<br />

nur 10,00 EUR*(statt 19,95 EUR). Anzahl und Größe habe ich umseitig notiert.<br />

Dazu kommen Versandkosten von 1,90 EUR | Inland und 3,00 EUR | Ausland.<br />

Bitte senden an Rechnungsadresse oder Lieferadresse.<br />

*Alle Preise verstehen sich inkl. MwSt.<br />

Rechnungsadresse<br />

Name, Vorname ______________________________________________________<br />

Straße, Hausnummer ___________________________________________________<br />

PLZ, Ort ____________________________________________________________<br />

Email___________________________________ Telefon ______________________<br />

Unterschrift<br />

Lieferadresse<br />

Name, Vorname ____________________________________________________<br />

Straße, Hausnummer _________________________________________________<br />

PLZ, Ort __________________________________________________________<br />

Einzugsermächtigung<br />

Hiermit ermächtige ich <strong>COMPACT</strong>-<strong>Magazin</strong> GmbH widerruflich, den Betrag umgehend<br />

zu Lasten meines Kontos per Lastschrift einzuziehen.<br />

Bankverbindung<br />

Kontoinhaber ______________________________________________________<br />

Bank _____________________________________________________________<br />

IBAN ____________________________________________________________<br />

BIC _____________________________________________________________<br />

Kündigung<br />

Das Abonnement verlängert sich jeweils automatisch um weitere 12 Ausgaben, wenn es<br />

nicht bis 14 Tage vor Erscheinen der jeweils letzten Ausgabe gekündigt wurde.<br />

Unterschrift<br />

hier abtrennen<br />

Ausgefüllten Vordruck per Post an:<br />

<strong>COMPACT</strong>- <strong>Magazin</strong> GmbH, Am Zernsee 9, 14542 Werder (Havel)<br />

Oder per Fax an:<br />

+49 - (0) 33 27 / 569 86 -17<br />

Abo online holen:<br />

www.mut-zum-abo.de


<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />

Jagd auf Xavier Naidoo<br />

_ von Federico Bischoff<br />

Die Marionetten schlagen zurück: Der berühmteste Sohn Mannheims wird als Nazi<br />

verleumdet – weil er die Frustration und die Wut, die viele empfinden, immer wieder<br />

zum Thema macht. Eine neue Art Rassismus stachelt die Hetzmeute an: Gerade dass<br />

ein Dunkelhäutiger sich der Politischen Korrektheit nicht beugt, provoziert den Hass<br />

der Etablierten.<br />

Um als rechtsradikal zu gelten, musste man früher<br />

Landser, die Zillertaler Türkenjäger oder wenigstens<br />

Laibach hören. Heutzutage genügt schon Xavier<br />

Naidoo. Sein neues Album MannHeim hat zu einem<br />

Aufschrei der Gutmenschen-Schickeria geführt,<br />

wie meistens angeführt von den Edelfedern der Bild-<br />

Zeitung. «Aus jeder Zeile tropft das Gift», eröffnete<br />

Nikolaus Blome am 5. Mai das Halali. «Wenn das<br />

Kunst ist, dann ist es ziemlich braune Kunst.» Der<br />

Journalist forderte die Politik zum Einschreiten auf:<br />

«Wenn in einer Bundeswehr-Kaserne ein Hakenkreuz<br />

an die Klotür gekritzelt wird, reist die Verteidigungsministerin<br />

zur Inspektion an. Und bei Naidoo?<br />

Schulterzucken in der ach so gesellschaftlich<br />

engagierten Musiker-Szene. Ein Armutszeugnis. Geschichtsvergessen.»<br />

Was soll das heißen? Muss man die Söhne Mannheims<br />

in Untersuchungshaft stecken wie Franco A.<br />

und seine terrorverdächtigen Kameraden? Immerhin<br />

hat die Grüne Jugend in Bayern den Marschbefehl<br />

der Bild aufgegriffen und trommelt nun für das Verbot<br />

der Naidoo-Konzerte im Freistaat. Radiosender<br />

wie BremenVier und WDR2 beendeten ihre Kooperation<br />

mit der Band.<br />

Zwei Tage später legte der Altachtundsechziger<br />

Reinhard Mohr in der Welt am Sonntag, wie<br />

Bild ein Blatt aus dem Hause Springer, nach: Naidoo<br />

habe sich entschieden, «zum Horst Mahler des<br />

Popgeschäftes zu werden», auch «der Völkische Beobachter<br />

hätte es nicht besser machen können».<br />

Mit Leonie auf der Couch<br />

Man reibt sich die Augen, putzt sich die Ohren:<br />

Hat der Sänger gegen Juden oder Ausländer gehetzt,<br />

einen Führerstaat gefordert, wenigstens für<br />

den Einmarsch in Polen oder in Russland getrommelt?<br />

Mohr kann keine einzige Belegstelle dafür zitieren,<br />

aber ist sich dennoch sicher: «Den ebenso<br />

verschwörungstheoretischen wie antisemitischen<br />

Ton kann niemand ignorieren, der noch alle Sinne<br />

beisammen hat.»<br />

Xavier Naidoo im Januar <strong>2017</strong><br />

während einer Pressekonferenz<br />

in München. Der 45-Jährige war<br />

1995 Mitgründer der Söhne Mannheims.<br />

Bereits 2011 stellte er Strafanzeige<br />

wegen Hochverrats gegen<br />

den damaligen Bundespräsidenten<br />

Horst Köhler und gegen Regierungsmitglieder<br />

wegen deren Verantwortung<br />

für die Finanzkrise.<br />

Foto: picture alliance / Peter Kneffel/dpa<br />

«Horst Mahler des<br />

Popgeschäftes».<br />

Springerpresse<br />

über Naidoo<br />

11


<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />

wieso Pegida-Sprech und damit O-Ton NSDAP. Vergehen<br />

an Unschuldigen – dass so etwas vorkommt,<br />

hat bisher noch kein Journalist auf der Welt bestritten,<br />

höchstens in der Schuldzuweisung unterscheidet<br />

man sich, je nach Kenntnisstand oder politischer<br />

Einstellung. Aber Frau Feuerbach zieht sich daran<br />

hoch… Klappe zu, Affe tot.<br />

Die Sache mit der Gewalt<br />

Naidoo und die deutsche Fußball-<br />

Nationalmannschaft 2006 beim<br />

Fan fest am Brandenburger Tor in<br />

Berlin. Seinen Hit «Dieser Weg»<br />

hatte er Bundestrainer Jürgen<br />

Kliensmann gewidmet. Foto: 360b,<br />

shutterstock.com<br />

2015 zog der NDR nach politisch<br />

motivierten Angriffen von Medien<br />

und eigenen Redakteuren Naidoo<br />

als Kandidaten des Eurovision Song<br />

Contest zurück. Foto: Bild<br />

Leonie Feuerbach, eine eifrige Jungpionierin<br />

bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, hat sich<br />

an einer Exegese von «Marionetten» versucht –<br />

dem Song auf MannHeim, der tutti quanti in heiligen<br />

antifaschistischen Zorn versetzt (siehe Infobox<br />

Seite 13). Ihr Artikel ist so typisch, dass er als<br />

abschreckendes Beispiel für verkommenen Journalismus<br />

ausführlich zitiert zu werden verdient: «Der<br />

manipulative ”Puppenspieler”, der im Hintergrund<br />

die Fäden zieht, ist ein uraltes antisemitisches Klischee.<br />

Und der Begriff des Sachverwalters erinnert<br />

stark an die Vorstellung der sogenannten Reichsbürger,<br />

nach dem die Bürger der Bundesrepublik nur<br />

Personal einer von Amerika oder dem Weltjudentum<br />

gelenkten GmbH sind – der Personalausweis<br />

dient den Anhängern dieser kruden Ideologie als<br />

Beweis dafür. (...) Das ”Tatsachen verdrehen” kann<br />

als eine Umschreibung des Lügenpresse-Vorwurfs<br />

gelesen werden. Das ”an Unschuldigen Vergehen”<br />

liest sich rätselhaft und wie ein Vorwurf des Kindesmissbrauchs.<br />

Ein beliebtes Thema im rechtsextremen<br />

Spektrum, wo seit Jahren die ”Todesstrafe für<br />

Kinderschänder” gefordert wird.»<br />

Der Wahn der Nazi-Jäger wird vor allem an der<br />

Stelle deutlich, wo sie auf den ersten Blick einen<br />

wunden Punkt getroffen haben – wenn Naidoo mit<br />

Gewalt kokettiert. Etwa hier: «Alles wird vergeben,<br />

wenn Ihr einsichtig seid; sonst sorgt der wütende<br />

Bauer mit der Forke dafür, dass Ihr einsichtig seid.»<br />

Wenn man das kritisiert, müsste man es allerdings<br />

bei einem beträchtlichen Teil der Popkultur ebenfalls<br />

tun. Sang nicht Slime «Deutschland muss sterben,<br />

damit wir leben können»? Rappte nicht Bushido,<br />

er «schieße auf Claudia Roth», diese «kriegt Löcher<br />

wie ein Golfplatz»? Und war nicht Frau Roth<br />

selbst Managerin von Ton Steine Scherben, die mit<br />

«Macht kaputt, was Euch kaputt macht» einen ihrer<br />

größten Erfolge hatten? Haben nicht die Toten Hosen<br />

mit «Hier kommt Alex» die Clockwerk-Orange-<br />

Gewaltorgie zum Mitgröhlen verewigt? Frontmann<br />

Campino trat übrigens im Februar <strong>2017</strong> bei einem –<br />

spärlich besuchten – Anti-Pegida-Protest in Dresden<br />

auf. Hinterher gab er zum Besten: «Keiner von uns ist<br />

rübergegangen und hat denen in die Fresse gehauen,<br />

wie es sich eigentlich gehört.» Kritik daran war nicht<br />

zu vernehmen. Der Anarcho darf das sagen, denn er<br />

ist auf seine alten Tage ein richtiger Merkel-Fan geworden,<br />

während Naidoo die ganze Bagage nach wie<br />

vor gerne «Raus aus dem Reichstag» – so sein Hit<br />

aus dem Jahre 2009 – schmeißen würde. Das aber<br />

ist kein Unterschied zwischen links und rechts, sondern<br />

zwischen angepasstem Spießer und ewigem<br />

Rebell. Der Mannheimer SPD-Oberbürgermeister<br />

brachte es auf den Punkt, als er Naidoo «antistaatliche<br />

Tendenzen» vorwarf: Wenn ein Künstler, wie<br />

etwa Jan Böhmermann, dem Staate huldigt, darf er<br />

dessen Gegner gerne als »Hurensöhne Mannheims»<br />

verleumden. Wenn die aber in der Elite «Volksverräter»<br />

ausmachen, stehen sie schnell vor dem Kadi.<br />

12<br />

Campino und Naidoo<br />

– angepasster<br />

Spießer versus<br />

ewiger Rebell.<br />

Die FAZ-Dame erinnert an den Patienten beim<br />

Psychiater auf der Couch, dem Rorschach-Kleckse<br />

gezeigt werden, und der dann entrüstet aufschreit:<br />

«Was zeigen Sie mir da für schweinische Bildchen!»<br />

Was sie aus den Texten Naidoos herausliest, hat<br />

nichts mit diesen Texten zu tun, sondern nur mit der<br />

verdrehten Wahrnehmung in ihrem Kopf. Wo er über<br />

Puppenspieler singt, hört sie Juden. Das harmlose<br />

Wörtchen «Sachverwalter» lässt bei ihr Reichsbürger<br />

aufmarschieren. Verdrehte Tatsachen gibt es bei<br />

der FAZ nicht, stattdessen halluziniert sie das gar<br />

nicht verwendete «Lügenpresse» – und das ist so-<br />

Klügere Kritiker erkennen das wohl. So schrieb<br />

Jens-Christian Rabe in der Süddeutschen Zeitung:<br />

«Er ist kein Nazi und ”Reichsbürger”-Meistersänger<br />

in dem Sinn, dass er Fremdenhass schürt und gegen<br />

Homosexuelle oder Juden hetzt, aber er fühlt sich<br />

von der Politik ”betrogen und belogen” und sympathisiert<br />

deshalb mit allen, die so fühlen wie er.»<br />

Genau das, dass er fühlt, wie viele fühlen, ganz unabhängig<br />

von weltanschaulichen Vorgaben, macht<br />

ihn zum Idol für das Volk – und zum Feind für das<br />

System. Dabei ist seine inhaltliche Schnittmenge<br />

mit den Linken in der aktuellen Situation sogar grö-


<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />

ßer als mit den Rechten: Den Islam hält er, ganz im<br />

Gegensatz zu Pegida, keineswegs für eine Bedrohung,<br />

und Moslems sieht er, in seinem Ende 2015<br />

zuerst bei Jürgen Todenhöfer veröffentlichen Song<br />

«Nie mehr Krieg», in Europa genauso verfolgt wie<br />

die Juden vor 80 Jahren. Warum hasst ihn das islamophile<br />

Establishment trotzdem so maßlos? Weil er<br />

sich nicht einspannen lässt in den staatlich verordneten<br />

Antifaschismus. Er trat zwar schon bei Rock<br />

gegen Rechts auf und kritisierte auch immer wieder<br />

Nazi-Gewalt. Aber er gab auch dem Libertären<br />

Oliver Janich ein langes Interview und sprach Anfang<br />

Oktober 2014 bei den Reichsbürgern auf der<br />

Wiese vor dem Bundestag. Auf die Frage, warum<br />

er dort war, sagte er: «Für mich sind das Mitbürger,<br />

die eine Meinung haben, die glauben, sie werden<br />

betrogen und belogen, und das Gefühl habe<br />

ich irgendwie auch.» Man könnte sagen, er bildet<br />

eine Brücke zwischen den Unzufriedenen links<br />

und rechts, aber auch das träfe es nicht. Er ist einfach<br />

ein Mensch, der mit allen anderen Menschen<br />

spricht. Diese Kommunikationsbereitschaft ist gefährlich<br />

für ein Regime, das auf die Spaltung des<br />

Volkes setzt – und auf die Verteufelung von allen,<br />

die irgendwie national denken.<br />

Ein Junge aus Mannheim<br />

Naidoos Offenheit mag mit seiner Herkunft zusammenhängen<br />

– seine Wurzeln sind deutsch,<br />

irisch, indisch und südafrikanisch –, aber auch<br />

mit christlicher Nächstenliebe. Die Bibel entdeckte<br />

er erst spät, als Zivildienstleistender, aber dann<br />

umso inniger: «Es ist nicht meine Botschaft, es ist<br />

die Botschaft Gottes. Ich bin nur der Knecht, der<br />

sie rausbringt.» Wenn er gegen Kinderschänder ansingt,<br />

spricht der Zorn Gottes aus ihm. In der Schule<br />

wurde er rassistisch drangsaliert – und trotzdem<br />

wurde ihm Deutschland zur Heimat. «Für mich<br />

war die Sprache der Schlüssel. Deutsch begeistert<br />

mich: diese Tiefe, dieser Reichtum, diese Deutlichkeit.<br />

Bildlich gesprochen: Ich knie nieder vor dieser<br />

Sprache. Sie ist ein Geschenk. Und das dazugehörige<br />

Land kann ja so schlecht nicht sein, im Gegenteil:<br />

Deutschland ist schön.»<br />

Dass er an der Amerikakritik festhält,<br />

die die Linke längst liquidiert<br />

hat, ärgert diese besonders.<br />

Man wird den Eindruck nicht los: Die heutige Linke,<br />

die das eigene Land und das eigene Volk hasst,<br />

verzeiht Naidoo vor allem diese Heimatliebe nicht.<br />

Dass er, der Dunkelhäutige, sich ihrem Nie-wieder-<br />

Deutschland-Kurs verweigert, finden sie unerhört.<br />

Und dann noch die Tatsache, dass er an der Amerikakritik,<br />

die die Achtundsechziger längst liquidiert<br />

haben, festhält! Auch das hat übrigens einen biographischen<br />

Hintergrund – in den Erfahrungen, «von<br />

denen ich denken kann, dass jemand, der in Mannheim<br />

aufgewachsen ist, sie auf jeden Fall belegen<br />

kann, weil man natürlich sieht: Die besten Grundstücke,<br />

mitten in Mannheim, gehören den Amerikanern.<br />

(...) Also Mannheim ist lange, lange schon besetzt.»<br />

Kein Wunder, dass er dann mit dem T-Shirt «Freiheit<br />

für Deutschland» in eine GEZ-Talkshow marschierte.<br />

Damit hat er die Parole populär gemacht,<br />

auf die sich alle vernünftigen Menschen einigen können<br />

– außer den Marionetten, die ihn jetzt jagen.<br />

«Marionetten»<br />

Der Text zum Song von Xavier<br />

Naidoo.<br />

«Wie lange noch wollt Ihr Marionetten<br />

sein? Seht Ihr nicht, Ihr<br />

seid nur Steigbügelhalter? Merkt<br />

Ihr nicht, Ihr steht bald ganz<br />

allein? Für Eure Puppenspieler<br />

seid Ihr nur Sachverwalter. (…)<br />

Und weil Ihr die Tatsachen schon<br />

wieder verdreht, werden wir einschreiten.<br />

Und weil Ihr Euch an<br />

Unschuldigen vergeht, werden<br />

wir unsere Schutzschirme ausbreiten.<br />

(…)<br />

Aufgereiht zum Scheitern wie<br />

Perlen an einer Perlenkette: Seid<br />

Ihr nicht eine Matroschka weiter<br />

im Kampf um Eure Ehrenrettung?<br />

Ihr seid blind für Nylon<br />

und Fäden an Euren Gliedern,<br />

und hat man Euch im Bundestag,<br />

Ihr zittert wie Eure Gliedmaßen.<br />

Alles nur peinlich, und so was<br />

nennt sich dann Volksvertreter!<br />

Teile Eures Volks nennen Euch<br />

schon Hoch- beziehungsweise<br />

Volksverräter. Alles wird vergeben,<br />

wenn Ihr einsichtig seid.<br />

Sonst sorgt der wütende Bauer<br />

mit der Forke dafür, dass Ihr einsichtig<br />

seid. Mit dem Zweiten<br />

sieht man besser. (…)<br />

Eure Parlamente erinnern mich<br />

stark an Puppentheater. Ihr wandelt<br />

an Fäden wie Marionetten<br />

– bis wir Euch mit scharfer<br />

Schere von der Nabelschnur<br />

Babylons trennen! (…) Als Volkin-die-Fresse-Treter<br />

stoßt Ihr<br />

an unsere Grenzen. Und etwas<br />

namens Pizza-Gate steht auch<br />

noch auf der Rechnung. Bei<br />

näherer Betrachtung steigert<br />

sich doch das Entsetzen. Und<br />

wenn ich nur einen in die Finger<br />

bekomme: Dann zerreiß ich<br />

ihn in Fetzen. Und da hilft auch<br />

kein Verstecken hinter Paragraphen<br />

und Gesetzen.» (Abschrift<br />

nach Gehör)<br />

Campino und die Toten Hosen heizen<br />

im März <strong>2017</strong> in Dresden Anti-<br />

Pegida-Demonstranten auf. Im<br />

Anschluss schwelgte der Alt-Punker<br />

in Gewaltphantasien gegen die<br />

Patrioten. Foto: picture alliance /<br />

Gregor Fischer/dpa<br />

13


Maasvoll: Zensur in Deutschland<br />

_ von Martin Müller-Mertens<br />

14<br />

Mit seinem neuen Internetgesetz will Heiko Maas die Zensur in<br />

Deutschland auch offiziell einführen – dagegen ist selbst die bisherige<br />

Löschpraxis von Facebook noch liberal. Für seine Pläne belügt<br />

der Justizminister sowohl die Öffentlichkeit als auch das Kabinett.<br />

«Das klappt richtig<br />

gut.» <br />

Maas über Zensur<br />

Der Minister wirkte unwirsch. «Am Schluss werden<br />

noch zu wenige Inhalte zu langsam gelöscht»,<br />

fauchte Heiko Maas im Herbst 2016 in die Kameras.<br />

Gerade hatte er den Zwischenbericht zum Stand der<br />

Gleichschaltung in sozialen Netzwerken zur Kenntnis<br />

genommen – weiterhin schlüpften demnach<br />

54 Prozent der als unliebsam denunzierten Inhalte<br />

durch das Netz der Zensoren. Nur eine Ausnahme<br />

goutierte der SPD-Politiker: Wenn sich der Sittenwächter<br />

jugendschutz.net an die Betreiber von Facebook<br />

und Co. wendet, entfernt der digitale Radiergummi<br />

bis zu 96 Prozent. «Das klappt richtig gut.»<br />

Nun soll die Staatsgewalt marschieren und endlich<br />

die gewünschten Erfolge erzwingen. Im April<br />

nickte das Bundeskabinett den Entwurf des Gesetzes<br />

zur Verbesserung der Rechtsdurchsetzung in sozialen<br />

Netzwerken (Netzwerkdurchsetzungsgesetz)<br />

ab. Neben «Hasspropaganda» (Hate Speech) sollen<br />

künftig auch «strafbare Falschnachrichten» (Fake<br />

News) bekämpft werden. Noch vor der Sommerpause<br />

soll die Neuregelung den Bundestag passieren.<br />

Bis zu den Wahlen am 24. September wären<br />

damit Fakten geschaffen.<br />

Kern der Neuregelung: Künftig sollen Betreiber<br />

von Online-Angeboten gemeldete und «offensichtlich<br />

rechtswidrige» Inhalte innerhalb von 24 Stunden<br />

löschen. Bei unklaren Fällen dauert die Frist<br />

demnach sieben Tage. Das klingt auf den ersten<br />

Blick harmlos, denn diese Verpflichtung gilt bereits<br />

heute.<br />

Zensur und Selbstzensur<br />

Was das Maas-Gesetz aber fundamental von der<br />

bisherigen Rechtslage unterscheidet, sind die ruinösen<br />

Bußgelder von bis zu fünf Millionen Euro, sollte<br />

ein Online-Betreiber wie Facebook monierte Beiträge<br />

nicht innerhalb dieser Zeitspannen tilgen. Noch<br />

höhere Strafen von bis zu 50 Millionen Euro stehen<br />

zwar noch nicht im Gesetzentwurf, wohl aber bereits<br />

in der beigelegten Begründung. Das vermutliche<br />

Kalkül: Die drohenden Strafzahlungen führen<br />

zu einer umfassenden Selbstzensur. «Zwangsläufig<br />

erkennen wir bei starren Fristen die Gefahr ei-


<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />

Knebel für das Volk: Mit seinen neuen Gummiparagraphen<br />

zur Regulierung von Online-Kommentaren dürfte der Justizminister<br />

vor allem die Selbstzensur im Auge haben. Foto: Kirill<br />

Shashkov/shutterstock.com, Montage <strong>COMPACT</strong><br />

ner Löschkultur des vorauseilenden Gehorsams. Es<br />

wird im Zweifel mehr gelöscht als notwendig wäre»,<br />

fürchtet der Vorstand des Verbandes der Internetwirtschaft<br />

eco Oliver Süme. Hinzu kommt, dass die<br />

vom Maas-Ministerium vorgelegten Kriterien klare<br />

rechtsstaatliche Überprüfungen praktisch unmöglich<br />

machen. Die Löschliste sei «kunterbunt und<br />

kaum nachvollziehbar», so der Berliner Juraprofessor<br />

Niko Härting. Insbesondere «Hate Speech» und<br />

«Fake News» seien als «politische Kampfbegriffe<br />

(…) kein tauglicher Ansatz für Regulierung».<br />

Dabei scheint es, als sei sich auch SPD-Mann<br />

Maas bewusst, wie weit er die Grenzen der Rechtsstaatlichkeit<br />

überschreitet. Für den Beschluss im<br />

Regierungskabinett griff der Justizminister daher<br />

zu einem Trick: Das Faktenblatt – die Information<br />

für die Ministerkollegen zum vorgelegten Entwurf –<br />

und der eigentliche Gesetzestext weichen an einer<br />

zentrale Stelle voneinander ab. So heißt es im Faktenblatt:<br />

«Außerdem wird Opfern von Persönlichkeitsrechtsverletzungen<br />

im Netz ermöglicht, aufgrund<br />

gerichtlicher Anordnung die Bestandsdaten<br />

der Verletzer von Diensteanbietern zu erhalten.»<br />

Dieser Richtervorbehalt fehlt jedoch im Gesetz. Die<br />

Konsequenz: Private Daten zum Beispiel von Facebook-Nutzern<br />

könnten künftig auch ohne juristische<br />

Überprüfung eingetrieben werden – etwa von gewaltbereiten<br />

Antifa-Aktivisten. Sogar in der eigenen<br />

Partei löst dieser Plan Empörung aus. «Ein so<br />

weit gefasster Auskunftsanspruch hätte einen Einschüchterungseffekt<br />

zur Folge, der die Kommunikationsfreiheit<br />

im Netz massiv in Frage stellen würde»,<br />

sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Lars Klingbeil.<br />

Auch ein Positionspapier der sozialdemokratischen<br />

Bundestagsfraktion lehnt diese Aushebelung<br />

des Persönlichkeitsschutzes ab.<br />

Bertelsmann löscht, Soros zahlt<br />

Dabei hat die Treibjagd auf missliebige Meinungen<br />

im Internet schon längst begonnen. Bereits im<br />

Herbst 2015 vergatterte Maas Betreiber sozialer<br />

Netzwerke zu einer Verschärfung der Selbstzensur<br />

unter dem Vorwand angeblicher Hasskpropaganda.<br />

Seither folgen Facebook, Youtube und andere<br />

Plattformen bei Überprüfungen unter anderem<br />

Kriterien von jugendschutz.net sowie der umstrittenen<br />

Amadeu-Antonio-Stiftung der früheren Stasi-Zuträgerin<br />

Anetta Kahane. Technisch umgesetzt<br />

wird die Zensur von etwa 600 Mitarbeitern der Firma<br />

Arvato, einem Teil des Bertelsmann-Konzerns.<br />

Unglaublich, aber wahr: Ein Privatunternehmen übt<br />

sensible staatliche Aufgaben aus.<br />

Im Winter 2016 dehnte Facebook seine Löschaktivitäten<br />

auch auf wirkliche oder vermeintliche<br />

Fake News aus. Für Deutschland besorgte sich das<br />

Netzwerk einen illustren Partner. Die Firma Correctiv,<br />

finanziert unter anderem durch die Bundeszentrale<br />

für politische Bildung und laut Handelsblatt<br />

durch die Stiftung Open Society Foundation des US-<br />

Milliardärs George Soros, soll Meldungen prüfen<br />

und kennzeichnen. Zudem vergrößert der Internet-<br />

Löschen, löschen,<br />

löschen<br />

«Vor einem Monat erklärte der<br />

Facebook-Lobbyist Richard Allan<br />

bei einer Veranstaltung im Bundesjustizministerium,<br />

dass<br />

die US-Plattform im August<br />

in Deutschland rund 100.000<br />

Inhalte gelöscht habe. Seinerzeit<br />

war unklar, ob es sich dabei<br />

um strafbare Inhalte oder lediglich<br />

Fotos mit stillenden Müttern<br />

(und ihren Brüsten) gehandelt<br />

hat. Vor allem blieb unklar,<br />

wie viele der Posts zu einem<br />

Strafverfahren geführt haben,<br />

sofern es sich denn um strafbare<br />

Inhalte gehandelt hat.» (netzpolitik.org,<br />

26.10.2016)<br />

«Facebook will stärker gegen<br />

Falschmeldungen vorgehen und<br />

plant deshalb, auch verdächtige<br />

Nutzerkonten zu schließen.<br />

(…) Als Beispiel führte der<br />

Konzern Frankreich an. Hier sei<br />

man auf diese Weise bereits<br />

gegen 30.000 mögliche Fake-<br />

Konten vorgegangen.» (mdr.de,<br />

13.4.<strong>2017</strong>)<br />

Richard Allen (r.) von Facebook<br />

Europe gestikuliert am 15.12.2015<br />

in Berlin vor Bundesjustizminister<br />

Heiko Maas (SPD) bei der Vorstellung<br />

der Ergebnisse der Task<br />

Force zum Umgang mit rechtswidrigen<br />

Hassbotschaften im Internet.<br />

Foto: picture alliance / dpa<br />

15


<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />

[mit dem Werbeverbot] nahm uns Google die Möglichkeit<br />

der Monetarisierung unserer Videos, was<br />

zu Einnahmeverlusten führte und letztendlich die<br />

Existenz von zwei Mitarbeitern bedroht. Zum anderen<br />

aber werden dadurch unsere Videos auch immer<br />

weniger in den Empfehlungslisten auf Youtube angezeigt,<br />

was zu Zuschauerverlusten führt – trotz täglich<br />

anwachsender Youtube-Abonnenten.»<br />

Das Fake-News-Märchen<br />

16<br />

Wen diese Pegida-Demonstranten<br />

wohl meinen… Foto: picture alliance<br />

/ Jochen Eckel<br />

<strong>COMPACT</strong>-Spezial Nr. 9: Erhältlich<br />

unter compact-shop.de<br />

Foto: <strong>COMPACT</strong><br />

Das Justizministerium<br />

räumte im<br />

April ein, dass ihm<br />

kein einziger Fall<br />

von strafbaren<br />

Fake News bekannt<br />

sei.<br />

Riese seine eigene Zensurabteilung. Auf tausende<br />

Schnüffler, darunter mehrere hundert in Deutschland,<br />

verwies Facebooks europäischer Regulierungschef<br />

Richard Allan bereits im September 2016 während<br />

einer Veranstaltung des Bundesjustizministeriums.<br />

Im Mai <strong>2017</strong> kündigte das Unternehmen die Einstellung<br />

von 3.000 neuen Kontrolleuren an, um Profile<br />

und Kommentarspalten «von unerwünschten Inhalten<br />

zu säubern», wie es selbst die Süddeutsche<br />

Zeitung formulierte. Zur Begründung griff Facebook-<br />

Chef Mark Zuckerberg versiert zu einem Totschlagargument:<br />

Kriminelle hatten über die Videofunktion<br />

einen Mord und eine Gruppenvergewaltigung übertragen.<br />

Doch die neu angeheuerten Tugendwächter<br />

sollen eben nicht nur gegen Schwerverbrecher, sondern<br />

offenbar gegen alle möglichen unerwünschten<br />

Kommentatoren vorgehen.<br />

Auch die Google-Tochter Youtube zieht seit März<br />

<strong>2017</strong> die Zügel an. Probates Mittel ist dem Unternehmen<br />

dabei die Verweigerung von Werbeeinblendungen<br />

auf Videos, an denen auch die Ersteller der<br />

Filme verdienen. «Es war nie unsere Absicht, Werbung<br />

um Inhalte zu platzieren, die unangemessen<br />

sind», schwurbelte Youtube-Chefin Susan Wojcicki<br />

gegenüber der Wirtschaftswoche – natürlich ohne<br />

klar zu benennen, was ihrer Meinung nach «unangemessen»<br />

bedeutet. Vieles deutet darauf hin, dass<br />

ein bereits 2012 eingeführter Passus jetzt brachial<br />

durchgesetzt wird. So werden in den Richtlinien Inhalte,<br />

die keine Werbung bekommen dürfen, unter<br />

anderem folgendermaßen definiert: «Umstrittene<br />

oder heikle Themen und Ereignisse (zum Beispiel<br />

Krieg, politische Konflikte, Naturkatastrophen<br />

und tragische Vorfälle) – auch, wenn keine expliziten<br />

Bilder gezeigt werden.» Alternative Filmproduzenten<br />

sind dadurch in ihrer Arbeit bedroht. In einer<br />

Stellungnahme von nuoviso.tv heißt es: «Damit<br />

Schon seit Beginn der Zensurkampagne ist auffällig,<br />

dass sowohl Politik als auch Portalbetreiber<br />

mit emotionalisierenden, jedoch kaum fassbaren<br />

Begriffen wie Hate Speech und Fake News<br />

operieren. Der Grund dafür dürfte nicht nur in einer<br />

gedankenlosen Übernahme US-amerikanischer<br />

Sprachgewohnheiten liegen. Vor allem verschleiern<br />

derartige Vokabeln, dass die für Angriffe auf<br />

die Meinungsfreiheit vorgeschobenen Gründe in<br />

der Realität teilweise gar nicht existieren. So erkundigte<br />

sich das auf IT-Nachrichten spezialisierte<br />

Onlinemagazin golem.de im April beim Bundesjustizministerium,<br />

ob dort auch nur ein einziger Fall<br />

von strafbaren Fake News bekannt sei. Die entlarvende<br />

Antwort: Nein.<br />

Tatsächlich verdeutlichte die Berliner Staatsanwaltschaft<br />

im vergangenen Jahr, dass es eine<br />

Strafbarkeit von Falschberichterstattung auch gar<br />

nicht geben kann. Anlass war die Reportage des<br />

russischen Fernsehens über das missbrauchte russlanddeutsche<br />

Mädchen Lisa in der Hauptstadt. Ein<br />

Verfahren gegen den Korrespondenten des Moskauer<br />

Ersten Kanals stellte die Behörde mit einer<br />

unmissverständlichen Begründung ein: Die «bloße<br />

nicht den Tatsachen entsprechende Berichterstattung<br />

alleine ohne entsprechende Aussagen im Sinne<br />

des Paragraphen 130 Strafgesetzbuch erfüllt zudem<br />

auch vor dem Hintergrund der Pressefreiheit alleine<br />

noch nicht den Tatbestand der Volksverhetzung».<br />

Nicht nur im Netz könnte künftig das Aus für unliebsame<br />

Berichterstattung drohen, wie der Fall von<br />

Mega Radio SNA beweist. Das über DAB verbreitete<br />

Hörfunkprogramm füllt Teile seiner Sendezeit mit<br />

Inhalten der russischen Nachrichtenagentur SNA.<br />

«Der Sender habe auch sehr viel über das Treffen der<br />

europäischen Rechtspopulisten am vergangenen<br />

Wochenende in Koblenz berichtet», skandalisierte<br />

der Deutschlandfunk im Januar – gemeint war eine<br />

Konferenz mit Frauke Petry, Geert Wilders und Marine<br />

Le Pen. Obwohl Mega Radio über eine gültige<br />

Lizenz der hessischen Landesmedienanstalt verfügt,<br />

dürfen die SNA-Inhalte bereits jetzt in Bayern nicht<br />

mehr ausgestrahlt werden. Doch damit nicht genug.<br />

Die hessische Aufsichtsbehörde will den Sender<br />

nach DLF-Angaben nun beobachten. «Am Ende<br />

könne auch der Entzug der Lizenz stehen.»


<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />

Aufmachen, Gesinnungspolizei!<br />

_ von Marc Dassen<br />

Haben Sie sich etwa zu einem zotigen Facebook-Kommentar hinreißen lassen<br />

oder Ihrem Lieblingspolitiker eine böse E-Mail geschrieben? Dann müssen Sie mit<br />

einer Razzia rechnen! Das Ende der Meinungsfreiheit naht, aber das wussten Sie ja<br />

sowieso schon. Also blättern Sie bitte weiter, hier gibt es nichts zu sehen!<br />

Wer sich im Internet polemisiert oder droht, ach<br />

was: wer nur die Wahrheit über muslimische Gewalttäter<br />

schreibt, wird ausgegrenzt, kann seinen<br />

Job verlieren oder Besuch vom SEK bekommen. Polizeibeamte<br />

werden auf «Online-Streife» geschickt,<br />

statt No-go-Areas, Drogenumschlagplätze und<br />

Angsträume in Großstädten aufzuräumen – weil<br />

man sich dabei weniger mit brutalen Migranten<br />

als mit muffligen Deutschen herumschlagen muss?<br />

Bei der Taskforce gegen Hasskriminalität – einem<br />

Joint Venture aus Bundesregierung, Privatunternehmen<br />

und sogenannten zivilgesellschaftlichen<br />

Organisationen – betont man, dass es «nur<br />

um solche Formen von Hate Speech» gehe, die «gegen<br />

Gesetze verstoßen, insbesondere gegen Paragraphen<br />

des Strafgesetzbuchs». Hier wird besonders<br />

auf Beleidigung, Bedrohung und den Paragraph<br />

130, also auf den Straftatbestand der Volksverhetzung<br />

Bezug genommen. Dazu muss man wissen:<br />

Die Aussage «Scheiß-Deutscher» wird nach herrschender<br />

Rechtsprechung lediglich als Beleidigung<br />

geahndet und muss von dem Betroffenen persönlich<br />

angezeigt werden; der Ausruf «Scheiß-Türke»<br />

hingegen gilt als Volksverhetzung – hier wird der<br />

Staatsanwalt von sich aus aktiv.<br />

Politiker sprechen besonders seit dem Aufblühen<br />

der Pegida-Bewegungen und dem Aufstieg der AfD<br />

gerne von der «Verrohung» der Gesellschaft. An die<br />

Ursachen dieser Wut will keiner unserer Regierenden<br />

so richtig heran, lieber gibt man sich moralisch<br />

entrüstet und verlegt sich darauf, den «Wutbürgern»<br />

– besonders im Internet, das immer noch zu große<br />

Redefreiheit gewährt – den Mund zu verbieten.<br />

Denunziation und Arbeitsplatzverlust<br />

Um mit dem «wütenden Mob» oder «rechtsgesinnten<br />

Trollen» fertig zu werden, gibt Die Zeit<br />

hilfreiche Tipps. Erste Möglichkeit: Den entsprechenden<br />

Kommentar bei Facebook anzeigen. «Schaden<br />

kann es nicht, anrüchige Inhalte zu melden», so<br />

der Autor. Das ist mit zwei Mausklicks erledigt und<br />

Facebook sperrte<br />

Imad Karim nicht<br />

nur, sondern löschte<br />

sein komplettes<br />

Profil mit fast 5.000<br />

Freunden.<br />

Zugegeben: Gedankenverbrechen,<br />

wie im Roman 1984, gibt es<br />

in Deutschland noch nicht. Doch<br />

dem Neusprech George Orwells<br />

kommt Politische Korrektheit und<br />

sogenannte angemessene Sprache<br />

bereits recht nahe. Foto: picture<br />

alliance / United Archives/IFTN<br />

17


<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />

Auf dieser Karikatur des brandenburgischen<br />

AfD-Kreisvorsitzenden<br />

Jan-Ulrich Weiß wurde der Bankier<br />

Jacob Rothschild mit dem geldgierigen<br />

Mister Burns aus der Serie<br />

Die Simpsons verglichen. Foto:<br />

Screenshot Facebook<br />

«In Zukunft sollte<br />

sich jeder überlegen,<br />

(…) was er da<br />

im Internet absondert.»<br />

Maas<br />

Die Staatssicherheit konnte von<br />

den Möglichkeiten der digitalen<br />

Überwachung im Netz nur träumen.<br />

Filmszene aus Das Leben der Anderen.<br />

Foto: Buena Vista International<br />

Germany, DIF<br />

hat schon zu zahlreichen zeitweisen Sperren gegen<br />

oppositionelle Blogger geführt. Betroffen, zum Teil<br />

mehrfach, waren zum Beispiel die Journalisten Anabel<br />

Schunke und David Berger, der libertäre Vordenker<br />

Oliver Janich, der Sex-Berater und Asylkritiker<br />

Oliver Flesch, die Islam-Nichtversteher Cahit Kaya,<br />

Jürgen Fritz und Max Erdinger, die Rechtsanwälte<br />

Karoline Seibt und Joachim Steinhöfel, der ehemalige<br />

SEK-Polizist Tim Kellner, der Bestsellerautor<br />

Akif Pirincci, Pegida und wichtige Pegida-Aktivisten<br />

sowie <strong>COMPACT</strong>-Chefredakteur Jürgen Elsässer.<br />

Den deutsch-libanesischen Fernsehjournalisten<br />

Imad Karim erwischte es im April <strong>2017</strong> noch härter:<br />

Facebook sperrte ihn nicht nur, sondern löschte<br />

sein komplettes Profil mit fast 5.000 Freunden<br />

und 139 Gruppen sowie sein gesamtes Bilderarchiv.<br />

Allerdings waren die Proteste so massiv, dass die<br />

Maßnahme nach einigen Tagen wieder rückgängig<br />

gemacht wurde. Michael Mannheimer und Michael<br />

Stürzenberger, ebenfalls vorübergehend total im<br />

Facebook-Aus, sind auch wieder zurück.<br />

Die zweite Möglichkeit, die die Zeit gegen sogenannte<br />

Hasspropaganda im Netz empfiehlt, ist<br />

die Anzeige bei der Polizei. Das geht fast genauso<br />

leicht wie bei Facebook, nämlich online und anonym.<br />

Die dritte Möglichkeit: Die Verdächtigen öffentlich<br />

an den Pranger stellen. Das hat schon viele Male<br />

zur Existenzvernichtung geführt: Ein Azubi bei Porsche<br />

in Österreich verlor seine Lehrstelle, nachdem<br />

er Mitte 2015 bei Facebook wegen eines sicherlich<br />

indiskutablen Satzes in Richtung eines Flüchtlingskindes<br />

bei seinem Arbeitgeber angeschwärzt wurde.<br />

Seine prompt folgende Entschuldigung inklusive<br />

des Hinweises, dass er «so etwas sicher nicht<br />

ernst meint», half ihm nichts mehr.<br />

Es geht noch hinterfotziger: Als der SPD-Politiker<br />

Christopher Lauer Anfang <strong>2017</strong> Post eines Sparkassen-Angestellten<br />

mit Kritik an den Sozialdemokraten<br />

und einem Bekenntnis zur AfD erhielt, machte<br />

er das Schreiben auf Twitter mit vollem Namen und<br />

Mail-Adresse des Absenders öffentlich und denunzierte<br />

den Mann sogar bei dessen Arbeitgeber, der<br />

ihn daraufhin «freistellte».<br />

Ähnlich erging es einer Facebook-Nutzerin, die<br />

im Sommer 2015 von schwul-lesbischen Aktivisten<br />

der Gruppe Enough is Enough! angeschwärzt wurde,<br />

nachdem sie «mehrfach mit homophoben Entgleisungen<br />

aufgefallen» war. Auch sie wurde umgehend<br />

entlassen. «Diese Art der sozialen Kontrolle,<br />

eine Art digitale Nachbarschaftswache, kann wirken»,<br />

freute sich Die Zeit. George Orwell lässt grüßen.<br />

Angeklagt: Die Simpsons<br />

Unzählige ähnlich gelagerte Fälle stapeln sich,<br />

weshalb hier nur eine Auswahl vorgestellt werden<br />

kann: Im Herbst 2014 ging es dem Brandenburger<br />

AfD-Landtagsabgeordneten Jan-Ulrich Weiß wegen<br />

Volksverhetzung an den Kragen: Er hatte auf<br />

seiner Facebook-Timeline ein Bildchen des berühmten<br />

Investmentbankers Jacob Rothschild und des<br />

geldgierigen Atomkraft-Moguls Montgomery Burns<br />

aus der US-Zeichentrickserie Die Simpsons gepostet.<br />

Zwei Jahre wurde er in den Medien und zum<br />

Teil sogar in seiner eigenen Partei als Antisemit geschmäht<br />

– bis die Richter ihn freisprachen.<br />

Ende August 2015 wurde ein 34-jähriger Berliner<br />

wegen angeblich rassistischer Kommentare zu<br />

einer Geldbuße von sage und schreibe 4.800 Euro<br />

verurteilt. Wahlweise drohten ihm 120 Tage Haft.<br />

Die Strafe fiel auch deshalb so harsch aus, weil, wie<br />

man im Tagesspiegel erfahren konnte, eine politische<br />

Motivation die Hand des Scharfrichters führte:<br />

«Angesichts der Flüchtlingsdebatte wolle die Polizei<br />

mit diesem Urteil auch darauf hinweisen, dass Hetze<br />

im Netz ”ganz klar kein Kavaliersdelikt” sei, sondern<br />

sogar eine Haftstrafe nach sich ziehen könne.»<br />

18<br />

Dem Rechtsanwalt Dubravko Mandic aus Freiburg,<br />

Mitglied des baden-württembergischen AfD-<br />

Landesschiedsgerichts, wurde Ende 2015 eine Fotomontage<br />

zum Verhängnis, die er auf Facebook<br />

geteilt hatte: Sie zeigte den Nürnberger Kriegsverbrecherprozess,<br />

statt der NS-Größen saßen unter<br />

anderem Ralf Stegner, Heiko Maas, Claudia Roth<br />

und die Bundeskanzlerin auf der Anklagebank. Erst<br />

nach über einem Jahr erstatteten einige der betroffenen<br />

Politiker Anzeige, woraufhin die Polizei Mandics<br />

Wohnung und Büro durchsuchen ließ – rechtswidrig,<br />

wie das Landgericht Karlsruhe im März <strong>2017</strong><br />

feststellte.


<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />

Facebook: AfD beliebteste Partei<br />

2013<br />

25<br />

2014<br />

26<br />

2015<br />

27<br />

2016<br />

28<br />

Der Volksverhetzungsparagraph<br />

130<br />

Ende August letzten Jahres wurde ein 41-jähriger<br />

Deutscher aus NRW zu einer Geldbuße von<br />

3.000 Euro verdonnert, weil er Claudia Roth in einer<br />

nicht-öffentlichen (!) E-Mail als «ekelhaft» bezeichnet<br />

hatte. Fast zur selben Zeit ging ein Türke<br />

in Hamburg straffrei aus dem Gerichtssaal, obwohl<br />

er die Deutschen als «Köterrasse» beschimpft hatte.<br />

Das Vorzeige-Beispiel für die Hasszensoren ist<br />

Pegida-Gründer Lutz Bachmann. Ende 2016 verurteilte<br />

ihn das Landgericht Dresden wegen Hasskommentaren<br />

gegen Asylanten – deren Urheberschaft<br />

er bestreitet – zu einer Geldstrafe in Höhe<br />

von 9.600 Euro. Wahlweise drohten ihm sieben Monate<br />

Haft, er bezahlte also lieber prompt.<br />

Anfang Mai <strong>2017</strong> wurde der Kölner AfD-Mann<br />

und Bundeswehr-Offizier Hendrik Rottmann wegen<br />

Volksverhetzung angezeigt. Auf Twitter hatte er einen<br />

Zeitungsartikel mit dem erkennbar satirischen<br />

Satz «OMG. Deutschland erwache…» kommentiert.<br />

Der Satz kommt von der SA, aber OMG bedeutet<br />

im Netz «Oh my God» und ist sarkastischer Teenager-Jargon.<br />

Wenn der Heiko zwei Mal klingelt<br />

Mitte November 2015 startete die Berliner Polizei<br />

eine Großrazzia, durchsuchte zehn Wohnungen<br />

von Facebook-Nutzern, beschlagnahmte Computer<br />

und Handys. Das Szenario wiederholte sich Anfang<br />

April 2016, als erneut neun Personen auf einen<br />

Schlag Besuch von der Polizei bekamen. Den bisherigen<br />

Höhepunkt erreichte die Verfolgung Mitte Juli<br />

letzten Jahres. Die Beamten schlugen gleich in 14<br />

Bundesländern zu und durchsuchten rund 60 Wohnungen.<br />

BKA-Präsident Holger Münch erklärte nach<br />

Abschluss der Aktion stramm: «Die Polizeibehörden<br />

312<br />

AfD<br />

2011<br />

16<br />

258<br />

Die<br />

Partei<br />

2012<br />

20<br />

170<br />

Die<br />

Linke<br />

150<br />

Quelle: <strong>COMPACT</strong>-Recherche<br />

Anzahl der Facebook-Nutzer<br />

in Deutschland in Millionen.<br />

Anzahl der Fans nach<br />

Parteien in Tausend.<br />

Stand <strong>2017</strong><br />

133 125 122<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

des Bundes und der Länder gehen entschlossen gegen<br />

Hass und Hetze im Internet vor.» Lob kam auch<br />

von Bundesjustizminister Maas: «In Zukunft sollte<br />

sich jeder überlegen, bevor er sich an die Tastatur<br />

setzt, was er da im Internet absondert.» Sogar die<br />

Grünen, ansonsten polizeikritisch, lobten das harte<br />

Durchgreifen. Bei der Aktion sei «viel Symbolik im<br />

Spiel – aber genau die Symbolik, die man brauche»,<br />

fasste die Tagesschau zusammen.<br />

Weil er Claudia Roth in einer privaten<br />

E-Mail als «ekelhaft» bezeichnete,<br />

muss er 3.000 Euro zahlen.<br />

An dem letzten Fall besonders brisant: Die meisten<br />

Betroffenen der Razzia waren Mitglieder einer<br />

«nicht-öffentlichen Facebook-Gruppe», unterhielten<br />

sich also rein privat. Wie auf diese Weise der Tatbestand<br />

der Volksverhetzung erfüllt sein kann, der<br />

explizit auf Handlungen Bezug nimmt, «die geeignet<br />

sind, den öffentlichen Frieden zu stören», ist für den<br />

gesunden Menschenverstand nicht nachvollziehbar –<br />

allerdings nach der letzten Novellierung des Paragraphen<br />

130 für Regimejuristen möglich (siehe Infobox).<br />

Ob die in den jeweiligen Netzwerken gemachten<br />

Aussagen immer so ganz ernst gemeint sind, interessiert<br />

die Richter bei der Verhängung zum Teil drakonischer<br />

Strafen ohnedies nicht. Wenn eins klargeworden<br />

ist, dann das: Maas und sein Apparat<br />

verstehen keinen Spaß. Das sollten sich vor allem<br />

diejenigen merken, die immer noch allzu freizügig<br />

ihre Meinungen im Weltnetz kundtun. Die Devise<br />

lautet: Pssst, Merkel-Regime liest mit!<br />

58<br />

CSU Grüne CDU SPD FDP<br />

2011 trat, und zwar zum Zwecke<br />

der «strafrechtlichen Bekämpfung<br />

bestimmter Formen und<br />

Ausdrucksweisen von Rassismus<br />

und Fremdenfeindlichkeit»<br />

beziehungsweise zur «Kriminalisierung<br />

mittels Computersystemen<br />

begangener Handlungen<br />

rassistischer und fremdenfeindlicher<br />

Art» eine Neuregelung in<br />

Kraft, die bereits keine nationale<br />

Regelung mehr war, sondern<br />

auf der Basis von EU-Beschlüssen<br />

und Europaratsabkommen<br />

erfolgte. Von nun an war der Tatbestand<br />

der Volksverhetzung<br />

nicht mehr, wie bisher, erst dann<br />

erfüllt, wenn eine ganze Gruppe<br />

«beschimpft, böswillig verächtlich<br />

macht oder verleumdet»<br />

oder zum Gegenstand zu Hassund<br />

Gewaltaufrufen wird, es<br />

genügte bereits, wenn ein Einzelner<br />

wegen seiner Zugehörigkeit<br />

zu einer solchen Gruppe<br />

davon betroffen war. (…) Für<br />

die nächste – und bisher letzte –<br />

Verschärfung ließ man sich nur<br />

noch vier Jahre Zeit, sie erfolgte<br />

im Januar 2015. Nunmehr ist<br />

nicht erst die tatsächliche Verbreitung<br />

von Inhalten nach<br />

Absatz 2 Nummer 1 und 2 (bei<br />

denen es nicht einmal auf die<br />

«Störung des öffentlichen Friedens»<br />

ankommt) strafbar, sondern<br />

bereits der Versuch – der<br />

bis dahin straffrei gewesen war.<br />

(aus dem Artikel von Manfred<br />

Kleine-Hartlage in <strong>COMPACT</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong> 1/2016)<br />

Fast vergessen: das Grundgesetz.<br />

Foto: Marcito, fotolia.de<br />

Oben links: Freigesprochen: Weiß,<br />

der der AfD im Landkreis Uckermark<br />

vorsteht, am 29.6.2016 vor<br />

dem Amtsgericht Prenzlau. Seine<br />

Tätowierung ist ein Zitat aus dem<br />

Vaterlandslied von Ernst Moritz<br />

Arndt. Foto: picture alliance / dpa<br />

19


<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />

Die rote Studi-SA marschiert<br />

_ von Tino Perlick<br />

20<br />

An den Universitäten lehren die Hohepriester der Politischen<br />

Korrektheit. Linksextreme Studenten verfolgen alle als rechts, die<br />

nicht ihrer Meinung sind – unter dem Beifall des Establishments.<br />

May-Day--Demonstration in Hamburg:<br />

Ihre Hände nehmen die<br />

Antifa-Krawallos meist nur aus den<br />

Taschen, um zuzuschlagen. Foto:<br />

picture alliance / dpa<br />

Die Bildungsreformen<br />

haben<br />

die Hochschulen zu<br />

uniformen Denkfabriken<br />

gemacht.<br />

Merseburg, 25. Januar 2016: Das Fraunhofer-<br />

Institut hat zu einer Festveranstaltung mit Angela<br />

Merkel geladen. Während die Rautenfrau Belanglosigkeiten<br />

von sich gibt, hält der Chemieprofessor<br />

Thomas Rödel ein Plakat mit dem alten CDU-Wahlspruch<br />

«Keine Experimente» hoch. Der Mann wartet<br />

das Ende von Merkels Ansprache ab. Dann erhebt<br />

er seine zittrige Stimme und spricht über die offenen<br />

Grenzen: «Ich habe Kinder, die sind zwei, vier<br />

und neun Jahre alt. Sie machen einen Versuch und<br />

wissen nicht, wie das Experiment ausgeht. Ich mache<br />

mir wirklich Sorgen. Von Ihnen als Physikerin<br />

erwarte ich eigentlich verantwortungsvollere Entscheidungen.»<br />

Sie werde «auf alles achten, so dass Deutschland<br />

eine gute Zukunft hat», antwortet Merkel gewohnt<br />

ungerührt. Dass der besorgte Vater von Ordnern<br />

wie ein Attentäter aus dem Saal geleitet wird,<br />

verhindert sie nicht. Rödel habe dem «Ansehen<br />

der Hochschule enorm geschadet», erklärt Rektor<br />

Jörg Kirbs am Folgetag. Man werde «dieses Verhalten<br />

aufarbeiten, wobei auch eventuelle juristische<br />

Schritte geprüft werden müssen», zitiert ihn<br />

die Mitteldeutsche Zeitung. An Deutschlands Bildungsinstituten<br />

bewegt man sich mit Kanzlerkritik<br />

schon am Rande des Rechtsbruchs. Die liberale Bürgergesellschaft<br />

wird dort am stärksten demontiert,<br />

wo sie am meisten hochgehalten werden müsste.<br />

Vielfalt und Einfalt<br />

Weil seine Jecken traditionell in Kolonialuniformen<br />

und mit schwarzer Farbe im Gesicht bemalt<br />

auftreten, durfte ein örtlicher Karnevalsverein in<br />

Fulda in diesem Jahr nur unter Polizeischutz am<br />

Rosenmontagsumzug teilnehmen. Das Risiko linksextremer<br />

Übergriffe auf die politisch unkorrekten<br />

Spaßvögel sei laut örtlicher Polizei nicht zu unterschätzen<br />

gewesen. Sozialwissenschaftler der dortigen<br />

Hochschule hatten zuvor eine Absage gefordert.«Dadurch<br />

wird Völkermord, Unterdrückung und<br />

Entrechtung verharmlost und gutgeheißen», hieß es<br />

in Bezug auf die Karnevalisten in einer Rundmail.<br />

Die blinde Hörigkeit zum Linksstaat zeigt sich<br />

auch am universitären Wettlauf um das Erreichen<br />

von allerlei sogenannten Diversity-Zielen. Die Universität<br />

Kassel hat, neben vier weiteren, im März<br />

2016 das Zertifikat «Vielfalt gestalten» des Stifterverbandes<br />

für die Deutsche Wissenschaft verliehen


<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />

bekommen – Schirmherr: der heutige Bundespräsident<br />

Frank-Walter Steinmeier. Die Kasseler hätten<br />

sich besonders vorbildlich für die Integration ausländischer<br />

Studenten oder die Schaffung von Barrierefreiheiten<br />

engagiert – und für Unisextoiletten.<br />

Man müsse den «fließenden Grenzen zwischen den<br />

Geschlechtern» gerecht werden, befand die Frauenbeauftragte.<br />

Die Kehrseite dieses als gesellschaftlichen<br />

Fortschritt verkauften Gleichschritts erleben regelmäßig<br />

jene, die sich weigern, dem staatlichen Konformismus<br />

nach der Pfeife zu tanzen. Anfang Mai<br />

<strong>2017</strong> erwischte es den Karikaturisten Götz Wiedenroth.<br />

Die Verantwortlichen des Instituts für Ästhetisch-Kulturelle<br />

Bildung der Europa-Universität<br />

Flensburg (EUF) wollten eine Vernissage des Künstlers<br />

mit dem Titel «Lügenpresse – Fake News» veranstalten.<br />

Das Universitätspräsidium sagte die Ausstellung<br />

jedoch ab. Ein paar Twitter-Kommentare<br />

pseudolinker Spinner, denen Wiedenroths Werke<br />

den Spiegel vorhalten, genügten, um die Kunstfreiheit<br />

an der EUF ins Reich der Mythen zu verabschieden.<br />

Die Hochschulleitung referierte in ihrer<br />

Stellungnahme die üblichen Standardfloskeln:<br />

«An der Europa-Universität, die sich in ihrem Leitbild<br />

auf ‚Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Vielfalt‘<br />

verpflichtet hat, gibt es keinen Raum für antisemitische,<br />

fremden-, frauen- und islamfeindliche Inhalte.»<br />

Man kann es auch mit dem Philosophen Karl<br />

Jaspers sehen. Der schrieb 1946 in Die Idee der Universität:<br />

«Wo totale Herrschaft sich stabilisiert, darf<br />

Wahrheit nicht unbeschränkt wirken, da sie den unwahrhaftigen<br />

Grund der Herrschaft und damit diese<br />

Herrschaft selbst zerstören würde.»<br />

Kleine Denunzianten<br />

In einem im Mai 2014 erschienenen Text hatte<br />

der Sicherheitsexperte Flüchtlingsströme als die<br />

«größte sicherheitspolitische Herausforderung des<br />

21. Jahrhunderts» bezeichnet. Für die Fachschaft<br />

Sozialwissenschaften goss Münkler damit «Öl in<br />

das Feuer eines rassistischen Diskurses über den<br />

Umgang mit nach Europa flüchtenden Menschen».<br />

Das Verrückte dabei: Münkler ist eigentlich Anhänger<br />

von Angela Merkels Asylpolitik. Doch die linken<br />

Hetzer stört selbst der kleinste Zwischenton.<br />

Anonyme Studenten entfesselten<br />

in der Humboldt-Universität Hetzkampagnen<br />

gegen Professoren.<br />

Dem Berliner Geschichtsprofessor Jörg Baberowski<br />

geht es nicht besser: Ein Vortrag von ihm<br />

musste im Oktober 2016 in Abstimmung mit Polizei<br />

und Staatsschutz aus Sicherheitsgründen von<br />

der Universität Bremen in Räume der Konrad-Adenauer-Stiftung<br />

verlegt werden. Der Allgemeine Studierendenausschuss<br />

(AStA) hatte zum Boykott aufgerufen,<br />

um zu «verhindern, dass rechtsextreme<br />

Ideologen ihre Lehren an dieser Universität propagieren».<br />

Baberowskis Verbrechen: In der Frankfurter<br />

Allgemeinen Zeitung hatte er die ungesteuerte Einwanderung<br />

kritisiert. «Die Stigmatisierung von Menschen<br />

stammt aus dem Einschüchterungsarsenal der<br />

Diktatur», kommentierte der 55-Jährige später. Mitte<br />

März <strong>2017</strong> stellte das Landgericht Köln fest, dass<br />

die Schmähung des AstAs, Baberowski sei «rechtsradikal»,<br />

von der Meinungsfreiheit gedeckt sei.<br />

Linke schlagen<br />

öfter zu<br />

Linke Straftaten<br />

nach Delikten 2016.<br />

35,5<br />

Rechte Straftaten<br />

nach Delikten 2016.<br />

17,1<br />

18,1<br />

53,1<br />

Sachbeschädigungen<br />

Gewaltdelikte<br />

Sonstige<br />

Propagandadelikte<br />

Volksverhetzung<br />

Quelle: BKA<br />

44,8<br />

7,5 7,2<br />

15,1<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

Diskussionen nach Antifa-Art. Im<br />

Januar sprengten rund 400 Krakeler<br />

einen Auftritt des sachsenanhaltinischen<br />

AfD-Landeschefs<br />

André Poggenburg an der Universität<br />

Magdeburg. Die Störer warfen<br />

dabei auch einen Knallkörper<br />

in Richtung des Politikers. Foto:<br />

Screenshot Youtube<br />

Falls die Hochschulleitung mal pennt und einen<br />

Freidenker walten lässt, sorgen halbwüchsige Zensoren<br />

aus der vermeintlich antifaschistischen Szene<br />

für einen Shitstorm, damit ihre Kommilitonen<br />

nicht auf falsche Gedanken kommen. So richteten<br />

anonyme Studenten der Humboldt-Universität Berlin<br />

im Sommersemester 2015 einen Internet-Pranger<br />

für den durch Talkshows bekannten Politologen<br />

Herfried Münkler ein. Der Blog Münkler-Watch berichtete<br />

Woche für Woche über die angeblich anstößigen<br />

Vorlesungen des Professors, man fotografierte<br />

ihn heimlich und störte seine Auftritte. Der<br />

Umstand, dass ein Ehemann in den 1970er Jahren<br />

seiner Frau untersagen durfte, eine Arbeit anzunehmen,<br />

hatte Münkler im Hörsaal als «eigentlich<br />

ungeheuerlich» bezeichnet. Alles ganz in Ordnung,<br />

sollte man meinen. Für die Stasi-Studis war<br />

das jedoch ein klarer Beleg für seine unterschwellige<br />

Frauenverachtung. Korrekt hätte es statt «eigentlich<br />

ungeheuerlich» nämlich nur «ungeheuerlich»<br />

heißen dürfen…<br />

21


<strong>COMPACT</strong> Titelthema<br />

Sprachzensur<br />

In den USA sprechen Dozenten<br />

seit einiger Zeit sogenannte Triggerwarnungen<br />

vor Texten aus,<br />

die ihre Studenten in irgendeiner<br />

Weise psychisch verletzen könnten.<br />

In Harvard forderten Studenten,<br />

dass ein Kurs über die<br />

juristischen Aspekte von Vergewaltigungen<br />

abgesagt wird.<br />

Das Wort «Vergewaltigung» sei<br />

gänzlich zu vermeiden. Am Oberlin<br />

College knöpften sie sich die<br />

Literatur vor: F. Scott Fitzgeralds<br />

Der große Gatsby enthalte frauenfeindliche<br />

Passagen, Chinua<br />

Achebes Roman Alles zerfällt<br />

zeige rassistische Gewalt. Kein<br />

Wunder: Das Buch schildert die<br />

Kolonialzeit in Nigeria. Sehen<br />

wir solcherlei politisch korrekte<br />

Säuberungen demnächst auch<br />

an deutschen Universitäten?<br />

«Eine Debatte darüber gibt es<br />

derzeit in den Gender Studies,<br />

der Amerikanistik und der Europäischen<br />

Ethnologie», zitierte<br />

die Taz die Professorin für Nordamerikanische<br />

Literatur- und<br />

Kulturwissenschaft Eva Boesenberg<br />

im Oktober 2016.<br />

Bild links: Auch der Berliner Professor<br />

Jörg Baberowski ist ins Visier<br />

der linksradikalen Tugendwächter<br />

geraten. Mit dem rechts abgebildeten<br />

Aufruf hetzte der AStA der Universität<br />

Bremen gegen eine Lesung<br />

des Historikers. Foto: picture alliance<br />

/ Sven Simon; Screenshot<br />

AStA Bremen<br />

Der Schritt von der Denunziation zur Gewalt gegen<br />

Andersdenkende ist klein: Am 12. Januar <strong>2017</strong><br />

lud die AfD-nahe Campus Alternative zu einem Vortrag<br />

an der Uni Magdeburg ein. Wie jeder anderen<br />

studentischen Vereinigung hatte die Universitätsleitung<br />

auch ihr dafür einen Hörsaal genehmigt. Doch<br />

die Veranstaltung konnte nicht stattfinden: 400<br />

selbsternannte Antifaschisten hatten den Raum<br />

besetzt. Die Magdeburger Volksstimme berichtete,<br />

dass auf den AfD-Landesvorsitzenden André Poggenburg<br />

ein Böller geworfen wurde. Bei der folgenden<br />

Rangelei wurde ein Parteimitglied verletzt.<br />

Schließlich erschienen 30 Polizeibeamte – allerdings<br />

nicht, um die Redefreiheit zu verteidigen, sondern<br />

nur, um die Bedrohten sicher hinauszueskortieren.<br />

«Als die AfD mit Polizeibegleitung abziehen<br />

muss, reißt Dekan Michael Dick jubelnd die Arme<br />

empor», berichtet die Mitteldeutsche Zeitung. «Unsere<br />

Studierenden zeigen Flagge und Haltung. Darauf<br />

bin ich stolz», verklärte er den Meinungsterror<br />

gegenüber dem Blatt.<br />

Bildungsziel Konformismus<br />

Die Mehrheit der Studenten ist während der Vorlesungen<br />

mehr mit dem eigenen Facebook-Profil beschäftigt<br />

als mit dem Erfassen angeblicher Nazi-<br />

Allüren der Dozenten. Doch dass die postmodernen<br />

Jungakademiker, im Gegensatz zu denen der<br />

frühen 1930er Jahre, den Extremisten nicht folgen,<br />

hilft nicht viel: Die spiegelverkehrten Faschisten von<br />

heute nutzen die Passivität ihrer Kommilitonen aus,<br />

um sich als deren Avantgarde zu inszenieren.<br />

Die Lethargie der Masse hat ihren Grund. Lange<br />

bevor die politisch korrekte Überdosis Universitäten<br />

endgültig in Sperrbezirke für kritisches Bewusstsein<br />

verwandelte, hatten die Fakultäten bereits jeden<br />

Anspruch auf ein aufklärerisches Bildungsideal<br />

im Kantschen Sinne aus dem Fenster geworfen. Hatte<br />

es in der Vergangenheit zu den Kernaufgaben des<br />

höheren Bildungssystems gehört, «die Studierenden<br />

nicht nur für ihr Funktionieren im Beschäftigungssystem<br />

zu qualifizieren, sondern auch ihr kritisches<br />

Analysevermögen zu fördern», so der Politikwissenschaftler<br />

Bodo Zeuner in seiner 2007 vorgetragenen<br />

Abschiedsvorlesung, werde heute mit aller<br />

Kraft versucht, «Geist zur Ware zu machen». Diese<br />

«Wissensdressur zur Unmündigkeit», wie es der Philosoph<br />

Reinhardt Brandt in seiner Abrechnung Wozu<br />

noch Universitäten? umschreibt, stellt für das BRD-<br />

Regime stets neues Wählerarsenal bereit. Schon<br />

1946 hatte Jaspers gewarnt: «Für die totale Herrschaft<br />

ist Wissenschaft, soweit sie brauchbar ist,<br />

ein Machtmittel.» Statt Institutionen der Wahrheitsfindung<br />

erlaube sie «nur Schulungsanstalten für gelernte<br />

Arbeiter (…) und für Funktionäre».<br />

Der Schritt von der Denunziation<br />

zur Gewalt gegen Andersdenkende<br />

ist kurz.<br />

Professoren waren schon immer dem Beamtenrecht,<br />

das Loyalität gegenüber dem Dienstherr vorsieht,<br />

unterworfen: Eine Hand wäscht die andere.<br />

Doch diese Loyalität war früher auf die Anerkennung<br />

der freiheitlich-demokratischen Ordnung gegründet.<br />

Nachdem die Regierenden aber diese Ordnung<br />

geschreddert haben und die marktkonforme<br />

Mutation den Studenten den kritischen Geist ausgetrieben<br />

hat, ist ein Meinungsklima entstanden,<br />

das auch die couragiertesten Dozenten in Reih und<br />

Glied zwingt. Dauerbefristete Arbeitsverhältnisse<br />

sind als Druckmittel besser geeignet als unkündbare<br />

Beamtenschaft. Die Devise lautet: Passe Dich<br />

dem Zeitgeist an – oder geh zum Jobcenter!<br />

22


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

Die Erfindung einer Terrorzelle<br />

_ von Jürgen Elsässer<br />

Ist die Bundeswehr eine Art Braune Armee Fraktion? Verteidigungsministerin Ursula<br />

von der Leyen hat die ganze Truppe unter Generalverdacht gestellt und damit einen<br />

Proteststurm auch unter Offizieren provoziert. Der Anlass für die Kampagne ist<br />

hanebüchen.<br />

Jetzt geht es sogar einem sozialdemokratischen<br />

Bundeskanzler an den Kragen. Ein Jugendfoto, das<br />

Helmut Schmidt in Wehrmachtsuniform zeigt, musste<br />

Mitte Mai ausgerechnet in der nach ihm benannten<br />

Bundeswehruniversität Hamburg abgehängt<br />

werden. Dort hatte es seit Jahren den Flur eines<br />

Studentenwohnheims geziert. Nichts verdeutlicht<br />

die Radikalität, mit der Verteidigungsministerin Ursula<br />

von der Leyen seit Ende April eine Säuberung<br />

der Streitkräfte betreibt, besser als diese Bildzensur.<br />

Selbst dem SPD-Verteidigungsexperten Rainer Arnold<br />

ist die Sache unheimlich: «Dieses Beispiel beweist,<br />

dass die Ministerin Maß und Mitte verloren<br />

hat und die Truppe tief verunsichert.»<br />

Ganz hohl ist die Haselnuss<br />

Zeitgleich wurde auch das bisherige Bundeswehr-Liederbuch<br />

Kameraden singt! aus dem Verkehr<br />

gezogen, das bekannte Marschlieder wie «Schwarzbraun<br />

ist die Haselnuss», das «Panzerlied» oder das<br />

«Westerwaldlied» enthält – für das Leyen-Ministerium<br />

sind diese nämlich «als Ausdruck nationalsozialistischer<br />

Überhöhung missbraucht» worden. Mit<br />

diesem Argument könnte man auch den sofortigen<br />

Abriss des Berliner Olympiastadions fordern.<br />

Dass es der CDU-Frau ganz generell um eine Art<br />

Kulturrevolution in der deutschen Armee geht, zeigt<br />

eine ministerielle Rundmail an alle Offiziere, die den<br />

sorgfältigen Traditionserlass der Bundeswehr aus<br />

dem Jahr 1982, entstanden unter ihrem damaligen<br />

Amtsvorgänger Hans Apel (SPD), mit einem Mausklick<br />

außer Kraft setzte. In den letzten 35 Jahren<br />

galt zwar: «Nationalsozialistische Kennzeichen,<br />

insbesondere das Hakenkreuz, dürfen nicht gezeigt<br />

werden.» An anderer Stelle legte der Apel-Erlass<br />

jedoch auch fest: «Das Sammeln von Waffen, Modellen,<br />

Urkunden, Fahnen, Bildern, Orden und Ausrüstungsgegenständen<br />

ist erlaubt.» Mit dieser begründeten<br />

Differenzierung macht die erste Frau im<br />

Bendlerblock jetzt Schluss: «Wehrmachtsdevotionalien<br />

(vom Bajonett bis zum Wehrmachtsstahlhelm),<br />

Wehrmachtsbilder, Wehrmachtsattribute, Sinnsprüche<br />

mit Vergleichen/Beschreibungen oder Zitaten,<br />

sämtliche Gegenstände (jede Art von Darstellung),<br />

welche mit einer Sympathie/Verehrung der Wehrmacht<br />

in Verbindung gebracht werden könnten» –<br />

Nazi-Alarm vor dem Reichstag:<br />

Sieht doch schließlich fast so aus<br />

wie der Fackelzug am 30. Januar<br />

1933? Das Musikkorps der Bundeswehr<br />

am 11.11.2015 beim Festakt<br />

zum 60. Geburtstag der Truppe.<br />

Foto: Bundeswehr/photothek/Gottschalk<br />

«Die Bundeswehr<br />

hat ein Haltungsproblem,<br />

und sie<br />

hat offenbar eine<br />

Führungsschwäche…»<br />

Von der Leyen<br />

23


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

24<br />

Bild links: Auch die Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne<br />

in<br />

Nordrhein-Westfalen will von der<br />

Leyen umbenennen - gegen den<br />

Widerstand dortiger Offiziere. Bei<br />

der Namensgebung 1961 waren<br />

neben Angehörigen des von Hitler<br />

in den Selbstmord getriebenen<br />

Rommel auch der Generalmajor<br />

der Bundeswehr Richard Schimpf<br />

und Generalleutnant Sir Charles<br />

Jones von der britischen Rheinarmee<br />

anwesend. Foto: picture alliance<br />

/ UPI<br />

Bild rechts: Dieses Profilbild postete<br />

der frühere Entwicklungshilfeminister<br />

Dirk Niebel (FDP) im Mai<br />

bei Facebook. Der grüne Kampfschwule<br />

Volker Beck echauffierte<br />

sich über eine «absolute Fehlleistung»,<br />

auch die FDP distanzierte<br />

sich eilig. Niebel ist Reserveoffizier<br />

der Bundeswehr. Foto: Screenshot<br />

Facebook<br />

Von der Leyens<br />

große Säuberung<br />

zielt auf die verantwortungsbewussten<br />

Bürger in<br />

Uniform.<br />

man beachte die wachsweiche Konjunktivformulierung!<br />

–, all das muss jetzt raus aus den Kasernen.<br />

Man könnte den Eindruck bekommen, der Tabakmultimillionär<br />

Jan Philipp Reemtsma habe von der<br />

Leyen den Text diktiert: Er hatte mit der von ihm gesponserten<br />

Wehrmachtsausstellung in den 1990er<br />

Jahren die These verbreitet, die deutsche Armee –<br />

und nicht nur die SS – habe 1939 bis 1945 einen<br />

«Vernichtungskrieg» geführt.<br />

Aufstand der Offiziere<br />

Der «Säuberungs- und Reinigungsprozess» –<br />

so der entlarvende Wortlaut der Ministerin – war<br />

durch den Fall Franco A. ausgelöst worden. Dem<br />

Bundeswehrsoldat wird vorgeworfen, einen rechtsradikal<br />

motivierten Anschlag vorbereitet zu haben,<br />

den er aber angeblich unter seiner Tarnung als syrischer<br />

Asylbewerber begehen wollte, um dadurch<br />

die Flüchtlingspolitik der Merkel-Regierung zu diskreditieren.<br />

Die Ministerin hätte den Vorgang intern<br />

untersuchen lassen können, zog jedoch – wie man<br />

es von ihr gewohnt ist – eine bombastische Inszenierung<br />

in der Öffentlichkeit vor. Am 30. April nutzte<br />

sie ein ZDF-Interview zur generellen Abrechnung<br />

mit der Truppe: «Die Bundeswehr hat ein Haltungsproblem,<br />

und sie hat offenbar eine Führungsschwäche<br />

auf verschiedenen Ebenen.» Insbesondere rügte<br />

sie, dass Franco A. und sein «ganz klar völkisches,<br />

dumpfes Gedankengut» nicht früher aufgefallen sei,<br />

das liege an «falsch verstandenem Korpsgeist».<br />

Das Echo war gewaltig. «Der Widerspruch ist<br />

in seiner Heftigkeit einmalig in der jüngeren Geschichte<br />

der Bundeswehr», fasste die Frankfurter<br />

Allgemeine Zeitung zusammen. Es sei «unglaublich»,<br />

so Oberstleutnant André Wüstner, Chef des Bundeswehrverbandes,<br />

«wie sich die Ministerin jetzt sozusagen<br />

auf die Tribüne verabschiedet und über ihre<br />

Mannschaft urteilt». Besonders auf einer Versammlung<br />

in der Bundeswehrhochschule Hamburg am 3.<br />

Mai muss es hoch hergegangen sein. «Für Bundeswehrverhältnisse<br />

war das schon fast eine Art Rebellion»,<br />

gibt die Zeitung einen Teilnehmer wieder.<br />

Interessant ist vor allem, dass die Kritik auch die<br />

geostrategische Ausrichtung der Militärpolitik betrifft<br />

– «die aus Sicht vieler Soldaten sinnlosen Einsätze<br />

wie in Mali oder Afghanistan».<br />

Tatsächlich gibt es in den Sicherheitsbehörden<br />

einen verbreiteten Unmut über die Regierung, vor<br />

allem seit der Grenzöffnung im September 2015.<br />

Im Bundesinnenministerium zirkulierten schon im<br />

Oktober 2015 sogenannte Non-Papers, die offen<br />

zur Durchsetzung von Rechtsstaat und Souveränität<br />

auch gegen die Kanzlerin aufforderten. So hieß<br />

es etwa in einem der Expertisen, verfasst von einem<br />

«hochrangigen Sicherheitsmann aus dem Bundesapparat»<br />

(Welt), über die Notwendigkeit einer<br />

Schließung der Grenzen: «Die Bundespolizei ist<br />

hierzu nach dem Aufenthaltsrecht verpflichtet; gegenteilige<br />

Weisungen der Bundesregierung sind<br />

rechtswidrig.» Ein weiterer «hochrangiger Beamter»,<br />

dessen Namen Die Welt ebenfalls nicht preisgab,<br />

argumentierte ähnlich: «Entgegenstehende<br />

Weisungen sind rechtswidrig und führen zur Strafbarkeit<br />

(…) wegen Anstiftung oder Beihilfe zur illegalen<br />

Einreise von Ausländern (…).»<br />

«Diese Beamten sind im Herbst 2015 noch vor<br />

eigenmächtigem Handeln zurückgeschreckt – aber<br />

jetzt wollen sie sich nicht mehr zurückhalten», sag-


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

te ein Staatssekretär a.D. unter dem Siegel der Anonymität<br />

im April <strong>2017</strong> gegenüber <strong>COMPACT</strong>, als der<br />

türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mit nicht<br />

genehmigten Auftritten in Deutschland drohte. Die<br />

Stimmung im Apparat, so gab der ehemals hochrangige<br />

Politiker wieder, sei folgendermaßen: «Wenn<br />

Erdogan mit dem Segen der Kanzlerin kommt, werden<br />

wir einen Vorwand finden, ihn festzuhalten –<br />

notfalls sagen wir: zu seinem eigenen Schutz.» Ein<br />

Beamter habe ihm gegenüber ergänzt: «Und wenn<br />

Erdogan gegen den Willen der Kanzlerin einfliegt,<br />

liegt eine Luftraumverletzung vor. Zur Gefahrenabwehr<br />

gibt es in einem solchen Fall die Alarmrotten<br />

unserer Luftwaffe, die Eurofighter können Erdogans<br />

Maschine zur Landung zwingen.»<br />

«Der Widerspruch ist in seiner<br />

Heftigkeit einmalig in der jüngeren<br />

Geschichte der Bundeswehr.» FAZ<br />

Von der Leyens große Säuberung scheint auf diese<br />

verantwortungsbewussten Bürger in Uniform zu<br />

zielen. Wie in der BRD mittlerweile üblich, stellt<br />

man sie unter Nazi-Verdacht – obwohl sie lediglich<br />

die Durchsetzung von Recht und Gesetz fordern und<br />

genau deswegen mit der Politik über Kreuz liegen.<br />

Die ominöse Terrorzelle<br />

Aber zurück zu Franco A.: Was von der Ministerin<br />

als Terrorfall hochgespielt wird, war zunächst eine<br />

Blamage für die Asylpolitik. Der Soldat hatte es fertiggebracht,<br />

sich nicht nur ohne Personaldokumente,<br />

sondern sogar ohne arabische Sprachkenntnisse als<br />

syrischer Flüchtling registrieren zu lassen. Im bayrischen<br />

Hammelburg, wo ihn das Bundesamt für Migration<br />

und Flüchtlinge (BAMF) untergebracht hatte,<br />

dürfte er trotz Residenzpflicht selten gewesen sein<br />

– er musste ja regelmäßig bei der deutsch-französischen<br />

Brigade im Elsass zum Appell erscheinen.<br />

Trotzdem schaffte er es, 16 Monate lang vom BAMF<br />

monatlich etwa 400 Euro an Unterstützungszahlung<br />

zu kassieren. Ein schlagenderes Beispiel, wie leicht<br />

man es als Asylbetrüger in Deutschland hat, dürfte<br />

sich schwer finden lassen.<br />

Ende Januar bei einem Besuch in Wien eine Waffe<br />

am Flughafen deponiert hatte. Er sagt, er habe sie<br />

gefunden und wollte sie nur nicht mit in den Flieger<br />

nehmen – die Generalbundesanwaltschaft geht hingegen<br />

von absichtlicher Beschaffung aus. Doch ausgerechnet<br />

diese Waffe scheint für ein False-Flag-<br />

Attentat ungeeignet: Es handelt sich um ein Uraltmodell<br />

des französischen Herstellers Manufacture<br />

d‘Armes des Pyrénées Francaises, das im Zweiten<br />

Weltkrieg auch an die Wehrmacht geliefert wurde<br />

– «bestimmte Typen dieser Pistolen (…) werden<br />

heute in Militariasammlerkreisen hoch bewertet»,<br />

schreibt die FAZ. Und so ein Museumsstück<br />

soll heute als Terrorwaffe taugen? Ausgerechnet<br />

mit einer Wehrmachtspistole wollte A. eine falsche<br />

Spur zu islamistischen Attentätern legen?<br />

Das zweite Beweisstück stammt von Franco A.s<br />

Kameraden Maximilian T. und wird in den Medien<br />

als «Todesliste» bezeichnet. Doch zunächst ist es<br />

nur eine Aufstellung mit Namen, auf der unter anderem<br />

der frühere Bundespräsident Joachim Gauck,<br />

Justizminister Heiko Mass und der Thüringer Ministerpräsident<br />

Bodo Ramelow stehen. Die Frankfurter<br />

Allgemeine Sonntagszeitung stellt den Sachverhalt<br />

richtig dar: «es gibt eine Namensliste, die<br />

an mögliche Mordopfer denken lässt». Erwiesen ist<br />

das also nicht.<br />

Und A.s «ganz klar völkisches, dumpfes Gedankengut»,<br />

das Frau von der Leyen in seiner Masterarbeit<br />

gefunden haben will? Um das beurteilen<br />

zu können, würde man gerne einmal Zitate aus dieser<br />

Arbeit lesen. Das kann man bisher nicht. Aber<br />

all das hindert Politik und Medien natürlich nicht<br />

daran, fleißig von einer «Terrorzelle» in der Armee<br />

zu schwadronieren.<br />

Wo man skandalisiert<br />

– und wo nicht<br />

«Die Zahl der Verdachtsfälle mit<br />

rechtsextremistischem Hintergrund,<br />

aufgelistet im Bericht des<br />

Wehrbeauftragten, ist recht konstant,<br />

sie liegt bei jährlich drei<br />

bis vier Vorfällen pro 10.000 Soldaten.<br />

Die Ministerin hätte seit<br />

ihrem Amtsantritt also schon<br />

Dutzende Fälle anprangern können.<br />

Aber erst jetzt ist es politisch<br />

opportun.» (Welt am Sonntag,<br />

7.5.<strong>2017</strong>)<br />

«Derzeit bearbeitet der<br />

Abschirmdienst 60 islamistische<br />

Verdachtsfälle. 24 Soldaten<br />

wurden in den vergangenen<br />

zehn Jahren als Islamisten<br />

eingestuft. (…) Die Bundeswehr<br />

hat sie entlassen. Zu groß ist<br />

das Risiko, das von einem einzigen<br />

Radikalisierten ausgeht.<br />

(…) Geschätzte 1.600 Moslems<br />

dienen in Uniform (…).» (Tagesspiegel,<br />

19.11.2016)<br />

Nur nicht den Hosenanzug schmutzig<br />

machen, Frau Ministerin. Ursula<br />

von der Leyen im Juni 2015 bei<br />

einem Kasernenbesuch in Hannover.Foto:<br />

picture alliance / dpa<br />

Wollte Franco A. sich schlicht bereichern? Oder<br />

wollte er irgendwann seinen Schwindel öffentlich<br />

machen und damit die Politik der offenen Grenzen<br />

bloßstellen? Der Generalbundesanwalt unterstellt<br />

die schlimmste Möglichkeit: Der Soldat plante einen<br />

Terroranschlag, der dann – da seine Fingerabdrücke<br />

auf sein syrisches Alias registriert waren<br />

– Flüchtlingen in die Schuhe geschoben worden<br />

wäre. Als wichtigster Beleg dafür dient, dass A.<br />

25


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

Das Kaninchen und die Schlange<br />

_ von Marc Dassen<br />

Diesel-Skandal: Eine deutsche Spitzentechnologie soll verschrottet<br />

werden. Der sogenannte Abgasskandal hat den Grünen Auftrieb<br />

gegeben: Fahrverbote sind geplant, Rückrufaktionen laufen, Absatzzahlen<br />

brechen ein. Wem soll das nützen?<br />

Nach einem Urteil des bayrischen<br />

Verwaltungsgerichtshofes aus dem<br />

Frühjahr <strong>2017</strong> muss die Stadt München<br />

ein Fahrverbot für Dieselautos<br />

zumindest vorbereiten. Sehr zur<br />

Freude dieser Demonstranten.<br />

Foto: picture alliance / SZ Photo<br />

Das grün-regierte Baden-Württemberg macht<br />

den Anfang: Ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge<br />

soll ab Jahresbeginn 2018 die vermeintlichen Luftverpester<br />

aus Stuttgart verbannen. Auch andere<br />

Großstädte ziehen nach, Berlin und München wollen<br />

ähnliche Verordnungen durchwinken. Der Absatz<br />

von Diesel-Pkw ist auf Talfahrt, etwa 20 Prozent<br />

minus im laufenden Jahr. ADAC-Vizepräsident<br />

Ulrich Klaus Becker warnte Anfang März <strong>2017</strong>: «13<br />

Millionen Dieselautos aus Innenstädten auszusperren,<br />

wirkt wie eine Enteignung und ist gleichzeitig<br />

ein gigantisches Konjunkturprogramm für die Autoindustrie.»<br />

Er empfiehlt stattdessen, «längst vorhandene<br />

Abgastechnologien konsequent einzusetzen<br />

und durchdachte Verkehrskonzepte zu realisieren».<br />

«Verkaufen Sie Ihren Diesel, solange es noch<br />

geht», heulte man bei der Welt Anfang März. «Dieselantriebe»,<br />

so hieß es, seien «einfach nicht gut<br />

(…), weder für Mensch noch Tier». Auto-Bild betextete<br />

ein Foto von zahllosen unverkauften Fahrzeugen<br />

mit «Friedhof der Schummel-Diesel». Den Abgesang<br />

auf eine deutsche Erfolgsgeschichte brachte<br />

Michael Müller-Görnert vom Verkehrsclub Deutschland<br />

(VCD) – der grünen Konkurrenz zum ADAC –<br />

Anfang Mai <strong>2017</strong> auf die Formel: «Der Diesel ist eigentlich<br />

nicht mehr zu retten.»<br />

Chronik einer Affäre<br />

Das erste Brodeln der Affäre vernimmt man Anfang<br />

2014. Da deckt das International Council on<br />

Clean Transportation (ICCT) – eine nach eigenen Angaben<br />

gemeinnützige Umweltbehörde mit Hauptsitz<br />

in Washington, die vor allem vom US-Großkonzern<br />

Hewlett Packard finanziert wird – erhöhte<br />

Abgaswerte bei VW-Modellen auf. Nach starkem<br />

Beschuss von allen Seiten wagt der damalige VW-<br />

Vorstandschef Martin Winterkorn Anfang 2015 die<br />

Flucht nach vorn und startet eine Rückrufaktion.<br />

Noch ist nicht von einem großen Skandal die Rede,<br />

doch es zeichnet sich ab, dass allein auf dem amerikanischen<br />

Markt fast eine halbe Million Fahrzeuge<br />

betroffen sind.<br />

«Der Diesel ist eigentlich nicht<br />

mehr zu retten.» VCD-Sprecher<br />

Die Untersuchungen laufen weiter, bis die US-<br />

Umweltbehörde EPA und das sogenannte Air Resources<br />

Board Mitte September 2015 ihre Anschuldigungen<br />

in einem dreiseitigen Schreiben an<br />

den VW-Vorstand in den USA öffentlich machen.<br />

Schon kurz darauf knickt Volkswagen ein. «Wir haben<br />

Mist gebaut», erklärt VWs Amerika-Chef plakativ.<br />

Der zerknirscht wirkende VW-Boss Winterkorn,<br />

der am 23. September 2015 seinen Posten räumen<br />

muss und durch den ehemaligen Porsche-Chef Matthias<br />

Müller ersetzt wird, erklärt der Welt: «Es tut<br />

mir unendlich leid.» Die VW-Aktie bricht innerhalb<br />

weniger Stunden um über 30 Prozent ein. Nach Gewinnwarnungen<br />

an alle Aktionäre ist im Vorstand<br />

Land unter.<br />

26<br />

Auch in der Schweiz, in Italien, Belgien und<br />

Frankreich stoppt man den Verkauf der betroffenen<br />

Motorentypen mit der Kennung EA 189, die nicht nur<br />

in VW-Modellen, sondern auch bei Skoda und Audi<br />

verbaut sind. Über sechs Milliarden Euro werden zur<br />

Krisenbewältigung zurückgelegt. Doch schon bald<br />

ist klar: Reichen wird das nicht. Mitte Oktober 2015


kommt es dann ganz dick. Als das Kraftfahrtbundesamt<br />

VW zum Rückruf von rund 2,5 Millionen Pkw<br />

zwingt, setzt man in Wolfsburg – freiwillig – noch<br />

einen drauf, weitet die Retour-Aktion europaweit<br />

auf über acht Millionen Fahrzeuge aus.<br />

Die Ankläger in den USA treten mehrfach kräftig<br />

nach. Den Anfang macht das renommierte Massachusetts<br />

Institute of Technology Ende Oktober 2015<br />

mit einer Studie: In den USA würden 59 Personen<br />

wegen der von VW verursachten erhöhten Schadstoffbelastungen<br />

vorzeitig sterben – keine Tatsache,<br />

sondern eine Prognose. Die zu erwartenden Rückstellungen<br />

schätzt man auf 450 Millionen US-Dollar.<br />

Bei VW werden Notmaßnahmen ergriffen, Leiharbeiter<br />

entlassen. Kurzarbeit soll Engpässe überbrücken.<br />

Zeitweise stehen die Bänder in manchen<br />

Werken komplett still. Das dicke Ende: «Volkswagen<br />

will in den kommenden neun Jahren Jobs streichen:<br />

Unter dem Druck des Dieselskandals und milliardenhoher<br />

Investitionen sollen laut dem Betriebsrat<br />

bis zu 23.000 Stellen bei seiner Kernmarke VW in<br />

Deutschland abgebaut werden», schreibt die Rheinische<br />

Post Ende November 2016.<br />

Die Massenmedien spielen bei der Skandalisierung<br />

der Affäre die Hauptrolle: Das Recherche-Konglomerat<br />

aus NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung<br />

produziert immer neue Berichte, die fragen, wer wie<br />

manipuliert und vertuscht, wer wann was gewusst<br />

hat oder haben könnte und warum von wem auch<br />

immer nicht früher und gründlicher aufgeklärt wurde.<br />

Kräftig mischt auch die Deutsche Umwelthilfe<br />

(DUH) mit. Auf der Webseite der Organisation heißt<br />

es reißerisch: «Ein Jahr Diesel-Gate: Autohersteller<br />

produzieren weiterhin Dieselstinker mit aktiven Abschalteinrichtungen.»<br />

DUH-Chef Jürgen Resch: «Der<br />

Diesel-Abgasskandal zeigt Züge einer organisierten<br />

Kriminalität.» Und weiter: «Die Autokonzernbosse<br />

betreiben vorsätzliche Körperverletzung mit Todesfolge<br />

in vielen tausend Fällen.» So wird die Negativberichterstattung<br />

bis heute warmgehalten…<br />

Skandalisierung statt Problemlösung<br />

In der gesamten Affäre wird mit keiner Silbe erwähnt,<br />

dass Autos nur für einen Bruchteil der gesamten<br />

Abgasbelastungen verantwortlich sind (siehe<br />

Grafik) und der Diesel in puncto Feinstaub nicht<br />

den Schwarzen Peter hat. Auch VW hält sich mit<br />

diesen Argumenten zurück. Warum? Es drängt sich<br />

ein Verdacht auf: Die Entscheidung des VW-Vorstands<br />

Anfang 2015, die gesamte Schuld mit allen<br />

Konsequenzen auf sich zu nehmen, ist eine strategische<br />

und höchstwahrscheinlich eine kluge gewesen.<br />

Die Richtigstellung der Fakten, die mit der<br />

Vermittlung von technischem Fachchinesisch verbunden<br />

gewesen wäre, hätte von der in Umweltfragen<br />

leicht reizbaren Öffentlichkeit als weitere Vertuschung,<br />

als Salami- oder Vernebelungstaktik interpretiert<br />

werden können.<br />

Noch Anfang November 2015, nachdem die<br />

zweite Abmahnung der US-Umweltbehörde EPA bei<br />

VW eingegangen war, erklärte man, dass es sich bei<br />

der beanstandeten Vorrichtung «um ein gängiges<br />

und legales System zur Abgasregulierung» handele,<br />

das man aber anscheinend bei der Zulassung in<br />

Matthias Müller ist seit 25.9.2015<br />

Vorstandsvorsitzender der Volkswagen<br />

AG. Er soll den Wolfsburger<br />

Autobauer nach einem Rekordverlust<br />

von 4,1 Milliarden Euro aus<br />

den Roten Zahlen führen. Foto: picture<br />

alliance / Sven Simon<br />

Am 14.5.2016 blies der Spiegel zur<br />

Jagd auf die deutsche Autoindustrie.<br />

Foto: Der Spiegel<br />

«Der Diesel-Abgasskandal<br />

zeigt Züge<br />

einer organisierten<br />

Kriminalität.» <br />

<br />

DUH-Chef<br />

27


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

Fahrverbote – ein<br />

Schwabenstreich<br />

Zu den ab Jahresbeginn 2018 in<br />

Baden-Württemberg geplanten<br />

Fahrverboten für Dieselautos in<br />

Innenstädten schreibt Die Zeit<br />

am 17. Februar <strong>2017</strong>:<br />

«Doch längst mehren sich Hinweise<br />

von Fachleuten, die den<br />

Sinn einer solchen drastischen<br />

Maßnahme bezweifeln – zumindest,<br />

wenn es um die Verringerung<br />

der Feinstaubemissionen<br />

geht. Neueste Messresultate<br />

der Landesanstalt für Umwelt,<br />

Messungen und Naturschutz<br />

Baden-Württemberg (LUBW)<br />

zeigen nämlich: Nicht die Dieselabgase<br />

sind der Hauptverursacher<br />

der hohen Feinstaubbelastung.<br />

Stattdessen hat die<br />

LUBW ”Aufwirbelungen und<br />

Abriebprozesse” ausgemacht,<br />

die ”eine wesentliche Rolle”<br />

spielen. (…) Mit anderen Worten:<br />

Selbst wenn nur abgasfreie<br />

Elektroautos durch die Stadt führen,<br />

änderte sich kaum etwas<br />

an der Feinstaubbelastung der<br />

Atemluft.»<br />

«Grüne Doppelmoral: erst mit dem<br />

dicken Audi A8 fahren und dann für<br />

den Wähler schnell umsteigen ins<br />

unweltfreundliche Hybrid-Auto»,<br />

schrieb der Bocholter CDU-Stadtrat<br />

Thomas Eusterfeldhaus unter dieses<br />

Twitter-Bild. Foto: Screenshot<br />

Twitter/@teusterfeldhaus<br />

den USA «nicht angegeben» habe. Geglaubt wurde<br />

das nicht, stattdessen Betrug unterstellt. Und tatsächlich:<br />

Was von Medien und Politik als großangelegtes<br />

Betrugsmanöver des Autobauers dargestellt<br />

wird, sehen Fachkundige als technisch sinnvolle<br />

Abgassteuerungselektronik, die die Katalysatoren<br />

zum Schutz des Motors an- und abschalten kann –<br />

etwa beim Kaltstart oder in bestimmten Temperaturbereichen.<br />

Möglicherweise wurde den Amerikanern<br />

die Funktionsweise der Motorsteuerung nicht<br />

gründlich genug erklärt, und vielleicht wurde sie<br />

unzureichend angemeldet – damit geriet die Abschaltanlage<br />

in eine juristische Grauzone und wurde<br />

in Kampagnen der Öko-Lobby als «Manipulationssoftware»<br />

bezeichnet. Doch das hätte sich regeln<br />

lassen, wenn alle Beteiligten, vor allem die Grünen<br />

hierzulande und die Scharfmacher in den USA, gewollt<br />

hätten. In der EU jedenfalls, argumentiert VW,<br />

sei die «illegale Manipulationssoftware» ordnungsgemäß<br />

angemeldet worden und damit ganz legal.<br />

«Dahinter steht die Ablehnung …<br />

des für persönliche Freiheit stehenden<br />

Individualverkehrs…». FAZ<br />

Peter Mock, Europachef des ICCT, dessen Kollegen<br />

in den USA den Skandal maßgeblich losgetreten<br />

hatten, erklärte im Gespräch mit dem Manager-<br />

<strong>Magazin</strong> schon Ende September 2015, was – guten<br />

Willen auf allen Seiten vorausgesetzt – an Problemlösung<br />

möglich gewesen wäre: «Technisch ist es<br />

kein Problem, die Emissionsstandards einzuhalten.»<br />

Und weiter: «Ein größerer Filter beim Jetta hätte<br />

kaum Zusatzkosten verursacht.» Als man bei VW –<br />

auf Drängen des Kraftfahrtbundesamtes – Ende November<br />

2015 endlich die vorgesehenen Maßnahmen<br />

zur Modifikation präsentiert, zeigt sich: Peter<br />

Mock hatte Recht. Die Mega-Krise wäre zu vermeiden<br />

gewesen, wenn man nur ab Werk ein kleines<br />

Luftgitter in den Ansaugtrakt gefriemelt und ein<br />

Software-Update gemacht hätte. Kostenpunkt: wenige<br />

Euro pro Fahrzeug.<br />

Verdeckte Motive<br />

Sündenbock Auto _ Geringer Anteil des Verkehrs am CO 2 -Ausstoß<br />

Entwicklung von PKW-Emissionen<br />

im Vergleich zu 1995 in Prozent<br />

Ein kluger Kommentator der Frankfurter Allgemeinen<br />

Zeitung schrieb Anfang März, dass sich die Autoindustrie<br />

«wie ein Kaninchen vor der Schlange»<br />

benimmt: «Sie erweist sich als unfähig, gegen Polemisierung<br />

der Autogegner – allen voran der sogenannten<br />

Deutschen Umwelthilfe, die ein von Abmahnungen<br />

lebender Interessenverein ist – vorzugehen.»<br />

Seine Theorie: Es gehe «nur vordergründig<br />

um den Diesel (…). Dahinter steht die Ablehnung<br />

des Autos, des für persönliche Freiheit stehenden<br />

Individualverkehrs als Ganzes.»<br />

Der Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung,<br />

Hans-Werner Sinn, skizziert die Motive<br />

der USA. Die dortigen Hersteller versuchten seit<br />

Jahrzehnten, «die kleinen und effizienten Dieselmotoren<br />

für Pkw durch immer weiter verschärfte<br />

Stickoxid-Grenzen vom Markt fernzuhalten, weil<br />

man selbst die Technologie nicht beherrschte». Für<br />

diese Theorie spricht, dass ausgerechnet die kalifornische<br />

Luftreinhaltungskommission 2016 das VW-<br />

Angebot ablehnte, zumindest die rund 15.000 betroffenen<br />

Wagen mit 3-Liter-Motor technisch umzurüsten.<br />

Lieber will man Geld sehen, den Konzern<br />

zum Rückkauf seiner Autos zwingen, die Dieselfahrzeuge<br />

vom Markt drängen, das Rückgrat der deutschen<br />

Autoindustrie brechen…<br />

Jährliche Emissionen Kohlendioxid<br />

nach Kategorie in Millionen Tonnen<br />

28<br />

Das wünschen sich die Grünen. Tatsächlich<br />

lag der Anteil von Elektroautos<br />

2016 in Deutschland bei nur<br />

0,75 Prozent. Foto: B90Die Grünen<br />

100<br />

87,1<br />

Kohlendioxid<br />

100 100 100 100<br />

39,6<br />

Stickstoffoxide<br />

28,3<br />

13,5<br />

1,9<br />

Feinstaub NMVOC* Schwefel<br />

1995 2014 *Flüchtige Organische Verbindungen<br />

Landwirtschaft<br />

Haushalte<br />

Verkehr *<br />

85<br />

160<br />

* Alle Verkehrsträger (Straße, Schiene, Luftfahrt, Schiffahrt)<br />

Quelle: Umweltbundesamt<br />

Gewerbe/Handel/Dienstleistungen<br />

Sonstige<br />

72 34 12<br />

181<br />

358<br />

Energie<br />

Industrie<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong>


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

«Wenn man den Gefährder<br />

an die Wand klatscht…»<br />

_ Marc Dassen im Gespräch mit Wilhelm Dietl<br />

Über zehn Jahre lang war er für den Bundesnachrichtendienst in aller Welt unterwegs,<br />

traf Terroristen und Waffenhändler, Diktatoren und Gotteskrieger. Die türkischen<br />

Agenten auf deutschem Boden sieht er als besonderes Problem – und unsere<br />

Sicherheitsbehörden nicht in besonders guter Verfassung.<br />

Herr Dietl, Sie blicken auf eine aufregende<br />

Agenten-Karriere zurück. Wie sind Sie zum<br />

BND gekommen?<br />

Mein Leben war sehr turbulent, in der Tat. Die ersten<br />

zehn Jahre arbeitete ich im Wesentlichen bei regionalen<br />

Blättern wie der Mittelbayerischen Zeitung in<br />

Regensburg. Dann wechselte ich zur Süddeutschen<br />

Zeitung, dann zur Quick. So hatte ich dann schlagartig<br />

die Möglichkeit, international zu arbeiten, Anfang<br />

der 1980er Jahre. Ayatollah Khomeini war im<br />

Iran an die Macht gekommen, die Sowjetunion in<br />

Afghanistan einmarschiert, der Bürgerkrieg im Libanon<br />

wollte nicht enden, Sadat wurde ermordet, Gaddafi<br />

bedrohte die Welt, Arafat griff Israel an und und<br />

und… Dann kam der BND, der bereits wusste, was<br />

ich an Beziehungen geknüpft hatte, und sah, dass<br />

das alles sehr erfolgreich lief. Es kam zu einem ersten<br />

Grundsatzgespräch, dann zu noch einem – und<br />

zu einem Angebot, das ich nicht ablehnen konnte.<br />

Das Konzept war simpel: Ich sollte für den BND im<br />

Nahen Osten arbeiten, mit dem Cover oder der Legende:<br />

Journalist. Ich war sehr schnell auch in geheimen<br />

BND-Projekten drin, habe beste Beurteilungen<br />

bekommen – nachzulesen in dem sogenannten<br />

Schäfer-Bericht des Bundestages von 2006. Ich war<br />

zwar offiziell als Journalist unterwegs, konnte aber<br />

beides in der Praxis nicht miteinander verbinden,<br />

weil der BND von mir völlig andere Dinge erwartete.<br />

Beispielsweise interessierte er sich für das Handbuch<br />

eines neuen sowjetischen Hubschraubers. Ein<br />

solches Begehren hat mit dem Alltagsgeschäft eines<br />

Journalisten sehr wenig zu tun.<br />

Der BND machte mir ein Angebot,<br />

das ich nicht ablehnen konnte.<br />

Wir hatten auch beste Kontakte in das Umfeld<br />

des damaligen syrischen Präsidenten Hafis al-Assad<br />

und beschafften so ziemlich alles, was wir haben<br />

wollten. Nehmen wir an, dass am Abend der<br />

iranische Außenminister zu Besuch kam. Am nächsten<br />

Morgen bekamen wir das Protokoll der Gespräche.<br />

Der Nervenkitzel war dann, dieses Protokoll im<br />

Koffer bei der Ausreise mitzunehmen. Es hat Gott<br />

sei Dank immer geklappt, hätte auch schief gehen<br />

können…<br />

Für den BND waren Sie bis 1993 tätig. Wie<br />

kam’s zum Bruch?<br />

Das Ende war nahe, als ich mich mit Bernd Schmidbauer<br />

verkracht hatte, der war von 1991 bis 1998<br />

Staatsminister im Bundeskanzleramt und somit<br />

praktisch der oberste Aufseher über den Bundesnachrichtendienst…<br />

Über fünf Jahre lang gehörte<br />

ich einer Mannschaft an, die sich um das Schicksal<br />

der deutschen Geiseln im Libanon gekümmert hat.<br />

Die letzten beiden kamen frei im Februar oder März<br />

1992. Und Schmidbauer flog hin und hat sie abgeholt,<br />

kam dann zurück und hat eine Riesenshow gemacht,<br />

in Köln am Flughafen.<br />

Die deutschen Entwicklungshelfer<br />

Heinrich Strübig (links) und Thomas<br />

Kemptner (rechts) nach ihrer<br />

Ankunft auf dem Flughafen Köln/<br />

Bonn am 17. Juni 1992. Sie waren<br />

die letzten von insgesamt 92 Geiseln,<br />

die drei Jahre im Libanon<br />

festgehalten wurden. Foto: picturealliance<br />

/ dpa<br />

29


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

30<br />

Bild links: Der frühere Geheimdienstkoordinator<br />

Bernd Schmidbauer1999<br />

bei Verhandlungen mit<br />

Rebellen in Kolumbien. Foto: picture<br />

alliance / ASSOCIATED PRESS<br />

Bild rechts: Wilhelm Dietl. Foto:<br />

Wilhelm Dietl<br />

Dietl im Gespräch mit <strong>COMPACT</strong>-<br />

Redakteur Marc Dassen.<br />

Foto: Marc Dassen<br />

Er wollte den Ruhm für die Freilassung einheimsen,<br />

aber Sie sind ihm in die Parade gefahren?<br />

Ja, mein Gott. Das musste er aushalten. Bei einer<br />

Anti-Terror-Konferenz in Budapest saß damals Illona<br />

– die Residentin des BND – im Publikum. Sie<br />

hat jedes Wort mitgeschrieben, und damit nahm<br />

das Verhängnis seinen Lauf… Dann bin ich zu Focus<br />

gegangen. Da war ich dann zwölf Jahre lang<br />

tätig. Dort habe ich dasselbe gemacht wie vorher,<br />

also weltweite Recherchen und Geschichten gebracht.<br />

Ich hatte natürlich den Vorteil, dass ich immer<br />

noch über meine Kontakte zu den Sicherheitsbehörden<br />

verfügte, und die konnte ich dort optimal<br />

einsetzen. Dazu gehörten natürlich auch Kontakte<br />

zu anderen Diensten – im BND-Sprech: zu einer anderen<br />

Feldpostnummer.<br />

Erdogans Schattenarmee<br />

Kommen wir auf ein Thema, dem Sie zuletzt<br />

ein ganzes Buch gewidmet haben – die Geheimdienste<br />

der islamischen Welt. Was<br />

macht deren Stärke aus?<br />

Sie sind in ihren Ländern sehr stark, weil sie sich<br />

an kein Gesetz halten müssen…<br />

Außer Allahs Gesetz?<br />

Auch das nicht, wenn man vielleicht mal vom Iran<br />

absieht. Syrien etwa war kein besonders religiöses<br />

Land, zumindest nach außen hin nicht. Libyen unter<br />

Gaddafi hat sich das ebenfalls so zurechtgebogen,<br />

wie es das gerade brauchte. Wenn Sie sich Syrien<br />

anschauen, da kam ja in letzter Zeit dieses Gefängnis<br />

in Saidnaya in die Schlagzeilen, weil da auf sehr<br />

brutale, bestialische Weise gefoltert wird. Da interessiert<br />

Allah am Ende nicht, obwohl die, die dort zu<br />

Tode gequält werden, auch Muslime sind.<br />

Die Türkei soll an die 6.000 Agenten in der Bundesrepublik<br />

laufen haben. Was treiben die hier?<br />

Die überwachen ihre Landsleute.<br />

Also insbesondere solche Türken, die vor dem<br />

Erdogan-Regime hierher geflohen sind?<br />

Nicht nur die. Auch solche, die seit 30 Jahren unauffällig<br />

hier leben, sind im Visier. Die Türkei ist<br />

einfach ein autokratischer Staat geworden, und der<br />

will wissen, was jeder denkt und tut. Und wenn jemand<br />

die Opposition verteidigt oder gar aktiv unterstützt,<br />

dann wird man gegen ihn mit allen Mitteln<br />

vorgehen.<br />

Deniz Yücel könnten wir zurück<br />

bekommen – im Austausch gegen<br />

zehn Gülen-Anhänger.<br />

Erdogan hätte wohl am liebsten noch Jan Böhmermann<br />

per Einschreiben zugestellt bekommen.<br />

Ja gut, der Mann wäre jetzt kein so großer Verlust,<br />

meines Erachtens. [lacht]<br />

Der Fall Deniz Yücel sorgt aktuell für Schlagzeilen.<br />

Ich denke, dass wir ihn zurückbekommen könnten,<br />

wenn wir Erdogan, sagen wir mal, zehn Gülen-Anhänger<br />

ausliefern würden. Die Türkei versteht offenbar<br />

nicht, dass das in der zivilisierten Welt so nicht<br />

funktioniert. Merkel kann nicht handeln wie ein Erdogan.<br />

Er ist ein Autokrat, dem der Umgang mit demokratischen<br />

Spielregeln und Werten völlig fremd ist.


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

Die Skandale des BND<br />

Wie kann es eigentlich sein, dass Europa jetzt<br />

am laufenden Band Terroranschläge erlebt<br />

und die Dienste trotz ihres technischen Vorsprungs<br />

machtlos wirken?<br />

Unser Rechtsstaat ist Teil des Problems. Das heißt:<br />

Unsere Sicherheitsbehörden haben unheimlich viele<br />

Auflagen zu erfüllen, bevor sie überhaupt agieren<br />

dürfen. Das beginnt damit, dass viele Maßnahmen<br />

zuerst von einem Richter oder Staatsanwalt unterschrieben<br />

werden müssen. Ganz zu schweigen von<br />

der eigenen Hierarchie, bei der alle Angst haben, irgendetwas<br />

falsch zu machen – also etwa, dass man<br />

den Falschen festnimmt oder dem Falschen Gewalt<br />

antut oder den Falschen verfolgt.<br />

Die Strategie ist also, Skandale unbedingt<br />

zu vermeiden, auch wenn dadurch eine mögliche<br />

Gefahr für die Bevölkerung in Kauf genommen<br />

wird?<br />

Ja, so kann man es sagen. Und auf diese Weise hat<br />

der BND überhaupt erst viele Skandale erzeugt: Sie<br />

entstanden, weil man sie vermeiden wollte. Das hat<br />

vor allem mit der Geschichte der deutschen Dienste<br />

zu tun. In Stresssituationen hat die deutsche Amtsperson<br />

die Gestapo oder die Stasi vor dem geistigen<br />

Auge. Aktuell handelt es sich aber um BND oder BKA<br />

oder Verfassungsschutz. Bei den Gegnern heißt es<br />

dann, die von früher und die heutigen, die sind doch<br />

alle gleich – alles eine Mischpoke. Eine derart negative<br />

Haltung gibt es woanders nicht – in England,<br />

in Frankreich, in den USA, in Israel sind Leute hoch<br />

angesehen, die für Sicherheitsbehörden arbeiten.<br />

Anzeige<br />

Dort haben sie aber auch wesentlich mehr<br />

Rechte. Der deutsche Geheimdienstler darf<br />

nur lauschen und Akten stapeln?<br />

Naja. Aus guten Gründen guckt und sammelt er<br />

nur. Zugreifen müssen das BKA oder eine andere<br />

Polizeibehörde. Da haben wir eine ganz eindeutige<br />

Aufgabenteilung, ganz anders als beim Reichssicherheitshauptamt<br />

im Nationalsozialismus. Nur<br />

die durften alles selbst machen.<br />

Also wäre ein härteres, gezielteres Durchgreifen<br />

von Nöten – und die Erinnerung an dunkle<br />

Zeiten der deutschen Geschichte steht dem<br />

im Wege?<br />

Ein bisschen was ist da dran. Man muss die Praxis<br />

wieder den Gegebenheiten anpassen, ohne dabei<br />

die Ideologie des alten Nazi-Reichsamtes wiederzubeleben.<br />

Die funktionierende Polizei- oder<br />

Geheimdienstarbeit sollte der Maßstab sein. Die<br />

Politik agiert doch derzeit nach dem Motto: Bloß<br />

nicht unangenehm auffallen.<br />

Frontbericht aus Paris<br />

In unseren «Qualitätsmedien» wird strikt darauf<br />

geachtet, die Themen Terrorismus und Islam<br />

nicht miteinander zu vermischen. Was sagen<br />

Sie dazu?<br />

Da gibt es ja den alten Spruch, wonach derzeit alle<br />

Terroristen Muslime sind, doch keinesfalls alle Muslime<br />

Terroristen. Die Gefahr, dass Terroristen auch<br />

im Strom der Zuwanderer zu uns kommen, ist sehr<br />

sehr groß, gerade bei der heutigen Weltlage. Die<br />

Gefahr war bei null, als die Sudetendeutschen kamen<br />

oder die Schlesier, oder bei der Wiedervereinigung.<br />

Ich kann mich an keinen Ostdeutschen<br />

erinnern, der hier als Terrorist eingewandert ist.<br />

Die Skandale entstanden, weil der<br />

BND sie vermeiden wollte.<br />

Welche Geheimdienste sind für Sie derzeit die<br />

effektivsten?<br />

Die Engländer und die Franzosen sind die besten.<br />

Von denen hört man nichts, kaum Skandale. Und sie<br />

sind sehr schlagkräftig und irgendwo an der Grenze<br />

zur Skrupellosigkeit. Bei denen würde auch keiner<br />

kommen und sagen, das dürft Ihr nicht. Da müssten<br />

die schon ganz was Böses tun. Ich hatte mal einen<br />

Freund, der heute im Ruhestand lebt, der war Kommissar<br />

in einem Bezirk in Paris, wo 95 Prozent Marokkaner,<br />

Tunesier und Algerier wohnen. Da ging’s<br />

zu! Die konnten gegenüber diesen Leuten gar nicht<br />

hart genug durchgreifen, die konnten nichts falsch<br />

machen, nach Ansicht des allgemeinen Volksempfindens.<br />

Wenn die Polizei bei uns irgendeinen möglichen<br />

Gefährder an die Wand klatscht, dann steht<br />

das am Montag mit vielen Vorwürfen in der Zeitung,<br />

und dann werden parlamentarische Untersuchungsausschüsse<br />

gegründet. Ich sage nicht, dass die deutschen<br />

Sicherheitsbehörden so arbeiten sollten, und<br />

noch haben wir auch keine Viertel wie die in Paris…<br />

Deckname Dali<br />

Wilhelm Dietl, geboren 1955,<br />

arbeitete seit 1971 für bayerische<br />

Lokalzeitungen, dann für<br />

die Süddeutsche, von 1979 bis<br />

1990 für die Illustrierte Quick.<br />

1982 bis 1993 war er unter dem<br />

Decknamen Dali Agent des BND<br />

im Nahen Osten und in Zentralasien.<br />

Nach seinem Ausscheiden<br />

arbeitete er bis 2004 für<br />

den Focus.<br />

Später warfen ihm Medien vor,<br />

Journalisten an den BND verraten<br />

zu haben. Dietl sprach in<br />

diesem Zusammenhang von<br />

einer Racheaktion des BND<br />

– sein ehemaliger Arbeitgeber<br />

habe wahrheitsgemäße,<br />

geheime Informationen zusammen<br />

mit bewussten Falschinformationen<br />

durchgestochen, um<br />

ihn zu diskreditieren und seine<br />

Existenz zu vernichten. Gegen<br />

die Veröffentlichungen ging er<br />

juristisch vor und bewirkte teilweise<br />

Unterlassungserklärungen<br />

oder Richtigstellungen.<br />

Dietl hat über ein Dutzend<br />

Bücher geschrieben. Zuletzt<br />

erschien: Schattenarmeen. Die<br />

Geheimdienste der islamischen<br />

Welt, Residenz-Verlag, St. Pölten<br />

2010, 304 Seiten, 21,90<br />

Euro.<br />

Wilhelm Dietl wurde zeitweise<br />

selbst vom BND observiert.<br />

Foto: Residenz Verlag<br />

31


Rothschilds Präsident<br />

_ von Viktoria Nikiforowa<br />

32<br />

Emmanuel Macron ist die Verkörperung des internationalen Finanzkapitals<br />

und macht daraus auch keinen Hehl. Seinen Aufstieg<br />

verdankt er der Verschmelzung von Börsenspekulanten und Champagnersozialisten<br />

– und dass er bei älteren Damen gut ankommt.<br />

Macron und seine Ehefrau Brigitte<br />

Trogneux am Wahlabend während<br />

der pompösen Siegesfeier im<br />

Innenhof des Pariser Louvre. Foto:<br />

Frederic Legrand, COMEO, shutterstock.com<br />

_ Viktoria Nikiforowa veröffentlichte<br />

den Artikel im russischen<br />

Portal vz.ru. Übersetzung: Southfront/Amin<br />

Attali kann die<br />

Pläne der Banker<br />

geschickt in linke<br />

Slogans verpacken.<br />

Emmanuel Macron kann man den ungewöhnlichsten<br />

Kandidaten für das Amt des französischen<br />

Präsidenten nennen. Er hat keine wirkliche politische<br />

Erfahrung. Er ist niemals für irgendetwas gewählt<br />

worden. Er ist kein Mitglied einer der etablieten<br />

Parteien. Und die drei Jahre von 2006 bis 2009,<br />

als er Mitglied der Sozialisten (PS) war, kann man<br />

als reine Formalität ansehen: Macron trat der PS<br />

zwar offiziell bei, bezahlte aber keine Mitgliedsbeiträge<br />

und nahm nie an Parteiveranstaltungen teil.<br />

Von Beruf ist er Investmentbanker mit Schwerpunkt<br />

Unternehmensfusionen und -aufkäufe – ein<br />

Job, indem er erfolgreich war. Er promovierte in der<br />

nationalen Verwaltungshochschule ENA, der Kaderschmiede<br />

der französischen Elite. Danach arbeitete<br />

er einige Jahre als Inspekteur im Wirtschaftsministerium.<br />

Im Jahr 2007, dem entscheidenden<br />

Jahr seiner Karriere, wurde der erfolgversprechende<br />

29-jährige Ökonom von Jacques Attali in die vom<br />

Präsidenten berufene Kommission zur Stimulierung<br />

des wirtschaftlichen Wachstums eingeladen.<br />

Strippenzieher Attali<br />

Attali ist eine sehr interessante Person. Im Grunde<br />

ist er ein globalistischer Philosoph, ein Autor farbiger<br />

Utopien, in denen alle Nationen und Staaten<br />

nach blutigen Auseinandersetzungen vom Angesicht<br />

der Erde verschwinden und die Überlebenden sich<br />

daraufhin unter dem Banner der Demokratie und unter<br />

der Kontrolle einer Weltregierung vereinen. Darüber<br />

hinaus ist er seit vielen Jahren gern gesehener<br />

Gast im Élysée-Palast und einer der einflussreichsten<br />

Berater ganzer Generationen französischer Präsidenten,<br />

von Mitterrand bis zu Hollande. Dass die<br />

Medien ihn «den wahren Präsidenten Frankreichs»<br />

nennen, ist kaum übertrieben.<br />

Er war es, der die Verbindung zwischen dem Finanzkapital<br />

und der Elite der herrschenden sozialistischen<br />

Partei schuf, denn er hat die außergewöhnliche<br />

Fähigkeit, die räuberischen Pläne der Banker<br />

geschickt in schöne linke Slogans zu verpacken.<br />

Im Jahr 2008 präsentierte die Attali-Kommission<br />

Präsident Nicolas Sarkozy «300 Vorschläge zur Veränderung<br />

Frankreichs» – einen Plan zur Modernisierung<br />

der Wirtschaft. Die Grundidee kann folgendermaßen<br />

formuliert werden: Um auf dem Weltmarkt<br />

wettbewerbsfähig zu bleiben, müssten die Arbeits-


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

kosten drastisch reduziert werden. Eine Strategie<br />

dafür ist, die Einwanderung nach Frankreich zu erhöhen;<br />

niedrig bezahlte Einwanderer, die nicht in der<br />

Lage sind, sich in Gewerkschaften zu organisieren,<br />

verdrängen die einheimischen Arbeiter. Verstörend<br />

ist auch der Vorschlag, die Staatsausgaben für Gesundheit,<br />

Bildung und Altersvorsorge drastisch zu<br />

reduzieren. Sarkozy hat sich nicht getraut, diesen<br />

radikalen Plan zu akzeptieren…<br />

Aber zurück zu Macron. Während seiner Tätigkeit<br />

in der Kommission gelang es ihm, die Sympathie<br />

von Attali zu gewinnen, der ihm seinem<br />

Freund François Enron vorstellte. Enron ist wiederum<br />

der beste Freund und Hauptpartner von David<br />

de Rothschild. Im selben Jahr 2008 wurde Macron<br />

von der Rothschild-Bank angeheuert, wo er schnell<br />

Karriere machte und in nur vier Jahren vom Analysten<br />

zum Partner aufstieg. Seine Provisionen überstiegen<br />

mehr als eine Million Euro pro Jahr, aber<br />

viel wertvoller waren die neuen Verbindungen in<br />

der Geschäftswelt und der neu erworbene Ruf eines<br />

«finanziellen Mozarts».<br />

Macrons größter Deal bei Rothschild war, dass<br />

er den Kauf der Sparte Babynahrung des US-Pharmakonzerns<br />

Pfizer durch Nestlé (für 11,9 Milliarden<br />

US-Dollar) eingefädelt hatte. Zu dieser Zeit traf er<br />

zum ersten Mal auf Matthieu Pigasse, den Direktor<br />

der französischen Niederlassung der Lazard-Bank,<br />

der denselben Kauf für seinen Kunden Danone tätigen<br />

wollte, aber scheiterte. Seither ist Pigasse sein<br />

größter Feind.<br />

Vorwärts – aber wohin?<br />

Im Jahr 2010 sollte Pigasse Wirtschaftsberater<br />

für Hollande werden, aber der allgegenwärtige Attali<br />

empfahl stattdessen – erfolgreich – Macron. In<br />

der Folge vermittelte dieser Herr, der fließend Englisch<br />

und Deutsch spricht, zwischen dem obersten<br />

Sozialisten Frankreichs und ausländischen Finanzkreisen.<br />

Wie der Guardian böswillig kolportierte,<br />

rief Hollande bei Kundgebungen: «Mein Hauptfeind<br />

ist das Finanzkapital!», während gleichzeitig Rothschilds<br />

Bankoffizier Macron in die City of London<br />

flog, um den dortigen Bankern zu versichern, dass<br />

unter Präsident Hollande alles beim Alten bliebe.<br />

2012 wurde Hollande Präsident, Macron verließ<br />

die Bank von Rothschild und wurde stellvertretender<br />

Generalsekretär des Élysée-Palastes. Im Jahr<br />

2014 übernahm er als «junger Reformator» das Wirtschaftsministerium<br />

– er trat an die Stelle des langjährigen<br />

Freundes und Geschäftspartners von Pigasse,<br />

Arnaud Montebourg. Hollande gab ihm Carte<br />

blanche für die Modernisierung, und Macron präsentierte<br />

einen Gesetzentwurf mit mehr als 300 Abschnitten<br />

zur Marktliberalisierung – nach Expertenmeinung<br />

im Kern von der Attali-Kommission des<br />

Jahres 2008 übernommen: Förderung von Einwanderung,<br />

Zerstörung des Kündigungsschutzes, Ausdehnung<br />

der Arbeitszeit auch durch Wochenendund<br />

Nachtschichten, Öffnung für Billigkonkurrenz<br />

im Dienstleistungssektor.<br />

Die Arbeiter lehnten diesen Vorstoß vehement<br />

ab, es gab massive Proteste. Im Parlament hatte<br />

der Gesetzentwurf keinerlei Chance auf Verabschiedung.<br />

Hollande hat dann sein Privileg ausgenutzt,<br />

bestimmte Gesetze ohne Zustimmung des Parlaments<br />

zu erlassen und das Lex Macron im August<br />

2015 in Kraft gesetzt.<br />

Im Jahr 2016, als Hollande in Umfragen immer<br />

schlechter abschnitt, passierte etwas Ungewöhnliches:<br />

Aus dem Nichts entstand die Bewegung Jugend<br />

für Macron. Es ist schwer vorstellbar, dass<br />

sich die Jugend in einem Land mit rückläufiger<br />

Wirtschaft plötzlich hinter den unpopulären Wirtschaftsminister<br />

stellt. Doch mehrere tausend Menschen<br />

wurden Teil der neuen Bewegung… Daraufhin<br />

gründete Macron seine eigene Partei mit dem<br />

diffusen Namen Vorwärts (En marche). Zu den Kundgebungen<br />

strömten riesige Massen – und dies zu<br />

einer Zeit, als die Sozialisten mit großer Anstrengung<br />

gerade ein paar hundert Menschen zu ihren<br />

Veranstaltungen locken konnten.<br />

Das Programm von Macron bleibt ungenau. Er<br />

verurteilt die Terroranschläge, aber hat nicht die<br />

Absicht, die Grenzen zu schließen oder die Einwanderung<br />

zu beschränken; er verspricht, die militärischen<br />

Ausgaben zu erhöhen, [aber anders als<br />

Charles De Gaulle, der das auch gemacht hat] ohne<br />

dass Frankreich aus der NATO-Militärstruktur aus-<br />

Sieg des Systems<br />

Ergebnis der Präsidentschaftswahl<br />

(2. Wahlgang) in Frankreich<br />

<strong>2017</strong><br />

33,94<br />

Emmanuel Macron<br />

(En Marche!)<br />

Marine Le Pen<br />

(Front National)<br />

Quelle: Statista<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

66,06<br />

Macron verdiente<br />

bei Rothschild<br />

mehr als eine Million<br />

Euro pro Jahr.<br />

Für sie ist Macron der Präsident der<br />

Konzerne: Protestdemonstration in<br />

Paris am 9. Mai gegen den neuen<br />

französischen Staatschef. Foto: picture<br />

alliance / abaca<br />

33


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

Der große Bruder<br />

Auch einer etablierten Zeitung<br />

wie der FAZ ist der neue französische<br />

Präsident nicht ganz<br />

geheuer. Einen Tag vor der Stichwahl<br />

um den Élysée-Palast veröffentlichte<br />

das Blatt ein Portrait,<br />

das sich unter anderem auf<br />

das neue Buch von Anne Fulda<br />

Emmanuel Macron – Un jeune<br />

homme si parfait (etwa: Ein allzu<br />

perfekter junger Mann) stützte.<br />

Auszüge:<br />

«Eine besonders schillernde<br />

Gestalt in der Galerie der<br />

Macron-Förderer ist David de<br />

Rothschild. ”Einen großen Bruder”<br />

soll Macron ihn einmal<br />

genannt haben. Der Mann (…)<br />

hält nicht nur große Stücke auf<br />

Macron. ”Ich bin ihm tief verbunden”,<br />

wird Rothschild von Fulda<br />

zitiert. (…) Am Wahlabend in<br />

der Messehalle an der Porte de<br />

Versailles jubelten ihm einige<br />

Rothschild-Banker begeistert<br />

zu. (…)<br />

Die Beziehung ihres Sohnes zu<br />

seiner Frau beschreibt die Mutter<br />

[Macrons] als rein symbolisch:<br />

”Man könnte Laetitia<br />

Casta vor ihm entkleiden, das<br />

würde ihm nichts anhaben.”(…)<br />

”Emmanuel Macron? Er wirkt ein<br />

wenig wie ein Mutant”, sagte<br />

der Schriftsteller Michel Houellebecq<br />

im Januar im staatlichen<br />

Sender France 2. (…) Fulda<br />

bezeichnet ihn [Macron] als<br />

”asexuellen Don Juan”.»<br />

Anzeige<br />

tritt. In der Tat bleibt Macron der immergleiche Globalist,<br />

der beispielhafte Schüler von Attali, der sich<br />

auf die Slogans der europäischen Einheit fokussiert.<br />

Er kritisiert sowohl Links als auch Rechts und versuchte,<br />

Wähler zu gewinnen, die traditionell für die<br />

Sozialisten stimmen, und auch diejenigen, denen<br />

der Front National von Marine Le Pen zu radikal ist.<br />

Der Charmeur<br />

Mit seinem plötzlichen Erscheinen in der Politik<br />

startete Macron unglaublich durch. Journalisten<br />

tragen ihn buchstäblich auf Händen. Frauenmagazine<br />

nennen ihn ein neues Sex-Symbol und<br />

einen Traum für jede französische Frau. Einflussreiche<br />

Zeitungen stellen die Vorteile seiner zentristischen<br />

Position heraus. Soziologen prognostizieren<br />

seinen Sieg. Und niemand publiziert irgendetwas,<br />

das ihn ernsthaft diskreditieren könnte. Im Frühjahr<br />

<strong>2017</strong>, als umfangreiche Medienkritik die Chancen<br />

seiner Hauptkonkurrenten Marine Le Pen und François<br />

Fillon dezimierte, blieb Macron von allen Skandalen<br />

verschont.<br />

Macrons Gesetz war so verhasst,<br />

dass es der Präsident am Parlament<br />

vorbei in Kraft setzen musste.<br />

Dabei ist das Privatleben von Macron potentiell<br />

tödlich für einen Politiker, aber die Medien haben<br />

daraus eine zutiefst romantische Geschichte gemacht.<br />

Immerhin ist seine Frau, Brigitte Trogneux,<br />

24 Jahre älter als er. An ihrem Hochzeitstag im Jahr<br />

2007 waren er 29 und sie 53 Jahre alt. Macron erzählte<br />

Reportern, dass er sich im Alter von 15 Jahren<br />

in seine zukünftige Frau verliebt hat, als sie Französisch<br />

in seiner Schule unterrichtete. Danach absolvierte<br />

er Gymnasium und Universität, reiste um<br />

die Welt, machte Karriere – blieb aber während dieser<br />

14 Jahre seiner ersten Liebe treu.<br />

Trotz ihrer fehlenden Plausibilität spricht die Geschichte<br />

Journalisten an. Bilder von Macron, Hand<br />

in Hand mit seiner Frau, oder von Macron mit einer<br />

Flasche Babynahrung beim Füttern ihrer Enkelkinder<br />

wurden von allen Zeitungen im Land veröffentlicht.<br />

Modezeitschriften kürten Brigitte Trogneux zur «Stilikone».<br />

Eine clevere politische Strategie: Frankreich<br />

altert, unter den Wählern sind immer mehr Frauen<br />

im Ruhestand. Für sie gibt es jetzt eine Fülle von Filmen,<br />

in denen sich junge hübsche Männer in eine<br />

alternde Frau verlieben. Die Familienidylle von Macron<br />

wurde für sie entworfen und ist auf sie abgestimmt.<br />

Allerdings werden in den Boulevardzeitungen<br />

auch regelmäßig Gerüchte veröffentlicht, dass<br />

Macron der Liebhaber von Mathieu Gallet, dem Präsidenten<br />

von Radio France, sei – aber hierfür gibt<br />

es keine Beweise.<br />

Nachdem Macron ankündigte, am Rennen um<br />

die Präsidentschaft teilzunehmen, gaben ihm die<br />

Franzosen den Spitznamen «Kandidat von Rothschild».<br />

Darin liegt keine Verschwörung: Die berühmte<br />

Familie unterhält seit Generationen freundschaftliche<br />

und geschäftliche Beziehungen zu französischen<br />

Politikern, von Charles de Gaulle über<br />

Georges Pompidou bis hin zu Nicolas Sarkozy. Der<br />

ehemalige Generalsekretär des Élysée-Palastes,<br />

François Perol, sowie der Kabinettschef von Ministerpräsident<br />

Pierre Bérégovoy, Nicolas Bazire, haben<br />

ganz offiziell für die Bank von Rothschild gearbeitet.<br />

Unser kleines Schwarzes<br />

<strong>COMPACT</strong>-Edition dokumentiert, was Sie<br />

nicht wissen sollen. Mit Belegen und Quellen.<br />

Putin ist böse, Merkel ist gut, unsere Presse ist frei? Statt vorgefertigter<br />

Meinungen fi nden Sie hier ausschließlich Originalzitate<br />

– damit Sie sich selbst ein Bild machen können.<br />

Jede <strong>COMPACT</strong>-Edition hat 124 Seiten im handlichen Format und<br />

ist mit Hochglanz und Klebebindung eine echte Versuchung.<br />

*inkl. MwSt<br />

Bestellung unter:<br />

shop@compact-mail.de<br />

FAX 03327 - 569 86 17<br />

compact-shop.de<br />

Nur 8,80 €<br />

zzgl. Versand<br />

*


Tillersons Rache<br />

_ von Bernhard Tomaschitz<br />

Venezuela droht, im Chaos zu versinken, die Vereinigten Staaten trommeln für einen<br />

Regimewechsel. Der neue US-Außenminister heizt die Stimmung an – kein Wunder,<br />

denn als Chef von Exxon Mobil musste er zusehen, wie die Linksregierung in Caracas<br />

dessen Ölanlagen enteignete.<br />

Straßenschlachten, Streiks, Anschläge, Razzien:<br />

Venezuela steckt seit Monaten in einer tiefen politischen<br />

Krise. Als das Land vollständig im Bürgerkrieg<br />

zu versinken drohte, berief Präsident Nicolas Maduro<br />

am 1. Mai eine verfassunggebende Versammlung<br />

von «Bürgern ohne Politiker» ein. Der Plan des<br />

sozialistischen Staatschefs wurde, wie erwartet,<br />

von der bürgerlichen Opposition, die bei der Parlamentswahl<br />

im Dezember 2015 eine klare Mehrheit<br />

erreichen konnte, abgelehnt. «Die Venezolaner<br />

wollen keine neue Verfassung, sondern einen neuen<br />

Präsidenten. Es ist absurd, dass Maduro eine verfassunggebende<br />

Versammlung einberuft, wenn das<br />

Volk auf der Straße seinen Abschied fordert», sagte<br />

etwa der Abgeordnete Juan Matheus.<br />

Tatsächlich sind in Venezuela Massendemonstrationen<br />

der Opposition an der Tagesordnung – genau<br />

wie Ausschreitungen, bei denen im April rund<br />

30 Menschen ums Leben kamen. Und anders als<br />

von westlichen Mainstream-Medien dargestellt,<br />

handelt es sich bei den Opfern nicht ausschließlich<br />

um Regierungsgegner. Einmal wurde ein 14-Jähriger<br />

von einer Gruppe Maskierter erschossen, die in<br />

einem Wohnviertel wahllos auf Menschen feuerten,<br />

ein anderes Mal starb ein Polizist direkt vor einer Oppositionskundgebung<br />

durch eine Kugel in die Brust.<br />

Auch gibt es zahlreiche Berichte von Plünderungen.<br />

Finanzierte Subversion<br />

Teilen der Opposition geht es offensichtlich darum,<br />

ein Klima der Angst und Gewalt zu schaffen, um<br />

den von den USA gewünschten Regimewechsel in<br />

Caracas zu beschleunigen. So hat Maduro wiederholt<br />

Washington für die explosive Lage verantwortlich<br />

gemacht. In der Tat sind der Supermacht die<br />

seit 1999 regierenden linkssozialistischen Chavistas<br />

– zuerst der charismatische Hugo Chavez, nach<br />

dessen Tod 2013 der glücklose Maduro – ein Dorn<br />

im Auge, zumal sie enge Beziehungen zu Russland<br />

und China pflegen. Und weil Chavez und Maduro in<br />

Lateinamerika, dem Hinterhof von Uncle Sam, für<br />

Unruhe sorgen, wird ihnen autoritäres Gehabe un-<br />

Mit Helmen und Gasmasken lieferten<br />

sich diese Demonstranten<br />

am 8. Mai vor dem Bildungsministerium<br />

in Caracas eine Straßenschlacht<br />

mit der Polizei. Foto: picture<br />

alliance / abaca<br />

Exxon Mobil verlor<br />

durch die Enteignung<br />

fast 16 Milliarden<br />

Dollar.<br />

35


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

Auch China<br />

mischt mit<br />

36<br />

«Von Beginn der Bolivarischen<br />

Revolution [von Hugo Chavez]<br />

an hat sich ein starker US-Interventionismus<br />

gegenüber Venezuela<br />

entwickelt. (…) Aktuell<br />

kommt zu den aktuellen Drohungen<br />

von Admiral Kurt W.<br />

Tidd, Befehlshaber des Südkommandos<br />

der US-Streitkräfte,<br />

am 6. April <strong>2017</strong>, wonach die<br />

”humanitäre Krise” in Venezuela<br />

eine regionale Antwort erforderlich<br />

machen könnte, und der<br />

durch die jüngsten Luftangriffe<br />

auf Syrien offensichtlich gewordenen<br />

aggressiven Außenpolitik<br />

Donald Trumps der Versuch Luis<br />

Almagros, des Generalsekretärs<br />

der Organisation Amerikanischer<br />

Staaten (OAS), (…) einen Prozess<br />

zur ”Wiederherstellung<br />

der Demokratie” im Land einzuleiten.<br />

Wenn wir von Intervention sprechen,<br />

können wir nicht nur die<br />

USA erwähnen. In Venezuela<br />

nehmen die chinesischen Eingriffe<br />

in die Politik und die wirtschaftlichen<br />

Maßnahmen stetig<br />

zu. Dies führt zum Verlust der<br />

Souveränität, zu einer Zunahme<br />

der Abhängigkeit von der asiatischen<br />

Macht und der wirtschaftlichen<br />

Flexibilisierung. Ein Teil<br />

der Linken hat es vorgezogen,<br />

über diese Entwicklungen zu<br />

schweigen, da die einzig erwähnenswerte<br />

Einmischung jene der<br />

USA zu sein scheint. Diese Interventionen<br />

von außen entwickeln<br />

sich jedoch gleichermaßen, um<br />

eine transnationale Kapitalakkumulation<br />

und die Aneignung der<br />

Bodenschätze zu begünstigen,<br />

und sie haben überhaupt nichts<br />

mit den Forderungen des Volkes<br />

zu tun.» (Emiliano Teran Mantovani,<br />

venezolanischer Mitarbeiter<br />

der linken Rosa-Luxemburg-<br />

Stiftung, auf amerika21.de)<br />

Tillerson und sein saudischer Amtskollege<br />

Adel al-Dschubeir im März<br />

in Washington. Foto: U.S. Department<br />

of State<br />

Nicolas Maduro wurde nach dem Tod von Hugo Chavez 2013<br />

Präsident Venezuelas. Zuvor war der 1962 geborene Politiker<br />

Außenminister und Vizepräsident. Über das Charisma seines<br />

Vorgängers verfügt der 1,90 Meter große Mann jedoch nicht.<br />

Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com<br />

terstellt. Das wiederum liefert den Vorwand für eine<br />

Einmischung Washingtons, die angeblich der Demokratieförderung<br />

dient.<br />

Im Jahr 2014 etwa hatte der damalige Präsident<br />

Barack Obama im Budget der Entwicklungshilfebehörde<br />

USAID fünf Millionen Dollar eingeplant, «um<br />

zu helfen, die venezolanische Zivilgesellschaft und<br />

die demokratischen Institutionen zu stärken». Rege<br />

tätig ist auch das National Endowment for Democracy,<br />

das als «ziviler Arm der CIA» gilt. Die Nationale<br />

Demokratiestiftung wird im Wesentlichen aus<br />

US-Steuergeldern finanziert und unterstützt in Caracas<br />

Programme, die unter anderem der Förderung<br />

von «Menschenrechten», «Meinungsfreiheit» oder<br />

«unabhängigen Medien» dienen.<br />

Die Inflationsrate explodierte auf<br />

275 Prozent.<br />

Das Motiv der Einmischung dürften allerdings<br />

weniger die Menschenrechte als die Bohrrechte<br />

sein: Laut dem Factbook der CIA verfügt Venezuela<br />

mit geschätzten 300 Milliarden Fass über die<br />

weltweit größten Erdölreserven. Dieser schier unermessliche<br />

Schatz ist jedoch den US-Multis verschlossen,<br />

zumal Chavez 2007 deren venezolanische<br />

Tochterfirmen verstaatlichen ließ. Besonders<br />

betroffen war der Megamulti Exxon Mobil, der fast<br />

16 Milliarden Dollar verlor. Zwar klagte der Gigant<br />

dagegen, doch entschied 2014 ein Schiedsgericht,<br />

dass Venezuela nur 1,6 Milliarden Dollar an Entschädigung<br />

zahlen muss. Chef von Exxon Mobil war<br />

in diesen Jahren Rex Tillerson, der seit 1. Februar<br />

Außenminister der USA ist.<br />

Weil also Tillerson mit den Chavistas eine Rechnung<br />

offen hat, ist davon auszugehen, dass Maduro<br />

unter Präsident Donald Trump noch mehr im Visier<br />

der USA stehen wird als unter Obama. Ende Januar<br />

ließ der neue Mann im State Department bei seiner<br />

Anhörung im Kongress wissen: «Wenn ich [als Außenminister]<br />

bestätigt werde, würde ich eine enge<br />

Zusammenarbeit mit unseren Freunden in der [westlichen]<br />

Hemisphäre, insbesondere mit Venezuelas<br />

Nachbarn Brasilien und Kolumbien, aber auch mit<br />

internationalen Organisation wie der OAS [Organisation<br />

Amerikanischer Staaten] vorantreiben, um einen<br />

auf Verhandlungen beruhenden Übergang zu einer<br />

demokratischen Herrschaft in Venezuela zu erreichen.»<br />

Dass die Vereinigten Staaten die OAS für<br />

ihre Zwecke einspannen, hat Maduro übrigens erkannt<br />

und daraus die Konsequenzen gezogen: Am<br />

26. April kündigte er den Austritt Venezuelas aus<br />

dem Dachverband an, nachdem dieser seine Regierung<br />

wiederholt wegen angeblicher Verletzung demokratischer<br />

Normen kritisiert hatte.<br />

Zwar finden die Präsidentenwahlen in Venezuela<br />

turnusmäßig schon 2019 statt, aber so lange wol-


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

len die USA nicht warten. Maduro ist schwer angeschlagen,<br />

die katastrophale Wirtschaftslage wird<br />

ihm angelastet: In den letzten Jahren ist das Bruttoinlandsprodukt<br />

um fast ein Drittel geschrumpft, die<br />

Landeswährung Bolivar befindet sich im freien Fall,<br />

die Inflationsrate explodierte auf 275 Prozent – eine<br />

der höchsten weltweit. Zwar kann die Regierung zur<br />

Erklärung der Misere auf den anhaltend niedrigen<br />

Erdölpreis und damit auf die zusammengebrochenen<br />

Exporterlöse verweisen – aber die eigene Unfähigkeit<br />

wird sie damit nicht wegdiskutieren können.<br />

Hinzu kommt eine den gesamten Staatsapparat<br />

durchdringende Korruption, die es wohl auch bei<br />

einer konservativen Regierung gäbe, aber eine sozialistische<br />

Kraft besonders blamiert.<br />

Bürgerkrieg eingeplant<br />

Unabhängige Medien wie die ecuadorianische<br />

Zeitung El Telegrafo berichten indessen von einem<br />

«Wirtschaftskrieg» der USA gegen Maduro. So wurde<br />

bekannt, dass private Verteilerfirmen tonnenweise<br />

Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs,<br />

insbesondere Windeln und Klopapier, in Lagerhallen<br />

zurückhalten und so die Krise und in weiterer Folge<br />

den Unmut der Bevölkerung verstärken. Nach Angaben<br />

des Blatts wandten die USA dieselben Praktiken<br />

vor dem Sturz des chilenischen Präsidenten<br />

Salvador Allende 1973 an. Jedenfalls deckt sich das<br />

mit der Einschätzung des russischen Lateinamerikaexperten<br />

Nil Nikandrov aus dem Jahr 2015: «Die CIA<br />

führt einen geheimen Krieg, um ein negatives Image<br />

von Maduro in Venezuela sowie in gesamt Zentralamerika<br />

zu verbreiten.»<br />

Interessant ist auch, was Anfang März Shannon<br />

O’Neill von der einflussreichen Denkfabrik Council<br />

on Foreign Relations bei einer Anhörung des außenpolitischen<br />

Ausschusses des US-Senats sagte:<br />

«Venezuelas autoritäre Wende untergräbt die Ideale<br />

und die außenpolitischen Ziele der USA.» Der<br />

deshalb notwendige Regimewechsel werde wahrscheinlich<br />

zwar durch die Venezolaner selbst kommen,<br />

jedoch müssten Vorbereitungen unternommen<br />

werden, um einer künftigen, den USA aufgeschlossenen<br />

Regierung zu helfen. O‘Neill rechnet offensichtlich<br />

mit bürgerkriegsähnlichen Zuständen,<br />

denn er sprach sich dafür aus, dass die USA zusammen<br />

mit Kolumbien, Brasilien, Guyana und den<br />

Karibikstaaten Vorkehrungen für einen möglichen<br />

«Flüchtlingsanstieg» treffen und entsprechende Mittel<br />

an verschiedene Hilfsorganisationen und UN-<br />

Einrichtungen bereitstellen. Wörtlich war die Rede<br />

von «Zehntausenden Venezolanern, die auf der Suche<br />

nach Nahrung, medizinischer Versorgung und<br />

einem Neustart die Grenzen überschreiten».<br />

Energiegigant<br />

Venezuela<br />

Die größten Ölreserven der<br />

OPEC-Länder 2013 in Milliarden<br />

Barrel.<br />

Venezuela<br />

Saudi-Arabien<br />

Iran<br />

Irak<br />

Kuwait<br />

101,5<br />

157,8<br />

144,2<br />

265,8<br />

298,4<br />

Vereinigte Arabische Emirate<br />

97,8<br />

Quelle: Statista<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

Anzeige


«Wir müssen raus aus dem Euro»<br />

_ Joshua Tartakovsky im Gespräch mit Dimitris Kazakis<br />

38<br />

Griechenland taumelt in die nächste Krise – im Sommer ist Zahltag<br />

für den Schuldnerstaat, und die Kassen sind leer. Der linke Premier<br />

Alexis Tsipras ist mittlerweile so unbeliebt wie seine Vorgänger<br />

und sieht sich einer wachsenden Opposition gegenüber, angeführt<br />

unter anderem von der sozialpatriotischen Vereinigten Volksfront<br />

(EPAM). Wir baten ihren Vorsitzenden um ein Interview.<br />

Die griechische Ein-Euro-Münze<br />

zeigt die Abbildung einer athenischen<br />

4-Drachmen-Münze aus dem<br />

5. Jahrhundert vor Christi. Foto:<br />

Bildagentur Zoonar GmbH, shutterstock.com<br />

_ Dimitris Kazakis (* 1962)<br />

arbeitete lange im Management<br />

internationaler Firmen und gehörte<br />

von 1980 bis 1996 der Kommunistischen<br />

Partei an. Außerdem war<br />

er Kommentator der Zeitung<br />

Pontiki und des <strong>Magazin</strong>s Hellenic<br />

Nexus und gab das Buch Das<br />

griechische Pompeji – Chronik<br />

eines angekündigten Bankrotts<br />

heraus. – Joshua Tartakovsky ist<br />

ein israelisch-amerikanischer<br />

Journalist. – Übersetzung: Tobias<br />

Pfennig. Das Interview wurde für<br />

den Abdruck stark gekürzt.<br />

Die Europäische Union und der Internationale<br />

Währungsfonds kontrollieren Griechenland<br />

und vor allem dessen Finanzen. Wie ist die aktuelle<br />

Lage?<br />

Zur Zeit kommen mehr Menschen von rechts zu unserer<br />

Partei. Sie suchen nach einer patriotischen Organisation,<br />

die gegen das Besatzungsregime dieses<br />

Landes kämpft. Heutzutage spürt das jeder. Natürlich<br />

sind wir nicht unter militärischer Besatzung, aber<br />

wir sind unter Besatzung. Unser Staat ist nicht unser<br />

Staat, noch nicht einmal formell. Wir haben Fremde,<br />

die alles kontrollieren. Es gibt keine Möglichkeit,<br />

dass griechische Staatsbürger Schutz und Gerechtigkeit<br />

von einer dieser Institutionen erwarten dürfen.<br />

Wie ist die gegenwärtige Situation mit den<br />

Migranten? In Griechenland sind mehr als<br />

65.000, oder?<br />

Ja. Sie sind im ganzen Land verteilt. Natürlich sind<br />

sie auch auf den Inseln. Wir haben um die 35 Hotspots<br />

[Aufnahmelager]. Die meisten Migranten<br />

kommen derzeit aus Algerien und Marokko, nicht<br />

aus [den Kriegsgebieten in] Syrien, Irak, Afghanistan<br />

oder Pakistan. Es kommen etwa 100 am Tag –<br />

was lange nicht so schlimm ist wie im Jahr 2015,<br />

als täglich etwa 3.000 kamen. Das größte Problem<br />

ist aktuell, dass wir es mit einer Eskalation in der<br />

Ägäis zu tun haben – aufgrund der Provokationen,<br />

die von der Türkei ausgehen. Sie suchen nach einer<br />

Art Kriegskonfrontation, die vielleicht in den nächsten<br />

Monaten zustande kommen könnte. Denn Erdogan<br />

braucht Unterstützung, um seine Position während<br />

der gegenwärtigen Umwälzungen zu stärken.<br />

Soros will die nationale Identität<br />

der Völker zerstören.<br />

Zur Zeit mieten die NGOs und die Vereinten Nationen<br />

Häuser, um die Migranten aus den Hotspots<br />

zu holen und um ihnen einen permanenten Aufenthalt<br />

zu ermöglichen, ohne irgendwelche legalen Papiere.<br />

Die Syrer, das sind keine Flüchtlinge. Entweder<br />

haben sie ihr Land verlassen, um nicht in der<br />

eigenen Armee zu dienen, oder sie haben für die andere<br />

Seite gekämpft. Die Logik gebietet, dass man<br />

sich mit der syrischen Regierung in Verbindung setzen<br />

und diese Menschen zurückschicken sollte.


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

Der ungarische Premierminister Viktor Orban<br />

hat den US-Megaspekulanten George Soros<br />

als einen der Drahtzieher der Flüchtlingsströme<br />

beschuldigt…<br />

Ja. Viele der NGOs sind auf der Gehaltsliste von<br />

Soros.<br />

Was ist seine Agenda?<br />

Sie besteht darin, die nationale Identität der Völker<br />

zu zerstören. Denn wenn Du glaubst, dass dieses<br />

Land Dir gehört, wirst Du für Dein Land kämpfen.<br />

Kein Migrant und kein Flüchtling wird aber für<br />

dieses Land kämpfen. Indem man die Grenzen öffnet,<br />

zerstört man die Rechtmäßigkeit, die Rechtsordnung<br />

oder die Bedeutung der Gesetze innerhalb<br />

des Landes und natürlich das Völkerrecht. Und ohne<br />

Rechtsstaatlichkeit sind wir verloren, vor allem die<br />

weniger mächtigen Länder und die weniger mächtigen<br />

Völker.<br />

Viele linke Parteien sind absolut blind, was<br />

die Migranten angeht, sie pochen auf deren<br />

Unschuld. Es scheint ganz so, als unterstützen<br />

sie die Flüchtlinge mehr als ihr eigenes<br />

Volk. Wie erklären Sie sich diese Diskrepanz?<br />

Die meisten der Euro-linken Organisationen sind<br />

auf der Gehaltsliste von Soros. Ich nenne sie «Soros‘<br />

linken Flügel». Gehen Sie auf die offizielle Website<br />

von Open Society [eine der Soros-Stiftungen].<br />

Sie werden sehen, dass die meisten von ihnen für<br />

NGOs arbeiten oder mit Open Society zusammenarbeiten.<br />

Sie haben Geld, und sie haben eine Menge<br />

Leute, die für sie arbeiten. In einem Land mit<br />

mehr als 30 Prozent Arbeitslosigkeit die Möglichkeit<br />

zu haben, ohne substanzielle Kosten ein linker<br />

Revolutionär zu werden, ist einfach – und deshalb<br />

fällt es vielen schwer, auf das Geld von Soros<br />

zu verzichten.<br />

Die meisten Griechen sind mittlerweile der<br />

Meinung, dass es ein Fehler war, der EU beizutreten<br />

– und viele Deutsche wollen auch,<br />

dass Griechenland geht.<br />

Gerhard Schröders Regierung [1998 bis 2002] wollte<br />

Griechenland in der Eurozone. Um das zu durchzusetzen,<br />

haben sie alle verfälschten Wirtschaftsdaten<br />

der griechischen Regierung in Kauf genommen.<br />

Also würde es Sie nicht traurig stimmen,<br />

wenn Deutschland Griechenland aus dem<br />

Euro schmeißt?<br />

Nein, natürlich nicht. Die Sache ist die, dass wir<br />

nicht zu den Konditionen von Wolfgang Schäuble<br />

gehen wollen – wir wollen es auf eigene Faust tun.<br />

Wir berufen uns auf den 50. Artikel des Lissaboner<br />

Vertrages und kündigen an, dass wir die EU und<br />

die Eurozone verlassen wollen und dass wir nicht<br />

für irgendwelche Schäden zahlen werden. Denn die<br />

Eurokraken unter sich: Martin<br />

Schulz und George Soros 2012<br />

in Brüssel. Foto: European Union<br />

2012 – EP<br />

Wir wollen nicht zu<br />

den Konditionen<br />

von Schäuble raus.<br />

Dimitris Kazakis. Foto: Kazakis<br />

Euro-Opfer Griechenland<br />

Acht Jahre nach dem offenen Ausbruch der Krise<br />

bleiben Schuldenstand und Arbeitslosigkeit hoch.<br />

Staatsverschuldung in Milliarden Euro<br />

264<br />

330<br />

305<br />

322 318<br />

2008<br />

2010<br />

2012<br />

2014<br />

2016<br />

Arbeitslosenqoute<br />

24,4<br />

26,5<br />

23,8<br />

12,7<br />

7,7<br />

2008<br />

2010<br />

2012<br />

2014<br />

2016<br />

Quelle: Statista<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

39


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

Arme sollen zahlen<br />

Widerstand gegen das Austeritäts-Diktat?<br />

Den hat Griechenlands<br />

Syriza-geführte Regierung<br />

schon lange aufgegeben. Nun<br />

stehen neue Zumutungen für das<br />

Volk bevor. So sollen ab 2019<br />

die Renten um bis zu 18 Prozent<br />

gekürzt und 2020 die Steuerfreibeträge<br />

für geringe Einkommen<br />

abgesenkt werden. Ziel sind Einsparungen<br />

in Höhe von zwei Prozent<br />

des Bruttoinlandsprodukts.<br />

Zudem wird das Arbeitsrecht<br />

reformiert, um Entlassungen zu<br />

erleichtern. Auch weitere Privatisierungen<br />

von Staatseigentum<br />

sind geplant. Dies sieht die Einigung<br />

zwischen Athen sowie der<br />

Europäischen Zentralbank, dem<br />

Euro-Rettungsfonds und dem<br />

Internationalen Währungsfonds<br />

vor. Im Gegenzug dürfte die EU<br />

weitere sogenannte Hilfsgelder<br />

für Griechenland freigeben,<br />

über deren Höhe die EU-Finanzminister<br />

nach Redaktionsschluss<br />

beraten wollten.<br />

Anzeige<br />

Schäden, die unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft<br />

im Euro erlitten hat, sind abgrundtief. Und in<br />

der Folge werden wir unsere eigene nationale Währung<br />

einführen und unserem eigenen Weg folgen.<br />

Wir wollen keine multikulturellen<br />

Gesellschaften.<br />

Viele Griechen haben Angst, dass, wenn sie<br />

wieder zur Drachme zurückkehren, es wie in<br />

Nordkorea sein könnte: Das Land wird total<br />

isoliert, alles wird sehr teuer. Sie werden kein<br />

Geld haben, um sich irgendwas zu kaufen.<br />

Wenn man isoliert ist, dann nur, wenn man es selbst<br />

will. Nordkorea ist isoliert, weil sie selbst beschlossen<br />

haben, isoliert zu sein – und nicht, weil die internationale<br />

Gemeinschaft das so beschlossen hat.<br />

Selbst mit Kuba gibt es jetzt eine Annäherung, weil<br />

auch die USA eingesehen haben, dass ein Embargo<br />

nicht zielführend ist. Es ist noch viel komplizierter,<br />

ein Embargo gegen Griechenland zu machen.<br />

Denn 60 Prozent des Außenhandels der Eurozone<br />

wird mit dem Osten abgewickelt, durch unsere Gewässer<br />

und unsere Häfen. Wir sind also in einer<br />

geostrategisch sehr wichtigen Position. Russland<br />

würde gerne Zugang zur Ägäis haben. Zur Zeit geht<br />

das nicht, da die NATO die Ägäis kontrolliert. Sobald<br />

wir die EU verlassen, wird vieles leichter, auch<br />

für Russland.<br />

Also würde das bedeuten, Ihr müsst auch aus<br />

der NATO raus…<br />

Zumindest werden wir mit der NATO neu verhandeln,<br />

und dann werden wir sehen. Natürlich sind<br />

wir gegen die NATO.<br />

Was sagen Sie über Geert Wilders’ Kritik am<br />

Islam und darüber, dass man jegliche politische<br />

Korrektheit vergessen soll, wenn es um<br />

das Migrantenproblem geht?<br />

Das ist wahr. Es ist eine ähnliche Position, die wir<br />

hier in Griechenland eingenommen haben. Aber wir<br />

haben kein Problem mit dem Islam. Wir waren 400<br />

Jahre unter der Besetzung des Islams, und trotzdem<br />

haben wir unsere nationale Identität oder Kultur<br />

nicht verloren. Das Problem ist nicht der Islam,<br />

das Problem ist der Imperialismus. Der Imperialismus<br />

spielt den Islam gegen das Christentum aus<br />

und umgekehrt. Wir wollen keine multikulturellen<br />

Gesellschaften. Wir wollen nationale Gesellschaften<br />

mit dem Recht des Volkes auf sein eigenes Erbe,<br />

seine eigene Religion und seine eigenen Überzeugungen.<br />

Das ist ein Menschenrecht.<br />

*Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Nur solange der Vorrat reicht!<br />

Unverschämt!<br />

Pegida verschenkt<br />

<strong>COMPACT</strong>-Abos<br />

Wer jetzt sein Lügenpresse-Abo kündigt und stattdessen<br />

<strong>COMPACT</strong> abonniert, bekommt das erste Bezugsjahr kostenlos!*<br />

Hier anmelden: www.pegida.compact-abo.de<br />

Die Bürgerbewegung · www.pegida.de<br />

Jeden Montag 18:30 live in Dresden


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

Putsch in Mazedonien<br />

_ von Jürgen Elsässer<br />

Ganz nach der Blaupause der Neuen Weltordnung: Moslems und Linke zerstören mit<br />

Unterstützung von USA und Europäischer Union einen christlichen Staat und ebnen<br />

den Weg für ein Großalbanien.<br />

Es war wie auf einem Gemälde von Eugène Delacroix,<br />

wie in einem Film von Emir Kusturica: Eine<br />

riesige Menschenmenge stürmt das Parlament in<br />

Skopje und verprügelt Abgeordnete. Man sieht Muskelprotze<br />

mit nacktem Oberkörper, bei den Omas<br />

blitzen die Goldzähne, über den leeren Parlamentsbänken<br />

werden Nationalfahnen geschwenkt, auf<br />

den billigen Plätzen haben Marktweiber ihren Spaß,<br />

Teenager knutschen. Schließlich singen alle zusammen<br />

die Nationalhymne. Gibt es einen schöneren<br />

Anblick als diesen, wenn das Volk die angeblichen<br />

Volksvertreter zur Seite schiebt und selbst wieder,<br />

wenigstens für einige Stunden, als politisches Subjekt<br />

im Zentrum der Macht sichtbar wird?<br />

Unsere Medien hielten die Berichte über diesen<br />

27. April <strong>2017</strong> kurz – vielleicht, damit die Leser in<br />

Bezug auf den Reichstag nicht auf dumme Gedanken<br />

kommen. Besonders engagierte Westmedien<br />

schimpften auf die «Nationalisten», die mit gewalttätigen<br />

Methoden die Demokratie gefährdet hätten.<br />

Das ist auf den ersten Blick verwunderlich, denn<br />

beim letzten Parlamentssturm in Europa, in den Oktobertagen<br />

des Jahres 2000 in Belgrad, war dieselbe<br />

Journaille hellauf entzückt gewesen und hatte<br />

die militanten Demonstranten als Freiheitskämpfer<br />

bejubelt. Woher der doppelte Maßstab bei der Bewertung<br />

gleichartiger Ereignisse kommt, ist allerdings<br />

klar: Vor 17 Jahren ging es in Serbien um einen<br />

Aufstand zur Beseitigung des gewählten Präsidenten<br />

Slobodan Milosevic, der sich seit zehn Jahren<br />

recht erfolgreich gegen das Vordringen der NATO<br />

und des Islams auf dem Balkan wehrte. Die aktuelle<br />

Situation in Mazedonien ist spiegelverkehrt: Dort<br />

kämpfen die Demonstranten nicht für den Sturz, sondern<br />

für den Erhalt der bisherigen Regierung. Diese<br />

ist den Propagandisten einer neuen Weltordnung<br />

ähnlich verhasst wie damals die serbische: Weil sie<br />

sich dem Machtanspruch aus Brüssel nicht beugen<br />

und vor den Mohammedanern nicht kapitulieren will.<br />

Wie aber kamen Demonstranten, die den Staat<br />

verteidigen wollen, auf den anarchistischen Einfall,<br />

das Parlament zu stürmen? Das hing damit zusammen,<br />

dass sich genau dort das Zentrum einer staatsfeindlichen<br />

Verschwörung entwickelt hatte und an<br />

jenem 27. April zur Aktion schritt: Zum Präsidenten<br />

des Parlaments wurde nämlich ein Mann gewählt,<br />

der Mazedonien mit der Waffe in der Hand bekämpft<br />

hatte – der Moslem Talat Xhaferi. Er war unter<br />

dem Decknamen «Kommandant Forina» im Jahr<br />

2001 einer der Befehlshaber der albanischen Untergrundarmee<br />

UCK gewesen, ihm wird die Verantwortung<br />

für ein aus dem Hinterhalt verübtes Massaker<br />

der Terroristen an acht Polizisten und Armeeangehörigen<br />

zugeschrieben. Und seine Ernennung<br />

zum Parlamentspräsidenten war «klar rechtswidrig»,<br />

wie der frühere österreichische Botschafter Harald<br />

W. Kotschy in der Wiener Zeitung feststellte. Kotschy<br />

weiter: «Der Wahlvorgang am 27. April durch<br />

Abgeordnete der Sozialisten und albanischer Parteien<br />

erfolgte nämlich nach Schluss der regulären<br />

Parlamentssitzung außerhalb des Plenarsaales und<br />

auch nur mit 59 der erforderlichen 61 Stimmen. Von<br />

den USA und der EU wurde Xhaferi dennoch als neuer<br />

Parlamentspräsident akklamiert, ein (albanischstämmiger)<br />

Mitarbeiter des Präsidiumssekretariates<br />

stellte – ebenfalls rechtswidrig – die für das<br />

Amtsblatt erforderliche Urkunde über die ”gesetzesmäßige<br />

Wahl” mit Siegel und Unterschrift aus.»<br />

Das Volk erobert das Parlament:<br />

Am 27. April stürmten Hunderte<br />

das 1938 errichtete Gebäude in<br />

Skopje. Foto: picture alliance/AP<br />

Photo<br />

Der neue Parlamentspräsident<br />

war einst Terrorist<br />

der albanischen<br />

Untergrundarmee<br />

UCK.<br />

41


<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

Explosiver Cocktail<br />

Den meisten Lesern dürfte<br />

der mazedonische Fruchtsalat<br />

bekannter sein als das Land<br />

selbst. Die Wortschöpfung verweist<br />

auf die bunte Vermischung<br />

Mazedoniens mit den Nachbarstaaten:<br />

Die Sprache gleicht<br />

dem Bulgarischen, viele Bürger<br />

begreifen sich als Serben – und<br />

mit Griechenland, in dem es eine<br />

Provinz namens Makedonien<br />

gibt, streitet man sich um das<br />

Erbe Alexanders des Großen.<br />

Am gefährlichsten ist freilich der<br />

albanische Bevölkerungsteil: Im<br />

Unterschied zu den christlichen<br />

Slawen handelt es sich um Moslems.<br />

In den Jahrhunderten der<br />

osmanischen Besetzung stellten<br />

sie das Herrenvolk, das die<br />

Ungläubigen schikanieren und<br />

ausbeuten konnte.<br />

In seinen aktuellen Grenzen entstand<br />

Mazedonien als Teilrepublik<br />

von Tito-Jugoslawien. Nach<br />

der Abspaltung 1991 hielt es<br />

sich aus den Kriegen der Milosevic-Ära<br />

vollständig heraus.<br />

Obwohl die albanische Minderheit<br />

niemals unterdrückt wurde,<br />

begann sie 2001 einen blutigen<br />

Aufstand. Der deutsche Außenminister<br />

Joschka Fischer schwadronierte:<br />

«Die albanische Frage<br />

ist wieder offen».<br />

Skopje schützt Europa: Afghanen<br />

vor der geschlossenen griechischmazedonischen<br />

Grenze im Februar<br />

2016 bei Idomeni. Foto: picture alliance<br />

/ AP Photo<br />

Der Pakt von Tirana<br />

Um was geht es? Mazedonien ist ein christlichslawischer<br />

Staat mit einer gefährlichen Minderheit<br />

islamischer Albaner, etwa 25 Prozent der Bevölkerung.<br />

Diese machten 2001 einen Aufstand (ähnlich<br />

wie im benachbarten Kosovo), der von der EU auf typische<br />

Weise befriedet wurde: Die Guerilla musste<br />

die Waffen niederlegen – durfte aber politische Parteien<br />

bilden und wurde mit Ministerposten belohnt.<br />

Seither regiert in Skopje immer eine größere Slawenpartei<br />

mit einem kleineren albanischen Koalitionspartner.<br />

Das wackelige Konstrukt hielt, solange<br />

sich die Minderheitenparteien dem Staatswohl zumindest<br />

auf dem Papier verpflichtet fühlten.<br />

Doch diese Verpflichtung haben sie Ende 2016<br />

aufgekündigt. In einer gemeinsamen Erklärung forderten<br />

die Skipetarenvertreter umfangreiche Sonderrechte<br />

als Vorbedingung für jede künftige Regierungsbeteiligung:<br />

Albanisch müsse zur gleichberechtigten<br />

zweiten Staatssprache werden; deswegen<br />

müssten alle Banknoten sowie auch Hymne und<br />

Flagge des Landes ersetzt werden; alle Gerichtsverfahren,<br />

an denen Bürger ihrer Volksgruppe beteiligt<br />

sind, seien durch internationale Beobachter zu<br />

überwachen. Das ist besonders dreist vor dem Hintergrund,<br />

dass die Minderheitenrechte in Mazedonien<br />

ohnedies großzügiger sind als irgendwo sonst<br />

in Europa. Besonders pikant: Der Forderungskatalog<br />

wurde in Tirana, der Hauptstadt des benachbarten<br />

Albanien, beschlossen, wohin dessen Ministerpräsident<br />

Edi Rama seine mazedonischen Glaubensbrüder<br />

eingeladen hatte. Rama fordert, dass<br />

sich die slawische Republik umwandelt in eine Art<br />

Föderation, die «von zwei gleichberechtigten Entitäten<br />

gebildet wird, Mazedoniern und Albanern» –<br />

ein Aufruf zur Spaltung des Landes. Kotschy sieht<br />

dahinter weitergehende Ziele der Skipetaren: «Ihr<br />

Endziel ist und bleibt seit Jahrzehnten gleich: eine<br />

Sezession in Richtung Großalbanien.» Dazu passt,<br />

dass der durchgetrickste Parlamentspräsident Xhaferi<br />

als eine seiner ersten Amtshandlungen die Flagge<br />

mit dem schwarzen Adler auf rotem Grund auf<br />

seinen Schreibtisch stellte.<br />

Der Verrat der Sozialisten<br />

Ebenfalls zu Jahresende 2016 gab es Parlamentswahlen<br />

im Land. Die konservative Partei VMRO wurde<br />

wieder stärkste Kraft, musste aber Prozentpunkte<br />

an die sozialdemokratische SDSM abgeben. Wie<br />

in früheren Jahren hätte die VMRO dennoch wieder<br />

eine Koalition mit der albanischen DUI bilden können<br />

– doch die forderte die Erfüllung des Tirana-Paktes,<br />

was die VMRO ablehnte. Die Sozis hatten solche<br />

patriotischen Skrupel nicht und unterschrieben<br />

eine Regierungsvereinbarung mit den Separatisten.<br />

«Ihr Endziel ist und bleibt seit<br />

Jahrzehnten gleich: eine Sezession<br />

in Richtung Großalbanien.»<br />

<br />

Kotschy<br />

Der VMRO-nahe Staatspräsident Gjorge Ivanov<br />

weigert sich, ein solches Kabinett zu vereidigen,<br />

im Parlament schob die VMRO die Abstimmungen<br />

zur Regierungsbildung mit Geschäftsordnungstricks<br />

immer wieder hinaus. In dieser Situation beschlossen<br />

die neuen Partner, sich am Gesetz vorbei an die<br />

Macht zu putschen – und der erste Schritt war die<br />

illegale Wahl des albanischen Parlamentspräsidenten,<br />

worauf es zum eingangs geschilderten Sturm<br />

auf das Hohe Haus kam.<br />

EU und USA sind empört, denn tatsächlich hätte<br />

die neue Koalition im Parlament eine rechnerische<br />

Mehrheit. Zurecht aber fragen Präsident Ivanov,<br />

die VMRO und die große Mehrheit der Slawen:<br />

Wie können Kräfte eine Regierung bilden, die die<br />

Verfassung zerstören und die Hälfte des Landes den<br />

Albanern schenken wollen? Und wir übrigen Europäer<br />

sollten uns fragen: Zeigt uns Mazedonien, wie<br />

auch bei uns die islamischen Minderheiten mit Unterstützung<br />

der Linksparteien an die Macht kommen<br />

und die Sprache, Flagge, Hymne, ja die ganze<br />

freiheitliche Grundordnung abschaffen könnten?<br />

42<br />

Bei Redaktionsschluss war die Machtfrage in<br />

Mazedonien noch nicht geklärt, aber der Druck von<br />

USA und EU ist übermächtig.


<strong>COMPACT</strong> Dossier<br />

Dossier _ Seite 43–51<br />

Nordkorea in Angst<br />

Die USA drohen mit dem Weltkrieg: Präsident Trump<br />

hat Panzerschiffe vor der Küste des geteilten Landes<br />

zusammengezogen und die neuen Raketen im Süden<br />

scharf gemacht – doch Kim Jong-un will auf seine<br />

Atomwaffen nicht verzichten.<br />

Foto: Attila JANDI,<br />

shutterstock.com<br />

43


«Wir müssen uns schützen»<br />

_ von Peter Wiegrefe<br />

44<br />

Für den Mainstream ist der Fall ganz klar: Nordkorea gefährdet den<br />

Weltfrieden. Der irre Kim Jong-un schmeißt mit Atomraketen um<br />

sich, verletzt Menschenrechte, droht mit Krieg und Vernichtung.<br />

Aber ist das schon die ganze Wahrheit?<br />

Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang –<br />

zu Deutsch: Gemütvolle Umgebung<br />

– soll bereits vor rund 4.300 Jahren<br />

gegründet worden sein. Hier zu<br />

sehen: Der 1982 errichtete Juche-<br />

Turm am Ufer des Flusses Taedong.<br />

Foto: Patrick Berger<br />

Auf Nordkorea<br />

warfen die USA<br />

mehr Bomben als<br />

auf Japan.<br />

Der Paektusan steht über allen Dingen. Majestätisch<br />

erhebt sich der heilige Berg der Koreaner<br />

über die irdischen Verwerfungen, die zu seinen Füßen<br />

die Menschen umtreiben. 2.750 Meter sind es<br />

bis zum Gipfel des schlafenden Vulkans, dessen<br />

Name auf Deutsch «weißköpfiger Berg» bedeutet.<br />

Eine Referenz auf die pulvrig-hellgraue Lavaasche,<br />

die sich wie Puderzucker auf die braunen Felsen<br />

legt. Ganz oben, auf dem höchsten Punkt der koreanischen<br />

Halbinsel, gibt der Paektusan den Blick<br />

frei auf seinen schönsten Schatz: Der riesige, tiefblaue<br />

Kratersee, um das Jahr 969 beim bisher heftigsten<br />

Ausbruch entstanden, lädt ein zum Träumen.<br />

Kein Wunder, dass die Koreaner diesen See Ch‘onji<br />

nennen – den Himmelssee.<br />

Die Luft ist sauber, frisch und klar. Trotz der<br />

Grenzsoldaten, die hier oben, in Sichtweite zu<br />

China, ihren Dienst schieben, strahlt die Szenerie<br />

eine fast magische Ruhe aus. Alles so sanft –<br />

so friedlich! Kaum zu glauben, mitten in einem<br />

Land, das vom Rest der Welt fast unisono als Bedrohung<br />

empfunden wird und mit seiner bissigen<br />

Kriegsrhetorik auch selbst dazu beiträgt, dass dieses<br />

Empfinden ständig neuen Nährboden erhält.<br />

Allerdings habe ich schon als Kind gelernt, dass zu<br />

jedem Streit mindestens zwei gehören. Was also<br />

haben die Nordkoreaner zu ihrer Verteidigung zu<br />

sagen? Das wollte ich genauer wissen und machte<br />

mich auf die Reise. Nun stehe ich auf dem Gipfel<br />

des Paektusan, blicke gebannt hinab in den Himmelssee<br />

– und frage meinen Reiseleiter Kim, der<br />

sich unauffällig neben mich gesellt hat, wie er denn<br />

die Sache sieht. Er ist Mitte Vierzig, spricht gutes<br />

Deutsch und weiß seine Worte auch in der fremden<br />

Sprache klug zu wählen. Er freut sich sichtlich<br />

über mein Interesse. «Ihr Europäer seht immer nur<br />

die eine Seite», beginnt er. «Eure Medien erzählen<br />

ständig Horrorgeschichten über uns. ”Achse des Bösen”,<br />

”dunkles Land”, ”böse Leute”. Aber das ist<br />

Blödsinn. Du kannst in Korea jeden Menschen fragen.<br />

Keiner hier will Krieg. Wir wollen dasselbe,<br />

was alle Menschen möchten: Frieden, Sicherheit<br />

und Wohlstand.»<br />

Schön und gut, denke ich mir. Aber wie passt das<br />

mit der Wirklichkeit zusammen? Den Raketentests?<br />

Den Provokationen? «Der Westen provoziert uns<br />

doch auch ständig!» entgegnet Kim. «Die Amerikaner<br />

machen seit Jahren Manöver vor unserer Haus-


<strong>COMPACT</strong> Dossier<br />

tür, spielen zusammen mit Südkorea Krieg gegen<br />

uns und wundern sich dann, wenn wir uns verteidigen.<br />

Wir wissen nie genau, ob sie nur eine Übung<br />

abhalten oder uns tatsächlich angreifen. Es gibt immer<br />

noch keinen Friedensvertrag zwischen Süd- und<br />

Nordkorea – nur den Waffenstillstand von 1953!»<br />

Das mag ja sein, erwidere ich. Aber muss man denn<br />

trotzdem auf Biegen und Brechen an dem Atomwaffenprogramm<br />

festhalten? Das führt doch nur zu neuen<br />

Spannungen! Nun läuft Kim zur Hochform auf.<br />

Seine Stimme bleibt ruhig und sachlich – doch seine<br />

Augen leuchten: «Wir wollen so leben, wie wir<br />

es für richtig halten, nicht wie andere es gerne hätten.<br />

Wir wollen keine Einmischung. Was ist denn<br />

mit Irak? Mit Libyen? Saddam und Gaddafi haben<br />

dem Westen vertraut, haben auf Massenvernichtungswaffen<br />

verzichtet. Und dann hat man sie ausradiert.<br />

Das zeigt uns: Wir dürfen den Amerikanern<br />

nicht trauen. Wir müssen uns schützen. Deshalb<br />

brauchen wir Atomwaffen.»<br />

Trauma Koreakrieg<br />

Man kann das tiefe Misstrauen gegenüber den<br />

USA und dem Westen, das aus Kims Worten spricht,<br />

nicht losgelöst von der jüngeren Geschichte dieses<br />

geheimnisvollen Landes betrachten: zum Beispiel<br />

davon, dass die Amerikaner im Koreakrieg zwischen<br />

1950 und 1953 mehr Bomben auf Nordkorea abwarfen<br />

als während des gesamten Zweiten Weltkriegs<br />

im Pazifikraum. Und dass dazu auch 32.000 Tonnen<br />

Napalm gehörten – mehr als später in Vietnam. US-<br />

Militärs urteilten anschließend, dass das Land proportional<br />

einen höheren Zerstörungsgrad aufwies<br />

als Japan Ende August 1945. Man schoss auf alles,<br />

was sich bewegte, und bombardierte nicht nur Städte,<br />

sondern auch Dämme, um landwirtschaftliche<br />

Flächen zu fluten und so die Lebensmittelversorgung<br />

der Bevölkerung zu kappen. «Allein auf Pjöngjang<br />

warfen die USA mehr als 420.000 Bomben ab», erklärt<br />

Kim. «Die Stadt war eine einzige Trümmerwüste,<br />

fast vollständig zerstört.»<br />

Nach dem Waffenstillstand 1953 gesellte sich<br />

zum Trauma der Trotz: In beeindruckendem Tempo<br />

bauten die Nordkoreaner ihre Städte und Dörfer<br />

wieder auf – nach sozialistischen Bauplänen, aber<br />

großteils ohne fremde Hilfe. Darauf sind sie noch<br />

heute stolz. Im Herzen Pjöngjangs erinnert die 46<br />

Meter hohe Ch’ollima-Statue an diese Kollektivleistung.<br />

Ch’ollima, das geflügelte Pferd aus der koreanischen<br />

Mythologie, soll die enorme Geschwindigkeit<br />

symbolisieren, mit der das Volk unter der Regie<br />

des Großen Führers Kim Il-sung den Neubeginn<br />

des Landes in die Hand nahm. Ein Denkmal für die<br />

eigene Schaffenskraft, das trotzig-stolz verkündet:<br />

Wir sind auch alleine stark!<br />

Im Zeichen der Kim-Dynastie<br />

Kim Il-sung, der «Ewige Präsident», hat die Demokratische<br />

Volksrepublik Korea geprägt wie niemand<br />

sonst. Als verfassungsmäßiges Staatsoberhaupt<br />

und Großvater des aktuellen Herrschers Kim<br />

Jong-un tut er das auch heute noch – obwohl er bereits<br />

1994 einem Herzinfarkt erlegen ist. Sein freundlich<br />

lächelndes Gesicht ist omnipräsent, der Kult um<br />

seine Person trägt religiöse Züge. Seit Kim Il-sungs<br />

Sohn und Nachfolger Kim Jong-il ebenfalls nicht<br />

mehr unter den Lebenden weilt, wird auch er geradezu<br />

gottgleich verehrt. Vor den zahllosen Statuen der<br />

beiden spielen sich kuriose Szenen ab. Verneigen<br />

ist Pflicht. Bücken, Hinknien, den Rücken krumm machen<br />

oder andere «respektlose» Posen sind dagegen<br />

verboten. Für Nordkoreaner ist das Alltag. Für Außenstehende<br />

ist der skurrile Kult kaum zu begreifen.<br />

Der freundliche Blick des Godfather of Korea<br />

trügt: Mit harter Hand formte Kim Il-sung das Land<br />

zu einer kompromisslos kollektivistischen Gesellschaft,<br />

in der der Einzelne nichts, die Gemeinschaft<br />

jedoch alles ist. Bis heute hat sich daran nicht allzu<br />

viel geändert. An den Fassaden Pjöngjangs hängen<br />

Bauarbeiter auf wackeligen Plattformen, während<br />

unter ihnen die Brigaden in einheitlichem<br />

Braun mit Schutzhelm und Spaten zum nächsten<br />

Einsatz marschieren. Ein paar Straßenecken weiter<br />

Eines der Mysterien Nordkoreas<br />

sind die allgegenwärtigen Verkehrspolizistinnen,<br />

wie diese unbekannte<br />

Ordnungshüterin. Ihre tatsächliche<br />

Aufgabe ist unklar, denn<br />

der Kraftverkehr ist selbst in Pjöngjang<br />

überschaubar. Kurz nach seinem<br />

Amtsantritt zeichnete Kim<br />

Jong-un 2013 eine der Polizistinnen,<br />

die damals 22-jährige Ri<br />

Kyong-sim, sogar als Heldin der<br />

Republik aus. Der Grund wurde<br />

nicht mitgeteilt. Foto: nndrln / Shutterstock.com<br />

Nordkoreas Soldatinnen gehören<br />

zu den beliebten Fotomotiven für<br />

Touristen. Insgesamt soll das Land<br />

über 1,2 Millionen aktive Militärangehörige<br />

und angeblich 4,7 Millionen<br />

Reservisten verfügen. Foto:<br />

Astrelok, shutterstock.com<br />

Jeder, der vor einem Kim-Denkmal<br />

vorbeigeht, muss sich verbeugen.<br />

45


<strong>COMPACT</strong> Dossier<br />

Tauwetter<br />

in Südkorea<br />

Die Präsidentschaftswahlen<br />

in Südkorea wecken Hoffnung<br />

auf eine Entspannung. Bei dem<br />

Urnengang am 9. Mai setzte<br />

sich Moon Jae-in, der Kandidat<br />

der Demokraten, mit 41,4 Prozent<br />

der Stimmen durch. Die<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung<br />

kommentierte: «Der Wahlsieg<br />

Moons könnte nun eine Kursänderung<br />

Seouls sowohl gegenüber<br />

Nordkorea als auch den<br />

Vereinigten Staaten zur Folge<br />

haben. Moon befürwortet einen<br />

Dialog mit Pjöngjang und will<br />

eine größere Unabhängigkeit<br />

von Amerika, die mit zehntausenden<br />

in Südkorea stationierten<br />

Soldaten zu den engsten Verbündeten<br />

des Landes zählen.»<br />

Eine Bruchstelle ist das gerade<br />

fertiggestellte Thaad-Raketenabwehrprogramm<br />

der Amerikaner,<br />

für das die Südkoreaner<br />

bezahlen sollen. Wie ein ähnlicher<br />

Raketenschirm, der an der<br />

Ostgrenze des NATO-Bündnisses<br />

bereits teilweise fertiggestellt<br />

ist, erhöht er die Kriegsgefahr.<br />

Der unterlegene Bewerber der<br />

konservativen Koreanischen<br />

Freiheitspartei Hong Joon-pyo<br />

(26,5 Prozent) hatte für Thaad<br />

und zusätzlich für die Wiedereinführung<br />

taktischer Atomwaffen<br />

auf der Halbinsel plädiert.<br />

begrüßt ein Hausfrauenkollektiv mit wehenden roten<br />

Fahnen den neuen Tag. Alle Koreaner ab dem<br />

14. Lebensjahr sind außerdem angehalten, sich in<br />

der Öffentlichkeit rote Broschen mit dem Konterfei<br />

der verstorbenen Führer an die Brust zu heften.<br />

Die kollektivierte Gesellschaft marschiert allerdings<br />

nicht mehr ständig in Uniform: Die blaugrauen Einheitskostüme<br />

vergangener Tage bestimmen immer<br />

weniger das Bild. Der Koreaner von Welt zeigt sich<br />

stattdessen in hellem Hemd und Stoffhose, Frauen<br />

tragen Rock und Bluse. Ein Symbol für den Fortschritt?<br />

Manches deutet darauf hin.<br />

Unter Kim Jong-un scheinen sich verkrustete<br />

Strukturen langsam zu lockern. Zarte Pflänzchen privatwirtschaftlicher<br />

Initiative sprießen aus den grauen<br />

Mauern der Städte: kleine, handbemalte Kioske<br />

und Imbissbuden, die Snacks, Eis und Getränke<br />

verkaufen. Auf dem Land dürfen Bauern seit einiger<br />

Zeit einen Teil ihrer Ernte auf eigene Rechnung verkaufen.<br />

Das bringt Leben ins soziale Gefüge. Schon<br />

beginnt man, von einer «nordkoreanischen Mittelschicht»<br />

zu sprechen. Der deutsche Korea-Experte<br />

Rüdiger Frank sieht gar das Potential eines asiatischen<br />

Tigerstaates.<br />

Juche und Songun<br />

Bis dahin ist der Weg allerdings noch weit.<br />

Noch bestimmen andere Parameter die Politik –<br />

die Staatsideologie Juche zum Beispiel. Von Kim<br />

Il-sung höchstpersönlich erdacht, löste sie bereits<br />

Ende der 1970er Jahre den Marxismus-Leninismus<br />

als offiziell gültige Doktrin ab. Verkürzt formuliert,<br />

bedeutet der Begriff so viel wie Autarkie und Eigenständigkeit.<br />

In dem Büchlein Die Juche-Idee – Antworten<br />

auf 100 Fragen heißt es dazu: «Chu‘che ist<br />

eine Ideologie, die besagt, dass die Volksmassen<br />

Lenker der Revolution sind, (…) dass der Mensch<br />

Herr über sein Schicksal ist und dass er die Macht<br />

hat, dieses Schicksal selbst zu gestalten.» Reiseleiter<br />

Kim nennt als weitere Merkmale «Souveränität<br />

in der Politik, Selbständigkeit in der Ökonomie,<br />

Selbstverteidigung im Militär und gute Freundschaft<br />

mit anderen Ländern – aber auf Augenhöhe, nicht<br />

als ungleiche Partner.» Auf diese Weise könnten<br />

kleinere Länder wie Korea gegenüber Großmächten<br />

wie den USA oder China ihr Recht auf Eigenständigkeit<br />

betonen. «Wir sind der Meinung, dass<br />

alle Länder in diese Richtung gehen sollten. Jeder<br />

sollte Juche werden.»<br />

Reformen erleichtern Kleinhandel<br />

und das Entstehen einer neuen<br />

Mittelschicht.<br />

Nach außen und innen verteidigt werden die<br />

Volksmassen durch den zweiten Grundpfeiler nordkoreanischer<br />

Staatsphilosophie: die Songun-Politik.<br />

Songun räumt dem Militär die primäre Stellung<br />

im Staat ein. Von Kim Il-sung erdacht, von Kim<br />

Jong-il realisiert und von Kim Jong-un vorangetrieben,<br />

begründet Songun neben der Tatsache, dass<br />

in Nordkorea fast zwei Millionen Mann unter Waffen<br />

stehen, auch die Forcierung des Nuklearwaffenprogramms.<br />

«Songun sichert unser Überleben»,<br />

unterstreicht mein Reiseleiter. «Wir sind ein kleines<br />

Land, und wir waren in der Vergangenheit oft<br />

ein Spielball größerer Mächte wie Japan oder Amerika.<br />

Aber diese Zeit ist endlich vorbei. Wenn es zum<br />

Krieg kommt, dann ist das nicht mehr ein Krieg zwischen<br />

Pistole und Atombombe wie 1950. Sondern<br />

ein Krieg mit Atomwaffen auf beiden Seiten. Kein<br />

Spiel mehr für die Amerikaner!»<br />

Südkoreas neuer Präsident Moon<br />

Jae-in. Foto: Korea.net, Jeon Han,<br />

via flickr.com<br />

Um beim Arirang-Festival – der<br />

jährlichen Massen-Choreografie für<br />

Fahnenbilder – teilzunehmen, müssen<br />

diese Nordkoreanerinnen wohl<br />

noch etwas üben.<br />

Foto: Patrick Berger<br />

46<br />

_ Peter Wiegrefe veröffentlichte<br />

in <strong>COMPACT</strong> im April und Mai 2016<br />

seinen zweiteiligen Reisebericht<br />

über Nordkorea.


<strong>COMPACT</strong> Dossier<br />

Washington ist der Kriegstreiber<br />

_ von Mike Whitney<br />

Nordkorea wäre schon längst von den USA angegriffen worden, wenn es sich keine<br />

Atomwaffen zugelegt hätte. Dabei wäre der Konflikt so leicht zu lösen: Die Amerikaner<br />

müssten nur endlich ein Abkommen erfüllen, das sie mit dem angeblichen<br />

Schurkenstaat schon 1994 geschlossen haben.<br />

Washington hat sich noch nie besondere Mühe<br />

gegeben, seine Verachtung gegenüber Nordkorea<br />

zu verbergen. In den 64 Jahren seit Ende des Krieges<br />

haben die USA alles in ihrer Macht Stehende<br />

getan, um das kommunistische Land zu bestrafen,<br />

es zu demütigen und ihm Schmerz zuzufügen. Washington<br />

hat die Demokratische Volksrepublik Korea<br />

(DPRK, so der offizielle Name) dem Hungertod ausgesetzt<br />

und ihre Regierung daran gehindert, auf ausländisches<br />

Kapital und Märkte zuzugreifen. Es hat<br />

ihre Wirtschaft mit lähmenden Wirtschaftssanktionen<br />

stranguliert und tödliche Raketensysteme und<br />

Militärbasen vor ihrer Türschwelle errichtet. Weil<br />

Washington sich weigert, mit einem Land zu reden,<br />

das es als minderwertig betrachtet, sind Verhandlungen<br />

unmöglich. Dahinter steht natürlich die Hoffnung,<br />

dass Pjöngjang unter Uncle Sams Mobbing<br />

klein beigibt und tut, was man ihm sagt.<br />

Doch der Norden hat den Einschüchterungsversuchen<br />

der Amerikaner noch nie nachgegeben, und<br />

es gibt keine Anzeichen dafür, dass er dies in Zukunft<br />

tun wird. Für den Fall, dass die USA versuchen<br />

sollten, ihre Dominanz durch einen weiteren Krieg<br />

durchzusetzen, hat die Kim-Dynastie vielmehr zum<br />

Schutz ein kleines Nuklearwaffenarsenal aufgebaut.<br />

Kein Land der Welt braucht Nuklearwaffen dringender<br />

als Nordkorea. Hirngewaschene Amerikaner,<br />

die ihre Nachrichten von Fox oder CNN beziehen,<br />

mögen anderer Meinung sein. Sollte eine feindselige<br />

Nation vor der kalifornischen Küste Flugzeugträgergeschwader<br />

stationieren und vor der mexikanischen<br />

Grenze gewaltige Manöver durchführen<br />

(mit der ausdrücklichen Absicht, den Leuten<br />

eine Scheißangst zu machen), dann würden sie die<br />

Lage vielleicht anders betrachten. Eventuell sähen<br />

sie dann, welchen Nutzen ein paar Atomwaffen haben,<br />

um andere davon abzuschrecken, etwas richtig<br />

Dummes anzustellen.<br />

Und seien wir ehrlich: Der einzige Grund, weswegen<br />

Kim Jong-un Saddam und Gaddafi noch nicht<br />

im Jenseits die Hand schüttelt, ist a) weil der Norden<br />

nicht auf einem Ozean von Öl sitzt, und b) weil<br />

der Norden die Möglichkeit hat, Seoul, Okinawa<br />

und Tokio in schwelende Trümmerfelder zu verwandeln.<br />

Ohne Kims Massenvernichtungswaffen hätte<br />

Pjöngjang schon vor langer Zeit einen Präventivschlag<br />

einstecken müssen. Nuklearwaffen sind das<br />

einzig bekannte Gegengift zum US-Abenteuertum.<br />

US-Kriegsverbrechen in Korea<br />

Das amerikanische Volk – dessen Geschichtsverständnis<br />

nur bis 9/11 zurückreicht – hat keine Ahnung,<br />

wie die USA ihre Kriege führen. Sie wissen<br />

nicht, was für ein schreckliches Blutbad und welche<br />

Zerstörung sie in Nordkorea angerichtet haben.<br />

Hier ist eine kleine Erinnerung, die klarstellt, weswegen<br />

der Norden die USA mehr als 60 Jahre nach<br />

Unterzeichnung des Waffenstillstands noch immer<br />

mit Argwohn betrachtet.<br />

In dem Vox-World-Artikel «Amerikaner haben<br />

vergessen, was wir Nordkorea angetan haben»<br />

heißt es: «In den frühen 1950er Jahren warfen die<br />

USA im Koreakrieg mehr Bomben auf Nordkorea<br />

ab, als sie während des Zweiten Weltkriegs über<br />

F-16-Jäger der US-Luftwaffe auf<br />

dem Flughafen Kunsan im Jahre<br />

2012. Die 30.000 US-Soldaten im<br />

Land dienen nach offiziellen Angaben<br />

als mögliche erste Verteidigungslinie<br />

im Falle eines Krieges.<br />

Foto: Brittany Y. Auld, Public<br />

domain, Wikimedia Commons<br />

Kein Land der Welt<br />

braucht Nuklearwaffen<br />

dringender<br />

als Nordkorea.<br />

47


<strong>COMPACT</strong> Dossier<br />

Trump: «Verhandeln?<br />

Ja, nein, vielleicht.»<br />

48<br />

Den ganzen April über hatte der<br />

US-Präsident gegenüber Nordkorea<br />

mit dem Säbel gerasselt.<br />

«Trump drohte mehrfach<br />

mit Alleingängen und schloss<br />

auch einen Militärschlag nicht<br />

aus», fasste die Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung am 1. Mai<br />

<strong>2017</strong> zusammen.<br />

Am selben Tag gab es eine überraschende<br />

Wende. Der US-Präsident<br />

erklärte plötzlich, er wolle<br />

seinen nordkoreanischen Amtskollegen<br />

Kim Jung-un treffen.<br />

«Wenn es angebracht wäre,<br />

mich mit ihm zu treffen, würde<br />

ich das absolut tun, ich würde<br />

mich geehrt fühlen, es zu tun.»<br />

Ähnlich hatte er sich bereits ein<br />

knappes Jahr zuvor, am 17. Mai<br />

2016, geäußert: «Ich hätte kein<br />

Problem damit, mit ihm zu sprechen.»<br />

Im Dialog würde er versuchen,<br />

Nordkoreas Anführer<br />

«zur Vernunft zu bringen».<br />

Der damalige Vorwahlkämpfer<br />

erklärte außerdem: «Ich würde<br />

jede Menge Druck auf China<br />

ausüben, weil wir eine gehörige<br />

wirtschaftliche Macht über<br />

China haben.» Peking könne das<br />

Problem «durch einen Telefonanruf<br />

lösen».<br />

Während seines gescheiterten<br />

Anlaufs zur Präsidentschaftswahl<br />

im Jahr 2000 hatte Trump<br />

andere Prioritäten gesetzt und<br />

gedroht, Nordkorea anzugreifen.<br />

Zeitgleich hatte er aber gesagt,<br />

dass eine langfristige Lösung nur<br />

über Verhandlungen möglich sei.<br />

«Ich bin kein Kriegstreiber.»<br />

Donald Trump und sein Vize Mike<br />

Pence. Foto: President of the United<br />

States<br />

Bild oben rechts: Der Oberkommandierende<br />

Douglas MacArthur, hier<br />

mit Offizieren am 15.9.1950, wollte<br />

den Krieg auf China ausweiten.<br />

Im April des darauffolgenden Jahres<br />

wurde er abgelöst. Foto: Nutter<br />

(Army), Public domain, via Wikimedia<br />

Commons<br />

den gesamten pazifischen Kriegsschauplatz abgeworfen<br />

hatten.» General Curtis LeMay, der damals<br />

das Strategische Luftwaffenkommando leitete,<br />

sagte dem Büro für Luftwaffengeschichte im Jahr<br />

1984: «Im Zeitraum von drei Jahren oder so töteten<br />

wir – was? – 20 Prozent der Bevölkerung?» Dean<br />

Rusk, ein Kriegsbefürworter und späterer Außenminister,<br />

sagte, die Vereinigten Staaten zerbombten<br />

«in Nordkorea alles, was sich bewegt hat, jeden<br />

Stein, der auf einem anderen lag». Nachdem<br />

ihnen städtische Ziele ausgegangen waren, zerstörten<br />

die US-Bomber Dämme und Bewässerungswehre,<br />

um Farmland zu fluten und Ernten zu zerstören.<br />

«Im Zeitraum von drei Jahren<br />

oder so töteten wir – was? –<br />

20 Prozent der Bevölkerung?» <br />

<br />

US-General LeMay<br />

In einer alarmierenden Botschaft an die Vereinten<br />

Nationen schrieb Nordkoreas Außenminister im<br />

Januar 1951: «Am 3. Januar um 10:30 Uhr entlud<br />

eine Armada von 82 fliegenden Festungen ihre tödliche<br />

Ladung auf Pjöngjang. (…) Hunderttausende<br />

Tonnen Bomben und Brandsätze wurden zeitgleich<br />

auf die Stadt abgeworfen, was vernichtende Feuer<br />

auslöste. Die transatlantischen Barbaren bombardierten<br />

die Stadt mit hochexplosiven, zeitversetzt<br />

zündenden Bomben, die einen ganzen Tag lang in Intervallen<br />

explodierten, so dass es den Menschen unmöglich<br />

war, auf die Straßen zu gehen. Die gesamte<br />

Stadt brennt nun, in Flammen gehüllt, seit zwei Tagen.<br />

Am zweiten Tag waren 7.812 bewohnte Häuser<br />

abgebrannt. Den Amerikanern war bestens bekannt,<br />

dass es in Pjöngjang keine militärischen Ziele<br />

mehr gab. (…) Wie viele Einwohner Pjöngjangs<br />

durch Bombensplitter getötet wurden, lebendig<br />

verbrannten oder am Rauch erstickten, ist unüberschaubar.<br />

(…) Es sind noch ungefähr 50.000 Einwohner<br />

in der Stadt. Vor dem Krieg waren es 500.000.»<br />

Pjöngjang ist zu Gesprächen bereit<br />

Die Grausamkeit des amerikanischen Krieges<br />

gegen Nordkorea hinterließ eine Spur in der Psyche<br />

des Volkes, die man nie mehr wegwischen kann.<br />

Was es auch koste: Der Norden kann niemals erlauben,<br />

dass sich so ein Szenario in Zukunft wiederholt.<br />

Was es auch koste, sie müssen darauf vorbereitet<br />

sein, sich zu verteidigen. Falls das den Einsatz von<br />

Atomwaffen bedeutet, dann sei es so. Selbsterhaltung<br />

ist die oberste Priorität.<br />

Gibt es eine Möglichkeit, diese sinnlose Pattsituation<br />

zwischen Pjöngjang und Washington zu<br />

beenden und Vertrauen aufzubauen? Natürlich. Die<br />

USA müssen die DPRK nur endlich mit Respekt behandeln<br />

und anfangen, ihre eigenen Versprechen<br />

einzulösen. Welche Versprechen? Das Versprechen,<br />

dem Norden beim Bau von zwei Leichtwasserreaktoren<br />

zu helfen, damit das Volk mit Heizwärme und<br />

Licht versorgt werden kann. Im Gegenzug würde die<br />

Regierung ihr Nuklearprogramm stoppen. Über dieses<br />

Abkommen, geschlossen im Jahr 1994, werden<br />

Sie in den Medien nichts lesen. Die sind nichts weiter<br />

als der Propagandaflügel des Pentagons.<br />

Der Norden will, dass die Vereinigten Staaten ihrer<br />

Verpflichtung aus dem 1994 beschlossenen Rahmenplan<br />

nachkommen. Das ist alles. Haltet Euch einfach<br />

an den verdammten Deal. Wie schwierig kann<br />

das sein? Der ehemalige Präsident Jimmy Carter<br />

hat es 2010 in der Washington Post so zusammengefasst:<br />

«Die Vereinbarung beinhaltet die Denuklearisierung<br />

der nordkoreanischen Halbinsel, den Verzicht<br />

auf einen Angriff seitens der Vereinigten Staaten<br />

und Schritte zur Entwicklung eines dauerhaften


<strong>COMPACT</strong> Dossier<br />

Friedensvertrags, der den im Juli 1953 in Kraft getretenen<br />

Waffenstillstand zwischen den USA, Nordkorea<br />

und China ablösen soll. Leider ist seit 2005<br />

kein substantieller Fortschritt mehr erzielt worden.»<br />

Carter erzählt auch von seinen persönlichen Erfahrungen<br />

mit Nordkoreas Führungsriege: «Im vergangenen<br />

Juli bin ich nach Pjöngjang eingeladen<br />

worden, um die Freilassung eines Amerikaners, Aijalon<br />

Gomes, sicherzustellen. Dabei gab es eine<br />

Klausel, die gewährleistete, dass mein Besuch lang<br />

genug sein würde, um bedeutende Gespräche mit<br />

hochrangigen Beamten führen zu können. Sie buchstabierten<br />

praktisch ihren Wunsch nach einer denuklearisierten<br />

koreanischen Halbinsel und einem<br />

auf dem Abkommen von 1994 (…) beruhenden, permanenten<br />

Waffenstillstand im Detail aus.»<br />

«Wir sollten uns überlegen, Nordkoreas<br />

Angebot anzunehmen.» <br />

<br />

Jimmy Carter<br />

Laut Carter ist Pjöngjangs Botschaft stets dieselbe<br />

gewesen: «In direkten Gesprächen mit den Vereinigten<br />

Staaten wären sie bereit, ein Abkommen<br />

zum Abschluss zu bringen, das ihr Nuklearprogramm<br />

unter Aufsicht der Internationalen Atomenergie-Organisation<br />

beendet, und einen dauerhaften Friedensvertrag<br />

abzuschließen, um die ”vorübergehende”<br />

Waffenruhe von 1953 zu ersetzen. Wir sollten<br />

uns überlegen, dieses Angebot anzunehmen. Für<br />

Nordkorea bedeutet die unglückliche Alternative,<br />

jedwede als notwendig erachtete Maßnahme zu ergreifen,<br />

um sich vor dem zu verteidigen, was sie am<br />

meisten fürchten: einen von den Vereinigten Staaten<br />

unterstützten militärischen Angriff und alle Versuche<br />

zu einem Regime Change.»<br />

Blindlings in die Katastrophe<br />

Die meisten Menschen denken, Nordkorea sei<br />

das Problem. Aber das stimmt nicht. Das Problem<br />

liegt bei den Vereinigten Staaten: ihrem Widerwillen,<br />

ein Kriegsende zu verhandeln; ihrem Widerwillen,<br />

dem Norden grundlegende Sicherheitsgarantien<br />

anzubieten; ihrem Widerwillen, sich mit den<br />

Menschen an einen Tisch zu setzen, die – durch<br />

Washingtons eigene unbeugsame Ignoranz – jetzt<br />

dabei sind, ballistische Langstreckenraketen zu entwickeln,<br />

die in der Lage sein werden, amerikanische<br />

Städte zu treffen. Wie dumm kann man sein?<br />

Donald Trump und sein Team verfolgen eine Strategie<br />

weiter, die seit 64 Jahren scheitert und eindeutig<br />

die nationale Sicherheit der USA untergräbt, indem<br />

sie amerikanische Bürger direkt in Gefahr bringt.<br />

Und wofür? Um das Image eines «taffen Typen» aufrechtzuerhalten?<br />

Um die Leute davon zu überzeugen,<br />

dass die USA nicht mit schwächeren Ländern verhandeln?<br />

Um der Welt zu beweisen, dass die USA den<br />

Ton angeben? Geht es darum? Ist das Image wichtiger<br />

als die Verhinderung eines nuklearen Desasters?<br />

Die Beziehungen mit dem Norden können normalisiert<br />

werden: Wirtschaftliche Verbindungen können<br />

verstärkt, Vertrauen wiederhergestellt und die<br />

nukleare Bedrohung entschärft werden. Die Situation<br />

in Korea muss keine Dauerkrise sein. Sie kann<br />

gelöst werden. Man braucht nur einen Politikwechsel,<br />

ein bisschen gegenseitige Kompromissbereitschaft<br />

und Anführer, die sich aufrichtig Frieden mehr<br />

wünschen als Krieg.<br />

So eng beieinander sind die USA<br />

und Nordkorea nur auf Fotomontagen.<br />

Foto: Creative Lab, shutterstock.com<br />

Kim Jong-un soll zwischen 1982<br />

und 1984 geboren worden sein. Es<br />

wird kolportiert, dass er teilweise<br />

in der Schweiz aufwuchs. Foto:<br />

Zennie Abraham, CC BY-ND 2.0,<br />

flickr.com<br />

_ Mike Whitney lebt im US-<br />

Bundesstaat Washington. Der Text<br />

wurde behutsam gekürzt und<br />

erschien zuerst auf counterpunch.<br />

org. Übersetzung: Tino Perlick.<br />

Anzeige<br />

15.07.-25.07.<strong>2017</strong> | 11 Tage | Trekking<br />

Natur und (politische) Kultur pur!<br />

Wandern und Diskutieren in den schönen Karpaten: Beeindruckende<br />

Felsen, tiefe Schluchten, herrliche Wasserfälle und klare Bergseen<br />

sowie Stadtrundgänge durch die Karpaten-Hauptstadt Iwano-Frankiwsk<br />

(Stanislau) und Czernowitz (Bukowina). 115 km durch die bewegte<br />

Geschichte und Gegenwart der Ukraine.<br />

Preis: 995,00 € (<strong>COMPACT</strong>-Abonnenten zahlen nur 955,00 €)<br />

Im Reisepreis inbegriffen:<br />

• Busreise von Berlin über Leipzig nach Jabluniw in ukrainischen Karpaten<br />

• Rückfahrt von Czernowitz über Dresden und Leipzig nach Berlin<br />

• Alle Busfahrten innerhalb der 11 Reisetage<br />

• Vollverpflegung<br />

• Alle Übernachtungen in Hotels, Hostels und in Ferienwohnungen<br />

• Zwei deutschsprachige Stadtrundgänge<br />

• Reise- und Trekkingleitung<br />

Mindestteilnehmerzahl 10 Personen<br />

Weitere Infos und Buchung direkt bei: v. timtschenko@yahoo.de<br />

Politisches Trekking<br />

ukrainische Karpaten<br />

Reiseleitung: Viktor Timtschenko, Autor des Buches «Ukraine»


<strong>COMPACT</strong> Dossier<br />

Geschichten von King Kong Un<br />

_ von Jonas Glaser<br />

Über das Alltagsleben in Nordkorea lässt sich nur wenig erfahren.<br />

Den Medien ist das Filmen und Fotografieren nur mit großen Einschränkungen<br />

erlaubt. Die Leerstellen füllt der Comic-Journalismus.<br />

Es ist gleich, ob Kim Jong-uns Propagandabüros<br />

Meldungen über dessen Omnipotenz oder über<br />

die Sichtung eines Einhorns (kein Scherz!) loslassen,<br />

oder ob Westmedien versichern, der Lieblingsfilm<br />

von Kim Jong-il sei Freitag der 13. (1980) gewesen<br />

(in dem eine verwirrte Mutti reihenweise sexbedürftige<br />

Teenager zermetzgert). Es ist ebenso egal, ob<br />

aufreizende Uniformen aus Pjönjangs Verkehrspolizistinnen<br />

heimliche Sexidole machen. Oder ob Kim<br />

Jong-un (laut Fake-Meldung) seine Ex-Freundin, die<br />

Sängerin Hyon Song-wol, wegen Mitwirkens in einem<br />

Pornofilm und dem Besitz einer Bibel exekutieren<br />

ließ – die tibetanischen Gebetsmühlen im Westen<br />

verkünden nur eins: In Nordkorea ist westliche<br />

Ratio aufgehoben, es erscheint als finsteres Traumund<br />

Märchenland. Wem die Flucht ins benachbarte<br />

China gelingt, der flüstert Fürchterliches: Von Schinderei,<br />

Hungersnöten, Tod und Verschwinden in Arbeitslagern.<br />

Also doch ein Horrorfilm?<br />

Ein Glühwürmchen erzählt<br />

Aktuell sorgt der Kurzgeschichtenband Denunziation<br />

(<strong>2017</strong>) für Aufsehen. Den hat angeblich ein<br />

Beamter aus dem nordkoreanischen Propagandaministerium<br />

unter dem Pseudonym «Bandi» (Glühwürmchen)<br />

verfasst und über die Grenze schmuggeln<br />

lassen. Bis heute schreibt er Texte für den «geliebten<br />

Führer» Kim Jong-un, heißt es. Würde er als<br />

Autor dieses Buches enttarnt, es wäre sein Tod. Denunziation<br />

enthält sieben Erzählungen voller Hunger,<br />

Armut und ständiger Überwachung. Erste Story:<br />

Eine Mutter, die den Schlafraum ihres kranken<br />

Kindes mittels Vorhang abdunkelt, wird verhaftet.<br />

Denn vor dem Fenster steht eine Karl Marx-Statue.<br />

Deren Anblick durch einen Vorhang zu behindern –<br />

das kann doch nur Widerstand bedeuten…<br />

50<br />

Das Ryugyong-Hotel befindet sich<br />

seit 1987 im Bau und war das erste<br />

Gebäude außerhalb der USA mit<br />

mehr als 100 Etagen. Foto: Guy<br />

Delisle/Pjöngjang<br />

Wer Mauern baut, schafft Mythen: Man vermutet<br />

Monströses dahinter. Egal, ob King Kong oder<br />

Kim Jong-un. So wird jede Mauer zum Schutzwall –<br />

für beide Seiten. Das gilt auch für die Umzäunung<br />

Nordkoreas. Kein anderes Land verfügt über soviel<br />

Exotik, Surrealismus und Gruselfaszination wie dieser<br />

Megaknast einer post-stalinistischen Erbmonarchie,<br />

die nur wenige Menschen rein-, und noch weniger<br />

rauslässt. Auch im virtuellen Bereich hält das<br />

Land dicht: Der Normalbürger kann nur nationale<br />

Websiten aufrufen.<br />

Aufreizende Uniformen machen<br />

aus Pjöngjangs Verkehrspolizistinnen<br />

heimliche Sexidole.<br />

Das Gros des Foto- und Filmmaterials aus Nordkorea<br />

zeigt meist nur jene Straßen und Plätze, die für<br />

Besucher freigegeben, also unspektakulär sind: Sozialistische<br />

Nachkriegsarchitektur, gewürzt mit trashigen<br />

Monumenten. Deshalb gehört die Comic-Reportage<br />

Pjöngjang (2003) zu den interessantesten<br />

Berichten über dieses geheimnisvolle Land. Entstanden<br />

ist das Genre zwischen den 1970ern und 1990er


<strong>COMPACT</strong> Dossier<br />

Jahren. Comic-Journalisten bereisen Krisengebiete<br />

und berichten das Erlebte, allerdings nicht mit Fotound<br />

Filmkamera. Sie übersetzen die Ereignisse auch<br />

nicht (nur) in Worte – sondern malen sie mit Bildern,<br />

Sprech- und Kommentarblasen aus. So kann der Autor<br />

Ereignisse visualisieren, die nicht gefilmt werden<br />

konnten oder durften. Der Nachteil: Niemand kann<br />

den Wahrheitsgehalt der Darstellungen überprüfen.<br />

Es gibt kaum Privatleben, man<br />

widmet seine Zeit fast gänzlich<br />

dem Staat.<br />

Als Pionier gilt der Japaner Keiji Nakazawa. In<br />

Barfuß durch Hiroshima (1972) schilderte er seine<br />

eigenen Erlebnisse beim Abwurf der Atombombe.<br />

Einen bedeutenden Beitrag zum Genre lieferte Joe<br />

Sacco mit der Graphic-Novel-Reportage Palästina<br />

(1993). Inzwischen ist die Zahl der Nachahmer kaum<br />

mehr überschaubar. Einer ihrer berühmtesten Vertreter<br />

ist der Kanadier Guy Delisle, hauptberuflich<br />

Cartoon-Zeichner. Inzwischen haben westliche Hersteller<br />

von Zeichentrickfilmen ganze Abschnitte der<br />

Produktionsprozesse in Billiglohnländer ausgelagert,<br />

nach China, Burma – und auch Nordkorea. Delisle<br />

wurde beauftragt, die Produktionen dort zu überwachen<br />

und hielt seine Eindrücke in Comic-Reportagen<br />

fest. So entstanden Shenzhen (2000, über China)<br />

und der erwähnte Band Pjöngjang (2003). Später<br />

begleitete er seine Frau bei einem medizinischen<br />

Einsatz in Südostasien, was er in den Aufzeichnungen<br />

aus Birma (2007) dokumentierte.<br />

Der blinde Fleck<br />

Die Faszination des Pjöngjang-Comics liegt besonders<br />

in Aussagen und Reaktionen der Einwohner,<br />

die Delisle mit seinem Malstift verewigt hat. So<br />

zeigt jede gewöhnliche Dokumentation über Nordkoreas<br />

Hauptstadt die Auto- und Fußgängerströme<br />

im Stadtzentrum, aber dem Künstler fiel zusätzlich<br />

auf: Alle Bewohner bewegen sich zügig auf irgendein<br />

Ziel zu. Niemand flaniert, schlendert oder pausiert.<br />

Das aber ist kein Wunder in einem Land, dessen<br />

Bürger meist eine sechs-Tage-Woche abarbeiten<br />

– um am siebten Tag «freiwillige Arbeit» in den<br />

Stadtparks oder beim Streichen verrosteter Autobahnbrücken<br />

verrichten zu dürfen. Und abends erwartet<br />

den erschöpften Bürger im TV erholsame Regierungspropaganda.<br />

an seiner Beklemmung, wenn er sich als alleiniger<br />

Gast eines riesigen, aber menschenleeren Restaurants<br />

portraitiert. Nach endloser Rolltreppenfahrt in<br />

die 90 Meter tief gelegene Metro-Station fragt er<br />

sich, warum eine Stadt, die nicht mal über ausreichend<br />

Strom für all ihre Ampeln verfügt, sich in den<br />

U-Bahnstationen architektonischen Prunk mit verschwenderischem<br />

Kronleuchterlicht leistet.<br />

Besonders packend: Bürger bei unterschwelliger<br />

Verarbeitung ihrer misslichen Lage. Wenn beispielsweise<br />

Zimmermädchen im Hotel Insekten fangen,<br />

um sie dann langsam und genießerisch mit ihren<br />

Schuhabsätzen zu zertreten – dann ahnt der Leser,<br />

wie viel Frustration in diesem Sadismus kompensiert<br />

wird… Schlimmer noch als im westlichen<br />

Kapitalismus gilt Misserfolg in nordkoreanischer<br />

Chu‘che-Ideologie als Tabu. Delisle zeigt auf ein riesiges<br />

Gebäude, dessen Pyramidenform die gesamte<br />

Hauptstadt überragt, und fragt seinen staatlich verordneten<br />

Begleiter nach dessen Funktion. Aber für<br />

den ist es unsichtbar! «Wo denn?» fragt der zurück –<br />

als ob er es nicht sähe. Hintergrund: Es ist das Betonskelett<br />

eines 105-Etagen-Prachtbaus. In ihm sollten<br />

die Teilnehmer der Weltfestspiele 1989 Unterkunft<br />

finden. Zwischenzeitlich wurde der Bau eingestellt,<br />

als Delisle dort war, rottete es vor sich hin. Dieses<br />

Desaster aber einzugestehen, scheint unmöglich.<br />

Weniger lustig wird dieses Tabu, wenn es um<br />

Menschen geht: Delisle bemerkt auf den supersauberen<br />

Straßen Pjöngjangs die völlige Abwesenheit<br />

von Behinderten. Der Begleiter «erklärt» ihm: «Es<br />

gibt keine… Wir sind eine sehr homogene Nation<br />

und alle Nordkoreaner kommen stark, intelligent<br />

und gesund zur Welt.» Wieder einmal fragt sich<br />

der Autor, ob sein Gegenüber solche Sätze selbst<br />

glaubt. Der Leser ebenso – auch noch lange nach<br />

der Lektüre…<br />

Marx muss weichen<br />

«Die nordkoreanischen Behörden<br />

haben Bilder von Wladimir<br />

Lenin und Karl Marx vom Pjöngjanger<br />

Hauptplatz weggeschafft<br />

(…). Die Demontage der Bilder<br />

wurde im Sommer ohne ersichtlichen<br />

Grund durchgeführt.<br />

Man kann vermuten, dass es<br />

mit dem politischen Kurswechsel<br />

in Nordkorea verbunden sein<br />

könnte. (…)<br />

Große Abbildungen der Kommunismus-Anführer<br />

befanden<br />

sich auf dem Kim-Il-sung-Platz<br />

im Laufe von Jahrzehnten, auch<br />

nachdem die Doktrin des Marxismus-Leninismus<br />

im Rahmen<br />

der nordkoreanischen Chu’che-<br />

Ideologie korrigiert wurde.»<br />

(sputniknews, 15.10.2012)<br />

Zentrale der Partei der Arbeit<br />

Koreas auf dem Kim-Il-sung-Platz.<br />

Foto: Mark Fahey, CC BY 2.0, flickr.<br />

com<br />

Ausländische Beobachter schätzen<br />

die Zahl der Kim-Il-sung-Denkmäler<br />

in Nordkorea auf rund 40.000. Foto:<br />

Guy Delisle/Pjöngjang<br />

In diesem Pjöngjang hat das Individuum kaum<br />

Privatleben, sondern widmet die Lebenszeit fast<br />

gänzlich dem Staat und seinem «geliebten Führer».<br />

Der Zeichner lässt den Leser Anteil nehmen<br />

51


Das sind Fakten, keine Hetze!<br />

Anzeige<br />

Der rote<br />

Raffzahn<br />

Die Agenda 2010 – ausgearbeitet vom jetzigen Bundespräsidenten<br />

Steinmeier, des Ex-Kanzlers Schröder<br />

Bürochef – will er auf den Kopf stellen. Am liebsten ganz<br />

abschaffen. Ohne diese Agenda ginge es Deutschland<br />

heute wirtschaftlich nicht so gut. Abschaffung? Das<br />

fordert die LINKE mit Teilen der SPD. Kandidat Schulz<br />

demütigt unseren Bundespräsidenten. Nachtigall ick hör<br />

Dir trapsen ... Rot-<br />

Will Bundespräsident<br />

Frank-Walter<br />

Steinmeiers<br />

Agenda 2010<br />

abschaffen<br />

und damit<br />

Deutschlands<br />

wirtschaftlichen<br />

Erfolg. Eine<br />

Demütigung<br />

des neuen<br />

Bundespräsidenten.<br />

Dunkelrot-Grün ist<br />

das Ziel. Kandidat<br />

Martin Schulz und<br />

seine erste innenpolitische<br />

Forderung!<br />

Von wegen leben wie ein „kleiner Mann“<br />

Er sagt Einer von uns, verzichtet großzügig<br />

auf EU-Geld, kassiert aber monatlich rund<br />

18.000 Euro aus anderer Quelle. Keiner von<br />

uns. Hat er noch weitere „Nebeneinkünfte“?<br />

So war Schulz in einem Film-Dokument zu<br />

sehen: Er unterschreibt im EU-Parlament die<br />

Anwesenheitsliste, doch reist sofort ab .......<br />

aber kassiert für seine Unterschrift 262 Euro<br />

steuerfreies Sitzungsgeld. Das machte auch<br />

ein österreichischer Sozi. Der wurde gefeuert,<br />

Schulz „geadelt“: Krone des EU-Parlamentspräsidenten.<br />

Die Liste der Schulz-„Nebeneinkommen“ ist<br />

üppig. Von wegen Einer von uns.<br />

Peter Helmes (CDU), konservativer<br />

Autor, hat zu<br />

diesem Thema jetzt eine<br />

Broschüre veröffentlicht,<br />

die Sie kostenlos bei uns<br />

bestellen können. Der<br />

Titel: „Der rote Raffzahn.”<br />

Erfolgs-Autor Peter<br />

Helmes zeigt den Kandidaten<br />

Schulz – wie er<br />

wirklich ist.<br />

Enthüllungen über den<br />

Kandidaten Martin Schulz<br />

Kostenlose Broschüre mit diesem Bestell-Coupon<br />

Ich bestelle kostenlos und ohne jegliche Verpflichtung<br />

die neue Broschüre von Peter Helmes<br />

Genosse M. Schulz<br />

Der rote Raffzahn<br />

Name:<br />

Vorname:<br />

Straße:<br />

Plz und Ort:<br />

Seine Zeit als Bürgermeister, sein<br />

Stolz, daß er die Schule „geschmissen“<br />

hat, sein Kampf gegen den<br />

Alkohol. Seine Eitelkeit. Seine Komplexe.<br />

Alles über den SPD-Kandidaten<br />

Schulz lesen Sie in dieser<br />

kostenlosen Helmes-Broschüre.<br />

Bitte einsenden an:<br />

Postfach 76 03 09 · 22053 Hamburg · Fax: 040 / 299 44 60<br />

E-mail: info@konservative.de · www.konservative.de<br />

CO


Flucht aus der BRD<br />

_ von Oliver Flesch<br />

Vor knapp 20 Jahren habe ich mich verliebt in Berlin, damals eine aufregende Metropole.<br />

Doch unser Stadtteil Neukölln ist in die Hände von jener Sorte Ausländer<br />

gefallen, die uns Deutschen das Leben schwer machen. Meine Freundin ist daran fast<br />

kaputtgegangen. Heute leben wir auf Mallorca und sind wieder glücklich.<br />

Erst einmal tief durchatmen. Hab gerade wieder<br />

eine dieser unsäglichen Diskussionen auf Facebook<br />

hinter mir, in der mir ein selbsternannter Experte<br />

weismachen wollte: «Die Behauptung, Frauen würden<br />

sich in Deutschland nicht mehr sicher fühlen, ist<br />

gelogen. Purer Rechtspopulismus.» Habe den Kerl<br />

direkt geblockt. Dem ist nicht mehr zu helfen.<br />

Dass sich unsere Frauen in unserem Land vor Belästigung,<br />

Vergewaltigung und Mord fürchten, ist<br />

eine unwiderlegbare Tatsache, für deren Nachweis<br />

wir noch nicht einmal Zahlen bemühen müssen. Ein<br />

wacher Blick in die Straßen unserer Großstädte<br />

langt völlig. Beispielsweise nach Berlin-Neukölln.<br />

Verführung und Enttäuschung<br />

Wir – meine Clique und ich – wollten nicht normal<br />

sein, damals in den Nullerjahren. Normalität<br />

paart sich ja meist mit Langeweile, uns gierte dagegen<br />

nach einem aufregendem Leben. Unbedingt<br />

wollten wir in die Stadt, die zwar arm, aber eben<br />

auch sexy war und damit unserem Selbstbildnis am<br />

nächsten kam. Unser Credo waren zwei Schlagerzeilen<br />

aus dem Filmklassiker Der eiserne Gustav:<br />

«Du bist verrückt mein Kind, Du musst nach Berlin.<br />

Wo die Verrückten sind, da jehörste hin!»<br />

In meinen ersten drei Jahren hielt unsere Hauptstadt<br />

ihr Versprechen: Berlin ist tatsächlich eine<br />

elektrisierende Stadt, die Dich nicht mehr loslässt,<br />

sobald sie Dich erst einmal in ihren Klauen hat. Also<br />

alles schick in Berlin? Mitnichten. Berlin ist längst<br />

nicht mehr von Sommersprossen übersät, wie in<br />

dem Chanson von Hilde Knef so schön besungen.<br />

Gibt immer noch herrliche Ecken, klar – dort zum<br />

Beispiel, wo die Politiker leben, die aus Berlin die<br />

Stadt mit den meisten türkischen Einwohnern außerhalb<br />

der Türkei gemacht haben.<br />

Möglicherweise würde ich heute noch in Berlin<br />

leben, doch das Schicksal wollte es, dass ich 2012<br />

ein Mädchen aus Neukölln mit dem schönen Namen<br />

Odette kennenlernte. Ich wohnte zu der Zeit<br />

in Kreuzberg 61 und fühlte mich im gentrifizierten<br />

Bergmannkiez sauwohl, doch Odettes Wohnung war<br />

schöner und größer – also zog ich zu ihr. Und damit<br />

begann die Entfremdung zwischen Berlin und mir.<br />

Burka-Dominanz: Straßenszene<br />

aus Neukölln. Foto: picture alliance<br />

/ dpa<br />

«Du bist verrückt<br />

mein Kind, Du<br />

musst nach Berlin.<br />

Wo die Verrückten<br />

sind, da jehörste<br />

hin!»<br />

53


<strong>COMPACT</strong> Leben<br />

Gierige Blicke, eklige Sprüche<br />

Wir wohnten in der schönsten Ecke Neuköllns, in<br />

Rixdorf. Hier scheint die Zeit seit zweihundert Jahren<br />

stehen geblieben. Als hätten die Bombenhagel<br />

des Zweiten Weltkriegs einen Bogen um dieses beschauliche<br />

Dorf gemacht. Eine Wohlfühloase also?<br />

Nee, doch nicht so ganz. Rixdorf grenzt an die Sonnenallee<br />

und an die Karl-Marx-Straße, Ecken also,<br />

wo Biodeutsche längst in der Minderheit sind.<br />

Kurz nachdem ich bei Odette eingezogen bin,<br />

sagt sie: «Ich möchte hier lieber heute als morgen<br />

wegziehen.» Neukölln sei eine Art Gefängnis mit<br />

fundamentalistischen Migranten als Wärter.<br />

54<br />

Palme im Hintergrund: Oliver Flesch<br />

mit Fluppe. Foto: Facebook OF<br />

«Es sind vor allem<br />

die türkisch- und<br />

arabischstämmigen<br />

Jugendlichen,<br />

die vermehrt Gewaltdelikte<br />

begehen.»<br />

Kirsten Heisig<br />

_ Oliver Flesch begann seine<br />

Laufbahn in den 1990er Jahren<br />

als Gesellschaftsreporter bei Bild.<br />

Er schrieb ein paar Promi-Biographien<br />

(unter anderem über<br />

Harald Schmidt und Gunter<br />

Gabriel), von denen es Let The<br />

Good Times Roll auf die Spiegel-<br />

Bestsellerliste schaffte.<br />

Der Schauspieler Horst Buchholz stammt aus<br />

Neukölln – und die frühere Mutter der Nation Inge<br />

Meysel, die Sängerin Marianne Rosenberg, der<br />

Sänger Frank Zander und der Fußballer Carsten Ramelow,<br />

ach ja, und der Kabarettist Kurt Krömer; Detlev<br />

Bucks Film Knallhart spielt im Berlins Problemviertel<br />

Nummer 1, und David Bowie benannte einen<br />

Song seines Albums Heroes nach Neukölln. In den<br />

vielen Moscheen erfährt man, dass der Islam dem<br />

Christentum haushoch überlegen ist, und kann lernen,<br />

wie man korangerecht seine Frau verprügelt.<br />

Neukölln hat auf 45 Quadratkilometern mehr Einwohner<br />

(328.045) als die meisten Großstädte unseres<br />

Landes. Hier leben im Verhältnis mehr Ausländer<br />

und «Leute mit Migrationshintergrund» (circa<br />

50 Prozent), mehr Arme (36 Prozent Arbeitslose),<br />

mehr Ungebildete (41 Prozent ohne Ausbildung)<br />

und mehr Verbrecher (etwa 60 Prozent aller Berliner<br />

Straftaten) als irgendwo sonst in Deutschland.<br />

Kurz und gut: Der Stadtteil steht wie kein zweiter<br />

für das, was doch spätestens seit Angela Merkels<br />

Ausspruch von 2009 «Multikulti ist gescheitert» bekannt<br />

ist… Dabei ist Multikulturelles ja nun nichts<br />

Schlechtes per se. Ganz im Gegenteil. Ist doch großartig,<br />

wenn wir Menschen unsere kulturellen Errungenschaften<br />

bündeln, sodass wir vom Besten des<br />

jeweils anderen profitieren können. Nur: Was sind<br />

die kulturellen Errungenschaften, die uns die türkischen<br />

Einwanderer gebracht haben? Dönerbuden?<br />

Schischa-Bars? Wettbüros? Brautmodeläden? Moscheen?<br />

Viel mehr gibt es in Neukölln nämlich nicht.<br />

Und dann wird uns «Multikulti» ja auch noch als<br />

ach so bunt und weltoffen verkauft. Ah ja? So offen<br />

wie die Sehschlitze der Niqabs, von denen man<br />

in Neukölln täglich mehr sieht? Und so bunt wie die<br />

schwarzen Kopftücher und Gewänder, in denen die<br />

Muslimas durchs Viertel laufen?<br />

Oha. Doch so ernst? «Wie man’s nimmt. Ich würde<br />

hier nicht im Minirock rausgehen. Ich würde Dich<br />

auf der Straße nicht leidenschaftlich küssen. Und,<br />

ganz wichtig, ich käme niemals auf die Idee, ohne<br />

Kopfhörer auf den Ohren auch nur einen Schritt vor<br />

die Tür zu machen.»<br />

Ohne Kopfhörer? «Ja. Sie sind mein Schutz.<br />

Habe ich sie auf, versinke ich in meiner Musik, kann<br />

wenigstens so tun, als würde ich die gierigen Blicke<br />

und die ekligen Sprüche der Migranten nicht<br />

bemerken.»<br />

Wie oft kommen gierige Blicke und eklige Sprüche<br />

vor? «Wann kommen sie nicht vor? Sie kommen<br />

immer vor. Und springt man nicht drauf an, rufen<br />

sie einem ”Schlampe”, ”Fotze” oder ”Hure” hinterher.<br />

Am schlimmsten ist es, wenn es mehrere<br />

Jungs sind. Dann wird sich gegenseitig hochgestachelt.<br />

Mich überkommt jedes Mal ein beklemmendes,<br />

ein beängstigendes Gefühl. So ähnlich wie früher<br />

in der Schule, als ich gemobbt wurde und befürchtete,<br />

gleich eine Ohrfeige zu kassieren.»<br />

Das klingt nicht gut. Das klingt nicht richtig. Eine<br />

Frau sollte in ihrer eigenen Stadt, in ihrem eigenen<br />

Land keine Angst haben müssen. Warum sind diese<br />

Männer nur so? Heinz Buschkowsky, zwischen 2001<br />

und 2015 Bezirksbürgermeister in Neukölln, meint<br />

dazu: «Weil es mittlerweile immer mehr gut ausgebildete<br />

Frauen gibt, die sich für den klassischen<br />

Macho-Muslim-Mann nicht mehr interessieren; dieser<br />

Typ Mann holt sich dann ein Mädchen aus der<br />

Türkei und gründet die nächste Großfamilie. Die Kinder<br />

werden wieder nach den Mittelaltermethoden<br />

erzogen; der Höllen-Kreislauf beginnt von vorn.»<br />

Die verstorbene Jugendrichterin Kirsten Heisig<br />

ergänzte in einem Interview mit dem Tagesspiegel<br />

2006: «Es sind vor allem die türkisch- und arabischstämmigen<br />

Jugendlichen, die vermehrt Gewaltdelikte<br />

begehen. Die jugendlichen Opfer, überwiegend<br />

Deutsche, haben inzwischen schon so eine Art


<strong>COMPACT</strong> Leben<br />

Resignation entwickelt und sagen: ”Dagegen können<br />

wir nichts machen. Die Gewalt gehört zu unserem<br />

Alltag dazu.” Das ist eine Dimension, die wir<br />

bislang nicht hatten. Und in den letzten zwei Jahren<br />

hat sich die Situation weiter verschärft. Wir stellen<br />

bei den Gewalttätern seit einiger Zeit eine unverblümte<br />

Deutschenfeindlichkeit fest.»<br />

Noch in Neukölln lebend, schnappte ich mir auf<br />

der Karl-Marx-Straße einen Migratenbengel, als<br />

der einem Mädchen im Minirock «Bitch» hinterher<br />

rief. Er war vielleicht 15, 16 Jahre alt. Drauf<br />

angesprochen, meinte er, diese Frauen würden es<br />

nicht anders wollen, sonst würden sie die Männer<br />

ja wohl kaum mit so kurzen Röcken provozieren. Ich<br />

versuchte, ihm zu erklären, dass das Tragen von kurzen<br />

Röcken möglicherweise im wilden Kurdistan<br />

eine Provokation sei, in Deutschland dagegen vollkommen<br />

legitim. Ich denke, es blieb beim Versuch.<br />

Die mallorquinische Freiheit<br />

Im Sommer 2015 wurde uns bewusst, dass das<br />

alles nicht mehr das Berlin war, in das wir uns einst<br />

verliebt hatten. Ich ging, trotz des Jahrhundertsommers,<br />

kaum noch vor die Tür, und Odette hatte sich<br />

eine schwere Depression eingefangen, die sie beinahe<br />

ihr Leben kostete.<br />

So ging es nicht weiter – ich musste mir etwas<br />

einfallen lassen. Dass wir aus Berlin wegmussten,<br />

war klar, nur: wohin? Am Ende wurde es Cala Ratjada<br />

auf Mallorca. Vielleicht die beste Entscheidung<br />

meines Lebens. Hier ist die Welt noch in Ordnung.<br />

Frauen mit Kopftuch sieht man hier in etwa so selten<br />

wie orthodoxe Juden in Neukölln; Frauen ohne<br />

Kopftuch können sich sogar halbnackt im Dunklen in<br />

die entlegensten Ecken trauen; kleine Kinder spielen<br />

bis in die Nacht auf der Straße: ein bisschen<br />

wie im Deutschland der 1950er Jahre also, nur mit<br />

besserer Luft, schöneren Farben, wärmeren Temperaturen<br />

und dem Meer, das nur einen Steinwurf<br />

entfernt ist.<br />

Für Odette war unsere Auswanderung die beste<br />

Therapie. Was Ärzte und Psychologen nicht schafften,<br />

erledigte hier der thermische Wind, der ihre<br />

Depressionen einfach wegblies. Heute braucht sie<br />

nicht mal mehr Pillen, um lächeln zu können – die<br />

Zauberinsel hat ihre Seele geheilt.<br />

Dass wir Deutschen uns in Massen<br />

aus unserer Heimat vertreiben<br />

lassen, kann keine Option sein.<br />

Ich bat Odette eben, mir ein Adjektiv zu nennen,<br />

das ihre mallorquinische Gefühlslage ausdrückt:<br />

«Frei», antworte sie. Gut für sie, gut für mich, gut<br />

für uns. Nützt nur den Frauen in den deutschen Problemvierteln<br />

herzlich wenig. Dass wir Deutschen<br />

uns in Massen aus unserem Heimatland vertreiben<br />

lassen, kann keine Option sein. Für mich gibt es<br />

nur eine Möglichkeit: Die Menschen aus Deutschland<br />

vertreiben, die dafür sorgen, dass sich Frauen<br />

in Deutschland nicht mehr sicher fühlen. Menschen,<br />

über die Bodo Pfalzgraf, Landesvorsitzender<br />

der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), sagt:<br />

«Wer meint, es reiche aus, jungen Migranten einen<br />

deutschen Personalausweis zu schenken, ist schief<br />

gewickelt. Unsere Erfahrungen zeigen, dass gerade<br />

dieser Personenkreis das deutsche Wertesystem<br />

massiv verachtet.»<br />

Im Ghetto<br />

Der Berliner Senat wies große<br />

Teile von Neukölln als «Gebiete<br />

mit besonderem Entwicklungsbedarf»<br />

aus. Was auf Deutsch<br />

heißt: Sie sind verloren. Bereits<br />

2004 warnte Berlins damaliger<br />

Innensenator Ehrhart Körting<br />

(SPD) vor der Entstehung<br />

eines kriminellen Ghettos, in<br />

dem «bestimmte Nationalitäten<br />

ganze Straßenzüge bewohnen».<br />

Und es wird und wird nicht besser.<br />

Eine Schuleingangsuntersuchung<br />

ergab schon 2010, dass<br />

zwei Drittel der Kinder in ihrer<br />

Entwicklung auffällig sind. Konkret<br />

bedeutet das: Sie sind fettleibig,<br />

haben schlechte Zähne,<br />

sind wahrnehmungs- und bewegungsgestört<br />

und können kaum<br />

Deutsch. (OF)<br />

Die von DITIB betriebene Sehitlik-<br />

Moschee in Neukölln ist die zweitgrößte<br />

in Deutschland.<br />

Foto: Marc Dassen<br />

Anzeige<br />

Leserreise Herbst <strong>2017</strong><br />

Herbst <strong>2017</strong> | 6 Tage | 03.10.-08.10. <strong>2017</strong><br />

Vom Oberlauf der Weichsel durch<br />

Galizien in die Ukraine<br />

Sandomierz · Zamosz ´ ´ · Lemberg · Przemysl ´ · Krakau<br />

Selbstverständlich gibt es wieder eine durchgehende<br />

deutsche Reiseleitung von History-Tours<br />

und dem <strong>COMPACT</strong>-Reiseleiter P. Feist sowie<br />

örtlichen Fremdenführern.<br />

Das genaue Leistungsverzeichnis finden Sie<br />

unter reise.compact-online.de.<br />

Dort können Sie die Reisen ab sofort buchen.<br />

Jetzt<br />

anmelden!


<strong>COMPACT</strong> Leben<br />

Der Algorithmus als neuer Gott<br />

_ von Jonas Glaser<br />

Der israelische Historiker Yuval Noah Harari befeuert mit seinem<br />

Buch Homo Deus apokalyptische Ängste: Forscher arbeiten an<br />

Mensch-Maschine-Wesen, die sich zu neuen Herrschern über den<br />

Planeten aufschwingen und den Homo sapiens versklaven. Doch<br />

der Autor nährt auch die Hoffnung, dass der Alptraum noch verhindert<br />

werden kann.<br />

Der Homo Deus<br />

behandelt den<br />

Homo sapiens wie<br />

dieser die Tiere.<br />

Der neue Mensch? Foto:TSR Watermark<br />

Image 2011<br />

Wenn sich ein Geisteswissenschaftler blamieren<br />

will, muss er nur eine steile Prognose formulieren.<br />

Die tritt nämlich nie ein, weil die Realität zu<br />

komplex ist. Ist der Flop erkennbar, versucht der Superintellektuelle<br />

seine Vorhersagen rückwirkend so<br />

weit umzudeuten, dass sie irgendwie doch wieder<br />

passen, damit die Blamage sich in Grenzen hält. So<br />

geschehen bei dem US-Politologen Francis Fukuyama,<br />

der 1992 Das Ende der Geschichte vorhersagte,<br />

oder dem kultigen Autoren-Duo Toni Negri und<br />

Michael Hardt mit ihren neokommunistischen Utopien<br />

in den Werken Empire, Multitude, Common<br />

Wealth (1999-2010).<br />

Eine selbstzerstörende Prophezeiung<br />

Aktuell stürzen sich die Medien auf die Zukunftsspekulationen<br />

des Historikers Yuval Noah Harari.<br />

Dem war erst 2013 mit Eine kurze Geschichte<br />

der Menschheit ein Weltbestseller gelungen: Ein<br />

Schnelldurchlauf von den Anfängen des Homo sapiens<br />

bis zur Gegenwart. Ebenso universell, diesmal<br />

von der Gegenwart in die Zukunft zielend, ist sein<br />

neues Werk Homo Deus (2016).<br />

Mainstreammedien wie die FAZ rezensieren<br />

das Werk so, als versuche es eine Prognose. Tut es<br />

aber nicht. Will es auch gar nicht. Mit Hararis eigenen<br />

Worten möchte er – im Gegenteil – eine Gegenwehr<br />

des Lesers provozieren: «Alle Prognosen,<br />

die diesem Buch Würze verleihen, sind nichts weiter<br />

als der Versuch, heutige Dilemmata zu erörtern,<br />

und eine Einladung, die Zukunft zu verändern. Wenn<br />

man voraussagt, die Menschheit werde versuchen,<br />

Unsterblichkeit, Glück und Göttlichkeit zu erlangen,<br />

dann ist das in etwa so, als würde man prognostizieren,<br />

dass Menschen, die ein Haus bauen, in ihrem<br />

Vorgarten einen Rasen haben wollen. Es klingt sehr<br />

wahrscheinlich. Doch erst, wenn man es laut ausspricht,<br />

kann man darangehen, über Alternativen<br />

nachzudenken.» Der Autor rechnet also Tendenzen,<br />

die er bei IT-Forschern im Silikon Valley beobachtet,<br />

zu einem Science-Fiction-Szenario hoch – um<br />

zu dessen Verhinderung aufzurufen. Das unterscheidet<br />

sein Buch wesentlich vom Gros der Medien, die<br />

nur Angst verbreiten.<br />

Bisher, so erklärt Harari, habe die Menschheit<br />

gegen drei große Übel gekämpft: Hunger, Krankheit<br />

und Krieg. Ein Trio des Grauens, das fast jede Gene-<br />

56


<strong>COMPACT</strong> Leben<br />

ration heimsuchte, um dessen Ausbleiben man die<br />

Götter anflehte. Inzwischen habe sich die Situation<br />

geändert: Alle drei seien gründlich analysiert und<br />

werden bekämpft. Brechen sie dennoch aus, wisse<br />

jeder: Da war menschliches Versagen im Spiel. Beim<br />

Krieg tragen politische Fehlentscheidungen (aktuell<br />

in Syrien), beim Ausbruch von Ebola schlechte medizinische<br />

Versorgung die Schuld. Das Horror-Trio<br />

stehe nicht mehr für «unvermeidbare Tragödien» –<br />

und deshalb sei die Zeit gekommen, dass sich die<br />

Wissenschaft neuen Zielen zuwende – der Durchsetzung<br />

von Unsterblichkeit, Glück und Göttlichkeit.<br />

Auf dem Weg zum Homo Deus<br />

Zeitgleich zum Verlöschen des religiös fundierten<br />

Seelen- und Jenseitsglaubens versucht die Medizin,<br />

das Problem des Todes auf ihre Weise zu lösen:<br />

In nicht allzu ferner Zukunft könnte der Mensch<br />

seine Organe in regelmäßigen Abständen erneuern<br />

oder austauschen lassen. Und wäre erst mal der<br />

Code der limitierten Zellteilung geknackt, stünde<br />

einer Unsterblichkeit nichts mehr im Wege.<br />

Das Problem: Diese Unsterblichkeit werden sich<br />

nur wenige Menschen leisten können. Wie jetzt<br />

schon die Kassen nicht mehr alle Kostenexzesse<br />

der Apparatemedizin und Pharmaindustrie decken,<br />

dürfte die Unsterblichkeit erst recht zum Privileg<br />

weniger Hochbetuchter werden – zumal die Mehrheit<br />

der Menschen in Zukunft eher ein geringeres<br />

als ein höheres Einkommen erzielen dürfte, da ihre<br />

Arbeitskraft aufgrund der Computerisierung nicht<br />

mehr gebraucht wird. Auch wenn «künstliche Intelligenzen»<br />

womöglich niemals Bewusstsein haben<br />

werden, so sind sie in vielerlei Hinsicht genauso<br />

leistungsfähig wie Menschen: Schon heute können<br />

Testhörer in der Regel zwischen computergenerierten<br />

Gedichten und Kompositionen und menschlicher<br />

Lyrik und Musik nicht mehr unterscheiden…<br />

Wäre erst mal der Code der limitierten<br />

Zellteilung geknackt, stünde<br />

einer Unsterblichkeit nichts<br />

mehr im Wege.<br />

Woran das liegt? Weil, so die Vermutung von<br />

IT-Forschern wie Ray Kurzweil, nicht nur mathematisches,<br />

rationales Denken, sondern auch «irrationale»<br />

Emotionen, Empfindungen oder Kreativität<br />

gewissen Algorithmen folgen. Wären die geknackt,<br />

ließen sich auch durch sie hervorgebrachte<br />

Funktionen auf digitaler Basis erstellen. Auf dieser<br />

Grundlage würde auch der Übergang vom Organischen<br />

zum Digitalen fließend. Das ermöglichte die<br />

Produktion von Cyborgs – Mischwesen aus Mensch<br />

und Maschine –, die sich als Homo Deus über den<br />

Homo sapiens erheben würden.<br />

Was daran stimmt: Schon heute können Beinoder<br />

Armprothesen auf Gedankenbefehl ihres Trägers<br />

reagieren. Und Google entwickelt derzeit ein<br />

System, das Schreibtastaturen künftig überflüssig<br />

macht: Der vom Autor gedachte Text würde dann<br />

mittels elektronischer Hirnimpulse vom Rechner in<br />

Schrift umgesetzt werden. Bald schon könnte der<br />

Mensch seine psycho-physischen Fähigkeiten durch<br />

Anschluss seines Hirns an Mega-Prothesen und Datenspeichern<br />

zu ungeahnter Größe ausweiten – das<br />

wäre das Ende des Menschen, wie man ihn bisher<br />

kennt. Nicht das Individuum, dessen «Authentizität»<br />

von der Neurobiologie zerlegt wurde, sondern der<br />

Algorithmus wäre dann der neue Souverän – und<br />

damit der Konzern, der ihn speichert und anwendet.<br />

Harari stellt die Frage, wie dieser Homo Deus<br />

mit den verbliebenen Menschen umgehen würde.<br />

Und er verbreitet nicht gerade Optimismus, wenn<br />

er darauf hinweist, wie der Homo sapiens seinerseits<br />

seine weniger intelligenten Vorgänger behandelt,<br />

also die Tiere. Seit der Aufgabe der Jäger- und<br />

Alicia Vikander als Android Ava<br />

in dem britischen Spielfilm Ex<br />

Machina. Foto: Universal Pictures<br />

International<br />

Das Buch erschien beim Verlag<br />

H.C.Beck für 24,95 Euro. Foto:<br />

H.C.Beck<br />

_ Jonas Glaser schrieb in <strong>COMPACT</strong><br />

5/<strong>2017</strong> über Thomas Münzer.<br />

57


<strong>COMPACT</strong> Leben<br />

Hararis Irrtum<br />

«Indem er Computerprozessen<br />

Intelligenz zuschreibt –<br />

künstliche Intelligenz – wiederholt<br />

Harari die weit verbreitete<br />

Auffassung, dass die<br />

künstliche Intelligenz schon<br />

menschliche Fähigkeiten überholt<br />

habe. Jedoch liefert er keine<br />

Belege, um zu zeigen, dass Computer<br />

zu irgendeinem intentionalen<br />

Verhalten fähig wären.<br />

Dies ist kaum verwunderlich,<br />

da selbst die besten Computer<br />

so wenig Motive haben wie ein<br />

Taschenrechner. Die Jeopardyund<br />

Schachspielchampions wie<br />

IBMs Supercomputer Watson<br />

und Deep Blue funktionieren wie<br />

Mikrowellenherde. Der großartige<br />

Physiker Richard Feynman<br />

bemerkte einst vor vielen Jahren,<br />

ein Computer sei ,ein glorifiziertes,<br />

hochklassiges, sehr<br />

schnelles, aber dummes Ablagesystem‘,<br />

das von einem unendlich<br />

dummen Büroangestellten<br />

(dem Hauptprozessor) bedient<br />

wird, der blind Anweisungen<br />

(des Softwareprogramms)<br />

befolgt. Diese rein Symbole verarbeitenden<br />

Maschinen können<br />

nie Symbole verstehende<br />

Maschinen sein.» (Norman<br />

Lewis, «Homo Deus – die Herabsetzung<br />

des Menschen»,<br />

novo-argumente.com)<br />

Finger mag auch ein Computer<br />

bewegen können. Doch Gefühle<br />

und Empfindungen sind keine Frage<br />

der Rechnerleistung. Foto: Lawanda<br />

Sinclair, Amazing Wallpapers<br />

Sammlerkulturen, seit seiner Sesshaftwerdung hat<br />

der Mensch alle anderen Lebewesen rücksichtslos<br />

vernutzt. Der überzeugte Veganer Harari präsentiert<br />

im Detail die Versklavung, Ausbeutung und Tötung<br />

der Tiere. Ähnliches, so vermutet er, würden posthumane<br />

Intelligenzen auch mit dem Menschen veranstalten.<br />

Die Rettung des Homo sapiens<br />

Der Autor überrascht immer wieder, wenn er<br />

nachweist, wie weit diese Szenarien sich bereits<br />

in der Umsetzung befinden. Lässt sich die aufgezeigte<br />

Entwicklung überhaupt noch verhindern? Harari<br />

hat lediglich die Hoffnung, dass die Theorien der<br />

Forscher doch nicht praxistauglich sind. Im letzten<br />

Kapitel stellt er alle Silicon-Valley-Dogmen in Frage<br />

und zweifelt, «ob sich Leben wirklich auf Datenströme<br />

reduzieren lässt», ob die Algorithmen wirklich<br />

Subjektivität erzeugen können. Außerdem könne<br />

sich herausstellen, dass «Organismen gar keine<br />

Algorithmen sind». Seine einzige Hoffnung besteht<br />

also darin, dass die IT-Forschung sich irrt.<br />

Das verwundert nicht, da bereits im 20. Jahrhundert<br />

die bittere Erkenntnis aufkam, dass sich<br />

der Mensch von seinen selbstgeschaffenen Systemen<br />

und technischen Erfindungen nicht mehr befreien<br />

kann. All seine Kreationen – von der Atombombe<br />

bis zur Embryonenzüchtung – haben längst eine<br />

Eigendynamik entwickelt. Zusätzlich stellt sich die<br />

Frage, ob es überhaupt noch viele Menschen gibt,<br />

die diese Entwicklung stoppen wollen…<br />

Vor wenigen Monaten antwortete der US-Informatiker<br />

David Gelernter auf die Frage, warum er<br />

zusätzlich Judaistik (jüdische Religionsgeschichte)<br />

studiert habe: Weil die IT-Wissenschaft keine Erklärung<br />

für Geist und Bewusstsein habe, suche er in der<br />

religiösen Tradition danach. Diese Aussage provozierte<br />

einen Shitstorm. Mancher Leserbrief sprach<br />

dem IT-Forscher sogar jede Fachkompetenz ab. Woher<br />

diese Wut? – Vielleicht ist vielen Zeitgenossen<br />

die Vorstellung von einem nicht auf Daten beziehungsweise<br />

Biochemie reduzierbaren Leben (oder<br />

gar die Vorstellung einer «Seele») gar nicht recht?<br />

Vielleicht wäre manch einer froh, wenn Computer<br />

das Weltgeschehen in die Hand nähmen? Womöglich<br />

fühlt sich ein Großteil der Menschen von der<br />

Verwaltung des Planeten überfordert? Vielleicht ahnen<br />

sie, dass der Mensch scheitern könnte? – Wer<br />

hätte gedacht, dass von den Antworten auf diese<br />

Urfragen des Menschen einmal dessen Fortbestand<br />

abhängen könnte? Vielleicht ist der Vorstoß der Moderne,<br />

auf Sinngebung zu verzichten, eine Überforderung<br />

für uns alle? Dann wäre die Hypothese, die<br />

ein Rezensent der Wochenzeitung Die Zeit formulierte,<br />

dass man dieser Dystopie «eine neue humane<br />

Erzählung» entgegenstellen könne, nur lachhaft<br />

naiv.<br />

Vielleicht ist vielen Zeitgenossen<br />

die Vorstellung einer «Seele» gar<br />

nicht recht?<br />

So bleibt tatsächlich nur die Hoffnung, dass die<br />

Forschung an Grenzen stößt, dass die Natur ihre<br />

letzten Geheimnisse nicht preisgibt, dass sich das<br />

Phänomen des Lebens nicht auf Informationsprozesse<br />

reduzieren lässt. Wenn nicht, ließe sich das<br />

präsentierte Alptraumszenario allenfalls verzögern,<br />

nicht aber verhindern.<br />

58


<strong>COMPACT</strong> Leben<br />

Vorspiel zum Inferno<br />

_ von Jan von Flocken<br />

Vor 400 Jahren bestieg ein katholischer Habsburger den böhmischen Königsthron –<br />

und schleuderte eine Fackel der Intoleranz gegen seine protestantischen Untertanen,<br />

die ein 30-jähriges Feuer entzündete.<br />

Im ehrwürdigen Veitsdom auf der Prager Burg<br />

begann am 29. Juni 1617 ein Verhängnis, das binnen<br />

weniger Monate in eine europäische, vor allem<br />

aber deutsche Katastrophe münden sollte. Mit feierlichem<br />

Pomp wurde der 38-jährige Erzherzog Ferdinand<br />

von Österreich zum böhmischen König gekürt.<br />

Er war bereits der sechste Habsburger, welcher die<br />

Krone des Heiligen Wenzel trug. Der Fall schien also<br />

wenig spektakulär – dennoch hätten die Böhmen<br />

wissen müssen, wen sie sich da ins Haus holten.<br />

Ferdinand würde in absehbarer Zeit auch die Kaiserkrone<br />

des Deutschen Reiches erben, denn deren<br />

Träger, sein kinderloser Cousin Matthias, lag<br />

schwerkrank in Wien. Anders als der konziliante<br />

und schwache Matthias («Ein Mann von Herrschsucht<br />

aber gänzlich ohne die Kraft, sie zu verwirklichen»)<br />

verstand sich Ferdinand als fanatischer<br />

Glaubenskrieger für die katholische Religion. «Besser<br />

eine Wüste regieren als ein Land voller Ketzer»,<br />

lautete sein Grundsatz. Doch seine neuen böhmischen<br />

Untertanen hingen seit Jahrzehnten mehrheitlich<br />

dem evangelischen Bekenntnis an. Konflikte<br />

waren damit vorprogrammiert und die Weichen zum<br />

Dreißigjährigen Krieg gestellt.<br />

Bücherverbrennung und Fenstersturz<br />

Schon in seinen österreichischen Erblanden Steiermark,<br />

Kärnten und Krain gab Ferdinand ab 1596 erschreckende<br />

Kostproben religiöser Intoleranz ab. Er<br />

hob die von seinem Vater zugebilligte Glaubensfreiheit<br />

auf; es begann eine gewaltsame Unterdrückung<br />

aller Nichtkatholiken, von denen 2.500 das Land verlassen<br />

mussten. Mehr als 10.000 Bücher der Protestanten<br />

wurden vor dem Stadttor von Graz auf einem<br />

Scheiterhaufen verbrannt. Sogar alle Gemälde mit<br />

Nacktdarstellungen aus der berühmten Sammlung<br />

von Kaiser Rudolf II. fielen den Flammen zum Opfer.<br />

Auch in Böhmen setzten bald die Verfolgungen<br />

ein. Obwohl Ferdinand vor seiner Krönung in Prag<br />

feierlich versprochen hatte, sämtliche im sogenannten<br />

Majestätsbrief von 1609 festgeschriebenen Privilegien,<br />

darunter freie Religionsausübung für jedermann,<br />

zu respektieren, hielt er sich nicht daran.<br />

Zahlreiche evangelische Kirchen wurden auf seinen<br />

Befehl hin niedergerissen. Wie häufig entzündete<br />

sich der Streit an einer Kleinigkeit. Die Schließung<br />

der evangelischen Kirche im Städtchen Braunau an<br />

der Steine (Broumov) brachte die Bürger Ende 1617<br />

dermaßen in Rage, dass sie sich mit Gewalt widersetzten.<br />

Als dann auch noch das erste in Böhmen errichtete<br />

reformierte Gotteshaus, die Kirche in Klostergrab<br />

(Hrob), zerstört wurde, war das Maß voll. Die<br />

böhmischen Stände beriefen daraufhin eine Vollversammlung<br />

auf Prags Burg Hradschin ein. Als am 23.<br />

Mai 1618 die zwei kaiserlichen Statthalter Jaroslav<br />

von Martinitz und Wilhelm Slavata mit einem Sekretär<br />

erschienen, kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung.<br />

Sie endete damit, dass die drei Herren<br />

«nach altböhmischer Sitte fenestriert», also aus dem<br />

Fenster in den 17 Meter tiefer gelegenen Burggraben<br />

geworfen wurden. Sie landeten auf einem Misthaufen<br />

und kamen mit dem Schrecken davon.<br />

Aufstand der Böhmen<br />

Danach eskalierte der Konflikt, zumal Ferdinand<br />

(seit Juli 1618 auch König von Ungarn) jetzt immer<br />

rücksichtsloser in die Belange des Deutschen Reiches<br />

eingriff. Der todkranke Kaiser Matthias wurde<br />

nahezu entmündigt und sein Chefberater Kardinal<br />

Melchior Khlesl, ein Mann des religiösen Ausgleichs,<br />

abgesetzt und verhaftet. Die couragierte Kaisergemahlin<br />

Anna von Tirol versuchte nach Kräften zu ver-<br />

Gleich vier Mal – 1419, 1483, 1618<br />

und 1948 – erlebte Prag einen<br />

Fenstersturz. Der unfeine Rauswurf<br />

der kaiserlichen Stadthalter<br />

aus der Burg im Jahre 1618 löste<br />

den Dreißigjährigen Krieg aus. Hier<br />

dargestellt von Wenzel von Brozik<br />

1889. Bild: picture-alliance / akgimages<br />

Die aus dem Fenster<br />

Gestürzten landeten<br />

auf einem<br />

Misthaufen.<br />

_ Jan von Flocken hat gerade<br />

die erste Ausgabe in der Reihe<br />

<strong>COMPACT</strong>-Geschichte vorgelegt:<br />

1000 Jahre Deutsches Reich.<br />

Unsere Geschichte, unsere Leistungen,<br />

unser Stolz (siehe Seite 2).<br />

59


<strong>COMPACT</strong> Leben<br />

Vier Fensterstürze<br />

Der im Text geschilderte Fenstersturz<br />

des Jahres 1618 war<br />

nicht der einzige in der Prager<br />

Geschichte, der historische<br />

Wirkung hatte. «Die Opfer<br />

des ersten Prager Fenstersturzes<br />

im Jahr 1419 überlebten diesen<br />

nicht. Ursache waren auch<br />

hier religiöse Auseinandersetzungen.<br />

Aufgebrachte Anhänger<br />

des Reformators Jan Hus<br />

warfen katholische Ratsherren<br />

aus dem Fenster des Neustädter<br />

Rathauses auf den heutigen<br />

Karlsplatz. Die Ratsherren fielen<br />

direkt auf die Spieße der auf<br />

dem Platz versammelten Menschenmenge.<br />

Dieses blutige<br />

Ereignis löste die sogenannten<br />

Hussitenkriege aus, die das Land<br />

zwei Jahrzehnte lang erschütterten.<br />

Im Jahr 1483 dann warfen<br />

Prager Bürger den damaligen<br />

Bürgermeister aus dem<br />

Fenster des Rathauses, um einer<br />

geplanten Verschwörung katholischer<br />

Stadträte entgegenzuwirken.<br />

(…) Der jüngste Fenstersturz<br />

stammt aus der Neuzeit,<br />

aus dem Jahr 1948. Damals<br />

fiel unter mysteriösen Umständen<br />

der damalige Außenminister<br />

Jan Masaryk aus dem Fenster<br />

seines Büros. Masaryk war<br />

Sohn des Republikgründers Thomas<br />

G. Masaryk und der einzige<br />

Nichtkommunist in einem stalinistischen<br />

Kabinett.» (planetwissen.de)<br />

mitteln, aber Frauen hatten damals in den Gefilden<br />

der Politik nur wenig zu bestellen. In Böhmen kam es<br />

zu ersten Kampfhandlungen zwischen kaiserlichen<br />

Truppen und den Streitkräften des Landtages, der<br />

sich in Prag als Gegenregierung konstituiert hatte.<br />

Wobei der Streit eher formal um die wahre Glaubenslehre<br />

ging – tatsächlich war er gespeist vom<br />

Streben der böhmischen Stände, ihre Macht und<br />

Souveränität im Deutschen Reich zu vergrößern.<br />

Nach dem Tod von Kaiser Matthias am 20. März<br />

1619 sollte Ferdinand fünf Monate später zum Römisch-Deutschen<br />

Kaiser gekrönt werden. Noch bevor<br />

diese Zeremonie in Frankfurt am Main stattfand,<br />

erklärte der böhmische Landtag Ferdinand «als Feind<br />

der wahren Religion» für abgesetzt. Er habe «den<br />

Freiheiten und Privilegien des Königreiches zuwidergehandelt»,<br />

hieß es, und «sich hiermit der Regierung<br />

und Herrschaft selbst entblößt». Die Stände wählten<br />

stattdessen Friedrich V. von der Pfalz, einen evangelischen<br />

Fürsten, zum neuen König, wodurch die<br />

Rachsucht des Habsburgers noch mehr angefacht<br />

wurde. Diese «närrischen und aberwitzigen Leute»<br />

in Prag mussten exemplarisch bestraft werden.<br />

Zu den verblüffenden Umständen jener Zeit gehört<br />

die Tatsache, dass der religiöse Wüterich Ferdinand<br />

II. persönlich einen durchaus angenehmen<br />

Charakter aufwies. Ein Zeitgenosse schildert den<br />

Kaiser: «Er war ein heiterer, freundlicher kleiner<br />

Mann mit rotem Gesicht, welcher für jedermann<br />

ein beruhigendes Lächeln hatte. Freimut und Gutmütigkeit<br />

strahlten aus seinen wasserblauen Augen.<br />

Rothaarig, gedrungen und geschäftig, war er<br />

eine ganz und gar nicht eindrucksvolle Erscheinung,<br />

und die Vertraulichkeit seiner Umgangsformen ermutigte<br />

seine Höflinge und Diener, ihn auszunützen.<br />

Freunde und Feinde waren sich einig, dass er ein<br />

umgänglicher Mensch war.» Anderen Berichten zufolge<br />

verkörperte er «eine einfache Natur» und war<br />

«mehr zur körperlichen Betätigung als zum Nachdenken<br />

neigend.»<br />

Leider zählt der Habsburger aber auch zu jenen<br />

historischen Gestalten, die zur falschen Zeit am<br />

falschen Platz agierten. «Es kann mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

davon ausgegangen werden, dass<br />

Ferdinand die gesellschaftspolitischen Probleme<br />

seines Reiches, die Notwendigkeit einer überfälligen<br />

Reichsreform und die konkurrierenden europäischen<br />

Interessenlagen in ihrer Brisanz nie begriffen<br />

hat», urteilt sein Biograf Klaus Koniarek. «Die<br />

Unterordnung seiner staatspolitischen Entscheidungen<br />

unter jene der katholischen Kirche beraubten<br />

ihn der wichtigsten Eigenschaft: die der ausgleichenden<br />

Integrationsfigur, wie sie das Reich wie<br />

nie zuvor gerade jetzt brauchte.»<br />

«Man möge sich auf einen 20-,<br />

30- oder 40-jährigen Krieg gefasst<br />

machen.» Erzbischof von Köln<br />

Und so bauschte sich der böhmische Konflikt mit<br />

Ferdinands tätiger Beihilfe allmählich zum gesamteuropäischen<br />

Krieg. Prophetisch notierte der Erzbischof<br />

von Köln: «Sollte es so sein, dass die Böhmen<br />

im Begriffe stehen, Ferdinand abzusetzen und<br />

einen Gegenkönig zu wählen, so möge man sich nur<br />

gleich auf einen 20-, 30- oder 40-jährigen Krieg gefasst<br />

machen.»<br />

Im Bündnis mit dem Kurfürsten Maximilian von<br />

Bayern marschierten kaiserliche Truppen in Böhmen<br />

ein. Am 8. November 1620 kam es am Weißen<br />

Berg bei Prag zur Entscheidungsschlacht. Die<br />

Böhmen erlitten eine katastrophale Niederlage, Ferdinand<br />

II. folgte seinen Truppen im Triumphzug. Daraus<br />

erwuchs jedoch bald ein jahrzehntelanges Ringen<br />

um die Vorherrschaft in Europa, das namentlich<br />

Deutschland mit Millionen Toten bezahlen musste.<br />

Kurz vor seinem Tod 1637 wurde Kaiser Ferdinand<br />

II. bemerkenswert hellsichtig: «Mit der Ehre und<br />

Pracht von Kaisern und Königen ist es wie bei einem<br />

Schauspiel. Ich finde keinen Unterschied zwischen<br />

den Theaterkönigen und den wirklichen – nur dass<br />

die einen Stunden und die anderen Jahre regieren.»<br />

60<br />

In der Schlacht am Weißen Berg unterlagen die böhmischen<br />

Stände 1620 den Truppen der katholischen Liga. Hier zeitgenössisch<br />

dargestellt durch Pieter Snayers (1592–1666).<br />

Bild: Public Domain, Wikimedia


<strong>COMPACT</strong> Kolumnen<br />

Unsere Helden _ Hildegard von Bingen<br />

Hildegard von Bingen (1089–1179) ist bekannt<br />

als mittelalterliche Mystikerin – diese Bezeichnung<br />

wird ihrem Wirken aber nicht gerecht. Sie war eine<br />

der geachtetsten Persönlichkeiten ihrer Zeit und ist<br />

eine absolute Ausnahmeerscheinung des europäischen<br />

Mittelalters. Schon zu Lebzeiten wurde sie<br />

als Heilige verehrt, viele Menschen suchten sie<br />

auf und baten sie um Rat und Hilfe. Ihr umfangreiches<br />

Werk ist das einer Universalgelehrten, es zeugt<br />

von einer ganzheitlichen, umfassenden Schau der<br />

Schöpfung und des Menschen im Kosmos. Als Heilige,<br />

Ärztin, Dichterin, Komponistin, «Prophetin» und<br />

Leiterin eines Frauenkonvents erinnert sie uns an<br />

die heiligen Frauen und Seherinnen («Disen») aus<br />

der germanischen Zeit, von denen Tacitus und andere<br />

berichten. Häufig wird vergessen, dass germanische<br />

Traditionen und Auffassungen nicht einfach<br />

ausstarben, sondern noch Jahrhunderte nach der<br />

Christianisierung im Volk und in der Sprache weiterlebten<br />

und in das christliche Gottesverständnis<br />

der Deutschen hineinwirkten. Die Naturverbundenheit<br />

der St. Hildegard ist eine weitere Auffälligkeit,<br />

die eher an heidnische Traditionen erinnert und die<br />

dem alttestamentarischen Auftrag «Macht Euch die<br />

Erde untertan» eigentlich widerspricht: «Die Kräuter<br />

bieten einander den Duft ihrer Blüten an, ein<br />

Stein strahlt seinen Glanz auf den anderen. Alles,<br />

was lebt, hat einen Urtrieb nach liebender Umarmung.<br />

Auch steht die ganze Natur dem Menschen<br />

zu Diensten, und in diesem Liebesdienst legt sie<br />

ihm freudig ihre Güter ans Herz.» (Liber Vitae Meritorum)<br />

Immer wieder begegnen wir bei Hildegard<br />

dem Resonanz-Gedanken: Alles klingt und schwingt<br />

und ist miteinander verbunden, die ganze Schöpfung<br />

ist eine göttliche Symphonie. Unsere Seele ist<br />

das Klangbild der himmlischen Harmonie.<br />

heit folgte sie im Alter von 42 Jahren ihrem inneren<br />

Auftrag, ihre Stimme zu erheben und das erschaute<br />

Wissen aufzuschreiben. Da sie nun ihrem Gewissen<br />

gehorchte und sich nicht mehr vor ihrer Aufgabe<br />

drückte, verschwand auch die Krankheit. Hildegards<br />

psychosomatisches Verständnis von Krankheit und<br />

Gesundheit gründet auch in dieser Erfahrung.<br />

Hildegard von Bingen, hier auf<br />

einer Postkarte von 1910, wurde<br />

nach fast 350-jähriger Diskussion<br />

spätestens 1584 heiliggesprochen.<br />

Foto: picture-alliance / akg-images<br />

Hildegard war das zehnte Kind des rheinfränkischen<br />

Edelfreien Hildebert von Bermersheim-Alzey<br />

und seiner Frau Mechthild. Im Alter von acht Jahren<br />

wurde sie zur Erziehung in die Obhut ihrer Verwandten<br />

Jutta von Sponheim gegeben. Deren Klause<br />

befand sich auf dem Disibodenberg, einem ehemaligen<br />

germanischen Heiligtum. 1147/48 gründete<br />

Hildegard ihr eigenes Kloster auf dem Rupertsberg,<br />

dem sie bis zu ihrem Lebensende als Äbtissin vorstand.<br />

Schon als Kind sah sie viele Dinge klar und deutlich,<br />

was bei ihren Mitmenschen häufig Befremden<br />

auslöste. Anders als die typischen Mystikerinnen<br />

ihrer Zeit – etwa Elisabeth von Schönau oder Gertrud<br />

die Große – hatte sie ihre Visionen aber nicht in<br />

einem Zustand der ekstatischen Entrücktheit, sondern<br />

bei vollem Bewusstsein. Nach schwerer Krank-<br />

Als Äbtissin führte Hildegard Korrespondenz mit<br />

den bedeutendsten Persönlichkeiten ihrer Zeit, darunter<br />

waren die Päpste Eugen III., Anastasius IV.,<br />

Hadrian IV. und Alexander III., die Erzbischöfe von<br />

Köln, Salzburg, Trier und Mainz sowie Kaiser Barbarossa,<br />

König Heinrich II. von England, König Konrad<br />

III., die Gräfin von Sulzbach und Kaiserin von<br />

Byzanz sowie zahlreiche andere Herzöge, Äbte und<br />

Priester. Der Benediktinermönch Volmar stand ihr<br />

bei der Abfassung ihrer Briefe und Schriften zur Seite,<br />

da sie selbst nicht perfekt Latein konnte. Sie sah<br />

sich als Botschafterin Gottes und wurde auch so<br />

wahrgenommen – man nannte sie «die rheinische<br />

Sybille». Auch ihre Lieder vermitteln ein visionäres<br />

Gottesverständnis.<br />

Die illuminierte Originalhandschrift ihres bedeutenden<br />

Werkes Scivias ist seit 1945 verschollen.<br />

Alles klingt und<br />

schwingt und ist<br />

miteinander verbunden,<br />

und die<br />

ganze Schöpfung<br />

ist eine göttliche<br />

Symphonie.<br />

_ Pia Lobmeyer schrieb in<br />

<strong>COMPACT</strong> 11/2016 über Adelheid<br />

von Burgund.<br />

61


Investieren Sie in den<br />

Mut zur Wahrheit!<br />

<strong>COMPACT</strong> Dossier<br />

Werden Sie Gesellschafter bei <strong>COMPACT</strong>!<br />

Gehen Sie mit uns<br />

auf Erfolgskurs.<br />

Profitieren Sie<br />

von der starken<br />

Marke <strong>COMPACT</strong>!<br />

Schicken Sie uns jetzt eine<br />

formlose E-Mail an verlag@<br />

compact-mail.de.<br />

Wir setzen uns dann mit Ihnen<br />

in Verbindung und senden Ihnen<br />

ausführliche Unterlagen zu.<br />

Wachstum mit erstem Gewinn<br />

Während die etablierten Zeitschriften permanent an<br />

Leserschaft und Auflage verlieren, geht es mit COM-<br />

PACT steil aufwärts! Mit «Mut zur Wahrheit» und ehrlichem<br />

Journalismus in Zeiten der Lüge konnten wir in<br />

den letzten zwei Jahren die verkaufte Auflage unserer<br />

monatlichen Printausgabe jeweils verdoppeln. Damit<br />

haben wir uns einen festen Platz in der Presselandschaft<br />

erkämpft. Bereits unser 4. Geschäftsjahr 2014<br />

konnten wir mit Gewinn abschließen.<br />

Investment mit ruhigem Gewissen<br />

Sind Sie ein treuer Leser unseres <strong>Magazin</strong>s für Souveränität?<br />

Suchen Sie nach Möglichkeiten eines Investments<br />

jenseits der gängigen oder risikobehafteten Anlagemodelle,<br />

die Ihnen Banken offerieren, und wollen<br />

Sie dabei anonym bleiben? Dann engagieren Sie sich<br />

jetzt bei <strong>COMPACT</strong> und profitieren Sie in mehrfacher<br />

Hinsicht: Als atypisch stiller Gesellschafter unserer<br />

GmbH erhalten Sie jährlich Gewinn- oder Verlustzuschreibungen.<br />

Gewinne können zur Auszahlung kommen<br />

– Verluste lassen sich von der Steuer absetzen.<br />

Jedes Investment ab 10.000,- Euro ist uns willkommen.<br />

Dabei bleibt Ihre Einlage risikofrei, denn als<br />

stiller Gesellschafter müssen Sie niemals Kapital<br />

nachschießen – selbst wenn <strong>COMPACT</strong> rote Zahlen<br />

schreiben sollte. Und wenn Sie Ihr Engagement beenden<br />

wollen, sind wir zur Auszahlung Ihres aktuellen<br />

Kapitalanteils verpflichtet.<br />

Erfolg mit gutem Gefühl<br />

Gehen Sie mit uns auf Erfolgskurs! Unterstützen Sie<br />

uns dabei, das Potenzial unserer prosperierenden<br />

Marke zu entfalten. Denn wir haben noch viel vor. Zu<br />

unserer weiteren Geschäftsentwicklung gehört der<br />

Ausbau des Marketing sowie Investitionen in unsere<br />

Produkte und neue Mitarbeiter. Kommen Sie jetzt<br />

in den inneren Kreis von <strong>COMPACT</strong>! Helfen Sie mit,<br />

der schweigenden Mehrheit im Land eine Stimme zu<br />

verleihen und kämpfen Sie mit uns gegen die Propaganda<br />

einer gleichgeschalteten Presse.<br />

Neben Ihrem VIP-Status bei <strong>COMPACT</strong> genießen Sie<br />

auch das gute Gefühl, zu einer Zeitschrift zu gehören,<br />

die sich dem «Mut zur Wahrheit» verpflichtet hat.<br />

1


BRD-Sprech _ Verfassungspatriotismus<br />

<strong>COMPACT</strong> Kolumnen<br />

Als der Innenminister Ende April in Bild am Sonntag<br />

seine zehn Thesen zur «Leitkultur für Deutschland»<br />

(nicht etwa zur deutschen Leitkultur) veröffentlichte,<br />

durfte das Wort «Verfassungspatriotismus»<br />

nicht fehlen, das regelmäßig die gequälten Ausführungen<br />

bundesdeutscher Staatsideologen zum Thema<br />

Nation begleitet. Es besagt in etwa, dass Patriotismus<br />

nicht etwa die bejahende Solidarität mit<br />

einem vorgefundenen «Wir» sein soll, sondern die<br />

Akzeptanz bestimmter politischer Werte, deren universelle,<br />

das heißt alle Länder, Völker und Epochen<br />

betreffende Gültigkeit gleichwohl postuliert wird.<br />

Es liegt auf der Hand, dass man eine politische<br />

Solidargemeinschaft, die als solche von anderen<br />

gleichartigen Gemeinschaften unterscheidbar sein<br />

muss, auf dieser universalistischen Basis gerade<br />

nicht definieren kann. Was hier versucht wird, ist<br />

die Erfindung eines Patriotismus, der ohne konkretes<br />

Vaterland auskommt, mithin eine Quadratur des<br />

Kreises, die den Versuchen «moderner» Theologen<br />

entspricht, «Theologie ohne Gott» zu treiben.<br />

Hinter dem Wort «Verfassungspatriotismus»<br />

lauert latent stets der<br />

Bürgerkrieg.<br />

von Leuten, die nicht nur ihre Mitbürger für beliebig<br />

umerziehbar, sondern auch sich selbst zu solcher<br />

Umerziehung für befugt halten. Dies alles<br />

wäre schlimm genug, aber vielleicht noch halbwegs<br />

erträglich, wenn die «Werte», auf die man<br />

sich beruft, tatsächlich die des Grundgesetzes wären.<br />

Bezeichnenderweise gehört der «Verfassungspatriotismus»<br />

aber zu den Lieblingsvokabeln von<br />

Machthabern, die zu zentralen Normen des Grundgesetzes<br />

ein, freundlich formuliert, angespanntes<br />

Verhältnis haben: zur Volkssouveränität – also der<br />

Souveränität eines Kollektivs, dessen Nichtexistenz<br />

von denselben Ideologen postuliert wird, die den<br />

«Verfassungspatriotismus» hochleben lassen –, zur<br />

Rechtsstaatlichkeit, zur Meinungsfreiheit.<br />

Es ist nämlich keineswegs so, dass der «Verfassungspatriotismus»<br />

niemanden ausschließe und damit<br />

irgendwie menschenfreundlicher sei als der traditionelle<br />

Patriotismus. Ganz im Gegenteil: Er impliziert,<br />

dass die Zugehörigkeit zur Nation von der<br />

Bejahung bestimmter politisch-ideologischer Wertvorstellungen<br />

abhängig sein soll und ersetzt damit<br />

die Abgrenzung nach außen durch eine politische<br />

Front, die sich mitten durch das eigene Volk zieht und<br />

durch keinerlei tradierte Gemeinsamkeit mehr gemildert<br />

wird. Hinter dem wohlklingenden Wort «Verfassungspatriotismus»<br />

lauert stets der Bürgerkrieg.<br />

_ Manfred Kleine-Hartlage ist<br />

Publizist und Diplom-Sozialwissenschaftler.<br />

Die Serie ist an sein Buch<br />

«Die Sprache der BRD» angelehnt:<br />

Verlag Antaios, 240 Seiten,<br />

gebunden, 22,00 Euro (Bestellung<br />

über antaios.de).<br />

Sieht so die Uniform künftiger Verfassungspatrioten<br />

aus? Mädchen<br />

2015 in Hanau bei der Eröffnung<br />

der neu fertiggestellten Bait-ul-<br />

Wahid-Moschee. Foto: picture alliance<br />

/ dpa<br />

Zu wirklichem Patriotismus verhält sich der «Verfassungspatriotismus»<br />

wie die «Bevölkerung» zum<br />

Volk. Es handelt sich um die Sprache von Eliten, deren<br />

Ideologie auf einem Minimum an überliefertem<br />

Vokabular aufbauen muss, um ihre Funktion zu erfüllen.<br />

Damit aber niemand diese Begriffe «falsch»<br />

(das heißt richtig) verstehen kann, werden ihnen Zusatzsilben<br />

und -worte kondomartig übergestülpt, die<br />

den ursprünglichen Sinn ins Gegenteil verkehren.<br />

Patriotismus lebt von Solidarität, das heißt von<br />

der Bereitschaft, Opfer zu bringen und den eigenen<br />

Vorteil gegebenenfalls hintanzustellen. Diese Bereitschaft<br />

beruht auf Gegenseitigkeit, wird also auf<br />

Dauer nur zugunsten einer Solidargemeinschaft geübt,<br />

die tatsächlich eine ist: Bei deren Angehörigen<br />

man daher dieselbe Opferbereitschaft als Normalfall<br />

unterstellen kann.<br />

Die bloße Vorstellung, man könne eine solche<br />

über Jahrhunderte gewachsene Gemeinschaft<br />

auf der Basis ideologischer Postulate oder schierer<br />

Propaganda beliebig ausdehnen oder neu definieren,<br />

zeugt bereits vom totalitären Machtwahn<br />

63


<strong>COMPACT</strong> Kolumnen<br />

Sellners Revolution _ Burka-Verbot<br />

Als die Türken im Herbst 1683 zum zweiten Mal<br />

Wien belagerten, wendeten sie eine perfide Technik<br />

an. Ihre Mineure gruben unzählige Stollen und<br />

Tunnel unter das Mauerwerk der Stadt. Während<br />

die Verteidiger auf den Wällen Angriffe abwehrten,<br />

waren die islamischen Feinde oft schon unter ihnen.<br />

Heute ist es genauso. Unzählige islamische<br />

Schläfer warten nur auf die richtige Gelegenheit,<br />

um Lkw in Menschenmassen zu fahren, Ungläubige<br />

zu erstechen oder in die Luft zu sprengen. Für Hunderttausende<br />

Fundamentalisten ist es nur ein winziger<br />

Schritt zum Terrorismus, und Millionen angeblich<br />

moderate Muslimen könnten sich jederzeit radikalisieren.<br />

Die harte Wahrheit ist: Der islamische<br />

Bevölkerungsteil stellt ein großes Sicherheitsrisiko<br />

für alle Europäer dar. Jederzeit und überall kann einer<br />

zum mörderischen «Einzelfall» werden. Während<br />

die Politiker uns einreden wollen, dass wir<br />

uns an dieses omnipräsente Todesrisiko gewöhnen<br />

müssen, wächst dieses proportional zur Verursachergruppe.<br />

Es ist völlig unmöglich, diese rasant expandierende<br />

Masse zu überwachen. Es ist völlig unmöglich<br />

vorherzusagen, welcher Moslem sich morgen<br />

durch ein IS-Video oder eine Salafistenbroschüre<br />

radikalisieren und vom Orient-Macho zum Großstadt-Mudschaheddin<br />

wird. Die Millionen, die für<br />

«Toleranzfeste» und «Liebesdemos» vergeudetet<br />

werden, bleiben so wirkungslos wie die routinemäßigen<br />

Denkmalbestrahlungen in den Nationalfarben<br />

jener Länder, denen der Wüstengott einen<br />

Blutzoll abverlangt hat.<br />

Es ist unmöglich vorherzusagen,<br />

welcher Moslem morgen vom<br />

Macho zum Mudschaheddin wird.<br />

Die einzige nachhaltige Maßnahme gegen Terror<br />

kann nur eine Reduktion des moslemischen Bevölkerungsanteils<br />

sein. Eine zielgerichtete Politik<br />

muss Europa zur No-go-Area für Islamismus machen.<br />

Die Religion Allahs ist mit unserer Religionsfreiheit<br />

ebenso wenig vereinbar wie die Burka mit<br />

unserer Lebensweise. In Angola ist der Islam verboten,<br />

in der Slowakei nicht als Glaubensgemeinschaft<br />

anerkannt. In Österreich wurde immerhin ein<br />

erster Schritt in diese Richtung getan: Auf Initiative<br />

des ÖVP-Ministers Sebastian Kurz und gegen den<br />

Widerstand der mitregierenden Sozialdemokraten<br />

beschloss die Große Koalition ein landesweites Burka-Verbot.<br />

Die islamische Gemeinschaft war durch<br />

die Bank empört – von den vermeintlich Moderaten<br />

bis zu den Salafisten. Einen Test auf die fanatische<br />

Solidarität der Mohammedaner kann jeder<br />

selbst machen, wenn er sich traut: Wer mit einem<br />

«FCK ISIS»-Shirt durch einen Moslem-Bezirk seiner<br />

Wahl geht, wird rasch bitterböse Blicke ernten, obwohl<br />

doch laut Medien der Islam «geschlossen» gegen<br />

den IS steht.<br />

Tatsächlich ist für das Burka-Verbot aber nicht<br />

Sebastian Kurz, sondern der patriotische Widerstand<br />

verantwortlich. Nur wenige Wochen vor dem<br />

Regierungsbeschluss hatten identitäre Aktivisten in<br />

Wien die 20 Meter hohe Statue Maria Theresias mit<br />

einer 40 Quadratmeter großen Burka verhüllt. Das<br />

Erbe dieser großen Frau, so die Botschaft, muss vor<br />

der Islamisierung gerettet werden. Die Umfrageerfolge<br />

der FPÖ und die aufsehenerregenden Aktionen<br />

der IB ließen dem Establishment keine andere<br />

Wahl: Um Strache zu verhindern, musste Kurz zu<br />

Strache werden. Und um das Wachstum der Identitären<br />

Bewegung zu bremsen, müssen sie unsere<br />

Forderungen umsetzen. Doch die Rechnung der Etablierten,<br />

den Widerstand auf der Straße und in den<br />

Parlamenten durch Mimikry zu bremsen, geht nicht<br />

auf. Am Ende geht man lieber «zum Schmied als<br />

zum Schmiedl», wie ein österreichisches Sprichwort<br />

lautet. Von Aktion zu Aktion und von Wahlerfolg zu<br />

Wahlerfolg werden wir die Etablierten weiter vor<br />

uns her treiben, bis sie Schritt für Schritt die Remigration<br />

und Deislamisierung umsetzen.<br />

Im November 2016 verhüllte die<br />

Identitäre Bewegung das Denkmal<br />

von Kaiserin Maria-Theresia in<br />

Wien mit einer überdimensionalen<br />

Burka. Foto: Facebook IBÖ<br />

_ Martin Sellner ist einer der<br />

Köpfe der Identitären Bewegung<br />

Österreich. Regelmäßig veröffentlicht<br />

er aktuelle Video-Ansprachen<br />

auf seinem Youtube-Kanal.<br />

65


<strong>COMPACT</strong> Kolumnen<br />

Bartels Schmäh _ Stadt, Land, Furz<br />

_ Peter Bartels ist seit 50 Jahren<br />

Journalist und war 17 Jahre bei<br />

Bild. 1974 wurde er Unterhaltungschef<br />

in der Hamburger Zentralredaktion.<br />

Von 1989 bis 1991 war<br />

er zusammen mit Hans-Hermann<br />

Tiedje Chefredakteur von Bild –<br />

als das Blatt noch fünf Millionen<br />

Auflage hatte. Im Frühjahr 2016 ist<br />

sein Buch Bild – Ex-Chefredakteur<br />

enthüllt die Wahrheit über den<br />

Niedergang einer einst großen<br />

Zeitung erschienen.<br />

Spaß im Wahl-Karneval: Hannelore<br />

Kraft, Sylvia Löhrmann und Armin<br />

Laschet während eines TV-Auftritts<br />

am 4. Mai in Köln. Foto: picture alliance<br />

/ Oliver Berg/dpa<br />

There is something rotten in the State of Denmark?<br />

Ja, Herr Shakespeare, da auch. Aber auch in<br />

Germoney stinkt es zum Himmel. Auch wenn sich<br />

die meisten immer noch nicht die Nase zuhalten.<br />

Siehe NRW-Wahl. Sie halten sich lieber Ohren, Augen<br />

und Mund zu – wie die drei Shinto-Affen; man<br />

halluziniert sich die Welt halt gerne schön. Prösterchen,<br />

auf Schalleke, Dottmund, Leipsch, Bayern.<br />

Hauptsache der Ball rollt. Rülps! Gott sei Dank gibt<br />

es die SPD-Umweltministerin Barbara Hendricks.<br />

Die riecht, was in Deutschland stinkt: Diesel. Gülle.<br />

Schweine. Rinder-Fürze. Also ran an die Quelle,<br />

ab auf die Pelle: Eine Schnüffelpolizei muss her…<br />

Nein, keine virtuelle Schnüffel-Stasi, wie der liebe<br />

SPD-Genosse, Justizminister Maas (-Männlein),<br />

sie auf Facebook, Twitter, Youtube täglich von der<br />

Leine lässt. Die SPD-Genossin will analoge Schnüffler,<br />

auch wenn sie nach Gestapo riechen. Richtige<br />

Menschen, Geruchsexperten, die den richtigen<br />

Riecher haben. Diesen kostbaren Rüssel sollen sie<br />

demnächst in bestimmte Stinke-Ecken Deutschlands<br />

stecken – «Snüffeln», wie Homunculus Gollum<br />

in Herr der Ringe. Die Dame will endlich die «unzumutbare<br />

Geruchsbelästigung nach einheitlichen<br />

Standards» bekämpfen, schrieb der offenbar letzte<br />

der einst glorreichen Bild-Reporter, Ralf Schuler,<br />

neulich in der längst rot-grünen Reste-Bild (1,5 Millionen/früher<br />

fünf Millionen).<br />

Der Ex-Ossi (Flurfunk: «Ich habe 20 Jahre DDR<br />

überlebt…») ahnt offenbar, was auf uns alle zukommt:<br />

Die Stasi hatte auf dem Höhepunkt ihres<br />

DDR-Überwachungsstaates sogar Geruchs-, also<br />

Stinkeproben von bestimmten Menschen genommen<br />

und in Weckgläsern «eingemacht», konserviert.<br />

Irre? Ach was, Nazis eben, mal braun, mal<br />

rot… Ganz so weit ist Hendricks, gelernte Lehrerin<br />

und «verheiratete» Lesbe, noch nicht ganz. Ihre<br />

«Anleitung zur Reinhaltung der Luft» ist aber auf<br />

direktem Weg zu den Stasi-Regalen mit den Einmachgläsern.<br />

Die Prüfungskommission heißt jedenfalls<br />

schon mal «Riecher-Kollektiv», wie Schuler fassungslos<br />

bis argwöhnisch schreibt.<br />

Der neue/alte Stasi-Stinkefinger steckt tatsächlich<br />

im Detail: »Die Prüfer dürfen keine alkoholischen<br />

Getränke getrunken haben (…), nicht<br />

hungrig oder durstig sein (…), keine stark gewürzten<br />

Lebensmittel mit ausgeprägtem, lang anhaltendem<br />

Nachgeschmack verzehrt haben (…).» Nach<br />

dem letzten Mampf muss – mindestens – 30 Minuten<br />

Pause sein. Also nix Pilsken, nix Curry, nix Knofi.<br />

Was DDR-Experte Schuler dann schreibt, ist kein<br />

Aprilscherz: «Prüfpersonen mit Geltungsbedürfnis,<br />

häufigem Stimmungsumschwung, Hang zu Rangordnungen<br />

sind ungeeignet.» Jawoll, Genosse Mielke!<br />

Die SPD hat in NRW auf die Fresse<br />

bekommen. Trotz Kim Jong Schulz.<br />

Und auch dies meint die Frau, bei der Gott kaum<br />

an die schöne Helena gedacht haben kann, als er sie<br />

schuf, offenbar ernst: «Der Prüfer nimmt alle zehn Sekunden<br />

eine Riechprobe und registriert das Ergebnis<br />

differenziert nach Geruchsqualität auf einem spezifischen<br />

Datenaufnahme-Bogen (…). Er beurteilt zum<br />

jeweiligen Messzeitpunkt nur den einzelnen Atemzug<br />

und nicht den während der vorausgegangenen<br />

zehn Sekunden gewonnenen Geruchseindruck.»<br />

66<br />

Geht’s noch deutscher? Ja, sozialistischer – hier:<br />

«Der Geruchsanteil ist der Quotient aus der Anzahl<br />

der positiven Riechproben und der Gesamtzahl der<br />

Riechproben während des Messzeit-Intervalls.» Ja,<br />

ja, es ist Wahl in Deutschland. Und die SPD hat im<br />

Saarland auf die Nuss, in Schleswig Holstein auf die<br />

Zwölf und in NRW auf die Fresse bekommen. Trotz<br />

Kim Jong Schulz. Der EU-Millionär hinter der Biedermann-Maske<br />

hat sich eben rumgesprochen. Vor allem,<br />

dass für ihn sogenannte Flüchtlinge wertvoller<br />

sind als Gold. Als roter Adler losgeflogen, als Suppen-Broiler<br />

auf dem Weg zur Sättigungsbeilage von<br />

Honeckers «ewiger Rache» Angela Merkel… Ist das<br />

alles an der SPD-Schnüfflerin, dem grossen Riechkolben,<br />

vorbei gegangen? Ohne, dass sie den Braten<br />

gerochen hat? Muss wohl: Stadt, Land, Furz…


Ein Hilferuf aus Syrien und ein Appell der Syrer an den Rest der Welt!<br />

Anzeige<br />

Glauben Sie nicht, was Ihnen die Mainstream-Medien<br />

über den Krieg in Syrien erzählen!<br />

■ Tagtäglich berichten die Massenmedien über den<br />

Krieg in Syrien. Zeitungen, Radio und Fernsehen schildern,<br />

wie die USA und ihre Verbündeten gegen das<br />

»verbrecherische Regime Assad« und gegen islamistische<br />

Terroristen vorgehen. Doch dies hat mit der Wirklichkeit<br />

nichts zu tun! Mark Taliano bringt mit diesem Buch<br />

die Wahrheit ans Licht. Hier lesen Sie, was Ihnen die<br />

Massenmedien verschweigen.<br />

Die Menschen in Syrien wissen, wer die<br />

wahren Terroristen sind<br />

Taliano reiste 2016 in das geschundene Land und sprach mit den Menschen,<br />

die dort leben – und er hörte ihnen zu. Nach mehr als 5 Jahren<br />

Terrorismus, der von den USA und der NATO gefördert wird, und nach<br />

mehr als 2 Jahren »befriedender« Luftangriffe der USA, die vor allem<br />

auf die zivile Infrastruktur Syriens abzielen, weiß in Syrien jeder, dass<br />

Washington hinter den Terroristen steckt.<br />

Wer den Syrien-Krieg angezettelt hat und worum<br />

es bei diesem Konflikt wirklich geht<br />

Den Syrern ist klar, dass es sich beim Oberhaupt der säkularen Regierung<br />

Syriens, dem gewählten Präsidenten Baschar al-Assad, nicht<br />

um den Dämon handelt, den die westlichen Medien präsentieren. Sie<br />

wissen zudem, dass Saudi-Arabien und Katar den IS und die Terroris-<br />

ten der al-Nusra-Front im Auftrag der USA finanzieren und ausbilden.<br />

Israel gewährt den Terroristen im Gebiet der besetzten Golanhöhen<br />

Mark Taliano: Was in Syrien<br />

tatsächlich geschieht • gebunden • 123 Seiten<br />

zahlreiche Abbildungen • Best.-Nr. 957 500 • 9.95 €<br />

Unterschlupf, und in Verbindung mit dem türkischen Oberkommando<br />

ist die NATO seit März 2011 daran beteiligt, die Rekrutierung von<br />

Dschihadisten und ihre Entsendung nach Syrien zu koordinieren. Mehr<br />

noch: Die IS-Brigaden sowohl in Syrien als auch im Irak sind in westliche<br />

Spezialeinheiten eingebunden und werden von Militärberatern<br />

unterstützt.<br />

Verstöße des Westens gegen das Völkerrecht<br />

Mark Talianos Buch führt uns vor Augen, was in Syrien wirklich<br />

geschieht. Es zeigt, weshalb die USA dieses Land destabilisieren und<br />

warum sie einen Regierungswechsel herbeiführen wollen. Ziel des<br />

Autors ist nicht zuletzt, den Menschen in Syrien eine Stimme zu<br />

geben. Deshalb beinhaltet dieses Buch zahlreiche »ungefilterte« Aus-<br />

sagen von Syrern und Berichte von Augenzeugen, die die Verbrechen<br />

der USA und die Gräueltaten ihrer Verbündeten schildern.<br />

Telefon (0 74 72) 98 06 10 • Telefax (0 74 72) 98 06 11 • info@kopp-verlag.de • www.kopp-verlag.de<br />

Jetzt bestellen! Versandkostenfreie Lieferung innerhalb Europas


Unsere SPEZIAL zu den Themen Asyl, Islam und Terror<br />

Zur Wissensvertiefung und als Argumentationshilfe<br />

Hintergrundwissen zu den<br />

brisanten Themen, die<br />

unser Land bewegen.<br />

A4, Hochglanz<br />

84 Seiten<br />

Klebebindung<br />

*inkl. MwSt zzgl. Versandkosten<br />

Je nur<br />

€ 8,80<br />

*<br />

Bestellung unter shop@compact-mail.de · FAX 03327-569 86 17 · compact-shop.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!